The Project Gutenberg eBook of Grundzüge der Paläontologie (Paläozoologie). 1. Abteilung: Invertebrata. This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: Grundzüge der Paläontologie (Paläozoologie). 1. Abteilung: Invertebrata. Author: Karl Alfred von Zittel Release date: April 16, 2023 [eBook #70567] Language: German Original publication: Germany: R. Oldenbourg, 1903 Credits: Iris Schroeder-Gehring, Peter Becker and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by The Internet Archive) *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK GRUNDZÜGE DER PALÄONTOLOGIE (PALÄOZOOLOGIE). 1. ABTEILUNG: INVERTEBRATA. *** GRUNDZÜGE DER PALÄONTOLOGIE (PALÄOZOOLOGIE) VON KARL A. VON ZITTEL, PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU MÜNCHEN. 1. ABTEILUNG: INVERTEBRATA. ZWEITE VERBESSERTE UND VERMEHRTE AUFLAGE. MIT 1405 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN ABBILDUNGEN. [Illustration: Dekoration] MÜNCHEN UND BERLIN, DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG. 1903. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. Vorwort zur ersten Auflage. Als ich mich vor zwanzig Jahren mit dem Gedanken beschäftigte, ein auf dem Boden der neueren Anschauungen stehendes Lehrbuch der Paläontologie zu schreiben, lag es zunächst in meiner Absicht, Studierenden und Freunden dieser Wissenschaft eine kurze und übersichtliche Darstellung des Inhaltes der Versteinerungskunde zu bieten. Allein der damalige Mangel eines zusammenfassenden Kompendiums und die Schwierigkeit, aus der überaus umfangreichen, vielsprachigen und ungleichwertigen Literatur das Wichtigere herauszugreifen, veranlaßte schon nach dem Erscheinen der ersten Lieferung eine Änderung des ursprünglichen Planes, und an Stelle eines Lehrbuchs entstand das 5 Bände starke Handbuch der Paläontologie. Was nun anfänglich beabsichtigt war, soll das vorliegende Werk bringen. Es folgt, wie fast alle neueren Lehrbücher der Paläontologie, der im Handbuch eingeschlagenen Methode der Darstellung und Anordnung des Stoffes; aber nur wenige Abschnitte konnten in einfachem Auszug wiedergegeben werden. Die Entwicklung der Paläontologie ist eine so rasche, daß sich seit dem Erscheinen des Handbuchs in den meisten Gruppen, namentlich bei den Wirbellosen, tiefgreifende Veränderungen vollzogen haben, welche eine vollständige Umarbeitung der betreffenden Teile erheischten, und auch bei den Wirbeltieren haben die letzten Jahre eine Anzahl wichtiger und unerwarteter Entdeckungen geliefert. Eine Hauptaufgabe der Paläontologie wird stets die Erzielung einer natürlichen, den morphologischen und phylogenetischen Erfahrungen entsprechenden Systematik bilden, derselben wurde darum auch besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Da jedoch der gebotene Raum nur eine äußerst knappe Behandlung und lediglich eine Auswahl des Wichtigeren gestattete, so wurde auf den vorhandenen Formenreichtum innerhalb der verschiedenen Gruppen häufig nur durch einfache Anführung von Namen ohne jede Beschreibung hingewiesen. Dadurch werden die Grundzüge auch für die Besitzer des Handbuchs einen gewissen Wert erhalten, indem sie wenigstens andeutungsweise die neueren Fortschritte und die jetzige Gestaltung des Systems zur Anschauung bringen. Ausführlichere phylogenetische Erörterungen mußten in Hinblick auf den beschränkten Raum ausgeschlossen werden, auch wurde auf Wiedergabe oder Aufstellung von Stammbäumen verzichtet, da deren Begründung eine Fülle von Detail beansprucht, welches hier nicht gegeben werden konnte. Da jedoch eine natürliche Systematik zugleich die Verwandtschaftsbeziehungen der Organismen zum Ausdruck bringen muß, so konnte der Stammesgeschichte durch geeignete Anordnung des Stoffes und durch kurze Andeutungen über die genetischen Beziehungen der Angehörigen verschiedener Gruppen gebührende Rechnung getragen werden. Die Versteinerungen sind in diesem Werke vorzugsweise als fossile Organismen behandelt, während ihre Bedeutung als historische Dokumente zur Altersbestimmung der Erdschichten nur in zweiter Linie Berücksichtigung finden konnte. Auf die Aufzählung oder Beschreibung einzelner geologisch wichtiger Leitfossilien wurde darum verzichtet, doch sind dieselben bei Auswahl der Abbildung nach Möglichkeit bevorzugt. Durch Verwendung des ungemein reichen Materials an Klischees aus dem Handbuch, sowie durch Herstellung einer Anzahl neuer Abbildungen, konnten die Grundzüge in ungewöhnlich reichem Maße mit Illustrationen ausgestattet werden. Der Umfang des Werkes ist dadurch allerdings, obwohl der botanische Teil ausgeschlossen wurde, in unerwünschter Weise angeschwollen; um so dankbarer muß es anerkannt werden, daß die Verlagsbuchhandlung den Preis desselben so niedrig als möglich angesetzt hat. Zu besonderem Danke bin ich auch Herrn Privatdozent Dr. ~Pompeckj~ verpflichtet, welcher mich bei Durchsicht der Korrekturbogen bereitwilligst unterstützte. ~München~ im März 1895. #Dr. Karl A. v. Zittel.# Vorwort zur zweiten Auflage. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage der »Grundzüge der Paläontologie« wurde durch meinen ehemaligen Schüler und Freund Dr. Ch. ~Eastman~ in Harvard Mass. eine englische Übersetzung oder besser Bearbeitung meines Werkes veröffentlicht. Neben einzelnen Abschnitten, welche in unveränderter Form Eingang in die englische Ausgabe fanden, wurden andere von hervorragenden amerikanischen oder englischen Spezialforschern überarbeitet und teilweise wesentlich umgestaltet. Das englische »Textbook of Palaeontology« weicht namentlich bei den Crinoideen, Bryozoen, Mollusken und Trilobiten nicht unerheblich von den deutschen Grundzügen ab und weist insbesondere in der systematischen Gruppierung des Stoffes bedeutende Änderungen auf. Auch der Umfang einzelner Abschnitte ist in der englischen Ausgabe erheblich vergrößert. Die bis jetzt erschienenen Klassen der Wirbeltiere (Fische, Amphibien, Reptilien und Vögel), welche einen zweiten Band bilden, schließen sich enger an das deutsche Original an, sind aber ebenfalls von angesehenen Forschern (A. ~Smith Woodward~, ~Williston~, ~Lucas~) überarbeitet und in mancher Hinsicht verbessert und ergänzt. In der vorliegenden zweiten Auflage der »Grundzüge« habe ich den Verbesserungen der englischen Ausgabe Rechnung getragen, jedoch in der Hauptsache an der ursprünglichen Verteilung des Stoffes und an der in Deutschland eingebürgerten systematischen Gliederung desselben festgehalten. Einzelne Abschnitte, wie die Korallen und Pelmatozoen erheischten allerdings eine vollständige Umarbeitung. Der Umfang des Buches wurde dadurch etwas vergrößert, und da eine ähnliche Überarbeitung auch bei den Wirbeltieren erforderlich ist, so erschien es rätlich, das schon in erster Auflage etwas zu dickleibige Buch in zwei Abteilungen zu zerlegen, wovon die erste die Invertebraten, die zweite die Wirbeltiere umfaßt. Jede Abteilung erhält ihr eigenes Register und bildet gewissermaßen ein selbständiges Werk. Wie bei der ersten Auflage der Grundzüge, so hatte ich mich auch bei der zweiten der freundlichen Beihilfe der Herren Dr. ~Broili~ und ~Pompeckj~ bei Durchsicht der Korrekturbogen zu erfreuen. Zu besonderem Dank bin ich ferner Frau Dr. ~Gordon-Ogilvie~ verpflichtet, welche mir ein Manuskript über die Strukturverhältnisse der Korallen zur Verfügung stellte, sowie Herrn Professor Dr. ~Pompeckj~, welcher die Abschnitte der Cephalopoden und Trilobiten mit den Ergebnissen der neuesten Forschungen in Einklang gebracht hat. ~München~ im August 1903. #Dr. Karl A. v. Zittel.# Inhalt. Seite ~Einleitung~. Begriff und Aufgabe der Paläontologie 1-16 ~Systematik~ 17 I. Stamm #Protozoa# (Urtiere) 18 Klasse #Rhizopoda# S. 18. 1. Ordnung Foraminifera S. 18. 2. Ordnung Radiolaria S. 36. II. Stamm #Coelenterata# 40 1. Unterstamm #Porifera# 40 Klasse #Spongiae# S. 41. Unterklasse ~Silicispongiae~ S. 45. 1. Ordnung Monactinellida S. 45. 2. Ordnung Tetractinellida S. 46. 3. Ordnung Lithistida S. 46. 4. Ordnung Hexactinellida S. 53. Unterklasse ~Calcispongiae~ S. 60. 1. Ordnung Pharetrones S. 61. 2. Ordnung Sycones S. 63. 2. Unterstamm #Cnidaria# 65 1. Klasse #Anthozoa# (Pflanzentiere) S. 65. 1. Unterklasse ~Zoantharia~ S. 74. 1. Ordnung Tetracoralla S. 74. 2. Ordnung Hexacoralla S. 82. 2. Unterklasse ~Alcyonaria~ S. 99. 2. Klasse #Hydrozoa# S. 109. 1. Unterklasse ~Hydromedusae~ S. 110. Ordnung Hydrocorallinae S. 110. Ordnung Tubulariae S. 111. Ordnung Campanulariae S. 114. Graptolithen S. 114. II. Unterklasse ~Acalephae~ S. 121. III. Stamm #Echinodermata# (Stachelhäuter) 123 A. #Pelmatozoa# 124 1. Klasse #Crinoidea# (Seelilien) S. 124. 1. Ordnung Larviformia S. 135. 2. Ordnung Costata S. 137. 3. Ordnung Fistulata S. 139. 4. Ordnung Camerata S. 145. 5. Ordnung Flexibilia S. 153. 6. Ordnung Articulata S. 155. 2. Klasse #Cystoidea# S. 164. 1. Ordnung Thecoidae S. 169. 2. Ordnung Carpoidae S. 170. 3. Ordnung Hydrophoridae S. 172. 3. Klasse #Blastoidea# S. 179. B. #Asterozoa# 180 1. Klasse #Ophiuroidea# S. 187. 1. Ordnung Euryaleae S. 189. 2. Ordnung Ophiureae S. 190. 2. Klasse #Asteroidea# S. 191. 1. Ordnung Encrinasteriae S. 193. 2. Ordnung Euasteriae S. 194. C. #Echinozoa# 195 1. Klasse #Echinoidea# (Seeigel) S. 195. 1. Unterklasse ~Palechinoidea~ S. 203. 1. Ordnung Cystocidarida S. 203. 2. Ordnung Bothriocidarida S. 204. 3. Ordnung Perischoechinida S. 204. 2. Unterklasse ~Euechinoidea~ S. 206. 1. Ordnung Regulares S. 206. 2. Ordnung Irregulares S. 213. A. Unterordnung Gnathostomata S. 213. B. Unterordnung Atelostomata S. 217. 2. Klasse #Holothurioidea# S. 226. IV. Stamm #Vermes# (Würmer) 227 V. Stamm #Molluscoidea# 230 1. Klasse #Bryozoa# S. 231. 1. Unterordnung Cryptostomata S. 232. 2. Unterordnung Cyclostomata S. 234. 3. Unterordnung Cheilostomata S. 237. 2. Klasse #Brachiopoda# S. 240. 1. Ordnung Inarticulata S. 250. 2. Ordnung Articulata S. 253. A. Unterordnung Aphaneropegmata S. 253. B. Unterordnung Helicopegmata S. 259. C. Unterordnung Ancistropegmata S. 265. D. Unterordnung Ancyclopegmata S. 268. VI. Stamm #Mollusca# (Weichtiere) 274 1. Klasse #Lamellibranchiata# S. 276. 1. Ordnung Anisomyaria S. 284. 2. Ordnung Homomyaria S. 297. A. Unterordnung Taxodonta S. 297. B. Unterordnung Heterodonta S. 300. C. Unterordnung Desmodonta S. 328. 2. Klasse #Scaphopoda# S. 338. 3. Klasse #Amphineura# S. 339. Ordnung Polyplacophora S. 339. 4. Klasse #Gastropoda# S. 340. A. Ordnung Prosobranchia S. 345. 1. Unterordnung Cyclobranchina S. 346. 2. Unterordnung Aspidobranchina S. 347. 3. Unterordnung Ctenobranchina S. 358. B. Ordnung Heteropoda S. 383. C. Ordnung Opisthobranchia S. 384. D. Ordnung Pteropoda S. 386. Unterordnung Thecosomata S. 388. E. Ordnung Pulmonata S. 390. 1. Unterordnung Thalassophila S. 391. 2. Unterordnung Basommatophora S. 391. 3. Unterordnung Stylommatophora S. 393. 5. Klasse #Cephalopoda# S. 398. A. Ordnung Tetrabranchiata S. 399. 1. Unterordnung Nautiloidea S. 402. 2. Unterordnung Ammonoidea S. 415. B. Ordnung Dibranchiata S. 468. 1. Unterordnung Belemnoidea S. 470. 2. Unterordnung Sepioidea S. 478. 3. Unterordnung Octopoda S. 480. VII. Stamm #Arthropoda# (Gliedertiere) 481 1. Unterstamm #Branchiata# 483 1. Klasse #Crustacea# S. 483. A. Unterklasse ~Entomostraca~ S. 484. 2. Ordnung Cirripedia S. 484. 3. Ordnung Ostracoda S. 487. 4. Ordnung Phyllopoda S. 490. 5. Ordnung Trilobitae S. 491. B. Unterklasse ~Malacostraca~ S. 514. 1. Ordnung Phyllocarida S. 514. 2. Ordnung Schizopoda S. 516. 3. Ordnung Isopoda S. 517. 4. Ordnung Amphipoda S. 518. 5. Ordnung Stomatopoda S. 518. 6. Ordnung Decapoda S. 519. A. Unterordnung Macrura S. 520. B. Unterordnung Anomura S. 523. C. Unterordnung Brachyura S. 523. 2. Klasse #Merostomata# S. 526. 1. Ordnung Gigantostraca S. 526. 2. Ordnung Xiphosura S. 530. 2. Unterstamm #Tracheata# 532 1. Klasse #Myriopoda# S. 532. 2. Klasse #Arachnoidea# S. 533. 3. Klasse #Insecta# S. 535. 1. Ordnung Aptera S. 536. 2. Ordnung Orthoptera S. 536. 3. Ordnung Neuroptera S. 538. 4. Ordnung Hemiptera S. 539. 5. Ordnung Coleoptera S. 540. 6. Ordnung Diptera S. 542. 7. Ordnung Lepidoptera S. 542. 8. Ordnung Hymenoptera S. 543. Einleitung. Begriff und Aufgabe der Paläontologie. Die #Paläontologie# oder ~Versteinerungskunde~ ist die Wissenschaft von den Versteinerungen oder die Lehre von den alten Lebewesen (+logos tôn palaiôn ontôn+). Sie beschäftigt sich mit allen Fragen, welche die Eigenschaften, die systematische Stellung, die Verwandtschaft und Abstammung, die einstige Lebensweise, die räumliche Verbreitung und die zeitliche Aufeinanderfolge jener alten Wesen betreffen, sowie mit den Folgerungen, welche sich aus diesen Untersuchungen für die Entwickelungsgeschichte der Organismen und der Erde überhaupt ergeben. Unter ~Versteinerungen~ (Fossilien, Petrefakten) versteht man diejenigen Überreste oder Spuren von Pflanzen und Tieren, welche vor Beginn der jetzigen geologischen Periode gelebt haben und in den Erdschichten erhalten blieben. Für die Zugehörigkeit eines in den Erdschichten vorkommenden organischen Überrestes zu den Versteinerungen ist in erster Linie das geologische Alter maßgebend, während dem Erhaltungszustand oder dem Umstand, ob dieselben von noch jetzt lebenden oder ausgestorbenen Arten herrühren, nur untergeordnete Bedeutung beigelegt werden darf. Wenn auch die Mehrzahl der Versteinerungen mehr oder weniger durchgreifende Veränderungen während des Fossilisationsprozesses erfahren haben und häufig durch ihre Umwandlung in mineralische Substanz den Namen Versteinerungen rechtfertigen, so können doch unter besonders günstigen Bedingungen (z. B. im gefrorenen Boden, in Bernstein, Harz, Torf) urweltliche Tiere und Pflanzen in nahezu unveränderter Form überliefert werden. Die Leichen von Mammut, Rhinozeros im sibirischen Eis, die Insekten, Spinnen und Pflanzen im Bernstein sind echte Versteinerungen, obwohl sie keine Spur von mineralischer Durchtränkung erlitten haben. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von echten Versteinerungen aus tertiären und pleistocänen Ablagerungen gehört zu noch jetzt existierenden Pflanzen oder Tierarten, während die Reste gewisser in historischer Zeit ausgestorbener Formen (¡Rhytina¡, ¡Alca¡, ¡Didus¡, $Pezophaps¡ u. a.) ebenso wenig zu den Versteinerungen gerechnet werden als alle diejenigen organischen Überreste, welche aus Ablagerungen stammen, die unter den jetzt herrschenden topographischen und klimatischen Verhältnissen gebildet wurden. Die Veränderungen, welche urweltliche Organismen durch den Fossilisationsprozess erleiden, sind teils chemischer teils mechanischer Natur.[1] Durch Umwandlung oder Zerstörung gewisser Bestandteile und durch Aufnahme fremder Stoffe tritt Verkohlung, Verwesung, Verwitterung oder Versteinerung ein. 1. Die ~Verkohlung~ ist ein unter Wasser oder bei beschränktem Zutritt von Luft erfolgender Desoxydationsprozess, welchen vorzugsweise Pflanzen durchmachen. Fossile Hölzer und sonstige Gewächse sind häufig in Torf, Lignit, Braunkohle oder Steinkohle; Blätter in ein dünnes Kohlenhäutchen umgewandelt, welches meist noch die feinste Nervatur erkennen läßt. Auch tierische, ursprünglich aus Chitin bestehende Gebilde finden sich ausnahmsweise in verkohltem Zustand (Insekten, Krustaceen, Graptolithen). 2. Die ~Verwesung~ zerstört in der Regel alle organischen Kohlenstoff- und Stickstoff-Verbindungen vollständig. Abgesehen von seltenen Ausnahmefällen hinterlassen darum die nur aus Weichteilen bestehenden Würmer, Infusorien, die schalenlosen Mollusken, die meisten Hydrozoen, viele Anthozoen, die Embryonen von Wirbeltieren keine Spuren in den Erdschichten. Auch Horn, Haare, Chitin und ähnliche Gebilde verfallen während des Fossilisationsprozesses der Vernichtung. Nur unter besonders günstigen Bedingungen (z. B. in Eis oder gefrorenem Boden) bleiben Fleisch- oder Hautgebilde nahezu unverändert oder sie erleiden in tonigen oder kalkigen Schiefern unter Aufnahme von phosphorsaurem Kalk eine Art von Versteinerung, wobei die feinen Strukturverhältnisse nur wenig verändert werden.[2] Auch die erhaltungsfähigen mineralischen Bestandteile des tierischen Körpers werden durch Verwesung ihrer organischen Beimengungen beraubt: Knochen verlieren ihren Gehalt an Fett und Leim, Schalen von Mollusken, Echinodermen, Krustaceen ihre Farbstoffe und ihr organisches Substrat. Die durch Verlust ihrer organischen Beimischungen mehr oder weniger porös gewordenen Hartgebilde verfallen später durch allmähliche Auflösung auch der mineralischen Bestandteile der Verwitterung, der völligen Zerstörung oder 3. der ~Versteinerung~. Bei diesem Prozess dringen fremde, in Wasser lösliche Stoffe (vorzüglich kohlensaurer Kalk und Kieselerde, seltener Schwefeleisen, Eisenoxydhydrat und andere Substanzen) in alle ursprünglich vorhandenen oder durch Verwesung entstandenen Hohlräume ein und füllen dieselben vollständig aus. Während des Versteinerungsprozesses findet zuweilen auch eine Pseudomorphose statt, indem gewisse mineralische Bestandteile aufgelöst und durch andere Stoffe ersetzt werden. So können Kalkschalen oder Kalkskelette in Kieselerde und umgekehrt Kieselskelette (z. B. von Spongien) in Kalkspat umgewandelt werden. Füllt sich der ursprünglich von Weichteilen eingenommene Raum z. B. im Innern einer Molluskenschale oder irgend eines anderen Tierkörpers mit eingedrungenem Schlamm aus, und wird durch Verwitterung später die Schale oder Umhüllung zerstört, so entsteht ein innerer Ausguß oder ~Steinkern~, welcher in manchen Fällen, namentlich bei sehr dünnschaligen Organismen (Ammoniten, Brachiopoden, gewissen Muscheln und Krustaceen), ein getreues Abbild der ursprünglichen Form gewährt und ebenso sicher bestimmt werden kann als die Schale selbst. Nicht selten hinterlassen fossile Organismen nur die ~Abdrücke~ ihrer Schalen oder Skelette, sehr selten ihres ganzen Körpers in den Erdschichten; zuweilen wird ihre Existenz auch lediglich durch ~Fährten~ oder ~Fußspuren~ angedeutet. ~Mechanische Veränderungen~ durch Verschiebung, Biegung, Zerquetschung oder sonstige Entstellung erleiden sehr viele Versteinerungen gleichzeitig mit den sie umschließenden Gesteinen. Sie beanspruchen besondere Beachtung und müssen bei der Bestimmung fossiler Organismen sorgsam berücksichtigt werden. #Paläontologie# und #Biologie#. Obwohl die Überreste der urweltlichen, als Versteinerungen überlieferten Lebewesen nur ein unvollständiges Bild derselben gewähren, fast niemals vollständig erhalten und in der Regel mehr oder weniger verändert sind, so lassen sie sich doch insgesamt in die großen Fachwerke der zoologischen und botanischen Systeme einfügen. Sie sind trotz aller Verschiedenheiten nach denselben Grundgesetzen gebaut wie die noch jetzt existierenden Organismen und ihre Bestimmung erfordert stets den sorgfältigen Vergleich mit den nächstverwandten lebenden Pflanzen und Tieren. Die Methode der Untersuchung von Versteinerungen unterscheidet sich nicht von jener, welche der Zoologe oder Botaniker anwendet; allerdings verfügt der Paläontologe nur über die erhaltungsfähigen Bestandteile und muß nach Analogien mit lebenden Formen die zerstörten Weichteile im Geiste rekonstruieren. Er ist aber auch genötigt, aus den vorhandenen Resten so viel Belehrung zu ziehen, als nur immer möglich, und sieht sich darum nicht nur auf die äußerliche und makroskopische, sondern auch auf die feinere mikroskopische und histiologische Untersuchung angewiesen. In manchen Abteilungen des Pflanzen- und Tierreichs ist die Paläontologie durch ausgiebige Verwertung histiologischer Merkmale der Botanik und Zoologie vorausgeeilt und bei den Wirbeltieren ist die vergleichende Anatomie des Knochengerüstes und der sonstigen erhaltungsfähigen Hartgebilde (Zähne, Hautskelett) wesentlich durch Paläontologen (~Cuvier~, ~Owen~, ~H. v. Meyer~, ~Rütimeyer~, ~Marsh~, ~Cope~ u. a.) auf ihre jetzige Höhe gebracht worden. Das schon von ~Cuvier~ mit Glück angewandte Erfahrungsgesetz der Korrelation, wonach alle Teile eines Organismus in gesetzmäßigem Zusammenhang stehen und nicht verändert werden können, ohne daß gleichzeitig alle anderen Teile eine entsprechende Umgestaltung erleiden, ist jetzt nicht nur bei den Wirbeltieren, sondern auch bei Wirbellosen und bei Pflanzen derart ausgebildet, daß häufig ein einziger Knochen, Zahn oder Hautschild, ein unansehnliches Fragment eines Gehäuses, eine Schale, ein Skelettfragment, ein Zweig, Stammstück u. s. w. genügen, um uns eine ungefähre Vorstellung von dem ehemaligen Besitzer dieser Reste zu verschaffen. Die Paläontologie ist darum, soweit sie sich mit der Untersuchung und Systematik der fossilen Organismen beschäftigt, nichts anderes als ein Teil der Zoologie, vergleichenden Anatomie und Botanik und zerfällt in #Paläozoologie# und #Paläophytologie#. Sie hat das Material der beiden biologischen Disziplinen ganz erstaunlich vermehrt, zahlreiche Lücken im System ausgefüllt und unsere Kenntnis über die Mannigfaltigkeit der Organisationsverhältnisse bei Tieren und Pflanzen unendlich bereichert. In den meisten überhaupt erhaltungsfähigen Abteilungen des Tier- und Pflanzenreiches übertrifft die Zahl der fossilen Formen die der noch jetzt existierenden beträchtlich. Bei Foraminiferen, Spongien, Korallen, Echinodermen, Mollusken und Wirbeltieren, bei Gefäßkryptogamen, Cycadeen und Koniferen wäre ein natürliches System undenkbar ohne Verwertung des paläontologischen Materials; denn in einzelnen Gruppen (z. B. Brachiopoden, Cephalopoden, Reptilien, Säugetiere) übertrifft die Zahl der fossilen ausgestorbenen Formen jene der lebenden um das zehn-, hundert- oder tausendfache und dieses Verhältnis verschiebt sich immer mehr und mehr zu Gunsten der Paläontologie, da fast täglich in den verschiedensten Teilen der Erde neue Fundstätten von Versteinerungen entdeckt werden. #Paläontologie# und #Geologie#. Obwohl die Versteinerungskunde als biologische Wissenschaft sich nicht wesentlich von Botanik und Zoologie unterscheidet, so steht sie doch auch in ebenso innigem Zusammenhang mit Geologie und ist von jeher von Geologen nicht minder gepflegt worden als von Biologen. Das Material wird ihr fast ausschließlich durch Geologen geliefert, denn die Versteinerungen finden sich in den geschichteten Gesteinen der Erdkruste und zwar enthalten die ursprünglich als Sedimente im Wasser entstandenen oder die auf dem Festland durch Verwitterung und äolische Einflüsse gebildeten Gesteine keineswegs dieselben fossilen Überreste, sondern jeder Schichtenkomplex, ja häufig jede einzelne Gesteinsbank ist durch besondere Arten ausgezeichnet. Je älter die Gesteine, desto fremdartigeren Charakter besitzen die Versteinerungen, je jünger die Schichten, desto näher stehen die darin vorkommenden Fossilien den noch jetzt existierenden Organismen. Da nun erfahrungsgemäß Ablagerungen von gleichem Alter auch identische oder doch ähnliche Versteinerungen enthalten, wenn sie unter ähnlichen äußeren Bedingungen (z. B. im Meer oder im Süßwasser) entstanden sind, so liefern die Versteinerungen neben der durch die Aufeinanderlagerung festgestellten Reihenfolge das sicherste Hilfsmittel zur Erkennung gleichaltriger Schichtgesteine. Durch das Studium der aus gleichzeitig entstandenen Gesteinen stammenden Fossilien lassen sich schließlich die verschiedenen Paläofaunen (d. h. Tiergesellschaften) und Paläofloren, welche im Verlauf der Entwickelungsgeschichte unseres Planeten denselben bewohnt haben, rekonstruieren. Die mit Hilfe der Lagerung und der charakteristischen Versteinerungen (Leitfossilien) chronologisch geordneten Schichtgesteine werden wieder in Unterabteilungen gegliedert, wovon jede einzelne durch besondere organische Überreste gekennzeichnet ist. Die historische Geologie basiert darum der Hauptsache nach auf Paläontologie. Die Gesamtmächtigkeit aller geschichteten Gesteine mit Ausschluß der ältesten kristallinischen Schiefergesteine (Gneis, Glimmerschiefer, Phyllit u. s. w.), denen organische Überreste fehlen und über deren Entstehung noch mancherlei verschiedene Meinungen herrschen, beträgt ca. 20-30000 m. Zur Bildung dieses gewaltigen Schichtenkomplexes war eine unermeßlich lange Zeit erforderlich, die sich freilich nicht genau berechnen läßt, weil sichere Anhaltspunkte über die Geschwindigkeit der Sedimentbildung in früheren Erdperioden fehlen, und weil sich der Beginn, die Dauer und der Abschluß geologischer Ereignisse nicht mit astronomischen Vorgängen in Verbindung bringen lassen. Da jedoch die Erde ehemals von ganz anderen Geschöpfen bewohnt war, als heutzutage, da die verschiedenen Paläofloren und Paläofaunen überall in gleicher Weise aufeinander folgen, da ferner in gewissen Schichten meist zahlreiche oder auch alle Arten gleichzeitig miteinander erscheinen und gleichzeitig verschwinden, so daß eine Fauna oder Flora nahezu in ihrer Gesamtheit durch die nachfolgende ersetzt wird, so ist es möglich, die geschichteten Gesteine in eine Anzahl von größeren und kleineren zeitlichen Abschnitten zu gliedern, welche von den Geologen mit verschiedenen Namen belegt werden. Der Beginn und das Ende irgend einer geologischen Periode (Gruppe, System oder Formation, Formationsabteilung, Stufe, Zone) wird in der Regel durch lokale Unterbrechungen in der Schichtenbildung bestimmt, welche durch Veränderungen in der Verteilung von Wasser und Land, durch vulkanische Eruptionen u. dgl. hervorgerufen wurden. Mit solchen Störungen fand meist auch eine Veränderung in der Flora und Fauna statt. Die gegenwärtig angenommene Einteilung der geschichteten Gesteine ist auf der Tabelle S. 6 zusammengestellt, worin allerdings nur die in den drei vorderen Reihen gebrauchten Bezeichnungen allgemeine Gültigkeit besitzen, während die letzte Kolumne lediglich auf europäische Verhältnisse Bezug hat. Die Gesteine der ~archäischen~ (oder azoischen) Gruppe haben eine Gesamtmächtigkeit von 40-60000 m. Sie gehören dem ältesten und längsten Zeitalter in der Entwickelung unserer Erde an, zeichnen sich durch schieferige und kristallinische Beschaffenheit und durch den Mangel an Versteinerungen aus. Nach der Lagerung bildet im allgemeinen ~Gneiss~ die älteste, ~Glimmerschiefer~, ~Chloritschiefer~ und ~Talkschiefer~ die mittlere, ~Phyllit~ (Urthonschiefer) die oberste Abteilung der archäischen Gruppe. Die angeblich schon in der Gneissformation vorkommenden Organismen (¡Eozoon¡) haben sich als mineralische Gebilde erwiesen. Die ~paläozoische~ oder ~primäre Gruppe~ besteht aus dem kambrischen, silurischen, devonischen, karbonischen und permischen System, wovon jedes System (Formation) wieder in mehrere Abteilungen, Stufen und Zonen zerlegt wird. Das ~kambrische~ System enthält vorherrschend Krustaceen (Trilobiten), Mollusken, Würmer, einige Pelmatozoen, Cölenteraten, Spongien und sehr undeutlich erhaltene Algen; im ~Silur~system sind alle Klassen des Tierreichs mit Ausnahme der Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere und die Flora durch Algen vertreten. Unter den Tieren herrschen wirbellose Meeresbewohner (namentlich Krustaceen, Mollusken, Echinodermen und Cölenteraten) vor, während die Wirbeltiere nur durch spärliche Reste von Fischen vertreten sind. Sämtliche Arten und fast alle Gattungen sind erloschen und gehören meist ausgestorbenen Familien oder Ordnungen an. Im ~devonischen~, ~karbonischen~ und ~permischen~ System sind im wesentlichen dieselben Abteilungen des Tierreichs, jedoch vielfach durch andere Gattungen und Familien vertreten. Im Devon entfalten die Fische eine große Mannigfaltigkeit, im Karbon beginnen die Amphibien (Stegocephalen), im Perm die Reptilien. Die Flora besteht hauptsächlich aus Gefäßkryptogamen sowie aus spärlichen Koniferen und Cycadeen. +=========+==========+==============+=================================== |#Welt-# | | | |#alter# |#Periode# | | #Epoche# |(Ära) | | | +---------+----------+--------------+----------------------------------- |#Käno-# |#Quartär-#| Alluvium |Moderne Ablagerungen |#zoische#|#System# +--------------+----------------------------------- |#Gruppe# | | Diluvium |Postglacial-Stufe | | | (Pleistocän) |Glacial- " | | | |Präglacial- " | +----------+---+----------+----------------------------------- | |#Tertiär-#| N | Pliocän |Sicilische Stufe (Sicilien) | |#System# | e | |Asti- " (Astien) | | | o +----------+----------------------------------- | | | g | Miocän |Pontische Stufe (Pontien) | | | e | |Sarmatische " (Sarmatien) | | | n | |Tortonische " (Tortonien) | | | | |Helvetische " (Helvetien) | | | | |Langhische " (Langhien) | | +---+----------+----------------------------------- | | | P | Oligocän |Aquitanische Stufe(Aquitanien) | | | a | |Tongrische " (Tongrien) | | | l +----------+----------------------------------- | | | ä | Eocän |Ligurische Stufe (Ligurien) | | | o | |Barton " (Bartonien) | | | g | |Pariser " (Lutetien) | | | e | |Soissonische " (Suessonien) | | | n | |Libysche od. | | | | | Thanet-Stufe (Thanetien) +---------+----------+---+----------+----------------------------------- |#Meso-# |#Kreide-# | Obere Kreide |Dänische Stufe (Danien) |#zoische#|#System# | |Senon- " (Senonien) |#Gruppe# | | |Turon- " (Turonien) | | | |Cenoman- " (Cenomanien) | | +--------------+----------------------------------- | | |Untere Kreide |Gault- " (Albien) | | | |Apt- u. Oregon- (Aptien, | | | | Stufe Urgonien) | | | |Barrême- " (Barrêmien) | | | |Neocom- " (Neocomien) | +----------+--------------+----------------------------------- | |#Jura-# | Oberer Jura |Tithon- u. Portland | |#System# | (Malm) | -Stufe (Portlandien) | | | |Kimmeridge-Stufe (Kimmeridgien) | | | |Oxford- " (Oxfordien) | | | |Kelloway- " (Callovien) | | +--------------+----------------------------------- | | |Mittlerer Jura|Bath- " (Bathonien) | | | (Dogger) |Bayeux- " (Bajocien) | | +--------------+----------------------------------- | | | Unterer Jura |Thouars- " (Toarcien) | | | (Lias) |Charmouth- " (Liasien) | | | |Semur- " (Sinemurien) | +----------+--------------+----------------------------------- | |#Trias-# | Obere Trias |Rhätische " (Rhätien) | |#System# | (Keuper) |Norische " (Norien) | | | |Karnische " (Karnien) | | +--------------+----------------------------------- | | |Mittlere Trias|Ladinische " | | |(Muschelkalk) |Virgloria- " (Virglorien) | | +--------------+----------------------------------- | | | Untere Trias |Werfener- " (Werfenien, | | | (Bunt. | Vosgien) | | | Sandstein) | +---------+----------+--------------+----------------------------------- |#Paläo-# |#Perm-# | Zechstein |Thüringer Stufe (Thuringien) |#zoische#|#System# | Rotliegendes |Punjab- " (Penjabien) |#Gruppe# |#(Dyas)# | |Autun- " (Autunien) | +----------+--------------+----------------------------------- | |#Karbon-# | Produktive |Ural-Moskau " (Uralien) | |#System# | Steinkohlen- | | | | Formation | | | |(Permo-Karbon)| Moskau- " (Moscovien) | | +--------------+----------------------------------- | | | Kohlenkalk |Dinant- " (Dinantien) | | | (Kulm) | | +----------+--------------+----------------------------------- | |#Devon-# | Ober-Devon |Famenn- " (Famennien) | |#System# | |Frasne- " (Frasnien) | | | |Givet- " (Givetien) | | +--------------+----------------------------------- | | | Mittel-Devon |Eifler- " (Eifelien) | | +--------------+----------------------------------- | | | Unter-Devon |Koblenz- " (Koblenzien) | | | |Gedinnische " (Gedinnien) | +----------+--------------+----------------------------------- | |#Silur-# | Obere |Ludlow- " | |#System# | Abteilung |Wenlock- " | | | |Ob. Llandovery-Stufe | | +--------------+----------------------------------- | | | Untere |Bala- oder Caradoc-Stufe | | | Abteilung |Llandeilo- " | | |(Ordovicische |Arenig- " | | | Formation) | | +----------+--------------+----------------------------------- | |#Kambri-# | Ob. Cambrium |Tremadoc- " | |#sches# | |Festiniog- " | |#System# | |Menevian- " | | #(Cam-# +--------------+----------------------------------- | | #brium)#|Unt. Cambrium |Harlech- " +---------+----------+--------------+----------------------------------- |#Archä-# |#Urschie-#| Phyllit (Urthonschiefer, |#ische# |#fer# |Glimmerschiefer, Chlorit- |#Gruppe# |#System# | schiefer etc.) | |#Gneiss-# | Gneiss. | |#System# | +---------+----------+-------------------------------------------------- Die ~mesozoische~ Gruppe enthält drei Systeme (Trias, Jura und Kreide). Zahlreiche im paläozoischen Zeitalter verbreitete Gruppen (Tetrakorallen, Graptolithen, Krinoideen, Cystoideen und Blastoideen, Brachiopoden und Trilobiten) sind entweder gänzlich oder größtenteils erloschen, andere (Cephalopoden, Lamellibranchiaten, Echiniden) durch ganz andere Genera und Familien vertreten; unter den Wirbeltieren zeichnen sich die Amphibien durch Riesenformen (¡Labyrinthodonta¡), die Reptilien durch wunderbare Mannigfaltigkeit und teilweise gigantische Größe aus. Die Vögel beginnen im oberen Jura (¡Archäopteryx¡), die Säugetiere in der obersten Trias mit kleinen, wahrscheinlich marsupialen Typen. Unter den Pflanzen herrschen in Trias und Jura noch Gefäßkryptogamen, Koniferen und Cycadeen vor; in der mittleren Kreide beginnen die Dikotyledonen. Die ~känozoische~ Gruppe besteht aus Tertiär- und Diluvial-System. Unter den Wirbellosen sind die Ammoniten, Belemniten, Rudisten und die meisten Krinoideen verschwunden, die Amphibien und Reptilien stark zurückgegangen und wie die Invertebraten nur noch durch Repräsentanten aus noch jetzt existierenden Ordnungen vertreten; dagegen gewinnen die Vögel und insbesondere die Säugetiere eine starke Verbreitung und letztere entfalten einen solchen Formenreichtum und eine so rasche Umgestaltung in den verschiedenen Abteilungen des känozoischen Zeitalters, daß sie hauptsächlich als Leitfossilien verwertet werden. In der Flora herrschen dikotyle Gewächse vor. #Paläontologie# und #physikalische Geographie#. Bilden die Versteinerungen die Grundlage der historischen Geologie, so gewähren sie auch die wichtigsten Anhaltspunkte über die Entstehung der sie umschließenden Schichten, über die Verteilung von Wasser und Land, über die klimatischen Verhältnisse und über die Gesetze der geographischen Verbreitung der Organismen in den verschiedenen urweltlichen Perioden. Aus dem Vergleich mit noch jetzt lebenden Formen läßt sich meist mit Sicherheit bestimmen, ob die in einem Gesteinskomplex vorkommenden Versteinerungen von Land-, Süßwasser-, Brackwasser- oder Meeresbewohnern herrühren. Daraus ergeben sich die Bedingungen, unter denen die betreffende Ablagerung entstanden ist. Aus der Verbreitung von marinen oder Süßwasserschichten läßt sich die Verteilung von Wasser und Land in früheren geologischen Perioden ermitteln; Tiefseegebilde können nach ihren fossilen Organismen leicht von Seichtwasser- oder Litoralablagerungen unterschieden werden und auch über die klimatischen Verhältnisse früherer Perioden gewähren die Versteinerungen zuverlässige Andeutungen. Die üppige und gleichförmige Kryptogamenflora der Steinkohlenformation in den verschiedensten Teilen der Erde spricht für ein feuchtwarmes und wenig nach Zonen differenziertes Klima der damaligen Zeit; das Vorkommen von dikotylen Pflanzen von tropischem Habitus in Kreide- und Tertiär-Ablagerungen Grönlands oder von paläozoischen Korallenriffen in hohen Breiten beweist ebenso sicher ein milderes Klima und eine höhere Temperatur des Meerwassers in früheren Erdperioden, wie die Reste von Renntier, Lemming, Moschusochs, Eisfuchs u. a. in diluvialen Ablagerungen Mitteleuropas für eine Eiszeit mit niedriger Jahrestemperatur Zeugnis ablegen. Die geographische Verbreitung der urweltlichen Organismen zeigt, daß die heutigen tier- und pflanzengeographischen Reiche und Provinzen zum Teil schon in der Tertiärzeit existierten, und daß dieselben Gesetze die Verbreitung der Lebewesen heute und in der Vergangenheit beeinflußten. In den meisten Fällen erweisen sich die Angehörigen der jetzigen Flora und Fauna augenscheinlich als Nachkommen ausgestorbener Formen, die in demselben Verbreitungsgebiet gelebt haben. So schließen sich z. B. die fossilen Säugetiere, Vögel und Reptilien der Diluvialzeit in Europa, Asien, Australien, Nord- und Südamerika aufs engste an die noch jetzt in den betreffenden Weltteilen existierenden Formen an. Australien und Süd-Amerika waren schon in der Diluvialzeit die Urheimat der Beuteltiere und Edentaten und Europa, Nordasien und Nord-Amerika bildeten in der Tertiärzeit ein einheitliches tiergeographisches Reich, das die Ahnen der Säugetiere der nördlichen Hemisphäre beherbergte. Ein Verständnis der Propagationsbedingungen unserer heutigen Pflanzen- und Tierwelt wäre ohne Kenntnis der Verbreitung der fossilen Vorläufer ganz undenkbar. Für die Beurteilung der Verteilung von Festland und Meer, der klimatischen Bedingungen, Meeresströmungen u. s. w. in früheren Erdperioden liefert die Verbreitung der fossilen Organismen ebenfalls wichtige Anhaltspunkte. #Paläontologie# und #Embryologie# (~Ontogenie~). Die Entwickelungsgeschichte der jetzt lebenden Pflanzen- und Tierarten von ihren ersten Anfängen bis zum reifen Zustand und endlichen Absterben bildet die Aufgabe der Embryologie oder Ontogenie. Die embryologischen Untersuchungen nehmen gegenwärtig die Aufmerksamkeit der Botaniker und Zoologen ganz besonders in Anspruch und üben auf die Entwickelung dieser Wissenschaften und namentlich auch auf die Systematik einen maßgebenden Einfluß aus. Die Thatsache, daß sich die Entwickelung sämtlicher Individuen, Arten und Gattungen einer größeren Gruppe von Tieren und Pflanzen wenigstens in den frühesten Stadien in gleichen Bahnen bewegt, und daß innerhalb einer ganzen Ordnung und Klasse sämtliche Embryonen bis zu einer gewissen Entwickelungsstufe einander so ähnlich bleiben, daß sie häufig kaum unterschieden werden können, hat unerwartete Verwandtschaftsbeziehungen von Formen klar gelegt, welche im reifen Zustand außerordentlich verschieden sind. Die früher für beschalte Mollusken gehaltenen Cirrhipeden gehen z. B. aus derselben Nauplius-Larve hervor wie die Copepoden, Phyllopoden und Ostrakoden, obwohl die ausgewachsenen Vertreter dieser Krustaceen-Ordnungen nur geringe Ähnlichkeit miteinander besitzen. Auch die Embryonen sämtlicher Wirbeltiere lassen sich in den frühesten Stadien schwer voneinander unterscheiden und gewinnen erst nach und nach die jede Klasse und Ordnung auszeichnenden Merkmale. Für die Paläontologie haben die Resultate der embryologischen Forschung eine große Wichtigkeit erlangt. Man findet zahlreiche fossile Formen, welche verglichen mit ihren lebenden Verwandten embryonale oder doch sehr jugendliche Merkmale zur Schau tragen. Beispiele von solchen persistenten »~Embryonaltypen~« sind am häufigsten unter den Wirbeltieren zu finden, weil hier das Skelett schon frühzeitig erhaltungsfähig wird und darum die Jugendzustände lebender Formen mit ausgewachsenen fossilen leicht verglichen werden könnten. Die Erfahrung zeigt nun, daß die meisten fossilen Fische und Amphibien der ältesten Formationen in Bezug auf Ausbildung der Wirbelsäule zeitlebens im embryonalen Zustand verharrten und es nur zur Verknorpelung oder zu einer unvollständigen Verknöcherung derselben brachten. Die paläozoischen Amphibien (Stegocephalen) atmeten wahrscheinlich das ganze Leben hindurch mit Kiemen und Lungen, während die meisten lebenden Amphibien die Kiemen schon frühzeitig verlieren und sich lediglich der Lungen zur Respiration bedienen. Bei vielen fossilen Reptilien und Säugetieren bleiben gewisse Einrichtungen des Skelettbaues, welche bei verwandten lebenden Formen nur im Embryonalzustande durchlaufen werden, persistent. So stimmt die Form und Zusammensetzung des Schädels bei den meisten älteren fossilen Reptilien und Säugetieren mit Embryonen ihrer recenten Verwandten überein; die ältesten fossilen Paarhufer haben alle vollkommen getrennte Mittelhand- und Mittelfußknochen, während diese Trennung bei den lebenden Wiederkäuern nur im Embryonalzustand vorkommt, und frühzeitig eine Verschmelzung der beiden mittleren Knochen und eine Verkümmerung der seitlichen eintritt. Auch unter den Wirbellosen gehören fossile Embryonaltypen keineswegs zu den seltenen Erscheinungen. Die paläozoischen Belinuriden entsprechen den jugendlichen Larven des lebenden ¡Limulus¡, viele fossile Seeigel besitzen lineare Ambulacra, während ihre lebenden Verwandten durch petaloide Ambulacra ausgezeichnet sind und die linearen nur vorübergehend im Jugendzustand aufweisen. Viele fossile Krinoideen lassen sich mit Jugendzuständen der lebenden Gattung ¡Antedon¡ vergleichen. Nach ~Jackson~ gleichen gewisse paläozoische Molluskengattungen in ihren Merkmalen frühen Jugendzuständen der lebenden Austern und Kammmuscheln. Auch die sogenannten fossilen ~Mischformen~ (Kollektivtypen), welche in ein und derselben Form Merkmale vereinigen, die bei lebenden oder geologisch jüngeren Verwandten auf verschiedene Gattungen oder Familien verteilt erscheinen, sind eigentlich nichts anderes als vorgeschrittenere Jugendformen, welche aber die endgültige Differenzierung noch nicht erreicht haben. Die Kollektivtypen gehen den spezialisierteren Formen stets voraus; niemals vereinigen sich dagegen ursprünglich getrennte Merkmale geologisch älterer Formen wieder in irgend einer jüngeren Art oder Gattung. Die Trilobiten, die Amphibien und Reptilien des paläozoischen und mesozoischen Zeitalters, die Säugetiere der älteren Tertiärzeit u. s. w. fallen fast ohne Ausnahme in die Kategorie der Kollektivtypen. Bei den Wirbeltieren, namentlich bei den ¡Mammalia¡, lassen sich die zeitlich aufeinander folgenden Gattungen gewisser Abteilungen (Huftiere, Raubtiere) mit successiven Entwickelungsstadien ihrer lebenden Verwandten vergleichen, so daß gewissermaßen die Entwickelungsgeschichte oder Ontogenie eines lebenden Individuums durch eine chronologische Reihe verwandter fossiler Formen bestätigt wird. Diese Erfahrung bildet eine gewichtige Stütze für den schon von Geoffroy ~St.-Hilaire~, ~Serres~, ~Meckel~, Fr. ~Müller~ in verschiedener Weise ausgesprochenen und neuerdings von ~Haeckel~ als »~biogenetisches Grundgesetz~« genauer formulirten Satz, wonach die Entwickelungsgeschichte (Ontogenie) des Individuums nur eine kurze und vereinfachte Wiederholung (Recapitulation) des langsamen (und vielleicht im Verlauf von Jahrtausenden erfolgten) Entwickelungsganges der Art und des ganzen Stammes darstellt. Das biogenetische Grundgesetz ist neuerdings vielfach mit Erfolg nicht nur bei Wirbeltieren, sondern auch bei Wirbellosen und zwar sogar bei völlig erloschenen Formen verwertet worden. Bei den Ammoniten z. B. unterscheiden sich die ersten (innersten) Windungen stets durch einfachere Suturlinien und abweichende Verzierung von den späteren Umgängen. Dieselben entsprechen sehr häufig geologisch älteren Formen, ja man weiß, daß alle Ammonshörner in ihrer Jugend ein Stadium durchlaufen haben, welches wenigstens in Bezug auf die Kammerung der Schale den paläozoischen Goniatiten entspricht. Ein Vergleich der inneren Windungen eines Ammoniten mit der entsprechenden Goniatitenform oder auch mit anderen älteren Ammoniten enthüllt meist Verwandtschaftsbeziehungen, die auf anderem Weg nicht zu ermitteln sind. Bei den Brachiopoden hat ~Beecher~ gezeigt, daß fast jedem Stadium in der Ausbildung der Armgerüste einer lebenden Form irgend eine fossile Gattung entspricht, und daß die zeitliche Aufeinanderfolge der letzteren auch mit den sukzessiven Entwickelungsstadien bis zu einem gewissen Grade korrespondiert. Von besonderer Bedeutung ist das Verhältnis der mit sogenannten ~rudimentären Organen~ ausgestatteten lebenden Formen zu verwandten fossilen Vorläufern. Als rudimentäre Organe bezeichnet man Gebilde (z. B. Extremitäten, Teile von Extremitäten, Sinnes-, Respirations-, Verdauungs- oder Fortpflanzungs-Organe), welche zwar noch durch verkümmerte Reste angedeutet, jedoch nicht mehr zur Funktion befähigt sind und dadurch für den Organismus jeden physiologischen Wert eingebüßt haben. In der Regel sind die rudimentären Organe im embryonalen Zustand entweder normal oder doch vollkommener ausgebildet als an ausgewachsenen Individuen, so daß also die Verkümmerung durch eine sogenannte ~regressive~ oder ~rückschreitende~ Entwickelung stattfindet. Besitzen lebende Formen mit rudimentären Organen fossile Verwandte, so zeichnen sich letztere fast immer durch vollständige Ausbildung der betreffenden Organe aus. Die seitlichen Mittelhand- und Mittelfußknochen beim Pferd und bei den meisten Wiederkäuern sind z. B. nur durch rudimentäre »Griffelbeine« angedeutet, bei den Embryonen dagegen weit vollständiger entwickelt und bei den älteren fossilen verwandten Formen sogar als normale Knochen ausgebildet, welche wie die mittleren Metapodien Zehen tragen und als Stütz- und Bewegungsorgane funktionieren. Die Handwurzel- und Mittelhandknochen der Vögel befinden sich im Vergleich zu den Embryonen in regressiver Entwickelung; beim ältesten Vogel (¡Archäopteryx¡) zeigen die entsprechenden Knochen eine das Embryonalstadium lebender Vögel noch übertreffende Ausbildung. Die Vögel haben ihre Zähne wahrscheinlich durch regressive Entwickelung verloren und nur bei einzelnen Formen (Papageie, Sterna, Struthio) beobachtet man im Embryonalzustand noch die Anlage einer Zahnleiste. Bei allen bis jetzt bekannten mesozoischen Vögeln finden sich wohl ausgebildete und zeitlebens funktionierende Zähne. In gleicher Weise beobachtet man, daß die Bartenwale im Embryonalstadium Zähne besitzen, welche später verschwinden; die älteren fossilen Cetaceen sind ausnahmslos mit persistenten Zähnen ausgestattet. Weitere Beispiele ließen sich in großer Menge bei Wirbeltieren und Wirbellosen anführen. Das biogenetische Grundgesetz wird nicht selten dadurch verschleiert, daß zwei sehr nahe verwandte Formen sich nicht in gleicher Weise entwickeln, sondern daß ein Embryo durch besondere Einflüsse zur Beschleunigung (Acceleration) seiner Ausbildung getrieben wird und dadurch gewisse Stadien entweder sehr rasch durcheilt oder auch gänzlich überspringt. Die in jedem Individuum vorhandene geschichtliche (palingenetische) Urkunde kann auf diese Weise fast unterdrückt und unkenntlich werden und dieser Prozeß der Entwickelungsfälschung (Coenogenesis) findet am häufigsten dann statt, wenn das reife Individuum einen hohen Grad von Differenzierung erreicht und der Embryo eine große Anzahl von Veränderungen durchzumachen hatte. #Paläontologie# und #Phylogenie#. Wenn embryologische Untersuchungen den Zoologen und Botaniker instand setzen, die allmähliche Ausbildung und Spezialisierung eines Organismus in seinen verschiedenen Entwickelungsstadien zu verfolgen und aus diesen Durchgangsphasen die ~Stammesgeschichte~ (Phylogenie) derselben zu rekonstruieren, so können derartige Stammbäume doch nur dann als wohl begründet gelten, wenn sie durch paläontologische Tatsachen bestätigt werden. Nur dann, wenn sich für die verschiedenen ontogenetischen Entwickelungsstadien auch die korrespondierenden fossilen Embryonal- oder Mischformen nachweisen lassen, die in der entsprechenden chronologischen Reihenfolge auftreten und als genealogische Reihe den Stammbaum der betreffenden Formen verkörpern, hat der letztere die Probe seiner Richtigkeit bestanden. Freilich ist die Paläontologie nur in wenigen Fällen imstande, dieser Anforderung zu genügen, aber eine Fülle von Tatsachen spricht für die Blutsverwandtschaft morphologisch nahestehender fossiler und lebender Organismen und für eine direkte Abstammung der jüngeren von den älteren. Die Geologie zeigt mit aller Bestimmtheit, daß die zahlreichen Floren und Faunen, welche in den Erdschichten begraben liegen, einander um so ähnlicher sind, je näher sie sich im Alter stehen. Sehr häufig wiederholen sich in einer jüngeren Schicht viele der in der unmittelbar vorhergehenden Ablagerung vorkommenden Arten und Gattungen mit nur geringen Abweichungen, so daß sich der Gedanke einer stattgehabten Umwandlung oder Umprägung der älteren Formen unwillkürlich aufdrängt und sich die jüngere Flora oder Fauna offenbar als die Tochter der vorhergehenden kundgibt. Einen schwerwiegenden Beweis für die Transmutationsfähigkeit und Veränderlichkeit organischer Formen liefern auch die fossilen »Formenreihen«, wovon trotz der Unvollständigkeit der paläontologischen Urkunden doch eine beträchtliche Menge nachgewiesen ist. Man versteht darunter eine größere oder kleinere Anzahl ähnlicher Formen, welche in mehreren aufeinanderfolgenden Ablagerungen vorkommen und eine durch keine nennenswerte Lücke unterbrochene morphologische Serie darstellen. Zuweilen weichen die in einer jüngeren Schicht vorkommenden Individuen von denen der vorhergehenden durch so geringfügige Unterschiede ab, daß sie kaum den Rang einer Varietät beanspruchen können. Folgen jedoch zahlreiche derartige »Mutationen« aufeinander, so entfernen sie sich schließlich so weit von ihrem Ausgangspunkt, daß die Endglieder als selbständige Arten oder Gattungen betrachtet werden. Die besten und zahlreichsten Formenreihen finden sich natürlich bei den durch günstige Erhaltungsbedingungen ausgezeichneten beschalten Mollusken, Brachiopoden, Echiniden, Korallen und bei den Wirbeltieren. Unter den Mollusken bieten insbesondere die Ammoniten enggeschlossene Formenreihen; bei den Wirbeltieren erfolgte die Umwandlung rascher als bei den Wirbellosen, so daß die einzelnen aufeinanderfolgenden Glieder einer Formenreihe meist schon so verschieden geworden sind, daß sie als besondere Gattungen angesehen werden. Je mehr sich das paläontologische Material vergrößert, desto zahlreicher und vollständiger werden die Formenreihen. Mit Zunahme der fossilen Übergangsformen vermehrt sich aber auch die Schwierigkeit der Feststellung des #Artbegriffes#. Gingen die älteren Systematiker der ~Linné~schen und ~Cuvier~schen Schule von der Voraussetzung aus, daß jede Spezies mit einer bestimmten Summe unveränderlicher Merkmale erschaffen worden und keiner wesentlichen Veränderung fähig sei, so betrachten die Anhänger der ~Descendenz-~, ~Evolutions-~ oder ~Transmutationstheorie~ die Varietäten, Arten, Untergattungen, Gattungen, Familien, Ordnungen, Klassen und Stämme lediglich als Abstraktionen von vorübergehendem, dem Stand unserer jeweiligen Kenntnis entsprechendem Wert, indem sie annehmen, daß alle organischen Formen sich durch allmähliche Umwandlung aus einer einzigen Urzelle oder aus einer kleinen Anzahl von Urtypen im Laufe der Zeit entwickelt haben. Nach der ~Linné~-~Cuvier~schen Schule gehören zu einer Art alle diejenigen Individuen, welche voneinander oder von gemeinsamen Eltern abstammen, und welche letzteren ebenso ähnlich sind, als sie sich untereinander gleichen. Die Angehörigen ein und derselben Spezies sind miteinander fruchtbar, während verschiedene Arten sich in der Regel gar nicht paaren oder meist unfruchtbare Bastarde hervorbringen. In der Descendenzlehre gibt es keine scharfe Begrenzung der Spezies; man rechnet zu ein und derselben Art ~alle Individuen, welche eine Anzahl beständiger Merkmale gemein haben und nicht durch allseitige Übergänge mit benachbarten Gruppen verbunden sind~. Diese Definition ist freilich verschiedener Auslegung fähig, und da die direkte Abstammung der zu einer Spezies gerechneten Individuen nicht immer (in der Paläontologie niemals) durch das Experiment erprobt werden kann, so besteht unter den Systematikern äußerst selten völlige Übereinstimmung über die Abgrenzung von Arten, Gattungen, Familien u. s. f. Für die Unveränderlichkeit der Spezies bildete ~Cuviers~ Kataklysmentheorie eine wesentliche Stütze. Dieselbe behauptete, jede Erdperiode sei durch eine besondere nur ihr eigentümliche Pflanzen- und Tierwelt charakterisiert gewesen; keine Spezies sei zwei aufeinander folgenden Perioden gemeinsam; jede Periode sei durch gewaltige Umwälzungen (Kataklysmen) beendigt und dabei die gesamte organische Welt vernichtet worden; auf dem neu gebildeten Boden seien dann jeweils durch einen besonderen Schöpfungsakt neue Pflanzen und Tiere geschaffen worden, die mit den vorher existierenden und später kommenden in keinerlei Zusammenhang stünden. Die ~Cuvier~sche Kataklysmentheorie kann heute für vollständig überwunden gelten, nachdem die moderne Geologie unter Führung Ch. ~Lyells~ nachgewiesen hat, daß die Entwickelung der Erde ganz allmählich von statten ging, daß dieselben Kräfte und Gesetze, welche heute die Welt regieren und die Entwickelung der Erde bedingen, auch in früheren Perioden geherrscht haben, und daß die einzelnen Erdperioden keineswegs scharf geschieden, sondern durch vielfache Übergänge miteinander verbunden seien. Die schon im Jahre 1802 von J. B. ~Lamarck~ und ~Geoffroy St.-Hilaire~ aufgestellte und von ~Goethe~, ~Oken~, ~Meckel~ in Deutschland verteidigte Abstammungslehre der organischen Wesen gewann darum immer mehr Anhänger, wurde jedoch erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts durch Ch. ~Darwin~ und dessen Anhänger zur allgemeinen Geltung gebracht. Die Paläontologie liefert, wie bereits erwähnt, zahlreiche und sehr gewichtige Beweise zu Gunsten der Abstammungslehre. Die Formenreihen, welche sich häufig durch mehrere Formationen hindurch verfolgen lassen, das Vorkommen von Embryonal- und Mischtypen, die Parallele von Ontogenie mit der chronologischen Aufeinanderfolge verwandter fossiler Formen, die Ähnlichkeit im Alter nahestehender fossiler Floren und Faunen, die Übereinstimmung der geographischen Verbreitung der jetzigen Organismen mit ihren fossilen Vorläufern und mancherlei andere Tatsachen lassen sich nur begreifen durch die Abstammungslehre. Als ~Ursache~ der Veränderung und Umwandlung der Organismen hatte ~Lamarck~ in erster Linie die Übung oder den Nichtgebrauch der Organe, dann den Einfluß wechselnder Existenzbedingungen und endlich einen jedem Organismus innewohnenden Trieb nach Veränderung und Vervollkommnung betont. Die erworbenen Merkmale werden nach ~Lamarck~ durch Vererbung auf die Nachkommen überliefert und befestigt. ~Geoffroy St.-Hilaire~ stand im wesentlichen auf demselben Standpunkt, schrieb jedoch den äußeren Lebensbedingungen den Haupteinfluß auf die Umänderung der Arten zu. Die ~Darwin~sche Selektionstheorie stützt sich auf die jedem Organismus eigentümliche Fähigkeit, seine von den Eltern übernommenen Merkmale auf die Nachkommen zu vererben und sich gleichzeitig besonderen Lebensbedingungen anzupassen und sich dadurch zu verändern. Indem im Kampf ums Dasein nur jeweils die anpassungsfähigsten und mit den günstigsten Eigenschaften ausgestatteten Individuen der Vernichtung entgehen, trifft die Natur, nach ~Darwin~, beständig eine Auslese und sucht die dem Organismus nützlichen Eigentümlichkeiten von Generation zu Generation zu steigern und zu verbessern. Durch die Häufung ursprünglich sehr bedeutender aber nützlicher Eigentümlichkeiten, bei fortgesetzter Vererbung von Generation zu Generation entstehen anfänglich differente Varietäten, später Arten und endlich Gattungen, Familien und Ordnungen. Das zoologische oder botanische System ist darum nach ~Darwin~ nur der Ausdruck der auf Abstammung begründeten weiteren oder engeren Blutsverwandtschaft der verschiedenen organischen Formen. ~Darwins~ Erklärung der Artbildung durch natürliche Auslese (Zuchtwahl) fand in ~Wallace~, ~Huxley~, E. ~Haeckel~ u. a. begeisterte und geistvolle Anhänger, wurde aber von anderen heftig bekämpft. M. ~Wagner~ sah in der freien Kreuzung ein unüberwindliches Hindernis für das Aufkommen von Abänderungen und hielt die am häufigsten durch Migration eintretende Isolierung weniger Individuen für ein notwendiges Erfordernis jeder beginnenden Variation oder Artenbildung. ~Bronn~, ~Nägeli~, A. ~Braun~ erheben gegen das ~Darwin~sche Prinzip der Auslese den Einwurf, daß viele Organe für ihren Besitzer nutzlos seien und darum auch nicht durch die auf dem Nützlichkeitsprinzip begründete natürliche Zuchtwahl hervorgerufen oder beeinflußt sein könnten. ~Nägeli~ nimmt an, daß neben der natürlichen Zuchtwahl noch eine jedem Organismus innewohnende Tendenz nach Vervollkommnung die Gestaltung der morphologischen Charaktere bedinge. Jede durch äußere oder innere Einflüsse hervorgerufene Abänderung bedeute zugleich eine Differenzierung, eine größere Arbeitsteilung und damit einen Fortschritt. In ähnlicher Weise wie ~Nägeli~ suchte ~Weismann~ die ~Darwin~sche Selektionstheorie durch die Hypothese der Kontinuität des Keimplasma zu ergänzen. Nach ~Weismann~ enthält das Keimplasma die Fähigkeit zur Hervorbringung aller dem Organismus nützlichen Veränderungen. Nur was in dem Protoplasma und in den Sexualzellen als Keimanlage vorhanden ist, kann nach ~Weismann~ auf die Nachkommen übertragen und durch Zuchtwahl weiter ausgebildet werden. Die Kontinuität, d. h. die stete Übertragung eines Teiles des Keimplasma von Eltern auf Nachkommen, bildet somit eine notwendige Voraussetzung der Abstammungslehre. Im Gegensatz zu ~Weismann~, welcher den äußeren Lebensbedingungen nur geringe Bedeutung für die Umwandlung der Organismen einräumt und insbesondere auch die Vererbung neu erworbener Merkmale bestreitet, knüpft die Schule der »Neo-Lamarckianer« unter der Führung von Herb. ~Spencer~, ~Cope~, ~Hyatt~, ~Osborn~, ~Semper~, ~Claus~, ~Roux~ u. a. wieder mehr und mehr an die ~Lamarck~schen Ideen an und schreibt dem Gebrauch oder Nichtgebrauch sowie den äußeren Einflüssen eine wesentliche Einwirkung auf die Umgestaltung der Lebewesen zu. Während ~Semper~, ~Locard~, ~Clessin~ an zahlreichen Beispielen den Einfluß der äußeren Lebensbedingungen auf die Umgestaltung von Mollusken nachzuweisen suchen und ~Schmankewitz~ bei ¡Artemia¡ in drastischer Weise die Abänderung durch verschiedenartige Zusammensetzung des Wassers, worin diese Krustaceengattung lebt, hervorrief, betonten ~Cope~, ~Osborn~, ~Roux~ u. a. hauptsächlich den Einfluß von Gebrauch oder Nichtgebrauch und reichlicher oder mangelhafter Ernährung. Gebrauch und günstige Ernährung befördern die Entwickelung eines Organes, mechanische Einwirkungen verleihen ihm seine Form. Da gleiche Ursachen nicht nur in der unbelebten Welt sondern auch bei organischen Wesen gleiche Wirkungen hervorrufen, so kehren ähnliche Formen der Organbildung allerdings bei sehr verschiedenartigen Tieren und Pflanzen wieder, wenn sie gleichen äußeren Einflüssen und namentlich gleichen mechanischen Einwirkungen ausgesetzt wurden. Daraus erklärten sich leicht die sogenannten ~Konvergenzerscheinungen~, welche durchaus nicht durch Verwandtschaft erklärt werden dürfen. Die Ähnlichkeit der Extremitäten von Fischen, von Ichthyosauren und Walen oder der hochbeinigen Wiederkäuer (Pferde, Elefanten, Raubtiere) beruht ebenso auf Anpassung auf äußere Lebensbedingungen und Gebrauch wie die Übereinstimmung der Brustbeine bei Fledermäusen, Vögeln und Pterosauriern, wie die spindelförmige Körpergestalt der meisten im Wasser lebenden und freischwimmenden Fische, Reptilien und Säugetiere oder wie die Ähnlichkeit des Gebisses der Beuteltiere mit verschiedenen Ordnungen der Placentalia. Es sind Konvergenzerscheinungen, wodurch zuweilen zwei grundverschiedene Formen ähnliche äußere Gestalt oder ähnlich ausgebildete Organe erhalten. Die »~Kinetogenese~«, d. h. die allmähliche Umgestaltung des inneren Skelettes und namentlich der Extremitäten und des Schädels der Säugetiere, wurde von ~Cope~ in geistvoller Weise durch Gebrauch, Ernährung und mechanische Einwirkungen erklärt und die einzelnen Entwickelungsstadien vieler Formenreihen an fossilen Gattungen nachgewiesen. #Lebensdauer# und #Aussterben#. Erfahrungsgemäß verhalten sich die verschiedenen Organismen keineswegs gleichartig gegen die Impulse der Außenwelt. Manche Gattungen überdauern nahezu unverändert verschiedene Formationen (Foraminiferen, ¡Cidaris¡, ¡Nautilus¡, ¡Lingula¡, ¡Terebratula¡, Insektenfresser) und stehen als ~persistente~ oder ~konservative Typen~ den ~variabeln~ Typen gegenüber, welche nach ihrem erstmaligen Erscheinen sich rasch verändern, einen großen Formenreichtum entfalten und gewissermaßen nach allen Seiten Äste und Zweige aussenden, aber nach verhältnismäßig kurzer Blüteperiode wieder aussterben (Nummuliten, Graptolithen, Cystoideen, Blastoideen, ¡Tetracoralla¡, ¡Palechinoidea¡, ¡Trilobitae¡, ¡Rudistae¡, ¡Ichthyosauria¡, ¡Pterosauria¡, ¡Dinosauria¡, ¡Amblypoda¡, ¡Toxodontia¡ etc.) oder aber in ungeschwächter Kraft bis in die Jetztzeit fortdauern (¡Spatangidae¡, ¡Clypeastridae¡, viele Land und Süßwasser bewohnende Mollusken, Brachyuren, Eidechsen, Schlangen, Wiederkäuer, Affen). Nicht selten gehen anfänglich variable Typen allmählich in persistente über; ihre Umbildungsfähigkeit vermindert sich, sie werden spröde, verlieren die Fähigkeit neue Varietäten, Arten und Gattungen zu bilden, und erhalten sich, indem ihre weniger dauerhaften Verwandten nach und nach aussterben, als isolierte altertümliche Reliquien (¡Pentacrinus¡, ¡Tapirus¡, ¡Equus¡ etc.) inmitten einer später entstandenen Umgebung. Eine einseitige Ausbildung in gewisser Richtung, übermäßige Größe, außerordentliche (hypertrophische) Ausbildung oder allzu große Differenzierung gewisser Organe pflegt dem Träger in der Regel verderblich zu sein und führt meist seinen ~Untergang~ herbei. So dürften viele hoch differenzierte Gruppen (¡Dinosauria¡, ¡Pterosauria¡, ¡Amblypoda¡, ¡Toxodontia¡ etc.) erloschen sein, weil eine weitere Ausbildung ihres Körpers in einer bestimmten, eingeschlagenen Richtung nicht mehr möglich war. Persistente Typen bringen innerhalb einer geologischen Periode selten eine größere Artenzahl hervor, sehr rasch aufstrebende variable Typen verfallen meist einer baldigen Vernichtung, während langsam und stetig zunehmende Gruppen in ihrer soliden Entwickelung in der Regel auch die Garantie einer langen Existenz besitzen. Für das ~Aussterben~ vieler Pflanzen (Sigillarien, Lepidodendren, Farne etc.) und Tiere (Blastoideen, Tetrakorallen, Trilobiten, Ammoniten, Rudisten, Ichthyosaurier) früherer Erdperioden fehlt vorläufig jede Erklärung. Änderungen in den äußeren Existenzbedingungen, namentlich in der Verteilung von Wasser und Land, im Klima, im Salzgehalt des Wassers, vulkanische Eruptionen, verminderte Nahrung, Ausrottung durch überlegene Feinde mögen in vielen Fällen zur Vernichtung vorhandener Formen geführt haben, aber sehr häufig gebricht es auch an derartigen Anhaltspunkten, um das Verschwinden einzelner Arten oder ganzer Gruppen von Organismen verständlich zu machen. In manchen Fällen scheint lediglich ~Senilität~ den Untergang gewisser Formen verursacht zu haben. Sehr alte Stämme gehören meist zu den persistenten und artenarmen Typen. Sie scheinen die Propagationsfähigkeit eingebüßt zu haben und befinden sich, wie das dem Erlöschen nahe Individuum, im Stadium der Altersschwäche. ~Darwin~ schreibt die Vernichtung der minder günstig ausgerüsteten Lebewesen dem Kampf ums Dasein zu; allein da nach der Selektionstheorie neue Arten äußerst langsam durch allmähliche Anhäufung vorteilhafter Merkmale entstehen und ebenso vorhandene Formen nur nach und nach durch ihre stärkeren Mitbewerber verdrängt werden, so müßte man, wenn überhaupt die paläontologische Überlieferung vollständiger wäre, in den Erdschichten alle untergegangenen Übergangsformen finden und wenigstens für gewisse, besonders erhaltungsfähige Gruppen vollständige Stammbäume konstruieren können. Wie aber die Erfahrung lehrt, halten nicht allein die meisten jetzt existierenden wild lebenden Pflanzen und Tiere mit großer Zähigkeit ihre Merkmale fest und lassen seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden kaum nennenswerte Veränderungen erkennen, sondern auch die fossilen Arten bleiben innerhalb eines geologischen Zeitabschnittes nahezu konstant. Mit dem Beginn einer neuen, meist auch durch petrographische Verschiedenheit angedeuteten Stufe oder Formationsabteilung verschwindet dagegen in der Regel gleichzeitig eine größere oder geringere Anzahl von Arten vollständig oder dieselben werden durch nahestehende, jedoch mehr oder weniger abgeänderte Verwandte ersetzt. Es gibt demnach offenbar Perioden, wo der Umwandlungsprozeß und die Vernichtung organischer Formen in besonders rascher und energischer Weise erfolgte, und zwischen diesen Umprägungsperioden liegen lange Pausen, in welchen die Arten ziemlich unverändert in bestimmten Formen verharrten. Die sprungweise Entwickelung der fossilen Pflanzen- und Tierwelt steht jedoch mit der Descendenztheorie keineswegs in Widerspruch. Die ganze belebte Schöpfung irgend eines Teiles der Erdoberfläche befindet sich normal in einem Gleichgewichtszustand, welcher aus dem fortgesetzten Ringen aller Bewohner miteinander hergestellt wurde. Zur Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts übt die Natur ein strenges Hausregiment aus. Jede Pflanze fordert eine bestimmte Bodenbeschaffenheit, Nahrung, Temperatur, Feuchtigkeit und sonstige Bedingungen für ihre Existenz; ihre Verbreitung und Zahl wird durch diese Verhältnisse in bestimmten Schranken gehalten. Sämtliche Tiere, welche sich von dieser Pflanze ernähren, hängen vollständig vom Gedeihen derselben ab; sie vermehren sich mit deren Zunahme, sie vermindern ihre Zahl mit dem Rückgang der Ernährerin. Sie beeinflußen aber auch ihrerseits die Existenz ihrer Feinde und diese stehen wieder mit so und so viel anderen Geschöpfen in ähnlicher Wechselbeziehung. Keine Form darf demnach ihre durch das Gleichgewicht gegebene Stellung überschreiten, ohne Störungen im ganzen Haushalt hervorzurufen. Wird die Flora oder Fauna irgend einer Gegend durch das Erlöschen einer Anzahl von Arten oder durch Hinzutritt fremder kräftiger Eindringlinge verändert, so wird das Gleichgewicht gestört; die leeren Plätze im ersteren Falle müssen besetzt, für die neuen Ankömmlinge im zweiten Falle auf Kosten der vorhandenen Bevölkerung Platz geschaffen werden. Erloschen demnach in einer geologischen Periode durch klimatische, orographische oder sonstige Veränderungen eine größere Anzahl von Pflanzen und Tieren, so trat eine Gleichgewichtsstörung in Fauna und Flora ein. Damit aber entbrannte der Kampf ums Dasein unter den überlebenden Formen in ungewöhnlicher Bitterkeit, die äußeren Impulse wirkten umbildend auf dieselben, bis schließlich mit der Herstellung eines neuen Gleichgewichtszustandes wieder eine Ruhepause für die Artbildung eintrat. Die ganze Entwickelung der organischen Schöpfung während der verschiedenen geologischen Perioden zeigt in sämtlichen Abteilungen des Pflanzen- und Tierreichs nicht nur eine entschiedene Annäherung an die Jetztzeit, sondern auch ein Streben nach ~Vervollkommnung~. Ist die Descendenztheorie richtig und haben sich alle Organismen von einer Urzelle oder von wenigen sehr einfach gebauten Urformen entwickelt, so bedeutet schon jede Vergrößerung und Differenzierung einen Fortschritt und führt nach und nach zur Ausbildung von mehr oder weniger spezialisierten Organen und zur physiologischen Arbeitsteilung derselben; je höher aber diese getrieben wird, je zweckmäßiger und besser jedes Organ seine Funktion verrichtet, desto vollkommener nennen wir ein Lebewesen. Die Entwickelung der Schöpfung hat sich übrigens nicht in einfacher und geradliniger Weise, sondern auf höchst komplizierten und vielfach verschlungenen Wegen vollzogen. Vervollkommnung nicht in dem Sinne, daß die einzelnen Klassen, Ordnungen und Familien in der Reihenfolge ihrer Organisationshöhe auftreten, sondern Vervollkommnung innerhalb der einzelnen Gruppen ist überall unverkennbar. Die biologischen Systeme stellen darum auch nicht das Bild einer Leiter mit zahlreichen Staffeln, sondern eines reich verästelten Baumes dar, dessen oberste Spitzen die jüngsten und meist auch die vollkommensten Formen jedes Zweiges bezeichnen. Wurzeln, Stamm und ein großer Teil der Krone des Baumes liegen in den Erdschichten begraben und nur die obersten grünen Teile, die Endglieder von Reihen weniger differenzierter Vorläufer, ragen in die heutige Schöpfung hinein. Übersicht der Stämme, Unterstämme und Klassen des Tierreiches. | 1. Rhizopoda. I. #Protozoa# | 2. Flagellata. | 3. Infusoria. | 4. Sporozoa. | ¡A. Porifera¡ . 1. Spongiae. II. #Coelenterata# | | ¡B. Cnidaria¡ | 1. Anthozoa. | 2. Hydrozoa. | 1. Crinoidea. | ¡A. Pelmatozoa¡ | 2. Cystoidea. | | 3. Blastoidea. | III. #Echinodermata# | ¡B. Asterozoa¡ | 1. Ophiuroidea. | | 2. Asteroidea. | | ¡C. Echinozoa¡ | 1. Echinoidea. | 2. Holothurioidea. | 1. Platyhelminthes. | 2. Nemathelminthes. IV. #Vermes# | 3. Gephyrea. | 4. Rotifera. | 5. Annelida. V. #Molluscoidea# | 1. Bryozoa. | 2. Brachiopoda. | 1. Lamellibranchiata. | 2. Scaphopoda. VI. #Mollusca# | 3. Amphineura. | 4. Gastropoda. | 5. Cephalopoda. | ¡A. Branchiata¡ . 1. Crustacea. | VII. #Arthropoda# | | 1. Myriopoda. | ¡B. Tracheata¡ | 2. Arachnoidea. | 3. Insecta. | 1. Pisces. | 2. Amphibia. VIII. #Vertebrata# | 3. Reptilia. | 4. Aves. | 5. Mammalia. I. Stamm. #Protozoa.# Urtiere. Die Protozoen sind einzellige, aus Sarkode (Protoplasma) bestehende Organismen von meist geringer, häufig mikroskopischer Größe ohne differenzierte Gewebe und Organe. Sie leben im Wasser oder in anderen Organismen, nehmen die Nahrung entweder an jedem beliebigen Teile der Körperoberfläche oder an einem sogenannten Zellenmund (¡Cytostom¡) auf und stoßen das Unverdauliche an irgend einer Stelle oder an dem Zellenafter (¡Cytopyge¡), wieder aus. Die kontraktile Sarkode enthält fast immer einen oder mehrere Kerne und weist sehr verschiedene Struktur und Differenzierungserscheinungen auf. Die Protozoen bewegen sich mittels Flimmern, Geißeln, Pseudopodien oder lappiger Fortsätze der Oberfläche und vermehren sich durch Knospung und Teilung, wobei häufig eine vorübergehende Verschmelzung (Konjugation) zweier Teilstücke vorkommt. Sie zerfallen in 4 Klassen: ¡Rhizopoda¡, ¡Flagellata¡, ¡Infusoria¡ und ¡Sporozoa¡ (¡Gregarina¡), wovon die erste zahlreiche fossile Überreste in den Erdschichten hinterlassen hat. 1. Klasse. #Rhizopoda.# Wurzelfüßer.[3] ~Körper aus körnchenreicher, gallertartiger Sarkode bestehend, die lappige, fingerartige oder fadenförmige Fortsätze (Pseudopodien) aussendet und wieder mit der Körpersubstanz zerfließen läßt.~ Die Rhizopoden haben ihren Namen erhalten wegen der Fähigkeit, an der Körperoberfläche Pseudopodien zu bilden, welche die Bewegung und Nahrungszufuhr vermitteln, aber noch keine konstanten Organe darstellen, sondern nach Bedürfnis entstehen und wieder verschwinden, indem sie mit der Sarkode des Körpers zusammenfließen. An den Pseudopodien bemerkt man häufig Körnchenströmung und zuweilen können dieselben miteinander zu Netzen zusammenfließen. Meistens scheiden die Rhizopoden kalkige, kieselige oder chitinöse Schalen oder kieselige Gerüste (Skelette) von höchst mannigfaltiger Gestalt aus und diese Schälchen und Gerüste können auf dem Meeresboden ausgedehnte Ablagerungen bilden und haben viele urweltliche marine Sedimentgesteine zusammen. Man unterscheidet 4 Ordnungen: ¡Amoebina¡[4], ¡Foraminifera¡, ¡Heliozoa¡ und ¡Radiolaria¡. Nur die Foraminiferen und Radiolarien besitzen erhaltungsfähige Bestandteile. 1. Ordnung. #Foraminifera.# d'Orb.[5] (¡Polythalamia¡ Breyn, ¡Thalamophora¡ Hertwig.) ~Rhizopoden mit feinen, faden- oder bandförmigen, leicht in einander zerfließenden Pseudopodien und kalkiger, seltener sandig-kieseliger oder chitinöser Schale.~ Die wenig differenzierte, körnchenreiche, meist mit Vakuole versehene ~Sarkodesubstanz~ der Foraminiferen wird von einer Schale umschlossen, die in seltenen Fällen chitinöse, häufiger kalkige oder kieselige Beschaffenheit besitzt und in der Regel durch innere Scheidewände in Kammern abgeteilt wird. Durch eine größere am Schalenende gelegene Öffnung oder durch zahlreiche feine, die Schale durchbohrende Kanälchen tritt die Sarkode an die Oberfläche und bildet meist lange, fadenartige, netzförmig zerfließende Pseudopodien mit ausgezeichneter Körnchenbewegung. Nur wenige mit dünner chitinöser Schale versehene Formen leben im Süßwasser (¡Gromia¡), alle übrigen bewohnen das Meer. Ihre ~Größe~ ist meist gering, so daß sie mit unbewaffnetem Auge zwar noch bemerkt, kaum aber deutlich von einander unterschieden werden können. Vereinzelte Riesenformen (¡Nummulites¡) erreichen einen Durchmesser von 4-5 cm. Die ~Schalen~ umschließen entweder einen einzigen Hohlraum (¡Monothalamia¡) oder sie sind durch innere Scheidewände in eine kleinere oder größere Anzahl Kammern geteilt (¡Polythalamia¡). Sie beginnen alle mit einer einfachen Anfangskammer von kugeliger oder verlängert eiförmiger Gestalt und vergrößern sich rasch, indem an die einfache Öffnung dieser ersten Kammer sich eine neue und an diese wieder andere meist größere Kammern anfügen. Sämtliche Kammern stehen durch eine Öffnung, welche die Sarkode passieren läßt, miteinander in Verbindung. Je nachdem sich die neuen Kammern geradlinig (¡Stichostega¡), spiralförmig (¡Helicostega¡), in konzentrischen Ringen (¡Cyclostega¡), in zwei oder drei alternierenden, entweder geraden (¡Enallostega¡) oder spiralen Reihen (¡Entomostega¡) oder unregelmäßig knäuelförmig nach 2-5 Ebenen umeinander anlegen (¡Agathistega¡), erhalten die Schalen sehr verschiedene Formen, und auf diese und das Wachstumgesetz wurde das erste eingehendere System der Foraminiferen von ~Alcide d'Orbigny~ begründet. Für die Unterscheidung der Arten sind Abweichungen in Größe und Gestalt der Schale sowie äußere Verzierungen durch Streifen, Leisten, Höcker, Dornen, Stacheln u. s. w. von Bedeutung. Bei vielen Foraminiferen (¡Nummulinidae¡, ¡Miliolidae¡, ¡Lagenidae¡, ¡Orbulina¡ ¡u. a.¡) beobachtet man einen eigentümlichen ~Dimorphismus~, welcher darin besteht, daß bei sonst völlig übereinstimmender Form und Verzierung gewisse Individuen eine sehr große Anfangskammer (~Megasphära~), andere eine winzige kleine (~Mikrosphära~) besitzen (Fig. 4). Die ersteren bleiben fast immer beträchtlich an Größe hinter dem mit Mikrosphären versehenen Formen zurück. ~de la Harpe~ glaubte diese Erscheinung auf Geschlechtsverschiedenheiten zurückführen zu dürfen, während ~Munier-Chalmas~ und ~Schlumberger~ annehmen, daß bei den mit Mikrosphären versehenen Formen während der Entwicklung die ursprünglich überall vorhandene Megasphäre resorbiert und durch eine größere Anzahl kleiner Kammern ersetzt wurde. ~van den Broeck~ bekämpft diese Hypothese und glaubt den Dimorphismus durch verschiedenartige Fortpflanzung (Teilung oder Kernknospung) erklären zu dürfen. ~Schaudinn~ und ~Lister~ haben die Entstehung von mega- und mikrosphärischen Formen durch Generationswechsel erklärt und auch bei lebenden Formen nachgewiesen. [Illustration: Fig. 4. ¡Biloculina Brodyi¡ Schlumb. Lebend im Golf von Biscaya. ¡A¡ Kleine Form mit ¡Megasphäre¡. ¡B¡ Große Form mit ¡Mikrosphäre¡. 15/1 (nach ~Schlumberger~).] Von Wichtigkeit ist die feinere ~Struktur~ der Schalen, die hauptsächlich von ~Carpenter~ und ~Williamson~ untersucht und für die Systematik der Foraminiferen verwertet wurde. [Illustration: Fig. 5. ¡A¡ Durchschnitt einer dichten kieselig-sandigen Schale. Stark vergrößert. (¡Haplophragmium irregulare¡). ¡B¡ Durchschnitt einer kieselig-sandigen Schale mit groben Röhrchen. Stark vergrößert. (¡Plecanium gibbosum¡.)] [Illustration: Fig. 7. ¡A¡ Durchschnitt einer glasig-porösen Schale mit feinen Röhrchen (¡Nodosaria rapa¡ d'Orb.). ¡B¡ Durchschnitt und Oberfläche einer glasig-porösen Schale mit weiten Röhrchen (¡Globigerina¡).] Die ~chitinösen~ Schalen sind in der Regel einkammerig, dicht und mit einer größeren Öffnung versehen. Die ~kieseligen~ Schalen bestehen aus kleinen, durch ein kieseliges oder toniges Zement verkitteten Sandkörnchen, denen sich zuweilen auch Kalkstückchen oder sonstige Fremdkörper beimengen. Sie sind einkammerig oder vielkammerig, erreichen zuweilen ansehnliche Größe und haben entweder dichte Struktur (Fig. 5 ¡A¡) oder sind neben der einfachen oder siebförmigen Hauptöffnung mit gröberen Kanälen durchbohrt, durch welche Pseudopodien an die Oberfläche gelangen können. (Fig. 5 ¡B¡.) Zuweilen (¡Milioliden¡, ¡Textulariden¡) bedecken sich aber auch kalkige Schälchen mit agglutinierten und durch Zement verbundenen Sandkörnchen und bestehen alsdann aus einer inneren kalkigen und einer äußeren sandig-kieseligen Schicht (Fig. 6). Bei der Mehrzahl der Foraminiferen ist die Schale aus kohlensaurem Kalk zusammengesetzt. Die ~kalkigen~ Schalen haben entweder ~dichte porzellanartige~ oder ~glasig poröse~ Struktur. Bei den ersteren (¡Imperforata¡) bildet die Schale eine homogene, bei auffallendem Licht opake Maße (Fig. 4); bei den porösen (¡Perforata¡) ist sie glänzend, durchscheinend und mit zahllosen, die Schale in senkrechter Richtung durchbohrenden Röhrchen versehen. Diese an der Oberfläche als feine Poren sichtbaren Kanälchen haben entweder alle gleichen Durchmesser, stehen dicht gedrängt und sind außerordentlich fein (Fig. 7 ¡A¡) oder sie treten in weiteren Abständen auf und besitzen größeren Durchmesser (Fig. 7 ¡B¡). Gewisse glasig-poröse Foraminiferen enthalten außerdem in bestimmten Teilen der Schale, z. B. in den Scheidewänden oder bei symmetrisch spiral eingerollten Formen im Medianteil der Spiralebene grobe anastomosierende Kanäle, welche im lebenden Zustand der Tiere mit Sarkode erfüllt sind, aber nicht mit den Poren und radialen Röhrchen in Verbindung stehen. (Fig. 8.) Bei manchen komplizierter gebauten Formen kommen teils an der Oberfläche teils in der Schale teils in Vertiefungen und Lücken kalkige Ablagerungen von meist dichter Struktur vor. Zuweilen ist dieses sogenannte »~Zwischenskelett~«, das manchmal eigentümliche Auswüchse an der Oberfläche bildet (Fig. 9), auch von weiten, verzweigten Kanälen durchzogen. [Illustration: Fig. 6. ¡Climacammina textulariformis¡ Möller sp. Die poröse kalkige Schale mit einer sandig-kieseligen Deckschicht überzogen. 20/1 (nach ~Möller~).] [Illustration: Fig. 8. ¡Operculina complanata¡ Bast. sp. Aus dem Miocän von Bordeaux. ¡a¡ in natürlicher Größe, ¡b¡ Medianschnitt, ¡c¡ Querschnitt, stark vergrößert.] [Illustration: Fig. 9. ¡Calcarina calcitrapoides¡ Lam. Glasig poröse Schale m. zapfenartigem, von Kanälen durchzogenem Zwischenskelett.] Die ~Fortpflanzung~ der Foraminiferen erfolgt entweder durch Teilung oder durch kleine Kerne, welche sich im Innern eines Muttertieres bilden, sich mit winzigen, aus einer oder mehreren Kammern bestehenden Schalen umgeben und alsdann auswandern, während das verlassene Gehäuse zerfällt. Die Foraminiferen leben mit wenigen Ausnahmen im Meer; man findet sie in seichtem Wasser in der Nähe der Küsten auf Algen oder auf dem Boden kriechend oder in großer Tiefe am Boden des offenen Ozeans oder auch freischwimmend in verschiedener Tiefe. Ihre Schälchen bedecken in ungeheurer Menge ausgedehnte Gebiete des Meeresbodens und bilden bis zu einer Tiefe von 2300 Faden den kreideartigen Tiefseeschlamm, ein Gemenge von zersetzten Kalkschalen von Mollusken, Korallen, Bryozoen, von Kokkolithen, Radiolarien, Diatomeen, Spongien und Foraminiferen, unter denen sich gewisse Gattungen (¡Globigerina¡, ¡Orbulina¡, ¡Pulvinulina¡, ¡Biloculina¡) durch Häufigkeit auszeichnen (Fig. 10). Im Atlantischen und Pazifischen Ozean herrscht der »~Globigerinen-Schlamm~«, in der Nordsee nahe der norwegischen Küste »~Biloculinen-Schlamm~« vor. Ähnliche chemische Zusammensetzung und Beschaffenheit wie der heutige Tiefseeschlamm besitzen viele urweltliche Kalksteine und Mergel. Auch die weiße Kreide (Fig. 11) ist offenbar Tiefseeschlamm, aus welchem die kieseligen Elemente nachträglich ausgelaugt und die Globigerinen zum größten Teil durch Textularien ersetzt sind. Gewisse eocäne Kalksteine sind vorwiegend aus Miliolidenschälchen, andere aus Alveolinen oder Nummuliten aufgebaut. Im Karbon spielen die Fusulinen die Rolle felsbildender Organismen, und viele scheinbar homogene oder halbkristallinische, feste Kalksteine verschiedenen Alters lassen in Dünnschliffen ihre Zusammensetzung aus Foraminiferen und sonstigen organischen Überresten sofort erkennen. (Fig. 12.) [Illustration: Fig. 10. Ansicht des Tiefseeschlamms bei 700facher Vergrößerung. ¡a¡ ¡Bathybius¡ mit Kokkolithen. ¡b¡ Einzelne ¡Discolithen¡ u. ¡Cyatholithen¡. ¡c¡ ¡Kokkosphäre¡. ¡d¡ Globigerinen. ¡e¡ Ein ¡Globigerina¡ aufgebrochen. ¡f¡ ¡Textularia¡. ¡g¡ und ¡g'¡ Radiolarien. ¡h¡ und ¡i¡ Diatomeen-Scheibchen. ¡k¡ und ¡l¡ Kieselnadeln von Seeschwämmen. ¡m¡ Mineralfragmente.] Wohlerhaltene, isolierbare, fossile Foraminiferen finden sich am häufigsten in weichen, mergeligen oder tonigen, zwischen marinen Kalksteinen eingelagerten Schichten oder in reinen Kalksteinen von kreidiger oder erdiger Beschaffenheit. Die ersten recenten Foraminiferenschalen wurden 1730 von ~Janus Plancus~ am Strand bei Rimini entdeckt. Schon 1711 hatte sie ~Beccari~ im Pliocän von Bologna gefunden. Sie wurden anfänglich allgemein für Molluskengehäuse gehalten und von ~Breyn~, ~Soldani~, ~Fichtel~, ~d'Orbigny~ u. a. als ¡Cephalopoda foraminifera¡ im Gegensatz zu den ¡Cephalopoda siphonifera¡ beschrieben. Erst ~Dujardin~ erkannte 1835 die Foraminiferen als Rhizopoden. Nummuliten werden schon von ~Herodot~ und ~Strabo~ erwähnt, ¡Orbitolina¡ von ~Saussure~ beschrieben. [Illustration: Fig. 11. Ansicht einer Probe von geschlämmter weißer Schreibkreide aus Meudon in 300facher Vergrößerung bei durchfallendem Licht mit ¡Textularia¡, ¡Globigerina¡ und ¡Rotalia¡.] [Illustration: Fig. 12. Dünnschliff von Plänerkalk aus Böhmen bei durchfallendem Lichte in 50facher Vergrößerung mit Durchschnitten von ¡Nodosaria¡, ¡Rotalia¡, ¡Frondicularia¡ und sehr vielen isolierten Globigerinenkammern.] Die Foraminiferen zerfallen in die 4 Hauptgruppen: ¡Chitinosa¡, ¡Agglutinantia¡, ¡Porcellanea¡ und ¡Vitro-Calcarea¡. A. Unterordnung. #Chitinosa#. Schwager. ¡Schale chitinös, nicht porös, zuweilen durch agglutinierte Körner verstärkt, an einem oder zwei Polen geöffnet.¡ Die einzige Familie (¡Gromidae¡) enthält meist Süßwasserbewohner und ist fossil unbekannt. B. Unterordnung. #Agglutinantia#. Schwager. ¡Schale aus agglutinierten Sandkörnern oder kieseligen Fremdkörpern aufgebaut, die durch ein dichtes kieseliges oder toniges Zement verbunden sind.¡ 1. Familie. #Astrorhizidae#. Brady. ¡Schale sandig-kieselig, rauh, unsymmetrisch; die Sandkörner zuweilen nur lose verbunden; meist unsymmetrisch, häufig von ansehnlicher Größe, zuweilen ästig oder mit radialen Fortsätzen, im Innern keine Scheidewände.¡ Häufig in großen Tiefen der jetzigen Ozeane. Fossil in paläozoischen und jurassischen Ablagerungen. ¡Saccamina¡ Sars. (Fig. 13). Schale dick mit labyrinthischen Hohlräumen, kugelig, birn- oder spindelförmig, an einem oder beiden Enden röhrig verlängert, zuweilen zu Ketten vereinigt. Unt. Silur (Ayrshire), Devon (Kanada), Kohlenkalk und lebend. ¡S. Carteri¡ Brady erfüllt bei Elfhills in Northumberland ganze Schichten des Kohlenkalks. [Illustration: Fig. 13. ¡A¡ ¡Saccamina Carteri¡ Brady. Kohlenkalk. Elfhills. Northumberland. 1/1. ¡B¡ Schale aufgebrochen, im Zentrum mit Kalkspat ausgefüllt. 10/1.( Nach ~Brady~.)] Große Arten von ¿Astrorhiza¿, ¿Psammosphaera¿, ¿Saccamina¿, ¿Hyperammina¿ und ¿Rhabdammina¿ wurden von ~Häusler~ aus dem oberen Jura (Transversarius-Schichten) der Schweiz beschrieben. 2. Familie. #Lituolidae.# Brady. ¡Schale sandig-kieselig oder aus verschiedenen agglutinierten Fremdkörpern bestehend; mehr oder weniger regelmäßig gebaut, durch innere Scheidewände mehrkammerig, seltener einkammerig, frei oder festgewachsen. Scheidewände zuweilen labyrinthisch, unregelmäßig.¡ Die lebenden Arten bewohnen meist ansehnliche Tiefe. ¡Thurammina¡ Brady. Schale frei, einkammerig, unregelmäßig, kugelig, meist mit Höckern oder dornigen Fortsätzen. Ob. Jura und lebend. ¡Ammodiscus¡ Reuß. Schale frei, ungekammert, flach, in einer Ebene spiral aufgerollt mit terminaler Mündung. Karbon bis Jetztzeit in allen Formationen. ¡Trochammina¡ Park. Jones. (Fig. 16). Schale dünn, glatt, aus dichtem ockerartigem Zement mit eingebetteten Sandkörnchen bestehend, schneckenförmig spiral aufgerollt oder kreiselförmig; im Innern unvollkommen gekammert. Lias bis Jetztzeit. ¡Placopsilina¡ d'Orb. (Fig. 15). Schale rauh, sandig, aufgewachsen, aus birnförmigen oder kugeligen, zu Ketten vereinigten oder unregelmäßig angehäuften Kammern bestehend. Lias bis Jetztzeit. [Illustration: Fig. 14. ¡Haplostiche horrida¡ Schwager. Ob. Jura (Impressaton). Gruibingen. Württ.] [Illustration: Fig. 15. ¡Placopsilina rostrata¡ Quenst. sp. Ob. Jura. (Impressaton). Reichenbach. Württ.] [Illustration: Fig. 16. ¡Trochammina proteus¡ Karrer. Wiener Sandstein. Hütteldorf bei Wien.] [Illustration: Fig. 17. ¡Lituola (Haplophragmium) irregulare¡ Röm. Scaphiten-Pläner. Kröndorf. Böhmen.] ¡Rheophax¡ Montf. (¡Haplostiche¡ Reuß) (Fig. 14). Schale frei, stabförmig oder schwach gebogen, Scheidewände einfach (¡Rheophax¡) oder labyrinthisch (¡Haplostiche¡), Mündung terminal. Karbon bis jetzt. ¡Lituola¡ Lam. (¡Haplophragmium¡ Reuß) (Fig. 17). Schale frei, bischofsstabförmig oder spiral. Mündung einfach oder siebförmig. Scheidewände einfach (¡Haplophragmium¡) oder labyrinthisch (¡Lituola¡). Karbon bis jetzt; besonders häufig in Jura und Kreide. C. Unterordnung. #Porcellanea.# Schwager. ¡Schale kalkig, porzellanartig, dicht, zuweilen mit kieseliger Außenschicht.¡ Bei mangelhafter Ernährung (z. B. im Brackwasser) können die Schalen chitinöse oder sandig-kieselige Beschaffenheit annehmen oder sich mit einer dünnen homogenen Kieselhülle umgeben. Die meisten lebenden Formen bewohnen seichtes Wasser, nur wenige kommen in großer Tiefe vor. 1. Familie. #Nubecularidae.# Brady. ¡Schale ziemlich groß, meist angewachsen, sehr unregelmäßig gestaltet, mit einer oder mehreren Öffnungen. Trias bis jetzt.¡ Die hierher gehörige Gattung ¡Nubecularia¡ Defr. findet sich lebend und fossil von der Trias an; besonders häufig im Miocän (Sarmat. Stufe) von Bessarabien. 2. Familie. #Peneroplidae.# Schwager. ¡Schale spiral oder zyklisch, symmetrisch, meist vielkammerig, seltener einkammerig.¡ Trias bis Jetztzeit. ¡Cornuspira¡ Schultze (Fig. 18). Schale aus zahlreichen in einer Ebene spiral aufgewundenen Umgängen bestehend mit einfacher terminaler Mündung, im Innern ohne Kammern. Lias bis jetzt. ¡Peneroplis¡ Montf. (Fig. 19). Schale scheibenförmig, flach, vielkammerig, anfänglich spiral, später gerade und beträchtlich an Breite zunehmend. Scheidewände und Außenrand der letzten Kammern von zahlreichen Poren durchstochen. Tertiär und lebend. ¡Orbiculina¡ Lam. (Fig. 20). Schale scheibenförmig; Umgänge anfänglich spiral, später zyklisch, durch Querscheidewände in zahlreiche Kammern geteilt; die Scheidewände und die Wandungen der Umgänge durch kleine Öffnungen kommunizierend. Außenrand mit Poren. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 18. ¡Cornuspira polygyra¡ Reuß. Oligocän klein. Ungarn.] [Illustration: Fig. 19. ¡Peneroplis planatus¡ Montf. Mittelmeer.] [Illustration: Fig. 20. ¡Orbiculina nummismalis¡ d'Orb. Pliocän. Siena. Italien.] [Illustration: Fig. 21. ¡A Orbitolites complanata¡ Lam. Eocän (Grobkalk). Paris. ¡B¡ Vergrößerte Ausschnitte von ¡Orbitolites complanata¡.] ¡Orbitopsella¡ Munier-Chalmas. Scheibenförmig, die Kammerringe anfänglich in hufeisenförmiger Spirale, später zyklisch angeordnet. Lias. ¡Orbitolites praecursor¡ und ¡circumvulvata¡ (Gümb.) der Süd-Alpen. ¡Dicyclina¡ Mun.-Ch. Ob. Kreide. ¡Spirocyclina¡ Mun.-Ch. Scheibenförmig. Die inneren Kammerringe anfänglich deutlich spiral, später konzentrisch angeordnet. Rand scharf, ohne Poren. Untere Kreide. Krim. ¡Maeandropsina¡ Mun.-Ch. u. Schlumb. Ob. Kreide. Spanien. ¡Orbitolina¡ Lam. (Fig. 22). Schale kalkig mit agglutinierten Sandkörnchen; oder einer feinmaschigen kieseligen Deckschicht, schüsselförmig bis flach kegelförmig, auf der Unterseite gewölbt, oben etwas ausgehöhlt. Oberfläche dicht, glatt oder konzentrisch gestreift. Schale aus einer Schicht von konzentrischen Ringen gebildet, die durch Querscheidewände in zahlreiche Kammern zerlegt werden. Der äußere Teil jedes Kämmerchens wird durch sekundäre Scheidewände in Sekundärzellen zerlegt. Sehr häufig in der unteren (¡O. lenticularis¡ Lam.) und mittleren Kreide (¡O. concava¡ Lam.) [Illustration: Fig. 22. ¡Orbitolina concava¡ Lam. Cenoman. Urschelau. Bayer. Alpen. ¡a¡) Schale von unten, ¡b¡) von oben (nat. Gr.), ¡c¡) Querschnitt (vergr.).] ¡Orbitolites¡ Lam. (Fig. 21). Scheibenförmig, symmetrisch, kreisförmig, beiderseits in der Mitte etwas konkav, ziemlich groß, aus zyklischen Umgängen bestehend, die sich um einige spiral angeordnete Anfangskammern legen. Die einzelnen Ringe durch zahlreiche Radialsepta gekammert und durch symmetrisch angeordnete Öffnungen verbunden. Der Außenrand ebenfalls mit vielen Öffnungen. Bei den komplizierteren Formen liegt über den Hauptringen oben und unten noch eine Schicht von niedrigeren Nebenkammern, die ebenfalls in Ringe angeordnet sind und mit den Hauptkammern durch Öffnungen kommunizieren. Kreide (¡O. macropora¡ d'Orb.), Tertiär (¡O. complanata¡ Lam.) und lebend. Zuweilen ganze Schichten erfüllend. ¡Alveolina¡ Bosc.(¡Borelis¡ Montf.)(Fig. 23). Schale spindelförmig eiförmig oder kugelig, meist in der Richtung der Windungsachse verlängert aus spiral aufgewickelten, sich umhüllenden Umgängen bestehend. Jeder Umgang durch vertikale, senkrecht zur Achse gestellte Scheidewände in niedrige lange Kammern zerlegt, und diese durch quere Septa in kleine Zellen (Nebenkammern) geteilt, wovon jede durch eine runde Öffnung mit den Zellen der nächsten Hauptkammer in Verbindung steht. Bei gewissen lebenden Arten sind die Nebenkammern noch in kleinere Zellen zerteilt. Älteste Formen im Cenoman. Außerordentlich häufig, zuweilen felsbildend im Eocän (Pariser Grobkalk, Alveolinenkalke von Istrien, Dalmatien, Griechenland, Ägypten, Libysche Wüste). [Illustration: Fig. 23. ¡Alveolina Bosci¡ d'Orb. Grobkalk. Paris. ¡A¡ Schale von vorn, ¡B¡ dieselbe aufgeschnitten, um den innern Bau zu zeigen; stark vergrößert.] 3. Familie. #Miliolidae.# Carp. ¡Schale ganz oder anfänglich aus knäuelförmig aufgewickelten Umgängen bestehend. Anfangskammern dimorph.¡ Trias bis Jetztzeit. [Illustration: Fig. 24. ¡A Biloculina inornata¡ d'Orb. Aus dem miocänen Tegel von Baden bei Wien. ¡B Triloculina gibba¡ d'Orb. Aus oligocänem Sand von Astrupp. ¡C Spiroloculina Badensii¡ d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien. ¡D Quinqueloculina saxorum¡ d'Orb. Aus eocänem Grobkalk von Grignon bei Paris.] ¿Miliola¿ Schultze (Fig. 24, 25). Umgänge, wie die Fäden eines Knäuels um einige wenige spiral angeordnete Anfangskammern aufgewickelt. Jeder Umgang ist an der Umbiegungsstelle geknickt und bildet daselbst eine innere Scheidewand. Die terminale Mündung wird durch einen zahnartigen Vorsprung hufeisenförmig oder ist durch radiale Furchen dendritisch verzweigt (¿Lacazina¿). Sind alle Umgänge in gleicher Ebene aufgewickelt und zugleich äußerlich sichtbar, so entsteht ¿Spiroloculina¿ d'Orb.; umhüllen sie sich vollständig: ¿Biloculina¿ d'Orb., ¿Idalina¿, ¿Periloculina¿, ¿Lacazina¿ Mun.-Ch. und Schlumb.; wickeln sie sich in drei oder fünf Ebenen auf: ¿Triloculina¿ und ¿Quinqueloculina¿ d'Orb. Die Gattung ¡Miliola¡ in ihren verschiedenen Ausbildungsformen gehört zu den wichtigsten felsbildenden Foraminiferen. Sie setzt im Eocän (Paris, Pyrenäen) mächtige Kalksteinablagerungen zusammen; die Biloculinen bilden noch jetzt in der Nordsee westlich von Norwegen kalkige Absätze. Die ältesten Formen treten in der Trias auf. Hauptverbreitung im Tertiär und in der Jetztzeit. [Illustration: Fig. 25. ¡A¡ Vertikaler Durchschnitt von ¡Biloculina inornata¡ d'Orb. (vergrößert). ¡B¡ Querschnitt durch ¡Quinqueloculina saxorum¡ (vergrößert).] [Illustration: Fig. 26. ¡Fabularia discolithes¡ Defr. Eocän (Grobkalk). Paris.] [Illustration: Fig. 27. ¡Vertebralina mucronata¡ d'Orb. Mittelmeer.] ¿Fabularia¿ Defr. (Fig. 26). Wie ¡Biloculina¡, aber ziemlich groß. Mündung siebförmig, die Kammern nicht hohl, sondern mit porzellanartiger Kalkmasse ausgefüllt und von zahlreichen, der Windungsachse parallelen, anastomosierenden Kanälen durchzogen. Häufig im Eocän des Pariser Beckens. ¿Vertebralina¿ d'Orb. (Fig. 27). Schale anfänglich mit knäuelförmig aufgewickelten Umgängen, später geradlinig verlängert. Tertiär und lebend. D. Unterordnung. #Vitro-Calcarea.# ¡Schale kalkig, glasig-porös, seltener kieselig, oder kieselig mit glasig-poröser Unterlage, von feinen Kanälchen zum Austritt der Pseudopodien durchbohrt.¡ Silur bis Jetztzeit. 1. Familie. #Lagenidae.# Carp. ¡Schale nur von ganz feinen und dichtgedrängten Kanälchen durchbohrt, ohne Zwischenskelett.¡ ¿Lagena¿ Walk. (Fig. 28 ¡A¡). Schale einkammerig kugelig, eiförmig oder flaschenförmig mit terminaler Mündung. Ober-Silur bis jetzt. ¿Nodosaria¿ Lam. (Fig. 28 ¡B¡). Schale stabförmig; Kammern geradlinig in einer Reihe angeordnet, durch Einschnürungen getrennt; Mündung rund, terminal. Ober-Silur bis jetzt in zahlreichen Arten. [Illustration: Fig. 28. ¡A Lagena semistriata¡ Williamson. Aus dem Crag von Antwerpen. ¡B Nodosaria spinicosta¡ d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien. ¡C Dentalina elegans¡ d'Orb. Ebendaher. ¡D Cristellaria rotulata¡ Lam. Aus dem Scaphiten-Pläner von Böhmen. ¡E Vaginulina recta¡ Reuß. Aus dem Neokom von Salzgitter. ¡F Lingulina costata¡ d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien.] ¿Dentalina¿ d'Orb. (Fig. 28 ¡C¡). Wie vorige, aber etwas gebogen. Karbon bis jetzt. ¿Vaginulina¿ d'Orb. (Fig. 28 ¡E¡). Schale gerade, seitlich zusammengedrückt; Kammern niedrig, mit schrägen Scheidewänden. Trias bis jetzt. ¿Marginulina¿ d'Orb. Erste Umgänge gebogen oder spiral, die späteren gerade. Mündung spaltförmig. Trias bis jetzt. ¿Cristellaria¿ Lam. (Fig. 28 ¡D¡). Schale vollkommen spiral mit umfassenden Umgängen. Mündung rund. Trias bis jetzt. ¿Lingulina¿ d'Orb. (Fig. 28 ¡F¡). Schale gerade, abgeplattet; Kammern geradlinig. Mündung terminal spaltförmig. Trias bis jetzt. ¿Glandulina¿ d'Orb. (Fig. 29 ¡A¡). Schale kurz eiförmig; Kammern geradlinig, halbumfassend. Mündung rund, terminal, meist röhrig. Trias bis jetzt. [Illustration: Fig. 29. ¡A Glandulina inflata¡ Bornem. Aus dem Septarienton von Hermsdorf. ¡B Polymorphina inflata¡ Williamson. Nordsee (recent). ¡C Dimorphina sp.¡ Aus dem Pliocän von Siena. ¡D Frondicularia Goldfussi¡ Reuß. Aus dem Scaphiten-Pläner von Dülmen. ¡E Uvigerina pygmaea¡ d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien.] ¿Frondicularia¿ Defr. (Fig. 29 ¡D¡). Schale gerade, stark abgeplattet, breit. Kammern reitend u. seitlich übergreifend. Mündung rund, terminal. Trias bis jetzt. ¿Polymorphina¿ Williamson (Fig. 29 ¡B¡). Kammern unregelmäßig spiral angehäuft oder in zwei Reihen geordnet, mehr oder weniger umfassend, sehr mannigfaltig gestaltet. Mündung rund, terminal. Trias bis jetzt. ¿Dimorphina¿ d'Orb. (Fig. 29 ¡C¡). Die ersten Kammern unregelmäßig oder in drei Reihen angeordnet, die späteren geradlinig. Kreide bis jetzt. ¿Uvigerina¿ d'Orb. (Fig. 29 ¡E¡). Kammern ungleich, in drei Reihen angeordnet und in einer Schneckenspirale aufgerollt. Tertiär und lebend. 2. Familie. #Textularidae.# Schultze. ¡Schale der größeren Formen sandig, häufig mit kalkiger, von groben Kanälen durchbohrter Unterlage; kleine Formen glasig porös; die Kammern vollständig oder teilweise in zwei (seltener mehr als zwei) alternierenden Reihen angeordnet.¡ ¿Textularia¿ Defr. (Fig. 30 ¡A¡). Schale meist länglich keilförmig, gerade oder schraubenförmig spiral. Kammern zweizeilig, durch spaltartige Öffnungen verbunden. Karbon bis jetzt. Besonders häufig in der weißen Kreide. [Illustration: Fig. 30. ¡A Textularia globifera¡ Reuß. Ob. Kreide. (Senonien), Plattenauer Stollen bei Traunstein. ¡B Bolivina incrassata¡ Reuß. Ob. Kreide. Götzreuther Graben bei Siegsdorf. ¡C Grammostomum (Vulvulina) gramen¡ d'Orb. Cuba (recent). ¡D Plecanium gibbum¡ d'Orb. Pliocän. Siena. ¡E Gaudryina rugosa¡ d'Orb. Ob. Kreide. Götzreuther Graben. ¡F Clavulina communis¡ d'Orb. Miocän. Baden bei Wien.] Für verschiedene Modifikationen der kalkschaligen Formen wurden die Gattungen ¿Textularia¿ s. str., ¿Grammostomum¿ (Fig. 30 ¡C¡), ¿Bolivina¿ (Fig. 30 ¡B¡), für sandig-kieselige ¿Plecanium¿ (Fig. 30 ¡D¡), ¿Bigenerina¿, ¿Gaudryina¿ (Fig. 30 ¡E¡), ¿Clavulina¿ (Fig. 30 ¡F¡), ¿Verneuilina¿ aufgestellt. [Illustration: Fig. 31. ¡A Bulimina Buchiana¡ d'Orb. Miocän (Leithakalk) Nußdorf bei Wien. ¡B Bulimina pupoides¡ d'Orb. Aus dem Leithakalk von Nußdorf bei Wien. ¡C Climacammina textulariformis¡ Möller. Kohlenkalk. Dugno. Rußland. Vertikaler Durchschnitt 20/1(nach ~Möller~). ¡D Climacammina (Cribrostomum)¡ Möller. Kohlenkalk. Sloboda. Rußland. 20/1. ¡E Valvulina¡ sp. Grobkalk. Grignon. ¡F Tetrataxis conica¡ Ehrbg. Kohlenkalk. Bachtin. Rußland. 20/1 (nach ~Möller~). ¡G Ehrenbergia serrata¡ Reuß. Miocän. Baden bei Wien.] ¿Bulimina¿ d'Orb. (Fig. 31 ¡A¡ ¡B¡). Schale kalkig, die alternierenden Kammern in Schneckenspirale geordnet. Trias bis jetzt. ¿Valvulina¿ d'Orb. (Fig. 31 ¡E¡). Schale sandig, auf kalkiger Unterlage, Kammern dreizeilig und schraubenförmig gewunden. Karbon bis jetzt. ¿Climacammina¿ Brady (¡Cribrostomum¡ Möller). (Fig. 31 ¡C¡ ¡D¡). Schale sandig, auf kalkiger Unterlage. Kammern geradlinig, zweireihig. Mündung siebförmig. Häufig im Kohlenkalk. ¿Tetrataxis¿ Ehrbg. (Fig. 31 ¡F¡). Schale kalkig, konisch. Die alternierenden Kammern in kreiselförmiger Spirale aufgewunden. Kohlenkalk. ¿Cassidulina¿ d'Orb. (¡Ehrenbergia¡ Reuß). (Fig. 31 ¡G¡). Kalkig, die alternierenden Kammern ganz oder teilweise in einer Ebene spiral aufgewunden. Tertiär und lebend. 3. Familie. #Globigerinidae#. Carp. ¡Schale kalkig, durch grobe Kanäle durchbohrt; ein- oder mehrkammerig, Kammern kugelig, unregelmäßig oder undeutlich spiral angehäuft.¡ Von den beiden wichtigsten Gattungen dieser Familie ist ¿Orbulina¿ d'Orb. (Fig. 32 ¡A¡) einkammerig, ¿Globigerina¿ d'Orb. (Fig. 32 ¡C¡) mehrkammerig; die Öffnungen der verschiedenen Kammern münden meist in einen gemeinsamen Kanal. Beide Gattungen sind häufig mit äußerst feinen Kalkstacheln bedeckt, die jedoch sehr leicht abfallen und fossil nie erhalten sind. Sie finden sich in ungeheurer Menge im Tiefseeschlamm (Globigerinenschlamm) der jetzigen Ozeane, kommen fossil spärlich in mesozoischen Ablagerungen von der Trias an vor und werden erst im jüngeren Tertiär häufig. [Illustration: Fig. 32. ¡A Orbulina universa¡ Lam. Pliocän. Siena. ¡B Sphaeroidina Austriaca¡ d'Orb. Aus dem Tegel von Baden bei Wien. ¡C Globigerina conglomerata¡ Schwager. Pliocän. Kar Nikobar. ¡a¡ Von unten, ¡b¡ von oben, ¡c¡ ein Stück Schalenoberfläche, ¡d¡ ein Durchschnitt vergrößert.] ¿Sphaeroidina¿ d'Orb. (Fig. 32 ¡B¡). Kreide bis jetzt. 4. Familie. #Rotalidae.# Carp. ¡Schale kalkig, selten sandig oder kieselig, fein oder grob porös, häufig mit Zwischenskelett, frei oder festgewachsen, kreiselförmig, scheibenförmig. Die Kammern meist in Schneckenspirale angeordnet, zuweilen auch unregelmäßig angehäuft.¡ [Illustration: Fig. 33. ¡A Discorbina¡ (¡Asterigerina¡) ¡planorbis¡ d'Orb. Aus dem Leithakalk von Nußdorf bei Wien. ¡B Discorbina¡. Recent. ¡a¡ Von unten, ¡b¡ von oben, ¡c¡ von der Seite, ¡d¡ Durchschnitt. ¡C Planorbulina mediterranensis¡ d'Orb. Recent. ¡a¡ Von unten, ¡b¡ von oben, ¡c¡ Durchschnitt. Aus dem Mittelmeer.] ¿Discorbina¿ Park. Jones (Fig. 33 ¡A¡ ¡B¡). Schale grob porös, kreiselförmig mit breiter flacher Basis, deren Mitte häufig durch eine Ablagerung von Zwischenskelett verdickt ist. Kreide bis jetzt. ¿Planorbulina¿ Park. Jones. (Fig. 33 ¡C¡). Schale grob porös, meist angewachsen, ungleichseitig und abgeplattet; die Kammern in niedriger Spirale angeordnet, die Spirale zuletzt öfters in zyklische Ringe übergehend. Lias bis jetzt. Verschiedene Modifikationen dieser Gattung werden als ¿Truncatulina¿, ¿Anomalina¿, ¿Planulina¿ d'Orb. unterschieden. [Illustration: Fig. 34. ¡A Rotalia Beccarii¡ Lin. Pliocän. Siena. ¡B Pulvinulina Partschi¡ d'Orb. Tegel von Baden bei Wien. ¡C Endothyra Panderi¡ Möller. Kohlenkalk. Rußland. 20/1. ¡D Endothyra parva¡ Möller. Kohlenkalk. Rußland. Vertikalschnitt. 100/1. ] ¿Rotalia¿ Lam. (Fig. 34 ¡A¡). Schale fein porös, kreiselförmig, spiral. Die Septa aus zwei Blättern bestehend, die einen Zwischenraum frei lassen, von welchem ästige Kanälchen ausgehen. Basis häufig mit Verdickung (Zwischenskelett). Silur. Oberer Jura bis jetzt. ¿Pulvinulina¿ Park. Jones. (Fig. 34 ¡B¡). Wie ¿Rotalia¿, jedoch Scheidewände ohne Zwischenkanal. Unterer Lias bis jetzt. ¿Endothyra¿ Phill. (Fig. 34 ¡C¡). Schale kalkig, aus einer äußeren grobporösen und einer inneren dichten, aus kleinen Kalkkörnchen zusammengesetzten Schicht bestehend; unsymmetrisch spiral. Mündung siebförmig. Häufig im Kohlenkalk. Nach ~Brady~ auch lebend. ¿Calcarina¿ d'Orb. (Fig. 35). Schale ungleichseitig, niedrig, kreiselförmig; die Kammern im Innern spiral angeordnet. Oberfläche durch Zwischenskelett inkrustiert, das alle Vertiefungen erfüllt und zapfen- oder stachelartige Fortsätze bildet, die von groben Kanälen durchzogen sind. Obere Kreide bis jetzt. Besonders häufig im Kreidetuff von Maestricht. ¿Tinoporus¿ Montf., ¿Patellina¿ Williamson. Die recenten Gattungen ¿Carpenteria¿ Gray, ¿Polytrema¿ Gray, ¿Rupertia¿ Jones etc. zeichnen sich durch höchst irreguläre, meist festgewachsene, grobporöse Kalkschalen aus, die zuweilen ansehnliche Größe erreichen und manchmal Fremdkörper oder Sand agglutinieren. [Illustration: Fig. 35. ¡Calcarina calcitrapoides¡ Lam. Tuffkreide. Holland. Maestricht.] 5. Familie. #Fusulinidae#. Möller. ¡Schale kalkig, porös, vielkammerig, spindelförmig oder kugelig, aus zahlreichen spiralen, symmetrisch eingerollten, involuten Umgängen bestehend. Die Umgänge durch vertikale Scheidewände in Hauptkammern und diese wieder durch Querwände in Sekundär geteilt. Septa einfach oder am zwei Blättern zusammengesetzt.¡ ¿Schwagerina¿ Möll. Schale kugelig, fein porös. Septa der Haupt- und Nebenkammern einfach, dünn, nicht gebogen; die Nebenkammern durch eine basale Öffnung mit denen der folgenden Hauptkammer kommunizierend. Häufig im Kohlenkalk von Japan, China, Sumatra, Nord-Amerika, Rußland, Kärnthen. ¿Fusulina¿ Fischer. (Fig. 36). Schale spindelförmig, quer verlängert, ähnlich ¡Alveolina¡, grob porös. Die Septa der Hauptkammern wellig gebogen und dadurch sekundäre Nebenkammern bildend. Massenhaft im Kohlenkalk von Europa (Rußland), Asien und Nord-Amerika. [Illustration: Fig. 36. ¡A Fusulina cylindrica¡ Fisch. Aus dem Kohlenkalk von Saraninsk in Rußland in nat. Größe. ¡B¡ u. ¡C¡ Dieselbe Art vergrößert und angeschnitten. ¡D¡ Mehrere Kammern mit den kommunizierenden Öffnungen (¡a¡, ¡b¡) vergrößert.] 6. Familie. #Nummulinidae.# Carp. ¡Schale kalkig, fein porös, linsen- oder scheibenförmig, oft von ansehnlicher Größe, vielkammerig, entweder aus spiralen Umgängen oder zyklischen Ringen bestehend. Pfeiler von dichtem Zwischenskelett und bei den meisten Formen auch zwischen den Septen und in gewissen Teilen der Schale ein anastomosierendes Kanalsystem vorhanden.¡ ¿Archaediscus¿ Brady. Schale linsenförmig, unsymmetrisch spiral. Die Umgänge verwachsen in unregelmäßigen Zwischenräumen und trennen sich darauf wieder, auf diese Weise Kammern bildend. Septa fehlen. Kohlenkalk. ¿Amphistegina¿ d'Orb. (Fig. 37). Schale linsenförmig, etwas ungleichseitig, spiral. Die Umgänge durch zahlreiche einfache Septen (ohne Kanäle) gekammert; im Zentrum eine keilförmige Ablagerung von Zwischenskelett. Die Umgänge umfassen sich auf der einen Seite vollständig bis zum Zentrum, auf der andern nur unvollkommen durch einen Seitenlappen. Die Kammern sind durch eine Spalte an der Basis miteinander verbunden. Miocän bis jetzt. Besonders häufig im Miocän. [Illustration: Fig. 37. ¡Amphistegina Haueri¡ d'Orb. Aus dem Leithakalk von Nußdorf bei Wien. ¡a¡ Von außen vergrößert, ¡b¡ in natürlicher Größe, ¡c¡ Medianschnitt und ¡d¡ Querschnitt, stark vergr.] [Illustration: Fig. 38. ¡Operculina complanata¡ Bast. sp. Aus dem Miocän von Bordeaux. ¡a¡ In nat. Größe, ¡b¡ Medianschnitt, ¡c¡ Querschnitt, stark vergrößert.] [Illustration: Fig. 39. ¡Heterostegina costata¡ d'Orb. Aus dem miocänen Leithakalk von Nußdorf.] ¿Operculina¿ d'Orb. (Fig. 38.). Schale scheibenförmig, abgeplattet, aus 3-6 rasch anwachsenden, spiralen, sich nicht umhüllenden Umgängen bestehend, die durch Septa in Kammern geteilt sind. Septa und Rückenstrang mit einem mehrfach verästelten, geraden Kanalsystem durchzogen. Kreide bis jetzt; besonders häufig im Eocän. ¿Heterostegina¿ d'Orb. (Fig. 39). Wie vorige, aber die Kammern durch Sekundärsepta aufgeteilt. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 40. ¡Nummulites cfr. Lucasanus¡ Dfr. Vom Kressenberg in Oberbayern. Sehr stark vergrößert. ¡a¡ Dorsalstrang mit Kanalsystem, ¡b¡ Scheidewand mit intraseptalem Kanalsystem, ¡c¡ Kammer-Raum, ¡d¡ fein poröse Schale, ¡e¡ Pfeilerchen von dichter Struktur (Zwischenskelett).] [Illustration: Fig. 41. ¡Nummulites (Assilina) exponens¡ Sow. Eocän Pyrenäen.] [Illustration: Fig. 42. ¡A¡^{1 3 2} ¡Nummulites Gizehensis¡ Ehrenbg. Aus der Libyschen Wüste in natürlicher Größe. ¡A¡^3 Ein Exemplar mit abgeblätterter Schale, um den Verlauf der Septalverlängerungen zu zeigen. ¡B¡^{1 2} ¡Nummulites laevigatus¡ Lam. Aus dem Grobkalk von Paris, in natürlicher Größe. ¡C¡^3 Ein Bruchstück vergrößert. ¡C¡^1 ¡Nummulites Ramondi¡ Defr. Aus Nummulitenkalk der Pyrenäen in nat. Größe. ¡C¡^3 vergrößert.] ¿Nummulites¿ d'Orb. (¡Phacites¡ Gesner. ¡Lenticulites¡ Lam.) (Fig. 40-42). Schale symmetrisch linsen- oder scheibenförmig, aus zahlreichen spiralen, gekammerten Umgängen zusammengesetzt und meist mit pfeilerartigem Zwischenskelett, das an der Oberfläche kleine Höckerchen bildet. Die Septa und der Dorsalstrang enthalten ein grobes, anastomosierendes Kanalsystem, wie ¡Operculina¡. Die Anfangskammer ist kugelig, bald groß, bald winzig klein. Die Umgänge ruhen entweder einfach aufeinander und sind äußerlich alle sichtbar (¡Assilina¡) (Fig. 41), oder sie bedecken sich vollständig, indem die seitlichen Flügel bis zum Zentrum reichen (¡Nummulina¡). Die Septa besitzen in der Mittelebene über dem vorhergehenden Umgang eine quere spaltförmige Öffnung und verlängern sich auch in die reitenden Seitenflügel der Kammern. Sie verlaufen in der Gruppe der ¿Radiatae¿ oder ¿Striatae¿ in einfacher oder schwach geschwungener Linie (Fig. 40 und 42 ¡C¡^1), sind bei den ¿Sinuatae¿ mäandrisch hin- und hergebogen (Fig. 42 ¡A¡) und bilden bei den ¿Reticulatae¿ (Fig. 42 ¡B¡) durch Querverbindungen ein anastomosierendes Netzwerk. Der Verlauf der seitlichen Septalverlängerungen ¡(Filet cloisonnaire)¡ wird deutlich sichtbar durch Absprengen eines Stückchens der Schale und liefert gute Anhaltspunkte zur Unterscheidung der Arten. Die ältesten Nummuliten (¡N. pristinus¡ Brady) finden sich ganz vereinzelt im Kohlenkalk und oberen Jura, unterscheiden sich aber durch Mangel eines inneren Kanalsystems im Dorsalstrange von den echten Nummuliten, welche die eocänen Ablagerungen (Nummulitenformation) von Europa, Nord-Afrika, Asien und Zentral-Amerika charakterisieren und häufig ganze Gebirge zusammensetzen. Die größten Arten (¡Nummulites Gizehensis¡ Ehrenberg, ¡Nummulites orbiculatus¡ Schafh.) erreichen einen Durchmesser von 60, die kleinsten einen solchen von 2 mm. [Illustration: Fig. 43. ¡A¡ Nummuliten-Kalkstein mit Horizontal-Durchschnitten von ¡N. distans¡ Pusch. Von Peyrehorade in den Pyrenäen. ¡B¡ Nummuliten-Kalkstein mit Querschnitten von ¡N. Lucasanus¡ Defr. Von Zakopane in den Karpathen.] ¿Polystomella¿ d'Orb. (Fig. 44), ¿Nonionina¿ d'Orb., ¿Cycloclypeus¿. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 44. ¡Polystomella crispa¡ Lam. Aus dem Pliocän von Siena (stark vergrößert).] ¿Orbitoides¿ d'Orb. (¡Hymenocyclus¡ Bronn, ¡Lycophrys¡ Montf., ¡Discocyclina¡, ¡Rhipidocyclina¡, ¡Actinocyclina¡, ¡Asterocyclina¡, Gümbel) (Fig. 45). Schale scheibenförmig, kreisrund oder sternförmig, häufig gebogen, außen glatt oder radial gerippt, aus zahlreichen zyklischen Ringen aufgebaut, die sich um eine Anfangsspirale von 3-5 Umgängen herumlegen. Die Ringe sind durch Querscheidewände in kleine vierseitige Kammern zerlegt, und die Septa und der Medianstrang der Kreise mit Kanälen versehen. Über der medianen Hauptreihe von Zellen liegen oben und unten mehrere Schichten von Nebenkammern, die ebenfalls zyklische Anordnung aufweisen. Sehr häufig im Eocän, die Nummuliten begleitend: seltener in oberer Kreide und im Miocän. [Illustration: Fig. 45. ¡A Orbitoides papyracea¡ Boubée. Aus dem eocänen Eisenerz vom Kressenberg in Oberbayern. Stark vergrößert. ^1 Mediankammern, ^2 Seitenkammern, ^3 solide Pfeilerchen (Zwischenskelett). ¡B¡ Ein Stück des horizontalen Medianschnittes, stärker vergrößert. ^2 Seitenkammern mit den porösen Wänden, ^4 Kanalsystem im zyklischen Dorsalstrang, ^5 Verbindungskanäle der Kammern. ¡C¡ Derselbe in natürlicher Größe vom Kressenberg. ¡D Orbitoides tenella¡ Gümb. Vom Kressenberg (natürl. Größe). ¡E Orbitoides variecostata¡ Gümb. Von San Martino bei Verona (natürl. Größe). ¡F Orbitoides ephippium¡ Sow. Vom Kressenberg (natürl. Größe). #/ ] Die Gattung ¡Orbitoides¡ zerfällt nach ~Schlumberger~ in die Subgenera: a) ¿Orbitoides¿ s. st. Kammern der medianen Ebene rhombisch. Scheidewände mit groben Poren. Ob. Kreide. O. media. b) ¿Orthophragmina¿ Mun.-Chalmas. (¡Discocyclina¡ Gümb.) Mediankammern rechtseitig. Eocän. c) ¿Lepidocyclina¿ Gümb. Kammern der Medianebene rundlich oder hexagonal. Scheidewände mit feinen Poren. Eocän. Oligocän. d) ¿Miogypsina¿ Sacco. Mediane Kammern lanzettförmig, Embryonalkammern spiral. Miocän. Zu den Foraminiferen wurde von ~Dawson~, ~Carpenter~ und anderen Autoren auch ¿Eozoon¿ aus kristallinischem Kalkstein der archäischen Periode (laurentischem Gneis) gerechnet; nach den sorgfältigen Untersuchungen von ~Möbius~[6] sind jedoch weder ¿Eozoon¿ noch ¿Archaeosphaerina¿ organische Gebilde sondern mineralische Ausscheidungen. Geologische Verbreitung der Foraminiferen. Die Zahl der bis jetzt beschriebenen Arten beträgt ungefähr 2500, wovon etwa 2/3 fossil vorkommen. Bemerkenswert ist die Langlebigkeit vieler Gattungen und Arten. Nach ~Parker~, ~Jones~, ~Brady u. a.~ gehen zahlreiche Spezies durch mehrere Formationen verschiedenen Alters hindurch. Die ältesten Formen kommen in spärlicher Menge im ~Silur~ von Petersburg, Sibirien und Schottland vor. Sie sind meist schlecht erhalten, die aus Petersburg nur durch glaukonitische Steinkerne angedeutet und gehören teils zu kieselschaligen (¡Placopsilina¡, ¡Saccamina¡) teils zu glasig porösen Gattungen (¡Nodosaria¡, ¡Lagena¡, ¡Globigerina¡, ¡Rotalia¡). Auch das ~Devon~ ist sehr arm an Foraminiferen, dagegen enthält der ~Kohlenkalk~ eine reiche und mannigfaltige Fauna von Foraminiferen, ja gewisse Gattungen (¡Fusulina¡, ¡Schwagerina¡, ¡Saccamina¡, ¡Endothyra¡) setzen zuweilen Kalksteinablagerungen von ansehnlicher Mächtigkeit zusammen. Zahlreiche ¡Lagenidae¡ (¡Nodosaria¡, ¡Dentalina¡ etc.), ¡Textularidae¡, ¡Rotalidae¡ und sogar ¡Nummulinidae¡ begleiten die felsbildenden Formen und gehen großenteils auch in ~permische~ Ablagerungen über. Die außeralpine ~Trias~ enthält fast gar keine Foraminiferen, und auch die reinen alpinen Triaskalke und Dolomite haben meist zu starke Umkristallisation erlitten, als daß sie deutlich erhaltene Schälchen erkennen ließen. Immerhin sind in den Nordalpen obertriasische Globigerinenkalke beobachtet worden, und die Mergel von St. Cassian enthalten zuweilen Schälchen von ¡Cristellaria¡, ¡Marginulina¡, ¡Globigerina¡, ¡Textularia¡, ¡Biloculina¡ etc. Große Mengen von meist kleinen glasig porösen oder kieseligen Foraminiferen liefern manche tonige und kalkige Schichten des ~Lias~ und der ~Juraformation~; in der ~Kreide~ bilden Textularien, Rotalien, Cristellarien, Globigerinen, Milioliden und Kokkolithen die weiße Schreibkreide. Einzelne Bänke des Kreidetuffs von Mastricht bestehen fast ganz aus Calcarinen, im Urgo-Aptien und Cenoman spielen Orbitolinen, in der oberen Kreide Alveolinen die Rolle von Felsbildnern. Im ~Tertiär~ erreichen die Foraminiferen den Höhepunkt ihrer Entwickelung. Die Milioliden setzen bei Paris und in den Pyrenäen mächtige Schichten des eocänen Grobkalks zusammen und liefern ein treffliches Baumaterial, und ebenso bilden ¡Alveolina¡, ¡Operculina¡, ¡Orbitolites¡ und ¡Orbitoides¡ im Eocän Kalksteine; sie werden aber an geologischer Wichtigkeit weit übertroffen von den Nummuliten, die in ungeheurer Menge die Schichten der eocänen und oligocänen »Nummulitenformation« des mediterranen Gebietes, Kleinasiens und Ost-Asiens erfüllen. Im jüngeren Tertiär verschwinden die Nummuliten fast ganz; ¡Amphistegina¡ erscheint zuweilen noch gesteinsbildend, im ganzen stimmt jedoch die Foraminiferenfauna der mittleren und jüngeren Tertiärzeit ziemlich genau mit der noch jetzt existierenden überein. +-----------------------+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+ | | S | D | K | P | T | J | K | E | O | M | P | J | | | i | e | a | e | r | u | r | o | l | i | l | e | | | l | v | r | r | i | r | e | c | i | o | i | t | | | u | o | b | m | a | a | i | ä | g | c | o | z | | | r | n | o | | s | | d | n | o | ä | c | t | | | | | n | | | | e | | c | n | ä | z | | | | | | | | | | | ä | | n | e | | | | | | | | | | | n | | | i | | | | | | | | | | | | | | t | +-----------------------+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+ |¡A.¡ ¿Chitinosa¿ | | | | | | | | | | | |===| | | | | | | | | | | | | | | |¡B.¡Agglutinantia¿ | | | | | | | | | | | | | | ¡Astrorhizidae¡ |===|===|===|===| |#=#| | | | | |===| | ¡Lituolidae¡ | | |===|===|===|===|#=#|===|===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | | |¡C.¡ ¿Porcellanea¿ | | | | | | | | | | | | | | ¡Nubecularidae¡ | | | | |===|===|===|===|===|#=#|===|===| | ¡Peneroplidae¡ | | | | |===|===|===|===|===|===|===|===| | ¡Miliolidae¡ | | | | |===|===|===|#=#|#=#|#=#|#=#|#=#| | | | | | | | | | | | | | | |¡D.¡ ¿Vitro-Calcarea¿ | | | | | | | | | | | | | | ¡Lagenidae¡ |===|===|===|===|===|===|===|===|===|===|===|===| | ¡Textularidae¡ |===|===|#=#|===|===|===|#=#|===|===|===|===|===| | ¡Globigerinidae¡| | | | |===|===|===|===|===|#=#|#=#|#=#| | ¡Rotalidae¡ |===| |===| |===|===|===|===|===|===|===|===| | ¡Fusulinidae¡ | |#=#|#=#| | | | | | | | | | | ¡Nummulinidae¡ | | |===| |===|===|#=#|#=#|===|===|===|===| +-----------------------+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+ 2. Ordnung. #Radiolaria#. Müller.[7] (¡Polycystina¡ Ehrbg.) ~Marine Rhizopoden mit feinen, fadenförmigen, radialen Pseudopodien, mit Zentralkapsel, ohne Vakuole und meist mit zierlichem Kieselskelett.~ Die Sarkode der Radiolarien differenziert sich in eine zentrale Kugel von zäherer Substanz (Zentralkapsel), welche von einer mit Poren durchbohrten Membran umhüllt wird und Bläschen, Kerne, Körnchen, Fettkügelchen, seltener Kristalle enthält und in eine äußere gallertartige, die Pseudopodien aussendende Sarkode. Sie leben meist als einzellige Individuen und sind selten zu Kolonien vereinigt. Die meisten Radiolarien scheiden ein Skelett aus, das entweder aus Stäben von Akanthin (einer organischen Substanz) oder von Kieselerde oder aus einem höchst zierlichen, vielgestaltigen Gerüst von glasheller, amorpher Kieselerde besteht. Nur die letzteren kommen fossil vor, lassen sich jedoch wegen ihrer winzigen Größe meist nur durch das Mikroskop nachweisen. [Illustration: Fig. 46. Radiolarien aus silurischen und devonischen Ablagerungen: ¡A Cenosphaera macropora¡ Rüst. Unt. Silur. Cabrières. Languedoc. ¡B Staurolonche micropora¡ Rüst. Unt. Silur. Cabrières. ¡C Caryosphaera Groddecki¡ Rüst. Ober-Devon Schaebenholz bei Elbingerode. Harz. ¡D Lithocampe Tschernyschewi¡ Rüst. Devon. Ural. In 100-120facher Vergrößerung. (Nach ~Rüst~.)] ~Haeckel~ unterscheidet vier Unterordnungen von Radiolarien: A. ¿Acantharia¿. Membran der Zentralkapsel allseitig durchbohrt. Skelett aus Akanthinstacheln bestehend. Fossil unbekannt. B. ¿Spumellaria¿. Kapselmembran allseitig durchbohrt. Skelett kugelig, scheibenförmig, zuweilen ganz fehlend. (Fig. 48.) C. ¿Nasselaria¿. Membran der Zentralkapsel nur an einem Pol durchbohrt. Skelett helm- oder mützenartig, an beiden Polen verschieden. (Fig. 49, 50.) D. ¿Phaeodaria¿. Zentralkapsel mit röhrig verlängerter Hauptöffnung und feineren Nebenöffnungen. Ein dunkler Pigmentkörper (¡Phaeodium¡) in der extrakapsulären Sarkode. Skelett aus meist hohlen Kieselstäben bestehend, die zu flaschenförmigen oder verschiedenartig gestalteten Schalen vereinigt sind. Fossil unbekannt. Sämtliche Radiolarien bewohnen das Meer und leben in den verschiedensten Tiefen. Sie schwimmen entweder in großen Massen insbesondere in den tropischen Meeren, an der Oberfläche, oder sie leben in mittleren und größeren Tiefen, häufig sogar in der Nähe des Grundes der Ozeane, wo ihre Skelette und Schälchen namentlich in Tiefen von 2-4000 Faden ausgedehnte Ablagerungen von »Radiolarien-Schlamm« bilden, der aus Kieselerde und kleinen Mengen kohlensauren Kalkes besteht. [Illustration: Fig. 47. Karbonische, jurassische und cretaceische Radiolarien: ¡A Stauracontium inaequale¡ Rüst. Karbon. Sicilien. ¡B Trochodiscus Nicholsoni¡ Rüst. Karbon. Harz. ¡C Xiphodictya acuta¡ Rüst. Aus Liaskoprolithen von Ilsede, Hannover. ¡D Hymeniastrum rotundum¡ Rüst. Kreidekoprolithen von Zilli. Sachsen.] Der Formenreichtum bei den Radiolarien ist ein erstaunlich großer, so daß die Bestimmung der stets mikroskopisch kleinen Kieselskelette nur mit Hilfe der Spezialliteratur möglich ist. Entgegen früherer Ansicht besitzen die Radiolarien ein hohes geologisches Alter und nehmen an der Zusammensetzung vieler kieseliger und kalkig-kieseliger Gesteine (Kieselschiefer, Hornstein, Jaspis, Wetzschiefer, Aptychenschiefer u. s. w.) wesentlichen Anteil. Nach ~Barrois~ sind sie überhaupt die ältesten, bis jetzt bekannten tierischen Organismen, da zahlreiche Spumellarien (¡Monosphäriden¡) in bituminösem, zwischen präcambrischem Gneis eingelagertem Quarzitschiefer der Bretagne vorkommen. ~Rauff~ hält diese archäischen Radiolarien für mineralische Bildungen. [Illustration: Fig. 48. Recente und tertiäre Spumellarien: ¡A Actinomma asteracanthium¡ Haeck. Lebend. Messina. ¡B Stylodictya multispina¡ Haeck. Lebend. Messina. ¡C Heliodiscus Humboldti¡ Ehrenbg. Aus Tertiär-Mergel von Barbados. ¡D Haliomma dixiphos¡ Ehrenbg. Aus Tertiär-Mergel von Caltanisetta. ¡E Astromma Aristotelis¡ Ehrenbg. (Tertiär.) Barbados.] [Illustration: Fig. 49. Recente und tertiäre Nasselarien: ¡A Podocyrtis Schomburgki¡ Ehrbg. Aus Tertiär-Mergel von Barbados. ¡B Cyrtocalpis Amphora¡ Haeck. (Lebend.) Von Messina. ¡C Bothryocampe hexathalamia¡ Haeck. (Lebend.) Mittelmeer. ¡D Petalospyris foveolata¡ Ehrbg. Aus tertiärem Mergel von Barbados.] Nach ~Rüst~ bleiben die fossilen Radiolarien an Häufigkeit und Formenreichtum nicht hinter den lebenden zurück, sind aber bis jetzt erst sehr unvollständig bekannt. Nur ausnahmsweise haben sich in jungtertiären Ablagerungen (Barbados, Oran, Sicilien) die Schälchen unverändert erhalten und bestehen noch aus amorpher Kieselerde; in älteren Gesteinen haben sie meist einen Teil ihrer Kieselerde an die Nachbarschaft abgegeben und dafür kohlensauren Kalk, Eisen oder Farbstoff aufgenommen; die Kieselerde ist entweder kryptokristallinisch geworden oder in Kalkspat umgewandelt. Die ~cambrischen~ Griffelschiefer von Sonneberg in Thüringen enthalten schlecht erhaltene Sphäriden; die meist schwarzen, zuweilen auch rot- oder lichtgefärbten untersilurischen Kieselschiefer von Langenstriegis in Sachsen, Rehau, Steben in Franken, der rote Jaspis von Abington, Schottland, und die kieseligen Schiefer des unteren Silur von Cabrières im Languedoc sind mehr oder weniger reich an Radiolarien, die insgesamt zu den Spumellarien gehören (Fig. 46 ¡A¡ ¡B¡). Aus ~devonischem~ Jaspis von Sibirien, Kieselschiefer von Hessen und Nassau, Mangankiesel von Elbingerode am Harz u. a. O. beschreibt ~Rüst~ 46 Spumellarien und 17 Nasselarien (Cystoiden). Die ~unterkarbonischen~ Kieselschiefer, Wetzschiefer, Adinole, Bandjaspis und Jaspis vom Harz (Kulm-Formation), Ural und Sicilien haben 155 Arten, darunter 36 Nasselarien, geliefert. Im allgemeinen zeichnen sich die paläozoischen Radiolarien durch ansehnliche Größe und häufig auch durch günstigen Erhaltungszustand aus. Der außeralpinen ~Trias~ scheinen Radiolarien zu fehlen, dagegen kommen solche häufig vor im Hornstein und Kieselkalk der sog. Buchensteiner Schichten von Ungarn, seltener im Reiflingerkalk, in den Wengenerkalken von Storzic in Krain, in den Mergeln von St. Cassian, im Kieselkalk des Rötelstein bei Aussee u. a. O. Sie sind meist von Spongienresten und Foraminiferen begleitet. In großer Menge finden sich Radiolarien in verkieselten Koprolithen des ~Lias~ von Ilsede, Hannover; etwas spärlicher im kieseligen, spongienreichen, unterliasischen Kalkstein des Schafberges in Ober-Österreich. Gewisse Hornsteinbänke des ~Doggers~ von Piszke in Ungarn, ~oberjurassische~ Kieselknollen von Cittiglio bei Laveno am Lago Maggiore und zahlreiche tithonische Jaspise und Aptychenschiefer der Alpen und Apenninen sind erfüllt mit Radiolarienschälchen und zwar finden sich im Jura Spumellarien und Nasselarien nahezu in gleicher Menge. Die untere ~Kreide~ (Neokom) von Gardenazza hat nur wenig Formen geliefert, dagegen enthalten Koprolithen aus dem Gault von Zilli, Provinz Sachsen, ferner ein grauer toniger Mergel der mittleren ~Kreide~ bei Manitoba in Canada sowie der obere Kreidemergel von Haldem in Westfalen und Vordorf in Braunschweig vorzüglich erhaltene Schälchen in größerer oder geringerer Häufigkeit, während dieselben in Feuersteinknollen der oberen Kreide nur sparsam und in schlechter Erhaltung vorkommen. Gewisse ~eocäne~ Hornsteine Italiens sind nach ~Pantanelli~ mit Radiolarien erfüllt und auch im Flysch treten sie stellenweise in großer Masse, aber meist schlecht erhalten auf. Bei weitem die berühmtesten Fundstätten fossiler Radiolarien bilden die kalkhaltigen, foraminiferenreichen Tripel von Barbados, von Grotte Caltanisetta und Girgenti in Sicilien, von Oran, Ägina, Zante, Nikobaren u. a. O. der jüngeren (miocänen und pliocänen) Tertiärzeit. ~Ehrenberg~ hat aus Barbados allein 278 Arten, ~Stöhr~ aus Sizilien 118 Arten beschrieben, die meist noch jetzt existierenden Gattungen von Spumellarien und Nasselarien angehören. [Illustration: Fig. 50. Tertiäre Nasselarien von Barbados: ¡A Anthocyrtis mespilus¡ Ehrbg. ¡B Lychnocanium Lucerna¡ Ehrbg. ¡C Dictyomitra Montgolfieri¡ Ehrbg. ¡D Eucyrtidium elegans¡ Ehrbg. ¡E Pterocodon Campana¡ Ehrbg.] Fußnoten: [1] ¡White, Ch.¡ Condition of preservation of invertebrate fossils Bull. U. S. geolog. and geographical Survey. vol. V. p. 133. ¡Trabucco, Giac.¡ La Petrificazione. Pavia. 1887. [2] ¡Reis, O.¡ Über Petrifizierung der Muskulatur. Arch. mikrosk. Anat. Bd. 41. [3] ¡Bütschli, O.¡, Protozoen in ~Bronn~'s Klassen und Ordnungen des Tierreichs, 1880-1889. [4] Zu den Amoebinen zählten ~Huxley~ und ~Haeckel~ früher auch den sogenannten ¿Bathybius¿, eine netzförmig aus anastomosierenden Strängen bestehende Gallerte, welche in großer Tiefe des Atlantischen Ozeans vorkommt. ~Wyv. Thomson~ und ~Möbius~ erkannten den ¡Bathybius¡ als Gipsniederschlag, vermischt mit zersetzter organischer Substanz. Sowohl in dem aus kohlensaurem Kalk zusammengesetzten Tiefseeschlamm als auch in dem »¡Bathybius¡« finden sich in größter Menge winzig kleine Kalkkörperchen von verschiedener Form, die auch an der Zusammensetzung der Kreide und der meisten marinen Kalksteine und Mergel früherer Erdperioden wesentlichen Anteil nehmen (¡Gümbel, K. W.¡, Neues Jahrb. für Mineralogie 1870, S. 753). ~Ehrenberg~ bezeichnete diese Körperchen als Morpholite und hielt sie für unorganische Gebilde. ~Huxley~ (Journ. of microscop. Science 1868. VIII. No. 6) und ~Haeckel~ (Jenaische Zeitschr. 1870. V. 3. S. 18) betrachteten sie anfänglich als Teile des ¡Bathybius¡ und nannten sie ~Kokkolithe~ (Fig. 1). Unter den Kokkolithen werden die einfachen, scheibenförmigen, oben konvexen, unten konkaven Scheiben ~Discolithen~ (Fig. 1 ¡a b¡), die aus zwei eng verbundenen Scheiben von verschiedener Größe bestehen und von der Seite gesehen, an Manschettenknöpfe erinnern, ~Cyatholithen~ (Fig. 1 ¡c¡) genannt. Die Kokkolithen sind nur bei 600-1000facher Vergrößerung deutlich sichtbar und zeigen in der Regel mehrere, verschieden lichtbrechende Zonen, die sich um einen einfachen, doppelten oder sternförmigen Zentralkern gruppieren. Häufig vereinigen sich zahlreiche Kokkolithen zu frei schwimmenden Kugeln (~Kokkosphären~) (Fig. 2). Neben den Kokkolithen finden sich zuweilen auch stabförmige, an einem Ende scheibenartig oder kreuzförmig verdickte Kalkkörperchen (~Rhabdolithen~) (Fig. 3), die sich ebenfalls zu ~Rhabdosphären~ zusammengruppieren können. W. ~Thomson~, ~Wallich~ und ~Murray~ halten die Kokkosphären für einzellige Algen oder Sporangien von Kalkalgen (~Murray~ and ~Blackman~ on the nature of Cokkospheres and Rhabdospheres Philos. Trans. #190#. Ser. B. 1898.) ~Haeckel~ errichtet dafür die Gruppe der »Kalkocyteen« und stellt sie jetzt zu den Protophyten. ~Voeltzkow~ hält die Kokkolithen für Ausscheidungen von Protozoen und ~Lohman~ (Archiv für Protistenkunde 1902) weist überzeugend nach, daß die Kokkosphären und Rhabdosphären zu den Flagellaten gehören. [Illustration: Fig. 1-3. Fig. 1 ¡a¡ u. ¡b¡ ¡Kokkolithen¡ (¡Cyatholithen¡) aus dem Atlantischen Ozean, von oben und der Seite (nach ~Haeckel~). Fig. 1 ¡c¡ ¡Kokkolithen¡ (¡Discolithen¡) aus dem Adriatischen Meer, von unten und der Seite (nach O. ~Schmidt~). Fig. 2 ¡Kokkosphären¡ aus dem Atlant. Ozean (nach ~Haeckel~). Fig. 3 ¡Rhabdolithen¡ aus dem Adriat. Meer (nach O. ~Schmidt~). Sämtliche Abbildungen in 700facher Vergrößerung.] [5] Literatur: ¡d'Orbigny, Alc.¡, Foraminifères fossiles du Bassin tertiaire de Vienne, 1846. ¡Ehrenberg, C. G.¡, Mikrogeologie 1854 und Abhandlg. Berl. Ak. 1839. ¡Schultze, M.¡, Über den Organismus der Polythalamien. Leipzig 1854. ¡Jones, Rup.¡, Zahlreiche Abhandlungen in Annals and Magazine of natural history London. ¡Carpenter, W. B.¡, Introduction to the Study of the Foraminifera. Ray Society 1862. ¡Reuß, E. A.¡, Zahlreiche Abhandlungen in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie von 1860 an. ¡Schwager, C.¡, Saggio di una Classificazione dei Foraminiferi. Bollet. Comitato geol. 1876. ¡Brady, W. B.¡, Monograph of carboniferous and Permian Foraminifera. Palaeontograph. Society 1876. " Report on the Foraminifera. Rep. of the Scient. Results of the Challenger voyage. Zoology XI, 1884. ¡Fornasini, Carlo¡, Zahlreiche Abhandlungen über italienische Foraminifera. Boll. Soc. Geol. Italiana u. Mem. Accad. Bologna seit 1885. ¡Schlumberger C. und Munier-Chalmas¡ Abhandlungen über einzelne Foraminiferen-Gattungen im Bull. Soc. Géol. de France u. im Bull. de la Soc. zoologique 1892-1901. ¡Rhumbler L.¡, Entwurf eines natürl. Systems der Thalamophoren. Nachr. d. k. Ges. der Wissenschaften in Göttingen math.-phys. Kl. 1895. ¡Sherborn, Ch. Dav.¡, An Index of the genera and species of the Foraminifera Smithsonian miscellaneous Collections 1893. 1896. ¡Egger, J. G.¡, Foraminiferen und Ostrakoden aus den Kreidemergeln der oberbayerischen Alpen. Abhandl. d. k. bayr. Ak. der W. II. Kl. Bd. XXI 1899. [6] Palaeontographica. 1878. Bd. 28. [7] ¡Ehrenberg, C. G.¡, Mikrogeologie 1854 und Abhandlg. Berliner Akad. 1875. (Radiolarien von Barbados.) -- ¡Haeckel, E.¡, Die Radiolarien. Eine Monographie 1862 und Report on the Radiolaria collected by H. M. S. Challenger 1887. -- ¡Hertwig, R.¡, Der Organismus der Radiolarien 1879. -- ¡Stöhr, E.¡, Palaeontographica XXVI. 1878. (Radiolarien von Sicilien.) -- ¡Rüst, D.¡, Palaeontographica XXXI. 1885, XXXIV. 1888 und XXXVIII. 1892. -- ¡Dreyer, F.¡, Die Tripoli von Caltanisetta. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. 1890 XXIV. II. Stamm. #Coelenterata.# Pflanzentiere. Die ¡Coelenterata¡ oder Zoophyten sind vielgestaltige, zellig differenzierte, fest sitzende oder frei schwimmende Wassertiere von mehr oder weniger deutlich radial symmetrischem Bau mit einer zentralen Leibeshöhle (Gastrovaskularraum), zu welcher eine größere Öffnung (Mund) führt; dieselbe endigt entweder blind oder ist mit seitlichen Ausstülpungen oder einem System von Kanälen versehen, welche den Umtrieb der Nahrung vermitteln. Da diese Leibeshöhle nebst ihren Verzweigungen hauptsächlich der Ernährung dient, so entspricht sie wenigstens physiologisch dem Magen und Darm der höheren Tiere. Sie enthält überdies die Generationsorgane. Eine Afteröffnung fehlt; die Sekretionen sowie die Embryonen gelangen durch die Mundöffnung nach außen. Der Körper besteht aus drei zelligen Schichten (Ektoderm, Mesoderm und Entoderm); zuweilen scheidet das Ektoderm ein kalkiges oder horniges Gerüst aus oder es entwickeln sich im Mesoderm hornige, kieselige oder kalkige Skelettelemente. Die Vermehrung erfolgt entweder auf geschlechtlichem oder ungeschlechtlichem Wege oder durch Generationswechsel. Bei der ungeschlechtlichen Knospung oder Selbstteilung entstehen Kolonien, deren Einzelindividuen im Zusammenhang bleiben und zuweilen verschiedene physiologische Verrichtungen vollziehen. Die Coelenteraten wurden zuerst durch ~Leuckart~ als selbständiger Tiertypus von den Echinodermen getrennt, mit denen sie von den älteren Zoologen unter der gemeinsamen Bezeichnung ~Strahltiere~ (¡Actinozoa¡) vereinigt worden waren. Sie zerfallen in drei große Gruppen oder Unterstämme: ¿Porifera¿, ¿Cnidaria¿ und ¿Ctenophora¿, wovon nur die zwei ersteren fossile Überreste hinterlassen haben. 1. Unterstamm. #Porifera.# Zu den ¡Porifera¡ oder Spongien gehören festsitzende Wassertiere von sehr mannigfaltiger Gestalt. Der Körper besteht aus einer einschichtigen Lage von abgeplatteten Ektodermzellen, einem ebenfalls einschichtigen Entoderm aus epithelialen Kragenzellen und aus einem stark entwickelten zelligen Mesoderm, das die Hauptmasse des Weichkörpers bildet, fast immer ein Skelett aus hornigen Spongienfasern oder aus regelmäßig geformten kieseligen oder kalkigen Körpern ausscheidet, und sämtliche Organe (Muskeln, Generationsstoffe, Nerven) bildet. Der ganze Körper ist von einem Kanalsystem durchzogen und mit zahllosen oberflächlichen Poren zum Eindringen des nahrungshaltigen Wassers versehen. Die Einlaßporen kommunizieren durch feine Röhrchen mit subdermalen Hohlräumen (Geißelkammern), von welchen stärkere Kanäle das Wasser und die Nahrung durch den Körper führen und sich häufig in einer größeren Ausfuhrröhre (Magenhöhle, Paragaster) vereinigen. Nesselzellen, Mundtentakeln und radiäre Magentaschen fehlen. Zu den ¡Porifera¡ gehört nur die Klasse #Spongiae#. Seeschwämme.[8] Die Spongien zeichnen sich durch außerordentlich mannigfaltige äußere Form und Größe aus; sie leben als Einzeltiere oder in zusammengesetzten Kolonien von zylindrischer, schlauch-, birn- oder pilzförmiger, knolliger, kugeliger, blattartiger, teller-, schüssel- oder becherförmiger, schirmartiger oder traubiger Gestalt. Sie sind kurz- oder langgestielt oder ungestielt, zuweilen ästig verzweigt, die Äste frei oder netzartig verwachsen. Nichts ist unbeständiger als die von Standort und anderen Existenzbedingungen beeinflußte äußere Gestalt der Spongien. Eine Verwertung des äußeren ~Habitus~ für die Systematik ist darum auch nur im beschränktesten Maße zulässig. Auch die ~Größe~ schwankt in weiten Grenzen, von den Dimensionen eines Stecknadelkopfes bis 1-1/2 m. Die Spongien sind entweder mit ihrer Basis oder durch einen Stiel oder durch ein Bündel von Wurzelnadeln festgeheftet, niemals freischwimmend. Das den ganzen Körper durchziehende ~Kanalsystem~ kompliziert sich bei den sehr dickwandigen Formen außerordentlich, bleibt aber bei dünnwandigen sehr einfach. Es setzt sich aus zuführenden (Epirhysen) und ableitenden Kanälen (Aporhysen) zusammen. Die winzigen Zufuhrporen (Dermalporen) befinden sich in der Haut. Von diesen gelangt das Wasser durch die ganz feinen Epirhysen in die mit Epithelialzellen ausgekleideten Geißelkammern; es wird dann durch die stärkeren, häufig verzweigten Aporhysen durch den Körper getrieben und sammelt sich wieder in einem sack-, röhren- oder trichterartigen Kanal, der sog. Leibeshöhle (Magenrohr, Paragaster), durch dessen Öffnung (Osculum) es schließlich ausgestoßen wird. Bei ganz dünnwandigen Spongien fehlen größere Magenröhren, Oscula und ein verzweigtes Kanalsystem; die abführenden Aporhysen endigen direkt in kleinen Poren auf der Innenseite (resp. Oberseite) des Schwammkörpers. Häufig dringt die Magenröhre (Paragaster) tief in die Körpermasse ein, zuweilen ist sie aber auch seicht und nur eine sackartige Verlängerung eines Osculum. Spongien mit weitem und tiefem Paragaster werden als Einzelindividuen betrachtet, solche mit zahlreichen Magenhöhlen und Oscula als Kolonien. Da jedoch alle Magenhöhlen eines Stockes durch Kanäle kommunizieren und die Oscula niemals von Tentakeln umstellt sind, so bleibt die Unterscheidung von starken Abfuhrkanälen und Magenhöhlen stets zweifelhaft und dadurch wird auch die Bestimmung von Person und Stock schwierig. Die ~Fortpflanzung~ erfolgt durch befruchtete Eier, welche sich nach mehrfacher Teilung in eine Gastrula umformen, durch die Oscula ausschwärmen und sich später auf einer Unterlage festsetzen. Neben dieser geschlechtlichen Vermehrung vergrößern sich die Spongien häufig auch durch Knospen, welche mit dem Muttertier in Verbindung bleiben und zusammengesetzte Stöcke bilden. Vermehrung durch Selbstteilung kommt nicht vor. Fast alle Spongien scheiden im Mesoderm ein Skelett aus Hornfasern, Kiesel- oder Kalkspiculen aus oder verwenden Fremdkörper zum Aufbau desselben. Nur wenige lebende Formen (¿Myxospongiae¿) sind skelettlos. Bei den ~Hornschwämmen~ (¡Ceratospongiae¡) besteht das Skelett aus anastomosierenden, zu netzförmigem Geflecht verbundenen Fasern aus Spongin, einer Seide ähnlichen organischen Stickstoffverbindung. Die Fasern sind entweder dicht oder mit Achsenkanal versehen und enthalten in letzterem zuweilen Fremdkörper (Sandkörner, Fragmente von Spongiennadeln, Foraminiferen, Radiolarien etc.). Die ~Kieselelemente~ (Spiculae) finden sich bald in Hornfasern eingeschlossen bald liegen sie frei in dem Zellengewebe des Körpers oder bilden zusammenhängende, in verschiedener Weise miteinander verflochtene oder verschmolzene Gerüste. Bei jeder Gattung wird das Skelett entweder nur aus einer einzigen Sorte oder doch nur aus wenigen, sich gleichmäßig wiederholenden Kieselkörpern, den ~Skelettelementen~, gebildet. Zu diesen gesellen sich namentlich an der Oberfläche oder in den Wandungen der Kanäle und des Paragasters mehr oder weniger reichlich höchst vielgestaltige zierliche und meist sehr kleine Fleischnadeln, die jedoch durch den Fossilisationsprozeß fast immer zerstört werden. Sämtliche Kieselelemente werden in Zellen ausgeschieden, bestehen aus konzentrischen Schichten von amorpher Kieselerde und enthalten einen ~Achsenkanal~, der zuweilen, namentlich bei kugeligen und sternförmigen Körperchen, verloren geht. Der Achsenkanal ist an frischen Nadeln sehr fein, wird aber durch Maceration erweitert und besitzt an fossilen Kieselelementen oft ein beträchtliches Lumen. Die außerordentlich mannigfaltigen Kieselgebilde der Spongien (Fig. 51) lassen sich auf wenige Grundformen zurückführen: a) ~Einstrahler oder~ ¿Monaxone¿ (Fig. 51^{1-10} und ^{14-16}). Gerade oder gebogene, glatte, dornige oder knotige, beiderseits oder einseitig zugespitzte oder abgestumpfte Nadeln, Walzen, Haken, Spangen, Stecknadeln und Doppelanker (Amphidisken). Sie sind stets mit Achsenkanal versehen, welcher entweder an beiden oder an einem Ende frei zu Tage tritt, seltener vollständig geschlossen ist. ~Vierstrahler oder~ ¿Tetraxone¿ (Fig. 51^{17}). Der normale Vierstrahler hat vier gleichlange Strahlen, welche wie die Lotlinien der vier Flächen eines regelmäßigen Tetraëders zusammenstoßen. Durch Schwund eines Armes entstehen zuweilen Dreistrahler; durch Verlängerung oder sonstige Differenzierung eines Armes Anker (¡Triaene¡) mit drei einfachen oder gegabelten Zinken (Fig. 51^{18-23}), durch mehrfache Spaltung oder blattartige oder lappige Ausbreitung von drei Armen kurzgestielte Scheibennadeln (¡Trichotriaene¡, ¡Phyllotriaene¡) und aus den letztgenannten durch Verkümmerung des einfachen Schaftes zierliche Kieselscheiben (Fig. 51^{28}) hervor. Durch abweichende Gabelung des Schaftes entstehen zuweilen ¡Amphitriaena¡ oder Kandelaber; durch andere Differenzierung Schirmnadeln (Fig. 51^{26}). [Illustration: Fig. 51. Verschiedene Spongiennadeln aus der ob. Kreide von Haldem in Westfalen in 25facher Vergrößerung. 1-6 Einachsige Nadeln und Walzen. 7-9 Einachsige Kieselkörperchen mit weiten Achsenkanälen. 10-13 Walzen und Kugeln. 14 Dornige Nadel. 15 Klammer und 16 grabscheitartige Fleischnadel. 17 Einfacher Vierstrahler (spanischer Reiter). 18-21 Anker mit drei Zinken. 22-23 Gabelanker. 24-25 Vierstrahlige unregelmäßige Skelettkörperchen. 26 Schirmnadel. 27 Sechsstrahler. 28 Vielachsige Kieselscheibe.] Als ~irreguläre~ Vierstrahler (¿Desmome¿) sind die Skelettelemente der Lithistiden (Fig. 53-68) zu betrachten, bei denen sich die Enden der vier Arme in wurzelartige, knorrige Ausläufer zerschlitzen und bei denen durch ungleiche Ausbildung, Spaltung oder Verkümmerung einzelner Arme höchst mannigfaltige irreguläre, wurzelartige und vielfach verästelte Kieselgebilde entstehen können, für welche ~Rauff~ eine besondere Nomenklatur aufgestellt hat. c) ~Sechsstrahler~ (¿Hexactone¿ oder ¿Triaxone¿) (Fig. 69-74). Die Grundform ist ein sechsstrahliger Stern mit sechs gleichlangen Armen, welche wie die Achsen eines regulären Octaëders unter einem rechten Winkel zusammenstoßen. Durch Schwund einzelner Arme können sich die Sechsstrahler in Fünf-, Vier- oder Dreistrahler, ja sogar in Stabnadeln umwandeln, denen aber stets ein sechsarmiges Achsenkreuz zu Grunde liegt. Durch Gabelung oder sonstige Differenzierung aller oder einzelner Strahlen entstehen die zierlichsten Kieselgebilde, welche als Fleischnadeln unter der Form von Rosetten, Armleuchtern, Doppelankern, Tannenbäumchen, Besengabeln u. s. w. die Gruppe der Hexactinelliden charakterisieren. Durch Verschmelzung benachbarter Sechsstrahler entstehen mehr oder weniger regelmäßige Gitterskelette mit kubischen Maschen. d) ~Dichte achsenlose~ und ~vielachsige~ Körper von kugeliger, walziger, sternförmiger oder scheibenförmiger Gestalt, die sich auf die drei oben genannten Grundformen nicht zurückführen lassen, kommen nur bei einer beschränkten Anzahl recenter und fossiler Kieselschwämme vor. Die aus ~kohlensaurem Kalk~ bestehenden Skelettelemente zeigen viel geringere Mannigfaltigkeit als die Kieselkörper. Sie sind durchschnittlich kleiner und leichter zerstörbar als die Skelettelemente der Kieselschwämme und haben entweder die Form von Dreistrahlern (¡Triode¡), Vierstrahlern (¡Tetraxone¡) oder Stabnadeln (¡Monactone¡). Nur ausnahmsweise findet eine einfache Vergabelung oder sonstige Differenzierung der Drei- und Vierstrahler statt. Jedes einzelne Skelettelement eines Kalkschwamms verhält sich optisch wie ein einheitlicher Kalkspatkristall. Achsenkanäle fehlen denselben. Die Anordnung der Skelettelemente bei den Spongien wird hauptsächlich durch die Wasserzirkulation im Kanalsystem bedingt. Bei sehr dünnwandigen Formen liegen sie mehr oder weniger dicht gedrängt und häufig regelmäßig orientiert im Weichkörper, bei anderen sind sie von Hornfasern umschlossen oder zwischen dem Kanalsystem angehäuft, zuweilen auch zu einem irregulären Gewebe miteinander verbunden oder zu einem maschigen Gitternetz verschmolzen. Durch den Fossilisationsprozeß werden die Hornfasern vollständig zerstört, die Kalknadeln häufig ganz oder teilweise aufgelöst oder durch zugeführten kohlensauren Kalk in scheinbar dichte Faserzüge umgewandelt (¡Pharetrones¡). Auch die Skelettelemente der Kieselschwämme haben sich nur selten unverändert erhalten; in der Regel ist die ursprünglich amorphe Kieselerde in kristallinische umgewandelt oder auch gänzlich aufgelöst und weggeführt. An Stelle der Kieselelemente bilden sich anfänglich Hohlräume, die nachträglich wieder durch Eisenoxydhydrat, infiltrierte Kieselerde oder am häufigsten durch Kalkspat ausgefüllt werden. Auf diese Weise wird das Skelett fossiler Kieselspongien in Kalkspat umgewandelt und ebenso kann an Stelle von ursprünglichen Kalknadeln Kieselerde treten. Die Unterscheidung fossiler Kiesel- und Kalkschwämme darf darum lediglich auf morphologische Merkmale, nicht aber auf die chemische Zusammensetzung der erhaltenen Skeletteile gestützt werden. Es lassen sich bei den Spongien vier Unterklassen: ¿Myxospongiae¿, ¿Ceratospongiae¿, ¿Silicispongiae¿ und ¿Calcispongiae¿ unterscheiden. Von diesen stehen die Kalkschwämme den übrigen schroff gegenüber, die drei anderen sind durch Übergänge mit einander verbunden und bilden eigentlich eine einzige, den Calcispongien gleichwertige Gruppe. Den Myxospongien fehlen Skelettgebilde; ihr Körper besteht lediglich aus zelligen Weichteilen. Auch die ¿Ceratospongia¿ oder Hornschwämme besitzen keine erhaltungsfähigen Bestandteile. Die Spongienfasern werden vollständig durch den Fossilisationsprozeß zerstört und hinterlassen keine Spuren in den Erdschichten. Die als Hornschwämme beschriebenen Gebilde aus Trias (¡Rhizocorallium¡), Jura, Kreide (¡Spongites Saxonicus¡, ¡Paramudra¡) etc. sind entweder anorganischen Ursprungs oder zoologisch nicht bestimmbar. Alle fossilen Spongien gehören demnach entweder zu den Kiesel- oder Kalkschwämmen. Sie beginnen schon im Kambrium, finden sich aber in größter Menge in Trias, Jura und Kreide. 3. Unterklasse. #Silicispongiae.# Kieselschwämme. ¡Skelett entweder ausschließlich aus Kieselelementen oder aus Hornfasern mit Kieselnadeln bestehend.¡ 1. Ordnung. #Monactinellida.# Zitt. (¡Monaxonia¡ F. E. Schulze.) ~Sämtliche Skelettelemente einachsig.~ Zu den Monaxinelliden gehört die Mehrzahl der jetzt existierenden und meist in geringer Tiefe lebenden Seeschwämme sowie die wenigen überhaupt bekannten Süßwasserspongien (¡Spongilla¡). Meistens besteht das Skelett wie bei den Hornschwämmen aus anastomosierenden Spongienfasern, die in ihrer Achse Stabnadeln enthalten oder vollständig von einachsigen Kieselgebilden vollgepfropft sind; zuweilen liegen die letzteren auch frei im Weichkörper. In der Regel enthält jede Gattung nur eine oder wenige Sorten von Kieselelementen, die sich in allen Teilen des Körpers gleichmäßig wiederholen. Es sind Nadeln, Haken, Klammern, Walzen, Spindeln, Amphidisken u. s. w. von der größten Mannigfaltigkeit. Da jedoch die Hornfasern beim Fossilisationsprozeß verwesen und die niemals miteinander verschmolzenen Nadeln oder sonstigen Kieselgebilde später nach allen Richtungen hin zerstreut werden, so findet man in gewissen Ablagerungen zwar große Mengen von monaxonen Nadeln, aber fast niemals vollständige, zusammengehörige Skelette. Die isolierten Nadeln lassen sich generisch nur bestimmen, wenn sie besonders charakteristische Gestalt (¡Renieria¡, ¡Esperia¡ etc.) besitzen. Im untersten Lias der Alpen (Zone des ¡Am. angulatus¡) sind gewisse hornsteinreiche Bänke zuweilen ganz erfüllt mit Stabnadeln. Auch in verschiedenen Horizonten der Kreide- und Tertiärformation kommen Nadeln von Monactinelliden zuweilen massenhaft vor. Aus dem oberen Silur von Tennessee beschreibt ~Hinde~ eine ¿Climacospongia¿, bei welcher das Skelett aus in Längszügen aneinander gereihten Nadeln besteht, die durch Quernadeln miteinander verbunden sind. Wahrscheinlich waren die Nadeln ursprünglich in Hornfasern eingeschlossen. Die ebenfalls mit Hornfasern und stecknadelartigen Kieselkörpern versehenen Clioniden bohren labyrinthische Gänge in Muscheln und Schnecken. Derartig durchlöcherte Gehäuse finden sich häufig auch fossil. Isolierte Nadeln von ¿Renieria¿, ¿Axinella¿, ¿Haplistion¿ wurden von ~Hinde~ schon im Kohlenkalk von England nachgewiesen. 2. Ordnung. #Tetractinellida.# Marshall. (¡Tetraxonia¡ E. Schulze.) ~Skelett aus regelmäßigen Vierstrahlern gebildet, welche sich meist mit einachsigen, vielachsigen oder achsenlosen Kieselgebilden kombinieren. Die Skelettelemente liegen frei im Weichkörper und sind nie zu zusammenhängenden Gerüsten verbunden.~ Die am häufigsten vorkommenden Skelettelemente sind reguläre Vierstrahler, Anker mit einfachen oder gegabelten Zinken, Kugeln und Sterne. Bei gewissen Gattungen (¡Geodia¡) sind die großen Anker und Stabnadeln radial angeordnet und von einer dicken, aus achsenlosen Kugeln bestehenden Rinde umgeben. Isolierte Nadeln von Tetractinelliden kommen mehr oder weniger häufig mit Monactinelliden im Kohlenkalk, im unteren Lias der Alpen, im Neokom von England, im Hilssandstein des Deister, in der oberen Kreide von Haldem und Cösfeld in Westfalen, im Tertiär und im Pleistocän vor. Noch im Zusammenhang finden sich die Skelettelemente bei den Gattungen ¿Ophiraphidites¿ Carter, ¿Tethyopsis¿ Zitt. (Fig. 52), ¿Pachastrella¿ Schmidt. [Illustration: Fig. 52. ¡Tethyopsis Steinmanni¡ Zitt. Aus der oberen Kreide von Ahlten in Hannover, in 14facher Vergr.] 3. Ordnung. #Lithistida.# O. Schmidt. ~Massive, dickwandige, meist mit kompliziertem Kanalsystem versehene Kieselschwämme. Skelett aus unregelmäßigen, an den Enden oder auch allenthalben mit knorrigen oder wurzelartigen Fortsätzen versehenen Vierstrahlern oder Einstrahlern (¿Desmomen¿) bestehend, welche durch Zygose innig miteinander verflochten sind. Außerdem regelmäßig geformte vierstrahlige, einachsige oder vielachsige Oberflächen- und Fleischnadeln vorhanden.~ Die Lithistiden sind mit den Tetractinelliden eng verknüpft und bilden nach der Ansicht vieler Zoologen mit denselben eine einzige Ordnung. Durch die solide steinartige Beschaffenheit des Skelettes eignen sich die Lithistiden ganz besonders zur fossilen Erhaltung und erfüllen zuweilen, namentlich in Jura und Kreide, ganze Schichten. In ihrer äußeren Form zeigen sie große Mannigfaltigkeit; am öftesten haben sie schüssel-, becher-, birnförmige oder kugelige, knollige, blattartige Gestalt und sind entweder mit ihrer Basis oder mit einem Stiel festgewachsen. Das Kanalsystem weist je nach den einzelnen Gattungen große Verschiedenheit auf, ist aber meist wohl entwickelt und mehr oder weniger kompliziert. Die vierarmigen und vierachsigen Skelettelemente sind durch die wurzelartig verzweigten Enden der Arme miteinander verflochten und die Verbindungsstelle, in welcher sich die Enden benachbarter Desmome vereinigen, bildet verdickte Ballen. Bei den einachsigen, meist ganz irregulären Skelettelementen findet allseitige Verflechtung der wurzelartigen Fortsätze statt. Oberflächen- und Fleischnadeln sind nur ausnahmsweise bei besonders günstiger Erhaltung überliefert, fehlen jedoch den lebenden Gattungen niemals und liefern hier sehr wertvolle systematische Merkmale. Die Einteilung der fossilen Lithistiden muß sich lediglich auf die Skelettelemente und das Kanalsystem stützen, da die kleinen und leicht vergänglichen Fleisch- und Oberflächennadeln fast immer zerstört sind. Man unterscheidet fünf Gruppen (¡Tetracladina¡, ¡Eutaxicladina¡, ¡Anomocladina¡, ¡Megamorina¡ und ¡Rhizomorina¡), welche sich wieder in verschiedene, hier nicht näher zu definierende Familien zerlegen lassen. Die jetzt lebenden Lithistiden finden sich am häufigsten in Tiefen von 100-400 m, kommen aber auch vereinzelt bis 1800 m Tiefe vor. A. Unterordnung. #Tetracladina.# Zitt. ¡Skelettelemente mit vier meist gleichartig ausgebildeten, an den Enden in wurzelartige Fasern oder Ausläufer zerschlitzten Armen und vier Achsenkanälen; zu einem maschigen Netzwerk verflochten. Oberflächennadeln entweder tetraxone Gabelanker, deren Zinken häufig an den Enden verästelt sind, gestielte, lappige oder ganzrandige Scheiben oder monaxone Stabnadeln.¡ Die Skelettelemente der ¡Tetracladina¡ sind meist regelmäßige ¡Tetraclone¡, bei denen die vier glatten, seltener knorrigen oder warzigen Arme unter Winkeln von 109-1/2° zusammenstoßen. Kambrium, Silur; sehr selten im oberen Jura (¡Protetraclis¡), häufig in Kreide, Tertiär und Jetztzeit. [Illustration: Fig. 53. ¡Aulocopium aurantium¡ Oswald. Aus dem Diluvium von Sadowitz in Schlesien. ¡a¡ Exemplar in halber natürlicher Größe, ¡b¡ Skelett 60mal vergrößert.] ¿Aulocopium¿ Oswald (Fig. 53). Halbkugelig oder schüsselförmig, kurzgestielt, auf der Unterseite von einer dichten, runzeligen Kieselhaut überzogen, mit zentralem Paragaster, zahlreichen, der Peripherie folgenden Bogenkanälen und feineren, von außen nach der Magenhöhle eindringenden Radialkanälen. Skelett aus etwas irregulären glattarmigen, an den Enden wurzelartig vergabelten Tetraklonen bestehend, die in der Richtung der Radialkanäle in regelmäßige Reihen angeordnet sind. Im unteren Silur der russischen Ostseeprovinzen und von Illinois und im oberen Silur von Gotland; das Skelett meist verkalkt. Auch als Geschiebe in der norddeutschen Ebene häufig in Chalcedon umgewandelt. ¿Archaeoscyphia¿ Hinde (Kambrium). ¿Callopegma¿ Zitt. (Fig. 54). Schüssel- oder trichterförmig, kurzgestielt, dickwandig. Außenseite mit kleinen, Innenseite mit größeren Kanalöffnungen versehen. Skelett mit glattarmigen, an den Enden zu dicken Ballen verästelten Tetraklonen bestehend. Oberfläche mit Gabelankern und Stabnadeln. Ob. Kreide. [Illustration: Fig. 54. ¡Callopegma acaule¡ Zitt. Aus der Senonkreide von Ahlten in Hannover. ¡a¡ Exemplar in 3/4 nat. Gr. ¡b¡ Skelett 40/1. ¡c¡ Oberfläche 2/1. ¡d¡ Oberfläche mit Gabelanker 40/1.] ¿Phymatella¿ Zitt. (Fig. 55). Ob. Kreide. ¿Siphonia¿ Park. (Fig. 56). Feigen-, birn- oder apfelförmig, mit kurzem oder langem Stiel. Scheitel mit tiefem Paragaster, in welchen bogenförmige, der Peripherie parallele Kanäle sowie zahlreiche feine Radialkanälchen einmünden. Skelett aus glattarmigen, vergabelten Dichotrideren bestehend. Oberfläche mit monaxonen Nadeln und Gabelankern. Häufig in der mittleren und oberen Kreide. [Illustration: Fig. 55. ¡Phymatella tuberosa¡ Quenst. sp. Aus der Quadratenkreide von Linden bei Hannover. ¡a¡ Exemplar in 1/2 nat. Größe. ¡b¡ Oberfläche in nat. Größe. ¡c¡ Ein Skelettkörperchen 50/1. ¡d¡ Skelettkörperchen aus dem Stiel 50/1.] [Illustration: Fig. 56. ¡Siphonia tulipa¡ Zitt. Aus dem Grünsand von Blackdown. ¡A¡ Exemplar in nat. Größe vertikal durchgeschnitten. ¡B¡ Exemplar mit Stiel und Wurzel 1/2 nat. Gr. (nach ~Sowerby~).] ¿Hallirhoa¿ Lamx. Wie vorige, jedoch kurz gestielt. Der birnförmige Schwammkörper durch tiefe Einschnürungen mehrlappig. Im Cenoman. ¿Jerea¿ Lamx. (Fig. 57). Birnförmig, flaschenförmig bis zylindrisch mit abgestutztem oder vertieftem Scheitel, worin eine Anzahl röhrenförmiger, im Zentrum vertikaler, gegen außen bogenförmiger Kanäle ausmünden, die von feineren Radialkanälen durchkreuzt werden. Skelett aus Tetraklonen und Dichotrideren zusammengesetzt. Häufig in der mittleren und oberen Kreide. [Illustration: Fig. 57. ¡Jerea pyriformis¡ Lamx. Aus dem Grünsand von Kelheim 1/2 nat. Gr.] ¿Polyjerea¿ From., ¿Astrocladia¿, ¿Thecosiphonia¿, ¿Calymmatina¿ Zitt., ¿Turonia¿ Mich., ¿Plinthosella¿ Zitt. (Fig. 59), Kreide. ¿Discodermia¿ Boc., ¿Racodiscula¿ Zitt. etc. Kreide. Tertiär. ¿Rhagadinia¿ Zitt. (Fig. 60). Ohrförmig, plattig oder schüsselförmig, kurzgestielt. Beide Oberflächen mit unregelmäßig sich kreuzenden Furchen bedeckt, von welchen Kanäle in das Innere eindringen. Die vierarmigen Skelettelemente sind zuweilen ganz oder nur in den distalen Teilen mit warzigen Höckern bedeckt und an den Enden in wenige Äste vergabelt. Oberfläche mit kurzgestielten, sechslappigen Scheiben und winzig kleinen, vielfach verästelten Tetraklonen bedeckt. Ob. Kreide. [Illustration: Fig. 58. Skelettkörperchen mit gegabelten Ästen von ¡Jerea Quenstedti¡ Zitt. Aus der Quadratenkreide von Linden bei Hannover 40/1.] [Illustration: Fig. 59. ¡Plinthosella squamosa¡ Zitt. Aus der oberen Kreide von Ahlten in Hannover. Skelett in 80facher Vergröß.] [Illustration: Fig. 60. ¡Rhagadinia rimosa¡ Roem. sp. Aus der oberen Kreide von Ahlten. ¡a¡ Exemplar in 2/3 nat. Größe. ¡b¡ Skelett 40/1. ¡c¡ Eine lappige Oberflächenscheibe 40/1. ¡d¡ Kleine Skelettkörperchen aus der Oberfläche 40/1.] B. Unterordnung. #Eutaxicladina.# Rauff. ¡Skelett aus Vierstrahlern mit drei gleichstarken, einfachen oder in zwei Äste gespaltenen und distal in wurzelartige Fasern zerschlitzten Armen und einem ganz kurzen, verdickten vierten Arm (Ennomoclone) zusammengesetzt. Achsenkanäle wahrscheinlich in allen Armen. Die Skelettelemente sind stets regelmäßig parallel oder in alternierenden Reihen angeordnet und bilden durch ihre Zygose ein Gitterwerk mit dreieckigen oder irregulären Maschen und stark verdickten Verbindungsknoten.¡ Die meisten Gattungen stammen aus silurischen Ablagerungen; einzelne (¿Mastosia¿, ¿Lecanella¿) auch aus dem oberen Jura. ¿Astylospongia¿ Roem. (Fig. 61, 62a). Schwammkörper kuglig, im Scheitel meist mit seichter Vertiefung; Unterseite konvex, nicht angewachsen (wahrscheinlich nur durch Basalnadeln festgeheftet). Die starken Wasserkanäle verlaufen in den äußeren Partien des Schwammkörpers der Peripherie parallel in der Mitte senkrecht; außerdem zahlreiche feine Radialkanälchen vorhanden, deren Öffnungen die ganze Oberfläche bedecken. Von den vier glatten verlängerten Armen der Skelettelemente vergabeln sich einzelne oder alle unmittelbar über ihrer Vereinigungsstelle mit dem kurzen Arm. Die Verbindungsstellen der verschiedenen verästelten Arme bilden dicke Knoten. Im unteren Silur der russischen Ostseeprovinzen und im oberen Silur von Schweden und Nordamerika (namentlich in Tennessee), meist in Chalcedon umgewandelt. Auch auf sekundärer Lagerstätte im norddeutschen Diluvium. [Illustration: Fig. 61. ¡Astylospongia praemorsa¡ Goldf. sp. Diluvialgeschiebe aus Mecklenburg. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe angeschnitten. ¡b¡ Skelett 12/1. ¡c¡ Skelett stark vergrößert.] ¿Caryospongia¿, ¿Carpospongia¿ Rauff. Silur. Europa. ¿Palaeomanon¿ Roem. (¡Astylomanon¡ Rauff.) Wie ¡Astylospongia¡, jedoch napfförmig, mit seichter und weiter Scheitelvertiefung. Ganze Oberfläche mit Poren bedeckt. Obersilur. Nordamerika. ¡P. cratera¡ Roem. ¿Caryomanon¿, ¿Carpomanon¿ Rauff. Ob. Silur. Nordamerika. ¿Hindia¿ Duncan (Fig. 62b). Schwammkörper kuglig mit poröser Oberfläche, ohne Anheftstelle. Wasserkanäle allseitig vom Zentrum nach der Peripherie ausstrahlend. Die aus drei einfachen, mit knorrigen Höckerchen besetzten Armen und einem kurzen knopfartigen Stiel bestehenden Skelettelemente sind in regelmäßigen Reihen parallel nach dem Verlauf der radialen Kanäle angeordnet. Ob. Silur. Nordamerika. [Illustration: Fig. 62. ¡a¡ Ein isoliertes Skelettelement von ¡Astylospongia¡ 120/1. ¡b¡ Ein isoliertes Skelettelement von ¡Hindia¡ 80/1 (nach ~Rauff~).] C. Unterordnung. #Anomocladina.# Zitt. (¡Didymmorina¡ Rauff.) ¡Skelettelemente aus einem kurzen, glatten Stiel mit kugelig verdickten Enden bestehend, von denen je drei, vier oder mehr einfache oder ästige Arme ausgehen, welche sich durch Zygose mit den Armen benachbarter Skelettkörperchen verbinden. Achsenkanal einfach. Oberflächennadeln stabförmig, monaxon.¡ Im oberen Jura und in der Jetztzeit. ¿Cylindrophyma¿ Zitt. (Fig. 63). Schwammkörper zylindrisch, dickwandig, festgewachsen, mit weiter röhriger, bis zur Basis reichender Zentralhöhle und zahlreichen, in dieselbe mündenden Radialkanälen. Oberfläche mit kleinen Ostien bedeckt. Im oberen Jura häufig. [Illustration: Fig. 63. ¡Cylindrophyma milleporata¡ Goldf. sp. Aus dem oberen weißen Jura von Hochsträss. ¡A¡ Zwei Individuen 1/2 nat. Größe, ¡B¡ Skelett in 30facher Vergrößerung. ¡C¡ Ein isoliertes Skelettelement von ¡Cylindrophyma¡ 60/1 (nach ~Rauff~).] ¿Melonella¿ Zitt. Schwammkörper apfelförmig oder halbkuglig mit breiter oder ganz kurz gestielter Basis, die von einer runzligen Kieselhaut bedeckt ist. Zentralhöhle trichterförmig, tief. Die Hauptkanäle verlaufen der Peripherie entsprechend bogenförmig, die feineren Zufuhrkanäle radial. Ob. Jura. ¡M. radiata¡ Quenst. sp. D. Unterordnung. #Megamorina.# Zitt. (¡Rhabdomorina¡ Rauff.) ¡Meist große, verlängerte, locker miteinander verflochtene, glatte, gebogene, unregelmäßig ästige oder nur an den Enden vergabelte Skelettelemente mit einfachem Achsenkanal, dazwischen zuweilen kleine, wurzelartige (rhizomorine) vielfach verästelte Skelettkörperchen. Oberflächennadeln einachsig oder Gabelanker.¡ In Silur, Karbon, Jura, Kreide und Jetztzeit verbreitet. ¿Saccospongia¿ Rauff. Silur. ¿Megalithista¿ Zitt. Ob. Jura. Nattheim. ¿Doryderma¿ Zitt. (Fig. 64). Schwammkörper zylindrisch, einfach, ästig, birnförmig oder plattig mit mehreren der Längsachse parallelen Kanalröhren und zahlreichen Radialkanälchen. Skelettelemente groß, gebogen, mit zwei oder mehr einfachen Ästen. Oberflächennadeln dreizinkige Anker. Ob. Kreide. Norddeutschland, England, Frankreich. Nach ~Hinde~ schon im Kohlenkalk. [Illustration: Fig. 64. ¡Doryderma dichotoma¡ Roem. sp. Aus der oberen Kreide. ¡a¡ Exemplar in natürlicher Größe. ¡b¡ Oberfläche doppelt vergrößert. ¡c¡ Mehrere Skelettkörperchen in 10facher Vergrößerung. ¡d¡ Ein Skelettkörperchen und mehrere Gabelanker 30mal vergr.] ¿Carterella¿ Zitt. Kreide. ¿Isoraphinia¿ Zitt. Walzenförmig, gestielt mit weiter, bis in die Nähe der Basis reichender Zentralhöhle. Skelettelemente groß, schwach gebogen, walzig, an den Enden verdickt, selten dichotom gespalten; dieselben sind zu Bündel vereinigt und durch ihre gekrümmten Enden derart miteinander verflochten, daß sie ein netzförmiges Gewebe bilden. Kreide. ¡I. texta¡ Roemer sp. E. Unterordnung. #Rhizomorina.# Zitt. ¡Skelettelemente klein, in vier oder drei Hauptarme geteilt, oder einfach, gekrümmt, mit zahlreichen wurzelartigen Ausläufern oder Knorren besetzt. Zentralkanal der Kieselkörperchen einfach oder ästig. Oberflächennadeln einachsig, tetraxon oder denen des Hauptskelettes ähnlich.¡ Hauptsächlich in Jura, Kreide und Jetztzeit verbreitet. ¿?Nipterella¿ Hinde. Kambrium. ¿Cnemidiastrum¿ Zitt. (¡Cnemidium¡ p. p. Goldf.) (Fig. 65). Kreisel- oder schüsselförmig mit vertiefter Zentralhöhle. Die dicke Wand von zahlreichen Radialkanälen durchzogen, welche, in senkrechten Reihen übereinanderstehend, Vertikalspalten bilden, die sich nach außen öfters vergabeln. Skelettkörperchen gekrümmt, überall mit stumpfen, dornigen Auswüchsen besetzt. Häufig im Spongitenkalk des oberen Jura; das Skelett fast immer verkalkt. ¡C. rimulosum¡ Goldf. Nach ~Hinde~ schon im Kohlenkalk von England. [Illustration: Fig. 65. ¡Cnemidiastrum stellatum¡ Goldf. sp. Aus oberjurassischem Spongitenkalk von Hossingen. Württemberg. ¡a¡ Ein Exemplar 1/2 nat. Größe. ¡b¡ Vertikaler Tangentialschnitt, um die radialen Kanäle in den Vertikalspalten zu zeigen. ¡c¡ Ein Skelettkörperchen 60/1.] [Illustration: Fig. 66. Skelett von ¡Jereica polystoma¡ Roem. sp. Aus der ob. Kreide von Ahlten in Hannover 60/1.] ¿Hyalotragos¿ Zitt. Schüssel-, teller- oder trichterförmig, kurz gestielt. Oberseite vertieft, mit zahlreichen Öffnungen kurzer Kanäle besetzt. Außenseite fein porös oder mit glatter, runzliger Deckschicht überzogen. Skelettelemente gekrümmt, in mehrere zackige Äste gespalten und mit spärlichen Dornen besetzt. Im oberen Jura (Spongitenkalk) sehr häufig. ¡H. patella¡ Goldf. sp. ¿Platychonia¿ Zitt. Blattförmig oder ohrförmig, wellig gebogen, beiderseits mit feinen Poren bedeckt. Skelettelemente wie bei ¡Hyalotragos¡. Im oberen Jura. ¡P. vagans¡ Quenst. sp. ¿Jereica¿ Zitt. (Fig. 66). Schwammkörper zylindrisch, kreisel-, birn-, keulenförmig, kurz gestielt. Scheitel abgestutzt oder mit seichter Grube, die Mündungen von vertikalen Ausfuhrröhren enthaltend. Oberfläche porös durch die Öffnung der feinen Radialkanäle. Skelettelemente wurzelartig, gebogen, unregelmäßig verzweigt, mit zahlreichen kurzen Seitenästchen. Ob. Kreide. ¡J. polystoma¡ Roem. sp., ¡J. punctata¡ Goldf. sp. ¿Chenendopora¿ Lamx. (Fig. 67). Becher-, trichter- oder napfförmig, gestielt. Innenseite mit vertieften Osculis von engen Kanälen. Skelettelemente stark verästelt mit geteiltem Achsenkanal. Ob. Kreide. ¿Verruculina¿ Zitt. (Fig. 68). Trichter-, ohr-, napf- oder blattförmig, kurz gestielt oder sitzend. Oscula auf der Oberseite von kragenförmig erhöhten Rändern umgeben. Mittlere und obere Kreide. ¿Amphithelion¿ Zitt. Wie vorige, aber auf beiden Seiten mit vorragenden Osculis. Kreide. [Illustration: Fig. 67. ¡Chenendopora fungiformis¡ Lamx. Aus der Senonkreide von Chatellerault. Touraine. 1/3 natürl. Größe.] [Illustration: Fig. 68. ¡Verruculina aurita¡ Roem. sp. Aus der Quadratenkreide von Linden bei Hannover. 2/3 natürl. Größe.] Weitere Gattungen: ¿Scytalia¿, ¿Coelocorypha¿, ¿Stachyspongia¿, ¿Pachinion¿, ¿Seliscothon¿ Zitt. etc. in der mittleren und oberen Kreide. 4. Ordnung. #Hexactinellida.# O. Schmidt. (¡Triaxonia¡ F. E. Schulze.) ~Kieselschwämme mit isolierten oder gitterförmig verschmolzenen Skelettelementen von sechsstrahliger Form, denen ein Achsenkreuz aus drei rechtwinklig sich schneidenden Kanälen zu Grund liegt. Oberflächengebilde und Fleischnadeln außerordentlich mannigfaltig, jedoch stets sechsstrahlig.~ Nächst den Lithistiden sind die Hexactinelliden die häufigsten fossilen Kieselschwämme. Sie besitzen ungemein mannigfaltige Gestalt und sind öfters durch einen aus langen, feinen Glasfäden zusammengesetzten Wurzelschopf befestigt oder direkt mit ihrer Basis festgewachsen. Die Wand hat in der Regel nur geringe Dicke und umschließt meist eine weite Zentralhöhle; demgemäß bleibt das Kanalsystem erheblich einfacher als bei den Lithistiden und besteht nur aus kurzen Röhren, welche mehr oder weniger tief von beiden Seiten in die Wand eindringen und in der Regel blind endigen. Zuweilen ist der Schwammkörper aus dünnwandigen Röhren zusammengesetzt, welche sich mäandrisch winden und größere oder kleinere Lücken (Zwischenkanäle) zwischen sich frei lassen. Die eigentlichen skelettbildenden Kieselelemente unterscheiden sich durch ansehnliche Größe und gleichartige Beschaffenheit von den meist winzig kleinen, überaus vielgestaltigen und wunderbar zierlichen Fleischnadeln, die bei den fossilen Formen leider fast niemals erhalten sind. Bei den Lyssacinen liegen die sechsstrahligen Skelettelemente frei in dem Weichkörper oder sind nur teilweise und in unregelmäßiger Weise miteinander verlötet; bei den ¡Dictyonina¡ dagegen tritt eine regelmäßige Verschmelzung der Skelettelemente in der Art ein, daß sich stets die Arme benachbarter Sechsstrahler dicht aneinander legen und von einer gemeinsamen Kieselhülle umgeben werden. Dadurch entsteht ein mehr oder weniger regelmäßiges, aus kubischen Maschen zusammengesetztes Gitterwerk, in welchem die Verschmelzung der Sechsstrahler dadurch sichtbar bleibt, daß jeder Arm zwei getrennte Achsenkanäle besitzt. Das Zentrum, in welchem sich die Arme jedes Sechsstrahlers kreuzen, ist meist verdickt (Kreuzungsknoten), zuweilen auch in der Art durchbrochen, daß ein hohles Oktaeder entsteht (Laternennadeln, Lychniske). Die ~Oberfläche~ des Skeletts wird häufig durch eine Deckschicht aus unregelmäßigen Sechsstrahlern gebildet, bei denen der nach außen gewendete Strahl verschwunden ist oder es scheidet sich eine dichte Kieselhaut ab, in welcher sternförmige Sechsstrahler, deren nach außen und innen gerichtete Äste verkümmern (Stauractine), in größerer oder geringerer Menge eingelagert sind. Die Hexactinelliden bewohnen gegenwärtig vorherrschend die tieferen Regionen der Ozeane jenseits der Hundertfadenlinie (200 bis 3000 Faden). Sie finden sich auch fossil überwiegend in Tiefseeablagerungen und zwar schon in Schichten der kambrischen und silurischen Formation. Ihre Hauptverbreitung fällt in die Jura- und Kreidezeit. A. Unterordnung. #Lyssacina.# Zitt. ¡Die Skelettelemente bleiben entweder alle isoliert oder sind nur teilweise in unregelmäßiger Weise miteinander verlötet. Wurzelschopf häufig vorhanden.¡ Die Lyssacinen eignen sich wenig zur fossilen Erhaltung, da die Skelettnadeln nur ausnahmsweise durch Verlötung ein zusammenhängendes Gerüste bilden und die Fleischnadeln stets zerstört werden. Dennoch sind sowohl aus paläozoischen Ablagerungen als auch aus dem oberen Jura von Streitberg vollständige, aus großen isolierten Sechsstrahlern zusammengesetzte Schwammkörper bekannt, ja die ältesten sicher bestimmbaren Spongien aus dem Kambrium gehören zu den Lyssacinen. 1. Familie. #Protospongidae.# Hinde. ¡Dünnwandige, sack- bis röhrenförmige oder kuglige Schwämme, deren Wand aus einer Lage von vierstrahligen Sternen (Stauractinen) besteht, die quadratische und subquadratische Maschen umschließen. Die Nadelarme folgen einzeilig aufeinander. Die Maschen der großen Sternnadeln umschließen kleinere Kreuze, so daß die Maschen in quadratische Felder von verschiedener Größe zerteilt werden.¡ Im Kambrium und Silur. Hierher gehören die Gattungen ¿Protospongia¿ Salter und ¿Phormosella¿ Hinde. 2. Familie. #Dictyospongidae.# Hall. ¡Meist große, trichterförmige, zylindrische oder prismatische Schwämme mit dünner, oft in Buckeln und Rippen vorspringender Wand, deren Skelett in sehr regelmäßiger Weise gegittert ist und quadratische Maschen von verschiedener Größe bildet, die einander umschließen. Die Gitterzüge bestehen aus Bündeln feiner Spiculae.¡ Silur. Devon. Hauptverbreitung im Devon von Nordamerika und Europa. ¿Dictyophyton¿, ¿Uphantaenia¿ Hall, ¿Hydnoceras¿ Conrad etc. finden sich meist als wohlerhaltene Ausgüsse in devonischem Sandstein und Schiefer; die Kieselnadeln sind vollständig aufgelöst. 3. Familie. #Plectospongidae.# Rauff. ¡Dünnwandige Röhren, deren Skelett aus einem regelmäßigen Gitter aufsteigender und quer ringförmiger Nadelzüge gebildet wird, die rechteckige und quadratische, jedoch nicht sehr regelmäßige Maschen umschließen. Die Arme der Sternnadeln lagern sich zu Bündeln aneinander.¡ Silur. ¿Cyathophycus¿ Walcott, ¿Palaeosaccus¿, ¿Acanthodictya¿ Hinde. Unt. Silur. ¿Plectoderma¿ Hinde. Ob. Silur. ~Gattungen incertae sedis.~ ¿Pattersonia¿ Miller (¡Strobilospongia¡ Beecher) sind große traubige Knollen, ¿Brachiospongia¿ Marsh. aus dem unteren Silur von Nordamerika vasenförmige Schwämme mit breitem, aus hohlen Lappen bestehendem Unterrand; dieselben repräsentieren wie ¿Amphispongia¿ Salter und ¿Astroconia¿ Sollas aus dem oberen Silur von England eigentümliche erloschene Familien von Lyssacinen. ¿Pyritonema¿ M'Coy (¡Acestra¡ Roem.) aus dem unteren Silur bezeichnet Bündel von langen, dicken Nadeln, die als Wurzelschöpfe gedeutet werden. Bei ¿Hyalostelia¿ Zitt. (¡Acanthospongia¡ Young) aus dem englischen Kohlenkalk ist der Schwammkörper aus ziemlich großen, regelmäßigen Sechsstrahlern und sternförmigen Körperchen mit verdickten Kreuzungsknoten gebildet, an denen die vertikale Achse verkümmert. Der Wurzelschopf besteht aus langen, etwas gebogenen Stabnadeln, die am Ende zuweilen mit vier zurückgebogenen Zinken versehen sind. Verwandte Gattungen sind ¿Holasterella¿ Carter, ¿Spiractinella¿ (Fig. 69) und ¿Acanthactinella¿ Hinde aus dem Kohlenkalk von Großbritannien. ¿Tholiasterella¿ Hinde (Fig. 70) aus dem Kohlenkalk hat eine dünne Wand, die aus einer Lage großer, unregelmäßig verlöteter Sechsstrahler besteht, bei denen in der Regel zwei von den in einer Ebene befindlichen Strahlen sich vom Kreuzungsknoten an in zwei Äste gabeln, so daß statt vierstrahliger sechsstrahlige Sterne entstehen. Bei ¿Asteractinella¿ Hinde (Fig. 71) spalten sich sämtliche in einer Ebene gelegenen Strahlen in zwei oder mehr Äste und bilden dadurch vielstrahlige, höchst mannigfaltige Sterne. [Illustration: Fig. 69. ¡Spiractinella Wrightii¡ Carter. Kohlenkalk. Sligo. Irland. ¡A¡ Ein einfacher Sechsstrahler. ¡B¡ Sechsstrahler mit gegabelten Armen 6/1 (nach ~Hinde~).] [Illustration: Fig. 70. ¡Tholiasterella gracilis¡ Hinde. Kohlenkalk Dalry. Ayrshire. Deckschicht mit verlöteten Sternnadeln 6/1 (nach ~Hinde~).] [Illustration: Fig. 71. ¡Asteractinella expansa¡ Hinde. Kohlenkalk. Dalry. Ayrshire. Skelettelemente 6/4 (nach ~Hinde~).] [Illustration: Fig. 72. ¡Astraeospongia meniscus¡ Bumb. Ob. Silur. Tennessee. ¡A¡ Schwammkörper in 2/3 nat. Größe von der Seite. ¡B¡ Von oben.] ¿Astraeospongia¿ Roem. (Fig. 72). Der dickwandige Schwammkörper hat die Gestalt einer flachen Schüssel, ist oben konkav, unten konvex, ohne Anheftstelle. Das Skelett besteht aus großen, gleichartigen, nicht verschmolzenen Sternen, bei denen sechs Strahlen in einer Ebene liegen; die zwei senkrecht daraufstehenden Strahlen sind zu kurzen, knopfartigen Anschwellungen verkümmert. Häufig im oberen Silur von Tennessee, selten im Devon der Eifel. Nach ~Hinde~ bilden ¿Tholiasterella¿ und ¿Asteractinella¿ eine selbständige Ordnung (¡Heteractinellidae¡), und ebenso ist ¿Astraeospongia¿ für ~Hinde~ der Typus der Ordnung ¿Octactinellidae¿. Ich möchte diese beiden Gruppen als aberrante Hexactinelliden betrachten, bei denen die überzähligen Strahlen durch Spaltung entstanden sind. B. Unterordnung. #Dictyonina.# Zitt. ¡Die Sechsstrahler des Stützskelettes verschmelzen zu einem zusammenhängenden Gitterwerk, indem sich jeder Arm eines Hexactons an den entsprechenden Arm eines benachbarten Sechsstrahlers anlegt und beide von einer gemeinsamen Kieselhülle umschlossen werden. Ein Wurzelschopf fehlt.¡ Die ¡Dictyonina¡ haben sich wahrscheinlich aus Lyssacinen (vielleicht aus ¡Protospongia¡- und ¡Dictyophyton¡-artigen Formen) entwickelt. Sie beginnen erst in der Trias und spielen in Jura und Kreide durch ihre Häufigkeit eine wichtige Rolle. Die Gitterskelette sind oft in Kalkspat umgewandelt oder aufgelöst und nur durch Hohlräume angedeutet. Die wichtigeren fossilen Formen verteilen sich auf nachstehende Familien. 1. Familie. #Craticularidae# Rauff (Euretidae Zitt. non Schulze). ¡Becherförmige, zylindrische, ästige oder plattige Schwämme. Skelett mit undurchbohrten Kreuzungsknoten. Oberfläche ohne besondere Deckschicht, durch Verdichtung der äußeren Skelettlage geschützt, zuweilen mit einem zarten Gewebe verschmolzener Spiculae überzogen. Kanäle einfach, blind im Skelett endend.¡ Jura. ¿Tremadictyon¿ Zitt. (Fig. 73) becherförmig tellerartig, walzig. Zentralhöhle weit. Ostien der Kanäle auf beiden Seiten in alternierenden Reihen stehend. Basis knollig. Oberfläche mit einem zarten Netz verschmolzener Sechsstrahler, das auch die Kanalöffnungen überspinnt. Gitterskelett mit mehr oder weniger irregulären, kubischen Maschen. Im oberen Jura sehr häufig. [Illustration: Fig. 73. ¡Tremadictyon reticulatum¡ Goldf. sp. Aus dem oberen Jura von Streitberg in Franken. ¡a¡ Exemplar in 2/5 nat. Größe. ¡b¡ Oberfläche vergrößert ohne Deckschicht. ¡c¡ Oberfläche mit wohlerhaltener Deckschicht 3/1. ¡d¡ Skelett 12/1.] ¿Craticularia¿ Zitt. (Fig. 74). Trichterförmig, zylindrisch, plattig, einfach oder ästig. Beide Oberflächen mit rundlichen oder ovalen Kanalostien, welche in vertikalen und horizontalen, rechtwinklig gegeneinander verlaufenden Reihen angeordnet sind. Kanäle kurz, blind. Jura, Kreide und Miocän. ¿Sporadopyle¿ Zitt. Becher- bis trichter- oder kegelförmig, zuweilen ästig. Äußere Kanalostien unregelmäßig oder in Quincunx, innere in vertikalen Reihen angeordnet. Ober-Jura. ¡Sp. obliqua¡ Goldf. sp. [Illustration: Fig. 74. ¡Craticularia paradoxa¡ Mstr. sp. Aus dem ob. Jura von Muggendorf in Franken. ¡a¡ Exemplar in 1/3 nat. Größe. ¡b¡ Verdichtete Oberflächenschicht. ¡c¡ Gitterskelett 12/1.] ¿Sphenaulax¿ Zitt., ¿Verrucocoelia¿ Etall. Jura etc. 2. Familie. #Coscinoporidae# Zitt. ¡Die dünne Wand der kelch-, becherförmigen, lappigen, ästigen oder sternförmig zusammengefalteten Schwammkörper ist beiderseits von zahlreichen, in alternierenden Reihen angeordneten Öffnungen kurzer, blinder Kanäle bedeckt. Skelett feinmaschig, dicht; Oberflächenschicht durch Verdichtung der äußeren Skelettlage gebildet. Kreuzungsknoten der Sechsstrahler dicht, seltener durchbohrt.¡ Kreide. ¿Leptophragma¿ Zitt. Becherförmig mit Wurzel. Wand dünn, beiderseits mit kleinen, alternierenden Ostienreihen. Skelett sehr dichtmaschig, die Kreuzungsknoten nicht durchbohrt. Mittlere und obere Kreide. ¿Pleurostoma¿ Roem., ¿Guettardia¿ Mich. Kreide. ¿Coscinopora¿ Goldf. (Fig. 75). Becherförmig, mit verzweigter Wurzel. Kanalöffnungen rund, klein, in alternierenden Reihen. Skelettelemente teilweise mit durchbohrten Kreuzungsknoten. Wurzel aus langen Kieselfasern bestehend. Oberflächenschicht aus verdickten und verschmolzenen Sechsstrahlern zusammengesetzt. Kreide. [Illustration: Fig. 75. ¡Coscinopora infundibuliformis¡ Goldf. Aus der oberen Kreide von Coesfeld in Westfalen. ¡a¡ Vollständiges Exemplar 1/2 nat. Größe. ¡b¡ Oberfläche nat. Größe. ¡c¡ Oberfläche in 3facher Vergrößerung. ¡d¡ Skelett des Bechers 12/1. ¡e¡ Skelett der Wurzel 12/1.] 3. Familie. #Staurodermidae# Zitt. ¡Kreisel-, trichter-, zylinderförmig, seltener ästig oder knollig. Kanalostien auf beiden Seiten in unregelmäßigen oder alternierenden Reihen. Skelett mehr oder weniger regelmäßig. Kreuzungsknoten dicht oder durchbohrt. Äußere oder beide Oberflächen der Wand mit meist großen, sternförmigen Nadeln (Stauractinen) versehen, welche sich von denen des übrigen Skelettes unterscheiden und entweder nur lose miteinander verkittet sind oder in einer zusammenhängenden Kieselhaut eingebettet liegen.¡ Jura, Kreide. ¿Cypellia¿ Zitt. (Fig. 76). Kreiselförmig, schüsselförmig oder ästig, wurzellos. Kanäle unregelmäßig angeordnet, gekrümmt und verzweigt. Gitterskelett mit unregelmäßigen Maschen, die Kreuzungsknoten durchbohrt. Oberfläche mit vierstrahligen, großen Stauractinen, die durch eine kontinuierliche oder durchlöcherte dünne Haut miteinander verbunden sind. Im Spongienkalk des oberen Jura sehr häufig. [Illustration: Fig. 76. ¡Cypellia rugosa¡ Goldf. sp. Aus dem oberen Jura von Streitberg. ¡a¡ Exemplar in 1/2 nat. Größe. ¡b¡ und ¡c¡ Oberflächenschicht 12/1.] ¿Stauroderma¿ Zitt. Trichter- oder tellerförmig mit weiter, seichter Zentralhöhle, worin große, runde Öffnungen von kurzen Kanälen ausmünden. Oberfläche beiderseits mit einer Deckschicht versehen, worin Sternnadeln liegen, deren nach außen und innen gerichtete Strahlen verkümmert sind. Ob. Jura. ¿Casearia¿ Quenst. Zylindrisch, durch Einschnürungen in ringförmige Abschnitte geteilt, mit röhrenförmiger, tiefer Zentralhöhle und ziemlich dicker Deckschicht mit Sternnadeln. Ob. Jura. ¡C. articulata¡ Goldf. sp. ¿Porospongia¿ d'Orb. (Fig. 77). Plattig ausgebreitet, seltener knollig oder zylindrisch, auf der Oberseite mit großen Öffnungen von kurzen, blind endigenden Ausfuhrröhren. Die mit Osculis versehene Seite ist von einer dichten oder fein porösen Kieselhaut überzogen, worin Kreuznadeln und Achsenkreuze von Sechsstrahlern eingebettet liegen. Gitterskelett mit kubischen Maschen; die Kreuzungsknoten nicht durchbohrt. Oberer Jura. [Illustration: Fig. 77. ¡Porospongia impressa¡ Goldf. sp. Aus dem oberen Jura von Muggendorf in Franken. ¡a¡ Fragment in nat. Gr. ¡b¡ Deckschicht 6/1. ¡c¡ Skelett 12/1.] 4. Familie. #Ventriculitidae.# Toulmin Smith. ¡Wand mäandrisch gefaltet; die Falten radiär angeordnet, meist vertikal. Radialkanäle blind. Die Falten der Wand bilden Vertikalfurchen, die entweder offen oder teilweise mit Deckschicht übersponnen sind. Skelettelemente mit durchbohrten Kreuzungsknoten. Oberflächenschicht durch Verdichtung der äußeren Skelettlage gebildet. Wurzel aus verlängerten, durch Querbrücken verbundenen Kieselfasern ohne Achsenkanal bestehend.¡ Jura und Kreide. ¿Pachyteichisma¿ Zitt. (Fig. 78). Kreisel- oder schüsselförmig, mit sehr dicker, gefalteter Wand. Die Falten sind außen durch tief eindringende, innen durch seichte Furchen geschieden. Skelett sehr regelmäßig. Wurzel und Deckschicht fehlen. Ob. Jura. [Illustration: Fig. 78. ¡Pachyteichisma Carteri¡ Zitt. Aus dem oberen Jura von Hohenpölz in Franken. ¡a¡ Exemplar in 1/2 nat. Größe. ¡b¡ Skelett 12/1.] [Illustration: Fig. 79. ¡Ventriculites striatus¡ T. Smith. Aus der Quadratenkreide von Linden bei Hannover. ¡a¡ Exemplar in 1/2 nat. Größe. ¡b¡ Horizontaler Durchschnitt in nat. Größe. ¡c¡ Skelett 12/1.] ¿Ventriculites¿ Mant. (Fig. 79). Schüssel-, teller-, becher-, zylinder- oder trichterförmig mit weiter Zentralhöhle. Wand dünn gefaltet; die Falten innen und außen durch Vertikalfurchen getrennt und dicht aneinander gedrängt. Skelett mehr oder weniger regelmäßig gitterförmig. Verdichtete Deckschicht und Wurzel vorhanden. Häufig in der mittleren und oberen Kreide. ¿Schizorhabdus¿, ¿Rhizopoterion¿, ¿Polyblastidium¿ Zitt., ¿Sporadoscinia¿ Pomel, ¿Lepidospongia¿ Roem. etc. in der Kreide. 5. Familie. #Coeloptychidae# Zitt. ¡Schirm- oder pilzförmig gestielt. Wand dünn, mäandrisch gefaltet. Falten radial angeordnet, gegen den Außenrand des Schirms gegabelt, auf der Unterseite unbedeckt. Seitenwand und Oberfläche des Schirms von einer porösen Deckschicht überspannt, welche die Falten vollständig verhüllt. Kanalostien auf den Faltenrücken der Unterseiten. Skelett sehr regelmäßig, die Kreuzungsknoten durchbohrt, die Arme der Sechsstrahler mit feinen, stachligen Fortsätzen.¡ [Illustration: Fig. 80. ¡Coeloptychium agaricoides¡ Goldf. Ob. Kreide. Vordorf bei Braunschweig. ¡A¡ Von oben. ¡B¡ Von der Seite. ¡C¡ Von unten 2/3 nat. Größe. ¡D¡ Skelett 60/1.] Einzige Gattung ¿Coeloptychium¿ Goldf. (Fig. 80) in der oberen Kreide von Norddeutschland, England, Südrußland. 6. Familie. #Maeandrospongidae# Zitt. ¡Schwammkörper aus dünnwandigen, vielfach verschlungenen und teilweise verwachsenen Röhren oder Blättern zusammengesetzt, welche knollige, birnförmige, becherförmige oder strauchartig verästelte Stöcke bilden. Zwischen den Röhren bleiben größere Löcher oder Zwischenräume frei, die ein sogenanntes Interkanalsystem bilden. Eigentliche Kanäle kaum entwickelt. Deckschicht fehlend oder eine zusammenhängende Kieselhaut auf der Oberfläche bildend.¡ In der Kreide häufig; auch zahlreiche lebende Gattungen bekannt. [Illustration: Fig. 81. ¡Plocoscyphia pertusa¡ Gein. Aus dem Cenoman-Grünsand von Bannewitz. ¡a¡ Fragment in nat. Größe. ¡b¡ Oberfläche 5mal vergrößert. ¡c¡ Gitterskelett im Innern 12/1. ¡d¡ Gitterskelett mit dichten Kreuzungsknoten aus der Nähe der Oberfläche 12/1.] ¿Plocoscyphia¿ Reuß. (Fig. 81). Knollige, kuglige, aus mäandrisch gewundenen, anastomosierenden Röhren oder Blättern bestehende Stöcke. Wände der Röhren dünn, mit zahlreichen kleinen Kanalostien. Skelett gitterförmig, die Kreuzungsknoten durchbohrt oder undurchbohrt. Kreide. ¿Becksia¿ Schlüter. (Fig. 82). Die dünne Wand des niedrig becherförmigen Schwammes aus vertikalen, radial geordneten und seitlich verwachsenen Röhren bestehend, zwischen denen größere Öffnungen frei bleiben. In der Nähe der Basis bilden die Röhren hohle, stachelartige Fortsätze. Das Gitterskelett sehr regelmäßig, genau wie bei Coeloptychium. Ob. Kreide. Westfalen. [Illustration: Fig. 82. ¡Becksia Soekelandi¡ Schlüt. Quadratenkreide, Coesfeld. Westfalen. ¡A.¡ Schwammkörper 1/2 nat. Größe. [circle] Öffnungen. Zwischen den Röhren ¡f¡ wurzelartige Röhrenfortsätze. ¡B.¡ Skelett 50/1.] ¿Tremabolites¿ Zitt., ¿Etheridgia¿ Tate, ¿Zittelispongia¿ Sinzoff etc. Obere Kreide. ¿Camerospongia¿ d'Orb. (Fig. 83). Kuglig, halbkuglig oder birnförmig; ob. Hälfte mit einer glatten Kieselhaut überzogen, im Scheitel mit großer kreisrunder Vertiefung. Untere Hälfte des Schwammkörpers mit welligen Erhöhungen und Vertiefungen, nach unten in einen Stiel übergehend. Im Innern besteht der Schwammkörper aus dünnwandigen, mäandrisch gewundenen Röhren. Obere Kreide. [Illustration: Fig. 83. ¡Camerospongia fungiformis¡ Goldf. sp. Exemplar in nat. Größe aus dem Pläner von Oppeln.] ¿Cystispongia¿ Roem. (Fig. 84). Wie vorige, jedoch eine dichte Kieselhaut, welche von mehreren großen, unregelmäßig geformten Öffnungen durchbrochen ist, den ganzen, aus Röhren bestehenden Schwammkörper gleichmäßig umhüllend. Kreide und noch jetzt lebend. [Illustration: Fig. 84. ¡Cystispongia bursa¡ Quenst. Aus dem Cuvieri-Pläner von Salzgitter. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Deckschicht mit darunterliegender Skelettschicht 12/1. ¡c¡ Skelett 12/1.] 4. Unterklasse. #Calcispongiae.# Kalkschwämme. ¡Skelett aus Kalknadeln von dreistrahliger, vierstrahliger oder ein achsiger Form bestehend.¡ Die äußere Form der Kalkschwämme ist ebenso vielgestaltig wie bei den Kieselschwämmen und erinnert am meisten an jene der Lithistiden. Auch das Kanalsystem der dickwandigen Leuconen und Pharetronen besteht ähnlich wie bei den Lithistiden aus einer Zentralhöhle und radialen Abfuhrkanälen, welche in letztere einmünden; dieselben verzweigen sich nach außen in zahlreiche Äste, welche in Geißelkammern endigen und von feinen Zufuhrkanälchen gespeist werden. Bei den Syconen wird die Wand von einfachen Radialröhren, bei den dünnwandigen Asconen nur von Löchern durchbohrt. Die kalkigen Skelettelemente liegen frei im Weichkörper bald einschichtig in einer Ebene (¡Ascones¡) bald mehr oder weniger deutlich radial, nach dem Verlauf der Kanäle angeordnet (¡Sycones¡) bald irregulär angehäuft (¡Leucones¡) bald zu anastomosierenden Faserzügen zusammengedrängt (¡Pharetrones¡). Am häufigsten sind regelmäßige Dreistrahler, einachsige, beiderseits zugespitzte Nadeln, etwas spärlicher Vierstrahler. [Illustration: Fig. 85. Dreistrahlige Skelettelemente eines lebenden Asconen 50/1.] Der Erhaltungszustand der fossilen Kalkschwämme ist wegen der leichten Zerstörbarkeit der Skelettelemente meist ein sehr ungünstiger und zur mikroskopischen Untersuchung ungeeigneter. Die zu Faserzügen vereinigten Dreistrahler und Stabnadeln lassen sich nur in seltenen Fällen deutlich erkennen, sind meistens ganz oder teilweise aufgelöst und zu homogenen oder kristallinischen Kalkfasern umgewandelt (Fig. 88), in denen feine Kalkfädchen von zahlreichen Kristallisationszentren nach allen Richtungen hin ausstrahlen. Zuweilen wurden solche Kalkskelette nachträglich in Kieselerde umgewandelt. Die kalkige oder kieselige Beschaffenheit eines fossilen Schwammes gewährt darum keinen Aufschluß über die ursprüngliche Beschaffenheit des Skelettes, da Kieselschwämme infolge des Fossilisationsprozesses ein kalkiges und Kalkschwämme ein kieseliges Skelett erhalten können. [Illustration: Fig. 86. Fasern eines aus Dreistrahlern bestehenden Kalkschwammes aus dem oberen Jura (¡Peronidella cylindrica¡ Münst. sp.) in 40facher Vergrößerung.] [Illustration: Fig. 87. Faserzüge eines fossilen Kalkschwammes mit teilweise erhaltenen ¡Spiculae¡ 40/1.] [Illustration: Fig. 88. Fasern eines fossilen Kalkschwammes durch Kristallisation verändert 40/1.] Von den 4 Ordnungen der Kalkschwämme (¡Ascones¡, ¡Leucones¡, ¡Sycones¡ und ¡Pharetrones¡) haben nur die zwei letzten für den Paläontologen praktisches Interesse, da von den ersteren entweder keine oder nur ganz vereinzelte fossile Überreste bekannt sind. 1. Ordnung. #Pharetrones.# Zitt. ~Wand dick; Kanalsystem wie bei den Lithistiden, zuweilen undeutlich und scheinbar fehlend. Nadeln zu anastomosierenden Faserzügen geordnet; häufig eine glatte oder runzelige Deckschicht vorhanden.~ Devon bis Kreide. In der Tertiär- und Jetztzeit fehlend. ¿Eudea¿ Lamx. Zylindrisch, keulenförmig, meist einfach, selten ästig. Zentralhöhle röhrig, eng, bis zur Basis reichend, mit rundem Osculum im Scheitel. Oberfläche mit glatter Dermalschicht, worin Ostien von kurzen Kanälen liegen. Trias und Jura. ¡E. clavata¡ Lamx. ¿Peronidella¿ Zitt. (antea ¡Peronella¡ Zitt. non Gray, ¡Siphonocoelia¡, ¡Polycoelia¡ From.) (Fig. 89, 90). Zylindrisch, dickwandig, einfach oder ästig. Zentralhöhle röhrig, bis zur Basis reichend; letztere zuweilen mit dichter Deckschicht überzogen, die übrige Oberfläche fein porös. Ein deutliches Kanalsystem fehlt. Die groben, anastomosierenden Skelettfasern bestehen aus dichtgedrängten, zusammengepackten Dreistrahlern und Einstrahlern. Selten im Devon (¡Scyphia constricta¡ Sandb.); häufig in Trias, Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 89. ¡Peronidella cylindrica¡ Mst. sp. Aus dem ob. Jura von Muggendorf in 1/2 nat. Größe.] [Illustration: Fig. 90. ¡Peronidella dumosa¡ From. sp. Aus dem Hils von Berklingen in Braunschweig. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 91. ¡Corynella Quenstedti¡ Zitt. Aus dem Coralrag von Nattheim. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Skelettfasern 4mal vergrößert.] ¿Eusiphonella¿ Zitt. (Fig. 92). Wie vorige, jedoch dünnwandiger, mit weiter, bis zur Basis reichender Zentralhöhle, deren Wand mit vertikalen Reihen von Radialkanalöffnungen bedeckt ist. Oberfläche porös. Ob. Jura. ¿Corynella¿ Zitt. (Fig. 91). Kolbenförmig, zylindrisch oder kreiselförmig, dickwandig, einfach oder zusammengesetzt. Zentralhöhle trichterförmig, seicht, nach unten in ein Bündel vertikaler, verzweigter Röhren aufgelöst; die Scheitelöffnung häufig von radialen Furchen umgeben. Oberflächenporen mit stark verästelten Radialkanälen kommunizierend, welche sich nach innen in stärkere Äste vereinigen und in die Zentralhöhle münden. Häufig in Trias, Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 92. ¡Eusiphonella Bronni¡ Mst. sp. Aus dem Coralrag von Nattheim. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 93. ¡Oculospongia tubulifera¡ Goldf. sp. Aus dem Kreidetuff von Maestricht. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 94. ¡Stellispongia glomerata¡ Quenst. sp. Aus dem Coralrag von Nattheim. Nat. Größe.] ¿Stellispongia¿ d'Orb. (Fig. 94). Meist zusammengesetzte, aus halbkugligen oder birnförmigen, kurzen Individuen zusammengesetzte Stöcke, deren Basis mit dichter Deckschicht überzogen ist. Scheitel gewölbt, mit seichter, von Radialfurchen umgebener Zentralhöhle, an deren Basis und Seiten die Öffnungen der Radial- und Vertikalkanäle münden. Skelett aus kurzen, stumpfen, gebogenen Einstrahlern sowie aus Drei- und Vierstrahlern zusammengesetzt. Trias. Jura. ¿Holcospongia¿ Hinde. Jura. Kreide. ¿Sestrostomella¿ Zitt. Trias bis Kreide; ¿Synopella¿ Zitt. Kreide; ¿Oculospongia¿ From. (Fig. 93); ¿Diplostoma¿ From. Kreide etc. [Illustration: Fig. 95. ¡Elasmostoma acutimargo¡ Roem. Aus dem Hils von Berklingen in nat. Größe von oben.] [Illustration: Fig. 96. ¡Rhaphidonema Farringdonense¡ Sharpe sp. Unt. Kreide (Aptien). Farringdon. England. 2/3 nat. Größe.] ¿Elasmostoma¿ From. (Fig. 95). Blatt-, ohrförmig bis trichterförmig. Obere (resp. innere) Seite mit glatter Deckschicht, worin große seichte Oscula liegen. Unterseite porös. Kreide. ¿Rhaphidonema¿ Hinde (Fig. 96). Becher-, trichter- oder gewunden blattförmig. Innen-(Ober-)Seite glatt mit sehr kleinen Osculis oder Poren. Außenseite rauh, porös. Kanalsystem undeutlich. Trias, Jura, Kreide. ¿Pachytilodia¿ Zitt. Trichterförmig, dickwandig, Basis mit glatter Deckschicht; sonstige Oberfläche ohne Oscula. Skelett aus sehr groben, anastomosierenden Faserzügen bestehend. Kreide. ¡Scyphia infundibuliformis¡ Goldf. 2. Ordnung. #Sycones.# Haeckel. ~Wand mit einfachen, radial gegen die Magenhöhle gerichteten und in diese mündenden Kanälen. Skelettnadeln regelmäßig angeordnet.~ Meist kleine, zierliche, in seichtem Wasser lebende Formen. ¿Protosycon¿ Zitt. aus dem oberen Jura von Streitberg stimmt in der Anordnung der Radialkanäle mit den lebenden Syconen überein, ist klein und zylindrisch-konisch. Zu den Syconen rechnet ~Rauff~ auch die von ~Steinmann~ (Jahrb. f. Mineralog. 1882. II. 139) als ¿Sphinctozoa¿ beschriebenen Kalkschwämme, welche sich durch eine höchst bemerkenswerte Segmentierung, wie sie auch bei der Lithistidengattung ¡Casearia¡ vorkommt, von allen übrigen Kalkschwämmen unterscheiden. Die ältesten hierher gehörigen Formen sind ¿Sollasia¿, ¿Amblysiphonella¿ und ¿Sebargasia¿ Steinm. aus dem Kohlenkalk von Asturien. In der Trias von St. Cassian und der Seelandalp bei Schluderbach kommen ¿Colospongia¿ Laube, ¿Thaumastocoelia¿, ¿Cryptocoelia¿ Steinm. vor. In der unteren und mittleren Kreide finden sich ¿Thalamopora¿ Roem. und ¿Barroisia¿ Steinm. (¡Verticillites¡ Zitt. non Defr., ¡Sphaerocoelia¡ Steinm.) ¿Barroisia¿ (Fig. 97) kommt bald in einfachen, zylindrischen oder keulenförmigen Individuen, bald zu buschigen Stöcken vereinigt vor. Die Oberfläche zeigt häufig Einschnürungen, der Scheitel ist gewölbt und mit zentralem Osculum versehen, die Zentralhöhle röhrenförmig. Die zylindrischen Individuen bestehen aus dünnwandigen, halbkugligen oder flachen Segmenten, die in der Art übereinander folgen, daß die Decke jedes Segmentes zugleich den Boden des folgenden bildet. Die Wand ist allenthalben von einfachen Röhrenkanälen durchbohrt und besteht aus Faserzügen von dreistrahligen Nadeln. ¡B. helvetica¡ Lor. sp. Aptien. La Presta. [Illustration: Fig. 97. ¡Barroisia anastomans¡ Mant. sp. Aptien. Farringdon. Berkshire. ¡A¡ Ein buschiger Stock zum Teil angeschnitten nat. Größe. ¡B¡ Ein Einzelindividuum schräg durchgeschnitten 5/2. ¡a¡ Grenzlinie zweier Segmente, ¡b¡ Zentralröhre, ¡o¡ terminale Öffnung der Zentralröhre, ¡d¡ Radialkanäle. ¡C¡, ¡D¡ Dreistrahler aus dem Skelett 72/1 (nach ~Steinmann~).] #Zeitliche und räumliche Verbreitung der fossilen Spongien.# Die phylogenetische Entwicklung der ¡Myxospongia¡, ¡Ceratospongia¡ und eines Teiles der ¡Silicispongiae¡ wird wegen der ungünstigen Organisation dieser Formen für die fossile Erhaltung stets in Dunkel gehüllt bleiben. Immerhin beweisen jedoch isolierte Nadeln, daß ¡Monactinellida¡ und ¡Tetractinellida¡ schon in den paläozoischen Meeren vorhanden waren; in Trias, Jura und Kreide setzen sie zuweilen ganze Schichten zusammen und nahmen an der Entstehung von Hornstein, Chalcedon und Feuerstein sicherlich erheblichen Anteil. Im Tertiär finden sich Nadeln, die auf noch jetzt existierende Gattungen zurückgeführt werden können, ziemlich häufig. Bemerkenswert ist die geologische Verbreitung der drei am besten erhaltungsfähigen Spongiengruppen: der ~Lithistiden~, ~Hexactinelliden~ und ~Kalkschwämme~. Die lebenden Vertreter der zwei ersten Ordnungen bewohnen tiefe oder doch mäßig tiefe Gewässer, die Kalkschwämme bevorzugen seichte Küstenstriche. Da sich auch die fossilen Kalkschwämme fast nur in mergeligen, tonigen oder sandigen Ablagerungen von entschieden litoralem Charakter finden, die fossilen Lithistiden und Hexactinelliden aber vorzugsweise in Kalksteinen vorkommen, in denen Kalkschwämme fehlen, so läßt sich daraus schließen, daß auch die fossilen Spongien ähnlichen Existenzbedingungen unterworfen waren wie ihre jetzt lebenden Verwandten. Von Lithistiden enthält das Cambrium die Gattungen ¡Archaeoscyphia¡ und ¡Nipterella¡, das untere und obere Silur von Europa und Nordamerika eine Anzahl ¡Tetracladina¡ (¡Aulocopium¡) und ¡Eutaxicladina¡ (¡Astylospongia¡, ¡Palaeomanon¡, ¡Hindia¡) sowie vereinzelte ¡Rhizomorina¡. Im Karbon folgen spärliche Reste von Rhizomorinen und Megamorinen, aber erst im oberen Jura, insbesondere in den Spongitenkalken von Franken, Schwaben, der Schweiz, des Krakauer Gebietes entfalten die Lithistiden einen erstaunlichen Formenreichtum und setzten zuweilen ganze Schichtenkomplexe zusammen. Sie finden sich nur vereinzelt in der unteren Kreide, treten aber im Pläner, Grünsand und der oberen Kreide von Norddeutschland, Böhmen, Polen, Galizien, Südrußland, England, Frankreich massenhaft auf. Das Tertiär ist fast überall vorwiegend durch Seichtwasserablagerungen vertreten und darum der Mangel an Lithistiden und Hexactinelliden nicht auffallend. Sie finden sich übrigens an einzelnen Lokalitäten wie im oberen Miocän bei Bologna sowie in Algerien und Oran in Nordafrika. Ganz ähnliche Verbreitung wie die Lithistiden, besitzen auch die Hexactinelliden. Sie beginnen schon im oberen Cambrium und im Silur mit eigentümlich differenzierten Lyssacinen (¡Protospongia¡, ¡Phormosella¡, ¡Cyathophycus¡, ¡Palaeosaccus¡, ¡Plectoderma¡, ¡Pattersonia¡, ¡Brachiospongia¡, ¡Dictyophyton¡, ¡Astraeospongia¡). Die gleichen Gruppen dauern auch im Devon fort, wo namentlich ¡Dictyophyton¡ und Verwandte in Nordamerika starke Verbreitung erlangen. Der Kohlenkalk enthält einige aberrante Lyssacinen, die ~Hinde~ als Heteractinelliden von den Hexactinelliden trennte. Im mesozoischen und känozoischen Zeitalter fällt die geologische Verbreitung der Hexactinelliden fast genau mit jener der Lithistiden zusammen; doch gibt es hin und wieder Ablagerungen, welche vorherrschend aus Hexactinelliden und andere, die fast nur aus Lithistiden zusammengesetzt sind. Wesentlich abweichend verhalten sich die ~Kalkschwämme~, von denen nur die Pharetronen und Syconen für den Geologen in Betracht kommen. Die ältesten Vertreter derselben finden sich ganz vereinzelt im mittleren Devon und Kohlenkalk. Sie erscheinen in großer Mannigfaltigkeit in der alpinen Trias (St. Cassian und Seeland-Alp), fehlen dagegen der außeralpinen Trias fast gänzlich. Im Jura erscheinen sie in mergeligen Schichten des Dogger (Ranville, Schwaben), sowie in gewissen Ablagerungen des weißen Jura (Terrain à Chailles, Coralrag von Nattheim, Sontheim u. a. O.) in Süddeutschland und der Schweiz. Die untere Kreide, namentlich das Neocom von Braunschweig, des Schweizerischen Juragebirges und des Pariser Beckens, ferner das Aptien von La Presta bei Neuchâtel und Farringdon in Berkshire und die mittlere Kreide (Cenomanien) von Essen, Le Mans und Havre zeichnen sich durch ihren Reichtum an wohl erhaltenen Pharetronen und einer geringeren Anzahl sphinctozoer Sykonen aus. Dagegen fehlen beide Gruppen im Tertiär, wo übrigens vereinzelte, isolierte, kalkige Dreistrahler die Anwesenheit von Calcispongien da und dort verraten. Die Pharetronen scheinen mit Schluß der Kreideformation verschwunden zu sein.[9] 2. Unterstamm. #Cnidaria.# Nesseltiere. Die ¡Cnidaria¡ oder ¡Nematophora¡ besitzen einen radial symmetrischen Körper mit endständiger, von fleischigen Tentakeln umstellter Mundöffnung. Das Ectoderm (zuweilen auch das Entoderm) ist mit Nesselzellen (Cnidoblasten) erfüllt, welche eine ätzende Flüssigkeit enthalten und in einen fadenförmigen hohlen Fortsatz auslaufen. Das Mesoderm fehlt zuweilen gänzlich, dagegen sind Ectoderm und Entoderm stark entwickelt; ersteres scheidet häufig Kalk und Hornsubstanz aus, beide zusammen liefern die Muskeln und Nerven, das Entoderm die Geschlechtsorgane. Man unterscheidet zwei Klassen: ¿Anthozoa¿ und ¿Hydrozoa¿. 1. Klasse. #Anthozoa.# Korallentiere.[10] ~Meist festsitzende, zylindrische Strahltiere mit einem von Tentakeln umstellten Mund, Schlundrohr und Leibeshöhle. Letztere durch vertikale Fleischlamellen (Mesenterialfalten) in radiale Kammern geteilt. Häufig ein kalkiges oder horniges Skelett vorhanden.~ Die einzelnen Korallentiere (Polypen) haben die Form eines zylindrischen Schlauches, an dessen einem Ende in einer fleischigen Platte die meist spaltförmige oder ovale Mundöffnung sich befindet. Von den mit Tentakeln umstellten Mund führt eine geschlossene Röhre (Schlundrohr) in die Leibeshöhle. Die äußere Umhüllung (Derma) des Körpers, deren Teile als Seitenwand (Pallium), Mundscheibe (Diskus) und Basalblatt oder Fuß bezeichnet werden, besteht aus Ectoderm und Entoderm und einer dünnen Schicht von Mesoderm. Von der Seitenwand ragen 6, 8 oder mehr radial angeordnete vertikale Blätter (Mesenterialfalten, Sarkosepten) (Fig. 98, 99) in die Leibeshöhle und zerlegen dieselbe in eine Anzahl nach innen geöffneter Kammern (~Mesenterialfächer~, Radialtaschen), die sich nach oben in hohle Tentakeln verlängern. Die Mesenteriallamellen enthalten die Generationsorgane, sind auf beiden Seiten mit Muskelfasern bedeckt und am krausen Innenrand von Mesenterialfäden eingefaßt. Die Muskelfasern verlaufen auf einer Seite der Mesenteriallamellen transversal, auf der anderen Seite longitudinal; letztere bilden meist eine Verdickung (Muskelfahne), deren Anordnung für die Systematik von großer Wichtigkeit ist, indem sie bei allen Anthozoen eine bilaterale Symmetrie zum Ausdruck bringt und dadurch die Orientierung der Antimeren erleichtert. Teilt man nämlich ein Korallentier in der Richtung der Mundspalte in zwei Hälften, so besitzen bei den Octokorallen (Fig. 98) alle Lamellen der rechten Hälfte ihre Muskelverdickungen auf der rechten, die der linken Hälfte auf der linken Seite; bei den Hexakorallen (Fig. 99) sind die Sarkosepten paarweise gruppiert, indem je zwei benachbarte Septen einander ihre Muskelfahnen zukehren. Von dieser Regel machen häufig zwei, in der Verlängerung der Mundspalte gelegene Septenpaare eine Ausnahme, indem sie die Muskelfahnen auf den abgewandten Seiten tragen und dadurch als sogenannte ~Richtungssepten~ die Sagittalaxe des Körpers anzeigen. [Illustration: Fig. 98. Schematischer Querschnitt durch den Weichkörper (einer Octokoralle ¡Alcyonium¡). ¡x¡ Schlund, ¡1¡, ¡2¡, ¡3¡, ¡4¡ die Mesenteriallamellen der linken Seite (nach R. ~Hertwig~).] [Illustration: Fig. 99. Schematischer Querschnitt durch den Weichkörper einer Hexakoralle. In der oberen Hälfte (über der Linie ¡a¡-¡b¡) ist der Schnitt durch das Schlundrohr ¡s¡, in der unteren Hälfte unter demselben geführt. Das Kalkskelett ist durch schwarze Linien angedeutet. ¡r¡ Richtungssepten (nach R. ~Hertwig~).] Während gewisse Anthozoen einen vollständig weichen Körper besitzen, scheiden andere kalkige, hornige oder hornig-kalkige Skelette aus. Die einfachste Form der Skelettbildung besteht darin, daß im Ektoderm winzige, rundliche, zylindrische, nadelförmige oder knorrige Kalkkörperchen (Spiculae) entstehen, die in das Mesoderm eindringen und isoliert in großen Massen im Körper verteilt bleiben (viele ¡Alcyonaria¡). Bei manchen Formen (¡Corallium¡, ¡Mopsea¡, ¡Tubipora¡) werden die Spiculae durch kalkige oder hornige Zwischensubstanz fest miteinander verkittet und bilden entweder Röhren (¡Tubipora¡) oder, wenn sie hauptsächlich an der Basis ausgeschieden werden, Basalplatten oder Achsen, in deren fleischiger Rinde die Knospen der Kolonie aussprossen (Fig. 100). Zuweilen bestehen diese Achsen auch vollständig aus Hornsubstanz ohne alle Beimischung von Kalkkörperchen. [Illustration: Fig. 100. ¡Corallium rubrum¡ Lam. (nach ~Lacaze-Duthiers~). Stück eines Zweiges der roten Edelkoralle der Länge nach aufgeschnitten, und ein Teil der fleischigen Rinde (Coenosark) mit drei Polypen zurückgeschlagen.] [Illustration: Fig. 101. ¡Astroides calycularis¡ Lamx. sp. Aus dem Mittelmeer (nach ~Lacaze-Duthiers~). Polypentier mit kalkigem Skelett, der Länge nach durchgeschnitten und vergrößert. ¡te¡ Tentakeln. ¡oe¡ Magenrohr. ¡me¡ Mesenterialfalte. ¡loc¡ Mesenterialfächer. ¡coe¡ Coenosark. ¡s¡ Septa. ¡col¡ Säulchen.] Bei den sogenannten ~Steinkorallen~ (¡Madreporaria¡, Fig. 101 u. 102) entsteht ein zusammenhängendes Kalkskelett in der Weise, daß am unteren Ende des fleischigen Polypen in radialen Einstülpungen des Ektoderms zwischen je zwei Mesenterialblättern kleine rundliche, elliptische oder polygone Kalkkörperchen ausgeschieden werden, welche sich in radialer Richtung aneinander reihen und nach und nach, indem sich immer weitere Kalkkörperchen in vertikaler Richtung auf und neben den zuerst entstandenen einfügen, senkrechte Sternleisten oder ~Septen~ (Septa, cloisons) bilden. Gleichzeitig verkalkt auch, wenn das Polypentier aufgewachsen ist, die Basis. Während aber die Basalplatte außerhalb der fleischigen Umhüllung des Tieres vom Ektoderm ausgeschieden wird und aus einer Menge winziger, dicht zusammengedrängter Kalkkörperchen besteht, erheben sich die Septa auf der Basalplatte und liegen in vertikalen Radialfalten der Rumpfwand. Ebenso kann von der fleischigen Außenwand in einer ringförmigen Falte eine kalkige ~Mauer~ oder ~Wand~ (theca, muraille) ausgeschieden werden (¡Euthecalia¡, Fig. 103). Eine falsche Wand (Pseudotheca) entsteht in vielen Fällen durch einfache Verdickung und Zusammenwachsen der distalen Enden der Septen (Fig. 104). Als ~Epithek~ bezeichnet man eine meist glatte oder runzelige Deckschicht, welche nach ~Koch~ nur eine Fortsetzung der Fußplatte ist und auf der Außenseite der fleischigen Seitenwand durch die sogenannte Randplatte (edge-plate) abgeschieden wird. Sie legt sich häufig unmittelbar auf die Mauer oder ist von derselben getrennt, wenn die Septen als sogenannte ~Rippen~ (costae) über die Mauer vorragen. Befinden sich auf der Wand vorspringende vertikale Rippen, die den Zwischenräumen der Septen entsprechen, so nennt man dieselben ~Pseudocostae~ oder ~Rugae~. [Illustration: Fig. 102. Schematischer Querschnitt durch Mussa. Die rote Linie ¡o¡ ¡a¡ und ¡e¡ zeigt die Weichteile an. (¡o¡ Oberrand, ¡a¡ aborale Begrenzung der Fleischteile, ¡e¡ Randplatte), ¡s¡ Septum, ¡c¡ Rippe (Costa), ¡isl¡ Interseptalkammer, ¡icl¡ Intercostalkammer, ¡psth¡ Pseudothek, ¡ep¡ Epithek, ¡d¡ Querblättchen (nach Ogilvie).] [Illustration: Fig. 103. Schematischer Querschnitt durch einen Kelch mit dicker Wand (Typus der Euthecalia) ¡s¡ Septa, ¡th¡ Mauer (Theca), ¡ep¡ Epithek, ¡c¡ Verkalkungszentren (nach M. Ogilvie).] [Illustration: Fig. 104. Schematischer Querschnitt durch einen Kelch mit Pseudotheca (Typus der Pseudothecalia). ¡s¡ Septum, ¡c¡ Costa, ¡psth¡ Pseudothek, ¡ep¡ Epithek (nach M. Ogilvie).] Die ~Zahl~ der Mesenterialfalten und der in den Kammern entstehenden Septen zeigt innerhalb der verschiedenen Unterklassen, Ordnungen, Gattungen und Arten große Gesetzmäßigkeit und vermehrt sich in der Regel mit zunehmendem Alter in der Weise, daß sich gleichzeitig mit den neu gebildeten Kammern immer neue Kreise von Sternleisten einschalten. Zahl und Vermehrung der Septa liefern treffliche systematische Merkmale. In der Regel entstehen zuerst 4, 6, 8 oder 12 Primärleisten, zwischen welchen sich alsdann sukzessive die Zyklen der zweiten, dritten, vierten u. s. w. Ordnung einschalten. Der Oberrand der Septen ist bald gezackt, gezähnelt oder gekörnelt bald glatt und steigt bogenförmig oder schräg von dem vertieften Zentrum der Zelle gegen die Wand an. Der durch den Oberrand der Septen gebildete, offene, in der Mitte eingesenkte Teil des Kalkgerüstes heißt der ~Kelch~ (Calyx). Die Seitenwände der Septen sind selten glatt, häufiger mit zerstreuten Granulationen oder Körnchenreihen bedeckt. Die Körnchen folgen meist parallelen oder etwas divergierenden Längsstreifen auf den Seiten der Septen; diese Längsstreifen heißen ~Trabekeln~ (Poutrailles) (vgl. Fig. 105). Berühren sich diese Trabekeln allseitig, so werden die Septen dicht; verschmelzen sie nur teilweise und bleiben Lücken zwischen denselben, so entstehen poröse Septen. Ragen die Körnchen auf den Seiten der Sternleisten als konische oder zylindrische Stäbchen vor, so werden sie ~Querbälkchen~ oder ~Synaptikeln~ (Fig. 106) genannt. Häufig vereinigen sich die gegenüber stehenden Synaptikeln zweier benachbarten Septen; zuweilen verschmelzen auch die übereinander stehenden Synaptikeln zu vertikalen ~Leisten~ (carinae) und verfestigen dadurch den Zusammenhang der Septen. Bei Korallen mit stark entwickelten Synaptikeln oder Querblättern ersetzen diese häufig die alsdann vollständig fehlende Wand (¡Athecalia¡). [Illustration: Fig. 105. Längsschnitt durch einen Zacken des Oberrandes von ~Mussa~, von der Seite (stark vergr.) ¡tr¡ Trabekeln, ¡sr¡ Randzacken, ¡z¡ Zuwachslinien (nach Ogilvie).] [Illustration: Fig. 106. Querschnitt durch zwei durch Synaptikeln (¡syn¡) verbundene Septen (vergr.) (nach M. Ogilvie).] [Illustration: Fig. 107. Querschnitt durch zwei Septa (¡s¡), welche durch Querblätter (¡Dissepimenta d¡) verbunden sind. (Vergr.) (nach M. Ogilvie).] Da sich das Kalkgerüst der Korallen in dem Maße erhöht, als das Tier nach oben fortwächst, so werden die unteren, von Weichteilen nicht mehr umgebenen Teile nach und nach teils durch verschiedenartige, zwischen den Septen und Rippen ausgeschiedene horizontale oder schräge Kalkblättchen, die sogenannten ~Querblätter~ oder ~Traversen~ (dissepimenta) (Fig. 107 u. 108), teils durch horizontale, gewölbte oder trichterförmige ~Böden~ (Tabulae), die häufig aus der Verwachsung von Traversen hervorgehen, abgeschlossen (Fig. 109). Die Querblätter und Böden sind besonders stark bei zylindrischen Formen entwickelt und bilden häufig ein blasiges oder zelliges Gewebe im innern der Zellen (Fig. 108). Reichen alle oder ein Teil der Septen bis ins Zentrum des Kelches, so können sich ihre inneren Enden zu einem falschen ~Säulchen~ verschlingen, zuweilen entsteht aber auch ein echtes ~Säulchen~ (Columella, Achse) als ein kompaktes, griffel- oder blattartiges Gebilde, oder es ist aus einem Bündel von griffelförmigen oder gedrehten Stäbchen (Fig. 110) oder aus Schichten dünner Lamellen zusammengesetzt. Unter ~Pfählchen~ (palis, paluli) versteht man kleine Vertikallamellen, die sich zwischen das Säulchen und die Enden der Septen entweder in einem (Fig. 110) oder in mehreren Kreisen einschalten. [Illustration: Fig. 108. ¡Lonsdaleia floriformis¡ Lonsd. Mit stark entwickelten Querblättern (Dissepimenta) durch die sogenannte Randplatte (edge plate).] [Illustration: Fig. 109. ¡Lithostrotion Martini.¡ Längsschnitt, um die Querböden und peripherischen Querblätter (Dissepimenta) zu zeigen.] [Illustration: Fig. 110. ¡Caryophyllia cyathus¡ Sol. Polyparium der Länge nach durchgebrochen, im Centrum mit einem ächten, von einem Pfählchenkranz umstellten Säulchen.] Nach dem Vorausgehenden lassen sich die Skelettelemente der Korallen in 1. ~radiale~ (septa, costae, pali), 2. in ~tangentiale~ (theca, pseudotheca, epitheca) und 3. in ~basale~ (tabulae, dissepimenta, synapticulae, columella und dichte blätterige Ausfüllungsmasse) einteilen. Bei zusammengesetzten Stöcken können sich die radialen Septen als Rippen (Costae) sowie die basalen Querblätter und Synaptikeln außerhalb der Wand fortsetzen und dort ein Zwischenskelett (~Cönenchym~) bilden, welches die einzelnen Zellen des Stockes miteinander verbindet und von einer fleischigen Ausbreitung des Ektoderms (Cönosark) abgelagert wird. ~Mikroskopische Struktur.~[11] Das vom Ektoderm ausgeschiedene kalkige Skelett der Korallen besteht aus winzigen Kristallaggregaten von ovaler, ellipsoidischer, rundlicher, rhombischer oder irregulärer Gestalt, die aus feinen stengeligen Aragonitkristallen zusammengesetzt sind und nicht mehr als ca. 0,1 mm Breite haben (Fig. 111). Beim Wachsen des Skeletts legen sich neue Lagen dieser Kalkkörperchen auf die vorhandenen und bilden ~Zuwachsschichten~ (growth-lamellae), deren einzelne Elemente inniger miteinander verbunden sind als mit denen der vorhergehenden oder folgenden Schichten. Auf den Seitenflächen der Septen erkennt man manchmal diese Zuwachsschichten an feinen, gebogenen Zuwachslinien. Beim weiteren Wachstum des Oberrandes der Septen werden dieselben nahe dem Oberrand durch die neuen Lagen von Kristallaggregaten immer verdickt und erhalten dadurch eine geschichtete Struktur (Fig. 111). Überall, wo die Seitenflächen der Septen gestreift oder gekörnelt sind, stehen die Kristalle in radialer Richtung zu ~Verkalkungszentren~ in der Medianebene und bilden auf diese Weise ~Kristallbüschel~ (~Faszikel~). Auch die Granulationen der Septa selbst, die vorspringenden Synaptikeln, die Wand und das Cönenchym bestehen aus einem einfachen oder mehreren verschmolzenen Kristallbüscheln. [Illustration: Fig. 111. Querschnitt durch einen Zahn des Septums von Mussa (stark vergrößert). ¡cc¡ Kalkkörperchen (Skleriten) mit Verkalkungszentrum, ¡zl¡ Zuwachslinien, die successiven seitlichen Ablagerungen von Kristallen andeutend. ¡gr¡ Granulation, ¡d¡ Querblätter (nach Ogilvie). ¡A¡ schwach, ¡B¡ stark vergrößert.] [Illustration: Fig. 112. Vertikaler Längsschnitt durch ein Septum von ¡Heliastraea¡. (Vergrößert.) ¡sr¡ Zacken des Oberrandes, ¡tr¡ Trabekeln mit Verkalkungscentren und Kristall-Faszikeln. Der Schnitt geht auf der rechten Seite durch die Medianebene; links schief gegen die Oberfläche. (Nach Ogilvie.)] Der gezackte Oberrand entspricht der Fortsetzung der seitlichen Längsstreifen der Septen, und läßt in den Zacken den Sitz der Verkalkungszentren erkennen (Fig. 112). Der Oberrand und die Seitenflächen der Septen zeigen große Verschiedenheiten. Sind zahlreiche Septen vorhanden, so sind in der Regel jene der späteren Zyklen am Oberrand schwächer gezackt und auf den Seitenflächen glatter als die der früheren Zyklen. Jedes Septum besteht aus zwei gleichen Hälften, die von den ektodermalen Seitenflächen der radialen Wandeinstülpung abgesondert werden. Im Querschnitt enthalten die nahe der Medianebene gelegenen Schichten diejenigen Kalkelemente, welche am jeweiligen Oberrand abgelagert wurden, während die seitlichen Schichten durch spätere Absätze von Kalkkörperchen entstanden. Die Verkalkungszentren der Medianebene erscheinen in Querschliffen als dunkle Punkte (vgl. Fig. 106 und 107); rücken dieselben nahe zusammen, so entsteht häufig die Erscheinung einer kontinuierlichen dunklen Linie. Diese Linie samt den nebenstehenden Kristallen wurde von einigen Autoren als »~Primärstreif~ oder ~Primärseptum~« bezeichnet, während die lichteren Seitenschichten den Namen »~Stereoplasma~« erhielten. Die mikroskopische Struktur der Wand stimmt mit jener der Septen überein, aber die Verkalkungszentren sind tangential ringförmig angeordnet. Auch das Cönenchym besteht wie die Septen aus Gruppen von büschelförmigen Kristallen. Dagegen sind die Basalgebilde (Böden, Dissepimente) und die Epithek aus parallelen Kalklagen ohne Verkalkungszentren zusammengesetzt. ~Koloniebildung.~ Verhältnismäßig wenig Anthozoen pflanzen sich auf geschlechtlichem Wege fort, indem sie Larven aussenden, welche eine Zeitlang frei schwimmen, sich alsdann festheften und zu ~Einzelkorallen~ entwickeln. Viel häufiger findet die Vermehrung auf ungeschlechtlichem Wege durch Knospung oder Teilung statt, wobei die neugebildeten Individuen untereinander und mit der Mutterzelle in Verbindung bleiben und zusammengesetzte ~Kolonien~ (Stöcke) von der verschiedensten Form und Größe bilden. Die neuen Zellen entstehen entweder außerhalb oder innerhalb des Kelches des Muttertieres. Bei der ~Außenknospung~ brechen die jungen Zellen entweder an der Seitenwand der Mutterzelle aus (~Lateralknospen~), oder sie entstehen in dem die Zellen eines Stockes verbindenden kalkigen Zwischengewebe (~Cönenchym~- und ~Costalknospen~). In beiden Fällen können sich die jungen Zellen entweder seitlich frei machen, indem sie nur mit ihrer Basis mit dem Mutterindividuum in Verbindung bleiben, oder sie legen sich dicht aneinander an und berühren sich allseitig mit ihren Außenwänden. Es entstehen dadurch teils buschige, ästige, teils massive, knollige, asträoidische Stöcke. In selteneren Fällen bildet die Außenwand der Muttertiere an ihrer Basis hohle, kriechende Verlängerungen (Stolonen) oder basale Ausbreitungen, auf welchen sich die jungen Knospen entwickeln. Bei der ~Innenknospung~ (Calycinalknospung) erfolgt die Vermehrung innerhalb des Kelches und zwar dadurch, daß entweder einzelne Septen sich vergrößern, zusammenwachsen und schließlich innerhalb des Kelches eine neue Zelle umgrenzen (~Septalknospen~), oder daß sich Böden taschenförmig aufbiegen und die Außenwände der jungen Zellen bilden (~Tabularknospen~). Sowohl bei den Septal- als auch bei den Tabularknospen nimmt ein Teil der Mutterzelle sowie ein Stück ihrer ursprünglichen Außenwand an der Zusammensetzung der Tochterzellen teil; die Septen oder modifizierten Böden wandeln sich in einen Teil der Wand um, von welcher alsdann Septen nach dem neuen Zentrum der Knospe ausgehen. Ein besonderer Fall von calycinaler Knospung ist die ~Verjüngung~, wobei nur eine einzige Knospe in dem Mutterkelch entsteht und durch allmähliche Vergrößerung den Platz des letzteren okkupiert, so daß bei Wiederholung dieses Prozesses ein aus reihenförmig übereinander sitzenden Zellen bestehender Stock gebildet wird, in welchem nur die jüngste und oberste Knospe das lebende Tier enthält. Die Vermehrung durch ~Selbstteilung~ (Fissiparité) macht sich zuerst durch eine Verlängerung oder Verzerrung des Mutterkelches bemerkbar; gleichzeitig schnürt sich die Wand an zwei gegenüberliegenden Seiten ein. Führt die Einschnürung zur Trennung der zwei Hälften, oder verbinden sich zwei gegenüberstehende Septen zu einer neuen Wand, so entstehen ästige oder massive, asträoidische Stöcke, die nicht wesentlich von den durch Knospung gebildeten abweichen. Häufig trennen sich jedoch die durch Selbstteilung entstandenen Individuen nur unvollkommen, bleiben, ohne sich völlig abzuschnüren, seitlich miteinander in Verbindung und bilden alsdann zusammenfließende, gerade, bogenförmige oder mäandrisch gewundene Reihen mit mehr oder weniger deutlichen Zentren. Bei den zusammengesetzten Korallenstöcken verhält sich das Skelett wie bei den einfachen solitären Formen, nur gestalten sich bei unvollständiger Trennung der Individuen infolge von Knospung oder Selbstteilung die Verhältnisse etwas komplizierter. Bei buschigen und asträoidischen Stöcken entwickelt sich häufig außerhalb der Mauer ein verbindendes Zwischengewebe (~Cönenchym~). Häufig wird die Verbindung der einzelnen Zellen auch dadurch hergestellt, daß die Septen über die Wand vorragen und mit denen benachbarter Individuen zusammenfließen. Die Interseptalräume sind dann fast immer mit reichlich entwickelten Querblättchen (Traversen) ausgefüllt. Alle innerhalb der Wand befindlichen Gebilde, abgesehen von den Septen, werden als ~Endothek~, die außerhalb der Wand gelegenen als ~Exothek~ bezeichnet. ~Lebensweise.~ Sämtliche Anthozoen bewohnen das Meer und zwar vorherrschend seichte Gewässer. Manche Fleisch-, Horn- und Steinkorallen finden sich aber auch in größeren Tiefen von 50-300, ja bis 1500 Faden. Die sogenannten ~Riffkorallen~ kommen nur bis zu einer Tiefe von 30-35 m vor und bedürfen einer Wassertemperatur von 18-20° C. Die Korallenriffe der Jetztzeit sind darum auf einen Gürtel zwischen dem 30° nördlicher und südlicher Breite beschränkt und haben entweder die Form von Saumriffen, Wallriffen oder Atollen. An der Zusammensetzung der Korallenriffe beteiligen sich übrigens nicht nur Steinkorallen (¡Porites¡, ¡Madrepora¡, ¡Turbinaria¡, ¡Pocillopora¡, viele Asträiden und Fungiden) und Alcyonarien (¡Heliopora¡) sondern auch Hydromedusen (Milleporiden), Kalkalgen (¡Lithothamnium¡, ¡Melobesia¡), Mollusken, Echinodermen, Bryozoen und Würmer. Auch in vergangenen Perioden haben die Korallen vielfach Riffe gebaut, wovon jene der känozoischen und mesozoischen Periode zum Teil aus ähnlichen Gattungen wie die der Jetztzeit bestehen, während die paläozoischen hauptsächlich erloschene Gattungen und Familien enthalten, deren Beziehungen zu den lebenden Formen häufig noch unklar sind. Die Anthozoen werden von den meisten Zoologen in zwei Unterklassen: ¡Zoantharia¡ und ¡Alcyonaria¡ eingeteilt. ~Haeckel~ hat später an deren Stelle die drei Unterklassen: ¿Tetracoralla¿, ¿Hexacoralla¿ und ¿Octocoralla¿ gesetzt, wovon jedoch die beiden ersten unbedingt zusammengehören und als Ordnungen der Zoantharia zu betrachten sind. 1. Unterklasse. #Zoantharia.# M. Edw. und Haime. ¡Polypen und Polypenstöcke mit zwölf oder mehr einfachen, selten unregelmäßig verästelten Tentakeln, die sich mit zunehmendem Alter vermehren, meist in mehreren Kreisen um den Mund stehen und in der Regel nach Multiplis der Zahlen 6 oder 4 angeordnet erscheinen.¡ Von den Alcyonarien unterschieden sich die ¡Zoantharia¡ hauptsächlich durch die wechselnde, im Alter zunehmende Zahl der Mesenterialfächer und der Tentakeln, die niemals gefiedert, sondern meist einfach finger- oder schlauchförmig sind. Zu ihnen gehören: 1. die mit horniger Achse versehenen ¿Antipatharia¿, 2. die weichen, skelettlosen ~Fleischkorallen~ (¡Artiniaria¡) und 3. die mit Kalkskelett ausgestatteten ~Steinkorallen~ (¡Madreporaria¡). Nur die letzteren haben fossile Überreste in den Erdschichten hinterlassen. Die Steinkorallen (¡Madreporaria sclerodermata¡ E. H.) wurden von ~Milne-Edwards~ und ~Haime~ in fünf Sektionen: ¿Rugosa¿, ¿Aporosa¿, ¿Perforata¿, ¿Tabulata¿ und ¿Tubulosa¿ zerlegt. Von diesen bilden die ¡Rugosa¡ oder ¿Tetracoralla¿, wie sie von ~Haeckel~ genannt wurden, eine selbständige Gruppe, denen die ¡Aporosa¡ und ¡Perforata¡ als ¿Hexacoralla¿ gegenüberstehen. Die zwei letzteren Gruppen unterscheiden sich vornehmlich durch ihre Skelettstruktur, sind aber nach den Untersuchungen von ~M. Ogilvie~ so eng miteinander verbunden, daß sie nicht als selbständige systematische Gruppen aufrecht zu erhalten sind. Die ¿Tabulata¿, mit denen die ¡Tubulosa¡ jetzt allgemein vereinigt werden, enthalten vorwiegend erloschene Formen und bilden eine sehr heterogen zusammengesetzte Gruppe, deren Angehörige teilweise zu den Hexakorallen, teilweise zu den Alcyonarien, teilweise zu den Hydrozoen und vielleicht auch zu den Bryozoen gehören. 1. Ordnung. #Tetracoralla.# Haeckel.[12] (¡Zoantharia Rugosa¡ M. Edw., ¡Pterocoralla¡ Frech.) ~Ausgestorbene, paläozoische, einfache oder zusammengesetzte Steinkorallen mit vier Systemen bilateral oder radiär angeordneter, gegen die Primärsepten fiederstelliger Septen, ohne Cönenchym, aber mit meist stark entwickelten endothekalen Böden oder Querblättchen und runzeliger Epithek über der Wand.~ Die Tetrakorallen zeichnen sich hauptsächlich durch den Besitz von vier Primärsepten aus, zwischen welche sich vier Systeme später gebildeter Septen einschalten. Die vier Primärsepten sind zuweilen unter sich gleich und alsdann stärker und länger (¡Stauria¡) oder schwächer und kürzer (¡Omphyma¡) als die übrigen, oder sie sind ungleich entwickelt. Von den zwei in der Sagittalaxe gelegenen Primärsepten liegt das eine (~Hauptseptum~) häufig in einer Grube oder Furche (¡fossula¡) (Fig. 113), während das gegenüberstehende ~Gegenseptum~ normal ausgebildet ist oder an Stärke und Länge zurückbleibt; zuweilen befindet sich auch das Gegenseptum in einer Furche und das Hauptseptum ist normal gebildet; die beiden seitlichen ~Seiten-~ oder ~Nebensepta~ sind stets gleichartig entwickelt. Nicht selten zeigen übrigens alle Septen streng radiale Anordnung, wobei meist ein stärkeres und längeres mit einem schwächeren und kürzeren alterniert. Die Einschaltung der Septen erfolgt nach ~Kunth~ in der Art, daß zwischen dem Hauptseptum (¡h¡ Fig. 113) und den Seitensepten jederseits ein neues Septum entsteht, welches sich dem benachbarten Seitenseptum (¡s¡) parallel zu stellen sucht. Indem nun der dadurch entstehende Zwischenraum zwischen dem Hauptseptum und den neugebildeten Septen durch weitere, in immer höherem Niveau sich einschaltende Septen ausgefüllt wird, nehmen dieselben eine vom Hauptseptum divergierende, fiederartige Stellung ein. In ähnlicher Weise werden auch die zwei zwischen dem Gegenseptum und den Seitensepten gelegenen Quadranten von fiederstelligen Septen ausgefüllt, die jedoch vom Seitenseptum ausgehen und sich allmählich dem Gegenseptum parallel stellen. Das Wachstumgesetz der Tetrakorallen läßt sich am besten durch Betrachtung der Oberfläche von solchen Exemplaren erkennen, bei denen die Septen durch die Wand durchschimmern, oder an denen die Epithek und Wand durch Abschleifen oder Ätzen beseitigt wurde. Man sieht alsdann drei vom Kelchrand zur Basis verlaufende Linien, welche dem Hauptseptum und den beiden Seitensepten entsprechen, und von denen die Septallinien fiederstellig, schräg nach oben divergierend ausgehen (Fig. 114). Die Reihenfolge, in welcher die Septen in den vier Quadranten erscheinen, ist durch die Nummern in Fig. 113 angedeutet. [Illustration: Fig. 113. ¡Menophyllum tenuimarginatum¡ E. H. Aus dem Kohlenkalk von Tournay. 2/1. ¡h¡ Hauptseptum, ¡g¡ Gegenseptum, ¡s¡ Seitensepta.] [Illustration: Fig. 114. ¡Streptelasma corniculum¡ Hall. Aus untersilurischem Kalk von Cincinnati. Ohio. Nat. Gr.] Viele Tetrakorallen pflanzen sich geschlechtlich fort und finden sich nur als Einzelindividuen; die ungeschlechtliche Fortpflanzung erfolgt meist durch calycinale, seltener durch seitliche Knospung, wobei buschige oder massive Stöcke entstehen können. Zwischen den dichten, am Oberrand glatten oder gezackten Septen sind fast immer zahlreiche Querblätter vorhanden, die zuweilen den ganzen Zellenraum mit blasigem Gewebe erfüllen, und häufig schließen horizontale, geneigte oder trichterförmige Böden den zentralen Visceralraum vollständig ab. Die ~Wand~ wird meist durch die verdickten und zusammenwachsenden Enden der Septa gebildet; sie ist in der Regel mit dicker, runzeliger Epithek überzogen und mit Längsrugen oder wurzelartigen Fortsätzen versehen. Ein echtes ~Cönenchym~ fehlt. Bei einigen Gattungen ist der Kelch mit einem einfachen (¡Calceola¡) oder aus mehreren Stücken zusammengesetzten (¡Goniophyllum¡) Deckel versehen. Zu den typischen Tetrakorallen gehören nur paläozoische Gattungen. ~Frech~ stellte allerdings die triasischen Gattungen ¡Gigantostylis¡, ¡Pinacophyllum¡ und ¡Coccophyllum¡ zu den Tetrakorallen und ebenso wurden ¡Holocystis¡ E. H. und die rezenten Gattungen ¡Haplophyllum¡ und ¡Guynia¡ als solche beschrieben, jedoch von ~M. Ogilvie~ teils zu den ¡Amphiasträiden¡ teils zu den ¡Styliniden¡ versetzt. ~Ortmann~, ~Quelch~, ~Ogilvie~ und ~Bourne~ bekämpfen die Trennung von Tetrakorallen und Hexakorallen, indem sie auf die bilaterale Anordnung der Septen bei den Amphiasträiden und Madreporiden und auf die übereinstimmende Mikrostruktur der Sternleisten in beiden Gruppen hinweisen. Immerhin zeigen die Tetrakorallen eine Vereinigung von Merkmalen und vor allem die fiederstellige Einschaltung der Septen, wie sie bei den Hexakorallen niemals vorkommt. 1. Familie. #Cyathaxonidae.# E. H. ¡Nur kreisel- oder hornförmige Einzelzellen. Septa regelmäßig radial geordnet. Böden und Querblättchen fehlen.¡ ¿Cyathaxonia¿ Mich. (Fig. 115). Spitz, kegelförmig. Hauptseptum in einer Furche gelegen. Septen zahlreich, bis zu dem kräftigen, griffelartigen, stark vorragenden Säulchen reichend. Im Kohlenkalk von Belgien und England. ¿Duncanella¿ Nicholson. Kreiselförmig. Septen radial, fast alle gleich lang und gleich stark, im Zentrum des tiefen Kelchs ein falsches Säulchen bildend. Ob. Silur. Nord-Amerika. ¡D. borealis¡ Nicholson. ¿Petraia¿ Münst. (Fig. 116). Kreiselförmig oder konisch. Septa kurz, nur im untersten Teil des sehr tiefen Kelches das Zentrum erreichend. Säulchen fehlt. Silur. Devon. Karbon. [Illustration: Fig. 115. ¡Cyathaxonia cornu¡ Mich. Aus dem Kohlenkalk von Tournay. Zelle von der Seite aufgebrochen, um die leeren Interseptalkammern zu zeigen. In 2facher nat. Größe.] [Illustration: Fig. 116. ¡Petraia radiata¡ Mstr. Aus dem Devon vom Enkeberg bei Brilon. Nat. Größe. ¡a¡ Zelle von der Spitze gesehen, ¡b¡ Zelle unterhalb der Mitte quer durchschnitten.] [Illustration: Fig. 117. ¡Polycoelia profunda¡ Germ. sp. Zechstein Gera. Nat. Gr. (nach ~Roemer~).] ¿Polycoelia¿ King. (Fig. 117). Hornförmig. Kelch sehr tief mit vier bis fast zur Mitte reichenden Primärsepten, zwischen denen je fünf kleinere in jedem Quadranten stehen. Zechstein. ¿Oligophyllum¿. Orthophyllum Poita. Silur. 2. Familie. #Zaphrentidae.# E. H. ¡Einfache, kreiselkegelförmige oder zylindrische, seltener niedrige napfförmige Zellen; Septa zahlreich, deutlich bilateral symmetrisch angeordnet. Kelch mit einer, seltener 2-4 Furchen (Fossulae). Böden vollständig; Querblättchen nur in mäßiger Menge in den Interseptalräumen vorhanden. Silur bis Perm.¡ ¿Streptelasma¿. Hall. (Fig. 118). Kreiselförmig, gekrümmt. Septa zahlreich (80 bis 130), ungleich lang; die gekrümmten Enden der längeren im Zentrum zu einem dicken falschen Säulchen verschlungen. Böden horizontal, zahlreich. Die Primärsepten äußerlich deutlich durch die fiederstellig divergierenden und durchschimmernden Sternleisten erkennbar. Häufig im unteren und oberen Silur. [Illustration: Fig. 118. ¡Streptelasma corniculum¡ Hall. Aus untersilurischem Kalk von Cincinnati. Ohio. Nat. Größe. ¡A¡ von der Seite. ¡B¡ Querschnitt. ¡C¡ Vertikalschnitt (¡h¡ Hauptseptum, ¡g¡ Gegenseptum, ¡s¡ Seitenseptum).] ¿Zaphrentis¿ Raf. (Fig. 119-121). Einfach, kreiselförmig oder subzylindrisch, häufig verlängert. Kelch tief, kreisrund. Septen zahlreich, bis zur Mitte reichend; Hauptseptum in einer tiefen Furche gelegen. Querböden zahlreich, etwas irregulär, bis zur Wand reichend, außerdem im peripheren Teil Querblättchen. 50-60 Arten vom oberen Silur bis Karbon. Hauptverbreitung im Kohlenkalk. [Illustration: Fig. 119. ¡Zaphrentis cornicula¡ Lesueur. Aus devonischem Kalkstein von Ohio.] [Illustration: Fig. 120. Kelch von ¡Zaphrentis cornu copiae¡ Mich. Aus dem Kohlenkalk von Tournay, vergrößert.] [Illustration: Fig. 121. ¡Zaphrentis Enniskilleni¡ Nicholson. Kohlenkalk. Irland. ¡A¡ Querschnitt durch den oberen, ¡B¡ durch den unteren Teil einer Zelle, ¡C¡ ein langes und zwei kurze Septen, durch ihre Vereinigung die Außenwand bildend, ¡D¡ Längsschnitt, um die Böden zu zeigen (nach ~Nicholson~).] ¿Omphyma¿ Raf. (Fig. 122). Einfach, konisch oder kreiselförmig; Wand mit wurzelartigen Fortsätzen. Septa zahlreich, die vier Primärsepten in seichten Furchen. Außenwand mit fiederstelliger Streifung. Böden zahlreich. Silur. ¿Ptychophyllum¿ E. H. Kreiselförmig. Jeder Stock ist aus einer Anzahl trichterförmiger, ineinander geschalteter calycinaler Knospen zusammengesetzt, deren Außenränder nach unten mehr oder weniger umgebogen sind. Septen zahlreich, im Zentrum gebogen und zu einem dicken, falschen Säulchen verschlungen; weiter außen durch Stereoplasma verdickt und durch Zusammenwachsen eine sehr dicke Wand bildend. Silur. (¡P. patellatum¡ Schloth. sp.) Devon. ¿Pholidophyllum¿ Lindstr. Ob. Silur. [Illustration: Fig. 122. ¡a¡ ¡Omphyma subturbinata¡ E. H. ¡b¡ Kelch von ¡Omphyma turbinata¡ E. H. Beide aus obersilurischem Kalk von Gotland.] [Illustration: Fig. 123. ¡Microcyclus discus¡ Meek u. Worth. Devon (Hamilton Group) Nordamerika. Nat. Größe. ¡a¡ von oben, ¡b¡ von unten (nach ~Nicholson~).] ¿Amplexus¿ Sow. Einfach subzylindrisch oder verlängert kreiselförmig. Kelch seicht. Septa wenig zahlreich, kurz, niemals die Mitte erreichend. Böden vollständig, horizontal, meist mit Septalfurche. Silur bis Kohlenkalk. ¿Aulacophyllum¿ E. H. Kreiselförmig. Septa zahlreich, bis zur Mitte reichend. Hauptseptum in einer starken Furche gelegen. Die benachbarten Septen fiederstellig. Silur. Devon. ¿Combophyllum¿ E. H., ¿Baryphyllum¿ E. H. Devon. ¿Hadrophyllum¿ E. H. Kissenförmig, mit Epithek. Kelch mit drei Septalfurchen, die des Hauptseptums am breitesten. Devon. Eifel. Nord-Amerika. ¿Microcyclus¿ Meek u. Worth. (Fig. 123). Wie vorige, jedoch nur eine Septalfurche. Devon, Nord-Amerika. ¿Menophyllum¿ E. H. (Fig. 104). Kreiselförmig. Hauptseptum in tiefer Furche. Kelch mit drei Septalfurchen. Kohlenkalk. ¿Lophophyllum¿ E. H. Kohlenkalk. ¿Anisophyllum¿ E. H. Silur. Devon. ¿Pycnophyllum¿ Lindstr. Silur. ¿Apasmophyllum¿ Roem., ¿Metriophyllum¿ E. H., ¿Thamnophyllum¿ Penecke. Devon. ¿Pentaphyllum¿ de Kon. Karbon. 3. Familie. #Cyathophyllidae.# E. H. ¡Einzelkorallen oder zusammengesetzte buschige oder massive Stöcke. Septen radial angeordnet, zahlreich; die vier Primärsepten zuweilen durch Stärke ausgezeichnet. Böden und im peripherischen Teil des Visceralraumes blasige Endothek vorhanden.¡ ¿Cyathophyllum¿ Goldf. (Fig. 124-126). Form höchst mannigfaltig, bald einfach kreiselförmig, subzylindrisch oder zu buschigen, bündelförmigen oder asträoidischen Stöcken vereinigt. Knospung calycinal oder lateral. Septen sehr zahlreich, an Größe alternierend, streng radiär geordnet, die längeren bis zum Zentrum reichend. Die Mitte der Zellen mit zahlreichen Böden, der periphere Teil mit blasigem Endothek erfüllt. Gegen 100 Arten im Silur, Devon und Kohlenkalk. Hauptverbreitung im Devon. ¿Campophyllum¿ E. H. (Fig. 127). Wie vorige, jedoch Septa das Zentrum nicht erreichend. Devon. Kohlenkalk. ¿Heliophyllum¿ Dana. Meist einfach, kreiselförmig, seltener in buschigen Stöcken. Septa zahlreich, bis zum Zentrum reichend, auf den Seiten mit vorspringenden Vertikalleisten (Carinen). Devon. [Illustration: Fig. 124. ¡Cyathophyllum caespitosum¡ Goldf. Ans devonischem Kalk von Gerolstein. Eifel. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 125. ¡Cyathophyllum hexagonum¡ Goldf. Aus devonischem Kalk von Gerolstein. Nat. Größe.] ¿Palaeocyclus¿ E. H. (Fig. 128). Scheiben- bis niedrig kreiselförmig, mit Epithek. Septa zahlreich, radiär, alternierend, die großen bis zur Mitte reichend. Ob. Silur. ¿Diphyphyllum¿ Lonsd. (Fig. 129). Silur bis Karbon. ¿Eridophyllum¿ E. H. Silur. Devon. ¿Crepidophyllum¿ Nich., ¿Craspedophyllum¿ Dyb. Devon. ¿Koninckophyllum¿ Nich. Thoms. ¿Chonaxis¿ E. H. Karbon. ¿Clisiophyllum¿ Dana. Silur bis Karbon. [Illustration: Fig. 126. ¡Cyathophyllum heterophyllum¡ E. H. Mittel-Devon. Gerolstein. ¡A¡ Querschnitt, ¡B¡ Längsschnitt (nach ~Nicholson~).] [Illustration: Fig. 127. ¡Campophyllum compressum¡ Ludw. Aus dem Kohlenkalk von Hausdorf. Schlesien. ¡a¡ Längsschnitt. ¡b¡ Querschnitt.] [Illustration: Fig. 128. ¡Palaeocyclus porpita¡ Lin. Aus obersilurischem Kalk von Gotland. ¡a¡ Kelch von oben, ¡b¡ von der Seite. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 129. ¡Diphyphyllum concinnum¡ Lonsd. Aus dem Kohlenkalk von Kamensk. Ural.] [Illustration: Fig. 130. Eine einzelne Zelle aus einem Stock von ¡Lithostrotion Martini¡ E. H. im Horizontal- und Längsschnitt. Kohlenkalk. Hausdorf. Schlesien (nach Kunth.)] ¿Cyclophyllum¿ Duncan und Thoms. Einfach, zylindro-konisch. Septen zahlreich, die größeren ein dickes, von spongiösem Gewebe erfülltes Säulchen bildend. Kohlenkalk. ¿Aulophyllum¿ E. H., ¿Aspidophyllum¿. ¿Rhodophyllum¿ Nichols. Thoms. Karbon etc. ¿Lithostrotion¿ Llwyd. (¡Stylaxis¡ M'Coy) (Fig. 130). Buschige oder asträoidische Stöcke aus zylindrischen oder polygonalen Zellen zusammengesetzt. Septen zahlreich, alternierend. Im Zentrum ein griffelartiges Säulchen. Häufig im Kohlenkalk. ¿Lonsdaleia¿ M'Coy (Fig. 131). Buschige oder asträoidische Stöcke. Septen wohlentwickelt. Säulchen dick, aus zusammengerollten Lamellen bestehend. Die Querblätter bilden eine innere Wand, der Raum zwischen dieser und der Außenwand ist mit blasiger Endothek erfüllt. Häufig im Kohlenkalk. ¿Strombodes¿ Schweigg. Asträoidische, aus niedrigen, polygonalen Zellen bestehende Stöcke. Septa außerordentlich zahlreich, sehr fein, bis zum Zentrum reichend. Wand unvollkommen entwickelt. Im Innern trichterförmige Böden und blasige Endothek. Silur. (¡St. typus¡ M'Coy sp.) Devon. [Illustration: Fig. 131. ¡Lonsdaleia floriformis¡ Lonsd. sp. Aus dem Kohlenkalk von Kildare, Irland. Nat. Größe. ¡a¡ Zwei runde Zellen, zum Teil aufgebrochen. ¡b¡ Zwei sechsseit. Kelche von oben.] [Illustration: Fig. 132. ¡Phillipsastraea Hennahi¡ E. H. Aus devonischem Kalkstein von Ebersdorf. Schlesien. ¡a¡ Oberfläche, ¡b¡ Querschnitt parallel der Oberfläche. Nat. Größe.] ¿Pachyphyllum¿ E. H., ¿Spongophyllum¿ E. E. Silur. Devon. ¿Acervularia¿ Schweigger. Asträoidische oder buschige Stöcke. Septa zahlreich, kräftig; eine innere Wand vorhanden. Der zentrale Teil der Zellen mit Böden, der periphere mit blasigem Gewebe erfüllt. Säulchen fehlt. Silur (¡A. ananas¡ Lin. sp.) Devon. ¿Phillipsastraea¿ E. H. (Fig. 132). Asträoidische Stöcke; die einzelnen Zellen durch übergreifende und die Wand verhüllende Septen verbunden, zwischen denen eine blasige Endothek entwickelt ist. Devon. Karbon. [Illustration: Fig. 133. ¡Stauria astraeiformis¡ E. H. Ober Silur. Gotland. ¡A¡ Querschnitt parallel der Oberfläche, ¡B¡ eine einzelne Zelle im Querschnitt, vergrößert, ¡C¡ vier Kelche von oben gesehen, nat. Größe (nach ~Nicholson~).] ¿Stauria¿ E. H. (Fig. 133). Asträoidische oder buschige Stöcke. Sternleisten wohl entwickelt; die vier Primärsepten durch Stärke ausgezeichnet und ein Kreuz bildend. Ob. Silur. ¿Columnaria¿ Goldf. (¡Favistella¡ Dana; ¡Cyathophylloides¡, ¡Pycnophyllum¡ Dyb.) Asträoidische Stöcke, aus hohen, polygonalen Zellen zusammengesetzt. Wand dick. Septa radiär, bis zum Zentrum reichend. Böden horizontal, den ganzen Visceralraum einnehmend, in regelmäßigen Abständen aufeinander folgend. Querblätter sparsam oder fehlend. Silur. Devon. ¿Heterophyllia¿ M'Coy. Karbon. 4. Familie. #Cystiphyllidae.# E. H. ¡Meist einfache Zellen. Septen sehr dünn, zwischen denselben blasige Endothek. Böden fehlen, der zentrale Visceralraum vollständig von blasigen Gewebe ausgefüllt.¡ [Illustration: Fig. 134. ¡Cystiphyllum vesiculosum¡ Goldf. Aus devonischem Kalk. Eifel. Natürl. Größe.] [Illustration: Fig. 135. ¡Cystiphyllum cylindricum¡ Lonsd. Ober-Silur. Ironbridge. England. ¡A¡ Horizontal-, ¡B¡ Vertikalschnitt (nach ~Nicholson~).] [Illustration: Fig. 136. ¡Strephodes Murchisoni.¡ Lonsd. Kohlenkalk. Tournay. (Vertikalschnitt) Ober-Silur.] [Illustration: Fig. 137. ¡Goniophyllum pyramidale¡ His. sp. Ober-Silur. Gotland. ¡A¡ Exemplar mit Deckel. ¡B¡ Kelch von oben nat. Größe (nach ~Lindström~).] [Illustration: Fig. 138. ¡Calceola sandalina¡ Lam. Devon. Gerolstein Eifel. Nat. Größe.] ¿Cystiphyllum¿ Lonsd. (Fig. 134, 135). Einfach, sehr selten buschig. Kelch tief, der ganze Visceralraum mit blasigem Zellgewebe ausgefüllt, welches die zahlreichen linearen Septen meist vollständig verhüllt. Silur. Devon. ¿Strephodes¿ M'Coy (Fig. 136). Septen wohl entwickelt, alternierend, zuweilen ein falsches Säulchen bildend. Silur. Devon. Karbon. 5. Familie. #Calceolidae.# F. Roem.[13] ¡Einzelkorallen mit zwei oder vier Seitenkanten. Kelch sehr tief. Septa sehr wenig vortretend zahlreich, die Zwischenräume und der Visceralraum mit dichtem Stereoplasma und blasigem Gewebe ausgefüllt. Entweder ein einfacher oder aus mehreren Stücken zusammengesetzter Deckel vorhanden.¡ ¿Goniophyllum¿ E. H. (Fig. 137). Vierseitig pyramidal, mit starker Epithek. Septen zahlreich, dick, sehr kurz. Ein aus vier paarigen Stücken zusammengesetzter Deckel vorhanden. Ob. Silur. ¿Rhizophyllum¿ Lindström. Einfach halbkegelförmig oder zylindrisch, auf einer Seite abgeplattet, außen runzelig, mit hohlen wurzelartigen Fortsätzen. Kelch tief mit unvollkommenen Septen. Deckel halbkreisförmig, innen mit einer medianen Leiste und feinen gekörnelten Parallelstreifen. Ob. Silur. ¿Calceola¿ Lam. (Fig. 138). Halbkreisel- oder pantoffelförmig mit ebener, dreieckiger Grundfläche. Kelch sehr tief, bis zur Spitze reichend. Septa nur als feine Linien angedeutet. Hauptseptum in der Mitte der gewölbten, Gegenseptum in der Mitte der abgeplatteten Seite, Seitensepten in den Ecken. Deckel sehr dick, halbkreisförmig, innen mit Medianseptum und zahlreichen schwächeren Nebenleistchen. Sehr häufig im mittleren Devon von Europa. ¡C. sandalina¡ Lam. 2. Ordnung. #Hexacoralla.# Haeckel.[14] (¡Madreporaria Aporosa¡ und ¡Perforata¡ Ed. H.) ~Einfache oder zu Stöcken vereinigte Korallen mit 6 (seltener 4, 5, 7 oder 8) Systemen meist radiär, seltener bilateral angeordneter Sternleisten. Interseptalräume mit Synaptikeln, Querblättern oder leer. Böden selten vorhanden. Skelett dicht oder porös.~ [Illustration: Fig. 139. Schema des ~Milne Edwards~ u. ~Haime~-schen Einschaltungsgesetzes der Sternleisten bei den hexameren Korallen. ¡a¡ Ein junger Kelch mit Sternleisten 1. und 2. Ordnung. ¡b¡ Ein Kelch mit Sternleisten der 1., 2. und 3. Ordnung. ¡c¡ Segment eines Kelches mit 6 Zyklen von Sternleisten. (Die Zahlen über Fig. ¡c¡ bezeichnen die Ordnung der Sternleisten. Die punktierten konzentrischen Linien zeigen den Anfang und Abschluß eines Zyklus an, und zwar stehen die Zahlen links an der Linie, welche das letzte Septum des betreffenden Zyklus berührt.)] Die typischen Hexakorallen unterscheiden sich von den Tetrakorallen durch die sechszählige Anordnung und durch radiale Einschaltung der jüngeren. Mesenterialkammern und Septen, von den Alcyonarien außerdem durch die einfachen, schlauchförmigen Tentakeln. Bei den ¡Madreporaria¡ entstehen an der Basis des Polypentiers in der Regel 6, seltener 12 Primärsepta, zwischen welche sich die jüngeren derart einschalten, daß gleichzeitig alle gleichartig begrenzten Kammern ein neues Septum erhalten. Das Kalkgerüst besteht demnach aus mindestens 6, meist aber aus einer größeren Anzahl streng radiär angeordneter Septen; die 6 Primärleisten bilden den ersten Zyklus und zugleich den Rahmen der 6 Systeme, in welche sich successive neue Zyklen von 6, 12, 24 Septen u. s. w. einschalten. Die gleichzeitig gebildeten Septen haben meist gleiche Länge und Stärke und zwar lassen sich die jüngeren fast immer durch schwächere Entwicklung von den älteren unterscheiden. Das von ~Milne-Edwards~ und ~Haime~ zuerst genauer festgestellte Einschaltungsgesetz (Fig. 139) wird übrigens keineswegs streng eingehalten. Durch Verkümmerung oder Unregelmäßigkeit in der Einschiebung neuer Septen entstehen zuweilen Hexakorallen mit 4, 5, 7 oder 8 Systemen. Nach der Beschaffenheit oder dem Fehlen der Wand werden von ~Heider~ und ~Ortmann~ ¡Euthecalia¡, ¡Pseudothecalia¡ und ¡Athecalia¡ unterschieden. Die Vermehrung der Hexakorallen erfolgt entweder auf geschlechtlichem Weg, wobei Einzelindividuen entstehen oder ungeschlechtlich durch laterale und basale Knospung oder durch Selbstteilung. Bei den zusammengesetzten Stöcken wird die Verbindung der Zellen zuweilen durch Cönenchym vermittelt. Von endothekalen Gebilden sind Synaptikeln, Querblätter und Böden häufig vorhanden. 1. Familie. #Amphiastraeida.# Ogilvie. (¡Eusmilinae¡ p. p. E. H., ¡Axophylliae¡ p. p. Koby.) ¡Meist massive oder ästige Stöcke, seltener Einzelkorallen mit echter Wand und starker Epithek. Septa dicht, ganzrandig oder nur schwach gezähnelt, mehr oder weniger deutlich bilateral angeordnet. Visceralraum im peripheren Teil mit blasigen Querblättern, die zuweilen eine innere Wand bilden. Böden fehlend oder vorhanden. Vermehrung durch Knospen am Oberrand der Kelche oder durch Selbstteilung.¡ Trias bis jetzt; Hauptverbreitung im Jura. ¿Pinacophyllum¿ Frech. Stock rasenförmig. Septa am Oberrand fein gezähnelt, kurz. Haupt- und Gegenseptum verlängert. Visceralraum mit weit entfernten Böden. Trias. ¿Coccophyllum¿ Reuß. Stock astroidisch. Zellen durch ihre Wände verbunden, Kelche polygonal. Septen kurz, die Primärsepten wenig deutlich vortretend. Böden zahlreich. Trias, Jura. ¿Gigantostylis¿ Frech. Trias. ¿Amphiastraea¿ Etallon. (Fig. 140). Stock astroidisch. Kelche tief. Das Hauptseptum kräftig und verlängert; im Gegensegment mit 3-5 kurzen Primärsepten. Die blasige Endothek bildet eine innere Wand. Jura. ¿Aulastraea¿ Ogilvie (Fig. 141). Stock ästig mit starker Epithek. Die Kelche außen von grobblasigem Zellgewebe umgeben. Ob. Jura. ¿Opisthophyllum¿ Ogilvie. Zylindrische Einzelkorallen. Kelch verlängert, tief. Haupt-, Gegen- und Seitensepten deutlich ausgeprägt. Das Gegensegment des Kelches beträchtlich größer als das Hauptsegment. Ob. Jura. ¿Mitrodendron¿ Quenst., ¿Sclerosmilia¿, ¿Pseudothecosmilia¿, ¿Cheilosmilia¿, ¿Lingulosmilia¿ Koby. Ob. Jura. ¿Stylosmilia¿ E. H. (¡Placophyllia¡ From., ¡Schizosmilia¡ Koby) Fig. 142. Stock buschig, aus geraden, dicht nebeneinanderstehenden, aber nur teilweise verwachsenen Zellen bestehend. Vermehrung durch Randknospen. Jura. ¿Haplosmilia¿ E. H. Buschige Stöcke. Zellen meist mit dichotomem Scheitel. Kelch rund oder länglich. Säulchen blattförmig. Wand mit kammförmigen Rippen. Jura. ¿Eusmilia¿ E. H. Tertiär. Recent. ¿Selenogyra¿ Ogilvie. ¿Dendrogyra¿ E. H. Jura. Recent. ¿Rhipidogyra¿ E. H. (¡Stylogyra¡ d'Orb.) Fig. 143. Einzelkorallen, seltener zusammengesetzte Stöcke. Kelche verlängert, komprimiert. Septen ganzrandig von verschiedener Dicke. Außenwand mit Rippen. Säulchen blattförmig. Jura bis jetzt. [Illustration: Fig. 140. ¡Amphiastraea gracilis¡ Koby. Ob. Jura. Stramberg. Mähren. (nach Ogilvie.)] [Illustration: Fig. 141. ¡Aulastraea Schäferi¡ Ogilvie. Ob. Jura. Stramberg. Mähren.] [Illustration: Fig. 142. ¡Stylosmilia dianthus¡ Goldf. sp. Coralrag. Nattheim. ¡a¡ Junges Exemplar. Nat. Größe. ¡b¡ Kelch vergrößert.] ¿Phytogyra¿ d'Orb. Jura. Kreide. ¿Pachygyra¿ E. H. Stock aus gewundenen Zellenreihen bestehend, welche durch Costalcönenchym verbunden sind. Säulchen lamellär. Jura. Kreide. ¿Barysmilia¿ E. H. Stock massiv, gestielt, oben mit kurzen Knospen bedeckt. Kelche oval, zuweilen in Reihen. Säulchen blattartig. Kreide. ¿Plocophyllia¿ Reuß (Fig. 144). Ästige, blättrige oder massive Stöcke. Die durch Selbstteilung entstandenen Zellen werden frei oder sind zu freistehenden Reihen verbunden. Säulchen fehlt. Tertiär. [Illustration: Fig. 143. ¡Rhipidogyra crassa¡ From. Koralrag. Gray. Haute Saône. 1/2 nat. Größe.] [Illustration: Fig. 144. ¡Plocophyllia calyculata¡ Catullo sp. Oligocän. Monte Carlotta bei Vicenza. Nat. Größe.] ¿Haplophyllum¿ Pourtalès, ¿Euphyllia¿ E. H., ¿Guynia¿ Duncan. Recent. 2. Familie. #Stylinidae.# Klunzinger. (¡Astracidae¡ p. p. E. H.) ¡Stöcke massiv, astroidisch. Septa nicht sehr zahlreich, radiär (4-8, 5-10, 6-12), dicht. Visceralraum in der Mitte mit Böden und Säulchen, in der Peripherie mit Querblättern. Kelche durch Septalcosten, zuweilen durch Cönenchym verbunden. Epithek meistens vorhanden.¡ Trias bis jetzt. Nach ~Ogilvie~ gehört die silurische Gattung ¿Decaphyllum¿ E. H. hierher. ¿Stylina¿ Lam. (Fig. 145). Massive Stöcke. Die Zellen durch übergreifende Rippen verbunden. Septa wohlentwickelt, in 6, 8 oder 10 Systeme geordnet. Säulchen griffelförmig. Vermehrung durch Costalknospen. Querblättchen reichlich. Sehr häufig in Trias, Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 145. ¡Stylina Delabechei¡ E. H. Coralrag. Steeple Ashton. England. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ zwei Kelche vergrößert.] ¿Pentacoenia¿, ¿Heterocoenia¿ E. H., ¿Convexastraea¿ d'Orb., ¿Acanthocoenia¿ d'Orb. Jura. Kreide. ¿Goniocora¿, ¿Stytosmilia¿ E. H., ¿Placocoenia¿ d'Orb., ¿Cryptocoenia¿ E. H., ¿Heterocoenia¿ E. H. Jura. Kreide. ¿Cyathophora¿ Mich. Massive Stöcke. Die Zellen durch Costalsepten verbunden. Septa kurz, das Zentrum nicht erreichend. Säulchen fehlt. Der Visceralraum durch parallele, horizontale Böden abgeschlossen. Jura. Kreide. ¿Coccophyllum¿ Reuß. Massive Stöcke. Zellen durch ihre Wände verbunden. Kelche polygonal. Septa zahlreich. Säulchen fehlt. Visceralraum mit Querböden. Trias der Alpen. ¿Holocystis¿ Lonsd. Massive Stöcke. Kelche durch Rippen verbunden. Von den Septen vier durch Größe oder Dicke ausgezeichnet. Visceralraum mit Böden. Kreide. ¿Phyllocoenia¿ E. H. (¡Confusastraea¡ d'Orb., ¡Adelastraea¡ Reuß). Stöcke massiv. Die rundlichen oder ovalen Zellen unvollkommen durch Rippen verbunden. Septa stark entwickelt, in der Mitte zwischen dem Zentrum und der Wand verdickt. Säulchen rudimentär. Trias bis Tertiär. ¿Galaxea¿ Oken. Buschige Stöcke; die zylindrischen Zellen durch Schichten schwammiger Perithek verbunden. Lebend. 3. Familie. #Astraeidae.# E. H. (emend.) ¡Zusammengesetzte astroidische, buschige, mäandrische oder inkrustierende Stöcke, seltener Einzelkorallen. Wand durch Verwachsung der Septen gebildet. Septa zahlreich, dicht, wohl ausgebildet, am Oberrand gezackt oder gezähnelt. Der Visceralraum durch mehr oder weniger reichlich entwickelte Querblättchen nach unten abgeschlossen. Fortpflanzung durch Eier, Knospung oder Selbstteilung. Die meist aus ziemlich hohen Zellen zusammengesetzten, massiven Stöcke entweder unmittelbar durch ihre Wände oder durch übergreifende Septen (Costalsepta) verbunden. Böden Cönenchym fehlen.¡ Sehr häufig von der Trias an. Bei weitem die formenreichste Familie unter den Hexakorallen. [Illustration: Fig. 146. ¡Montlivaultia caryophyllata¡ Lamx. sp. Aus dem Grossoolith von Caen. Calvados. Nat. Größe.] +a+) ~Einfache Zellen.~ ¿Montlivaultia¿ Lamx. (Epismilia p. p. From., Oppelismilia Duncan) (Fig. 146). Zylindrisch, konisch, kreisel- oder scheibenförmig, unten zugespitzt oder mit breiter Basis aufgewachsen. Septa zahlreich, am Oberrand gezackt. Säulchen fehlt. Epithek dick, runzelig, leicht abfallend. Häufig in Trias und Jura; spärlicher in Kreide und Tertiär. ¿Stylophyllum¿ Reuß. Einzelzellen mit oder ohne calycinale Randknospen oder massive Stöcke. Septen kräftig, nur in der Tiefe vollständig, gegen oben in dicke, vertikale Dornen aufgelöst. Querblättchen blasig. Wand mit Epithek. Alpine Trias. ¿Stylophyllopsis¿ Frech. Einfach oder schwach verzweigt. Die Septen in der Nähe des Zentrums in isolierte vertikale Dornen aufgelöst. Alpine Trias. ¿Lithophyllia¿ E. H. Zylindrisch-konisch mit breiter Basis aufgewachsen. Wand mit stacheligen Rippen oder nackt. Säulchen schwammig. Miocän und Recent. ¿Circophyllia¿ E. H. (¡Antillia¡ Duncan). Eocän. Recent. ¿Axosmilia¿ E. H. Jura. [Illustration: Fig. 147. ¡Stylocora exilis¡ Reuß. Miocän. Niederleis. N.-Österreich. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe, ¡b¡ Kelch vergrößert. (Nach ~Reuß~.)] +b+) ~Durch laterale Seitenknospen entstandene buschige Stöcke.~ ¿Cladocora¿ Ehrbg. Stock aus zylindrischen, langen, allseitig freien Ästen zusammengesetzt. Kelch kreisrund; Septa wohlentwickelt. Säulchen warzig. Ein Pfählchenkranz. Jura bis Jetztzeit. ¿Stylocora¿ Reuß (Fig. 147). Äste zylindrisch. Septa kräftig, die des ersten Zyklus am Innenrande pfeilerartig verdickt. Säulchen griffelförmig, einfach und warzig. Kreide. Miocän. ¿Pleurocora¿ E. H. Kreide. +g+) ~Stöcke aus Basalen, aus Stolonen oder Basalausbreitungen sprossenden Knospen gebildet.~ ¿Rhizangia¿ E. H. (Fig. 148). Zellen durch Stolonen verbunden, kurz, subzylindrisch. Kelche seicht, kreisrund. Säulchen warzig. Kreide. Tertiär. [Illustration: Fig. 148. ¡Rhizangia Michelnii¡ Reuß. Aus der mittleren Kreide des Gosautals. Nat. Gr. (nach ~Reuß~).] [Illustration: Fig. 149. ¡Cladangia conferta¡ Reuß. Miocän. Bischofswart Mähren. ¡a¡ Nat. Größe. ¡b¡ Ein Kelch vergrößert (nach ~Reuß~).] ¿Latusastraea¿ d'Orb. Knospen auf gemeinsamer Basalausbreitung, kurz, stark nach der Seite geneigt, so daß der Kelch halbkreisförmig wird und die Form einer vorspringenden Lippe annimmt. Jura. Kreide. ¿Astrangia¿, ¿Cryptangia¿, ¿Phyllangia¿, ¿Cladangia¿ (Fig. 149). ¿Ulangia¿ E. H. etc. +d+) ~Durch Lateralknospen gebildete, massive Stöcke.~ ¿Heliastraea¿ E. H. (Fig. 150). Zellen zylindrisch, durch übergreifende Costalsepten, die in jene der Nachbarzellen übergehen, miteinander verbunden. Säulchen schwammig. Zwischen den Septen in und außerhalb der Wand reichliche Querblättchen. Jura bis Jetztzeit. ¿Plesiastraea¿ From. Wie vorige, nur mit mehreren Pfählchen vor allen Zyklen mit Ausnahme des letzten. Tertiär und lebend. ¿Isastraea¿ E. H.(Fig. 151). Zellen prismatisch, dicht gedrängt, durch ihre Wände verbunden. Kelche polygonal. Säulchen schwach oder fehlend. Trias. Jura. Kreide. ¿Stylastraea¿ From., ¿Leptastraea¿, ¿Confusastraea¿, ¿Prionastraea¿ E. H. etc. [Illustration: Fig. 150. ¡Heliastraea conoidea¡ Reuß. Miocän, Enzesfeld bei Wien. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe, ¡b¡ mehrere Kelche vergrößert.] [Illustration: Fig. 151. ¡Isastraea helianthoides¡ Goldf. sp. Aus dem Coralrag von Nattheim. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 152. ¡Favia caryophylloides¡ From. Aus dem Coralrag von Nattheim. Natürl. Größe.] +e+) ~Durch Selbstteilung gebildete massive Stöcke.~ ¿Favia¿ Oken (Fig. 152). Stock massiv. Kelche oval oder verzerrt, durch übergreifende Costalsepten verbunden. Säulchen schwammig. Jura bis Jetztzeit. ¿Goniastraea¿ E. H. Zellen prismatisch, polygonal. Kelch mit wohlentwickelten Septen, schwammigem Säulchen und Pfählchen. Kreide. Tertiär und lebend. +z+) ~Durch Selbstteilung entstandene ästige Stöcke.~ ¿Calamophyllia¿ Blainv. (¡Rhabdophyllia¡ E. H., ¡Lithodendron¡ p. p. Mich.) (Fig. 153). Stock bündelförmig oder buschig. Einzelzellen sehr lang, zylindrisch. Wand sehr dünn gerippt, ohne Epithek. Säulchen fehlt. Trias. Jura. Tertiär. Besonders häufig in der alpinen Trias. ¡C. clathrata¡ Emmrich sp. ¿Thecosmilia¿ E. H. (Fig. 154). Stock buschig; Zellen nach der Selbstteilung vergabelt. Wand dick. Epithek runzelig, leicht abfallend. Säulchen fehlend oder rudimentär. Trias bis Tertiär. Nach ~Frech~ nicht verschieden von ¡Calamophyllia¡. Sehr häufig in Trias und Jura. ¿Hymenophyllia¿ E. H. Kreide. ¿Symphyllia¿, ¿Ulophyllia¿, ¿Dasyphyllia¿ E. H., ¿Mussa¿ Oken etc. Tertiär und Recent. [Illustration: Fig. 153. ¡Calamophyllia Stokesi¡ E. H. Coralrag. Steeple Ashton. England. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 154. ¡Thecosmilia trichotoma¡ Goldf. sp. Aus dem Coralrag von Nattheim. Nat. Größe.] +ê+) ~Durch Selbstteilung entstandene Stöcke mit zusammenfließenden Zellenreihen.~ ¿Leptoria¿ E. H. (Fig. 155). Stock massig, aus mäandrischen Reihen zusammenfließender Individuen gebildet, die Reihen durch ihre Wände verbunden. Septa gedrängt, fast parallel; Säulchen blattförmig. Jura. Kreide. Tertiär. ¿Diploria¿ E. H. Wie vorige, aber Reihen nicht direkt durch ihre Wände, sondern durch überragende Costalsepten verbunden. Kreide. Tertiär. Lebend. ¿Aspidiscus¿ Koenig (Fig. 156). Stock scheibenförmig, rund oder elliptisch, unten mit runzeliger Epithek bedeckt. Die Zellenreihen strahlen vom Zentrum aus und sind durch scharfe Kämme voneinander geschieden; bei den an der Peripherie gelegenen Zellen sind die äußeren Septen verlängert und bilden einen gestreiften Rand. Kreide. Weitere Gattungen: ¿Stiboria¿ Etallon, ¿Stelloria¿ d'Orb., ¿Maeandrina¿ Lam. etc. [Illustration: Fig. 155. ¡Leptoria Konincki¡ Reuß. Obere Kreide. Gosautal. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 156. ¡Aspidiscus cristatus¡ Koen. Aus der mittleren Kreide von Batna in Algerien. Nat. Gr.] 4. Familie. #Fungidae.# Dana (emend.) ¡Einzelkorallen oder niedrige, in die Breite ausgedehnte Stöcke. Septa dicht oder porös, wohl entwickelt, zahlreich, radiär geordnet, durch Synaptikeln verbunden. Querblätter fehlen oder spärlich. Wand fehlt (Athecalia), zuweilen eine Pseudothek vorhanden. Epithek vorhanden oder durch Basalstacheln ersetzt.¡ Trias bis jetzt. a) Unterfamilie. #Funginae.# E. H. ¡Niedrige Einzelkorallen oder Stöcke. Epithek fehlend oder rudimentär, meist durch Basaldornen ersetzt. Septa dicht, zahlreich gezähnelt. Synaptikeln reichlich vorhanden.¡ Kreide, Tertiär, Recent. ¿Fungia¿ Dana. Einfach, niedrig, scheibenförmig, Kelch gewölbt, mit spaltförmiger eiverlängerter Mundöffnung, Septa sehr zahlreich, von verschiedener Länge und Stärke, durch einfache oder zu Leisten verschmolzene Synaptikeln verbunden, auf der flachen Unterseite als stachelige Rippen vorragend. Wand fehlt. Lebend und subfossil. ¿Micrabacia¿ E. H. Kreide, ¿Cryptabacia¿ E. H. Recent. ¿Siderastraea¿ Blv. (¡Astraea¡ E. H.). Stock niedrig, inkrustierend. Fortpflanzung durch randliche Knospen. Kelche klein, subpolygonal, Septa zahlreich, sehr dünn. Recent. ¿Herpolitha¿ Eschscholtz, ¿Lithactinia¿ Lesson etc. Recent. b) Unterfamilie. #Lophoserinae.# E. H. ¡Einzelkorallen oder niedrige, blattförmige, häufig mäandrische Stöcke. Epithek dicht, Synaptikeln reichlich, jedoch keine Reihen bildend. Septa dicht, seltener mit irregulären Poren.¡ Trias bis jetzt. ¿Microseris¿ From. (Fig. 157). Einfach, scheibenförmig, kreisrund, oben gewölbt. Septen dicht, radiär, die des ersten Zyklus bis zum Zentrum des Kelches reichend. Unterseite eben, mit Körnern bedeckt. Kreide. ¿Asteroseris¿ From. Wie vorige, aber ein Säulchen und Pfählchen vorhanden. Kreide. [Illustration: Fig. 157. ¡Microseris hemisphaerica¡ From. Aus dem Grünsand (Cenomanien) von Le Mans. ¡a¡ Von oben, ¡b¡ von unten (vergrößert), ¡c¡ von der Seite, nat. Größe.] ¿Cycloseris¿ E. H. Kreide bis jetzt. ¿Trochoseris¿ E. H. Einfach, kreiselförmig oder zylindrisch, festgewachsen. Wand nackt, fein längs gestreift. Kelch rund oder am Rande lappig. Säulchen warzig. Septa sehr zahlreich, seitlich vielfach verwachsen. Synaptikeln reichlich. Kreide. Tertiär. Recent. ¿Gyroseris¿ Reuß., ¿Turbinoseris¿ Duncan, ¿Placoseris¿ From. Kreide. ¿Podoseris¿, ¿Gonioseris¿ Duncan. Jura. ¿Cyathoseris¿ E. H. (Fig. 158). Stock angeheftet, kreiselförmig. Die jungen Zellen durch Costalknospung an der Peripherie entstehend. Gemeinsame Außenwand nackt oder gestreift. Kreide. Tertiär. ¿Thamnoseris¿ Et. Jura. ¿Lophoseris¿ E. H. (¡Pavonia¡ Lam.), ¿Mycedium¿ Oken, ¿Agaricia¿ Lam. etc. Recent. [Illustration: Fig. 158. ¡Cyathoseris subregularis¡ Reuß. Oligocän. Monte Carlotta bei Vicenza. ¡a¡ Von oben, ¡b¡ von der Seite, nat. Größe.] c) Unterfamilie. #Thamnastraeinae.# Reuß. ¡Einzelkorallen oder häufiger zusammengesetzte massive Stöcke mit zusammenfließenden Kelchen. Basalepithek wohl entwickelt, runzelig. Septa aus fächerförmig angeordneten Trabekeln gebildet mit regelmäßig geordneten Poren. Synaptikeln in horizontalen Reihen, Querblätter reichlich.¡ Trias, Jura, Kreide, Tertiär. ¿Anabacia¿ E. H. Einfache, freie, scheiben- oder linsenförmige Zellen mit ebener Basis. Oberseite gewölbt mit spaltförmiger Zentralhöhle. Septa sehr zahlreich, dünn, durch Synaptikeln verbunden. Wand fehlt. Jura. ¿Genabacia¿ E. H. Wie vorige, aber zusammengesetzt, indem um den Zentralkelch ein Kranz von kleineren Kelchen steht. Jura. [Illustration: Fig. 159. ¡Cyclolites undulata¡ Lam. Obere Kreide. Gosautal. ¡a¡ Von der Seite, ¡b¡ von unten, ¡c¡ ein Septum Seite, nat. Größe.] ¿Cyclolites¿ Lam. (Fig. 159). Einfach, frei, scheibenförmig, oben gewölbt, unten flach, mit runzeliger Epithek überzogen. Septa sehr dünn, bis zum Zentrum reichend, außerordentlich zahlreich, durch Synaptikeln und Traversen verbunden, aus vertikalen Reihen von Trabekeln aufgebaut. Sehr häufig in der Kreide; selten in Jura und Eocän. ¿Procyclolites¿ Frech. Einzelkorallen oder aus zusammengewachsenen Individuen bestehende Stöcke von kreiselförmiger Gestalt. Kelch vertieft. Septa zahlreich, spärlich durchbohrt. Synaptikeln und Querblätter vorhanden. P. triadicus Frech. Alpine Trias (Zlambachschichten). ¿Omphalophyllia¿ Laube. Einfach, kreiselförmig oder subzylindrisch, festgewachsen mit Epithek. Septa sehr zahlreich, am Oberrand gekörnelt. Kelch seicht. Säulchen griffelförmig. Trias der Alpen. ¿Trocharaea¿ Et., ¿Microsolena¿ Lam., ¿Dimorpharaea¿ From. Jura. ¿Astraeomorpha¿ Reuß. Stöcke knollig, flach ausgebreitet oder ästig, von runzeliger Epithek umgeben. Zellen klein, durch kurze, dicke Costalsepten verbunden. Säulchen griffelförmig. Trias bis Oligocän. ¿Protethmos¿ Gregory. Einzelkorallen von kurzkonischer oder kreiselförmiger Gestalt. Septa kräftig am Innen- und Oberrand durchbohrt; Synaptikeln spärlich. Kelch seicht. Säulchen schwammig. Jura. ¿Leptophyllia¿ Reuß. (Fig. 160). Wie vorige, aber ohne Säulchen. Jura. Kreide. ¿Epistreptophyllum¿ Milasch. (¡Lithoseris¡ Ogilvie). Jura. ¿Metethmos¿, ¿Frechia¿ Gregory. Jura. Ost Indien. ¿Latimaeandra¿ d'Orb. (Fig. 161). Stock lappig und ästig; die Kelche verlängert, in Reihen geordnet, am Rand frei werdend. Septa zahlreich, dünn. Trias bis Kreide. [Illustration: Fig. 160. ¡Leptophyllia sinuosa¡ From. Neocomien. St. Dizier. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 161. ¡Latimaeandra seriata¡ Becker. Aus dem Coralrag von Nattheim. Nat. Größe. (Nach ~Becker~.)] ¿Comophyllia¿ d'Orb., ¿Chorisastraea¿ From., ¿Dermoseris¿ Koby. Jura. ¿Thamnastraea¿ Lesauvage (Fig. 162). Zusammengesetzte, flach ausgebreitete und gestielte oder pilzförmige Stöcke, von einer gemeinsamen, auf die Unterseite beschränkten Wand umgeben. Einzelzellen ohne Wand, durch Costalsepten verbunden. Säulchen griffelförmig oder rudimentär. Die wohlentwickelten Septen aus fächerartig angeordneten Reihen zylindrischer Trabekeln aufgebaut und durch Synaptikeln und Traversen miteinander verbunden. Sehr häufig in Trias, Jura, Kreide, Eocän und Oligocän. [Illustration: Fig. 162. ¡Thamnastraea prolifera¡ Becker. Oberer Jura. Nattheim. Württemberg. ¡A¡ Ein Stock 2/3 nat. Größe. ¡w¡ Die gemeinsame Wand. ¡B¡ Ein Costalseptum von der Seite gesehen, vergrößert, um den Aufbau aus Trabekelreihen zu zeigen. ¡m¡ Verwachsungsstelle von zwei zu benachbarten Zellen gehörigen Septen, ¡t¡ Trabekeln, ¡p¡ porenartige Zwischenräume der Trabekeln (aus ~Steinmann-Döderlein~). ¡C¡ ¡Thamnastraea agaricites¡ Goldf. Obere Kreide. Gosau. Stück der Oberfläche eines Stockes, nat. Größe.] [Illustration: Fig. 163. ¡Comoseris conferta¡ Reuß. Oligocän von Monte Carlotta bei Vicenza (in 2facher Vergrößerung).] ¿Dimorphastraea¿ d'Orb. Wie vorige, aber die Kelche konzentrisch um eine zentrale Zelle angeordnet. Trias bis Tertiär. ¿Centrastraea¿ d'Orb., ¿Stibastraea¿ Et. Jura. ¿Comoseris¿ d'Orb. (Fig. 163). Wie ¡Thamnastraea¡, jedoch die Kelche durch gewundene Höhenzüge gruppenweise voneinander getrennt. Jura. Tertiär. ¿Archaeoseris¿ Gregory. Jura. 5. Familie. #Eupsammidae.# E. H. ¡Einzelkorallen oder durch Seitenknospen entstandene buschige, seltener massive oder inkrustierende Stöcke. Septa zahlreich, mit ihren inneren Enden häufig verwachsen, aus irregulär angeordneten Trabekeln aufgebaut, die zuweilen leere Zwischenräume (Poren) freilassen. Außenwand durch Verdickung der Septen gebildet (Pseudothek), zuweilen Epithek vorhanden. Interseptalräume mit Synaptikeln oder Querblätter, selten mit Böden.¡ Silur bis jetzt. ¿Calostylis¿ Lindström. Einfache, subzylindrische Zellen oder durch einseitige Knospen sich vermehrende Stöcke. Septa sehr zahlreich, schwammig porös, durch Synaptikeln oder Verwachsung verbunden. Säulchen dick, schwammig. Wand mit Epithek. Ob. Silur. Gotland. ¿Haplaraea¿ Milasch. Einfache, zylindrische Zellen, mit breiter Basis festgewachsen. Septa zahlreich, bis zum Zentrum reichend, mit großen Poren, zuweilen miteinander verwachsen oder durch Synaptikeln verbunden. Traversen ebenfalls vorhanden. Säulchen fehlt. Jura. Kreide. [Illustration: Fig. 164. ¡Eupsammia trochiformis¡ Pallas. Grobkalk. Chaussy bei Paris. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 165. ¡Balanophyllia sinuata¡ Reuß. Oligocän. Waldböckelheim. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ mehrere Septa vergrößert.] ¿Eupsammia¿ E. H. (Fig. 164). Konisch, kreiselförmig, unten zugespitzt, frei. Septa sehr zahlreich in fünf Zyklen, die des letzten Zyklus stärker als jene des vorletzten. Säulchen fehlt oder vorhanden. Eocän bis jetzt. ¿Balanophyllia¿ Wood (Fig. 165). Subzylindrisch, einfach, mit breiter Basis festgewachsen. Säulchen schwammig. Septa dicht gedrängt, zum Teil verwachsen. Eocän bis jetzt. [Illustration: Fig. 166. ¡Stephanophyllia elegans¡ Bronn sp. Pliocän von Stazzano bei Modena. ¡a¡ von oben, ¡b¡ von unten (vergrößert), ¡c¡ von der Seite, nat. Größe.] [Illustration: Fig. 167. ¡Dendrophyllia elegans¡ Duncan. Oligocän von Brockenhurst. England. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Querschnitt des Kelches vergrößert.] ¿Stephanophyllia¿ Mich. (Fig. 166). Einfach. scheibenförmig. Basis horizontal. Kelch kreisrund. Septa zahlreich; die sechs Primärleisten bis zum Zentrum reichend, die übrigen innerhalb jedes Systems mit ihren Innenenden verwachsen. Kreide. Tertiär. ¿Dendrophyllia¿ Blv. (Fig. 167). Ästige, durch Lateralknospen entstandene Stöcke. Kelche oval. Septa dünn, zahlreich; die des letzten Zyklus bis zum schwammigen Säulchen reichend und mit den konvergierenden Enden der kurzen Septen des vorletzten Zyklus verwachsen. Tertiär. Lebend. ¿Lobopsammia¿ E. H., ¿Stereopsammia¿ E. H., ¿Astroides¿ E. H. Recent. 6. Familie. #Archaeocyathidae.#[15] Walcott. ¡Einfache kreiselförmige oder subzylindrische Zellen. Septa und Wand löcherig; die inneren Enden der Septen durch eine durchlöcherte Innenwand verbunden, welche einen leeren Zentralraum umschließt. Interseptalräume mit Querbalken.¡ Die bis jetzt beschriebenen Gattungen (¿Archaeocyathus¿ Billings, ¿Ethmophyllum¿ Meek, ¿Spirocyathus¿ Hinde, ¿Protopharetra¿ Bornem. etc.) finden sich ausschließlich in cambrischen Ablagerungen von Canada, Nord-Amerika, Spanien und Sardinien. Sie bilden vielleicht eine besondere Ordnung der ¡Madreporaria¡. 7. Familie. #Turbinolidae.# E. H. (emend. Ogilvie). ¡Einzelkorallen mit zahlreichen, langen, ganzrandigen, radiär geordneten Septen. Interseptalräume leer oder mit Querblättern. Meist Säulchen, oft Pfählchen vorhanden. Wand dicht, zuweilen mit Epithek bedeckt. Böden fehlen.¡ Vom Jura an, besonders häufig im Tertiär und lebend. Die meisten Turbinoliden pflanzen sich geschlechtlich, einzelne aber auch durch Knospen fort, die sich jedoch bald von der Mutterzelle ablösen. a) Unterfamilie. #Turbinolinae.# Ogilvie. ¡Kelch rund oder oval, mit griffel- oder bündelförmigem Säulchen. Pfählchen fehlen. Interseptalräume leer.¡ Kreide bis jetzt. Sind wahrscheinlich die Nachkommen der Cyathaxoniden. ¿Turbinolia¿ Lam. (Fig. 168). Kegelförmig, frei. Kelch kreisrund. Septa über die Wand vorragend. Säulchen griffelförmig. Tertiär und lebend. Häufig im Grobkalk des Pariser Beckens und im Eocän von England. [Illustration: Fig. 168. ¡Turbinolia Bowerbanki¡ E. H. Eocän. Highgate. England. 6/1.] ¿Sphenotrochus¿ E. H. Keilförmig, frei. Kelch quer verlängert. Säulchen blattförmig. Kreide, tertiär und lebend. ¡Sph. crispus¡ Lam. Häufig im Grobkalk. ¿Dasmia¿ E. H. Kreide. Eocän. ¿Ceratotrochus¿ E. H. (Fig. 169). Kreiselförmig, gekrümmt, in der Jugend mit der Spitze festgewachsen. Septa sehr zahlreich, über die Wand vorragend. Säulchen bündelförmig. Kreide, Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 169. ¡Ceratotrochus duodecimcostatus¡ Goldf. sp. Miocän. Baden bei Wien. Nat. Größe.] b) Unterfamilie. #Trochocyathinae.# Ogilvie. ¡Kelch rund, Säulchen vorhanden oder fehlend. Pfählchen stets vorhanden in ein oder mehreren Zyklen. Querblättchen spärlich. Wand zuweilen mit Epithek bedeckt.¡ Lias bis jetzt. ¿Trochocyathus¿ E. H. (Fig. 170). Kreiselförmig. Kelch rund. Septa dick, Säulchen warzig, aus zahlreichen Stäbchen bestehend und von mehreren Pfählchenkränzen umgeben. Vom Lias an bis jetzt in vielen Arten. ¿Thecocyathus¿ E. H. Niedrig kegelförmig oder scheibenförmig, in der Jugend angewachsen, später frei. Wand mit starker Epithek. Kelch kreisförmig, Septa zahlreich. Säulchen bündelförmig, von mehreren Pfählchenkreisen umgeben. Lias, Jura, Kreide und lebend. ¿Paracyathus¿ E. H., ¿Deltocyathus¿ E. H. (Fig. 171). Tertiär. Lebend. ¿Discocyathus¿ E. H. Jura. ¿Acanthocyathus¿, ¿Bathycyathus¿ E. H. Tertiär. Recent etc. [Illustration: Fig. 170. ¡Trochocyathus conulus¡ From. Aptien. Haute Marne. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ Kelch vergrößert.] [Illustration: Fig. 171. ¡Deltocyathus Italicus¡ E. H. Miocän. Porzteich. Mähren. ¡a¡ Nat. Größe. ¡b¡ Kelch vergrößert.] [Illustration: Fig. 172. ¡Caryophyllia cyathus¡ Sol. Recent. Vertikal durchgeschnitten. Nat. Größe (nach ~Milne Edwards~).] ¿Caryophyllia¿ Stokes. (Fig. 172). Kreiselförmig, mit breiter Basis festgewachsen. Kelch rund. Säulchen warzig, von einem einfachen Pfählchenkranz umgeben. Kreide. Tertiär. Lebend. c) Unterfamilie. #Trochosmilinae.# Ogilvie. ¡Kelch elliptisch oder verlängert. Säulchen blättrig oder fehlend. Pfählchen fehlen. Wand dicht, zuweilen mit Epithek. Interseptalräume meist mit Querblättern.¡ Kreide bis jetzt. [Illustration: Fig. 173. ¡Trochosmilia granifera¡ Raime. Turonkreide. Rennes-les-Bains. ¡a¡ Von der Seite nat. Größe. ¡b¡ Kelch etwas vergrößert (nach Fromentel).] [Illustration: Fig. 174. ¡Coelosmilia loxa¡ E. H. Aus der weißen Kreide von Lüneburg. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 175. ¡Placosmilia cuneiformis¡ E. H. Aus der oberen Kreide von St. Gilgen am Wolfgangsee. Nat. Gr.] ¿Trochosmilia¿ E. H. (Fig. 173). Kreiselförmig, unten zugespitzt oder festgewachsen. Septa zahlreich, bis zum Zentrum reichend. Wand nackt, Rippen gekörnelt. Säulchen fehlt. Querblättchen reichlich. Kreide. Tertiär und Recent. ¿Coelosmilia¿ E. H. (Fig. 174). Wie vorige, jedoch Querblättchen nur spärlich. Kreide. Lebend. ¿Pleurosmilia¿ From. Jura. ¿Placosmilia¿ E. H. (¡Phyllosmilia¡, From.) (Fig. 175). Keilförmig, unten zugespitzt oder kurz gestielt. Kelch seitlich zusammengedrückt, quer verlängert. Septen zahlreich, Traversen reichlich, Säulchen blattförmig. Wand nackt, Rippen gekörnelt. Kreide. ¿Diploctenium¿ Goldf. Kelch zusammengedrückt, stark querverlängert, die Seitenteile abwärts gebogen, so daß das Polyparium hufeisenförmige Gestalt erhält. Säulchen fehlt. Wand nackt. Rippen dichotom oder trichotom gespalten. Obere Kreide. ¿Lophosmilia¿ E. H. Tertiär und lebend. ¿Parasmilia¿ E. H. (¡Coenosmilia¡ Pourtalès, ¡Cylicosmilia¡ E. H.) konisch-zylindrisch bis kreiselförmig, aufgewachsen. Kelch rund. Septa gezackt, seitlich gekörnelt. Säulchen schwammig. Wand nackt oder gerippt. Kreide. Eocän und Recent. ¿Flabellum¿ Lesson. (Fig. 176). Zusammengedrückt, keilförmig, frei oder angeheftet. Septa zahlreich. Querblätter fehlen, durch Verdickung der Septen in der Tiefe des Visceralraums ersetzt. Wand mit Epithek bedeckt und zuweilen mit dornigen Fortsätzen. Tertiär. Lebend. [Illustration: Fig. 176. ¡Flabellum Roissyanum¡ E. H. Miocän. Baden bei Wien. Nat. Größe.] ¿Smilotrochus¿ E. H. ¿Stylotrochus¿ E. H. ¿Onchotrochus¿ Duncan. Kreide. ¿Discotrochus¿ E. H. Tertiär etc. 8. Familie. #Oculinidae.# E. H. ¡Stets zusammengesetzte, durch seitliche Knospung entstehende Stöcke. Wand äußerlich durch kompaktes Cönenchym (Stereoplasma) verdickt. Visceralraum unten eng; Septen wenig zahlreich, die Zwischenräume leer.¡ Vom Lias an bis jetzt; fossil nicht häufig. ¿Oculina¿ Lam. Kelche unregelmäßig oder in Spirallinie auf der glatten Oberfläche der Äste verteilt. Septen etwas überragend. Ein warziges Säulchen und ein Kranz von Pfählchen. Tertiär. Lebend. ¿Agathelia¿ Reuß. Wie vorige, aber Stock knollig oder lappig. Kreide. Tertiär. ¿Synhelia¿ E. H. Kreide. ¿Astrohelia¿ E. H. Tertiär. ¿Psammohelia¿ From. ¿Euhelia¿ E. H. Jura etc. ¿Haplohelia¿ Reuß. Ästig, klein. Knospen alle nach einer Seite gerichtet. Wand körnig streifig. Septa in drei Zyklen. Säulchen und Pfählchen vorhanden. Oligocän. ¿Enallohelia¿ E. H. (Fig. 177). Stock ästig. Die Knospen in zwei meist alternierenden Reihen nach einer Seite gerichtet. Die verdickte Wand außen gestreift oder gekörnelt. Säulchen schwach. Jura. [Illustration: Fig. 177. ¡Enallohelia striata¡ Quenst. Coralrag. Nattheim. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ Kelch vergrößert.] 9. Familie. #Pocilloporidae.# E. H. ¡Zusammengesetzte, ästige, lappige oder massive Stöcke mit kleinen, zylindrischen, im Cönenchym eingebetteten Zellen. Cönenchym dicht mit stacheliger Oberfläche. Septa wenig zahlreich, schwach entwickelt, zuweilen rudimentär. Wand dicht. Visceralraum mit horizontalen Böden oder blättriger Ausfüllungsmasse.¡ Von den zwei hierhergehörigen, noch jetzt lebenden Gattungen ¿Pocillopora¿ Lam. und ¿Seriatopora¿ Lam. findet sich nur die erstere auch fossil im Tertiär. 10. Familie. #Stylophoridae.# E. H. ¡Zusammengesetzte massive oder ästige Stöcke. Die Zellen durch dichtes, aber von Hohlräumen durchzogenes Cönenchym verbunden. Septa wohl entwickelt, die Interseptalräume leer.¡ Jura bis Jetztzeit. ¿Stylophora¿ Schweigger. (Fig. 178). Stöcke ästig oder niedrig massiv, knollig. Kelche klein, tief, in reichlichem, an der Oberfläche stacheligem Cönenchym eingebettet. Septa wenig zahlreich. Säulchen griffelförmig. Jura. Tertiär. Lebend. [Illustration: Fig. 178. ¡Stylophora subreticulata¡ Reuß. Miocän. Grund bei Wien. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ Oberfläche stark vergrößert.] [Illustration: Fig. 179. ¡Astrocoenia decaphylla¡ E. H. Kreide. Gosautal. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ mehrere Kelche vergrößert.] ¿Astrocoenia¿ E. H. (Fig. 179). Massiv. Zellen polygonal, durch ihre Wände verbunden. Septa zahlreich, lang. Säulchen griffelförmig. Nur Querblättchen im Visceralraum. Trias. Jura. Kreide. Tertiär. ¿Stephanocoenia¿ E. H. Wie vorige, aber Säulchen von Pfählchen umstellt. Trias bis Jetztzeit. ¿Stylocoenia¿ E. H., ¿Psammocoenia¿ Koby. Jura. 11. Familie. #Madreporidae.# Dana emend. Ogilvie. ¡Zusammengesetzte, ästige, massive, lappige oder inkrustierende Stöcke mit kleinen, röhrigen Zellen, die in einem schwammigen, von netzförmigen Kanälen durchzogenen Cönenchym liegen. Septa meist nicht sehr zahlreich.¡ a) Unterfamilie. #Madreporinae.# Dana. ¡Meist ästige Stöcke. Die Kelche etwas aus dem Cönenchym vorragend. Septa (6-12) radiär, jedoch zwei gegenüberliegende Hauptsepten stärker als die übrigen und im Zentrum zusammenstoßend. Böden und Querblätter fehlen.¡ ¿Madrepora¿ Lin. (Fig. 180). Außerordentlich häufig in den Korallenriffen der Jetztzeit, an deren Aufbau diese Gattung wesentlichen Anteil nimmt. Fossil spärlich im Tertiär. [Illustration: Fig. 180. ¡Madrepora Anglica¡ Duncan. Oligocän. Brockenhurst. England. ¡a¡ Mehrere Kelche vergrößert, ¡b¡ Vertikalschnitt, stark vergrößert.] b) Unterfamilie. #Montiporinae.# E. H. ¡Kelche in Vertiefungen des Cönenchyms. Septa (6-12) zuweilen durch Radialstacheln ersetzt. Böden fehlen.¡ ¿Montipora¿ Quoy und Gaimard. Recent. c) Unterfamilie. #Alveoporinae.# Verill. ¡Massive Stöcke. Kelche ins Cönenchym eingesenkt. Septa durch Vertikalreihen von Stacheln ersetzt. Wand stark durchlöchert. Poröse Böden im Visceralraum.¡ ¿Alveopora¿ Quoy und Gaimard (Fig. 181). Tertiär und Recent. ¿Koninckina¿ E. H. Kreide. d) Unterfamilie. #Turbinarinae.# E. H. ¡Kelche etwas aus dem Cönenchym vorragend. Septa (6-30) bald wohl entwickelt bald rudimentär. Pfählchen häufig, zuweilen auch ein Säulchen vorhanden.¡ ¿Actinacis¿ d'Orb. (Fig. 182). Massige oder ästige Stöcke. Cönenchym reichlich, körnig. Septa kräftig, ziemlich gleichstark. Säulchen warzig; Pfählchen vor allen Septen. Kreide. Tertiär. [Illustration: Fig. 181. ¡a Alveopora spongiosa¡ Dana. Recent. Fidschi-Inseln. Vertikalschnitt durch eine Zelle, vergrößert, um die durchlöcherte Wand und die Böden zu zeigen. ¡b Alveopora rudis¡ Reuß. Nummulitenkalk von Oberburg. Steyermark. Nat. Größe. ¡c¡ Zwei Kelche, stark vergrößert. (Fig. ¡a¡ nach ~Dana~, ¡b¡ nach ~Reuß~.)] [Illustration: Fig. 182. ¡Actinacis elegans¡ Reuß. Kreide. Gosautal. ¡a¡ Oberfläche in nat. Größe, ¡b¡ Querschnitt parallel der Oberfläche, vergrößert, ¡c¡ Längsschnitt, vergrößert (nach ~Reuß~).] ¿Astraeopora¿ Blv. Massive Stöcke. Cönenchym locker, an der Oberfläche stachelig. Septa ungleich entwickelt. Säulchen und Pfählchen fehlen. Tertiär. Lebend. ¿Dendracis¿ E. H. Tertiär. ¿Turbinaria¿ Oken (¡Gemmipora¡ Blv.). Stock blattförmig. Cönenchym ziemlich dicht und feinstachelig. Septa gleich groß. Säulchen schwammig. Kreide. Tertiär. Lebend. ¿Palaeacis¿ E. H. (¡Sphenopoterium¡ Meek u. Worthen) Karbon. 12. Familie. #Poritidae.# Dana. ¡Massige, inkrustierende, selten ästige Stöcke. Kelche entweder unmittelbar aneinanderstoßend oder durch Cönenchym verbunden. Das ganze Skelett aus einem Netzwerk vertikaler und horizontaler Balken aufgebaut, die zuweilen 6-12 dichte Primärsepten, Pfählchen und Säulchen bilden. Cönenchym an der Oberfläche mit erhabenen Leistchen. Die Einzelzellen ohne Wand, dagegen meist Basalepithek vorhanden.¡ Trias bis jetzt. a) Unterfamilie. #Spongiomorphinae.# Frech. ¡Skelett aus dicken, durch horizontale Synaptikeln verbundene Trabekeln aufgebaut. Kelche ganz undeutlich vom Cönenchym getrennt, ohne deutliche Septa. Meist sparsame Traversen vorhanden.¡ Von den hierher gehörigen Gattungen finden sich ¿Spongiomorpha¿, ¿Heptastylis¿ und ¿Stromatomorpha¿ Frech in der alpinen Trias (Zlambachschichten und Rhät.). Es sind knollige Stöcke von sehr unregelmäßiger Gestalt. Bei ¿Spongiomorpha¿ und ¿Heptastylis¿ sind die sechs Septa durch ziemlich regelmäßig gestellte Trabekelpfeiler angedeutet und bei ¡Heptastylis¡ durch in gleicher Höhe ausgehende Synaptikeln, welche förmliche, durchlöcherte Horizontalschichten bilden, verbunden. Bei ¿Stromatomorpha¿ fehlt jede radiäre Anordnung der Septaltrabekeln. b) Unterfamilie. #Poritinae.# E. H. ¡Septa wohl entwickelt. Die Kelche direkt aneinander stoßend oder nur durch spärliches Cönenchym verbunden.¡ ¿Litharaea¿ E. H. (Fig. 183). Stock massig. Kelche subpolygonal. Septa meist in drei Zyklen. Säulchen schwammig. Eocän. Miocän. [Illustration: Fig. 183. ¡Litharaea Websteri¡ E. H. Eocän. Bracklesham Bay. England. ¡a¡ Ein Stock nat. Größe. ¡b¡ Vier Kelche vergrößert.] [Illustration: Fig. 184. ¡Porites incrustans¡ Reuß. Miocän. Mähren. ¡a¡ Horizontalschnitt, ¡b¡ Vertikalschnitt. Beide Figuren stark vergrößert.] ¿Rhodaraea¿ E. H. Massive Stöcke. Wände der Kelche dick. Pfählchen vorhanden. Miocän und lebend. ¿Porites¿ Lam. (Fig. 184). Massive oder ästige Stöcke. Kelche seicht, polygonal. Septa netzförmig. Säulchen warzig, von einem einfachen Pfählchenkranz umstellt. Kreide bis jetzt. Die Gattung ¡Porites¡ ist einer der wichtigsten Riffbildner der Jetztzeit. #Zeitliche und räumliche Verbreitung der Steinkorallen.# Die ältesten Vertreter der Steinkorallen sind die auf das ~Cambrium~ beschränkten Archäocyathinen, deren systematische Stellung noch unsicher ist. Ihr poröses Skelett und der ganze Aufbau der Septen weicht von den typischen Madreporariern so erheblich ab, daß sie mit keiner der später erscheinenden Formen in genetische Beziehung gebracht werden können. Ihr Verbreitungsbezirk ist Europa und Nordamerika. Im ~Silur~ herrschen die Tetrakorallen in einer Weise vor, daß neben ihnen nur vereinzelte Poritidae, wie ¡Protaraea¡ und ¡Stylaraea¡ namhaft gemacht werden können. Die typischen Tetrakorallen erscheinen zuerst, wenn auch in geringer Menge, im unteren Silur (Ordovician) von Nordamerika und Europa (Esthland, Norwegen). Die verbreitetsten Gattungen sind hier ¡Streptelasma¡, ¡Cyathophyllum¡ und ¡Ptychophyllum¡. Das Maximum der Entwicklung nach Zahl der Gattungen und Arten fällt ins obere Silur. Die Kalksteine von Gotland, Dagoe (Esthland), Dudley in Shropshire, Lockport u. a. O. in Nordamerika sind Überreste ehemaliger Korallenriffe, an deren Aufbau Tetrakorallen aus den Gattungen ¡Cyathophyllum¡, ¡Heliophyllum¡, ¡Omphyma¡, ¡Ptychophyllum¡, ¡Strombodes¡, ¡Acervularia¡, ¡Aulacophyllum¡, ¡Cystiphyllum¡ u. a. nebst Tabulaten, Alcyonarien (Tabulata), Bryozoen und Echinodermen besonders beteiligt waren. Die Insel Gotland hat allein mehr als 50 Arten von Tetrakorallen geliefert. Nicht weniger häufig finden sich dieselben im Devon, namentlich in der mittleren und oberen Abteilung dieser Formation in der Eifel, Westfalen, Nassau, Harz, Boulogne, England, Nordamerika. Besonders verbreitet sind hier ¡Cyathophyllum¡, ¡Combophyllum¡, ¡Zaphrentis¡, ¡Cystiphyllum¡, ¡Phillipsastraea¡, ¡Calceola¡ u. a. Im Kohlenkalk von Belgien, Irland, England, Nordamerika etc. herrschen ¡Zaphrentis¡, ¡Amplexus¡, ¡Lithostrotion¡, ¡Lonsdaleia¡, ¡Cyclophyllum¡ u. a. vor; aus dem Zechstein ist nur die Gattung ¡Polycoelia¡ bekannt; dagegen enthalten die Permo-Karbon-Ablagerungen der Salt Range von Ostindien und von Timor auch Arten von ¡Zaphrentis¡, ¡Amplexus¡, ¡Clisiophyllum¡ und ¡Lonsdaleia¡. Mit Beginn des mesozoischen Zeitalters verschwinden die Tetrakorallen, um von nun an von den Hexakorallen ersetzt zu werden. Neben vereinzelten Tiefseeformen, die in den verschiedensten geologischen Formationen vorkommen, findet man die Hexakorallen meist in Riffkalken von sehr variabler Mächtigkeit vereinigt und zwar in der Regel zwischen Ablagerungen von entschieden litoralem Charakter. Die urweltlichen Korallenriffe lassen sich meist mit den Saumriffen oder Wallriffen der Jetztzeit vergleichen, nicht aber mit Atollen, die offenbar ihre Entstehung den besonderen orographischen Verhältnissen des Pazifischen Ozeans zu verdanken haben. In der ~Trias~ enthalten die St. Cassianer, Zlambach und Rhätischen Schichten der Alpen größere Mengen von riffbauenden Hexakorallen, während die außeralpinen Triasablagerungen, sowie die rein kalkigen und dolomitischen Gesteine der Alpen häufig entweder ganz korallenfrei sind oder nur wenige Reste derselben aufweisen. Die triasische Korallenfauna setzt sich hauptsächlich aus Astraeiden, Amphiastraeiden, Fungiden sowie einigen Poritiden, Eupsammiden und Turbinoliden zusammen. Im ~Lias~ sind Korallenriffe in England, Luxemburg und Lothringen nachgewiesen; der ~Dogger~ enthält in Schwaben, im badischen Rheintal, im Schweizerischen Jura, in der Normandie, in England und Ostindien korallenführende Bänke von meist geringer Mächtigkeit. Eine reiche Entwicklung von Korallenkalken bietet dagegen der ~obere Jura~ im schweizerischen und französischen Juragebirge, in Lothringen, Südbaden, England und vielen Orten von Frankreich, in Schwaben (Nattheim, Blaubeuren) und Bayern (Kelheim), sowie im ganzen Gebiet der Alpen, Karpathen, Cevennen und Apenninen, wo die obersten sog. Tithonschichten häufig in Gestalt von Korallenkalken ausgebildet erscheinen. Es sind im wesentlichen die gleichen Familien wie in der Trias auch im Jura verbreitet; nur treten die Amphiasträiden, Asträiden und Fungiden noch mehr in Vordergrund. Die ~untere Kreide~ (Neokom) liefert in Frankreich (Haute-Marne und Yonne), in der Krim und in Mexiko Korallenriffe, das ~Urgonien~ ist in den schweizerischen und bayerischen Alpen zuweilen korallenführend. Im ~Turon~ und ~Senon~ der Alpen (Gosau-Schichten), Pyrenäen und der Provence, kommen zahlreiche Riffkorallen meist in Gesellschaft von Rudisten vor; die oberste Kreide enthält nur ausnahmsweise in Holland (Maestricht) und Dänemark (Faxoe) eine beschränkte Anzahl von riffbauenden Hexakorallen. Im allgemeinen zeigt die Korallenfauna der Kreide noch große Übereinstimmung mit jener der Jurazeit, doch spielen die einfachen Turbinoliden, ferner Stylophoriden und Madreporiden eine wichtigere Rolle. Im ~älteren Tertiär~ (Eocän und Oligocän) ist das Vorkommen von Korallenriffen auf den Nord- und Südrand der Alpen und Pyrenäen, auf Arabien Ost- und Westindien beschränkt, während die außeralpinen europäischen und amerikanischen Ablagerungen derselben Zeit in der Regel nur Einzelheiten aufweisen; im ~Miocän~ und ~Pliocän~ rücken die eigentlichen Korallenriffe mehr und mehr nach dem Äquator vor (Java, Rotes Meer, Japan), während sich die in Ablagerungen gemäßigterer Zonen (Wiener Becken, Touraine, Italien) vorkommenden Formen nur sporadisch in der übrigen Fauna verteilt finden. Die Zusammensetzung der tertiären Korallenriffe erinnert vielfach schon an die recenten Riffe, doch treten Fungiden und Astraeiden, namentlich im älteren Tertiär, noch viel stärker in den Vordergrund als in der Jetztzeit. 2. Unterklasse. #Alcyonaria.# M. Edw. (¡Octactinia¡ Ehrenbg., ¡Octocoralla¡ Haeckel.) ¡Zusammengesetzte Stöcke, selten Einzelpolypen mit acht Mesenterialfächern und acht breiten, gefransten oder fiederartig gezackten Tentakeln, die in einem Kranz die Mundöffnung umstellen.¡ Feste Skelettgebilde fehlen nur wenigen Gattungen; dieselben zeichnen sich durch große Mannigfaltigkeit aus, liegen entweder isoliert im Ektoderm und Mesoderm oder drängen sich an der Basis zu einer bald hornigen, bald kalkigen Achse zusammen, um welche die Polypen herumstehen. Zuweilen bilden die Kalkkörperchen auch solide Röhren, die beim Weiterwachsen der Tiere unten sukzessive durch Querböden abgeschlossen werden. Die Vermehrung erfolgt entweder geschlechtlich oder ungeschlechtlich durch basale oder laterale Knospung, selten durch Selbstteilung. Fossil finden sich nur kalkige Achsen, isolierte Skelettkörperchen, Röhren oder Korallenstöcke; die hornigen Skelettbildungen werden durch den Fossilisationsprozeß vollständig zerstört. Sie beginnen im Silur, gehören aber nur ausnahmsweise zu den häufigeren Versteinerungen. Familie. #Alcyonidae.# E. H. ¡Festsitzende, fleischige, lappige oder ästige Stöcke (sehr selten Einzelpolypen) mit isolierten, knorrigen oder nadelartigen Kalkkörperchen (Sklerodermiten) in der Haut.¡ Isolierte Sklerodermiten entziehen sich wegen ihrer winzigen Größe und raschen Zerstörbarkeit leicht der Beobachtung. Sie wurden bis jetzt nur von ~Poçta~ (Sitzungsber. Wien. Akad. 1885. Bd. 92) aus der oberen Kreide von Laun in Böhmen nachgewiesen. Familie. #Pennatulidae.# E. H. Seefedern. ¡Im Sand oder Schlamm steckende Stöcke mit horniger oder kalkiger Achse. Die Polypen dimorph.¡ Die schlanken, im Querschnitt rundlichen oder vierseitigen kalkigen Achsen fossiler Pennatuliden sind mit Sicherheit nur aus Trias (¿Prographularia¿ Frech), Kreide (¿Pavonaria¿ Cuv., ¿Pennatulites¿ Cocchi, ¿Glyptosceptron¿ Böhm, ¿Paläosceptron¿ Cocchi) und Tertiär (¿Graphularia¿ E. H.) (Fig. 185) bekannt. [Illustration: Fig. 185. ¡Graphularia desertorum¡ Zitt. Aus eocänem Nummulitenkalk von Farafreh in der Libyschen Wüste. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b b'¡ Querschnitte. ¡c¡ Gestreifte Oberfläche vergrößert.] Familie. #Gorgonidae.# E. H. ¡Festgewachsene, ästige oder fächerförmige Kolonien mit horniger, kalkiger oder gegliederter, aus hornigen und kalkigen Segmenten bestehender Achse.¡ Die Gattungen mit horniger, biegsamer Achse (¿Gorgonia¿, ¿Rhipidogorgia¿ etc.) sind nicht erhaltungsfähig. Von ¿Primnoa¿, ¿Gorgonella¿ und ¿Virgularia¿, bei denen die Achse aus hornigen und kalkigen Schichten aufgebaut ist, werden vereinzelte fossile Überreste aus dem Tertiär beschrieben. Die Gattung ¿Isis¿ besitzt eine Achse, die abwechselnd aus zylindrischen Kalkgliedern und hornigen Verbindungsstücken besteht. Sie kommt im Tertiär, angeblich schon in der Kreide vor. Bei ¿Moltkia¿ aus der oberen Kreide besitzen die zylindrischen Kalkglieder grubige Vertiefungen, welche die Abzweigungsstellen von Seitenästen andeuten. Bei der Edelkoralle (¿Corallium¿ Lin.) besteht die rote Achse aus knorrigen Sklerodermiten, welche durch ein mit organischer Substanz imprägniertes kristallinisch-strahliges Kalkzement verbunden werden. Fossile Reste sind selten, finden sich in Kreide und Tertiär. Familie. #Tubiporidae.# E. H. ¡Korallenstöcke aus rotgefärbten, kalkigen, parallelen Röhren bestehend, welche durch horizontale Verbindungsplatten zusammengehalten werden.¡ Die zylindrischen Röhren der lebenden Orgelkoralle (¿Tubipora¿) bestehen aus knorrigen Skleriten, welche sich direkt miteinander verbinden, aber kleine Zwischenräume frei lassen, die an der Oberfläche als Poren erscheinen. Die Verbindungsböden enthalten horizontale Kanäle, welche durch zahlreiche Öffnungen mit dem Visceralraum der Röhren kommunizieren und neue Knospen bilden. Fossil unbekannt. Familie. #Helioporidae.# Moseley.[16] ¡Korallenstock kalkig, aus röhrigen Zellen bestehend, die durch ein stark entwickeltes, aus feineren Röhren zusammengesetztes Cönenchym verbunden sind. Sowohl die Hauptröhren als auch die das Cönenchym bildenden Nebenröhren sind mit zahlreichen horizontalen Böden versehen. Die Hauptröhren besitzen leistenartige Pseudosepten, deren Zahl jedoch nicht mit den Tentakeln übereinstimmt.¡ Erst durch ~Moseley~[17] wurde die Zugehörigkeit der Helioporiden zu den Alcyonarien festgestellt. Die Polypen, welche die Hauptröhren bewohnen, haben einen Kranz von acht Tentakeln und acht Mesenterialfächer; die Cönenchymröhren sind von gemeinsamem Cönosark bedeckt. Das Skelett ist wie bei den Hexakorallen aus Kalktrabekeln zusammengesetzt, von deren Verkalkungszentren die Radialfasern büschelförmig ausstrahlen. Die Cönenchymröhren vermehren sich durch Knospung; die Hauptröhren entstehen durch Vereinigung mehrerer Cönenchymröhren. ¿Heliopora¿ Blainv. (Fig. 186 ¡A B¡). Massive oder ästige Stöcke. Die größeren Zellen besitzen 12 bis 25 schwach entwickelte Pseudosepten und sind durch ein Zwischenskelett von feineren Röhren verbunden. Die Böden der Hauptröhren (Autoporen) stehen entfernter als die der Cönenchymröhren. Kreide, Tertiär und lebend. ¿Polytremacis¿ d'Orb. (Fig. 186 ¡C¡). Wie ¡Heliopora¡, aber Pseudosepta stärker, zuweilen fast das Zentrum erreichend. Kreide. ¡Octotremacis¡ Gregory (¡Polysolenia¡ Reuß non Ehrbg.). Miocän. Java. [Illustration: Fig. 186. ¡Heliopora Partschi¡ Reuß sp. Ob. Kreide. St. Gilgen am Wolfgangsee. ¡A¡ Exemplar nat. Größe. ¡B¡ Oberfläche vergrößert. ¡C Polytremacis Blainvilleana¡ Reuß (von Mich.). Ob. Kreide. Gosau. Vertikalschnitt vergrößert (nach ~Reuß~).] Familie. #Heliolitidae.# Lindström.[18] ¡Stock massiv, seltener ästig, aus röhrigem oder blasigem Cönenchym mit darin eingesenkten größeren röhrigen Zellen bestehend. Die größeren Polypenröhren besitzen eine wohl ausgebildete Wand, meist 12 Septen und Querböden. Auch das Cönenchym besitzt zahlreiche Querböden.¡ Silur. Devon. Die Heliolitiden zeigen in ihrer Totalerscheinung im makro- und mikroskopischen Bau und in der Art ihrer Vermehrung (Cönenchymknospung) große Übereinstimmung mit Heliopora, an welche sie auch von ~Moseley~, ~Nicholson~, ~Bourne~, ~Gregory~ u. a. angeschlossen werden. Die Hauptröhren entstehen wie bei Heliopora im Cönenchym durch Vereinigung mehrerer Cönenchymröhren. Im Gegensatz zu den Helioporiden besitzen aber die Heliolitidenzellen eine wohl ausgebildete Wand und meist auch 12 dichte, zuweilen bis fast zum Zentrum reichende Septa. Diese Merkmale veranlaßten ~Lindström~, ~Hinde~, ~Weißermel~, ~Kiär~ u. a. zu einer Abtrennung der Heliolitiden von Heliopora, indem sie die Beziehungen zu gewissen Hexakorallen oder zu den in systematischer Hinsicht ebenfalls problematischen Favositiden betonen. [Illustration: Fig. 187. ¡Heliolites porosa¡ Goldf. Aus devonischem Kalkstein der Eifel. ¡A¡ Exemplar in nat. Größe. ¡B¡ Oberfläche vergrößert. ¡C¡ Längsschnitt vergrößert.] ¿Heliolites¿ Dana (¡Stelliporella¡ Wentzel, ¡Nicholsonia¡ Kiär). Fig. 187. Cönenchym reichlich aus polygonalen gleichartigen Röhren mit zahlreichen Querböden bestehend. Septa dünn; zuweilen ein zentrales Säulchen vorhanden. Unterer Silur bis Devon. Hauptverbreitung im Ob. Silur. ¡H. interstinctus¡ Lin. ¿Cosmiolithes¿ Lindstr. Stock dünn, blattförmig. Cönenchym aus runden, dickwandigen, ungleich starken Röhren mit konkaven oder schiefen Böden. Septa der Hauptzellen lang. Ob. Silur. ¡C. ornatus¡ Lindstr. ¿Plasmoporella¿ Kiär. Unt. Silur. ¿Proheliolites¿ Kiär. Stock knollig. Cönenchym sehr spärlich, röhrig. Die Hauptzellen sehr nahe aneinander gerückt mit 12 Septen, die aus Vertikalreihen abwärtsgerichteter Dornen bestehen. Unt. Silur. ¡P. dubius¡ Schmidt. ¿Plasmopora¿ E. H. (¡Diploëpora¡ Quenst.) Cönenchym aus irregulären, unvollständig begrenzten, mit blasigen Querblättern erfüllten Röhren bestehend. Wand der Hauptzellen dick, die 12 Septen wohl entwickelt, über die Wand vorragend und durch eine exothekale Außenwand verbunden, eine sogenannte Aureola an der Oberfläche bildend. Silur. Devon. ¿Propora¿ E. H. (¡Lyellia¡ E. H.) Wie vorige, jedoch Kelche ohne Aureola. Cönenchym blasig mit vertikalen Stäben. Silur. Familie. #Coccoseridae.# Kiär. ¡Stöcke massiv. Cönenchym aus vertikalen Stäben bestehend, in welchen zuweilen dünne Röhren mit Querböden eingebettet sind. Hauptzellen ohne Wand mit dicken, kurzen, am Innenrand lappigen Septen und warzigem Säulchen.¡ Silur. Devon. ¿Coccoseris¿ Eichwald. (¡Palaeopora¡, ¡Palaeoporites¡ Kiär.) Cönenchym ausschließlich aus vertikalen Stäben zusammengesetzt. Unt. Silur. ¿Protaraea¿ E. H. (¡Stylaraea¡ E. H.) Inkrustierende dünne Stöcke. Cönenchym sehr spärlich. Hauptröhren mit horizontalem Boden. Silur. Devon. ¿Acantholithus¿ Lindstr. Silur. Anhang. #Tabulata.# E. H.[19] Die nachfolgenden Familien wurden von ~Milne Edwards~ und ~Haime~ mit einigen anderen Formen (welche teils zu den Hexakorallen teils zu den Alcyonarien (¡Heliopora¡) teils zu den Hydromedusen (¡Millepora¡) gehören, unter der Bezeichnung Tabulata vereinigt. Mit Ausschluß der genannten Typen sowie der Auloporiden, welche ~M. Edwards~ zu einer besonderen Sektion (Tubulosa) erhoben hatte, bilden die Tabulaten eine aus ausgestorbenen, meist paläozoischen Gattungen zusammengesetzte Gruppe, deren systematische Stellung noch nicht völlig aufgeklärt ist. Es sind zusammengesetzte, meist aus röhrenförmigen oder prismatischen, dünnen Zellen bestehende Stöcke. Die einzelnen Röhren haben solide, zuweilen von groben Poren durchstochene Wände und zahlreiche, bald in regelmäßigen Abständen folgende, bald irreguläre Querböden, die den Visceralraum nach unten abschließen. Septen fehlen häufig vollständig oder sind sehr schwach entwickelt, zuweilen durch vertikale Dornenreihen oder schwache Randleisten angedeutet. Die Vermehrung erfolgt entweder durch Seitenknospen oder Knospen in der verdickten Außenwand (intramurale Knospung) oder durch Teilung der Röhren. Während ~Milne Edwards~ und ~Haime~ die Tabulaten den Zoantharien anreihen, werden dieselben neuerdings wegen ihren Beziehungen zu Heliopora von ~Nicholson~, ~Sardeson~, ~Bourne~ u. a. den Alcyonarien zugeteilt. Ob die Familie der Monticuliporiden zu den Bryozoen, wie ~Lindström~, ~Rominger~, ~Ulrich~ u. a. meinen, zu stellen ist, steht noch dahin. Familie. #Favositidae.# E. H. ¡Massive oder ästige Stöcke. Zellen gleichartig prismatisch, meist lang, durch ihre dicken Wände verbunden, welche von großen Poren durchstochen sind. Septen sehr kurz, meist nur durch schwach vorspringende Leisten oder Dornenreihen angedeutet, zuweilen ganz fehlend. Böden in regelmäßigen Abständen, vollständig, horizontal, seltener schief oder unregelmäßig blasig.¡ Silur. Devon. Karbon. ¿Favosites¿ Lam. (¡Calamopora¡ Goldf.) (Fig. 188). Stock massig, seltener ästig. Zellen prismatisch, polygonal, meist sechsseitig. Wände mit entfernt stehenden Poren. Septa sehr schwach, durch Längsstreifen oder Dornenreihen ersetzt, zuweilen fehlend. Böden zahlreich. Sehr häufig im Silur und Devon, seltener im Kohlenkalk. [Illustration: Fig. 188. ¡Favosites polymorpha¡ Goldf. sp. Devon. Eifel. ¡A¡ Stock in nat. Größe. ¡B¡ Mehrere Zellen vergrößert und zum Teil aufgebrochen, um die Böden im Innern zu zeigen. ¡C¡ Horizontal-, ¡D¡ Vertikalschnitt durch mehrere Zellen, um die Septaldornen und Poren (¡p¡) zu zeigen. (¡C¡ und ¡D¡ nach ~Nicholson~.)] ¿Calapaecia¿ Billings (¡Columnopora¡, ¡Lyopora¡ Nicholson, ¡Houghtonia¡ Rominger). Wie vorige, aber Septa deutlich entwickelt, kurz. Wandporen groß, in vertikalen Reihen zwischen den Septen. Silur. ¿Emmonsia¿ E. H. Silur. Devon; ¿Nyctopora¿ Nich. Silur; ¿Syringolites¿ Hinde. Silur. ¿Pachypora¿ Lindström (Fig. 189). Stock ästig, aus prismatischen, polygonalen Zellen bestehend, deren Wände auf der Innenseite durch Stereoplasma so stark verdickt sind, daß die Kelche kreisrund erscheinen. Septa sehr schwach. Wände mit großen, aber wenig zahlreichen Poren. Häufig in Silur und Devon. [Illustration: Fig. 189. ¡Pachypora Nicholsoni¡ Frech. Mittel-Devon. Eifel. ¡A¡ Querschnitt. ¡B¡ Vertikalschnitt vergrößert 5/1 (¡p¡ Wandporen). Nach ~Nicholson~.] ¿Trachypora¿ E. H. Buschig mit runden Zweigen. Zellen polygonal, Wände durch Stereoplasma sehr stark verdickt, so daß die Kelche rund und stark verengt werden und durch ansehnliche Zwischenräume getrennt erscheinen. Wände mit sparsamen und unregelmäßig angeordneten Poren. Septa durch Dornenreihen angedeutet. Böden in großen Abständen. Häufig im Devon. ¿Striatopora¿ Hall. (Fig. 190). Wie vorige, jedoch die Verengung des Visceralraums durch Stereoplasma mehr in der Tiefe stattfindend, so daß die Kelche trichterförmig erscheinen. Ob. Silur und Devon. [Illustration: Fig. 190. ¡Striatopora flexuosa¡ Hall. Ob. Silur. Nord-Amerika.] [Illustration: Fig. 191. ¡A Alveolites suborbicularis¡ Lam. Mittel-Devon. Gerolstein. Eifel. Stock in nat. Größe. ¡B C Alveolites Labechei¡ E. H. Ober-Silur. Ironbridge. England. ¡B¡ Tangential-, ¡C¡ Vertikalschnitt in 6facher Vergrößerung (nach ~Nicholson~).] [Illustration: Fig. 192. ¡Pleurodictyum problematicum¡ Goldf. Unt. Devon. Coblenz. Nat. Größe. Im Zentrum ein wurmförmiger Fremdkörper.] ¿Alveolites¿ Lam. (Fig. 191). Stock massig oder ästig, aus engen, dicht aneinanderliegenden, zusammengedrückten Prismenzellen mit schief dreiseitigen oder halbmondförmigen Kelchen bestehend. Septa sehr schwach, nur durch Leisten- oder Dornenreihen angedeutet, zuweilen nur ein einziges entwickelt. Wandporen zerstreut, groß. Sehr häufig im Silur und Devon. [Illustration: Fig. 193. ¡Michelinia favosa¡ de Kon. Kohlenkalk. Tournay. Belgien. ¡A¡ Stock von oben, ¡B¡ von unten, ¡C¡ Vertikalschnitt (nach ~Gaudry~).] ¿Ubaghsia¿ Oppenh. Stock massig, Zellen dünn röhrenförmig, unregelmäßig hexagonal mit 10, 18 oder 24 Septalvorsprüngen. Wand und Böden porös. Ob. Kreide. ¿Pleurodictyum¿ Goldf. (Fig. 192). Stock niedrig, scheibenförmig, von rundem oder ovalem Umriß, unten mit runzeligem Epithek überzogen und häufig auf einem wurmartigen Fremdkörper aufgewachsen. Zellen niedrig, unten trichterförmig verengt; polygonal. Septa durch schwache Leisten angedeutet oder fehlend. Die Wände mit zerstreuten Verbindungsporen. Böden fehlend oder spärlich. Devon. ¡P. problematicum¡ Goldf. ist ziemlich häufig im devonischen Spiriferensandstein der Eifel, aber stets als Steinkern erhalten, so daß die Wände der Zellen als dünne, durch Querfäden verbundene Spalten erscheinen und der Visceralraum mit Sandstein erfüllt ist. ¿Michelinia¿ de Kon. (Fig. 193). Scheibenförmige oder gewölbte Stöcke, oft von beträchtlicher Größe; auf der Unterseite mit runzeliger Epithek überzogen, welche häufig mit wurzelartigen Fortsätzen versehen ist. Zellen polygonal, ziemlich groß; die zahlreichen Septen durch vertikale Wandstreifen ersetzt. Wandporen ordnungslos zerstreut. Böden sehr zahlreich, schief, gewölbt, nicht vollständig entwickelt, den Visceralraum mit blasigem Gewebe abschließend. Devon und Karbon. ¡M. favosa¡ de Kon. ungemein häufig im Kohlenkalk von Belgien. Familie. #Chaetetidae.# M. Edw. u. H. ¡Stöcke aus dünnen, prismatischen, gleichartigen Röhren zusammengesetzt, deren dichte Wände miteinander verschmelzen. Kelche etwas unregelmäßig gestaltet, polygonal ohne Septen, jedoch häufig mit 1-2 (selten 4) dornförmigen Vorsprüngen, welche vertikalen Wandleisten entsprechen. Querböden horizontal, meist in größeren Abständen aufeinanderfolgend. Vermehrung durch Teilung.¡ ¿Chaetetes¿ (Fig. 194 u. 195). Röhren polygonal, ohne Septen oder mit 1 bis 2 vorspringenden Wandleisten. Sehr häufig im Karbon und Trias. ¡Ch. radians¡ Fischer bildet im Kohlenkalk von Moskau ganze Bänke. ¿Pseudochaetetes¿ Haug. Zellen durch konzentrische Verdickung der Wand abgerundet. Jura. ¡P. polyporus¡ Quenst. sp. ¿Dania¿ E. H. Wie ¡Chaetetes¡, aber ohne vorspringende Wandleisten. Böden in allen Röhren in gleicher Höhe. Silur. ¿Tetradium¿ ¡Dana¡. Röhren mit 4 vorspringenden Randleisten. Silur. [Illustration: Fig. 194. ¡Chaetetes septosus¡ Fleming. Kohlenkalk. England. ¡A¡ Querschnitt parallel der Oberfläche. ¡B¡ Vertikalschnitt vergrößert (nach ~Nicholson~). (¡p¡ Vorspringende, die Teilung anzeigenden Dornen.)] [Illustration: Fig. 195. ¡Chaetetes radians¡ Fischer. Kohlenkalk. Moskau. Stück eines der Länge nach aufgebrochenen Stockes in nat. Größe.] Familie. #Monticuliporidae.# Nicholson. ¡Stöcke massiv, inkrustierend oder ästig, aus feinen, ungleich starken prismatischen Röhren zusammengesetzt. Wände dicht, allseitig sich berührend, aber nicht verschmolzen. Septen fehlen. Boden horizontal, zuweilen ganz oder teilweise durch blasiges Gewebe ersetzt. Vermehrung durch intramurale Knospung, wobei die jüngeren Röhren (Mesoporen) die größeren älteren (Autoporen) häufig als eine Art Cönenchym umgeben.¡ Silur. Devon. Trias. Die systematische Stellung dieser Familie ist sehr umstritten. ~M. Edwards~ und ~Haime~ vereinigen ¡Monticulipora¡ und Verwandte mit den ¡Chaetetiden¡, von denen sie sich durch Mangel an Wandleisten (Septen), reichlichere Entwicklung der Endothek, ungleiche Stärke der Röhren und intramurale Knospung unterscheiden. ~Rominger~, ~Lindström~, ~Ulrich~ u. a. halten die Monticuliporiden für eine erloschene Gruppe der Bryozoen; ~Nicholson~, ~Sardeson~, ~Bourne~ u. a. schließen sie nebst den übrigen Tabulaten an die ¡Alcyonarien¡ an. ~Ulrich~ rechnet eine Anzahl von Gattungen als ¡Ceramoporidae¡, dem Vorgang ~Lindströms~ folgend, zu den ¡Bryozoa Cyclostomata¡ und errichtet für die übrigen eine selbständige Bryozoen-Unterordnung ¿Trepostomata¿, die wieder in 7 Familien mit zahlreichen, schwer zu unterscheidenden Gattungen zerspalten wird. Die Monticuliporiden nehmen an der Zusammensetzung der silurischen und devonischen Korallenriffe einen wesentlichen Anteil und haben ihre Hauptverbreitung im unteren Silur. [Illustration: Fig. 196. ¡Monticulipora (Heterotrypa) ramosa¡ E. H. Unt. Silur. Cincinnati. Ohio. ¡A¡ Zweig in natürl. Größe. ¡B¡ Oberfläche schwach vergrößert. ¡C¡ Schnitt parallel der Oberfläche stark vergrößert. ¡D¡ Vertikalschnitt stark vergrößert. (¡C¡ und ¡D¡ nach ~Nicholson~.)] ¿Monticulipora¿ d'Orb (emend. Nicholson). (Fig. 196-198.) Massive, knollige, halbkugelige, ästige, scheibenförmige oder inkrustierende Stöcke von verschiedenster Form und Größe aus zahlreichen, meist ungleichen, feinen Röhrenzellen zusammengesetzt, deren dichte Wände sich berühren. Im Gegensatz zu ¡Chaetetes¡ bestehen die Wände aus zwei durch eine dunkle oder lichte Mittellinie getrennten Blättern und sind zuweilen durch Ablagerungen von kohlensaurem Kalk verdickt. Die Zellen zeigen polygonalen oder rundlichen Durchschnitt. In der Regel unterscheidet man größere, mit entfernt stehenden Böden versehene Röhren, zwischen denen mehr oder weniger reichlich kleinere Zellen mit vielen Böden stehen. Häufig sind die größeren Zellen (Autoporen) allseitig von kleineren (Mesoporen) umgeben und durch diese voneinander getrennt. Zuweilen kommen auch noch äußerst feine, dickwandige Röhrchen (Acanthoporen) vor, welche an der Oberfläche kleine Höckerchen bilden. Ungemein häufig im Silur, namentlich im unteren Silur; spärlicher im Devon und in der Trias. ~Nicholson~ unterscheidet folgende Untergattungen: ¡a¡) ¿Heterotrypa¿ Nich. (Fig. 196, 197). Zweierlei Röhrenzellen mit horizontalen Böden vorhanden, die größeren subpolygonal, durch einen einfachen Kranz von Mesoporen, deren Wände sich nach oben verdicken, getrennt. Acanthoporen gewöhnlich vorhanden. Silur. ¡b¡) ¿Monotrypa¿ Nich. Stöcke aus gleichartigen oder nur wenig in der Größe verschiedenen, meist polygonalen und dünnwandigen Zellen zusammengesetzt. Silur. Devon. Trias. ¡M. Recubariensis¡ Schaur. sp. ¡c¡) ¿Diplotrypa¿ Nich. (¡Dianulites¡ Eichw. Fig. 198.) Zellen ungleichartig, durch dünne Wände verbunden; die größeren zu Haufen vereinigt und mit kleineren vermischt. Silur. [Illustration: Fig. 197. Tangentialschnitt parallel der Oberfläche durch einzelne Zellen von ¡A Monticulipora (Heterotrypa) pulchella¡ E. H., ¡B¡ von ¡M. (Heterotrypa) ramosa¡ E. H. vergrößert (nach ~Nicholson~).] [Illustration: Fig. 198. ¡Monticulipora (Diplotrypa) Petropolitana¡ Pand. Unter-Silur. St. Petersburg. Tangentialschnitt parallel der Oberfläche vergrößert (nach ~Dybowski~).] ¡d¡) ¿Prasopora¿ Nichols. (Fig. 199). Zweierlei Röhrenzellen, durch dünne Wände verbunden; die kleineren mit zahlreichen, horizontalen, die größeren mit unvollständigen Böden und Blasen. Silur. Devon. ¡e¡) ¿Peronopora¿ Nich. Wie vorige, aber Wände verdickt. Silur. ¿Dekayia¿ E. H., ¿Dekayella¿ Ulrich. Silur. [Illustration: Fig. 199. ¡Prasopora Selwynii¡ Nichols. Unter-Silur. Ontario. ¡A¡ Tangentialschnitt parallel der Oberfläche. ¡B¡ Vertikalschnitt (¡C¡ größere Zellen. ¡t¡ Böden, ¡t'¡ blasenartige Böden) vergrößert (nach ~Nicholson~).] [Illustration: Fig. 200. ¡Callopora multitabulata¡ Ulrich. Unt. Silur. Minnesota. ¡A¡ Vertikalschnitt. ¡B¡ Tangentialschnitt 7/1. ¡C¡ Desgl. 14/1 (nach Ulrich).] ¿Callopora¿ Hall (Fig. 200). Zellen subpolygonal, durch spärliche Mesoporen getrennt. Böden horizontal, gegen oben viel dichter gedrängt als in der Tiefe der Röhren. Silur. ¿Batostoma¿ Ulrich, ¿Trematopora¿ Hall, ¿Constellaria¿ Daner, ¿Stellipora¿ Hall, ¿Bythopora¿ Miller, ¿Batostomella¿ Ulrich, ¿Amplexopora¿ Ulrich etc. Silur. Devon. ¿Stenopora¿ Lonsd. Ästige oder lappige Stöcke, aus feinen Röhrenzellen bestehend, die sich nach außen etwas erweitern, umbiegen und ihre Wände durch ringförmige Außenwülste verdicken. Böden sparsam. Im Kohlenkalk und Zechstein häufig. ¿Geinitzella¿ Waag. und Wentzel. Wie vorige, aber Wände nur wenig verdickt. Kohlenkalk. Zechstein. ¿Fistulipora¿ M'Coy. Die Stöcke bestehen aus röhrenartigen Autoporen von rundlichem oder dreiseitigem Durchschnitt, welche in einem Cönenchym von kleineren Mesoporen eingebettet liegen. Letztere haben viel zahlreichere Böden als die Autoporen, so daß das Cönenchym wie ein blasiges, vielzelliges Gewebe erscheint. Die Wand der Autoporen ist auf einer Seite verdickt und bildet häufig zwei septaähnliche Vorsprünge. Häufig im Devon, Karbon und Perm. ¿Cyclotrypa¿, ¿Chilotrypa¿, ¿Strotopora¿ Ulrich, ¿Selenopora¿, Hall etc. Silur. Familie. #Syringoporidae.# E. H. ¡Stöcke aus zylindrischen Röhren zusammengesetzt, welche durch seitliche Querröhren oder horizontale Ausbreitungen miteinander verbunden sind, in welche die endothekalen Gebilde der Zellen fortsetzen. Wände dicht, runzelig. Septa schwach entwickelt, durch Wandleisten oder vertikale Dornenreihen angedeutet. Böden reichlich vorhanden, meist unregelmäßig trichterförmig. Vermehrung durch Basalknospen oder Knospen aus den Verbindungsröhren und Horizontalausbreitungen.¡ Im Silur, Devon und Karbon häufig. ¿Syringopora¿ Goldf. (Fig. 201). Stöcke häufig von ansehnlicher Größe, bündelförmig, aus dünnen, zylindrischen, etwas hin- und hergebogenen und mittels hohler Querröhrchen verbundenen Zellen bestehend. Septa rudimentär. Böden trichterförmig. Junge Stöcke bilden anfänglich ein an ¡Aulopora¡ erinnerndes horizontales Netzwerk. Zahlreiche Arten in Silur, Devon und Karbon. ¿Chonostegites¿ E. H. (¡Haimeophyllum¡ Billing). Stöcke massig, die zylindrischen Zellen durch horizontale, mit Endothek erfüllte, blattartige Ausbreitungen verbunden, im Innern mit schiefen Böden erfüllt, die ein blasiges Gewebe bilden. Devon. ¿Thecostegites¿ E. H. Inkrustierende Stöcke, aus kurzen, zylindrischen, durch dicke horizontale Ausbreitungen verbundenen Zellen zusammengesetzt. Böden beinahe horizontal. Septa (12) durch Wandleisten angedeutet. Devon. [Illustration: Fig. 201. ¡Syringopora ramulosa¡ Goldf. Aus dem Kohlenkalk von Regnitzlosau im Fichtelgebirge. Nat. Gr.] Familie. #Halysitidae.# E. H. Kettenkorallen. ¡Stöcke am langen zylindrischen, seitlich zusammengedrückten Zellen bestehend, die nur an ihren schmalen Enden zu Reihen verwachsen sind und freie, senkrechte Blätter bilden, die sich labyrinthisch durchkreuzen. Wand dicht, mit runzeliger Epithek. Böden zahlreich, horizontal oder konkav. Septa durch zwölf kurze Wandleisten oder Dornenreihen ersetzt oder auch ganz fehlend. Vermehrung durch Stolonenknospen.¡ Die einzige Gattung ¿Halysites¿ Fischer (¡Catenipora¡ Lam.) (Fig. 202) enthält Arten, die aus lauter gleichartigen Zellen bestehen (¡H. escharoides¡ Lam. sp.), sowie andere, bei denen zwischen den Hauptzellen an der Verbindungsstelle je eine kleinere, mit zahlreicheren Böden versehene Zwischenzelle eingeschaltet ist. Im oberen Silur häufig. [Illustration: Fig. 202. ¡Halysites catenularia¡ Lin. sp. Aus obersilurischem Kalk von Gotland. Nat. Größe.] Familie. #Auloporidae.# (¡Tubulosa¡ E. H.) ¡Kriechende, ästige oder netzförmige Stöcke aus zylindrischen, becher- oder trompetenförmigen Zellen mit dicker, undurchbohrter, runzeliger Wand bestehend. Septa durch schwache Randstreifen angedeutet. Vermehrung durch Basal- oder Lateralknospen. Böden wenig zahlreich.¡ Silur bis Karbon. ¿Aulopora¿ Goldf. (Fig. 203). Sämtliche Zellen der kriechenden Stöcke sind auf einer Unterlage (¡Alveolites¡ oder andere Korallen oder Mollusken) mit ihrer ganzen Unterseite aufgewachsen und im Innern mit gebogenen Böden versehen. Vermehrung durch Basalknospen. Silur bis Karbon. ¿Cladochonus¿ M'Coy (¡Pyrgia¡ E. H.). Die ästigen Stöckchen sind nur an einer Stelle aufgewachsen und aus trichterförmigen Zellen ohne Böden und Septen zusammengesetzt. Vermehrung durch Seitenknospen. Karbon. ¿Romingeria¿ Nicholson (¡Quenstedtia¡ Rominger). Niedrige, halb aufrechte, teilweise aufgewachsene, buschige Stöckchen mit zylindrischen Zellen. Böden wenig zahlreich, horizontal. Silur. Devon. [Illustration: Fig. 203. ¡Aulopora tubaeformis¡ Goldf. Aus devonischem Kalk von Gerolstein in der Eifel. Nat. Größe (nach ~Goldfuß~).] #Zeitliche Verbreitung der Anthozoen.# +------------------------+---+---+---+---+----+- -+ --+---+---+---+---+ | | K | S | D | K | P P| T | J | K | P | N | J | | | a | i | e | a | e e| r | u | r | a | e | e | | | m | l | v | r | r r| i | r | e | l | o | t | | | b | u | o | b | m m| a | a | i | ä | g | z | | | r | r | n | o | o| s | | d | o | e | t | | | i | | | n | u -| | | e | g | n | | | | u | | | | n K| | | | e | | | | | m | | | | d a| | | | n | | | | | | | | | r| | | | | | | | | | | | | b| | | | | | | | | | | | | o| | | | | | | | | | | | | n| | | | | | | +------------------------+---+---+---+---+----+---+---+---+---+---+---+ |¡#A. Zoantharia.#¡ | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |¡I. ~Tetracoralla~:¡ | | | | | | | | | | | | | ¡1. Cyathaxonidae¡ | |===|===|===|====| | | | | | | | ¡2. Zaphrentidae¡ | |===|===|===|====| | | | | | | | ¡3. Cyathophyllidae¡ | |===|===|===|====| | | | | | | | ¡4. Cystiphyllidae¡ | |===|===|===| | | | | | | | | ¡5. Calceolidae¡ | |===|===| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |¡II. ~Hexacoralla~:¡ | | | | | | | | | | | | | ¡1. Amphiastraeidae¡ | |===|===| | |===|===|===|===|===|===| | ¡2. Stylinidae¡ | | | | | |===|===|===|===|===|===| | ¡3. Astraeidae¡ | | | | | |===|===|===|===|===|===| | ¡4. Fungidae¡ | | | | | |===|===|===|===|===|===| | ¡5. Eupsammidae¡ | |===| | | |===|===|===|===|===|===| | ¡6. Archaeocyathidae¡ |===| | | | | | | | | | | | ¡7. Turbinolidae¡ | | | | | | |===|===|===|===|===| | ¡8. Oculinidae¡ | | | | | | |===|===|===|===|===| | ¡9. Pocilloporidae¡ | | | | | | | | |===|===|===| | ¡10. Stylophoridae¡ | | | | | | |===|===|===|===|===| | ¡11. Madreporidae¡ | | | | | | | | |===|===|===| | ¡12. Poritidae¡ | | | | | |===|===|===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | |¡#B. Alcyonaria.#¡ | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |¡Alcyonidae¡ | | | | | | | |===| | |===| |¡Pennatulidae¡ | | | | | |===| |===|===|===|===| |¡Gorgonidae¡ | | | | | | | |===|===|===|===| |¡Tubiporidae¡ | | | | | | | | | | |===| |¡Helioporidae¡ | | | | | | | |===|===|===|===| |¡Heliolitidae¡ | |===|===| | | | | | | | | |¡Favositidae¡ | |===|===|===| | | |===| | | | |¡Chaetetidae¡ | | |===|===|====|===|===| | | | | |¡Monticuliporidae¡ | |===|===|===|====|===| | | | | | |¡Syringoporidae¡ | |===|===|===| | | | | | | | |¡Halysitidae¡ | |===| | | | | | | | | | |¡Auloporidae¡ | |===|===|===| | | | | | | | +------------------------+---+---+---+---+----+---+---+---+---+---+---+ 2. Klasse. #Hydrozoa.# Hydren und Quallen. ~Festsitzende oder freischwimmende Polypenstöcke oder Einzelpolypen ohne geschlossenes Schlundrohr mit einfacher, nicht radial gekammerter Leibeshöhle.~ Die zu den Hydrozoen gehörigen Organismen scheiden nur selten erhaltungsfähige Hartgebilde aus und eignen sich daher wenig zur fossilen Überlieferung. Die zu ästigen Kolonien vereinigten Stöcke bleiben meist an Größe hinter den Anthozoen zurück, besitzen häufig auch einfacheren Bau als jene, zeichnen sich jedoch meist durch Dimorphismus oder Polymorphismus der verschiedenen Individuen aus, von denen die einen die Funktion der Ernährung, andere die der Fortpflanzung oder Bewegung übernehmen. Sehr bemerkenswert ist auch der vielfach vorkommende Generationswechsel, durch welchen aus festsitzenden Polypenstöcken freischwimmende Medusen hervorgehen können, die ihrerseits wieder Polypenstöcke hervorbringen. Die Hydrozoen sind Wasser- und zwar mit wenigen Ausnahmen Meeresbewohner; sie werden meist in zwei Unterklassen: ¿Hydromedusae¿ und ¿Acalephae¿ zerlegt. 1. Unterklasse. Hydromedusae. Vogt. ¡Festsitzende oder freischwimmende, meist ästige Kolonien mit dimorphen Ernährungs- und Fortpflanzungspolypen; die letzteren lösen sich zuweilen als freischwimmende Medusen mit knorpeligem, ungelapptem Rand ab.¡ Von den 6 Ordnungen der Hydromedusen (¡Hydrariae¡, ¡Hydrocorallinae¡, ¡Tubulariae¡, ¡Campanulariae¡, ¡Trachymedusae¡ und ¡Siphonophorae¡) besitzen nur die ¡Hydrocorallinae¡, ¡Tubulariae¡ und ¡Campanulariae¡ erhaltungsfähige Ausscheidungen aus kohlensaurem Kalk oder Chitin. Ordnung. #Hydrocorallinae.# Moseley.[20] ~Nackte Polypen, die an ihrer Basis ein solides Kalkgerüst mit röhrenförmigen Vertiefungen absondern, in welche sich die dimorphen Polypen zurückziehen können.~ Zu den Hydrokorallinen gehören die lebenden Milleporiden und Stylasteriden, welche früher allgemein für Korallen gehalten wurden, bis ~L. Agassiz~ und ~Moseley~ ihre Zugehörigkeit zu den Hydrozoen nachwiesen. ¿Millepora¿ Lin. (Fig. 204). Massige, handförmig ausgebreitete, inkrustierende oder ästige Stöcke oft von beträchtlicher Größe. Oberfläche mit runden Öffnungen, die von zahlreichen feinen Poren umstellt sind. Das Skelett besteht aus anastomosierenden Kalkfasern, zwischen denen wurmförmige Kanäle verlaufen; die größeren Öffnungen (Gastroporen) gehören den Nährpolypen an und stehen mit durch horizontale Böden abgeteilten Röhren in Verbindung. Die kleineren Öffnungen der mundlosen Tastpolypen (Dactyloporen) kommunizieren mit den wurmförmigen Kanälen. Tertiär und lebend. Die Milleporen beteiligen sich wesentlich an der Zusammensetzung der jetzigen Korallenriffe, sind aber fossil selten. [Illustration: Fig. 204. ¡Millepora nodosa¡ Esp. Lebend. ¡A¡ Oberfläche des Stockes mit Gastroporen (¡k¡) und Daktyloporen 40/1. ¡B¡ Vertikalschnitt (¡k¡ Gastroporen mit Böden (¡t¡), ¡c¡ wurmförmige mit den Daktyloporen kommunizierende Kanäle). (Nach ~Steinmann~.)] ¿Stylaster¿ Gray. Ästige Stöcke, aus rosenrotem, netzförmig fibrösem Cönenchym bestehend, mit kelchartigen Vertiefungen, welche mit Röhren in Verbindung stehen, die durch Pseudosepta und ein Säulchen ausgezeichnet sind. Lebend. Selten fossil im Tertiär. Ordnung. #Tabulariae.# Allman.[21] ~Nackte oder mit Chitinhaut (Periderm) versehene Polypenstöcke. Die Nährpolypen sowie die medusoiden Fortpflanzungspolypen ohne becherförmige Chitinhüllen. An der Basis häufig ein chitinöses oder kalkiges Gerüst (Hydrophyton).~ ¿Hydractinia¿ v. Bened. (Fig. 205). Die Basis (Hydrophyton) bildet krustenförmige, häufig auf Schneckenschalen sitzende Ausbreitungen aus Chitin, selten aus kohlensaurem Kalk. Dasselbe besteht aus parallelen Lagen, welche durch senkrechte Pfeiler verbunden und durch hohle Zwischenräume (Interlaminarräume) getrennt sind. Auf der Oberfläche erheben sich hohle Stacheln oder Höcker von verschiedener Größe und außerdem verlaufen auf derselben fein verzweigte Furchen. Die Interlaminarräume stehen durch Röhren mit der Oberfläche in Verbindung. Kreide, Tertiär. Lebend. Verkalkte Formen häufig im Pliocän von Italien. ¿Cyclactinia¿ Vinassa de Regny. Tertiär. (¡Kerunia¡ Mayer-Eymar) C. incrustans Goldf. sp. (¡Pliocän¡) C. (¡Kerunia¡) cornuta May. Eym. (Eocän, Ägypten). [Illustration: Fig. 205. ¡A Hydractinia echinata¡ Fleming. Recent. Nordsee. Teil einer parasitischen Kolonie stark vergrößert. ¡hy¡ Hydranthen. ¡go¡ Gonophoren. ¡hph¡ Hydrophyton; letzteres ist auf einer Schale von ¡Buccinum undatum¡ aufgewachsen und vertikal angeschnitten, um die netzförmige Struktur zu zeigen. ¡B¡ Hydrophyton von ¡Hydractinia calcarea¡ Cart. (Recent.) Vertikal angeschnitten und stark vergrößert (nach ~Carter~). ¡a¡ Erste Basallamelle. ¡b¡ Interlaminarraum. ¡c¡ Zweite Kalklamelle. ¡d¡ Pfeiler zwischen der ersten und zweiten Lamelle. ¡e¡ Kleine und ¡f¡ großer Pfeiler auf der Oberfläche des obersten Blattes. ¡C Hydractinia¡ Michelini Fischer. Eine Nassa-Schale inkrustierend. Pliocän. Asti. (Nat. Größe.) ¡D¡ Eine Partie der Oberfläche von ¡Hydractinia pliocaena¡ mit ästigen Furchen und warzigen Erhöhungen, stark vergrößert.] ¿Poractinia¿ Vinassa. Crag. England. ¡P. circumvestivus¡ Wood sp. ¿Ellipsactinia¿ Steinm. Unregelmäßig ellipsoidische Knollen, aus dicken, konzentrischen, durch enge Interlaminarräume geschiedenen Kalkblättern bestehend, die durch spärliche, vertikale Pfeilerchen verbunden sind. Die Laminae bestehen aus äußerst feinen, anastomosierenden Kalkfasern und sind von zahlreichen radialen Röhrchen (Gastroporen) durchbohrt und auf beiden Seiten mit Wärzchen, Grübchen und verzweigten Furchen versehen. Im obersten Jura (Tithon) der Alpen, Karpathen und Apenninen. ¿Sphaeractinia¿ Steinm. Wie vorige, jedoch aus dünnen, durch weite Interlaminarräume getrennten Kalkblättern mit zahlreichen Verbindungspfeilern bestehend. Im Zentrum häufig ein Fremdkörper. Ob. Jura (Tithon). [Illustration: Fig. 206. ¡A Loftusia Persica¡ Brady. Aus dem Eocän von Persien. Angeschnittenes Exemplar in nat. Größe. ¡B¡ Zwei Umgänge im Durchschnitt und stark vergrößert.] [Illustration: Fig. 207. ¡Porosphaera globularis¡ Phil. sp. Obere Kreide. Rügen. ¡A¡ Exemplar in natürl. Größe. (¡l¡ Röhre, ursprünglich von einem Fremdkörper eingenommen.) ¡B¡ Querschnitt in doppelter Größe mit Radialröhren (nach ~Steinmann~).] ¿Loftusia¿ Brady (Fig. 206). Ellipsoidische oder stumpf spindelförmige Körper aus spiral oder konzentrisch sich umhüllenden dünnen Kalkblättern bestehend; die Interlaminarräume weit, durch zahlreiche Pfeiler verbunden und infolge der Fossilisation mit Kalkspat ausgefüllt. Eocän. Persien. Die Gattungen ¿Parkeria¿ und ¿Loftusia¿ wurden ursprünglich als agglutinierende Foraminiferen beschrieben, stehen aber offenbar ¡Ellipsactinia¡ und ¡Sphaeractinia¡ sehr nahe. ¿Parkeria¿ Carp. Kugelige, walnußartige Körper mit warziger Oberfläche, aus konzentrischen, ziemlich dicken Kalkschichten aufgebaut, welche durch dicke, radiale Pfeiler verbunden werden, die meist mehrere Schichten durchsetzen und die Interlaminarräume in Kammern abteilen. Sowohl die konzentrischen Blätter als auch die Pfeiler bestehen aus feinen, radialen Parallelfasern. Im Zentrum befindet sich häufig ein Fremdkörper. Im Upper Greensand (Cenoman) von Cambridge. ¿Porosphaera¿ Steinm. (Fig. 207). Kugelige, häufig durch einen ursprünglich vorhandenen und zerstörten Fremdkörper durchbohrte Knollen von Erbsen- bis Haselnußgröße, aus anastomosierenden Kalkfasern bestehend, die von zahlreichen radialen Röhren durchzogen sind. Die Öffnungen dieser Röhren bilden an der Oberfläche große Poren, von denen zuweilen radiale Furchen (Astrorhizen) ausstrahlen. Ob. Kreide. ¿Stoliczkaia¿ Duncan. Trias. Himalajah und Balkan. ¿Heterastridium¿ Reuß (¡Syringosphaeria¡ Duncan). Knollige, rundliche Körper von ansehnlicher Größe, aus sehr feinen, anastomosierenden und mehr oder weniger deutlich radialen Kalkfasern aufgebaut. In das ziemlich dichte Skelett dringen von außen Zooidröhren ein. Oberfläche mit runden Öffnungen und kleineren, von radialen Furchen umgebenen sternförmigen Poren. Trias der Alpen. * * * * * An die lebenden Hydrocorallinen und Hydractinien schließen sich die fossilen ~Stromatoporiden~ an, welche in vielfacher Hinsicht Merkmale beider Gruppen vereinigen. Dieselben sind auf die paläozoische Periode beschränkt, woselbst sie zuweilen Kalksteinablagerungen von ansehnlicher Mächtigkeit fast ganz allein zusammensetzen; die in mesozoischen Formationen vorkommenden Hydractinien stehen denselben sehr nahe und dürfen höchst wahrscheinlich als ihre direkten Nachkommen bezeichnet werden. Die Stromatoporiden bilden kugelige, knollige, horizontal ausgebreitete, bald mit kurzem Stiel angewachsene und auf der Unterseite mit Epithek versehene, bald inkrustierende Skelette, die aus parallelen, wellig gebogenen, konzentrischen, durch engere oder weitere Zwischenräume (Interlaminarräume) geschiedenen Kalkblättern aufgebaut sind. Die benachbarten Blätter werden durch vertikale (resp. radiale) Kalkpfeiler miteinander verbunden, das ganze Kalkskelett (Pfeiler und Laminae) ist in der Regel von äußerst feinen, irregulär verlaufenden Kanälchen durchzogen. Größere Vertikalröhren mit Querböden, in welche sich wahrscheinlich die Polypen, wie bei den Milleporiden zurückzogen, finden sich bei einzelnen Gattungen, fehlen aber bei anderen. Die Oberfläche der Lamellen ist stets mehr oder weniger stark mit Poren und kleinen Höckern, häufig auch mit Furchen versehen, die in radialer Richtung von einem Zentrum ausstrahlen (Astrorhizen). Die Lamellen selbst bestehen zuweilen nur aus einem lockeren Netzwerk von horizontalen Kalkfasern. ~Goldfuß~ hielt die in der Eifel massenhaft vorkommenden Stromatoporen anfänglich für Korallen (Milleporen), später für schwammartige Zoophyten; ~Rosen~ glaubte sie als nachträglich verkalkte Hornschwämme deuten zu dürfen. ~Sandberger~ und ~F. Roemer~ stellten sie zu den Bryozoen, ~Dawson~ zu den Foraminiferen, ~Sollas~ zu den Kieselspongien (Hexactinelliden), ~Salter~ und anfänglich auch ~Nicholson~ zu den Kalkschwämmen. ~Lindström~, ~Carter~ und ~Steinmann~ weisen auf die Übereinstimmung mit ¡Hydractinia¡ und ¡Millepora¡ hin. ~Nicholson~ erklärt jetzt die ¡Stromatoporoidea¡ für eine selbständige ausgestorbene, den Hydractinien und Milleporen verwandte Gruppe der Hydrozoen. ¿Actinostroma¿ Nichols. (Fig. 208). Die vertikalen (resp. radialen) Pfeiler durchsetzen in ziemlich regelmäßigen Abständen sämtliche oder doch eine größere Anzahl von Lamellen und bilden dadurch im Vertikalschnitt vierseitige Maschen. Die Laminae bestehen aus einem anastomosierenden Netzwerk von Kalkfasern, ihre Oberfläche ist porös und mit hervorragenden Höckerchen (den freien Enden) der Vertikalpfeiler bedeckt. Sehr häufig im Devon der Eifel, Englands, Nordamerikas. ¡A. clathratum¡ Nich. (= ¡Stromatopora concentrica¡ pp. Goldf.). Selten im oberen Silur. [Illustration: Fig. 208. ¡Actinostroma intertextum¡ Nichols. Ober-Silur. Wenlock. Shropshire. ¡A¡ Tangentialschliff parallel der Oberfläche, zeigt die vertikalen Pfeilerchen und die von denselben ausgehenden, die Laminae bildenden Bälkchen. ¡B¡ Vertikalschnitt 12/1 (nach ~Nicholson~).] ¿Clathrodictyon¿ Nichols. Wie vorige, jedoch die Pfeiler nur von einer Lamelle zur anderen reichend. Häufig im Silur; selten im Devon. ¿Stromatopora¿ Goldf. emend. Nichols. (¡Pachystroma¡ Murie.) (Fig. 209). Die Pfeiler verbinden sich mit den dicken, konzentrischen Lamellen zu einem netzförmigen, feinmaschigen Gewebe, in welches vereinzelte, mit Böden versehene Röhren von Gastroporen eingesenkt sind. Häufig im Devon, seltener im Silur. Als ¿Caunopora¿ Lonsd. (Fig. 210) in ¿Diapora¿ Barg. werden Stromatoporen bezeichnet, welche durch zahlreiche, in größeren und kleineren Abständen in die Skelettmasse eindringende Röhren ausgezeichnet sind. Die Röhren haben oft dicke, selbständige Wände und horizontale oder trichterförmige Böden und sind alsdann Syringoporen, die von Stromatoporen umwuchert wurden. In vielen Fällen scheinen jedoch die Röhren von Zooidien der Stromatoporen selbst herzurühren. Devon. ¿Hermatostroma¿ Nichols. (Fig. 211). Massive oder blättrige Stöcke aus dicken, parallelen Blättern bestehend, welche durch vertikale Pfeiler verbunden sind, die häufig mehrere Schichten durchsetzen. Sowohl die Pfeiler als auch die horizontalen Blätter weisen eine dunkle Mittellinie auf, welche entweder einen zentralen Kanal oder die Zusammensetzung aus zwei Lamellen andeutet. Devon. [Illustration: Fig. 209. ¡Stromatopora tuberculata¡ Nicholson. Devon (Corniferous limestone) von Jarvis, Ontario. Natürl. Größe (nach ~Nicholson~).] [Illustration: Fig. 210. ¡Caunopora placenta¡ Phil. Devonkalk von Torquay, Devonshire. ¡A¡ Schnitt parallel der Oberfläche in nat. Größe. ¡B¡ Derselbe stark vergrößert. ¡C¡ Vertikalschnitt vergrößert. (In Fig. ¡B¡ zeigt ¡a¡ den Querschnitt einer vertikalen Röhre, ¡b¡ einen angeschnittenen Kanal und ¡c¡ die mit äußerst feinen netzförmigen Kanälchen durchzogenen Kalkfasern an.)] [Illustration: Fig. 211. ¡Hermatostroma¡ sp. Devon. Torquay. Devonshire. ¡a¡ Eine Horizontallamelle aus zwei dicht auf einander liegenden, jedoch durch einen schmalen Zwischenraum geschiedenen Blättern bestehend. ¡b¡ Kammer des Interlaminarraums. ¡c¡ Pfeiler (mit deutlich sichtbarem Kanal im Zentrum.)] ¿Idiostroma¿ Winch. Zylindrische oder ästige Stöcke mit durch Böden abgeteilter Röhre, von welcher Seitenröhren ausgehen. Skelett netzförmig, ähnlich ¡Stromatopora¡. ¿Labechia¿ E. H. Ob. Silur. Weitere Gattungen: ¿Stylodictyon¿ Nichols., ¿Stromatoporella¿, ¿Syringostroma¿ Nichols., ¿Amphipora¿ Schulz, ¿Stachyodes¿ Barg. im Devon von Europa und Nordamerika. Aus Permo-Karbon von Ost-Indien beschreiben ~Waagen~ und ~Wentzel~ mehrere Gattungen, wie ¿Carterina¿, ¿Disjectopora¿, ¿Circopora¿. Ordnung. #Campanulariae.# Allman. (¡Leptomedusae¡, ¡Thecaphora¡, ¡Calyptoblastea¡.) ~Zierliche, pflanzenartige, ästige, festsitzende Kolonien; die Basis, Stiele, sowie die becherförmigen Hüllen der Polypen von einer chitinartigen Hülle umgeben. Die Fortpflanzungspolypen befinden sich in Kapseln (Gonotheken) von ansehnlicher Größe und lösen sich zuweilen als freischwimmende Medusen ab.~ Obwohl die jetzt lebenden Campanularien (Sertulariden, Plumulariden, Campanulariden) ein erhaltungsfähiges Chitinperiderm besitzen, so sind doch bis jetzt, abgesehen von einigen spärlichen Formen aus dem Pleistocän, keine sicheren fossilen Überreste bekannt. Wohl aber finden sich, in oberkambrischen, silurischen und zuweilen auch in devonischen Ablagerungen zahlreiche, fein verästelte, ursprünglich wohl chitinöse Stämmchen, Büsche und Zweige, die teilweise mit einem verdickten Stamm versehen sind, teilweise aber auch unten in eine feine Spitze auslaufen. Dieselben werden unter der Bezeichnung ¿Cladophora¿ Hopk. (¡Axonolipa¡ Frech) zusammengefaßt. An besonders gut erhaltenen Exemplaren bemerkt man auf einer Seite der Ästchen kleine, vorspringende Kapseln, die offenbar zur Aufnahme von Polypen dienten. Die Zellen stehen meist durch einen gemeinsamen Kanal im Zusammenhang. Eine feste Achse fehlt den Stielen. Sehr häufig sind die Zweigchen durch Querfäden miteinander verbunden. Die Gattungen ¿Dendrograptus¿, ¿Callograptus¿, ¿Thamnograptus¿, ¿Inocaulis¿ Hall, ¿Calyptograptus¿ Spencer etc., ¿Bryograptus¿ Lapw. etc. haben einen verdickten Stamm und waren wahrscheinlich festgewachsen; die zahlreichen dünnen, vielfach vergabelten Ästchen sind mit Zellenkapseln versehen und durch Querfäden verbunden. ¿Dictyonema¿ Hall (¡Dictyograptus¡ Hopkinson) (Fig. 212). Hydrosom, trichter- oder korbförmig, nach unten in eine feine Spitze verlaufend, nicht festgewachsen. Die Ästchen durch Querfäden verbunden und an gut erhaltenen Exemplaren auf der Innenseite mit Zellenkapseln besetzt. Kambrium, Silur, Devon. Besonders häufig im unteren Silurschiefer von Christiania in Norwegen, jedoch meist vollständig zu fächerförmigen Netzen zusammengedrückt. [Illustration: Fig. 212. ¡a Dictyonema retiformis¡ Hall. Ober-Silur. Niagara. New York. Nat. Größe. ¡b Dictyonema¡ sp. Zweigchen mit Zellen aus dem norddeutsch. Diluvium (nach ~Dames~).] In denselben Schichten wie die ¡Cladophora¡ finden sich die in der Regel als #Graptolithen#[22] bezeichneten Fossilien, welche anfänglich für Pflanzen, später für Hornkorallen, Pennatuliden, Foraminiferen, Cephalopoden oder Bryozoen gehalten wurden. ~Portlock~ wies zuerst (1843) auf ihre Ähnlichkeit mit Sertularien hin und diese Ansicht wurde von ~Hall~, ~Nicholson~, ~Allman~, ~Hopkinson~, ~Lapworth~ u. a. durch eingehende Untersuchungen mehr und mehr befestigt. Sie unterscheiden sich von allen jetzt existierenden Hydromedusen und von den offenbar sehr nahe verwandten Cladophoren dadurch, daß sie ~nicht festgewachsen sind~, (teilweise?) eine Schwimmblase und Zentralplatte besaßen, mit einer dolchförmigen Embryonalzelle (Sicula) beginnen und in ihrem Periderm stets eine ~stabförmige~ Achse besitzen (¡Rhabdophora¡). Das chitinöse ~Hydrosom~ der Graptolithen hat meist lineare, seltener blattförmige Gestalt und ist entweder einfach oder ästig, gerade, gekrümmt, in seltenen Fällen auch spiral aufgerollt. Eine oder beide Seiten der linearen Körper sind mit schiefen, zahnartig vorspringenden Zellen (Hydrotheken) besetzt, welche durch einen gemeinsamen, mit Cönosark erfüllten Kanal miteinander in Verbindung stehen. Eine stabförmige ~Achse~ (Virgula) aus Chitin dient dem Hydrosom zur Stütze und befindet sich bei den einzeiligen Formen in der dem zellentragenden Rand gegenüberliegenden Dorsalseite, bei den zweizeiligen entweder inmitten einer zentralen Scheidewand oder in den gegenüber liegenden Außenflächen. Sehr häufig ragt die Achse an beiden Enden, namentlich aber am distalen mehr oder weniger weit über den Zellen tragenden Teil des Hydrosoms heraus. Die ~skelettbildende Substanz~ (Periderm) war biegsam, ist meist als dünnes, bituminös-kohliges, häufig mit Schwefelkies imprägniertes Häutchen erhalten, nicht selten auch in ein grünlich-weißes, seidenglänzendes Silikat (Gümbelit) umgewandelt. Sie besteht aus drei Schichten, von denen die mittlere am stärksten ist und zuweilen netzförmige Beschaffenheit besitzt (¡Retiolites¡). Meist liegen die Graptolithen in großer Menge vollständig platt gedrückt und schlecht erhalten auf den Schichtflächen dunkel gefärbter Tonschiefer; seltener finden sie sich in Kalkstein, welcher die inneren Hohlräume ausfüllt und so die ursprüngliche Form des Hydrosoms unverändert überliefert. Die Chitinhülle ist entweder dicht, glatt, feingestreift oder (bei den Retiolitiden) aus einem gitterförmigen Gewebe von Chitinfasern zusammengesetzt. Von dem die Virgula begleitenden gemeinsamen zylindrischen Kanal gehen die ~Zellen~ (¡Hydrothecae¡, ¡denticles¡, ¡thecae¡) aus und bilden entweder auf einer (Fig. 213), zwei (Fig. 225) oder vier Seiten übereinanderfolgende vertikale Reihen. Bei den zwei- oder vierzeiligen Formen trennen in der Regel eine oder zwei Scheidewände die Kanäle der Zellenreihen voneinander. Die Zellen stehen mehr oder weniger schief zur Längsachse und haben im allgemeinen die Gestalt eines länglich zylindrischen, rechtseitigen oder konischen Sackes. Meist berühren sie sich mit ihren oberen und unteren Begrenzungsflächen, zuweilen ragen sie aber auch isoliert vor. Jede Zelle kommuniziert unverengt mit dem gemeinsamen Kanal und besitzt eine distale Öffnung, deren Form und Größe bei den verschiedenen Gattungen und Arten sehr variiert. Die Mündung ist häufig vierseitig oder rundlich, zuweilen schnüren sich die Zellen außen etwas ein, indem sie sich zugleich nach unten krümmen, so daß sich die verengte Mündung nach außen und unten richtet. Nicht selten springen am unteren Rand der Zellenmündungen ein oder zwei Stacheln vor. [Illustration: Fig. 213. ¡A-C Monograptus priodon¡ Bronn. sp. Aus silurischem Kalkstein (¡E¡) von Prag. ¡A¡ Exemplar in nat. Größe. ¡B¡ Schnitt parallel der Längsachse vergrößert (¡c¡ Kanal, ¡a¡ Achse, ¡th¡ Zellen, ¡x¡ äußere Zellenöffnung.) ¡C¡ Rückseite vergrößert. ¡D Monograptus Bohemicus¡ Barr. Aus Silurkalk von Prag, vergrößert. (Buchstaben wie bei Fig. ¡B¡). (Nach ~Barrande~.)] [Illustration: Fig. 214. ¡a Monograptus gegarius¡ Lapw. Ober-Silur. Dobbs Lin. Schottland. Proximalende mit Sicula (vergrößert) ¡b Didymograptus pennatulus¡ Hall. Unt.-Silur. (Quebec Group.) Point Lévis. Canada. Proximalende mit Sicula, vergrößert. (Nach ~Lapworth~.)] [Illustration: Fig. 215. ¡Diplograptus Whitefieldt¡ Hall. Beiderseits mit Gonangien besetzt. Natürl. Größe. (Nach ~Hall~.)] [Illustration: Fig. 216. ¡A. Diplograptus gracilis¡ Roemer. Sicula. ¡B. Sicula¡ mit den 5 ersten Hydrotheken (¡t¡^{1-5}). ¡C. Monograptus¡ (¡Pristiograptus¡) ¡dubius¡ ¡Sueß.¡ Sicula und die 3 ersten Hydrotheken stark vergrößert. (Nach ~Wiman~).] Bei den Graptolithen beginnt das Hydrosom mit einem schlanken, nach oben zugespitzten, dolchförmigen Embryonalstückchen, der ~Sicula~ (Fig. 214 und 216), aus welcher der ganze Polypenstock hervorgeht. Aus dieser dreieckigen Chitinscheibe ragt oben und unten eine Achse (Virgula) vor. Die ersten Zellen sproßen einseitig oder alternierend auf zwei Seiten aus der Sicula hervor und bilden, indem sie sich in einzeiligen Reihen vermehren, entweder einfache Zweige, die in verschiedenem Winkel divergieren, oder es wachsen die Zellen von zwei oder vier Reihen mit ihrem Rücken aneinander und bilden zwei- oder vierzeilige Hydrosome. Bei den aus einem einzigen Zweig bestehenden Formen entspringt die erste Zelle in der Regel am oberen spitzen Ende der Sicula, bei anderen sproßen die Zellen in verschiedener Höhe aus. In der Regel hört die Sicula auf zu wachsen, sobald die ersten Zellen hervorgetreten sind, und verschwindet manchmal gänzlich. Manchmal entwickelt sie auch einen blasigen Basalfortsatz oder eine fadenförmige proximale Virgula oder zwei stachelförmige Fortsätze. Einzelne Exemplare von zweizeiligen Graptolithen besitzen zuweilen ungewöhnlich große ovale oder unregelmäßig ausgebreitete Zellen (Fig. 215). Dieselben werden in der Regel als Kapseln von Fortpflanzungspolypen (Gonangien) oder als Schwimmglocken gedeutet. Eigentümliche flossenartige Ausbreitungen am Siculaende mancher Graptolithen dürften wohl sicher als Schwimmorgane zu betrachten sein. Von ~Nicholson~ werden winzige, ovale, glockenförmige oder zugespitzte Chitintäschchen, die in Graptolithenschiefern zuweilen massenhaft vorkommen (¡Dawsonia¡), als abgelöste Ovarialkapseln gedeutet. Über die Kolonienbildung der Graptolithen liegen nur wenig Beobachtungen vor. Meist finden sich die Äste vereinzelt oder es sind zwei-, vier- oder mehr Zweige durch eine gemeinsame Sicula vereinigt. Bei manchen Gattungen (¡Dichograptus¡, ¡Tetragraptus¡, ¡Retiograptus¡) bildet eine Zentralplatte den Vereinigungsort für eine größere Anzahl von Hydrosomen. Die letzteren strahlen alsdann in radialer Richtung von der Zentralscheibe aus. Über die Kolonien von ¡Diplograptus¡ (Fig. 217) verdankt man ~Rüdemann~ interessante Mitteilungen. Hier bilden die Hydrosome büschelförmige Stöcke, indem die Virgulae der einzelnen Äste zu einem gemeinsamen Stiel (Funiculus) verwachsen, welcher in einer vierseitigen Zentralscheibe steckt. Letztere ist von einer Anzahl Chitinbläschen umgeben, die mit dolchförmigen Siculis vollgepfropft sind und offenbar als Fortpflanzungszellen zu betrachten sind. Über der Zentralscheibe und den Gonangien beobachtet man zuweilen noch eine weitere Blase, die wohl als Schwimmglocke funktionierte. [Illustration: Fig. 217. ¡Diplograptus pristis¡ Hall. Unt. Silur. (¡Utica Slates¡) Dolgeville. New-York. (Nach Rüdemann.)] Die Graptolithen kommen ungemein häufig in Schiefern, seltener in Kalksteinen der oberkambrischen und silurischen Formation vor. Sie bewohnten offenbar Meere mit schlammigem Boden und waren meist freischwimmende oder mit der Sicula im Schlamm steckende Tierkolonien. Sie zerfallen in drei Gruppen ¡Monoprionidae¡, ¡Diprionidae¡ und ¡Retiolitidae¡. A. #Monoprionidae.# ¡Zellen (Hydrothecae) einseitig nur auf der der Virgula gegenüber liegenden Seite entwickelt.¡ ¿Monograptus¿ Gein. (¡Monoprion¡ Barr., ¡Pomatograptus¡ und ¡Pristiograptus¡ Jaekel) (Fig. 213 u. 218). Einfache, unverzweigte, geradlinige oder gebogene, zuweilen schraubenförmig gewundene Hydrosome. Zellen dicht gedrängt, die Mündungen entweder unverengt oder eingeschnürt und abwärts gebogen. Im Mittel- und Ober-Silur häufig. ¿Rastrites¿ Barr. (Fig. 219). Einfach, spiralgekrümmt. Kanal sehr eng, Virgula dünn. Zellen durch weite Zwischenräume geschieden. Ober-Silur. [Illustration: Fig. 218. ¡a¡ ¡Monograptus Nilssoni¡ Barr. (Nat. Größe.) Alaunschiefer v. Gräfenwarth bei Schleitz. ¡b¡ ¡M. colonus¡ Barr. Mit Sicula. (Nat. Größe.) Ober-Silur von Eliotsfield. Schottland. (Nach ~Lapworth~.) ¡c¡ ¡M. turriculatus¡ Barr. Ob. Silur. Prag. Nat. Gr. (Nach ~Barrande~.)] [Illustration: Fig. 219. ¡Rastrites Linnéi¡ Barr. Ober-Silur. Zekkowitz bei Prag. (Nach ~Barrande~.)] [Illustration: Fig. 220. ¡Coenograptus gracilis¡ Hall. Unter-Silur. Point Lévis. Canada. (Nach ~Nicholson~.)] [Illustration: Fig. 221. ¡Didymograptus pennatulus¡ Hall. Unter-Silur. Point Lévis. Canada. (Nach ~Hall~.)] [Illustration: Fig. 222. ¡Tetragraptus bryonoides¡ Hall. Unter-Silur. Point Lévis. Canada. (Nach ~Hall~.)] [Illustration: Fig. 223. ¡Dicranograptus ramosus¡ Hall. Unter-Silur. Hudson River. (Nach ~Hall~.)] ¿Leptograptus¿ Lapw. Hydrosom mit zwei einfachen, unverzweigten, von einer gemeinsamen Sicula entspringenden, unsymmetrischen Ästen. Unt. Silur. ¿Coenograptus¿ Hall (Fig. 220). Zwei Hauptäste, von denen in gleichmäßigen Abständen einfache Nebenäste auf einer Seite ausgehen. Unt. Silur. ¿Didymograptus¿ M'Coy (Fig. 221 u. 224 ¡b¡). Zwei einfache, symmetrische Äste gehen von einer achselständigen Sicula aus. Zellen rektangulär, dicht gedrängt. Unt. Silur. ¿Tetragraptus¿ Salter (Fig. 222). Wie vorige, aber mit vier bilateral symmetrischen, kurzen Ästen. Unt. Silur. ¿Dichograptus¿ Salter (Fig. 224 ¡a¡). Hydrosom mit acht einfachen, einzeiligen Ästen, welche häufig durch eine Zentralscheibe verbunden sind. Unt. Silur. ¿Dicranograptus¿ Hall (Fig. 223). Die beiden symmetrisch entwickelten Äste sind anfänglich mit ihrer Dorsalseite verwachsen, später frei. Unt. Silur. ¿Dicellograptus¿ Hopk. Wie vorige, aber die beiden Äste von der Sicula an frei. Silur. [Illustration: Fig. 224. ¡a¡ ¡Dichograptus Murchisoni¡ Beck sp. Unter-Silur. (Llandeilo Group.) Wales. ¡b¡ ¡Didymograptus octobrachiatus¡ Hall. Unter-Silur. (Quebec Group). Point Lévis, Canada (nach ~Hall~).] B. #Diprionidae.# ¡Zellen in zwei (oder vier) vertikalen Reihen um eine zentrale Virgula angeordnet.¡ ¿Diplograptus¿ M'Coy (Fig. 217 u. 225 ¡d f¡). Hydrosom stabförmig; die zwei Reihen schief vierseitiger, dicht aneinander gedrängter Zellen einander gegenüberstehend; Virgula in einer medianen Scheidewand gelegen, distal häufig weit vorragend. Sicula von den Anfangszellen umwachsen und verborgen. Silur. ¿Climacograptus¿ Hall (Fig. 225 ¡a c¡). Wie vorige, jedoch die Zellen durch Zwischenräume getrennt, außen etwas eingeschnürt. Unt. u. ob. Silur. ¿Phyllograptus¿ Hall (Fig. 226). Hydrosom aus vier kurzen, einzeiligen, der ganzen Länge nach mit ihrer Rückseite verwachsenen Reihen von rektangulären Zellen bestehend. Unt. Silur. [Illustration: Fig. 225. ¡a-c¡ ¡Climacograptus typicalis¡ Hall. Aus untersilurischem (Trenton-) Kalk von Cincinnati. ¡a¡ Vertikalschnitt stark vergrößert, im Zentrum die Achse. ¡b¡ Exemplar in nat. Größe. ¡c¡ Querschnitt vergr. ¡d-e¡ ¡Diplograptus palmeus¡ Barr. Aus silurischem Schiefer von Prag. -- ¡d¡ Exemplar in nat. Größe, ¡e¡ vergrößert. ¡f Diplograptus foliaceus¡ Murch. Aus silurischem Llandeilo-Schiefer von Schottland. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 226. ¡Phyllograptus typus¡ Hall. Unt. Silur. Point Lévis. Canada. ¡a¡ Mehrere Exemplare in nat. Größe, ¡b¡ Querschnitt restauriert u. vergröß. (nach ~Hall~).] [Illustration: Fig. 227. ¡Retiolites Geinitzianus¡ Barr. ¡A¡ Aus silurischem Kieselschiefer von Feuguerolles. Calvados. Nat. Gr. ¡B¡, ¡C¡ Derselbe aus Motala. Schweden. ¡C¡ unteres Ende durch Salzsäure entkalkt (vergr.). ¡B¡ Querschnitt. (¡v¡ Zickzackförmige Virgula, ¡v'¡ stabförmige Virgula, ¡th¡ Begrenzungslinien der Zellen, ¡s¡, ¡s'¡ Verbindungsbalken der beiden Virgulae, ¡o¡ Zellenmündung (nach ~Holm~).] C. #Retiolitidae.# ¡Sicula unbekannt. Das Cönosark des gemeinen Kanals entwickelt eine Doppelreihe von Zellen. Virgula entweder einfach, zentral oder doppelt entwickelt und in dem durch ein Netzwerk von Chitinfasern verstärkten Periderm gelegen.¡ ¿Retiolites¿ Barr. (Fig. 227). Hydrosom einfach, abgeplattet, stabförmig, an beiden Enden verschmälert, mit zwei gegenüber gelegenen Reihen von rektangulären, dicht gedrängten Zellen. Von den zwei Virgulae ist eine zickzackförmig, die andere gerade; sie liegen in der Mitte des Hydrosoms in den beiden entgegengesetzten Flächen des netzförmigen Periderms. Silur. ¿Stomatograptus¿ Holm, ¿Retiograptus¿ Hall, ¿Glossograptus¿ Emmons. #Zeitliche und räumliche Verbreitung der fossilen Hydrozoa.# Unter den erhaltungsfähigen Hydrozoen beginnen ächte ¿Hydrocorallinae¿ in der oberen Kreide, gewinnen im Tertiär eine etwas stärkere Verbreitung, beteiligen sich aber erst in der Jetztzeit in nennenswertem Maße an dem Aufbau von Korallenriffen oder an der Zusammensetzung zoogener Kalksteine. Im oberen Jura (Tithon), namentlich des mediterranen Gebietes, haben gewisse ~Hydractinien~ (¡Ellipsactinia¡, ¡Sphaeractinia¡) eine weite Verbreitung, während das triasische ¡Heterastridium¡, sowie die in der nordeuropäischen Kreide vorkommenden Gattungen ¡Parkeria¡ und ¡Porosphaera¡ zu den selteneren Vorkommnissen gehören. Ungemein wichtige kalkbildende Versteinerungen der paläozoischen Aera sind die ~Stromatoporiden~. Sie finden sich im mittleren und oberen Silur von Nordamerika, England, Rußland und namentlich im mittleren Devon der Eifel und der Ardennen, in Nassau, Devonshire, im Ural, Spanien u. s. w. in großer Menge, erreichen zuweilen gewaltige Dimensionen und nehmen am Aufbau der Korallenriffe und Kalksteine der Silur- und Devonzeit einen wesentlichen Anteil. Auch im Kohlenkalk (Permocarbon) von Ostindien spielen sie noch eine namhafte Rolle, fehlen dagegen demselben in der Regel in Amerika und Europa. Die obere Grenze des paläozoischen Zeitalters wird von den Stromatoporen nicht überschritten. Auch die ¿Cladophora¿ und ¿Rhabdophora¿, welche häufig unter der gemeinsamen Bezeichnung ~Graptolithen~ zusammengefaßt werden, gehören ausschließlich dem oberen Kambrium, den verschiedenen Stufen des Silursystems und dem unteren Devon an. Sie finden sich massenhaft in den obersilurischen Kiesel- und Alaunschiefern des Fichtelgebirges, Thüringens, Sachsens und Böhmens; ferner am Harz, in Polen, Schlesien, den baltischen Provinzen und am Ural; in Schweden und Norwegen; in Cumberland, Wales, Nordengland, Schottland und Irland; in der Normandie und Bretagne, Spanien, Portugal, Sardinien und Kärnthen. In vortrefflicher Erhaltung erscheinen sie in Canada, Neufundland, New-York, Ohio, Tennessee, Wisconsin, Iowa, Virginia; außerdem in Südamerika (Bolivia) und Australien. Auf sekundärer Lagerstätte auch in den Geschieben der norddeutschen Ebene. Nach ~Lapworth~ verteilen sich die Graptolithen auf sechs Horizonte, wovon der erste dem obersten Kambrium, die drei folgenden dem unteren Silur (Ordovician) und die zwei obersten dem oberen Silur angehören. Die Monoprioniden finden sich vorzugsweise in den zwei obersten Horizonten. 2. Unterklasse. #Acalephae.# Medusen.[23] (¡Discophora¡ Huxley.) ¡Freischwimmende, scheiben- oder glockenförmige Medusen mit abwärts gerichtetem Mund, mit Magentaschen und zahlreichen Radialgefäßen.¡ Die Scheibenquallen sind trotz ihrer zuweilen beträchtlichen Größe wegen Mangels an Hartgebilden zur Fossilisation ungeeignet. Nur unter besonders günstigen Bedingungen konnten sie Abdrücke hinterlassen, die eine zoologische Bestimmung ermöglichen. In den Steinbrüchen des lithographischen Schiefers von Pfahlspeunt, Eichstätt und Solnhofen in Franken kommen nicht selten deutliche Abdrücke von Medusen vor, unter denen sich namentlich einige große Formen aus der Gruppe der Rhizostomiden, wie ¡Rhizostomites admirandus¡ Haeckel (Fig. 228) durch treffliche Erhaltung auszeichnen. Andere Gattungen aus dem lithographischen Schiefer, wie ¡Semaeostomites¡ Haeckel, ¡Myogramma¡ und ¡Cannostomites¡ Maas gehören gleichfalls zu den Rhizostomiden. Aus der unteren Kreide (Wernsdorfer Schichten) der Karpathen beschreibt ~Maas~ schön erhaltene Medusenabdrücke, welche der lebenden Gattung ¡Atolla¡ angeschlossen werden. In Feuersteinknollen aus der oberen Kreide kommen in der norddeutschen Ebene Abdrücke vor, welche fälschlich als Medusen gedeutet wurden, nach ~Gottsche~ aber zu den Spongien gehören. Höchst bemerkenswert sind gewisse, früher von ~Torell~ als ¡Spatangopsis¡ beschriebene vierstrahlige Körper aus kambrischem Sandstein von Lugnaes in Schweden. ~Nathorst~ hält dieselben für Ausgüsse der Gastralhöhle von Medusen. (¡Medusina costata.¡) Im mittleren Kambrium von Alabama finden sich 4-12lappige, aus Sandkörnchen bestehende Körper in ziemlicher Häufigkeit, die von ~Walcott~ als Ausgüsse von Medusen (¡Laotira¡, ¡Brooksella¡, ¡Dactyloidites¡) gedeutet werden. Im unterkambrischen Sandstein von Böhmen, Esthland und New-York werden runde, mit Radialstrahlen versehene Abdrücke für Medusenspuren gehalten. [Illustration: Fig. 228. ¡Rhizostomites admirandus¡ Haeck. Aus dem lithographischen Schiefer von Eichstätt, 1/7 nat. Größe. (Die fehlenden Teile der Platte sind nach den erhaltenen ergänzt.] Fußnoten: [8] Literatur: A. ~über lebende Spongien~. ¡Schmidt, O.¡, Die Spongien des Adriatischen Meeres. Leipzig 1864-66. -- Die Spongien der Küste von Algier. Leipzig 1868. -- Die Spongien des Meerbusens von Mexiko. Jena 1879-80. -- ¡Haeckel, E.¡, Die Kalkschwämme. 1872. -- ¡Schulze, Fr., Eilh.¡, Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Spongien. Zeitschr. für wissenschaftl. Zoologie. Bd. XXVII., XXVIII., XXX. -- Report on the Hexactinellida. Scient. Res. of the Challenger Voyage. Zool. vol. XXI. 1887. -- ¡Vosmaer, G. C. J.¡, in ¡Bronn's¡ Klassen und Ordnungen des Tierreichs. 2. Aufl. Spongien (Porifera). Bd. III. 1882-1887. B. ~über fossile Spongien~. ¡Goldfus, A.¡, Petrefacta Germaniae Bd. I. 1826-33. -- ¡Michelin, H.¡, Iconographie zoophytologique 1840-47. -- ¡Fromentel, E. de¡, Introduction à l'étude des éponges fossiles. Mem. Soc. Lin. Normandie 1859. vol. XI. -- ¡Roemer, F. A.¡, Die Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges. Palaeontographica 1864. Bd. XII. -- ¡Zittel, K. A.¡, Über Coeloptychium. Abh. k. bayer. Ak. mathem. phys. Kl. München 1876. Bd. XII. -- Studien über fossile Spongien I., II., III. ibid. 1877. Bd. XIII. -- Beiträge zur Systematik der fossilen Spongien I., II., III. Neues Jahrb. für Mineralogie 1877, 1878 und 1879. -- ¡Quenstedt, F. A.¡, Petrefaktenkunde Deutschlands. Bd. V. 1877. -- ¡Sollas, W. J.¡, Quart. journ. geol. Soc. 1877 XXXIII. u. 1880 XXXVI. -- ¡Hinde, G. F.¡, Catalogue of the fossil Sponges of the British Museum. London 1883. -- Monograph of the British fossil Sponges. Palaeontogr. Soc. 1877, 78, 93. -- ¡Rauff, H.¡, Palaeospongiologia. Palaeontographica 1893. Bd. XL. [9] An die Spongien und zwar an die Hexactinelliden wurden von ~Hinde~ die in silurischen und devonischen Ablagerungen verbreiteten ~Receptaculiden~ angeschlossen. Es sind dies freie, kugelige bis birnförmige, ringsum geschlossene Körper mit zentralem Hohlraum, deren kalkige Wand aus quincunxial angeordneten Elementen zusammengesetzt ist. Letztere bestehen außen aus einem rhombischen Täfelchen mit vier kreuzförmigen Tangentialarmen und einem senkrecht nach innen gerichteten Stiel. Die systematische Stellung dieser rätselhaften Fossilien (¡Receptaculites¡, ¡Leptopoterion¡, ¡Pasceolus¡, ¡Ischadites¡, ¡Polygonosphaerites¡) ist gänzlich unsicher; sie wurden von ~Gümbel~ mit Kalkalgen (Dactyloporiden), von anderen mit Foraminiferen oder Spongien verglichen und von ~Rauff~ (Abhandlungen k. bayer. Ak. II. Kl. 1892. Bd. XVII) monographisch bearbeitet. (Vgl. ¡Girty¡ 14^{th} Rep. State Geol. Albany 1894). [10] Literatur: ¡Milne-Edwards, H., et Haime, J.,¡ Histoire naturelle des Coralliaires. 3 Bände mit Atlas. Paris 1857-1860. " Monographie des Polypiers foss. des terrains paléozoiques. Arch. du Museum Paris. vol. V. 1851. " Monograph of the British fossil Corals. Palaeontogr. Soc. 1849-64. ¡Duncan, M.¡, ibid. 1865-69 und 1872. -- Revision of the Families and Genera of the Sclerodermic Zoantharia or Madreporaria. Journ. Linnean Soc. London. Zoology. 1884. vol. XVIII. ¡Fromentel, E. de¡, Introduction à l'étude des Polypiers fossiles. Paris 1858-1861. " Zoophytes. Paléontologie française. 1861-1887. ¡Reuß, A. E.¡, Sitzungsbericht der Wiener Akad. 1859, 1864, 1865, 1870 und Denkschriften Bd. VII, XXIII, XXVIII, XXIX, XXXI, XXXIII. ¡Koch, G. v.¡ das Skelett der Steinkorallen. Festschrift für C. Gegenbaur. 1896. " über die Entwicklung des Kalkskelettes von Astroides. Mitteilungen aus der zoolog. Station zu Neapel. 1882. III. " über das Verhältnis von Skelett und Weichteilen bei den Madreporarien. Morphol. Jahrb. XII. 1887. ¡Ogilvie, Maria¡. Microscopic and systematic Study of Madreporarian types of corals. Philos. Trans. R. Soc. London 1896. Bd. 187. ¡Quenstedt, F. A.¡, Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. VI. 1885. Röhren- und Sternkorallen. [11] Diesem Abschnitt liegt ein Manuskript von Frau Dr. ~Ogilvie-Gordon~ zu Grunde. Auch die vorausgehende Einleitung zu den Anthozoa wurde von Frau Gordon durchgesehen und in mehrfacher Hinsicht ergänzt und verbessert. [12] Literatur (vgl. auch S. 65 und 66): ¡Kunth, A.¡, Beiträge zur Kenntnis fossiler Korallen. Zeitschr. d. Deutschen geol. Ges. 1869 und 1870. Bd. XXI und XXII. ¡Dybowski, W. N.¡, Monographie der Zoantharia Rugosa etc. Arch. f. Naturk. Liv-, Est- und Kurlands. 1874. Bd. V. ¡Koch, G. v.¡ Die ungeschlechtliche Vermehrung der palaeoz. Korallen. Palaeontographica 1883. Bd. XXIX. ¡Roemer, F.¡, Lethaea palaeozoica. 1883. S. 324-416. ¡Frech, Fr.¡, Die Korallenfauna des Oberdevons in Deutschland. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellschaft 1885. ¡Schlüter, Clem.¡, Anthozoen des Rheinischen Mitteldevon. Abhandl. preuß. geol. Landes-Anst. 1889. Bd. VIII. [13] ~Lindström~ G. om de palaeozoiska formationernas operkel bärende koraller. Bitraug till Svensk Vetensk. Ak. Handl. 1883. [14] Literatur (vgl. S. 65): ¡Pratz, Ed.¡, Über die verwandtschaftlichen Beziehungen einiger Korallengattungen mit hauptsächlicher Berücksichtigung ihrer Septalstruktur. Palaeontographica XXIX, 1882. ¡Koby, F.¡, Monographie des Polypiers jurassiques de la Suisse. Abhandl. Schweiz. paläontol. Ges. Bd. VII-XVI 1880-1890 u. XXI, 1895. ¡Frech, Fr.¡, Die Korallenfauna der Nordalpinen Trias. Palaeontographica Bd. XXXVII, 1890/91. ¡Volz, W.¡, Die Korallen der Schichten von St. Cassian in Tirol. Palaeontograph. Bd. XXIII, 1896. ¡Reis, O.¡, Die Korallen der Reiter Schichten. Geognostische Jahreshefte II. München 1890. ¡Ogilvie, M.¡, Die Korallen der Stramberger Schichten. Abhandlungen aus dem paläont. Museum des bayer. Staates, 1896. ¡Gregory, J. W.¡, The jurassic fauna of Cutch Corals. Mem. geol. Survey East India. ser. IX. II. 1900. ¡Vaughan, T. W.¡, The Eocene and lower Oligocene Coral Faunas of the U. S. Monographs of the U. S. geol. Survey. XXXIX, 1900. [15] ¡Billings¡, Palaeozoic Fossils of Canada I. -- ¡Walcott¡, Bull. U. S. geolog. Survey Nr. 30. -- ¡Bornemann¡, Versteinerungen des Cambrischen Systems von Sardinien 1886 -- ¡Hinde, J. G.¡, Quart. Journ. geol. Soc. 1889. Bd. 45. S. 125. [16] ¡Moseley, H. N.¡, The Structure and Relations of Heliopora caerulea. Philosophical Transactions 1876. vol. 166. -- ¡Bourne¡ on the Structure and Affinities of Heliopora caerulea. ibid. 1895. vol. 186, pt. I. [17] ¡Moseley, H. N.¡, The Structure and Relations of Heliopora caerulea. Philosophical Transactions 1876. vol. 166. -- ¡Bourne¡ on the Structure and Affinities of Heliopora caerulea. ibid. 1895. vol. 186, pt. I. [18] ¡Kiär, Joh.¡, Die Korallenfauna der Etage 5 des norweg. Silursystems. Paläontograph. Bd. XLVI, 1899. -- ¡Lindström, G.¡, Remarks on the Heliolitidae. K. Svensk. Vetensk. Akad. Handl. Bd. 32, 1899. [19] ¡Lindström, G.¡, Affinities of the Anthozoa Tabulata. Ann. Mag. nat. hist. 1876, 4. Ser. XVIII. -- Beschreibung einiger obersilurischer Korallen aus Gotland. Bihang till Svensk. Vet. Ak. Handl. Bd. 21 (1896). -- ¡Dybowski¡, Die Chätetiden der ostbaltischen Silurformation. Verh. d. k. russ. mineral. Ges. St. Petersburg. 1877. -- ¡Nicholson, H. A.¡, On the Structure and affinities of the Tabulata Corals of the palaeozoic Period. London 1879 -- On the Structure and affinities of the genus Monticulipora. London 1881. -- ¡Roemer, F.¡, Lethaea palaeozoica. 1883. I. S. 416. -- ¡Waagen, W.¡ u. ¡Wentzel, W.¡, The Saltrange fossils. Palaeontol. Indica. 1866. -- ¡Haug, E.¡, Über sog. Chaetetes aus mesozoischen Ablagerungen. N. Jahrb. für Mineral. 1883. I. 171. -- ¡Sardeson, F. W.¡, Über die Beziehungen der fossilen Tabulaten zu den Alcyonarien. N. Jahrb. für Mineral. Beilageband X. 1896. [20] ¡Moseley¡, Philosophical Transactions 1877. Bd. 167. [21] ¡Allman, J. G.¡, Monograph of the Gymnoblastic or Tubularian Hydroids Roy. Soc. 1871. -- ¡Steinmann, G.¡, Über fossile Hydrozoen. Palaeontographica 1877. XXV. -- Über triasische Hydrozoen vom östlichen Balkan. Sitzgsber. Wien. Ak. math. phys. Kl. 1893. Bd. 102. -- ¡Canavari, M.¡, Idrozoi Titoniani apparten. alla famiglia delle Ellipsactinidi. Mem. Com. Geol. vol. IV. Roma 1893. -- ¡Nicholson, H. A.¡, Monograph of the British Stromatoporoids. Palaeont. Soc. 1886-92. -- ¡Bargatzki, A.¡, Die Stromatoporen des rheinischen Devons. Bonn. 1881. -- ¡Vinassa de Regny, P. E.¡, Studi sulle Idractinie fossili. Mem. Accad. dei Lincei 1899. Cl. sc. fis. 6 Ser. vol. III. [22] ¡Barrande, J.¡, Graptolithes de Bohème. Prague 1850. -- ¡Geinitz, H. B.¡, Die Versteinerungen der Grauwackenformation in Sachsen etc., Leipzig 1852 und Die Graptolithen des mineral. Museums in Dresden, 1890. -- ¡Hall, J.¡, On the Graptolithes of the Quebec Group. Geol. Surv. Canada. Dec. II. 1865. -- ¡Nicholson, H. A.¡, Monograph of the British Graptolitidae. 1872. -- ¡Lapworth, Ch.¡, Notes on British Graptolites. Geol. Mag. 1873 u. 1876, sowie verschiedene Abhandlungen im Quart. journ. geol. Soc. 1875, 1881 und in Ann. Mag. nat. hist. 1879 u. 1880. -- ¡Holm, G.¡, Gotlands Graptoliter. Bihang Svenska Vetensk. Ak. Handl. 1890. XVI. -- ¡Perner, Jarosl.¡, Étude sur les Graptolites de Bohème. Prague 1894/95. -- ¡Wiman, C.¡, Über die Graptolithen. Bull. geol. Inst. Upsala vol. II, Nr. 2, 1895. -- ¡Rüdemann, R.¡, Synopsis of the mode of growth and development of the Graptolithic Genus Diplograptus. Amer. Journ. of Sc. ser. III, Bd. 49, 1895 und 14. Report of the Stat. Geologist of New-York for 1894. -- ¡Frech, Fr.¡, Lethaea palaeozoica. Graptolithen, Bd. I, 1897. [23] Literatur: ¡Haeckel, E.¡, Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie 1865. Bd. XV und XIX, Neues Jahrb. f. Mineralogie 1866. S. 257, und Jenaische Zeitschr. Bd. VIII. 308. -- ¡Brandt, Al.¡, Über fossile Medusen. Mém. Acad. imp. St. Petersbourg. 1871. VII ser. t. XVI. -- ¡Ammon, L. v.¡, Abhandl. k. Bayer. Akad. II. Kl. 1883. Bd. XV. -- ¡Nathorst, A. G.¡, K. Svenska Vetensk. Ak. Handling. 1881. Bd. XIX. -- ¡Maas, O.¡, Über Medusen aus dem Solnhofer Schiefer und der unteren Kreide der Karpathen. Paläontographica. 1902. Bd. 48. -- ¡Walcott, Ch. D.¡, Fossil Medusae. Monographs U. S. geol. Survey. 1898. XXX. III. Stamm. #Echinodermata.# Stachelhäuter. Zu den Echinodermen gehören radialstrahlige oder bilateral symmetrische Tiere, welche ursprünglich, namentlich von ~Cuvier~, mit den Cölenteraten als Strahltiere vereinigt, von ~Leuckart~ jedoch als Vertreter eines selbständigen Typus erkannt wurden. Sie besitzen ein wohlentwickeltes, aus Kalkplatten oder Kalkkörperchen zusammengesetztes Hautskelett (Theca), das häufig mit beweglichen Anhängen (Stacheln, Borsten etc.) besetzt ist. Die Grundzahl des Echinodermenstammes ist fünf, indem sich in der Regel alle Hauptorgane, sowie alle wichtigeren Skelettelemente fünfmal wiederholen. Abgesehen von dieser fundamentalen Differenz in der Zahl und Anordnung der Antimeren unterscheiden sich die Echinodermen durch den Besitz eines geschlossenen Darms, eines vielfach verzweigten und mit Wasser erfüllten Ambulacralgefäß-Systems, durch vollkommenere Entwicklung des Nerven- und Blutgefäß-Systems und durch ausschließlich geschlechtliche Fortpflanzung von den Cölenteraten. [Illustration: Fig. 229. ¡a¡ Horizontalschnitt durch einen Echinidenstachel. (Fidschi-Inseln), vergr. ¡b¡ Schnitt parallel der Oberfläche durch ein Coronaltäfelchen eines recenten Seeigels (¡Sphaerechinus¡), vergrößert.] [Illustration: Fig. 230. ¡Pentacrinus subteres¡ Goldf. Weißer Jura. Reichenbach. Württemberg. ¡a¡ Medianer Vertikalschnitt durch den Stiel nach der in ¡c¡ angegebenen Richtung, 18/1 vergr. ¡b¡ Horizontalschnitt 18/1 nach der in ¡d¡ angegebenen Richtung geschnitten. ¡c¡, ¡d¡ Stiel in nat. Größe.] Eine auffällige Verschiedenheit besteht überdies im Bau und in der Struktur des Hautskelettes (Fig. 229, 230). Alle Täfelchen, Platten, Stacheln oder sonstigen Kalkgebilde eines Echinodermen werden in der Haut ausgeschieden und bestehen aus einem Netzwerk mikroskopisch kleiner Kalkkörperchen, welche sich in einem organischen Gewebe ablagern. Indem sich diese Kalkkörperchen in horizontaler Richtung zu siebartigen Platten vereinigen und durch vertikale Pfeilerchen miteinander verbunden sind, entsteht ein zierliches Gitterwerk, das bei allen Echinodermen ziemlich gleichartige Beschaffenheit besitzt. Durch den Fossilisationsprozeß werden die ursprünglichen Lücken sehr häufig mit kohlensaurem Kalk ausgefüllt und dadurch alle Skeletteile in kristallinischen Kalkspat umgewandelt, welcher sich nach den Blätterdurchgängen spaltet. Jedes einzelne Täfelchen, Stielglied, Armglied eines Seeigels, eines Seesterns oder einer Seelilie erweist sich alsdann als ein selbständiges Kristall-Individuum. Sämtliche Echinodermen sind Meeresbewohner. Man unterscheidet nach ~Haeckel~ drei Unterstämme (¡Pelmatozoa¡, ¡Asterozoa¡ und ¡Echinozoa¡) mit folgenden Klassen: A. ¿Pelmatozoa.¿ 1. Klasse. ¡Crinoidea.¡ Seelilien. 2. " ¡Cystoidea.¡ Beutelstrahler. 3. " ¡Blastoidea.¡ Knospenstrahler. B. ¿Asterozoa.¿ 1. Klasse. ¡Ophiuroidea.¡ Schlangensterne. 2. " ¡Asteroidea.¡ Seesterne. C. ¿Echinozoa.¿ 1. " ¡Echinoidea.¡ Seeigel. 2. " ¡Holothurioidea.¡ Seegurken. A. #Pelmatozoa.#[24] Leuckart. Zu den Pelmatozoen gehören Echinodermen, welche entweder zeitlebens oder in ihrer Jugend mittels eines gegliederten Stieles oder auch unmittelbar mit der aboralen (dorsalen) Seite des Körpers befestigt sind. Eine beutelförmige, kelchförmige oder kugelige Kapsel aus Kalktäfelchen umschließt die Leibeshöhle. Auf der oberen (oralen, ventralen) Seite befinden sich Mund und After, sowie die zum Mund führenden Ambulacralgefäße. Am distalen Ende der Ambulacralfurche der Kelchdecke entspringen in der Regel gegliederte Arme, oder die Ambulacralfurchen verlängern sich auf die Seiten des Kelches und sind beiderseits von gegliederten Fäden (Pinnulis) eingefaßt (¡Cystoidea¡, ¡Blastoidea¡). Die untere (dorsale, aborale) Seite wird aus einem oder zwei Kränzen von Basaltäfelchen gebildet, die entweder auf dem Stiel ruhen oder eine Centrodorsalplatte umschließen. Die Pelmatozoen zerfallen in die drei Unterklassen: ¿Crinoidea¿, ¿Cystoidea¿ und ¿Blastoidea¿. Nur von den Crinoiden existiert noch eine kleine Anzahl recenter Gattungen, die beiden anderen Unterklassen sind vollständig erloschen und auf paläozoische Ablagerungen beschränkt. 1. Klasse. #Crinoidea.# Seelilien. Haarsterne.[25] (¡Brachiata¡ Bronn, ¡Actinoidea¡ F. Roem.) ~Meist langgestielte, festgewachsene, seltener ungestielte, zuweilen freischwimmende Pelmatozoen mit regelmäßig getäfeltem Kelch und wohl entwickelten, beweglichen Armen.~ Von den drei Hauptteilen werden Kelch und Arme unter der Bezeichnung ~Krone~ dem Stiel gegenübergestellt. 1. Der ~Kelch~ (calyx) ist eine aus Kalktäfelchen zusammengesetzte, meist becher-, schüssel- oder kugelförmige Kapsel, welche die wichtigsten Weichteile umschließt. Er ruht in der Regel mit seinem unteren, dorsalen (abactinalen) Teil auf einem Stiel (Fig. 231) oder ist in seltenen Fällen unmittelbar festgewachsen, zuweilen auch frei; die entgegengesetzte, ventrale (actinale) getäfelte oder häutige ~Kelchdecke~ enthält Mund und die Ambulacralfurchen und entspricht darum der Unterseite der Seesterne und Seeigel. Gewöhnlich ist nur die untere und seitliche Wand des Kelches (~Dorsalkapsel~, dorsal cup) sichtbar, weil die am Oberrand beginnenden ~Arme~ die Decke verhüllen. Die Dorsalkapsel des Kelches besteht aus zwei oder mehr Täfelchenkränzen, deren Orientierung von ihrer Lage zu den Ambulacralorganen abhängt. [Illustration: Fig. 231. Gestielte Seelilie (¡Euspirocrinus¡) mit dizyklischer Basis und Analinterradius. ¡a¡ Interradialia analia, ¡b¡ Basalia, ¡ib¡ Infrabasalia. (Nicht durch den Spiegel gezeichnet.)] a) Als ~Basis~ werden zwei oder ein Kranz von Täfelchen bezeichnet, welche zwischen dem obersten Stielglied und dem in der Richtung der Ambulacra (resp. Arme) gelegenen (radialen) Tafelkranz gelegen sind. Ist nur ein einziger Kranz von fünf Basaltäfelchen (Basalia) vorhanden (monozyklische Basis), so liegen dieselben stets ~interradial~, d. h. in der Verlängerung der Zwischenräume der Arme; besteht die Basis aus zwei Tafelkränzen, so entspricht der obere nach Lage und Ausbildung den Basaltafeln der monozyklischen Basis, der untere Kranz dagegen hat radiale Lage. ~H. Carpenter~ bezeichnet darum in der dizyklischen Basis die Täfelchen des oberen Kranzes richtig als ~Basalia~, die des unteren Kranzes als ~Infrabasalia~. Die ersteren wurden früher von ~J. Müller~ Parabasalia, von ~de Koninck~ u. a. Subradialia genannt. Die normale Zahl der Basalia und Infrabasalia ist fünf, allein durch Verwachsung von zwei oder mehr Täfelchen des dem Stiel unmittelbar aufliegenden Kranzes kann die Zahl der monozyklischen Basalia oder der Infrabasalia auch auf vier, drei oder zwei herabsinken. Eine mehr oder weniger vollständige Verkümmerung der Basaltäfelchen im Verlauf der ontogenetischen Entwicklung wird bei ¡Antedon¡ beobachtet und dürfte in ähnlicher Weise auch bei einzelnen mesozoischen Gattungen (¡Eugeniacrinus¡, ¡Phyllocrinus¡) erfolgt sein. Bei manchen ungestielten Crinoideen (¡Marsupites¡ [Fig. 234], ¡Uintacrinus¡) umschließt die dizyklische Basis eine zentrale Tafel (Centrodorsalplatte), welche wahrscheinlich den Stiel ersetzt. Die Basalia sind untereinander und mit den darüber folgenden Täfelchen durch glatte, seltener gestreifte Berührungsflächen und durch Bindegewebsfasern unbeweglich verbunden. [Illustration: Fig. 232. Projektion eines Crinoidenkelches mit dreiteiliger Basis (¡b¡), mit 5×3 einfachen Radialia (¡r¡), 4 gleichen Interradien (¡ir¡) und einem 5. ungleichen Analinterradius (¡a¡).] [Illustration: Fig. 233. Poteriocrinus mit dizyklischer Basis und einem einzigen Kranz von Radialia.] [Illustration: Fig. 234. ¡Marsupites ornatus.¡ Analyse des Kelches (¡cd¡ Centrodorsale ¡ib¡ Infrabasalia, ¡b¡ Basalia, ¡r¡ Radialia).] b) Über der Basis folgt ein Kranz von fünf (sehr selten von vier oder sechs) ~Radialtafeln~ (Radialia), in deren Verlängerung nach oben die Arme liegen. Sie setzen bei fast allen mesozoischen und lebenden Crinoideen die seitliche Wand der Dorsalkapsel zusammen und tragen häufig unmittelbar die fünf (beziehungsweise vier) Arme. Bei einigen der ältesten Formen sind ein oder mehrere Radialia durch eine Quersutur in zwei Stücke (Supra-Radiale und Infra-Radiale) zerlegt. Radialia und Basalia verbinden sich miteinander durch glatte oder feingestreifte Suturflächen, welche äußerlich durch Nähte angedeutet sind. Folgen (¡Camerata¡) über dem unteren Radialkranz noch weitere, durch Sutur unbeweglich verbundene Täfelchen in der Richtung der Arme, so werden dieselben als Radialia zweiter, dritter, vierter u. s. w. Ordnung bezeichnet. ¡R^1¡ bedeutet immer den untersten Radialkreis. Die ¡R^2¡ oder ¡R^3¡ besitzen häufig einen aus zwei dachförmig zusammenstoßenden Flächen gebildeten Oberrand, wovon jede Fläche wieder eine Reihe von Täfelchen tragen kann. Man nennt derartige Kelchtäfelchen ~Radialia axillaria~ und die zwei darüber folgenden, durch Gabelung eines Radius entstandenen Täfelchenreihen ~Radialia distichalia~ oder kurzweg ~Distichalia~, wobei dann wieder Distichalia der ersten, zweiten, dritten u. s. w. Ordnung unterschieden werden. Durch Distichalia axillaria können sich auch die Distichalreihen wieder gabeln und vier Reihen sogenannter ~Palmaria~ bilden. Grenzen die Distichal- oder Palmarreihen seitlich nicht unmittelbar aneinander an, sondern sind durch Zwischentäfelchen getrennt, so heißen letztere ~Interdistichalia~ und ~Interpalmaria~. Diejenigen Radialplatten, welche mit den darüber folgenden Täfelchen nicht durch einfache Sutur unbeweglich verbunden sind, sondern oben eine schräg abgestutzte oder hufeisenförmige »~Gelenkfläche~« mit einer erhabenen Querleiste besitzen, heißen ~Radialia articularia~. Jede Gelenkfläche besitzt innerhalb des Querriffs zwei Gruben zur Aufnahme von Muskelballen und außerhalb derselben eine schmale Querfurche für elastisches Bindegewebe (Ligament). In der Regel ist die Querleiste in der Mitte vom achsialen Dorsalkanal durchbohrt. Bei den meisten Crinoideen besitzt schon das unterste ¡R¡ eine Gelenkfläche und die Dorsalkapsel enthält nur eine Zone von ¡R¡. ~Carpenter~, ~Bather~ und ~Jaekel~ beschränken die Bezeichnung Radialia auf den untersten Radialkranz und nennen die folgenden radial gelegenen einfachen Täfelchen bis zur ersten Axillarplatte (inklusive) ~Costalia~; wobei wieder Costalia der ersten, zweiten und dritten Ordnung unterschieden werden. ~Wachsmuth~ und ~Springer~ rechnen alle Costalia zu den Armgliedern, bezeichnen sie als Brachialia und unterscheiden feste mit den Kelchplatten unbeweglich verbundene und freie Armglieder. Bei den meisten paläozoischen Crinoideen beobachtet man zwischen zwei Radien ein oder mehrere eingeschaltete Interradialtäfelchen, (Interbrachialia Wachsm. und Springer), in deren Verlängerung nach oben sich die Afteröffnung befindet. Legt man durch diesen Analinterradius nach dem gegenüberliegenden Radius eine Ebene, so wird der Kelch in zwei symmetrische Hälften zerlegt, wobei der dem After gegenüber liegende unpaare Radius als vorderer, die seitlichen als rechte und linke bezeichnet werden. ~Interradialia~ können aber nicht nur in der Fortsetzung der Afteröffnung, sondern zwischen allen Radialia auftreten und dadurch die Dorsalkapsel des Kelches mehr oder weniger erweitern; sie liegen bald lose nebeneinander, haben irreguläre Gestalt und Anordnung oder sie sind wie die Radialia fest aneinandergefügt und regelmäßig angeordnet. Folgen mehrere Radialkränze übereinander, so vermehren sich auch in entsprechender Weise die Interradialia, bei denen ebenfalls ¡IR¡ verschiedener Ordnung und Interradialia distichalia unterschieden werden. Der Analinterradius unterscheidet sich von den übrigen Interradien häufig durch bedeutendere Zahl, Größe und Lage der Täfelchen. Alle Interradialia sind untereinander und mit den Radialia durch unbewegliche Nähte verbunden. Die obere Grenze der Dorsalkapsel wird von verschiedenen Autoren verschieden bestimmt. Viele Autoren rechnen alle über dem unteren Radialkranz gelegenen Täfelchen, auch wenn sie seitlich fest miteinander verbunden sind, zu den Armen; nach ~Schultze~ u. A. beginnen die Arme unveränderlich da, wo sie freie Beweglichkeit erlangen, also ~über der ersten Gelenkfläche~ eines Radiale. [Illustration: Fig. 235. Kelchdecke von ¡Pentacrinus caputmedusae¡ mit sehr dünnen Kalktäfelchen, zentralem Mund (¡o¡), offenen Ambulacren und exzentrischem After (¡A¡).] [Illustration: Fig. 236. Kelchdecke von ¡Hyocrinus¡, vergrößert. ¡o¡ Oralplatten. ¡p¡ Mund (¡Peristoma¡). ¡s¡ Saumplättchen. ¡c¡ Dorsaler Kanal in den Armgliedern. ¡am¡ Ambulacralfurchen in den Armen und in der getäfelten Decke. an After. (Nach ~Wyville Thomson~.)] c) Die obere oder ventrale (actinale) Seite des Kelches wird durch die ~Kelchdecke~ (tegmen calycis) gebildet. Dieselbe breitet sich entweder als eine lederartige Haut (ventrales ~Perisom~), worin häufig eine große Anzahl dünner Kalkplättchen eingelagert ist (Fig. 235, 236), oder als eine getäfelte, gewölbeartige Scheibe zwischen der Basis der Arme aus. Sie enthält häufig eine äußerlich sichtbare, mehr oder weniger zentrale ~Mundöffnung~, sowie eine meist exzentrische, interradiale ~Afteröffnung~. Die Mundöffnung führt in die Speiseröhre und den dicken Darm, welcher den größeren Teil des Kelchhohlraumes ausfüllt, sich anfänglich nach unten richtet und dann nach mehreren Windungen in der Afteröffnung der Kelchdecke endigt. Bei gewissen fossilen Crinoideen (¡Actinocrinidae¡) war der Darm von einem sehr dünnwandigen, fein porösen, gegen unten zu einer Röhre verjüngten Hohlzylinder umgeben, der in vertikaler Richtung die Mitte der Leibeshöhle einnimmt. (Fig. 244). Bei allen lebenden Crinoideen führen vom Mund fünf (resp. vier) offene ~Ambulacralfurchen~ (¡am¡) nach der Basis der Arme, die entweder einfach bleiben oder sich nach außen im gleichen Maße wie die Arme vergabeln. Im Grunde dieser mit Epithel ausgekleideten Furchen befindet sich ein mit Wasser erfülltes ~Ambulacralgefäß~, über dem ein Blutgefäß und ein Nervenstrang in gleicher Richtung verlaufen. Die Ambulacra senden an beiden Seiten alternierende schwellbare Tentakeln aus und vereinigen sich in einem die Mundöffnung umgebenden ~Ringkanal~, von welchem ein oder fünf kurze, offene Schläuche (Steinkanäle) in die Leibeshöhle herabhängen und das Ambulacralsystem von hier mit Wasser speisen. In den Ecken der Mundöffnung liegt bei ¡Thaumatocrinus¡, ¡Rhizocrinus¡, ¡Hyocrinus¡ (Fig. 236), ¡Calamocrinus¡ und sehr vielen fossilen Crinoideen je eine dreieckige ~Oralplatte~. Die Spitzen dieser fünf Platten sind gegeneinander gerichtet, und zwischen ihnen verlaufen die Ambulacra. Die Oralplatten haben sehr verschiedene Größe, fehlen an ausgewachsenen Exemplaren von ¡Antedon¡ und ¡Pentacrinus¡, werden aber erst während der Entwickelung resorbiert und haben bei den Embryonen dieser Gattungen noch ansehnliche Größe. Bei manchen paläozoischen Crinoideen (¡Larviformia¡ Fig. 248, 249) wird die Kelchdecke ganz oder größtenteils aus fünf großen Oralplatten gebildet, welche seitlich entweder durch Furchen getrennt sind oder direkt aneinander stoßen. Häufiger nehmen die Oralplatten nur die Mundecken ein und die übrige zwischen den Ambulacralfurchen gelegene Fläche ist mit mehr oder weniger unregelmäßig angeordneten ~Interambulacraltäfelchen~ bedeckt (¡Hyocrinus¡, Fig. 236). Bei den paläozoischen Fistulaten, vielen Cameraten und bei dem lebenden ¡Calamocrinus¡ befindet sich die Afteröffnung entweder am Gipfel oder an der Basis einer ballon- oder rüsselförmigen getäfelten ~Afterröhre~ (¡Proboscis¡, Fig. 237). Von den Interambulacraltäfelchen der Kelchdecke sind einzelne oder auch viele (bei ¡Calamocrinus¡ alle dem Mund benachbarten) porös (Respirationsporen) und führen der Leibeshöhle Wasser zu; zuweilen befinden sich auch spaltartige Poren zwischen den Täfelchen der Afterröhre (¡Fistulata¡) oder es ist eine einzige perforierte Oralplatte (Madreporit) in dem Analinterradius vorhanden. Bei allen Crinoideen mit offenen Ambulacralfurchen sind die letzteren seitlich eingefaßt von keilförmigen, vertikal stehenden ~Seitenplatten~ (Ambulacralplatten) von verschiedener Größe und Form, welche bewegliche, meist dreiseitig zugespitzte oder gerundete ~Saumplatten~ (Deckplatten, covering plates) tragen. Bei dem paläozoischen ¡Taxocrinus¡ (Fig. 240) und wahrscheinlich bei allen ¡Flexibilia¡ legen sich die Saumplättchen in alternierenden Reihen über die Ambulacralfurchen und bilden eine zweireihige, zuweilen auch drei- und vierreihige von der Armbasis nach dem Mund verlaufende Täfelchen-Decke. Der Mund ist alsdann entweder eine von fünf Oralplatten umgebene sichtbare Öffnung (¡Taxocrinus¡, Fig. 240) oder die Oralplatten stoßen aneinander, bedecken die Mundöffnung vollständig, so daß der Mund ~subtegminal~ wird, und die Ambulacra äußerlich nicht mehr erkennbar sind. (Fig. 243.) [Illustration: Fig. 237. ¡Lecythocrinus Eifelianus¡ Müller mit röhrenförmig verlängerter Afterröhre (nach ~Schultze~).] [Illustration: Fig. 238. ¡Dorycrinus quinquelobus¡ Hall sp. mit solid getäfelter Kelchdecke und exzentrischem After.] [Illustration: Fig. 239. Kelchdecke von ¡Coccocrinus rosaceus¡ Roem. mit solid getäfelter Kelchdecke und großen Oralplatten in 2facher nat. Größe (nach ~Schultze~)] [Illustration: Fig. 240. Kelchdecke von ¡Taxocrinus intermedius¡ Wachsm. und Spr. (nach ~Wachsmuth~ und ~Springer~).] [Illustration: Fig. 241. Kelchdecke von ¡Platycrinus Halli¡ in eine Ebene projiziert (nach ~Wachsmuth~ und ~Springer~) ¡a¡ Ambulacrale, ¡ia¡ interambulacrale Felder, ¡ia'¡ Analinterradius, ¡e¡ Saumplättchen der Ambulacrale, ¡i¡ interradiale Täfelchen, ¡p¡ die vier vorderen, ¡o¡ die anale Oralplatte, ¡x¡ Täfelchen des analen Interambulacralfeldes.] [Illustration: Fig. 242. ¡Hexacrinus elongatus¡ Goldf. Kelch mit getäfelter Decke. ¡a¡ Von der Seite, ¡b¡ von oben.] [Illustration: Fig. 243. Kelchdecke von ¡Agaricocrinus Americanus¡ (nach ~Wachsmuth~). ¡r¡ Einzeilige Ambulacralplatten, ¡i¡ Interambulacralplatten, ¡o¡ anale Oralplatte, ¡p¡ vordere und seitliche Oralplatten, ¡x¡ Plättchen des Analinterrad.] [Illustration: Fig. 244. ¡Actinocrinus proboscidialis¡ Hall. ¡A¡ Kelchdecke teilweise aufgebrochen, um die von den Armen kommenden getäfelten Röhren der Ambulacralgefäße (¡a¡) zu zeigen. ¡B¡ getäfelte Oberseite der unterirdischen Ambulacralröhren. ¡C¡ Scheitel eines Steinkerns mit den Eindrücken der Zufuhrkanäle (¡a¡) von den Armen nach dem Munde (¡o¡), After (¡an¡).] Eine sehr bemerkenswerte Modifikation der Kelchdecke tritt bei den paläozoischen ¡Camerata¡ ein. Hier erlangen die meist sehr zahlreichen Kelchtäfelchen beträchtliche Dicke und fügen sich wie die Steine eines Gewölbes zu einer sehr soliden, unbeweglichen, mehr oder weniger konvexen Decke zusammen, aus welcher zuweilen eine gleichfalls solid getäfelte Afterröhre hervorragt. Im Zentrum dieses Gewölbes lassen sich öfter fünf größere Platten erkennen, wovon die des Analinterradius von den übrigen in Dimensionen und Form abweicht und meist zwischen die übrigen eingeschoben erscheint. ~Wachsmuth~ betrachtet diese fünf Platten als Oralia. Die übrigen Deckentäfelchen lassen sich nach ihrer Lage als Interambulacralia und Ambulacralia unterscheiden, doch bilden die letzteren nicht immer zwei alternierende Reihen (Fig. 241), sondern verlaufen häufig auch einreihig von der Armbasis bis zu den Zentral-Platten. In allen Fällen sind übrigens die Ambulacral- und Oralplatten unbeweglich mit den übrigen Kelchplatten verbunden. Form, Größe und Anordnung der als Oralplatten gedeuteten zentralen Gewölbtafeln variieren beträchtlich, sogar innerhalb ein und derselben Gattung und selbst bei den Individuen einer Art. Sie werden zuweilen so klein, daß sie sich von den übrigen Deckenplatten nicht unterscheiden, und wenn sich außerdem überzählige Täfelchen zwischen dieselben einschalten, die interambulacralen Platten die ambulacralen verdrängen und sich direkt berühren, so entsteht ein mit größeren oder kleineren Täfelchen gepflastertes, konvexes Gewölbe, worin einzelne oder auch alle Täfelchen stark verdickt und mit Höckern, Körnern, zuweilen sogar mit langen Stacheln bewehrt sein können. Bei derartigen Crinoideen enthält die Dorsalkapsel meist zwei oder mehr Reihen von Interradialplatten, welche ganz allmählich in die Interambulacralplatten der Decke übergehen, so daß eine scharfe Grenze zwischen den Seiten und der Decke des Kelches nicht existiert. Die mit geschlossenem Deckengewölbe versehenen Crinoideen besitzen stets nur ~eine~, meist exzentrische Öffnung in der Decke, welche unzweifelhaft der ~Afteröffnung~ entspricht. Der Mund liegt bei denselben ~subtegminal~ und zwar verlaufen die durch die überwuchernden Interambulacralplatten aus der Decke verdrängten Ambulacra unterirdisch und sind zuweilen von besonderen, winzigen Täfelchen umgeben, welche tunnelartige Röhren bilden, die sich unter den Oralplatten in einem auf der Unterseite mit fünf interambulacralen Poren versehenen Ring vereinigen und an der Basis der Arme in die Ambulacralfurchen der letzteren einmünden (Fig. 244). Die Austrittsöffnung der subtegminalen Ambulacra in die Arme befindet sich stets unmittelbar vor der Armbasis in der Kelchdecke. [Illustration: Fig. 245. ¡A Carpocrinus comtus¡ Ang. sp. mit einzeiligen, ¡B Callicrinus costatus¡ His. mit zweizeiligen Armen (nach ~Angelin~).] 2. Die ~Arme~ (Brachia) der Crinoideen bilden die unmittelbare Fortsetzung der Radialzonen und sind mit dem obersten Kelchradiale durch eine Gelenkfläche verbunden. Sie bestehen aus ~Armplatten~ (Brachialia), welche entweder in einfacher oder zweizeiliger, alternierender Reihe angeordnet sind. Danach heißen die Arme ~einzeilig~ (Fig. 245 A) oder ~zweizeilig~ (Fig. 245 B). Häufig besitzen die Brachialia keilförmige Gestalt und folgen so aufeinander, daß abwechselnd die breite Seite nach rechts oder nach links zu liegen kommt. Es entstehen dadurch ~wechselzeilige~ Arme mit Zickzacknähten. Jeder wechsel- oder zweizeilige Arm beginnt einzeilig. Die Arme bleiben selten einfach, sie sind meist ein- oder mehrfach gegabelt und zuweilen sogar sehr stark verästelt. Diejenigen Armglieder, über denen eine Gabelung eintritt, haben oben zwei dachförmig zusammenstoßende Gelenkflächen und heißen ~Brachialia axillaria~. Zur genaueren Bezeichnung der einzelnen Armglieder hat ~Bather~ eine sorgfältig ausgearbeitete Terminologie vorgeschlagen. Sehr häufig sind die beiden von einem Axillarglied ausgehenden Äste gleich stark und gleichmäßig verzweigt, nicht selten bleibt aber auch der eine Ast klein und einfach, während sich der andere stärkere weiter vergabelt. Sowohl die einfachen als auch die vergabelten Arme sind in der Regel auf der nach innen gewendeten Ventralseite rechts und links mit kurzen, dünnen, gegliederten Anhängen (Pinnulae, Fiederfädchen) besetzt, welche im wesentlichen wie die Arme gebaut sind, und in denen sich bei den lebenden Gattungen die Generationsorgane entwickeln. Als Interbrachialia bezeichnet man die an der Basis der Arme zwischen den beginnenden Ästen eingeschalteten Ausfüllungsplatten. Die Arme und Pinnulae sind ihrer ganzen Länge nach auf der Ventralseite mit einer ziemlich tiefen Rinne (~Ambulacralfurche~, ~Tentakelrinne~) versehen, welche zu unterst eine radiäre Ausstülpung der Leibeshöhle, darüber den Genitalstrang, das Wassergefäß, Blutgefäße und ein Nervenbändchen enthält; über diesen Organen ist die Ambulacralfurche mit Epithel ausgekleidet und außerdem mit zwei Reihen vom Wassergefäß ausgehender schwellbarer Tentakeln besetzt. Auf ihren verschmälerten Seitenrändern stehen kleine ~Seitenplatten~ (Ambulacralplatten) und auf diesen meist bewegliche ~Saumplättchen~ (covering plates), die sich in alternierenden Reihen nebeneinander legen und die Ambulacralfurche vollständig bedecken können (Fig. 246). Die Ambulacralfurchen der Arme münden direkt in die Ambulacralgänge der Kelchdecke und führen durch lebhafte Epithelialbewegung dem Mund die aus Diatomeen, Infusorien, mikroskopischen Crustaceen, Larven etc. bestehende Nahrung zu. [Illustration: Fig. 246. Getäfelte Ventralfurchen der Arme: ¡a¡ und ¡b¡ von ¡Cyathocrinus ramosus¡ Ang. mit Saumplättchen, ¡c¡ von ¡Gissocrinus arthriticus¡ His. mit Saum- und Deckplättchen (vergrößert).] Die Verbindung der Armglieder wird entweder durch ~Gelenkflächen~ oder ~Sizygialnähte~ bewerkstelligt. Im ersteren Fall besitzt jeder der aneinander liegenden Flächen zweier Armglieder ein oder auch zwei erhabene, meist schiefe Leisten; die durch die Leisten entstehenden Zwischenräume zwischen zwei Gliedern sind mit elastischer Substanz oder Muskelballen ausgefüllt und gestatten eine gewisse Beweglichkeit der Arme. Durch ~Sizygialnähte~ werden zwei Glieder unbeweglich verbunden; die beiden glatten, feingestreiften und punktierten Berührungsflächen legen sich unmittelbar aneinander und sind nur durch ein dünnes Häutchen geschieden. Das Armglied, welches ~unter~ einer Sizygialnaht liegt, heißt ~Hypozygale~, das obere ~Epizygale~. Die mittels Sizygien verbundenen Brachialia verwachsen leicht miteinander und zählen physiologisch als einfaches Glied, indem stets nur das epizygiale Pinnulae trägt. Die Pinnulae stehen meist in alternierenden Reihen auf beiden Seiten der Arme. Bei den lebenden und vielen fossilen Crinoideen sind sämtliche Armglieder in ihrem dorsalen Kalkkörper von einem, zuweilen doppelten Kanal (axial cord) durchzogen, welcher elastische Fasern und einen Nervenstrang enthält. Letzterer sendet häufig feine Verzweigungen nach allen Richtungen aus. Der Dorsalkanal der Armglieder setzt auch in die Radialia und Basalia fort und verläuft bei Formen mit dicken Kelchplatten im Innern derselben, bei dünnplattigen Crinoideen in seichten Furchen auf der nach innen gerichteten Seite der Täfelchen. Bei allen genauer untersuchten Gattungen beginnen diese Achsenkanäle in dem in der Basis des Kelchs befindlichen zentralen sogenannten »gekammerten dorsalen Organ«, verlaufen von da in die Basalplatten, gabeln sich darin in zwei Äste, welche in die Radialia und Brachialia fortsetzen und meist im ersten Radiale durch einen Ringkanal verbunden sind (Fig. 288). 3. Der ~Stiel~ (columna) erreicht bei manchen Gattungen (¡Pentacrinus¡) eine Länge von mehreren Metern, bleibt bei anderen kurz oder verkümmert auch ganz, so daß der Kelch entweder direkt festgewachsen ist (¡Cyathidium¡) oder überhaupt jeder Anheftungsstelle entbehrt (¡Astylocrinus¡, ¡Uintacrinus¡, ¡Marsupites¡, ¡Antedon¡). Er besteht aus zylindrischen, kreisrunden, elliptischen oder kantigen (und zwar meist fünfkantigen) Gliedern von gleicher oder verschiedener Größe, die in seltenen Fällen aus je fünf symmetrisch angeordneten Stücken bestehen. In gewissen Abständen ist der Stiel zuweilen mit wirbelförmig angeordneten ~Nebenranken~ (Cirrhen) besetzt. Das untere Ende des Stiels ist bald zu einer knolligen Wurzel verdickt oder verästelt, oder es verjüngt sich allmählich in eine Spitze, in deren Nähe meist feine Seitenranken entspringen. Das Wachstum des Stiels erfolgt teils durch Vergrößerung, teils durch Einschaltung neuer Glieder am oberen Ende. Die neu gebildeten, unter der Kelchbasis befindlichen Glieder unterscheiden sich meist durch geringere Höhe und Durchmesser von den älteren. Zuweilen endigt aber auch der Stiel oben in einer großen, polygonalen Platte (Centrodorsalplatte), welche sich zwischen dem Basalkranz einschiebt und an der unteren Umgrenzung des Kelches teilnimmt. Sämtliche Stiel- und Rankenglieder sind von einem zentralen ~Kanal~ von rundlichem oder fünflappigem Querschnitt durchzogen, welcher die Verlängerung eines im unteren Teil des Kelches befindlichen gekammerten dorsalen Organes bildet, das als zentrales Nervensystem gedeutet wird und zugleich einen als Herz bezeichneten Gefäßstrang enthält. Der Stielkanal ist ringsum von festen, elastischen Bindegewebfasern umgeben, welche die einzelnen Glieder zusammenhalten. Außerdem sind die Stielglieder durch ebene, meist radiär gestreifte oder in verschiedener Weise mit Erhöhungen und Vertiefungen versehenen Artikulationsflächen verbunden, zwischen denen ebenfalls elastisches Bindegewebe befestigt ist. Bleiben die Artikulationsflächen glatt und legen sich dicht aneinander, so entsteht eine unbewegliche Sizygialverbindung. Zuweilen kommt auch (¡Rhizocrinus¡, ¡Bourguetocrinus¡) durch eine erhabene, meist schiefe Querleiste eine bewegliche Gelenkverbindung der einzelnen Glieder zustande. Die obersten Stielglieder lassen manchmal Nähte erkennen, welche für eine ursprüngliche Zusammensetzung derselben aus fünf Stücken sprechen. Diese Nähte alternieren stets mit denen der Infrabasalia oder bei monozyklischer Basis mit den Basalia. Die ~Ontogenie~ ist nur von einer einzigen lebenden Gattung (¡Antedon¡) bekannt, bietet aber für die Beurteilung vieler Verhältnisse der fossilen Crinoideen wichtige Anhaltspunkte. Die Eier durchlaufen ihre ersten Entwickelungsstadien noch in den Ovarialkapseln der Pinnulae. Die frei gewordene Larve besitzt vier Wimperstreifen, einen seitlich gelegenen Mund und gleicht am meisten den Embryonen gewisser Anneliden. Im Innern der Gastrulalarve entstehen zuerst zehn siebförmig durchlöcherte Kalkplättchen, welche sich um den vorderen Teil des Darms in zwei symmetrisch übereinander liegende Kränze von fünf Täfelchen gruppieren; am unteren Pol entstehen eine Anzahl dünner Kalkringe, die hinten mit einer größeren Platte abschließen. Die zehn vorderen Täfelchen vergrößern sich allmählich und bilden die Anlage des Kelches, die Kalkringe des Stieles werden durch vertikale Kalkstäbchen verbunden. Die bisher frei schwimmende Larve setzt sich fest, die Wimperstreifen verschwinden, die äußere Protoplasmasubstanz bildet eine Oberhaut und die Mundöffnung befindet sich inmitten des vorderen Täfelchenkranzes. Die fünf den Mund umgebenden Platten heißen darum Oralia. Der untere Täfelchenkranz besteht aus fünf Basalia, welche auf dem obersten Ring des Stieles (Centrodorsale) ruhen. In den fünf Ecken, wo je zwei Oralia und zwei Basalia zusammenstoßen, bilden sich nun fünf kleine Platten (Radialia), die rasch an Größe zunehmen und die Oralia in die Höhe drängen. Zugleich entsteht im gleichen Niveau mit den Radialia eine sechste, sogenannte Analplatte, die mit den Oralia nach und nach in die Kelchdecke geschoben wird. Auf den Radialplatten setzen sich später Reihen länglicher, walzenförmiger Armglieder (Brachialia) an, deren Vermehrung sehr rasch erfolgt. Die Larve ist nun in das sogenannte Pentacrinus-Stadium getreten. Gleichzeitig mit der Entwicklung der Arme und des Stieles erfolgt eine Reduktion der Oralia und der Analplatte, die nach vollständiger Ausbildung des Hautskelettes gänzlich verschwinden. Auch die Basalia werden von dem sich vergrößernden obersten Stielglied (Centrodorsale) überwuchert, verschwinden äußerlich und hinterlassen nur noch ein Rudiment in Form einer kleinen, ringförmigen Rosette. Schließlich löst sich der Stiel von dem knopfförmigen, mit Ranken besetzten Centrodorsale ab und das fertige Tier erhält freie Ortsbewegung. [Illustration: Fig. 247. Larve von ¡Antedon rosaceus¡ (nach ~Wyv. Thomson~). ¡b¡ Basalia, ¡r¡ Radialia, ¡o¡ Oralplatten, ¡cd¡ Centrodorsalplatte.] Die Entwicklung von Antedon zeigt, daß die Basalia, Oralia und der Stiel die primitivsten Elemente des Skelettes darstellen; erst später folgen Radialia und Brachialia. Ähnliches beobachtet man an vielen paläozoischen Crinoideen, bei denen namentlich die Basalia und der Stiel stark entwickelt sind, während die Radialia häufig an Größe hinter den Basalia zurückbleiben, und die Arme nur geringe Stärke erlangen. ~Lebensweise.~ Die noch jetzt existierenden Crinoideen leben gesellig in mäßig tiefem oder sehr tiefem Wasser (Seichtwasser bis 3000 Faden). Auch die fossilen Formen scheinen in großer Zahl beisammen gelebt zu haben, doch sind die Erhaltungsbedingungen für die meist zarten, zerbrechlichen und aus lose verbundenen Täfelchen und Gliedern zusammengesetzten Kalkskelette nicht sonderlich günstig. Man findet am häufigsten Stielglieder, seltener Kronen. In paläozoischen Ablagerungen sind die Crinoideen oft mit Riffkorallen vergesellschaftet. Die zerstreuten Stiel- und Armglieder bilden nicht selten im Silur, Devon, Karbon, Trias und Jura mehr oder weniger mächtige Schichten von Crinoideen- oder Trochitenkalken. ~Systematik.~ Der erste Klassifikationsversuch von ~J. S. Miller~ berücksichtigte vornehmlich die Form und Verbindung der Kelchtafeln und zerlegte danach die Crinoideen in vier Gruppen: ¡C. articulata¡, ¡semiarticulata¡, ¡inarticulata¡ und ¡coadunata¡. ~Joh. Müller~ verwertete hauptsächlich die bewegliche (gelenkartige) oder feste Verbindung der Radialia, die Stärke der Kelchplatten, die Beweglichkeit der Arme und die getäfelte oder häutige Beschaffenheit der Kelchdecke für die Systematik und verteilte danach die ihm bekannten Crinoideen in die zwei Hauptgruppen: ¿Articulata¿ und ¿Tessellata¿, denen noch die ¿Costata¿ mit der einzigen Gattung ¡Saccoma¡ und die ¿Testacea¿ mit ¡Haplocrinus¡ beigefügt wurden. ~Austin~ und ~F. Roemer~ unterscheiden die zwei unhaltbaren Gruppen der gestielten und ungestielten Crinoideen. Von besonderer Wichtigkeit wurden die Untersuchungen von ~Wachsmuth~ und ~Springer~ über den Bau des Kelches und namentlich der Kelchdecke fossiler Crinoideen. Die anfänglich aufgestellten Hauptabteilungen ¿Palaeocrinoidea¿ und ¿Stomatocrinoidea¿ (= ¡Neocrinoidea¡ Carp.), welche im wesentlichen den ¡Tessellata¡ und ¡Articulata¡ ~J. Müller~s, sowie den ¡Hypascocrina¡ und ¡Epascocrina¡ ~Neumayr~s entsprechen, wurden später von ~Wachsmuth~ und ~Springer~ aufgegeben und die Crinoideen (1888) in vier Gruppen (¡Camarata¡, ¡Inadunata¡, ¡Articulata¡ und ¡Canaliculata¡) zerlegt, wovon die ¡Canaliculata¡ ziemlich genau den ~Müller~schen Articulaten entsprechen. Zu den ¿Camarata¿ (besser ¡Camerata¡) gehören die paläozoischen mit solid getäfelter Kelchdecke und subtegminalem Mund versehenen Formen; zu den ¿Inadunaten¿ die nur aus einem Kranz von Radialia bestehenden Kelche, auf welchen sich die Arme frei erheben. Die ¡Inadunata¡ zerfallen nach ~Wachsmuth~ und ~Springer~ in die zwei Unterabteilungen: ¡I. larviformia¡, deren Kelchdecke nur aus wenigen Tafeln (meist nur aus 5 Oralplatten) zusammengesetzt ist, und ¿I. fistulata¿, bei denen die zahlreichen dünnen Kelchplättchen eine häufig ballonförmig oder rüsselartig verlängerte Decke bilden. Die ¿Articulata¿ haben eine aus dünnen Täfelchen bestehende bewegliche Kelchdecke. ~Jaekel~ zerlegte (1894) die Crinoidea in zwei Hauptabteilungen: ¿Cladocrinoidea¿ und ¿Pentacrinoidea¿. Von diesen entsprechen die ersteren ziemlich genau den ¡Camerata¡. Sie stammen nach ~Jaekel~ von Cystoideen mit zahlreichen Kelchplatten ab, haben im Kelch stets interradiale Platten und besitzen zweizeilige Arme, die mit echten Pinnulis besetzt sind. Bei den ¿Pentacrinoidea¿ ist der Kelch im wesentlichen aus den Basalia und Radialia zusammengesetzt, die Arme sind meist einzeilig oder wechselzeilig, vielfach gegabelt und statt mit echten Pinnulis mit feinen, häufig verästelten Seitenzweigchen (Ramulis) versehen. Die ¡Pentacrinoidea¡ werden von ~Jaekel~ in 5 Unterordnungen: ¡Fistulata¡, ¡Larvata¡, ¡Costata¡, ¡Articulosa¡ (= ¡Articulata¡ W. u. Spr.) und ¡Articulata¡ (= ¡Canaliculata¡ W. u. Spr.) zerlegt. ~Bather~ (1900) legt auf die Zusammensetzung der Basis das Hauptgewicht und teilt danach die Crinoidea in zwei Ordnungen ¿Monocyclica¿ und ¿Dicyclica¿ ein, in denen sich die homologen Familien der ¡Inadunata¡ und ¡Camerata¡ als parallele phyletische Entwicklungsstadien wiederholen. Außerdem enthalten die ¡Monocyclica¡ die Familien der ¡Larviformia¡ und ¡Adunata¡, die ¡Dicyclica¡ die ¡Flexibilia¡ und ¡Articulata¡. In einer prachtvollen Monographie der ¡Crinoidea Camerata¡ von N.-Amerika haben Wachsmuth und Springer einen trefflichen Überblick der Organisation der Crinoideen überhaupt geliefert und ihre systematische Einteilung fester begründet. 1. Ordnung. #Larviformia.# (¡Inadunata larviformia¡ Wachsm., ¡Haplocrinacea¡ Neumayr, ¡Larvata¡ Jaekel.) ~Dorsalkapsel aus Basis und einem einzigen Kranz von~ ¿R¿ ~zusammengesetzt. Kelchdecke aus fünf dreieckigen, eine Pyramide bildenden Platten (Oralia) bestehend. Ambulacra und Mund subtegminal. Arme (5 selten 10) von der Basis an unverästelt, ohne Pinnulae.~ Silur bis Karbon. Meist kleine Formen mit embryonalen Merkmalen und sehr einfach gebautem Kelch. 1. Familie. #Haplocrinidae.# F. Roem. ¡K kugelig oder birnförmig, klein, irregulär; drei R aus zwei Stücken zusammengesetzt, die übrigen einfach. Oralia groß, drei- bis fünfeckig, seitlich zusammenstoßend, eines durchbohrt. Die fünf Arme schwach, einzeilig.¡ ¿Haplocrinus¿ Steininger (Fig. 248). ¡B¡ 5, ¡R¡ 5 ungleich, davon 3 aus einem kleineren unteren und einem größeren oberen Stück bestehend; am oberen Rand mit Artikulationsausschnitt für die kleinen, einzeiligen, unvergabelten Arme, welche sich in tiefe Furchen zwischen den großen fünfeckigen, zugespitzten und seitlich zusammenstoßenden Oralia legen. Eine Oralplatte ist nach ~Wachsmuth~ von einer feinen Öffnung (After) durchbohrt. Mund subtegminal. ¡St¡ kurz, aus niedrigen Gliedern bestehend. Nicht selten im mittleren Devon der Eifel, Nassau, und im oberen Devon von Nordamerika. [Illustration: Fig. 248. ¡Haplocrinus mespiliformis Goldf.¡ Devon. Gerolstein. Eifel. ¡a¡ Kelch von der Seite, ¡b¡ von oben, ¡c¡ von unten, ¡d¡ Analyse des Kelches (¡b¡ Basalia, ¡x¡ die drei zwischen den Basalia und den Radialia gelegenen unsymmetrischen Täfelchen, ¡r¡ Radialia, ¡br¡ unterste Armglieder, ¡o¡ Oralplatten im Scheitel).] 2. Familie. #Allagecrinidae.# Etheridge u. Carp. ¡K sehr klein, aus 5 B und 5 ungleich großen R zusammengesetzt. Die größeren R tragen zwei Arme, die kleineren nur einen. Kelchdecke durch 5 O gebildet.¡ ¿Allagecrinus¿ Eth. u. Carp. ¡K¡ mit 3 verschmolzenen ¡B¡, 5 ¡R¡ und 5 ¡O¡. Letztere bilden eine Pyramide. ¡A¡ aus hohen, einzeiligen Gliedern bestehend. Im Kohlenkalk von Schottland und Nordamerika. 3. Familie. #Triacrinidae.# Angelin. ¡K klein, kugelig oder becherförmig, aus dicken Täfelchen gebildet. B 3-5, R 5 sehr ungleich. Kelchdecke mit 5 ungleichen, in geschlossener Pyramide zusammenstoßenden O. Die 5 Arme lang, einzeilig. Stiel rund.¡ Silur. Devon. ¿Triacrinus¿ Münster (¡Pisocrinus¡ de Kon.) (Fig. 249). ¡B¡ 3 oder 5 ungleich, ¡R¡ 5 sehr ungleich; nur die zwei großen vorderen Seitenradialia berühren die ¡B¡, die zwei hinteren seitlichen werden von einer sieben- oder fünfseitigen ¿IRA¿-Platte getragen. Die tief ausgeschnittenen Artikulationsflächen der ¡R¡ sind jederseits durch eine vorragende Leiste begrenzt. Kelchdecke sehr selten erhalten, angeblich mit 5 ungleich großen ¡O¡. Arme lang, einfach, aus hohen zylindrischen Gliedern bestehend. Ob. Silur (Gotland, Dudley und Tennessee) und Devon (Eifel, Fichtelgebirge). ¿Calycanthocrinus¿ Follmann. Unt. Devon. Rheinisches Schiefergebirg. [Illustration: Fig. 249. ¡A¡ ¡Triacrinus flagellifer¡ Angelin. Ober-Silur. Gotland. ¡a¡ vollständiges Exemplar mit Armen von der Analseite, ¡b¡ Kelch von der Seite, ¡c¡ von unten (natürl. Größe nach ~Angelin~). ¡B¡ ¡Triacrinus altus¡ Müll. Devon. Gerolstein. Eifel. ¡a¡ Kelch von der Seite, ¡b¡ von unten (nat. Gr.).] 4. Familie. #Symbathocrinidae.# Wachsm. u. Spr. ¡K klein, schüsselförmig, aus 3 oder 5 B und 5 gleichartigen R bestehend. Kelchdecke aus 5 asymmetrischen O zusammengesetzt, dazwischen eine dünne zentrale Afterröhre, die aber nicht durch IRA gestützt wird. Die Artikulationsfläche der R nimmt den ganzen Oberrand ein, ist schräg und mit Transversalleiste versehen. A 5 ungeteilt. Stiel rund.¡ Devon. Karbon. ¿Symbathocrinus¿ Phillips. ¡B¡ 3 ungleich groß. ¡R¡ 5 vier- oder fünfseitig, hoch. Das Oraltäfelchen über der Afteröffnung ist größer als die übrigen. Arme lang, ungeteilt, aus ziemlich hohen, einzeiligen Gliedern bestehend, die eine scharfe Dorsalkante bilden. Karbon. Nordamerika und Großbritannien. ¿Phimocrinus¿ Schultze (Devon) hat 5 ¡B¡; ¿Stylocrinus¿ Sandb. (Devon) unterscheidet sich nur durch die schräg nach innen und unten, statt nach innen und oben gerichteten Artikulationsflächen der ¡R¡. ¿Stortingocrinus¿ Schultze (Devon), ¿Lageniocrinus¿ de Kon. (Karbon). 5. Familie. #Cupressocrinidae.# d'Orb. ¡K ziemlich groß, niedrig, schüsselförmig, aus 5 gleichgroßen B und 5 R zusammengesetzt. IR fehlen. Die B umschließen eine fünfeckige Centrodorsalplatte, die wahrscheinlich aus 5 IB entstanden ist. Am oberen Rand des Kelches liegt an der Basis der Arme ein eigentümliches, ringförmiges Gerüst, das bald als Kelchdecke bald als »Konsolidationsapparat« zur Anheftung von Muskeln gedeutet wird. Es besteht aus fünf blumenblattähnlichen, horizontalen, oben abgestutzten und eine große zentrale Öffnung umschließenden interradialen Platten, welche seitlich verwachsen und nur eine runde Öffnung zum Durchtritt des Ambulacralgefäßes zwischen sich frei lassen. Eine dieser Platten (die anale) ist durchbohrt. Die fünf Arme sind ungeteilt, aus breiten und dicken, außen mit Dorsalkante versehenen, innen ausgehöhlten, durch einfache Sutur fest verbundenen Armgliedern bestehend, die von einem Nervenkanal durchzogen sind, welcher auch die Gelenkfläche der R durchbohrt. Br^1 ist niedrig, leistenförmig. Die Armglieder sind an ihren beiden Innenrändern jederseits mit einer Reihe dicht gedrängter, nach innen eingekrümmter, gegliederter Täfelchen besetzt. Stiel stark mit zentralem Hauptkanal und vier peripherischen Kanälen.¡ Die einzige Gattung ¿Cupressocrinus¿ Goldfuß (Fig. 250) findet sich im mittleren Devon (Eifel, Nassau, Westfalen, Harz; England). ¡C. crassus¡, ¡elongatus¡, ¡abbreviatus¡ Goldf. [Illustration: Fig. 250. ¡Cupressocrinus crassus¡ Goldf. Devon. Gerolstein. Eifel. ¡a¡ vollständiger Kelch mit Armen (nat. Größe). ¡b¡ Querschnitt des Stieles. ¡c¡ Centrodorsalplatte. ¡d¡ Querschnitt der Arme mit wohl erhaltenen, spiral eingekrümmten Pinnulis und getäfelter Decke der Ambulacralfurchen; der Nahrungskanal in den Dorsalplatten ist ringsum geschlossen. ¡e¡ Kelch von oben gesehen, mit den fünf Oralplatten (Konsolidationsapparat), wovon die nach unten gerichtete die Afteröffnung enthält. ¡f¡ Ein Radialtäfelchen mit Ambulacralloch, dessen innere Begrenzung abgebrochen ist. ¡g¡ Obere Stirnansicht eines Radialtäfelchens, Ring des Ambulacralloches unversehrt.] 2. Ordnung. #Costata#. J. Müller (emend. Jaekel). ~Kelch nur aus 5 dünnen, stets ungeteilten~ ¿R¿ ~und einer aus 3 oder einer Platte bestehenden Basis zusammengesetzt.~ ¿IR¿ ~und Analia und Afterröhre fehlen. Kelchdecke aus 5 Oralia und zuweilen aus diesen und kleinen rundlichen Suboralien gebildet. Arme mit ungeteilten alternierenden Seitenästen.~ Silur bis jetzt. 1. Familie. #Hapalocrinidae.# Jaekel. ¡K am einem Kranz großer, spatenförmiger R und einem dreiteiligen, bisweilen verschmolzenen Basalkranz. Kelchdecke von 5 großen O gebildet, zuweilen Suboralia vorhanden. Die 5 Arme teilen sich über dem zweiten Glied in zwei Hauptäste, die sich mitunter noch einmal gabeln und mit alternierenden Pinnulis (Ranuli) mit langen Gliedern besetzt sind. Stielglieder lang, in der Mitte verdickt, häufig mit Cirrhen.¡ Silur. Devon. ¿Hapalocrinus¿ Jaekel. Die 10 schlanken Arme ungeteilt mit langen dünnen Pinnulis. Unt. Devon. Bundenbach. ¡H. elegans¡ Jaekel. ¿Agriocrinus¿ Jaekel. Die 10 Arme in wechselnder Höhe einmal gegabelt, außen mit Stacheln versehen. Unt. Devon. ¡A. (Cyathocrinus) gracilis¡ F. Roemer. ¿Thallocrinus¿ Jaekel. Arme am ¡Br^2¡ in zwei Äste geteilt. Ob. Silur. Devon. ¡Th.¡ (¡Actinocrinus¡) ¡retiarius¡ Phill. sp. Ob. Silur. ¿Coccocrinus¿ J. Müll. (Fig. 239). Devon (Eifel). Silur. Nordamerika. 2. Familie. #Plicatocrinidae.# Zittel. ¡K aus 4, 6 oder 8 (selten 5 oder 7) hohen, dünnen R und einer trichterförmigen, vier- bis sechskantigen, ungeteilten Basis zusammengesetzt. Leibeshöhle weit und tief. Kelchdecke unbekannt. Die R tragen ein axillares Br, von dem je zwei unverästelte, aus gelenkig verbundenen Gliedern bestehende Arme mit alternierenden, ungegliederten, dorsalkantigen, ventral gefurchten Pinnulis ausgehen. Stiel dünn, mit runden, zylindrischen Gliedern.¡ Die einzige Gattung ¿Plicatocrinus¿ Münst. (Fig. 251) findet sich selten im oberen Jura der fränkisch-schwäbischen Alb. Die ziemlich dünnen ¡R¡ haben eine hufeisenartig ausgeschnittene Gelenkfläche und eine mediane Dorsalkante. [Illustration: Fig. 251. ¡Plicatocrinus hexagonus¡ Münst. Ober-Jura. Streitberg. Franken. ¡a¡ Vollständiger Kelch. ¡b¡ Unterer Täfelchenkranz, von der Basis gesehen; ¡c¡ derselbe von der Seite (schwach vergr.). ¡d¡ Ein Radiale von innen, ¡e¡ von außen, ¡f¡ von unten.] 3. Familie. #Hyocrinidae.# Carpenter. ¡K hoch, aus 3 dünnen B u. 5 R zusammengesetzt. Kelchdecke mit 5 großen dreieckigen O und einer größeren Anzahl Suboralia. Die 5 Arme schlank, lang, gegen oben mit alternierenden Seitenästen und zahlreichen Pinnulis.¡ Recent. Einzige Gattung ¿Hyocrinus¿ Wyv. Thoms. (Fig. 252.) [Illustration: Fig. 252. ¡Hyocrinus Bethellianus¡ Wyv. Thomson. Aus dem Atlantischen Ozean. ¡A¡ Exemplar in doppelter nat. Größe. ¡B¡ Kelchdecke stark vergr. am Ambulacralfurchen der Arme, ¡c¡ Axialkanal der Armglieder, ¡an¡ After, ¡m¡ Mund, ¡o¡ Oralplatten (nach Wyville ~Thomson~).] 4. Familie. #Saccocomidae.# d'Orb. ¡K klein, ungestielt, halbkugelig, seitlich von 5 sehr dünnen, außen mit medianer Dorsalkante verzierten R umgrenzt, welche ein winziges B umschließen. A 5×2, entfernt stehend, dünn distal, mit alternierenden, ungeteilten, eingerollten, Seitenästen. Br^2 axillar. Armglieder zylindrisch, an der Ventralseite jederseits mit einem flügelartigen oder dornförmigen, dünnen Fortsatz besetzt, welche wahrscheinlich eine Ventralrinne begrenzten. Das ganze Skelett zeigt gitterförmige, grobmaschige Beschaffenheit.¡ [Illustration: Fig. 253. ¡Saccocoma pertinata¡ Goldf. Aus dem lithographischen Schiefer von Eichstätt. Franken. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Kelch von der Seite, vergrößert. ¡c¡ Kelch von unten, vergrößert. ¡d¡ Zwei untere Armglieder, vergrößert. ¡e¡ Zwei mittlere Armglieder mit Seitenast, vergrößert. ¡f¡ Ein Arm mit Seitenästen, nicht aufgerollt, schwach vergrößert. ¡g¡ Untere Armglieder von ¡Saccocoma tenella¡ Goldf., vergrößert.] Die einzige Gattung ¿Saccocoma¿ Ag. findet sich in großer Häufigkeit im lithographischen Schiefer von Eichstätt und Solnhofen in Bayern. Sie gehört zu den freischwimmenden Crinoideen, deren Verwandtschaft mit den Plicatocriniden erst durch ~Jaekel~ (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1892. XLIV.) klargestellt wurde. 3. Ordnung. #Fistulata.# (¡Inadunata fistulata¡ Wachsm. u. Spr., ¡Cyathocrinacea¡ Neumayr.) ~Kelch aus Basis und einem Kranz von~ ¿R¿ ~zusammengesetzt, zwischen welche sich in der Regel im Analinterradius eine~ ¿IRA¿ ~einschaltet. Kelchdecke mit dünnen, leicht auseinanderfallenden Täfelchen, im Analinterradius in der Regel in eine hohe, ballonartige oder kurze konische Röhre ausgezogen; die Ambulacralfurchen durch alternierende Saumplättchen bedeckt; Mund subtegminal, meist von fünf Oralplatten umgeben. Afteröffnung entweder am oberen Ende oder auf der Vorderseite der Analröhre gelegen. Arme von~ ¿R^1¿ ~an frei, ein- oder zweizeilig, meist verästelt, mit oder ohne Pinnulae.~ Silur bis Perm. Die ¡Fistulata¡ zeichnen sich hauptsächlich durch ihre ballonartige oder konische Ventralröhre aus, deren Täfelchen häufig von kleinen, runden oder schlitzförmigen Öffnungen durchbohrt sind. Die Afteröffnung befindet sich nach ~Wachsmuth~ am Grund der Ventralröhre. Einzelne ¡R¡ bestehen zuweilen aus zwei durch Naht verbundenen Stücken. Im Analinterradius schaltet sich meist zwischen die ¡R^1¡ eine etwas irregulär geformte Platte ein, welche sich unten zwischen die ¡B¡ einschiebt, oben rechts das mit Gelenkfläche versehene rechte hintere ¡R^1¡, links ein Analinterradiale (Anal plate) trägt, über welcher die Täfelchen der Analröhre folgen. ~Bather~ betrachtet die erstgenannte Platte als untere Hälfte eines ¡R^1¡ und nennt sie Radianale; ~Wachsmuth~ und ~Springer~ bezeichnen sie als »Äzygos plate«. (Fig. 254.) [Illustration: Fig. 254. Kelch von ¡Cromyocrinus¡ in eine Ebene projiziert. ¡ib¡ Infrabasalia, ¡b¡ Basalia, ¡r¡ Radialia, ¡ra¡ Radianale, ¡a a' a''¡ Interradialia analia (nach ~Bather~).] 1. Familie. #Hybocrinidae.# Zitt. ¡K klein. Basis monozyklisch. B 5 hoch. Zwischen dem R ein großes Radianale.¡ ¿IRA¿ ¡fehlen. Kelchdecke mit kurzem konischem Ventralsack. Arme einfach, unverzweigt, einzeilig, ohne Pinnulae.¡ Unt. Silur. ¿Hoplocrinus¿ Grewingk (Fig. 255) ¿Baerocrinus¿ Volborth. Unt. Silur. St. Petersburg. ¿Hybocrinus¿ Billings, ¿Hybocystis¿ Wetherby. Silur. Nordamerika. [Illustration: Fig. 255. ¡Hoplocrinus dipentas¡ Grewingk. Unter-Silur. St. Petersburg. Kelch von der Analseite nach ~Grewingk~).] 2. Familie. #Stephanocrinidae.# Wachsm. Spr. ¡K kantig, becherförmig aus 3 hohen B, 5 R und 5 kleinen IRA bestehend. Die R oben tief ausgeschnitten. Im Grund der Ausschnitte liegen die Ambulacralfurchen, seitlich bedeckt von zwei Reihen engverbundener Plättchen, die wie zwei einfache Platten erscheinen. Die Kelchdecke durch 5 große dreieckige Oralia geschlossen. Am Ende der Ambulacralfurchen Gelenkflächen für angeblich 5 in zwei Äste gespaltene, zweizeilige, sehr dünne Arme.¡ Ob. Silur. Einzige Gattung ¿Stephanocrinus¿ Conrad (¡Rhombifera¡ Barr.) (Fig. 256) im oberen Silur von Nordamerika und im unteren Silur (D) von Böhmen. [Illustration: Fig. 256. ¡Stephanocrinus angulatus¡ Conrad. Ober-Silur. Lockport. New York. ¡a¡ Kelch in nat. Größe. ¡b¡ Kelchdecke vergrößert mit abgebrochenen Spitzen. (Nach ~J. Hall.~)] 3. Familie. #Heterocrinidae.# Zitt. emend. Wachsm. Spr. ¡Kelch klein. Basis monozyklisch. B 5. R öfters aus zwei, durch horizontale Naht geteilten, Stücken bestehend. RA links die Afterröhre, rechts eine große Superradialplatte stützend. A einzeilig, lang, nach oben in dünne Zweigchen vergabelt.¡ Unt. Silur. ¿Heterocrinus¿ Hall (¡Stenocrinus¡ Wachsm. u. Spr.), ¿Iocrinus¿ Hall, ¿Ectenocrinus¿, ¿Ohiocrinus¿ W. Spr. Silur. Nordamerika. ¿Herpetocrinus¿ Salter (¡Myelodactylus¡ Ang., ¡Ophiocrinus¡ Charlesw.). Silur. Europa. ¿Anomalocrinus¿ M. W. (¡Ataxocrinus¡ Lyon) Unt. Silur. Nordamerika. 4. Familie. #Calceocrinidae.# Meek. u. W. emend. Bather. ¡Basis monozyklisch. B 5. Die R^1 in 3 Radien geteilt. Krone umgebogen und mit dem rechten Hinter-IR dem Stiel angelagert. IRA eine lange Afterröhre stützend. A 3 oder 4 mit feinen Nebenästchen.¡ Silur bis Karbon. ¿Calceocrinus¿ Hall (¡Cheirocrinus¡ Salter), Silur u. Devon. Nordamerika u. Europa. ¿Castocrinus¿ Ringueb., ¿Euchirocrinus¿ M. W. Silur. Nordamerika. ¿Halysiocrinus¿ Ulrich emend. Bath. Karbon. Nordamerika. 5. Familie. #Catillocrinidae.# Wachsm. u. Spr. ¡Basis monozyklisch. Kelch sehr unsymmetrisch, B und R sehr ungleich in Form und Größe. Die Arme stehen über zwei R, die 5 oder 6 mal so groß als die übrigen sind; sie sind einfach, viereckig. Afterröhre aus langen Platten zusammengesetzt, auf der Vorderseite mit Schlitz.¡ ¿Catillocrinus.¿ Karbon. Nordamerika. ¿Mycocrinus¿ Schultze. Devon. Eifel. 6. Familie. #Gasterocomidae.# Wachsm. u. Spr. ¡K klein. Basis dizyklisch; IB klein, zuweilen in eine Platte verschmolzen, die von einer großen viereckigen Öffnung durchbohrt ist. R groß, die Artikulationsfläche hufeisenförmig, nach außen gerichtet. Afteröffnung tief herabgerückt, zwischen 2 R gelegen. Kelchdecke solid getäfelt.¡ Devon. ¿Gasterocoma¿ Goldf. (¡Epactocrinus¡ Müll.) (Fig. 257). ¡K¡ kugelig. Die 5 ¡B¡ umschließen eine fünfseitige Centrodorsalplatte. Kelchdecke ohne Afterröhre. After zwischen den ¡R¡, darunter oder darüber ein vierseitiges ¡IRA¡. St. vierkantig, mit zentralem und vier Nebenkanälen. Devon. Eifel. [Illustration: Fig. 257. ¡Gasterocoma antiqua¡ Goldf. Devon. Prüm. Eifel. ¡a¡ Kelch von der Seite, ¡b¡ Kelch von der Afterseite, ¡c¡ Kelchdecke (2mal vergr.). (Nach ~L. Schultze~.)] ¿Nanocrinus¿ Müller, ¿Achradocrinus¿ Schultze, ¿Scoliocrinus¿ Jaekel. Devon. Rheinland. ¿Hypocrinus¿ Beyr. Permo-Karbon. Timor. 7. Familie. #Cyathocrinidae.# Roem. emend. Wachsm. Spr. ¡Basis dizyklisch. R oben mit schmalen, hufeisenförmigen Gelenkflächen, dazwischen in der Regel 1-2 IRA und häufig auch ein RA. Kelchdecke mit 5 Oralplatten, hoher Ventralröhre, davor eine Madreporenplatte. Die Ambulacralfurchen mit alternierenden Täfelchen bedeckt. A lang, nach oben vielfach dichotom vergabelt, einzeilig, ohne Pinnulae, mit wohl entwickelten Saumplättchen; die Armglieder nicht gelenkig verbunden.¡ Silur bis Karbon. ¿Dendrocrinus¿ Hall. ¡K¡ hoch, unsymmetrisch. ¿IB¿ 5. ¡B¡ groß, das hintere oben abgestutzt und die Analplatte tragend. ¡R¡ fünfseitig, das ¿RA¿ unter dem rechten hinteren ¡R¡ stehend. Ventralröhre hoch. Arme lang, ästig, ohne Pinnulae. Stiel fünfseitig. Im unteren Silur von Nordamerika häufig; eine einzige Art im oberen Silur. ¿Homocrinus¿ Hall (Fig. 258). Wie ¡Dendrocrinus¡, jedoch das ¡RA¡ nach links geschoben und die Analplatte stützend. Ob. Silur (Nordamerika), Devon (Rheinland). ¿Palaeocrinus¿ Billings, ¿Carabocrinus¿ Billings. Unt. Silur. Kanada. ¿Bactrocrinus¿ Scheur. Devon. Eifel. ¿Porocrinus¿ Billings (Fig. 259). ¿IB¿ 5, hoch, ¡B¡ sechseckig. Ein ¿IR¿ und ¿RA¿ vorhanden. Jedes ¡R¡ trägt einen einfachen Arm. In den Winkeln sämtlicher oder eines Teiles der Kelchtäfelchen befinden sich je drei gegeneinander konvergierende Bündel von parallelen Fältchen, die irrtümlich mit den Hydrospiren der Cystoideen verwechselt wurden. Stielglieder sehr niedrig. Unt. Silur. Kanada. Rußland. [Illustration: Fig. 258. ¡Homocrinus curtus¡ Müll. sp. Devon. Schönecken. Eifel (nach ~Schultze~). ¡a¡ Kelch von der Analseite, mit Proboscis und einem Arm. ¡b¡ Stiel von der Seite. ¡c¡ Gelenkfläche eines Stielgliedes.] [Illustration: Fig. 259. ¡a Porocrinus conicus¡ Billings. Unter-Silur. City of Ottava. Canada (nat. Größe nach ~Billings~). ¡b P. radiatus¡ Beyr. Unter Silur. St. Petersburg. Mehrere Kelchtäfelchen mit Porenrauten stark vergrößert (nach ~Beyrich~).] [Illustration: Fig. 260. ¡Cyathocrinus.¡ Analyse des Kelches (nach ~Bather~).] [Illustration: Fig. 261. ¡Cyathocrinus longimanus¡ Ang. Ober-Silur. Gotland. ¡a¡ Kelch mit Armen in nat. Gr. (nach ~Angelin~). ¡b¡ Armfragment von ¡C. ramosus¡ Ang. von der Seite und ¡c¡ von innen (vergr). Gotland. ¡d¡ Kelchdecke von ¡C. malvaceus¡ Hall. vollständig erhalten, aus dem Kohlenkalk von Burlington. ¡e¡ Dieselbe nach Entfernung der auf den Interambulacralplatten liegenden Kelchtäfelchen. (Nach ~Meek~ und ~Worthen~.)] [Illustration: Fig. 262. ¡Lecythocrinus Eifelianus¡ Müll. Devon. Eifel. Restauriert (nach ~Schultze~).] [Illustration: Fig. 263. ¡Gissocrinus arthriticus¡ Phill. Ober-Silur. Gotland. (Nach ~Angelin~.) ¡a¡ Vollständiges Exemplar mit Armen (nat. Gr.). ¡b¡ Kelchdecke von ¡G. punctuosus¡ Ang. (nat. Gr.). ¡c¡ Armglieder von innen und von der Seite (vergrößert).] ¿Cyathocrinus¿ Miller emend. Wachsm. Spr. (Fig. 260, 261). ¡K¡ becherförmig. ¿IB¿ 5, niedrig. ¡B¡ groß, das hintere oben horizontal abgestutzt und die Analplatte tragend. ¡R¡ groß, alle gleich, ungeteilt, Artikulationsfläche 1/3 bis 1/2 der Breite einnehmend. Stiel rund, mit abwechselnd größeren und kleineren Gliedern. Silur bis Zechstein. Europa. Nordamerika. ¿Lecythocrinus¿ Müll. (Fig. 262). Wie ¡Cyathocrinus¡, aber ¿IB¿ winzig klein, rudimentär. Devon (Eifel). ¿Gissocrinus¿ Ang. (Fig. 263). Wie ¡Cyathocrinus¡, aber nur 3 ¿IB¿ vorhanden. Ob. Silur (England, Gotland). ¿Sphaerocrinus¿ Roem. Rheinland u. England. ¿Parisocrinus¿ W. u. Sp. Devon u. Karbon. ¿Codiacrinus¿, ¿Achradocrinus¿ Schultze. Devon (Eifel). ¿Botryocrinus¿ Ang. ¿Arachnocrinus¿ M. W. Ob. Silur. ¿Gastrocrinus¿, ¿Cosmocrinus¿, ¿Rhadinocrinus¿ Jaekel. Devon. Rheinland. ¿Euspirocrinus¿ (Fig. 219), ¿Streptocrinus¿ W. Sp. (¡Ophiocrinus¡ Ang.), ¿Petalocrinus¿ Weller. Ob. Silur (Gotland). ¿Thenarocrinus¿, ¿Mastigocrinus¿ Bather. Ob. Silur (England, ¿Barycrinus¿ W. Spr., ¿Vasocrinus¿ Lyon, ¿Atelestocrinus¿ W. Spr. Karbon (Nordamerika). 8. Familie. #Crotalocrinidae.# Ang. emend. Bather. ¡Dorsalkapsel aus 5¡ ¿IB¿¡, 5 B, 5 R und einem kleinen in die Kelchdecke geschobenen¡ ¿IRA¿ ¡zusammengesetzt. R oben mit schmaler, halbmondförmiger Gelenkfläche. Kelchdecke schwach gewölbt, solid getäfelt mit 5 ungleichen Oralplatten, mehreren Reihen von kleinen Ambulacralplatten, je 4 Doppelreihen von Interambulacralplatten und einem aus vielen kleineren Plättchen zusammengesetzten Analradius, worin eine kurze, konische fein getäfelte Afterröhre liegt. Arme von der Basis an stark vergabelt, dicht gedrängt und die zu einem Radius gehörigen seitlich teilweise oder vollständig verwachsen; im letzteren Falle breite, eingerollte Blätter bildend. Pinn. fehlen. Alle Armglieder mit Dorsalkanal. Stiel kreisrund, dick, mit verdickter oder verästelter Wurzel.¡ [Illustration: Fig. 264. ¡Crotalocrinus pulcher¡ Hisinger (¡Anthocrinus Loveni¡ Joh. Müll.). Ober-Silur. Gotland. ¡A¡ Kelch mit Armen (nat. Größe). ¡B¡ Stiel. ¡C¡ Vier nebeneinander liegende Armglieder eines Blattes. ¡D¡ Die Armstücke von der Rückenseite, um die Verbindung derselben zu zeigen; gegen oben sind die Dorsalstücke weggebrochen und nur die Saumplatten und die Decktäfelchen der Ambulacralrinne von unten zu sehen. ¡E¡ Kelchdecke (vergr. nach ~Bather~). Gotland.] Die beiden hierher gehörigen Gattungen ¿Crotalocrinus¿ Austin (¡Anthocrinus¡ Müller) (Fig. 264) und ¿Enallocrinus¿ d'Orb. finden sich im oberen Silur von England und Gotland. 9. Familie. #Poteriocrinidae.# Roem. emend. Wachsm. ¡Basis dizyklisch. IB zuweilen sehr klein und durch den Stiel verdeckt. B 5. R oben schief abgestutzt mit breiter Gelenkfläche. Im Analinterradius 1-2 IRA und häufig ein RA. Kelchdecke mit meist hoher getäfelter Ventralröhre. Arme einfach oder verästelt, mit langen Pinnulis, einzeilig, wechselzeilig, seltener zweizeilig.¡ Devon. Karbon. [Illustration: Fig. 265. Analyse des Kelches von ¡Poteriocrinus¡ (¡Scaphiocrinus¡).] [Illustration: Fig. 266. ¡Poteriocrinus¡ (¡Scaphiocrinus¡) ¡unicus¡ Hall. Kohlenkalk. (Keokuk-Gruppe.) Crawfordsville, Indiana. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 267. ¡Poteriocrinus¡ (¡Scaphiocrinus¡) ¡multiplex¡ Trautschold. Kohlenkalk. Moskau. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 268. ¡Woodocrinus macrodactylus¡ de Kon. Kohlenkalk. Yorkshire (nach ~de Koninck~).] [Illustration: Fig. 269. ¡Cromyocrinus globulus¡ M. W. Kohlenkalk. Chester. Illinois, nat. Größe (nach ~Meek~ und ~Worthen~).] [Illustration: Fig. 270. Kelchanalyse von ¡Graphiocrinus¡ (nach ~Bather~). ¡ib¡ Infrabasalia, ¡b¡ Basalia, ¡r¡ Radialia, ¡a¡ Anale, ¡br¡ Brachialia.] ¿Poteriocrinus¿ Miller (Fig. 265, 266, 267). ¡K¡ becherförmig. 5 ¿IB¿. ¡B¡ hoch. Zwischen den ¡R¡ ein ¿RA¿ und zwei große ¿IRA¿. Analröhre sehr hoch. Arme lang, ästig, wechselzeilig. Stiel rund oder rundlich, fünfseitig. Devon. Karbon. ~Subgenera.~ ¿Scaphiocrinus¿ Hall, ¿Hydriocrinus¿ Trautschold, ¿Scytalocrinus¿, ¿Decadocrinus¿ W. Spr. Karbon. ¿Lophocrinus¿ v. Meyer. Devon. Rheinland. Nassau. ¿Woodocrinus¿ de Kon. (¡Philocrinus¡ de Kon.) (Fig. 268). ¡K¡ niedrig. ¿IB¿ 5 klein, keilförmig. ¡B¡ groß, sechsseitig. Zwischen den ¡R¡ ein ¿RA¿ und ein ¿IRA¿, auf welches eine größere Anzahl Täfelchen der Analröhre folgen. Kelchdecke mit keulenförmigem Ventralsack. ¡A¡ 20 dick, aus einzeiligen, sehr niedrigen Gliedern bestehend. Pinnulae lang. Stiel rund, mit vereinzelten Nebenranken, gegen unten zugespitzt. Karbon. England. Nordamerika. ¡W. macrodactylus¡ de Kon. ¿Zeacrinus¿ Hall. Wie ¡Woodocrinus¡, aber Ventralsack kantig, pyramidal. ¡K¡ niedrig. Das ¿RA¿ groß, ganz in den Analradius geschoben, darüber zwei ¿IRA¿. A distal stark verästelt, anfänglich einzeilig, später wechselzeilig. Karbon. ¿Coeliocrinus¿ White, ¿Hydreionocrinus¿ de Kon., ¿Tribrachiocrinus¿ M'Coy. Karbon. ¿Cromyocrinus¿ Trautsch. (¡Eupachycrinus¡ M. W.) (Fig. 269). ¿IB¿ 5 klein. ¡B¡ sehr groß. Zwischen den ¡R¡ ein ¿RA¿ und 3 ¿IRA¿. ¡A¡ 10-14, ein- bis zweizeilig, unverästelt. Karbon (Rußland, Nordamerika). ¡C. simplex.¡ Trautsch. ¿Graphiocrinus¿ de Kon. (Fig. 270). 5 ¿IB.¿ Zwischen den ¡R¡ nur eine einzige Platte (¡IA¡). ¡A¡ 10, einzeilig. Karbon. Nordamerika. ¿Bursacrinus¿ Meek u. W. (¡Synyphocrinus¡ Trautsch.), ¿Phialocrinus¿ Trautsch., ¿Ceriocrinus¿ White, ¿Aesiocrinus¿, ¿Delocrinus¿, ¿Ulocrinus¿ Miller und Gurley. Karbon. ¿Erisocrinus¿ M. W. ¡IB¡ 5 klein. Die Analplatte klein, nicht zwischen, sondern über den ¡R¡ stehend. ¡A¡ 10, stark, einzeilig, unverästelt. Karbon. Nordamerika. ¿Stemmatocrinus¿ Trautsch. Wie ¡Erisocrinus¡, aber ¿IA¿ fehlend oder winzig. ¿IB¿ zu einer fünfeckigen Platte verschmolzen. ¡A¡ zweizeilig. Karbon. Rußland. ¿Agassizocrinus¿ Troost (¡Astylocrinus¡ Roem.) (Fig. 271). ¡K¡ schüssel- oder birnförmig, in der Jugend mit kurzem Stiel, später ungestielt. Die 5 großen ¿IB¿ zu einem dicken Knopf verwachsen. ¡B¡ groß, etwas ungleich; im Analinterradius ein ¿RA¿ und zwei Analplatten. ¡R¡ klein. ¡A¡ stark, wechselzeilig. Karbon. Nordamerika. [Illustration: Fig. 271. ¡a Agassizocrinus dactyliformis¡ Troost. Kohlenkalk (Chester Reds), Indiana. Vollständiges Exemplar mit Armen (nat. Größe) ¡b c A. laevis¡ F. Roem. Basalknopf von der Seite und von oben. Kohlenkalk. Chester. Illinois. Nat. Größe. (Nach ~Meek~ und ~Worthen~.)] 10. Familie. #Marsupitidae.# d'Orb. ¡Dorsalkapsel dizyklisch, groß, ungestielt, aus dünnen, großen Platten zusammengesetzt. Der Stiel durch eine fünfseitige, dünne Centrodorsalplatte repräsentiert. 5¡ ¿IB¿¡. 5 B und 5 R.¡ ¿IR¿ ¡fehlen. R oben mit schmaler, hufeisenförmiger Gelenkfläche und Dorsalkanal. A vergabelt einzeilig mit Dorsalkanal.¡ Einzige Gattung ¿Marsupites¿ (Fig. 272) Mant. in der oberen (weißen) Kreide von England und Norddeutschland. [Illustration: Fig. 272. ¡Marsupites ornatus¡ Sow. Obere Kreide von Lüneburg. ¡a¡ Kelch in nat. Größe. ¡b¡ Radialtäfelchen mit den ersten Armgliedern. ¡c¡ Oberer Teil der Arme.] 4. Ordnung. #Camerata.# Wachsm. und Spr. (¡Sphaeroidocrinacea.¡ Neumayr. ¡Cladocrinoidea.¡ Jaekel.) ~Die Täfelchen des Kelches durch einfache, glatte Suturflächen unbeweglich verbunden. Häufig mehrere Zonen von~ ¿R¿ ~übereinander. Interradialia stets im Analinterradius und meist auch in allen übrigen Interradien vorhanden, zuweilen in die Kelchdecke heraufgerückt. Kelchdecke ein solides, aus fest verbundenen Täfelchen bestehendes Gewölbe bildend. Mund subtegminal. Die Deckplatten der Ambulacra nehmen an der Zusammensetzung der Kelchdecke teil. Afteröffnung exzentrisch oder subzentral, häufig am Ende einer rüsselförmigen Verlängerung gelegen. Arme ein- oder zweizeilig mit Pinnulis.~ Silur bis Karbon. 1. Familie. #Platycrinidae.# F. Roem. ¡Dorsalkapsel, aus einer monozyklischen Basis und einem Kranz von 5 großen R zusammengesetzt. Die IR in die aus fest verbundenen, meist dicken Platten getäfelte Kelchdecke geschoben; in sämtlichen IR vorhanden. Arme 10, 20 oder mehr, entweder von der Basis oder vom axillaren Br^3 an frei, selten distal verzweigt. Pinnulae wohl entwickelt.¡ Silur bis Karbon. ¿Platycrinus¿ Mill. (Fig. 273 u. 241). ¡B¡ 3 ungleich. ¡R¡ hoch, groß, seitlich durch Sutur verbunden, am Oberrand mit hufeisenartiger Gelenkfläche. Zwischen der Basis der Arme liegt im vorderen und den beiden seitlichen Interradien je eine große mittlere und zwei schmälere interradiale Platten, die im Analradius entweder durch eine größere oder kleinere Zahl abweichend gestalteter Täfelchen ersetzt sind. Diese ¡IR¡ nehmen an der Zusammensetzung der Kelchdecke teil und stoßen mit ihren inneren Enden entweder direkt an die fünf großen, etwas hervorragenden zentralen Scheitelplatten (Oralia), oder sind durch kleinere eingeschaltete Platten davon getrennt. Zwischen den interradial geordneten Täfelchen verlaufen in der Verlängerung der Arme meist 1-2 Reihen von Ambulacralplättchen, die mit den vorigen fest verbunden sind. Afteröffnung entweder exzentrisch (¡Pleurocrinus¡) oder am Ende einer kurzen, dicken Röhre (¡Platycrinus¡ s. str.). Arme anfänglich wechsel-, später zweiteilig. Stiel etwas gedreht aus niedrigen, quer elliptischen Gliedern zusammengesetzt, gegen unten zugespitzt und mit Nebenranken versehen. Die Querdurchmesser der oberen und unteren Gelenkfläche jedes Gliedes liegen nicht in gleicher Richtung. Häufig im Kohlenkalk von Europa und Nordamerika, sehr selten im Devon. ¡P. laevis¡ Mill., ¡P. hemisphaericus¡ M. und W. [Illustration: Fig. 273. ¡Platycrinus trigintidactylus¡ Austin. Kohlenkalk von Tournay. (Restauriert nach ~de Koninck~.)] ¿Marsupiocrinus¿ Phill. Die niedrigen ¡R^2¡ und ¡R^3¡, welche ¡Br^1¡ und ¡B^2¡ bei ¡Platycrinus¡ entsprechen, sind fest mit dem Kelch verbunden. Kelchdecke mit zahlreichen kleinen Täfelchen ohne Afterröhre. Stiel rund mit weitem Zentralkanal. Ob. Silur (England, Gotland und Nordamerika). ¿Culicocrinus¿ Joh. Müll. (Devon), ¿Cordylocrinus¿ Ang. Ob. Silur. 2. Familie. #Hexacrinidae.# Wachsmuth und Spr. ¡Dorsalkapsel aus monozyklischer Basis, 5 großen R und einem den R in Größe und Form ähnlichen IRA zusammengesetzt. Alle übrigen Merkmale wie bei den Platycriniden.¡ Devon. Karbon. ¿Hexacrinus¿ Austin (Fig. 274). ¡B¡ 3. ¡R¡ 5 sehr hoch und groß, das ¿IRA¿ nur wenig von den ¡R¡ verschieden. Kelchdecke mäßig gewölbt. After exzentrisch, niemals am Ende einer verlängerten Röhre. Arme wechselzeilig. Stiel rund. Häufig im Devon (Eifel, England). ¿Dichocrinus¿ Münst. Wie ¡Hexacrinus¡, aber mit 2 ¡B¡. Karbon. (Belgien, England, Nordamerika.) ¿Hystricrinus¿ Hinde (¡Arthroacantha¡ Williams). Wie ¡Hexacrinus¡, jedoch Oberfläche der Kelchtäfelchen mit beweglichen, kurzen Stacheln bedeckt. Devon (Nordamerika). [Illustration: Fig. 274. ¡Hexacrinus elongatus¡ Goldf. Devon. Pelm. Eifel. ¡a¡ Von der Seite, ¡b¡ von oben (nat. Größe). ¡c¡ Analyse des Kelches und der Arme, ¡d¡, ¡e¡ Stiel von ¡H. spinosus¡ Müll. Eifel. (Nach L. SCHULTZE.] ¿Talarocrinus¿ W. und Spr., ¿Pterotocrinus¿ Lyon und Caß., ¿Acrocrinus¿ Yandell. Karbon. Nordamerika. 3. Familie. #Actinocrinidae#. Roem. ¡Basis monozyklisch. Die 3 B bilden ein Sechseck. R 5×3 und eine wechselnde Zahl von R. dist., die seitlich fest verbunden sind. IR zahlreich in sämtlichen Interradien, zwischen R^2 beginnend und nach oben durch Axillarplatten in mehrere Reihen geteilt. Sämtliche Kelchtäfelchen ganz allmählich in die gewölbte, solid getäfelte, zuweilen mit Proboscis versehene Kelchdecke übergehend. Arme 5 bis 30 und mehr, unverzweigt, ein- oder zweizeilig, mit langen Pinnulis.¡ Silur. Devon. Karbon. a) Unterfamilie. #Batocrinidae.# Wachsm. und Spr. ¡Auf das siebenseitige¡ ¿IRA^1¿ ¡folgt ein zweites medianes Analtäfelchen, das von zwei seitlichen¡ ¿IRA^2¿ ¡umgeben ist.¡ ¿Periechocrinus¿ Austin (¡Trochocrinites¡ Portlock, ¡Geocrinus¡ d'Orb, ¡Saccocrinus¡ Troost). K. hoch, urnenförmig, aus dünnen, länglichen Täfelchen zusammengesetzt. ¡R¡ (5×3) häufig mit medianer Längsrippe. ¿IRA¿ zahlreich. { 4 ¡IR¡ { 3 . { 1 Kelchdecke aus kleinen, unregelmäßig angeordneten Täfelchen bestehend. Arme zweizeilig, verästelt, ziemlich lang, zahlreich. Pinnulae lang. Stiel rund mit weitem Zentralkanal. Ob. Silur bis Karbon. Nordamerika. England. ¿Megistocrinus¿ Ow. Shum. K. niedrig, kugelig, aus dicken Täfelchen bestehend. A. zweizeilig, paarig angeordnet. Devon. Karbon. Nordamerika. ¿Carpocrinus¿ Müller (¡Habrocrinus¡, ¡Pionocrinus¡, ¡Leptocrinus¡ Angelin) Fig. 275. ¡R¡ 2×5. ¿IR¿ 2/1. ¿IRA^1¿ sehr groß, darüber zahlreiche kleinere Analtäfelchen. Kelchdecke mit 5 zentralen Oralplatten und deutlich angeordneten Radial- und Interradialtäfelchen. ¡A¡ 10, lang, einzeilig, ungeteilt. Ob. Silur. Gotland, England. ¿Desmidocrinus¿ Ang. (Fig. 276). Wie vorige, aber Arme zahlreich. Ob. Silur. Gotland, England. ¿Barrandeocrinus¿ Ang. ¡B¡ 3. ¡R¡ 5×3, dazwischen ¿IR¿. A. zweizeilig, zurückgebogen, seitlich verwachsen und mit ihrer Dorsalseite dem Kelch aufliegend. Pinnulae sehr lang. Ob. Silur, Gotland und Nordamerika. ¿Macarocrinus¿ Jaekel. Unt. Devon Rheinland. [Illustration: Fig. 275. ¡a¡ ¡Carpocrinus (Habrocrinus) comtus¡ Ang. Ober-Silur. Gotland. Exemplar mit Armen von der Analseite (nach Gr.). ¡b¡ ¡H. ornatus¡ Ang. Kelchdecke. (Nach ~Angelin~.)] [Illustration: Fig. 276. ¡Desmidocrinus heterodactylus¡ Ang. Ober-Silur. Gotland. Nat. Gr. (Nach ~Angelin~.)] [Illustration: Fig. 277. ¡Dorycrinus quinquelobus¡ Hall var. ¡intermedia¡. Meek und Worth. Kohlenkalk. Burlington. Iowa. Von der Analseite (nat. Größe). (Nach ~Meek~ und ~Worth~.)] ¿Agaricocrinus¿ Troost (Fig. 243). K. niedrig, auf der Unterseite eben oder vertieft. ¡R¡ 5×3 und mehrere Distichalia. ¿IR¿ 2/1. ¿IRA¿ zahlreich. Kelchdecke hoch gewölbt, sehr massiv, fast pyramidal, mit dicker knopfförmiger Zentralplatte, die von 4 ¡O¡ umgeben ist und je einer verdickten, halbkugeligen Platte am Beginn der Arme. Karbon. Nordamerika. ¡A. americanis¡ Roemer sp., ¡A. pentagonus¡ Hall. ¿Dorycrinus¿ Roemer (Fig. 277). Kelchtafeln dick, glatt. Arme durch vertiefte Zwischenräume getrennt. Kelchdecke hoch gewölbt, im Scheitel und auf den fünf ambulacralen Feldern je eine sehr dicke Platte, auf welcher ein dicker Stachel sitzt. After exzentrisch, nicht verlängert. Kohlenkalk (Nordamerika) und Devon (Eifel). [Illustration: Fig. 278. ¡Batocrinus pyriformis¡ Shum. sp. Kohlenkalk. Burlington. Iowa. Nat. Größe. (Nach ~Meek~ u. ~Worth~.)] [Illustration: Fig. 279. Projektion des Kelches von ¡Batocrinus¡ (nach Wachsmuth und Springer).] ¿Batocrinus¿ Casseday (Fig. 278, 279). K. birnförmig, die Kelchtäfelchen nicht skulptiert, ¡R¡^1 sechs- oder fünfeckig, ¡R¡^2 niedrig vierseitig; ¿IR¿ wenig zahlreich. Die (10-30) einfachen, zweizeiligen Arme an ihrer Basis zusammenstoßend, nicht durch Interbrachialtäfelchen getrennt. Kelchdecke in eine lange, fast zentrale Afterröhre ausgezogen. Zahlreiche Arten im Kohlenkalk von Nordamerika. ¡B. pyriformis¡ Shum. etc. ¿Eretmocrinus¿, ¿Alloprosallocrinus¿ Lyon und Casseday. Karbon. Nordamerika. ¿Dizygocrinus¿, ¿Lobocrinus¿ Wachsm. Spr. Karbon. Nordamerika. b) Unterfamilie. #Actinocrinidae#. Wachsm. und Spr. ¿IRA^1¿ ¡sechsseitig, darüber 2¡ ¿IRA^2¿¡, ohne ein mittleres Analtäfelchen¡. ¿Actinocrinus¿ Mill. (Fig. 280). ¡K¡ birnförmig oder eiförmig; die Täfelchen der Dorsalkapsel radialstrahlig verziert. ¡R¡^1 sechsseitig, hoch, dazwischen ein großes, sechsseitiges ¿IRA¿. ¡R¡^2 ebenso hoch als breit, ¡R¡^3 axillar, darüber 1-3 ¡R¡ dist. und interdist. ¡IR¡ 2/1 und darüber ¿IR¿ dist., die allmählich in die gewölbte, aus zahlreichen soliden Täfelchen bestehende Kelchdecke übergehen. After subzentral, zuweilen am Ende einer verlängerten Röhre. ¡A¡ 10×30 nicht verästelt, meist von 5 vorspringenden Lappen am Kelch entspringend, zweiteilig. Pinnulae lang und fein. Stiel rund mit gestrahlten Gelenkflächen. Kanal fünflappig. Häufig im Kohlenkalk von Europa und Nordamerika. [Illustration: Fig. 280. ¡Actinocrinus proboscidialis¡ Hall. Kohlenkalk. Burlington, Iowa. ¡A¡ Kelch aufgebrochen, im Innern die tunnelartigen, getäfelten Ambulacralröhren ¡a¡ sowie in der Mitte das gefaltete Organ (? Ösophagus) sichtbar. ¡B¡ Projektion des Kelches. ¡C¡ Scheitel eines Steinkerns mit den Eindrücken der Zufuhrkanäle (¡a¡) von den Armen nach dem Mund (¡o¡). ¡an¡ After. ¡D¡ Getäfelte Oberseite der Ambulacralröhren. (Nach ~Meek~ und ~Worthen~.)] ¿Amphoracrinus¿ Austin. Wie ¡Actinocrinus¡, aber Kelchtäfelchen körnelig verziert. Kelchdecke hoch gewölbt; an der Basis der Arme mit abwärts gebogenen Verlängerungen. Kohlenkalk (Europa, Nordamerika). ¿Cactocrinus¿, ¿Teleiocrinus¿ Wachsm. Sp., ¿Steganocrinus¿, ¿Physetocrinus¿, ¿Strotocrinus¿ M. und W., Kohlenkalk, hauptsächlich in Nordamerika. 4. Familie. #Reteocrinidae#. Wachsm. und Spr. ¡B monozyklisch oder dizyklisch. B 4 oder 5. IB 5, wenn vorhanden. R^1 durch ein großes¡ ¿IRA^1¿ ¡getrennt, über welchem eine Reihe hoher ziemlich gleich großer¡ ¿IRA¿ ¡folgt; daneben, sowie in den übrigen Interradien zahlreiche kleine Täfelchen. Kelchdecke mit kleinen Plättchen gepflastert.¡ Unt. Silur. ¿Reteocrinus¿ Billings, ¿Xenocrinus¿ S. A. Miller. Unt. Silur (Nordamerika). 5. Familie. #Dimerocrinidae.# Bather. (¡Thysanocrinidae.¡ Wachsm. u. Spr. ¡Glyptocrinidae¡ p. p. Zitt. ¡Glyptasteridae.¡ Angelin.) ¡Basis dizyklisch. Die 5 R nur im Analinterradius durch ein IRA getrennt. Über diesen folgen mehrere Reihen von¡ ¿IRA¿. Silur und Devon von Nord-Amerika und Europa. ¿Dimerocrinus¿ Phill. (Fig. 281) (¡Thysanocrinus¡ Hall, ¡Glyptaster¡ Hall, ¡Eucrinus¡ Ang.). Ob. Silur (Nordamerika, Gotland, England). ¿Hyptiocrinus¿, ¿Idiocrinus¿, ¿Ptychocrinus¿ W. und Spr. ¿Lampterocrinus¿ Roem, ¿Siphonocrinus¿ S. A. Miller. Ob. Silur (Nordamerika). ¿Spyridiocrinus¿ Oehlert, ¿Orthocrinus¿ Jaekel. Devon. Europa. [Illustration: Fig. 281. ¡Dimerocrinus¡ Projektion der Kelches (nach Wachsmuth und Springer).] 6. Familie. #Rhodocrinidae.# F. Roem. ¡Basis dizyklisch. IB 5, B 5, fünfseitig. R 5×3, sowie 1-3 Zonen R dist. IR zahlreich. Die unteren IR zwischen die R^1 eingeschaltet. Analinterradius wenig von den übrigen I Interradien verschieden. Arme 5-10 unverzweigt oder mit zahlreichen, einfachen Seitenästen; Pinnulae lang.¡ Silur. Devon. Karbon. ¿Archaeocrinus¿, ¿Diabolocrinus¿, ¿Raphanocrinus¿ W. u. Spr. Unt. Silur Nordamerika. ¿Thylacocrinus¿, ¿Diamenocrinus¿ Oehlert. Devon. ¿Lyriocrinus¿ Hall. Ob. Silur (Nord-Amerika, England). ¿Anthemocrinus¿ W. u. Spr. Ob. Silur (Gotland). [Illustration: Fig. 282. ¡Rhipidocrinus crenatus¡ Goldf. sp. Devon. Gerolstein. Eifel. ¡A¡ Vollständiges Exemplar mit Armen (nat. Größe, nach ~Schultze~). ¡B¡ Kelch von oben gesehen, mit seitlicher Afteröffnung. ¡C¡ Basis von innen, die fünf Infrabasalia, zwei Basalia und ein unteres Radiale zeigend. ¡D¡ Stiel von der Seite. ¡E¡ Gelenkfläche eines Stielgliedes.] [Illustration: Fig. 283. ¡Rhodocrinus.¡ Projektion des Kelches (nach Wachsmuth und Springer).] ¿Rhipidocrinus¿ Beyrich (Fig. 282). Dorsalkapsel schüsselförmig, die Täfelchen verziert. Basis eben oder etwas vertieft. ¿IB¿ sehr klein, eine fünfeckige Platte bildend. ¡R¡^1 fünfseitig. ¿IR¿^1 siebenseitig. Kelchdecke mit zahlreichen, soliden Täfelchen. After exzentrisch. Arme aus sehr breiten, niedrigen, einzeiligen Gliedern bestehend, beiderseits mit zahlreichen, zweizeiligen Nebenästen versehen, welche Pinnulae tragen. Stiel dick, rund, mit niedrigen Gliedern, Zentralkanal fünflappig. Häufig im Devon (Eifel). ¿Ollacrinus¿ Cumberl. (¡Gilbertsocrinus¡ Phil.; ¡Goniasteroidocrinus¡ Lyon und Casseday). Kelchdecke mit interradialen, getäfelten, röhrenförmigen, an den Enden vergabelten, nach abwärts gerichteten Fortsätzen. Karbon. ¿Rhodocrinus¿ Mill. (Fig. 283.) Wie ¡Rhipidocrinus¡, jedoch Arme dünn, unverästelt, zweizeilig, mit langen Pinnulis. Karbon. ¿Acanthocrinus¿ F. Roem. Wie ¡Rhodocrinus¡, aber Kelchplatten mit Stacheln versehen. Devon. 7. Familie. #Melocrinidae#. Roemer (emend. Wachsm. u. Spr.). ¡Basis monozyklisch. B 3, 4 oder 5. R 5×3, darüber 2-3 R. dist. Die untersten¡ ¿IR¿ ¡zwischen R^2 eingeschaltet. Arme mit zahlreichen Nebenästen und Pinnulis.¡ Silur. Devon. ¿Patelliocrinus¿ Ang. (Fig. 284). ¡B¡ 3. Analinterradius wie die übrigen Interradien mit 3 ¿IR¿. Kelchdecke mit wenig großen Täfelchen. ¡A¡ wechsel- oder zweizeilig. Ob. Silur. Gotland. ¿Allocrinus¿ W. u. Spr., ¿Macrostylocrinus¿ Hall. Silur. ¿Glyptocrinus¿ Hall (¡Pycnocrinus¡ S. A. Miller) (Fig. 285) ¡B¡ 5. ¿IR¿ zahlreich, nach oben in 2 oder 4 Reihen vergabelt. Kelchtäfelchen mit radialstrahligen Leistchen verziert. ¡A¡ schlank, einzeilig, vergabelt. Kelchdecke aus zahlreichen kleinen Täfelchen zusammengesetzt. Unt. Silur. Nordamerika. ¿Stelidiocrinus¿ Ang. (¡Harmocrinus¡ Ang.). Ob. Silur. Gotland. ¿Melocrinus¿ Goldf. (¡Ctenocrinus¡ Bronn, ¡Astrocrinus¡ Conr., ¡Castanocrinus¡ und ¡Cytocrinus¡ F. A. Roem.) (Fig. 286, 287). ¡K¡ birn- oder melonenförmig. ¡B¡ 4. ¡R¡ sechsseitig. ¿IR¿ zahlreich. Kelchdecke mit subzentralem oder exzentrischem After (¡Melocrinus¡) oder mit Afterröhre (¡Ctenocrinus¡). ¡A¡ 5×2, einzeilig, paarweise nebeneinander stehend und mit ihren einander zugekehrten Seiten verwachsen; auf den entgegengesetzten Seiten mit zahlreichen einfachen, Pinnulae tragenden Nebenzweigen besetzt. Stiel rund oder elliptisch; Glieder niedrig, Zentralkanal rund. Ob. Silur (Gotland). Devon (Eifel, Rheinland). Die im devonischen Spiriferensandstein häufig vorkommenden Hohlabdrücke der Stiele von ¡M.¡ (¡Ctenocrinus¡) ¡typus¡ Bronn, bei denen der Zentralkanal und die Zwischenräume zwischen den gestrahlten Gelenkflächen mit Gestein ausgefüllt wurden, sind unter dem Namen »Schraubensteine« bekannt. [Illustration: Fig. 284. ¡Patelliocrinus leptodactylus¡ Ang. sp. Ober-Silur. Gotland. (Nat. Größe.) Nach ~Angelin~.] [Illustration: Fig. 285. ¡Glyptocrinus decadactylus¡ Hall. Unter-Silur, (Trenton-Gruppe) Cincinnati. Ohio. Nat. Größe.] ¿Mariacrinus¿ Hall. (¡Zenkericrinus¡ Waagen u. Jahn). Silur. Devon. ¿Cloriocrinus¿ Quenst. (¡Corymbocrinus¡ Ang., ¡Polypeltes¡ Ang.). Ob. Silur. Gotland und England. ¿Trybliocrinus¿ Geinitz (¡Spyridiocrinus¡ Oehlert). Devon. ¿Scyphocrinus¿ Zenker. ¡K¡ groß, länglich birnförmig. ¡B¡ 4. ¡IR¡ zahlreich, nach oben wie die ¡R¡ in mehrere Reihen zerspalten und allmählich in die kleingetäfelte Kelchdecke übergehend. Stiel rund, aus niedrigen Gliedern zusammengesetzt. Die Wurzel ist kugelig angeschwollen, fein getäfelt und mit inneren Scheidewänden versehen. Sie wurde von ~Hall~ als ¿Camarocrinus¿, von ~Barrande~ als ¿Lobolithus¿ beschrieben und zu den Cystoideen gestellt. [Illustration: Fig. 286. ¡Melocrinus.¡ Projektion des Kelches (nach Wachsmuth und Springer).] [Illustration: Fig. 287. ¡Ctenocrinus typus¡ Bronn. Devon (Spiriferen-Sandstein). Daun. Eifel. ¡B¡ Basis. ¡C¡ Steinkern eines Stielfragments, sog. Schraubenstein.] ¿Dolatocrinus¿ Lyon (¡Cacabocrinus¡ Hall), ¿Technocrinus¿ Hall, ¿Stereocrinus¿ Barris. Devon. Nordamerika. 8. Familie. #Calyptocrinidae.# Angelin. ¡K regelmäßig, alle Interradien und Radien gleich. B 4. R 5×3. 5 R dist. und 5×3¡ ¿IR¿¡. Kelchdecke flaschenförmig verlängert, mit zentraler Öffnung, regelmäßig getäfelt. A 20, zweizeilig, nie länger als die Zentralröhre, paarweise entweder zwischen rippenartigen Vorsprüngen des oberen Kelchrandes oder in besonderen Nischen gelegen, die durch vertikal und radial auf der Kelchdecke stehende Platten gebildet werden.¡ Ober-Silur. Devon. ¿Callicrinus¿ Angelin. (Fig. 288). Basis tief ausgehöhlt. ¡B¡ winzig klein. ¡R¡^1 groß, die untere Hälfte umgebogen und den Hohlkegel der Basis bildend. ¡R¡^3 axillar, darüber je 2 ¡R dist.¡ und zwischen diesen ein schmales, nach oben zugespitztes Interdistichale, das die Armpaare voneinander trennt. Ob. Silur. Gotland. [Illustration: Fig. 288. ¡Callicrinus costatus¡ His. sp. Ober-Silur. Gotland. ¡A¡ Kelch mit Armen. ¡B¡ Kelch mit wohlerhaltenem Scheitel ohne Arme. ¡C¡ Basis von innen. ¡D¡ Basis von unten. (Nat. Größe, nach ~Angelin~).] ¿Eucalyptocrinus¿ Goldf., (¡Hypanthocrinus¡ Phill.) (Fig. 289, 290). Dorsalkapsel wie bei ¡Callicrinus¡, aber die schmalen Interdistichalia tragen große, flügelartige Platten, welche sich an die Zentralröhre der Decke anlegen und zehn Nischen für die Armpaare bilden. Ob. Silur (Gotland, Nordamerika) Devon (Eifel). [Illustration: Fig. 289. ¡Eucalyptocrinus rosaceus¡ Goldf. Devon. Gerolstein. Eifel. ¡A¡ vollständiges Exemplar mit Armen. ¡B¡ Idealer Durchschnitt eines Kelches (¡b¡ Basalia, ¡r'¡ erstes Radiale, +g+ unteres, +d+ oberes Nischenstück). ¡C¡ Kelchdecke. ¡D¡ Kelch ohne Arme (¡r¡^{1 u. 2} 1. und 2. Radiale, ¡ir¡ Interradialia, ¡dist.¡ Distichalia radialia, ¡int. dist.¡ Interdistichalia). Nach L. ~Schultze~.] [Illustration: Fig. 290. ¡Eucalyptocrinus¡ (¡Hypanthocrinus¡) ¡regularis¡ His. Ober-Silur. Gotland. Vollständiger Kelch mit Armen. In einer Nische sind die Arme weggenommen, um die innere getäfelte Kelchdecke zu zeigen.] 4. Ordnung. #Flexibilia.# Zittel. (¡Articulata¡ Wachsm. non Müller; ¡Ichthyocrinacea¡ Neum.; ¡Articulosa¡ Jaekel.) ~Dorsalkapsel aus Basis und einem Kranz von~ ¿R¿ ~bestehend.~ ¿IR¿ ~vorhanden oder fehlend. Die 3 unteren Armglieder berühren sich oder sind durch Interbrachialia verbunden und nehmen an der Zusammensetzung der Kelchdecke teil. Kelchdecke zwischen die Arme heraufgerückt, ursprünglich häutig und beweglich, aus zahlreichen, dünnen, lose nebeneinander liegenden schuppenartigen Plättchen zusammengesetzt; die Ambulacralfurchen mit zwei alternierenden Reihen von Saumplättchen bedeckt oder offen. Mund von fünf Oralplatten umgeben. After exzentrisch. Arme distal stark geteilt und eingekrümmt, einzeilig; alle Brachialia mit Dorsalkanal und durch Gelenke verbunden, ohne oder mit Pinnulae.~ Silur bis Kreide. 1. Familie. #Ichthyocrinidae.# Wachsm. Spr. ¡Basis dizyklisch.¡ ¿IB¿ ¡3 klein, selten über dem Stiel sichtbar. B 5. R oben mit breiter Gelenkfläche.¡ ¿IRA¿ ¡meist vorhanden. Kelchdecke mit zentralem Mund, meist ohne Proboscis. Arme ohne Pinnulae. Stiel rund, mit sehr niedrigen Gliedern.¡ Silur bis Karbon. ¿Ichthyocrinus¿ Conrad (Fig. 291). ¿IB¿ winzig klein. ¿IR¿ und ¿IBr¿ fehlen. Ob. Silur und Karbon. Nordamerika und Europa. ¿Lecanocrinus¿ Hall (Fig. 292). Wie vorige, aber im Analinterradius ein rhombisches ¿RA¿ und darüber eine große Analplatte. Ob. Silur. Devon. ¿Homalocrinus¿, ¿Anisocrinus¿, ¿Calpiocrinus¿, ¿Cyrtidocrinus¿, ¿Pycnosaccus¿ Ang., ¿Lithocrinus¿ W. Spr. Ob. Silur (Gotland). ¿Taxocrinus¿ Forbes (Fig. 293, 294). ¡IB¡ 3 klein. Zwischen den ¡R¡ ein großes ¿IRA¿, auf welches mehrere ¿IRA¿ folgen; in den übrigen Interradien ¿IBr¿ vorhanden oder fehlend. Die unteren (primären) Armglieder besitzen häufig an ihrer unteren Gelenkfläche einen zahnartigen Fortsatz, welcher in eine Rinne des darunter befindlichen Armgliedes paßt und zuweilen als selbständiges Plättchen entwickelt ist. Silur. Devon. Karbon. Nordamerika und Europa. [Illustration: Fig. 291. ¡Ichthyocrinus laevis¡ Conrad, aus obersilurischem Kalk (Niagara Group) von Lockport. New-York (nach ~Hall~).] [Illustration: Fig. 292. ¡Lecanocrinus Billingsi¡ Ang. Ober-Silur. Gotland. ¡a¡ Kelch. ¡b¡ Kelch mit Armen von der Analseite (vergr., nach ~Angelin~, nicht durch den Spiegel gezeichnet).] [Illustration: Fig. 293. ¡Taxocrinus Meeki¡ Worthen. Kohlenkalk. Crawfordsville. Indiana.] [Illustration: Fig. 294. Kelchdecke von ¡Taxocrinus¡ (nach ~Wachsmuth~).] ¿Forbesiocrinus¿ de Kon., ¿Onychocrinus¿ Lyon u. Cass., ¿Mespilocrinus¿ de Kon. Karbon. 2. Familie. #Uintacrinidae.# Zitt. (emend. Springer).[26] ¡K monozyklisch oder dizyklisch. Ungestielt, aus dünnen Täfelchen zusammengesetzt. Die 5 B umschließen eine fünfseitige Centrodorsalplatte oder 5 winzige¡ ¿IB¿ ¡und eine Zentralplatte. R 5. Die unteren Br durch mehrere Reihen von¡ ¿IBr¿ ¡verbunden. Kelchdecke mit kleinen schuppigen Plättchen bedeckt und einer zentralen, konischen Afterröhre. Mund exzentrisch; Ambulacralfurchen offen. Arme lang, dünn, einzeilig, verästelt mit zahlreichen, langen Pinnulis.¡ [Illustration: Fig. 295. ¡Uintacrinus Westfalicus¡ Schlüt. Aus der oberen Kreide von Recklinghausen (Westfalen). ¡a¡ Von der Seite. ¡b¡ Von unten. Nat. Größe. (Nach ~Schlüter~.)] Die einzige Gattung ¿Uintacrinus¿ Grinnell (Fig. 295) in der oberen Kreide von Kansas, Westfalen und England. 5. Ordnung. #Articulata.# J. Müller. (¡Neocrinoidea¡ H. Carp., ¡Canaliculata¡ Wachsm. u. Spr., ¡Pentacrinacea¡ Neum.) ~Kelch regulär, aus dicken Platten zusammengesetzt;~ ¿IR¿ ~selten vorhanden.~ ¿IB¿ ~fehlend oder klein und meist mit dem obersten Stielglied verbunden.~ ¿B¿ ~und~ ¿R¿ ~durch Sutur, die~ ¿R¿~, wenn mehr als eine Zone vorhanden, oben und unten gelenkig verbunden. Kelchdecke häutig oder mit lose nebeneinander liegenden Täfelchen bedeckt; Ambulacralfurchen und Mund offen. Oralia in der Jugend stets, häufig auch im ausgewachsenen Zustand vorhanden. Arme einzeilig, wechselzeilig, selten zweizeilig, mit Pinnulis.~ Trias bis Jetztzeit. Zu den ¡Articulata¡ gehören fast alle lebenden, tertiären und die meisten mesozoischen Crinoideen. Sie sind ausgezeichnet durch offene Ambulacra und unbedeckten Mund, sowie durch die zur Aufnahme eines Nervenstranges und Bindegewebfasern dienenden Kanäle, welche nicht nur den Körper aller ¡Br¡, sondern auch die ¡R¡ und ¡B¡ durchsetzen. Diese Axialkanäle (Fig. 296) gehen vom gekammerten »Dorsalorgan« aus, treten zuerst in die Mittelebene der ¡B¡ ein, teilen sich jedoch innerhalb der ¡B¡ in zwei Äste, welche in zwei darüber liegende ¡R¡ fortsetzen und von da in die Brachialia verlaufen. Im ersten Radialkranz werden die radialen Axialkanäle, die in der Jugend in offenen Rinnen der Innenfläche verlaufen und erst später vollständig umschlossen sind, durch einen Ringkanal miteinander verbunden. [Illustration: Fig. 296. Verlauf der inneren Axialkanäle im Kelch und in den Armen von ¡Encrinus¡. (Nach ~Beyrich~.) (Die Kanäle sind punktiert, wenn sie im Innern der Täfelchen verlaufen, dagegen mit schwarzer Linie angedeutet, wo man dieselbe auf der Innenseite des Kelches oberflächlich beobachten kann.)] 1. Familie. #Encrinidae.# Roem. ¡Dorsalkapsel niedrig, schüsselförmig, mit dizyklischer Basis.¡ ¿IB¿ ¡5 sehr klein, unter dem obersten Stielglied versteckt. B 5 groß. R 5 oben abgestutzt, die breite Gelenkfläche mit Querriff.¡ ¿IR¿ ¡fehlen. Kelchdecke gewölbt und getäfelt. A 5×2 oder 5×4, kräftig, ungeteilt, dicht nebeneinander liegend, zweizeilig oder wechselzeilig. Stiel rund, meist ohne Seitenranken, das untere Ende zu einer verdickten Scheibe ausgebreitet.¡ Trias. ¿Encrinus¿ Miller (Fig. 297, 298). Über ¡R¡^1 folgt ein niedriges, breites ¡Br¡^1, darauf ein axillares ¡Br¡^2. A 10-20, anfänglich einzeilig, später zweizeilig, mit langen Pinnulis. Stiel rund, ohne Cirrhen, die Gelenkflächen radial gestreift oder am Rand radial gekerbt. Zentralkanal rund. Häufig in der Trias, namentlich im Muschelkalk. Die Stielglieder von ¡E. liliiformis¡ Lam. bilden nicht selten mehrere Meter mächtige Kalksteinschichten (Trochitenkalk). ¿Dadocrinus¿ Meyer (vgl. Könen, Nachr. d. K. Ges. d. Wissenschaften, Göttingen 1895, S. 283). Wie ¡Encrinus¡, aber kleiner. Arme lang, wechselzeilig. Trias. ¡D. gracilis.¡ Meyer. ¿Holocrinus¿ Wachsm. u. Spr. Trias. Stiel mit Cirrhen. H. Wagneri W. Spr. [Illustration: Fig. 297. ¡Encrinus liliiformis¡ Mill. Muschelkalk. Braunschweig.] [Illustration: Fig. 298. Analyse des Kelches und der Arme von ¡Encrinus¡. ¡a¡ und ¡a¡^1 Kelch von innen und unten. ¡b¡ Basale von innen, etwas abgerieben. ¡r¡ Radiale^1 von innen ¡br¡ Erstes Armglied (R^2 auct.) von unten (Gelenkfläche). ¡br¡^1 Dasselbe von oben (Sizygialnaht). ¡br¡^{1 2} Brachiale^{1 ¡u.¡ 2} miteinander verwachsen von unten und innen, ¡br¡^2 Axillare Gelenkfläche von Brachiale^2. +b+ Einreihiges, +b+* zweireihiges Armglied mit doppeltem Kanal. ¡p¡ Ein Pinnula-Glied (vergrößert).] 2. Familie. #Apiocrinidae#. d'Orb. ¡K regulär, aus sehr dicken Tafeln bestehend. B 5 groß. R 5×1-3. Zuweilen¡ ¿IR¿ ¡in allen fünf Interradien vorhanden, die jedoch erst über R^1 beginnen. Kelchdecke getäfelt. Mund und After unbekannt. A 5×2, einzeilig, mäßig vergabelt, mit langen Pinnulae. Stiel lang, kreisrund, seltener pentagonal, ohne Seitenranken, am unteren Ende mit verdickter Wurzel. Die Gelenkflächen der Stielglieder vollständig oder nur am Rand radial gestreift.¡ Jura, Kreide und Jetztzeit. ¿Apiocrinus¿ Miller (Fig. 299, 300, 301). ¡K¡ birnförmig, von einem langen, runden Stiel getragen, dessen niedrige Glieder am oberen Ende immer breiter werden und allmählich in den ¡K¡ übergehen. Das oberste Stielglied (Centrodorsale) hat fünf erhabene Radialkanten, von denen die Seiten dachförmig abfallen. ¡B¡ 5 breiter als hoch. ¡R¡ 5×3, seitlich durch Naht, in radialer Richtung durch oben ausgehöhlte und am Innenrand mit erhabener Querleiste versehene Flächen unbeweglich verbunden. ¡R¡^3 axillar. Bei einzelnen Arten schalten sich zwischen den zwei oberen Radialkränzen kleine, durch Sutur verbundene ¿IR¿ ein. Die oberen Stielglieder liegen nur in der Peripherie dicht aufeinander und lassen gegen innen einen Zwischenraum frei. Lias, Jura und untere Kreide. Die Stielglieder bilden namentlich in den Alpen nicht selten Crinoideenkalke. [Illustration: Fig. 299. ¡Apiocrinus Parkinsoni¡ Schloth. Aus dem Groß-Oolith von Ranville. Calvados. ¡a¡ Kelch mit den obersten Stielgliedern von der Seite, ¡b¡ von oben. ¡c¡ Gelenkfläche eines Stielgliedes (nat. Größe).] ¿Guettardocrinus¿ d'Orb. Wie ¡Apiocrinus¡, aber die zwei unteren ¡Br¡ seitlich durch ¿IR¿ unbeweglich verbunden und an der Kelchbildung teilnehmend. Einzige Art (¡G. dilatatus¡ d'Orb.) im oberen Jura. [Illustration: Fig. 300. ¡Apiocrinus Parkinsoni¡ Schloth. Ranville. ¡a¡ Analyse des Kelches und Verlauf der Kanäle (die mit punktierten Linien bezeichneten Kanäle verlaufen im Innern der Tafeln, die ununterbrochenen Linien stellen die auf der Innenseite der Basalia sichtbaren Gabelkanäle dar). ¡B¡ oberer Teil des Stieles mit Centrodorsalplatte, in der Mitte durchgeschnitten, um die Zwischenräume zwischen den Gliedern zu zeigen. ¡b¡ Basaltäfelchen von oben und innen, ¡b¡* dasselbe von unten. ¡r¡^1 Erstes Radiale von außen, ¡r¡^{1*} dasselbe von innen. ¡r¡^2 Zweites Radiale von außen, ¡r¡^{2*} dasselbe von innen (die Kanäle der Radialtäfelchen sind nur an angeschliffenen oder stark abgeriebenen Täfelchen, wie die gezeichneten, sichtbar). ¡br¡ Armglieder.] [Illustration: Fig. 301. ¡Apiocrinus Roissyanus¡ d'Orb. Aus dem Coralrag von Tonnerre (Yonne). (Restauriert nach ~d'Orbigny~.)] ¿Millericrinus¿ d'Orb. ¡K¡ aus einer großen, fünfseitigen Centrodorsalplatte, 5 großen ¡B¡ und 5 ¡R¡ mit breiter, abgestutzter oberer Gelenkfläche versehen, auf welche die beweglichen Arme folgen. Zuweilen 5 winzige, rudimentäre ¿IB¿ vorhanden. Lias bis untere Kreide. ¿Acrochordocrinus¿ Trautschold. Jura. Unt. Kreide. ¿Calamocrinus¿ Ag. Recent Galapagos-Inseln. 3. Familie. #Bourgueticrinidae.# Loriol. ¡K klein, birnförmig, mit seichter Leibeshöhle, aus 5 B und 5×1-3 R bestehend. Kelchdecke häutig mit 5 Oralplatten. A 5, dünn, einzeilig, mit sehr langen Pinnulae. Stiel mit zahlreichen Seitenranken, aus hohen, zylindrischen, gelenkig verbundenen Gliedern zusammengesetzt; die Gelenkflächen mit erhabenem Querriff.¡ Jura bis Jetztzeit. ¿Bourgueticrinus¿ d'Orb. (Fig. 302). ¡K¡ durch eine sehr große, hohe Centrodorsalplatte gestützt; die obersten Stielglieder verdickt. Ob. Jura. Kreide. Tertiär. ¿Rhizocrinus¿ Sars. (¡Conocrinus¡ d'Orb. non Troost) (Fig. 303). ¡B¡ 5 sehr hoch und dick, häufig verschmolzen, auf dünnem Stiel ruhend. Nur ein Kranz niedriger ¡R¡ vorhanden. Öfters 4, 6 oder 7 Radien entwickelt. Eocän und Recent in großen Tiefen. ¿Mesocrinus¿ H. Carp. Kreide. ¿Bathycrinus¿ Wyv. Thomson. Recent. [Illustration: Fig. 302. ¡Bourgueticrinus ellipticus¡ Mill. Weiße Kreide. Wiltshire. ¡a¡ Kelch mit Centrodorsalplatte und den zwei oberst. Stielgliedern (nat. Gr.). ¡b¡ Oberseite des Kelches (vergrößert). ¡c¡ Stielglieder. ¡d¡ Gelenkfläche eines Stielgliedes. ¡e¡ Seitenranke.] [Illustration: Fig. 303. ¡Rhizocrinus pyriformis¡ Goldf. sp. Eocän. Gegend von Verona. ¡a¡ Kelch von der Seite (nat. Gr.); ¡b¡ derselbe vergr.; ¡c¡ von oben mit 3 aufsitzenden ersten Armgliedern. ¡d¡ Zweites Exemplar, in der Mitte durchgeschnitten (nat. Gr.). ¡e¡ Dasselbe, an der Oberfläche schwach angeschliffen, um die Nähte der ¡R¡ und ¡B¡ zu zeigen. ¡f¡ Fünfstrahliger Kelch von oben (vergr.). ¡g¡-¡k¡ Stielglieder (nat. Größe).] 4. Familie. #Eugeniacrinidae.# Zitt. (¡Coadunata¡ Miller, ¡Holopocrinidae p. p.¡ Jaekel.) ¡Dorsalkapsel nur aus 5 (selten 4) dicken, fest verbundenen R bestehend. B fehlen. Kelchdecke unbekannt. Br^1 niedrig, leistenförmig, mit dem axillaren Br^2 durch Sizygialnaht verbunden oder verschmolzen. Arme einzeilig, plump, eingerollt. Stiel kurz, rankenlos, aus wenigen, hohen, zylindrischen Gliedern mit gekörnelten oder gestreiften Gelenkflächen bestehend. Wurzel verdickt und ausgebreitet.¡ Lias, Jura und untere Kreide von Europa. [Illustration: Fig. 304. ¡a Eugeniacrinus caryophyllatus¡ Mill. Aus dem oberen Jura, restauriert, ohne Arme (nach ~Fraas~). ¡b¡ Kelch aufgebrochen mit den verkieselten Axialkanälen. (Nach ~Jaekel~.)] [Illustration: Fig. 305. ¡Eugeniacrinus caryophyllatus¡ Mill. Ob. Jura. Streitberg. Franken. ¡a¡ Kelch mit oberstem Stielglied (Centrodorsale), nat. Gr. ¡b¡ Kelch von oben; ¡c¡ derselbe von unten, 3/2. ¡d¡ Unterstes Armglied (¡R^2¡ auct.) von innen, ¡d*¡ dasselbe von oben. ¡e¡ Zweites Armglied von innen (nat. Größe). ¡f¡-¡h¡ ¡E. nutans¡ Goldf., ebendaher. ¡f¡ Die zwei ersten Armglieder mit einander verwachsen von außen, ¡f*¡ von innen. ¡g¡ Ein Armglied von vier Seiten. ¡h¡ Eingerollter Arm vom Rücken und von der Seite.] ¿Eugeniacrinus¿ Miller (Fig. 304, 305). ¡K¡ klein, schüsselförmig, mit seichter Leibeshöhle. ¡R¡ sehr dick, innig verbunden, zuweilen verschmolzen. Aus dem Verlauf der Achsialkanäle (Fig. 305) geht hervor, daß die ¡B¡ ins Innere der ¡R¡ gedrängt und von diesen vollständig umhüllt wurden. Der mediane Teil des ¡Br^2¡ ist bald dachförmig, bald in eigentümlicher Weise zu einem dreieckigen, geraden oder einwärts gebogenen Fortsatz, an dessen Seiten sich die Gelenkflächen für die Arme befinden, verlängert. Das oberste Stielglied zuweilen mit fünf schwachen Radialleisten. Häufig im oberen Jura, insbesondere im Spongitenkalk von Süddeutschland, der Schweiz, Frankreich und den Karpathen. Seltener im Dogger und in der unteren Kreide der Alpen. ~Jaekel~ (Zeitschr. d. d. geolog. Ges. 1891. XLIII) zerlegt ¡Eugeniacrinus¡ in die Gattungen ¿Cyrtocrinus¿, ¿Sclerocrinus¿, ¿Tetanocrinus¿, ¿Eugeniacrinus¿ und ¿Gymnocrinus¿, welche sich durch Abweichungen des ¡Br^2¡, der Artikulationsflächen der ¡R¡ und der Arme unterscheiden. ¿Eudesicrinus¿ Loriol. Die 5 ¡R¡ werden nur durch zwei kurze, dicke Stielglieder getragen. Lias. ¿Tetracrinus¿ Münst. Nur 4 (selten 3 oder 5) ¡R¡ vorhanden, welche sich auf einen runden Stiel mit ungleichen, tonnen- oder scheibenförmigen Gliedern stützen. Das oberste Stielglied besitzt 4 (3 oder 5) starke radiale Leisten und wird von ~Jaekel~ als Basis betrachtet, obwohl demselben Achsialkanäle fehlen. Ob. Jura. ¿Phyllocrinus¿ d'Orb. ¡K¡ kugelig; die oberen Gelenkflächen der ¡R¡ schmal, seitlich durch sehr hohe Fortsätze begrenzt, Ob. Jura und untere Kreide, besonders in der mediterranen Provinz. 5. Familie. #Holopidae.# Zitt. ¡Dorsalkapsel becherförmig, aus 5 verschmolzenen R gebildet, welche mit breiter Fläche unmittelbar festgewachsen sind oder von einem ungeteilten Basalkranz getragen werden. Kelchdecke mit 5 großen, dreieckigen Oralplatten und zahlreichen kleinen Randplättchen. A 5×2, einzeilig, ungeteilt, stark eingerollt, aus sehr dicken Gliedern bestehend.¡ Von den hierher gehörigen Gattungen findet sich ¿Cyathidium¿ Steenstr. (¡Micropocrinus¡ Menegh.) in der Kreide und im Tertiär, ¿Holopus¿ d'Orb. lebend in großer Tiefe, ¿Cotylederma¿ Quenst. (Fig. 306) im Lias. [Illustration: Fig. 306. ¡Cotylederma docens¡ E. Deslongch. Aus dem oberen Lias von May. Calvados. ¡a¡ Kelch von oben, ¡b¡ von unten (nat. Gr.). ¡c¡, ¡d¡ ¡C. lineati¡ Quenst. Lias +d+, Asselfingen. Baden. ¡c¡ Centrodorsalplatte. ¡d¡ Unterer verschmolzener Täfelchenkranz (Basalia). Nat. Gr.] 6. Familie. #Pentacrinidae.# d'Orb. ¡K klein, schüsselförmig, aus 5 B und 5 R zusammengesetzt, darüber 2-3 einfache Br. Kelchdecke häutig, mit eingelagerten, sehr dünnen Kalktäfelchen. Arme kräftig, meist sehr stark verästelt, mit Pinnulis. Stiel lang, fünfkantig, selten zylindrisch, mit wirtelförmig gestellten Nebenranken. Die Gelenkflächen der Stielglieder mit fünfblättriger Zeichnung.¡ Trias bis Jetztzeit. ¿Pentacrinus¿ Miller (¡Isocrinus¡ Meyer, ¡Extracrinus¡ Austin, ¡Chladocrinus¡ Ag., ¡Cainocrinus¡ Forbes) (Fig. 307). Die Leibeshöhle wird von den ¡B¡, ¡R¡ und den zwei untersten ¡Br¡ umgeben. ¡Br^2¡ axillar. Die ¡R¡ zuweilen mit einer nach unten gerichteten, spornförmigen Verlängerung. ¡A¡ einzeilig, sehr stark verästelt. Stiel fünfkantig, mit zahlreichen Nebenranken, am unteren Ende nicht verdickt; die Gelenkflächen mit fünfblättriger Rosette. Trias bis Jetztzeit. Am häufigsten im Lias. Prachtvoll erhaltene Kronen mit Armen und Stiel im unteren Lias von England und im oberen Lias von Boll und Metzingen in Württemberg. Im Tübinger Museum befindet sich eine Platte mit 24 vollständigen langgestielten Kronen von ¡P. subangularis¡ Mill. Als ¿Extracrinus¿ unterscheidet Austin Formen mit 5 kleinen ¿IB¿, bei denen die ¡A¡ nur auf einer Seite mit Nebenästen versehen sind. Lias. Jura. ¡E. subangularis¡ Mill. sp. ¿Metacrinus¿ H. Carp. Über den ¡R¡ mehr als 2 (bis 7) einfache ¡Br¡. ¡A¡ mäßig verästelt. Lebend. ¿Balanocrinus¿ Ag. Stielglieder rund, am Rand gekerbt und fünf von der Mitte ausstrahlenden, quergekerbten Streifen. Lias. Jura. Kreide. [Illustration: Fig. 307. ¡Pentacrinus (Extracrinus) Briareus¡ Mill. Aus dem unteren Lias von Lyme Regis, England (nach ~Goldfuß~). ¡a¡ Stielglieder von ¡P. subangularis¡ Mill. uns dem oberen, ¡b¡ von ¡P. basaltiformis¡ Mill. aus dem mittleren Lias.] 7. Familie. #Comatulidae.# d'Orb. ¡In der Jugend gestielt und festgeheftet, später freischwimmend, ungestielt. K aus einer knopfförmigen, mit Ranken besetzten Centrodorsalplatte, 5 mehr oder weniger verkümmerten B und 5 R bestehend, darüber 2 oder mehr Br. Kelchdecke häutig, seltener mit dünnen Täfelchen. Leibeshöhle sehr leicht. A 5-20 und mehr, wechselzeilig, nicht vergabelt, mit Pinnulae.¡ Die ¡B¡ sind anfänglich bei der Larve (Fig. 235) große, getrennte Platten, die nach und nach verkümmern und zu einer ringförmigen, äußerlich unsichtbaren Rosette umgewandelt werden: nicht selten ist die zentrale Rosette mit fünf leistenförmigen, radialen Fortsätzen versehen, welche in Furchen liegen und als kleine interradiale Zapfen zwischen den ¡R¡ und dem Centrodorsale vorragen. Letzteres ist mit zahlreichen Ranken besetzt, deren vertiefte, grubige Anheftstellen die Oberfläche der fossilen Zentralknöpfe bedecken. Über 180 meist in seichtem Wasser lebende Arten. Fossil vom Lias an. ¿Antedon¿ Fréminv. (¡Alecto¡ Leach, ¡Comatula¡ Lam., ¡Pterocoma¡ Ag., ¡Decaenemos¡ Bronn., ¡Comatulina¡ d'Orb., ¡Hertha¡ Hag., ¡Solanocrinus¡, ¡Glenotremites¡ Goldf.) (Fig. 308). Mund zentral. Centrodorsalplatte hoch, dick, halbkugelig oder fünfkantig, mit zahlreichen Cirrhen. ¡A¡ 10 oder mehr. ¡Br^2¡ axillar. Lias bis Jetztzeit. ¿Eudiocrinus¿ H. Carp. (¡Ophiocrinus¡ Semp.). Wie ¡Antedon¡, aber nur 5 ungeteilte ¡A¡. Eine fossile (Neocom) und fünf lebende Arten. ¿Actinometra¿ Müller (¡Comaster¡ Goldf., ¡Phanogenia¡ Lovèn). Mund exzentrisch. Basalknopf niedrig, scheibenförmig, mit nur einer (seltener zwei) Reihen von Cirrhen. Jura bis Jetztzeit. ¿Atelecrinus¿, ¿Promachocrinus¿, ¿Thaumatocrinus¿ H. Carp. Rezent. ¿Thiollierocrinus¿ Etallon. Centrodorsalknopf unten mit elliptischer Gelenkfläche für persistente Stielglieder. Jura und Kreide. #Zeitliche und räumliche Verbreitung der Crinoideen.# Mit Ausnahme der meist in der Nähe der Küste oder in geringer Tiefe lebenden Comatuliden, wovon über 180 rezente Arten beschrieben sind, gehören die übrigen, noch jetzt existierenden Gattungen (¡Pentacrinus¡, ¡Metacrinus¡, ¡Rhizocrinus¡, ¡Bathycrinus¡, ¡Calamocrinus¡, ¡Hyocrinus¡, ¡Holopus¡) zu den exquisiten Tiefseebewohnern und sind teilweise erst in wenigen Exemplaren bekannt. Die fossilen Crinoideen erreichten schon in paläozoischen Ablagerungen den Höhepunkt ihrer Entwicklung, und namentlich die Abteilungen der ¡Larviformia¡ und ¡Camerata¡ sind gänzlich, die ¡Fistulata¡ und ¡Flexibilia¡ mit Ausnahme der Gattungen ¡Marsupites¡ und ¡Uintacrinus¡ ebenfalls auf die paläozoischen Formationen beschränkt, während die ¡Articulata¡ erst in der Trias beginnen und bis in die Jetztzeit fortdauern. Sie wurden darum auch von ~Herb. Carpenter~ unter der Bezeichnung ¡Neocrinoidea¡ den übrigen älteren Formen (¡Palaeocrinoidea¡) gegenüber gestellt. Die ¡Costata¡ enthalten paläozoische, mesozoische und eine rezente Gattung. [Illustration: Fig. 308. ¡a¡ ¡Antedon (Solanocrinus) costatus¡ Goldf. Ober-Jura, Diceraskalk von Kelheim, Bayern. Exemplar mit sämtlichen Armen von der Rückenseite. Der Basalknopf und die Pinnulae fehlen; etwas verkleinert. ¡b c d¡ ¡A. scrobiculatus¡ Goldf. Aus dem Weißen Jura von Streitberg in Franken. Kelch in nat. Größe. ¡b¡ von oben, ¡c¡ von unten und ¡d¡ von der Seite. ¡e¡ Ein Armglied.] Meist besitzen die Crinoideen eng begrenzte räumliche Verbreitung, finden sich aber in gewissen Ablagerungen so massenhaft, daß ihre zerfallenen Reste, namentlich die Stielglieder, gesteinsbildend auftreten und zuweilen Schichten von mehreren Metern Mächtigkeit fast ausschließlich zusammensetzen. Während übrigens die rezenten Genera vorherrschend den tieferen Meeresregionen angehören, lebten die paläozoischen Formen offenbar vielfach in seichtem Wasser und finden sich insbesondere häufig in Gesellschaft von Riffkorallen. Unter den mesozoischen Crinoideen dürften die meist mit Glasschwämmen (Hexactinelliden und Lithistiden) vergesellschafteten Eugeniacriniden und Plicatocriniden in ansehnlicher Tiefe, die ¡Encrinidae¡, ¡Apiocrinidae¡, ¡Saccocomidae¡, ¡Plicatocrinidae¡ und ¡Pentacrinidae¡ dagegen in seichterem Wasser gelebt haben. Die ältesten spärlichen und meist schlecht erhaltenen Reste von Crinoideen finden sich schon im ~Cambrium~ (¡Dendrocrinus¡). Nach ~Jaekel~ gehören auch die unvollkommen bekannten Gattungen ¡Eocystis¡, ¡Lichenoides¡, ¡Palaeocystis¡ und ¡Acanthocystis¡) zu den Crinoideen, werden aber von den meisten Autoren den Cystoideen zugezählt. Das untere ~Silur~ liefert in England Stielglieder von verschiedenen Gattungen und die Gegend von Petersburg Kelche von ¡Hybocrinus¡ und ¡Baerocrinus¡. In Nordamerika sind die Kalksteine der Trenton- und Hudson River-Gruppe zuweilen reich an Crinoideen-Resten. Eine erstaunliche Fülle vorzüglich erhaltener Formen findet sich im oberen Silur von Dudley und Wenlock in England und in den gleichalterigen Schichten der Insel Gotland (43 Genera mit 176 Arten). Auch in Nordamerika ist das obere Silur (Niagara-Gruppe) in New York, Wisconsin, Indiana, Illinois und Tennessee reich an Crinoideen. Für ~devonische~ Formen bilden die Eifel, das Rheinische Schiefergebirg, Nassau, Westfalen, die Ardennen, das Departement Mayenne, Asturien und Nordamerika die Hauptfundorte. Reich an teilweise trefflich erhaltenen Crinoideen sind der ~Kohlenkalk~ von Tournay und Visé in Belgien, Yorkshire, Irland, Rußland (Gegend von Moskau) und ganz besonders Nordamerika, wo die Lokalitäten Burlington (Iowa) und Crawfordsville (Indiana) eine besondere Berühmtheit erlangt haben. Aus dem ~Zechstein~ ist eine einzige Gattung (¡? Cyathocrinus¡) bekannt. Die ~Trias~ enthält ausschließlich ¡Encrinidae¡ und einige Arten von ¡Pentacrinus¡ und ¡Apiocrinus¡. In ~Jura~ und ~Kreide~ erscheinen alle übrigen Familien der Articulaten und dauern mit Ausnahme der Eugeniacriniden bis in die Jetztzeit fort. Über die Stammesgeschichte der Crinoideen sind verschiedene Hypothesen aufgestellt worden. Die meisten Autoren sind geneigt, sie von Cystoideen abzuleiten und in den letzteren die primitiven Vorläufer der Crinoideen zu sehen. Allein die neueren Untersuchungen von ~Jaekel~ zeigen, daß die Cystoideen einen ganz selbständigen, höchst eigenartig differenzierten Ast des Pelmatozoenstammes darstellen, welcher sich unabhängig neben den Crinoideen entwickelt hat. Nur für die Ordnung der ¡Camerata¡ hält ~Jaekel~ die Abstammung von gewissen Cystoideen für möglich, während alle übrigen Ordnungen keinerlei phyletische Beziehungen zu den Crinoideen erkennen lassen. #Übersicht über die zeitliche Verteilung der Crinoideen.# +==============================++===+===+===+===+===+===+===+===+===+===+ | || | | | | | | | | | J | | || K | S | D | K | P | T | J | K | T | e | | || a | i | e | a | r | r | u | r | e | t | | || m | l | v | r | e | i | r | e | r | z | | || b | u | o | b | m | a | a | i | t | t | | || r | r | n | o | | s | | d | i | z | | || i | | | n | | | | e | ä | e | | || u | | | | | | | | r | i | | || m | | | | | | | | | t | | || | | | | | | | | | | +==============================++===+===+===+===+===+===+===+===+===+===+ | || | | | | | | | | | | | ¿A. Larviformia:¿ || | | | | | | | | | | | ¡1. Haplocrinidae¡ || | |===| | | | | | | | | ¡2. Allagecrinidae¡ || | |===| | | | | | | | | ¡3. Triacrinidae¡ || | =|===| | | | | | | | | ¡4. Symbathocrinidae¡ || | |===|===| | | | | | | | ¡5. Cupressocrinidae¡ || | |===| | | | | | | | | || | | | | | | | | | | | ¿B. Costata:¿ || | | | | | | | | | | | ¡1. Hapalocrinidae¡ || | |===| | | | | | | | ¡2. Plicatocrinidae¡ || | | | | | | ==| | | | | ¡3. Hyocrinidae¡ || | | | | | | | | |===| | ¡4. Saccocomidae¡ || | | | | | | ==| | | | | || | | | | | | | | | | | ¿C. Fistulata:¿ || | | | | | | | | | | | ¡1. Hypocrinidae¡ || |== | | | | | | | | | | ¡2. Stephanocrinidae¡ || |===| | | | | | | | | | ¡3. Heterocrinidae¡ || |===|===|===| | | | | | | | ¡4. Calceocrinidae¡ || |===|===|===| | | | | | | | ¡5. Catillocrinidae¡ || | |===|===| | | | | | | | ¡6. Gasterocomidae¡ || | |===|===|== | | | | | | | ¡7. Cyathocrinidae¡ || =|===|===|===|===| | | | | | | ¡8. Crotalocrinidae¡ || | ==| | | | | | | | | | ¡9. Poteriocrinidae¡ || | |===|===| | | | | | | | ¡10. Marsupitidae¡ || | | | | | | |===| | | | || | | | | | | | | | | | ¿D. Camerata:¿ || | | | | | | | | | | | ¡1. Platycrinidae¡ || | ==|===|===| | | | | | | | ¡2. Hexacrinidae¡ || | |===|===| | | | | | | | ¡3. Actinocrinidae¡ || | ==|===|===| | | | | | | | ¡4. Reteocrinidae¡ || |= | | | | | | | | | | ¡5. Dimerocrinidae¡ || |===|===| | | | | | | | | ¡6. Rhodocrinidae¡ || |===|===|===| | | | | | | | ¡7. Melocrinidae¡ || | ==|===| | | | | | | | | ¡8. Calyptocrinidae¡ || | ==|===| | | | | | | | | || | | | | | | | | | | | ¿E. Flexibilia:¿ || | | | | | | | | | | | ¡1. Ichthyocrinidae¡ || | ==|===|===| | | | | | | | ¡2. Uintacrinidae¡ || | | | | | | |===| | | | || | | | | | | | | | | | ¿F. Articulata:¿ || | | | | | | | | | | | ¡1. Encrinidae¡ || | | | | |===| | | | | | ¡2. Apiocrinidae¡ || | | | | |===|===|===| |===| | ¡3. Bourgueticrinidae¡ || | | | | | |===|===|===|===| | ¡4. Eugeniacrinidae¡ || | | | | | |===|===| | | | ¡5. Holopidae¡ || | | | | | |===|===|===|===| | ¡6. Pentacrinidae¡ || | | | | |===|===|===|===|===| | ¡7. Comatulidae¡ || | | | | | |===|===|===|===| 2. Klasse. #Cystoidea.# Beutelstrahler.[27] ~Ausgestorbene, kurzgestielte, seltener ungestielte und festgewachsene Pelmatozoen, deren Theka aus meist zahlreichen unregelmäßig, seltener pentamer angeordneten Täfelchen zusammengesetzt ist. Arme schwach entwickelt, zuweilen gänzlich fehlend, niemals verästelt, ohne Pinnulae. Eine zentrale Mund- und eine exzentrische Afteröffnung auf der Oberseite der Theka. Meist auch offene oder mit Täfelchen gedeckte Ambulacralfurchen vom Mund ausstrahlend. Die Kelchtafeln häufig von feinen Kanälen durchsetzt.~ Die Theka hat kugelige, beutelförmige, eiförmige, elliptische, seltener zylindrische oder scheibenförmige Gestalt und ist ringsum von vier-, fünf-, sechseckigen oder polygonalen, durch Sutur verbundenen Täfelchen umgeben, deren Zahl zwischen 13 und mehreren Hunderten schwankt, und die nur ausnahmsweise eine regelmäßig pentamere Anordnung erkennen lassen. Eine scharfe Unterscheidung zwischen Dorsalkapsel und Kelchdecke sowie zwischen Radial- und Interradialtafeln ist selten möglich; die lateralen Täfelchen gehen allmählich in die der Oberseite über und sind nur bei wenigen Formen in regelmäßig aufeinander folgende Kränze geordnet. Dagegen ist die meist aus einem Täfelchenkranz zusammengesetzte Basis durch eine Insertionsstelle für den Stiel oder für die direkte Anheftung auf einer Unterlage kenntlich. Im Scheitel befindet sich eine zentrale oder subzentrale Öffnung, die zuweilen mit kleinen Täfelchen (Oralplatten) bedeckt erscheint, und in welche meist zwei bis fünf einfache oder verzweigte Ambulacralfurchen einmünden. Außer dieser ~Mundöffnung~ befindet sich eine stets exzentrische, zuweilen durch eine Täfelchenpyramide oder eine unbestimmte Anzahl kleiner Plättchen gedeckte ~Afteröffnung~ im Scheitel (von Leop. v. ~Buch~, ~Volborth~, ~Forbes~ und ~Hall~ als Ovarialöffnung gedeutet), und zwischen beiden beobachtet man bei einzelnen Gattungen eine dritte, kleinere Öffnung (¡Gonoporus¡ Haeckel, ¡Parietalporus¡ Jaekel), die in der Regel als Genitalöffnung betrachtet wird (Fig. 309). Bei ¡Aristocystites¡ und einigen anderen Formen kommt noch eine vierte kleine, schlitzförmige Öffnung neben dem Mund vor, die als Steinkanalöffnung (¡Madreporit¡) gedeutet wird. Die ~Struktur~ der Thekalplatten weist höchst bemerkenswerte Eigentümlichkeiten auf. Bei den Thecoiden und Carpoiden bestehen sämtliche Täfelchen, wie bei den Crinoideen, aus einer einheitlichen Kalkschicht von geringer oder größerer Dicke. Bei den Hydrophoriden dagegen sind alle oder einige Täfelchen porös und in eigentümlicher Weise mit Kanälen versehen. Bei ¡Aristocystites¡, ¡Craterina¡, ¡Glyptosphaerites¡, ¡Echinosphaerites¡ u. a. erscheinen sämtliche Täfelchen außen von einer äußerst dünnen, meist glatten, dichten oder porösen Deckschicht überzogen. Die mehr oder weniger verdickte Mittelschicht enthält zahlreiche Kanäle, welche (¡Aristocystites¡, ¡Craterina¡ etc.) teils in gerader teils in etwas gebogener Richtung von außen nach innen verlaufen (Fig. 310) und sich in seltenen Fällen in zwei Äste gabeln. Jeder Kanal endigt entweder beiderseits in einer einfachen oder außen zuweilen auch in zwei kleinen runden Öffnungen, die bald als blinde Poren unter der dünnen Deckschicht liegen oder dieselbe durchbohren und frei münden. Nach ~Jaekel~ sind stets die äußeren Öffnungen von zwei Kanälen entweder durch schwach vertiefte Furchen (Porengänge) unter der epidermalen Deckschicht oder durch eine grubige, umwallte Vertiefung miteinander verbunden und bilden auf diese Weise an der Oberfläche ~Doppelporen~ (Fig. 311). Zuweilen liegen diese Poren auch auf einer warzigen Erhöhung. [Illustration: Fig. 309. ¡Glyptosphaerites Leuchtenbergi¡ Volb. Kelch mit Ambulacralfurchen getäfelter Mundöffnung, seitlich gelegener großer Afteröffnung und kleiner Genitalöffnung zwischen Mund und After.] [Illustration: Fig. 310. Kanäle, die Mittelschicht von ¡Aristocystites¡ durchsetzend.] [Illustration: Fig. 311. ¡a¡ Innere Ansicht von zwei Täfelchen von ¡Aristocystites¡ mit den einfachen Porenöffnungen. ¡b¡ Doppelporen auf der Außenseite der Kelchtäfelchen von ¡Glyptosphaerites¡.] Noch häufiger als diese vertikalen oder schiefen Kanäle finden sich sowohl bei Gattungen mit vielen als auch mit wenigen Täfelchen sogenannte ~Porenrauten~ (Fig. 312). Hier beobachtet man meist rhombenförmig angeordnete Poren, die stets in der Weise auf zwei benachbarte Täfelchen verteilt sind, daß die Sutur der letzteren entweder die lange oder kurze Diagonale des Rhombus bildet. Die Poren befinden sich an den Enden horizontaler, in der Mittelschicht eingebetteter Röhren, welche je zwei gegenüber gelegene Poren verbinden und dadurch eine parallele Querstreifung der Rauten hervorrufen. Zuweilen ragen die ringsum geschlossenen Röhren als erhabene, gestreifte Rauten auf der Oberfläche vor, meist liegen sie jedoch unter der dünnen, glatten Deckschicht verborgen und werden erst durch Verwitterung oder Abreibung der Oberfläche sichtbar. Hin und wieder sind sie auch ihrer ganzen Länge nach offen und bilden parallele Schlitze. Die kleinen Öffnungen an den Enden der Röhren stehen mit kurzen, nach außen und innen gerichteten Kanälchen in Verbindung, deren Enden entweder von den Deckschichten übersponnen sind oder als runde Poren auf der Außen- und Innenseite frei münden. Bei manchen Gattungen sind die zwei gegenüberliegenden Endporen durch 2-3 Röhren verbunden, zuweilen fehlen die Randporen auch ganz oder es stehen eine ganze Anzahl von Poren reihenförmig auf den horizontalen Röhren. [Illustration: Fig. 312. Porenrauten ¡a¡ von ¡Echinosphaerites¡ und ¡b¡ von ¡Caryocrinus¡ (vergr.). Auf Fig. ¡a¡ ist links die dünne Oberflächenschicht abgerieben, so daß die Verbindungsröhren offen liegen.] Die gestreiften Rauten finden sich bald auf sämtlichen bald nur auf einzelnen oder allen Seitentäfelchen des Kelches. In ganz geringer Zahl sind bei einzelnen Gattungen statt der Porenrauten auch gestreifte Rautenhälften (pectinated rhombs) vorhanden. Dieselben gehören ebenfalls zwei benachbarten Kelchtäfelchen an, sind jedoch stets durch einen Zwischenraum voneinander geschieden (¡Callocystites¡, Fig. 313). Die beiden Hälften besitzen häufig ungleiche Größe und Form, ja manchmal kann eine derselben ganz fehlen. [Illustration: Fig. 313. ¡Callocystites Jewetti¡ Hall. Ober-Silur. Lockport. New York. ¡A¡ Von der Seite (nat. Größe). ¡B¡ Ambulacralfurchen und zwei gestreifte Rautenhälften (¡o¡ Mund, ¡an¡ After, ¡q¡ Genitalöffnung, ¡rh¡ gestreifte Rhomben.] Über die physiologische Bedeutung dieser Kanäle und Poren, welche von ~Billings~ die Bezeichnung Hydrospiren, von ~Jaekel~ den Namen Hydrophoren erhalten haben, gewähren die feinen Untersuchungen ~Jaekels~ ziemlich sicheren Aufschluß. Man hat sie mit den Poren in der Kelchdecke der Crinoideen verglichen und angenommen, daß sie der Leibeshöhle Wasser zuführten und gleichzeitig zur Respiration dienten. Den Austritt von Ambulacralfüßchen, wie früher angenommen wurde, konnten sie sicher nicht gestatten, da sie häufig von einer dünnen Deckschicht überzogen und nach außen abgeschlossen sind. Nach ~Haeckel~ stehen sie in keiner Beziehung zum Ambulacralsystem. Er hält sie für Hohlräume im Kalkskelett, die mit Bindegewebe und Blutgefäßen erfüllt waren und vielleicht mit der Respiration in Beziehung standen. Indem die Hydrophoren der Cystoideen wie die Kelchporen der Crinoideen der Leibeshöhle Wasser zuführen, speisen sie zugleich das ~Ambulacral~-Gefäßsystem. Dieses besteht auch bei den Cystoideen aus einem den Mund umgebenden Ringgefäß, von welchem in der Regel 2, 3, 4 oder 5 Ambulacralfurchen ausstrahlen. Bei den Carpoiden und bei einigen Hydrophoriden (¡Aristocystites¡) fehlt jede Spur von Ambulacralfurchen. In solchen Fällen war der Mund wahrscheinlich von freien Armen (Brachiolen) umstellt, in welche sich die radiären Ambulacralgefäße direkt verlängerten. Zuweilen bilden die Ambulacralfurchen nur kurze Ausstülpungen des Mundes (¡Echinosphaerites¡), meist aber erscheinen sie als einfache oder verzweigte offene oder von Saumplatten begrenzte Furchen auf der Oberfläche der Theka. Sie haben sehr verschiedene Länge, reichen zuweilen fast bis zur Basis, sind häufig aber auch auf die Oberseite beschränkt. Sie durchbohren die Theka niemals, sondern liegen auf besonders gestalteten Thekaltäfelchen oder auch in seichten Furchen der Theka (¡Callocystis¡, ¡Pseudocrinites¡, Fig. 313). Da derartige Ambulacralfurchen auf einer oder zwei Reihen von Täfelchen ruhen, welche auf der Theka liegen, und von diesen abgelöst werden können, da sie überdies von seitlichen Saumplättchen bedeckt und umgeben sind, auf denen sich zuweilen fein gegliederte, einfache fadenförmige Fortsätze (Pinnuletten) erheben, so hat man dieselben vielfach als zurückgebogene, dem Kelch aufruhende Arme gedeutet. Die von ~Barrande~ entdeckten sogenannten »Hydrophores palmées« (Fig. 314) sind kurze distal fächerförmig vergabelte Ambulacralfurchen, welche vom ovalen Ringgefäß ausgehen und an ihren Enden Gelenkflächen für winzige Pinnuletten erkennen lassen. ~Neumayr~ hatte diese Bildungen für subtegminale Ambulacralgefäße gehalten. Die ~Arme~ (Brachiolen oder Finger) der Cystoideen sind schwach entwickelt, zuweilen sogar fehlend und in wechselnder Zahl (2, 3, 6, 9 bis 13) vorhanden. Die fünfzählige Symmetrie der normalen Echinodermen macht sich bei vielen Cystoideen weder im Bau des Kelches noch in der Zahl der Arme geltend. Letztere sind niemals verästelt, aus ein- oder zweizeilig angeordneten Gliedern zusammengesetzt, auf der Innenseite mit Ventralfurche und Saumplättchen versehen. [Illustration: Fig. 314. ¡a¡, ¡b¡. Fächerförmig verästelte Ambulacralfurchen (¡Hydrophores palmées¡) nach Barrande.] Bei manchen Gattungen erreichen die den Armen der Crinoideen homologen Thekalfortsätze ansehnliche Länge, bei anderen bleiben sie ungemein schwach und sind eher den Pinnulis als echten Armen von Crinoideen vergleichbar. ~Haeckel~ nennt die freien Cystoideen Arme »Brachiolen«, ~Jaekel~ bezeichnet sie als ~Finger~. Sie sind niemals verästelt und bestehen fast immer aus zwei dorsalen Täfelchenreihen, die neben der Ambulacralfurche mit Saumplättchen besetzt sind. Bei den der Theka aufliegenden, zurückgeschlagenen Armen ist die Ambulacralseite nach außen gekehrt und zuweilen jederseits mit einer Reihe alternierend angeordneter, gegliederter Anhänge besetzt, welche sich auf kleinen Gelenkflächen neben der Ambulacralfurche erheben und wie die Finger gebaut sind. ~Haeckel~ nennt diese Gebilde Pinnuletten. Der ~Stiel~ zeichnet sich meist durch geringe Länge aus, öfters fehlt er ganz. Zuweilen sind die Kelche mit der ganzen Unterseite (¡Thecoiden¡) oder mittels eines höckerigen Vorsprungs am Boden befestigt. Der Stiel scheint nur in seltenen Fällen als Anheftungsorgan gedient zu haben, denn er verjüngt sich meist am unteren Ende in eine Spitze und dient nach ~Haeckel~ als Schwimmorgan. Er besteht entweder wie bei den Crinoideen aus einer Anzahl niedriger, prismatischer oder zylindrischer Glieder, welche einen weiten Kanal umschließen und bald durch horizontale, gestreifte Berührungsflächen verbunden, bald wie die Züge eines Fernrohrs ineinander geschoben sind, oder er ist in seinem oberen Teil, zuweilen auch ganz aus vertikalen Reihen von alternierend angeordneten Täfelchen zusammengesetzt. Diese Täfelchen umschließen in der Regel (¡Dendrocystites¡) einen sehr weiten Zentralraum, welcher noch als Fortsetzung der Leibeshöhle betrachtet werden kann. Die Cystoideen sind die ältesten und in mancher Hinsicht primitivsten Pelmatozoen. Ihre Abstammung liegt im Dunkel. Zeigen einerseits die vieltäfeligen, ganz irregulär gebauten Aristocystiden, Sphaeronitiden, Camarocystiden und Echinosphaeritiden mit ihren schwach entwickelten oder ganz fehlenden Armen ein von Crinoideen höchst abweichendes Aussehen, so schließen sich anderseits die Cryptocriniden, einzelne Caryocriniden und die leider ungenügend erhaltenen kambrischen Gattungen ¡Macrocystella¡ und ¡Lichenoides¡ durch ziemlich regelmäßige Anordnung der Kelchtäfelchen und Andeutung von Radialzonen an die Crinoideen an. Auch im Bau der Brachiolen und in der Drehung des Darmkanals findet ~Jaekel~ Anknüpfungspunkte zwischen Cystoideen und gewissen Crinoideen, so daß sich nach diesem Autor wenigstens die Camerata von den Cystoideen ableiten lassen. Viel enger sind die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Blastoideen, ja in manchen Fällen ist es schwierig, eine scharfe Grenze zwischen diesen beiden Gruppen zu ziehen. Die von verschiedener Seite betonten Verwandtschaftsbeziehungen von ¡Agelacrinus¡ mit Seesternen, von ¡Mesites¡ mit den ältesten Echinoiden (¡Cystocidaris¡) dürften auf einer Überschätzung äußerlicher Merkmale beruhen, denen keine genealogische Bedeutung zukommt. Die Systematik der von Leop. v. ~Buch~ (1844) zum erstenmal als selbständige Abteilung der Echinodermen unter der Bezeichnung Cystideen zusammengefaßten Formen blieb wegen der verhältnismäßigen Seltenheit, des häufig schlechten Erhaltungszustandes, der ungewöhnlich verschiedenartigen Differenzierung der einzelnen Formen und des ungenügenden Verständnisses mancher Organisationsverhältnisse lange Zeit in sehr unbefriedigendem Zustande. ~Joh. Müller~ legte auf die Struktur der Täfelchen das Hauptgewicht und unterschied danach eine mit Doppelporen und eine mit Rhombenporen versehene Gruppe, denen F. ~Roemer~ später noch eine dritte porenlose (¡Aporita¡) beifügte. Diese drei Gruppen enthalten teilweise recht heterogene Elemente und entsprechen keineswegs den Anforderungen einer natürlichen Systematik. Noch weniger befriedigen die von ~Barrande~, ~Neumayr~ und ~Steinmann~ vorgeschlagenen Einteilungen. Nachdem die Zahl der bekannten Cystoideen bedeutend gewachsen war, versuchten in neuester Zeit ~Bather~ und ~Jaekel~ nach phylogenetischen und vergleichend anatomischen Prinzipien die Cystoideen in natürliche Gruppen zu zerlegen. ~Haeckel~ stellte den eigentlichen typischen Cystoideen als gleichwertige Klasse die ¡Amphoridea¡ gegenüber, die primitivere Formen (¡Aristocystidae¡, ¡Echinosphaeritidae¡, ¡Anomalocystidae¡) enthalten soll, während unter der Bezeichnung ¡Cystoidea¡ die differenzierten Typen zusammengefaßt werden. ~Jaekel~ und ~Bather~ trennten zuerst die ¡Thecoidea¡ (¡Agelacrinidae¡, ¡Thecocystidae¡) als selbständige Klasse von den Cystoideen ab und später zerlegte ~Jaekel~ die ehemaligen Cystoideen Leop. v. Buchs in drei Klassen: ¡Thecoidea¡, ¡Carpoidea¡ und ¡Cystoidea¡. Die Gruppen ~Jaekels~ sind wohl begründet, werden jedoch hier als Ordnungen der alten v. ~Buch~schen Klasse ¡Cystoidea¡ behandelt und statt der neuerdings so verschiedenartig gedeuteten Bezeichnung ¡Cystoidea sensu str.¡ der Ordnungsname ¡Hydrophoridae¡ eingeführt. 1. Ordnung. #Thecoidae.# Jaekel. (¡Edrioasteridae¡ Billings emend. Bather.) ~Theka kugelig, sack-, becher- oder scheibenförmig; aus zahlreichen, schuppenartigen, irregulär angeordneten beweglichen Täfelchen zusammengesetzt, ungestielt und meist mit der ganzen Unterseite aufgewachsen, seltener frei. Auf der Oberseite mit 5 vom zentralen, durch Täfelchen bedeckten Mund ausstrahlenden einfachen, geraden oder gebogenen Ambulacren, die durch zwei Reihen von Saumplatten bedeckt sind. After exzentrisch, durch eine Täfelchenpyramide geschlossen. Arme oder Pinnuletten fehlen.~ Die hier als Thecoiden zusammengefaßten Formen wurden von den meisten Autoren den Cystoideen beigesellt, von ~Billings~ aber teilweise zu den Asteriden versetzt und von ~Neumayr~ und ~Steinmann~ als Stammformen der Seesterne, von ~Forbes~ als Vorläufer der Seeigel betrachtet. Nach den sorgfältigen Untersuchungen von ~Bather~ und ~Jaekel~ sind diese Hypothesen unhaltbar. Über die Speisung des Ambulacralsystems herrscht noch Unsicherheit. Nach ~Jaekel~ fehlen Hydrophoren in der Theka vollständig, dagegen haben ~Billings~ und ~Bather~ bei Edrioaster zwischen den Saumplättchen der Ambulacra Poren beobachtet, welche die Theka durchbohren und eine Wasserzufuhr in die Leibeshöhle ermöglichen. Die Thecoiden bilden einen selbständigen Ast des Cystoideenstammes, welcher im Kambrium beginnt, im unteren Silur den Höhepunkt seiner Entwickelung erreicht und im Karbon ausstirbt. 1. Familie. #Thecocystidae.# Jaekel. ¡Theka fünfseitig, kugelig, sack- oder becherförmig, frei oder mit einem Teil der Unterseite aufgewachsen. Täfelchen klein, schwach verkalkt, zuweilen verdickt und teilweise verschmolzen. Ambulacra kurz, gerade oder spiral verlängert.¡ Kambrium und Unter Silur. Europa und Nordamerika. ¿Stromatocystis¿ Pompeckj (Jahrb. geol. Reichs-Anst. 1896. vol. XLV). ¡Th.¡ gerundet fünfeckig, mit halbkugeliger Oberseite und flach gewölbter Unterseite, frei. Täfelchen klein, polygonal, porös, wahrscheinlich in eine bewegliche Lederhaut eingebettet. Ambulacra gerade, sehr schmal, von zwei Reihen alternierender Saumplättchen überdacht. Kambrium. Böhmen. ¿Cyathocystis¿ F. Schmidt. Becherförmig aufgewachsen, die Seiten des Kelches dicht, nicht getäfelt. Amb. kurz, gerade, Mund von 5 großen, interradialen Platten umgeben, Kelchrand durch einen Kranz kleiner Randplättchen begrenzt. After mit Klappenpyramide, dem Rande genähert. Unt. Silur. Esthland. ¡C. Plantinae¡ Schmidt. ¿Thecocystites¿ Jaekel. Unt. Silur. Nordamerika. ¿Cytaster¿ J. Hall. Theka niedrig, gerundet, fünfseitig, mit kleiner runder Fläche angewachsen, mit zahlreichen unregelmäßig polygonalen Plättchen getäfelt. Amb. kurz, breit, gerade. Unt. Silur. Nordamerika. [Illustration: Fig. 315. ¡Edrioaster Bigsbyi¡ Billings. Unt. Silur. Ottawa. Kanada, ¡A¡ Theka von oben. ¡B¡ Querschnitt durch den rechten vorderen Radius und den linken hinteren Interradius. ¡C¡ Schnitt durch ein Ambulacrum. Nat. Gr. (nach ~Bather~) amb Ambulacral (Saum-) Platten, ad Adambulacralplatten, ¡ir¡ Interradialplatten, ¡p¡ Poren, ¡o¡ Mund, ¡ps¡ Mundöffnung bedeckt durch eine Ambulacralplatte, ¡an¡ After.] ¿Edrioaster¿ Billings. (Fig. 315.) Theka kugelig, mit kleiner Fläche aufgewachsen, mit ziemlich großen polygonalen Platten getäfelt. Amb. lang, gebogen; zwischen den Saumplättchen Poren. After in der Mitte eines Interradius. Unt. Silur. Nordamerika u. England. ¿Dinocystis¿ Jaekel. Unt. Silur. Ardennen. 2. Familie. #Agelacrinidae#. Hall (emend. Jaekel). ¡Th. mützen- oder hutförmig mit konvexer Oberseite; Unterseite eben, mit ganzer Fläche aufgewachsen, aus schuppig übereinander greifenden Täfelchen bestehend. Amb. lang, gerade oder spiral gedreht mit großen Saumplatten. After mit Klappenpyramide.¡ Unt. Silur bis Karbon. Europa und Nordamerika. ¿Agelacrinites¿ Vanuxem (¡Agelacrinus¡ Hall, ¡Haplocystites¡ F. Roem, ¡Agelacystis¡ Haeckel) (Fig. 316). Thekalplatten schuppig übergreifend, im mittleren Teil größer als in der flachen Randzone. Amb. lang, spiral. Unt. Silur bis Karbon. ¿Hemicystites¿ Hall. Amb. kurz, gerade. Silur. [Illustration: Fig. 316. ¡Agelacrinus Cincinnatiensis¡ F. Roem. Unter-Silur. Cincinnati, Ohio. Exemplar in natürl. Größe aufgewachsen auf ¡Strophomena alternata¡.] 2. Ordnung. #Carpoidae#. Jaekel. ~Theka seitlich symmetrisch, häufig zusammengedrückt, Vorder- und Rückseite meist ungleich. Ambulacra und Brachiolen meist schwach entwickelt oder fehlend (?). Thekaltäfelchen ohne Hydrophoren. Stiel wohl entwickelt, gegen unten zugespitzt.~ Kambrium und Silur. Als ¡Carpoidea¡ hat ~Jaekel~ eine Anzahl von Formen vereinigt, welche bisher allgemein für typische Cystoideen galten und mit diesen auch in der Zusammensetzung und dem Habitus der Theka große Übereinstimmung zeigen. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch den Mangel an Hydrophoren und durch die eigentümliche Beschaffenheit des Stieles. Ihre Verbreitung erstreckt sich auf das Kambrium und untere Silur. 1. Familie. #Anomalocystidae.# H. Woodw. (¡Heterostelea¡ Jaekel.) ¡Theka stark komprimiert. Ambulacra fehlen. Stiel zweizeilig getäfelt, zuweilen mit blasigen oder borstenartigen Genitalanhängen.¡ ¿Ceratocystis¿ Jaekel. Dorsalseite flach, Ventralseite schwach gewölbt. Thekalplatten ziemlich groß, unten zwei Hörner bildend. After seitlich. Kambrium. Böhmen. ¡C. Perneri¡ Jaekel. ¿Balanocystites¿ Barr. Unt. Silur. ¿Anomalocystis¿ Hall (¡Enoploura¡ Wetherby). Theka oval; Täfelchen auf der gewölbten Ventralseite kleiner und zahlreicher als auf der flachen Rückenseite. After tief gelegen. Brachiolen fadenförmig. Stiel kurz, oben weit, nach unten zugespitzt. Kambrium. Silur. Böhmen. Nordamerika. [Illustration: Fig. 317. ¡Placocystites Forbesianus¡ de Koninck. ¡A¡ Ventralseite. ¡B¡ Dorsalseite (nach ~Jaekel~).] [Illustration: Fig. 318. ¡Mitrocystites mitra¡ Barr. Unt. Silur. Wosek. Böhmen. Dorsalseite (nach ~Jaekel~).] ¿Placocystites¿ de Kon. (¡Atelocystis¡ Haeckel) (Fig. 317). Theka oval, Seitenränder scharf, Oberrand gerade. Täfelchen auf Vorder- und Hinterseite symmetrisch angeordnet. Unt. Silur. Böhmen. ¿Trochocystites¿ Barr. Theka ellipsoidisch, stark zusammengedrückt; seitliche Randplatten groß, die vordere und hintere Fläche mit kleinen polygonalen Täfelchen bedeckt. Mund und After im Scheitel. Stiel aus mehreren Längsreihen von Täfelchen bestehend. Kambrium. Böhmen, Spanien, Nord-Frankreich. ¿Mitrocystites¿ Barr. Wie vorige, aber eine Seite mit ziemlich großen, die andere mit kleinen Täfelchen bedeckt. Unt. Silur. Böhmen. ¿Mitrocystella¿ Jaekel, ¿Ateleocystites¿ Billings, ¿Rhipidocystis¿ Jaekel. Unt. Silur. Böhmen und Nordamerika. ¿Dendrocystites¿ Barr. Theka beutelförmig, wenig zusammengedrückt, klein getäfelt. Mund im Scheitel, daneben eine dicke, kurze, zweizeilige Brachiole. After seitlich, tief unten. Stiel im mittleren Teil mit dicken, wechselseitig geordneten Platten. Unt. Silur. Böhmen. Esthland. ¿Eocystis¿ Billings (¿Protocystis¿ Hicks). Kambrium. 2. Familie. #Malacocystidae.# Bather. (¡Eustelea¡ Jaekel.) ¡Theka kugelig oder zusammengedrückt, aus polygonalen, mäßig großen, irregulär angeordneten Täfelchen zusammengesetzt. Ambulacra in zwei einfachen oder gegabelten Radien auf der Theka liegend oder auf freien einzeiligen Brachiolen erhoben, die ebenso wie die Ambulacralrinnen linksseitige Pinnuletten abgeben. Stiel aus ringförmigen Gliedern bestehend, ohne Anhangsorgane.¡ Unt. Silur. Nordamerika und Böhmen. ¿Malacocystites¿ Billings (emend. Jaekel). Kugelig. After im Scheitel. Zwei mehrfach gegabelte Ambulacra auf einzeiligen Plattenreihen vom Mund ausstrahlend, ohne Pinnuletten (?). Unt. Silur. Kanada. ¡M. Murchisoni¡ Bill. ¿Canadocystis¿ Jaekel. Unt. Silur. C. (¡Malacocystites Barrandei¡ Bill.) ¿Amygdalocystis¿ Billings. ¡Th.¡ zusammengedrückt, oval, aus ca. 30 radial verzierten Täfelchen zusammengesetzt. Von dem subzentralen Mund gehen zwei einfache, lange, etwas gebogene, mit Pinnuletten besetzte Ambulacra aus, die der Theka aufliegen. Unt. Silur. Kanada. ¿Comarocystites¿ Billings. Unt. Silur. 3. Familie. #Cryptocrinidae.# Zitt. ¡Theka aus 3 Zonen von großen, ziemlich regelmäßig angeordneten Tafeln zusammengesetzt. Scheitel mit zentraler Mundöffnung, umgeben von 5 kurzen, dichotom gegabelten Ambulacra mit den Ansatzstellen kleiner Brachiolen. After exzentrisch. Stiel dünn, rund.¡ Unt. Silur bis Perm. ¿Cryptocrinus¿ v. Buch (Fig. 319). ¡K¡ mit 3 ¡B¡ und zwei Zonen von je 5 ungleich großen Tafeln. Mund und After von einem Kranz kleiner Täfelchen umgeben. Unt. Silur. St. Petersburg. ¡C. cerasus¡ v. Buch. [Illustration: Fig. 319. ¡Cryptocrinus cerasus¡ v. Buch. Unter-Silur. Pulkowa bei St. Petersburg. ¡a¡ Von der Seite. ¡b¡ von oben, ¡c¡ von unten (nat. Größe) (¡m¡ Mund, ¡a¡ After).] 3. Ordnung. #Hydrophoridae.# Zitt. ~Theka kugelig, birn- oder beutelförmig, gestielt oder ungestielt. Alle oder ein Teil der Täfelchen mit Doppelporen oder Porenrauten versehen. Mund, im Scheitel, außerdem After und Genitalporus, zuweilen auch Madreporenöffnung vorhanden. Ambulacra 2-5, entweder ganz kurz und sofort in Brachiolen übergehend oder verlängert und als einfache oder verzweigte, mit Pinnuletten besetzte Furchen der Theka aufgelagert. Brachiolen stets zweizeilig, unvergabelt, mit Saumplättchen, aber ohne Pinnulae.~ Kambrium bis Devon. Die ¡Hydrophoridae¡ entsprechen genau der Klasse der ¡Cystoidea¡ ~Jaekels~ und zerfallen nach diesem Autor in die zwei Gruppen der ¡Dichoporita¡ (¡Rhombifera¡) und ¡Diploporita¡. Sie enthalten die Mehrzahl der ~v. Buch~schen Cystoideen und unterscheiden sich von den beiden anderen Ordnungen durch die charakteristische Entwickelung von Poren und Kanälen in den Thekalplatten. A. Unterordnung. #Rhombifera.# Zitt. (¡Dichoporita¡ Jaekel.) ¡Alle oder einzelne Thekalplatten mit Porenrauten versehen.¡ 1. Familie. #Echinosphaeritidae.# Neumayr. ¡K kugelig, oval beutel- oder schlauchförmig, sitzend oder kurzgestielt, aus zahlreichen, irregulär geordneten Täfelchen bestehend. Sämtliche Täfelchen mit Porenrauten. Ambulacralfurchen kurz. Brachiolen 2-5, frei, ziemlich kräftig, selten erhalten. Stiel, wenn vorhanden, am mehreren Längsreihen von alternierenden Täfelchen zusammengesetzt, kurz.¡ Silur. ¿Echinosphaerites¿ Wahlenb. (¡Deutocystites¡ Barr, ¡Trinemacystis¡, ¡Citrocystis¡ Haeckel) (Fig. 320). Kugelig, ungestielt. Scheitel mit Mund und kurzen Ambulacralfurchen. Afteröffnung durch eine getäfelte Pyramide bedeckt. Die horizontalen Kanäle der Porenrauten in die Thekaltäfelchen eingebettet und von einer dünnen Deckschicht überzogen. Sehr häufig im unteren Silur von Rußland, Skandinavien und Böhmen. ¡E. aurantium¡ His. sp. [Illustration: Fig. 320. ¡Echinosphaerites aurantium¡ His. sp. Unter-Silur (Vaginatenkalk). ¡Pulkowa¡ bei St. Petersburg. ¡a¡ Von oben, ¡b¡ von der Seite, ¡c¡ Mund mit getäfelten Ambulacralfurchen und Armen (vergrößert), ¡d¡ Kelchtäfelchen vergrößert, mit Porenrauten; letztere sind auf der linken Seite etwas abgerieben, so daß die Kanäle an die Oberfläche gelangen.] ¿Arachnocystites¿ Neumayr. Wie vorige, aber Brachiolen (meist drei) kräftig, bis 10 cm lang. Stiel nach unten zugespitzt. Unt. Silur (D). Böhmen. ¡A. infaustus¡ Barr. sp. ¿Caryocystites¿ v. Buch (¡Heliocrinites¡ Eichw., ¡Orocystites¡ Barr., ¡Heliocystis¡ Haeckel) (Fig. 321). Thekaltafeln verhältnismäßig groß, die Porenrauten an der Oberfläche erhaben, vorragend; ungestielt. Unt. Silur. Rußland, Skandinavien, England, Böhmen. ¡C. granatum¡ Wahlbg. ¿Amorphocystis¿ Jaekel. Schlauchförmig, in der Mitte angeschwollen. Mund schlitzartig mit 2 Brachiolen. Unt. Silur. Esthland. ¡A. Buchi¡ Jaekel. [Illustration: Fig. 321. ¡Caryocystites granatum¡ Wahlenbg. sp. Unter-Silur. Oeland. Eine Partie der Oberfläche mit Hydrospiren, in nat. Größe.] 2. Familie. #Caryocrinidae.# Jaekel. ¡Theka kugelig, ei- oder becherförmig, aus einer mäßigen Anzahl in 4 Querzonen (Basalia, Lateralia und Scheitelplatten) angeordneter Tafeln zusammengesetzt: alle Seitentafeln mit Porenrauten versehen; Ambulacra einfach oder distal vergabelt. Brachiolen 3-13, frei, auf den oberen Lateralplatten sich erhebend. After in der Kelchdecke. Stiel stets entwickelt, zuweilen lang, aus scheibenförmigen oder zylindrischen Gliedern bestehend.¡ Silur. ¿Hemicosmites¿ v. Buch. Theka aus 4 Basalplatten, zwei Zonen von je 6 und 9 Seitentafeln und einer Zone von 6 Scheitelplatten bestehend. Im Scheitel drei kurze Ambulacralfurchen, an deren Enden die Gelenkflächen der ¡B¡ sich befinden. Unt. Silur. Rußland. ¡H. pyriformis¡ v. Buch. [Illustration: Fig. 322. ¡Enneacystis Caryocrinus ornatus¡ Say. Ober-Silur. Lockport New York. ¡a¡ Kelch mit Armen von der Seite. ¡b¡ Scheitel (nat. Größe). ¡c¡ Kelchtäfelchen der zweiten Reihe mit Hydrospiren von außen und innen.] ¿Caryocrinus¿ Say (¡Enneacystis¡ Haeckel) (Fig. 322). Theka aus 4 Basaltafeln, zwei Zonen von 6 und 8 Seitentafeln und 6 oder mehr kleinen Scheitelplatten bestehend. Alle seitlichen und basalen Tafeln mit Porenrauten; die Scheitelplatten porenlos. Arme 6-13, schwach, am Außenrand der Kelchdecke aufsitzend. Mund und Ambulacra subtegminal. Afteröffnung mit getäfelter Pyramide, am Außenrand des Scheitels gelegen. Stiel lang, aus zylindrischen Gliedern bestehend. Ob. Silur. Nordamerika (New York und Tennessee). ¿Corylocrinus¿ v. Koenen (¡Juglandocrinus¡ v. Koenen). Unt. Silur. Süd-Frankreich (Cabrières), Portugal. 3. Familie. #Macrocystellidae.# Bather. ¡Die Thekalplatten in 3 oder 4 Zonen, ziemlich regelmäßig pentamer angeordnet und mit rhombenbildenden Schlitzen versehen. Zahlreiche dünne Brachiolen erheben sich auf dem oberen Täfelchenkranz. Stiel lang, aus scheibenförmigen Gliedern zusammengesetzt.¡ Oberes Kambrium. England und Böhmen. ¿Macrocystella¿ Callaway (¡Mimocystis¡ Barr.) Ob. Kambrium. England und Böhmen. ¿Lichenoides¿ Barr. Kambrium. Böhmen. Die Gattungen ¿Rhombifera¿ Barr. aus dem unteren Silur von Böhmen und ¿Tiaracrinus¿ Schultze (¡Stanrosoma¡ Barr.) aus dem Devon sind unvollständig bekannt und bilden nach Jaekel eine besondere Familie ¿Tetracystidae¿. 4. Familie. #Chirocrinidae.# Jaekel. ¡Th. oval, aus vier, ziemlich regelmäßig angeordneten Täfelchen (4 Basalia und 3 Zonen von je 5 Lateralplatten) zusammengesetzt. Porenrauten zahlreich, unregelmäßig verteilt. Oberseite abgestutzt, Basis eingesenkt, Ambulacra pentamer, wiederholt gegabelt. Brachiolen kurz. Afteröffnung groß, in halber Höhe der Seitenwand. Stiel dünnwandig mit verdickter, blasiger, fein getäfelter Wurzel.¡ Einzige Gattung ¿Chirocrinus¿ Eichw. (¡Glyptocystites¡ p. p. Billings, ¡Homocystites¡ Barr.) im unteren Silur von Kanada und Rußland, Schweden und Böhmen. 5. Familie. #Scoliocystidae.# Jaekel. ¡Theka ei- oder birnförmig, aus 4 Zonen Täfelchen bestehend. Porenrauten nur in mäßiger Zahl (meist 3) vorhanden. Brachiolen im Scheitel, um die Mundöffnung konzentriert. After klein, in halber Höhe der Seitenwand oder tiefer gelegen. Stiel mit tonnenförmigen Gliedern.¡ Silur. ¿Echinoencrinus¿ v. Meyer (¡Sycocystites¡ v. Buch, ¡Gonocrinites¡ Eichw.) (Fig. 323). ¡K¡ aus 4 ¡B¡ und drei Zonen von je 5 Tafeln zusammengesetzt. Die Kelchtäfelchen alle mit radial vom Zentrum ausstrahlenden Rippen oder Leisten verziert. Scheitel mit kurzen Ambulacralfurchen und Ansatzflächen für 5-10 schwache Brachiolen. After außerhalb des Scheitels, zwischen die erste und zweite Reihe der Seitentafeln herabgedrückt. Drei Porenrauten vorhanden, davon zwei über der Basis, dem After gegenüber, die dritte rechts über dem After. Stiel rund, kurz, nach unten zugespitzt. Unt. Silur. Rußland. ¡E. angulosus¡ Pander. [Illustration: Fig. 323. ¡Echinoencrinus striatus¡ v. Buch. Unter-Silur. St. Petersburg.] ¿Erinocystis¿, ¿Glaphyrocystis¿ Jaekel. Rußland. ¿Scoliocystis¿ Jaekel. Unregelmäßig oval, oben und unten verjüngt; Basis nicht eingedrückt. Die Täfelchen des obersten Kranzes klein. Brachiolen wenig zahlreich. Unt. Silur. Rußland. ¡S. pumila¡ Eichw. sp. ¿Prunocystites¿ Forbes. Ob. Silur. England. ¡P. Fletcheri¡ Forbes. ¿Schizocystis¿ Jaekel (¡Echinocystis¡ Haeckel von Thomson). Ob. Silur. England. ¡Sch. (Echinoencrinites) armata¡ Forbes. 6. Familie. #Pleurocystidae.# Miller u. Gurley (emend. Jaekel). ¡Th. komprimiert, aus 4 Basalia und 3 etwas irregulären Lateralplattenkränzen zusammengesetzt. Basis eingedrückt. Auf der konvexen Seite 3 Porenrauten. Analfeld auf der abgeplatteten Rückseite, sehr groß, mit winzigen Täfelchen bedeckt. Um den Mund drei kräftige Brachiolen. Stiel hohl, rund.¡ Die einzige Gattung ¿Pleurocystites¿ Billings (Fig. 324) im unteren Silur von Kanada und England. [Illustration: Fig. 324. ¡Pleurocystites squamosus¡ Billings. Unt. Silur. Ottawa, Kanada. ¡a¡ Von der Rückseite, ¡b¡ von der Analseite, ¡c¡ Arme vergrößert (nach ~Billings~).] 7. Familie. #Callocystidae.# Bernard. ¡Theka aus 3-4 Zonen von großen Tafeln zusammengesetzt, mit 3-5, aus getrennten Hälften bestehenden Porenrauten (pectinated rhombs). Mund spaltförmig im Scheitel, davon ausstrahlend 2-5 lange, entweder auf dem Kelch aufliegende oder in denselben eingebettete, einfache, seltener distal gegabelte, jederseits mit Saumplatten und Pinnuletten besetzte Ambulacra. After klein, von winzigen Täfelchen umgeben. Stiel wohl entwickelt, nach unten zugespitzt.¡ Silur. [Illustration: Fig. 325. ¡Pseudocrinites (Staurocystis) quadrifasciatus¡ Pearce. Ober-Silur. Tividale. England. ¡A¡ Kelch von der Seite und ¡B¡ vom Scheitel (¡m¡ Mund und ¡a¡ After). Von den vier dem Kelch aufliegenden Armen ist einer (¡x¡) in der Nähe des Scheitels weggebrochen, so daß die darunter befindliche etwas abgeplattete Oberfläche des Kelches sichtbar wird.] [Illustration: Fig. 326. ¡Callocystites Jewetti¡ Hall. Unter-Silur. (Niagara-Gruppe) Lockport, New York. ¡A¡ Exemplar in nat. Größe. ¡B¡ Scheitel und Ambulacralfurchen vergrößert. (Kopie nach ~Hall~).] ¿Apiocystites¿ Forbes (¡Lepocrinites¡ Conrad, ¡Lepadocrinus¡ Hall). Oval, die Thekalplatten granuliert. Eine basale und zwei obere Porenrauten. Amb. niedrig, ungeteilt, mit entfernt stehenden Pinnuletten. Ob. Silur. England, Gotland, Nordamerika. ¿Hallicystis¿ Jaekel, ¿Sphaerocystites¿ Hall. Ob. Silur. Nordamerika. ¿Pseudocrinites¿ Pearce (¡Staurocystis¡ Haeckel) (Fig. 325). Theka eiförmig, zwei- bis vierseitig, aus 4 Zonen polygonaler Tafeln bestehend. After auf die Seite herabgerückt. Von den drei Porenrauten befindet sich eine über der Basis, die zwei anderen rechts und links vom After. Ambulacra 2-4, dem Kelch aufliegend, bis zur Basis reichend, mit zahlreichen zweizeiligen gegliederten Pinnuletten besetzt. Stiel dick, nach unten zugespitzt. Ob. Silur. England. ¿Callocystites¿ Hall (Fig. 326). Oval mit 4 Porenrhomben. Ambulacra zum Teil in zwei Äste geteilt. Ob. Silur. Nordamerika. 8. Familie. #Cystoblastidae.# Jaekel. ¡Theka kugelig, regelmäßig aus 4 Basalia, 2 Zonen von je 5 Lateralplatten und 4 zwischen die oberen Lateralplatten eingeschalteten Deltoidplatten zusammengesetzt. Die oberen Lateralia mit tiefen Einschnitten, worin die 5 breiten, einfachen, ursprünglich mit Pinnuletten besetzten Ambulacra eingebettet liegen. After in der Seitenwand. Zwei Porenrauten zwischen Basalia und unteren Lateralia; außerdem die Ambulacra von halben Porenrauten begrenzt. Stiel unbekannt.¡ Unt. Silur. Die einzige Gattung ¿Cystoblastus¿ Volborth (Fig. 327) findet sich sehr selten im unteren Silur von Esthland und St. Petersburg. ¡C. Leuchtenbergi¡ Volborth. [Illustration: Fig. 327. ¡Cystoblastus Leuchtenbergi¡ Volborth. Unt. Silur. St. Petersburg. ¡A¡ Von der Seite, ¡B¡ von unten (nach ~Volborth~). ¡o¡ Mund, ¡an¡ Afteröffnung.] 2. Unterordnung. #Diploporita#. ¡Thekalporen mit Doppelporen.¡ 1. Familie. #Aristocystidae.# Neumayr (emend. Jaekel). ¡Theka oval, sackförmig, aus zahlreichen, polygonalen, irregulär angeordneten, mit Doppelporen bedeckten Täfelchen bestehend, ungestielt. Poren durch wurmförmige Höfe verbunden, mit dünner Deckschicht überzogen. Mund und After im Scheitel, dazwischen Genitalporus und Madreporit. Ambulacra fehlend. Neben dem Mund Ansatzfläche für 2 oder 4 (bis jetzt nicht beobachtete) Brachiolen.¡ Unt. Silur. [Illustration: Fig. 328. ¡Aristocystites Bohemicus¡ Barr. Unter-Silur (D_{d}4). Zahorzan. Böhmen. ¡a¡ Von der Seite, ¡b¡ vom Scheitel (nach ~Barrande~).] ¿Aristocystites¿ Barr. (Fig. 328). Birnförmige Thekaltäfelchen, klein. Neben dem Mund zwei Gelenkflächen für Brachiolen. Unt. Silur. Böhmen. ¿Trematocystis¿ Jaekel. Thekaltäfelchen ziemlich groß. Um den Mund 4 Brachiolen. Ob. Silur. Nordamerika. 2. Familie. #Sphaeronidae.# Jaekel. (¡Pomocystidae¡ Haeckel.) ¡Theka aus polygonalen, irregulär angeordneten, mit unregelmäßig verteilten Doppelporen versehenen Täfelchen bestehend, ungestielt. Mund von 5 Platten umgeben, welche die 5 kurzen, mehrfach gegabelten Ambulacra (Hydrophores palmées) tragen. After, Gonoporus und Madreporit im Scheitel.¡ Unt. Silur. ¿Sphaeronites¿ Hisinger (¡Pomocystis¡ Haeckel) (Fig. 329). Kugelig oder oval, mit breitem Ansatz aufgewachsen. Täfelchen klein, zahlreich. Oralfeld klein mit 5 wenig gegabelten Ambulacralstrahlen. Unt. Silur. Schweden. ¡Sph. pomum¡ Gill. ¿Eucystis¿ Angelin (¡Proteocystites¡ Barr). Oval, Täfelchen ziemlich groß. Ambulacra unregelmäßig gegabelt. Unt. Silur (England, Böhmen und Schweden). Devon (Harz, Böhmen). ¿Archegocystis¿ Jaekel. Unt. Silur. Böhmen. ¿Calix¿ Ronault. Verlängert konisch, gegen unten verjüngt, aus zahlreichen, polygonalen Täfelchen bestehend. Scheitel unbekannt. Unt. Silur. Bretagne, Spanien, Portugal. ¿Codiacystis¿ Jaekel (¡Craterina¡ Barr). Oval oder sackförmig, untere Fläche eingedrückt. Radiärstämme der Ambulacra wiederholt dichotom gegabelt. Unt. Silur. Böhmen. [Illustration: Fig. 329. ¡Sphaeronites globulus¡ Ang. Unt. Silur. Schweden. ¡A¡ Theka von der Seite. ¡B¡ Scheitel vergr. ¡O¡ Mund, ¡an¡ After, ¡Br¡ Ansatzstellen für die Brachiolen.] 3. Familie. #Gomphocystidae.# Jaekel. ¡Theka birnförmig, allmählich in einen weiten, kurzen Stiel übergehend. Ambulacra pentamer, spiral gedreht und nur links mit Pinnuletten. Diploporen mit offenem, ovalem Höfchen.¡ Unt. Silur. ¿Pyrocystis¿ Barr. Th. aus zahlreichen irregulär geordneten Täfelchen bestehend. Poren auf die mittleren Teile der Täfelchen beschränkt. Amb. spiral. Unt. Silur. Böhmen. ¡P. pirum¡ Barr. ¿Gomphocystites¿ Bill. Ambulacra lang, spiral, darunter die Thekalplatten in spiralen Reihen angeordnet. Ob. Silur. Nordamerika u. Gotland. 4. Familie. #Glyptosphaeritidae.# Jaekel. ¡Th. kugelig oder apfelförmig, aus zahlreichen irregulären Polygonaltäfelchen bestehend. Ambulacra 5, lang, in feinen Rinnen der Theka eingefügt, beiderseits mit Seitenzweigen, an deren Enden sich Pinnuletten erheben. Mund mit großen Deckplatten. Stiel kurz, mehrzeilig.¡ [Illustration: Fig. 330. ¡Glyptosphaerites Leuchtenbergi¡ Volb. Unter-Silur. St. Petersburg. ¡a¡ Exemplar von oben in nat. Größe. ¡b¡ von unten mit Stiel, etwas verkleinert (nach ~Volborth~). ¡c¡ Einige Kelchtäfelchen mit Doppelporen, vergrößert.] Einzige Gattung ¿Glyptosphaerites¿ J. Müller (Fig. 330). Unt. Silur. Rußland, Schweden. 5. Familie. #Protocrinidae.# Bather. (¡Dactylocystidae¡ Jaekel.) ¡Theka oval, birn- oder apfelförmig, aus dicken, unregelmäßig geordneten Platten bestehend, gestielt oder frei. Die 5 Ambulacra auf der Theka beiderseits mit Seitenrinnen, welche auf besonderen Saumplatten Pinnuletten tragen. Mund zentral, After mit Klappenpyramide.¡ Unt. Silur. ¿Protocrinites¿ Eichwald (¡Fungocystites¡ Barr) (Fig. 331). Apfel- oder keulenförmig, schwach gestielt oder im Alter frei. Unt. Silur. Rußland, Böhmen. [Illustration: Fig. 331. ¡Protocrinites oviformis¡ Eichw. Unter-Silur. Pulkowa bei St. Petersburg. ¡a¡ von oben, ¡b¡ von unten (nach ~Volborth~).] [Illustration: Fig. 332. ¡Proteroblastus¡ Schmidti Jaekel. Unt. Silur. Esthland. ¡O¡ Mund, ¡amb¡ Ambulacra, ¡Pinn¡ Pinnuletten (nach Volborth).] ¿Proteroblastus¿ Jaekel (¡Dactylocystis¡ Jaekel) (Fig. 332). Wie vorige, aber gestielt. Ambulacra gerade, lang, mit alternierenden Seitenrinnen und kurzen, kräftigen Pinnuletten. Unt. Silur. Esthland. ¡D. Schmidti¡ Jaekel. 6. Familie. #Mesocystidae.# Jaekel. ¡Theka kugelig oder oval, deutlich gegen den zylindrischen Stiel abgesetzt, aus zahlreichen irregulären, polygonalen Platten bestehend. Ambulacra auf besonderen Täfelchen in die Theka eingefügt, erst in einiger Entfernung vom Mund beiderseits mit radialen Seitenrinnen, an deren Enden sich Gelenkflächen für Pinnuletten befinden. Interradialfelder um den zentralen Mund mit 5 dichten Deltoidplatten, die übrigen Thekalplatten mit Doppelporen.¡ ¿Mesocystis¿ Bather (¡Mesites¡ Hoffmann). Ballonförmig mit eingedrückter Basis, gestielt, Thekalplatten sehr zahlreich. Ambulacralfelder sehr schmal, lang, aus alternierenden Plättchen zusammengesetzt. After seitlich. Unt. Silur. St. Petersburg; sehr selten. ¡M. Pusyrewskii¡ Hoffm. sp. ¿Asteroblastus¿ Eichw. (¡Asterocystis¡ Haeckel) (Fig. 333). Theka gerundet, konisch bis knospenförmig; Scheitel mit 5 breiten dreieckigen Ambulacralfeldern, von deren Medianrinne zahlreiche alternierende Seitenrinnen ausgehen, deren Enden mit Pinnuletten besetzt sind. Um den Mund ein Stern von 5 interradialen, dreieckigen Platten, die sich zwischen die Ambulacra einschalten. Alle seitlichen kleinen Thekalplatten mit Doppelporen. Unt. Silur. Rußland. [Illustration: Fig. 333. ¡Asteroblastus stellatus¡ Eichw. Unt. Silur. Pulkowa. Rußland. Nat. Größe (nach ~Schmidt~).] #Zeitliche und räumliche Verbreitung der Cystoideen.# Die Cystoideen bilden eine gänzlich erloschene und zugleich die älteste Ordnung der ¡Pelmatozoa¡. Sie beginnen bereits im ~Kambrium~ mit einer Anzahl meist schlecht erhaltener und zum Teil systematisch unsicherer Formen (¡Protocystites¡, ¡Macrocystella¡, ¡Eocystites¡, ¡Lichenoides¡, ¡Trochocystites¡), erreichen im Silur den Höhepunkt ihrer Entwickelung und verschwinden im Karbon. Von den 250 bis jetzt beschriebenen Arten gehören nur wenig mehr als ein Dutzend dem Devon und Karbon an. Während einzelne Gattungen (¡Echinosphaerites¡, ¡Aristocystites¡, ¡Caryocrinus¡, ¡Caryocystites¡) in gewissen Schichten gesellig vorkommen und zuweilen ganze Bänke erfüllen, gehören viele andere Formen zu den seltenen Erscheinungen. In der Regel fehlen die zarten Arme und Pinnulae vollständig und auch die Stiele sind häufig von den Kelchen getrennt. Das Hauptlager für Cystoideen bildet die untere Abteilung der Silur-Formation in der Umgebung von St. Petersburg, in Schweden (Oland, Ostgotland), in Wales und in Böhmen (Etage D). In Böhmen sind die meisten Formen nur als Steinkerne und Abdrücke in sandig-tonigem Schiefer erhalten. Sehr reich an untersilurischen Cystoideen erweisen sich die Schichten der Chazy- und Trenton-Gruppe in Kanada, New York, Ohio und Indiana. In den obersilurischen Kalksteinen von Dudley und Tividale in England finden sich treffliche Exemplare von ¡Pseudocrinites¡, ¡Apiocystites¡, ¡Echinoencrinus¡ und ¡Anomalocystites¡; ähnliche zum Teil vikariierende Genera (¡Lepadocrinus¡, ¡Callocystites¡, ¡Caryocrinus¡) kommen im oberen Silur (Niagara-Gruppe) von Nordamerika vor. Aus dem Devon kennt man nur spärliche Reste von ¡Proteocystites¡, ¡Anomalocystites¡, ¡Agelacrinus¡ und ¡Tiaracrinus¡; der Kohlenkalk liefert noch ¡Agelacrinus¡ und ¡Lepadocrinus¡. 3. Klasse. #Blastoidea.# Knospenstrahler.[28] ~Ausgestorbene, kurzgestielte oder ungestielte, knospenförmige Pelmatozoen mit regelmäßig gebautem, fünfstrahligem, aus 13 Hauptstücken zusammengesetztem Kelche. Arme durch Ambulacralfelder mit Pinnuletten ersetzt, unter oder neben denen jederseits Respirationsröhren liegen.~ Der ~Kelch~ hat knospenförmige, birn- oder eiförmige, häufig fünfkantige Gestalt und besteht aus 13, durch Sutur unbeweglich verbundenen Kalktäfelchen, die in drei Zonen regelmäßig übereinander liegen und eine weite Leibeshöhle umschließen (Fig. 334). Die dorsale, dem Stiel aufruhende ~Basis~ wird aus zwei gleich großen und einem kleineren, stets im linken vorderen Interradius gelegenen Täfelchen gebildet. Über den drei ~Basalia~ folgen fünf meist gleich große, vom oberen Rand her mehr oder weniger tief ausgeschnittene ~Radialia~ (Gabelstücke), und auf diesen ruhen alternierend fünf interradial gelegene, dreieckige oder trapezförmige ~Deltoid~- oder ~Interradialtafeln~, welche der Hauptsache nach die Kelchdecke zusammensetzen, häufig aber auch an der Umgrenzung der Seiten teilnehmen. In der Regel bilden die radialen Gabelstücke den größten Teil der Seitenwände. Bei einzelnen Gattungen (¡Elaeacrinus¡, ¡Granatocrinus¡) vergrößern sich aber die interradialen Deltoidplatten so stark, daß sie fast die ganzen oder doch über die Hälfte der Seiten einnehmen und die Gabelstücke auf die Basalfläche zurückdrängen. Der Raum zwischen den schräg abfallenden Rändern der Radialausschnitte und der Interradialia wird von fünf länglich dreieckigen, breit blattförmigen oder schmal linearen Ambulacralfeldern (Pseudoambulacralfelder nach ~Roemer~) ausgefüllt, welche im Scheitel beginnen und bis zum unteren Ende des Ausschnittes der Radialia reichen. [Illustration: Fig. 334. Analyse des Kelches von ¡Pentremites florealis¡. ¡b¡ Basalia, ¡r¡ Radialia, ¡ir¡ Interradialia.] [Illustration: Fig. 335. ¡A¡ Scheitel von ¡Granatocrinus¡ vollständig erhalten, Mund und After (¡a¡) durch Täfelchen bedeckt. Die Spiracula (¡sp¡) einfach. ¡B¡ Scheitel von ¡Orophocrinus¡, Mund mit kleinen Täfelchen bedeckt, Afteröffnung unbedeckt. Die Spiracula spaltförmig neben den Ambulacralfeldern. ¡C¡ Scheitel von ¡Pentremites¡ mit zentraler Mundöffnung und 5 Spiracula, wovon das eine die Afteröffnung mit einschließt. ¡D¡ Scheitel von ¡Cryptoblastus melo¡ mit zentraler Mundöffnung, großer Afteröffnung und 8 Spiracula (nach ~Carpenter~).] Im Zentrum des Scheitels befindet sich stets eine fünfstrahlige ~Mundöffnung~, welche wahrscheinlich bei lebenden Blastoideen überall mit einer größeren Zahl kleiner beweglicher Täfelchen bedeckt war, die jedoch nur in sehr seltenen Fällen in fossilem Zustand erhalten blieben (Fig. 335). Eine zweite exzentrische Öffnung (¿After¿) durchbohrt die hintere Interradialplatte und ist zuweilen ebenfalls durch ein oder mehrere Plättchen bedeckt. Häufig sieht man am Scheitelende jedes der Ambulacralfelder eine oder zwei Öffnungen (Spiracula), welche mit den Respirationsröhren kommunizieren. Bei ¡Pentremites¡, ¡Granatocrinus¡, ¡Pentremitidea¡, ¡Mesoblastus¡ sind beim gewöhnlichen Erhaltungszustand (Fig. 335 ¡C¡, 336 ¡A¡) eine zentrale fünfstrahlige Mundöffnung und fünf peripherische Öffnungen (Spiracula) vorhanden, wovon eine (die hintere) etwas größer als die übrigen ist und die Afteröffnung einschließt. Die vier kleineren Spiracula sind durch eine mediane Leiste am Ende der Deltoidplatten in zwei, die größere durch zwei Leisten in drei Öffnungen geteilt. Bei ¡Elaeacrinus¡, ¡Cryptoblastus¡ (Fig. 335 ¡D¡), ¡Schizoblastus¡ u. a. bleiben die Spiracula getrennt, so daß am Scheitelende jedes Pseudoambulacralfeldes zwei Öffnungen stehen. Bei den Codasteriden fehlen die Spiracula im Scheitel vollständig und sind häufig durch longitudinale Spalten neben den Ambulacralfeldern ersetzt (Fig. 335 ¡B¡). [Illustration: Fig. 336. ¡A¡ Kelch von ¡Pentremites Godoni¡ Defr. von oben gesehen und vergrößert, mit verschiedenartig erhaltenen Ambulacralfeldern. ¡a¡ Ambulacralfeld nach Beseitigung des Lanzettstückes und der Seitentäfelchen mit den im Grund gelegenen Röhrenbündeln (Hydrospiren). ¡b¡ Dasselbe mit erhaltenem, an der Oberfläche verwittertem und glattem Lanzettstück. ¡c¡ Lanzettstück und Porentäfelchen erhalten; ¡d¡ ebenso, jedoch die Querstreifung auf dem Lanzettstück verwischt. ¡e¡ Ambulacralfeld mit erhaltenen Pinnulis (nach ~F. Roemer~). ¡B¡ Kelch von ¡Phaenoschisma acutum¡ Sow. von oben gesehen und vergrößert, mit verschiedenartig erhaltenen Ambulacralfeldern. ¡a¡ Ambulacralfeld nach Beseitigung des Lanzettstückes und der Seitentäfelchen mit den die Radialia und Interradialia durchbohrenden Spalten der Hydrospiren ¡hy¡. ¡b¡ u. ¡c¡ Ambulacralfelder mit Lanzettstück l ohne Seitenplättchen. ¡d¡, ¡e¡ Ambulacralfelder mit wohlerhaltenen Seitenplättchen ¡s¡, welche das Lanzettstück verhüllen (nach ~Etheridge~ und ~Carpenter~).] [Illustration: Fig. 337. Stücke eines Ambulacralfeldes (nach ~Etheridge~ u ~Carpenter~). ¡A¡ Von ¡Pentremites¡ (¡a¡ Ambulacralfurche, ¡l¡ Lanzettstück, ¡s¡ Seitenplättchen, ¡e¡ äußere (supplementäre) Seitenplättchen, ¡p¡ Randporen (stark vergrößert). ¡B¡ Von ¡Elaeacrinus¡ (nach ~Roemer~).] Die ~Ambulacral~felder sind bald vertieft, bald eben, bald ragen sie etwas über die sie begrenzenden Radialia und Interradialia vor. Ihre Zusammensetzung ist ziemlich kompliziert (Fig. 337). Die Mitte derselben wird stets eingenommen von einem schmalen, linearen, unten zugespitzten ~Lanzettstück~, das im Scheitel beginnt und bis zum Ende des Ausschnittes der Radialia reicht. Es schaltet sich mittels eines verschmälerten Fortsatzes zwischen die Enden der Interradialia ein und bildet mit diesen den Scheitel des Kelches. Auf der Oberseite des Lanzettstückes befindet sich eine offene mediane, zum Mund führende Rinne, welche offenbar als Ambulacralfurche zu deuten ist. Es ist von einem innerlichen Kanal durchbohrt, der im Scheitel in einen die Mundöffnung umgebenden, jedoch in den Scheiteltäfelchen eingeschlossenen Ringkanal mündet. Diese innerlichen Kanäle dürften den Achsialkanälen der Crinoideen entsprechen und einen Nervenstrang enthalten. Bei manchen Gattungen (¡Pentremites¡, ¡Orophocrinus¡) liegt unter dem Lanzettstück noch ein zweites, ungemein dünnes, schmales Kalkplättchen (Unterlanzettstück). Das Lanzettstück füllt niemals die ganze Breite des Pseudoambulacralfeldes aus, sondern läßt jederseits eine schmälere oder breitere Rinne frei, welche durch kleine, parallel geordnete, quer verlängerte ~Seitenplättchen~ (Porenstücke nach ~Roemer~) vollständig oder teilweise ausgefüllt wird. Zwischen die Seitenplättchen schalten sich außen zuweilen noch winzige »~äußere Seitenplättchen~« (Supplementär-Porenstücke nach ~Roemer~) ein. Wenn sich die Seitenplättchen an die schräg nach innen abfallenden Begrenzungsflächen der Pseudoambulacralfelder direkt anlegen, so verschmälern sie sich außen meist beträchtlich und lassen eine Reihe porenartiger Lücken zwischen sich frei. Sind solche Randporen vorhanden, so werden sie immer von den winzigen äußeren (supplementären) Seitenplättchen begrenzt. Bei ¡Pentremites¡ und ¡Cryptoschisma¡ ist das Lanzettstück in seiner ganzen Breite sichtbar, und die Seitenplatten legen sich in gleicher Ebene dicht an die zwei Außenränder desselben an (Fig. 336 ¡A¡, 337 ¡A¡). Bei den übrigen Gattungen wird das Lanzettstück vollständig oder teilweise von den Seitenplatten, welche in zwei alternierenden Reihen auf demselben liegen, verhüllt (Fig. 337 ¡B¡) und kommt meist nur in der medianen Ambulacralfurche zum Vorschein. Die Suturen der Seitenplättchen bilden nach außen seichte Querfurchen, welche als Querstreifen auch auf das Lanzettstück fortsetzen und bis zur medianen Ambulacralfurche reichen. Durch Verwitterung kann diese Querstreifung verschwinden (Fig. 337 ¡A¡, ¡B¡). [Illustration: Fig. 338. ¡a¡ Eine Pinnula von ¡Pentremites¡ vergrößert. ¡b Granatocrinus Norwoodi¡ mit vollständig erhaltenen Pinnulis (nach ~Meek~ und ~Worthen~).] [Illustration: Fig. 339. ¡Pentremites sulcatus¡ Say, aus dem Kohlenkalk von Illinois. Kelch horizontal, etwa im unteren Dritteil der Pseudoambulacralfelder durchgeschnitten und 1/2mal vergrößert. ¡hy¡ Hydrospiren, ¡l¡ Lanzettstücke, ¡p¡ Porenstücke, ¡r¡ Radialstücke (Gabelstücke).] Kleine Grübchen oder Höckerchen auf den Seitenplatten bezeichnen die Ansatzstelle von dünnen, anfänglich zweizeilig, später einzeilig gegliederten ~Pinnulae~, welche jedoch nur äußerst selten erhalten sind. Sie bedecken, wenn vorhanden, die Ambulacralfelder vollständig und ragen über die Kelchdecke vor (Fig. 338). Die Querfurchen auf den Ambulacralfeldern stehen mit den Pinnulis in Verbindung. Hebt man an einem Blastoidea die Seitenplättchen und das Lanzettstück an, so findet man im Grund der Ambulacralfelder auf der rechten und linken Seite derselben je ein Röhrenbündel oder eine einzelne Röhre (Hydrospiren), welche der Seitenbegrenzung der Ambulacralfelder parallel laufen, an ihrem unteren Ende beginnen und im Scheitel endigen. Bei ¡Pentremites¡ und verwandten Gattungen besteht jeder der beiden Röhrenbündel aus 5-8 seitlich abgeplatteten, frei in die Leibeshöhle herabhängenden Röhren, welche unter den Seitenplättchen liegen und mit den zwischen denselben befindlichen Randporen kommunizieren (Fig. 339). Bei ¡Granatocrinus¡ (Fig. 340 ¡A¡, ¡B¡) sind jederseits entweder nur eine einzige oder zwei innen angeschwollene Röhren, bei ¡Elaeacrinus¡ je zwei, bei ¡Troostocrinus¡ und ¡Mesoblastus¡ (Fig. 340 ¡C¡) je drei, bei ¡Orophocrinus¡ (Fig. 340 ¡D¡) je 5-7 vorhanden. Bei ¡Phaenoschisma¡ (Fig. 336 ¡B¡) und ¡Codaster¡ (Fig. 345) durchbohren die Röhren als Schlitze die angrenzenden Radial- und Interradialplatten und liegen offen neben den Lanzettstücken. Bei einigen Gattungen (¡Granatocrinus¡, ¡Mesoblastus¡) sind die Röhrenbündel durch ein dünnes, lineares, jederseits neben dem Lanzettstück gelegenes, mit einer Porenreihe versehenes Plättchen bedeckt. Jeder Röhrenbündel endigt in der Regel im Scheitel in einer runden Öffnung (Spiraculum). Da jedoch die Spiracula von zwei benachbarten Pseudoambulacralfeldern am Ende der Deltoidplatten häufig zusammenstoßen, so können sie sich vereinigen und statt zehn Öffnungen sind alsdann nur fünf vorhanden, wovon freilich jede aus zwei Hälften besteht. Bei den Codasteriden fehlen die runden Spiracula, da die Röhren der Hydrospiren entweder nach außen offene Spalten darstellen oder sich in einen Schlitz neben den Pseudoambulacralfeldern öffnen. [Illustration: Fig. 340. Querschnitt durch ein Ambulacralfeld mit den darunter liegenden Röhren (Hydrospiren). ¡A¡ von ¡Granatocrinus¡, ¡Derbyensis¡, ¡B¡ von ¡Granatocrinus Norwoodi¡, ¡C¡ von ¡Mesoblastus lineatus¡, ¡D¡ von ¡Orophocrinus verus¡ vergrößert (nach ~Etheridge~ und ~Carpenter~). ¡hy¡ Hydrospiren, ¡l¡ Lanzettstücke, ¡r¡ Radialstücke, ¡s¡ Seitenplättchen.] Die Bedeutung dieser sogenannten Hydrospiren ist unsicher. Sie entsprechen offenbar den Porenrauten der Cystoideen, sind aber auf die Ränder der Pseudoambulacralfelder lokalisiert. Sie erhielten ohne Zweifel von außen durch die seitlichen Poren oder durch schlitzartige Öffnungen Wasser zugeführt und dienten wahrscheinlich der Respiration. Ob sie gleichzeitig, wie ~Roemer~ und ~Forbes~ vermuten, als Eierstöcke und Eileiter fungierten, läßt sich schwer entscheiden, doch hat ~Hub. Ludwig~ auf ihre Homologie mit den Genitalbursen der Ophiuriden hingewiesen. Bei den meisten Blastoideen umschließt die Basis eine runde Insertionsstelle für einen dünnen ~Stiel~, der jedoch äußerst selten noch in Verbindung mit dem Kelch gefunden wurde. Er besteht wie bei den Crinoideen aus zylindrischen Gliedern, welche einen zentralen Kanal enthalten. Die Blastoideen wurden häufig wegen der vermeintlichen Ähnlichkeit ihrer Ambulacralfelder mit den Ambulacren der Echiniden mit letzteren verglichen, allein die angebliche Verwandtschaft beider Gruppen beruht auf einer vollständigen Mißdeutung äußerlicher Merkmale. Die Zusammensetzung des Kelches, das Vorhandensein eines Stieles und gegliederter Pinnulae weist den Blastoideen ihren Platz unter den Pelmatozoen an, und zwar stehen sie unter diesen den Cystoideen am nächsten. Die Pseudoambulacralfelder entsprechen offenbar den niederliegenden und dorsal am Kelch festgewachsenen Armen, die Röhrenbündel (Hydrospiren) den Porenrauten gewisser Cystoideen. Auch Mund und After haben bei beiden Ordnungen gleiche Lage. Immerhin bilden die Blastoideen eine eigenartige und wohl umgrenzte Ordnung, deren erste spärliche Vertreter (¡Troostocrinus¡) im oberen Silur von Nordamerika erscheinen. Sie werden etwas häufiger im Devon der Eifel, von Nassau, Spanien und Nordamerika, erlangen aber ihre Hauptverbreitung erst im Kohlenkalk. In Europa (Belgien, Irland, Yorkshire, Derbyshire) sind Blastoideen überall ziemlich selten, dagegen finden sie sich in Nordamerika und zwar namentlich im Flußgebiete des Mississippi (Chester-Gruppe) in großer Menge und vorzüglicher Erhaltung. ~Etheridge~ und ~Carpenter~ unterscheiden 19 Gattungen mit ca. 120 Arten. A. #Regulares.# Eth. u. Carp. ¡Ambulacralfelder und Radialplatten alle gleichartig. Stiel vorhanden.¡ 1. Familie. #Pentremitidae.# d'Orb. ¡Scheitel mit fünf Spiracula, die unten von den obersten Seitenplättchen begrenzt werden. Lanzettstück entweder vollständig sichtbar oder teilweise durch die Seitenplättchen bedeckt, welche bis zum Rand der Ambulacra reichen. Hydrospiren tief gelegen, von den Seitenplatten bedeckt.¡ Devon. Karbon. ¿Pentremites¿ Say (Fig. 341, 342). ¡K¡ eiförmig oder birnförmig. Basis verlängert. Ambulacralfelder breit, blattförmig, das Lanzettstück vollkommen sichtbar, beiderseits von den Seitenplatten begrenzt. Unterlanzettstück vorhanden. Hydrospiren mit 3-9 Röhren. Häufigste Gattung im Karbon von Nordamerika. In Europa nicht mit Sicherheit bekannt. ¡P. Godoni¡ Defr., ¡P. sulcatus¡ Roem., ¡P. pyriformis¡ Say etc. ¿Pentremitidea¿ d'Orb. ¡K¡ keulenförmig. Basis stark verlängert. Scheitel konvex oder abgestutzt. Ambulacra schmal, kurz. Lanzettstück durch die Seitenplättchen vollständig bedeckt. Deltoidstücke sehr klein, äußerlich nicht sichtbar. Im unteren und mittleren Devon (Eifel, Ardennen, Spanien und England). ¡P. Pailleti¡ Vern., ¡P. Eifelensis¡ Roem., ¡P. clavata¡ Schultze. ¿Mesoblastus¿ Eth. Carp. ¡K¡ Basis eben. Ambulacra sehr schmal, lang, bis zur Basis reichend; Lanzettstück bedeckt. Deltoidplatten sichtbar. Karbon. Belgien, England. ¡M. crenulatus¡ Roem. sp. [Illustration: Fig. 341. ¡Pentremites Godoni¡ Defr. Kohlenkalk. Illinois. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 342. ¡Pentremites sulcatus¡ Roem. Karbon. Illinois. ¡a¡ Kelch von oben, ¡b¡ von unten 2/3. (Nach ~Roemer~.)] [Illustration: Fig. 343. ¡Troostocrinus Reinwardti¡ Troost sp. Ob. Silur. Tennessee. (Nach ~Roemer~.) a Kelch von der Seite (nat. Größe), b Scheitel (vergr.).] 2. Familie. #Troostoblastidae.# Eth. u. Carp. ¡Scheitel mit fünf durch die Spitze der Deltoidplatten geteilten Spiracula. Ambulacra sehr schmal. Lanzettstück vollständig von den Seitenplatten bedeckt, welche den Rand der Radialia und der kleinen, auf den Scheitel beschränkten Deltoidplatten nicht berühren.¡ Ob. Silur. Devon. Karbon. ¿Troostocrinus¿ Shumard (Fig. 343). Keulenförmig. Scheitel eine fünfflächige Pyramide mit fünf schmalen, lanzettförmigen Ambulacra. Ob. Silur. Nordamerika. ¿Metablastus¿ Eth. Carp. Ob. Silur. Devon. Karbon. ¿Tricoelocrinus¿ M. u. W. Karbon. 3. Familie. #Nucleoblastidae.# Eth. u. Carp. ¡K eiförmig oder kugelig mit ebener oder ausgehöhlter Basis. Scheitel mit zehn Spiracula zwischen den Enden der Deltoid- und Lanzettstücke. Ambulacra linear, sehr lang, bis zur Basis reichend.¡ Devon. Karbon. ¿Elaeacrinus¿ Roem. (¡Nucleocrinus¡ Conr.) (Fig. 344). ¡B¡ versteckt. ¡R¡ klein. Die Seiten des Kelches fast ganz von den großen und breiten Deltoidplatten gebildet, wovon eine breitere oben die große Afteröffnung enthält. Mund durch Täfelchen gedeckt. Lanzettstück unter den Seitenplättchen verborgen. Randporen fehlen. Devon. Nordamerika. [Illustration: Fig. 344. ¡Elaeacrinus Verneuili¡ Troost sp. Unt. Devon. Columbus. Ohio. ¡a¡ Von der Seite, ¡b¡ von unten, ¡c¡ von oben, ¡d¡ Scheitel, vergrößert (nach F. ~Roemer~).] ¿Cryptoblastus¿ Eth. u. Carp. (Fig. 335 ¡D¡). ¡R¡ sehr groß, die Seiten des Kelches bildend. Deltoidplatten klein. Karbon. Nordamerika. ¿Schizoblastus¿, ¿Acentrotremites¿ Eth. u. Carp. Karbon von Irland, England und Nordamerika. 4. Familie. #Granatoblastidae.# Eth. u. Carp. ¡K kugelig oder eiförmig mit flacher oder konkaver Basis und linearen, sehr langen Ambulacren. Spiracula die Deltoidstücke durchbohrend.¡ Die beiden Gattungen ¿Granatocrinus¿ Troost (Fig. 338, 340 ¡A¡, ¡B¡) und ¿Heteroblastus¿ Eth. u. Carp. finden sich im Kohlenkalk von England und Nordamerika. 5. Familie. #Codasteridae.# Eth. u. Carp. ¡K keulenförmig. Basis verlängert. Alle oder ein Teil der Hydrospirenschlitze durchbohren die Kelchplatten beiderseits neben den Ambulacren und sind entweder von außen sichtbar oder teilweise verdeckt. Spiracula durch seitliche Schlitze ersetzt.¡ Devon. Karbon. [Illustration: Fig. 345. ¡Codaster acutus¡ M'Coy. Kohlenkalk. Derbyshire. ¡a¡ Kelch von der Seite, ¡b¡ von unten (nat. Gr.), ¡c¡ von oben, (vergr.) (nach F. ~Roemer~).] [Illustration: Fig. 346. ¡Orophocrinus¡ (¡Codonites¡) ¡stelliformis¡ Owen u. Shum. sp. Kohlenkalk. Burlington. Iowa. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Scheitel vergr. (Nach ~Meek~ und ~Worthen~).] ¿Phaenoschisma¿ Eth. u. Carp. (Fig. 336 ¡B¡). ¡K¡ keulenförmig mit ebenem, abgeplattetem Scheitel. Deltoidstücke klein. Ambulacra breit; das Lanzettstück meist durch die Seitenplättchen bedeckt. Die Röhrenbündel der Hydrospiren durchbohren die schrägen Seitenränder der Ambulacra und sind teilweise als parallele Schlitze neben den Seitenplättchen sichtbar. Devon. ¡Ph. acutum¡ Sow. sp. (Karbon), ¡Ph. Archiaci¡ Eth. Carp. (Devon). ¿Codaster¿ M'Coy (¡Codonaster¡ Roem.) (Fig. 345). ¡K¡ umgekehrt konisch mit ebener Decke. Deltoidplatten im Scheitel, spitz dreieckig. Ambulacra schmal, auf den Scheitel beschränkt; das Lanzettstück sichtbar. Die Schlitze der Hydrospiren durchbohren die Radialia neben den Ambulacren und sind alle deutlich sichtbar. Im Analinterradius fehlen die Schlitze. Devon (Nordamerika), Karbon (England). ¿Cryptoschisma¿ Eth. u. Carp. ¡K¡ keulenförmig, oben abgeplattet. Ambulacra breit, blattförmig, die Röhrenschlitze unter den Seitenplatten verdeckt. Devon. ¡C. Schultzi¡ d'Arch. Vern. Spanien. ¿Orophocrinus¿ Seeb. (¡Codonites¡ M. u. W.) (Fig. 346). Ambulacra schmal, linear. Die Hydrospiren vollständig verborgen. Spiracula (10) schlitzförmig, neben den Ambulacren. Karbon. Nordamerika. Irland. B. #Irregulares.# Eth. u. Carp. ¡Ungestielte Blastoideen, bei denen ein Ambulacrum und das entsprechende Radiale durch Größe und Form von den übrigen abweichen.¡ Von den drei sehr seltenen hierher gehörigen Gattungen kommen ¿Eleutherocrinus¿ Shum und Yandell (Fig. 347) im Devon von Nordamerika, ¿Astrocrinus¿ Austin und ¿Pentephyllum¿ Haughton im Kohlenkalk von England vor. [Illustration: Fig. 347. ¡Eleutherocrinus Cassedayi¡ Shum. u. Yand. Unt. Devon. Kentucky. Scheitel 2/1 (nach ~Etheridge~ und ~Carpenter~.)] B. #Asterozoa.# Sterntiere.[29] ~Ungestielte, sternförmige oder fünfeckig scheibenförmige Echinodermen mit nach unten gerichtetem Mund; aus Zentralscheibe und Armen zusammengesetzt. Ambulacralfüßchenreihen auf die Unterseite beschränkt. Hautskelett aus lose verbundenen, sehr mannigfaltig gestalteten Kalkplatten mit beweglichen Stacheln oder Borsten, bestehend.~ Zu den ¡Asterozoa¡ gehören die zwei Klassen der Seesterne (¡Asteroidea¡) und Schlangensterne (¡Ophiuroidea¡). Beide besitzen eine zentrale Scheibe, worin die zentralen Hauptorgane (Zentralwassergefäß, Blutgefäßring, Nervenring, Darm, Genitalien) liegen, welche in die fünf (oder mehr) Arme Fortsätze aussenden. Das Ambulacralgefäßsystem ist in der Scheibe und in den Armen von einem Apparat regelmäßig angeordneter Kalkplatten umgeben und überdies die Haut durch lose verbundene Kalkplatten von verschiedenster Form und Größe verstärkt, die teilweise bewegliche Kalkstacheln oder Borsten tragen. Fossile Sterntiere beginnen schon in oberkambrischen und silurischen Ablagerungen und finden sich in allen Formationen. In der Regel gehören Seesterne zu den seltenen Versteinerungen und kommen meist nur in tonigen, kalkigen oder sandigen Ablagerungen vor, welche in geringer Tiefe abgelagert wurden. Sie bilden unter den Echinodermen den einförmigsten und dauerhaftesten Typus. Schon im Silur sind die zwei Klassen der ¡Ophiuroidea¡ und ¡Asteroidea¡ durch wohl differenzierte Formen vertreten und stimmen zum Teil in allen wesentlichen Merkmalen mit ihren noch jetzt lebenden Verwandten überein. Bemerkenswert ist freilich die Tatsache, daß viele paläozoische Ophiuren und Asterien durch alternierende Anordnung ihrer Ambulacralplatten von allen jüngeren Formen abweichen. Die mangelnde oder unvollständige Verschmelzung der Armwirbel bei paläozoischen Ophiuren läßt sich als embryonales Merkmal deuten; die ventrale Lage der Madreporenplatte bei paläozoischen Asterien, der Mangel an Ventralschildern der Arme bei paläozoischen Ophiuren sprechen für eine wenig scharfe Trennung der beiden Hauptabteilungen der ¡Asterozoa¡, die übrigens auch heute noch durch gewisse Zwischenformen (¡Brisinga¡) eng miteinander verknüpft sind. Kehrt man bei einem Seestern oder einer Ophiure den Mund nach oben, so entspricht die Oberseite offenbar der Kelchdecke, die dorsale Scheibe der Basis eines Pelmatozoen. In dieser Stellung haben auch die drei Hauptorgane (Ambulacral-, Blutgefäß- und Nervenstrang) bei Asteroideen und Pelmatozoen genau dieselbe Lage. Die Homologie eines Asterozoenarms mit den Armen eines Crinoideen, Cystoideen oder den Ambulacren eines Blastoideen kann somit kaum zweifelhaft sein. Auf die Feststellung einer Homologie der Täfelchen des Hautskeletts muß jedoch verzichtet werden, da sich dasselbe in den verschiedenen Unterklassen offenbar frühzeitig differenziert hat. Auch die Embryonalentwicklung von Pelmatozoen und Asterozoen bietet keine Anhaltspunkte zu speziellerem Vergleich. Immerhin spricht die Übereinstimmung der Hauptorgane für einen gemeinsamen Ursprung. Die Asterozoen lassen sich noch am ehesten mit gewissen Cystoideen (¡Agelacrinidae¡ und ¡Callocystidae¡) vergleichen. Eine direkte Ableitung derselben von Cystoideen erscheint jedoch aus morphologischen und geologischen Gründen unstatthaft, da ¡Asterozoa¡ und ¡Cystoidea¡ gleichzeitig auftreten und bereits im unteren Silur vollkommen differenziert nebeneinander stehen. 1. Klasse. #Ophiuroidea.# Schlangensterne.[30] ~Afterlose Seesterne mit langen, dünnen, zylindrischen Armen, die ringsum von Hautschildern oder lederartiger Haut bedeckt sind und von einer zentralen Scheibe scharf absetzen. Darm und Genitalorgane auf die Scheibe beschränkt~. Die Schlangensterne unterscheiden sich von den eigentlichen Seesternen durch ihre zylindrischen, schlangenartig biegsamen Arme, die von der Scheibe scharf abgegrenzt sind und zum Kriechen verwendet werden. Dieselben sind bei den Euryaliden von einer lederartigen Haut, bei den Ophiuriden meist von vier Reihen von Hautschildern (Rückenschilder, zwei Reihen Seitenschilder und Bauchschilder, scutella dorsalia, lateralia und ventralia) umgeben, welche sich dicht aneinander legen und eine zierlich getäfelte Oberfläche bilden. Auf den Lateralschildern stehen in der Regel bewegliche Stacheln. Im Innern werden die Arme durch eine Reihe aufrechter, wirbelartiger, aus zwei fest verbundenen Hälften bestehender Kalkscheiben ausgefüllt (Fig. 348), an deren Basis in einem medianen Ausschnitt ein Wassergefäß und darunter ein Blutgefäß und ein Nervenstrang verlaufen. Sowohl die dem Mund zugekehrten (adoralen), als auch die den Spitzen der Arme zugewendeten (aboralen) Flächen der Wirbel sind in der Mitte verdickt und gelenkig miteinander verbunden, die Zwischenräume durch Muskelsubstanz ausgefüllt. Das Wassergefäß sendet in jede Wirbelscheibe zwei Seitenschläuche aus, welche die Ambulacralscheiben durchbohren und auf der Unterseite in Poren neben den Vertikalschildern als Tastfüßchen an die Oberfläche treten. Sehr häufig sind die Poren von winzigen Tentakelschuppen (squamae tentaculares) umgeben. [Illustration: Fig. 348. ¡A¡ Ein Ophiurenarmwirbel vertikal durchgeschnitten. ¡w¡ Wirbelscheibe, ¡a¡ Ambulacralgefäß nebst den beiden Saugfüßchen, ¡b¡ ventrales Blutgefäß, ¡n¡ Nervenstrang, ¡d¡ Dorsalschild, ¡l¡ Lateralschild, ¡v¡ Ventralschild. ¡B¡ Ein Ophiurenarmwirbel von der adoralen Seite, vom Hautskelett umgeben. ¡C¡ Drei Wirbel eines Ophiurenarmes von der Seite gesehen und vergrößert. ¡x¡ Austrittsöffnung des Wassergefäßzweiges, darunter die Wiedereintrittsstelle; ¡y¡ Grube für den Intervertebralmuskel. ¡D¡ Inneres Mundskelett einer Ophiure nebst zwei noch in der Scheibe gelegenen Armstücken von der Unterseite (vergrößert). Neben den Armen befinden sich die von zwei Leisten begrenzten Genitalspalten; die dunkel gehaltene pentagonale Linie zeigt die Rinne für den zentralen Nervenring an.] In die Zentralscheibe treten die Wirbel unverändert ein, nur die ersten erweitern sich etwas und ihre sich trennenden Hälften bilden nebst einigen anderen Stücken das Mundgerüst, auf dessen Unterseite das zentrale Ringgefäß des Ambulacralsystems verläuft (Fig. 348 ¡D¡). Die Zentralscheibe enthält den mächtig angeschwollenen, blind endigenden Magendarm, die um den fünfspaltigen Mund gelegenen Ringe des Ambulacral-, Blut- und Nervensystems, sowie die zehn Genitaldrüsen, deren spaltförmige Öffnungen jederseits neben den Armwirbeln auf der Unterseite der Scheibe liegen und seitlich von einer Kalkleiste (Bursalspange) begrenzt werden. Die Haut, welche die Scheibe oben und unten überzieht, ist in der Regel mit Täfelchen bedeckt. In den fünf Mundecken der Unterseite liegen die meist durch Größe ausgezeichneten ~Mundschilder~ (scuta buccalia), die nach innen von zwei schmalen ~Seitenmundschildern~ (scuta adoralia) begrenzt werden (Fig. 349). Vor diesen liegt zuweilen noch jederseits ein ~scutellum orale~. Ein Mundschild zeichnet sich durch poröse Beschaffenheit aus und wird »~Madreporenplatte~« genannt. [Illustration: Fig. 349. Teil der Unterseite der Zentralscheibe von ¡Ophioglypha¡. ¡a¡ Mundschild (¡scutum buccale¡). ¡b¡ Seitenmundschild (¡scutum adorale¡). ¡c¡ Mundeckstück (¡scutellum orale¡). Die beiden ¡scut. oralia¡ sind mit Mundpapillen besetzt. ¡g¡ Genitalspalte. ¡h¡ Seitenschilder (¡scutella lateralia¡). ¡i¡ Poren zum Austritt der Ambulacralfüße mit kleinen Schüppchen besetzt. ¡k¡ Stacheln.] [Illustration: Fig. 350. Oberseite eines Teiles der Scheibe von ¡Ophioglypha¡. ¡a¡ Radialschild (¡scutum radiale¡), ¡b¡ Rückenschild, ¡c¡ Seitenschild.] Die Fläche der Interbrachialfelder auf der Unterseite, sowie die dorsale Decke sind entweder mit schuppigen Kalktäfelchen oder mit Körnern versehen. Auf der Oberseite liegen zuweilen an der Eintrittstelle der Arme in die Scheibe fünf Paar größere Täfelchen (scutella radialia) (Fig. 350). Von den zwei Ordnungen der ¡Ophiuroidea¡ (¡Euryaleae¡ und ¡Ophiureae¡) finden sich fossile Vertreter bereits in paläozoischen Ablagerungen. Der Erhaltungszustand gestattet jedoch nicht immer eine genaue zoologische Bestimmung, zu welcher vor allem die Beschaffenheit der Genitalspalten, sowie die Täfelung der Mundregion erforderlich ist. 1. Ordnung. #Euryaleae.# Medusenhäupter. ~Arme dichotom verästelt, seltener einfach gegen den Mund eingerollt, von einer gekörnelten oder feinschuppigen Haut umgeben. Mundschilder fehlen häufig. Genitalspalten zuweilen in Porenreihen aufgelöst. Eine oder mehrere Madreporenplatten auf der Unterseite.~ [Illustration: Fig. 351. ¡Onychaster flexilis¡ Meek u. Worthen. Aus dem Kohlenkalk (Keokuk group). Crawfordsville, Indiana. (Nach ~Meek~ und ~Worthen~.) ¡a¡ Exemplar in nat. Größe mit zusammengefalteten Armen; die Scheiteldecke ist beseitigt, so daß man das innere Mundskelett von oben sieht; ebenso fehlt den Armen in der Nähe der Scheibe die gekörnelte Haut. ¡b¡ Mundskelett von innen (vergrößert). ¡c¡ Ein Armwirbel (vergrößert).] Die vergabelten Arme der Euryaliden gehen aus einfachen Armen hervor. ¿Onychaster¿ M. u. W. (Fig. 351) aus dem Kohlenkalk von Nordamerika hat fünf einfache, runde, beschuppte und mit Stacheln besetzte Arme; bei ¿Eucladia¿ Woodw. aus dem oberen Silur hat jeder Arm fünf Paar Nebenzweige. ¿Helianthaster¿ Roem. aus dem unterdevonischen Dachschiefer von Bundenbach im Birkenfeldschen hat 16 unverzweigte, lange Arme und eine große Zentralscheibe. Vielleicht gehören die rohen Abdrücke von ¡Euryale liasica¡ Quenst. aus dem Angulatensandstein von Nürtingen ebenfalls zu den Euryaliden. 2. Ordnung. #Ophiureae.# ~Arme unverzweigt, einfach, ringsum von Schildern bedeckt. Mundschilder in der Regel vorhanden.~ Ein Teil der paläozoischen Ophiuren (¡Ophio-Encrinasteriae¡ Stürtz, ¡Lysophiurae¡ Gregory) unterscheidet sich von den jüngeren dadurch, daß die Wirbel entweder durch zwei Ambulacralstücke ersetzt oder daß die in der Mittelebene getrennten Wirbelhälften miteinander alternieren; auch fehlen stets die Mundschilder, sowie die ventralen Täfelchen der Arme. Die Scheibe ist häutig, stachelig oder schuppig. Zu den ¡Ophio-Encrinasteriae¡ gehören u. a. die Gattungen ¿Protaster¿ Forbes aus dem Silur von England und Nordamerika. ¿Taenisura¿ Gregory (Silur), ¿Eugaster¿, ¿Ptilonaster¿ Hall (Devon), ¿Palaeophiura¿, ¿Bundenbachia¿ Stürtz aus dem devonischen Schiefer von Bundenbach. [Illustration: Fig. 352. ¡Aspidura¡ (¡Hemiglypha¡) ¡loricata¡ Goldf. sp. ¡a¡ Platte mit zahlreichen Exemplaren aus dem Muschelkalk von Waschbach (Württemberg), nat. Größe. (Nach ~Quenstedt~.) ¡b¡ Unterseite vergr. (nach ~Pohlig~).] [Illustration: Fig. 353. ¡Ophiocten Kelheimense¡ Böhm. Aus dem lithographischen Schiefer von Kelheim (Bayern). ¡a¡ Scheibe von unten (vergrößert), nach einem trefflich erhaltenen Exemplar im Münchener Museum. ¡b¡ Arm von oben (vergrößert).] Eine zweite Familie paläozoischer Ophiuren (¿Protophiureae¿ Stürtz, ¿Streptophiurae¿ Bell) hat teilweise noch unvollständig verwachsene, jedoch nicht alternierende Wirbelhälften; es fehlen denselben die Mundschilder, die Radialschilder der Scheibe, die Rückenschilder und zuweilen auch die ventralen Schilder der Arme. Hierher gehören ¿Ophiurina¿ ¡Lymani¡ Stürtz, ¿Furcaster¿ ¡palaeozoicus¡, ¿Eoluidia¿, ¿Palastropecten¿ Stürtz, ¿Eospondylus¿, ¿Microspondylus¿ Gregory u. a. aus dem devonischen Dachschiefer von Bundenbach. Die Ophiuren der mesozoischen Ablagerungen schließen sich in allen wesentlichen Merkmalen eng an die lebenden Formen an und lassen sich bei günstiger Erhaltung ohne Schwierigkeiten in die rezenten Familien einteilen. Bei den meisten sind zwei Genitalspalten in jedem Interbrachialfeld vorhanden, doch besitzt die Gattung ¿Ophioderma¿ Müll. und Trosch. mit je vier Genitalspalten schon in der Trias und im Lias (¡O. Egertoni¡ Brod. sp.) von England, vielleicht sogar schon im Muschelkalk fossile Vertreter. Im Muschelkalk sind ¿Aspidura¿ Ag. (Fig. 352) und ¿Acrura¿ Ag. stellenweise häufig. Im Lias, Dogger und Malm kommen Arten der rezenten Gattungen ¿Ophiolepis¿ Müll. Trosch., ¿Ophiocten¿ (Fig. 353), ¿Ophioglypha¿ und ¿Ophiomusium¿ Lyman vor. Von den unter dem Gattungsnamen ¿Geocoma¿ d'Orb. beschriebenen Arten sind einige, wie ¡G. socialis¡ Heller aus dem Callovien von La Voulte oder ¡G. libanotica¡ König aus der Kreide von Hakel im Libanon nicht näher definierbar; andere, wie ¡G. carinata¡ Goldf. (Fig. 354) stehen der lebenden Gattung ¿Amphiura¿ sehr nahe. ¡Ophiurella elegans¡ Ag. aus dem lithographischen Schiefer wird von ~Lütken~ zu ¿Ophiocoma¿, andere unter verschiedenen Gattungsnamen beschriebene Arten aus Jura und Kreide zu ¿Ophioglypha¿ Lyman gestellt. [Illustration: Fig. 354. ¡Geocoma carinata¡ Goldf. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe aus dem lithographischen Schiefer von Zandt bei Solnhofen. ¡b¡ Gekörnelte Oberseite der Scheibe in der Mitte eingedrückt und vertieft (vergr.). ¡c¡ Unterseite eines Armes (vergrößert).] Die generisch nicht genauer bestimmbaren fossilen Formen werden meist unter der Kollektivbezeichnung ¡Ophiurites¡ zusammengefaßt. 2. Klasse. #Asteroidea.# Seesterne.[31] ~Seesterne mit unten abgeplatteten Armen. Die Arme enthalten Ausstülpungen des Darms, der Leber und der Genitalien und besitzen auf der Unterseite eine tiefe, offene Ambulacralfurche.~ Bei den Seesternen sind die fünf (zuweilen auch 8, 10, 12, 20 und mehr) Arme Ausstülpungen der Zentralscheibe, aus welcher sie mehr oder weniger weit hervorragen. Das Hautskelett besteht entweder aus aneinander stoßenden Platten oder aus einem Netz von Kalkbalken, welche durch eine lederartige Haut verbunden sind. Die Platten oder Balken tragen häufig bewegliche Borsten, Höcker und Stacheln oder besitzen körnelige Verzierung. Auf der Rückseite befindet sich meist eine zentrale oder subzentrale ~Afterpore~, und in einem (zuweilen auch in zwei oder mehr) der Interbrachialräume eine labyrinthisch gefurchte poröse ~Madreporenplatte~, durch welche Wasser in den sogenannten ~Steinkanal~ gelangt und von diesem nach dem um den Mund verlaufenden Wassergefäßring geführt wird. Feine Poren und Spalten auf dem Rücken und neben der Ambulacralfurche werden als Respirationsorgane gedeutet. [Illustration: Fig. 355. Augenplatte von ¡Goniaster¡. Aus dem weißen Jurakalk von Streitberg 2/1. ¡a¡ Von innen. ¡b¡ von außen.] [Illustration: Fig. 356. Ein isoliertes Ambulacralplättchen von ¡Goniaster¡. Aus dem weißen Jura von Streitberg (nat. Gr.).] [Illustration: Fig. 357. ¡Astropecten aurantiacus¡ Phil. Aus dem Mittelmeer. Querschnitt eines Armes (vergrößert). ¡am¡ Ambulacralplatten, ¡ad¡ Adambulacralplatten, ¡mv¡ untere Randplatten, ¡md¡ obere Randplatten.] [Illustration: Fig. 358. ¡Uraster¡ (¡Asteracanthion¡) ¡rubens¡ Lin. sp. Nordsee. Querschnitt eines Armes (vergrößert). ¡am¡ Ambulacralplatten, ¡ad¡ Adambulacralplatten, ¡mv¡ untere Randplatten. Das Wassergefäß (¡a¡) nebst Ampullen (¡b¡) und Ambulacralfüßchen (¡p¡) ist durch punktierte Linien angedeutet.] Im Zentrum der Unterseite liegt der ~Mund~, welcher durch fünf Paar in den Ecken vorspringende Oralplatten fünfspaltig erscheint. Die Spalten sind mit Papillen besetzt. Vom Mund gehen auf der Unterseite nach jedem Arm breite Furchen aus, welche sich nach und nach verengen und an der Spitze durch eine einfache, auf der Unterseite ausgeschnittene Platte (Augenplatte) abgeschlossen werden (Fig. 355). Jede Ambulacralfurche enthält zwei Reihen schräg gestellter, länglicher Ambulacralplatten (Fig. 356, 357), welche in der Mitte durch Muskelfasern verbunden sind und ein nach unten und außen abfallendes Dach bilden, unter dessen First zuerst ein Wassergefäß, dann ein radiales Blutgefäß und ein Nervenstrang verlaufen. Dieselben sind den Wirbelhälften bei den Ophiuren homolog. Die Form der Ambulacralplatten ist für jede einzelne Gattung charakteristisch. Bei allen lebenden Seesternen stoßen sie über dem Ambulacralgefäß mit ihren Enden aneinander; bei den paläozoischen Formen dagegen bilden sie alternierende Reihen und haben nur geringe dachförmige Neigung. Jedes radiale Ambulacralgefäß sendet zwischen jedem Adambulacralplattenpaar einen Seitenast aus, von dem nach unten schlauchartige, schwellbare Ambulacralfüßchen, nach oben und innen blasenartige Ampullen entspringen. Letztere treten durch spalten- oder porenartige Öffnungen ~zwischen~ zwei Ambulacralplatten in das Innere der Arme (Fig. 358). Die Ambulacralplatten sind unten jederseits von einer Reihe sogenannter ~Adambulacralplatten~ begrenzt, an welche sich bei manchen Gattungen die großen unteren ~Randplatten~ (Fig. 357) anlegen. ~Intermediäre Ausfüllungsplatten~ heißen die zuweilen zwischen den unteren Randplatten und den Adambulacralplatten eingeschalteten ~Rückenplatten~ die auf der Dorsalseite befindlichen Kalkkörper. Vollständig erhaltene fossile Seesterne gehören fast allenthalben zu den seltenen Versteinerungen, nur einzelne Lokalitäten (Bundenbach) liefern eine größere Menge ziemlich kompletter Exemplare; häufiger finden sich Abdrücke oder isolierte Platten. Die ältesten Formen beginnen bereits im Silur. 1. Ordnung. #Encrinasteriae.# Bronn. ~Paläozoische Seesterne mit schwach geneigten, in der Mitte der Ambulacralfurchen alternierend zusammenstoßenden Ambulacralplatten. Madreporenplatte auf der Unterseite.~ Von den zahlreichen, hierher gehörigen Gattungen besitzen ¿Aspidosoma¿ Goldf. (Fig. 359) aus dem unteren Devon von Rheinpreußen und Bundenbach, ¿Palaeaster¿ Hall (¡Archasterias¡ J. Müll.) (Fig. 360) aus dem Silur, Devon und Karbon von Nord-Amerika und Europa, ¿Urasterella¿ M'Coy (¡Stenaster¡ Billings) aus dem unteren Silur von Nordamerika, ¿Palasterina¿ M'Coy aus dem oberen Silur von England, ¿Salteraster¿, ¿Palaeostella¿ Stürtz aus dem Devon von Bundenbach u. a. große Randplatten, die meist in zwei Reihen angeordnet sind, während den Gattungen ¿Palacoma¿ Salter (Ob. Silur), ¿Palasteriscus¿, ¿Loriolaster¿, ¿Cheiropleraster¿ Stürtz aus dem Devon von Bundenbach solche Randplatten fehlen. [Illustration: Fig. 359. ¡Aspidosoma petaloides¡ Simonowitsch. Aus dem unterdevonischen Sandstein der Hohenreiner Hütte bei Niederlahnstein. (Nach ~Simonowitsch~.) ¡a¡ Exemplar in natürl. Größe von der Unterseite. ¡b¡ Arm von der Oberseite. ¡c¡ Arm von der Unterseite (vergr.).] [Illustration: Fig. 360. ¡Palaeaster Eucharis¡ Hall. Devon. Hamilton. New York. (Nach J. ~Hall~.) ¡a¡ Exemplar in nat. Größe von unten. ¡b¡ Arm von oben. ¡c¡ Arm von unten (schematisch).] 2. Ordnung. #Euasteriae.# Zittel. (Asteriae verae Bronn.) ~Ambulacralplatten dachförmig geneigt, in der Mitte der Ambulacralfurchen direkt zusammenstoßend. Madreporenplatte auf der Dorsalseite.~ Auch die ¡Euasteriae¡ werden nach dem Vorhandensein oder Fehlen von Randplattenreihen in die zwei Gruppen der ¡Phanerozonia¡ und ¡Cryptozonia¡ eingeteilt. Beide beginnen schon in paläozoischen Ablagerungen. A. #Phanerozonia.# Sladen. ¡Arme mit großen ventralen und dorsalen Randplatten. Ambulacralplatten breit.¡ Der kleine fünfarmige ¿Xenaster¿ Simonowitsch aus devonischem Spiriferensandstein des Rheingebietes dürfte der älteste bekannte Vertreter dieser formenreichen Gruppe sein. Auch ¿Astropecten¿ Linck (Fig. 357) mit fünf langen, abgeplatteten Armen, vierseitigen Adambulacralplatten und zwei Reihen großer Randplatten kommt nach ~Stürtz~ schon im Devon von Bundenbach vor. Eine Anzahl fossiler Arten dieser noch jetzt verbreiteten Gattung sind vom Lias an bis ins jüngste Tertiär beschrieben. [Illustration: Fig. 361. ¡Goniaster impressae¡ Quenst. Aus dem weißen Jura und von Reichenbach im Thäle. ¡a¡ Obere, ¡b¡ untere Randplatten in nat. Größe.] Im Muschelkalk findet sich ¿Trichasteropsis¿ Eck mit verhältnismäßig schwachen Randplatten. [Illustration: Fig. 362. ¡Goniaster Parkinsoni¡ Forbes. Lower Chalk. Sussex. ¡A¡ Von der Unterseite, ¡B¡ von der Seite (nach ~Forbes~). ¡ad¡ Adambulacralplatten, ¡i¡ interradiäre Ausfüllungsplatten, ¡mv¡ Ventrale Randplatten.] [Illustration: Fig. 363. ¡a Pentaceros jurassicus¡ Zitt. Aus dem lithographischen Schiefer (ob. Jura) von Bemfeld bei Ingolstadt (1/2 nat. Größe). ¡b P. thoracifer¡ Gein. Randplatte aus dem Pläner von Plauen (Sachsen). ¡c P. primaevus¡ Zitt. Aus dem ob. Jura von Streitberg.] ¿Goniaster¿ Ag. (¡Pentagonaster¡ Linck) (Fig. 361, 362) hat kurze, kaum über die Scheibe vorragende Arme und zahlreiche kleine, intermediäre Ausfüllungsplättchen auf der Ventral- und Dorsalseite. Jura bis Jetztzeit. ¿Metopaster¿, ¿Mitraster¿ Sladen. Kreide. ¿Leptaster¿ Lor. und ¿Luidia¿ Forbes kommen im Jura vor, und auch vom lebenden ¿Pentaceros¿ Linck (¡Oreaster¡ M. T.) mit großen, höckerigen Plattenreihen auf der Dorsalseite (Fig. 363) finden sich in Jura, Kreide und Tertiär fossile Arten. Im oberen Jura von Württemberg, der Schweiz etc. finden sich nicht selten isolierte sechsseitige Platten von verschiedener Dicke und Größe (¿Sphaerites¿), wovon einige starke konische Stacheln tragen (Fig. 364), während andere glatt oder mit mehreren Grübchen versehen sind (Fig. 365). Die zoologische Stellung dieser Platten ist bis jetzt nicht mit Sicherheit ermittelt. [Illustration: Fig. 364. ¡Sphaerites scutatus¡ Goldf. Ob. Jura Sontheim (Württemberg).] [Illustration: Fig. 365. ¡a Sphaerites tabulatus¡ Goldf. ¡b Sphaerites punctatus¡ Goldf. Ob. Jura. Streitberg. Franken.] B. #Cryptozonia.# Sladen. ¡Arme ohne oder nur mit kleinen ventralen Randplatten. Ambulacralplatten schmal, zahlreich.¡ Von den paläozoischen Repräsentanten dieser Gruppe schließen sich die Gattungen ¿Lepidaster¿ Forbes (Silur) und ¿Roemeraster¿ Stürtz (Devon) an die lebende Gattung ¿Linckia¿, ¿Echinasterella¿ Stürtz (Devon) an die ¡Echinasteridae¡, ¿Medusaster¿ Stürtz aus Bundenbach an ¡Asterias¡ Lin., ¿Protasteracanthion¿ Stürtz von Bundenbach an ¿Brisinga¿ an. Vom vielarmigen ¿Solaster¿ Forbes ist eine fossile Art aus dem Grossoolith von England, von ¿Rhopia¿ Gray eine Spezies aus dem Neokom bekannt. ¿Tropidaster¿ Forbes findet sich im mittleren Lias. C. #Echinozoa.# ~Armlose, ungestielte Echinodermen von kugeliger, eiförmiger, scheibenförmiger oder walzenförmiger Gestalt; die Weichteile von einem getäfelten Hautskelett oder einer lederartigen Haut mit eingestreuten Kalkkörperchen umgeben.~ Hierher die zwei Klassen der ¿Echinoidea¿ (Seeigel) und ¿Holothurioidea¿ (Seewalzen). 1. Klasse. #Echinoidea.# Seeigel.[32] ~Kugelige, scheibenförmige oder ovale Echinodermen, deren Eingeweide von einer soliden, getäfelten, mit beweglichen Stacheln bedeckten Schale umschlossen sind. Mund auf der Unterseite. After im Scheitel oder zwischen Scheitel und Mund. Die fünf Ambulacra von Porenreihen durchbohrt.~ Die ~Schale~ (Corona) der Seeigel besteht aus Kalktäfelchen, welche durch Sutur verbunden und zu einer meist unbeweglichen, seltener schwach verschiebbaren Kapsel zusammengefügt sind. Diese Kapsel ist von zwei größeren Öffnungen durchbohrt, wovon die eine, der ~Mund~ (peristoma), stets auf der Unterseite und zwar bald zentral, bald exzentrisch gelegen ist, während die zweite, der ~After~ (Periproct), entweder dem Mund gegenüber im Scheitel oder in der Mittelebene der Hinterhälfte an einer beliebigen Stelle ausmündet. Vom Mund beginnt ein dicker Darmkanal, welcher in drei Abschnitte, Speiseröhre, Magen und Enddarm zerfällt und nach mehreren Windungen in der Afteröffnung endigt. Der Darmkanal wird durch Muskeln an der Innenseite der Schale befestigt. Der ~Scheitel~ (Apex) ist in der Regel aus einem Kranz von zehn Täfelchen zusammengesetzt und enthält stets eine poröse, zur Speisung des Ambulacralsystems bestimmte ~Madreporenplatte~. Von dieser wird das Wasser durch den »~Steinkanal~« nach dem Zentralgefäß des Ambulacralsystems geführt, welches innerhalb der Schale ringförmig den Mund (resp. die Speiseröhre) umgibt und fünf radiäre Wassergefäße nach dem Scheitel aussendet. Das Wassergefäßsystem ist im wesentlichen wie bei den Asterozoen beschaffen. Das Ringgefäß erweitert sich in den fünf Interambulacralräumen zu schwellbaren ~Poli~'schen Blasen, welche als Wasserreservoir dienen, und die fünf Radialstränge senden in regelmäßigen Abständen Seitenäste aus, von denen kleinere Ampullen nach innen und schlauchartige Fortsätze nach außen ausgehen. Da jedoch das ganze Ambulacralsystem im Gegensatz zu dem der Asterozoen innerhalb und nicht außerhalb der Schale liegt, so müssen die nach außen gerichteten Schläuche (Ambulacralfüßchen, Tentakeln) die Schale durchbohren. Meistens gabelt sich der die Schale durchbohrende Schlauch in zwei Äste, die sich außen wieder vereinigen, so daß jedem Saugfüßchen oder Tentakel ein ~Porenpaar~ entspricht. Durch die Ambulacralstränge erhält somit die Schale fünf vom Mund zum Scheitel verlaufende Felder, die seitlich durch Porenzonen (Fühlergänge) begrenzt sind. Diese ~Ambulacralfelder~ oder ~Ambulacra~ bestehen bei allen lebenden und den meisten fossilen Seeigeln aus zwei alternierenden, durch Zickzacknähte verbundenen Reihen von Täfelchen, und ebenso sind die fünf ~Interambulacra~ durch zwei Täfelchenreihen ausgefüllt. Die normale Zahl von 20 oder besser 2×10 meridionalen Täfelchenreihen wird nur bei den paläozoischen Palechinoideen, bei ¡Tiarechinus¡ und der cretaceischen Gattung ¡Tetracidaris¡ übertroffen und von ¡Bothriocidaris¡ nicht vollständig erreicht. Sämtliche, zuweilen auch nur die auf der Unterseite austretenden schwellbaren Ambulacralfüßchen fungieren als Lokomotionsorgane, indem sie sich am Boden festsaugen und den Körper nachschleppen; bei vielen Seeigeln mit blattförmigen Ambulacren wandeln sich die Saugfüßchen in gefiederte Tentakeln um und dienen zur Respiration. Zuweilen treten auch in den Mundecken buschige ~Mundkiemen~ hervor, die vom Wassergefäß versorgt werden. Unter dem ambulacralen Zentralring befindet sich ein netzförmiges ~Blutgefäßgeflecht~, von welchem fünf radiale Äste in der Richtung der fünf Ambulacralstränge, sowie zwei dem Darm folgende Gefäße ausgehen. Der zentrale ~Nervenring~ mit seinen fünf, die Ambulacralgefäße begleitenden Radialsträngen liegt zu unterst. Unter dem Scheitel befinden sich in den Interambulacralfeldern die fünf (zuweilen auch vier oder zwei) großen ~Genitaldrüsen~. Sämtliche ~Täfelchen~ (assulae, plaques coronales) einer Ambulacral- oder Interambulacralreihe stoßen mit parallelen Nähten aneinander und sind durch Zickzacknähte mit den Täfelchen der Nachbarreihe verbunden. Die Zahl der Täfelchen stimmt in allen ambulacralen, sowie in allen interambulacralen Reihen überein, dagegen sind die porenlosen Täfelchen der ¿IA¿ in Größe, Form und Zahl ganz unabhängig von den Porentäfelchen der ¡A¡. Bei den Citariden enthalten z. B. die sehr schmalen Ambulacralreihen je 50-60 winzige Täfelchen, die breiten ¿IA¿ nur je 4-5 große Platten. Die ~Porenzonen~, welche die ¡A¡ seitlich begrenzen, bestehen entweder aus gleichen, runden, oder aus zwei ungleichen Poren, wovon eine rund, die andere quer verlängert ist. Sind zwei Poren durch eine Furche verbunden, so heißen sie gejocht. Die Ambulacra sind entweder ~einfach~ (Ambulacrum simplex oder perfectum) und verlaufen bandförmig und ununterbrochen vom Scheitel zum Mund, oder sie sind ~blattförmig~, ~petaloid~ (Ambulacrum circumscriptum), wenn die Porenzonen vom Scheitel anfänglich divergieren, sich auf der Oberseite der Schale aber wieder gegeneinander neigen und auf diese Weise blattförmige Felder (~Petalodien~) um den Scheitel bilden. Zuweilen berühren sich die konvergierenden Enden der Petalodien in der Mitte und schließen dieselben ab, meist jedoch bleiben sie mehr oder weniger weit entfernt und nach unten geöffnet. Sind die Petalodien stark verlängert, unten offen und seitlich von ungejochten Porenpaaren begrenzt, so heißen die Ambulacra ~subpetaloid~. Am Ende der Petalodien hören die Poren selten vollständig auf (¡Clypeaster¡), sondern lassen sich meist noch bis zum Mund verfolgen, allein die Porenzonen werden entweder einreihig oder winzig klein und differieren in Zahl und Anordnung auffällig von denen der Petalodien. Zuweilen verschwinden die Poren am Ende der Petalodien auf der Oberseite ganz und beginnen erst wieder in der Nähe des Mundes. Meist verändern auch die Täfelchen der petaloiden Ambulacra unterhalb der Petalodien ihre Größe und Form, so daß die Ambulacren aus zwei ungleichen Teilen zusammengesetzt erscheinen. Der von den Porenstreifen umschlossene Teil der Ambulacra wird ~Zwischenporenfeld~ oder Mittelfeld (zone interporifère) genannt. Bei den regulären Seeigeln, bei welchen der After dem Mund gegenüber im Scheitel liegt, sind alle ¡A¡ und ¿IA¿ untereinander gleich, bei den irregulären Formen mit außerhalb des Scheitels gelegenem After, unterscheiden sich häufig das vordere Ambulacrum und das hintere ¿IA¿ ganz erheblich von den übrigen gleichnamigen Feldern. Die porentragenden Täfelchen der einfachen Ambulacra haben häufig alle gleiche Größe und Form. Zuweilen schalten sich aber auch kleine, mit Poren versehene ~Halbtäfelchen~, welche die Mitte der Ambulacra nicht erreichen, zwischen zwei normale Plättchen ein, und öfters verschmelzen 5-10 kleine Täfelchen zu sogenannten ~Großplatten~ mit 2-5 oder mehr Porenpaaren, an welchen die Nähte der einzelnen Plättchen meist nur am Außenrand deutlich sichtbar sind. Alle neu entstehenden Täfelchen schalten sich unter dem Scheitelschild ein. Das ~Scheitelschild~ (appareil apical, abactinal System) befindet sich stets auf der gewölbten Oberseite und nimmt dort eine zentrale oder subzentrale Lage ein. Bei den regulären (endozyklischen Seeigeln umschließt es die Afteröffnung, bei den irregulären (exozyklischen) Formen liegt der After außerhalb des Scheitels im hinteren Interambulacrum. Das Scheitelschild besteht normal aus zehn alternierenden Täfelchen, wovon die fünf größeren am oberen Ende der Interambulacra, die fünf kleineren am Ende der Ambulacra stehen. Letztere sind meist drei- oder fünfseitig und von einer äußerst feinen Öffnung durchbohrt. Sie heißen gewöhnlich ~Augentäfelchen~ (plaques ocellaires), weil irrtümlich angenommen wurde, daß sich am Ende des Radialnervs ein dem Auge entsprechender Kristallkörper befände. Nachdem diese Annahme widerlegt, nennt man die Täfelchen ~Radialia~. Die fünf interradialen, sogenannten ~Genitaltäfelchen~ (Eiertäfelchen) haben am häufigsten irregulär fünf- oder sechsseitige Form und liegen über den Genitaldrüsen. Sie besitzen in der Regel eine, bei den paläozoischen und einigen jüngeren Seeigeln auch 3-5 Poren, die Mündung des Ausfuhrkanals der Genitaldrüsen. Verkümmern eine oder zwei Genitaldrüsen, so bleiben die entsprechenden Täfelchen des Scheitelschildes undurchbohrt, ja in manchen Fällen fehlt das hintere Genitaltäfelchen gänzlich. Eines der Genitaltäfelchen, und zwar bei den Irregulären stets das im rechten vorderen Interradius gelegene, zeichnet sich durch poröse, schwammige Beschaffenheit aus und dient als Siebplatte (~Madreporenplatte~) für das in den Steinkanal eindringende Wasser. Auch bei den regulären Seeigeln befindet sich, wie ~Lovèn~ scharfsinnig nachgewiesen, die Madreporenplatte im vorderen linken Interambulacrum. Es kann danach jeder Seeigel orientiert und in zwei symmetrische Hälften zerlegt werden, wobei die Körperachse durch die Mitte des vorderen unpaaren Amb., des hinteren Interamb. und durch Scheitel, Mund und After verläuft. Bei den regulären Seeigeln (Fig. 366) alternieren die Genital- und Radialtäfelchen regelmäßig miteinander und umschließen die zentrale Afterlücke (~Periproct~), welche bald von einer verschiedenen Anzahl kleiner, bald von 2-3 größeren Kalktäfelchen bedeckt ist. Bei den irregulären Seeigeln (Fig. 367) stoßen die Scheiteltäfelchen direkt aneinander und bilden bald ein rundliches, ~kompaktes~, bald ein etwas in die Länge gezogenes Scheitelschild. Die Madreporenplatte zeichnet sich häufig durch ansehnliche Größe aus. Ein ~zerrissenes~ Scheitelschild besitzen die Dysasteriden, bei welchen die beiden hinteren Amb. nicht im gemeinsamen Zentrum zusammenlaufen, sondern durch einen weiten Zwischenraum von den drei vorderen getrennt bleiben (Fig. 367 ¡a¡). Der Raum zwischen den 4 vorderen Genitaltäfelchen und den 2 hinteren Radial(Ocellar)-Täfelchen wird durch überzählige, eingeschaltete Plättchen ausgefüllt. Bei den Clypeastriden und Conoclypeiden und vielen Echinolampiden besteht das Scheitelschild aus 5 winzigen Radialtäfelchen am Ende der Amb. und einer einzigen großen, porösen fünfeckigen Zentralplatte, welche wahrscheinlich aus der Verschmelzung der 5 Genitalplatten entstanden ist und in ihren Ecken meist auch die 5 oder 4 Genitalporen enthält. (Fig. 367 ¡e¡, ¡f¡.) [Illustration: Fig. 366. Scheitelschild regulärer Seeigel ¡a¡ von ¡Palaëchinus¡ (vergr.), ¡b¡ von ¡Cidaris¡ (nat. Größe), ¡c¡ von ¡Salenia¡ (vergr.), ¡d¡ von ¡Peltastes¡ (vergr.). (Die ¿IA¿felder sind mit I-V bezeichnet.)] In manchen Fällen dient nicht nur eine einzige Genitalplatte zum Einlaß des Wassers in den Steinkanal, sondern es können auch noch ein oder zwei Nachbartäfelchen poröse Beschaffenheit annehmen und als Madreporenplatten fungieren. [Illustration: Fig. 367. Scheitelschild irregulärer Seeigel ¡a¡ von ¡Collyrites¡, ¡b¡ von ¡Holectypus¡, ¡c¡ von ¡Hyboclypeus¡, ¡d¡ von ¡Micraster¡ (stark vergrößert), ¡e¡ von ¡Conoclypeus¡, ¡f¡ von ¡Clypeaster¡.] Das ~Peristom~ (Mundlücke, actinal system), häufig auch kurzweg Mund genannt, liegt stets auf der Unterseite, entweder zentral oder exzentrisch und alsdann meist nach vorne gerückt. Die Form der Öffnung ist rund, fünfeckig, zehneckig, oval oder zweilippig, ihre Größe je nach den Gattungen sehr verschieden. An lebenden Exemplaren ist dieselbe teilweise durch eine häutige Membran bedeckt, die häufig durch kleine bewegliche Täfelchen verstärkt wird, und in welcher sich die eigentliche Mundöffnung befindet. Zuweilen sind die Ecken des Peristoms mit 5 oder 10 Einschnitten zum Austritt der Mundkiemen versehen (¡Glyphostomata¡). Bei den Cassiduliden vertiefen sich die Ambulacra in der Nähe des Peristoms und besitzen darin große, wohlentwickelte Porenstreifen; zwischen diesen vertieften »Phyllodien« erheben sich lippenförmige Wülste (bourrelets buccaux) und beide zusammen bilden einen fünfblättrigen Stern, die sog. ~Floscelle~ um den Mund. Ein quer zweilippiges Peristom entsteht dadurch, daß sich der vordere quere Rand einsenkt und der hintere mit nach vorne konvexer Begrenzung erhaben hervortritt. Viele Seeigel besitzen als Kauapparat ein kräftiges, aus 5 pyramidalen, im Querschnitt dreieckigen, häufig hälftig geteilten ~Kinnladen~ (maxillae) oder Kiefern bestehendes Gerüst, worin sich 5 mehr oder weniger vertikale, schmale, etwas gebogene, unten zugespitzte »~Zähne~« bewegen. Zu diesen Hauptstücken kommen zuweilen noch einige andere, zum Zusammenhalten der beweglichen Teile bestimmte Stücke, welche je nach den Familien verschiedene Beschaffenheit annehmen. [Illustration: Fig. 368. Kiefergerüst von ¡Psammechinus miliaris¡ (Recent). ¡a¡ Kiefer, ¡b¡ Zahn, ¡c¡ Ergänzungsstück, ¡d¡ Rotulae, ¡e¡ Bügelstück, ¡au¡ Auricula, ¡am¡ Ambulacralfeld, ¡p¡ Peristom (nach F. ~Bertrand~).] [Illustration: Fig. 369. Kiefergerüst von ¡Sphaerechinus¡. ¡A¡ Obere Grundfläche des Hohlkegels (¡a¡ Kieferhälften, ¡b¡ Zahn, ¡c¡ Ergänzungsstücke, ¡d¡ radiale Balken [Rotulae], ¡e¡ Bügelstücke [Kompaß]. Der mit ¡z¡ bezeichneten Kinnlade fehlen sämtliche Deckstücke der Grundfläche; den mit ¡w¡ bezeichneten liegen nur die Ergänzungsstücke auf; bei ¡y¡ ist die Sutur zweier Kinnladen durch einen Balken verdeckt, und bei ¡x¡ befinden sich über den Balken noch die Kompasse). ¡B¡ Eine einzelne Kinnlade, von der Seite; ¡C¡ von außen in nat. Gr. (Buchstaben wie in Fig. ¡A¡).] Bei den regulären Seeigeln bezeichnet man das Kiefergerüst als Laterna Aristotelis (Fig. 368, 369). Es besteht aus 5 aufrechten, aus zwei Hälften zusammengesetzten Kiefern (Kinnladen) von dreiseitig pyramidaler Gestalt (¡a¡), deren Spitzen nach unten gewendet sind, und welche zusammen einen hohlen Kegel bilden. Sie umschließen den langen, schmalen, etwas gebogenen Zahn (¡b¡), dessen mit Schmelz überzogene Spitze unten aus dem Peristom vorragt. Die Kiefer legen sich mit ihren quergestreiften, ebenen Außenflächen dicht aneinander an und bilden zusammen einen umgekehrten Kegel. An der oberen breiten Grundfläche des Gerüstes bemerkt man noch die sog. Ergänzungsstücke oder Gelenkepiphysen (¡c¡), die 5 radialen Balken (¡d¡) (Rotulae, Falces), und über diesen die zur Anheftung von Muskeln dienenden Bügelstücke oder Kompasse (¡e¡). Den irregulären ¡Atelostomata¡ fehlt das Kiefergebiß gänzlich. Bei den ¡Gnathostomata¡ ist es entweder ähnlich zusammengesetzt, wie bei den ¡Regulares¡ (¡Discoidea¡, ¡Conoclypeus¡) oder es besteht (¡Clypeastridae¡) aus fünf niedrigen, dreieckigen, massiven, aus zwei symmetrischen Hälften zusammengesetzten Kiefern und fünf schmalen, gebogenen Zähnen (Fig. 370). Die Kieferpaare haben in diesem Falle niemals alle gleiche Größe (Heterognathi). Existiert ein fester Kauapparat, so ist der Rand des Peristoms stets mehr oder wenig nach innen gebogen und mit ohrförmigen Fortsätzen (Auriculae) versehen, welche paarig am Ende der Amb. oder Interamb. stehen und entweder getrennt bleiben oder sich mit ihren oberen (inneren) Enden vereinigen und so eine Art von Torbogen bilden (Fig. 368 ¡au¡). Diese Auriculae (apophyses myophores) dienen zur Befestigung von Muskeln, welche den Kauapparat bewegen. An fossilen Seeigeln sind die Kiefer höchst selten erhalten und äußerlich kaum sichtbar. [Illustration: Fig. 370. ¡A¡ Kiefergerüst von ¡Clypeaster¡ (nach ~Lovèn~). ¡B Clypeaster Aegyptiacus. a¡ Ein einzelner aus zwei Hälften bestehender Kiefer von vorn, ¡b¡ eine Kieferhälfte von der Seite.] Die ~Afterlücke~ oder das ~Periproct~ hat meist rundliche Form und ist an lebenden Exemplaren mit einer Membran überzogen, die mit kleinen Kalktäfelchen bedeckt ist. In der Mitte dieser Membran liegt die Afteröffnung (anus). Bei den regulären Seeigeln (¡Endocyclica¡) befindet sich die Afterlücke dem Mund gegenüber innerhalb des Scheitelschildes, bei den irregulären (¡Exocyclica¡) verläßt sie den Scheitel und liegt entweder in der Medianachse des Körpers hinter dem Scheitel auf der Oberseite oder auf dem Hinterrand oder zwischen Hinterrand und Peristom. Die Lage der Afterlücke bildet bei den Exocyclica ein wertvolles systematisches Merkmal. ~Warzen. Stacheln.~ Die Täfelchen der Seeigel sind fast immer mit warzenartigen Erhöhungen oder Körnern bedeckt, welche bewegliche Stacheln oder Borsten tragen. Nach der Größe bezeichnet man dieselben als Hauptwarzen, Sekundärwarzen, Miliarwarzen und Granulationen. Letztere (granules) sind einfache kleine halbkugelige oder irreguläre Körner. Bei den eigentlichen Warzen unterscheidet man den halbkugeligen ~Warzenkopf~ (mamelon), der bald glatt, bald mit einem zentralen Grübchen versehen ist und dann ~durchbohrt~ heißt, sodann den ~Warzenhals~ (Warzenkegel), die abgestutzte konische Erhöhung, auf welcher der Warzenkopf ruht. Beide sind durch eine ringförmige Einschnürung von einander geschieden. Der Oberrand des Warzenhalses (anneau) kann glatt oder strahlig gekerbt sein. Die größeren Warzen sind in der Regel von einem glatten, etwas vertieften, rundlichen ~Höfchen~ (areola) umgeben, das meist durch einen erhöhten Ring von Körnchenwarzen (¡cercle scrobiculaire¡) eingefaßt ist. Die ~Stacheln~ (radioles, épines) (Fig. 371) sind bewegliche, durch elastische Bänder auf den Warzenköpfen befestigte und mit diesen artikulierende Anhänge von stab-, keulen-, stachel-, spatelförmiger Gestalt, zuweilen von bedeutender Größe, manchmal aber auch entsprechend den Dimensionen der Warzen nur winzige, borstenartige Stäbchen. Sie dienen dem Körper als Stütze und werden bei der Lokomotion benutzt. Ihre vertiefte Gelenkfläche (acetabulum), womit sie auf den Warzen ruhen, ist von einem glatten oder gekerbten Rand umgeben und dient dem etwas verdickten Stachelkopf als Basis; nach oben wird der Kopf durch einen vorragenden, glatten oder gekerbten Ring, welcher zur Befestigung von Bändern dient, begrenzt und geht dann in den etwas eingeschnürten Stachelhals über, auf welchen der eigentliche meist rauhe, dornige oder gestreifte Stiel oder Körper des Stachels folgt. ~Fasciolen~ (Semitae) sind glatte, mit feinen Borsten besetzte Streifen, welche nur bei den Spatangiden vorkommen. Dieselben unterbrechen die sonstige Skulptur der Oberfläche und umschließen bald die petaloiden Ambulacra, bald den After, bald verschiedene andere Regionen der Oberfläche. Die ~Pedicellarien~ sind mikroskopisch kleine Greiforgane, die ~Sphaeridien~ winzige, in der Nähe des Mundes befindliche Geschmacksorgane. Beide sind fossil schwer erhaltungsfähig; doch konnten fossile Pedicellarien zuweilen nachgewiesen werden. [Illustration: Fig. 371. Stacheln ¡a¡ und ¡b¡ von ¡Cidaris¡, ¡c¡ von ¡Rhabdocidaris¡, ¡d¡ von ¡Acrocidaris¡, ¡e¡ von ¡Porocidaris¡.] An Formenreichtum werden die jetzt existierenden Seeigel, deren es vielleicht 300 Arten gibt, ganz erheblich von den fossilen übertroffen. Die Zahl von 2500 Spezies dürfte für die letzteren kaum zu hoch gegriffen sein. Sie unterscheiden sich durch den Mangel an Armen fundamental von Pelmatozoen und Asterozoen und wenn auch die Hauptorgane (Ambulacralgefäß, Blut- und Nervensystem, Darm) bei Pelmatozoen, Asterozoen und Echinoiden im wesentlichen homologe Lage und Ausbildung aufweisen, so bietet das Hautskelett der drei Gruppen doch nur geringe Anhaltspunkte zum Vergleich. Den Ambulacralsträngen fehlen bei den Seeigeln die tragenden Armglieder, Wirbelscheiben oder Ambulacralplatten. Sie verlaufen frei auf der Innenseite der Schale und sind von Ambulacraltäfelchen bedeckt, welche höchstens mit den Saumplättchen der Pelmatozoen oder den Adambulacralplatten der Seesterne verglichen werden können. Auf die Homologie des Scheitelschildes der Seeigel mit der Basis der Pelmatozoen wurde von ~Lovèn~ und Herb. ~Carpenter~ großes Gewicht gelegt, allein gegen die phyletische Verwertung der Homologie von Basalia und Genitaltäfelchen, von Radialia und Ocellartäfelchen und von Centrodorsalplatte mit dem bei jugendlichen Regulares innerhalb des Periproctes gelegenen größeren Täfelchen sind von ~Neumayr~ und ~Semon~, welche in diesen Erscheinungen nur Konvergenzbildungen erblicken, gewichtige Bedenken erhoben worden. Die ~Ontogenie~ der Seeigel weist in ihren frühen Entwicklungsstadien mancherlei Übereinstimmung mit den Larven von Ophiuren und Seesternen auf, hat aber sehr wenig mit jener von Pelmatozoen gemein. Von großem Interesse sind die Veränderungen, welche das Hautskelett während seiner Entwicklung durchmacht; z. B. die Vermehrung der Stachelwarzen, die Veränderungen der Täfelchenzahl in der Afterlücke bei gewissen regulären Seeigeln (¡Echinidae¡), die allmähliche Abplattung mancher Scutellinen, die Umwandlung der anfänglich einfachen Ambulacra bei ¡Echinolampidae¡, die Verlegung der Afterlücke bei vielen Cassiduliden u. s. w. sind Erscheinungen, welche zum Vergleich mit fossilen Formen auffordern, bei denen jene transitorischen Erscheinungen meistens als dauernde Einrichtungen angetroffen werden. ~Lebensweise.~ Sämtliche Seeigel leben im Meer; viele in ganz seichtem Wasser unmittelbar an der Küste, andere aber auch in den tiefsten Abgründen des Ozeans. Fossile Formen erscheinen als Seltenheiten schon im Silur, werden im Devon, Karbon und Trias etwas häufiger, bis sie im Jura, in Kreide und im älteren Tertiär den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichen und von da wieder an Mannigfaltigkeit abnehmen. Die fossilen Schalen zeichnen sich häufig durch vorzüglichen Erhaltungszustand aus; aber auch Fragmente gestatten wegen des radiären oder seitlich symmetrischen Baues und der damit zusammenhängenden Wiederholung isomerer Teile meist eine genaue systematische Bestimmung. Die Arten besitzen meist eine kurze geologische Lebensdauer und dienen darum häufig als Leitfossilien für bestimmte Schichten. Die Echinoideen zerfallen nach der Zahl der meridionalen Täfelchenreihen in die zwei Unterklassen der ¡Palechinoidea¡ und der ¡Euechinoidea¡. 1. Unterklasse. #Palechinoidea.# ¡Schale aus mehr, selten aus weniger als 20 Täfelchenreihen zusammengesetzt. Peristom zentral, Kiefergebiß vorhanden.¡ Mit Ausnahme von zwei Gattungen (¡Tiarechinus¡ und ¡Tetracidaris¡) gehören sämtliche Gattungen paläozoischen Ablagerungen an. 1. Ordnung. #Cystocidarida.# Zitt.[33] ~Schale kugelig oder eiförmig. Amb. schmal mit vier Reihen von Porentäfelchen durchbohrter Medianplättchen.~ ¿IA¿ ~breit mit zahlreichen, dünnen, unregelmäßig angeordneten und ungleichen Täfelchen, die mit Warzen und kleinen Stacheln bedeckt sind. Mund zentral mit Kiefergebiß. After interradial in der Nähe des Scheitels. Scheitelschild unbekannt. Madreporenplatte außerhalb des Scheitels im Analinterambulacrum.~ ¿Cystocidaris¿ Zitt. (¡Echinocystites¡ W. Thoms.) im oberen Silur von Schottland. ? ¿Palaeodiscus¿ Salter. Silur. Schottland. 2. Ordnung. #Bothriocidarida.# Zitt. ~Schale kugelig. After im Scheitel, dem Mund gegenüber. Amb. mit zwei,~ ¿IA¿ ~mit einer Täfelchenreihe. Scheitel mit zehn alternierenden, einfach perforierten Täfelchen, die Radialtäfelchen größer als die Genitaltäfelchen.~ [Illustration: Fig. 372. ¡Bothriocidaris Pahleni¡ F. Schmidt. Unt. Silur. Nömmis, Esthland. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ Scheitel, vergr., ¡c¡ Mund vergr. (Nach F. ~Schmidt~.)] Einzige Gattung ¿Bothriocidaris¿ ¡Eichw.¡, Fig. 372 im unteren Silur von Esthland. 3. Ordnung. #Perischoechinida.# M'Coy. ~Schale kugelig oder eiförmig. After im Scheitelschild. Mund zentral mit Kiefergebiß.~ ¿IA¿~, zuweilen auch~ ¿A¿ ~mit mehr als zwei Täfelchenreihen.~ 1. Familie. #Lepidocentridae.# Lovèn. ¿IA¿¡täfelchen beweglich verbunden, durch abgeschrägte Ränder übereinandergreifend. Stachelwarzen klein.¡ [Illustration: Fig. 373. ¡a Lepidocentrus Rhenanus¡ Beyr. Abdruck der inneren Seite der Schale nebst Kiefergebiß. Devonischer Sandstein von Wipperfürth, nat. Größe (nach Joh. ~Müller~). ¡b-d Lepidocentrus Mülleri¡ Schultze. Devonkalk. Gerolstein. Eifel. (¡b¡ Ambulacralfeld, vergr., ¡c¡ mehrere Interambulacralplatten von außen, nat. Größe, ¡d¡ zwei isolierte Interambulacralplatten mit abgeschrägten Kanten, nat. Größe.)] ¿Lepidocentrus¿ Joh. Müll. (Fig. 373). ¿IA¿ mit 5 oder mehr großen beweglichen Täfelchenreihen. ¡A¡ mit 2 Reihen niedriger alternierender Plättchen. Devon. ¿Pholidocidaris¿ M. u. W., ¿Perischodomus¿ M'Coy., ¿Rhoëchinus¿ Keeping. Kohlenkalk. 2. Familie. #Melonitidae.# Zitt. ¿IA¿ ¡mit 5-7, A mit 2-6 durch Sutur verbundenen Täfelchenreihen. Stachelwarzen winzig. Von den alternierenden Scheiteltäfelchen sind die größeren Genitalplättchen stets mit mehreren Öffnungen, die kleineren Radialplatten zuweilen mehrfach durchbohrt.¡ ¿Palaëchinus¿ Scouler (Fig. 374). Schale kugelig. ¡A¡ schmal mit zwei Reihen niedriger Porentäfelchen. ¿IA¿ mit 4-7 Täfelchenreihen. Genitaltäfelchen mit drei, Ocellartäfelchen mit zwei Poren. Ober-Silur und Karbon von England und Nordamerika. [Illustration: Fig. 374. ¡Palaëchinus elegans¡ M'Coy. Kohlenkalk. Irland. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe, ¡b¡ Scheitelschild vergrößert (nach ~Baily~).] ¿Melonites¿ Nordwood und Owen (Fig. 375). Schale groß, elliptisch-eiförmig. ¡A¡ etwas vertieft, breit, mit 6 oder 12 Reihen kleiner Porentäfelchen. ¿IA¿ breit mit 7-8 Tafelreihen, welche sich gegen den Scheitel auf 4 oder 2 Reihen reduzieren. Stachelwarzen winzig. Kohlenkalk von Nordamerika, Moskau, Derbyshire und Dep. Allier. [Illustration: Fig. 375. ¡Melonites multipora¡ Norw. Kohlenkalk. St. Louis. Missouri. ¡a¡ Exemplar 1/2 nat. Größe, ¡b¡ Scheitel vergrößert (nach ~Meek~ und ~Worthen~).] ¿Oligoporus¿, ¿Lepidesthes¿ M. u. W. Karbon. Nordamerika. 3. Familie. #Archaeocidaridae.# M'Coy. ¿IA¿ ¡mit 4-8 A, mit zwei Täfelchenreihen und je einem Porenpaar. Die¡ ¿IA¿¡platten mit je einer großen Stachelwarze. Stacheln kräftig.¡ Devon, Karbon und untere Kreide. ¿Archaeocidaris¿ M'Coy (¡Palaeocidaris¡ Desor) (Fig. 376). ¿IA¿platten in 4-8 Reihen, sechsseitig, etwas verschiebbar und übergreifend, mit starken Primärwarzen, die von einem Höfchen und Körnelring umgeben sind. Stacheln lang, zylindrisch, mit Dornen besetzt. Kohlenkalk von Belgien, Irland, Rußland, Nordamerika. ¿Xenocidaris¿ Schultze. Nur keulenförmige Stacheln bekannt. Devon. Eifel. ¿Lepidocidaris¿ M. W., ¿Lepidechinus¿ Hall. Karbon. Nordamerika. [Illustration: Fig. 376. ¡Archaeocidaris Wortheni¡ Hall. Kohlenkalk. Burlington. Iowa. (Nach ~Hall~.) ¡a¡ Schalenfragment von der Unterseite mit Kiefergebiß, nat. Größe. ¡b¡ Ein Interambulacraltäfelchen von oben und von der Seite. ¡c¡ Ambulacralfeld, vergrößert. ¡d¡ Ein Stachel, nat. Größe.] 4. Familie. #Tiarechinidae.# Zitt. ¿IA¿ ¡mit 3, A schmal mit 2 Täfelchenreihen. Die¡ ¿IA¿¡täfelchen auf der Unterseite mit Stachelwarzen, auf der Oberseite der Schale mit Körnchenwarzen. Scheitelschild ungewöhnlich ausgedehnt, mit runder, zentraler Afteröffnung. Die¡ ¿IA¿ ¡beginnen an der Mundlücke mit je einer Peristomalplatte.¡ Von den zwei winzig kleinen und sehr seltenen Gattungen ¿Tiarechinus¿ Neumayr (Fig. 377) und ¿Lyssechinus¿ Gregory aus der Trias von St. Cassian besitzt die erstere in den ¿IA¿ nur 4 Täfelchen, wovon eines den Peristomrand bildet, während die drei anderen, stark verlängerten nebeneinander liegen, durch vertikale Suturen getrennt sind und das ganze übrige ¿IA¿ ausfüllen. Die Ambulacra reichen vom Mund bis zum Scheitel. ¿Lyssechinus¿ Gregory hat schmale, fast auf die Unterseite beschränkte Amb., auf welche eine sehr große zum Scheitelschild gehörige Radialplatte folgt. Die ¿IA¿ sind unter dem Scheitel aus 3 Reihen von Täfelchen zusammengesetzt, die am Unterrand auf zwei und am Peristom auf eine Platte reduziert sind. [Illustration: Fig. 377. ¡Tiarechinus princeps¡ Laube. Trias. St. Cassian. Tirol. ¡a¡ Von unten, ¡b¡ von der Seite, stark vergrößert (nach ~Lovén~).] 2. Unterklasse. #Euechinoidea.# Bronn. ¡Seeigel mit 10 ambulacralen und 10 interambulacralen Täfelchenreihen.¡ 1. Ordnung. #Regulares.# Desor. (¡Endocyclica¡ Wright.) ~Reguläre, fünfstrahlige Seeigel mit je 5 unter sich gleichen~ ¿A¿ ~und~ ¿IA¿~. Mund zentral mit Kiefergebiß (Laterna Aristotelis), After innerhalb des Scheitelschildes. Alle 5 Genitaltäfelchen einfach durchbohrt.~ A. Unterordnung. #Holostomata.# Pomel. ¡Peristom groß, rundlich, ohne Einschnitte, mit regelmäßig in Reihen angeordneten Täfelchen bedeckt, welche die Fortsetzung der A und¡ ¿IA¿ ¡bilden; die Täfelchen der Amb.-Reihen mit Poren. Auriculae am Ende der¡ ¿IA¿¡felder.¡ 1. Familie. #Cidaridae.# Wright. ¡A schmal, bandförmig, mit zahlreichen kleinen, niedrigen, einfachen Porentäfelchen.¡ ¿IA¿ ¡sehr breit mit zwei Reihen von großen, mit starken Stachelwarzen besetzten Tafeln. Mundkiemen innerlich. Stacheln sehr kräftig.¡ Karbon bis Jetztzeit. Hauptverbreitung in Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 378. ¡Cidaris coronata¡ Goldf. Aus dem weißen Jura (+g+) von Hossingen, Württemberg. ¡a¡ Exemplar mit vollständig erhaltenem Scheitelschild, von oben; ¡b¡ von der Seite. ¡e¡ Stück eines Af., stark vergrößert. ¡d¡ Teilweise restaurierte Ansicht mit Stacheln.] ¿Cidaris¿ Klein (Fig. 378-380). ¡A¡ schmal, etwas wellig gebogen; jedes Täfelchen mit einem Paar ungejochter Poren. Stacheln kräftig, stabförmig, zylindrisch, keulen-, eichel- oder spindelförmig, meist mit Körnern oder Dornen besetzt, die in Längsreihen angeordnet sind. Mehr als 200 Arten, davon die ältesten (¿Eocidaris¿ Desor) selten im Karbon, Zechstein und Trias. Hauptverbreitung in Jura und Kreide; selten in Tertiär- und Jetztzeit. ¿Rhabdocidaris¿ Desor (Fig. 381, 382). Wie ¿Cidaris¿, jedoch Poren gejocht, Stacheln lang, stabförmig, dornig. Hauptverbreitung in Jura und Kreide; selten tertiär und lebend. Einzelne Arten erreichen ansehnliche Größe. ¡R. nobilis¡ Münst., ¡R. princeps¡ Goldf. ¿Leiocidaris¿ Desor. Wie ¡Rhabdocidaris¡, aber Stachelwarzen undurchbohrt. Stacheln groß, glatt, zylindrisch. Kreide, Tertiär, Recent. ¿Dorocidaris¿ A. Ag. Wie Cidaris, aber Stachelwarzen undurchbohrt. Recent. ¿Stephanocidaris¿ A. Ag., ¿Phyllacanthus¿ Brandt. ¿Goniocidaris¿ Desor. Recent. ¿Porocidaris¿ Desor (Fig. 383). ¡A¡ breit, gerade, mit gejochten Poren. Stachelwarzen durchbohrt und gekerbt. Höfchen mit radialen Furchen, die an der Peripherie zuweilen in Poren enden. Stacheln abgeplattet, am Rand gezackt. Tertiär. Recent. [Illustration: Fig. 379. ¡Cidaris tribuloides¡ Lam. Recent. Peristom mit Täfelchenbedeckung, vergrößert.] [Illustration: Fig. 380. Stacheln ¡a¡ von ¡Cidaris alata¡ Ag., ¡b¡ von ¡Cidaris dorsata¡ Braun. Trias. St. Cassian. Tirol, ¡c¡ von ¡Cidaris florigemma¡ Phil. Coralrag. Wiltshire.] [Illustration: Fig. 381. ¡Rhabdocidaris d'Orbignyana¡ Desor. Aus dem obersten weißen Jura von Kelheim-Winzer. Bayern. ¡a¡ Schalenfragment in nat. Größe. ¡b¡ Ambulacraltäfelchen, vergr.] [Illustration: Fig. 382. Stachel von ¡Rhabdocidaris horrida¡ Merian. Aus dem Dogger.] ¿Orthocidaris¿ Cott. Scheitelschild klein, pentagonal. Amb. schmal, gerade. ¿IA¿ sehr breit, mit zahlreichen Täfelchen. Stachelwarzen klein, entfernt stehend, durchbohrt. Unt. Kreide. ¿Temnocidaris¿ Cott. Ob. Kreide. ¿Polycidaris¿ Quenst. Ob. Jura. ¿Diplocidaris¿ Desor. Amb. schmal, gerade, jederseits mit zwei alternierenden Reihen von Doppelporen eingefaßt. ¿IA¿ breit, Stachelwarzen groß, durchbohrt. Ob. Jura. ¿Tetracidaris¿ Cotteau (Fig. 384). ¿IA¿ mit 4 Täfelchenreihen. ¡A¡ jederseits von zwei Porenpaaren eingefaßt. Stachelwarzen der ¡I¡ Amb. durchbohrt und gekerbt. Unt. Kreide (Barrêmien), Castellane, Basses Alpes. [Illustration: Fig. 383. ¡Porocidaris Schmiedeli¡ Goldf. Interambulacraltäfelchen und Stachel aus Nummulitenkalk von Mokkatam bei Cairo.] [Illustration: Fig. 384. ¡Tetracidaris Reynesi¡ Cotteau. Aus dem Neocomien von Vergons bei Castellane. Basses Alpes. ¡a¡ Exemplar 1/2 nat. Größe. ¡b¡ Ein Stück vom Ambulacralfeld vergrößert. (Nach ~Cotteau~.)] 2. Familie. #Echinothuridae.# ¡Täfelchen der A und¡ ¿IA¿ ¡dünn, schuppenartig übereinandergreifend und etwas beweglich. A breit, mit einfachen oder zusammengesetzten Porentäfelchen und wie die¡ ¿IA¿ ¡mit kleinen Warzen bedeckt. Peristom getäfelt, die Amb.-Täfelchen mit Poren. Stacheln dünn, kurz, stabförmig. Mundkiemen teils innerlich teils äußerlich.¡ Von den zwei fossilen Gattungen ¿Pelanechinus¿ Keeping (Dogger) und ¿Echinothuria¿ Woodw. (Ob. Kreide) sind nur wenige, unvollständige Exemplare bekannt. Die lebenden Genera ¿Asthenosoma¿ Grube (¡Calveria¡ Wyv. Thomson), ¿Phormosoma¿ Wyv. Thomson leben in großer Tiefe. B. Unterordnung. #Glyphostomata.# Pomel. ¡A schmäler oder ebenso breit als¡ ¿IA¿¡. Amb.-Täfelchen einfach oder zusammengesetzt, häufig mit mehreren Porenpaaren. Peristom mit 10 Einschnitten für äußerliche Mundkiemen, entweder mit häutiger Membran oder mit undurchbohrten Schüppchen bedeckt. Auriculae am Ende der Amb.-Felder.¡ 3. Familie. #Salenidae.# Desor. ¡A schmal oder mäßig breit, meist aus kleinen, einfachen Täfelchen zusammengesetzt,¡ ¿IA¿ ¡breit, mit zwei Reihen großer Primärwarzen. Scheitelschild groß, innerhalb des Kranzes von Genital- und Radialtäfelchen mit ein, zwei oder mehr überzähligen Platten, welche die Afteröffnung etwas aus dem Zentrum des Periproctes drängen. Peristom rundlich, mit schwachen Einschnitten, von undurchbohrten Kalkschüppchen bedeckt, um die Mundöffnung 10 perforierte Buccaltäfelchen. Mundkiemen äußerlich.¡ Die Saleniden sind bezüglich ihres Scheitelschildes persistente Jugendformen, da sämtliche reguläre Seeigel ursprünglich eine große Zentralplatte innerhalb des Scheitels besitzen, die nach und nach resorbiert wird. Jura bis Jetztzeit. ¿Peltastes¿ Ag. (Fig. 366 ¡d¡). Sch. klein, rundlich. ¡A¡ sehr schmal, wellig gebogen. ¿IA¿ breit. Scheitelschild sehr groß, verziert, mit einer einzigen Zentralplatte vor dem After. Madreporenplatte mit Spaltöffnung. Ob. Jura. Kreide und Recent. ¿Salenia¿ Gray (Fig. 385). Wie ¡Peltastes¡, aber Afteröffnung durch die große Zentralplatte des Scheitels nach rechts gerückt. Kreide, Miocän und Recent. [Illustration: Fig. 385. ¡Salenia scutigera¡ Gray. Weiße Kreide. Charente. (Nach ~Cotteau~.) ¡a¡ Exemplar in nat. Größe von der Seite und von oben. ¡b¡ Scheitelschild vergrößert.] [Illustration: Fig. 386. ¡Acrosalenia hemicidaroides¡ Wright. Dogger. Stanton, Wiltshire. Nat. Größe. (Nach Th. ~Wright~).] ¿Goniophorus¿ Ag., ¿Heterosalenia¿ Cotteau (Kreide). ¿Acrosalenia¿ Ag. (Fig. 386). ¡A¡ mäßig breit, mit zwei Reihen kleiner Warzen; die ¡A¡täfelchen in der Nähe des Scheitels zusammengesetzt. ¿IA¿ mit zwei Reihen großer Primärwarzen. Scheitel mit 1-4 eingeschalteten Täfelchen vor dem After. Stacheln stabförmig, dünn, glatt. Zahlreiche Arten in Lias, Jura und Kreide. 4. Familie. #Diadematidae.# Wright. ¡A schmäler als¡ ¿IA¿¡, aus zusammengesetzten Tafeln mit mehreren Porenpaaren bestehend. Porenpaare der A eine einfache Zone jederseits bildend, nur in der Nähe des Mundes und Scheitels zuweilen in Doppelreihen. Mundmembran mit kleinen Plättchen bedeckt.¡ Zechstein bis Jetztzeit. Hauptverbreitung in Jura, Kreide und Tertiär. [Illustration: Fig. 387. ¡Hemicidaris crenularis¡ Lam. sp. Coralrag. Chatel Censoire. Yonne. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 388. ¡Acrocidaris nobilis¡ Ag. Ob. Jura. St. Sulpice bei Locle, Neuchâtel. ¡a¡ Von oben, ¡b¡ von unten. ¡c¡ Stachel (nat. Größe). ¡d¡ Drei ambulacrale Großplatten (vergrößert).] ¿Hemicidaris¿ Ag. (Fig. 387). ¡A¡ etwas gebogen, viel schmäler als ¿IA¿, auf der Unterseite mit zwei Reihen Stachelwarzen, die auf der Oberseite in Körnchenwarzen übergehen. ¿IA¿ mit zwei Reihen großer, gekerbter und durchbohrter Warzen. Stacheln sehr groß, zylindrisch oder keulenförmig, längsgestreift. Häufig im oberen Jura und in der unteren Kreide, erlischt im Eocän. ¿Hypodiadema¿ Ag. Wie vorige, jedoch klein; die ¡A¡ gerade und die Warzen auf der Oberseite nicht kleiner werdend. Zechstein und Trias. ¿Pseudocidaris¿ Et. Ob. Jura, unt. Kreide. ¿Acrocidaris¿ Ag. (Fig. 388). Porenstreifen einfach, wellig gebogen, am Peristom verdoppelt. ¡A¡ schmäler als ¿IA¿, beide mit zwei Reihen starker, gekerbter oder perforierter Primärwarzen. Stacheln kräftig, kantig. Jura und untere Kreide. ¿Goniopygus¿ Ag. Scheitelschild groß, skulptiert. Peristom sehr groß. Kreide. Eocän. ¿Glypticus¿ Ag. (Fig. 389). ¡A¡ schmal, mit zwei Warzenreihen. ¿IA¿ mit irregulär zerrissenen Warzen. Im Ob. Jura häufig. ¿Pseudodiadema¿ Desor (Fig. 390). Klein oder mittelgroß, niedrig. ¡A¡ wenig schmäler als ¿IA¿, beide mit zwei Reihen gekerbter und perforierter Primärwarzen. Porenstreifen am Peristom verdoppelt, in der Nähe des Scheitels einfach. Sehr verbreitet in Jura und Kreide, selten tertiär. [Illustration: Fig. 389. ¡Glypticus hieroglyphicus¡ Goldf. Coralrag. (Terrain à chailles.) Fringeli, Schweiz. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 390. ¡Pseudodiadema neglectum¡ Thurm. Aus dem Berner Jura. ¡a¡ Von der Seite, ¡b¡ von unten, natürl. Größe. ¡c¡ Ambulacralfeld, vergrößert. ¡d¡ Stachel natürl. Größe.] ¿Diplopodia¿ M'Coy. Wie Pseudodiadema, aber ¡A¡ schmal, Porenstreifen am Peristom und Scheitel verdoppelt. Jura. Kreide. ¿Diadema¿ Schynv. (Recent), ¿Microdiadema¿ Cotteau (Lias), ¿Diademopsis¿ Desor (Lias), ¿Magnosia¿ Mich. (Jura, Kreide), ¿Cottaldia¿ Desor (Kreide, Tertiär, Recent). [Illustration: Fig. 391. ¡Codiopsis doma¡ Desm. sp. Mittlere Kreide. (Tourtia.) Tournay, Belgien. ¡a¡ und ¡b¡ Exemplar in nat. Größe von der Seite und von unten. ¡c¡ Scheitelschild vergrößert.] ¿Heterodiadema¿ Cotteau. Wie ¡Pseudodiadema¡, aber Scheitelschild sehr ausgedehnt, stark in das hintere ¡IA¡ verlängert. Kreide. ¡H. libycum¡ Cott. ¿Hemipedina¿ Wright. Wie ¡Diplopodia¡, aber Stachelwarzen nicht gekerbt. Scheitelschild ausgedehnt, Jura, Kreide und Recent. ¿Codiopsis¿ Ag. (Fig. 391). ¡A¡ und ¿IA¿ nur auf der Unterseite mit Stachelwarzen, auf der Oberseite mit Körnchen. Kreide. ¿Orthopsis¿ Cotteau (Kreide), ¿Codechinus¿ Desor (Kreide). ¿Cyphosoma¿ Ag. (Fig. 392). Rund, niedrig. Ambulacraltäfelchen mit 3-7 bogenförmig geordneten Porenpaaren, die in der Nähe des Scheitels und Mundes in Doppelreihen stehen. ¿IA¿ etwas breiter als ¡A¡ und wie diese mit zwei Reihen von undurchbohrten und ungekerbten Stachelwarzen. Jura und Kreide von Europa. Eocän (Kleinasien). ¿Micropsis¿ Cotteau. Kreide und Eocän. ¿Arbacia¿ Gray (Recent). ¿Coelopleurus¿ Ag. (Fig. 393). ¿IA¿ nur auf der Unterseite mit ungekerbten und undurchbohrten Stachelwarzen, auf der Oberseite in der Nähe des Scheitels glatt. Eocän, Miocän und lebend. [Illustration: Fig. 392. ¡Cyphosoma Koenigi¡ Mant. Weiße Kreide. Sussex. Unterseite. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 393. ¡Coelopleurus equis¡ Ag. Eocän. Biarritz. Natürl. Größe.] ¿Glyphocyphus¿ Haime. Klein, niedrig. Scheitelschild groß. ¡A¡ schmal, gerade, mit zwei Reihen gekerbter und perforierter Hauptwarzen und zahlreichen Körnchenwarzen. ¿IA¿ breit, die zwei Hauptwarzenreihen etwas stärker als in den ¡A¡. Quersuturen der Täfelchen vertieft. Kreide. Eocän. ¿Temnopleurus¿ Ag. (Tertiär, Recent), ¿Dictyopleurus¿ Duncan und Sladen (Eocän), ¿Temnechinus¿ Forbes (Miocän, Pliocän, Recent). ¿Salmacis¿ Ag. (Eocän, Pliocän, Recent). 5. Familie. #Echinidae.# Wright. ¡A ebenso breit als¡ ¿IA¿¡. Porenstreifen der A breit, aus 2, 3 oder mehr Doppelreihen von Poren bestehend. A-Tafeln zusammengesetzte Großplatten. Mundmembran häutig oder mit winzigen Kalkschüppchen.¡ +a+) ¿Oligopori¿. ~Drei Porenpaare auf jedem Ambulacraltäfelchen.~ ¿Pedina¿ Ag. ¡A¡ schmal. Warzen klein, durchbohrt, ungekerbt. Jura. ¿Micropedina¿ Cotteau (Kreide), ¿Pseudopedina¿ Cott. (Dogger), ¿Astropyga¿ Gray (Recent) etc. [Illustration: Fig. 394. ¡Stomechinus lineatus¡ Goldf. sp. Coralrag. Sontheim, Württemberg. ¡a¡ Exemplar von der Seite. ¡b¡ Mundregion, natürl. Größe.] ¿Stomechinus¿ Desor (Fig. 394). ¡A¡ schmäler als ¿IA¿, beide mit zahlreichen Reihen von ungekerbten und undurchbohrten Stachelwarzen von gleicher Größe bedeckt. Jura und unt. Kreide. ¿Leiopedina¿ Cott. (¡Chrysomelon¡ Laube). Melonenförmig. ¡A¡ schmal, mit zwei Reihen von kleinen Warzen. ¿IA¿ breit, mit 2 Warzenreihen von gleicher Stärke wie in den ¡A¡, dazwischen zahlreiche Körnchenwarzen. Eocän. ¿Echinus¿ Desor, ¿Psammechinus¿ Ag. (Tertiär, Recent), ¿Stirechinus¿ Desor (Pliocän), ¿Glyptechinus¿ Loriol (Unt. Kreide), etc. +b+) ¿Polypori¿. ~Mehr als drei Porenpaare auf jedem Ambulacraltäfelchen.~ ¿Sphaerechinus¿ Desor. Warzen in ¡A¡ und ¿IA¿ gleich groß, in zahlreichen Reihen. Pliocän und Recent. ¿Strongylocentrotus¿ Brandt (Fig. 395). Doppelporen in Bogen um die Amb.-Warzen. Warzen ungleich groß, Haupt- und Sekundärreihen bildend. Pliocän. Recent. ¿Stomopneustes¿ Ag. (¡Heliocidaris¡ Desor) (Fig. 396). Doppelporen in drei Reihen. Miocän. Recent. [Illustration: Fig. 395. ¡Strongylocentrotus Droebachensis.¡ Eine ambulacrale Großplatte.] [Illustration: Fig. 396. ¡Stomopneustes variolaris.¡ Ambulacrale Großplatte aus 13 Primärtäfelchen zusammengesetzt.] ¿Phymechinus¿ Desor (Ob. Jura), außerdem zahlreiche recente Genera, wie ¿Echinometra¿ Rondelet, ¿Acrocladia¿ Ag., ¿Podophora¿ Ag. etc. 2. Ordnung. #Irregulares.# Desor. (¡Exocyclica¡ Wright.) ~Seitlich symmetrische Seeigel von sehr verschiedener Gestalt mit exzentrischem After. Mund zentral oder etwas vor der Mitte.~ Nach der Anwesenheit oder dem Fehlen eines Kiefergebisses werden die zwei Unterordnungen der ¡Gnathostomata¡ und ¡Atelostomata¡ unterschieden. A. Unterordnung. #Gnathostomata.# Loriol. ¡Kiefergebiß und Auriculae vorhanden. Mund und Scheitel zentral. Amb. einfach oder blattförmig, alle gleich.¡ 1. Familie. #Holectypidae.# Duncan. (¡Echinoconidae.¡ d'Orb.) ¡Amb. einfach, bandförmig, vom Scheitel bis zum Mund reichend, schmäler als die IA, aus kleinen, einfachen Porentäfelchen und eingeschalteten Halbtäfelchen zusammengesetzt. Scheitelschild kompakt aus fünf Genital- und fünf Radialtäfelchen bestehend, das hintere Genitaltäfelchen meist undurchbohrt, zuweilen fehlend. Peristom innen mit einem Auricularring. Die Auriculae kurz, am Ende der Amb. stehend, durch interradiale Platten verbunden. Kiefergerüst umgekehrt konisch, die Kieferhälften ausgehöhlt, alle von gleicher Größe und Form. Stachelwarzen klein.¡ Jura und Kreide. Sämtliche Gattungen ausgestorben. [Illustration: Fig. 397. ¡a¡ und ¡b Holectypus orificatus¡ Schloth. Weißer Jura. Streitberg, Franken. ¡c¡ Scheitelschild und ¡d¡ Unterseite von ¡H. depressus¡ Leske sp. Aus dem Dogger (nach ~Cotteau~).] ¿Holectypus¿ Desor (Fig. 397). Porenstreifen linear, sehr schmal. Madreporenplatte sehr ausgedehnt. Periproct groß, auf der Unterseite, zwischen Mund- und Hinterrand. Stachelwarzen auf ¡A¡ und ¿IA¿ gleich groß. Häufig im Dogger, Malm und unt. Kreide. ¿Discoidea¿ Klein (Fig. 398). Wie ¡Holectypus¡, jedoch ¡A¡ auf der Unterseite, innerlich von 10, vom Peristom ausstrahlenden Radialleisten begrenzt, die an Steinkernen als tiefe Furchen erkennbar sind. Häufig in allen Stufen der Kreideformation. ¿Echinoconus¿ Breyn (¡Galerites¡ Lam.). Schale kegelförmig, unten eben. Periproct oval, inframarginal. Wärzchen und Stacheln sehr klein. Kiefer unbekannt (nach ~Duncan~ fehlend), jedoch Auricularring wohl entwickelt. Häufig in der mittleren und oberen Kreide. ¡E.¡ (¡Galerites¡) ¡albogalerus¡ Lam. sp. [Illustration: Fig. 398. ¡Discoidea cylindrica¡ Ag. Mittlere Kreide von Lüneburg. ¡a¡ Von der Seite. ¡b¡ Ein Exemplar aufgebrochen, um die Scheidewände im Innern zu zeigen. Natürl. Größe.] [Illustration: Fig. 399. ¡Pygaster umbrella¡ Ag. Junges Exemplar aus dem Oxfordien von Chatillon-sur-Seine. Nat. Größe. (Nach ~Cotteau~.)] ¿Pygaster¿ Ag. (Fig. 399). Niedrig, Peristom mit 10 Einschnitten. Afterlücke sehr groß, unmittelbar hinter dem Scheitelschild gelegen. Jura. Kreide. ¿Pileus¿ Desor. Groß, scheibenförmig. After auf der Oberseite, in der Nähe des Hinterrandes. Ob. Jura. [Illustration: Fig. 400. ¡Conoclypeus conoideus¡ Goldf. sp. Eocän. Kressenberg. Oberbayern. (2/3 nat. Größe.)] 2. Familie. #Conoclypeidae.# Zitt. ¡Sch. hoch gewölbt. Amb. subpetaloid, unten weit geöffnet, auf der Oberseite mit gejochten Poren.¡ ¿IA¿ ¡breit. Scheitelschild kompakt, porös. Die Genitaltäfelchen, wovon nur vier durchbohrt, nicht oder nur am Rand durch Nähte geschieden. Peristom fünfeckig, mit Auricularring. Kieferhälften kräftig, gekrümmt, alle gleich groß. After inframarginal. Warzen und Stacheln klein.¡ Von den zwei hierhergehörigen Gattungen ¿Conoclypeus¿ Ag. (Fig. 400) und ¿Oviclypeus¿ Dames erreicht ¡Conoclypeus¡ zuweilen bedeutende Größe und ist im Eocän in zahlreichen Arten weit verbreitet; angeblich schon in der obersten Kreide. 3. Familie. #Clypeastridae.# Ag. ¡Sch. niedrig, schild- oder scheibenförmig. A petaloid oder subpetaloid. Scheitelschild fast ganz von der Madreporenplatte gebildet, die Genitaltäfelchen nicht durch Nähte geschieden. Genitalporen zuweilen außerhalb des Scheitels. Peristom rundlich, von keilförmigen Täfelchen umgeben. After inframarginal oder marginal. Kiefergebiß aus 10 massiven, niedrigen Hälften gebildet, die des hinteren, unpaaren¡ ¿IA¿ ¡größer oder kleiner als die übrigen. Warzen sehr zahlreich, winzig klein.¡ Kreide bis Jetztzeit. a) Unterfamilie #Fibularinae.# Gray. ¡Kleine, ovale Formen mit kurzen, unten offenen Petalodien. Die A innerlich auf der Unterseite durch niedrige radiale Septen begrenzt.¡ ¿Fibularia¿ Lam. (Fig. 401). Oval oder kugelig, aufgebläht. Petalodien kurz, weit offen, mit gejochten Poren. After neben dem Peristom. Oberste Kreide und Recent. [Illustration: Fig. 401. ¡Fibularia subglobosa¡ Goldf. sp. Obere Kreide. Mastricht. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 402. ¡Echinocyamus placenta¡ Goldf. sp. (¡E. Siculis¡ Ag.) Pliocän. Sicilien. (Nat. Größe.)] ¿Sismondia¿ Desor. Oval oder rundlich, fünfseitig, mit breitem, aufgetriebenem Rand. Petalodien lang, bis zum Rand reichend. ¡A¡ innerlich durch radiale Verdickungen begrenzt. Eocän. Miocän. ¿Echinocyamus¿ v. Phels. (Fig. 402). Niedrig, oval. Petalodien kurz, weit offen, mit wenigen, ungejochten Poren. Peristom mit hohen Aurikeln. Kreide, Tertiär und lebend. ¿Scutellina¿ Ag., ¿Lenita¿ Desor. Eocän. b) Unterfamilie #Clypeastrinae.# Ag. ¡Meist große, scheibenförmige Seeigel mit gewölbter Oberseite. Petalodien breit, unten beinahe geschlossen, von Porenstreifen mit gejochten Poren begrenzt. Genitalporen zuweilen außerhalb des Scheitelschildes. Peristom fünfeckig, zentral. Afterlücke klein, inframarginal. Das Innere der Schale, namentlich in der Nähe des Randes, mit einer dicken, sekundären Kalkschicht überzogen, von welcher radiäre Pfeiler, Zapfen, Nadeln und sonstige Fortsätze ausgehen, welche die Decke mit der Basis verbinden.¡ [Illustration: Fig. 403. ¡Clypeaster Aegyptiacus¡ Mich. Bruchstück aus dem Pliocän von Gizeh bei Cairo, um die im Innern vorhandenen Kalkausscheidungen zu zeigen. ¡au¡ Auricula.] Häufig im Miocän, Pliocän und Recent; seltener im oberen Eocän. Die Gattung ¿Clypeaster¿ Lam. (Fig. 403, 404) enthält die größten bis jetzt bekannten Seeigel. Die lebenden Arten halten sich in seichtem Wasser auf. ¿Laganum¿ Klein. Miocän, Pliocän und Recent. [Illustration: Fig. 404. ¡Clypeaster grandiflorus¡ Bronn. Miocän. Boutonnet bei Montpellier. 1/2 nat. Größe (nach ~Desor~.)] c) Unterfamilie #Scutellinae# Ag. [Illustration: Fig. 405. ¡Scutella subrotundata¡ Lam. Miocän. Bordeaux. ¡a¡ Von unten, ¡b¡ von oben, ¡c¡ Querschnitt (nat. Größe).] ¡Flache, scheibenförmige Seeigel. Schale zuweilen durch Einschnitte lappig oder von 2 oder mehr Löchern durchbohrt. Petalodien ausgezeichnet blattförmig; Unterseite mit ästigen oder bogigen Ambulacralfurchen (Porenfascien). Peristom von 10 keilförmigen Täfelchen (Rosette) umgeben.¡ Tertiär und lebend. ¿Scutella¿ Lam. (Fig. 405). Sehr niedrig, scheibenförmig, ganzrandig, ohne Einschnitte oder Löcher. Peristom klein, After sehr klein, inframarginal. Das Innere in der Nähe des Randes durch cavernöse Kalkablagerung und Pfeiler teilweise ausgefüllt. Tertiär und lebend. ¿Amphiope¿ Ag. (¡Echinodiscus¡ Breyn). Wie ¡Scutella¡, jedoch in der Verlängerung der beiden hinteren Petalodien ein rundes oder ovales Loch. Miocän bis jetzt. ¿Encope¿ Ag., ¿Melitta¿ Klein. Miocän bis jetzt. B. Unterordnung. #Atelostomata.# Loriol. ¡Kiefergebiß und Auriculae fehlen.¡ Man unterscheidet die drei Familien ¡Cassidulidae¡, ¡Holasteridae¡ und ¡Spatangidae¡. 1. Familie. #Cassidulidae.# Ag. ¡Peristom zentral oder subzentral, meist mit Floscelle. After zwischen Scheitel und Mund. Amb. alle gleich, einfach oder petaloid. Scheitelschild kompakt mit 5 Genital- und 5 Radialtäfelchen, die Madreporenplatte zuweilen stark ausgedehnt. Warzen und Stacheln klein.¡ a) Unterfamilie #Echinoneïnae.# Desor. ¡Amb. einfach, alle gleich. Peristom zentral, ohne Floscelle. Scheitel mit 4 Genitalporen.¡ Jura und Kreide; tertiär und lebend; unterscheiden sich von den Holctypiden lediglich durch den Mangel eines Kiefergebisses. ¿Hyboclypeus¿ Ag. (Fig. 406). Porenstreifen schmal, auf der Unterseite verschwindend. Scheitelschild verlängert, die paarigen Radialplättchen einander gegenüberliegend. After dicht hinter dem Scheitelschild, in einer Furche. Dogger. [Illustration: Fig. 406. ¡Hyboclypeus gibberulus¡ Ag. Dogger. Solothurn. ¡a¡, ¡b¡, ¡c¡ Exemplar in nat. Größe von drei Seiten, ¡d¡ Scheitelschild, vergrößert.] ¿Galeropygus¿ Cott., ¿Pachyclypeus¿ Desor. Jura. [Illustration: Fig. 407. ¡Pyrina incisa¡ Ag. sp. Neocomien (Hils). Berklingen, Braunschweig. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 408. ¡Pygaulus Desmoulinsi¡ Ag. Urgonien. (Schrattenkalk). Säntis, Schweiz. Nat. Größe.] ¿Pyrina¿ Desm. (Fig. 407). Eiförmig, Porenstreifen schmal, vom Scheitel bis zum Mund verlaufend. Peristom subzentral; Afterlücke auf dem Hinterrand. Ob. Jura; häufig in Kreide, selten im Eocän. ¿Caratomus¿ Ag. Kreide. ¿Echinoneus¿ v. Phels Recent. ¿Amblypygus¿ Ag. Tertiär. ¿Pygaulus¿ Ag. (Fig. 408). Wie ¡Pyrina¡, aber Poren gejocht, After inframarginal. Häufig in unterer und mittlerer Kreide. b) Unterfamilie #Nucleolitinae.# Bernard. ¡Amb. subpetaloid. Peristom ohne Floscelle. Scheitelschild mit 4 durchbohrten und einem undurchbohrten Genitaltäfelchen, hinter dem sich zuweilen noch zwei bis drei überzählige Plättchen einschalten; die zwei hinteren Radialtäfelchen meist stark vergrößert.¡ Jura bis jetzt. ¿Echinobrissus¿ Breyn (Fig. 409). Oval oder rundlich vierseitig, hinten abgestutzt. ¡A¡ subpetaloid mit gejochten Poren, auf der Unterseite die Porenstreifen schwach entwickelt. After in einer hinter dem Scheitel beginnenden Furche der Oberseite gelegen. In Jura und unterer Kreide häufig. [Illustration: Fig. 409. ¡a¡, ¡b¡ ¡Echinobrissus clunicularis¡ Lwyd sp. Cornbrash. Egg, Aargau. Nat. Größe. ¡c¡, ¡d¡ ¡Echinobrissus scutatus¡ Lam. sp. Ob. Oxford. Trouville, Calvados. ¡c¡ Großes Exemplar von unten, ¡d¡ Scheitelschild, vergrößert. (Nach ~Cotteau~)] ¿Nucleolites¿ Lam. Wie vorige, aber Poren nicht gejocht. Tertiär in Australien und Java. Lebend bei Neu-Seeland. c) Unterfamilie #Echinolampinae.# Lor. ¡Amb. petaloid, unten offen. Peristom mit Floscelle. Scheitelschild kompakt mit 4 Genitalporen; die Madreporenplatte stark ausgedehnt, die 4 Genitaltäfelchen zuweilen verschmolzen.¡ Jura bis jetzt. ¿Clypeus¿ Klein. Groß, niedrig. Amb. petaloid mit gejochten Poren. After hinter dem Scheitel, meist in einer Furche. Dogger. ¿Bothriopygus¿ d'Orb., ¿Catopygus¿ Ag. Kreide. ¿Eurhodia¿ d'Arch., ¿Paralampas¿ Duncan und Sladen. Eocän. ¿Cassidulus¿ Lam. (Fig. 410). Klein, oval. Amb. kurz, petaloid. Peristom mit deutlicher Floscelle; After auf der schräg abfallenden Oberseite. Kreide. Tertiär. ¿Rhynchopygus¿ d'Orb. (Tertiär, Recent), ¿Pygorhynchus¿ d'Orb. (Obere Kreide, Eocän), ¿Ilarionia¿ Dames (Eocän). [Illustration: Fig. 410. ¡Cassidulus lapis-cancri¡ Lam. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe von drei Seiten, ¡b¡ Floscelle, vergrößert.] ¿Echinanthus¿ Breyn. Mittelgroß, länglich, oben gewölbt. Amb. kurz, petaloid. Mund vor der Mitte, mit Floscelle. Periproct länglich oval, in einer vertikalen Furche des Hinterrands gelegen. Eocän und obere Kreide. ¿Echinolampas¿ Gray (Fig. 411). Meist groß, oval. Amb. mit schmalen Porenstreifen, unten offen. Peristom beinahe zentral, fünfeckig, mit Floscelle. Periproct quer oval, inframarginal. Häufig tertiär und lebend. ¿Pygurus¿ d'Orb. (Fig. 412). Niedrig herzförmig; Amb. lang, petaloid, die äußeren Poren spaltförmig. Auf der Unterseite Poren rund. Peristom mit Floscelle. Periproct inframarginal, oval, von einer kleinen Ebene umgeben, am Ende eines schnabelartigen Vorsprungs des Hinterrandes. Jura und Kreide. ¿Studeria¿, ¿Necatopygus¿ D., S. Eocän. ¿Conolampas¿ Ag., ¿Neolampas¿ Ag. Recent. [Illustration: Fig. 411. ¡Echinolampas Kleini¡ Goldf. Oligocän. Doberg bei Bünde. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 412. ¡Pygurus Royerianus¡ Cott. Kimmeridge. Tönnjesberg bei Hannover. ¡a¡ Exemplar in 3/4 nat. Größe von oben, ¡b¡ von unten, ¡c¡ Scheitelschild, vergrößert, ¡d¡ Ambulacraltäfelchen, vergrößert.] 2. Familie. #Holasteridae.# Lor. ¡Ovale, hochgewölbte Seeigel. Amb. einfach mit sehr schmalen Porenstreifen. Scheitelschild mehr oder weniger verlängert. Peristom ohne Floscelle, nach vorne gerückt, quer zweilippig oder rundlich zehneckig. After inframarginal oder marginal. Warzen und Stacheln sehr klein.¡ a) Unterfamilie #Dysasterinae.# Gras. ¡Scheitelschild stark in die Länge gezogen, zerrissen, die 4 vorderen Genital- und die 3 vorderen Radialplatten durch überzählige, eingeschaltete Täfelchen von den zwei hinteren Radialtäfelchen getrennt und dadurch die drei vorderen von den zwei hinteren Amb. ziemlich weit entfernt. Peristom rundlich zehneckig.¡ Jura. Kreide. ¿Collyrites¿ Desm. (Fig. 413). Oval, aufgebläht. Porenstreifen der Amb. schmal. Die vier vorderen durchbohrten Genitaltäfelchen im Scheitel sind durch zwei zwischengeschobene Radialtäfelchen getrennt. After oval, auf dem Hinterrand. Sehr häufig im Dogger, Malm und in der unteren Kreide. ¿Dysaster¿ Ag. Wie ¡Collyrites¡, aber die vier vorderen Genitaltäfelchen nicht durch Radialtäfelchen getrennt. Oberer Jura und untere Kreide. ¿Metaporhinus¿ Mich. Vorderrand etwas ausgeschnitten, das vordere Amb. mit kleinen, einfachen Poren, die übrigen Amb. mit zirkumflexartigen Porenpaaren. After supramarginal. Oberer Jura und untere Kreide. [Illustration: Fig. 413. ¡Collyrites elliptica¡ Desm. Brauner Jura (Callovien), Mamers (Sarthe). ¡a¡ und ¡b¡ Exemplar in nat. Größe von oben und von der Seite, ¡c¡ Scheitelschild, vergrößert.] [Illustration: Fig. 414. ¡Ananchytes ovata¡ Leske sp. Weiße Kreide. Haldem, Westfalen. ¡a¡ und ¡b¡ Exemplar in 1/3 nat. Größe von der Seite und von unten. ¡c¡ Scheitelschild, vergr. ¡d¡ Ambulacral- und Interambulacraltafeln von der Seite der Schale in nat. Größe.] b) Unterfamilie #Ananchytinae.# Desor. ¡Scheitelschild etwas verlängert oder kompakt, alle Amb. im Scheitel vereinigt. Peristom quer, oft zweilippig; zuweilen Fasciolen vorhanden.¡ ¿Ananchytes¿ Mercati (¡Echinocorys¡ Breyn) Fig. 414. Eiförmig, oben hoch gewölbt, unten eben. Porenstreifen schmal, gerade. Porenpaare winzig. Scheitelschild etwas verlängert; die vier durchbohrten Genitaltäfelchen durch zwei Radialplättchen getrennt. Peristom zweilippig. Periproct oval, inframarginal. Sehr häufig in der oberen Kreide. ¡A. ovata¡ Leske sp. erreicht oft ansehnliche Größe. ¿Stenonia¿ Desor. Wie ¡Ananchytes¡, aber Scheitelschild kompakt, die Täfelchen der Schale gewölbt. Häufig in der oberen Kreide (Scaglia) der Südalpen und des Apennin. ¡St. tuberculata¡ Defr. sp. ¿Offaster¿ Desor. Klein, eiförmig, aufgebläht. Vorderes Amb. in seichter Furche. Peristom undeutlich zweilippig. After im Hinterrand. Ob. Kreide. ¡O. pilula¡ Ag. sp. ¿Holaster¿ Ag. (Fig. 415). Oval herzförmig. Scheitelschild verlängert, die vier vorderen Genitaltäfelchen durch zwei Radialia getrennt. Amb. ziemlich breit, das vordere in seichter Furche. After marginal. Häufig in der unteren, mittleren und oberen Kreide. Im Tertiär von Belgien und Australien. ¿Cardiaster¿ Forbes. Wie ¡Holaster¡, aber vorderes Amb. in tiefer, kantig begrenzter Furche. After von einer abgeplatteten Fläche umgeben. Randfasciole vorhanden. Kreide. ¿Coraster¿, ¿Stegaster¿ Seunes, ¿Infulaster¿ Hag., ¿Hagenowia¿ Duncan. Ob. Kreide. ¿Hemipneustes¿ Ag. Groß, auf der Oberseite hoch gewölbt. Vorderes Amb. in tiefer, bis zum Scheitel reichender Furche. Paarige Amb. von ungleichen Poren begrenzt; die vorderen Streifen bestehen aus Paaren kleiner runder Poren, in den hinteren Streifen sind die äußeren Poren quer verlängert und mit den inneren gejocht. After im Hinterrand. Ob. Kreide. ¡H. radiatus¡ Lam. sp. [Illustration: Fig. 415. ¡a¡, ¡b Holaster subglobosus¡ Ag. Cenomanien. Rouen. Nat. Größe. ¡c H. suborbicularis¡ Defr. Scheitelschild, vergrößert.] Hierher auch die recenten Gattungen ¿Urechinus¿, ¿Cystechinus¿, Al. Ag., ¿Calymne¿ Wyv. Thomson. 3. Familie. #Spatangidae.# Ag. ¡Meist herzförmige Seeigel mit weit nach vorne gerücktem, quer zweilippigem, selten fünfeckigem Peristom und petaloiden Amb.; das vordere Amb. ungleich entwickelt. Scheitelschild kompakt. After in der hohen abgeplatteten Hinterfläche, Stachelwarzen von verschiedener Größe.¡ Die Spatangiden bilden die formenreichste und höchststehende Gruppe der ¡Atelostomata¡. Ihre Amb. zeigen die größte Differenzierung, und auch die Verdrängung des radialen Körperbaues durch bilaterale Symmetrie ist am weitesten getrieben. Im Scheitel sind vier, drei oder nur zwei Genitaltäfelchen durchbohrt, die Madreporenplatte ist je nach den einzelnen Gattungen in sehr verschiedener Weise ausgedehnt. Besonders charakteristisch für die meisten Spatangiden ist das Auftreten von ~Fasciolen~, unter denen die Fasciolae peripetalae die Petalodien, die F. internae den Scheitel mit dem vorderen Amb. umgeben; die F. marginales umziehen die Schale in halber Höhe oder über dem Rand, die F. laterales zweigen sich von den F. peripetalae ab und vereinigen sich unter dem After, die F. subanales bilden einen Ring unter dem After. Als ¡Prymnodesmia¡ werden die mit Fasciolen versehenen, als ¡Prymnadeta¡ die fasciolenlosen Spatangiden bezeichnet. Durch das Vorrücken des Mundes in die Nähe des Vorderrandes wird die Verteilung der Täfelchen namentlich in den drei hinteren Interamb. eine höchst unregelmäßige. Man bezeichnet als Plastron den von Warzen eingefaßten, häufig etwas erhöhten, auf der unteren Seite gelegenen Teil des hinteren Interamb., und zwar besteht dasselbe gewöhnlich aus einer bogenförmigen Mundplatte, auf welche zwei große Sterna und darauf zwei Paar Episternalplatten folgen. Die Bestimmung fossiler Spatangiden, welche erst in der unteren Kreide beginnen und in der Jetztzeit ihren Höhepunkt erreichen, ist häufig schwierig, weil die Fasciolen, die in erster Linie zur Unterscheidung der Unterfamilien und Gattungen benutzt werden, nur selten deutlich erkennbar bleiben. Auf eine Gliederung der Spatangiden in Unterfamilien wurde darum Verzicht geleistet. [Illustration: Fig. 416. ¡Toxaster complanatus¡ Ag. Neocom. Auxerre, Yonne. (Nat. Größe.)] ¿Toxaster¿ Ag. (¡Echinospatagus¡ Breyn) Fig. 416. Vorderes Amb. in breiter Furche von zwei schmalen Porenstreifen mit gejochten Poren eingefaßt. Peristom fünfeckig. After oval. Fasciolen fehlen. Warzen klein, gekerbt und durchbohrt. Häufig in der unteren und mittleren Kreide. [Illustration: Fig. 417. ¡Micraster cortestudinarium¡ Goldf. Weiße Kreide. Meudon bei Paris. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 418. Scheitelschild von ¡Micraster coranguinum¡ Lam.] [Illustration: Fig. 419. ¡Hemiaster Orbignyanus¡ Desor. Mittlere Kreide. Martigues, Provence. (Nach ~d'Orbigny~.) ¡a¡, ¡b¡, ¡c¡ Exemplar in nat. Größe von unten, oben und der Seite. ¡d¡ Poren des vorderen unpaaren Ambulacrums. ¡e¡ Poren der paarigen Ambulacra. Vergr.] ¿Enallaster¿ d'Orb. Die beiden Porenstreifen der zwei vorderen paarigen Amb. sehr ungleich, die vorderen aus kleinen, dachförmig gegeneinander geneigten Poren zusammengesetzt, die hinteren aus einer Reihe kleiner und einer Reihe quer verlängerter Poren bestehend. Porenstreifen der beiden hinteren Amb. gleichmäßig. Fasciolen fehlen. Peristom beinahe zweilippig. Kreide. ¿Heteraster¿ d'Orb. Unt. Kreide. ¿Palaeostoma¿ Lovèn. Eocän und Recent. ¿Micraster¿ Ag. (Fig. 417, 418). Herzförmig oder oval, vorderes Amb. in seichter Rinne, jederseits von kleinen runden Doppelporen eingefaßt. Paarige Amb. vertieft, die zwei vorderen länger als die hinteren, mit gejochten Porenpaaren. Unter dem After eine Fasciola subanalis. Häufig in der mittleren und oberen Kreide. [Illustration: Fig. 420. ¡Linthia Heberti¡ Cott. Eocän. Lonigo bei Vicenza. 3/4 nat. Größe. (Nach ~Dames~.)] ¿Epiaster¿ d'Orb. Wie ¡Micraster¡, aber ohne Fasciole. Mittlere und obere Kreide. ¿Isaster¿ Desor, ¿Macraster¿ Roemer. Kreide. ¿Cyclaster¿ Cotteau. Eocän. ¿Hemiaster¿ Desor (Fig. 419). Vorderes Amb. in seichter Furche mit kleinen runden paarigen Poren. Die vorderen paarigen Amb. viel länger als die hinteren; Poren gejocht. Fasciola peripetala. Häufig in Kreide und Tertiär; auch recent. ¿Rhinobrissus¿ A. Ag., ¿Tripylus¿ Phil., ¿Meoma¿ Gray. Recent. ¿Linthia¿ Merian (Fig. 420). Vorderes Amb. in tiefer Furche von kleinen Doppelporen eingefaßt. Paarige Amb. vertieft, die beiden vorderen länger als die hinteren, mit gejochten Poren. Fasciola peripetala und lateralis. Kreide. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 421. ¡Brissopsis lyrifera¡ Forb. Scheitelschild vergrößert (nach ~Lovèn~.)] [Illustration: Fig. 422. Scheitelschild von ¡Schizaster fragilis¡ stark vergrößert (nach ~Lovèn~).] [Illustration: Fig. 423. ¡Schizaster Archiaci¡ Cott. Eocän. San Giovanni Ilarione bei Vicenza.] ¿Brissopsis¿ Ag. (¡Deakia¡ Pavay) (Fig. 421). Vorderes Amb. in Furche, die paarigen vertieft, ungleich. Poren in der Nähe des Scheitels verkümmert. Fasciola peripetala und subanalis. Tertiär und lebend. ¿Brissus¿ Klein, ¿Faorina¿ Gray, ¿Moira¿ Al. Ag., ¿Metalia¿ Gray (Tertiär, Recent). ¿Schizaster¿ Ag. (Fig. 422, 423). Wie ¡Linthia¡, aber Scheitel hinter die Mitte gerückt und paarige Amb. sehr ungleich. Tertiär und lebend. ¿Pericosmus¿ Ag., ¿Prenaster¿ Desor, ¿Gualteria¿ Desor, ¿Brissomorpha¿ Laube, ¿Brissopatagus¿, ¿Peripneustes¿ Cotteau. Tertiär. ¿Agassizia¿ Val., ¿Echinocardium¿ Gray, ¿Breynia¿ Desor etc. Tertiär und Recent. ¿Macropneustes¿ Ag. (Fig. 424). Groß, herzförmig. Scheitel zentral und etwas vor dem Zentrum. Vorderes Amb. verwischt in ganz seichter Furche. Paarige Amb. mit gejochten Poren, nicht vertieft. Fasc. peripetala. Warzen auf der Oberseite ziemlich groß, zerstreut, auf der Unterseite sehr klein. Tertiär. ¿Eupatagus¿ Ag., ¿Maretia¿ Gray. Tertiär, Recent. ¿Hemipatagus¿ Desor (Fig. 425). Herzförmig, niedrig. Vordere Amb. verwischt in seichter Furche. Paarige Amb. nicht vertieft. Die vier vorderen ¡I¡Amb. auf der Oberseite mit großen Warzen. Tertiär. [Illustration: Fig. 424. ¡Macropneustes Meneghinii¡ Desor. Eocän. Monte Spiado bei Vicenza.] [Illustration: Fig. 425. ¡Hemipatagus Hofmanni¡ Goldf. Oligocän. Doberg bei Bünde. ¡a¡ Von oben, ¡b¡ von der Seite, ¡c¡ von unten. Nat. Gr. (Nach ~Goldfuß~.)] ¿Spatangus¿ Klein. Wie ¡Hemipatagus¡, jedoch alle ¡I¡Amb. mit großen Warzen und Fasciola subanalis. Tertiär. Recent. #Räumliche und zeitliche Verbreitung der Echinoidea.# Die recenten Seeigel leben meist gesellig und bevorzugen felsigen oder sandigen Boden an oder in der Nähe der Küsten. Sie graben sich zuweilen mit ihren Kiefern Löcher oder Gruben in den Boden oder sogar in festes Gestein (Granit), und gewisse Familien, wie die Clypeastriden, sind vollständig auf Küstenstriche beschränkt. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von regulären Seeigeln, sowie zahlreiche ¡Atelostomata¡ bewohnen aber auch größere Tiefe, zwischen 4-600 Faden, ja einzelne Formen wurden aus Tiefen von 2900 Faden herausgeholt. Die fossilen Seeigel erscheinen zuerst im ~Silur~ (¡Bothriocidaris¡, ¡Cystocidaris¡), jedoch sehr spärlich und in ganz fremdartigen Formen. Im ~Devon~ und ~Karbon~ sind die Perischoechiniden mit überzähligen Täfelchenreihen in Europa und Nordamerika weit verbreitet, gehören aber ebenfalls mit wenigen Ausnahmen zu den seltenen Vorkommnissen. Im Zechstein, vielleicht schon im Kohlenkalk, finden sich dürftige Spuren von echten Cidariden (¡Eocidaris¡), aber erst im Mesozoikum verdrängen die Euechinoideen vollständig die Palechinoideen, von denen nur noch die triasischen Gattungen ¡Tiarechinus¡ und ¡Lyssechinus¡ vorhanden sind. Abgesehen von diesen sind aus der ~Trias~ bis jetzt nur reguläre Seeigel bekannt, die größtenteils aus den Alpen stammen. Einige darunter zeichnen sich durch kräftige Stacheln aus, die stellenweise in großer Häufigkeit vorkommen, vollständige Schalen sind aber fast überall selten. Im Lias von Europa finden sich nur wenige reguläre, sowie die seltenen ältesten irregulären Seeigel (¡Galeropygus¡, ¡Pygaster¡}. Ausnehmend reich an regulären Seeigeln, ferner an Holectypiden, Cassiduliden und Dysasterinen sind die ~Dogger~- und ~Malm~-Ablagerungen in Frankreich, England, Schweiz, Deutschland, in den Alpen und Nordafrika. Die untere ¡Kreide¡ desselben Gebietes zeigt keine durchgreifende Veränderung im Gesamtcharakter der Echinoideenfauna gegenüber der Juraformation; dagegen erhält die mittlere und obere Kreide in Europa, Nordafrika, Asien und Nordamerika durch das reichliche Vorkommen von Holasteriden und Spatangiden ein charakteristisches Gepräge. Im ~Tertiär~ nehmen die Cidariden beträchtlich ab, die Holectypiden sind erloschen, die Clypeastriden und Spatangiden treten mehr und mehr in Vordergrund und allmählich tauchen in immer größerer Zahl noch lebende Gattungen auf. Tertiäre Seeigel sind über die ganze Erdoberfläche verbreitet; besonders reiche Fundstellen bieten die eocänen Nummulitenschichten in Europa, Nordafrika, Kleinasien und Indien. In phylogenetischer Hinsicht dürfen die Perischoechiniden wohl als die Vorläufer und Ahnen der Regulares gelten, unter denen die Cidariden wieder den primitivsten und stabilsten Typus darstellen, während die ¡Glyphostomata¡ schon eine viel größere Umbildungsfähigkeit aufweisen. Ob die irregulären Euechiniden von dem silurischen ¡Cystocidaris¡ oder von den regulären Euechinoideen abgeleitet werden dürfen, ist noch sehr zweifelhaft; jedenfalls stehen die mit Kiefergebiß versehenen Holectypiden den Regulares noch in vielfacher Hinsicht sehr nahe, und aus ihnen sind sicherlich durch Verlust des Kiefergebisses die Cassiduliden hervorgegangen, als deren weitere Ausbildung die Holasteriden und Spatangiden zu betrachten sind. Auch die Clypeastriden lassen sich wahrscheinlich als eigentümlich differenzierter Seitenzweig von den Holectypiden (¡Discoidea¡) ableiten. Bemerkenswert sind die Parallelen von Ontogenie und Phylogenie in verschiedenen Abteilungen der Seeigel. #Zeitliche Verbreitung der Echinoidea.# +===========================+===+===+===+===+===+===+===+===+===+===+ | | S | D | K | P | T | J | K | P | N | J | | | i | e | a | e | r | u | r | a | e | e | | | l | v | r | r | i | r | e | l | o | t | | | u | o | b | m | a | a | i | ä | g | z | | | r | n | o | | s | | d | o | e | t | | | | | | | | | e | g | n | | | | | | | | | | | e | | | | | | | | | | | | n | | | |---------------------------+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+ | ¡#I. Palechinoidea:#¡ | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | ¿1. Cystocidarida¿ | ==| | | | | | | | | | | ¿2. Bothriocidarida¿ |== | | | | | | | | | | | ¿3. Perischoechinida¿ | |===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | | | | | | ¡#II. Euechinoidea:#¡ | | | | | | | | | | | | ¿1. Regulares.¿ | | | | | | | | | | | | ¡A. Holostomata:¡ | | | | | | | | | | | | ¡1. Cidaridae¡ | | | ?|===|===|===|===|===|===|===| | ¡2. Echinothuridae¡ | | | | | | = | ==| | |===| | | | | | | | | | | | | | ¡B. Glyphostomata:¡ | | | | | | | | | | | | ¡1. Salenidae¡ | | | | | |===|===|===|===|===| | ¡2. Diadematidae¡ | | | | -|---|===|===|===|===|===| | ¡3. Echinidae¡ | | | | | |===|===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | ¿2. Irregulares.¿ | | | | | | | | | | | | ¡A. Gnathostomata:¡ | | | | | | | | | | | | ¡1. Holectypidae¡ | | | | | |===|===| | | | | ¡2. Conoclypeidae¡ | | | | | | | ==|===| | | | ¡3. Clypeastridae¡ | | | | | | | ==|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | ¡B. Atelostomata:¡ | | | | | | | | | | | | ¡1. Cassidulidae¡ | | | | | |===|===|===|===|===| | ¡2. Holasteridae¡ | | | | | |===|===|===|===|===| | ¡3. Spatangidae¡ | | | | | | |===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | 2. Klasse. #Holothurioidea.# Seegurken. Die Holothurien entfernen sich durch ihre sackförmige Gestalt und den Mangel eines geschlossenen Hautskelettes weit von allen übrigen Echinodermen und sind zur Fossilisation sehr wenig geeignet. Nur die kleinen, isolierten, in der lederartigen Haut zerstreuten Kalkkörperchen haben sich hin und wieder unter besonders günstigen Umständen erhalten, gestatten aber meist keine generische Bestimmung. Vereinzelte Rädchen oder kreuzförmige Kalkkörperchen aus dem Kohlenkalk von England, aus dem Lias und Dogger von Lothringen, aus dem oberen Jura von Franken und aus der Kreide von Böhmen rühren wohl sicher von Holothurien her, lassen sich aber meist nicht näher bestimmen. Dagegen wurden von ~Schlumberger~ eine Anzahl mikroskopischer Kalkkörperchen aus dem eocänen Grobkalk von Paris beschrieben, welche mit ziemlicher Sicherheit auf die Gattungen ¡Synapta¡, ¡Chiridota¡ und ¡Myriotrochus¡ zurückgeführt werden können. Fußnoten: [24] +pelma+ = Stiel (eines Apfels). [25] Literatur: ¡Miller, J. 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Abgesehen von vereinzelten, in Braunkohle oder in Bernsteininsekten aufgefundenen Eingeweidewürmern, haben nur Angehörige der Klasse der ~Anneliden~ Überreste in den Erdschichten hinterlassen. Unter diesen sind die Chaetopoden oder Borstenwürmer in erster Linie zu nennen. Die unter der Bezeichnung ¿Tubicola¿ zusammengefaßten Formen bauen kalkige Röhren von meist unregelmäßiger Gestalt, die häufig auf irgend einer Unterlage aufgewachsen sind und aus konzentrischen Lagen von kohlensaurem Kalk bestehen, zwischen welchen blasige Zwischenräume frei bleiben. Zuweilen sind die konzentrischen Lagen auch von feinen, ästigen Kanälchen durchzogen. Die meisten fossilen Tubicolen werden unter der Bezeichnung ¿Serpula¿ Lin. (Fig. 426) zusammengefaßt. Es sind solide, unregelmäßig gebogene, zuweilen spiral aufgerollte, freie oder festgewachsene Röhren, welche sich häufig zu Gruppen vereinigen. Alle Serpeln sind Meeresbewohner. Die fossilen Formen beginnen schon im Silur, werden aber erst in Jura, Kreide und im Tertiär so häufig, daß sie entweder in großer Menge als Schmarotzer andere Fossilien bedecken oder auch ganze Schichten erfüllen (Serpulitenkalk im Hils von Braunschweig, Serpulitensand von Bannewitz, Sachsen). [Illustration: Fig. 426. ¡a Serpula limax¡ Goldf. Dogger. Franken. ¡b¡, ¡c S. gordialis¡ Schloth. Mittlere Kreide. Bannewitz bei Dresden. ¡d S. convoluta¡ Goldf. Dogger. Stuifen, Württemberg. ¡e S. socialis¡ Goldf. Dogger. Lahr, Baden. ¡f¡ Dieselbe vergr. ¡g S. septemsulcata¡ Reich. Mittlere Kreide. Bannewitz. ¡h S.¡ (¡Rotularia¡ Defr.) ¡spirulaea¡ Lam. Eocän. Monte Berici bei Vicenza. ¡i Terebella lapilloides¡ Münst. Malm. Streitberg.] Die Gattung ¿Terebella¿ Cuv. (Fig. 426 ¡i¡) baut ihre Röhren aus verkitteten Kalksandkörnchen oder sonstigen Fremdkörpern auf. Lias. Jura. ¿Pyrgopolon¿ Montf. aus der oberen Kreide ist dickschalig, quer gerunzelt und enthält am hinteren Ende eine zweite dünne, eingeschachtelte Röhre. [Illustration: Fig. 427. ¡Spirorbis omphalodes¡ Goldf. sp. Aufgewachsen auf einer Brachiopoden-Schale (¡Streptorhynchus umbraculum¡). Devon. Gerolstein. Eifel.] Aus paläozoischen Ablagerungen werden die Gattungen ¿Cornulites¿ Schloth, ¿Ortonia¿, ¿Conchicolites¿ Nicholson und ¿Spirorbis¿ Daudin (Fig. 427) genannt, wovon die letztere winzige, spiral gewundene Röhrchen bezeichnet, welche auf Fremdkörpern aufgewachsen sind und auch heute noch häufig auf Algen sitzend vorkommen. Neben den Tubicolen hat eine zweite Unterordnung von Chaetopoden, die der marinen ¿Errantia¿, Überreste in den Erdschichten von verschiedenem Alter hinterlassen. Es sind dies frei lebende, langgestreckte Würmer mit kräftigen Borstenbündeln auf ihrem segmentierten Körper und mit verkalkten, kompliziert gebauten Kauwerkzeugen. Vollständige Abdrücke der Gattung ¿Eunicites¿ Ehlers (Fig. 428) finden sich im lithographischen Schiefer des oberen Jura von Bayern und im eocänen Kalkschiefer des Monte Bolca. Die Anwesenheit von schmarotzenden ~Myzostomiden~ in Stielgliedern jurassischer Crinoideen wurde von ~Graaff~ nachgewiesen. [Illustration: Fig. 428. ¡Eunicites avitus¡ Ehlers. Aus dem lithogr. Schiefer von Eichstätt.] Von besonderem Interesse sind die winzigen, isolierten Kieferchen, welche G. J. ~Hinde~ zuerst in unter- und obersilurischen Ablagerungen von Canada und Großbritannien, dann aber auch im Devon und Karbon an vielen Orten Nordamerikas und Europas entdeckte. Es sind kleine, schwärzlich gefärbte, lebhaft glänzende, aus kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk zusammengesetzte Plättchen von höchst variabler Form (Fig. 429), welche mit Unterkiefern von lebenden Anneliden große Ähnlichkeit besitzen und die Anwesenheit zahlreicher Gattungen von Würmern bekunden. Auch die bereits von ~Pander~ vortrefflich beschriebenen und für Fischzähne gehaltenen mikroskopisch kleinen »~Conodonten~« (Fig. 430) aus dem Kambrium (Oboluston) von St. Petersburg, sowie aus dem Devon und Kohlenkalk von Rußland sind nach ~Zittel~ und ~Rohon~ Kiefer von Anneliden. Als Exkremente von Anneliden dürfen wohl am besten die zu wirren Knäueln verschlungenen ~Lumbricarien~ (Fig. 431) aus dem lithographischen Schiefer Bayerns gedeutet werden. [Illustration: Fig. 429. Fossile Annelidenkiefer aus paläozoischen Ablagerungen. ¡a Lumbriconereites basalis¡ H. 10/1. Ob.-Silur. Dundas. Canada. ¡b Oenonites rostratus¡ H. 15/1. Toronto. ¡c Eunicites varians¡ Grinell. 6/1. Toronto. ¡d Arabellites scutellatus¡ Hinde (16/1). Unter-Silur. Toronto.] [Illustration: Fig. 430. Conodonten, stark vergr. ¡a¡, ¡b Paltodus truncatus¡ Pand. (nach ~Pander~). ¡c Prioniodus elegans¡ Pand., stark vergrößert, aus dem Cambrium von St. Petersburg. ¡d Polygnathus dubius¡ Hinde. Devon. North Evans. New York. 20/1.] [Illustration: Fig. 431. ¡Lumbricaria Colon¡ Münst. Aus dem lithogr. Schiefer von Solnhofen. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 432. ¡Nereites Cambrensis¡ M'Leay. Aus cambrischen Schiefern von Llampeter, Wales. Nat. Größe.] Als Spuren oder Überreste von Würmern wurden von Geologen eine Menge hohler oder mit Gesteinsmasse ausgefüllter Röhren aus kambrischen und silurischen Ablagerungen beschrieben, die in stets gleicher Form wiederkehren und unter den Namen ¿Scolithus¿, ¿Arenicola¿, ¿Histioderma¿, ¿Planolites¿, ¿Diplocraterion¿, ¿Spiroscolex¿, ¿Scolecoderma¿ etc. in der Literatur figurieren. Derartige Gebilde sind selbstverständlich zoologisch unbestimmbar, mögen aber von Würmern herrühren. Auch die schlangen- oder wurmförmigen, meist mehrfach gewundenen Abdrücke, welche unter der Bezeichnung »~Nereiden~« aus kambrischen, silurischen, devonischen und karbonischen Schiefergesteinen bekannt sind und daselbst häufig ganze Schichtflächen bedecken, wurden früher vielfach für Abdrücke von Würmern (¡Nereites¡ [Fig. 432], ¡Nemertites¡, ¡Myrianites¡, ¡Nemapodia¡, ¡Crossopodia¡ [Fig. 433], ¡Phyllodocites¡, ¡Naites¡ etc.) oder auch von Algen gehalten, bis ~Nathorst~ den experimentellen Nachweis lieferte, daß es sich hierbei in den meisten Fällen lediglich um Kriechspuren von Crustaceen, Anneliden oder Schnecken handle. Als solche dürfen wohl auch viele der höchst mannigfaltigen im Flysch, Karpathensandstein, sowie in marinen Sandsteinen der Kreide- und Juraformation ungemein häufigen wurmartigen Gebilde (Hieroglyphen) zu deuten sein. [Illustration: Fig. 433. ¡Crossopodia¡ (¡Crossochorda¡) ¡scotica¡ M'Coy. Unter-Silur von Bagnoles, Normandie.] Fußnoten: [34] ¡Ehlers, O.¡, Über fossile Würmer aus dem lithograph. Schiefer in Bayern. Paläontogr. XVII. -- ¡Hinde, G. J.¡, On Annelid jaws from the Cambro-Silurian, Devonian etc. Quart. journ. geol. Soc. Lond. 1879. XXXVI. 1880. XXXVII. und Bihang K. Svensk. Vet. Ak. Handlingar 1882. Bd. 1882. -- ¡Zittel¡ und ¡Rohon¡, Über Conodonten. Sitzgsber. k. bayer. Akad. Wiss. 1886. -- ¡Nathorst, A. G.¡, Om spår af några evertebrerade Djur och deras paleontolog. Betydelse. K. Svensk. Vet. Ak. Handlingar 1881. Bd. XVIII. u. Bd. XXI. (1886). V. Stamm. #Molluscoidea.# Als ¡Molluscoidea¡ vereinigte ~Milne Edwards~ die ¡Bryozoa¡ und ¡Tunicata¡, wovon die ersteren bisher für Zoophyten, die letzteren für Mollusken gehalten worden waren. ~Huxley~ schloß denselben später noch die ¿Brachiopoda¿ an. Diese drei Klassen bilden einen Formenkreis, welcher zwischen den Würmern und Mollusken steht und von manchen Zoologen direkt an die einen oder anderen angeschlossen wird. Die ¡Tunicata¡ werden neuerdings vielfach als selbständiger Tiertypus und als die Vorläufer der Wirbeltiere betrachtet. Da dieselben keine erhaltungsfähigen Teile besitzen, so haben sie für den Paläontologen kein praktisches Interesse. Die typischen ¡Molluscoidea¡ scheiden entweder eine kalkige Schale aus oder besitzen eine häutige oder hornige Epidermis; ihre Respirationsorgane liegen vor dem Mund und sind als Tentakeln oder fleischige spirale Anhänge ausgebildet. Der Mund führt in einen geschlossenen Nahrungskanal; das Nervensystem ist wohl entwickelt und geht von einem zentralen, meist zwischen Mund und After gelegenen Ganglienknoten aus. Die Fortpflanzung erfolgt entweder geschlechtlich oder durch Knospung. Die Entwicklungsgeschichte (Ontogenie) der ¡Molluscoidea¡ stimmt am meisten mit jener der Anneliden überein. Sämtliche ¡Molluscoidea¡ sind Wasserbewohner, die Brachiopoden ausschließlich marine Geschöpfe. 1. Klasse. #Bryozoa.# Moostierchen.[35] ~Kleine, durch Knospung sich vermehrende und zu vielgestaltigen Kolonien vereinigte Tiere, welche in häutige oder kalkige Zellen (Zoöcien) eingeschlossen sind und am vorderen Ende des Körpers einen von Tentakeln umgebenen Mund besitzen. Darm wohl entwickelt, lang, Afteröffnung neben dem Mund. Zwitter.~ Die Bryozoen oder Polyzoen gleichen in ihrer äußeren Erscheinung am meisten gewissen Korallen (Tabulaten) oder Hydrozoen, von denen sie sich aber durch Besitz eines geschlossenen Darms, eines hochentwickelten Nervensystems und durch die feinen, um den Mund gestellten Respirationstentakeln unterscheiden. Sie leben äußerst selten vereinzelt, bilden in der Regel durch Knospung zusammengesetzte Stöcke von rindenartiger, knolliger, buschförmiger, scheibenförmiger, ästiger u. s. w. Gestalt und sind häufig von dünnwandigen, röhrigen oder sackförmigen Kalkhüllen umgeben. Jedes Einzeltierchen ist entweder von den übrigen Mitbewohnern der Kolonie abgeschlossen oder steht durch feine, die Wand durchbohrende Kanälchen (Sprossenkanäle), seltener durch einen gemeinsamen Kanal mit den Nachbarn in Verbindung. Ein Cönosark oder ein davon abgeschiedenes Cönenchym, wie bei den Cölenteraten, kommt niemals vor. Am vorderen Ende des Körpers befindet sich die Mundscheibe (Lobophor), mit einem Kreis oder einer hufeisenförmig angeordneten Reihe von hohlen Tentakeln, die zur Respiration und zur Nahrungszufuhr dienen. Die Mundöffnung bildet den Anfang des Nahrungskanals, welcher aus Speiseröhre, Magen und Darm besteht und nach einer starken Aufwärtsbiegung in der Afteröffnung endigt. Die Afteröffnung befindet sich in der Regel außerhalb des Tentakelkranzes (¡Ectoprocta¡), selten innerhalb desselben (¡Entoprocta¡). Zwischen Mund und After liegt ein Nervenknoten, welcher feine Nervenfäden nach den Tentakeln und nach dem Schlund absendet. Die Leibeshöhle um den Darm ist mit Flüssigkeit erfüllt und von zahlreichen Längs- und Quermuskeln durchzogen. Der vordere Teil des Körpers kann durch diese Muskeln in die Zelle zurückgezogen werden. Von den Generationsorganen liegen die Eier im oberen, die Spermatozoen im unteren Teil der Leibeshöhle. Die Eier entwickeln sich entweder in einem besonderen, den Zellen anhängenden Sack (¡Marsupium¡) oder in einer äußerlichen Anschwellung (¡Gonocyste¡); zuweilen auch in besonderen, zwischen die normalen Zoöcien, eingeschalteten Eierzellen (¡Ovicelle¡). [Illustration: Fig. 434. ¡Selenaria maculata¡ Busk. Recent. Ein Stück der Oberseite mit einem Vibraculum und einer Ovicelle, vergr. (Nach ~Busk~.)] Als ~Avicularien~ und ~Vibracula~ (Fig. 434) bezeichnet man eigentümliche Gebilde in der Nähe der Zellenöffnungen, wovon die ersteren Ähnlichkeit mit einem Vogelköpfchen, die letzteren mit einem Peitschenstiel besitzen. Die Avicularien bestehen aus einem größeren helmförmigen, geschnäbelten Stück und einem beweglichen Unterkiefer. Sie können sich öffnen und zuschnappen und dienen wie die Vibracula zum Festhalten kleiner Organismen, die den Bryozoen als Nahrung dienen. Eine Pore (Spezialpore), zuweilen auch eine Verdickung bezeichnet auf der Oberfläche der Zellen die Stelle, wo ein Avicularium oder Vibraculum saß. Die Embryonen schwärmen entweder durch die Mundöffnung, aus, oder bei der ungeschlechtlichen Vermehrung sprossen die jungen Knospen entweder an der Basis, auf der Seite oder am oberen Ende der Mutterzelle hervor; die Art und Weise, wie sich die jungen Knospen aneinander reihen, bedingt die äußere Gestalt der Bryozoenstöcke. Die Systematik der Bryozoen befindet sich in einem wenig befriedigenden Zustand. ~Nitsche~ unterschied zwei Hauptgruppen, wovon die eine (¿Entoprocta¿) die Afteröffnung innerhalb des Tentakelkranzes besitzt, während dieselbe bei den ¿Ectoprocta¿ außerhalb des Tentakelkranzes mündet. Zu den Entoprocta gehört nur die kleine Gruppe der ¡Pedicellinea¡ Allm., zu den ¿Entoprocta¿ alle übrigen Bryozoen. Letztere werden von ~Allman~ in zwei Ordnungen zerlegt. Bei den ¿Phylactolaemata¿ bilden die Tentakeln einen hufeisenförmigen Kranz auf der Mundscheibe (¡Lophophor¡), bei den ¿Gymnolaemata¿ sind die Tentakeln kreisförmig angeordnet. Nur bei den Gymnolaemata kommen verkalkte Zellen vor, die zur Aufstellung der Unterordnungen: ¿Cryptostomata¿, ¿Cyclostomata¿ und ¿Cheilostomata¿ Veranlassung boten. Die umfassendste Klassifikation der fossilen Bryozoen von d'~Orbigny~ beruht auf ganz künstlichen Prinzipien; da überdies die Abbildungen in der Paläontologie Française an Genauigkeit sehr viel zu wünschen übrig lassen, so war eine gründliche Umarbeitung des d'Orbignyschen Systems durch ~Pergens~ und ~Canu~ ein dringendes Bedürfnis. 1. Unterordnung. #Cryptostomata.# Vine. ¡Zoöcien kurz, birnförmig, oblong, quadratisch oder sechsseitig, zuweilen röhrenförmig mit rundlicher terminaler Mündung. Avicularien, Vibracula und Ovicellen fehlen. An ausgewachsenen Kolonien ist die Zellenmündung häufig an der Basis eines verlängerten Stieles in eine poröse Grundmasse eingebettet und der Stiel durch eine vertikale Scheidewand oder ein Halbseptum abgeteilt.¡ Zu den Cryptostomata gehören nur paläozoische Formen. Sie sind die Vorläufer der Cyclostomen und Cheilostomen und bilden bald netzförmige, bald buschige, bald blattförmige Kolonien. Die ältesten Vertreter finden sich im unteren Silur, die jüngsten im Perm. In der Familie der ¿Ptilodictyonidae¿ Ulrich bestehen die Stöcke aus zwei, mit ihrer Rückseite verwachsenen Blättern und bilden schmale, an den Enden zugespitzte oder breite, blattförmige Kolonien. Zellenöffnungen oval. Hierher die Gattungen ¿Ptilodictya¿ Lonsd., ¿Escharopora¿, ¿Phaenopora¿ Hall, ¿Stichopora¿ Ulrich etc. Die Familien der ¿Rhinidictyonidae¿, ¿Cystodictyonidae¿, ¿Arthrocystidae¿ und ¿Rhabdomesidae¿ Ulrich enthalten vorwiegend silurische und devonische Gattungen. [Illustration: Fig. 435. ¡Fenestella retiformis¡ Schloth. Zechstein-Dolomit. Pößneck, Thüringen. ¡a¡ Fragment eines Stockes in nat. Größe, ¡b¡ Rückseite, schwach vergrößert. ¡c¡ Eine Partie der zellentragenden Vorderseite, stark vergrößert.] Die Familie der ¿Fenestellidae¿ King enthält trichter-, fächer-, blatt- oder netzförmige, aus zahlreichen parallelen und schwach divergierenden Ästchen zusammengesetzte Stöcke, welche entweder durch Querbrücken oder Anastomose miteinander verbunden sind. Die Öffnungen der kurzen, schlauchartigen Zellen münden stets nur auf einer Seite der Ästchen. Die Fenestelliden kommen stellenweise so massenhaft vor, daß sie förmliche Bryozoenriffe bilden. ¿Fenestella¿ Lonsd. (Fig. 435) beginnt schon im Silur, hat aber im Kohlenkalk und Zechstein ihre Hauptverbreitung. Die Stöcke haben Trichter- oder Fächerform und erreichen zuweilen ziemlich ansehnliche Größe. Die etwas kantigen Zweige zeigen auf einer Seite zwei Reihen runder Zellenöffnungen, die andere Seite des Stockes, sowie die Verbindungsstäbchen sind zellenlos. [Illustration: Fig. 436. ¡Archimedes Wortheni¡ Hall. sp. (¡Archimedipora Archimedis¡ d'Orb.). Kohlenkalk. Warsow, Illinois. ¡a¡ Fragment mit wohlerhaltenen Ausbreitungen in nat. Größe (nach F. ~Roemer~). ¡b¡ Schraubenförmiges Fragment (nach ~Quenstedt~). ¡c¡ Innere (obere) Seite der Ausbreitungen, vergrößert (nach ~Roemer~). ¡d¡ Äußere (untere) Seite derselben (nach ~Hall~).] ¿Archimedes¿ Lesueur (Fig. 436) besteht aus zahlreichen Fenestellaartigen Trichtern, welche schraubenförmig um eine zentrale Achse gelagert sind. Häufig im Kohlenkalk von Nordamerika. Zahlreiche andere Gattungen, wie ¿Carinopora¿ Nicholson (Devon), ¿Phyllopora¿ King, ¿Polypora¿ M'Coy (Silur bis Perm), ¿Ptilopora¿ M'Coy, ¿Goniocladia¿ Ether. (Karbon) etc. gehören dieser Familie an. Bei den ¿Acanthocladidae¿ sind die Stöcke in einer Ebene ausgebreitet, aus mehreren Hauptästen zusammengesetzt, von denen an beiden Rändern freie Nebenäste ausgehen. Die Zellen stehen auf einer Seite des Stockes. Hierher ¿Acanthocladia¿ King (Fig. 437). ¿Pinnatopora¿ Vine, ¿Septopora¿ Prout, ¿Synocladia¿ King (Karbon und Perm) u. a. [Illustration: Fig. 437. ¡Acanthocladia anceps¡ Schloth. sp. Aus dem Zechsteindolomit von Pößneck. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ ein Ast von der Vorderseite, ¡c¡ von der Rückseite, vergr.] 2. Unterordnung. #Cyclostomata.# Busk. (¡Bryozoaires centrifugines¡ d'Orb.) ¡Zoöcien röhrenförmig, seitlich zusammengewachsen, seltener frei und entfernt stehend. Mündung terminal, ohne Deckel, nicht verengt, meist rundlich, seltener polygonal. Avicularien und Vibracula fehlen.¡ Die ¿Cyclostomen¿ haben ihre Hauptverbreitung in den mesozoischen Formationen. Einige Vorläufer (¡Stomatopora¡, ¡Berenicea¡ u. a.) erscheinen schon im Silur; sie nehmen im Tertiär an Formenreichtum ab und sind gegenwärtig nur noch durch wenig mehr als 100 Species vertreten. Für die Systematik der Cyclostomata sind die Arbeiten von ~Busk~ noch immer maßgebend. ~Pergens~ hat die von d'~Orbigny~ aufgestellten Gattungen und Familien einer Revision unterworfen. [Illustration: Fig. 438. ¡Berenicea diluviana¡ Lamx. Groß-Oolith. Ranville, Calvados. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ vergr. (nach ~Haime~).] [Illustration: Fig. 439. ¡Diastopora¡ (¡Mesenteripora¡) ¡foliacea¡ Lamx. Groß-Oolith. Ranville, Calvados. ¡a¡ Fragment in nat. Größe, ¡b¡ ein Stück desselben, vergrößert.] Die ¿Diastoporidae¿ (Busk) sind kreis- oder fächerförmige, inkrustierende oder gestielte, lappigblättrige oder ästige Kolonien mit röhrigen Zellen, die an ihrem unteren Teil verwachsen, weiter oben aber frei werden. Häufig in Jura, Kreide und im Tertiär, seltener in den jetzigen Meeren. ¿Berenicea¿ Lamx. (Fig. 438). Inkrustierende Blätter mit bogigem Umriß; die anfangs liegenden, später aufrechten und frei werdenden Zellen alle nach einer Seite gerichtet. Jura bis Jetztzeit. ¿Diastopora¿ Lamx. (Fig. 439). Blättrige oder baumförmige, zuweilen inkrustierende Stöcke, bald einschichtig, bald mehrschichtig, häufig aus zwei mit dem Rücken verwachsenen Blättern bestehend. Jura und Kreide häufig, seltener tertiär und lebend. ¿Defrancia¿ Bronn (¡Lichenopora¡ Defr.) (Fig. 440). Stock scheiben- oder pilzförmig, mit der Unterseite oder nur mit kurzem Stiel aufgewachsen. Die röhrenförmigen Zellen oben zu radialen, durch Zwischenfurchen getrennten Rippen verwachsen. Jura bis jetzt. [Illustration: Fig. 440. ¡Defrancia diadema¡ Goldf. sp. Obere Kreide. Mastricht. ¡a¡ Stock in nat. Größe von oben, ¡b¡ von der Seite, ¡c¡ Oberseite, vergrößert.] ¿Buskia¿ Reuß (Fig. 441). Zahlreiche ¡Defrancia¡ ähnliche Stöcke zu einer zusammengesetzten Kolonie verbunden. Oligocän. Weitere hierher gehörige Gattungen sind ¿Discosparsa¿, ¿Discoporella¿, ¿Radiocavea¿, ¿Radiotubigera¿ etc. Die ¿Tubuliporidae¿ sind kriechende, mit einer Seite angewachsene Stöcke, deren röhrige Zellen entweder ein- oder zweireihig oder unregelmäßig angeordnet sind und sich mit ihren Enden frei erheben. Hierher gehören die Gattungen ¿Stomatopora¿ Bronn (¡Alecto¡ Lamx.) (Fig. 442), (Silur, Devon, Jura, Kreide, tertiär und lebend), ¿Proboscina¿ Andouin, ¿Tubulipora¿ Lamx. etc. aus mesozoischen und tertiären Ablagerungen. [Illustration: Fig. 441. ¡Buskia tabulifera¡ Roem. sp. Oligocän. Astrupp, Westfalen. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ eine Unterkolonie, vergrößert.] [Illustration: Fig. 442. ¡Stomatopora dichotoma¡ Lamx. sp. Groß-Oolith. Ranville. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ vergrößert.] [Illustration: Fig. 443. ¡Idmonea dorsata¡ Hagw. Ob. Kreide. Mastricht. ¡a¡ Zweig in nat. Größe, ¡b¡ Vorderseite, ¡c¡ Rückseite, stark vergrößert. (Nach ~Hagenow~.)] [Illustration: Fig. 444. ¡Entalophora virgula¡ Hagw. Pläner. Plauen. Sachsen.] [Illustration: Fig. 445. ¡Spiropora verticillata¡ Goldf. Ob. Kreide. Mastricht. (Nach ~Hagenow~.)] [Illustration: Fig. 446. ¡Truncatula repens¡ Hagw. Ob. Kreide. Mastricht. Zweigchen von der Rückseite und der Vorderseite, vergrößert (nach ~Hagenow~.)] Die ¿Idmoneidae¿ bilden aufrechte, baumförmige, meist ästige Stöcke, bei denen die röhrigen Zellen alle auf der Vorderseite münden. Beispiele: ¿Idmonea¿ Lamx. (Fig. 443), ¿Hornera¿ Lamx. (Kreide bis jetzt). Bei den nahestehenden ¿Entalophoridae¿ sind die Röhrenzellen stets in Reihen angeordnet und münden entweder auf einer Seite oder ringsum an den Stämmchen oder Ästen. Zuweilen sind die Öffnungen eines Teiles der Röhren durch dünne, kalkige Deckel geschlossen. Beispiele: ¿Entalophora¿ Lamx. (Fig. 444), ¿Spiropora¿ Lamx. (Fig. 445), Jura bis jetzt, ¿Terebellaria¿ Lamx. (Jura, Kreide), ¿Nodelea¿ d'Orb. (Kreide etc.). [Illustration: Fig. 447. ¡Fasciculipora incrassata¡ d'Orb. Ob. Kreide. Meudon bei Paris. In nat. Größe und vergrößert. (Nach d'~Orbigny~.)] [Illustration: Fig. 448. ¡Fascicularia¡ (¡Theonoa¡) ¡aurantium¡ M. Edw. Crag. Sussex. ¡a¡ Stock in vertikaler Richtung durchgebrochen, nat. Größe. ¡b¡ Ein Stück der Oberfläche, vergrößert.] Bei den ¿Frondiporiden¿ sind die Röhrenzellen zu Bündeln gruppiert, welche als stumpfe Höcker oder Äste aus den verschieden gestalteten Stöcken vorragen. Beispiele: ¿Frondipora¿ Imperato, ¿Osculipora¿ d'Orb. ¿Truncatula¿ Hag. (Fig. 446), ¿Fasciculipora¿ d'Orb. (Fig. 447), ¿Plethopora¿ Hag., ¿Fascicularia¿ M. Edw. (Fig. 448), ¿Theonoa¿ Lamx. etc. aus Kreide und Tertiär. [Illustration: Fig. 449. ¡Ceriopora astroides¡ Münst. sp. Ober-Trias. St. Cassian, Tyrol. ¡a¡ Stock in nat. Gr, ¡b¡ Oberfläche vergr.] [Illustration: Fig. 450. ¡Ceriopora spongites¡ Goldf. Grünsand. Essen. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ von oben, ¡c¡ von unten, vergrößert.] Die ¿Cerioporiden¿ bilden inkrustierende, knollige, lappige, seltener baumförmige Kolonien, aus dichtgedrängten und engverwachsenen Röhrenzellen, deren Öffnungen nicht erhaben vorragen, sondern über die ganze Oberfläche verteilt sind. Zuweilen sind die größeren Öffnungen von kleineren umgeben. Die Cerioporiden stehen in ihrem Aufbau und in ihrer allgemeinen Erscheinung den Monticuliporiden (S. 95) nahe und sind nicht immer sicher von denselben zu unterscheiden. Sie finden sich außerordentlich häufig in der alpinen Trias, in Jura und Kreide, seltener in Tertiär- und Jetztzeit. Beispiele: ¿Ceriopora¿ Goldf. (Fig. 449. 450), ¿Radiopora¿ d'Orb. (Fig. 451), ¿Alveolaria¿ Busk, ¿Heteropora¿ Bl. (Fig. 452), ¿Petalopora¿ Lonsd. etc. [Illustration: Fig. 451. ¡Radiopora stellata¡ Goldf. sp. Pläner. Plauen, Sachsen. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ vergrößert, ¡c¡ Vertikalschnitt durch ein Exemplar aus dem Grünsand von Essen.] [Illustration: Fig. 452. ¡Heteropora pustulosa¡ Mich. Groß-Oolith. Ranville, Calvados. (Nach ~Haime~.) ¡a¡, ¡b¡ Stöcke in nat. Größe, ¡c¡ Vertikalschnitt, ¡d¡ Oberfläche, vergrößert.] 3. Unterordnung. #Cheilostomata.# Busk. (¡Bryozoaires cellulinés¡ d'Orb.). ¡Zellen oval, elliptisch oder krugförmig, seitlich aneinander gereiht. Mündung auf die Vorderseite der Zelle gerückt, meist mit beweglichem chitinösem Deckel. Avicularien, Vibracula und Ovicellen meist vorhanden.¡ [Illustration: Fig. 453. ¡Hippothoa labiata¡ Novak. Cenoman. Velim, Böhmen. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ mehrere Zellen, zum Teil mit durchbrochener Vorderwand, stark vergr.(nach ~Novak~).] [Illustration: Fig. 454. ¡Salicornaria rhombifera¡ Goldf. sp. Oligocän. Kaufungen bei Kassel. Vergrößert. (Nach ~Reuß~.)] Die ¡Cheilostomata¡ beginnen zuerst im Jura, entfalten von der oberen Kreide an einen erstaunlichen Formenreichtum und übertreffen an Mannigfaltigkeit und Artenreichtum wenigstens in der Tertiär- und Jetztzeit bei weitem die ¡Cyclostomata¡. Nicht alle ¡Cheilostomata¡ haben eine vollständig verkalkte Hülle; einige (¡Flustridae¡) bleiben hornig und sind nicht zur Fossilisation geeignet, bei anderen (¡Membraniporidae¡) ist die Vorderwand häutig, die übrige Hülle verkalkt; bei fossilen Vertretern derselben erscheinen darum die Zellen auf der Vorderseite vollständig offen. Avicularia und Vibracula kommen häufig bei Cheilostomen vor und geben sich an fossilen Formen durch Spezialporen kund. Auch Ovicellen sind öfters als bei ¡Cyclostomata¡ entwickelt. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung sprossen die jungen Zellen in der Regel am vorderen Ende oder zu beiden Seiten der Mutterzelle hervor und gruppieren sich zu mehr oder weniger regelmäßigen Reihen. Meistens stehen die Zellen durch zahlreiche Sprossenkanäle miteinander in Verbindung. Die Systematik der ¡Cheilostomata¡ befindet sich in ebenso unbefriedigendem Zustand als die der ¡Cyclostomata¡. [Illustration: Fig. 455. Eine inkrustierende Kolonie von ¡Membranipora¡ mit Zellen, deren ganze Stirnwand unverkalkt ist (vergrößert).] [Illustration: Fig. 456. ¡Lepralia coccinea¡ Johnston. Miocän. Eisenstadt, Ungarn. Mehrere Zellen vergrößert (nach ~Reuß~). Die Mündung ist gezackt, unterhalb der vorderen Ecken steht jederseits ein großes Avicularium und über 3 Zellen befinden sich Ovicellen (¡o¡).] [Illustration: Fig. 457. ¡Eschara¡ (¡Escharipora¡) ¡rudis¡ Reuß. Oligocän. Söllingen. Oberfläche vergr. (Die Zellen am Rand mit gestrahlten Grübchen und in der Nähe der Mündung mit Spezialporen.)] Die Gattungen ¿Salicornaria¿ Cuv. (Fig. 454), ¿Cellularia¿ Busk und ¿Scrupocellaria¿ van Beneden gehören zur Gruppe der ¿Articulata¿, bei denen die baumförmigen Stöckchen in Segmente gegliedert sind, welche durch biegsame hornige oder verkalkte zellenfreie Zwischenglieder verbunden werden. Unter den ¿Inarticulata¿, bei denen die Zellen alle fest verbunden sind, vertreten die kriechenden ~Hippothoiden~ (Fig. 453) die Tubuliporiden unter den ¡Cyclostomata¡. [Illustration: Fig. 458. ¡Retepora cellulosa¡ Lin. Crag. Suffolk.] [Illustration: Fig. 459. ¡Vincularia virgo¡ Hagw. Ob. Kreide. Rügen. ¡a¡ Fragment in nat. Größe, ¡b¡ Horizontal-, ¡c¡ Vertikalschnitt, vergr.] Die inkrustierenden ¿Membraniporiden¿ sind mit ihrer Rückseite aufgewachsen, so daß sich alle Zellenöffnungen nach einer Seite richten. Bei ¿Membranipora¿ (Fig. 455) ist die Vorderseite unvollständig oder gar nicht verkalkt, bei der formenreichen Gattung ¿Lepralia¿ (Fig. 456), die von d'~Orbigny~ in eine Menge Genera zerspalten worden war, ist die Vorderwand kalkig, die Mündung häufig durch Stacheln oder Fortsätze verziert. Die ¿Eschariden¿ bilden aufrechte blättrige oder netzförmige Stöcke, die entweder aus einer oder aus zwei mit ihrer Rückseite verwachsenen Zellenschichten bestehen. Unter den zahlreichen Gattungen dieser Familie sind besonders ¿Eschara¿ Busk (Fig. 457), ¿Retepora¿ Imperato (Fig. 458) häufig. Die Membraniporiden und Eschariden beginnen im Dogger und haben ihre Hauptverbreitung in der oberen Kreide, im Tertiär und in der Jetztzeit. Bei den ¿Vinculariden¿ bestehen die Stöcke aus runden Stämmchen und Zweigen, die ringsum von alternierenden Zellen umgeben sind. Hierher die Gattungen ¿Vincularia¿ Defr. (Fig. 459) und ¿Myriozoum¿ Donati (Fig. 460). [Illustration: Fig. 460. ¡Myriozoum punctatum¡ Phil. sp. Miocän. Ortenburg, Niederbayern. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ Oberfläche vergr.; in der oberen Hälfte sind die Zellenmündungen offen, in den unteren von einer Kalkrinde überzogen. ¡c¡ Querschnitt durch einen Ast.] [Illustration: Fig. 461. ¡Cellepora conglomerata¡ Goldf. Oligocän. Astrupp bei Osnabrück. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ Oberfläche vergrößert.] Die ¿Selenariidae¿ bilden meist freie napf- oder schüsselförmige, kreisrunde Scheiben, bei denen die Zellenöffnungen alle nach einer Seite gerichtet sind. Die Gattung ¿Lunulites¿ Lamx. (Fig. 462) ist häufig in oberer Kreide und im Tertiär; ¿Selenaria¿ Busk (Fig. 434) tertiär und lebend. Die ~Celleporiden~ entsprechen den Cerioporiden unter den ¡Cyclostomata¡ und bilden wie jene knollige oder unregelmäßig ästige Stöcke, deren irregulär angehäufte Zellen häufig in vielen Lagen übereinander geschichtet sind. [Illustration: Fig. 462. ¡Lunulites Goldfussi¡ Hagw. Ob. Kreide. Lüneburg. ¡a¡, ¡b¡, ¡c¡ Exemplar in nat. Größe, ¡d¡ Oberseite vergrößert, ¡e¡ Unterseite vergrößert.] [Illustration: Fig. 463. ¡Cumulipora angulata¡ Mstr. Oligocän. Doberg bei Bünde. ¡a¡ Stock in nat. Größe, ¡b¡ Oberfläche vergrößert, ¡c¡ Vertikalschnitt vergrößert. (Nach ~Reuß~.)] ¿Cellepora¿ Fabricius (Fig. 461) und ¿Cumulipora¿ Münst. (Fig. 463) gehören zu den im Tertiär sehr verbreiteten ¡Cheilostomata¡. Zeitliche Verbreitung der Bryozoa. Schon in paläozoischen Ablagerungen gab es eine beträchtliche Menge Bryozoen, die größtenteils zu erloschenen Gattungen gehören, eine gesonderte Stellung im System einnehmen und von ~Vine~, als besondere Unterordnung, ¡Cryptostomata¡, unterschieden wurden. Im ~Silur~ und ~Devon~ sind die ¡Ptilodictyonidae¡, ¡Rhinidictyonidae¡ und ¡Cystodictyonidae¡ und ¡Ceramoporidae¡ besonders verbreitet, während im ~Karbon~ und ~Perm~ die ¡Fenestellidae¡ und ¡Acanthocladidae¡ ihre Hauptentwicklung erreichen. ~Trias~ und ~Lias~ entfalten vorzugsweise Cerioporiden, der ~Dogger~ von Lothringen, Süddeutschland, England, Normandie zahlreiche ¡Diastoporidae¡, ¡Tubuliporidae¡, ¡Frondiporidae¡ und ¡Cerioporidae¡; dagegen ist der ~obere Jura~ verhältnismäßig arm an Bryozoen. Im ~Neocom~ und ~Gault~ herrschen noch die ¡Cyclostomata¡ vor, erst im ~Cenoman~ nehmen die ¡Cheilostomata¡ in größerer Zahl an der Zusammensetzung der Bryozoenfauna teil, die vorzüglich reich entwickelt ist bei Le Mans, Le Havre, Essen, in Sachsen, Böhmen und Norddeutschland. Ganz außerordentlich reich an Bryozoen ist die ~obere Kreide~, namentlich der obere Pläner in Norddeutschland, Sachsen und Böhmen, die weiße Schreibkreide, der Kreidesand von Aachen und der Kreidetuff von Mastricht. d'~Orbigny~ beschreibt nicht weniger als 547 Arten obercretaceischer ¡Cyclostomata¡ und ca. 300 ¡Cheilostomata¡. Im ~Tertiär~ überwiegen die ¡Cheilostomata¡. Die eocänen und oligocänen Ablagerungen am Nord- und Südfuß der Alpen zeichnen sich durch Bryozoenreichtum aus (Granitmarmor von Bayern, Priabona, Mossano im Vicentinschen); auch das ~Oligocän~ von Norddeutschland, das ~Miocän~ der Touraine, des Rhônetals, von Oberschwaben und im Wiener Becken sind reich an Bryozoen. Im ~Pliocän~ von Italien, Rhodus, Cypern und im Crag von England und Belgien finden sich fast nur noch recente Gattungen und vielfach auch noch jetzt existierende Arten. 2. Klasse. #Brachiopoda.# Armkiemener.[36] ~Zweischalige, symmetrische, niemals zu Kolonien vereinigte Meeresbewohner mit zwei spiral aufgerollten, fleischigen Mundarmen, die häufig von kalkigen Gerüsten getragen werden. Schalen kalkig oder hornig-kalkig, meist ungleich, aber seitlich symmetrisch, bald aufgewachsen, bald in der Jugend, bald zeitlebens durch einen hornigen Stiel auf einer Unterlage befestigt.~ Die Brachiopoden oder Palliobranchiata sind zartgebaute, von zwei gefäßreichen Mantellappen und zwei kalkigen oder kalkig-hornigen Schalen bedeckte Tiere, welche sich nur auf geschlechtlichem Wege fortpflanzen und manchmal ansehnliche Größe erreichen. Die meist dünnen Schalen sind in der Regel ungleich groß, jedoch vollkommen symmetrisch, so daß sie durch einen Medianschnitt in zwei gleiche Hälften zerlegt werden. Zuweilen ist eine Schale (¡Crania¡, ¡Thecidium¡) direkt aufgewachsen, häufiger tritt entweder zwischen dem verschmälerten Hinterende der beiden Schalen oder durch eine Öffnung in oder unter dem Schnabel der Unterschale ein muskulöser Stiel hervor, welcher zur Befestigung des Tieres dient. Mit zunehmendem Alter schließt sich die Schnabelöffnung nicht selten, der Stiel verkümmert, und die Schalen werden frei. In seltenen Fällen (¡Glottidia¡) bleiben die Brachiopoden schon von frühester Jugend an frei. Während des Lebens liegt die in der Regel durchbohrte, fast immer größere ~Ventralschale~ unten, die kleinere ~Dorsalschale~ oben. Bei der Beschreibung werden jedoch die Schalen stets so orientiert, daß der ~Hinterrand~ (Schloßrand) mit der Schnabelöffnung nach oben, der ~Vorderrand~ (Stirnrand) nach unten gestellt werden. Eine Linie vom Wirbel zum Stirnrand gibt die ~Länge~, eine Senkrechte darauf in der Richtung von vorne nach hinten die ~Dicke~, eine Senkrechte in der Richtung von rechts nach links die ~Breite~ der Schale. Am Hinterrand sind beide Schalen entweder nur durch Muskeln (¡Inarticulata¡) oder durch ein sogenanntes ~Schloß~ (¡Articulata¡), d. h. durch zwei zahnartige Vorsprünge (Schloßzähne) der Ventralschale, welche sich in Gruben (Zahngruben) der kleinen Schale einfügen, miteinander verbunden. Zwischen den zwei Schloßzähnen springt ein mehr oder weniger entwickelter ~Schloßfortsatz~ vor. Beide Klappen stoßen am Schloß-, Stirn- und an den Seitenrändern durch Nähte (~Kommissuren~) aneinander. Die Schale umhüllt in geschlossenem Zustand den ~Weichkörper~ vollkommen; wenn sie sich öffnet, trennen sich die Seiten- und Stirnrand-Kommissuren, die Schloßränder dagegen bleiben fest verbunden. Unmittelbar unter jeder Schale und an diese angeheftet, liegt ein dünnes, durchscheinendes, häufig aus drei Schichten zusammengesetztes, fleischiges ~Mantelblatt~. Die innere Zellenschicht des Mantels besteht aus Wimperzellen, die mittlere ist knorpelartig, die äußere enthält Blutgefäße und Genitalorgane. Zuweilen liegen kleine, ästige Kalkkörperchen (Spiculae) oder siebartig durchlöcherte und vielfach zerschlitzte Kalkscheibchen in großer Menge in der äußeren Mantelschicht, aus welcher häufig kurze, zylindrische, blinde Röhren hervorragen, welche in feine Vertikalkanäle der Schale eindringen und bis zu deren Oberfläche gelangen. Die Schalen solcher Formen erhalten ein feinpunktiertes Aussehen. Die beiden Mantellappen entsprechen in Größe und Form genau den beiden Schalen und umschließen die Mantelhöhle, wovon die hintere, unter den Wirbeln gelegene Abteilung nach vorn von einer häutigen Membran abgeschlossen wird und die eigentlichen Eingeweide, d. h. den Nahrungskanal, die Leber, das Herz, das zentrale Nervenganglion und die Muskeln enthält. In der Mittelebene der Membran befindet sich eine zweilippige Mundöffnung, welche nach hinten in die Speiseröhre, den Magen und Darm fortsetzt. Bei den ¡Articulata¡ (¡Apygia¡) ist der von zwei großen Leberlappen umgebene Magendarm kurz und endigt blind, bei den ¡Inarticulata¡ (¡Pleuropygia¡) macht er mehrere Windungen und mündet seitlich vom Mund in die vordere Abteilung der Leibeshöhle. [Illustration: Fig. 464. ¡Camarophoria Humbletonenis¡ Howse. Zechstein von Humbleton, England. Steinkern mit Eindrücken von Blutgefäßen. (Nach ~Davidson~.)] [Illustration: Fig. 465. ¡Terebratula vitrea¡ mit fleischigen, einfach zurückgekrümmten Spiralarmen.] Dorsal vom Darm liegt das birnförmige ~Herz~, von welchem je zwei vielfach verzweigte Gefäße in die beiden Mantellappen, zwei andere in die spiralen Mundlappen ausgehen. In die zuweilen stark erweiterten Blutgefäße der Mantellappen dringen aus der Leibeshöhle dicke, paarig entwickelte Bänder und Wülste ein, welche weibliche oder männliche Geschlechtsorgane enthalten. Deutliche Eindrücke dieser Blutgefäße und Genitalstränge beobachtet man häufig auf der Innenseite der Schale oder auf fossilen Steinkernen von Brachiopoden (Fig. 464). Das ~Nervensystem~ besteht aus einem Schlundring mit zwei Ganglienknoten, von dem feine Nervenfäden in den Mantel, die Arme, die Muskeln und den Stiel ausgehen. [Illustration: Fig. 466. ¡Waldheimia flavescens¡ etwas vergrößert und in der Mitte durchgeschnitten mit Spiralarmen, Darm und Muskeln. ¡d¡ Spirale Mundanhänge. ¡h¡ Gefranster Saum der Arme. ¡pr¡ Schloßfortsatz. ¡z¡ Darm. ¡v¡ Mund. ¡ss¡ Septum. ¡a¡ Schließmuskeln (adductores). ¡c¡ und ¡c'¡ Schloßmuskeln (divaricatores). (Nach ~Davidson~.)] Der größere Teil der von den Mantellappen umschlossenen Leibeshöhle wird von den spiralen Mundanhängen, den sogenannten ~Armen~ eingenommen. Es sind dies zwei bewegliche, spiralig gebogene oder um sich selbst zurückgekrümmte fleischige Lappen von ungemein zarter Beschaffenheit (Fig. 465. 466), welche häufig durch ein feines, kalkiges ~Armgerüst~ gestützt werden. Zahlreiche Blutgefäße durchziehen die mit einem breiten Saum beweglicher Fransen besetzten Organe, welche gleichzeitig zur Respiration und zur Herbeistrudelung von Nahrung dienen. An der Respirationstätigkeit nimmt übrigens auch der von Blutgefäßen durchzogene Mantel teil. Das Öffnen und Schließen der Schalen, sowie die Befestigung des Stieles wird bei den Brachiopoden lediglich durch ~Muskeln~ bewirkt, deren Zahl und Anordnung bei den zwei Hauptgruppen der Brachiopoden erheblich differiert. Bei den ¿Articulata¿ sind in der Regel mehrere Muskelpaare vorhanden, wovon die Divaricatores (Diductores) das Öffnen, die Adductores das Schließen der Schalen besorgen, während die Adjustores oder Stielmuskeln zur Befestigung des Stieles dienen. Da die Anheftungsstellen der Muskeln auf der Innenseite der Schale mehr oder weniger deutliche Eindrücke hinterlassen, welche auch an fossilen Schalen erhalten bleiben, so verdienen sie eine speziellere Beachtung. Die Adductores (Fig. 467 ¡A¡) verlaufen quer von einer Schale zur andern und hinterlassen in der Mittelebene der größeren Ventralschale (¡B¡) einen in der Mitte geteilten Eindruck (¡a¡), auf der kleineren Dorsalschale vier paarig geordnete Eindrücke (¡a¡, ¡a'¡). Die zum Öffnen dienenden zwei Paar Divaricatores (¡d¡) befestigen sich mit ihren dünnen Enden an dem vorspringenden Schloßfortsatz (¡pr¡); das Hauptmuskelpaar (divaricatores anteriores ¡d¡) heftet sich auf der Innenseite der großen Ventralschale mit seinen verbreiterten Enden beiderseits neben und vor der Basis des Schließmuskels an, während das andere, kleinere Paar (divaricatores accessorii ¡d'¡) zwei kleine Anheftstellen (¡d'¡) hinter dem Schließmuskeleindruck besitzt. Neben den Muskeln zum Öffnen und Schließen kommen noch ~Stielmuskeln~ (Adjustores, Pediculares ¡p¡) bei denjenigen Gattungen hinzu, welche ein solches Anheftungsorgan besitzen. Kleine Eindrücke (¡p'¡) dieser Muskeln sieht man in der Dorsalklappe unter dem Schloßfortsatz. In der großen Ventralklappe liegen die vorderen Eindrücke (¡p¡) zwischen den vorderen und hinteren Divaricatoren, die hinteren (¡p'¡) im Grund der Schale unter dem Schloß. [Illustration: Fig. 467. ¡Waldheimia flavescens¡ Val. Australien (nach ~Davidson~). ¡A¡ Dorsalschale, ¡B¡ Ventralschale von innen, ¡F¡ Schnabelloch (Foramen), ¡D¡ Deltidium, ¡S¡ Armgerüst, ¡pr¡ Schloßfortsatz, ¡x¡ Schloßplatte, ¡e¡ Schloßzahn, ¡a¡, ¡a'¡ Eindrücke der Adductores (Schließmuskeln), ¡p¡, ¡p'¡ Eindrücke der Stielmuskeln (Adjustores), ¡d¡, ¡d'¡ Eindrücke der Divaricatores (Schloßmuskeln).] Der ganze Muskelapparat der Articulaten arbeitet mit erstaunlicher Präzision. Dadurch, daß der Schloßfortsatz der kleinen Klappe seitlich unbeweglich zwischen den Schloßzähnen eingeklemmt ist, sich aber wie eine Tür in ihren Angeln frei in der Richtung der Mittelachse der Schale auf- und abwärts bewegen kann, bedarf es nur einer schwachen Kontraktion der Divaricatoren, um den Schloßfortsatz etwas nach innen und vorne zu ziehen und dadurch die Klappen am Stirnrand und an den Seiten zu lüften. Bei den Inarticulaten ist der Muskelapparat noch mannigfaltiger und komplizierter als bei den Articulaten. Hier (Fig. 468) liegen die den Divaricatoren entsprechenden Muskeln (¡c¡) nicht in der Mitte, sondern in der Nähe der Seitenränder und bewirken eine laterale Verschiebung der beiden Klappen. Sie heißen darum ~Gleitmuskeln~. Die Adductores (¡a¡) sind in der Ventralschale weit auseinandergerückt, und neben ihnen befinden sich die Eindrücke (¡p¡) der Stielmuskeln (Adjustores). Bei den verschiedenen Familien der Inarticulaten machen sich übrigens erhebliche Verschiedenheiten in der Anordnung und Zahl der Muskeln bemerkbar. [Illustration: Fig. 468. ¡Lingula anatina¡ Brug. Recent. ¡A¡ Schale mit Stiel, natürl. Größe. ¡B¡ Größere ventrale Klappe von innen mit Muskeleindrücken. ¡a¡ Schließmuskeln (adductores), ¡c¡ Divaricatores (Gleitmuskeln), ¡p¡ Stielmuskeln (adjustores).] [Illustration: Fig. 469. ¡a Rhynchonella vespertilio¡ mit Deltidium amplectens. ¡b Terebratella dorsata¡ mit Deltidium discretum. ¡c Stringocephalus Burtini¡ (jung) mit Deltidium discretum, jedoch die beiden Hälften über der Öffnung verwachsen.] Die ~Schale~ der Brachiopoden besteht aus zwei, meist ungleich großen, selten gleich großen Klappen. In der Regel ist die unten liegende Ventralklappe größer als die Dorsalschale, gewölbt, am Hinterrand zu einem Schnabel oder Wirbel eingekrümmt, und der Wirbel entweder spitz oder von einem runden ~Schnabelloch~ (¡Delthyrium¡) zum Austritt des Stieles durchbohrt. Zuweilen, namentlich bei Brachiopoden mit hornig-kalkiger Schale, sind die beiden Klappen gleich groß oder nur wenig an Größe verschieden. In diesem Fall tritt der Stiel entweder zwischen den nicht eingekrümmten Wirbeln hervor, oder der Wirbel der Ventralschale besitzt einen Einschnitt oder eine Öffnung für dessen Austritt. Sehr häufig liegt die Öffnung für den Stiel auch unter der Schnabelspitze und greift zuweilen sogar auf die kleinere Dorsalschale über. Die anfänglich meist dreieckige Stielöffnung wird bei sehr vielen Brachiopoden im Lauf der Entwicklung teilweise oder auch ganz durch ein ~Deltidium~ oder ~Pseudodeltidium~ geschlossen. Das ~Deltidium~ besteht aus zwei Stücken, welche als schmale, leistenartige Kalkplättchen an beiden Seiten der Öffnung beginnen, sich allmählich vergrößern bis sie in der Mitte unter oder über dem Schnabelloch zusammenstoßen oder letzteres umfassen. Bleiben die beiden Plättchen völlig getrennt, so heißt das Deltidium ~discretum~ (Fig. 469 ¡b. c.¡), stoßen sie unter dem Schnabelloch zusammen, so heißt das Deltidium ~sectans~ (Fig. 467), wird die Stielöffnung unten und oben vom Deltidium umgeben, so ist dasselbe ~amplectans~ (Fig. 469 ¡a¡). Jedes D. sectans oder amplectans beginnt in der Jugend mit einem D. discretum. Bei vielen Orthisiden, Stringocephaliden (Fig. 469 ¡c¡) und Spiriferiden wird die dreieckige Schnabelöffnung entweder durch zwei über der Öffnung zusammenstoßende und dann immer weiter gegen den Schloßrand wachsende Plättchen oder durch eine einzige Platte (~Pseudodeltidium~) teilweise oder ganz geschlossen (Fig. 470). Mit der Vergrößerung des Pseudodeltidiums geht eine Verkümmerung des Stieles Hand in Hand, und bei vollständigem Verschluß der Öffnung verschwindet derselbe gänzlich. ~Chilidium~ nennt man eine nur bei den paläozoischen Strophomeniden vorkommende Platte, welche den Schloßfortsatz der Dorsalklappe bedeckt. Zwischen Schloßrand und Wirbel befindet sich häufig auf der ventralen oder auch auf beiden Klappen eine abgeplattete, dreieckige ~Area~ (Fig. 470) von verschiedener Höhe, die außen von den zwei Schnabelkanten begrenzt wird. Sind die Schnabelkanten gerundet, und wird der Schloßrand durch zwei winklig zusammenstoßende ~Schloßkanten~ gebildet, so entsteht eine sog. falsche Area. Bei vielen Formen mit gebogenem Schloßrand und niedrigem Deltidium fehlt die Area. Von den Rändern, mit welchen die zwei Schalen der Brachiopoden zusammenstoßen, zeigt der hintere oder ~Schloßrand~ bei den Articulaten einen besonderen Apparat zur Befestigung der Klappen. Die größere Ventralschale (Fig. 467) besitzt neben dem Deltidium jederseits einen zapfenartigen Vorsprung (~Schloßzahn~), welcher sich in eine ~Zahngrube~ der Dorsalschale einfügt; nach innen werden die Zahngruben durch die Schloßplatten begrenzt, und letztere häufig durch vertikale oder schiefe, bis zum Grunde der Schale reichende ~Zahnplatten~ (Zahnstützen) gestützt. Auch die Schloßzähne der Ventralklappe sind häufig durch Zahnplatten verstärkt. Außer den Zahnplatten, die manchmal eine beträchtliche Stärke erlangen, kommen zuweilen noch andere Leisten oder Scheidewände im Innern der Schalen vor, die meist zur Anheftung von Muskeln oder des Brachialapparates dienen. Am häufigsten zeigt sich ein ~Medianseptum~ von verschiedener Höhe und Länge, das unter dem Wirbel beginnt und zuweilen bis zum Stirnrand verläuft. Als ~Spondylium~ wird eine im hinteren Teil der Ventralschale befindliche Querplatte bezeichnet, die häufig durch ein Medianseptum gestützt wird (¡Orthisina¡) oder zwei Septen der Zahnstützen verbindet (¡Merista¡). Andere Leisten oder Blätter sind bei einzelnen Gattungen (¡Trimerella¡, ¡Thecidium¡, ¡Megathyris¡ etc.) entwickelt und verleihen denselben ein charakteristisches Gepräge. [Illustration: Fig. 470. ¡Cyrtina heteroclyta¡ mit hoher Area und Pseudodeltidium auf der großen Schale.] Von besonderer Wichtigkeit in systematischer Hinsicht sind die ~Armgerüste~ (Fig. 471), durch welche bei vielen Articulaten die fleischigen Spiralarme gestützt und getragen werden. Diese Brachialapparate sind stets am Schloßrand der kleinen Dorsalschale befestigt und haben höchst mannigfaltigen Bau; sie erhalten ihre definitive Gestalt erst, wenn die Schale vollständig ausgebildet ist, und erleiden während der Entwickelung derselben zuweilen sehr beträchtliche Veränderungen. Das einfachste Armgerüst besteht (¡Rhynchonellidae¡) aus zwei kurzen oder etwas verlängerten, gekrümmten Fortsätzen (Crura), welche von den Schloßplättchen der Dorsalschale entspringen. Bei den ¡Helicopegmata¡ heften sich an die Crura zwei dünne, spiral gewundene Bänder, welche je nach der Art ihrer Aufrollung und nach der Zahl ihrer Umgänge sehr verschiedene hohle Spiralkegel bilden (Fig. 471 ¡b.¡ ¡c.¡ ¡d.¡). Zuweilen bestehen die spiralen Bänder aus zwei parallelen, auf- oder aneinander liegenden Blättern, wovon das eine etwas über das andere vorragt. Derartige Spiralkegel werden »~diplospir~« genannt (Fig. 471 ¡b¡). Die zwei Spiralkegel sind meist durch eine Querbrücke (jugum) miteinander verbunden. Bei den Terebratuliden bilden die an die Crura angehefteten Kalkbänder kürzere oder längere, frei in die Schale herabhängende ~Schleifen~ (Fig. 471 ¡e-g¡). Die beiden vom Schloß- gegen den Stirnrand »absteigenden« Äste oder Schenkel vereinigen sich an ihren distalen Enden entweder direkt durch eine Querbrücke oder biegen sich in einiger Entfernung vom Schloßrand um, kehren als rücklaufende Schenkel wieder nach hinten zurück und sind dann durch ein Querband miteinander verbunden. Öfters heften sich die Schleifen auch durch quere Fortsätze an das Medianseptum der kleinen Schale an. Bei den Megathyriden (Fig. 471 ¡h¡) und Stringocephaliden verlaufen die an die Crura befestigten Bänder parallel dem Außenrand der Schale und vereinigen sich in der Medianebene; zuweilen sind sie durch ein Medianseptum oder durch mehrere radiale Leisten im Innern der Dorsalschale gestützt. Die ganze Gestalt der Armgerüste ist offenbar abhängig von der Art der Einrollung der fleischigen Spiralarme. Bei der lebenden ¡Rhynchonella¡ (Fig. 471 ¡a¡) bilden die Arme spirale Hohlkegel, und denkt man sich dieselben durch ein kalkiges Band gestützt, so erhält man genau das Armgerüst von ¡Atrypa¡. Bei den Terebratuliden haben die fleischigen Arme zuerst die Gestalt einer Schleife und rollen sich erst mit ihren distalen Enden spiral ein; hier erhalten nur die Schleifen kalkige Träger, während bei den Spiriferiden auch die distalen Teile zu hohlen Spiralkegeln verkalken. [Illustration: Fig. 471. Verschiedene Armgerüste von Brachiopoden. ¡a Rhynchonella¡ (die fleischigen Spiralarme an zwei einfachen gekrümmten Haken [Crura] befestigt). ¡b Thecospira¡, kalkige Spiralkegel von außen nach innen eingerollt. ¡c Nucleospira¡ und ¡d Cyrtia¡, die kalkigen Spiralkegel von innen nach außen eingerollt. ¡e-h¡ Schleifenartige Armgerüste (¡e Centronella¡, ¡f Dielasma¡, ¡g Terebratella¡, ¡h Megathyris¡).] Die Veränderungen der Armgerüste während der ontogenetischen Entwicklung gewähren wichtige Anhaltspunkte über die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Gattungen. Bei den mit Kalkspiralen versehenen ¡Helicopegmata¡ nimmt die Zahl der Umgänge mit dem Alter zu. Noch auffallender sind die Armgerüstveränderungen bei den Terebratuliden. Nach ~Oehlert~ und ~Beecher~ durchläuft das Armgerüst der lebenden Gattung ¡Waldheimia¡ Stadien, welche successive dem persistenten Armgerüst von ¡Gwynia¡, ¡Cistella¡, ¡Bouchardia¡, ¡Megerlea¡, ¡Magas¡, ¡Magasella¡ und ¡Terebratella¡ entsprechen, und ~Friele~ hat gezeigt, daß Entwicklungsstadien des Gerüstes von ¡Macandrewia cranium¡ zuerst mit den Gattungen ¡Platidia¡ und ¡Centronella¡, darauf mit ¡Magas¡, ¡Megerlea¡ und ¡Terebratella¡ korrespondieren. Die Kenntnis des Armgerüstes ist fast immer zu einer sicheren Gattungsbestimmung erforderlich. Bei fossilen Brachiopoden bietet indeß die Untersuchung des inneren Baues der Schalen meist große Schwierigkeiten, da dieselben in der Regel fest geschlossen und mit Gesteinsmasse oder Kalkspat ausgefüllt sind. An manchen Lokalitäten sind Schalen und Armgerüste verkieselt; ist die Ausfüllungsmasse solcher Schalen in verdünnter Salzsäure löslich, so erhält man mühelos vorzügliche Präparate, welche auch die feinsten Details der Armgerüste erkennen lassen. Zuweilen kommen auch hohle Schalen mit wohlerhaltenen, jedoch häufig etwas inkrustierten Armgerüsten vor, die sich durch vorsichtiges Aufschlagen freilegen lassen. Sehr oft ist man darauf angewiesen, die kleine Schale abzusprengen und mit einer scharfen Präpariernadel die Ausfüllungsmasse zu entfernen. Es erfordert diese Manipulation nicht nur große Geschicklichkeit, sondern auch günstige Erhaltungsbedingungen. Das Armgerüst muß vollständig erhalten und die Ausfüllungsmasse nicht zu hart sein. Versagen alle Mittel, so bleibt noch immer das Anschleifen auf einer mit Schmirgel bestreuten Glasplatte übrig; man schleift zuerst die kleine Schale ab, bis sich die ersten Spuren des Gerüstes zeigen, reinigt und poliert die Schliffläche und zeichnet das erhaltene Bild genau ab; darauf wird etwas weiter geschliffen, abermals gereinigt und gezeichnet und so schließlich aus einer größeren Anzahl von Parallelschliffen das Bild des ganzen Armgerüstes rekonstruiert. Die ~äußere Form und Verzierung~ der Schale liefern ebenfalls wichtige Unterscheidungsmerkmale. Meist sind beide Klappen ungleich; die untere, größere stärker gewölbt als die kleinere Dorsalschale, die zuweilen ganz flach oder sogar konkav wird. Einer Einsenkung (sinus) in der Nähe des Stirnrandes entspricht meist eine wulstartige Erhöhung (jugum, bourrelet) auf der anderen Schale. Die Verzierung der Oberfläche besteht am häufigsten aus einfachen oder dichotom gegabelten radialen Rippen, Falten oder feinen Streifen und Linien, zuweilen auch aus Stacheln oder röhrigen Fortsätzen. Als ¿Loricatae¿ bezeichnete ~L. v. Buch~ solche Brachiopoden, bei denen radiale Falten oder Rippen regelmäßig verteilt sind und wo einer erhabenen Rippe auf dem Stirnrand der einen Schale eine vertiefte Rinne auf der anderen entspricht; bei den ¿Biplicatae¿ wird ein Medianwulst oder Sinus jederseits durch eine grobe Falte begrenzt, bei den ¿Cinctae¿ stoßen zwei Rippen oder Falten der beiden Schalen so zusammen, daß der Stirnrand nicht wie bei den Biplicaten eine wellige, sondern eine gerade Linie bildet. An jugendlichen Exemplaren sind Rippen und Falten schwächer und weniger zahlreich als an ausgewachsenen, und auch die Wülste und Buchten kaum entwickelt. Im senilen Zustand verdicken sich die Schalen und erhalten staffelförmige Zuwachsstreifen. Spuren von ~Färbung~ (radiale Bänder oder Flecken) lassen sich zuweilen auch an fossilen Brachiopoden beobachten. Die ~Struktur~ der Schale weicht erheblich von jener der Mollusken ab. Bei den Articulaten besteht sie im wesentlichen aus einem Kalkblatt von geringer Dicke, das aus parallelen, schief gegen die Oberfläche gerichteten Kalkspatprismen (Fig. 472) zusammengesetzt ist. Bei den Thecideiden verschmelzen die Prismen so innig miteinander, daß eine fast homogene Struktur entsteht. Sehr häufig wird die Prismenschicht von senkrechten, nach außen mehr oder weniger trompetenartig erweiterten Kanälen durchzogen, welche Fortsätze der Mantellappen enthalten. Da jedoch die Kalkschale außen von einer dichten, organischen, chitinartigen Epidermis (Periostracum) überzogen ist, so kommunizieren diese Kanäle nicht mit der Außenwelt. An fossilen und an recenten, durch Kalilauge von der Epidermis befreiten, Schalen machen sich die Kanalöffnungen als feine, mit der Lupe sichtbare Punkte der Oberfläche bemerkbar (Fig. 473). Man unterscheidet nach dem Vorhandensein oder Fehlen von solchen Kanälchen punktierte und nichtpunktierte oder faserige Schalen. [Illustration: Fig. 472. Prismatische Faserstruktur der Schale von ¡Rhynchonella psittacea¡ in 100facher Vergrößerung. (Nach ~Carpenter~.)] [Illustration: Fig. 473. ¡a¡ Punktierte Oberfläche einer ¡Terebratula¡ (schwach vergrößert). ¡b¡ Vertikalschnitt durch die Schale von ¡Waldheimia flavescens¡, um die gegen außen trompetenartig erweiterten, nach innen verengten Kanäle zu zeigen (in 100facher Vergrößerung). ¡c¡ Innenfläche einer punktierten Schale von ¡Waldheimia¡ mit den Öffnungen der Vertikalkanäle und den schiefen Kalkprismen in 100facher Vergrößerung (nach ~Carpenter~).] Unter den Inarticulaten besitzen die Craniiden und Trimerelliden dicke Schalen aus konzentrischen Lagen von kohlensaurem Kalk. Bei Crania dringen von innen vertikale, distal verästelte Kanäle in die homogene Kalkschicht ein, bei den Linguliden und Oboliden besteht die Schale aus abwechselnden Schichten von phosphorsaurem (mit kohlensaurem) Kalk und einer hornartigen glänzenden organischen Verbindung (Keratin). Die Kalkschichten sind prismatisch und von zahlreichen feinen Röhrchen durchbohrt (Fig. 474). [Illustration: Fig. 474. Vertikalschnitt durch eine Lingula-Schale, um die abwechselnd hornigen (¡a¡) und kalkigen (¡b¡) Schichten zu zeigen, stark vergrößert. (Nach ~Gratiolet~.)] Die ~Ontogenie~ ist bis jetzt von ¡Cistella¡, ¡Terebratulina¡, ¡Terebratula¡, ¡Lacazella¡, ¡Glottidia¡ und ¡Discinisca¡ bekannt und stimmt in den ersten Entwicklungs- und Larvenstadien mit Bryozoen und Anneliden überein. Die erste Anlage der Schale, das sogenannte Protegulum, beginnt schon frühzeitig und hat nach ~Beecher~ bei allen Brachiopoden übereinstimmende Gestalt. Es besteht aus zwei halbkreisförmigen, durch einen geraden Schloßrand verbundenen Klappen, bleibt zuweilen auf den Wirbelspitzen junger, aber bereits vollständig ausgebildeter Schalen noch längere Zeit sichtbar, oder hinterläßt daselbst einen deutlichen Abdruck, wird aber in der Regel sehr bald durch das entstehende Schnabelloch und durch Abreibung zerstört. Die cambrische Gattung ¡Paterina¡ stellt nach ~Beecher~ ein persistentes Protegulum dar; bei den Linguliden tritt der Stiel noch zwischen den beiden Klappen heraus, bei ¡Obolus¡ und ¡Discina¡ sind bereits auf beiden Klappen Ausschnitte für denselben vorhanden, die sich jedoch bei weiterer Entwicklung teilweise wieder schließen. Mit der Entwicklung des Stieles finden auch Veränderungen in der Ausbildung der beiden Schalen statt; tritt der Stiel zwischen denselben heraus (¡Lingulidae¡), so behalten sie nahezu gleiche Größe und Gestalt; rückt der Stiel ganz in die Ventralschale, so gewinnt diese ansehnlichere Größe. Die Schnabelöffnung bildet sich in verschiedener Weise aus und wird später wieder durch ein Deltidium oder Pseudodeltidium eingeschränkt oder auch gänzlich geschlossen. Der Brachialapparat entwickelt sich meist erst vollständig, wenn die Schalen ihre definitive Gestalt erlangt haben. ~Lebensweise~. Sämtliche Brachiopoden sind Meeresbewohner und finden sich in allen Zonen und Tiefen, am häufigsten in größerer Tiefe, doch lieben die mit Hornschale versehenen Formen (¡Lingulidae¡, ¡Discinidae¡) seichtes Wasser und schlammigen oder sandigen Boden, während die Articulaten und Craniaden, vorzugsweise in mittleren Tiefen von 50, 100 bis 500 Faden vorkommen. Sie scheinen meist gesellig zu leben und werden in der Regel in größerer Zahl durch das Schleppnetz hervorgeholt. Man kennt etwa 130-140 lebende Arten, denen ca. 6000 fossile gegenüberstehen. ~Systematik~. Der erste Klassifikationsversuch von Leop. v. ~Buch~ berücksichtigte vorzüglich die Beschaffenheit der Schnabelregion, die Anwesenheit oder den Mangel eines Stieles und eines Deltidiums, sowie die äußere Gestalt und oberflächliche Verzierung der Schale. ~Deshayes~ teilte die Brachiopoden zuerst in die zwei Gruppen ¡Articulés¡ und ¡Libres¡ ein. Die systematische Wichtigkeit der inneren Schalenmerkmale: des Schlosses, der Muskeleindrücke, der Scheidewände und namentlich des Armgerüstes betonte zuerst ~King~ (1846); die von ~King~ vorgeschlagene Klassifikation wurde von Th. ~Davidson~ weiter ausgebaut und verbessert. Die musterhaften Monographien ~Davidsons~ bilden noch heute die Grundlage für fast alle systematischen Arbeiten über fossile und lebende Brachiopoden. Der neueste, von amerikanischen Paläontologen vielfach angenommene Klassifikationsversuch von ~Beecher~ (1889) stützt sich auf embryologische Merkmale und teilt die Brachiopoden in ¡Atremata¡, ¡Neotremata¡, ¡Protremata¡ und ¡Telotremata¡ ein. Die beiden ersten Ordnungen entsprechen den Inarticulaten, die zwei letzten den Articulaten. Bei den Atremata tritt der Stiel zwischen den beiden Klappen hervor und ist nie von Schale umgeben. (¡Obolidae¡, ¡Lingulidae¡, ¡Trimerellidae¡); bei den Neotremata ist die Stielöffnung auf die Ventralschale beschränkt und öfters durch ein Deltidium modifiziert (¡Acrotretidae¡, ¡Siphonotretidae¡, ¡Discinidae¡, ¡Craniidae¡). Auch bei den mit Schloß versehenen Protremata befindet sich die Stielöffnung lediglich in der Ventralschale und ist mit Deltidium versehen, das aus einem Prodeltidium hervorgeht; Armgerüste fehlen (¡Strophomenidae¡, ¡Thecidiidae¡, ¡Productidae¡, ¡Pentameracea¡); bei den Telotremata befindet sich die Stielöffnung in den frühesten Jugendstadien zwischen den beiden Klappen und rückt erst später in die Ventralschale, wo sie von einem Deltidium begrenzt ist. Armgerüste vorhanden (¡Rhynchonellacea¡, ¡Terebratulacea¡). 1. Ordnung. #Inarticulata.# (Desh.) Huxley. (¡Lyopomata¡ Owen, ¡Pleuropygia¡, ¡Ecardines¡ Bronn, ¡Tretenterata¡ King.) ~Die zwei hornig kalkigen oder kalkigen Klappen ohne Schloßverbindung, lediglich durch Muskeln zusammengehalten. Magendarm neben der Mundöffnung in einer Afteröffnung endigend. Arme sehr entwickelt, fleischig. Armgerüst fehlt.~ 1. Familie. #Obolidae.# King. ¡Schale kalkig-hornig, etwas ungleichklappig, rundlich oder oval, glatt; Schloßrand beiderseits verdickt, die Ventralschale am Schloßrand über die Dorsalschale vorragend, mit quergestreifter Area unter dem Wirbel und Furche zum Austritt des Stieles. Muskeleindrücke kräftig, die der seitlichen Gleitmuskeln groß, einfach.¡ Diese ausgestorbene paläozoische Familie enthält die ältesten Vertreter der Brachiopoden und ist vorzugsweise in cambrischen und silurischen Ablagerungen verbreitet. ¿Obolus¿ Eichw. (¡Ungula¡, ¡Ungulites¡ Pand., ¡Aulonotreta¡ Kutorga, ¡Acritis¡, ¡Schmidtia¡ Volborth) (Fig. 475). Schale kreisrund oder oval, mäßig gewölbt, glatt. Schloßrand verdickt, die Ventralschale mit schwachem Medianseptum. ¡O. Apollinis¡ Eichw. ungemein häufig im cambrischen »Unguliten-Sandstein« von St. Petersburg. [Illustration: Fig. 475. ¡Obolus Apollinis¡ Eichw. Cambrium. St. Petersburg. ¡a¡ Kleine Schale von außen, ¡b¡, ¡c¡ große, ¡d¡ kleine Schale von innen. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 476. ¡Spondylobolus craniolaris¡ M'Coy. Unt.-Silur. Irland. (Nat. Größe.) (Nach ~Davidson~.)] ¿Obolella¿, ¿Kutorgina¿ Billings, ¿Paterina¿ Beecher, ¿Mikwitzia¿ Schmidt. Kambrium. ¿Lingulella¿ Salt. Schale breit, länglich vierseitig oder dreiseitig. Ventralschale zugespitzt, unter dem Wirbel eine dreieckige Area mit Stielfurche. Gleitmuskeln kleiner und weniger randständig als bei ¡Obolus¡. Kambrium bis Devon. In Europa und Nordamerika. ¡L. Davisii¡ M'Coy. ¿Lingulepis¿ Hall. Schale klein, oval dreiseitig, Ventralschale zugespitzt, mit ziemlich hoher Area und Medianseptum. Kambrium. Nordamerika. ¡L. pinnaeformis¡ Hall. ¿Leptobolus¿ Hall, ¿Paterula¿ Barr., ¿Spondylobolus¿ M'Coy (Fig. 476). Silur. ¿Neobolus¿ Waagen. Permo-Karbon. Indien. 2. Familie. #Lingulidae.# King. ¡Schale hornig-kalkig, fast gleichklappig, länglich vierseitig, oval oder subtriangulär, am Hinterrand verschmälert, winklig und etwas klaffend. Stiel lang, kräftig, zwischen den Schalen vortretend. Die fünf paarigen Muskeleindrücke klein, symmetrisch um die zentrale Region angeordnet; der unpaare Adductor in der Mitte vor dem Wirbel gelegen.¡ Hauptentwicklung im Silur und Devon, weniger häufig im Mesozoicum und in der Jetztzeit. ¿Lingula¿ Brug. (¡Glossina¡ Phill.) (Fig. 477, 478). Schale dünn, zusammengedrückt, glänzend, meist glatt oder fein konzentrisch, seltener radial gestreift, am Stirnrand breit, am Hinterrand verschmälert, die Wirbel spitz. Häufig in silurischen und devonischen (vielleicht schon in kambrischen?) Ablagerungen; seltener vom Karbon an, jedoch in allen Formationen bis zur Jetztzeit vorhanden. ¿Glottidia¿ Dall. Recent. ¿Dignomia¿ Hall. In einer oder in beiden Schalen ein starkes Medianseptum. Silur. Devon. ¡D. alveata¡ Hall. ¿Lingulops¿ Hall (Silur, Devon), ¿Lingulasma¿ Ulrich (Silur), ¿Barroisella¿, ¿Thomasina¿ Hall und Clarke (Silur). 3. Familie. #Trimerellidae.# Dav. u. King. ¡Schale kalkig, dick, ungleichklappig, von mäßiger Größe. Ventralschale mit hoher dreieckiger, quergestreifter Area und Furche zum Stielaustritt. Schloßrand dick. Beide Schalen mit einem Medianseptum, das ein ziemlich breites konkaves oder gewölbtes Kalkblatt trägt. Seitliche Gleitmuskeln lang, die mittleren Muskeleindrücke auf der zentralen Platte.¡ Im oberen Silur von Europa (Gotland, Livland, England, Nordamerika). [Illustration: Fig. 477. ¡Lingula anatina¡ Brug. Lebend. ¡A¡ Schale mit Stiel, ¡B¡ große Schale von innen.] [Illustration: Fig. 478. ¡Lingula Lewisii¡ Sow. Ob. Silur. Gotland.] ¿Trimerella¿ Billings (¡Gotlandia¡ Dall) (Fig. 479) Zentralplatte gewölbt und seitlich eingerollt. Ober-Silur. [Illustration: Fig. 479. ¡Trimerella Lindstroemi¡ Dall sp. Ober-Silur. Gotland. 1/2 nat. Größe. ¡a¡ Beide Schalen von außen, ¡b¡ innere Ansicht der kleinen, ¡c¡ der großen Schale, ¡d¡ Steinkern. (¡a¡, ¡b¡ nach ~Davidson~, ¡c¡, ¡d¡ nach ~Lindström~.)] ¿Monomerella¿ Billings, Zentralplatten herzförmig, schwach konkav. Ob. Silur. ¡M. prista¡ Billings. ¿Dinobolus¿, ¿Rhinobolus¿ Hall. Ob. Silur. ¿Lakhmina¿ Oehlert (¡Davidsonella¡ Waagen). Kambrium. 4. Familie. #Siphonotretidae.# Kutorga. ¡Schale kalkig-hornig, ungleichklappig. Ventralschale mit quergestreifter Area, der Wirbel von einer runden Stielöffnung durchbohrt. Seitliche Muskeleindrücke fehlen.¡ Im Kambrium und Silur. ¿Siphonotreta¿ Vern. (Fig. 480). Schale länglich oval mäßig gewölbt; Oberfläche mit hohlen Stacheln bedeckt oder punktiert. Ventralschale mit dreieckiger Area. Die runde, auf der Rückseite des Wirbels befindliche Stielöffnung steht mit einer Röhre in Verbindung, die unter dem Schloßrand mündet. Unt. Silur. ¿Acrotreta¿ Kutorga. Ventralschale stark gewölbt, mit sehr hoher dreieckiger Area, darin eine seichte Medianfurche. Schnabelspitze mit runder Öffnung. Kambrium. Silur. [Illustration: Fig. 480. ¡Siphonotreta unguiculata¡ Eichw. Unter-Silur. St. Petersburg. Nat. Größe. ¡a¡ Große Schale von innen, ¡b¡ kleine Schale von innen, ¡c¡, ¡d¡ beide Schalen von außen, mit abgeriebener Oberfläche.] ¿Conotreta¿ Walcott, ¿Iphidea¿ Billings. ¿Schizambonia¿ Walcott, ¿Helmersenia¿, ¿Keyserlingkia¿ Pander, ¿Acrothele¿ Linnarson. Kambrium. 5. Familie. #Discinidae.# Gray. ¡Schale dünn, hornig-kalkig, firnißglänzend, ungleichklappig, kreisrund oder oval, konvex, die Wirbel subzentral. Ventralschale mit einer schlitzförmigen oder rundlichen, hinter dem Wirbel beginnenden Stielöffnung. Muskeleindrücke kräftig.¡ Kambrium bis jetzt. ¿Trematis¿ Sharpe (¡Orbicella¡ d'Orb). Ventralschale gewölbt. Die große schlitzförmige Öffnung bis zum Schloßrand reichend. Oberfläche beider Klappen mit vertieften Grübchen bedeckt. Silur. England. Nord-Amerika. ¿Schizocrania¿ Hall und Whitf. Schale konzentrisch oder radial gestreift. Ventralklappe mit sehr großer, dreieckiger, vom Schloßrand bis zum zentralen Wirbel reichender Stielöffnung. Unt. Silur. Nord-Amerika. ¿Discina¿ Lam. (Fig. 481. 482). Schale mit fast kreisrunden, konischen, konzentrisch, seltener radial gestreiften Klappen. Ventralschale von einer schlitzförmigen oder rundlichen, am subzentralen Wirbel beginnenden, jedoch gegen den Schloßrand geschlossenen Öffnung durchbohrt. Silur bis Jetztzeit. [Illustration: Fig. 481. ¡a Discina¡ (¡Orbiculoidea¡) ¡Circe¡ Billings. Unter-Silur. Belleville, Canada. Unterschale in nat. Größe. (Nach ~Billings~). ¡b Discina¡ (¡Orbiculoidea¡) ¡nitida¡ Phil. Kohlenkalk. Missouri, Nord-Amerika. (¡x¡ Oberschale, ¡y¡ Unterschale, nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 482. ¡Discina¡ (¡Discinisca¡) ¡lamellosa¡ Brod. Recent. Peru. ¡a¡ Beide Schalen von der Seite. ¡b¡ Unterschale von innen. ¡c¡ Unterschale von außen.] Die Gattung ¿Discina¿ wurde neuerdings hauptsächlich nach der Beschaffenheit der Stielöffnung in mehrere Subgenera zerlegt, wovon ¿Schizotreta¿ Kutorga, ¿Oehlertella¿, ¿Lindstroemella¿, ¿Roemerella¿ Hall kambrische, silurische und devonische Formen, ¿Orbiculoidea¿ d'Orb. die paläozoischen und mesozoischen Arten mit hochgewölbter Dorsalschale enthalten; die Namen ¿Discina¿ s. str. und ¿Discinisca¿ Dall werden auf tertiäre und recente Formen beschränkt. 6. Familie. #Craniidae.# Forbes. ¡Schale kalkig, ohne Stielöffnung, die ungleichen Klappen konisch oder abgeplattet. Ventralschale aufgewachsen, kleiner als die Oberschale. Innere Schalenränder breit, glatt oder gekörnelt. Jede Schale mit starken Muskeleindrücken, davon zwei vor dem Schloßrand, zwei in der Nähe der Schalenmitte; zwischen den zwei subzentralen Muskeleindrücken der Unterschale ein dreieckiger Vorsprung (Rostellum). Schalenstruktur dicht von distal geästelten Kanälchen durchsetzt.¡ [Illustration: Fig. 483. ¡Crania Ignabergensis¡ Retzius. Oberste Kreide von Ignaberga in Schonen. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe von der Seite und von oben, ¡b¡ und ¡c¡ Innenseite der Unterschale, ¡d¡ Innenseite der Oberschale vergrößert.] Die vom Silur bis in die Jetztzeit fortdauernde Gattung ¿Crania¿ Retz. (Fig. 483 bis 485) wird nach der Beschaffenheit der Muskeleindrücke und des dreieckigen Vorsprungs der Ventralschale in mehrere Subgenera (¿Craniella¿ Oehlert, ¿Cardinocrania¿ Waagen, ¿Ancistrocrania¿, ¿Craniscus¿ Dall, ¿Pholidops¿ Hall, ¿Pseudocrania¿ M'Coy) zerlegt. Hauptverbreitung in der Kreide. Die vier Muskeleindrücke und der nasenförmige Vorsprung der Ventralschale erinnern an einen Totenkopf. [Illustration: Fig. 484. ¡Crania¡ (¡Craniscus¡) ¡velata¡ Quenstedt. Ob. Jura. Oerlinger Tal. Unterschale von innen, nat. Größe. (Nach ~Quenstedt~.)] [Illustration: Fig. 485. ¡Crania¡ (¡Ancistrocrania¡) ¡Parisiensis¡ Defr. Ob. Kreide. ¡a¡ Oberschale von der Seite, ¡b¡ von innen, ¡c¡ Unterschale von innen. Nat. Größe.] 2. Ordnung. #Articulata.# Huxley. (¡Arthropomata¡ Owen, ¡Apygia¡, ¡Testicardines¡ Bronn, ¡Clistenterata¡ King.) ~Beide Schalen durch Schloß verbunden, stets kalkig, mit oder ohne Armgerüst. Magendarm~ (bei den lebenden Gattungen) ~blind endigend~. Die Articulaten zerfallen in vier Unterordnungen: ¡Aphaneropegmata¡, ¡Helicopegmata¡, ¡Ancistropegmata¡ und ¡Ancylopegmata¡. A. Unterordnung. #Aphaneropegmata.# Waagen. ¡Armgerüst fehlt.¡ 1. Familie. #Strophomenidae.# King. ¡Schale ungleichklappig. Schloßrand gerade, meist lang, darüber in jeder Schale eine dreieckige Area. Stielöffnung eine dreieckige Spalte unter dem Wirbel der Ventralschale, häufig durch ein Pseudodeltidium teilweise oder ganz geschlossen. Ventralschale mit zwei starken Schloßzähnen, welche den Schloßfortsatz der Dorsalschale umfassen. Muskeleindrücke kräftig.¡ Kambrium bis Lias. Hauptverbreitung in Silur und Devon. ¿Orthis¿ Dalm. (¡Hysterolithus¡ Aldr., ¡Orthambonites¡ Pander, Fig. 486-89). Schale vierseitig bis oval, meist radial gestreift oder gerippt. Beide Schalen entweder konvex oder die obere flach. Schloßrand gerade; Area jederseits mit offener Deltidialspalte. Die starken Schloßzähne der Ventralklappe und die Schloßplättchen der Dorsalklappe durch Zahnstützen getragen. Im Innern beider Klappen häufig ein Medianseptum vorhanden. Silur bis Perm. Im Silur allein über 400 Arten. Die Gattung ¡Orthis¡ wird von ~Hall~ und ~Clarke~ in 15 Subgenera (¡Plectorthis¡, ¡Hebertella¡, ¡Schizophoria¡, ¡Platystrophia¡, ¡Bilobites¡, ¡Dicoelosia¡, ¡Orthostrophia¡, ¡Dalmanella¡ etc.) zerlegt. Für die aus kambrischen Ablagerungen stammenden, ältesten Formen, bei denen die Deltidialspalte durch ein Pseudodeltidium geschlossen ist, werden die Gattungen ¿Billingsella¿, ¿Protorthis¿ und ¿Polytoechia¿ Hall aufgestellt. ¿Scenidium¿ Hall (¡Mystrophora¡ Kayser) Silur. Devon. [Illustration: Fig. 486. ¡Orthis¡ (¡Schizophoria¡) ¡striatula¡ Schloth. sp. Devon. Gerolstein, Eifel. ¡a¡ Von außen, ¡b¡ Dorsalschale von innen, nat. Größe, ¡c¡ Ventralschale von innen. ¡d¡ Steinkern von ¡Orthis¡ (¡Hysterolithus¡) ¡vulvaria¡ Schloth. aus dem Spiriferensandstein von Niederlahnstein, nat. Größe.] [Illustration: Fig. 487. ¡Orthis¡ (¡Dalmanella¡) ¡elegantula¡ Dalm. Ob. Silur. Gotland. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 488. ¡Orthis¡ (¡Dicodosia¡) ¡biloba¡ Lin. sp. Ob. Silur. Gotland. ¡a¡ Nat. Gr. ¡b¡ Kleine Schale von innen, vergr.] [Illustration: Fig. 489. ¡Orthis¡ (¡Platystrophia¡) ¡lynx¡ Eichw. Unter-Silur. Cincinnati, Ohio. Nat. Größe.] ¿Orthisina¿ d'Orb. (¡Clitambonites¡, ¡Pronites¡, ¡Hemipronites¡, ¡Gonambonites¡ Pander) (Fig. 490). Beide Schalen konvex, faserig; Area der Ventralschale hoch, das Pseudodeltidium von einer runden oder ovalen Stielöffnung durchbohrt. Zahnstützen der Ventralschale verwachsen und zu einem löffelförmigen, konkaven Fortsatz (Spondylium) des Schloßfortsatzes umgestaltet, welcher zur Befestigung von Muskeln dient und durch ein Medianseptum gestützt wird. Unt. Silur. [Illustration: Fig. 490. ¡a Orthisina ascendens¡ Pand. Unter-Silur. Pawlowsk bei St. Petersburg. Nat. Gr. ¡b¡, ¡c Orthisina squamata¡ Pahlen. Unter-Silur. Kuckers, Esthland. ¡b¡ Kleine Schale von innen, ¡c¡ große Schale von innen (nach ~Pahlen~).] ¿Strophomena¿ (Raf.) Blainv. (¡Rafinesquina¡ Hall) (Fig. 491). Schale punktiert, konvex-konkav, quer vierseitig bis halbkreisförmig, radial gestreift. Schloßrand gerade, lang, der größten Breite der Schale entsprechend. Ventralschale schwach konvex, Dorsalschale konkav. Beide Schalen mit Area, stark genähert, so daß nur ein enger Raum für die Weichteile übrig bleibt. Wirbel der großen Schale in der Jugend durchbohrt, später geschlossen und spitz; die dreieckige Stielspalte durch ein Pseudodeltidium geschlossen, Schloßzähne divergierend und durch Zahnplatten gestützt, die zwei großen Muskeleindrücke durch ein Medianseptum getrennt. Dorsalschale mit kurzem, zweilappigem Schloßfortsatz. Blutgefäßeindrücke, zuweilen auch Eindrücke der spiral eingerollten fleischigen Arme, namentlich im Innern der Ventralschale deutlich sichtbar. Sehr verbreitet in zahlreichen Arten im Silur, Devon und Karbon; die ältesten Vertreter dieser Gattung (¿Kutorgina¿ Billings, ¿Billingsella¿ Hall und Cl.) aus dem Kambrium sind nach ~Schuchert~ Vertreter besonderer Familien. [Illustration: Fig. 491. ¡a Strophomena¡ (¡Rafinesquina¡) ¡alternata¡ Conrad. Unter-Silur. Cincinnati, Ohio. Nat. Gr. ¡b Str. expansa¡ Sow. sp. Große Klappe von innen mit Muskel- und Gefäßeindrücken.] Das Subgenus ¿Leptagonia¿ (M'Coy Fig. 492) zeichnet sich durch querrunzlige Verzierung und durch die starke Umbiegung des Randes der Ventralschale aus; bei ¿Strophodonta¿ Hall (¡Douvillina¡ Oehlert) ist der Schloßrand fein gezähnt; bei ¿Strophonella¿ Hall der Rand der Dorsalschale umgebogen und die Ventralschale konkav. [Illustration: Fig. 492. ¡Strophomena¡ (¡Leptagonia¡) ¡rhomboidalis¡ Wahlenbg. Ob. Silur. Gotland. ¡a¡ Schale von vorn, ¡b¡ von der Seite, ¡c¡ Innenseite der kleinen Klappe.] [Illustration: Fig. 493. ¡Leptaena transversalis¡ Dalm. Ob. Silur. Gotland. ¡a¡ Schale von außen, ¡b¡ kleine Klappe von innen, nat. Größe, ¡c¡ große Klappe von innen. vergr. (¡A¡ Adductores, ¡R¡ Divaricatores.)] [Illustration: Fig. 494. ¡Orthothetes umbraculum¡ Schloth. sp. Devon. Gerolstein. Eifel. Nat. Größe.] ¿Leptaena¿ Dalm, emend. Davids. (¡Christiania¡ Hall, ¡Plectambonites¡ Pander) (Fig. 493) hat eine konvexe Ventral- und eine konkave Dorsalschale; der Schloßfortsatz der Oberschale ist dreilappig, die Muskeleindrücke sind tief, verlängert. Silur bis Karbon. ¿Leptella¿ Hall, ¿Leptaenisca¿ Beecher. Silur. ¿Tropidoleptus¿ Hall (Silur, Devon), ¿Vitulina¿ Hall (Devon). ¿Orthothetes¿ Fischer (¡Hipparionyx¡ Vanux.) (Fig. 494. 495). Schale bikonvex oder konvex-konkav, radial gestreift. Schloßrand sehr lang. Ventralschale etwas konkav, mit zurückgebogenem Wirbel, mäßig hoher Area und Pseudodeltidium. Dorsalschale konvex mit niedriger Area und Medianseptum. Silur bis Karbon. Das Subgenus ¿Streptorhynchus¿ King hat eine hohe Area in der Ventralschale, dagegen kein Medianseptum; der starke Schloßfortsatz der Dorsalklappe wird von zwei Septen gestützt, welche auch die Muskeleindrücke umgeben. Perm. ¡St. pelargonatus¡ Schloth. sp. ¿Derbyia¿ Waagen (Karbon bis Perm) unterscheidet sich von ¡Streptorhynchus¡ nur durch ein Medianseptum in der Ventralschale, bei ¿Meekella¿ White und St. John (Karbon) sind die Schloßzähne der Ventralschale durch starke Zahnplatten gestützt. [Illustration: Fig. 495. ¡Orthothetes crenistria¡ Phill. Kohlenkalk. Wexford. ¡a¡ Innerer Schloßrand der großen Schale, ¡b¡ kleine Schale von innen (¡A¡ und ¡A'¡ Adductores, ¡R¡ Divaricatores, ¡j¡ Schloßfortsatz, ¡d¡ Zahngruben). Nach ~Davidson~.] [Illustration: Fig. 496. ¡Davidsonia Bouchardiana¡ de Kon. Devon. Gerolstein. Eifel. Innenseite der größeren aufgewachsenen Klappe mit spiralen Anschwellungen. 2/1.] ¿Kayserella¿ Hall. Devon. Kleine Orthothetes ähnliche Schalen mit hoher Area. ¡K.¡ (¡Orthis¡) ¡lepida¡ Schnur. ¿Triplesia¿ Hall, ¿Mimulus¿ Barr, ¿Streptis¿ Dav. (Silur). ¿Davidsonia¿ Bouchard (Fig. 496.) Schale quer verbreitert, halbkreisförmig, beiderseits mit Area und Pseudodeltidium. Ventralschale aufgewachsen; im Innern zwei flach konische Spiraleindrücke (wahrscheinlich von fleischigen Armen) mit 5-6 Umgängen. Muskeleindrücke unmittelbar vor dem Schloß. Devon. ¿Cadomella¿ Mun.-Chalmas. Schale sehr flach oder konkav-konvex. Zwischen den zwei Stoßzähnen der Ventralschale ein napfförmiger Fortsatz zur Insertion der Divaricatoren. Ob. Lias. ¡C. Moorei¡ Davids. 2. Familie. #Productidae.# Gray. ¡Schale frei oder mit der gewölbten Unterschale festgewachsen; Dorsalschale flach oder konkav. Schloßrand gerade, lang. Oberfläche der Schale oder nur die Schnabelkanten mit hohlen Stacheln besetzt. Schloßzähne kräftig oder verkümmert; Schloßfortsatz vorragend. Muskeleindrücke mehr oder weniger tief; außerdem in der Dorsalschale zwei nierenförmige, außen durch eine erhabene Leiste begrenzte Eindrücke (Spiralarme?), denen im Innern der Ventralschale zuweilen schwache, spirale Eindrücke entsprechen.¡ Silur bis Perm. ¿Chonetes¿ Fischer (Fig. 497). Schale quer verlängert, halbkreisförmig, konkav-konvex. Beide Schalen mit Area und Pseudodeltidium. Ventralschale mit starken Schloßzähnen, die Schnabelkanten mit Röhren besetzt, welche mit dem Innern kommunizieren. Dorsalschale mit gespaltenem Schloßfortsatz und mehr oder weniger deutlichen, nierenförmigen Brachialeindrücken. Silur bis Perm. Subgenera: ¿Chonetina¿ Krotow, ¿Anoplia¿, ¿Chonostrophia¿, ¿Chonopectus¿ Hall, ¿Chonetella¿ Waagen. [Illustration: Fig. 497. ¡a Chonetes stratella¡ Dalm. sp. Ober-Silur. Gotland. Nat. Größe. ¡b Chonetes¡ sp. Innenseite der kleinen Schale, nat. Größe (nach ~Davidson~). ¡c Ch. sarcinulata¡ de Kon. Devon (Spiriferensandstein) von Koblenz. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 498. ¡Strophalosia Goldfussi¡ Münst. sp. Zechstein. Gera. ¡a¡ Exemplar in Vorderansicht. ¡b¡ Seitenprofil. ¡c¡ Steinkern mit Brachialeindrücken der kleinen Schale. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 499. ¡Productus horridus¡ Sow. Zechstein. Gera. 1/4 nat. Größe.] ¿Productella¿ Hall. Ventralschale hoch gewölbt, Dorsalschale konkav; beide Klappen mit niedriger Area. Ventralschale mit zwei Schloßzähnen und dreieckiger Deltidialspalte. Brachialeindrücke deutlich. Devon. [Illustration: Fig. 500. ¡a Productus semireticulatus¡ Martin. Kohlenkalk. Visé, Belgien. Nat. Größe. ¡b Productus giganteus¡ Mart. sp. Kohlenkalk. England. Innenseite der Dorsalschale (nach ~Woodward~). ¡c¡ und ¡d Pr. horridus¡ Sow. ¡c¡ kleine Schale von innen in nat. Größe aus dem Zechstein von Pößneck. (¡a¡ Adductores, ¡pr¡ Schloßfortsatz, ¡h¡ Schloßrand, ¡v¡ nierenförmige Brachialeindrücke). ¡d¡ Steinkern aus dem Zechstein von Sunderland, die Innenseite der großen Schale zeigend (¡A¡ Adductores, ¡R¡ Divaricatores).] ¿Strophalosia¿ King (¡Orthothrix¡ Geinitz, ¡Leptaenalosia¡ King) (Fig. 498). Schale konvex-konkav, mit hohlen Stacheln bedeckt; Schloßrand mäßig lang, gerade; darüber in jeder Klappe eine Area mit Pseudodeltidium. Ventralschale mit zwei Schloßzähnen, mit dem Wirbel aufgewachsen. ¿Productus¿ Sow. (¡Marginifera¡, ¡Daviesiella¡ Waagen) (Fig. 499, 500). Schale quer verlängert, konvex-konkav, mit röhrigen Stacheln oder kurzen, hohlen Fortsätzen bedeckt. Ventralschale hoch gewölbt, mit großem, eingekrümmtem Wirbel. Area linear, ohne Deltidialöffnung. Dorsalschale konkav oder flach. Schloßzähne verkümmert, selten kräftig (¡Daviesiella¡). Muskeleindrücke dendritisch. Brachialeindrücke deutlich. Ungemein häufig im Kohlenkalk und Perm. Bei dem Subgenus ¿Proboscidella¿ Oehlert ist die Ventralschale am Stirnrand röhrig verlängert und mit der Schnabelregion aufgewachsen; bei ¿Etheridgina¿ Oehlert ist die Ventralschale durch Stacheln auf Fremdkörpern, namentlich Crinoideenstielen, befestigt. ¿Aulosteges¿ Helmersen, ¿Aulacorhynchus¿ Dittmar. Karbon. 3. Familie. #Richthofeniidae.# Waagen. ¡Schale sehr ungleichklappig. Ventralschale verlängert kegelförmig, festgewachsen, häufig mit hohlen, röhrenartigen Fortsätzen bedeckt; der untere Teil durch ein zelliges, an die Böden der Tetrakorallen erinnerndes Kalkgewebe ausgefüllt; Schloßrand gerade, ohne Zähne. Muskeleindrücke vertieft, durch ein schwaches Septum getrennt. Oberschale deckelförmig, mit geradem Schloßrand und wohl entwickeltem Schloßfortsatz.¡ [Illustration: Fig. 501. ¡Richthofenia Lawrenciana¡ Waagen. Perm. Karbon. Salt Range, Ostindien. Vertikalschnitt durch die Ventralschale (nach ~Waagen~).] Die Gattung ¿Richthofenia¿ Waagen (Fig. 501) dieser höchst sonderbaren Familie, welche wahrscheinlich durch übermäßige Wucherung der äußeren Schalenschicht in der Ventralschale ihren korallenartigen Habitus erhalten hat, ist im oberen Karbon und Permokarbon von Ostindien, China und Sizilien verbreitet. ¿Scacchinella¿, ¿Megarhynchus¿ Gemmellaro. Permokarbon. Sizilien. 4. Familie. #Thecideidae.# Gray. ¡Meist kleine, ungleichklappige, aufgewachsene, seltener freie Schalen. Schloßrand gerade oder leicht gebogen. Ventralschale in der Regel mit dreieckiger Area und Pseudodeltidium, undurchbohrt oder mit kleinem Schnabelloch; häufig mit ganzer Fläche aufgewachsen. Die Adduktoren auf einem löffelartigen Fortsatz des Schloßrandes gelegen. Dorsalschale mit starkem Schloßfortsatz und breitem Rand, von welchem radiale Septen ausgehen; der Rand und die Septen sind entweder von einem vielfach durchbrochenen, aus ästigen Kalkstäbchen bestehenden Blatt umhüllt oder die Kalkspiculae finden sich in den Zwischenräumen der Septen angehäuft.¡ Permokarbon bis jetzt. [Illustration: Fig. 502. ¡Thecidea vermicularis¡ Schloth. sp. Oberste Kreide. Maestricht. Dorsalschale 2/1 (nach ~Suess~).] [Illustration: Fig. 503. ¡Thecidea mediterranea¡ Risso. Mittelmeer. Dorsalschale mit Armen von innen (nach ~Woodward~). 2/1.] [Illustration: Fig. 504. ¡Thecidea papillata¡ Schloth. Obere Kreide. Ciply, Belgien. ¡a¡ Ventralschale, ¡b¡ Dorsalschale von innen, 2/1 (nach ~Woodward~).] Die Thecideiden wurden früher mit den Megathyriden vereinigt und an die Terebratuliden angeschlossen. Sie besitzen jedoch kein Armgerüst (das Kalkblatt und die Spiculae der Dorsalschale werden vom Mantel ausgeschieden) und stehen in ihrem ganzen Bau den Strophomeniden nahe. Die Schalen bestehen aus einer dichten, von Kanälen durchbohrten Kalkschicht und einer äußeren Epidermis. Die typische Gattung ¿Thecidea¿ Defr. (¡Thecidium¡ Sow.) (Fig. 502-505) enthält meist kleine, zuweilen winzige Formen, die in der Trias beginnen. Die zahlreichsten Arten liefert die Kreide. ~Munier-Chalmas~ zerlegt die Gattung ¡Thecidea¡ hauptsächlich nach der Beschaffenheit der Dorsalschale in die Subgenera ¿Lacazella¿, ¿Thecidiopsis¿, ¿Thecidella¿, ¿Eudesella¿ und ¿Davidsonella¿. [Illustration: Fig. 505. ¡Thecidea digitata¡ Goldf. Grünsand. Essen a. d. R. ¡a¡ Ein vollständiges Exemplar von außen, ¡b¡ große Schale von innen, ¡c¡ kleine Schale von innen, nat. Größe.] [Illustration: Fig. 506. ¡Oldhamina decipiens¡ Waagen. Productuskalk. Salt Range, Ostindien. ¡a¡ Innenseite der ventralen, ¡b¡ der dorsalen Schale (nach ~Waagen~).] ¿Oldhamina¿ Waagen (Fig. 506). Schloßrand kurz, gerade, ohne Area. Ventralschale groß aufgewachsen, gewölbt, mit Medianseptum und zahlreichen, vom Rand schräg nach innen gerichteten Seitensepten. Dorsalschale rudimentär, aus einem schmalen Mittelstück bestehend, von welchem zahlreiche, schmale Seitenlappen ausgehen, welche sich zwischen die Septen der Ventralschale einfügen. Permokarbon. Indien und China. ¿Lyttonia¿ Waagen. Permokarbon. [Illustration: Fig. 507. ¡Pterophloios Emmrichi¡ Gümbel. Rhät. Kössen. Tyrol. Dorsalschale (nat. Größe).] ¿Pterophloios¿ Gümbel (Fig. 507). Ventralschale konzentrisch gestreift, gewölbt, aufgewachsen mit geradem Schloßrand und hoher Area. Dorsalschale flach, im Innern mit starkem, aus zwei vom Stirnrand ansteigenden Ästen zusammengesetztem Medianseptum und zahlreichen (8-10), von dem breiten Seitenrand fast rechtwinklig nach innen gerichteten Septen. Ob. Trias (Rhätische Stufe) der Alpen. B. Unterordnung. #Helicopegmata.# Waagen. ¡Armgerüst aus zwei spiral eingerollten Kalkbändern bestehend, die meist durch eine an die Crura befestigte Schleife miteinander verbunden sind.¡ Die Helicopegmata bilden, wie bereits ~Neumayer~ betonte, keine einheitliche, natürliche Abteilung, sondern enthalten Formen, die sich an verschiedene Unterordnungen der Artikulaten anschließen, von denen sie sich hauptsächlich durch vollständigere Entwickelung der distalen Teile des Armgerüstes auszeichnen. So entsprechen die Koninckiniden den Strophomeniden und Productiden, die Atrypiden den Rhynochonelliden, die Spirigeriden den Terebratuliden. 1. Familie. #Koninckinidae.# Davidson. ¡Kleine, konvex-konkave, faserige Schalen mit geradem Schloßrand und meist niedriger Area. Wirbel der Ventralschale mit kleiner, runder Stielöffnung oder undurchbohrt. Pseudodeltidium vorhanden. Brachialgerüst aus zwei an den Cruren angehefteten und durch eine kurze Querbrücke verbundenen, diplospiren Spiralbändern bestehend, welche sich zuerst nach außen umbiegen und einen mehr oder weniger flachen, mit der Spitze gegen die Ventralschale gerichteten Hohlkegel bilden.¡ Trias und Lias; hauptsächlich im alpinen Gebiet verbreitet. ¿Koninckina¿ Suess (Fig. 508). Schloßrand lang, gerade; Area sehr niedrig, Wirbel der Ventralschale stark eingekrümmt, häufig undurchbohrt. Trias. Lias. ¿Koninckella¿ Mun.-Chalm. Schloßrand mäßig lang, Area in beiden Schalen wohl entwickelt, mit Pseudodeltidium. Wirbel der Ventralschale durchbohrt. Trias. Lias. ¡K. liasina¡ Bouch. Chant. sp. ¿Koninckodonta¿ Bittner. Trias. ¿Amphiclina¿ Laube (? ¡Amphiclinodonta¡ Bittner)(Fig. 509). Schloßrand sehr kurz. Ventralschale mit geradem, durchbohrtem Wirbel, darunter Pseudodeltidium in der Area. Seiten- und Stirnrand der dorsalen Schale mit verdicktem Saum. Trias; selten im Lias. [Illustration: Fig. 508. ¡Koninckina Leonhardi¡ Wissm. sp. Obere Trias. St. Cassian, Tirol. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ vergrößert.] [Illustration: Fig. 509. ¡Amphiclina¡. Armgerüst restauriert (nach ~Bittner~).] [Illustration: Fig. 510. ¡Thecospira Haidingeri¡ Suess sp. Rhätische Stufe. Starhemberg, Niederösterreich. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡, ¡c¡ Armgerüst vergrößert (nach ~Zugmeyer~).] ¿Thecospira¿ Zugmeyer (Fig. 510). Schale klein, äußerlich wie ¡Thecidea¡. Ventralschale mit mäßig hoher Area, Pseudodeltidium und geradem, undurchbohrtem Wirbel. Spiralkegel der flachen Dorsalschale mit zahlreichen Umgängen. Trias (Rhät.) der Alpen. 2. Familie. #Atrypidae.# Dall. ¡Schale faserig, bikonvex. Schloßrand gebogen, ohne Area. Ventralschale mit runder Stielöffnung, darunter Deltidium. Armgerüst aus zwei einfachen spiralen Bändern bestehend, welche sich von den Cruren zuerst nach außen biegen, dem Außenrand folgen und dann Hohlkegel bilden, deren Spitzen gegen die Mitte der Dorsalschale konvergieren.¡ Silur. Devon. ¿Atrypa¿ Dalm. (¡Spirigerina¡ d'Orb., ¡Coelospira¡ Hall) (Fig. 511). Schale radial gerippt, seltener glatt. Ventralschale mit rundem Schnabelloch. Das Verbindungsband der zwei Spiralkegel heftet sich neben den Cruren an den ersten Umgang der spiralen Schleife an und ist gegen den Stirnrand V-förmig geknickt. Zahlreiche Arten im Silur und Devon. Subgenera: ¿Grünewaldtia¿, ¿Karpinskya¿ Tschernishew (Devon). ¿Zygospira¿ Hall (¡Anazyga¡ Davids, ¡Orthonomala¡ Hall, ¡Hallina¡ Schuchert) (Fig. 512). Wie ¡Atrypa¡, aber Spiralkegel stärker konvergierend, mit weniger Umgängen, das Verbindungsband ziemlich tief am ersten Umgang beginnend. Unt. Silur. ¿Glassia¿ Davids. (Fig. 513). Schale glatt, klein. Wirbel eingekrümmt. Ventralschale mit Medianseptum. Spitzen der Spiralkegel gegen das Centrum der Dorsalschale, ihre Basis nach außen gerichtet. Verbindungsbrücke wie bei ¡Atrypa¡. Silur. [Illustration: Fig. 511. ¡Atrypa reticularis¡ Lin. sp. Mittel-Devon. Gerolstein, Eifel. ¡a¡ Großes Exemplar von der Schnabelseite, ¡b¡ kleines Exemplar von vorn und von der Stirn. ¡c¡ Innere Ansicht der kleinen Klappe mit Spiralkegeln und Verbindungsschleife. ¡d¡ Große Schale von innen mit Muskel- u. Gefäßeindrücken (¡d¡ Deltidium, ¡a¡ Adductores, ¡c¡ Divaricatores, ¡p¡ Stielmuskeleindruck, ¡o¡ Ovarien).] [Illustration: Fig. 512. ¡Zygospira modesta¡ Hall. Unter-Silur. Cincinnati, Ohio. 3/1 (nach ~Hall~).] [Illustration: Fig. 513. ¡Glassia obovata¡ Sow. sp. Ober-Silur. Wenlock. England. Ventralschale aufgebrochen. 3/1 (nach ~Davidson~).] 3. Familie. #Spiriferidae.# King. ¡Schale bikonvex, faserig, seltener punktiert. Spiralkegel von innen nach außen aufgerollt; zuweilen diplospir, die Spitzen nach außen, die Basen nach innen gerichtet.¡ Silur bis Lias. Das Armgerüst der Spiriferiden besteht jederseits aus einem an die Crura befestigten und wie bei den Terebratuliden gegen den Stirnrand absteigenden Schleifenschenkel, dessen umgebogenes, distales Ende sich in der Richtung von innen nach außen spiral aufrollt. Die beiden Hohlkegel bleiben entweder getrennt oder sind in der Regel entweder durch ein einfaches Querbändchen oder durch zwei winklig zusammenstoßende und mit Fortsätzen versehene Lamellen verbunden. Diplospire Armgerüste kommen nur bei mesozoischen Gattungen vor. ¿Spirifer¿ Sow. (¡Trigonotreta¡ Koenig, ¡Delthyris¡ Dalm.) (Fig. 514). Schale faserig, radial gefaltet oder gestreift. Ventralschale mit mäßig hoher Area, starken Zahnstützen, die Deltidialspalte nur teilweise vom Pseudodeltidium verschlossen. Die Querbrücke zwischen den zwei einfachen Spiralkegeln nicht geschlossen, sondern aus zwei kurzen, spornförmigen, sich nicht berührenden Fortsätzen der absteigenden Schenkel bestehend. Außerordentlich häufig im Silur, Devon und Karbon. Subgenera: ¿Martinia¿ M'Coy, ¿Verneuilia¿ Hall und Cl. (Devon, Karbon), ¿Martiniopsis¿ Waagen, ¿Syringothyris¿ Winchell (Karbon), ¿Reticularia¿ M'Coy (Silur bis Karbon), ¿Suessia¿ Desl. (Lias). ¿Spiriferina¿ d'Orb. (¡Mentzelia¡ Quenst.) (Fig. 515). Schale punktiert, Ventralschale mit starken Zahnstützen und hohem Medianseptum. Spiralkegel einfach, durch einfaches Querband verbunden. Karbon bis Lias. ¿Cyrtia¿ Dalm. (Fig. 516). Wie ¡Spirifer¡, aber Area der Ventralschale ungemein hoch mit Pseudodeltidium, worin eine runde Stielöffnung. Silur. [Illustration: Fig. 514. ¡a¡ ¡Spirifer striatus¡ Sow. Kohlenkalk. Irland. Schale aufgebrochen mit Armgerüst, 3/4 nat. Größe (nach ~Davidson~). ¡b¡ ¡Spirifer speciosus¡ Schloth. sp. Devon. Gerolstein, Eifel. Nat. Größe. ¡c¡ ¡Spirifer macropterus¡ Goldf. sp. Steinkern. Devon (Grauwackensandstein). Coblenz. Nat. Größe. ¡d¡ ¡Spirifer Mosquensis¡ Vern. Kohlenkalk. Miatschkowo bei Moskau. ¡e¡ Desgleichen, große Schale von innen, nat. Größe. (¡d¡ Pseudodeltidium, ¡x¡ Zahnstützen.)] [Illustration: Fig. 515. ¡Spiriferina rostrata¡ Sow. sp. Mittlerer Lias von Ilminster. Nat. Größe (nach ~Davidson~).] [Illustration: Fig. 516. ¡Cyrtia exporrecta¡ Dalm. Ob. Silur. Gotland. Nat. Größe.] ¿Cyrtina¿ Davids. (¡Cyrtotheca¡ Bittner) (Fig. 517). Schale punktiert, äußerlich wie ¡Cyrtia¡, aber Zahnstützen der Ventralschale in einem Medianseptum vereinigt; die Spiralkegel durch eine V förmige Querbrücke verbunden, ihre Spitzen nach außen und hinten gerichtet. Silur bis Trias. [Illustration: Fig. 517. ¡a¡ ¡Cyrtina heteroclyta¡ Defr. sp. Devon. Gerolstein, Eifel. Nat. Größe. ¡b¡ Schale aufgebrochen mit Armgerüst, 3/2 (nach ~Davidson~). ¡c¡ ¡Cyrtina carbonaria¡ M'Coy. Kohlenkalk. Kendal, Irland. Nat. Größe. Große Schale von innen. Das Pseudodeltidium ist weggebrochen, so daß die Zahnplatten und das Medianseptum deutlich zu sehen sind.] [Illustration: Fig. 518. ¡Uncites gryphus¡ Schloth. Devon. Bensberg bei Köln. Nat. Größe.] ¿Uncites¿ Defr. (Fig. 518). Schale faserig, gestreift. Ventralschale mit weit vorragendem Wirbel, Schloßrand gebogen, kurz. Deltidialplatten zusammenstoßend, tief konkav. Spiralkegel durch einfache Querbrücke verbunden. Devon. ¿Daya¿ Dav. (Fig. 519). Ob. Silur. [Illustration: Fig. 519. ¡Daya navicula¡ Sow. sp. Ober-Silur. Ludlow, Shropshire. 2-1/2 mal vergrößert (nach ~Davidson~).] [Illustration: Fig. 520. ¡Nucleospira pisum¡ Sow. Ob. Silur. Wenlock, England. ¡a¡ Dorsalschale von innen mit Armgerüst. ¡b¡ Beide Schalen mit Armgerüst, vertikal durchgeschnitten, vergrößert, 5/2 (nach ~Davidson~).] [Illustration: Fig. 521. ¡a¡, ¡b¡ ¡Retzia¡ (¡Ptychospira¡) ¡ferita¡ v. Buch. Devon. Gerolstein, Eifel. Nat. Größe. ¡c¡, ¡d¡ ¡Retzia¡ (¡Rhynchospira¡) ¡Salteri¡ Dav. Ober-Silur. Wenlock, Shropshire. ¡c¡ Dorsalschale mit Armgerüst von innen, ¡d¡ beide Schalen mit Armgerüst in der Mitte durchgeschnitten, 3/1 (nach ~Davidson~).] [Illustration: Fig. 522. ¡Retzia¡ (¡Trematospira¡) ¡hirsuta¡ ~Hall~. Devon. Louisville, Kentucky. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe, ¡b¡ desgl. mit Armgerüst, ¡c¡ Schloßrand der großen, ¡d¡ der kleinen Klappe, vergrößert. (Nach ~J. Hall~.)] ¿Nucleospira¿ Hall (Fig. 520). Schale glatt, punktiert Schloßrand gebogen. Ventralschale mit spitzem, eingekrümmtem Wirbel, darunter die Stielöffnung; beide Schalen mit Medianseptum. Crura nach innen gebogen, die daran befestigten, absteigenden Schenkel der einfachen Spiralkegel anfänglich wieder gegen den Schloßrand zurückgekrümmt, das Verbindungsband aus zwei von den Schleifenarmen ausgehenden, gegen die Ventralschale konvergierenden und in spitzem Winkel zusammenstoßenden Armen bestehend. Silur. Devon. [Illustration: Fig. 523. ¡Retzia¡ (¡Plicigera¡) ¡trigonella¡ Schloth. sp. Muschelkalk. Recoaro, Ober-Italien. (Nat. Größe.)] ¿Retzia¿ King (¡Acambona¡ White, ¡Trigeria¡ Bayle, ¡Uncinella¡ Waagen, ¡Trematospira¡, ¡Parazyga¡, ¡Rhynchospira¡, ¡Eumetria¡, ¡Hustedia¡ Hall) (Fig. 521, 522). Schale radial gerippt. Ventralschale mit vorragendem, durchbohrtem Wirbel, darunter Deltidium; Schloßrand kurz, gebogen. Spiralkegel einfach. Silur bis Trias. Subgenera: ¿Hindella¿ Dav. (Silur). ¿Plicigera¿ Bittner (Fig. 523). Schale faserig, radial gerippt oder gefaltet. Trias. ¿Didymospira¿ Salomon (¡Pexidella¡, ¡Diplospirella¡, ¡Euractinella¡, ¡Anisactinella¡ Bittner). Wie Retzia, aber Spiralkegel diplospir. Alpine Trias. [Illustration: Fig. 524. ¡Spirigera concentrica¡ v. Buch sp. Devon. ¡a¡ Exemplar mit teilweise zerbrochener kleiner Schale, ¡b¡ Innenansicht der kleinen Schale mit Spiralkegeln (nat. Größe), ¡c¡, ¡d¡ Armgerüst von vorne und von der Seite (nach ~Davidson~).] [Illustration: Fig. 525. ¡Spirigera oxycolpos¡ Emmrich sp. Rhätische Stufe. Kössen. Verbindungsapparat der beiden Spiralkegel (nach ~Zugmeyer~).] [Illustration: Fig. 526. ¡Meristina tumida¡ Dalm. sp. Ober-Silur. Gotland. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Inneres der großen Schale. ¡c¡ Fragment der kleinen Schale von innen mit wohlerhaltenem Schloßrand und Medianseptum.] [Illustration: Fig. 527. ¡Merista herculea¡ Barr. sp. Unt. Devon (F^2). Konieprus, Böhmen. ¡a¡ Große Schale von der Rückseite in der Nähe des Schnabels aufgebrochen, um den »Schuhheber« sichtbar zu machen. Nat. Größe. ¡b¡ Schale aufgebrochen, mit den Mediansepten, die Spiralkegel fehlen (nach ~Barrande~). ¡c¡, ¡d¡ Armgerüst von vorne und von der Seite, etwas vergrößert (nach ~Davidson~).] ¿Spirigera¿ d'Orb. (¡Athyris¡, ¡Seminula¡ M'Coy) (Fig. 524, 525). Schale faserig, glatt oder konzentrisch verziert. Schloßrand gebogen, ohne Area. Wirbel der Ventralschale wenig vorragend mit rundem Schnabelloch, Deltidium verkümmert. Die Schloßzähne durch Zahnplatten gestützt. Schloßplatte der Dorsalschale von einer runden Öffnung durchbohrt, Medianseptum fehlend oder schwach entwickelt. Crura nach innen konvergierend; die daran befestigten Schenkel der einfachen Spiralkegel biegen sich zuerst nach hinten und dann erst gegen den Stirnrand um. Die Verbindung beider Kegel wird durch zwei von den absteigenden Schenkeln ausgehende Fortsätze bewerkstelligt, die sich zu einer schildförmigen Medianscheibe vereinigen; von dieser entspringt ein medianer, nach hinten und gegen die Ventralschale gerichteter Stab, der zwei divergierende, anfänglich rückwärts gerichtete und dann umgebogene Äste aussendet. Silur bis Trias. Hauptverbreitung in Devon und Karbon. Jüngste Art (¡Sp. oxycolpos¡ Emmr.) im Rhät. Subgenera: ¿Actinoconchus¿ M'Coy (Karbon), ¿Cleiothyris¿ King (Karbon, Perm), ¿Spirigerella¿ Waagen (Karbon), ¿Amphitomella¿, ¿Dioristella¿ Bittner (Trias). ¿Anoplotheca¿ Sandb. (¡Bifida¡ Dav.) Devon. ¿Charionella¿ Billings.? ¿Clorinda¿ Barr (Silur). ¿Meristina¿ Hall, (¡Whitfieldia¡ Dav.) (Fig. 526). Schale glatt, bikonvex. Schnabel in der Jugend durchbohrt, später geschlossen, stark gekrümmt. Schloßrand gebogen, ohne Area. Ventralschale mit starken, verlängerten Zahnplatten, Dorsalschale mit Medianseptum. Die Verbindung der beiden einfachen Spiralkegel wird durch zwei nach der Ventralschale gerichtete, konvergierende Stäbe hergestellt, welche nach ihrer Vereinigung jederseits ein ringförmiges, geschlossenes Band absenden. Silur. ¿Merista¿ Suess (¡Camarium¡ Hall). (Fig. 527.) Wie vorige, jedoch die verlängerten Zahnplatten der Ventralschale durch eine gewölbte Platte (Schuhheber) verbunden. ¿Meristella¿ Hall. (¡Charionella¡ Billings, ¡Gonocoelia¡ Hall) Devon. C. Unterordnung. #Ancistropegmata.# Zitt. (¡Campylopegmata¡ p. p. Waagen.) ¡Armgerüst aus zwei einfachen, gekrümmten Haken (Crura) bestehend.¡ 1. Familie. #Porambonitidae.# Davidson. ¡Beide Schalen hochgewölbt. Schloßrand kurz, gerade, mit niedriger, dreieckiger Area. Stielöffnung eine dreieckige Deltidialspalte. Schloßzähne der ventralen und Schloßplatten der dorsalen Schale durch Zahnplatten gestützt. Crura kurz.¡ Silur bis Karbon. ¿Porambonites¿ Pand. (Fig. 528). Beide Schalen hochgewölbt, fast gleich groß, glatt; die Oberfläche mit vertieften Grübchen bedeckt. Area niedrig, Schloßrand kurz. Stielöffnung die Wirbel beider Schalen durchbohrend. Ventralklappe mit starken Schloßzähnen und zwei konvergierenden, in einem kurzen Medianseptum vereinigten Zahnplatten. Dorsalschale mit zwei getrennten Zahnplatten. Unt. Silur. [Illustration: Fig. 528. ¡Porambonites aequirostris¡ Schloth. sp. Unter-Silur (Vaginatenkalk). St. Petersburg. ¡a¡, ¡b¡, ¡c¡ Schale in nat. Größe, von der Stirn, von der Seite und von vorne, ¡d¡ Oberfläche mit Grübchen, vergrößert. ¡e¡ Innenseite der ventralen, ¡f¡ der dorsalen Klappe.] ¿Enteletes¿ Fisch. (¡Syntrielasma¡ Meek). Beide Klappen radial gefaltet oder gestreift, hochgewölbt. Ventralschale mit hohem Medianseptum zwischen den beiden konvergierenden Zahnplatten. Zahnplatten der Dorsalschale divergierend. Karbon. Perm. ¿Camarella¿ Billings, ¿Parastrophia¿ Hall und Cl., ¿Noetlingia¿ Hall und Cl. Unt. Silur. 2. Familie. #Pentameridae.# M'Coy. ¡Schale faserig. Schloßrand gebogen, ohne Area. Ventralschale mit dreieckiger Deltidialspalte unter dem Wirbel. Schloßzähne der ventralen und Schloßplatten der dorsalen Klappe durch starke Zahnplatten gestützt, die der Dorsalschale zu einem hohen Medianseptum vereinigt. Crura mehr oder weniger verlängert.¡ Silur bis Perm. ¿Pentamerus¿ Sow. (Fig. 529, 530). Meist große oder mittelgroße Formen, mit hochgewölbter Ventralschale und stark eingekrümmtem, vorragendem Wirbel. Das hohe Medianseptum der Ventralschale besteht aus zwei dicht nebeneinander liegenden Blättern, die sich beim Zerschlagen der Schalen leicht voneinander ablösen. Häufig in Silur und Devon. [Illustration: Fig. 529. ¡Pentamerus conchidium¡ Dalm. Ober-Silur. Gotland. ¡a¡ Exemplar in natürlicher Größe. ¡b¡ Schnabel mit erhaltenem Deltidium. ¡c¡ Inneres der kleinen Schale. ¡d¡ Inneres der großen Schale. (¡x¡ Zahnstützen, ¡s¡ Medianseptum der Ventralschale, ¡b¡, ¡c¡ Zahnplatte, ¡s¡ septaartige Stützen.)] [Illustration: Fig. 530. ¡a-c Pentamerus galeatus¡ Dalm. sp. Devon. Gerolstein, Eifel. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe von vorn, ¡b¡ dasselbe, Stirnansicht. ¡c¡ Durchschnitt unterhalb des Schloßrandes. ¡d¡ Längsdurchschnitt in der Mittellinie von ¡Pentamerus Knightii¡ Sow. 1/2 nat. Größe. Ob. Silur. (Bedeutung der Buchstaben bei ¡c¡ wie in Fig. 529.)] Subgenera: ¿Conchidium¿ Linné, ¿Pentamerella¿, ¿Gypidula¿, ¿Amphigenia¿ Hall, ¿Sieberella¿ Oehlert, ¿Stricklandinia¿ Bill. Silur. Devon. ¿Camarophoria¿ King (¡Stenoschisma¡ Dall) (Fig. 531). Wirbel der Ventralschale wenig vorragend. Die Zahnplatten in beiden Klappen konvergierend und durch Mediansepten gestützt. Crura lang, dünn. Karbon. Perm. [Illustration: Fig. 531. ¡a-c Camarophoria Schlotheimi¡ v. Buch. Zechstein. Gera. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Steinkern. ¡c¡ Inneres einer Schale, vergrößert (¡pr¡ Schloßfortsatz, ¡c¡ Crura, ¡x¡ Zahnplatten der großen, ¡g¡ Zahnplatten der kleinen Klappe, ¡s¡ und ¡s'¡ Mediansepta).] 3. Familie. #Rhynchonellidae.# Gray. ¡Schale faserig, selten punktiert, bikonvex. Schloßrand gebogen, selten gerade. Stielöffnung unter dem spitzen Wirbel vom Deltidium umgeben oder begrenzt. Zahnstützen fehlen oder schwach entwickelt.¡ Silur bis Jetztzeit. ¿Rhynchonella¿ Fisch. (¡Hypothyris¡ Phill., ¡Cyclothyris¡ M'Coy) (Fig. 532 bis 535). Schale faserig, meist radial gerippt oder gefaltet, Stirnrand mit Wulst und Bucht. Schloßrand gebogen, ohne Area. Ventralschale mit spitzem Wirbel, die runde Stielöffnung ganz oder teilweise vom Deltidium umgeben; Schloßzähne von kurzen divergierenden Zahnplatten gestützt. Dorsalschale mit kurzen Cruren und häufig mit schwach entwickeltem Medianseptum. Silur bis Jetztzeit, gegen 600 Arten beschrieben, die meisten aus Trias, Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 532. ¡Rhynchonella¡ (¡Hemithyris¡) ¡psittacea¡ Lam. sp. Recent. Mittelmeer, nat. Gr.] [Illustration: Fig. 533. ¡A¡ ¡Rhynchonella loxia¡ Fisch. Ob. Jura. Moskau. ¡a¡, ¡b¡, ¡c¡ Beschaltes Exemplar, ¡d¡ Steinkern, nat. Größe. ¡B¡ ¡Rhynchonella quadriplicata¡ Quenst. Brauner Jura. Bopfingen, Württemberg.] Diese äußerst formenreiche Gattung ist in zahlreiche Subgenera zerlegt worden, indem der Name ¿Rhynchonella¿ s. str. auf die Formen mit Deltidium amplectens, Zahnstützen in der Ventralschale und schwachem Medianseptum in der Dorsalschale beschränkt wird. Bei ¿Hemithyris¿ d'Orb. ist ein schwach entwickeltes Deltidium sectans vorhanden; ¿Acanthothyris¿ d'Orb. (Jura) hat röhrenartige Fortsätze auf der Oberfläche, ¿Rhynchopora¿ King (Perm) punktierte Schale, ¿Halorella¿ Bittner (Trias) scharfe Schnabelkanten, ¿Austriella¿ Bittner (Trias) glatte Oberfläche, kleinen Wirbel und ohrenartige Verlängerungen des Schloßrandes, ¿Norella¿ Bittner (Trias) eine Stirnbucht in der Dorsalschale. ¿Peregrinella¿ Oehlert (Neocom) ist sehr groß, ohne Stirnsinus, radial gerippt mit geradem Schloßrand und niedriger Area. Bei ¿Eatonia¿ Hall (Silur) und ¿Terebratuloidea¿ Waagen (Karbon) fehlen die Zahnplatten in der Ventralschale; die erstere hat gespaltene Crura, die zweite ein Deltidium sectans. [Illustration: Fig. 534. ¡a¡ ¡Rhynchonella vespertilio¡ Brocchi. Ob. Kreide. Villedieu, Touraine. Nat. Größe. ¡b¡ Innere Ansicht der kleinen Schale von ¡Rhynchonella lacunosa¡ Schloth. sp. von Engelhardsberg, Franken.] [Illustration: Fig. 535. ¡Rh.¡ (¡Acanthothyris¡) ¡spinosa¡ Schloth. sp. Brauner Jura. Auerbach, Oberpfalz.] ¿Rhynchotrema¿, ¿Rhynchotreta¿ Hall. Silur, Devon. ¿Uncinulus¿ Bayle, ¿Wilsonia¿ Kayser. Silur. Devon. ¿Rhynchonellina¿ Gemmellaro. Oberfläche fein radial gestreift, Schloßrand gerade, mit niedriger Area und Deltidium sectans. Crura ungemein lang. Medianseptum der Dorsalschale schwach. Lias. Jura. ¿Dimerella¿ Zitt. Schloßrand gerade, Area dreieckig, Deltidium sectans. Septum der Dorsalschale sehr hoch, bis zur Ventralschale reichend. Trias. D. Unterordnung. #Ancylopegmata.# Zitt. (¡Ancylobrachia¡ Gray, ¡Campylopegmata¡ p. p. Waagen.) ¡Armgerüst bildet eine an die Crura befestigte Schleife. Schale stets punktiert.¡ 1. Familie. #Stringocephalidae.# King. ¡Schale groß, bikonvex, fast kreisförmig, glatt. Ventralschale mit spitzem, vorragendem Schnabel, darunter die vom Deltidium begrenzte Stielöffnung. Schloßrand gebogen. Ventralschale mit hohem Medianseptum. Dorsalschale mit ungewöhnlich starkem und langem Schloßfortsatz, welcher mit seinem gespaltenen distalen Ende das Ventralseptum umfaßt. Brachialschleife an lange Crura angeheftet, zuerst nach hinten gerichtet und dann dem Außenrand der Schale folgend, breit, mit radialen, nach innen gerichteten Fortsätzen.¡ [Illustration: Fig. 536. ¡Stringocephalus Burtini¡ Defr. Devon. Paffrath bei Köln. ¡a¡ Exemplar 2/3 nat. Größe. ¡b¡ Stark verkleinerte Schale mit Armgerüst und Mediansepten von der Seite. ¡c¡ Junges Exemplar mit großer Schnabelöffnung und den drei Deltidialstücken. ¡d¡ Inneres der kleinen Schale in nat. Größe, etwas restauriert. (¡pr¡ Schloßfortsatz, ¡d¡ Zahngruben, ¡c¡ Crura, ¡l¡ Schleife, ¡s¡ Medianseptum, ¡a¡ Adductores.) Nach ~Suess~.] Die einzige Gattung ¿Stringocephalus¿ Defr. (Fig. 536) findet sich ausschließlich im Devon. 2. Familie. #Megathyridae.# Oehlert. ¡Schale klein, mit geradem Schloßrand und dreieckiger Area in beiden Klappen. Stielöffnung groß, auf die Dorsalschale übergreifend. Deltidium discretum. Ventralschale mit hohem Medianseptum, Dorsalschale mit Medianseptum, zuweilen auch mit mehreren Radialsepten. Brachialschleife dem Außenrand der Schale folgend.¡ Jura bis Jetztzeit. ¿Megathyris¿ d'Orb. (¡Argiope¡ Desl.) (Fig. 537). Dorsalschale mit Medianseptum und jederseits zwei radialen Septen. Jura und Jetztzeit. [Illustration: Fig. 537. ¡Megathyris¡ (¡Argiope¡) ¡decollata¡ Chem. sp. Mittelmeer. Inneres der kleinen Schale, stark vergrößert (4/1). Nach ~Davidson~.] [Illustration: Fig. 538. ¡Cistella bilocularis¡ Deslongch. sp. Cenoman. La Manche. Nat. Größe.] ¿Cistella¿ Gray (Fig. 538). Dorsalschale mit einfachem Medianseptum. Kreide bis Jetztzeit. ¿Zellania¿ Moore. Lias. ¿Gwynia¿ King. Recent. 3. Familie. #Terebratulidae.# King. ¡Schale punktiert. Schloßrand gebogen, seltener gerade. Schnabel der Ventralschale mit runder Stielöffnung, darunter Deltidium sectans. Armgerüst eine gegen den Stirnrand gerichtete Schleife.¡ Silur bis jetzt. ¿Terebratula¿ Klein (¡Liothyris¡ Douvillé) (Fig. 539-544). Schale glatt, selten gerippt, am Stirnrand der Dorsalschale häufig mit einer von zwei Falten begrenzten Bucht (Biplicatae); Schnabelkanten gerundet. Brachialschleife kurz, die distalen Spitzen der Crura niemals zu einer geschlossenen Querbrücke verwachsen. Devon bis jetzt; Hauptverbreitung in Trias, Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 539. ¡Terebratula vitrea¡ Linn. sp. Mittelmeer. (Nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 540. ¡Terebratula¡ (¡Glossothyris¡) ¡nucleata¡ Schloth. Ob. Jura. Engelhardsberg, Franken. (Nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 541. ¡Terebratula Phillipsi¡ Morris. Mittlerer Jura, Egg bei Aarau. Nat. Gr.] [Illustration: Fig. 542. ¡Terebratula¡ (¡Dielasma¡) ¡elongata¡ Schloth. Zechstein. Humbleton, England. ¡a¡ Exemplar in nat. Größe. ¡b¡ Innere Ansicht mit Armgerüst, stark vergrößert. (Nach ~Davidson~.)] [Illustration: Fig. 543. ¡Terebratula¡ (¡Pygope¡) ¡diphya¡ Colonna. Tithon. Trient. Süd-Tirol. (Nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 544. ¡Terebratula¡ (¡Dictyothyris¡) ¡coarctata¡ Park. Groß-Oolith. Bath. England. ¡a-c¡ Nat. Größe, ¡d¡ Oberfläche vergrößert. (Nach ~Davidson~.)] [Illustration: Fig. 545. ¡Terebratulina substriata¡ Schloth. sp. Ober-Jura. Nattheim, Württemberg. Nat. Größe.] Die außerordentlich große Menge von Arten hat auch hier Veranlassung zur Errichtung zahlreicher Subgenera gegeben. ¿Dielasma¿ King (Fig. 541) enthält die ältesten Terebrateln aus Devon, Karbon und Perm und zeichnet sich durch starke Zahnstützen in der Ventralschale und meist durch ein schwaches Medianseptum in der Dorsalschale aus; ¿Dielasmina¿ und ¿Hemiptychina¿ Waagen (Permo-Karbon) haben gefaltete Schale und Zahnstützen. ¿Rhaetina¿ Waagen (Rhät) ist biplikat, hat nur in der Dorsalschale Zahnstützen und ein schwaches dorsales Medianseptum; bei ¿Zugmeyeria¿ Waagen (Rhät) finden sich Zahnstützen in der Ventralschale. ¿Dictyothyris¿ Douv. (Fig. 544) hat radial gestreifte und mit hohlen Fortsätzen bedeckte Schale. ¿Pygope¿ Link (¡Glossothyris¡ Douvillé) (Fig. 540, 543) enthält die mit ganz kurzem Armgerüst und Stirnsinus in der dorsalen Schale versehenen Formen, die zuweilen durch Zusammenwachsen der beiden Seitenflügel von einem Loch durchbohrt sind; sie entspricht der Gruppe der Nucleaten und Diphyen Quenstedts. ¿Terebratulina¿ d'Orb. (¡Agulhasia¡ King, ¡Disculina¡ Deslongch.) (Fig. 545). Schale schwach gewölbt, fein dichotom gestreift. Dorsalschale mit zwei ohrförmigen Ausbreitungen neben dem Wirbel. Brachialschleife sehr kurz, die Cruralfortsätze zu einer hinteren Querbrücke verbunden. Jura bis jetzt. [Illustration: Fig. 546. ¡Centronella glans-fagea¡ Hall. Devon. Erie County. ¡a¡, ¡b¡ Exemplar in nat. Größe, ¡c¡ Armgerüst vergr.] ¿Centronella¿ Bill. (Fig. 546). Schale glatt, selten gefaltet. Brachialschleife aus zwei absteigenden Bändern bestehend, welche sich distal etwas verbreitern und in einer schmalen vertikalen Medianplatte vereinigen. Devon. ¿Renssellaeria¿ Hall. Schale groß. Brachialschleife aus zwei knieförmig geknickten Bändern bestehend, die sich distal in einer langen, geraden, etwas ausgehöhlten Medianplatte vereinigen. Silur. Devon. ¿Newberria¿ Hall. Silur. Devon. ¿Juvavella¿, ¿Nucleata¿ Bittner. Trias. ¿Coenothyris¿ Douvillé (Fig. 547). Schale glatt, biplikat. Ventralschale mit Zahnplatten. Dorsalschale mit niedrigem Medianseptum. Die distalen Enden der mäßig langen Brachialschleife biegen sich rückwärts und vereinigen sich in einer freien schildförmigen Medianplatte. Trias. ¿Cryptonella¿ Hall, ¿Meganteris¿ Suess. Devon. [Illustration: Fig. 547. ¡a¡ ¡Coenothyris vulgaris¡ Schloth. sp. Muschelkalk. Würzburg. ¡b¡ Armgerüst, restauriert und vergrößert nach angeätzten Exemplaren von Recoaro (zum Teil nach ~Koschinsky~).] [Illustration: Fig. 548. ¿Waldheimia flavescens¿ Val. Recent. Australien. Innenansicht der kleinen Schale, etwas vergrößert.] ¿Waldheimia¿ King (¡Magellania¡ Bayle, ¡Neothyris¡ Douvillé) (Fig. 548). Schale glatt, seltener gerippt oder gefaltet. Dorsalschale mit Medianseptum. Brachialschleife lang, bis in die Nähe des Stirnrandes reichend, jederseits aus einem absteigenden und einem rücklaufenden Schenkel bestehend; die letzteren durch eine Querbrücke verbunden. Silur bis jetzt. Selten in paläozoischen, ungemein häufig in mesozoischen Ablagerungen. Auch diese Gattung wurde zum Teil auf Grund unerheblicher Verschiedenheiten in zahlreiche Subgenera zerlegt. ¿Eudesia¿ King (Dogger) zeichnet sich durch radial gerippte Schale, großes Schnabelloch und Zahnstützen in der Ventralschale aus. Bei ¿Zeilleria¿ Bayle (Trias, Jura, Kreide) (Fig. 549) stoßen zwei oder mehr schwache Falten der beiden Schalen symmetrisch am Stirnrand zusammen; bei ¿Aulacothyris¿ Douvillé (Trias, Jura) (Fig. 550) hat die Dorsalschale einen Mediansinus, bei ¿Antiptychina¿ Zitt. (Jura, Kreide) springt in dem Stirnsinus der Dorsalschale eine Medianfalte vor. Weitere Sektionen werden als ¿Flabellothyris¿, ¿Fimbriothyris¿, ¿Microthyris¿, ¿Epicyrta¿ Deslongch., ¿Plesiothyris¿ Douvillé, ¿Camerothyris¿, ¿Cruratula¿ Bittner etc. bezeichnet. ¿Hinniphoria¿ Suess. Tithon. [Illustration: Fig. 549. ¡Waldheimia¡ (¡Zeilleria¡) ¡lagenalis¡ Schloth. sp. Cornbrash. Rushdon. England. (Nat. Gr.) Nach ~Davidson~.] [Illustration: Fig. 550. ¡Waldheimia¡ (¡Aulacothyris¡) ¡resupinata¡ Sow. Mittl. Lias. Ilminster, England. (Nach ~Deslongchamps~.)] ¿Terebratella¿ d'Orb. (¡Ismenia¡ King, ¡Waltonia¡ Dav., ¡Magasella¡ Dall.) (Fig. 551). Schale radial gerippt oder glatt. Schloßrand gerade oder schwach gebogen mit niedriger Area. Brachialschleife wie bei ¡Waldheimia¡, jedoch die absteigenden Schenkel durch eine Querbrücke am Medianseptum befestigt. Lias bis jetzt. [Illustration: Fig. 551. ¡Terebratella dorsata¡ Lam. sp. Recent. Chile. Nat. Größe.] [Illustration: Fig. 552. ¡a Trigonosemus Palissyi¡ Woodw. Ob. Kreide. Ciply, Belgien. Nat. Größe. (Nach der Natur.) ¡b Trigonosemus elegans¡ Defr. Weiße Kreide. England. Inneres der kleinen Schale mit Armgerüst, vergrößert. (Nach ~Davidson~.)] [Illustration: Fig. 553. ¡Lyra Neocomiensis¡ d'Orb. Unt. Kreide. Morteau, Doubs. Nat. Größe.] ¿Trigonosemus¿ König (¡Fissurirostra¡ d'Orb.) (Fig. 552). Radial gerippt. Ventralschale mit eingekrümmtem Wirbel, winzigem Schnabelloch und hoher dreieckiger Area. Brachialapparat wie bei ¡Terebratella¡. Kreide. ¿Lyra¿ Cumberl. (¡Terebrirostra¡ d'Orb.) (Fig. 553). Wie vorige, jedoch Schnabel der Ventralschale stark verlängert, innerlich durch Zahnplatten abgeteilt. Kreide. ¿Megerlea¿ King (¡Mühlfeldtia¡ Bayle) (Fig. 554, 555). Schale meist radial gestreift oder gefaltet. Schloßrand gerade, mit niedriger Area. Die absteigenden Schenkel der Brachialschleife durch eine Brücke mit dem Medianseptum verbunden, die rücklaufenden Schenkel verbreitert und mit den absteigenden verwachsen. Jura bis jetzt. ¿Kingena¿ Davids. (Fig. 557). Schale glatt oder mit Grübchen bedeckt. Schloßrand gebogen, ohne Area. Ventralschalen mit Zahnstütze. Brachialschleife wie bei ¡Megerlea¡, jedoch rücklaufende Schenkel, meist nur an ihren distalen Enden mit absteigenden verwachsen. Jura. Kreide. [Illustration: Fig. 554. ¡Megerlea pectunculus¡ Schloth. sp. Ob. Jura. Engelhardsberg, Franken. ¡a¡, ¡b¡, ¡c¡ Exemplar in nat. Größe, ¡d¡ Armgerüst der kleinen Schale von der Seite. ¡e¡ von vorn, vergrößert.] [Illustration: Fig. 555. ¡Megerlea truncata¡ Gmel. sp. Mittelmeer. Kleine Schale mit Armgerüst. (¡pr¡ Schloßfortsatz, ¡d¡ Zahngruben, ¡s¡ Medianseptum, ¡c¡ Crura, ¡l¡ absteigender, ¡f¡ rückwärts gerichteter Ast der Schleife, ¡e¡ Verbindungsband der beiden Äste ¡f¡, ¡p¡ Querbrücken zum Septum.)] [Illustration: Fig. 556. ¡Magas pumilus¡ Sow. Weiße Kreide. Meudon bei Paris. ¡a¡, ¡b¡ Exemplare nat. Größe, ¡c¡, ¡d¡ Armgerüst vergrößert.] ¿Magas¿ Sow. (Fig. 556). Wie vorige, aber Armgerüst an einem sehr hohen, die Ventralschale erreichenden Medianseptum der Dorsalklappe befestigt. Kreide. [Illustration: Fig. 557. ¡Kingena lima¡ Defr. Kreide. England. Armgerüst vergrößert (nach ~Davidson~). ¡a¡ von der Seite, ¡b¡ von vorn (¡j¡ Schloßfortsatz, ¡d¡ Zahngruben, ¡s¡ Medianseptum, ¡c¡ Crura, ¡l¡ absteigender, ¡f¡ aufsteigender Ast der Armschleife, ¡r¡ Umbiegungsstelle der Schleife, ¡e¡ Verbindungsband, ¡p¡ Querbrücke zur Anheftung am Septum). ¡c¡ Exemplar aus dem Galeritenpläner von Salzgitter, nat. Größe. ¡d¡ Oberfläche vergr. ¡e¡, ¡f K. Friesenensis¡ Schrüfer sp. Ob. Jura. Gruibingen. Württemberg. Nat. Größe.] Subgenera: ¿Rhynchora¿ Dalm., ¿Rhynchorina¿ Oehlert,? ¿Mannia¿ Dewalque. Kreide. Die Gattungen ¿Kraussina¿, ¿Bouchardia¿ Davids., ¿Platidia¿ Costa, ¿Dyscolia¿ Fischer existieren noch jetzt. Zeitliche und räumliche Verbreitung der Brachiopoden. Durch Häufigkeit, weite räumliche, lange zeitliche Verbreitung und günstige Erhaltung nehmen die Brachiopoden eine ganz hervorragende Stellung unter den fossilen Resten von Wirbellosen ein und liefern eine große Menge der wichtigsten geologischen Leitfossilien. Ihre Schalen bestehen, abgesehen von den hornig-kalkigen Formen, aus Kalkspat und widerstehen den zerstörenden Einflüssen des Fossilisationsprozesses besser als die größtenteils aus Aragonit bestehenden Schalen der Mollusken. Allerdings wird der Wert der Brachiopoden als Leitfossilien durch die große Ähnlichkeit der Arten ein und derselben Gattung, sowie durch die Schwierigkeit, manche Genera ohne Kenntnis ihres inneren Baues richtig zu bestimmen, etwas herabgedrückt. Von den beiden großen Abteilungen sind die Inarticulaten entschieden die älteren, doch treten vereinzelte Repräsentanten der Articulaten (¡Billingsella¡, ¡Orthisina¡, ¡Camarella¡) auch schon in kambrischen Ablagerungen auf und machen es wahrscheinlich, daß die beiden Gruppen unabhängig voneinander sich weiter entwickelt haben und wenigstens nicht durch bekannte Bindeglieder miteinander zusammenhängen. Im untersten ~Kambrium~ (Olenellus-Schichten) sind bereits zehn Brachiopoden-Genera vorhanden, die sich über Nordamerika und Europa verbreiten. Ihre Zahl steigt erheblich im oberen Kambrium, und im ~Silur~ erreichen die Brachiopoden mit ca. 2600 Arten den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Nordamerika, Europa (Böhmen, Großbritannien, Schweden, Rußland, Portugal) sind die Hauptgebiete für silurische Brachiopoden; doch liefern auch Südamerika, Australien, China und Ostsibirien zahlreiche Formen. Das ~Devon~ bleibt an Brachiopodenreichtum nur wenig hinter dem Silur zurück, obwohl eine erhebliche Anzahl von Gattungen, namentlich aus der Gruppe der Inarticulaten, bereits verschwunden sind. Die Eifel, Rheinland-Westfalen, der Harz, Belgien, Devonshire, Boulogne sur Mer, Cabrière in den Cevennen, Asturien und der Ural sind die Hauptfundstätten in Europa, während in Asien China, in Nordamerika die nördlichen Vereinigten Staaten und Canada die größte Menge devonischer Brachiopoden liefern. Der ~Kohlenkalk~ von Europa, Nordamerika, Ostasien und die sogenannten Permo-Karbon-Ablagerungen der Salt-Range-Kette und Armeniens sind ungemein reich an Brachiopoden, unter denen die Productiden, Strophomeniden, Spiriferiden und Rhynchonelliden vorherrschen. Im ~Zechstein~ sinkt die Zahl der Brachiopoden in Europa auf ca. 30 Arten herab; dagegen erlangen in der alpinen ~Trias~ die Terebratuliden, Rhynchonelliden, Koninckiniden und Spiriferiden eine mächtige Entwicklung. In ~Jura~ und ~Kreide~ herrschen Terebratuliden, Rhynchonelliden und Thecideiden fast ausschließlich, und namentlich die beiden ersten Familien sind durch eine erstaunliche Fülle von Arten vertreten; die Spiriferiden und Koninckiniden sterben im Lias aus. Im ~Tertiär~ macht sich ein gewaltiger Rückgang bemerkbar. Die daselbst vorkommenden Arten gehören fast ausschließlich zu noch jetzt existierenden Gattungen und überragen an Zahl nur wenig die der Jetztzeit, so daß sie für den Geologen alle praktische Bedeutung verlieren. #Zeitliche Verbreitung der Brachiopoden.# +--------------------------+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+ | | K | S | D | K | P | T | J | K | P | N | J | | | a | i | e | a | e | r | u | r | a | e | e | | | m | l | v | r | r | i | r | e | l | o | t | | | b | u | o | b | m | a | a | i | ä | g | z | | | r | r | n | o | | s | | d | o | e | t | | | i | | | n | | | | e | g | n | z | | | u | | | | | | | | e | | e | | | m | | | | | | | | n | | i | | | | | | | | | | | | | t | +--------------------------+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+ | ¡#I. Inarticulata.#¡ | | | | | | | | | | | | | ¡1. Obolidae¡ |===|== | | | | | | | | | | | ¡2. Lingulidae¡ | |===|===|===|===|===|===|===|===|===|===| | ¡3. Trimerellidae¡ | ==|===| | | | | | | | | | | ¡4. Siphonotretidae¡ |===|===| | | | | | | | | | | ¡5. Discinidae¡ |===|===|===|===|===|===|===|===|===|===|===| | ¡6. Craniidae¡ | |===|===|===|===|===|===|===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | | ¡#II. Articulata.#¡ | | | | | | | | | | | | | ¡A.¡ ¿Aphaneropegmata¿: | | | | | | | | | | | | | ¡1. Strophomenidae¡ |===|===|===|===|===| ? |== | | | | | | ¡2. Productidae¡ | |===|===|===|===| | | | | | | | ¡3. Richthofeniidae¡ | | | | ==|===| | | | | | | | ¡4. Thecideidae¡ | | | | ==|===|===|===|===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | | ¡B.¡ ¿Helicopegmata¿: | | | | | | | | | | | | | ¡1. Koninckinidae¡ | | | | | |===|== | | | | | | ¡2. Atrypidae¡ | |===|===| | | | | | | | | | ¡3. Spiriferidae¡ | |===|===|===|===|===|== | | | | | | | | | | | | | | | | | | | ¡C.¡ ¿Ancistropegmata¿: | | | | | | | | | | | | | ¡1. Porambonitidae¡ | |===| | | | | | | | | | | ¡2. Pentameridae¡ | ==|===|===|===|===| | | | | | | | ¡3. Rhynchonellidae¡ | ==|===|===|===|===|===|===|===|===|===|===| | | | | | | | | | | | | | | ¡D.¡ ¿Ancylopegmata¿: | | | | | | | | | | | | | ¡1. Stringocephalidae¡ | | |===| | | | | | | | | | ¡2. Megathyridae¡ | | | | | | |===|===|===|===|===| | ¡3. Terebratulidae¡ | |===|===|===|===|===|===|===|===|===|===| |--------------------------+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+---+ Fußnoten: [35] ¡d'Orbigny, Alc.¡, Paléontologie française. Terr. crét. t. V. 1850-51. -- ¡Haime, J.¡, Description des Bryozoaires foss. de la formation jurassique. Mem. Soc. géol. Fr. 1854. 2. ser. t. V. -- ¡Hagenow, v.¡, Die Bryozoen der Mastrichter Kreidebildungen. Cassel 1851. -- ¡Busk, G.¡, Catalogue of the marine Polyzoa in the Collection of the British Museum. I. Cheilostomata. 1852. II. Cyclostomata. 1875. -- ¡Busk, G.¡, Monograph of the fossil Polyzoa of the Crag. Palaeontograph. Soc. 1857. -- ¡Reuß, F. A.¡, Denkschr. k. k. Ak. Wissensch. Wien. Ed. XXIII, XXV, XXVII, XXIX, XXXIV. -- *¡Hincks, Th.¡, History of the British marine Polyzoa. 2. vol. London 1880. -- ¡Waters, W. A.¡, Über tertiäre und recente Bryozoa in Ann. Mag. nat. hist. 1879-92. -- ¡Vine, G. R.¡, Reports on fossil Polyzoa. British Assoc. Rep. 1881-85. -- *¡Busk, G.¡, Report on the Polyzoa. Scient. Results of the Challenger Voyage. vol. X. (Cheilostomata) 1884 u. vol. XVII (Cyclostomata) 1886. -- ¡Ulrich, E. O.¡, American palaeozoic Bryozoa. Journ. Cincinnati Soc. nat. hist. vol. V. 1882-84. -- ¡Ulrich, E. O.¡, Contributions to American Palaeontology. vol. I. Cincinnati 1886. -- ¡Ulrich, E. O.¡, Lower Silurian Bryozoa (Geol. Survey of Minnesota. vol. III. 1892). -- ¡Marsson, Th.¡, Die Bryozoen der weißen Schreibkreide der Insel Rügen. Paläont. Abhandl. von Dames u. Kayser Bd. IV. I. 1887. -- ¡Pergens, E.¡, Bull. Soc. Belge de Géol. Pal. et Hydrol. 1889. III. 1891. V. 1892, VI. -- ¡Canu, M. F.¡, Revision des Bryozoaires du Cretacé figurés par d'Orbigny. Bull. Soc. géol. de France. 1900. XXVIII. S. 334. -- ¡Simpson, G. A.¡, Handbook of the Genera of the North American Palaeozoic Bryozoa. 14^{th} Annal. Rep. of the State Geologist. Albany. 1895. -- ¡Gregory, W.¡, Catalogue of the jurassic and cretaceous Bryozoa in the British Museum. London 1896 u. 1899. [36] Literatur: ¡v. Buch, Leop.¡, Über Terebrateln. Berlin 1834. 4^o. -- ¡King, W.¡, A Monograph of Permian fossils. Palaeontographical Society 1849. -- ¡Davidson, Thom.¡, Monograph of British fossil Brachiopoda. vol. I-VI. Palaeontographical Society 1851-1886. (Davon die allgemeineren Betrachtungen in Introduction a. a. O. vol. I und in General Summary vol. V. Bibliography vol. VI). -- ¡Quenstedt, F. A.¡, Petrefaktenkunde Deutschlands. Bd. II. Brachiopoden. 1871. -- ¡Deslongchamps-Eudes, Eug.¡, Paléontologie Française. Terr. jurass. vol. IV. -- ¡Barrande, Joach.¡, Système silurien du Centre de la Bohême vol. V. 1879. -- ¡Waagen, W.¡, Salt Range fossils. vol. I. Palaeontologica Indica ser. 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Stamm. #Mollusca.# Weichtiere.[37] Die Weichtiere (¡Mollusca¡, ¡Malacozoa¡) bilden eine wohlumgrenzte Gruppe von Invertebraten mit weichem, ungegliedertem Körper. Derselbe ist von einer Duplikatur der Haut (dem sogenannten Mantel) umhüllt, welcher sehr häufig eine einfache oder zweiklappige, selten eine mehrklappige Schale absondert. Neben den beschalten gibt es übrigens auch zahlreiche nackte Mollusken. Zur Respiration dienen Kiemen, zuweilen auch Lungen; ein Herz mit ein oder zwei Vorkammern treibt das Blut durch ein reich verzweigtes Gefäßsystem; Darm und Magen durchziehen den Körper und sind von Nieren, Leber und verschiedenartigen Drüsen umgeben. Das Nervensystem besteht mindestens aus drei Paar, durch Kommissuren verbundene Nervenknoten und von den reich differenzierten Generationsorganen finden sich die männlichen und weiblichen bald in getrennten Individuen, bald in hermaphroditischen Zwittern entwickelt. Die Fortpflanzung erfolgt ausschließlich auf geschlechtlichem Wege. Die Mollusken zerfallen in fünf Klassen (¿Lamellibranchiata¿, ¿Scaphopoda¿, ¿Amphineura¿, ¿Gastropoda¿ und ¿Cephalopoda¿). Von diesen werden die Scaphopoden, Amphineuren und Gastropoden häufig unter der Bezeichnung ¿Glossophora¿ oder ¿Cephalophora¿ den Muscheln und Cephalopoden als gleichwertige Gruppe gegenübergestellt. Die Mollusken liefern die zahlreichsten und wichtigsten Leitfossilien. Sie sind überhaupt die häufigsten Versteinerungen, namentlich in mesozoischen und känozoischen Ablagerungen, und ihr Studium wird darum von den Geologen auch besonders bevorzugt. Mit Ausnahme der zur fossilen Erhaltung wenig geeigneten Amphineuren beginnen alle Klassen bereits im Kambrium. 1. Klasse. #Lamellibranchiata.# Muscheln.[38] (¡Bivalvia¡ Linn., ¡Conchifera¡ Lam., ¡Pelecypoda¡ Goldf.) ~Kopflose, meist seitlich symmetrische Tiere mit zweilappigem Mantel, paarig entwickelten großen Kiemenblättern und zwei durch Ligament verbundenen kalkigen Schalen.~ Die Muscheltiere sind meist symmetrisch, oval oder quer verlängert, seitlich etwas zusammengedrückt, von zwei fleischigen Mantellappen umhüllt, die ihrerseits wieder von zwei kalkigen Schalen bedeckt werden. Unter den Mantellappen befinden sich jederseits blattförmige Kiemenblätter, zwischen denen der Rumpf mit Mund, Herz, Darm, Afterröhre, Generationsorganen und meist auch ein kräftiger muskulöser Lappen, der Fuß, ihren Platz finden. Der Mund befindet sich am vorderen, der After am hinteren Ende des Tieres, die Schalen bedecken die rechte und linke Seite. Die beiden ~Mantellappen~ sind am Oberrand miteinander verbunden, vorn, hinten und unten getrennt, oder teilweise verwachsen. Ihre Außenfläche legt sich dicht an die Innenseite der beiden Schalen an und nur ein mit Gefäßen, Drüsen, Pigment, zuweilen auch mit Tentakeln versehener Saum ragt frei vor. Die Grenze des festanliegenden Teiles des Mantels wird auf der Innenseite der Schale durch die mehr oder weniger deutlich markierte ~Mantellinie~ angedeutet. Dieselbe ist hinten und vorn von einem ~Muskeleindruck~ begrenzt. Die ~Muskeln~ (Adductores) bestehen aus einem dicken Bündel von Fasern, die sich quer von einer Schale zur anderen erstrecken und dieselben durch ihre Kontraktion fest verschließen. In der Regel sind zwei fast gleich große Schließmuskeln vorhanden (Homomyaria oder Dimyaria), wovon der eine in der Nähe des vorderen Randes über dem Mund, der andere nahe am Hinterende des Oberrandes über dem After gelegen ist. Zuweilen ist auch nur ein einziger, sehr großer, subzentraler oder dem Hinterrand genäherter Schließmuskel vorhanden und der vordere ganz verkümmert (Monomyaria), oder der vordere ist klein, sehr schwach entwickelt, der hintere groß und häufig subzentral (Heteromyaria). [Illustration: Fig. 558. ¡Saxicava arctica¡ Lam. Tier mit fast vollständig verwachsenen Mantellappen. (¡p¡ Fuß, ¡s¡ oberer oder Kloaken-Sipho, ¡s'¡ Kiemen-Sipho.)] Bei verwachsenen Mantellappen ist das Tier wie in einem Sack eingeschlossen, doch gestatten mindestens zwei schlitzförmige Öffnungen den Austritt gewisser Organe und das Einströmen des Wassers. Meist beschränkt sich die Verwachsung der Mantellappen nur auf gewisse Regionen. Hinten befinden sich stets zwei Öffnungen, wovon die untere zum Einströmen von Wasser dient, während die obere die Exkremente ausführt. Sehr häufig verlängern sich die Ränder der beiden hinteren Öffnungen röhrenförmig und bilden zwei sogenannte ~Siphonen~ (Fig. 558), wovon der untere Kiemen- oder Atmungs-Sipho, der obere After-Sipho heißen. Sie bleiben entweder getrennt oder können teilweise, zuweilen auch ganz miteinander verwachsen und mehr oder weniger weit aus der Schale vorragen. [Illustration: Fig. 559. ¡Lutraria elliptica¡ Roissy. Linke Schale von innen (2/3 nat. Größe). (¡p¡ Mantellinie, ¡s¡ Mantelbucht, ¡a¡ vorderer, ¡a'¡ hinterer Muskeleindruck, ¡v h¡ Länge, ¡u i¡ Höhe.)] [Illustration: Fig. 560. ¡Crassatella plumbea¡ Chem. sp. Linke Schale von innen (¡m¡ Mantellinie, ¡a¡ vorderer, ¡a'¡ hinterer Muskeleindruck, ¡l¡ innere Bandgrube).] Erlangen die Siphonen ansehnliche Größe und umgeben sie sich mit einer dicken, hornigen Epidermis, so ragen sie beständig aus der hinten klaffenden Schale vor. In diesem Falle, sowie überall da, wo die Siphonen ganz oder teilweise zurückgezogen werden können, verursachen die Anheftstellen der Muskelfasern, welche die Retraktion bewirken, in der Mantellinie eine mehr oder weniger tiefe, hintere Einbuchtung (~Sinupalliata~, Fig. 559). Bildet der Manteleindruck eine einfache, ununterbrochene Linie (~Integripalliata~, Fig. 560), so fehlen entweder die Siphonen ganz, oder sie sind klein und besitzen keine Retraktormuskeln. Am Unterrand der Vorderseite ragt zwischen den getrennten oder mit einem Schlitz versehenen (Fig. 558) Mantellappen ein seitlich zusammengedrückter, beilförmiger bis wurmförmiger muskulöser ~Fuß~ vor, der stets vollständig in die Schale zurückgezogen werden kann. Er dient zum Kriechen, Springen oder Einbohren in Sand, Schlamm, Holz oder festes Gestein und ist bei Bohrmuscheln häufig mit winzigen Kieselkörperchen bedeckt. Die zum Zurückziehen und Bewegen des Fußes dienenden Muskeln hinterlassen häufig über und neben den Schließmuskeln kleinere (accessorische) Eindrücke in der Schale. Bei vielen Muscheln besitzt der Fuß an seiner unteren Fläche eine Furche, welche mit einer hornige Fasern absondernden Drüse in Verbindung steht. Vereinigen sich diese Fäden zu einem Büschel (~Byssus~), so können sich die Tiere damit an fremde Körper anheften. Meist steht die starke Entwicklung des Byssus in umgekehrtem Verhältnis zur Stärke des Fußes; bei manchen Gattungen (¡Ostreidae¡) verkümmern Fuß und Byssus zugleich. Die paarig entwickelten ~Kiemen~ liegen unter den Mantellappen und bestehen jederseits aus zwei dünnen, gitterartigen Blättern (¡Tetrabranchiata¡), die manchmal auch durch feine parallele Fäden ersetzt sein können. Das äußere Kiemenpaar bleibt häufig hinter dem inneren an Größe zurück und verkümmert zuweilen vollständig (¡Dibranchiata¡). Das Blut wird den Kiemen durch ein mit zwei Ohren versehenes ~Herz~ zugetrieben, das unter dem Oberrand liegt. Vor dem Herzen befindet sich der ~Mund~, eine mit lappigen Anhängen versehene Querspalte, ohne Kiefer oder Reibplatten, die in eine kurze Speiseröhre und darauf in den ~Magen~ führt. Ein stark verlängerter, von Leber, Nieren und Geschlechtsdrüsen umlagerter Darm erstreckt sich unter mehrfachen Windungen in den Fuß, steigt darauf wieder in die Höhe, durchbohrt das Herz und endigt im oberen After-Sipho. Das ~Nervensystem~ besteht aus drei Paar Ganglienknoten (Schlund-, Fuß- und Kiemen-Ganglien), von denen ein verwickeltes System von Nervenfäden ausgeht. Die beiden ~Schalen~ der Muscheln sind entweder gleichklappig, seltener ungleichklappig, und am oberen Rand in der Regel durch ein hornartiges elastisches ~Band~ (Ligament) miteinander verbunden. Sehr häufig besitzt der verdickte Oberrand auch einen besonderen Schloßapparat, d. h. vorspringende Zähne, welche in entsprechende Gruben der anderen Klappe passen; er heißt deshalb auch ~Schloßrand~. Über dem Schloßrand ragen die ~Wirbel~ oder ~Buckeln~ (nates, umbones) vor. Sie bezeichnen den ältesten Teil der Schale, von wo das Wachstum begann, und krümmen sich meist nach vorn (prosogyr), seltener nach hinten (opisthogyr) oder nach außen (spirogyr). Eine vom Wirbel nach dem Unterrand gezogene Linie (Fig. 559 ¡u i¡) bezeichnet die ~Höhe~ (resp. ~Breite~), die Entfernung vom vorderen zum hinteren Rand die ~Länge~ und eine an der Stelle der stärksten Wölbung auf die Länge gezogene Senkrechte die ~Dicke~ einer Schale. Eine vom Mund nach der Afteröffnung gezogene Linie fällt in der Regel mit der Länge der Schale zusammen; bei den Anisomyariern bildet jedoch die vom Vorderrand nach dem Hinterrand gezogene Linie einen Winkel mit der oroanalen Achse des Tieres. Die vor den Wirbeln gelegene Vorderseite der Schale ist in der Regel kürzer als die Hinterseite; doch kommt ausnahmsweise auch das gegenteilige Verhältnis vor (¡Donax¡). Bei ungleichklappigen Schalen unterscheiden sich die zwei Klappen häufig nur durch verschiedene Größe und Wölbung; zuweilen werden die Differenzen aber auch sehr beträchtlich. Eine Klappe kann kegelförmige oder zylindrische, die andere deckelförmige Gestalt annehmen (¡Rudistae¡); die Wirbel entfernen sich alsdann sehr weit vom Schloßrand und erhalten zentrale oder subzentrale Lage. Bei gewissen Bohrmuscheln (¡Clavagellidae¡, ¡Pholadidae¡) sondern die sehr stark verlängerten Siphonen eine kalkige Röhre ab, an deren vorderem Ende die Schale entweder frei liegt (¡Fistulana¡, ¡Teredo¡) oder sie verwächst ganz oder teilweise mit derselben (¡Aspergillum¡, ¡Clavagella¡). Das ~Band~ oder ~Ligament~[39], welches mit wenigen Ausnahmen (¡Pholadidae¡) die beiden Schalen der Muscheln verbindet, ist bald ~äußerlich~ sichtbar (Fig. 561), bald ~innerlich~ eingeschlossen in einer besonderen Grube des Schloßrandes (Fig. 560), zuweilen auch halb innerlich, halb äußerlich. Es besteht aus einer äußeren, dunkel gefärbten, in Salzsäure und Kalilauge unlöslichen, nicht elastischen Rinde und einer inneren, sehr elastischen, an feinen Kalknädelchen reichen, in Salzsäure brausenden und in Kalilauge löslichen Substanz, welche sich auszudehnen sucht und dadurch die Schalen öffnet, wenn sie nicht durch die Kontraktion der Schließmuskeln zusammengehalten werden. Bei den mit innerlichem Band versehenen Muscheln ist die äußere Schicht häufig äußerlich noch etwas sichtbar (¡Anatina¡, ¡Mya¡, ¡Mactra¡), die innere Bandmasse dagegen in einem löffelartigen Fortsatz oder in einer Grube zwischen den Schloßzähnen gelegen; sie umschließt zuweilen ein kleines Kalkstückchen (¡Anatina¡). Manchen Muscheln mit innerem Ligament (¡Spondylidae¡, ¡Nuculidae¡) fehlt die äußere Bandschicht vollständig; bei den Austern besteht der mittlere Teil des halb innerlichen, halb äußerlichen Bandes aus elastischer Masse, die seitlichen Teile aus Rindenschicht. Bei den Perniden ist das Band geteilt und in zahlreiche getrennte Gruben des Schloßrandes eingepaßt. Bei den Arciden befestigt sich das sehr dünne äußerliche Band auf einer ebenen dreieckigen Area unter den Wirbeln. Die Bandsubstanz wird durch den Fossilisationsprozeß meist zerstört und ist nur ausnahmsweise an fossilen Muscheln noch wohl erhalten. [Illustration: Fig. 561. ¡Homomya calciformis¡ Ag. Mit wohlerhaltenem äußerem Ligament.] Das innerliche Band liegt fast immer unmittelbar unter den Wirbeln und ist zuweilen vorn und hinten von Schloßzähnen umgeben (amphidet); das äußerliche beginnt in der Regel hinter den Wirbeln und liegt in einer meist kurzen Furche zwischen den beiden Klappen (opisthodet); es wird häufig durch vertikale Leisten des Schloßrandes (~Bandnymphen~ oder ~Fulcra~) gestützt. Bei den Aviculiden, Myaliniden, Ambonychiden, Mytiliden und Pinniden erstreckt sich das lineare Band über den ganzen Schloßrand. Zur festeren Verbindung der beiden Schalen besitzen sehr viele Muscheln am Oberrand ein ~Schloß~ (cardo, charnière, hinge), das aus Zähnen und Zahngruben besteht, welche sich auf den schmäleren oder breiteren vertikalen Flächen des Oberrandes, der ~Schloßplatte~, befinden und eine Verschiebung der Klappen verhindern. Die Beschaffenheit des Schloßrandes liefert sehr wichtige systematische Merkmale. Er ist ~dysodont~ (Fig. 562), wenn Zähne vollständig fehlen und die Schalen nur durch das Band zusammengehalten werden (¡Ostreidae¡, ¡Mytilidae¡); man nennt ihn ~kryptodont~, wenn leichte Kerben und Grübchen den Beginn eines Schlosses andeuten (¡Praecardiidae¡), ~taxodont~ (Fig. 563), wenn zahlreiche schmale, gleichartige, senkrecht oder schräg zum Schloßrand gestellte Kerbzähne in entsprechende Grübchen der anderen Klappe sich einfügen (¡Nuculidae¡, ¡Arcidae¡). Sind nur wenige Zähne und Gruben ~symmetrisch~ zu beiden Seiten neben dem Rand vorhanden, so heißt das Schloß ~isodont~ (¡Spondylidae¡) (Fig. 601). [Illustration: Fig. 562. Dysodontes Schloß (¡Ostrea digitalina¡).] [Illustration: Fig. 563. Taxodontes Schloß ¡a¡ von ¡Area¡ mit äußerem Ligament, ¡b¡ von ¡Leda¡ mit innerem Ligament.] Das ~heterodonte~ Schloß (Fig. 564) besitzt in jeder Klappe eine beschränkte Anzahl leistenförmiger, konischer oder hakenförmiger Zähne, die durch Zahngruben von einander getrennt sind. Die mittleren, unter den Wirbeln stehenden und mehr oder weniger divergierenden Zähne werden als ~Schloß-~ oder ~Kardinalzähne~ von den häufig dem Schalenrand parallelen vorderen und hinteren ~Seitenzähnen~ unterschieden. Jeder Zahn eines heterodonten Schlosses füllt eine Zahngrube der Gegenklappe aus. Zuweilen spaltet sich ein dreieckiger Schloßzahn in zwei divergierende Äste (¡Trigonia¡, ¡Mactra¡) und fügt sich in eine einfache Grube der Gegenschale ein. Man nennt diese Ausbildung des Heterodontenschlosses ~schizodont~. Das ~pachyodonte~ Schloß ist eine besondere Modifikation von Heterodontie. Es besteht aus 1-3 ~unsymmetrischen~, zapfenförmigen, plumpen Vorsprüngen, welche sich in Gruben oder scheidenartige Alveolen der Gegenklappe einfügen (¡Caprinidae¡, ¡Rudistae¡). Bei dem ~desmodonten~ Schloß (Fig. 565) fehlen in der Regel eigentliche Schloßzähne, dagegen ragen meist dünne, blattartige Vorsprünge in vertikaler oder horizontaler Richtung unter den Wirbeln vor und nehmen das innerliche oder halbinnerliche Band zwischen sich auf. Zuweilen verdicken sich die vorderen oder hinteren Ränder dieser Ligamentträger zu einem schwachen zahnartigen Vorsprung. [Illustration: Fig. 564. Heterodontes Schloß von ¡Cyprina¡, linke und rechte Schale.] [Illustration: Fig. 565. Desmodontes Schloß von ¡Pleuromya¡.] Obige, von ~Neumayr~[40] aufgestellte und begründete Terminologie des Bivalvenschlosses wurde von ~Dall~[41] weiter ausgeführt und von letzterem die ¿Heterodonta¿ in die Gruppen ¡Diogenodonta¡, ¡Cyclodonta¡, ¡Teleodonta¡ zerlegt. Auch die ursprünglich aus fremdartigen Elementen zusammengesetzte Abteilung der ¿Desmodonta¿ erfuhr durch ~Bittner~, ~Dall~ u. a. mancherlei Änderung. Um eine kurze und präzise Bezeichnung der Schloßelemente zu ermöglichen, schlugen ~Steinmann~ und ~Döderlein~ Formeln vor, worin ¡C¡ die Kardinalzähne, ¡o¡ die diesen entsprechenden Zahngruben der anderen Schale, ¡l¡ die Seitenzähne und ¡m¡ die Vertiefungen zu ihrer Aufnahme in der anderen Schale bedeuten. Mit ¡x¡ werden nicht näher bestimmbare Vorsprünge des Schloßrandes bezeichnet. ¡L¡ bedeutet die linke, ¡R¡ die rechte Klappe. Die Formel beginnt stets am hinteren Ende und endigt am vordern. Beispiel: ¡L¡ ¡m¡ ¡o¡ ¡1¡ ¡o¡ ¡1¡ ¡l¡ ¡Astarte borealis¡ ---------------------------. ¡R¡ ¡l¡ ¡1¡ ¡0¡ ¡1¡ ¡0¡ ¡m¡ Mit der Entwicklung des Schlosses haben sich besonders ~F. Bernard~[42] und ~v. Vest~[43] beschäftigt. Danach beginnt das Schloß bei den meisten Lamellibranchiaten mit einer Anzahl von Kerben, welche sich vor und hinter dem Ligament entwickeln und das sogenannte ¡Provinculum¡, ein dem kryptodonten Schloß ähnliche Bildung, hervorrufen. Unter diesem entstehen sodann vordere und hintere Leisten, welche den Schloßrand verdicken und deren innere Enden sich allmählich zu hakenförmigen Zähnen umgestalten. Die verschiedenartigen Modifikationen, aus welchen das definitive Schloß hervorgeht, sind von ~Bernard~ eingehend geschildert und darauf eine von der ~Steinmann~'schen abweichende Terminologie der einzelnen Elemente des Schlosses begründet. Von äußerlichen Merkmalen ist die ~Verzierung~ durch konzentrische oder radiale Streifung, Berippung oder Faltung, durch Knoten oder Stacheln beachtenswert. Unverzierte Schalen zeigen stets eine feine, das periodische Zunehmen andeutende konzentrische Zuwachsstreifung. Vor den Wirbeln befindet sich zuweilen ein durch Kanten oder vertiefte Linien begrenztes Feld (~Lunula~), und ebenso verläuft von den Wirbeln nach dem unteren Hinterrand häufig eine Kante oder Furche, wodurch ein längliches, zuweilen abweichend verziertes hinteres Feld (~Area~, Schildchen) von der übrigen Schale abgetrennt wird. Die meisten Muscheln sind äußerlich von einer meist dünnen, hornigen ~Epidermis~ bedeckt, die aber zuweilen (namentlich bei Süßwasserbewohnern) auch einen dicken bräunlichen oder grünlichen Überzug bilden kann. Die ~Kalkschale~ selbst wird teils von der Außenfläche der Mantellappen, teils vom Mantelsaum abgesondert und besteht demgemäß aus zwei histiologisch verschiedenen Schichten. Die ~äußere~, vom Mantelsaum gebildete Schicht ist aus prismatischen Zellen zusammengesetzt, welche in der Regel vertikal gegen die Oberfläche gerichtet sind (Fig. 566) und nur bei den Rudisten dieser parallel stehen. Die Prismen variieren sehr in Stärke und Länge. Die größten sind bei ¡Inoceramus¡ und ¡Pinna¡, die feinsten bei Anatiniden und Myiden beobachtet. Bei Mytiliden und bei vielen mit porzellanartigen Schalen versehenen Heterodonten (¡Veneridae¡, ¡Cardiidae¡ etc.) fehlt die äußere Prismenschicht, bei Pectiniden und Limiden ist sie nur an jugendlichen Schalen schwach entwickelt. Die ~innere~ Schalenschicht besteht aus zahlreichen, sehr dünnen, parallel übereinander gelagerten, zuweilen etwas wellig gebogenen Blättern und zeigt entweder porzellanartige oder perlmutterartige Beschaffenheit. ~Perlen~ haben die Struktur der inneren Schalenschicht und bilden sich als Umhüllung von Fremdkörperchen auf der Innenseite der Schale oder im Mantel. [Illustration: Fig. 566. Vertikaler Schnitt durch die Schale von ¡Unio¡. Die äußere faserig-prismatische Schicht (¡e¡, ¡b¡, ¡a¡, ¡a'¡) bildet mehrere Absätze, welche die successive Entstehung der Schale veranschaulichen; ¡c¡, ¡c'¡ innere blättrige Schicht (stark vergrößert, nach ~Carpenter~).] Die äußere Schalenschicht zeigt die physikalischen Merkmale von Kalkspat, die innere von Aragonit. Letztere ist leichter löslich als erstere und darum an fossilen Muscheln zuweilen zerstört, während sich die äußere Schicht noch erhalten hat. [Illustration: Fig. 567. Prodissoconch von ¡Ostrica Virginica¡ (¡a¡ von der Seite, ¡b¡ von oben, vergr.) nach ~Jackson~.] Über die ~Entwicklungsgeschichte~ (Ontogenie) der Schalen geben die Untersuchungen von ~R. T. Jackson~[44] den besten Aufschluß. Danach bildet der Embryo schon frühzeitig einen kleinen, aus zwei dünnen ovalen oder dreieckigen glatten, leicht konzentrisch gestreiften oder gekörnelten Schalen zusammengesetzten »~Prodissoconch~« (Fig. 567). Die beiden Schalen bestehen aus homogener Kalksubstanz und sind durch einen anfänglich geraden zahnlosen oder etwas gekerbten, später gebogenen Schloßrand, sowie zwei Schließmuskeln miteinander verbunden. Die Wirbel des Prodissoconch sind bei den Anisomyarien nach hinten, bei den meisten Homomyarien nach vorn gekrümmt. Der Prodissoconch nimmt die Wirbelregion der sich später bildenden definitiven Schale ein und erhält sich als eine kleine zweischalige Kappe (Fig. 568) einige Zeit oder er wird abgerieben oder fällt frühzeitig ab. Die Übereinstimmung der Embryonalschale bei den verschiedenartigsten Gattungen der Lamellibranchiaten spricht für ihre gemeinsame Abstammung. Von Interesse ist auch der Umstand, daß zahlreiche paläozoische Muscheln aus verschiedenen Ordnungen durch ihre dünnen Schalen und zahnlosen oder nur leicht gekerbten Schloßrand an embryonale Prodissoconchen erinnern. ~Neumayr~ wollte dieselben darum als besondere Ordnung »¡Palaeoconchae¡« allen Muscheln gegenüberstellen. Die während der Entwicklung der definitiven Schalen (~Dissoconch~) eintretenden Veränderungen, namentlich die durch Festheftung einer Klappe bewirkten Modifikationen, wurden von ~Jackson~ bei den Anisomyariern eingehend untersucht und daraus wichtige Ergebnisse für die Verwandtschaft der verschiedenen Familien erzielt. [Illustration: Fig. 568. ¡A¡ Junge Schale von ¡Avicula¡ mit aufsitzendem Prodissoconch (¡p¡). (¡a¡ Linke, ¡b¡ rechte Schale.) ¡B¡ Desgleichen von ¡Arca pexata¡.] ~Lebensweise.~ Die überwiegende Mehrzahl der Muscheln sind Meeresbewohner, höchstens 1/5 der lebenden Art hält sich in süßem oder brackischem Wasser auf. Die wichtigsten Vertreter der Süßwassermuscheln sind die Nayadiden und Cyreniden. Die marinen Muscheln leben in sehr verschiedener Tiefe; die dickschaligen, reich verzierten und bunt gefärbten meist in seichtem Wasser, in der Nähe der Küste und auf steinigem oder sandigem Grund. Die Tiefseeformen sind in der Regel dünnschalig, farblos, weiß oder rötlich, jedoch weit weniger zahlreich als die Seichtwasserbewohner. Die warmen Zonen beherbergen eine größere Menge von Muscheln als die gemäßigten und kalten. ~Systematik.~ Für die Unterscheidung der Hauptgruppen der Lamellibranchiaten, von denen ca. 5000 lebende und ca. 10000 fossile Arten bekannt sein mögen, hat man verschiedene Merkmale, wie Zahl und Ausbildung der Schließmuskeln, Vorhandensein oder Fehlen der Siphonen, Zahl der Kiemenblätter, Entwicklung des Schlosses, symmetrische oder unsymmetrische Ausbildung der Schalen verwertet. Die mit einem oder zwei sehr ungleichen Schließmuskeln versehenen ¿Anisomyaria¿ (= ¡Monomyaria¡ und ¡Heteromyaria¡) bilden eine natürliche Gruppe, welche den ¿Homomyaria¿ mit zwei gleichen oder doch ähnlichen Muskeln gegenüberstehen. Letztere lassen sich am besten nach der Entwicklung des Schlosses in ¿Taxodonta¿, ¿Heterodonta¿ und ¿Desmodonta¿ einteilen. 1. Ordnung. #Anisomyaria.# Neumayr. (¡Monomyaria¡ und ¡Heteromyaria¡ auct.) ¡Hinterer Muskel kräftig, viel stärker als der häufig ganz verkümmerte vordere. Die vier Kiemenblätter gleichmäßig entwickelt. Mantellappen getrennt. Siphonen fehlen. Fuß klein oder ganz verkümmert.¡ Die Ordnung der Anisomyarier enthält alle bisher unter der Bezeichnung ¡Monomyaria¡ und ¡Heteromyaria¡ zusammengefaßten Muscheln, bei denen der hintere Muskel überwiegt und der vordere entweder gänzlich fehlt oder nur schwach entwickelt ist. Aus der Ontogenie von ¡Ostrea¡, ¡Avicula¡ und anderen Gattungen geht hervor, daß auch die ausgesprochensten Monomyarier in ihrer Jugend zwei Schließmuskeln besaßen und darum offenbar aus zweimuskeligen Urformen hervorgegangen sind. Mit dieser Auffassung stimmt auch die geologische Verbreitung überein. Eine Verwachsung der Mantellappen nebst Ausbildung von kurzen Siphonen kommt nur bei den in brackischem und süßem Wasser lebenden Gattungen ¡Dreissensia¡ und ¡Dreissensiomya¡ vor. 1. Familie. #Aviculidae.# Lam.[45] ¡Schale ungleichklappig, innen perlmutterglänzend. Rechte Klappe meist flacher und kleiner als die linke. Schloßrand zahnlos oder mit wenigen schwachen Kerbzähnen, lang, gerade, hinten meist in einen flügelartigen, vorne in einen kurzen, ohrförmigen Fortsatz verlaufend. Band linear an der ganzen Länge des Schloßrandes in einer oder mehreren seichten Rinnen befestigt. Vorderer Muskeleindruck klein oder verkümmert.¡ Silur bis jetzt. Marin. Die Aviculiden erreichen schon in paläozoischen Ablagerungen den Höhepunkt ihrer Entwicklung und enthalten nach ~Jackson~ die primitivsten Formen der Anisomyarier, aus welchen sich alle übrigen ableiten lassen. ¿Rhombopteria¿ Jackson (Fig. 569). Schale rhomboidisch, schief. Hinterer Flügel durch keine Einbuchtung des Hinterrandes von der übrigen Schale geschieden. Vorderes Ohr kurz. Zwei Muskeln und hintere Leistenzähnchen vorhanden. Silur. ¿Leptodesma¿ Hall. Devon. ¿Pterinea¿ Goldf. (Fig. 570). Linke Schale gewölbt, rechte flach. Schloßrand lang, breit, hinten in einen Flügel, vorn in ein kurzes Ohr ausgezogen; Band in mehreren, dem Schloßrand parallelen Furchen. Unter dem Wirbel zwei oder mehr taxodonte Schloßzähnchen, sowie einige schräg nach hinten und unten divergierende leistenartige hintere Seitenzähne. Hinterer Muskeleindruck groß, vorderer kleiner, aber kräftig entwickelt, unter dem vorderen Ohr gelegen. Silur bis Karbon. Hauptverbreitung im Devon von Europa und Nordamerika. [Illustration: Fig. 569. ¡Rhombopteria mira¡ Barr. sp. Ob. Silur (E.) Prag. (Nach ~Jackson~.)] [Illustration: Fig. 570. ¡a Pterinea laevis¡ Goldf. Linke Schale von innen. Devonische Grauwacke. Niederlahnstein, Nassau. (Nat. Größe.) ¡b Pterinea lineata¡ Goldf. Ebendaher (von außen).] ¿Actinodesma¿ Sandb. (¡Glyptodesma¡, ¡Ectenodesma¡ Hall, ¡Dolichopteron¡ Maurer). Wie ¡Pterinea¡, aber beide Flügel stark verlängert und in Spitzen ausgezogen. Devon. ¿Kochia¿ Frech (¡Onychia¡ Sandb., ¡Loxopteria¡ Frech) Devon. ¿Avicula¿ Brug. (¡Pteria¡ Scopoli) (Fig. 571. 572). Wie ¡Pterinea¡, jedoch Schloßrand zahnlos oder nur mit einem schwachen Schloßzähnchen. In der Regel nur der hintere Muskel entwickelt. Silur bis jetzt. [Illustration: Fig. 571. ¡Avicula contorta¡ Portlock. Rhätische Stufe. Reit im Winkel.] [Illustration: Fig. 572. ¡Avicula¡ (¡Oxytoma¡) ¡costata¡ Sow. Groß-Oolith. Luc, Calvados.] [Illustration: Fig. 573. ¡Pseudomonotis echinata¡ Sow. sp. Cornbrash. Sutton, England.] Subgenera. ¿Actinopteria¿, ¿Leiopteria¿, ¿Vertumnia¿ Hall (Devon), ¿Pteronites¿ M'Coy (Devon, Karbon),? ¿Rutotia¿ de Kon (Karbon), ¿Oxytoma¿ (Perm bis jetzt), ¿Meleagrina¿ Lam. (Jura bis jetzt). ¿Limoptera¿ Hall (¡Monopteria¡ M. W., ¡Myalinodonta¡, ¡Paropsis¡ Oehlert). Wie ¡Avicula¡, jedoch vorderer Flügel verkümmert. Hinterer Flügel groß. Devon. Karbon. ¿Pteroperna¿ Morr. und Lyc. (Dogger.) ¿Pseudomonotis¿ Beyr. (¡Eumicrotis¡ Meek) (Fig. 573). Linke Schale gewölbt, rechte flach. Vordere Ohren winzig, abgerundet oder ganz verkümmert. Devon bis Kreide. ¡Ps. Clarai¡ Wißm. Trias. ¡P. echinata¡ Sow. sp. (Dogger.) ¿Aucella¿ Keys. (Fig. 574). Schief verlängert, ungleichklappig, dünnschalig, konzentrisch verziert, Schloßrand kurz, zahnlos, gestreift. Linke Schale gewölbt mit eingekrümmtem Wirbel und dreieckigem Ausschnitt des Schloßrandes unter dem Wirbel. Rechte Schale flach, mit kleinem, löffelförmigem vorderen Ohr. Oberer Jura und unterste Kreide. Besonders häufig in Rußland und dem arktischen Polargebiet. ¿Cassianella¿ Beyr. (Fig. 575). Linke Schale hochgewölbt, mit vorragendem, eingekrümmtem Wirbel, rechte etwas gedreht, flach oder konkav, ohne Byssusausschnitt. Schloßrand mit kleinen vertikalen Schloßzähnchen und einem leistenartigen vorderen und hinteren Seitenzahn. Bandfeld breit, unter den Wirbeln eine dreieckige Bandgrube. Trias. [Illustration: Fig. 574. ¡Aucella Mosquensis¡ Keys. Oberer Jura. Moskau.] ¿Monotis¿ Bronn (Fig. 576). Schale gleichklappig, radial gerippt. Schloßrand zahnlos. Wirbel wenig vorragend. Vorderes Ohr undeutlich, gerundet, hinteres kurz, schief abgestutzt oder ausgeschnitten. Trias. ¿Halobia¿ Bronn (¡Daonella¡ Mojs.) (Fig. 577). Gleichklappig, flach, zusammengedrückt, radial gestreift. Wirbel fast zentral. Ohren fehlen entweder ganz (¡Daonella¡), oder nur vorne ein sehr niedriges, nicht über die Schale vorragendes, langes dreieckiges glattes Feldchen vorhanden (¡Halobia¡). Häufig in der Trias. [Illustration: Fig. 575. ¡Cassianella gryphaeata¡ Mstr. sp. Ob. Trias. St. Cassian, Tirol.] [Illustration: Fig. 576. ¡Monotis salinaria¡ Schloth. sp. Roter Alpenkalk. Berchtesgaden. (2/3 nat. Gr.)] ¿Posidonomya¿ Bronn (¡Ablacomya¡ Steinm.) (Fig. 578). Schale dünn, zusammengedrückt, gleichklappig, konzentrisch gefurcht. Schloßrand gerade, ohne Ohren, zahnlos; Wirbel subzentral, kaum vorragend. Silur bis Jura; über 50 Arten beschrieben. Findet sich meist gesellig und erfüllt namentlich im Lias und Jura zuweilen ganze Schichten. [Illustration: Fig. 577. ¡Halobia¡ (¡Daonella¡) ¡Lommeli¡ Wissm. Unt. Keuper. Wengen. Südtirol.] [Illustration: Fig. 578. ¡Posidonomya Becheri¡ Bronn. Culmschiefer. Herborn, Nassau. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 579. ¡Aviculopecten papyraceus¡ Sow. Steinkohlenschiefer. Werden, Westfalen.] ¿Aviculopecten¿ M'Coy (Fig. 579). Schale radial gerippt oder gestreift. Rechte Schale mit Byssusausschnitt. Schloßrand lang, vorne und hinten mit Seitenohren. Band in mehreren seichten, vom Wirbel nach vorn und hinten divergierenden Furchen gelegen. Silur bis Karbon. Subgenera. ¿Pterinopecten¿ Hall, ¿Orbipecten¿ Frech (= ¡Lyriopecten¡ Hall von Conr.). Devon. ¿Crenipecten¿ Hall (¡Pernopecten¡ Winch.). Wie ¡Aviculopecten¡, aber Schloßrand mit zahlreichen Kerbzähnchen. Karbon. 2. Familie. #Ambonychiidae#. Miller. ¡Schale gewölbt, gleichklappig, schief oval. Wirbel am vorderen Ende des geraden Schloßrandes, darunter zwei oder mehr Leistenzähnchen. Band in parallelen, dem Schloßrand folgenden Furchen. Hinterseite verbreitert, zwei ungleiche Muskeln vorhanden.¡ Silur. Devon. ¿Ambonychia¿ Hall (Fig. 580). Gleichklappig, meist radial gerippt, vorn steil abfallend. Unter dem Wirbel zwei schräge, leistenartige Zähnchen, außerdem mehrere leistenförmige Seitenzähne. Silur. ~Subgenera.~ ¿Megaptera¿ Meek, ¿Anomalodonta¿ Miller (Silur). ¿Gosseletia¿ Barrois (¡Cyrtodontopsis¡ Frech). Wie ¡Ambonychia¡, aber dickschaliger, häufig konzentrisch gestreift; Schloßzähne zahlreicher und stärker. Devon. ¿Mytilarca¿ (¡Plethomytilus¡), ¿Byssopteria¿, ¿Palaeopinna¿ Hall. Devon. [Illustration: Fig. 580. ¡a Ambonychia bellistria¡ Hall. Unter-Silur. Cincinnati. Rechte Schule von innen (nach ~Miller~). ¡b Ambonychia rabiata¡ Hall. Ebendaher. (Nat. Größe.)] ¿Cyrtodonta¿ Billings (¡Cypricardites¡ Conr., ¡Palaearca¡, ¡Megalomus¡ Hall, ¡Vanuxemia¡ Billings). Quer rhomboidisch, dickschalig; Wirbel angeschwollen, eingekrümmt. Unter dem Wirbel 2-8 schiefe Zähnchen, außerdem einige lange, leistenförmige, dem Schloßrand folgende hintere Seitenzähne vorhanden. Häufig im Silur und Devon von Nordamerika und Australien. 3. Familie. #Pinnidae.# Gray. ¡Schale gleichklappig, dreieckig, mit spitzen, terminalen Wirbeln, hinten weit klaffend. Schloßrand gerade, zahnlos. Band lang, linear, halb innerlich. Hinterer Muskeleindruck groß, subzentral, vorderer sehr klein. Äußere Prismenschicht stark entwickelt, innere Perlmutterschicht sehr dünn.¡ Devon bis jetzt. Marin. [Illustration: Fig. 581. ¡Pinna pyramidalis¡ Mstr. Quadersandstein. Schandau. (1/3 nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 582. ¡Trichites Seebachi¡ Böhm. Ober-Jura. Kelheim, Bayern. ¡a¡ Exemplar von außen (1/3 nat. Größe), ¡b¡ dasselbe von innen.] ¿Aviculopinna¿ Meek. Vor den Wirbeln ragt ein ganz kurzes Flügelchen vor. Karbon und Perm. ¿Pinna¿ Lin. (Fig. 581). Schale dünn, glasig, dreieckig. Wirbel spitz, hinten weit klaffend. Devon bis jetzt. ¿Trichites¿ Plott (¡Pinnigena¡ Saussure) (Fig. 582). Schale sehr dick, groß, fast ganz aus der grobfaserigen Prismenschicht bestehend. Vorderrand klaffend. Muskeleindruck sehr groß. Jura. Kreide. 4. Familie. #Pernidae.# Zittel. ¡Schale gleichklappig oder ungleichklappig. Schloßrand gerade, hinten zuweilen flügelartig verlängert, zahnlos, gekerbt oder mit leistenartigen Zähnen. Band in eine größere Anzahl isolierter Quergruben des Schloßrandes eingefügt. Einziger Muskeleindruck subzentral, groß. Innere Schalenschicht perlmutterglänzend.¡ Perm bis jetzt. Hauptverbreitung in Jura und Kreide. Marin. [Illustration: Fig. 583. ¡a¡ ¡Gervillia aviculoides¡ Sow. Oxfordton. Dives, Calvados. ¡b¡ ¡Gervillia linearis¡ Buvignier (Schloß).] ¿Bakewellia¿ King. Schief verlängert, klein, etwas ungleichklappig. Schloßrand hinten flügelartig, mit mehreren entfernten Bandgruben, unter dem Wirbel 3-4 Leistenzähne. Zechstein. [Illustration: Fig. 584. ¡Gervillia¡ (¡Hoernesia¡) ¡socialis¡ Schloth sp. Muschelkalk. Würzburg.] [Illustration: Fig. 585. ¡Perna Soldanii¡ Desh. Oligocän. Waldböckelheim bei Kreuznach (1/2 nat. Größe).] [Illustration: Fig. 586. ¡Inoceramus Cripsi¡ Mant. Kreide. Gosau, Ober-Österreich. (1/2 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 587. ¡Inoceramus¡ (¡Actinoceramus¡) ¡sulcatus¡ Park. Gault. Perte du Rhône. (Nat. Größe.)] ¿Gervillia¿ Defr. (Fig. 583). Schief verlängert, nahezu gleichklappig oder ungleichklappig. Schloßrand dick, mit undeutlichem Hinterflügel und mehreren Bandgruben. Wirbel spitz, terminal, darunter mehrere schiefe Leistenzähne. Trias bis Eocän. Subgenera: a) ¿Hoernesia¿ Laube (Fig. 584). Schale ungleichklappig, gekrümmt. Bandgruben wenig zahlreich, unter den Wirbeln ein starker, dreieckiger, durch ein Septum gestützter Zahn und davor mehrere Kerbzähnchen. Trias. b) ¿Odontoperna¿ Frech. Schale vierseitig, wenig schief, unter dem Wirbel 2-3 kurze Leistenzähne. Trias. ¡O.¡ (¡Perna¡) ¡Bouéi¡ Hauer. ¿Perna¿ Brug. (¡Isognomon¡ Klein, ¡Mulletia¡ Fischer). (Fig. 585). Gleichklappig, oval bis vierseitig. Innere Schalenschicht dick, blättrig, perlmutterglänzend. Wirbel spitz, terminal. Schloßrand breit, zahnlos, mit einer Reihe senkrechter Bandgruben. Vorderrand mit Byssusausschnitt. Trias bis jetzt. ¿Pernostrea¿ Mun.-Chalmas. Jura. ¿Inoceramus¿ Sow. (¡Catillus¡ Brgt., ¡Haploscapha¡ Conr., ¡Neocatillus¡ Fischer) (Fig. 586. 587). Rundlich eiförmig, mehr oder weniger ungleichklappig, konzentrisch, seltener radial verziert. Wirbel vorragend, dem Vorderende genähert. Schloßrand zahnlos, mit sehr zahlreichen, schmalen, vertikalen Bandgruben. Äußere prismatische Schalenschicht sehr dick, innere Perlmutterschicht dünn. Jura. Kreide. Hauptverbreitung in der mittleren und oberen Kreide. ~Subgenera~: ¿Actinoceramus¿ Meek (Fig. 587), ¿Volviceramus¿ Stol., ¿Anopaea¿ Eichw. ¿Crenatula¿ Lam. Dünnschalig, schief verlängert, glatt. Schloßrand mit mehreren kallösen Kerben.? Jura. Pliocän und Recent. 5. Familie. #Limidae.# d'Orb. ¡Schale schief oval, häufig etwas nach vorn verlängert, gleichklappig, am Vorderrand etwas klaffend. Schloßrand zahnlos oder mit schwachen Kerbzähnchen, vorn in ein kurzes, hinten in ein etwas längeres Ohr ausgezogen. Bandgrube dreieckig, unter den Wirbeln dreieckig, halb äußerlich, halb innerlich. Nur ein Muskeleindruck vorhanden.¡ Karbon bis jetzt. Marin. [Illustration: Fig. 588. ¡Lima¡ (¡Radula¡) ¡pectinoides¡ Sow. Unt. Lias. Balingen, Württemberg. (Nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 589. ¡Lima¡ (¡Plagiostoma¡) ¡gigantea¡ Sow. Unt.-Lias. Göppingen. (2/3 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 590. ¡Lima¡ (¡Limatula¡) ¡gibbosa¡ Sow. Unt.-Oolith. Bayeux, Normandie.] [Illustration: Fig. 591. ¡Lima¡ (¡Ctenostreon¡) ¡proboscidea¡ Sow. Oxfordton. Dives, Normandie.] [Illustration: Fig. 592. ¡Lima¡ (¡Limea¡) ¡duplicata¡ Goldf. Groß-Oolith. Langrune, Normandie.] ¿Lima¿ Brug. (Fig. 588-592). Schale gewölbt, radial gerippt oder gestreift, selten glatt. Wirbel spitz, voneinander abstehend. Schloßrand zahnlos. Karbon bis jetzt. Hauptverbreitung in Trias, Jura und Kreide (über 300 Arten). Von den zahlreichen Untergattungen enthält ¿Mysidioptera¿ Salomon triasische, gerippte oder glatte Formen mit einer dreieckigen, schief nach hinten gerichteten Bandgrube, ¿Radula¿ Klein (Fig. 588) die kräftig radial gerippten, ¿Plagiostoma¿ Sow. (Fig. 589) die glatten oder radial gestreiften, ¿Limatula¿ Wood (Fig. 590) die in der Mitte gerippten, seitlich glatten, ¿Ctenostreon¿ Eichw. (Fig. 591) die sehr dickschaligen, grob radialgefalteten Formen, ¿Limea¿ Bronn. (Fig. 592) kleine Schalen mit Kerbzähnchen vor und hinter der Bandgrube. [Illustration: Fig. 593. ¡Vulsella Caillaudi¡ Zitt. Unt.-Eocän. Minich, Ägypten. (2/3 nat. Gr.)] 6. Familie. #Vulsellidae.# Stol. ¡Marine, fast gleichklappige Muscheln. Band in einer einzigen, unter den Wirbeln gelegenen Grube. Muskel subzentral.¡ Jura bis jetzt. ¿Vulsella¿ Lam. (Fig. 593). Schale höher als lang, etwas unregelmäßig. Schloßrand kurz, zahnlos, mit einer dreieckigen, vorspringenden Bandgrube unter den subzentralen Wirbeln. Eocän bis jetzt. Weitere Gattungen ¿Eligmus¿ Desl. (Dogger), ¿Chalmasia¿ Stol. (Kreide), ¿Nayadina¿ Mun.-Chalm. (Kreide), ¿Malleus¿ Lam. Recent. 7. Familie. #Pectinidae.# Lam. ¡Schale oval oder rund, fast gleichseitig, gleich- oder ungleichklappig. Schloßrand zahnlos, gerade, vor und hinter den zentralen, wenig vorragenden Wirbeln, mit einer ohrförmigen Verlängerung. Unter dem vorderen Ohr der rechten Klappe meist ein Byssusausschnitt. Band innerlich in dreieckiger, kleiner Grube. Nur ein Muskeleindruck vorhanden.¡ Silur bis jetzt. Die lebenden Arten häufig bunt gefärbt, reich verziert und oft von ansehnlicher Größe, in allen Meeren verbreitet. Die Pectiniden sind nach ~Jackson~ Abkömmlinge der Aviculiden. ¿Pecten¿ Klein (Fig. 594-600). Schale frei, fast gleichseitig radial gerippt, gestreift oder glatt. Devon bis jetzt. Hauptverbreitung im Tertiär. ~Subgenera.~ a) ¿Streblopteria¿ M'Coy. Karbon. b) ¿Pleuronectites¿ Schloth. Glatt, rechte Schale gewölbt, mit tiefem Byssusausschnitt, linke Klappe flach. Trias. ¡S. laevigatus¡ Schloth. c) ¿Camptonectes¿ Ag. (Fig. 594). Oberfläche mit feinen gekrümmten, divergierenden Radialstreifen. Jura. Kreide. d) ¿Entolium¿ Meek (Fig. 595). Glatt, dünn, gleichklappig. Ohren gleich groß, vom Wirbel an winklig ansteigend. Byssusausschnitt fehlt. Karbon bis Kreide. [Illustration: Fig. 594. ¡Pecten¡ (¡Camptonectes¡) ¡lens¡ Sow. Brauner Jura. Balin bei Krakau. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 595. ¡Pecten¡ (¡Entolium¡) ¡cornutus¡ Quenst. Malm. Hohenzollern. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 596. ¡Pecten¡ (¡Amussium¡) ¡cristatus¡ Bronn sp. Miocän. Baden bei Wien. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 597. ¡Pecten¡ (¡Chlamys¡) ¡subtextorius¡ Goldf. Coralrag. Nattheim.] [Illustration: Fig. 598. ¡Pecten¡ (¡Chlamys¡) ¡varius¡ Lin. Pliocän. Rhodus.] e) ¿Amussium¿ Klein (Fig. 596). Glatt oder fein radial gestreift, dünn, etwas klaffend, im Innern mit radialen Rippen. Lias bis jetzt. [Illustration: Fig. 599. ¡Vola quinquecostata¡ Sow. sp. Grünsand (Cenomanien). Rouen. (Nat. Größe.)] f) ¿Chlamys¿ Bolten (Fig. 597. 598). Etwas ungleichklappig, radial gestreift oder gerippt; vordere Ohren größer als die hinteren. Rippen schuppig oder quergestreift. Von der Trias an. g) ¿Pallium¿ Martini. Starke Radialrippen, kleine Ohren. Schloßrand mit undeutlichen Zahnkerben. Tertiär. Recent. h) ¿Vola¿ Klein (¡Janira¡ Schum., ¡Neithea¡ Drouet) (Fig. 599). Schale ungleichklappig, radial gerippt, geschlossen. Rechte Klappe hoch gewölbt, linke flach oder konkav. Ohren groß. Kreide, Tertiär und lebend. Hauptverbreitung in der Kreide. ¿Hinnites¿ Defr. (Fig. 600). Radial gerippt oder blätterig. Rechte Schale in der Jugend frei, im Alter aufgewachsen. Ohren ungleich. Trias bis jetzt. [Illustration: Fig. 600. ¡Hinnites abjectus¡ Phil. sp. Brauner Jura. Balin bei Krakau. (Nat. Größe.)] 8. Familie. #Spondylidae.# Gray. ¡Rechte Schale festgewachsen. Band innerlich in einer länglichen Querfurche unter den Wirbeln. Schloßrand isodont, in jeder Klappe mit zwei Zähnen. Hinterer Muskeleindruck groß, zuweilen ein kleiner vorderer Fußmuskel vorhanden.¡ Trias bis jetzt. Marin. Nach ~Jackson~ Abkömmlinge der Pectiniden. ? ¿Pachypteria¿ de Kon. Karbon. ¡P.¡ (¡Ostrea¡) ¡nobilissima¡ de Kon. ¿Prospondylus¿ Bittner. Trias. ¿Terquemia¿ Tate (¡Carpenteria¡ Desl.). Schale am Rand gefaltet. Rechte Schale aufgewachsen, linke flach oder konkav. Trias und Lias. ¿Plicatula¿ Lam. (¡Harpax¡ Park) (Fig. 601). Schale flach oder mäßig gewölbt, häufig mit hohlen Stacheln verziert. Schloßzähne divergierend, leistenförmig. Area unter den Wirbeln klein. Trias bis jetzt. Hauptverbreitung in Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 601. ¡Plicatula pectinoides¡ Lam. Mittlerer Lias. Nancy.] [Illustration: Fig. 602. ¡Spondylus spinosus¡ Sow. sp. Aus dem Plänerkalk von Strehlen bei Dresden. (2/3 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 603. ¡Spondylus tenuispina¡ Sandb. Oligocän. Waldböckelheim bei Kreuznach. (Nat. Größe.)] ¿Spondylus¿ Lang (Fig. 602. 603). Schale gewölbt, radial gerippt, mit Blättern und Stacheln. Unter den Wirbeln eine ziemlich hohe, dreieckige Area. Neben dem innerlichen Band jederseits ein starker, etwas gekrümmter, hakenförmiger Schloßzahn. Jura bis jetzt. Hauptverbreitung in Tertiär und Jetztzeit. 9. Familie. #Dimyidae.# Fischer. ¡Schale klein, rundlich, flach, festgewachsen. Band innerlich, unter den Wirbeln. Schloßrand in beiden Schalen mit zwei divergierenden Leisten oder zahnlos. Zwei Muskeleindrücke vorhanden, der vordere kleiner als der hintere.¡ Trias bis jetzt. Marin. [Illustration: Fig. 604. ¡Dimya Deshayesiana¡ Rouault. Eocän. Pyrenäen. Rechte Schale von innen und außen, vergr. (3/2) nach ~Rouault~.] Einzige Gattung ¿Dimya¿ Rouault (= ¡Dimyodon¡ Mun.-Chalm.) (Fig. 604). 10. Familie. #Anomiidae.# Gray. ¡Schale meist dünn, innen perlmutter- oder glasglänzend, in der Jugend durch einen verkalkten, die rechte Schale durchbohrenden Byssus festgewachsen. Schloßrand zahnlos. Band innerlich. Nur ein Muskeleindruck vorhanden.¡ Devon bis jetzt. Marin. ¿Anomia¿ Lin. Schale unregelmäßig, rundlich oder länglich, dünn. Rechte Unterschale von einem großen Loch durchbohrt oder mit tiefem Ausschnitt des Schloßrandes. Linke Schale gewölbt, im Innern mit vier Muskeleindrücken, wovon drei dem Byssus angehören. Schloßrand mit querer Bandgrube. Häufig in Tertiär und Jetztzeit, seltener in Jura und Kreide. ¿Limanomia¿ Bouch. Devon. ¿Carolia¿ Cantraine (¡Hemiplacuna¡ Gray) (Fig. 605). Schale rundlich, zusammengedrückt, fein radial gestreift. Rechte Schale mit ovalem Loch, das sich an alten Exemplaren fast schließt. Band quer, in der rechten Klappe auf einer erhabenen gebogenen Leiste, in der linken in einer Furche gelegen. Eocän. ¿Placuna¿ Brug. (¡Placunema¡ Stol., ¡Pseudoplacuna¡ Mayer). Schale groß, rundlich, zusammengedrückt, dünn, fast durchscheinend. Wirbel der rechten Schale von einem winzigen Loch durchbohrt, das sich später schließt. Band innerlich auf zwei divergierenden Leisten der rechten und zwei Furchen der linken Schale. Lebend und tertiär. ¿Placunopsis¿ Morris und Lyc. Schale rundlich oder oval; größere Klappe gewölbt, kleinere flach, frei oder aufgewachsen, undurchbohrt. Jura. ¿Semiplicatula¿ Desh., ¿Saintia¿ Rainc. (Eocän.) [Illustration: Fig. 605. ¡Carolia placunoides¡ Cantr. Eocän. Wadi el Tih bei Cairo, Ägypten. (2/3 nat. Größe.) Beide Schalen von innen.] 11. Familie. #Ostreidae.# Lam. ¡Schale ungleichklappig, dick, blätterig, mit sehr stark entwickelter Prismenschicht, mit der größeren linken (selten rechten) Klappe in der Jugend oder zeitlebens festgewachsen. Wirbel subzentral, gerade oder gekrümmt. Schloßrand zahnlos. Band in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln, halb innerlich. Nur ein subzentraler Muskel vorhanden.¡ Trias bis jetzt. Ungemein häufig in mesozoischen und tertiären Ablagerungen. Die Ostreiden stammen nach ~Jackson~ von ¡Perna¡ ähnlichen Muscheln ab. ¿Ostrea¿ Lin. (Fig. 606). Schale aufgewachsen, unregelmäßig, konzentrisch blätterig oder mit groben radialen Falten und Rippen. Die beiden Klappen verschieden gewölbt und meist verschieden verziert. Wirbel gerade. Bandgrube dreieckig, quergestreift. Hierher die meisten lebenden und zahlreiche fossile Arten, insbesonders aus dem Tertiär. Einzelne Formen (¡O. Virginica¡, ¡crassissima¡, ¡gigantea¡, ¡longirostris¡) erreichen beträchtliche Größe. [Illustration: Fig. 606. ¡Ostrea digitalina¡ Dubois. Miocän. Wiener Becken.] ¿Alectryonia¿ Fischer (¡Dendrostrea¡ Swainson, ¡Actinostreon¡ Bayle) (Fig. 607). Linke Schale aufgewachsen. Beide Klappen mit kräftigen Rippen oder Falten, Schalenränder wellig oder zickzackartig gefaltet. Trias bis jetzt. Besonders häufig in Jura und Kreide. [Illustration: Fig. 607. ¡Alectryonia gregaria¡ Sow. sp. Oxfordton. Dives, Calvados.] [Illustration: Fig. 608. ¡Gryphaea arcuata¡ Lam. Unt.-Lias. Pfohren bei Donaueschingen.] [Illustration: Fig. 609. ¡Gryphaea vesicularis¡ Lam. Weiße Kreide. Rügen.] ¿Gryphaea¿ Lam. (¡Pycnodonta¡ Fisch., ¡Gryphaeostrea¡ Conrad) (Fig. 608. 609). Linke Schale hoch gewölbt, mit stark einwärts gekrümmtem Wirbel; in der Jugend mit dem Wirbel festgewachsen, später frei. Rechte Schale flach, deckelförmig. Vorzugsweise in Lias, Jura und Kreide, seltener im Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 610. ¡Exogyra columba¡ Lam. Grünsand. Regensburg.] [Illustration: Fig. 611. ¡Exogyra flabellata¡ Goldf. sp. Cenoman. Kloster St. Paul, Ägypten.] ¿Exogyra¿ Say (¡Amphidonta¡ Fischer, ¡Ceratostreon¡, ¡Aëtostreon¡, ¡Rhynchostreon¡ Bayle) (Fig. 610. 611). Frei, in der Jugend mit dem Wirbel der Unterschale festgewachsen. Beide Wirbel spiral nach der Seite gedreht. Bandgrube schmal. Unterschale gewölbt, die andere flach. Ob. Jura und Kreide. 12. Familie. #Myalinidae.# Frech. ¡Schale gleich- oder ungleichklappig, schief oval, hinten verbreitert, vorne zuweilen mit kleinem Ohr. Wirbel terminal oder weit nach vorne gerückt. Schloßrand gerade, zahnlos. Band in parallelen, dem ganzen Schloßrand folgenden Furchen. Unter den Wirbeln eine Byssusspalte. Zwei Muskeln.¡ Silur bis Jura. ¿Myalina¿ de Kon. Dickschalig, schief, oval oder dreiseitig. Schloßrand breit, lang parallel gestreift. Unter den spitzen terminalen Wirbeln befindet sich ein kräftig vertiefter, vorderer Muskeleindruck. Silur. Devon. ¿Hoplomytilus¿ Sandb., ¿Myalinoptera¿ Frech, ¿Ptychodesma¿, ¿Mytilops¿, ¿Modiella¿ Hall. Devon. ¿Leiomyalina¿ Frech, ¿Aphanaia¿, ¿Posidoniella¿ de Kon., ¿Liebea¿ Waagen, ¿Atomodesma¿ Beyr., ¿Anthracoptera¿ Salter. Karbon. ¿Pergamidia¿ Bittner. Dickschalig, gleichklappig, hoch gewölbt. Vorderes Ohr deutlich, steil abfallend. Schloßrand unter dem Wirbel mit Einschnitt. Trias (Kleinasien). ¿Mysidia¿ Bittner. Wie vorige, aber vorderes Ohr verkümmert. Trias. 13. Familie. #Modiolopsidae.# Fischer. ¡Ausgestorbene, marine, sehr ungleichseitige, vorne kurze und etwas verschmälerte, hinten mehr oder weniger verlängerte, glatte, konzentrisch, seltener fein radial gestreifte, meist ziemlich dickschalige, innen nicht perlmutterglänzende Muscheln. Wirbel dem Vorderrande genähert oder terminal. Band äußerlich, lang, hinter den Wirbeln. Schloßrand etwas verdickt, zahnlos oder mit einem schwachen leistenartigen Kardinal- und Seitenzahn, zuweilen auch unter den Wirbeln quer gestreift. Vorderer Muskeleindruck kleiner, aber tiefer als der hintere.¡ Silur bis Kreide. Die Stellung der hierher gehörigen Muscheln ist zweifelhaft. Die kräftige Entwicklung des vorderen Muskeleindrucks unterscheidet sie von den Mytiliden und Myaliniden, mit denen die Schalen in der äußeren Form am meisten Ähnlichkeit besitzen. Sie werden von manchen Autoren zu den ¡Homomyaria¡, und zwar in die Nachbarschaft von ¡Cardita¡ gestellt, als deren Vorläufer sie wahrscheinlich auch zu betrachten sind. Ob die lebende Gattung ¿Prasina¿ Desh. hierher gerechnet werden darf, ist durchaus unsicher. ¿Modiolopsis¿ Hall (Fig. 612). Länglich oval, vorne und hinten gerundet; Wirbel subterminal. Schloß zahnlos. Kambrium (?) und Silur. ¿Modiomorpha¿ Hall. Wie vorige, aber Schloß mit einem leistenförmigen, schräg nach hinten gerichteten Zahn. Devon. ¿Megambonia¿ Hall. Aufgebläht, oval, Vorderseite kurz, durch eine Einbuchtung von der verlängerten Hinterseite geschieden. Schloßrand mit leistenartigen Seitenzähnen. Silur. ¿Nyassa¿ Hall. Ähnlich ¡Modiola¡, vorne gerundet, hinten verlängert. Schloßrand unter den Wirbeln etwas verdickt und quer gestreift, hinten mit dünnem, leistenförmigem Seitenzahn. Devon. [Illustration: Fig. 612. ¡Modiolopsis modiolaris¡ Conr. sp. Unter-Silur. Cincinnati.] [Illustration: Fig. 613. ¡Myoconcha striatula¡ Goldf. Unter-Oolith. Bayeux, Calvados. (Nat. Größe.)] ¿Myoconcha¿ Sow. (Fig. 613). Dickschalig, schwach gewölbt, vorne verschmälert, hinten stark verlängert. Wirbel fast terminal. Schloß zahnlos oder meist in der rechten Klappe mit einem langen leistenartigen Kardinalzahn und schwachem, langem Seitenzahn. Karbon bis Kreide. ¿Hippopodium¿ Sow. Sehr dickschalig, gewölbt, länglich eiförmig; Oberfläche konzentrisch runzelig. Schloßrand verdickt, zahnlos oder mit einem langen stumpfen und schiefen Kardinalzahn. Beide Muskeleindrücke stark vertieft. Lias und Jura. 14. Familie. #Mytilidae.# Lam. Miesmuscheln. ¡Gleichklappige, länglich eiförmige bis oval dreiseitige, meist dünne Muscheln mit dicker Epidermis, ohne Prismenschicht. Wirbel am vorderen Ende. Schloßrand in den Hinterrand verlaufend, zahnlos oder schwach gekerbt. Band lang, in seichter Rinne hinter den Wirbeln. Vorderrand mit Byssusspalte. Vorderer Muskel klein.¡ Trias bis jetzt. Die Mehrzahl der hierher gehörigen, offenbar von den Myaliniden abstammenden Formen haben marine Lebensweise und halten sich in seichtem Wasser auf; einige (¡Dreissensia¡) finden sich auch in brackischem und süßem Wasser. Sie leben gesellig und sind mit starkem Byssus versehen. ¿Mytilus¿ Lin. (Fig. 614. 615). Schale schief, dünn, länglich, vorn zugespitzt, meist glatt; innen mit dünner Porzellanschicht. Schloßrand zahnlos. Trias bis jetzt. [Illustration: Fig. 614. ¡Mytilus¡ (¡Arcomytilus¡) ¡asper¡ Sow. Groß-Oolith. Langrune, Calvados. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 615. ¡Mytilus sublaevis¡ Sow. Groß-Oolith. Minchinhampton. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 616. ¡Modiola imbricata¡ Sow. Brauner Jura. Balin bei Krakau. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 617. ¡Pachymytilus petasus¡ d'Orb. Coralrag. Coulange-sur-Yonne. (2/3 nat. Größe.)] ¿Septifer¿ Récluz. Wie ¡Mytilus¡, aber radial gestreift, unter den spitzen Wirbeln eine kurze Platte zur Aufnahme des Fußmuskels. Tertiär. Recent. ¿Pachymytilus¿ Zitt. (Fig. 617). Schale dreieckig, sehr dick. Wirbel zugespitzt, darunter eine tiefe Einbuchtung des Vorderrandes. Ob. Jura. ¿Modiola¿ Lam. (Fig. 616). Wie ¡Mytilus¡, aber länglich oval, vorne wenig verschmälert und abgerundet. Devon bis jetzt. ¿Lithodomus¿ Cuv. (¡Lithophagus¡ Mühlf.) (Fig. 618). Fast zylindrisch, an beiden Enden abgerundet; bohren sich in Steinkorallen, Conchylien etc. ein und leben in zylindrischen oder keulenförmigen Höhlen, deren Ausfüllungen häufig fossil vorkommen. ¿Crenella¿ Brown, ¿Modiolaria¿ Lovèn. Tertiär, Recent. [Illustration: Fig. 618. ¡Congeria subglobosa¡ Partsch sp. Ober-Miocän. Inzersdorf bei Wien.] [Illustration: Fig. 619. ¡Dreissensia Brardi¡ Faujas. Miocän. Weissenau bei Mainz. (Nat. Größe.)] ¿Dreissensia¿ van Beneden (¡Tichogonia¡ Roßm.) (Fig. 619). Abgerundet dreieckig oder viereckig glatt, mit Epidermis bedeckt. Unter den terminalen Wirbeln eine Platte, worin sich der kleine, vertiefte, vordere Byssusmuskel inseriert. Rechte Schale zuweilen mit schwachem Zahn. Mantellappen verwachsen, Siphonen vorragend. Lebend in brackischen und süßen Gewässern von Europa, Asien, Südamerika, Westindien und Afrika. Eocän bis jetzt. ¿Dreissensiomya¿ Fuchs. Wie vorige, aber mit Mantelbucht. Miocän. ¿Congeria¿ Partsch (Fig. 618). Wie ¡Dreissensia¡, jedoch hinter dem vorderen Muskeleindruck ein kleiner löffelartiger Vorsprung zur Aufnahme eines zweiten Muskels. Tertiär bis lebend. Sehr häufig im Miocän und Pliocän von Osteuropa (Congerienschichten). [Illustration: Fig. 620. ¡Lithodomus inclusus¡ Phil. sp. Groß-Oolith. Minchinhampton. ¡a¡, ¡b¡ Schale von der Seite und vom Rücken (nat. Größe), ¡c¡ mit Schlamm ausgefüllte und erhärtete Wohnungsröhre.] 2. Ordnung. #Homomyaria.# (¡Dimyaria¡ Lam., ¡Isomyaria¡ Ray Lankaster). ¡Beide Schließmuskeln von gleicher oder nahezu gleicher Größe. Vier oder zwei Kiemenblätter vorhanden. Mantellappen getrennt oder verwachsen.¡ A. Unterordnung. #Taxodonta.# Neumayr. (¡Arcacea¡ Lam., ¡Polyodonta¡ Blv.) ¡Schale gleichklappig. Muskeln gleich. Schloßrand jederseits mit einer größeren Anzahl gleichartiger, in Reihen geordneter Zähne besetzt. Band äußerlich oder innerlich. Mantellappen meist vollständig getrennt, seltener verwachsen und zwei kurze Siphonen bildend. Fuß mit Byssus oder Längsfurche. Vier Kiemenblätter.¡ Kambrium bis jetzt. Die Taxodonten gehören zu den primitivsten und ältesten Vertretern der Lamellibranchiaten. Sie erlangen schon im Silur eine ansehnliche Verbreitung und werden von ~Pelseneer~ für die Ahnen aller übrigen Muscheln gehalten, während ~Neumayr~ nur die Anisomyarier und Heterodonten von ihnen ableitet und sie selbst aus den Paläoconchen hervorgehen läßt. Sämtliche Taxodonten sind Meeresbewohner. 1. Familie. #Nuculidae.# Gray. ¡Schale oval oder länglich, klein, hinten meist mehr oder weniger verlängert, glatt, konzentrisch oder wellig gestreift, mit Epidermis überzogen; innen perlmutter- oder seidenglänzend. Band innerlich oder äußerlich. Schloßrand mit zwei vom Wirbel divergierenden Reihen von kammförmigen Kerbzähnchen, die häufig durch das innerliche, in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln gelegene Band voneinander getrennt sind. Manteleindruck ganz oder mit Bucht.¡ Die Mantellappen sind entweder völlig getrennt oder hinten verwachsen und bilden im letzteren Falle (¡Yoldia¡, ¡Leda¡) zwei kurze Siphonen. Fuß scheibenförmig, ohne Byssus; Kiemen klein, kammförmig. Die Nuculiden gehören zu den ältesten Muscheln. Sie haben schon im Silur eine starke Verbreitung und gehen von da durch alle Formationen bis in die Jetztzeit. ¿Cucullella¿ M'Coy. Oval-elliptisch, dünnschalig. Schloßrand wenig gebogen. Im Innern eine vom Wirbel gegen den vorderen Muskeleindruck verlaufende Falte. Silur. ¿Cleidophorus¿ Hall (¡Adranaria¡ Mun.-Chalmas) (Fig. 621). Hinterseite stark verlängert und verschmälert. Im Innern eine kurze, vom Wirbel ausgehende Falte. Silur. Devon. ¿Redonia¿ Rouault, ¿Cadomia¿ Tromelin. Silur. ¿Ctenodonta¿ Salter (Fig. 622). Oval oder länglich, glatt. Schloßrand gebogen oder winklig. Keine innere Leiste vorhanden. Kambrium bis Karbon. ¿Tellinomya¿, ¿Palaeoneilo¿ Hall. Silur. ¿Lyrodesma¿ Conr. (¡Actinodonta¡ Phil.) Oval. Schloßrand mit nur 6-8 kräftigen, divergierenden und quer gestreiften Zähnen. Band äußerlich. Manteleindruck ganz. Silur. [Illustration: Fig. 621. ¡Cleidophorus cultratus¡ Sandb. Steinkern aus dem Spiriferensandstein. Niederlahnstein, Nassau. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 622. ¡Ctenodonta pectunculoides¡ Hall. Unt. Silur. Cincinnati. (2/1, nach ~Hall~.)] ¿Anuscula¿ Barr. (¡Babinka¡ Barr.), ¿Myoplusia¿ Neumayr. Silur. ¿Cytherodon¿ Hall. Silur. Devon. ¿Nucula¿ Lam. (Fig. 623). Dreieckig oder oval. Schloßrand winklig, mit zwei divergierenden Reihen von Kerbzähnen. Band innerlich in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln. Manteleindruck ganzrandig. Silur bis jetzt. Über 200 fossile und ca. 70 lebende Arten. [Illustration: Fig. 623. ¡a Nucula strigilata¡ Goldf. Ob. Trias. St. Cassian. Tirol. 1/1. ¡b Nucula nucleus¡ Lin. Miocän. Grußbach bei Wien. 1/1.] [Illustration: Fig. 624. ¡Yoldia arctica¡ Gray. Diluvium. Bohuslän, Schweden. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 625. ¡Leda rostrata¡ Lam. sp. Opalinus-Schichten. Milhaud, Aveyron. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 626. ¡Leda Deshayesiana¡ Duchatel. Oligocän. Rupelmonde, Belgien. (Nat. Größe.)] ¿Hoferia¿ Bittner. Trias. ¿Yoldia¿ Möller (Fig. 624). Wie ¡Nucula¡, aber hinten etwas klaffend. Mantelbucht vorhanden. Kreide bis jetzt. ¿Leda¿ Schum. (Fig. 625. 626). Schale hinten geschnäbelt, verlängert und häufig gekielt. Schloß und Band wie bei ¡Nucula¡. Mantelbucht seicht. Silur bis jetzt. ¿Malletia¿ Desm., ¿Tindaria¿ Bell. Tertiär. Recent. 2. Familie. #Arcidae.# Lam. ¡Schale länglich oval bis rundlich; Band meist auf einer ebenen, gefurchten dreieckigen Area unter den Wirbeln befestigt, seltener innerlich, in einer einzigen Grube gelegen. Schloßrand gerade oder gebogen, mit zahlreichen kammförmigen, auf den Seiten häufig leistenförmigen Zähnen besetzt. Innere Schalenschicht porzellanartig. Manteleindruck einfach.¡ Silur bis jetzt. ¿Macrodon¿ Lycett (¡Parallelodon¡, ¡Grammatodon¡, Meek u. W.,) (Fig. 627). Schale verlängert, oval vielseitig. Wirbel weit vorn; Bandarea niedrig, parallel gestreift. Schloßrand gerade, lang, unter den Wirbeln mit einigen schiefen Querzähnchen, hinten mit langen, dem Schloßrand parallelen Leistenzähnen. Devon bis Tertiär. Hauptverbreitung im Kohlenkalk. [Illustration: Fig. 627. ¡Macrodon Hirsonensis¡ Morris und Lyc. Groß-Oolith. Minchinhampton. (1/2 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 628. ¡Arca¡ (¡Anomalocardia diluvii¡) Lam. Pliocän. Siena.] [Illustration: Fig. 629. ¡Arca¡ (¡Barbatia¡) ¡barbata¡ Lin. Miocän. Grund bei Wien. (Nat. Größe.)] ¿Arca¿ Lam. (Fig. 628. 629). Schale oval bis vierseitig, meist radial gerippt. Wirbel vor der Mitte, darunter eine dreieckige Area mit knieförmig geknickten Furchen zur Anheftung des äußerlichen Bandes. Schloßrand gerade, mit zahlreichen, gleichartigen, etwas schiefen Kerbzähnen. Silur bis jetzt. Etwa 150 lebende und über 500 fossile Arten bekannt. ~Subgenera~: ¿Byssoarca¿ Swainson, ¿Litharca¿ Gray, ¿Barbatia¿ Gray, ¿Scaphula¿ Benson, ¿Argina¿ Gray etc. ¿Carbonarca¿ Meek und Worth. Wirbel angeschwollen, gekrümmt, hinten kantig. Schloßrand gebogen, vorne mit zwei schiefen Zähnen. Karbon. [Illustration: Fig. 630. ¡Cucullaea Hersilia¡ d'Orb. Oxfordton. Vieil St. Remy, Ardennen. (Nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 631. ¡Isoarca cordiformis¡ Ziet. Ober-Jura. Nattheim. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 632. ¡Pectunculus obovatus¡ Lam. Oligocän. Weinheim bei Alzey. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 633. ¡Limopsis aurita¡ Brocchi. Pliocän. Piacenza. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 634. ¡Nuculina ovalis¡ Wood sp. Miocän. Forchtenau bei Wien.] ¿Cucullaea¿ Lam. (¡Idonearca¡ Conr.) (Fig. 630). Schale rhombisch bis trapezförmig, gewölbt. Bandarea mit geknickten Furchen. Schloßrand gerade, in der Mitte mit kleinen Querzähnchen, seitlich mit 2-5 etwas schiefen oder dem Schloßrand fast parallelen Leistenzähnen. Hinterer Muskeleindruck zuweilen auf einer dünnen, vorspringenden Platte. Jura bis jetzt. Hauptverbreitung in Jura und Kreide. ¿Isoarca¿ Münst. (Fig. 631). Schale glatt, bauchig. Wirbel angeschwollen, eingekrümmt gerundet. Bandarea sehr niedrig. Oberer Jura und untere Kreide. ¿Glyptarca¿ Hicks. Kambrium. ¿Pectunculus¿ Lam. (¡Trigonoarca¡ Conr., ¡Axinaea¡ Poli, ¡Cnisma¡ Mayer) (Fig. 632). Fast kreisförmig und nahezu gleichseitig. Rand gekerbt. Bandarea dreieckig mit geknickten Furchen. Zähne schief, in bogenförmiger Reihe. Kreide bis jetzt. ¿Limopsis¿ Sassi (Fig. 633). Klein, rundlich, wie ¿Pectunculus¿, aber Band in einer dreieckigen Grube unter den Wirbeln. Trias bis jetzt. ¿Trinacria¿ Mayer (¡Trigonocoelia¡ Desh.). Wie vorige, aber dreieckig, Hinterseite gekielt, verlängert. Eocän. ¿Nuculina¿ d'Orb. (Fig. 634). Klein, oval; Schloßrand mit queren Kerbzähnen und einem leistenartigen vorderen Seitenzahn. Band linear. Miocän und Pliocän. B. Unterordnung. #Heterodonta.# Neumayr. ¡Schale gleich-, seltener ungleichklappig. Schloß mit einer beschränkten Anzahl leistenförmiger, konischer oder hakenförmiger Zähne, welche durch Zahngruben getrennt und häufig in Schloß- und Seitenzähne differenziert sind. Band äußerlich, selten innerlich. Siphonen selten fehlend. Manteleindruck ganzrandig oder mit Bucht.¡ Zu den Heterodonten gehört gegenwärtig etwa die Hälfte aller Muscheln. Sie beginnen im Silur, werden in Devon, Karbon und Perm etwas zahlreicher, spielen aber erst von der Trias an eine hervorragendere Rolle und befinden sich von da an in steter Zunahme. Die typischen Heterodonten besitzen kräftige Schloß- und Seitenzähne, doch gibt es eine erhebliche Anzahl von Formen aus den verschiedensten Familien (¡Najadidae¡, ¡Cardiidae¡, ¡Lucinidae¡), bei denen die Schloßzähne oder Seitenzähne, zuweilen sogar beide, verkümmern, so daß der Schloßrand durch Reduktion zahnlos wird. Eine höchst eigentümliche Modifikation des Heterodontenschlosses stellen die Pachyodonten dar, zu denen die Familien der Chamiden, Capriniden und Rudisten gehören. Neben diesen rückgebildeten Formen gibt es auch eine Anzahl meist paläozoischer Gattungen, bei denen das sehr dünne Schloß nur schwache Andeutungen von Zähnen und zwar meist nur Querkerben oder stumpfe Höcker aufweist (¡Praecardiidae¡, ¡Lunulacardiidae¡). ~Neumayr~ bildet für diese kryptodonten Formen eine selbständige Gruppe ¡Palaeoconchae¡, doch scheinen sie mit gewissen Familien der Heterodonten in naher Beziehung zu stehen und dürften als deren Vorläufer am besten bei diesen eingereiht werden. #A. Integripalliata.# ¡Manteleindruck ganzrandig. Siphonen kurz, nicht retraktil, zuweilen fehlend.¡ 1. Familie. #Anthracosiidae.# Amalitzky. ¡Ausgestorbene, meist länglich ovale bis oval dreieckige, glatte oder fein konzentrisch gestreifte Muscheln, mit vor der Mitte gelegenen Wirbeln und äußerlichem Band. Ränder glatt. Schloß sehr variabel, unvollkommen entwickelt, in der Regel jederseits mit einem stumpfen, wenig vorspringenden Schloßzahn, zuweilen auch mit einem langen hinteren Seitenzahn, fast ganz zahnlos oder mit zahlreichen, kryptodonten, irregulären, häufig gespalteten Querzähnchen. Hinter dem vorderen Muskeleindruck ein kleiner Fußmuskeleindruck.¡ In limnischen und brackischen Ablagerungen der Devon-, Steinkohlen-, Perm- und Triasformation. ¿Amnigenia¿ Hall. Devon (Old red). Nordamerika und Rheinpreußen. ¿Anthracosia¿ King. (Fig. 635). Schale dünn, meist klein, länglich oval. Schloßrand verdickt, jederseits mit einem stumpfen, länglichen Kardinalzahn und schwach entwickeltem leistenartigen hinteren Seitenzahn. In der produktiven Steinkohlenformation, im Rotliegenden und in den limnischen Permablagerungen von Rußland häufig. ¿Anthracomya¿ Salter (¡Nayadites¡ Dawson), ¿Asthenodonta¿ Whiteaves. ¿Carbonicola¿ M'Coy. Steinkohlenformation. ¿Palaeomutela¿ Amalitzky (¡Oligodon¡ Amal.). Schloßrand mit zahlreichen, unregelmäßigen Querzähnchen und Streifen bedeckt. In brackischen oder limnischen Mergeln der Permformation Rußlands. [Illustration: Fig. 635. ¡a Anthracosia¡ (¡Unio¡) ¡carbonaria¡ Goldf. sp. Rotliegendes. Niederstaufenbach bei Kusel, Rheinbayern. ¡b Anthracosia Lottneri¡ Ludw. sp. Steinkohlenschiefer. Hannibalzeche bei Bochum. (Nach ~Ludwig~.)] [Illustration: Fig. 636. ¡Anoplophora lettica¡ Quenst. sp. Trias. Friedrichshall. (Nach ~Alberti~.)] ¿Anoplophora¿ Sandb. emend. v. Koenen (¡Uniona¡ Pohlig Fig. 636). Rechte Schale mit sehr stumpfem, dickem Schloßzahn, welcher sich in eine Einsenkung des linken Schloßrandes einfügt. Linke Schale mit langem, hinterem Seitenzahn. Trias (Lettenkohle). ¡A. donacina¡ Schloth., ¡A. lettica¡ Quenst. sp. 2. Familie. #Cardiniidae.# Zitt. ¡Schale verlängert oder oval, glatt oder konzentrisch gestreift. Band äußerlich. Schloßzähne kräftig oder verkümmert. Hintere Seitenzähne lang, vordere kurz. Keine accessorischen Fußmuskeleindrücke vorhanden.¡ Nur fossil in marinen Schichten der Trias und im Lias. ¿Trigonodus¿ Sandberger (Fig. 637). Oval bis trapezoidisch, hinten verlängert. Schloßrand links mit einem starken dreieckigen, zuweilen gespaltenen Kardinalzahn, einem kurzen schrägen vorderen und zwei langen leistenartigen hinteren Schloßzähnen, rechts mit einem Schloßzahn, einem sehr kurzen schrägen vorderen und einem leistenartigen langen hinteren Seitenzahn. Trias, namentlich im Lettenkohlendolomit und in den Raibler Schichten. ¿Heminajas¿ Neumayr. Trias. ¡H.¡ (¡Myophoria¡) ¡fissidentata¡ Wöhrmann. [Illustration: Fig. 637. ¡Trigonodus Sandbergeri¡ Alberti. Trias (Lettenkohle). Zimmern, Württemberg. ¡a¡ Schloß nach einem Guttapercha-Abdruck. ¡b¡ Steinkern. (Nat. Größe.)] ¿Pachycardia¿ Hauer. Länglich oval, fast dreieckig, konzentrisch gestreift oder glatt; Wirbel gekrümmt, fast terminal, sehr genähert; Vorderseite angeschwollen, steil abfallend, mit Lunula; Hinterseite verschmälert und etwas zusammengedrückt. Schloßzähne 2:2 kräftig, divergierend, der vordere rechts schwächer und fast marginal. Außerdem ein verlängerter hinterer Seitenzahn in jeder Klappe. In der alpinen Trias. ¡P. rugosa¡ Hauer. ¿Cardinia¿ Ag. (¡Thalassites¡ Quenst.) (Fig. 638). Oval oder verlängert, dick, vorne kurz, abgerundet. Schloßzähne sehr schwach oder fehlend. Vordere Seitenzähne kurz, hintere dick, leistenartig. Im unteren Lias häufig. [Illustration: Fig. 638. ¡Cardinia hybrida¡ Sow. Unt. Lias. Ohrsleben bei Halberstadt.] 3. Familie. #Nayadidae.# Lam. (¡Unionidae¡ auct.) ¡Schale ungemein vielgestaltig, meist oval oder verlängert, geschlossen, mit dicker dunkelgrüner oder schwärzlichbrauner Epidermis bedeckt, darunter eine dünne Prismenschicht, und unter dieser die innere Perlmutterschicht. Ränder glatt. Wirbel weit nach vorne gerückt, meist korrodiert. Band äußerlich. Schloßzähne, wenn vorhanden, dick, etwas unregelmäßig radial oder quer gestreift; hintere Seitenzähne lang, leistenförmig oder fehlend. Hinter dem vorderen Muskeleindruck zwei, und vor dem hinteren Muskeleindruck ein kleiner Fußmuskeleindruck.¡ Sämtliche Nayadiden leben im Süßwasser und sind in nahezu 1000 Arten fast über die ganze Erde, am zahlreichsten in Nordamerika und Südchina verbreitet. Die Tiere besitzen einen großen beilförmigen Fuß, vier Kiemenblätter und meist getrennte Mantellappen. Nur bei ¡Mutela¡, ¡Castalia¡, ¡Spatha¡ etc. verwachsen die Mantellappen hinten und bilden zwei kurze Siphonen. Fossile Formen erscheinen zuerst im Perm, gewinnen aber erst in der jüngeren Kreide und im Tertiär größere Häufigkeit. Über die Entstehung der Nayadiden herrschen verschiedene Ansichten. ~Neumayr~[46] glaubte sie von den Trigonien, ~Pohlig~ von triasischen Vorläufern (¡Anoplophora¡), v. ~Wöhrmann~[47] von ¡Trigonodus¡ und Verwandten ableiten zu können. Eine ältere, wahrscheinlichere, schon von ~King~ und ~M'Coy~, neuerdings von ~Amalitzky~ und ~Whiteaves~ vertretene Hypothese sieht in den karbonischen Anthracosien die Ahnen unserer heutigen weit verbreiteten Süßwassermuscheln. ¿Unio¿ Philippson (Fig. 639). Schale vielgestaltig, glatt, seltener mit Höckern oder Falten verziert, meist dick. Schloß variabel, in der Regel rechte Schale mit einem plumpen oder blattartigen, radial gestreiften, und einem schwachen, vorderen Schloßzahn, sowie einem sehr langen, leistenartigen, dem Schloßrand parallelen, hinteren Seitenzahn, der sich zwischen zwei entsprechende Leistenzähne der linken Klappe einfügt; letztere besitzt außerdem unter den Wirbeln zwei gestreifte divergierende Schloßzähne. Vorderer Muskeleindruck hoch gelegen. Die Gattung ¡Unio¡ ist von den Conchyliologen in eine große Menge von Subgenera zerlegt worden, die sich jedoch auf die fossilen Formen kaum anwenden lassen. Die ältesten echten Unionen finden sich in Süßwasserablagerungen des permischen Systems von Texas; ferner im oberen Jura (lusitanische Stufe) von Portugal; in Purbeck- und Wealdenschichten, sowie in den Atlantosaurus Beds von Colorado, Wyoming und Montana. Sie werden zahlreicher in der oberen Kreide von Europa und Nordamerika und im Eocän; erlangen aber ihre Hauptentwicklung erst in der sogen. levantinischen Stufe von Slavonien, Kroatien, Rumänien und Griechenland, wo namentlich Formen von amerikanischem und chinesischem Gepräge vorkommen. [Illustration: Fig. 639. ¡Unio Stachei¡ Neumayr. Kongerienschichten. Sibinj, Slavonien. (¡p¡ und ¡x¡ Hilfsmuskeleindrücke.)] ¿Anodonta¿ Cuvier. Sehr dünnschalig. Schloßrand zahnlos. Eocän bis jetzt, weniger häufig als ¡Unio¡. ¿Spatha¿ Lea. Obere Kreide und jetzt. Die Gattungen ¿Castalia¿ Lam., ¿Mycetopus¿ d'Orb., ¿Mutela¿ Scopoli (¡Iridina¡ Lam.), ¿Leila¿ Gray etc. sind fossil nicht nachgewiesen. 4. Familie. #Trigoniidae.# Lam. (¡Schizodonta¡ Steinmann.) ¡Schale gleichklappig, oval dreieckig bis viereckig. Wirbel weit nach vorne gerückt, meist rückwärts gekrümmt, dahinter das kurze äußere Ligament. Oberfläche glatt oder reich verziert. Linke Schale mit einem plumpen, dreieckigen, häufig gespaltenen (schizodonten) Kardinalzahn und zwei leistenförmigen, divergierenden Seitenzähnen. Rechte Klappe mit zwei [symbol]förmig divergierenden Kardinalzähnen. Die Schloßzähne häufig seitlich quer gerieft. Muskeleindrücke kräftig. Schale innen perlmutterglänzend. Die Mantellappen getrennt. Siphonen fehlen. Fuß scheibenförmig, mit Medianfurche. Vier ungleich große Kiemenblätter.¡ Devon bis jetzt. Hauptverbreitung in mesozoischen Ablagerungen. Die ältesten Vertreter dieser Familie zeigen große Übereinstimmung mit den Astartiden. ¿Curtonotus¿ Salter (¡Kefersteinia¡ Neum.). Oval; Wirbel fast terminal. Linke Schale mit einem plumpen, dreieckigen Kardinalzahn, rechte mit zwei divergierenden Leistenzähnen. Devon. ¿Protoschizodus¿ de Kon. Karbon. ¿Schizodus¿ King (Fig. 640). Schief oval oder trapezförmig, glatt. Der große Dreieckzahn der linken Klappe tief ausgeschnitten, die Zähne seitlich nicht gerieft. Vorderer Muskeleindruck durch keine Leiste gestützt. Im Perm häufig. ¿Myophoria¿ Bronn (¡Neoschizodus¡ Gieb.) (Fig. 641. 642). Schief oval bis trapezförmig, glatt, häufiger mit einer vom Wirbel zum unteren Hinterrand verlaufenden Kante, welche eine von dem vorderen, konzentrisch oder radial gerippten Teil abweichend verzierte hintere Area begrenzt. Wirbel kaum gedreht, der Dreieckzahn der linken Schale bald gespalten, bald einfach, häufig, aber nicht immer, wie die leistenartigen Seitenzähne fein quer gestreift. Muskeleindrücke durch schwache Leisten verstärkt. Sehr häufig in der Trias. [Illustration: Fig. 640. ¡Schizodus obscurus¡ Sow. ¡a¡ Steinkern aus dem Zechstein von Niederrodenbach bei Hanau (nat. Größe). ¡b¡ Schloß (nach ~King~).] [Illustration: Fig. 641. ¡Myophoria laevigata¡ Alb. sp. Schaumkalk. Rüdersdorf bei Berlin. (Nat. Größe.) Schloßzähne nicht gestreift.] [Illustration: Fig. 642. ¡Myophoria decussata¡ Mstr. Ob. Trias. St. Cassian, Tirol. ¡a¡ Rechte Schale von außen (nat. Größe). ¡b¡ Schloß mit gestreiften Zähnen (vergr.).] ¿Myophoriopsis¿ Wöhrm. (¡Astartopsis¡ Wöhrm.) ¿Grünewaldia¿ v. Wöhrmann, Trias. ¿Remondia¿ Gabb. Kreide. [Illustration: Fig. 643¡a¡. ¡Trigonia navis¡ Lam. Unterer brauner Jura. Gundershofen, Elsaß.] [Illustration: Fig. 643¡b¡. ¡Trigonia daedalea¡ Park. Mittlere Kreide (Hervien). Meule de Bracquegnies, Belgien. (Nat. Größe.)] ¿Trigonia¿ Brug. (Fig. 643¡a¡-646). Oberfläche mit konzentrischen, radialen oder divergierenden Rippen oder Knotenreihen versehen; die hintere Area meist kantig begrenzt und abweichend von der übrigen Schale verziert. Wirbel fast terminal, rückwärts gekrümmt. Dreieckzahn der linken Schale tief gespalten und wie die divergierenden Seitenzähne und Schloßzähne der rechten Schale auf den Seiten quer gerieft. Muskeleindrücke tief durch Leisten gestützt. Lias bis jetzt. Sehr häufig in Jura und Kreide, äußerst selten im Tertiär. Lebend im Australischen Meer. [Illustration: Fig. 644. ¡Trigonia costata¡ Sow. Brauner Jura. Württemberg. (1/2 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 645. ¡Trigonia¡ cfr. ¡aliformis¡ Park. Senonkreide. Vaels bei Aachen. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 646. Schloß von ¡Trigonia pectinata¡ Lam. Recent. Australien.] 5. Familie. #Astartidae.# Gray. ¡Dickschalige, gleichklappige, marine Muscheln mit kräftigen Schloßzähnen (meist 2, seltener 1 bis 3 in jeder Klappe); vordere Seitenzähne fehlen, hintere leistenartig, rudimentär oder fehlend. Band äußerlich. Muskeleindrücke oval, über dem vorderen häufig ein Fußmuskeleindruck.¡ Silur bis jetzt. Hauptentwicklung in Trias, Jura und Kreide. Die paläozoischen Gattungen besitzen meist leistenartige hintere Seitenzähne. [Illustration: Fig. 647. ¡Pleurophorus costatus¡ King. ¡a¡ Beschaltes Exemplar aus dem Zechstein von Byers Quarry, England, 2/1 (nach ~King~). ¡b¡ Steinkern aus dem Zechstein von Gera (nach ~Geinitz~).] [Illustration: Fig. 648. ¡Cardita (Palaeocardita) crenata¡ Mstr. Ob. Trias. St. Cassian, Tirol.] [Illustration: Fig. 649. ¡Venericardia imbricata¡ Lam. Eocän. Grignon bei Paris.] ¿? Anodontopsis¿ M'Coy (¡Pseudaxinus¡ Salter, ¡Orthodontiscus¡ Meek), ¿? Matheria¿ Billings. Silur. ¿? Pachydomus¿ Morris (¡Megadesmus¡ Sow.), ¿? Guerangeria¿ Oehlert, ¿Prosocoelus¿, ¿Mecynodon¿ Keferst., ¿Goniophora¿ Phill., ¿Cypricardinia¿ Hall, ¿Cypricardella¿ Hall (¡Microdon¡ Hall). Devon. ¿Pleurophorus¿ King (Fig. 647). Quer verlängert, vierseitig; Wirbel terminal. Oberfläche mit einigen schräg nach hinten gerichteten Radialrippen oder glatt. Schloßzähne 2:2 stark divergierend, außerdem je ein langer, leistenförmiger hinterer Seitenzahn. Devon bis Trias; Hauptverbreitung im Perm. [Illustration: Fig. 650. ¡Astarte Voltzi¡ Ziet. Dogger. Gundershofen, Elsaß. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 651. ¡Astarte (Crassinella) obliqua¡ Desh. Unt. Oolith. Bayeux. Calvados.] [Illustration: Fig. 652. ¡Opis Goldfussiana¡ d'Orb. Ob. Jura. Nattheim.] [Illustration: Fig. 653. ¡Goodallia miliaris¡ Defr. sp. Grobkalk. Grignon. (Nach ~Deshayes~.)] [Illustration: Fig. 654. ¡Woodia profunda¡ Desh. Eocän. (Sables inférieures.) Aizy bei Laon.] ¿Cardita¿ Brug. Länglich vierseitig, trapezoidisch, mit stark nach vorne gerückten Wirbeln, und mit radialen, etwas schuppigen Rippen verziert, meist mit Lunula. Ränder gekerbt. Schloßzähne (2:2-3) sehr schief, fast leistenförmig. Trias bis jetzt. ~Subgenus~: ¿Palaeocardita¿ Conr. (Fig. 648). Wie vorige, aber mit hinterem Seitenzahn. Trias bis Kreide. ¿Venericardia¿ Lam. (Fig. 649). Rundlich dreieckig oder herzförmig, radial gerippt. Schloßzähne schief, leistenförmig. Seitenzähne fehlen. Kreide. Tertiär bis jetzt. ¿Astarte¿ Sow. (¡Crassina¡ Lam.) (Fig. 650). Rundlich dreieckig, kreisförmig oder oval, schwach gewölbt, dick; außen glatt, konzentrisch gestreift oder gefurcht. Unter den Wirbeln eine schwach vertiefte Lunula. Schloßzähne 2:2, der vordere der rechten Schale groß und dick. Karbon bis jetzt. ~Subgenera~: ¿Astartella¿ Hall (Karbon), ¿Coelastarte¿ Böhm, ¿Praeconia¿ Stol., ¿Crassinella¿ Bayle (Fig. 651), ¿Prorokia¿ Böhm. (Jura), ¿Eriphyla¿ Gabb. (Kreide), ¿Grotriania¿ Speyer. Tertiär. ¿Opis¿ Defr. (Fig. 652). Dreiseitig, herzförmig, glatt oder konzentrisch gefurcht. Wirbel stark vorragend, nach vorne gekrümmt. Lunula ungemein tief, kantig begrenzt. Schloßzähne (2:1) lang, leistenförmig. Trias bis Kreide. ¿Opisoma¿ Stol. (Jura), ¿Seebachia¿ Neumayr (Kreide), ¿Goodallia¿ Turton (Fig. 653), ¿Woodia¿ Desh. (Fig. 654). Tertiär und jetzt. 6. Familie. #Crassatellidae.# ¡Schale oval oder länglich. Oberfläche konzentrisch gestreift oder gefurcht. Schloßzähne 1-3 in jeder Klappe; Seitenzähne fehlen oder schwach entwickelt. Band innerlich, in einer Grube unter den Wirbeln.¡ Kreide bis jetzt. Marin. [Illustration: Fig. 655. ¡Crassatella plumbea¡ Chem. sp. Grobkalk. Damery bei Epernay. (2/3 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 656. ¡Crassatella Bronni¡ Merian. Oligocän. Weinheim bei Alzey. (Nat. Gr.)] ¿Crassatella¿ Lam. (Fig. 655, 656). Dickschalig, länglich oval, vorne häufig mit Lunula. Schloßzähne 2:2. Etwa 70 fossile und 36 lebende Arten. Kreide bis jetzt. ¿Triodonta¿ Koenen (Oligocän), ¿Ptychomya¿ Ag., ¿Stearnsia¿ White (Kreide). ¿Gouldia¿ Ad. Oval, klein. Schloßzähne 2:1-2. Vordere Seitenzähne leistenartig. Kreide bis jetzt. 7. Familie. #Megalodontidae.# Zitt.[48] ¡Schale gleichklappig, sehr dick, meist glatt oder fein konzentrisch gestreift. Schloßplatte breit, mit 2:2 starken, ungleichen Schloßzähnen und zuweilen einem vorderen und hinteren Seitenzahn. Band äußerlich, durch dicke Fulcra gestützt. Hinterer Muskeleindruck meist auf einer hervorragenden Leiste gelegen, vorderer klein.¡ Devon bis Jura. Die Megalodontiden beginnen im Devon und endigen im Jura. Hauptverbreitung in der alpinen Trias. Sie stehen einerseits den Astartiden, anderseits den Pachyodonten, und zwar der Gattung ¡Diceras¡ nahe. Sie werden vielfach als Vorläufer der letzteren betrachtet. Nach G. ~Böhm~ zeigt ¡Pachyerisma¡ genetische Beziehungen zu ¡Cardium¡. [Illustration: Fig. 657. ¡Megalodon¡ (¡Eumegalodon¡) ¡cucullatus¡ Goldf. Devon. Paffrath bei Köln. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 658. ¡Megalodon¡ (¡Neomegalodon¡) ¡triqueter¡ Wulfen sp. Trias-Dolomit. Bleiberg, Kärnthen.] [Illustration: Fig. 659. ¡Megalodon¡ (¡Neomegalodon¡) ¡Gümbeli¡ Stopp. Rhätische Stufe. Elbigenalp, Tirol. (Nach ~Gümbel~.)] ¿Megalodon¿ Sow. (¡Tauroceras¡, ¡Lycodus¡ Schafh., ¡Conchodon¡ Stoppani) (Fig. 657-659). Schale gewölbt, oval oder dreiseitig gerundet, glatt oder konzentrisch gestreift. Wirbel nach vorne gekrümmt. Schloßrand sehr breit. Rechte Klappe mit zwei ungleichen, stumpfen, länglichen, durch eine tiefe Zahngrube getrennten Schloßzähnen; unmittelbar vor dem kleineren Vorderzahn befindet sich der halbmondförmige, kleine, aber sehr stark vertiefte vordere Muskeleindruck. Linke Klappe ebenfalls mit einem großen hinteren und einem kleineren vorderen Schloßzahn. Seitenzähne fehlen. Hinterer Muskeleindruck in beiden Klappen schwach vertieft, länglich, auf einer vorragenden Leiste. Die älteste devonische Art (¡Eumegalodon cucullatus¡ Goldf. Fig. 657) hat runzelige, undeutlich geteilte Schloßzähne und glatte gerundete Schale. Die triasischen Arten erreichen zuweilen bedeutende Größe und sind meist durch eine vom Wirbel bis zum hinteren Unterrand verlaufende Kante ausgezeichnet, die Schloßzähne glatt, der hintere rechte meist durch eine Längsfurche verdoppelt (¡Neomegalodon¡ Gümb.). Sie finden sich in ungeheurer Menge hauptsächlich im sogen. Dachsteinkalk (Dachsteinbivalve) der Nordalpen und im oberen Hauptdolomit der Südalpen, sowie in Raibler und rhätischen Schichten. ¿Pachyerisma¿ Morris und Lyc. (¡Pachymegalodon¡ Gümb.). Äußere Form wie bei ¡Megalodon¡. Schloßplatte sehr breit. Vorderer Muskeleindruck halbkreisförmig, viel größer als bei ¡Megalodon¡, stark vertieft; hinterer Muskeleindruck auf einer Leiste. Neben den beiden Schloßzähnen jederseits noch ein kräftiger hinterer Seitenzahn, sowie ein rundlicher vorderer Seitenzahn. Trias bis oberer Jura. ¿Durga¿ Böhm. Wie vorige, aber ohne hintere Muskelleiste. Lias. ¿Protodiceras¿ Böhm. Lias. ¡P.¡ (¡Megalodon¡) ¡pumilus¡ Gümb. 8. Familie. #Isocardiidae.# Gray. ¡Schale porzellanartig, gleichklappig, frei, geschlossen, mit angeschwollenen, nach außen und vorne gekrümmten Wirbeln. Band äußerlich, vor den Wirbeln in zwei Äste gespalten, die in Furchen bis zu den Wirbelspitzen fortsetzen. Muskeleindrücke ziemlich stark vertieft. Schloßzähne leistenförmig, dem Schloßrand parallel. Mantellappen des Tiers geschlossen mit einer vorderen Öffnung für den Fuß und einer hinteren für den Sipho.¡ Trias bis jetzt. [Illustration: Fig. 660. ¡Isocardia striata¡ d'Orb. Portlandkalk. Cirey, Haute-Marne. (Nach ~Loriol~.)] [Illustration: Fig. 661. Schloß von ¡Isocardia lunulata¡ Nyst. Crag. Antwerpen.] ¿Physocardia¿ v. Wöhrm. (¡Craspedodon¡ Bittner). Beide Schalen stark gewölbt, mit kräftigen seitlich gedrehten Wirbeln, glatt. Rechte Sch. mit einem gebogenen, leistenförmigen Schloßzahn, linke mit zwei liegenden Schloßzähnen, wovon der untere stärker als der obere. Seitenzähne fehlen. Alpine Trias (St. Cassianer und Raibler Schichten). ¡Ph. Ogilviae¡ v. Wöhrm. ¿Dicerocardium¿ Stopp. Ob. Trias. (Hauptdolomit) Alpen und Himalajah. ¿Isocardia¿ Lam. (Fig. 660, 661). Herzförmig oder oval, hochgewölbt, konzentrisch gestreift oder glatt. Wirbel stark angeschwollen. Jederseits zwei verlängerte, liegende Schloßzähne und ein hinterer leistenartiger Seitenzahn. Jura bis jetzt. 9. Familie. #Chamidae.# Lam. (¡Pachyodonta¡ p. p. ¡Neumayr¡). ¡Schale dick, ungleichklappig mit nach vorne eingerollten Wirbeln, bald mit der linken, bald mit der rechten Klappe aufgewachsen. Die festgewachsene Schale zuweilen kegelförmig. Das Band liegt hinter den Wirbeln in einer vertieften Furche zwischen den Schalen, gabelt sich aber nach vorne und verläuft jederseits in einer Rinne bis zur Wirbelspitze. Schloß in einer Schale mit zwei stumpfen, durch eine Zahngrube getrennten Zähnen, in der andern mit einem zwischen zwei Zahngruben gelegenen Zahn. Muskeleindrücke groß, häufig auf besonderen Leisten gelegen. Mantellinie ganzrandig. Schale aus einer dünnen Prismen- und einer dicken inneren Porzellanschicht zusammengesetzt.¡ Oberer Jura bis jetzt. Marin. Das Tier der einzigen lebenden Gattung (¡Chama¡) hat zwei Paar ungleiche Kiemenblätter, einen bogenförmigen, nicht vorstreckbaren Fuß, verwachsene Mantellappen, welche drei entfernte Öffnungen frei lassen, eine vordere für den Fuß, eine untere hintere für die Kiemen- und eine obere hintere für die Afterröhre. Die Chamiden bilden mit den Capriniden und Rudisten die Gruppe der Pachyodonten (Neumayr) und stellen wahrscheinlich einen infolge der Befestigung einer Schale eigentümlich differenzierten Seitenzweig der Heterodonten dar. Sie haben sich möglicherweise aus den Isocardiiden entwickelt. [Illustration: Fig. 662. ¡Diceras arietinum¡ Lam. Coralrag. St. Mihiel, Meuse. (2/3 nat. Größe.)] Die Einkrümmung der Wirbel nach vorne und die Lage des Bandes bestimmen stets mit Sicherheit rechte und linke Klappe. Die zwei Schloßzähne können jedoch bald der rechten, bald der linken Schale angehören, die andere Klappe besitzt alsdann nur einen Zahn. Bei den ~normalen~ Formen ist die linke Schale aufgewachsen, bei den ~inversen~ die rechte. Einzelne Gattungen (¡Chama¡, ¡Diceras¡) besitzen normale und inverse Arten. ¿Diceras¿ Lam. (¡Heterodiceras¡, ¡Plesiodiceras¡ Mun.-Chalmas, ¡Pseudodiceras¡ Gemmellaro) (Fig. 662. 663). Schale dick, glatt, ungleichklappig, beiderseits gewölbt, mit dem Wirbel der größeren (bald rechten, bald linken) Klappe aufgewachsen, normal oder invers. Wirbel stark vorragend, spiral nach außen und vorne gedreht. Band hinten durch starke Nymphen gestützt, vorne gespalten. Schloßplatte dick, rechte Klappe mit einem mächtigen, gebogenen, verlängerten, dem Schloßrand fast parallelen Zahn und einem schwächeren liegenden vorderen, linke mit einem einzigen großen, ohrförmigen, unten ausgebuchteten Schloßzahn, dahinter eine verlängerte Zahngrube. Der hintere Muskeleindruck auf einer vorragenden Leiste. Oberer Jura. [Illustration: Fig. 663. ¡A¡ Linke (angeheftete) Schale von ¡Diceras arietinum¡ Lam. St. Mihiel, Meuse. (2/3 nat. Größe.) ¡B¡ Rechte Schale von ¡Diceras Zitteli¡ Munier-Chalmas. Tithon. Stramberg. (2/3 nat. Größe.) (¡a¡ Vorderer, ¡a'¡ hinterer Muskeleindruck, ¡c¡ großer Schloßzahn, ¡d¡ Zahngrube, ¡l¡ Bandfurche, ¡s¡ Leiste für den hinteren Muskeleindruck.)] ¿Apricardia¿ Guéranger. Cenomanien. Turonien. ¿Requienia¿ Mathéron (Fig. 664¡a¡). Sehr ungleichklappig, glatt, mit dem spiral gedrehten Wirbel der linken Klappe aufgewachsen. Rechte Klappe deckelförmig, flach, mit spiralem Wirbel. Schloßzähne sehr schwach. Hinterer Muskeleindruck auf einer Leiste. Untere Kreide, hauptsächlich im Urgonien von Süd-Europa, der Alpen und Texas verbreitet. ¡R. ammonia¡ Goldf. ~Subgenus~: ¿Toucasia¿ Mun.-Chalmas (Fig. 664 ¡b¡, ¡c¡). Wie vorige, jedoch beide Schalen mit Kiel. Urgonien. ¡T. Lonsdalei¡ Sow. ¿Matheronia¿ Mun.-Chalmas. Urgonien. Cenomanien. [Illustration: Fig. 664. ¡a Requienia ammonia¡ Goldf. Urgonien. Orgon, Vaucluse. (1/3 nat. Größe.) ¡b¡, ¡c¡ Kleines Exemplar von ¡Requienia¡ (¡Toucasia¡) ¡Lonsdalei¡ Sow. sp. Ebendaher. ¡b¡ Linke, ¡c¡ rechte Schale von innen. (Nat. Größe.)] ¿Bayleia¿ Mun.-Chalm. Turon. ¡B. Pouechi¡ Mun.-Chalmas. ¿Monopleura¿ Mathéron (Fig. 665. 666). Sehr ungleichklappig, glatt, gestreift oder gerippt, stets invers, mit der rechten entweder spiral eingekrümmten oder kegelförmig verlängerten Schale aufgewachsen. Linke Klappe deckelförmig, konisch oder flach mit zwei kräftigen, durch eine Zahngrube getrennten Schloßzähnen. Rechte Schale mit einem schrägen, zwischen zwei Zahngruben gelegenen Zahn. Band äußerlich, jederseits in einer vom Schloßrand nach den Wirbeln verlaufenden Rinne. Hinterer Muskel auf einer Leiste. Untere Kreide (Urgonien) von Süd-Europa und Texas. [Illustration: Fig. 665. ¡Monopleura trilobata¡ d'Orb. Schrattenkalk. Orgon, Vaucluse. ¡a¡, ¡b¡ Exemplar in nat. Größe von vorn und hinten. ¡c¡ Unterschale von innen (nat. Größe).] [Illustration: Fig. 666. ¡Monopleura varians¡ Math. Urgonien. Orgon, Vaucluse. Beide Schalen in nat. Größe von innen.] ¿Himeraelites¿ di Stef. (Unt. Kreide). ¿Valletia¿ M.-Ch. (Neocom), ¿Gyropleura¿ Douvillé (Cenoman bis Senon), ¿Caprotina¿ d'Orb (Fig. 667). Neocom bis Turon. ¿Chama¿ Lin. (Fig. 668). Ungleichklappig, mit der linken, seltener mit der rechten Schale aufgewachsen. Wirbel nach vorne gekrümmt. Band in einer Rinne hinter den Wirbeln, nach vorne häufig gespalten und bis zur Wirbelspitze fortsetzend. Oberfläche mit hervorragenden konzentrischen Blättern oder Stacheln verziert. Schloßzähne stumpf, etwas gekerbt, verlängert. Muskeleindrücke groß, nicht auf Leisten gelegen. Kreide bis jetzt; hauptsächlich im Eocän. [Illustration: Fig. 667. Gruppe bestehend aus ¡Caprotina semistriata¡ d'Orb., ¡C. striata¡ d'Orb. und einem glatten Radioliten aus dem Grünsand von Le Mans (nach d'~Orbigny~.)] [Illustration: Fig. 668. ¡Chama squamosa¡ Lam. Eocän. Hampshire. (Nat. Größe.)] 10. Familie. #Caprinidae.# Fischer.[49] (¡Pachyodonta¡ p. p. ¡Neumayr¡). ¡Schale sehr ungleichklappig, dick, invers. Die aufgewachsene rechte Klappe konisch oder spiral, mit einem starken, zwischen zwei Gruben gelegenen Schloßzahn; linke Schale frei, eingekrümmt oder spiral, der dicke Schloßrand mit zwei, durch eine Grube getrennten Zähnen, wovon der vordere stärkere durch ein vertikales Septum gestützt wird. Band äußerlich. Hinterer Muskeleindruck auf einer in den Schloßrand verlaufenden Leiste. Äußere Schalenschicht prismatisch, dünn, innere porzellanartig, dazwischen in einer oder in beiden Klappen eine von zahlreich parallelen Kanälen durchzogene oder mit zelligen Maschen ausgefüllte Mittelschicht.¡ Nur in der Kreide. [Illustration: Fig. 669. Längsdurchschnitt der größeren Schale von ¡Caprina adversa¡, um die Zwischenkammern in der inneren Schalenschicht zu zeigen.] [Illustration: Fig. 670. Querschnitt durch die größere freie Schale von ¡Caprina communis¡, um die parallelen Kanäle in der mittleren Schalenschicht zu zeigen.] [Illustration: Fig. 671. ¡Plagioptychus Aguilloni¡ d'Orb. Kreide. Gosau. (2/3 nat. Größe.)] ¿Caprina¿ d'Orb. (¡Gemmellaria¡ M.-Ch. ¡Cornucaprina¡ Futterer) (Fig. 669. 670). Sehr ungleichklappig, dickschalig, mit der Spitze der kegelförmigen, rechten Klappe aufgewachsen; linke Schale größer, spiral eingerollt. Band hinter den Wirbeln gelegen. Innere Schalenschicht der Unterschale aus konzentrischen Schichten zusammengesetzt, die zuweilen Hohlräume zwischen sich frei lassen (Fig. 669). Die Mittelschicht der freien spiralen Schale von zahlreichen einfachen, weiten Parallelkanälen vom Schloßrand bis zum Wirbel durchzogen (Fig. 670). Schloßzahn der aufgewachsenen Klappe sehr stark, zwischen dem hinteren Muskeleindruck und dem Außenrand eine Reihe von Vertiefungen. Cenoman. Die typische Art (¡C. adversa¡ d'Orb.) erlangt eine beträchtliche Größe. ¿Schiosia¿ Böhm. Wie ¡Caprina¡, aber kleine Unterschale etwas spiral und beide Schalen von einfachen Kanälen durchzogen. Cenoman. Ober-Italien. [Illustration: Fig. 672. ¡Plagioptychus Aguilloni¡ d'Orb. (¡Pl. Coquandi¡ Math.) aus dem Rudistenkalk von Le Beausset, Var. ¡A¡ rechte, ¡B¡ linke Klappe ein und desselben Individuums von innen (2/3 nat. Größe). (¡a¡ vorderer, ¡a'¡ hinterer Adduktor, ¡l¡ Ligamentfurche, ¡c¡ vorderer, ¡c'¡ hinterer Schloßzahn der linken Klappe, ¡d'¡ Zahngrube, ¡s¡ Septum der linken Klappe.) ¡C¡ Querschnitt durch die kleine Schale in der Nähe des Randes (vergrößert.) (¡y¡ Kanäle der mittleren Schalenschicht. Postanger bei St. Gilgen.] ¿Plagioptychus¿ Math. (¡Sphaerucaprina¡ Gemmellaro, ¡Orthoptychus¡ Futterer) (Fig. 671. 672). Rechte Klappe konisch oder eingerollt, mit dem Wirbel aufgewachsen, linke Klappe gewölbt, mit eingekrümmtem Wirbel. Band äußerlich in einer tiefen Rinne hinter den Wirbeln nach vorne gegabelt und jederseits in einer Furche bis zur Wirbelspitze verlängert. Schloß und Schalenstruktur ähnlich ¡Caprina¡, jedoch die freie Schale in der inneren Schalenschicht mit weiten Parallelkanälen, deren Begrenzungswände sich nach außen mehrfach verästeln und dadurch eine größere Anzahl in dreieckigen, nach innen zugespitzten Räumen verteilter, feiner peripherischer Parallelkanäle bilden. Cenoman. Turon. ¿Polyconites¿, ¿Sellaea¿ di Stef. Unt. Kreide Sicilien. ¿Caprinula¿ d'Orb. (¡Chaperia¡ Mun.-Chalmas) (Fig. 673. 674). Rechte Schale verlängert, aufgewachsen, konisch oder mit eingekrümmtem Wirbel; linke Klappe spiral eingerollt, kleiner. Beide Schalen von zahlreichen parallelen Kanälen durchzogen, wovon die peripherischen erheblich kleineren Durchmesser besitzen als die inneren. Schloß ähnlich ¡Caprina¡. Cenoman. Turon. Besonders häufig in Portugal, Sicilien und Texas. [Illustration: Fig. 673. ¡Caprinula Baylei¡ Gemm. Kreide von Addaura bei Palermo. 1/2 nat. Größe (nach ~Gemmellaro~).] [Illustration: Fig. 674. ¡a¡ Querschnitt durch die untere, ¡b¡ durch die obere Schale von ¡Caprinula Boissyi¡ d'Orb. (¡c¡ Zähne, ¡x¡ Zahngruben, ¡u¡ Wohnkammer des Tieres, ¡s¡ Septum). 2/3 nat. Größe (nach ~Woodward~).] ? ¿Ichthyosarcolites¿ Desm. (¡Caprinella¡ d'Orb). Kreide. ¡I. triangularis¡ Desm. ¿Coralliochama¿ White. Rechte Schale konisch, verlängert, aufgewachsen, linke kleiner, mit eingekrümmtem Wirbel. Vorderer Schloßzahn sehr kräftig, durch ein Septum gestützt; hinterer Schloßzahn schwach. Radialkanäle wie bei ¡Plagioptychus¡, nach innen durch eine grobzellige Schalenschicht begrenzt. Unterschale mit einer dünnen äußeren Prismenschicht und einer blätterigen Innenschicht, dazwischen eine sehr dicke, aus vertikalen, polygonalen, hohlen Zellen zusammengesetzte Mittelschicht. Kreide. Californien. ¡C. Orcutti¡ White. 11. Familie. #Rudistae.# Lam.[50] (¡Pachyodonta p. p.¡ Neumayr. ¡Hippuritidae¡ Woodw.) ¡Sehr ungleichklappige, dicke, mit der Spitze der verlängert kegelförmigen rechten Klappe aufgewachsene Schalen; linke Klappe niedrig, konisch oder flach deckelförmig. Ligament innerlich (oder fehlend). Oberschale durch mächtige, zapfenförmige Zähne in die Unterschale eingefügt und nur in vertikaler Richtung beweglich. Muskeleindrücke in der Deckelschale an vorragenden Apophysen befestigt. Marin.¡ Nur in der Kreide. Die ~Unterschale~ besteht aus zwei Schichten; davon wird die äußere, welche meist eine beträchtliche Dicke erlangt, aus aufrechten, der Längsachse parallelen Prismen gebildet, die durch zahlreiche horizontale Böden abgeteilt sind. Auf den Querböden bemerkt man wie auf dem Oberrand radiale Gefäßeindrücke. Im Gegensatz zu der gegitterten äußeren Schalenschicht ist die innere porzellanartig und besteht aus dicht aufeinander liegenden parallelen Blättern. Bei sehr rasch wachsenden, zylindrischen Formen bleiben nicht selten zwischen den Blättern Hohlräume frei, welche den Luftkammern der Cephalopoden gleichen und den Hohlräumen im Innern großer Austern entsprechen (Fig. 681); die äußere prismatische Schicht widersteht der Verwitterung besser als die innere und ist zuweilen noch vollständig erhalten, während die innere aufgelöst und weggeführt ist. Die Steinkerne des vom Tier bewohnten Hohlraumes liegen dann, durch einen leeren Zwischenraum getrennt, frei in den Schalenhüllen. Die ~Oberschale~ ist ebenfalls aus einer meist wenig dicken prismatischen Außenschicht und einer porzellanartigen Innenschicht zusammengesetzt. Bei ¡Hippurites¡ ist erstere von einem komplizierten Kanalsystem durchzogen. Die Rudisten entfernen sich in ihrem ganzen Habitus und Bau am weitesten von den normalen Lamellibranchiaten. Ihre Beziehungen zu den Chamiden, und namentlich zu ¡Monopleura¡ und ¡Caprotina¡, wurden zuerst von ~Quenstedt~ erkannt und später von ~Woodward~, ~Bayle~, ~Zittel~, ~Munier-Chalmas~, ~Douvillé~ u. a. bestätigt. Ältere Autoren hatten die Rudisten bald für Vertreter einer besonderen Klasse, bald für Cephalopoden, Cirripeden, Brachiopoden, Korallen oder Anneliden gehalten. Die Mehrzahl der Rudisten lebte gesellig; sie erfüllen häufig ganze Schichten, wobei die Spitzen der Unterschalen meist nach unten gerichtet sind. Trotz ihrer Häufigkeit ist es aber ungemein schwierig, ja in vielen Fällen sogar unmöglich, die beiden Schalen voneinander zu trennen und das Innere zu präparieren. Von manchen Arten ist darum auch das Schloß erst unvollkommen bekannt. ¿Biradiolites¿ d'Orb. (¡Radiolites¡ Bayle) (Fig. 675). Schale kegelförmig, bikonisch oder zylindrisch. Unterklappe konisch, gerade, mehr oder weniger verlängert, vertikal gerippt oder aus horizontalen Blättern zusammengesetzt, häufig mit zwei glatten oder längs gestreiften, vom Oberrand bis zur Spitze verlaufenden Bändern, die nach ~Douvillé~ die Lage der After- und Atemröhre bezeichnen. Äußere Schalenschicht dick, aus polygonalen, großen vertikalen Prismen zusammengesetzt. Oberschale deckelförmig, flach oder konisch mit zentralem oder exzentrischem Wirbel. Auf der Innenseite der Deckelschale ragen zwei lange, schmale, außen längsgeriefte Zähne vor (Fig. 675 ¡c¡, ¡c'¡), die durch einen ziemlich breiten Zwischenraum getrennt sind; dieselben passen in zwei scheidenförmige, nach innen und unten offene, innen vertikal gestreifte Alveolen (¡d¡, ¡d'¡) der Unterschale, welche unmittelbar in die Wand eingefügt sind. Neben diesen Alveolen liegen jederseits die sehr großen, ungleichen, wenig vertieften Muskeleindrücke (¡a¡, ¡a¡'), welche in der Oberschale auf starken und breiten, längsgefurchten, unmittelbar neben den Schloßzähnen vorragenden Apophysen befestigt sind. Ligament unbekannt. Mittlere und obere Kreide von Europa und Texas. [Illustration: Fig. 675. ¡a¡, ¡b Biradiolites cornu-pastoris¡ d'Orb. Mittlere Kreide (Carentonien) von Pyles bei Périgeux. 1/2 nat. Größe (nach ~Bayle~). ¡a¡ Schale mit Deckel von außen. (¡B¡, ¡C¡ die beiden feiner gerippten Bänder.) ¡b¡ innere Ansicht der Unterschale von oben gesehen. (¡d¡ Vordere, ¡d'¡ hintere Zahnalveole, ¡a¡ vorderer, ¡a'¡ hinterer Muskeleindruck, ¡B¡, ¡C¡ gestreifte Bänder der Außenwand, ¡m¡ Mantellinie, ¡u¡ Wohnkammer und leerer Raum zwischen den Zahnalveolen.) ¡c¡ Deckelklappe von ¡Radiolites Bournoni¡ Desm. sp. Obere Kreide (Dordonien). St. Mametz, Dordogne. 1/3 nat. Größe (nach ~Bayle~). (¡c¡ Vorderer, ¡c'¡ hinterer Schloßzahn, ¡a¡ vordere, ¡a'¡ hintere Muskelapophyse.)] [Illustration: Fig. 676. ¡Radiolites angeiodes¡ Lam. Mittlere Kreide. Gosau, Oberösterreich. ¡a¡ Vollständ. Exemplar mit Deckel in nat. Gr. ¡b¡ Deckelschale von St. Gilgen, Salzburg (nat. Gr.). (¡A¡ Schloßfalte, ¡c¡, ¡c'¡ Schloßzähne, ¡a¡ und ¡a'¡ Muskelapophysen.)] Bei dem Subgenus ¿Lapeirousia¿ Bayle, (¡Rad. Jouanettia¡ Desm.) sind die beiden glatten Bänder innerlich durch zwei vorspringende Pfeiler ersetzt; bei ¿Synodontites¿ Pirona die zwei Zähne der Oberschale verwachsen. ¿Sauvagesia¿ Douvillé besitzt eine Schloßfalte. ¿Joufia¿ Böhm. Ob. Kreide. Venetien. ¿Radiolites¿ Lam. (¡Sphaerulites¡ Delamétherie ¡Birostrites¡ Lam., ¡Jodamia¡ Defr., ¡Dipilidia¡, ¡? Agria¡ Math.) (Fig. 676. 677). Äußere Form und Struktur wie ¡Biradiolites¡, jedoch mit zwei glatten oder quer gestreiften Längsbändern. Obere Schale zwischen den beiden Schloßzähnen mit einer einspringenden Falte (Schloßfalte). Unterschale ebenfalls mit einer Schloßfalte, in deren zweischneidigen Oberrand sich die Falte der Oberschale einfügt. Die Schloßzähne der Oberschale werden in der Unterklappe von zwei freistehenden vertikalen, innen gestreiften Alveolen (¡d d'¡) aufgenommen, die meist durch Quersepten mit dem Innenrand der Schloßfalte verbunden sind. Die beiden Gruben (¡x¡ u. ¡x'¡) neben der Schloßfalte werden, wie ~Pethö~ und ~Douvillé~ nachgewiesen, teilweise von einem innern Ligament ausgefüllt, das sich vor dem inneren Ende der Schloßfalte in der Oberschale befestigt. Die Muskeleindrücke (¡a'¡ und ¡a¡) sind vertikal gestreift und wie bei ¡Biradiolites¡ beschaffen. Sehr häufig in der Kreide (vom Urgon bis Senon) in Europa, Nordafrika, Kleinasien, Palästina, Indien, Nord- und Südamerika. Am verbreitetsten in der mittleren und oberen Kreide. [Illustration: Fig. 677. Verkieselte Unterschale von ¡Radiolites foliaceus¡ Lam. Aus dem Carentonien von Ile d'Aix, Charente. 2/3 nat. Größe (nach ~Goldfuß~). (¡A¡ Schloßfalte, ¡d¡ vordere, ¡d'¡ hintere cannelierte Zahnalveole, ¡a¡ vorderer, ¡a'¡ hinterer Muskeleindruck, ¡x¡ und ¡x'¡ leere Gruben zu beiden Seiten der Schloßfalte, ¡y¡ [symbol]förmige Grube am inneren Ende der Schloßfalte.)] [Illustration: Fig. 678. Äußere Schalenschicht der Unterklappe von ¡Radiolites¡ mit sehr großen hohlen Prismen. Kreide vom Monte Gargano, Italien. (Nat. Größe.)] ~Bayle~ hatte die mit Schloßfalte versehenen Formen als ¡Sphaerulites¡, die ohne Schloßfalte als ¡Radiolites¡ bezeichnet, dabei aber übersehen, daß ~Lamarck~ den Namen ¡Radiolites¡ einer Art mit Schloßfalte beigelegt hatte. [Illustration: Fig. 679. ¡Hippurites Gosaviensis¡ Douvillé. Kreide. Gosautal in Oberösterreich. (1/2 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 680. ¡Hippurites Oppeli¡ Douvillé. Nefgraben bei Rußbach, Salzburg. (1/2 nat. Größe.) (¡A¡ Furche der Schloßfalte, ¡B¡ Furche des vorderen, ¡C¡ des hinteren Pfeilers.)] [Illustration: Fig. 681. ¡Hippurites organisans¡ Montf. Vertikaler Durchschnitt einer zerbrochenen Schale ohne Wohnkammer, um die Querböden und Zwischenkammern zu zeigen. (Nat. Größe.)] ¿Bournonia¿ Fischer. Wie ¡Radiolites¡, jedoch ohne Schloßfalte und Ligament. Obere Kreide. ¡Rad. Bournoni¡ d'Orb. Die Gattungen ¿Dipilidia¿, ¿Birostrites¿ und ¿Jodamia¿ sind auf innere Steinkerne von ¡Sphaerulites¡ basiert. [Illustration: Fig. 682. ¡Hippurites radiosus¡ Desm. Obere Kreide (Dordonien) von Royan, Charente. 2/3 nat. Gr. (nach ~Bayle~). ¡a¡ Deckelschale. (¡c¡ Vorderer Schloßzahn, ¡c'¡ und ¡c''¡ hintere Zähne, ¡a¡ polsterförmige Apophyse des Muskeleindrucks, ¡A¡ Schloßfalte, ¡B¡ Furche, dem vorderen, ¡C¡ dem hinteren Säulchen der Unterschale entsprechend. ¡b¡ Innere Ansicht der Unterschale von oben gesehen. (¡A¡ Schloßfalte, ¡B¡ vorderes, ¡C¡ hinteres Säulchen, ¡d¡ Alveole des vorderen, ¡d'¡ und ¡d''¡ der beiden hinteren Zähne der Oberschale, ¡a¡ und ¡a'¡ zweiteiliger Muskeleindruck, ¡u¡ Wohnkammer des Tieres, ¡x¡ kleine, leere Grube neben der Schloßfalte.)] [Illustration: Fig. 683. ¡Hippurites cornu-vaccinum¡ Goldf. Gosau. (1/2 nat. Größe.) Vertikaler Durchschnitt, um die Einfügung der Schloßzähne sowie die beiden Schalenschichten zu zeigen.] ¿Hippurites¿ Lam. (Fig. 679-683). Unterschale verkehrt kegelförmig, kreiselförmig oder zylindrisch, gerade oder gebogen, zuweilen bis 1 m lang, mit der Spitze festgewachsen, der Länge nach gerippt oder glatt, mit drei vom Oberrand zur Spitze verlaufenden Längsfurchen (¡A B C¡). Oberschale deckelförmig, flach oder niedrig konisch, mit zentralem Wirbel, häufig von zwei runden oder länglichen Löchern durchbohrt, die Außenschicht mit Poren (den Mündungen von kurzen Kanälchen) bedeckt, welche in stärkere, vom Wirbel nach dem Rand ausstrahlende Radialkanäle einmünden. Die dicke Außenschicht der ~Unterschale~ ist häufig bräunlich gefärbt und besteht aus dünnen horizontalen Parallelblättern, die wieder aus vertikalen Prismen zusammengesetzt sind. Die innere weiße Schalenschicht ist porzellanartig und enthält im unteren Teil der Schale zuweilen leere Zwischenräume. Den drei Furchen der Oberfläche entsprechen im Innern drei vorspringende, durch Duplikatur beider Schalenschichten entstehende Falten, wovon die vordere (Schloßfalte ¡A¡) dünner, länger oder auch kürzer ist als die beiden hinteren Säulchen (¡B C¡), welche am Innenende verdickt und oben mit einem Knöpfchen gekrönt sind. Bei den Untergattungen ¿d'Orbignya¿ Woodw. (¡Hipp. bioculatus¡ Lam.) und ¿Batolites¿ Montf. (¡Hipp. organisans¡ Lam.) verkümmert die Schloßfalte; bei ¿Pironaia¿ Menegh. springen hinter den beiden Säulchen eine Anzahl accessorischer Falten vor. Die zwei hinteren Säulchen sind nach ~Douvillé~ den zwei glatten Bändern von ¡Radiolites¡ homolog und bezeichnen die Lage der After- und Atemröhren; ihre verdickten Köpfe passen in die beiden Löcher der Oberschale. Das vordere Säulchen ist in der Tiefe mit dem inneren Ende der Schloßfalte durch eine Querwand verbunden und von dieser geht eine zweite Querwand nach dem Rande aus, so daß zwischen Schloßfalte und vorderem Säulchen zwei Gruben (¡d''¡ und ¡d'¡) zur Aufnahme von Zähnen der Oberschale entstehen. Zwei weitere Septa beginnen am inneren Ende der Schloßfalte und richten sich divergierend nach der vorderen Wand, woselbst sich über denselben die zwei großen nahe an einander gerückten Muskeleindrücke (¡a¡ ¡a'¡) befinden. Die Grube ¡d¡ nimmt den vorderen Hauptzahn der Oberschale auf, die Grube ¡x¡ enthält nach ~Woodward~ das innere Ligament, allein ~Douvillé~ konnte Ligamentreste bis jetzt nur am inneren Ende der Schloßfalte beobachten, woselbst dasselbe ein vertikales Band zu bilden scheint. In den Alveolen der Schloßzähne zwischen der Schloßfalte und dem Pfeiler ¡A¡ sind kleine accessorische Muskeleindrücke. Der Schloßapparat der Deckelklappe ist sehr schwierig zu präparieren und erst von wenigen Arten bekannt. Die Schloßfalte bildet einen schwachen, einspringenden Kiel. Der vordere zapfenförmige Zahn (¡c¡) besitzt in der Nähe seiner Basis zwei polsterartige Erhöhungen (¡a¡ und ¡a'¡), welche den Muskeleindrücken der Unterschale entsprechen. Hinter dem Vorderzahn ragen auf gemeinsamer hufeisenförmiger Basis zwei weitere dicht nebeneinander gelegene Zähne (¡c'¡ ¡c''¡) vor, welche sich in die Gruben ¡d'¡ und ¡d''¡ der Unterschale einfügen. Die Hippuriten sind ungemein häufig in der mittleren und oberen Kreide der Alpen und Pyrenäen, der Provence, Charente, ferner von Istrien, Dalmatien, Griechenland, Sicilien, Kleinasien, Persien und Algerien. Sie finden sich hauptsächlich in litoralen Seichtwasserbildungen. Für die Unterscheidung der Arten sind die Beschaffenheit des Schlosses der Unterschale und die Form und Verteilung der Poren auf der Deckelschale maßgebend. ¿Barrettia¿ Woodw. Kreide. Jamaica und Guatemala. 12. Familie. #Galeommidae.# Gray. ¡Kleine, dünne, mehr oder weniger klaffende Schalen. Schloß zahnlos oder mit 1-2 schwachen Kardinalzähnchen in jeder Klappe. Band innerlich.¡ Tertiär und jetzt. Marin. ¿Galeomma¿ Turton, ¿Scintilla¿ Desh. (Fig. 684), ¿Passya¿ Desh. etc. [Illustration: Fig. 684. ¡Scintilla Parisiensis¡ Desh. Mittl. Meeressand. Auvers. (2/3 nat. Größe, nach ~Deshayes~.)] 13. Familie. #Erycinidae.# Desh. ¡Schale klein, oval oder dreieckig, dünn, gleichklappig, geschlossen, glatt oder fein gestreift. Kardinalzähne stark divergierend. Seitenzähne vorhanden oder fehlend. Band innerlich, zwischen den Schloßzähnen.¡ Tertiär bis jetzt; eine einzige Art aus der Kreide. ¿Erycina¿ Lam. (Fig. 685), ¿Spaniodon¿ Reuß, ¿Kelliella¿ Sars, ¿Lasaea¿ Leach., ¿Montacuta¿ Turton, ¿Hindsiella¿ Stol., ¿Pythina¿ Hinds. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 685. ¡a¡ ¡Erycina pellucida¡ Lam. Grobkalk. Parnes. (Nach ~Deshayes~.) ¡b¡ Schloß von ¡E. Foucardi¡ Desh. Unt. Meeressand. Hérouval. (Stark vergr. nach ~Deshayes~.)] 14. Familie. #Tancrediidae.# Fischer. ¡Schale dreieckig, gleichklappig mit äußerem Band. Rand glatt. Schloß mit ein bis zwei schwachen Kardinal- und einem leistenförmigen hinteren Seitenzahn.¡ Trias bis Kreide. [Illustration: Fig. 686. ¡Tancredia securiformis¡ Dunker sp. Unt. Lias. Hettingen, Lothringen. Nat. Größe. (Nach ~Terquem~.)] [Illustration: Fig. 687. ¡Tancredia¡ (¡Palaeomya¡) ¡corallina¡ Zitt. u. Goub. Coralrag. Glos, Calvados.] ¿Tancredia¿ Lyvett (¡Hettangia¡ Terquem, ¡Palaeomya¡ Zittel und Goub.) Fig. 686 und 687. Sch. vor den Wirbeln verschmälert und meist länger als Hinterseite, zuweilen hinten etwas klaffend. Trias bis Kreide; am verbreitetsten im Jura. 15. Familie. #Lucinidae.# Desh. ¡Schale rundlich oder quer oval, geschlossen, mit Epidermis. Schloß veränderlich, in der Regel mit zwei divergierenden Kardinal- und wohlentwickelten vorderen und hinteren Seitenzähnen, zuweilen aber auch zahnlos. Band äußerlich.¡ Silur bis jetzt. Hauptverbreitung im Tertiär und Jetztzeit. Marin. [Illustration: Fig. 688. ¡Diplodonta dilatata¡ Phil. Pliocän. Rhodus. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 689. ¡a Axinus¡ (¡Cryptodon¡) ¡sinuosus¡ Don. Miocän. Grund bei Wien. (Nat. Größe.) ¡b Axinus unicarinatus¡ Nyst. Septarienton. Freienwalde bei Berlin.] [Illustration: Fig. 690. ¡Unicardium excentricum¡ d'Orb. Kimmeridge. Cap de la Hève bei Havre. (Nat. Größe.)] Die typischen Lucinen haben nur zwei Kiemen, einen dünnen, wurmförmigen Fuß und zwei kurze Siphonen. Die Gattungen der Unterfamilie der Ungulinen (¡Ungulina¡, ¡Diplodonta¡ etc.) unterscheiden sich durch den Besitz von vier ungleich entwickelten Kiemenblättern. [Illustration: Fig. 691. ¡Gonodon¡ (¡Corbis¡) ¡Mellingi¡ Hauer. Ob. Trias. Sarize am Predil bei Raibl. (Nat. Größe.)] ¿Diplodonta¿ Bronn (Fig. 688). Rundlich, gewölbt, dünnschalig, konzentrisch gestreift, jederseits mit zwei divergierenden Schloßzähnen, wovon der vordere in der linken, der hintere in der rechten Schale gespalten. Muskeleindrücke gleichgroß. Tertiär und lebend. ¿Ungulina¿ Daudin. Tertiär und lebend. ¿Axinus¿ Sow. (¡Cryptodon¡ Turton) (Fig. 689). Dünnschalig, oval, konzentrisch gestreift, hinten mit einer vom Wirbel zum Hinterrand verlaufenden Furche. Lunula vorhanden. Schloß zahnlos oder rechts mit einem schwachen Kardinalzahn. Muskeleindrücke gleichartig. Eocän bis jetzt. [Illustration: Fig. 692. ¡Mutiella coarctata¡ Zitt. Turonkreide, Gosau. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 693. ¡Corbis lamellosa¡ Lam. Grobkalk. Grignon. (Nat. Größe.)] ? ¿Paracyclas¿ Hall. Fast kreisrund, dünnschalig, konzentrisch gestreift. Wirbel wenig vorragend; Lunula fehlt. Schloß unbekannt. Silur. Devon. ¡P.¡ (¡Lucina¡) ¡proavia¡ Goldf. ¿Unicardium¿ d'Orb. (Fig. 690). Fast kreisrund, gewölbt, konzentrisch gestreift. Wirbel eingekrümmt. Schloßrand dünn, mit einem schwachen Kardinalzahn. Muskeleindrücke elliptisch. Trias bis Kreide. ¿Corbicella¿ Morris und Lycett. Jura. ¿Sportella¿ Desh. Eocän. ¿Gonodon¿ Schafh. (¡Corbis¡ p. p. auct.) (Fig. 691). Rund, gewölbt, ziemlich dickschalig, konzentrisch gestreift. Rechte Klappe mit zwei kräftigen, divergierenden Schloßzähnen, welche einen dreieckigen Schloßzahn der linken Klappe einschließen; zuweilen auch mit einem schwachen leistenartigen hinteren Seitenzahn. Muskeleindrücke oval. Trias. Jura. [Illustration: Fig. 694. ¡Lucina¡ (¡Miltha¡) ¡gigantea¡ Desh. Grobkalk. Grignon. (2/3 nat. Größe.)] ¿Sphaeriola¿, ¿Mutiella¿ Stol. (Fig. 692), ¿Sphaera¿ Sow. Kreide. [Illustration: Fig. 695. ¡Lucina¡ (¡Myrtea¡) ¡columbella¡ Lam. Miocän. Steinabrunn bei Wien.] [Illustration: Fig. 696. ¡Lucina pulchra¡ Zitt. u. Goubert. Coralrag. Glos, Calvados. (2/1 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 697. ¡Lucina¡ (¡Prolucina¡) ¡prisca¡ His. Steinkern aus dem oberen Silur von Gotland (nach ~Roemer~).] ¿Corbis¿ Cuv. (¡Fimbria¡ Megerle) (Fig. 693). Rundlich oder quer oval, gewölbt, dickschalig; Oberfläche mit konzentrischen Blättern oder Furchen und radialen Streifen verziert, gegittert. Schloßzähne 2:2, kurz, außerdem jederseits ein vorderer und hinterer Seitenzahn. Muskeleindrücke oval, wenig verschieden. Jura bis jetzt. ¿Lucina¿ Brug. (Fig. 694-697). Kreisförmig oder linsenförmig, häufig mit Lunula, konzentrisch, seltener radial verziert. Meist 2 Schloß- und 2 Seitenzähne in jeder Klappe, die jedoch teilweise oder ganz verkümmern können. Vorderer Muskeleindruck schmal, lang, hinterer oval, kleiner. Etwa 100 lebende und circa 300 fossile Arten von der Trias an. ~Subgenera.~ ¿Dentilucina¿ Fischer, ¿Myrtea¿ Turton, ¿Miltha¿ Ad., ¿Codakia¿ Scopoli, ¿Loripes¿ Poli, ¿Prolucina¿ Dall. 16. Familie. #Lunulicardiidae.# Fischer. ¡Meist gleichklappige, dreieckige Schalen mit terminalem Wirbel, von welchem eine scharfe Kante nach dem Unterrande verläuft, wodurch vorne eine abgeflachte Area abgegrenzt wird. Schloßrand gerade, lang. Schloß, Muskeleindrücke und Mantellinie unbekannt.¡ Silur. Devon. ¿Lunulicardium¿ Münst. Dreieckig. Vorderseite mit Byssusspalte. Ob. Silur. Devon. ¡L. semistriatum¡ Münst. ¿Patrocardium¿ Fisch. (¡Hemicardium¡ Barr.). Wie vorige, aber ohne Byssusspalte. Silur. Weitere Gattungen ¿Amita¿ (¡Spanila¡, ¡Tetinka¡), ¿Mila¿, ¿Tenka¿, ¿Babenka¿ (¡Matercula¡) Barr. Silur. 17. Familie. #Conocardiidae.# Neumayr. ¡Schale gleichklappig, verlängert dreieckig, radial gerippt, mit gekerbtem Rand. Vorderseite abgestutzt, breit herzförmig, röhrenartig verlängert; Hinterseite geflügelt, nach unten klaffend. Schloßrand sehr lang, gerade, zahnlos oder mit einem schwachen vorderen Seitenzahn und einem Schloßzähnchen. Auf der Hinterseite eine schräge, lange innerliche Leiste.¡ Silur bis Karbon. Die einzige Gattung ¿Conocardium¿ Bronn. (Fig. 698) (¡Pleurorhynchus¡ Phill., ¡Rhipidocardium¡ Fischer) ist nach ~Neumayr~ aus den ¡Lunulicardien¡ hervorgegangen, nimmt aber eine ganz isolierte Stellung ein. Gegen 50 Arten bekannt. [Illustration: Fig. 698. ¡Conocardium alaeforme¡ Sow. Kohlenkalk. Tournay, Belgien. (Nat. Größe.)] 18. Familie. #Praecardiidae.# Hoernes. ¡Schale dünn, gleichklappig, gewölbt, quer eiförmig, radial, seltener konzentrisch verziert. Schloßrand zahnlos oder mit schwachen Kerbzähnchen. Muskeleindrücke schwach.¡ Silur. Devon. ¿Praecardium¿ Barr. Gewölbt, grob radial gerippt. Unter den vorragenden Wirbeln eine dreieckige Area mit einigen parallelen vertikalen Kerbzähnen. Silur. Devon. ¿Paracardium¿ Barr. Wie vorige, jedoch fein gerippt. Schloßrand winklig. Silur. Devon. ¿Panenka¿ Barr. (¡Puella¡, ¡Pentata¡ Barr., ¡Silurocardium¡ Leym.). Oval oder gerundet vierseitig, radial gerippt, vorne unter den Wirbeln meist eine kleine Lunula. Keine Area über dem geraden oder etwas winkligen, zahnlosen Schloßrand; Bandgrube linear. Silur. 236 Arten von ~Barrande~ beschrieben. ¿Regina¿ Barr. (¡Kralowna¡ Barr.), ¿Praelima¿ Barr. Silur. ¿Praelucina¿ Barr. Kreisrund, fast gleichseitig, ohne Lunula und Area. Wirbel wenig vorragend, fein radial und konzentrisch gestreift. Silur. ¿Buchiola¿ Barr. (¡Glyptocardia¡ Hall.) Devon. ¡B.¡ (¡Cardiola¡) ¡retrostriata¡ v. Buch. [Illustration: Fig. 699. ¡Cardiola cornucopiae¡ Goldf. Devon (Clymenienkalk). Ebersreuth, Fichtelgebirge. (Nat. Größe.)] ¿Cardiola¿ Brod. (Fig. 699). Hochgewölbt, eiförmig; Wirbel angeschwollen und gekrümmt, mit groben, welligen, konzentrischen Rippen und radialen Streifen. Unter den Wirbeln eine dreieckige Area. Schloßrand unter den Wirbeln mit schwachen Kerbzähnchen. Silur. Devon. ¿Slava¿ Barr. (¡Gloria¡ Barr.). Silur. Devon. Böhmen. ¿Dualina¿ Barr. Rechte (selten linke) Klappe gewölbt, mit stark nach vorne gekrümmtem Wirbel; linke flacher mit kaum gekrümmtem Wirbel, radial gerippt. Ob. Silur; seltener im Devon. Böhmen. ¿Antipleura¿ Barr. Wie vorige, aber weniger ungleichklappig, die Wirbel der beiden Schalen nach entgegengesetzter Richtung gekrümmt. Silur. Böhmen. ¿Dalila¿ Barr. Schalen fast gleichseitig, rund oder elliptisch, ungleichklappig, fein radial gerippt. Die eine Klappe gewölbt, die andere flach. Wirbel wenig vorragend. Silur. Böhmen. 19. Familie. #Cardiidae.# Lam. ¡Schalen gleichklappig, herzförmig, oval, zuweilen hinten verlängert, meist radial verziert. Ränder gekerbt. Band äußerlich. Schloß in jeder Klappe mit zwei konischen, kreuzweise gestellten Schloßzähnen und einem vorderen und hinteren Seitenzahn. Bei einigen brackischen Formen verkümmern die Zähne. Muskeleindrücke oval.¡ Trias bis jetzt. Die Tiere besitzen vier Kiemenblätter, zwei kurze Siphonen und einen langen zylindrischen oder geknickten Fuß. Der Mantel verwächst nur unter den Siphonen. Die Herzmuscheln leben gegenwärtig in großer Zahl in den Meeren aller Zonen. Im Schwarzen und Kaspischen Meere gehen einzelne Arten in das brackische und süße Wasser über, erleiden jedoch hierbei namhafte Veränderungen. Die Siphonen verlängern sich und verwachsen, es entsteht eine Mantelbucht, die Schalen klaffen hinten, das Schloß verkümmert, und der Fuß wird kürzer und breiter. Solche brackische und limnische Formen sind schon im Miocän stark verbreitet. [Illustration: Fig. 700. ¡Cardium productum¡ Sow. Turonkreide. St. Gilgen, Salzburg. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 701. ¡Protocardia bifrons¡ Reuß. Turonkreide. Strobl-Weissenbach am Wolfgangsee. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 702. ¡Laevicardium¡ (¡Discors¡) ¡discrepans¡ Bast. Miocän. Dax bei Bordeaux. (Nat. Größe.)] ¿Cardium¿ Lin. (Fig. 700). Gewölbt herzförmig oder länglich oval, radial gerippt oder gestreift, meist geschlossen, Wirbel vorspringend, aber schwach gekrümmt. Ränder gekerbt. Schloß jederseits mit zwei kräftigen Schloßzähnen und vorne und hinten mit einem Seitenzahn. Etwa 200 recente und mehrere Hundert fossile Arten von der Trias an. ¿Protocardia¿ Beyr. (Fig. 701), ¿Laevicardium¿ Swains. (Fig. 702), ¿Hemicardium¿ Cuv. etc. ¿Limnocardium¿ Stol. (Fig. 703). Oval oder quer verlängert, hinten abgestutzt und meist klaffend. Schloßzähne schwach, Seitenzähne entfernt, kräftig. Manteleindruck meist mit kurzer Bucht. In brackischen Miocänablagerungen, namentlich in der sarmatischen und pontischen Stufe von Osteuropa. Lebend in brackischen Buchten des Kaspischen und Schwarzen Meeres und des Aralsees. [Illustration: Fig. 703. ¡Limnocardium conjungens¡ Partsch. Congerienschichten. Brunn bei Wien. (Nat. Größe.)] Subgenera. ¿Prosodacna¿ Tourn. (¡Psilodon¡ Cobalescu), ¿Didacna¿, ¿Monodacna¿ Eichw., ¿Uniocardium¿ Capellini, ¿Arcicardium¿ Fischer. ¿Adacna¿ Eichw. Länglich oval, dünn, hinten abgestutzt, vorne und hinten klaffend. Schloß- und Seitenzähne rudimentär oder fehlend. Mantelbucht tief. Siphonen sehr lang. Miocän und lebend im Kaspischen Meer. 20. Familie. #Tridacnidae.# Cuvier. ¡Schale porzellanartig, frei, ohne Epidermis, gleichklappig, radial gerippt, vor den Wirbeln mit großer Byssusöffnung und gezacktem Rand. Band äußerlich, hinter den Wirbeln. Schloß mit einem Kardinalzahn in jeder Schale, einem leistenförmigen hinteren Seitenzahn in der linken und zwei in der rechten Klappe.¡ Von den beiden recenten Gattungen ¿Tridacna¿ Brug. und ¿Hippopus¿ Lam. erreicht die erstere riesige Dimensionen, so daß die Schalen häufig als Weihwasserkessel benutzt werden. ¿Byssocardium¿ Mun.-Chalm., ¿Lithocardium¿ Woodw. Eocän. 21. Familie. #Cyrenidae.# Adams. ¡Schale oval oder herzförmig, konzentrisch gestreift, mit starker Epidermis. Schloß jederseits mit 2-3 Schloßzähnen und links mit einfachem, rechts mit doppeltem Seitenzahn vorne und hinten. Band äußerlich. Manteleindruck einfach oder mit schwacher Bucht.¡ Lias bis jetzt. Die Cyreniden leben in brackischem oder süßem Wasser. Die Tiere haben zwei, selten nur einen Siphon, vier Kiemen und einen großen Fuß. Die lebenden Arten finden sich vorzüglich in warmen Regionen in schlammigen Ästuarien, einige fluviatile Formen rücken aber auch bis in die gemäßigten und kalten Zonen vor. ¿Cyrena¿ Lam. Rundlich, quer oval oder dreieckig, konzentrisch verziert. Schloß in jeder Klappe mit drei Schloßzähnen und kräftigen, häufig leistenförmigen Seitenzähnen. Lias bis jetzt. Hauptverbreitung in Kreide, Tertiär- und Jetztzeit. Gegen 300 Species. [Illustration: Fig. 704. ¡Corbicula fluminalis¡ Müll. sp. Diluvium. Teutschenthal bei Halle.] [Illustration: Fig. 705. ¡Cyrena¡ (¡Corbicula¡) ¡semistriata¡ Desh. Oligocäner Cyrenenmergel. Flonheim bei Alzey. (Nat. Größe.)] Subgenus: ¿Corbicula¿ Meg. (Fig. 704, 705). Wie ¡Cyrena¡, aber die leistenförmigen Seitenzähne quer gestreift. ¿Sphaerium¿ Scopoli (¡Cyclas¡ Brug.). Dünnschalig, kreisrund, gewölbt, fast gleichseitig. Schloßzähne 2:2, schwach, Seitenzähne leistenförmig. Lebend im Süßwasser von Europa und Nordamerika. Fossil von der oberen Kreide an. ¿Pisidium¿ Pfeiffer. Wie vorige, aber länglich oval, ungleichseitig. Eocän bis jetzt. ¿Galatea¿ Brug., ¿Fischeria¿ Bernardi. Recent. 22. Familie. #Cyprinidae.# Lam. ¡Schale oval oder länglich, gewölbt. Schloß mit 2-3 Kardinalzähnen und einem hinteren Seitenzahn. Band äußerlich. Bandnymphen stark. Manteleindruck ganz, selten mit seichter Bucht.¡ Marin. Die Siphonen der Tiere sind kurz, die Mantellappen vorne getrennt; der Fuß konisch zugespitzt. Vier Kiemenblätter. Die Schalen der Cypriniden unterscheiden sich von den Astartiden lediglich durch die wohlentwickelten hinteren Seitenzähne und meist kräftigeren Schloßzähne; sie haben wahrscheinlich dieselbe Abstammung und trennten sich erst von der Juraformation an bestimmter voneinander. Die Stellung der paläozoischen Vorläufer ist darum strittig; sie werden teils bei der einen teils bei der anderen Familie untergebracht. [Illustration: Fig. 706. ¡Anisocardia elegans¡ Mun.-Chalm. Kimmeridge. Cap de la Hève. (Nat. Größe.)] ¿Cypricardia¿ Lam. (¡Libitina¡ Schum.). Schale ungleichseitig, quer verlängert, trapezoidisch, konzentrisch, seltener radial verziert. Hinterseite häufig mit Kiel. Jederseits mit drei divergierenden Schloßzähnen, wovon der hintere rechts häufig gespalten, sowie einem starken hinteren Seitenzahn. Jura bis jetzt. ¿Roudairia¿ Mun.-Chalmas. Wie vorige, jedoch hinten mit scharfem Kiel und glatter Area, vorne konzentrisch gefaltet. Der vordere Schloßzahn in beiden Klappen ist leistenartig und folgt dem Schalenrand. Hinterer rechter Schloßzahn gespalten. Ob. Kreide. [Illustration: Fig. 707. ¡Cyprina Islandica¡ Lin. Diluvium. Bohuslän, Schweden.] [Illustration: Fig. 708. ¡Cyprina tumida¡ Nyst. Crag. Antwerpen.] [Illustration: Fig. 709. Schloß der rechten Schale von ¡Cyprina¡ (¡Venilicardia¡) ¡cordiformis¡ d'Orb. Gault. Seignelay, Yonne.] ¿Anisocardia¿ Mun.-Chalmas (Fig. 706). Oval oder trapezoidisch, gewölbt, glatt oder radial gestreift; Hinterseite zuweilen gekielt. Rechte Klappe mit einem starken hinteren, häufig gespaltenen und einem nach vorne divergierenden vorderen Schloßzahn, sowie einem hinteren Seitenzahn; links ein dreieckiger, nach vorne verlängerter vorderer und ein hinterer Schloßzahn, außerdem ein hinterer Seitenzahn. Jura. Tertiär. ¿Plesiocyprina¿ Munier-Chalmas. Jura. ¿Cicatrea¿ Stol. Kreide, ¿Coralliophaga¿ Blv., ¿Basterotia¿ Mayer (¡Anisodonta¡ Desh.). Tertiär und lebend. ¿Cyprina¿ Lam. (Fig. 707, 708). Rundlich oder oval, hoch gewölbt, konzentrisch gestreift. Wirbel vorragend, mäßig gekrümmt. Schloß rechts mit drei divergierenden Kardinalzähnen, wovon der hintere öfters gespalten, und einem entfernten hinteren Seitenzahn; links mit drei Schloßzähnen, wovon der mittlere am stärksten, der vordere liegend, dem Rande parallel, der hintere schwach leistenförmig. Jura bis jetzt. Hauptverbreitung in Jura und Kreide. Subgenera: ¿Venilicardia¿ Stol. Kreide (Fig. 709), ¿Pygocardia¿ Mun.-Chalmas. Tertiär. B. #Sinupalliata#. ¡Siphonen lang, ganz oder teilweise zurückziehbar. Mantelbucht mehr oder weniger tief.¡ 23. Familie. #Veneridae.# Gray. ¡Schale porzellanartig, oval oder länglich, meist solid. Schloß mit 2-3 Schloßzähnen, zu denen öfters noch ein vorderer Lunularzahn, selten auch ein schwacher Seitenzahn kommt. Band äußerlich. Bandnymphen stark. Mantelbucht bald tief zungenförmig, bald kurz dreieckig, zuweilen kaum angedeutet.¡ Marin. Jura bis jetzt. Hauptverbreitung im Tertiär und in der Jetztzeit. Die älteren jurassischen Vertreter lassen sich nicht scharf von den Cypriniden unterscheiden, aus denen die Veneriden offenbar hervorgegangen sind. ¿Pronoë¿ Ag. Linsenförmig zusammengedrückt. Schloßzähne 3:3, divergierend, außerdem ein hinterer Seitenzahn. Mantelbucht kaum angedeutet. Jura. ¿Cyprimeria¿ Conr. (Fig. 710). Wie vorige, aber Schloß rechts nur mit zwei Zähnen, wovon der hintere gespalten. Mantelbucht sehr seicht. Kreide. ¿Dosinia¿ Scopoli (¡Artemis¡ Poli). Kreisrund, schwachgewölbt, konzentrisch gestreift oder gefurcht, mit tiefer, wohl umgrenzter Lunula. Schloßzähne 3:3. Mantelbucht tief, aufsteigend, zugespitzt. Kreide bis jetzt. ¿Cyclina¿ Desh. Kreide bis jetzt, ¿Meroë¿ Schum. (¡Sunetta¡ Link), ¿Circe¿ Schum. (Fig. 711), ¿Grateloupia¿ Desm. Tertiär bis jetzt. ¿Ptychomya¿ Ag. Kreide. [Illustration: Fig. 710. ¡Cyprimeria discus¡ Math. sp. Kreide. Gosautal.] ¿Venus¿ Lin. (Fig. 712). Oval, rundlich bis dreieckig oder herzförmig, dick, glatt, konzentrisch oder radial verziert. Ränder glatt oder fein gekerbt. Schloßplatte breit, jederseits mit drei einfachen divergierenden Schloßzähnen. Mantelbucht kurz, winklig. Jura bis jetzt. Etwa 200 lebende Arten und fast ebenso viele fossile. Diese höchst formenreiche Gattung wurde in zahlreiche Subgenera zerspalten (¡Mercenaria¡ Schum., ¡Chione¡ Megerle, ¡Gemma¡ Desh. etc.). ¿Cytherea¿ Lam. (Fig. 713, 714). Wie ¡Venus¡, jedoch linke Klappe außer den drei Kardinalzähnen noch mit einem vorderen liegenden Lunularzahn. Schloßzähne zuweilen gespalten. Jura bis jetzt. Hauptverbreitung im Eocän. Von den zahlreichen Untergattungen sind ¿Meretrix¿ Lam., ¿Dione¿ Gray und ¿Tivela¿ Link am häufigsten. ¿Tapes¿ Megerle (¡Pullastra¡ Sow.) (Fig. 715). Quer oval, mehr oder weniger verlängert. Schloßplatte schmal, jederseits mit divergierenden oder fast parallelen, häufig gespaltenen Schloßzähnen. Mantelbucht tief. Kreide bis jetzt. Etwa 150 lebende Arten. [Illustration: Fig. 711. ¡Circe eximia¡ Hörnes. Miocän. Enzesfeld bei Wien.] [Illustration: Fig. 712. ¡Venus cincta¡ Eichw. Miocän. Gainfahrn bei Wien.] [Illustration: Fig. 713. ¡Cytherea semisulcata¡ Lam. Grobkalk. Grignon bei Paris.] [Illustration: Fig. 714. ¡Cytherea incrassata¡ Sow. sp. Oligocän. Weinheim bei Alzey.] Von den Untergattungen zeichnen sich ¿Baroda¿ (Fig. 716) und ¿Icanotia¿ Stol. (Fig. 717) aus der Kreide durch langgestreckte Form der Schale und durch leistenartige Beschaffenheit des hinteren Schloßzahnes aus. ¿Oncophora¿ Rzehak. Wie ¡Tapes¡, jedoch Mantelbucht sehr kurz; Schloß rechts mit zwei, links mit drei ungespaltenen divergierenden Zähnen; vorderer Muskeleindruck hinten durch eine wulstige Leiste begrenzt. In miocänen Brackwasserschichten. [Illustration: Fig. 715. ¡Tapes gregaria¡ Partsch. Sarmatische Stufe. Wiesen bei Wien.] [Illustration: Fig. 716. ¡Tapes¡ (¡Baroda¡) ¡fragilis¡ d'Orb. sp. Kreide. Gosautal.] [Illustration: Fig. 717. ¡Tapes¡ (¡Icanotia¡) ¡impar¡ Zitt. Kreide. Gosau.] ¿Venerupis¿ Lam. Länglich vierseitig, außen mit konzentrischen Blättern verziert. Schloßzähne 2:2-3 kräftig. Tertiär. Lebend. Die in Felsen oder Muscheln sich einbohrende Gattung ¿Petricola¿ Lam. bildet mit einigen anderen lebenden Formen nach ~Fischer~ eine besondere, den Veneriden verwandte Familie. 24. Familie. #Donacidae.# Desh. ¡Schale quer dreieckig oder keilförmig, geschlossen, vorne verlängert. Band äußerlich, kurz. Schloßzähne 1-2 in jeder Klappe und meist auch Seitenzähne vorhanden. Mantelbucht kurz, oval.¡ Jura bis jetzt. Marin. ¿Isodonta¿ Buv. (¡Sowerbya¡ d'Orb.). Fast gleichseitig, gewölbt. Seitenzähne vorne und hinten kräftig. Mantelbucht tief. Lias. Jura. ¿Donax¿ Linn. (Fig. 718). Länglich oval, keilförmig oder dreieckig. Vorderseite länger als die abgestutzte Hinterseite. Schloßzähne 2:2-1. Seitenzähne schwach. Etwa 100 lebende und einige tertiäre Arten. [Illustration: Fig. 718. ¡Donax lucida¡ Eichw. Sarmatische Stufe. Wiesen bei Wien.] 25. Familie. #Tellinidae.# Lam. ¡Schale quer verlängert, dünn, hinten etwas verschmälert oder abgestutzt und mehr oder weniger klaffend. Schloßrand schmal, mit 1-2 divergierenden Schloßzähnen in jeder Klappe; Seitenzähne vorhanden oder fehlend. Band äußerlich auf erhöhten Nymphen. Mantelbucht tief und breit.¡ Jura bis jetzt, hauptsächlich tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 719. ¡Tellina planata¡ Lam. Miocän. Pötzleinsdorf bei Wien.] [Illustration: Fig. 720. ¡Tellina rostralina¡ Desh. Grobkalk. Damery bei Epernay.] [Illustration: Fig. 721. ¡Tellina¡ (¡Linearia¡) ¡biradiata¡ Zitt. Kreide. Gosau.] [Illustration: Fig. 722. ¡Psammobia effusa¡ Desh. Grobkalk. Parnes.] ¿Tellina¿ Linn. (Fig. 719, 720). Quer verlängert bis oval, zusammengedrückt, etwas ungleichklappig, Hinterseite mit einer vom Wirbel zum Hinterrand verlaufenden Falte. Vorderseite gerundet. Wirbel häufig subzentral, wenig vorragend. Zwei Schloßzähne und jederseits ein Seitenzahn in jeder Klappe. Jura bis jetzt. Subgenera: ¿Macoma¿ Leach, ¿Strigilla¿ Turton, ¿Tellidora¿ Mörch, ¿Linearia¿ Conrad (¡Arcopagia¡ d'Orb.) (Fig. 721) etc. ¿Gastrana¿ Schum. (¡Fragilia¡ Desh.). Miocän und lebend. ¿Quenstedtia¿ Morris u. Lyc. Länglich oval, hinten schief abgestutzt. Wirbel wenig vorragend. Nur ein Schloßzahn vorhanden. Mantelbucht seicht. Jura. ¿Asaphis¿ Modeer, ¿Sanguinolaria¿ Lam. Tertiär. Recent. ¿Psammobia¿ Lam. (¡Gari¡ Schum.) (Fig. 722). Quer verlängert, zusammengedrückt, vorne und hinten schwach klaffend. Hinterseite abgestutzt. Schloßzähne 2:2 oder 2:1. Seitenzähne fehlen. Kreide (?), Tertiär und lebend. 26. Familie. #Solenidae.# Lam. ¡Schale scheidenförmig, stark verlängert, vorne und hinten weit klaffend. Schloßzähne 2:2, klein, die hinteren häufig gespalten. Seitenzähne fehlen. Band äußerlich.¡ Kreide bis jetzt. Marin. Die angeblich paläozoischen und triasischen Formen gehören zu den Solenopsiden. [Illustration: Fig. 723. ¡Solecurtus Deshayesi¡ Desm. sp. Eocän. Grignon bei Paris. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 724. ¡Solen subfragilis¡ Eichw. Sarmatische Stufe. Pullendorf, Ungarn.] ¿Solecurtus¿ Blv. (¡Psammosolen¡ Risso) (Fig. 723). Wirbel subzentral, quer verlängert, vorne und hinten gerundet. Schloßzähne genähert. Kreide bis jetzt. ¿Pharella¿ Gray, ¿Ceratisolen¿ Forbes, ¿Siliqua¿ Megerle, ¿Cultellus¿ Schum. (Fig. 725). Tertiär und lebend. ¿Ensis¿ Schum. Stark verlängert, schwach gebogen, vorne und hinten gerundet, klaffend. Wirbel fast am Vorderende. Schloßzähne 2:1. Mantelbucht kurz. Tertiär und lebend. ¿Solen¿ Linn. (¡Vagina¡ Schum.) (Fig. 724). Scheidenförmig, gerade, vorne und hinten abgestutzt, weit klaffend. Wirbel terminal. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 725. ¡Cultellus Grignonensis¡ Desh. Grobkalk. Grignon bei Paris.] 27. Familie. #Scrobiculariidae.# Adams. ¡Schale dünn, rundlich oder dreieckig, etwas klaffend, hinten öfters gebogen. Schloßzähne 1-2 klein; Seitenzähne vorhanden oder fehlend. Band innerlich, in einer schiefen Grube unter den Wirbeln gelegen. Mantelbucht tief.¡ Tertiär und lebend. Marin. ¿Syndosmya¿ Schum. (¡Abra¡ Leach) (Fig. 726). Rundlich, fast gleichseitig; Hinterseite mit schwacher Falte. Schloßzähne 2:2, außerdem vorne und hinten ein Seitenzahn. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 726. ¡Syndosmya apelina¡ Ren. sp. Miocän. Grund bei Wien.] ¿Semele¿ Schum. (¡Amphidesma¡ Lam.), ¿Cumingia¿ Sow. Tertiär und lebend. ¿Scrobicularia¿ Schum. Oval, dünn, fast gleichseitig, zusammengedrückt. Schloßzähne 1-2 in jeder Klappe. Band in einer dreieckigen Grube, teilweise äußerlich sichtbar. Tertiär. Lebend. 28. Familie. #Mesodesmidae.# Desh. ¡Schale dick, oval, quer verlängert oder dreieckig, geschlossen. Band innerlich in dreieckiger Grube. Ein einziger (selten zwei Schloßzähne) in jeder Klappe. Mantelbucht klein.¡ Tertiär und lebend. Marin. ¿Mesodesma¿ Desh. (¡Paphia¡ Lam.), ¿Ervilia¿ Turton (Fig. 727). Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 727. ¡Ervilia Podolica¡ Eichw. Sarmatische Stufe. Wiesen bei Wien. (Nat. Gr.)] 29. Familie. #Mactridae.# Desh. ¡Schale oval, dreieckig oder quer verlängert, gleichklappig, geschlossen oder hinten und vorne klaffend. Band innerlich in einer großen dreieckigen Bandgrube, davor in der linken Klappe ein dreieckiger, [symbol]förmiger Spaltzahn, der sich in eine entsprechende Grube der rechten Klappe einfügt; Seitenzähne kräftig oder fehlend. Mantelbucht bald tief, bald seicht.¡ Kreide bis jetzt. Marin. Die Tiere haben vier Kiemenblätter, einen langen zugespitzten Fuß und vorragende verwachsene Siphonen. ~Neumayr~ stellt die Mactriden zu den Desmodonten, doch hat ~Bittner~ in überzeugender Weise ihre Verwandtschaft mit den Syndesmyiden und anderen Heterodonten nachgewiesen. ¿Mactra¿ Linn. (Fig. 728). Dreieckig oder oval, geschlossen oder hinten etwas klaffend. Die linke Schale hat vor der dreieckigen Bandgrube einen mehr oder weniger tief gespaltenen Schloßzahn, dem in der rechten eine dreieckige Grube entspricht, die vorne von einem dünnen schrägen Leistenzahn begrenzt wird. Seitenzähne sehr kräftig, stark verlängert, in der linken Schale je einer vorn und hinten, in der rechten je zwei. Außer dem inneren Band noch ein kurzes äußeres Bändchen vorhanden. Mantelbucht meist wenig tief. Kreide bis jetzt. [Illustration: Fig. 728. ¡Mactra Podolica¡ Eichw. Sarmatische Stufe. Wiesen bei Wien.] [Illustration: Fig. 729. ¡Lutraria elliptica¡ Roissy. Pliocän. Rhodus. (2/3 nat. Größe.)] ¿Mactrella¿, ¿Mactrinula¿, ¿Raeta¿, ¿Eastonia¿, ¿Spisula¿ Gray etc. Tertiär und lebend. ¿Lutraria¿ Lam. (Fig. 729). Stark verlängert, vierseitig, vorne und hinten klaffend. Bandgrube beiderseits in einem löffelartigen über den Schloßrand vorspringenden Fortsatz gelegen, davon in der linken Klappe ein kräftiger Spaltzahn, in der rechten ein dünner Leistenzahn. Seitenzähne fehlen. Mantelbucht tief. Tertiär und lebend. ¿Cardilia¿ Desh. Tertiär und lebend. C. Unterordnung. #Desmodonta.# Neumayr emend. Zittel. ¡Dünnschalige, gleich- aber ungleichklappige Muscheln mit zahnlosem Schloßrand oder nur mit zahnartigen Fortsätzen unter den Wirbeln. Seitenzähne fehlen. Band äußerlich, halb oder ganz innerlich, im letzteren Fall häufig durch löffelartige Fortsätze des Schloßrandes getragen. Muskeleindrücke schwach vertieft. Manteleindruck ganzrandig oder mit Bucht.¡ ~Neumayr~ faßte unter der Bezeichnung ¡Desmodonta¡ nur Formen mit ausgeprägter Mantelbucht und langen Siphonen zusammen und stellte alle mit ganzrandigem Manteleindruck versehene, meist paläozoische Genera, obwohl sie in allen sonstigen Merkmalen übereinstimmen, zu den ¡Palaeoconchae¡. Nach Ausschluß der mit echten Schloßzähnen versehenen Mactriden, sowie nach Beifügung der paläozoischen Integripalliaten bilden die Desmodonten einen natürlichen Formenkomplex, welcher sich als selbständige Parallelreihe neben den Heterodonten entwickelt hat. A. #Integripalliat#. 1. Familie. #Solenopsidae.# Neumayr. ¡Schale dünn, gleichklappig, langgestreckt, vierseitig, mit weit nach vorn gerückten Wirbeln. Vom Wirbel verläuft eine Kante, Rippe oder Furche nach der hinteren unteren Ecke. Schloßrand zahnlos. Band äußerlich, linear. Manteleindruck ganz.¡ Silur bis Trias. Marin. ¿Sanguinolites¿ M'Coy. Stark verlängert, Hinterrand schief abgestutzt. Wirbel schwach vorragend; von da eine diagonale Kante zur Basis des Hinterrandes. Oberfläche mit konzentrischen oder geknickten Streifen verziert. Vorderer Muskeleindruck durch eine Leiste gestützt. Karbon. ¿Promacrus¿ Meek., ¿Prothyris¿ Meek. Karbon. ¿Arcomyopsis¿ Sandb. (¡Cimitaria¡ Hall.). Stark verlängert, etwas gebogen. Wirbel vorragend. Hinterrand schief abgestutzt. Die hintere Area radial, die übrige Oberfläche konzentrisch verziert. Devon. ¿Phthonia¿, ¿Pholadella¿ Hall. Devon. [Illustration: Fig. 730. ¡Solenopsis pelagica¡ Goldf. Devon. Eifel.] ¿Orthonota¿ Conrad, ¿Orthodesma¿ Hall. Silur. ¿Solenopsis¿ M'Coy (¡Palaeosolen¡ Hall.) (Fig. 730). Stark verlängert, scheidenförmig, glatt; Vorderseite kurz, gerundet; die lange Hinterseite klaffend. Devon bis Trias. 2. Familie. #Vlastidae#. Neumayr. ¡Schale dünn, sehr ungleichklappig, mit stark vorspringendem Wirbel, glatt oder konzentrisch gestreift. Schloßränder zahnlos, bogenförmig geschweift, unter dem Wirbel in einem stumpfen einspringenden Winkel zusammenstoßend und dadurch eine klaffende Spalte bildend.¡ Hierher die zwei Gattungen ¿Vlasta¿ und ¿Dux¿ Barr. (= ¡Vevoda¡ Barr.) aus dem oberen Silur (E_{2}) von Böhmen. 3. Familie. #Grammysiidae#. Fischer. ¡Schale dünn, gleichklappig, oval oder quer verlängert, beiderseits gewölbt, meist glatt oder konzentrisch verziert. Wirbel vor der Mitte. Band äußerlich. Schloßrand zahnlos, zuweilen verdickt. Manteleindruck ganzrandig.¡ Silur bis Jetztzeit. Hauptverbreitung in Devon und Karbon. Die zahlreichen hierher gehörigen Gattungen sind offenbar die Vorläufer und Ahnen der modernen Desmodonten ohne Zähne und Ligamentlöffel. ¿Grammysia¿ Vern. (¡Sphenomya¡ Hall.) (Fig. 731). Quer verlängert, gewölbt, konzentrisch gestreift oder gerunzelt. Wirbel am Vorderrand, eingekrümmt, darunter eine tiefe Lunula. Schloßrand gerade, verdickt, zahnlos. Vom Wirbel zum Unterrand verlaufen mehrere Furchen oder stumpfe Falten. Ob. Silur und Devon. [Illustration: Fig. 731. ¡Grammysia Hamiltonensis¡ Vern. Spiriferensandstein. Lahnstein, Nassau. Nat. Größe. (Nach ~Sandberger~.)] ¿Protomya¿ Hall. Wie vorige, jedoch ohne die vom Wirbel zum Unterrand verlaufenden Furchen. ¿Elymella¿, ¿Glossites¿, ¿Euthydesma¿, ¿Palaeanatina¿,? ¿Tellinopsis¿ Hall. Devon. ¿Leptodomus¿ M'Coy. Silur. ¿Cardiomorpha¿ de Kon. Oval, herzförmig, aufgebläht, glatt oder konzentrisch gestreift. Wirbel fast terminal, stark vorragend, sehr genähert, nach vorne eingekrümmt. Schloßrand dünn, gebogen. Silur bis Karbon. ¿Isoculia¿ M'Coy. Wie vorige, aber mit groben konzentrischen Falten verziert. Karbon. ¿Broeckia¿ de Kon., ¿Chaenomya¿ Meek., ¿Sedgwickia¿ M'Coy. Karbon. ¿? Fordilla¿ Barr. Klein, oval, fein konzentrisch gestreift, schwach gewölbt. Kambrium. Vielleicht zu den Crustaceen (¡Estheria¡) gehörig? ¿Edmondia¿ de Kon. Quer oval, gewölbt, konzentrisch gestreift, vorne etwas klaffend. Schloßrand zahnlos, mit einer schmalen Leiste unter dem Wirbel. Karbon. ¿Clinopistha¿ Meek. und Worth. (¡Dystactella¡ Hall.). Devon. Karbon. ¿Solenomya¿ (¡Solemya¡) Lam. Schale scheidenförmig mit dicker glänzender Epidermis, vorne und hinten klaffend, glatt oder mit schwach vertieften radialen Streifen. Schloßrand zahnlos. Band von verdickten Leisten getragen. Karbon bis jetzt; überall selten. B. #Sinupalliata.# 4. Familie. #Pleuromyidae.# Zitt. ¡Schale sehr dünn, gleichklappig, quer verlängert, glatt oder konzentrisch gestreift, mit winzigen Körnchenreihen bedeckt, hinten, zuweilen auch vorne etwas klaffend. Schloßrand zahnlos oder jederseits mit einem ganz schwachen Fortsatz, welcher sich über oder unter den entsprechenden Fortsatz der anderen Schale legt. Band linear, halb innerlich, zwischen den etwas übergreifenden Schalenrändern gelegen. Muskeleindrücke schwach. Mantelbucht tief.¡ Karbon bis Kreide. Hauptverbreitung im Jura. [Illustration: Fig. 732. ¡Pleuromya peregrina¡ d'Orb. Ob. Jura. Choroshowo bei Moskau. (Nat. Größe.) ¡a¡ Steinkern, ¡b¡ Schloß.] [Illustration: Fig. 733. ¡Pleuromya tenuistriata¡ Ag. Dogger. Zajaczki. Polen. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 734. ¡Gresslya latirostris¡ Ag. Unt. Oolith. Tannie. Sarthe. (Nat. Größe.)] ¿Allorisma¿ King. Gleichklappig, verlängert, gewölbt, wenig klaffend. Vorderseite kurz, zuweilen mit Lunula. Schloß zahnlos. Karbon und Perm. ¿Pleuromya¿ Ag. (¡Myacites auct.¡) (Fig. 732, 733). Vorderseite kurz, gerundet oder steil abfallend; Hinterseite verlängert, etwas klaffend. Schloßrand jederseits mit einem dünnen horizontalen Vorsprung, wovon sich jener der rechten Klappe über den der linken legt. Hinter diesem Vorsprung ist jederseits ein schwacher Einschnitt. Band halb äußerlich, linear. Trias bis untere Kreide, ungemein häufig, jedoch meist schlecht in der Form von Steinkernen erhalten. [Illustration: Fig. 735. Schloß von ¡Ceromya¡ cfr. ¡Aalensis¡ Quenst. Dogger. Kneuttingen, Lothringen. (1/2 nat. Größe.)] ¿Gresslya¿ Ag. (Fig. 734). Wie vorige, jedoch rechte Schale am Schloßrand etwas vorragend und über die linke übergreifend. Vorderseite kurz, breit. Im Innern der rechten Klappe eine vom Wirbel etwas schräg nach hinten verlaufende schwache Schwiele, an welche sich das lineare, fast ganz verdeckte und zwischen den Schalen gelegene Band anschließt. Auf den Steinkernen bildet die Schwiele eine Furche. In Lias und Jura sehr häufig. ¿Ceromya¿ Ag. (Fig. 735). Herzförmig aufgebläht, die rechte Schale am Schloßrand etwas höher als die linke. Wirbel weit vorne, angeschwollen, ungleich, nach außen gedreht. Vorderseite kurz, breit, Hinterseite verlängert und etwas zusammengedrückt. Schloßrand zahnlos, rechts unter dem Wirbel mit einem stumpfen, länglichen Vorsprung, hinter welchem eine schräg nach hinten verlaufende innere Schwiele beginnt. Band zwischen den beiden Hinterrändern. Jura. Meist als Steinkern erhalten. 5. Familie. #Panopaeidae.# Zitt. ¡Schale gleichklappig, dünn, quer verlängert, vorne schwach, hinten stark klaffend, meist konzentrisch gestreift oder runzelig. Schloßrand zahnlos oder jederseits mit einem zahnartigen Vorsprung unter den Wirbeln. Band äußerlich, kurz, durch kräftige Nymphen getragen. Mantelbucht tief.¡ Trias bis jetzt. Marin. [Illustration: Fig. 736. ¡Homomya¡ (¡Arcomya¡) ¡calceiformis¡ Ag. Unt. Oolith. Les Moutieux bei Bayeux. (2/3 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 737 ¡Goniomya Duboisi¡ Ag. Unt. Oolith. Bayeux. ¡a¡ Schale in nat. Größe. ¡b¡ Punktierte Oberfläche der Schale, vergrößert.] Die Siphonen des Tieres sind sehr lang, retraktil und verwachsen, der Fuß sehr klein, die vier Kiemenblätter ungleich. ¿Homomya¿ Ag. (¡Myacites¡ p. p. Schloth., ¡Arcomya¡ Ag.) (Fig. 736). Dünnschalig, quer verlängert, gewölbt, glatt oder konzentrisch gefurcht, zuweilen auf der Hinterseite mit schwacher Kante; äußere Schalenschicht mit feinen Körnchenreihen. Schloßrand zahnlos. Band kurz, dick. Häufig in Trias, Jura und Kreide. ¿Goniomya¿ Ag. (¡Lysianassa¡ Mstr.) (Fig. 737). Wie vorige, aber Oberfläche mit [symbol]förmig geknickten Rippen verziert. Lias bis Kreide. ¿Machomya¿, ¿Plectomya¿ Loriol, ¿Mactromya¿ Ag. Jura. Kreide. [Illustration: Fig. 738. ¡Panopaea Menardi¡ Desh. Miocän. Wiener Becken. ¡a¡ Beschaltes Exemplar, ¡b¡ Steinkern, ¡c¡ Schloßrand. (1/2 nat. Gr.)] ¿Panopaea¿ Menardi (¡Glycimeris¡ p. p. Klein) (Fig. 738). Meist große, konzentrisch gestreifte oder runzelige, vorne schwach, hinten weit klaffende Muscheln. Schloßrand jederseits mit einem zahnartigen Vorsprung, dahinter die kurzen, wulstig vorspringenden Bandnymphen. Kreide bis jetzt. ¿Cyrtodaria¿ Daudin (¡Glycimeris¡ Lam.), ¿Saxicava¿ Fleuriau (¡Hiatella¡ Daudin). Tertiär und lebend. 6. Familie. #Pholadomyidae.# Fischer. ¡Schale sehr dünn, gleichklappig, quer oval, hoch gewölbt, hinten, zuweilen auch vorne etwas klaffend: Wirbel mehr oder weniger vorragend. Vorderseite kurz, gerundet. Oberfläche mit radialen, häufig knotigen Rippen verziert, die von konzentrischen Streifen oder Runzeln gekreuzt werden. Schloß zahnlos oder jederseits mit schwachem, länglichem Vorsprung. Band dünn, äußerlich, kurz. Muskel- und Manteleindrücke schwach. Mantelbucht mäßig tief.¡ Lias bis jetzt. [Illustration: Fig. 739. ¡Pholadomya Murchisoni¡ Sow. Dogger. Piezchnow, Polen. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 740. ¡Pholadomya deltoidea¡ Ag. Dogger. England. (1/2 nat. Gr.)] [Illustration: Fig. 741. ¡Pholadomya Puschi¡ Goldf. Oligocän. Tölz, Oberbayern. (2/3 nat. Größe.)] Die einzige Gattung ¿Pholadomya¿ Sow. (Fig. 739-741) ist gegenwärtig noch durch eine sehr seltene Art (¡Ph. candida¡ Ag.) in den Antillen vertreten. Sie beginnt im unteren Lias und entwickelt in Jura, Kreide und im Tertiär eine große Anzahl von Arten, die meist in kalkig-tonigen, ursprünglich schlammigen Ablagerungen vorkommen. 7. Familie. #Anatinidae.# Gray. ¡Schale dünn, innen häufig perlmutterartig, gleich- oder ungleichklappig, etwas klaffend. Schloßrand dünn, jederseits mit einem löffelartigen Fortsatz zur Aufnahme des innerlichen Bandes, das häufig ein bewegliches Kalkstück (Knöchelchen) umschließt. Das Band verlängert sich nicht selten nach hinten und ist äußerlich teilweise sichtbar.¡ Trias bis jetzt. Die Mantellappen des Tieres sind fast ganz verwachsen und lassen nur vorne eine Öffnung für den kleinen Fuß und hinten eine zweite für die zwei langen, dünnen Siphonen frei. Die meisten Gattungen gehören der Jetztzeit an. [Illustration: Fig. 742. ¡Anatina producta¡ Zitt. Kreide. Gosautal.] [Illustration: Fig. 743. ¡Thracia incerta¡ Ag. Ob. Jura. Pruntrut, Schweiz. (Nat. Größe.)] ¿Anatina¿ Lam. (¡Platymya¡, ¡Cercomya¡ Ag., ¡Plicomya¡ Stol.) (Fig. 742). Schale sehr dünn, fast gleichklappig, konzentrisch gestreift oder gerunzelt, quer verlängert. Hinterseite verschmälert, klaffend, meist kürzer als die Vorderseite. Schloßrand jederseits mit einem nach innen gerichteten, ausgehöhlten, löffelartigen Fortsatz für das innerliche Band, welcher hinten durch eine vom Wirbel schräg nach unten verlaufende Leiste gestützt wird. Mantelbucht tief. Jura bis jetzt. ¿Thracia¿ Leach (¡Corimya¡ Ag.) (Fig. 743). Ungleichklappig, oval, zusammengedrückt, hinten verschmälert, abgestutzt. Schloßrand unter den Wirbeln etwas ausgeschnitten, dahinter verdickt und jederseits mit einem schwachen horizontalen Vorsprung zur Aufnahme des größtenteils äußerlich sichtbaren und nach hinten verlängerten Bandes. Trias bis jetzt. ¿Liopistha¿ Meek. (¡Cymella¡, ¡Psilomya¡ Meek.) (Fig. 744). Gleichklappig, oval, bauchig, konzentrisch oder radial gestreift, hinten zusammengedrückt, klaffend. Wirbel stark vorragend, eingekrümmt. Schloßrand jederseits mit einem horizontalen Bandfortsatz und einem zahnartigen Vorsprung; das Band nach hinten verlängert und teilweise äußerlich. Kreide. [Illustration: Fig. 744. ¡Liopistha frequens¡ Zitt. Kreide. Gosau. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 745. ¡Neaera cuspidata¡ Oliv. Miocän. Baden bei Wien. (Nat. Größe.)] ¿Neaera¿ Gray (¡Cuspidaria¡ Nardo) (Fig. 745). Quer oval, etwas ungleichklappig, hinten stark verschmälert, geschnäbelt und klaffend. Schloßrand jederseits mit einem kleinen löffelartigen Fortsatz für das innere Band, welches ein Knöchelchen umschließt. Rechter Schloßrand hinten mit vorragender Bandnymphe. Mantelbucht seicht. Trias bis jetzt. ¿Corburella¿ Lycett. Dogger, ¿Spheniopsis¿ Sandb. Tertiär. Die Gattungen ¿Periploma¿ Schum., ¿Lyonsia¿ Turton, ¿Poromya¿ Forbes, ¿Pandora¿ Brug. finden sich tertiär und lebend, zahlreiche andere nur in den heutigen Meeren. 8. Familie. #Myidae.# Desh. ¡Schale gleich- oder ungleichklappig, ziemlich dick, porzellanartig, mit starker Epidermis. Band innerlich, durch einen spatelförmigen horizontalen Fortsatz der linken Klappe getragen. Mantelbucht bald tief, bald seicht.¡ Marin oder brackisch. Trias bis jetzt. [Illustration: Fig. 746. ¡Corbula gallica¡ Lam. Grobkalk. Damery. Schloß in nat. Größe.] [Illustration: Fig. 747. ¡a Corbula carinata¡ Duj. Miocän. Pötzleinsdorf bei Wien. ¡b Corbula angustata¡ Sow. Kreide. Gosau.] [Illustration: Fig. 748. ¡Mya arenaria¡ Lin. Diluviale Glacialbildungen. Bohuslän, Schweden.] ¿Corbula¿ Brug. (Fig. 746. 747). Meist klein, oval, geschlossen, sehr ungleichklappig. Rechte Klappe viel größer als linke, hoch gewölbt mit vorragendem Wirbel, einem starken Schloßzahn und dahinter eine tiefe Grube, in welche sich der abgeplattete, spatelförmige Bandfortsatz der kleineren linken Klappe einfügt. Mantelbucht schwach. Trias bis jetzt, in marinen und brackischen Gewässern. ¿Potamomya¿ Hinds, ¿Corbulomya¿ Nyst, ¿Anisothyris¿ Conrad (¡Pachyodon¡ Gabb.), ¿Sphenia¿ Turton. ¿Tugonia¿ Gray. Tertiär und lebend. ¿Mya¿ Linn. (¡Platyodon¡, ¡Cryptomya¡ Conrad) (Fig. 748). Quer eiförmig, fast gleichklappig, vorne und hinten klaffend. Linke Schale unter dem Wirbel mit großem, abgeplattetem, spatelförmigem, horizontalem Bandfortsatz, welcher sich in eine Grube unter dem Wirbel der rechten Klappe einfügt, woselbst der Bandlöffel an die Schale angeheftet ist. Muskeleindrücke klein. Mantelbucht tief. Tertiär und lebend. 9. Familie. #Gastrochaenidae.# Gray. ¡Schale dünn, gleichklappig, vorne und unten sehr weit klaffend, entweder frei oder in einer kalkigen Röhre oder in Bohrlöchern liegend. Band äußerlich, kurz. Schloßrand zahnlos.¡ Karbon bis jetzt. Marin. Von den zwei hierher gehörigen Gattungen bohrt sich ¿Gastrochaena¿ Spengler (¡Rocellaria¡ Fleuriau, ¡Rupellaria¡ Ag.) (Fig. 749, 750) birnförmige oder zylindrische Höhlungen in Steine, Muscheln oder Korallen, während ¿Fistulana¿ Brug. lange glatte Kalkröhren absondert, die aufrecht im Sand oder Schlamm stecken. [Illustration: Fig. 749. ¡Gastrochaena angusta¡ Desh. Eocän. (Sables moyens). Valmandois bei Paris.] [Illustration: Fig. 750. ¡Gastrochaena Deslongchampsei¡ Laube. Dogger. Balin bei Krakau. Steinkern einer Röhre mit eingeschlossener Schale (nat. Größe).] 10. Familie. #Clavagellidae.# Fischer. ¡Schale aus zwei dünnen kleinen Klappen und einer hinten offenen Röhre bestehend. Von den zwei Schalen sind entweder beide oder nur eine mit der Röhre verwachsen.¡ Kreide bis jetzt. Marin. ¿Clavagella¿ Lam. (¡Bryopa¡ Gray, ¡Stirpulina¡ Hol.) (Fig. 751). Von den zwei ovalen Klappen ist die linke mit der kalkigen, keulenförmigen oder zylindrischen Röhre verwachsen. Das Vorderende wird durch eine Wand abgeschlossen, die mit einer Spalte und am Rand häufig mit einem Kranz von Stacheln versehen ist. Kreide bis jetzt. Selten. ¿Aspergillum¿ Lam. (¡Brechites¡ Guettard). Beide Schalen mit der langen zylindrischen, vorne siebförmig durchlöcherten und mit Spalte versehenen Röhre verwachsen. Pliocän und lebend. [Illustration: Fig. 751. ¡Clavagella¡ (¡Stirpulina¡) ¡Caillati¡ Desh. Eocän. Grignon (nach ~Deshayes~).] 11. Familie. #Pholadidae.# Leach. ¡Die vorne weit klaffenden, gleichklappigen, ovalen, verlängerten oder kugeligen Schalen haben einen zahnlosen Schloßrand. Ein Band fehlt, dagegen sind die Wirbel mit accessorischen Kalkplatten bedeckt.¡ Die Pholaden sind Bohrmuscheln, welche sich in Holz, Stein oder sonstige Körper eingraben und ihre geraden oder gebogenen Bohrlöcher häufig mit kalkigen Wandungen auskleiden, die mit den Schalen verwachsen können. Das Bohren wird entweder durch eine drehende Bewegung der mit Stacheln und Rauhigkeiten versehenen Schale, teils des mit Kieselkörnchen besetzten Fußes bewerkstelligt. Jura bis jetzt. Marin. ¿Pholas¿ Linn. (Fig. 752). Schale quer verlängert, vorne und hinten klaffend, rauh verziert. Schloßrand mit einem löffelartigen Fortsatz unter den Wirbeln zur Aufnahme des Fußmuskels. Wirbel durch 1-3 accessorische Platten bedeckt. Jura bis jetzt. Die Pholaden bohren sich mit Vorliebe in Steine ein. ¿Jouanettia¿ Desm., ¿Martesia¿ Leach (Fig. 753), ¿Turnus¿ Gabb. (Fig. 754). ¿Teredo¿ Linn. (Fig. 755). Schale klein, dreilappig, vorne und hinten weit klaffend. Im Innern jederseits eine lange vom Wirbel gegen den Unterrand verlaufende Leiste zur Anheftung des Fußmuskels. Die Schalen liegen in kalkigen, vorne geschlossenen, subzylindrischen Röhren. Die Siphonen sind hinten mit pfeilspitzartigen Anhängen besetzt. Die ¡Teredo¡ (»Schiffsbohrwürmer«) bohren sich Höhlen in Holz und richten oft großen Schaden in Häfen an. Fossil findet man meist nur die mit Gestein ausgefüllten Röhren, welche am häufigsten in fossilem Holz vorkommen. Jura bis jetzt. ¿Teredina¿ Lam. Wie ¡Teredo¡, jedoch die Schalen vollständig mit einer dicken Kalkröhre verwachsen. Eocän. [Illustration: Fig. 752. ¡Pholas Levesquei¡ Watelet. Eocän. Cuise la Mothe.] [Illustration: Fig. 753. ¡Martesia conoidea¡ Desh. Eocän. Anvers bei Paris. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 754. ¡Turnus¡ (¡Xylophagella¡) ¡elegantulus¡ Meek. Aus der oberen Kreide von Idaho, Nordamerika (stark vergrößert, nach ~Meek~).] [Illustration: Fig. 755. ¡a¡ Schale von ¡Teredo Norvegica¡ Spengl, von innen und außen. Recent. ¡b¡, ¡c¡ Pfeilspitzenartige Anhängsel der Siphonen. ¡d¡ mit Gestein ausgefüllte Röhren von ¡Teredo Tournali¡ Leym. Eocän. Kressenberg.] Zeitliche Verbreitung der Lamellibranchiata. Die ältesten Muscheln finden sich, allerdings noch überaus sparsam, im ~Kambrium~. Kleine, länglich ovale Schälchen von ¡Fordilla¡ Barr. wurden zuerst aus dem Potsdam-Sandstein von Troy im Staate New-York beschrieben, doch ist es zweifelhaft, ob diese Gattung zu den Muschelkrebsen oder zu den Grammysiiden gehört. Auch aus kambrischem Schiefer von Thüringen, aus der Olenellus-Zone von Nordamerika und aus den oberkambrischen Tremadoc-Schiefern von Wales sind schlecht erhaltene Abdrücke von ¡Modiolopsis¡, ¡Ctenodonta¡, ¡Palaearca¡ und ¡Glyptarca¡ bekannt. Im ~Silur~ gewinnen die Taxodonten, einige Familien der ¡Anisomyaria¡ (¡Aviculidae¡, ¡Ambonychiidae¡, ¡Myalinidae¡, ¡Modiolopsidae¡ und ¡Pectinidae¡), heterodonte Astartiden, Lunulicardiiden, Conocardiiden, Präcardiiden und die desmodonten Solenopsiden, Vlastiden und Grammysiiden bereits eine starke Verbreitung. Die meisten silurischen ¡Heterodonta¡ und ¡Desmodonta¡ zeichnen sich durch sehr dünne Schale, zahnlosen oder nur schwach gekerbten Schloßrand und den Mangel einer Mantelbucht aus. ~Neumayr~ wollte sie darum zu einer Unterordnung (¡Palaeoconchae¡) vereinigen und daraus die jüngeren Desmodonten und einen Teil der Heterodonten ableiten; allein die verschiedenen Familien der Palaeoconchen lassen sich meist mit ganz bestimmten Gruppen von Heterodonten oder Desmodonten in so nahe Beziehungen bringen, daß deren Vereinigung keine systematischen Vorteile gewährt. Im ~Devon~ treten nur wenige neue Familien den schon im Silur vorhandenen bei, dagegen gewinnen im Karbon die brackischen Anthracosiiden eine ansehnliche Verbreitung, die Trigoniiden, Astartiden, Luciniden, ferner die Pinniden, Pectiniden und Limiden nehmen an Formenreichtum zu, und unter den Desmodonten erscheinen die ersten Sinupalliaten (¡Allorisma¡). Die ~Permische~ Formation enthält nur eine verarmte Karbonfauna, dagegen beginnt in der ~Trias~ eine auffallende Umgestaltung der Lamellibranchiaten. Viele alte Gattungen verschwinden oder werden durch andere ersetzt; neue Familien (¡Ostreidae¡, ¡Spondylidae¡, ¡Dimyidae¡, ¡Mytilidae¡, ¡Cardiniidae¡, ¡Panopaeidae¡, ¡Pholadomyidae¡; ¡Myidae¡) treten auf, und gewisse Gruppen der Anisomyarier und Heterodonten (¡Pernidae¡, ¡Megalodontidae¡, ¡Astartidae¡, ¡Trigoniidae¡) zeichnen sich durch großen Formenreichtum aus. Im ~Jura~ spielen die Ostreiden, Pectiniden, Limiden, Perniden, Mytiliden unter den Anisomyariern, die Trigoniiden und integripalliaten Heterodonten, unter den Desmodonten die Pleuromyiden, Panopaeiden, Pholadomyiden, Anatiniden und Myiden eine hervorragende Rolle. Der Charakter der ~Kreide~fauna wird in erster Linie durch das massenhafte Auftreten von Pachyodonten (¡Chamidae¡, ¡Caprinidae¡ und ¡Rudistae¡) beeinflußt, in den übrigen Abteilungen bildet die Kreide nur eine Fortsetzung des Jura; doch nehmen unter den Heterodonten die Sinupalliaten erheblich zu. Sehr bezeichnende Kreidemuscheln sind die Gattungen ¡Inoceramus¡ und ¡Vola¡. Im ~Tertiär~ findet eine allmähliche Annäherung an die Jetztzeit statt. Die Capriniden und Rudisten sind verschwunden, die Anisomyarier stark im Rückgang. Unter den Heterodonten überwiegen die Sinupalliaten, bei den Desmodonten treten die stark differenzierten Myiden, Anatiniden, Gastrochaeniden, Clavagelliden und Pholadiden mehr in Vordergrund. Ob die Lamellibranchiaten aus Würmern hervorgegangen sind, wie vielfach angenommen wird, läßt sich auf paläontologischer Grundlage nicht entscheiden, dagegen dürften die Aviculiden die Ahnen der Anisomyarier enthalten und ihrerseits vielleicht aus Taxodonten hervorgegangen sein, die in ihrem anatomischen Bau und im Schloß die primitivsten Merkmale bewahrt haben. Auch die Heterodonten und Desmodonten besitzen bereits im Silur Vorfahren, welche zwar noch an ¡Taxodonta¡ erinnern, aber doch schon eine selbstständige Differenzierung erlangt haben. Über die speziellere Verteilung der fossilen Lamellibranchiaten gibt die beifolgende Tabelle Aufschluß. +=======================++===+===+===+===+===++===+===+===++===+===+===+ | || K | S | D | K | P || T | J | K || P | N | J | | || a | i | e | a | e || r | u | r || a | e | e | | || m | l | v | r | r || i | r | e || l | o | t | | || b | u | o | b | m || a | a | i || ä | g | z | | || r | r | n | o | || s | | d || o | e | t | | || i | | | n | || | | e || g | n | z | | || u | | | | || | | || e | | e | | || m | | | | || | | || n | | i | | || | | | | || | | || | | t | +-----------------------++---+---+---+---+---++---+---+---++---+---+---+ | #¡A. Anisomyaria.¡# || | | | | || | | || | | | | ¡1. Aviculidae¡ || |===|===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡2. Ambonychiidae¡ || |===|===| | || | | || | | | | ¡3. Pinnidae¡ || | |===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡4. Pernidae¡ || | | | |===||===|===|===||===|===|===| | ¡5. Limidae¡ || | | |===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡6. Vulsellidae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | ¡7. Pectinidae¡ || |===|===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡8. Spondylidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡9. Dimyidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡10. Anomiidae¡ || | |===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡11. Ostreidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡12. Myalinidae¡ || |===|===|===|===||===| | || | | | | ¡13. Modiolopsidae¡ || =|===|===|===|===||===|===|===|| | | | | ¡14. Mytilidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | || | | | | || | | || | | | | || | | | | || | | || | | | | #¡B. Homomyaria.¡# || | | | | || | | || | | | | || | | | | || | | || | | | | ¿I. Taxodonta¿: || | | | | || | | || | | | | ¡1. Nuculidae¡ || =|===|===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡2. Arcidae¡ || =|===|===|===|===||===|===|===||===|===|===| | || | | | | || | | || | | | | ¿II. Heterodonta¿: || | | | | || | | || | | | | ¡1. Anthracosiidae¡ || | | |===|===||===| | || | | | | ¡2. Nayadidae¡ || | | | | || | =|===||===|===|===| | ¡3. Trigoniidae¡ || | |===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡4. Cardiniidae¡ || | | | | ||===|= | || | | | | ¡5. Astartidae¡ || =|===|===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡6. Crassatellidae¡ || | | | | || | |===||===|===|===| | ¡7. Megalodontidae¡ || | |===|===|===||===|= | || | | | | ¡8. Isocardiidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡9. Chamidae¡ || | | | | || | =|===||===|===|===| | ¡10. Caprinidae¡ || | | | | || | |===|| | | | | ¡11. Rudistae¡ || | | | | || | |===|| | | | | ¡12. Galeommidae¡ || | | | | || | | ||===|===|===| | ¡13. Erycinidae¡ || | | | | || | |===||===|===|===| | ¡14. Tancrediidae¡ || | | | | ||===|===|===|| | | | | ¡15. Lucinidae¡ || |===|===|===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡16. Lunulicardiidae¡ || |===|===| | || | | || | | | | ¡17. Conocardiidae¡ || |===|===|===| || | | || | | | | ¡18. Praecardiidae¡ || |===|===| | || | | || | | | | ¡19. Cardiidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡20. Tridacnidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡21. Cyrenidae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | ¡22. Cyprinidae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | ¡23. Veneridae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | ¡24. Donacidae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | ¡25. Tellinidae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | ¡26. Solenidae¡ || | | | | || | |===||===|===|===| | ¡27. Scrobicularidae¡ || | | | | || | | ||===|===|===| | ¡28. Mesodesmidae¡ || | | | | || | | ||===|===|===| | ¡29. Mactridae¡ || | | | | || | |===||===|===|===| | || | | | | || | | || | | | | ¿III. Desmodonta¿: || | | | | || | | || | | | | ¡1. Solenopsidae¡ || |===|===|===|===||===| | || | | | | ¡2. Vlastidae¡ || |===| | | || | | || | | | | ¡3. Grammysiidae¡ || |===|===|===|===|| | | || | | | | ¡4. Pleuromyidae¡ || | | |===|===||===|===|===|| | | | | ¡5. Panopaeidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡6. Pholadomyidae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | ¡7. Anatinidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡8. Myidae¡ || | | | | ||===|===|===||===|===|===| | ¡9. Gastrochaenidae¡ || | | |===|===||===|===|===||===|===|===| | ¡10. Clavagellidae¡ || | | | | || | |===||===|===|===| | ¡11. Pholadidae¡ || | | | | || |===|===||===|===|===| | || | | | | || | | || | | | 2. Klasse. #Scaphopoda.# Grabfüßer. ~Bilateral-symmetrische Mollusken ohne Kopf, Augen und Kiemen. Mund mit Radula und fadenförmigen Anhängen. Grabfuß dreilappig, Herz rudimentär. Schale röhrenförmig, an beiden Enden offen.~ [Illustration: Fig. 756. ¡Dentalium sexangulare¡ Lam. Pliocän. Asti. Piemont.] [Illustration: Fig. 757. ¡a¡ ¡Antalis Kickxi¡ Nyst. Oligocän. Weinheim bei Alzey. ¡b¡, ¡c¡ ¡D.¡ (¡Fustiaria¡) ¡lucidum¡ Desh. Eocän. Cuise la Mothe. ¡b¡ Exemplar in nat. Größe, ¡c¡ hinteres Ende mit Spalt, vergrößert.] [Illustration: Fig. 758. ¡a¡ ¡Siphonodentalium denticulatum¡ Desh. Grobkalk. Damery. ¡b¡ ¡Dischides bilabiatus¡ Desh. Grobkalk. Grignon. ¡c¡ ¡Gadila gadus¡ Mont. Tortonien. Monte Gibbio bei Sassuolo. ¡d¡ ¡Cadulus ovulum¡ Phil. Tortonien. Monte Gibbio bei Sassuolo.] Die wenigen hierher gehörigen Gattungen erinnern durch ihre röhrenförmige Schale an Röhrenwürmer (¡Serpula¡), zu denen sie auch von ~Cuvier~ gerechnet wurden. ~Deshayes~ wies (1825) ihre Verwandtschaft mit den Schnecken nach, von denen sie jedoch so beträchtlich abweichen, daß sie ~Bronn~ als selbständige Klasse (¡Scaphopoda¡) unterschied. ~Lacaze Duthiers~ betonte die Beziehungen zu den ¡Lamellibranchiata¡ und nannte die Klasse ¡Solenoconchae¡. Der Mangel eines gesonderten Kopfes, die Form des Fußes, die Mundanhänge und das ungelappte Velum des Embryo sprechen für Verwandtschaft mit den Muscheln; die Röhrenschale, die Radula und die einfache Genitaldrüse weisen auf die Gastropoden hin. Darm, Magen und Leber sind wohl entwickelt, das Nervensystem symmetrisch. Kiemen fehlen; die Respiration wird durch die Körperoberfläche besorgt. Die lebenden Scaphopoden bewohnen die tieferen Regionen des Ozeans und bohren sich in Schlamm und Sand ein. Fossile Formen beginnen schon im Silur. (¡Laevidentalium¡ Cossm.) Die wichtigste Gattung ¿Dentalium¿ Linn. (Fig. 756) hat verlängert röhrenförmige, gegen hinten verengte Schale und ist bald glatt, bald der Länge nach gestreift oder gerippt, seltener quer gestreift. Silur bis jetzt. ¿Antalis¿ Ad. (¿Entalis¿ Gray non Sow.) (Fig. 757) hat am hinteren Ende einen kurzen, ¿Fustiaria¿ Stol. einen langen Schlitz, bei ¿Siphonodentalium¿ Sars (Fig. 758¡a¡) ist das hintere Ende der kleinen, glatten Röhren mit mehreren kurzen, bei ¿Dischides¿ Jeffreys (Fig. 758¡b¡) mit zwei Einschnitten versehen. ¿Gadila¿ Gray (Fig. 758¡c¡) ist in der Mitte angeschwollen, an beiden Enden verengt, ¿Cadulus¿ Phil. (Fig. 758¡d¡) ebenso, aber die hintere Mündung gekerbt. 3. Klasse. #Amphineura.# Wurmmollusken. ~Wurmähnliche, bilateral-symmetrische Mollusken von gestreckter oder länglich ovaler Gestalt, mit oder ohne Sohle, nackt, mit Kalkstacheln oder gegliederter, mehrklappiger Rückenschale. Kopf undeutlich abgesetzt ohne Augen und Tentakeln. Nervensystem aus Schlundring und vier Längsstämmen bestehend. Zunge mit Radula.~ Als ¡Amphineura¡ bezeichnete ~Ihering~ dickhäutige, früher allgemein für Würmer angesehene, langgestreckte marine Weichtiere (¡Chaetoderma¡, ¡Neomenia¡ etc.), sowie die mit gegliederter Schale versehenen Chitoniden. Die ersteren bilden jetzt die Ordnung der ¿Aplacophora¿, die letzteren die Ordnung der ¿Polyplacophora¿. Ordnung. #Polyplacophora.# Blv. Käferschnecken. (¡Placophora¡ Ihering, ¡Loricata¡ Schum.) ~Körper länglich oval, auf dem Rücken mit acht beweglich verbundenen Kalkplatten. Fuß breit, söhlig. Kiemen zahlreich, klein, blattförmig, jederseits in einer Reihe zwischen Mantel und Fuß gelegen. Herz mit drei Kammern. Geschlechter getrennt.~ [Illustration: Fig. 759. ¡Chiton¡ (¡Gryphochiton¡) ¡priscus¡ Mst. Kohlenkalk. Tournay, Belgien. ¡a¡ Mehrere Platten aneinandergereiht. ¡b¡ Eine Endplatte von außen und innen. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 760. ¡Chiton virgifer¡ Sandb. Waldböckelheim bei Kreuznach. Eine Endplatte und eine Mittelplatte; letztere mit den beiden vorspringenden hinteren Lappen.] Die einzige Familie der ~Chitoniden~ unterscheidet sich von allen übrigen Mollusken durch ihre aus acht hintereinander liegenden, beweglichen Kalkplatten bestehende Schale. Die Platten sind in der Mitte gewölbt oder nach der Längsachse gekielt; die beiden terminalen halbkreisförmig, die intermediären quer vierseitig mit zwei vorspringenden Lappen am Hinterrand. Sämtliche Platten sind von einem hornigen, meist mit Stacheln besetzten, breiten Saum eingefaßt. Die Chitoniden bewohnen die Littoral- und Laminarienzone und heften sich mit ihrem breiten Fuß an Steinen an. Sie sind in allen Meeren verbreitet, am häufigsten in den Tropen. Etwa 400 recente Arten sind bekannt, die früher alle der Gattung ¿Chiton¿ Lin. zugezählt wurden, jetzt aber in zahlreiche Genera und Subgenera zerteilt werden. Fossile Chitonen sind überall selten und meist nur durch vereinzelte Platten vertreten. Sie beginnen schon im Silur (¿Helminthochiton¿ Salter) und sind am zahlreichsten im Devon und Karbon. (¿Gryphochiton¿ Gray, ¿Rhombichiton¿, ¿Glyptochiton¿ de Kon., ¿Pterochiton¿ Carp. etc.). 4. Klasse. #Gastropoda#. Schnecken.[51] ~Weichtiere mit gesondertem Kopf, söhligem, selten flossenartigem Fuß und ungeteiltem Mantel, welcher eine einfache spiral gewundene oder napfförmige Schale absondert.~ Die Schnecken besitzen im Gegensatz zu den Muscheln einen mehr oder minder deutlich abgesonderten Kopf, welcher in der Regel Fühler, Augen und Gehörblasen trägt und das aus zwei starken Nervenknoten bestehende Cerebral- oder Schlund-Ganglion enthält. Die Unterseite des Tieres wird meist von einem breiten, söhligen Kriechfuß gebildet, der jedoch bei den Heteropoden zu einer vertikalen, seitlich zusammengepreßten Flosse umgewandelt ist und bei den Pteropoden durch zwei flügelartige Schwimmlappen neben dem Kopf ersetzt wird. Die Basis des Kriechfußes erlangt zuweilen ansehnliche Ausdehnung; bei manchen Formen (¡Strombidae¡) kann derselbe durch kräftige Kontraktion zum Springen verwendet werden. Der ~Mantellappen~ erhebt sich wie eine Kapuze auf dem Rücken; er reicht bis zum Kopf und sondert an seiner schleimigen Oberseite meist eine Schale ab, welche den Eingeweidesack und die Atemhöhle bedeckt und häufig auch bei Kontraktion des Tieres den ganzen Körper aufnehmen kann. Die Verbindung von Tier und Schale wird durch einen ~Muskel~ bewerkstelligt, welcher sich bei spiralen Gehäusen an der Spindel, bei napfförmigen an der Innenfläche der Schale anheftet. Das ~Nervensystem~ besteht aus zwei Cerebralganglien, aus den paarigen Pedal- und Visceralganglien, sowie aus zwei oder drei weiteren Ganglienpaaren, die alle durch Nervenstränge (Kommissuren) verbunden sind. Durch die spirale Drehung des Eingeweidesackes erleiden die Kommissuren der Visceralganglien zuweilen eine vollständige Kreuzung (¡Chiastoneura¡), während sie bei bilateral symmetrischen Formen parallel verlaufen (¡Orthoneura¡). Eine charakteristische Eigentümlichkeit der Gastropoden bildet die Bewaffnung des ~Mundes~. Dieselbe besteht teils aus zwei kieferähnlichen hornigen Platten an der oberen Schlundwand, teils aus einer chitinösen Reibplatte, welche die ~Zunge~, einen Wulst im Boden der Mundhöhle, bekleidet. Diese Reibplatte oder ~Radula~ hat meist beträchtliche Länge und ist mit zahlreichen, in Quer- und Längsreihen geordneten Chitinzähnchen oder Häkchen besetzt. Die äußerst mannigfaltige Zusammensetzung der Radula wurde von ~Lovèn~ und ~Troschel~ in ausgiebiger Weise für die Systematik der Gastropoden verwertet. Die Speiseröhre führt in einen mehrfach gewundenen ~Darmkanal~, der von einer sehr umfangreichen Leber, den Nieren und zahlreichen Drüsen umgeben ist und schließlich in einer dem Mund benachbarten Afteröffnung endigt. Das ~Herz~ hat in der Regel eine (¡Monotocardia¡), seltener zwei Vorkammern (¡Diotocardia¡) und dient einem reich verzweigten Blutgefäßsystem als Zentralorgan. Liegen die Kiemen oder Lungen ~vor~ dem Herzen (¡Prosobranchia¡, ¡Pulmonata¡), so befindet sich auch der Vorhof vor dem Ventrikel; liegen sie ~hinter~ demselben (¡Opisthobranchia¡, ¡Pteropoda¡), so ist das Atrium auf der Hinterseite gelegen. Nur wenige Schnecken atmen ohne besondere ~Respirationsorgane~ durch die Körperoberfläche; weitaus die meisten besitzen ~Kiemen~ oder ~Lungen~. Die Kiemen sind blatt- oder büschelförmige, zuweilen verzweigte oder gefiederte Hautlappen, welche meist in der Atemhöhle unter dem Mantel liegen, seltener frei auf dem Rücken oder den Seiten vorragen. Nur ausnahmsweise sind sie in größerer Zahl vorhanden und symmetrisch ausgebildet; meist verkümmert von den zwei Kiemen die linke gänzlich, und die rechte rückt infolge der Drehung des Körpers in die Mitte oder sogar nach links. Bei den luftatmenden Schnecken werden die Kiemen durch einen rechtsseitigen, hinter dem Kopf gelegenen sackförmigen Hohlraum (die ~Lunge~) ersetzt, dessen Decke von einem feinverzweigten Netzwerk von Blutgefäßen durchzogen ist. Die Ampullariiden und Siphonariiden besitzen Kiemen und Lungen zugleich. Die Atemhöhle ist bis auf eine mondförmige oder rundliche Öffnung (Spiraculum) geschlossen. Dieses Atemloch verlängert sich häufig in eine geschlossene oder gespaltene Röhre, welcher meist eine kanalartige Verlängerung oder ein Ausguß der Schalenmündung entspricht. Eine ungewöhnliche Differenzierung zeichnet die ~Generationsorgane~ der Schnecken aus. Die Geschlechter sind bei Prosobranchiern und Heteropoden getrennt, bei Opisthobranchiern, Pteropoden und Pulmonaten vereinigt. Bei den Zwittern (Hermaphroditen) münden die Ei- und Samenleiter entweder in eine gemeinsame Geschlechtskloake, oder es haben männliche und weibliche Organe gesonderte Öffnungen. Die ~Schale~ wird, wie bereits bemerkt, von dem Mantellappen abgesondert und in ihrer Form und Größe von dem Eingeweidesack bestimmt. Sie besteht aus kohlensaurem Kalk, selten aus einer hornartigen Substanz. Für die Systematik, namentlich für die Bestimmung von Gattungen und Arten liefern die Schalen wichtige Anhaltspunkte, dagegen versagen sie ihren Dienst für die Abgrenzung größerer Gruppen, da nicht selten Tiere von ganz abweichender Organisation ähnliche Gehäuse hervorbringen. Man unterscheidet ~symmetrische~ und ~spiral gewundene~ Schalen. Erstere haben napf- oder flachkonische Gestalt, finden sich aber nur bei wenigen Gruppen (¡Cyclobranchia¡, ¡Aspidobranchia¡, ¡Pulmonata¡) und sind durch mützen- oder kegelförmige Schalen mit schwach eingerollten Wirbeln mit den Spiralgehäusen verbunden. Bei diesen kommen ausnahmsweise unregelmäßig gewundene (¡Vermetus¡) oder in einer Ebene spiral eingerollte Röhren (¡Bellerophon¡, ¡Atlanta¡) vor; meist wickelt sich das Gehäuse in einer Schraubenspirale auf und zwar liegt sie in der Art auf dem Rücken des Tieres, daß die Spitze der Röhre nach hinten und oben, die Mündung nach vorne und unten gerichtet ist. Stellt man die Schale mit der Spitze nach oben, mit der Mündung nach unten und zwar so, daß die Mündung dem Beschauer zugekehrt ist, so heißt die Schale ~rechts gewunden~, wenn die Mündung auf der rechten, ~links gewunden~, wenn sie auf der linken Seite liegt. Weitaus die meisten Gastropoden haben rechts gewundene Schalen; einzelne Genera (¡Clausilia¡, ¡Physa¡, ¡Spirialis¡) sind normal links gewunden. Als Abnormitäten findet man zuweilen links gedrehte Individuen bei normal rechts gewundenen Arten und umgekehrt. Beim Zeichnen und Beschreiben der Schneckenschalen wird die Spitze gewöhnlich nach oben, die Mündung nach unten dem Beschauer entgegen gerichtet, so daß rechts und links gewunden sogleich ersichtlich werden. Damit erklären sich auch die Bezeichnungen ~oben~ und ~unten~ als gleichbedeutend mit ~hinten~ und ~vorne~. Die ~Höhe~ oder ~Länge~ einer Schale wird durch eine von der Spitze (Apex) nach dem unteren Ende der Mündung gezogene Linie bestimmt. Die mehr oder weniger rasch an Weite zunehmende Röhre, aus welcher man sich eine spiral gewundene Schneckenschale entstanden denken muß, wickelt sich entweder um eine solide ~Achse~ oder Spindel (Columella) oder um eine ideale, durch eine zentrale Röhre ersetzte Achse auf. Das ~Gewinde~ (Spira) besteht aus ~Umgängen~ (Windungen, anfractus), welche sich entweder übereinander legen und sich teilweise oder auch ganz verhüllen oder sie wickeln sich in seltenen Fällen frei in lockerer Spirale auf. Die äußerliche Berührungslinie zweier Umgänge heißt ~Naht~ (Sutura); das Gewinde ist ~eingewickelt~ (involut), wenn die jüngeren Umgänge die älteren vollständig verhüllen und nur der letzte sichtbar bleibt (¡Cypraea¡). Je nach der Art der Einrollung entstehen mützenförmige, ohrförmige, konisch-kreiselförmige, kugelige, eiförmige turmförmige, pyramidale, spindel- oder walzenförmige Gehäuse. Die untere, zuweilen ebene Fläche des letzten Umgangs heißt ~Basis~ oder Grundfläche. Ist die Spindel durch einen zentralen, röhrenartigen Hohlraum ersetzt, so nennt man die Schale durchbohrt. Als ~Nabel~ (umbilicus) wird eine trichterförmige Vertiefung im Zentrum der Basis bezeichnet; der ~ächte~ Nabel reicht bis zur Spitze, der ~falsche~ ist auf den letzten Umgang beschränkt. Eine ~Nabelritze~ wird öfters dadurch hervorgerufen, daß der Nabel von der umgeschlagenen Innenlippe oder durch eine Schwiele (Nabelschwiele) teilweise oder fast ganz bedeckt wird. Die ~Mündung~ (apertura) des letzten Umgangs wird vom Mundsaum (Peristoma) begrenzt, der zuweilen einen ~zusammenhängenden~, ununterbrochenen Rand bildet, in der Regel aber aus einem getrennten Außen- und Innenrand besteht. Die Form der Mündung ist sehr verschieden, am häufigsten oval oder rundlich, zuweilen aber auch mehr oder weniger verengt bis spaltförmig. Man nennt sie ~ganz~, wenn sie unten (resp. vorne) abgerundet ist (¿Holostomata¿), ~ausgeschnitten~ oder ~ausgegossen~, wenn neben der Spindel eine kurze Rinne oder Ausbuchtung für die Atemröhre vorhanden ist. Bei den ¿Siphonostomata¿ verlängert sich der Ausguß zu einem geraden, gebogenen oder rückwärts gekrümmten Kanal, dessen Länge zuweilen die Höhe der Mündung übertrifft. Der ~Außenrand~ (Außenlippe) kann ganzrandig oder eingeschnitten, scharf, verdickt, umgeschlagen, eingebogen, gezähnelt oder gekerbt, flügelartig ausgebreitet oder mit fingerförmigen Fortsätzen versehen sein. Am ~Innenrand~ unterscheidet man namentlich bei den ¡Siphonostomata¡ den hinteren (oberen) Teil als eigentliche ~Innenlippe~, den vorderen als ~Spindelrand~. Die Innenlippe wird entweder durch die Wand des vorletzten Umgangs oder durch eine besondere Kalkschwiele gebildet und kann wie die Spindel und Außenlippe Falten tragen, welche zuweilen bis zum Scheitel fortsetzen (Fig. 761). Als äußere Verzierung der Schalen treten häufig vertiefte Linien, Furchen oder erhabene Leisten, Rippen, Falten, Knoten, Stacheln etc. auf, die als ~Längs-~ oder ~Spiralverzierungen~ bezeichnet werden, wenn sie parallel der Naht laufen, während die ~Querverzierungen~ schief- oder rechtwinklig gegen dieselbe gerichtet sind. Sehr viele Schneckenschalen sind bunt gefärbt oder mit einer samtartigen, weichhaarigen oder hornähnlichen Epidermis überzogen. Durch den Fossilisationsprozeß wird nicht nur die Epidermis sondern auch die Färbung mehr oder weniger vollständig zerstört. Die ~Schalen~ der Gastropoden bestehen aus Aragonit und zwar in der Regel aus einer gleichmäßigen Schicht von porzellanartiger Beschaffenheit, zu welcher bei gewissen Familien noch eine innere Perlmutterschicht hinzukommt. Letztere wird aus abwechselnden, der Innenfläche parallelen Blättern von Conchyliolin und kohlensaurem Kalk gebildet, während die Porzellanschicht meist aus drei Lagen von dünnen Blättern aufgebaut ist, wovon die innere rechtwinklig zu den beiden äußeren steht. Jedes Blatt der drei Lagen wird aus schiefen Prismen zusammengesetzt. Die ~Entwicklung~ der Schnecken vollzieht sich in abgelegten Eiern. Der Embryo bildet schon ziemlich frühzeitig eine kleine Schale (Protoconch, Nucleus), die zuweilen aus mehreren Umgängen besteht und nicht selten in der Form von der eigentlichen Schale abweicht. Der Protoconch erhält sich mehr oder weniger lang auf dem Apex des Gewindes, häufig in Gestalt einer blasigen Anschwellung, eines kleinen glänzenden Knopfes oder eines kurzen glatten Gewindes, das zuweilen winklig von der Schale absteht oder anders gedreht (heterostroph) ist als jene. Wird der Protoconch abgeworfen, so bildet eine Kalkplatte den Abschluß des Gewindes. [Illustration: Fig. 761. ¡Mitra episcopalis¡ Lin. Aufgeschnitten, um die Spindelachse zu zeigen.] Sehr viele Gastropoden besitzen einen kalkigen oder hornigen ~Deckel~ (operculum), der sehr häufig zur Unterscheidung von Gattungen oder Familien verwertet wird. Er schließt die Mündung ab, wenn sich das Tier in der Schale zurückgezogen hat und liegt während des Kriechens auf dem hinteren Teil des Fußrückens. Am häufigsten besteht der Deckel aus Hornsubstanz und ist fossil nicht erhaltungsfähig; nicht selten ist er aber auch verkalkt und erreicht zuweilen ansehnliche Dicke. Seine äußere Oberfläche kann glatt, gefurcht, körnelig oder mit Auswüchsen versehen sein. Der Nucleus, d. h. die Stelle, von welcher das Wachstum des Deckels beginnt, liegt bald zentral, bald exzentrisch, bald randständig, und ist entweder von konzentrischen Linien umgeben oder er bildet den Anfang einer aus wenigen (paucispiral) oder vielen Umgängen (multispiral) zusammengesetzten Spirale. Bei gewissen Turbiniden und Solariiden ist der Deckel hoch kegelförmig und außen mit zahlreichen spiralen Lamellen bedeckt. ~Lebensweise.~ Die meisten Gastropoden sind Wassertiere und zwar vorherrschend Meeresbewohner. Zu den Wasserbewohnern gehören alle mit Kiemen versehenen Formen, aber auch von den in der Regel auf das Festland angewiesenen Lungenschnecken halten sich einige (¡Limnaeidae¡) konstant in süßen, andere (¡Siphonariidae¡) in salzigen Gewässern auf. Im ganzen bevorzugen die marinen Gastropoden, mit Ausnahme der freischwimmenden Heteropoden und Pteropoden, die Küstenregionen und halten sich meist in geringeren Tiefen auf, wo sie auf Steinen oder Pflanzen sitzen oder sich in Sand und Schlamm eingraben. Schon bei 70-100 m Tiefe nimmt der Reichtum an Schnecken beträchtlich ab, doch finden sich einzelne Gattungen (¡Pleurotoma¡, ¡Fusus¡, ¡Natica¡, ¡Odostomia¡, ¡Eulima¡, ¡Rissoa¡, ¡Scissurella¡, ¡Turbo¡, ¡Cylichna¡, ¡Bullina¡, ¡Actaeon¡ etc.) noch bis in Regionen von 2000 m und mehr. Die meisten marinen Schnecken sterben, wenn man sie in süßes Wasser versetzt, nur einige Gattungen (¡Cerithium¡, ¡Littorina¡, ¡Rissoa¡, ¡Trochus¡, ¡Purpura¡) haben die Fähigkeit, in brackischem oder ausgesüßtem Wasser fortzuleben und auch von den Süßwasserschnecken können sich manche (¡Melania¡, ¡Melanopsis¡, ¡Neritina¡, ¡Ampullaria¡, ¡Limnaeus¡, ¡Planorbis¡) an brackisches oder sogar scharf gesalzenes Wasser gewöhnen. Die Mehrzahl der Gastropoden ernährt sich von Pflanzen, einige aber auch von frischem oder faulendem Fleisch. Manche Gattungen (¡Natica¡, ¡Buccinum¡, ¡Murex¡) bohren mit ihrer Zunge andere Weichtierschalen an und saugen dieselben aus. ~Systematik.~ Zur Abgrenzung der Ordnungen wurden seit ~Cuvier~ und ~Milne Edwards~ in erster Linie die Respirationsorgane und die Beschaffenheit des Fußes (Kriechfuß, Schwimmfuß) verwendet. Nächstdem liefern die Generationsorgane, der Bau des Herzens und des Nervensystems wichtige systematische Anhaltspunkte. Zur Unterscheidung der kleineren Gruppen benutzt man teils die Merkmale der Schale oder der Radula. In der Regel werden die Gastropoden in die fünf Ordnungen ¿Prosobranchia¿, ¿Heteropoda¿, ¿Opisthobranchia¿, ¿Pteropoda¿ und ¿Pulmonata¿ eingeteilt. A. Ordnung. #Prosobranchia.# Cuv. Vorderkiemener. (¡Streptoneura¡ R. Lankaster, ¡Arthrocochlides¡ Ihering). ~Beschalte, meist spiralgewundene Schnecken mit einer oder zwei vor dem Herzen gelegenen Kiemen. Herz mit ein oder zwei Vorkammern. Geschlechter getrennt. Mund rüsselförmig.~ Die Prosobranchier bilden die bei weitem formenreichste Gruppe der Gastropoden und enthalten mindestens 20000 lebende und fossile Arten. Die Schale ist meist spiralgewunden, selten symmetrisch napfförmig oder konisch. Der Eingeweidesack ist von links nach rechts gedreht, so daß der After rechts in der Nähe des Kopfes mündet und die Organe der rechten Seite (Niere und Kieme) auf die linke überwandern. Meist ist nur eine blattförmige Kieme (die rechte) wohl entwickelt; zuweilen zeigen aber auch beide fast gleichmäßige Ausbildung. Die Kiemenvenen treten vorne ins Herz ein, das ein oder zwei Vorkammern besitzt. Die große Menge der Prosobranchier wurde in verschiedener Weise in Gruppen zerlegt. ~Cuvier~ und ~Milne Edwards~ und die meisten älteren Zoologen verwerten in erster Linie Zahl und Ausbildung der Kiemen, ~Troschel~ und ~Lovèn~ die Beschaffenheit der Radula, ~Ihering~ das Nervensystem, ~Mörch~ und neuerdings ~Perrier~ und ~Bouvier~ hauptsächlich den Bau des Herzens zur Unterscheidung der verschiedenen Gruppen. Da jedoch alle diese Merkmale keinen bemerkbaren Einfluß auf die Gestaltung der Schale ausüben, so sind sie für den Paläontologen ohne praktische Bedeutung. Die drei Unterordnungen der (¡Docoglossa¡) ¡Cyclobranchina¡, ¡Aspidobranchina¡, ¡Rhipidoglossa¡ und ¡Ctenobranchina¡ bilden übrigens natürliche Gruppen, die unter verschiedenen Namen fast in gleicher Umgrenzung in allen Systemen wiederkehren. 1. Unterordnung. #Cyclobranchina.# Napfschnecken. (¡Cyclobranchia¡ p. p. Cuvier, ¡Docoglossa¡ Troschel. ¡Heterocardia¡ Perrier.) ¡Symmetrische Tiere mit napfförmiger Schale ohne Deckel. Respirationsorgane entweder durch einen kreisförmigen Kranz von Blättchen unter dem Mantelrand ersetzt oder als rechtsseitige kammförmige Nackenkieme ausgebildet und vor dem Herzen gelegen. Zunge mit balkenartigen Zähnen besetzt. Herz mit einer Vorkammer.¡ Silur bis jetzt. Marin. Die Cyclobranchier zerfallen nach der Ausbildung der Kiemen in die drei Familien der ¡Patellidae¡, ¡Acmaeidae¡ und ¡Lepetidae¡, deren Schalen jedoch keine nennenswerten Verschiedenheiten aufweisen und darum in fossilem Zustand nicht zu unterscheiden sind. Man kennt über 1400 lebende Napfschnecken, die sich fast ohne Ausnahme in seichtem Wasser aufhalten und von Algen ernähren. Die ältesten fossilen Formen beginnen schon im Kambrium, doch gehören fossile Cyclobranchier nicht zu den häufigen Versteinerungen. [Illustration: Fig. 762. ¡Patella¡ (¡Acmaea¡) ¡Raincourti¡ Desh. Eocän (Sables moy.). Auvers bei Paris.] [Illustration: Fig. 763. ¡Patella¡ (¡Scurria¡) ¡nitida¡ Deslongch. Grossoolith. Langrune, Calvados. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 764. ¡Tryblidium reticulatum¡ Lindstr. Ob. Silur. Gotland. ¡a¡ Von innen, ¡b¡ von außen (nach ~Lindström~).] ¿Patella¿ Linn. Napfförmig, rund oder oval, niedrig kegelförmig. Wirbel subzentral. Oberfläche meist radial gerippt oder gestreift. Innen ein hufeisenförmiger Muskeleindruck. Silur bis jetzt. ¿Acmaea¿ Eschscholtz (Fig. 762). Wie ¡Patella¡, aber kleiner und dünner, glatt, fein gestreift oder radial gerippt. Wirbel vor der Mitte. Silur bis jetzt. ¿Scurria¿ Gray (Fig. 763). Hoch kegelförmig, glatt. Wirbel fast zentral. Mündung oval. Jura bis jetzt. ¿Metoptoma¿ Phil. Stumpf kegelförmig, niedrig. Wirbel subzentral. Hinterseite ausgeschnitten. Silur bis Karbon. ¿Lepetopsis¿ Whitf. Silur bis Karbon. ¿Tryblidium¿ Lindström (Fig. 764). Niedrig, sehr dickschalig, oval; außen konzentrisch blättrig verziert. Wirbel am Vorderrand. Muskeleindrücke zahlreich, hufeisenförmig aneinander gereiht. Silur. Die Gattungen ¿Palaeacmaea¿ Hall. aus dem Silur und ¿Scenella¿ Billings aus dem Kambrium sind die ältesten Vertreter der Cyclobranchier. Die kleinen glatten oder radial verzierten, dünnen Schälchen lassen sich kaum von ¿Acmaea¿ unterscheiden. 2. Unterordnung. #Aspidobranchina.# Schweigger. Schildkiemener. (¡Scutibranchiata¡ Cuv., ¡Rhipidoglossa¡ Troschel, ¡Zygobranchia¡ Ihering, ¡Diotocardia¡ Bouvier.) ¡Kiemen meist fiederartig, die zwei gleichgroßen oder ungleichen Blätter an der Basis verwachsen. Herz mit zwei Vorkammern. Radula mit großen Mittelplatten, Zwischenplatten und zahlreichen Seitenplatten. Schale napfförmig, ohrförmig oder spiral gewunden, häufig kreiselförmig. Deckel meist vorhanden.¡ 1. Familie. #Fissurellidae.# Risso. ¡Schale symmetrisch, napf- oder mützenförmig, ohne Deckel. Wirbel nach hinten gekehrt, häufig durchbohrt. Zuweilen auch Vorderrand mit Spalt. An jugendlichen Exemplaren ist der Wirbel etwas eingekrümmt.¡ Marine Küstenbewohner. Karbon bis Jetztzeit. ¿Emarginula¿ Lam. (Fig. 765, 766). Mützenförmig oder konisch schildförmig. Wirbel nach hinten gekehrt, zuweilen spiral eingerollt. Vorderrand mit einem Schlitz. Karbon bis jetzt. [Illustration: Fig. 765. ¡Emarginula Schlotheimi¡ Bronn. Oligocän. Weinheim bei Alzey. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 766. ¡Emarginula Münsteri¡ Pictet. Ob. Trias. St. Cassian. ¡a b¡ Nat. Größe, ¡c¡ vergrößert.] [Illustration: Fig. 767. ¡Rimula Goldfussi¡ Röm. sp. Coralrag. Hoheneggelsen, Hannover. ¡a¡ Nat. Größe, ¡b¡ vergrößert.] [Illustration: Fig. 768. ¡Fissurella¡ (¡Lucapina¡) ¡Italica¡ Defr. Miocän. Grund, Ungarn.] ¿Rimula¿ Defr. (Fig. 767). Wie vorige, aber Schlitz unten geschlossen. Lias bis jetzt. Subgenera: ¿Puncturella¿ Lowe, ¿Semperia¿ Crosse. ¿Fissurella¿ Lam. (¡Fissuridea¡ Swainson) (Fig. 768). Niedrig kegelförmig. Wirbel durchbohrt. Oberfläche radial verziert. Karbon bis jetzt. ¿Scutum¿ Montf. (¡Parmophorus¡ Blv.). Länglich schildförmig, niedrig. Seitenränder parallel. Wirbel undurchbohrt. Eocän bis jetzt. 2. Familie. #Haliotidae.# Flem. Seeohren. ¡Schale flach, ohrförmig mit weiter Öffnung, ohne Deckel, innen perlmutterglänzend; am linken Außenrand mit einer Reihe runder Löcher.¡ Marin. Einzige Gattung ¿Haliotis¿ Lin. Ob. Kreide bis jetzt. Sehr selten fossil. 3. Familie. #Bellerophontidae.# M'Coy. ¡Schale symmetrisch, meist ziemlich dick, mit schwach entwickelter Perlmutterschicht; in einer Ebene spiral eingerollt. Mündung breit, oval oder schmal verlängert; Außenlippe in der Mitte mit einer Einbuchtung oder einem Schlitz, welchem häufig ein Band oder eine Reihe von Perforationen auf dem Schalenrücken entsprechen.¡ Fossil. Kambrium bis Trias. Die Bellerophontiden wurden von ~Montfort~ zu den Cephalopoden, von ~Deshayes~ wegen der Ähnlichkeit mit ¡Atlanta¡ zu den Heteropoden, von ~de Koninck~ zu den Aspidobranchiern gestellt. Die dicken Schalen zeigen zuweilen noch Spuren der ursprünglichen Färbung. Mindestens 300 paläozoische Arten beschrieben. ¿Bellerophon¿ Montf. (¡Waagenia¡ de Kon.) (Fig. 769). Schale kugelig oder scheibenförmig; beiderseits eng genabelt, mehr oder weniger involut. Mündung gegen den Rand nicht erweitert. Außenlippe scharf, mit Ausschnitt oder tiefem Sinus. Dorsales Schlitzband entweder deutlich oder durch einen Kiel ersetzt oder fehlend. Oberfläche nur mit Zuwachsstreifen. Silur bis Perm. Hauptverbreitung im Kohlenkalk. [Illustration: Fig. 769. ¡Bellerophon bicarenus¡ Leveillé. Kohlenkalk. Tournay, Belgien.] Subgenera: ¿Bucania¿ Hall., Silur. Devon. ¿Warthia¿, ¿Mogulia¿ Waagen. Karbon. ¿Euphemus¿ M'Coy (Fig. 770). Wie ¡Bellerophon¡, aber die inneren Umgänge und ein Teil des letzten spiral gestreift. Karbon. ¿Salpingostoma¿ Roem. Schale weit genabelt. Mündung plötzlich stark ausgebreitet. Rücken mit einem vorne und hinten geschlossenen Schlitz. Silur. Devon. ¿Trematonotus¿ Hall. Wie vorige, aber Schlitzband durch eine Reihe von Löchern ersetzt. Silur. ¿Cyrtolites¿ Conrad (Fig. 771). Schale weit genabelt, gekielt, ohne Schlitz, mit kräftigen Querrippen. Kambrium bis Karbon. [Illustration: Fig. 770. ¡Bellerophon¡ (¡Euphemus¡) ¡Urii¡ Flem. Kohlenkalk. Edinburg.] [Illustration: Fig. 771. ¡Cyrtolites ornatus¡ Conrad. ¡a¡ Exemplar von der Seite. Unt. Silur. Boonville, New-York (nach F. ~Roemer~). ¡b¡ Exemplar von vorn aus dem Trentonkalk von Cincinnati.] 4. Familie. #Porcelliidae.# Koken. ¡Schale scheibenförmig, flach, weit genabelt, fast symmetrisch, nur die ersten Windungen schneckenförmig gewunden. Außenlippe scharf mit langem Schlitz. Schlitzband deutlich in der Mitte des Schalenrückens verlaufend.¡ Devon. Karbon. Einzige Gattung ¿Porcellia¿ Leveillé (Fig. 772) (¡Leveilleia¡ Newton). [Illustration: Fig. 772. ¡Porcellia Puzosi¡ Leveillé. Kohlenkalk. Tournay.] 5. Familie. #Pleurotomariidae.# d'Orb. ¡Schale spiral-, kegel-, kreisel- bis turmförmig, innen perlmutterglänzend. Außenlippe mit Schlitz, dem ein über sämtliche Umgänge verlaufendes Schlitzband entspricht. Der Schlitz zuweilen durch eine oder mehrere Öffnungen ersetzt. Deckel hornig.¡ Kambrium bis jetzt. ¿Rhaphistoma¿ Hall. Gewinde niedrig oder ganz abgeplattet. Umgänge oben mit Kante. Nabel mäßig weit. Außenlippe mit kurzer Ausbuchtung am Kiel. Kambrium. Silur. ¿Pleurotomaria¿ Defr. (Fig. 773-777). Schale breit kegelförmig, Gewinde bald hoch, bald niedrig, genabelt oder ungenabelt. Außenlippe mit Schlitz, dem ein auf allen Umgängen sichtbares Schlitzband entspricht, nach welchem von beiden Seiten her die zurückspringenden Zuwachsstreifen konvergieren. Schale innerlich perlmutterglänzend. Den vier sehr seltenen lebenden Arten stehen mehrere hundert fossile Formen gegenüber, die sich auf alle Formationen vom Silur bis Tertiär verteilen. Im jüngeren Tertiär ist die Gattung bereits sehr selten. [Illustration: Fig. 773. ¡Pleurotomaria bitorquata¡ Deslongchamps. Mittlerer Lias. May, Calvados.] [Illustration: Fig. 774. ¡Pleurotomaria subscalaris¡ Deslongchamps. Unt. Oolith. Bayeux, Calvados. (1/2 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 775. ¡Pleurotomaria¡ (¡Rhaphistomella¡) ¡radians¡ Wißm. Keuper. St. Cassian, Tirol.] [Illustration: Fig. 776. ¡Pleurotomaria¡ (¡Leptomaria¡) ¡macromphala¡ Zitt. Tithon. Stramberg, Mähren.] Subgenera: ¿Ptychomphalus¿ Ag., ¿Mourlonia¿, ¿Worthenia¿ de Kon., ¿Gosseletina¿ Bayle, ¿Ivania¿ Bayle (¡Baylea¡ de Kon.), ¿Rhaphistomella¿ (Fig. 775), ¿Zygites¿, ¿Laubella¿, ¿Stuorella¿, ¿Schizodiscus¿ Kittl, ¿Agnesia¿ de Kon., ¿Brilonella¿ Kayser, ¿Hesperiella¿ Holzapfel, ¿Cryptaenia¿ (Fig. 777), ¿Leptomaria¿ Deslongch. (Fig. 776) etc. [Illustration: Fig. 777. ¡Pleurotomaria¡ (¡Cryptaenia¡) ¡polita¡ Goldf. Unt. Lias. Göppingen, Württemberg.] [Illustration: Fig. 778. ¡Trochotoma¡ (¡Ditremaria¡) ¡granulifera¡ Zitt. Ob. Tithon. Stramberg.] ¿Kokenella¿ Kittl. Sehr flache, scheibenförmige, in einer Ebene aufgerollte, jedoch etwas unsymmetrische Schalen mit breitem Schlitzband. Trias. ¡K.¡ (¡Porcellia¡) ¡Fischeri¡ Hoernes. ¿Polytremaria¿ de Kon. Schale kreiselförmig. Das Schlitzband durch eine Reihe runder Löcher ersetzt, wovon sich die hinteren successive schließen. Kohlenkalk. ¿Ditremaria¿ d'Orb. (Fig. 778). Hinter der Außenlippe zwei ovale, durch einen Spalt verbundene Löcher. Basis mit Nabelschwiele. Jura. ¿Trochotoma¿ Deslongch. Kreiselförmig, mit konkaver Basis. Hinter der Außenlippe ein beiderseits geschlossener Spalt, dem ein Schlitzband entspricht. Trias. Jura. ¿Schizogonium¿ Koken, ¿Temnotropis¿ Laube. Trias. ¿Scissurella¿ d'Orb. Kreide bis jetzt. ¿Catantostoma¿ Sandb. Devon. ¿Murchisonia¿ d'Arch. Vern. (Fig. 779). Schale turmförmig, mit zahlreichen, bald glatten, bald verzierten Umgängen. Außenlippe mit Schlitz, dem ein Schlitzband entspricht. Kambrium bis Trias. Hauptverbreitung in Devon und Karbon. Subgenera: ¿Hormotoma¿ Salter, ¿Lophospira¿ Whitf., ¿Goniostropha¿ Oehlert, ¿Cheilotoma¿ Koken. [Illustration: Fig. 779. ¡a¡ ¡Murchisonia bilineata¡ d'Arch. u. Vern. Devon. Paffrath bei Köln. ¡b¡ ¡Murchisonia Blumi¡ Klipst. Trias. St. Cassian. ¡c¡ ¡Murchisonia subsulcata¡ de Kon. Kohlenkalk. Tournay. (Die zwei letzten Umgänge in doppelter nat. Gr.)] 6. Familie. #Euomphalidae.# de Koninck. ¡Schale niedrig kegelförmig bis scheibenförmig, spiral gewunden, mehr oder weniger tief und weit genabelt, Umgänge zuweilen in aufgelöster Spirale, glatt oder kantig. Außenlippe mit seichter Einbuchtung. Die ersten Windungen häufig durch Scheidewände abgeschlossen. Deckel kalkig.¡ Kambrium bis Kreide. Die Euomphaliden gehören vorzugsweise den paläozoischen Ablagerungen an. Sie wurden bald an die Trochiden, Turbiniden, Littoriniden oder Solariiden angeschlossen. Mit letzteren haben ihre Schalen die größte Ähnlichkeit, allein bei ¡Solarium¡ ist das Embryonalgewinde links, bei den Euomphaliden rechts gedreht. Die Deckel sind nur bei einzelnen Gattungen (¡Maclurea¡) sicher bekannt, ~de Koninck~ vermutet, daß die ursprünglich als ¡Calceola Dumontiana¡ beschriebenen pantoffelartigen und tief ausgehöhlten Deckel aus dem Kohlenkalk zu ¡Euomphalus¡ gehören. ¿Straparollina¿ Billings (Kambrium), ¿Ophileta¿ Vanuxem (Kambrium, Silur), ¿Maclurea¿ Lesueur (Silur). [Illustration: Fig. 780. ¡Straparollus Dionysii¡ Montf. Kohlenkalk. Visé, Belgien.] ¿Platyschisma¿ M'Coy. Dünnschalig, niedrig konisch, glatt. Nabel verhältnismäßig eng. Außenlippe mit breiter Einbuchtung. Silur bis Karbon. ¡P. helicoides¡ Sow. Karbon. ¿Straparollus¿ Montf. (Fig. 780). Kreisel- bis scheibenförmig, weitgenabelt. Umgänge glatt oder fein quergestreift. Silur bis Jura; besonders häufig in Devon und Kohlenkalk. ¿Phanerotinus¿ Sow. Wie ¡Straparollus¡, aber Gewinde eine offene Spirale bildend. Karbon. ¿Euomphalus¿ Sow. (¡Schizostoma¡ Bronn.) (Fig. 781). Niedrig konisch bis scheibenförmig, weit genabelt. Gewinde abgeplattet oder sogar vertieft. Umgänge kantig, die Kanten zuweilen mit Knoten besetzt (¡Phymatifer¡ de Kon.). Außenlippe an der oberen Kante mit Ausschnitt. Silur bis Trias. Hauptverbreitung im Kohlenkalk. Subgenera: ¿Omphalocirrus¿. Devon. Karbon. ¿Coelocentrus¿ Zitt. Trias. ¿Discohelix¿ Dunk. (Fig. 782). Flach scheibenförmig. Oberseite eben oder schwach konkav, Unterseite weit genabelt. Umgänge vierseitig, kantig. Trias bis untere Kreide. [Illustration: Fig. 781. ¡Euomphalus catillus¡ Sow. sp. Kohlenkalk. Kildare, Irland. ¡a¡ Von oben, ¡b¡ von unten.] [Illustration: Fig. 782. ¡Discohelix orbis¡ Reuß. Mittlerer Lias. Hinter-Schafberg, Ober-Österreich.] 7. Familie. #Stomatiidae.# Gray. ¡Schale niedrig, aus wenigen sehr rasch anwachsenden Umgängen bestehend, innen perlmutterglänzend. Mündung groß.¡ Mit Ausnahme von ¿Stomatia¿ Gray und ¿Stomatella¿ Lam., von denen einzelne seltene Arten schon in der Kreide (vielleicht auch Jura) vorkommen, gehört diese Familie der Jetztzeit an. 8. Familie. #Turbinidae.# Adams. ¡Schale kreiselförmig, scheibenförmig bis turmförmig, innen perlmutterglänzend. Mündung rundlich oder oval. Innenlippe glatt oder mit Schwiele; Außenlippe niemals umgeschlagen. Deckel sehr dick, kalkig, innen flach, außen gewölbt.¡ Silur bis jetzt. [Illustration: Fig. 783. ¡Omphalotrochus discus¡ Sow. Ob. Silur. Dudley, England. Nat. Größe (nach ~Nicholson~).] [Illustration: Fig. 784. ¡Omphalotrochus globosus¡ Schloth. sp. Ob. Silur. Gotland. Mit erhaltenem Deckel. (Nach ~Lindström~.)] [Illustration: Fig. 785. ¡Cyclonema bilix¡ Conr. Unt. Silur. Cincinnati.] Die ungemein zahlreichen recenten Turbiniden werden hauptsächlich nach der Beschaffenheit der Deckel unterschieden; da aber diese bei fossilen Formen nur selten bekannt sind, so bleibt deren genauere Bestimmung meist unsicher. Es werden darum die fossilen rundmündigen Kreiselschnecken, wenn sie nicht durch besondere Eigentümlichkeiten der Schale ausgezeichnet sind, meist unter der Kollektivbezeichnung ¿Turbo¿ Lin. zusammengefaßt. ¿Omphalotrochus¿ Meek. (¡Polytropis¡ de Koninck, ¡Oriostoma¡ Lindström non Mun.-Chalm.) (Fig. 783. 784). Scheibenförmig oder niedrig konisch, weit genabelt. Umgänge rund, mit erhabenen Längskielen verziert. Deckel ungemein dick, innen eben, außen konisch, mit sehr zahlreichen, spiralen Umgängen. Silur bis Karbon. Besonders häufig im oberen Silur. ¿Cyclonema¿ Hall. (Fig. 785). Kreiselförmig, mit bauchigen Umgängen, fein spiral gestreift. Mündung rundlich, die Ränder nicht zusammenhängend. Deckel konisch, innen eben, außen mit spiralen Riefen. Silur. ¿Astralium¿ Link (Fig. 787). Kreiselförmig; Windungen rauh, blättrig oder knotig, meist gekielt. Basis mehr oder weniger abgeplattet. Mundsaum nicht zusammenhängend. Mündung niedergedrückt. Deckel dick, kalkig, innen eben, spiralgewunden. Trias bis jetzt. [Illustration: Fig. 786. ¡Turbo¡ od. ¡Astralium¡ (¡Bolma¡) ¡rugosus¡ Lin. Mit Deckel. Pliocän. Pienza, Toscana.] [Illustration: Fig. 787. ¡Astralium¡ (¡Uvanilla¡) ¡Damon¡ Laube. Ob. Trias. St. Cassian.] [Illustration: Fig. 788. ¡Turbo¡ (¡Collonia¡) ¡modestus¡ Fuchs. Oligocän. Monte Grumi bei Castel Gomberto.] [Illustration: Fig. 789. ¡Turbo¡ (¡Ninella¡) ¡Parkinsoni¡ Bast. Oligocän. Dax bei Bordeaux.] Subgenera. ¿Bolma¿ Risso (Fig. 786), ¿Pachypoma¿ Gray, ¿Lithopoma¿ Gray, ¿Uvanilla¿ Gray (Fig. 787), ¿Calcar¿ Montf., ¿Guilfordia¿ Gray etc. ¿Turbo¿ Lin. (Fig. 788. 789). Kreisel- bis kegelförmig. Mündung fast kreisrund. Deckel dick, kalkig, außen konvex, innen eben und spiral. Silur (?) bis jetzt. Subgenera. ¿Sarmaticus¿ Gray, ¿Senectus¿ Humphr., ¿Batillus¿ Schum., ¿Ninella¿ (Fig. 789), ¿Collonia¿ (Fig. 788), ¿Modelia¿, ¿Callopoma¿ Gray etc. 9. Familie. #Phasianellidae.# Troschel. ¡Schale oval verlängert, dünn, glatt, glänzend, porzellanartig, innen nicht perlmutterig, ungenabelt. Letzter Umgang groß. Mündung oval. Deckel kalkig, dick, außen konvex.¡ ¿Phasianella¿ Lam. (Fig. 790). Kreide bis jetzt. [Illustration: Fig. 790. ¡Phasianella Gosauica¡ Zekeli. Turonkreide. Gosau.] 10. Familie. #Delphinulidae.# Fischer. ¡Schale kreisel- oder scheibenförmig, meist dick, innen perlmutterglänzend, außen häufig mit Stacheln, Rippen oder Falten verziert. Mündung kreisrund, mit zusammenhängenden Rändern; Außenlippe meist umgeschlagen oder verdickt. Deckel hornig, häufig außen durch eine dünne Kalkschicht verstärkt.¡ ¿Craspedostoma¿ Lindström. Kugelig, eng genabelt, mit kurzem Gewinde und großem quer gestreiftem oder gegittertem letztem Umgang. Mundsaum umgeschlagen, am Spindelende mit einem flügelartigen Fortsatz. Ob. Silur. ¡C. elegantulum¡ Lindstr. ¿Crossostoma¿ Morr. Lyc. (Fig. 791). Niedrig kreiselförmig, glatt, ungenabelt. Gewinde kurz. Mündung rund, durch eine Schwiele verengt, Außenlippe etwas umgeschlagen. Trias. Jura. ¿Liotia¿ Gray (Fig. 792). Niedrig kreiselförmig, mit Querwülsten verziert; Mündung durch schwieligen Wulst verdickt. Jura bis jetzt. ¿Delphinula¿ Lam. (¡Angaria¡ Ad.) (Fig. 793. 794). Niedrig kreiselförmig genabelt. Umgänge rund, schuppig, stachelig oder spiral verziert. Mündung rundlich, ohne wulstige Verdickung. Trias bis jetzt. [Illustration: Fig. 791. ¡Crossostoma reflexilabrum¡ d'Orb. sp. Mittlerer Lias.] [Illustration: Fig. 792. ¡Liotia Gervillei¡ Desh. sp. Grobkalk. Hauteville bei Valognes.] [Illustration: Fig. 793. ¡Delphinula segregata¡ Héb. Desl. Callovien. Montreuil-Bellay, Maine-et-Loire.] [Illustration: Fig. 794. ¡Delphinula scobina¡ Brongt. sp. Oligocän. Gaas bei Dax.] 11. Familie. #Trochonematidae.# Zitt. ¡Ausgestorbene pyramiden-, kreisel- bis scheibenförmige, rechts oder links gewundene, meist dünnschalige Schnecken mit innerer Perlmutterschicht. Umgänge gewölbt, mit ein oder mehreren Längskielen und etwas wellig gebogenen Querstreifen oder Querrippen. Mündung rundlich, zuweilen mit schwachem Ausguß. Deckel unbekannt, wahrscheinlich hornig.¡ Kambrium bis Kreide. Marin. Diese in paläozoischen und namentlich im Jura ungemein häufigen, meist reichverzierten Schnecken werden bald bei den Littoriniden, bald bei den Turbiniden oder Purpuriniden untergebracht. Sie bilden eine eigene Familie, die sich am besten an die Turbiniden und Trochiden anreiht. ¿Trochonema¿ Salter. Pyramiden- bis kreiselförmig, längs gekielt und quergestreift, tief genabelt. Mündung rund. Nabel von einem Kiel umgeben. Kambrium. Silur. ¿Eunema¿ Salter (Fig. 795). Pyramidenförmig, mit hohem spitzem Gewinde, ungenabelt. Umgänge mit zwei oder mehreren spiralen Kielen und kräftigen Querstreifen. Mündung oval, unten (vorne) mit schwacher Ausbuchtung. Silur. [Illustration: Fig. 795. ¡Eunema strigillata¡ Salter. Unt. Silur. Pauquette-Fälle. Canada.] ¿Amberleya¿ Morr. Lyc. (¡Eucyclus¡ Deslongch.) (Fig. 796). Kreisel- bis pyramidenförmig, ungenabelt; Nähte tief. Spiralkiele meist knotig oder stachelig, von kräftigen Querstreifen gekreuzt, in der unteren Hälfte der Umgänge zahlreicher als in der oberen. Mündung rundlich, zuweilen mit schwachem Ausguß. Trias bis Kreide. Häufig in Lias, Dogger und Malm. [Illustration: Fig. 796. ¡Amberleya capitanea¡ Mstr. Ob. Lias. La Verpillière bei Lyon.] [Illustration: Fig. 797. ¡Platyacra impressa¡ Schafh. sp. Unt. Lias. Hochfellen, Bayern.] [Illustration: Fig. 798. ¡Cirrus nodosus¡ Sow. Unt. Oolith. Yeovil, England.] ¿Oncospira¿ Zitt. Pyramidenförmig, spiral gerippt, mit 1-2 Querwülsten auf jedem Umgang, welche ununterbrochen über die Schale fortsetzen. Jura. ¿Hamusina¿ Gemm. Links gewunden, ungenabelt, mit knotigen Längskielen. Lias. ¿Platyacra¿ v. Ammon (Fig. 797). Wie vorige, aber Apex abgeplattet, die ersten Umgänge in einer Ebene. Lias. ¿Cirrus¿ Sow. (¡Scaevola¡ Gemm.) (Fig. 798). Links gewunden, kreiselförmig; tief und weit genabelt. Gewinde zugespitzt. Umgänge mit kräftigen Querrippen und spiralen Streifen, gekielt. Trias. Lias. Dogger. 12. Familie. #Trochidae.# Ad. ¡Schale kegelförmig, kreiselförmig oder pyramidal, innen mit Perlmutterschicht; Basis mehr oder weniger abgeplattet. Mündung quer vierseitig, Mundränder nicht zusammenhängend, Innenlippe häufig mit Zahn. Deckel dünn, hornig.¡ Silur bis jetzt. Die Gattungsbestimmung der zahlreichen fossilen Trochiden ist nicht minder schwierig als bei den Turbiniden, weil sich die paläozoischen und mesozoischen Formen schwer in die recenten Genera und Subgenera einfügen lassen, vielmehr häufig Kollektivtypen mit Merkmalen mehrerer modernen Gattungen und selbst Familien darstellen. In Ermangelung charakteristischer Kennzeichen werden sie meist unter dem Sammelnamen ¡Trochus¡ zusammengefaßt. Aus älteren Ablagerungen sind wohl die von ~Lindström~ beschriebenen ¡Trochus¡-Arten aus dem oberen Silur von Gotland, ferner ¿Flemingia¿, ¿Glyptobasis¿ de Kon., ¿Microdoma¿ M. W. (Karbon), ¿Turbina¿ und ¿Turbonellina¿ de Kon. aus Karbon, Trias und Jura als echte Trochiden zu betrachten. [Illustration: Fig. 799. ¡Margarita laevigata¡ Mstr. Ob. Trias. St. Cassian, Tirol. (2/1.)] [Illustration: Fig. 800. ¡Trochus¡ (¡Tectus¡) ¡Lucasanus¡ Brongt. Oligocän. Castel Gomberto bei Vicenza.] [Illustration: Fig. 801. ¡Trochus¡ (¡Ziziphinus¡) ¡semipunctatus¡ Mstr. Trias. St. Cassian. (2/1.)] [Illustration: Fig. 802. ¡Trochus¡ (¡Ziziphinus¡) ¡aequalis¡ Buv. Koralrag. St. Michiel, Meuse.] [Illustration: Fig. 803. ¡Trochus¡ (¡Gibbula¡) ¡pictus¡ Eichw. Miocän. Wiesen bei Wien.] [Illustration: Fig. 804. ¡Trochus¡ (¡Oxystele¡) ¡patulus¡ Brocchi. Miocän. Steinabrunn bei Wien.] ¿Trochus¿ Lin. (Fig. 800-808). Kegel- oder pyramidenförmig; Umgänge schwach gewölbt oder eben, Basis außen kantig. Innenlippe vorne häufig abgestutzt, verdickt oder mit Zähnen. Silur bis jetzt. [Illustration: Fig. 805. ¡Trochus¡ (¡Clanculus¡) ¡nodosus¡ Mstr. Trias. St. Cassian.] [Illustration: Fig. 806. ¡Trochus¡ (¡Craspedotus¡) ¡clathratus¡ Etall. sp. Koralrag. Valfin, Ain. (In doppelter nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 807. ¡Trochus¡ (¡Osilinus¡) ¡Brocchii¡. Mayer. Pliocän. Montopoli, Toscana.] [Illustration: Fig. 808. ¡Trochus¡ (¡Lewisiella¡) ¡conica¡ d'Orb. sp. Mittlerer Lias. May, Calvados.] [Illustration: Fig. 809. ¡Margarita margaritula¡ Mer. Oligocän. Weinheim bei Alzey.] [Illustration: Fig. 810. ¡Solariella peregrina¡ Libassi sp. Pliocän. Orciano, Toscana.] Subgenera. ¿Tectus¿ Montf. (Fig. 800), ¿Polydonta¿ Schum., ¿Ziziphinus¿ Leach (Fig. 801, 802), ¿Eutrochus¿ Ad., ¿Elenchus¿ Swainson, ¿Turcica¿ Ad., ¿Gibbula¿ Leach (Fig. 803), ¿Oxystele¿ Phil. (Fig. 804), ¿Monodonta¿ Lam. (Fig. 805), ¿Clanculus¿ Montf., ¿Craspedotus¿ Phil. (Fig. 806), ¿Chlorostoma¿ Swainson, ¿Osilinus¿ Phil. (Fig. 807), ¿Lewisiella¿ Stol. (Fig. 808) etc. ¿Margarita¿ Leach (Fig. 799, 809) und ¿Solariella¿ Wood. (Fig. 810) gehören ebenfalls zu den Trochiden. Tertiär und lebend. 13. Familie. #Xenophoridae#. Desh. ¡Schale kreiselförmig, ohne Perlmutterschicht. Umgänge eben, häufig mit agglutinierten Fremdkörpern bedeckt. Basis konkav oder eben, am Rand mit scharfem Kiel. Mündung quer vierseitig. Deckel hornig.¡ Die Xenophoriden sind eine altertümliche Familie, deren moderne Vertreter eine hohe Differenzierung erlangt haben. Sie besitzen neben einer großen, wohlausgebildeten, nur noch eine zweite, ganz rudimentäre Kieme und werden darum meist zu den ¡Ctenobranchina¡ gestellt. Auch die Radula erinnert mehr an die von Capuliden, Littoriniden und Strombiden, als an die der Trochiden. Die bereits im Silur vorkommenden Schalen stehen jedoch ¡Trochus¡ so außerordentlich nahe, daß an einer gemeinsamen Abstammung der beiden Familien kaum gezweifelt werden kann. ¿Onustus¿ Humphrey (¡Eotrochus¡ Whitf.) (Fig. 811). Dünnschalig, kreiselförmig, weit genabelt. Umgänge eben, selten agglutinierend. Der Außenrand der konkaven Basis durch einen blattartigen zusammengedrückten Saum gebildet. Silur. (¡O.¡ [¡Trochus¡] ¡cavus¡, ¡profundus¡ Lindström) bis jetzt. [Illustration: Fig. 811. ¡Onustus heliacus¡ d'Orb. sp. Ob. Lias. La Verpillière bei Lyon.] [Illustration: Fig. 812. ¡Xenophora agglutinans¡ Lam. Eocäner Grobkalk. Damery bei Epernay.] ¿Omphalopterus¿ Roem. Niedrig kreiselförmig, weit genabelt. Der breite Saum an der Basis aus zwei, durch einen Schlitz getrennten Blättern bestehend. Silur. ¡O.¡ (¡Euomphalus¡) ¡alatus¡ His. sp. ¿Clisospira¿ Bill., ¿Autodetus¿ Lindstr. Silur. ¿Xenophora¿ Fischer (¡Phorus¡ Montf.) (Fig. 812). Kreiselförmig, eng genabelt. Umgänge mit agglutinierten Fremdkörpern bedeckt. Kreide bis jetzt. 14. Familie. #Umboniidae.# Ad. ¡Kleine, meist niedrig scheibenförmige, glänzende oder fein spiral gestreifte Schälchen, ohne Perlmutterschicht. Außenlippe scharf, Mundränder nicht zusammenhängend. Nabel häufig mit Schwiele bedeckt. Deckel hornig.¡ Silur bis jetzt. An die recenten Gattungen ¿Umbonium¿ Link (¡Rotella¡ Lam.), ¿Isanda¿ Ad., ¿Camitia¿ Gray etc. schließt sich eine Anzahl fossiler Formen an, wie ¿Pycnomphalus¿ Lindstr. aus Silur und Devon, ¿Anomphalus¿ M. W., ¿Rotellina¿ de Kon. aus dem Kohlenkalk, ¿Chrysostoma¿ (Fig. 813) aus dem Jura u. a., die höchst wahrscheinlich als Vorläufer der Umboniiden zu betrachten sind. [Illustration: Fig. 813. ¡Chrysostoma Acmon¡ d'Orb. sp. Dogger. Balin bei Krakau.] [Illustration: Fig. 814. ¡Teinostoma rotellaeformis¡ Desh. Grobkalk. Grignon.] [Illustration: Fig. 815. ¡Helicocryptus pusillus¡ Roem. sp. Koralrag. Lindener Berg bei Hannover.] [Illustration: Fig. 816. ¡Adeorbis tricostatus¡ Desh. Eocän. (Mittl. Meeressand.) Auvers. Seine et Oise.] Ob die Gattungen ¿Teinostoma¿ (Fig. 814) und ¿Vitrinella¿ Ad., auf welche auch zahlreiche fossile Formen aus Karbon, Trias, Jura, Kreide und Tertiär bezogen werden, zu dieser Familie gehören, ist zweifelhaft. ¿Helicocryptus¿ d'Orb. (Fig. 815) aus Jura und Kreide steht ¿Vitrinella¿ nahe. Auch die kleinen, glänzenden Schälchen von ¿Cyclostrema¿ Marryat, sowie die spiral gestreiften ¿Adeorbis¿ S. Wood. (Fig. 816) haben große Ähnlichkeit mit Umboniiden, bilden nach ~Fischer~ aber besondere Familien. Von beiden kommen fossile Arten im Tertiär vor. 15. Familie. #Neritopsidae.# Fischer. ¡Schale mit kurzem, zuweilen seitwärts gedrehtem Gewinde, oval bis halbkugelig, ungenabelt, ohne Perlmutterschicht. Letzter Umgang sehr groß. Mündung oval oder halbkreisförmig. Innenlippe schwielig verdickt, gebogen, zuweilen mit Ausschnitt. Deckel kalkig, nicht spiral, mit subzentralem Nucleus, innen mit schwielig verdicktem Columellarrand, welcher in der Mitte einen breiten, eckigen oder abgerundeten Vorsprung bildet.¡ Die Neritopsiden unterscheiden sich von den nahe verwandten Neritiden hauptsächlich durch den total abweichenden, nicht spiralen Deckel, welcher unter den Namen ¿Peltarion¿, ¿Scaphanidia¿, ¿Cyclidia¿ und ¿Rhynchidia¿ beschrieben wurde. Die ersten Umgänge werden nicht wie bei den Neritiden resorbiert. Devon bis jetzt. ¿Naticopsis¿ M'Coy (¡Neritomopsis¡ Waagen) (Fig. 817-819). Glatt oder quer gestreift, oval bis kugelig: Mündung oval. Innenlippe abgeplattet, etwas schwielig, gebogen, zuweilen quer gestreift. Sehr häufig in Karbon und Trias; seltener im Devon. [Illustration: Fig. 817. ¡Naticopsis Mandelslohi¡ Klipst. sp. Ob. Trias. St. Cassian.] ¿Hologyra¿ Koken. Glatt, halbkugelig, Nähte wenig vertieft, das kurze, seitlich gelegene Gewinde innerlich nicht resorbiert. Innenlippe abgeplattet, schwielig, den Nabel bedeckend, mit scharfem Rand. Trias häufig. An manchen Arten hat sich die ursprüngliche Färbung trefflich erhalten. ¿Marmolatella¿ Kittl. Ohr- bis mützenförmig, mit sehr kurzem eingekrümmtem und fast randständigem Gewinde. Letzter Umgang sehr ausgebreitet. Innenlippe schwielig verdickt, breit, gebogen. Trias. ¡M.¡ (¡Ostrea¡) ¡stomatia¡ Stopp. sp., ¡M. Telleri¡ Kittl sp. ¿Natiria¿ de Kon. Silur bis Karbon. [Illustration: Fig. 818. ¡a Naticopsis ampliata¡ Phill. Kohlenkalk. Visé, Belgien. ¡b¡ Deckel von ¡N. planispira¡ Phill., ebendaher. (Nach de ~Koninck~.)] [Illustration: Fig. 819. ¡Naticopsis lemniscata¡ M. Hoern. Trias. Esino, Lombardei. (Mit erhaltener Färbung.)] ¿Naticella¿ Münst. (Fig. 820.) Dünnschalig, Gewinde gerade, niedrig, letzter Umgang groß, quer gerippt. Trias. ¿Palaeonarica¿ Kittl (¡Pseudofossarus¡ Koken). Trias. ¿Platychilina¿ Koken (¡Fossariopsis¡ Laube). Gewinde niedrig, gerade. Letzter Umgang groß, Oberfläche rauh, mit Höckern bedeckt. Innenlippe eben, glatt, mit einfachem Rand. Trias. ¡P. pustulosa¡ Mstr. sp. ¿Delphinulopsis¿ Laube. Wie vorige, jedoch Gewinde aus lose verbundenen Umgängen bestehend. Naht tief. Letzter Umgang mit knotigen Längskielen. Innenlippe eben, mit scharfem Innenrand. Trias. ¡D. binodosa¡ Mst. sp. [Illustration: Fig. 820. ¡Naticella costata¡ Mstr. Campiler Schichten. Wengen, Süd-Tirol.] [Illustration: Fig. 821. ¡a Neritopsis moniliformis¡ Grat. Miocän. Lapugy, Siebenbürgen. ¡b N. spinosa¡ Héb. Deslongch. Callovien. Montreuil-Bellay, Maine-et-Loire.] [Illustration: Fig. 822. Deckel der recenten ¡Neritopsis radula¡ von Neu-Caledonien. Nat. Größe (nach ~Crosse~). ¡a¡ Äußere, ¡b¡ innere Seite.] ¿Neritopsis¿ Grat. (Fig. 821. 822). Gewinde niedrig, letzter Umgang sehr groß. Oberfläche mit spiralen und queren Rippen oder Knoten, häufig gegittert. Innenlippe verdickt, mit breitem, eckigem Ausschnitt in der Mitte. Trias bis jetzt. 16. Familie. #Neritidae.# Lam. ¡Schale halbkugelig, ungenabelt, ohne Perlmutterschicht. Gewinde sehr kurz, auf die Seite gerückt, Umgänge rasch zunehmend; der letzte sehr groß, die ersten im Innern resorbiert. Mündung halbkreisförmig. Rand der abgeplatteten oder schwielig verdickten Innenlippe häufig mit Zähnen. Deckel kalkig, mit seitlichem, spiralem Nucleus und Muskelfortsatz auf der Innenseite.¡ Trias bis jetzt. Die Neritiden sind teils Meeres-, teils Süßwasserbewohner; erstere leben meist in der Nähe der Küste, letztere häufig auch im Brackwasser. Sie resorbieren im Innern die ersten Umgänge, so daß Steinkerne nichts vom Gewinde erkennen lassen. Dieses Merkmal, sowie die Gestalt des Deckels unterscheidet sie hauptsächlich von ¡Naticopsis¡, aus denen sie wahrscheinlich, wie die terrestrischen ¡Helicinidae¡ hervorgegangen sind. An fossilen Arten erhalten sich nicht selten Reste der Färbung. ¿Neritaria¿ Koken (¡Protonerita¡ Kittl). Gewinde zugespitzt, Nähte vertieft. Oberfläche glatt. Außenlippe scharf. Innenlippe schwielig, abgeplattet. Resorption der inneren Scheidewände unvollständig. Trias. ¿Nerita¿ Lin. (Fig. 823). Dick, oval oder halbkugelig, glatt oder spiral gerippt. Innenlippe schwielig, abgeplattet, mit geradem, häufig gezähneltem Innenrand. Deckel kalkig, subspiral, mit seitlichem Nucleus. Trias (?) bis jetzt. ¿Oncochilus¿ Pethö (Fig. 824). Glatt. Innenlippe gewölbt, schwielig, am Rand mit 2-3 Zähnen oder glatt. Außenlippe scharf. Trias. Jura. ¿Lissochilus¿ Pethö (Fig. 825). Jura. ¿Neritodomus¿ Morr. Lyc. ¿Neritoma¿ Morris. Jura. ¿Otostoma¿ d'Arch. Kreide. ¿Dejanira¿ Stol. Kreide. ¿Velates¿ Montf. (Fig. 826). Niedrig kegelförmig, nur die gekrümmte Spitze des Gewindes sichtbar. Letzter Umgang sehr groß. Innenlippe konvex oder eben, mit geradem, gezahntem Innenrand. Häufig im Eocän; wird zuweilen 10-12 cm groß. ¿Neritina¿ Lam. (Fig. 827). Klein, halbkugelig, glänzend, glatt oder mit Stacheln, meist bunt gefärbt. Innenlippe abgeplattet, mit scharfem oder fein gezähntem Innenrand. Außenlippe scharf. In Brack- oder Süßwasser. Häufig im Tertiär und Jetztzeit; die angeblich mesozoischen Formen gehören meist zu ¡Nerita¡. ¿Pileolus¿ Sow. (Fig. 828). Klein, napfförmig bis niedrig kegelförmig, elliptisch oder rund. Wirbel schwach nach hinten gekrümmt. Nur letzter Umgang sichtbar. Mündung halbkreisförmig. Innenlippe breit, schwielig. Jura bis Eocän. [Illustration: Fig. 823. ¡a¡ ¡Nerita Laffoni¡ Merian. Citharellenkalk. Epfenhofen bei Schaffhausen. ¡b¡ ¡Nerita granulosa¡ Desh. Eocän (Sables moy.) Auvers bei Paris. ¡c¡ Deckel einer recenten ¡Nerita¡.] [Illustration: Fig. 824. ¡Oncochilus chromaticus¡ Zitt. Ob. Tithon. Stramberg, Mähren.] [Illustration: Fig. 825. ¡Lissochilus sigaretinus¡ Buv. Koralrag. Hoheneggelsen, Hannover.] [Illustration: Fig. 826. ¡Velates Schmidelianus¡ Chem. Eocän. (Unterer Meeressand.) Cuise-la-Mothe.] [Illustration: Fig. 827. ¡Neritina Grateloupana¡ Fér. Miocän. Häufelburg bei Günzburg.] [Illustration: Fig. 828. ¡Pileolus plicatus¡ Sow. Bathonien. Langrune, Calvados. (3/1).] 3. Unterordnung. #Ctenobranchina.# Schweigg. Kammkiemener. (¡Pectinibranchia¡ Cuv., ¡Azygobranchia¡ Ihering, ¡Monotocardia¡ Bouvier.) ¡Rechte Nackenkieme kammförmig, sehr umfangreich und meist durch Drehung des Rumpfes nach links gerückt, die linke Kieme verkümmert. Herz mit einer Vorkammer. Radula schmal, sehr mannigfaltig zusammengesetzt. Schale in Schneckenspirale gewunden, selten napf- oder mützenförmig.¡ Die Ctenobranchier bilden die formenreichste Gruppe der Prosobranchier. Sie leben vorwiegend im Meer, teilweise auch im süßen Wasser oder auf dem Lande, beginnen im Silur und erlangen ihre Hauptverbreitung in mesozoischen und tertiären Ablagerungen und in der Jetztzeit. Man hat dieselben nach der Beschaffenheit der Mündung in ¡Holostomata¡ und ¡Siphonostomata¡ zerlegt, aber diese lediglich auf die Schale basierten Gruppen finden in den anatomischen Merkmalen keine Begründung. Die Einteilung nach dem Bau der Radula in ¡Ptenoglossa¡, ¡Taenioglossa¡, ¡Rachiglossa¡ und ¡Toxoglossa¡ nach ~Troschel~ oder in ¡Taenioglossa¡ und ¡Stenoglossa¡ nach ~Bouvier~ ist paläontologisch nicht verwertbar. 1. Familie. #Solariidae.# Chenu. ¡Schale niedrig kegelförmig, tief und weit genabelt, ohne Perlmutterschicht. Umgänge kantig. Deckel hornig oder kalkig, spiral. Embryonalgewinde heterostroph.¡ Kreide, tertiär und lebend. Marin. Die ¡Solariidae¡ sind wahrscheinlich aus den Euomphaliden hervorgegangen, von denen sie sich hauptsächlich durch das heterostrophe Embryonalgewinde und den Mangel eines Ausschnittes der Außenlippe unterscheiden. ¿Solarium¿ Lam. (Fig. 829. 830). Niedrig konisch, außen kantig. Mündung viereckig. Nabel weit und tief, die Nabelkante gekerbt oder scharf. Deckel hornig. Jura bis jetzt. Ein Teil der mesozoischen Solarien dürfte zu ¡Euomphalus¡ gehören. ¿Torinia¿ Gray. Tertiär und lebend. ¿Bifrontia¿ Desh. (¡Omalaxis¡ Desh.). Eocän. [Illustration: Fig. 829. ¡Solarium simplex¡ Bronn. Miocän. Niederleis, N.-Öst.] [Illustration: Fig. 830. ¡Solarium Leymerici¡ Ryckholt. Tourtia. Tournay, Belgien.] 2. Familie. #Purpurinidae.# Zitt. ¡Dickschalige, ovale Schnecken mit treppenförmigem Gewinde, ohne Perlmutterschicht. Umgänge unter der Naht abgeplattet und kantig. Die Kante häufig mit Knoten besetzt; letzter Umgang groß. Mündung oval, vorne mit Ausguß, Ränder getrennt. Deckel unbekannt.¡ Silur bis Kreide. ¿Scalites¿ Conrad. Gewinde kurz, zugespitzt, treppenartig; Umgänge unter der Naht abgeplattet mit scharfem Kiel, letzter Umgang sehr groß, glatt. Mündung mit schwachem Ausguß. Silur bis Trias. ¿Trachydomia¿ M. W. Karbon. ¿Trachynerita¿ Kittl. Trias. ¿Pseudoscalites¿ Kittl, ¿Tretospira¿ Kok. Trias. ¿Purpurina¿ d'Orb. Länglich oval. Windungen oben kantig, spiral gerippt, mit queren Falten oder Rippen, reich verziert, häufig mit Nabelspalte. Mündung oval, vorne mit Ausguß. Rhät. Lias. Jura. ¿Purpuroidea¿ Lycett (Fig. 831). Oval, dickschalig. Gewinde treppenförmig, die abgeplattete Fläche unter der Naht von einer Knotenreihe begrenzt. Letzter Umgang bauchig, glatt. Außenlippe dünn. Mündung vorne mit kanalartigem Ausguß. Jura und Kreide. ¿Brachytrema¿ Morr. Lyc., ¿Tomocheilus¿ Gemm. Jura. [Illustration: Fig. 831. ¡Purpuroidea nodulata¡ Young and Bird sp. Groß-Oolith. Minchinhampton, England.] 3. Familie. #Littorinidae.# Gray. ¡Schale kreiselförmig, ohne Perlmutterschicht, meist glatt oder spiral verziert. Mündung rundlich. Außenlippe scharf. Deckel hornig, paucispiral.¡ Silur bis jetzt. Marin. Die Schalen der Littoriniden unterscheiden sich von den Turbiniden und Trochiden lediglich durch den Mangel einer Perlmutterschicht. Die Tiere dagegen weichen beträchtlich ab. Bei den ersteren sind zwei fast gleichmäßig entwickelte, bei den Littoriniden nur eine Kieme vorhanden; das Herz hat bei den ersteren zwei, bei den Littoriniden nur eine Vorkammer, die Radulae der Turbiniden und Trochiden sind rhipidogloß, die der Littoriniden täniogloß. Obwohl demnach die Littoriniden von den Zoologen zu den ¡Ctenobranchina¡, die Kreiselschnecken zu den ¡Aspidobranchina¡ gestellt werden, so erscheint es doch kaum zweifelhaft, daß die paläozoischen Littoriniden den Turbiniden und Trochiden sehr nahe standen und wahrscheinlich erst spät ihre heutige Differenzierung erlangten. Die ausgestorbenen Gattungen ¿Holopea¿ Hall (Silur und Devon) ¿Turbonitella¿ de Kon. (Devon und Karbon) (Fig. 832), ¿Portlockia¿, ¿Turbinilopsis¿, ¿Rhabdopleura¿ de Kon. (Karbon) und ¿Lacunina¿ Kittl aus der Trias zeigen große Ähnlichkeit mit ¡Littorina¡, werden jedoch vielfach auch zu den Trochiden oder Turbiniden gestellt. [Illustration: Fig. 832. ¡Turbonitella subcostata¡ Goldf. sp. Mittel-Devon. Paffrath bei Köln.] [Illustration: Fig. 833. ¡Littorina litorea¡ Lin. sp. Diluvium (Postglacial). Insel Skaptö.] [Illustration: Fig. 834. ¡Lacuna Basterotina¡ Bronn. Miocän. Steinabrunn bei Wien.] [Illustration: Fig. 835. ¡Fossarus costatus¡ Brocchi. Pliocän. Limite, Toscana.] ¿Littorina¿ Fér. (Fig. 833). Dickschalig, kreiselförmig bis kugelig, glatt oder spiral gestreift, ungenabelt. Mündung eiförmig. Jura bis jetzt. ¿Lacuna¿ Turton (Fig. 834). Wie vorige, aber Mündung vorne mit schwachem Ausguß. Tertiär und lebend. ¿Lacunella¿ Desh. (Eocän), ¿Litiope¿ Rang, ¿Planaxis¿ Lam., ¿Quoyia¿ Desh. (Tertiär und lebend) etc. Die Gattung ¿Fossarus¿ Phil. (Fig. 835) bildet nach ~Fischer~ eine besondere Familie. 4. Familie. #Cyclostomidae.# Menke. ¡Schale sehr verschieden gestaltet, kreisel- bis scheibenförmig oder turmförmig, mit Epidermis. Mündung kreisrund, die Ränder meist zusammenhängend. Deckel hornig oder kalkig, spiral.¡ Kreide bis jetzt. Landbewohner. Die Tiere besitzen statt der Kiemen eine seitliche Atemhöhle, wie die Lungenschnecken; in ihrer sonstigen Organisation stehen sie den Littoriniden, bei denen die Kieme ebenfalls bereits stark verkümmert ist, sehr nahe. Die Schalen sind außerordentlich variabel. Es sind über 600 lebende Arten aus allen Teilen der Erde, namentlich aus den Tropenländern, bekannt. Die fossilen Formen beginnen in der mittleren Kreide und finden sich in Süßwasserablagerungen. [Illustration: Fig. 836. ¡Cyclostoma bisulcatum¡ Zieten. Miocän. Ermingen bei Ulm.] [Illustration: Fig. 837. ¡Pomatias labellum¡ Thomae sp. Landschneckenkalk. Hochheim bei Wiesbaden.] [Illustration: Fig. 838. ¡Cyclotus exaratus¡ Sandb. mit Deckel. Ob. Eocän. Pugnello (nach ~Sandb.~).] [Illustration: Fig. 839. ¡Strophostoma anomphala¡ Capellini. Oligocän. Arnegg bei Ulm.] ¿Cyclostoma¿ Lam. (Fig. 836). Kreiselförmig, mit kalkigem, spiralem Deckel. Tertiär und lebend. ¿Otopoma¿, ¿Tudora¿ Gray. Tertiär und lebend. ¿Megalomostoma¿ Guilding. Kreisel- bis puppenförmig, meist glatt. Mundränder dick, Außenlippe umgeschlagen. Deckel hornig. Kreide bis jetzt. ¡M. mumia¡ Lam. sp. ¿Pomatias¿ Studer (Fig. 837). Turmförmig, quer gestreift. Mundränder umgeschlagen. Deckel hornig. Tertiär bis jetzt. ¿Leptopoma¿ Pfeiff., ¿Cyclophorus¿ Montf., ¿Craspedopoma¿ Pfeiff., ¿Cyclotus¿ Guilding (Fig. 838) etc. Ob. Kreide bis jetzt. ¿Strophostoma¿ Desh. (Fig. 839). Ob. Kreide bis Miocän. 5. Familie. #Capulidae.# Cuv. ¡Schale napf-, mützenförmig oder oval, unregelmäßig, mit spiral gekrümmtem Wirbel, zuweilen auch aus mehreren niedrigen Umgängen zusammengesetzt. Letzter Umgang sehr groß. Mündung weit. Deckel fehlt.¡ Kambrium bis jetzt. Marin. Verschiedene der hierher gehörigen Gattungen bewegen sich sehr wenig und bleiben fast zeitlebens an einer Unterlage haften, der sie sich allmählich anpassen. ¿Stenotheca¿ Salter. Kleine mützenförmige, konzentrisch gestreifte oder gefurchte Schälchen mit schwach eingekrümmtem, weit nach hinten gerücktem Wirbel. Unt. Kambrium. [Illustration: Fig. 840. ¡Capulus hungaricus¡ Lin. sp. Pliocän. Toscana.] [Illustration: Fig. 841. ¡Capulus rugosus¡ Sow. sp. Groß-Oolith. Langrune, Calvados. (Nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 842. ¡Orthonychia elegans¡ Barr. Ob. Silur (E). Lochkow, Böhmen.] [Illustration: Fig. 843. ¡Platyceras neritoides¡ Phill. Kohlenkalk. Visé, Belgien.] [Illustration: Fig. 844. ¡Platyostoma Niagarensis¡ Hall. Devon. Waldron, Indiana.] ¿Capulus¿ Montf. (¡Pileopsis¡ Lam., ¡Brocchia¡ Bronn.) (Fig. 840. 841). Unregelmäßig konisch oder mützenförmig. Wirbel nach hinten gerückt, mehr oder weniger spiral eingerollt. Mündung weit, rundlich oder unregelmäßig. Im Innern ein hufeisenförmiger Muskeleindruck. Ungemein häufig in kambrischen, silurischen, devonischen und karbonischen Ablagerungen; spärlicher in Trias, Jura, Kreide, Tertiär und Jetztzeit. ¿Orthonychia¿ Hall (¡Igoceras¡ Hall) (Fig. 842). Schale konisch, gerade oder schwach gebogen, häufig gefaltet. Wirbel kaum spiral. Silur bis Karbon. ¿Platyceras¿ Conrad (¡Acroculia¡ Phill.) (Fig. 843). Wirbel gekrümmt und spiral eingerollt. Oberfläche glatt, gestreift, gefaltet oder mit Stacheln bedeckt. Kambrium bis Trias. ¿Platyostoma¿ Conrad (¡Strophostylus¡ Hall) (Fig. 844). Schale aus mehreren, sehr rasch anwachsenden Umgängen bestehend. Gewinde niedrig; letzter Umgang sehr groß. Innenlippe umgeschlagen und etwas verdickt. Mündung sehr groß. Silur bis Karbon. ¿Horiostoma¿ Mun.-Chalmas (Fig. 845). Dickschalig, spiral gerippt mit kurzem seitlichem Gewinde, weit genabelt. Devon. ¿Tubina¿ Barr., Silur. ¿Hipponyx¿ Defr. (¡Cochlolepas¡ Klein) (Fig. 846). Dickschalig, schief kegelförmig bis napfförmig. Wirbel gerade, selten spiral, weit nach hinten gerückt. Mündung oval oder rundlich, im Innern ein hufeisenförmiger Muskeleindruck. Der Fuß sondert häufig eine dicke, deckelartige Kalkscheibe ab. Kreide bis jetzt. [Illustration: Fig. 845. ¡Horiostoma Barrandei¡ Mun.-Ch. Unt. Devon. Gahard. Ille-et-Vilaine. (Nach ~Mun.-Chalm.~)] ¿Rothpletzia¿ Simonelli. Tertiär. ¿Galerus¿ Gray. (¡Calyptraea¡ p. p. Lam.) (Fig. 847). Dünnschalig, konisch; Wirbel zentral, spiral. Umgänge eben, häufig stachelig. Basis horizontal. Mündung niedrig, weit. Kreide bis jetzt. ¿Crepidula¿ Lam. (Fig. 848). Länglich oval, flach oder gewölbt, pantoffelförmig. Wirbel am hinteren Ende, fast randständig, etwas gekrümmt. Mündung sehr verlängert, weit; Innenlippe durch ein dünnes horizontales Blatt gebildet. Kreide bis jetzt. ¿Crucibulum¿ Schum., ¿Calyptraea¿ Lam. Tertiär. Recent. [Illustration: Fig. 846. ¡Hipponyx cornucopiae¡ Lam. Grobkalk. Liancourt bei Paris. ¡a¡ Schale, ¡b¡ Fußplatte.] [Illustration: Fig. 847. ¡Galerus¡ (¡Calyptraea¡) ¡trochiformis¡ Lam. Grobkalk. Damery bei Epernay.] [Illustration: Fig. 848. ¡Crepidula unguiformis¡ Lam. Pliocän. Toscana.] 6. Familie. #Naticidae.# Forbes. ¡Schale mit kurzem Gewinde und großem letztem Umgang. Mündung halbkreisförmig bis oval, hinten winklig, vorne breit abgerundet. Deckel kalkig oder hornig, paucispiral.¡ Trias bis jetzt. Marin. Die Unterscheidung fossiler Naticiden von ¡Naticopsis¡, ¡Nerita¡ und ¡Ampullaria¡ bietet große Schwierigkeiten, da öfters die Schalen fast übereinstimmende Merkmale besitzen, und nur die fossil nicht erhaltenen Deckel differieren. [Illustration: Fig. 849. ¡Sigaretus haliotoideus¡ Lin. sp. Miocän. Grund, Ungarn.] [Illustration: Fig. 850. ¡Natica¡ (¡Ampullina¡) ¡patula¡ Lam. Grobkalk. Damery bei Epernay.] [Illustration: Fig. 851. ¡Natica¡ (¡Amauropsis¡) ¡Willemeti¡ Lam. Grobkalk. Damery bei Epernay.] [Illustration: Fig. 852. ¡Natica¡ (¡Amauropsis¡) ¡bulbiformis¡ Sow. Obere Kreide. St. Gilgen am Wolfgangsee.] ¿Sigaretus¿ Lam. (Fig. 849). Schale niedergedrückt, ohrförmig, spiral gestreift oder gefurcht. Gewinde sehr niedrig, Umgänge rasch zunehmend. Mündung stark erweitert Deckel hornig. Tertiär und lebend. ¿Natica¿ Lam. (Fig. 850 bis 853). Kugelig, halbkugelig, eiförmig bis pyramidal, glatt und glänzend, selten spiral gestreift, genabelt oder ungenabelt. Nabel häufig durch eine Schwiele ganz oder teilweise ausgefüllt. Mündung halbrund oder oval. Außenlippe scharf, Innenlippe schwielig verdickt. Deckel kalkig oder hornig, mit exzentrischem Nucleus. Trias bis jetzt, ungemein häufig. [Illustration: Fig. 853. ¡a Natica millepunctata¡ Lam. Pliocän. Monte Mario bei Rom. ¡b¡ Deckel von ¡Natica multipunctata¡ S. Wood. Crag. Sutton.] [Illustration: Fig. 854. ¡Deshayesia cochlearia¡ Brongt. sp. Oligocän. Mte. Grumi bei Vicenza.] Subgenera: ¿Ampullina¿ Lam. (Fig. 849), ¿Amauropsis¿ Mörch (Fig. 850. 851), ¿Amaura¿ Möll., ¿Lunatia¿ Gray, ¿Cernina¿ Gray, ¿Neverita¿ Risso, ¿Mamilla¿ Schum. etc. ¿Deshayesia¿ Raul. (Fig. 854). Wie ¡Natica¡, aber Innenlippe mit dicker Schwiele und gezähnt. Miocän und Pliocän. 7. Familie. #Ampullariidae.# Gray. Die Ampullarien leben in süßen oder brackischen Gewässern von Afrika, Asien und im tropischen Amerika. Ihre Schalen sind teilweise nicht von ¡Natica¡ zu unterscheiden. Die Tiere besitzen über der rechten Kieme noch eine Lungenhöhle. Fossile Ampullarien kommen in Süßwasserablagerungen der obersten Kreide von Rognac bei Marseille und im älteren Tertiär vor. 8. Familie. #Valvatidae.# Gray. ¡Schale aus wenigen Windungen zusammengesetzt, konisch oder scheibenförmig, genabelt. Mündung rund, Ränder zusammenhängend. Deckel hornig, kreisrund, multispiral.¡ Ob. Jura bis jetzt. Die Gattung ¿Valvata¿ Müll. (Fig. 855) ist klein und meist kreisel- bis scheibenförmig. Sie enthält ca. 25 in süßen Gewässern von Europa und Nordamerika lebende Arten, beginnt fossil in Purbeckschichten, wird aber erst im Tertiär etwas häufiger. [Illustration: Fig. 855. ¡Valvata piscinalis¡ Müll. Ob. Miocän. Vargyas, Siebenbürgen.] 9. Familie. #Paludinidae.# Gray. ¡Schale konisch bis turmförmig, mit dicker Epidermis, ungenabelt oder mit enger Nabelspalte. Umgänge glatt, gewölbt oder kantig. Mündung rundlich oval, hinten winklig, Ränder zusammenhängend. Deckel hornig, konzentrisch, mit etwas seitlichem Nucleus.¡ Jura bis jetzt. Häufig in süßen, sumpfigen, seltener auch in brackischen Gewässern, fast über die ganze Erde verbreitet. ¿Paludina¿ Lam. (Fig. 856) ist die einzige Gattung dieser Familie, von welcher bereits typische Arten im Wälderton auftreten. Die glatten, dünnschaligen Formen werden als ¿Vivipara¿ Lam., die nordamerikanischen dickschaligen glatten Arten mit verdickter Innenlippe als ¿Campeloma¿ Ref. (¿Melantho¿ Bowd.) unterschieden, die gegenwärtig in Nordamerika und China verbreiteten Formen mit kantigen Umgängen als ¿Tulotoma¿ Haldem. bezeichnet. Weitere Subgenera sind ¿Lioplax¿ Troschel, ¿Laguncula¿ Benson, ¿Tylopoma¿, ¿Boskovicia¿ Brusina. Die in den pliocänen Paludinenschichten von Südungarn, Kroatien, Slavonien, Rumänien und auf der Insel Cos massenhaft vorkommenden Paludinen zeichnen sich durch außerordentliche Variabilität aus. ~Neumayr~ hat daselbst eine Anzahl Formenreihen beschrieben, welche mit glatten Viviparen beginnen und mit kantigen Tulotomen endigen. [Illustration: Fig. 856. ¡a¡, ¡b¡ ¡Paludina Brusinai¡ Neumayr. ¡c¡ ¡Paludina¡ (¡Tulotoma¡) ¡Forbesi¡ Neumayr. Pliocän (Levantin. Stufe). Insel Cos. ¡d¡ ¡Paludina¡ (¡Tulotoma¡) ¡Hoernesi¡ Neumayr. Pliocän. Novska, Slavonien.] 10. Familie. #Hydrobiidae.# Fischer. ¡Schale kreisel- bis turmförmig, klein, meist dünn, glatt, quer gerippt oder gekielt. Mündung rundlich oder oval. Deckel hornig oder kalkig, spiral oder konzentrisch.¡ Süßwasser- oder Brackwasserbewohner, die zum Teil das Wasser für längere Zeit verlassen können. Die zahlreichen Gattungen dieser Familie sind schwierig zu unterscheiden und alle von geringer Größe. [Illustration: Fig. 857. ¡a¡ ¡Bythinia tentaculata¡ Lin. sp. Miocän. Miocic, Dalmatien. ¡b¡ Deckel von ¡Bythinia tentaculata¡ Lin. sp. ¡c¡ ¡Bythinia gracilis¡ Sandb. Süßwasser-Molasse. Oberkirchberg bei Ulm.] [Illustration: Fig. 858. ¡Nematura pupa¡ Nyst sp. Oligocäner Cyrenenmergel. Hackenheim bei Alzey.] [Illustration: Fig. 859. ¡Nystia Chastelii¡ Nyst sp. Mittl. Oligocän. Klein-Spouwen, Belgien.] [Illustration: Fig. 860. ¡Hydrobia¡ (¡Littorinella¡) ¡acuta¡ A. Braun. Miocän. Weissenau bei Mainz.] ¿Bythinia¿ Leach. (Fig. 857). Kreiselförmig, dünnschalig, mit Nabelspalte. Mundränder zusammenhängend, Außenlippe scharf, Deckel kalkig, konzentrisch. Wälderton. Tertiär und lebend. ¿Stalioa¿ Brusina. Außenlippe verdickt. Deckel kalkig. Kreide. Eocän und Miocän. ¿Fossarulus¿ Neumayr. Wie vorige, aber mit Spiralrippen. Ob. Miocän. ¿Nematura¿ Benson (¡Stenothyra¡ Benson) (Fig. 858). Wie Bythinia, aber Mündung verengt. Deckel kalkig, spiral. Tertiär und lebend. ¿Nystia¿ Tourn. (¡Forbesia¡ Nyst.) (Fig. 859). Außenlippe umgeschlagen. Deckel kalkig, spiral. Tertiär und lebend. ¿Assiminea¿ Leach. Tertiär und lebend. ¿Hydrobia¿ Hartm. (¡Littorinella¡ Braun, ¡Tournoueria¡ Brusina) (Fig. 860). Kegel- bis turmförmig, zugespitzt, glatt. Mündung oval. Deckel hornig, paucispiral. Kreide. Tertiär und lebend. Der untermiocäne Indusienkalk der Auvergne besteht fast ganz aus Schälchen der ¡H. Dubuissoni¡ Bouill., der gleichalterige Littorinellenkalk des Mainzer Beckens aus ¡H. acuta¡ Braun. Der Süßwasserkalk von Nördlingen enthält ganze Bänke von ¡H. trochulus¡ Sandb.; der obereocäne Mergel von St. Ouen ist erfüllt mit ¡H. pusilla¡ Prév. sp. Subgenera: ¿Bithynella¿ Mog., ¿Amnicola¿ Gould., ¿Belgrandia¿, ¿Lartetia¿ Bourgingnat, ¿Lapparentia¿ Berthelin. ¿Pyrgula¿ Christofori u. Jan. (Fig. 861 ¡a¡). Turmförmig, Umgänge gekielt oder quer gerippt. Mundränder zusammenhängend. Tertiär und lebend. Subgenera: ¿Micromelania¿ Brus. (Fig. 861 ¡b¡), ¿Mohrensternia¿ Stol. (Fig. 861 ¡c¡), ¿Pyrgidium¿ Tournouer, ¿Prososthenia¿ Neumayr. Tertiär. ¿Lithoglyphus¿ Ziegl. (Fig. 862). Kugelig, eiförmig, niedrig. Mündung schief oval. Innenlippe verdickt. Tertiär und lebend. [Illustration: Fig. 861. ¡a¡ ¡Pyrgula Eugeniae¡ Neumayr. Ober-Miocän. Arpatak, Siebenbürgen. ¡b¡ ¡Micromelania¡ (¡Diana¡) ¡Haueri¡ Neumayr. Ob. Miocän. Miocic, Dalmatien. ¡c¡ ¡Mohrensternia inflata¡ Andrzejowski. Congerienschichten. Inzersdorf bei Wien.] [Illustration: Fig. 862. ¡Lithoglyphus fuscus¡ Ziegler. Ob. Miocän. Malino, West-Slavonien.] 11. Familie. #Rissoidae.# Troschel. ¡Schale klein, dick, kreisel- bis turmförmig, meist gerippt oder spiral gestreift, selten glatt. Mündung oval, hinten winklig, vorne häufig mit Ausguß. Deckel hornig, paucispiral.¡ Jura bis jetzt. ¿Rissoina¿ d'Orb. (Fig. 863). Turmförmig, quer gerippt, selten glatt. Außenlippe gebogen, meist etwas verdickt. Mündung mit Ausguß. Dogger bis jetzt. Hauptverbreitung im Tertiär. ¿Rissoa¿ Frém. (¡Alvania¡ Risso) (Fig. 864). Kreiselförmig bis turmförmig, quer gerippt oder gegittert. Mündung ohne Ausguß. Jura bis jetzt. [Illustration: Fig. 863. ¡a¡ ¡Rissoina amoena¡ Zitt. Tithon. Stramberg. ¡b¡ ¡Rissoina decussata¡ Mont. Miocän. Steinabrunn bei Wien.] [Illustration: Fig. 864. ¡a¡ ¡Rissoa turbinata¡ Lam. sp. Oligocän. Weinheim bei Alzey. ¡b¡ ¡Rissoa¡ (¡Alvania¡) ¡Montagui¡ Payr. Miocän. Steinabrunn bei Wien.] 12. Familie. #Scalariidae.# Brod. ¡Schale turmförmig, meist eng genabelt; Umgänge gewölbt, quer gerippt oder gestreift. Mündung rund, die Mundränder zusammenhängend. Deckel hornig, paucispiral.¡ Silur bis jetzt. Marin. ¿Holopella¿ M'Coy (¡Aclisina¡ de Kon.). Schlank, turmförmig, Umgänge gewölbt, fein quergestreift, zuweilen gegittert. Mündung rund, mit zusammenhängenden Mundrändern. Silur bis Karbon. ¿Callonema¿ Hall (¡Isonema¡ M. W.). Turmförmig, oval bis kugelig; Umgänge gewölbt, mit lamellenartigen Querrippen bedeckt. Mündung kreisrund. Silur. Devon. ¿Scoliostoma¿ Braun. Devon. ¿Chilocyclus¿ Braun (¡Cochlearia¡ Braun). Trias. [Illustration: Fig. 865. ¡Scalaria lamellosa¡ Brocchi. Miocän. Baden bei Wien.] ¿Scalaria¿ Lam. (¡Scala¡ Klein, ¡Cirsotrema¡ Mörch.) (Fig. 865). Turmförmig, Umgänge stark gewölbt, mit Querrippen, häufig auch spiral gestreift. Mündung rund, Außenlippe zuweilen verdickt. Trias bis jetzt. 13. Familie. #Turritellidae.# Gray. ¡Schale hoch turmförmig, zugespitzt. Umgänge zahlreich, meist spiral gerippt oder gestreift. Mündung oval, rundlich bis vierseitig, vorne zuweilen mit schwachem Ausguß. Außenlippe dünn, nicht mit der Innenlippe zusammenhängend. Deckel hornig, polyspiral.¡ Trias bis jetzt. Marin. ¿Turritella¿ Lam. (Fig. 866. 867). Turmförmig, sehr lang. Mündung oval oder vierseitig, ganz, Außenlippe dünn. Trias bis jetzt. Hauptverbreitung im Tertiär. Die älteren mesozoischen Arten meist klein. Subgenera: ¿Mesalia¿ Gray. Wie vorige, aber Mündung vorne mit seichtem Ausguß und gedrehter Innenlippe. Tertiär bis jetzt. ¿Protoma¿ Baird (¡Proto¡ p. p. Defr.). Mündung oval, vorne mit kanalartigem Ausguß, der außen von einem verdickten Wulst umgeben ist. Tertiär und lebend. ¡P. cathedralis¡ Brgt. ¿Glauconia¿ Giebel (¡Omphalia¡ Zekeli, ¡Cassiope¡ Coq.) (Fig. 868). Dickschalig, kegel- bis turmförmig, eng genabelt. Umgänge mit spiralen Rippen, selten glatt. Mündung oval, mit schwachem Ausguß. Außenlippe vorne und in der Mitte ausgebuchtet. Häufig in der Kreide. [Illustration: Fig. 866. ¡a¡ ¡Turritella turris¡ Bast. (¡Turritella terebra¡ Ziet. non Lin.). Miocäne Molasse. Ermingen bei Ulm. ¡b¡ ¡Turritella imbricataria¡ Lam. Grobkalk. Grignon.] [Illustration: Fig. 867. ¡Turritella¡ (¡Mesalia¡) ¡multisulcata¡ Lam. Eocän. (Grobkalk.) Grignon bei Paris.] [Illustration: Fig. 868. ¡Glauconia Kefersteini¡ Goldf. Mittl. Kreide. Dreistätten bei Wiener-Neust.] 14. Familie. #Vermetidae.# Ad. ¡Schale röhrenförmig, die ersten Umgänge spiral, die späteren unregelmäßig gewunden, frei oder festgewachsen. Mündung rund. Deckel hornig oder fehlend.¡ Karbon bis jetzt. Fossile ¡Vermetidae¡ sind leicht mit ¡Serpula¡ zu verwechseln, unterscheiden sich jedoch durch abweichende Schalenstruktur und spirales Anfangsgewinde. Die Bestimmung der wenigen paläozoischen und mesozoischen Formen ist unsicher. ¿Vermetus¿ Ad. (Fig. 869, 870). Meist festgewachsen, unregelmäßig röhrenförmig, inwendig glasartig, öfters mit Scheidewänden. Karbon(?) bis jetzt; häufig im Tertiär. [Illustration: Fig. 869. ¡Vermetus intortus¡ Lam. Pliocän. Montespertoli bei Florenz. Eine Gruppe in nat. Gr. Einzelne Röhren sind aufgebrochen und zeigen die innerlichen Blätter.] [Illustration: Fig. 870. ¡Vermetus¡ (¡Tylacodes¡) ¡arenarius¡ Lin. Miocän. Grund bei Wien. (1/2 nat. Größe.)] [Illustration: Fig. 871. ¡Siliquaria striata¡ Desh. Chaussy bei Paris. (1/2 nat. Größe, nach ~Deshayes~.)] ¿Siliquaria¿ Brug. (Fig. 871). Frei, spiral gewunden, aber Umgänge lose aufgerollt. Mündung seitlich, mit Schlitz, welcher sich als feine Spalte oder Porenreihe auf der ganzen Länge der Schale fortsetzt. Kreide bis jetzt. 15. Familie. #Caecidae.# Ad. ¡Kleine, in der Jugend scheibenförmige, später röhrenförmige gebogene Schalen. Die abgeworfene Spitze durch eine Scheidewand ersetzt. Deckel rund, hornig.¡ Tertiär und lebend. ¿Caecum¿ Flem. Etwa 100 lebende und 15 tertiäre Arten bekannt. ¿Orygoceras.¿ Brusina. Parmonische Stufe. 16. Familie. #Pyramidellidae.# Gray. ¡Schale turmförmig bis länglich eiförmig. Mündung oval, vorne gerundet oder mit schwachem Ausguß, Außenlippe scharf. Deckel hornig, spiral.¡ Kambrium bis jetzt. Marin. Das Embryonalgewinde besteht aus mehreren Umgängen und zeigt wie bei den paläozoischen und mesozoischen Gattungen gleiche Drehung wie die übrige Schale; bei den jüngeren Gattungen ist dasselbe heterostroph, deutlich von der übrigen Schale geschieden und bildet mit dieser zuweilen einen Winkel. ¿Macrocheilus¿ Phil. (¡Macrochilina¡ Bayle, ¡Strobeus¡ de Kon.) (Fig. 872). Länglich oval, ungenabelt, glatt oder mit etwas gebogenen Zuwachsstreifen. Gewinde spitz, nur mäßig hoch; letzter Umgang groß. Mündung hinten winklig, vorne zuweilen mit schwachem Ausguß. Innenlippe vorne mit stumpfer Falte. Silur bis Trias. ¿? Ptychostoma¿ Laube. Trias. ¿Loxonema¿ Phill. Turmförmig; Umgänge gewölbt, mit S-förmig gebogenen Zuwachsstreifen, Nähte vertieft. Mündung höher als breit, mit schwachem Ausguß. Silur bis Trias; besonders häufig im Kohlenkalk. ¿Zygopleura¿ Koken. Wie vorige, aber Umgänge mit scharfen, leicht gebogenen Querrippen oder quer geknotetem Kiel. Devon bis untere Kreide. ¿Bourguetia¿ Desh. (¡Pithodea¡ de Kon.). Länglich oval bis turmförmig, groß, letzter Umgang groß, bauchig. Oberfläche mit spiralen Streifen oder Furchen. Ob. Jura und Karbon. [Illustration: Fig. 872. ¡Macrocheilus arculatus¡ Schloth. sp. Mittel-Devon. Paffrath bei Köln.] [Illustration: Fig. 873. ¡Pseudomelania Heddingtonensis¡ Sow. sp. Oxfordien, Frankreich. Mit erhaltenen Farbenstreifen.] ¿Pseudomelania¿ Pictet (¡Chemnitzia¡ p. p. d'Orb.) (Fig. 873). Turmförmig, mit zahlreichen fast ebenen Umgängen und wenig vertieften Nähten, glatt oder mit feinen Zuwachsstreifen, ungenabelt, selten mit Nabelritze. Mündung vorne gerundet oder mit schwachem Ausguß. Sehr häufig in Trias, Jura, seltener in Kreide, Eocän, wahrscheinlich schon im Kohlenkalk. Subgenera: ¿Oonia¿, ¿Microschiza¿ Gemm. Trias. Jura. ¿Coelostylina¿, ¿Eustylus¿, ¿Spirostylus¿ Kittl. Trias. ¿Hypsipleura¿, ¿Anoptychia¿ Kok. Trias. Jura. ¿Bayania¿ Mun.-Chalmas (Fig. 874) Eocän. ¿Pustularia¿ Koken. Turmförmig, Umgänge eben, mit drei oder mehr spiralen Knotenreihen. Naht rinnenförmig vertieft. Mündung mit Ausguß. Trias. ¿? Undularia¿ Koken. Trias. ¿Catosira¿ Koken. Umgänge eben, mit Querfalten, Basis mit Spiralfurchen. Mündung mit Ausguß. Trias. Jura. ¿Diastoma¿ Desh. (Fig. 875). Wie vorige, aber Mündung vom letzten Umgang losgelöst. Umgänge mit Querrippen und Spiralstreifen. Kreide. Tertiär. ¿Mathilda¿ Semper (¡Promathilda¡ Andreae). Turmförmig; Umgänge spiral und quergestreift oder berippt. Mündung mit Ausguß. Embryonalgewinde heterostroph. Jura bis jetzt. [Illustration: Fig. 874. ¡Pseudomelania¡ (¡Bayania¡) ¡lactea¡ Lam. sp. Grobkalk. Grignon bei Paris.] [Illustration: Fig. 875. ¡Diastoma costellata¡ Lam. sp. Eocän. Grobkalk. Damery bei Epernay.] [Illustration: Fig. 876. ¡Keilostoma turricula¡ Brug. sp. (¡Melania marginata¡ Lam.). Grobkalk. Grignon.] [Illustration: Fig. 877. ¡Turbonilla rufa¡ Phil. Crag. Sutton.] [Illustration: Fig. 878. ¡Pyramidella¡ (¡Obeliscus¡) ¡plicosa¡ Bronn. Miocän. Niederleis, Mähren.] [Illustration: Fig. 879. ¡Odontostoma plicata¡ Mont. sp. Ob. Oligocän. Nieder-Kaufungen bei Kassel.] [Illustration: Fig. 880. ¡a¡ ¡Eulima subulata¡ Don. Pliocän. Coroncina, Toscana. ¡b¡ ¡Eulima polita¡ Lin. Miocän. Niederleis, Österreich.] ¿Keilostoma¿ Desh. (¡Paryphostoma¡ Bayan) (Fig. 876). Turmförmig, spiral gestreift. Außenlippe äußerlich mit stark verdicktem Saum. Eocän. ¿Turbonilla¿ Risso (¡Chemnitzia¡ p. p. d'Orb.) (Fig. 877). Turmförmig, klein, mit heterostrophem Embryonalgewinde. Umgänge quer gerippt oder glatt. Innenlippe gerade, oben zuweilen mit Falte. Tertiär und lebend. ¿Odontostoma¿ Fleming (Fig. 879), ¿Pyramidella¿ Lam. (Fig. 878). Kreide. Tertiär und Recent. ¿Syrnola¿ Ad., ¿Eulimella¿ Fischer. Tertiär und lebend. ¿Eulima¿ Risso (Fig. 880). Turmförmig, glatt, glänzend, ungenabelt, klein. Embryonalgewinde heterostroph. Trias bis jetzt. ¿Niso¿ Risso (Fig. 881). Wie vorige, aber mit tiefem, bis zur Spitze reichendem Nabel. Trias bis jetzt. ¿Palaeoniso¿ Gemm. Trias. Jura. Die Gattungen ¿Subulites¿ Conrad (= ¡? Polyphemopsis¡ Portlock) (Kambrium bis Karbon), ¿Fusispira¿ Hall (Silur) und ¿Soleniscus¿ M. W. sind durch schmale, vorne kanalartig verlängerte Mündung ausgezeichnet und bilden wahrscheinlich eine selbständige Familie, zu welcher wohl auch ¿Euchrysalis¿ Laube (Fig. 882) aus der Trias gehört. [Illustration: Fig. 881. ¡Niso eburnea¡ Risso. Pliocän. Monte Mario bei Rom.] [Illustration: Fig. 882. ¡Euchrysalis fusiformis¡ Mst. sp. Trias. St. Cassian, Tirol.] 17. Familie. #Melaniidae# (Lam.). Gray. ¡Schale turmförmig bis oval, mit dicker, dunkler Epidermis. Spitze meist abgestutzt und korrodiert. Mündung eiförmig, zuweilen mit Ausguß. Deckel hornig, spiral.¡ In süßen, seltener brackischen Gewässern von Südeuropa und den wärmeren Zonen von Afrika, Asien und Amerika. Fossil vom Jura an. ¿Melania¿ Lam. (Fig. 883). Turmförmig bis oval, glatt, spiral gestreift, quer gerippt oder mit Knoten. Mündung oval, vorne gerundet. ¿Stomatopsis¿ Stache. Umgänge treppenförmig, mit starken Querrippen. Mündung rundlich, die Mundränder zusammenhängend, verdickt und umgeschlagen. Unterstes Eocän (Cosina-Schichten) von Istrien und Dalmatien. ¿Pyrgulifera¿ Meek. (¡Paramelania¡ Smith, ¡Hantkenia¡ Mun.-Chalm.) (Fig. 884). Länglich, oval, dickschalig, mit treppenförmigen, quer gerippten und spiral gestreiften Umgängen. Mündung oval, zuweilen mit sehr schwachem Ausguß. Obere Kreide von Europa und Nordamerika und lebend im Tanganyka-See. ¿Fascinella¿ Stache, ¿Coptostylus¿ Sandb., ¿Faunus¿ Montf., ¿Hemisinus¿ Swainson. Ob. Kreide, Eocän und lebend. ¿Melanopsis¿ Fer. (Fig. 885-887). Oval bis turmförmig, glatt oder verziert. Innenlippe schwielig. Spindelende abgestutzt. Mündung mit kurzem kanalartigem Ausguß. Ob. Kreide bis jetzt. Besonders häufig im Miocän und Pliocän. [Illustration: Fig. 883. ¡Melania Escheri¡ Brongt. Miocän. Michelsberg bei Ulm.] [Illustration: Fig. 884. ¡Pyrgulifera Pichleri¡ Hoernes sp. var. ¡humerosa¡ Meek. Obere Kreide. Ajka, Ungarn.] [Illustration: Fig. 885. ¡Melanopsis Galloprovincialis¡ Math. Oberste Kreide. Martigues bei Marseille.] [Illustration: Fig. 886. ¡Melanopsis Martiniana¡ Fer. Congerienschichten. Nußdorf bei Wien.] [Illustration: Fig. 887. ¡Melanopsis¡ (¡Canthidomus¡) ¡acanthica¡ Neumayr. Ob. Miocän. Miocic, Dalmatien.] [Illustration: Fig. 888. ¡Pleurocera strombiformis¡ Schloth. sp. Wealdenton. Osterwald, Hannover.] ¿Pleurocera¿ Raf. (Fig. 888). Wie ¡Melania¡, aber Mündung mit kanalartigem Ausguß, Außenlippe buchtig gebogen. Wealden bis jetzt. Hauptsächlich in Nordamerika verbreitet. ¿Goniobasis¿ Lea, ¿Leptoxis¿ Raf., ¿Ptychostylus¿ Sandb. Wealden. Die zwei ersteren auch lebend und tertiär in Nordamerika. 18. Familie. #Nerineidae.# Zitt. ¡Schale turmförmig, pyramidal bis eiförmig, mit oder ohne Nabel. Mündung vorne mit kurzem Kanal oder seichtem Ausguß. Spindel und Lippen meist mit kräftigen durchlaufenden Falten. Außenlippe dünn, hinten (oben) mit spaltartigem Einschnitt, welcher auf allen Umgängen unter der Naht ein schmales Schlitzband hinterläßt.¡ Trias bis Kreide. Marin. ¿Aptyxiella¿ Fisch. (¡Aptyxis¡ Zitt. non Troschel). Turmförmig, sehr schlank, ungenabelt. Mündung viereckig. Innen- und Außenlippe ohne Falten, Spindel etwas verdickt. Trias bis oberer Jura. [Illustration: Fig. 889. ¡a Nerinea Defrancei¡ d'Orb. Koralrag. Coulanges sur Yonne (mit wohlerhaltener Mündung). ¡b Nerinea dilatata¡ d'Orb. Koralrag. Oyonnax, Ain. ¡c¡, ¡d¡, ¡e Nerinea Hoheneggeri¡ Peters. Tithon, Stramberg. (2/3 nat. Gr.). ¡d¡ Die letzten Umgänge nat. Größe. ¡e¡ Längsdurchschnitt.] ¿Trochalia¿ Sharpe (¡Cryptoplocus¡ Pict. u. Camp.) (Fig. 890). Turm- bis pyramidenförmig, meist glatt und genabelt. Nur Innenlippe mit einer einfachen starken Falte. Jura und Kreide. ¿Nerinella¿ Sharpe (¡Pseudonerinea¡ Loriol). Turmförmig, ungenabelt. Außenlippe und zuweilen auch Spindel mit einer einfachen Falte. Jura. ¿Nerinea¿ Defr. (Fig. 889). Turm- oder pyramidenförmig, meist ungenabelt und verziert. Spindel immer, Innen- und Außenlippe in der Regel mit einfachen Falten. Jura und Kreide. Hauptverbreitung im Koralrag des oberen Jura. [Illustration: Fig. 890. ¡Trochalia¡ (¡Cryptoplocus¡) ¡consobrina¡ Zitt. Tithon. Stramberg. Längsdurchschnitt.] [Illustration: Fig. 891. ¡Ptygmatis pseudo-Bruntrutana¡ Gemmellaro. Tithon. Inwald, Karpath. (Vertikal-Durchschnitt.)] [Illustration: Fig. 892. ¡Itieria Staszycii¡ Zeuschner. Tithon. Inwald und Stramberg.] ¿Ptygmatis¿ Sharpe (Fig. 891). Wie vorige, jedoch die Falten auf Spindel, Innen- und Außenlippe durch sekundäre Einschnürungen kompliziert, verzweigt und verbreitert. Jura. Kreide. ¿Itieria¿ Math. (Fig. 892). Länglich oval, meist genabelt. Gewinde kurz, zuweilen eingesenkt. Letzter Umgang sehr groß, die vorhergehenden Windungen mehr oder weniger umfassend. Spindel, Innen- und Außenlippe mit Falten. Jura. Kreide. 19. Familie. #Cerithiidae.# Menke. ¡Schale turmförmig. Mündung länglich oval oder vierseitig, vorne mit kurzem Kanal oder Ausguß. Außenlippe häufig verdickt und umgeschlagen, oder dünn und scharf. Spindel zuweilen mit 1-2 Falten. Deckel hornig, spiral.¡ Trias bis jetzt. Marin und brackisch. Mehr als 1000 lebende und gegen 500 fossile Arten bekannt, letztere am zahlreichsten im Eocän. Die ältesten Formen sind meist klein und haben nahezu ganzrandige Mündung. ¿Cerithinella¿ Gemm. (Fig. 893). Turmförmig, schlank. Umgänge zahlreich, eben, mit spiralen Rippen oder Knötchenreihen verziert. Mündung vierseitig, mit sehr schwachem Ausguß. Lias. Jura. [Illustration: Fig. 893. ¡Cerithinella armata¡ Goldf. Torulosus-Schichten. Pretzfeld, Franken.] [Illustration: Fig. 894. ¡Ceritella conica¡ Morris u. Lyc. Groß-Oolith. Minchinhampton, England.] [Illustration: Fig. 895. ¡Exelissa strangulata¡ d'Arch. sp. Bathonien. Eparcy, Aisne.] [Illustration: Fig. 896. ¡Fibula undulosa¡ Piette. Bathonien. Eparcy, Aisne.] [Illustration: Fig. 897. ¡Bittium plicatum¡ Brug. Oligocän. Ormoy bei Etampes.] ¿Cryptaulax¿ Tate (¡Pseudocerithium¡ Cosmann). Klein, turmförmig. Umgänge mit spiralen Rippen oder Knotenreihen und Querfalten. Letztere setzen meist in etwas schiefer Richtung kontinuierlich von einem Umgang auf den andern fort. Mündung oval oder vierseitig, mit kaum angedeutetem Ausguß. Trias. Jura. ¿Ceritella¿ Morr. Lyc. (Fig. 894). Trias. Jura. ¿Fibula¿ Piette (Fig. 896). Trias bis Kreide. ¿Pseudalaria¿ Huddelst. Jura. ¿Ditretus¿ Piette. Jura. ¿Exelissa¿ Piette (Fig. 895). Sehr klein, turmförmig; Umgänge mit kräftigen, kontinuierlichen Querrippen und spiralen Streifen. Mündung verengt, rundlich, ohne Kanal, zuweilen etwas abgelöst, die Ränder zusammenhängend. Häufig im Jura. ¿Bittium¿ Leach. (Fig. 897). Turmförmig, mit gekörnelten Spiralrippen und zahlreichen Querrippen. M