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Title: Bach und Strom
Der deutsche Strom, wie er wird und was er uns bedeutet
Editor: Ernst Weber
Illustrator: Ernst Liebermann
Release date: December 27, 2025 [eBook #77553]
Language: German
Original publication: München: Georg D. W. Callway - Verlag des deutschen Spielmanns, 1923
Credits: The Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK BACH UND STROM ***
Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von
1923 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Offensichtliche
Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute
nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original
unverändert.
Das Inhaltsverzeichnis wurde der Übersichtlichkeit halber
an den Anfang des Buches versetzt.
Der Originaltext wurde in Frakturschrift gesetzt. Passagen in
gesperrter Schrift wurden kursiv dargestellt.
Original-Einband
Der deutsche Spielmann
Eine Auswahl aus dem Schatze deutscher Dichtung
für Jugend und Volk
Herausgegeben von Dr. Ernst Weber
✤
Bach und Strom
Der deutsche Strom,
wie er wird und was er uns bedeutet
Bildschmuck von Ernst Liebermann
Zweite, veränderte Auflage
✤
München 1923
Georg D. W. Callwey ✤ Verlag des deutschen Spielmanns
Wie lustige Gesellen einen Müller foppen und wie er’s ihnen eintränkt
Es kamen einstmals einige lustige Gesellen, die sich auf dem Wege
verirrt hatten, spät abends in einer einsam gelegenen Mühle an, wo sie
um Herberg nachsuchten. Der Müller, ein leutseliger Mann, nahm sie
freundlich auf und versah sie aufs beste mit Brot, Käs und Bier dazu.
Also aßen und tranken sie bis in die späte Nacht hinein und trieben
dazu allerlei Kurzweil mit guten Schwänken, an denen auch der Müller
großen Gefallen hatte. Da konnte es denn nicht fehlen, daß es zuletzt
auch über die Müller herging, welchen freilich viel Böses nachgesagt
wird, [S. 13]nicht mit Unrecht. So fragte denn der erste den Müller, ob er
wohl wisse, was das Beste sei in der Mühle? Der Müller antwortete:
„Nun, ja wohl, die vollen Säcke.“ „Nein,“ sagte jener, sondern daß die
Säcke nicht reden können; denn — —“ „Schon gut,“ sagte der Müller,
„ich versteh’s, wo’s hinaus will.“ Ein zweiter fragte den Müller,
ob er wisse, warum die Störche auf keiner Mühle ihr Nest bauen? Der
Müller sagte: „Nun ja, weil die klappernden Störche die klappernden
Mühlen nicht leiden mögen.“ „Schlecht erraten,“ sagte jener, „sondern
weil die Störche wissen, daß nicht einmal ihre Eier vor den Müllern
sicher seien.“ „Oho!“ sagte der Müller und lachte, „aufs Dach gehen
wir doch nicht hinauf, solang es was zu fischen gibt in der Mühle.“
— Ein dritter nahm das Wort und sprach: „Welcher Müller versteht am
besten sein Handwerk?“ Der Müller sagte: „Wohl derjenige, der aus dem
wenigsten Korn das meiste Mehl macht.“ „Mitnichten,“ sagte jener,
„sondern der das Korn und das Mehl so fein mahlt, daß die Leute kaum
wieder die Säcke finden.“ — Der vierte sagte: „Ich verstehe auch etwas
vom Handwerk und habe oft auf der Mühle zugeschaut, wie’s da zugeht.
Wenn man das erste Wasser in der Mühle anläßt, so geht sie anfangs gar
langsam und sagt gleichsam: Es ist ein Dieb da! Es ist ein Dieb da!
Wenn man das zweite laufen läßt, so geht sie schon etwas geschwinder
und spricht gleichsam: Wer ist er? Wer ist er? Endlich, wenn das dritte
Wasser dazukommt, so geht sie gar geschwind und antwortet: Der Müller,
der Müller, der Müller.“ Es sagte darauf der fünfte: „Wenn denn alle
Müller Diebe sind, wie kommt es denn, daß man sie nicht alle aufhängt
gleich andern Dieben?“ „Narr,“ sagte der sechste, „da würde ja das
ganze Handwerk in Abgang kommen, und man kann es doch nicht missen.“
Zuletzt langte der siebente seine Fiedel hervor und sprach: „Ich will
dem Müller lieber eins aufgeigen,“ und er sang:
„Müller, Müller, Metzendieb,
Hast die jungen Mädle lieb,
Eile, Müller, schütte drauf,
Gib der Mühle schnellen Lauf.
Nimm fein recht das Beutelgeld,
Daß kein Heller neben fällt.“
So ging’s denn fort und die Gesellen hatten ihr Gespött mit dem Müller,
und der Müller machte auch kein schiefes Maul dazu. Er dachte aber
bei sich: „Wartet, ich will’s euch schon eintränken.“ [S. 14]— Als sie nun
schlafen gehen wollten, sprach der Müller, er habe nur eine einzige
Kammer leer, unter dem Taubenschlag droben, und zu der müsse man auf
schlechter Stiege unter freiem Himmel hinaufsteigen. Den Gesellen war
das gleichviel. Und sie brachen auf und stiegen die Staffeln hinan, und
sie merkten wohl, daß sie steil und schlecht seien zum Halsbrechen.
Und als sie nun alle auf der Stiege standen — es war aber das große
Wasserrad — so zog der Müller unversehens den Schluß auf, und, hopps!
purzelte einer nach dem andern in den Gumpen hinab wie Frösche, und
sie zwatzelten und plätscherten drin herum wie Pudelhunde, die das
Schwimmen lernen. Ersoffen ist jedoch keiner, und das kalte Bad hat
ihnen weiter auch nicht geschadet. Der Müller sagte, es tue ihm leid,
daß die Stiege gebrochen sei, und sie müßten nun schon in der Stube
vorlieb nehmen. Das taten sie denn auch, und sie schliefen gar wohl.
Des andern Tags sahen sie nun freilich, was das für eine Bewandtnis
gehabt habe mit der Stiege, und der Müller lachte sie brav aus und
sagte: „Da habt ihr nun ein Stückchen mehr zu erzählen von den
Müllern.“ Der Fiedler aber stimmte seine Geige und spielte ihnen was
auf und sang:
„Die Mühlen, die klappen,
Die Knappen, die schnappen,
Die Beutel, die strotzen,
Die Müller, die trotzen —“
und so weiter.
Als sie endlich aufbrechen wollten und nach der Zeche fragten, sagte
der Müller, sie hätten dieselbe schon gestern bezahlt; [S. 15]sie sollten
nur damit vorlieb und nichts für ungut nehmen. Also sind sie als gute
Freunde voneinander gegangen.
Ludwig Aurbacher
Die verlassene Mühle
Das Wasser rauscht zum Wald hinein,
Es rauscht im Wald so kühle,
Wie mag es wohl gekommen sein
Vor die verlaßne Mühle?
Die Räder stille, morsch, bemoost,
Die sonst so fröhlich herumgetost,
Dach, Gäng und Fenster alle
Im drohenden Verfalle.
Allein bei Sonnenuntergang,
Da knisterten die Äste,
Da schlichen sich den Bach entlang
Gar sonderbare Gäste,
Viel Männlein grau, von Zwergenart,
Mit dickem Kopf und langem Bart,
Sie schleppten Müllersäcke
Daher aus Busch und Hecke.
Und alsobald im Müllerhaus
Beginnt ein reges Leben,
Die Räder drehen sich im Saus,
Das Glöcklein schellt daneben;
Die Männlein laufen ein und aus,
Mit Sack hinein und Sack heraus,
Und jeder von den Kleinen
Scheint nur ein Sack mit Beinen.
Und immer toller schwärmten sie
Wie Bienen um die Zellen,
Und immer toller lärmten sie
Durch das Getos der Wellen;
Mit wilder Hast das Glöcklein scholl,
Bis alle Säcke waren voll
Und klar am Himmel oben
Der Vollmond sich erhoben.
[S. 16]
Da öffnet sich ein Fensterlein,
Das einzige noch ganze,
Ein schönes, bleiches Mägdelein
Zeigt sich im Mondesglanze
Und ruft vernehmlich durchs Gebraus
Mit süßer Stimme Klang heraus:
„Nun habt ihr doch, ihr Leute,
Genug des Mehls für heute!“
Da neigt das ganze Lumpenpack
Sich vor dem holden Bildnis,
Und jeder sitzt auf seinem Sack
Und reitet in die Wildnis;
Schön Müllerin schließt’s Fenster zu,
Und alles liegt in alter Ruh.
Des Morgens Nebel haben
Die Mühle ganz begraben.
Und als ich kam am andern Tag
In trüber Ahnung Schauern,
Die Mühle ganz zerfallen lag
Bis auf die letzten Mauern;
Das Wasser rauschet neben mir hin,
Es weiß wohl, was ich fühle,
Und nimmermehr will aus dem Sinn
Mir die zerfallne Mühle.
August Schnezler
Als ich der Müller war
Nicht gar weit vom Hause, zwischen und unterhalb von Feldrainen und
Wiesenlehnen, ist eine Schlucht. Sie ist voll dichten und hohen
Erlen- und Haselnußgebüsches, zwischen welchen Germen, Schierling
und Sauerampfer wuchern. Unter diesen Gewächsen rieselt ein Wasser,
das seinerzeit zuweilen nur von einem durstigen Krötlein aufgesucht
wurde, sonst aber, so klar und frisch es war, ganz unbeachtet blieb,
bis unser Nachbar, der Thoma, dem die Schlucht gehörte, eine Mühle in
dieselbe baute. Die Mühle stand so versteckt im Gebüsche, daß ich, wenn
ich bei meiner Rinderherde auf dem Wiesenraine stand, vergebens nach
derselben gespäht hätte, wenn an ihr und hoch über den Gesträuchen
nicht [S. 17]zwei Tannen emporgeragt haben würden. Auf diesen Tannen saß gern
ein Habicht und pfiff zu mir und meinen Rindern herüber, daß ich vor
Grauen in Gedanken oft ein heilig Vaterunser betete. Auch vor der Mühle
fürchtete ich mich; sie kam mir mit ihren ewigen Schatten und traurigem
Wasserrauschen schier so schauerlich vor, wie jene im Märchen meiner
Mutter, in der die schöne einschichtige Müllerstochter zwölf Räuber mit
der breiten Mühlhacke geköpft hat.
Da kam aber eine Zeit, in der ich näher mit der Mühle im
Schierlinggraben Bekanntschaft machen sollte.
Unsere schöne Mühle im lichten Wiesentale, in der ich meinem
Vater so oft das Korn mahlen half, war in einer Nacht niedergebrannt
bis auf die zahllosen Eisennägel und die zwei Mühlsteine, die ganz
dunkelrot angelaufen und dann in mehrere Stücke auseinander gefallen
waren. Das Wasserrad am halbverkohlten Gründel allein war stehen
geblieben, und auf dasselbe schoß der Mühlbach nieder, und das Rad lief
und tanzte in hastiger Eile wie närrisch. Verrückt war es geworden ob
des Unglückes. Und erst, als mein Vater den Mühlbach ab in den Fluß
leitete, blieb das Rad stehen und stand viele Jahre lang hoch und
kohlschwarz und unbeweglich über dem Schutt.
Ich und mein Vater hatten alle Eisennägel zusammengesucht auf der
Brandstätte, aber der Schmied gab uns dafür nur fünfundzwanzig
Groschen, und die Mühle konnten wir nicht mehr aufbauen.
Da ging mein Vater zum Nachbar Thoma und fragte an, was er
Gegendienstes leisten müsse, wenn er die Mühle im Schierlinggraben an
Tagen, da sie leer stehe, benützen dürfe.
Der Thoma legte meinem Vater einen Brotlaib vor; er möge sich
abschneiden, nur ein recht groß Stück, er, der Nachbar, habe gut Korn
gebaut. Ja, und von wegen der Mühle, die könne er, mein Vater, schon
haben; so einen, zwei Tage die Woche stehe sie ja leer; und eines
Gegendienstes wegen könne keine Rede sein; er, mein Vater, sei mit dem
Feuer unglücklich gewesen; ja, und das könne jedem geschehen, solle
sich nur noch Brot abschneiden, ein rechtschaffen Stück. Gesegne Gott!
Gesegne Gott!
In unserem Hause ist mein Vater selbst der Mühlesel gewesen. Und so
stieg er eines Tages, den Kornsack auf der Achsel, nieder in den
Schierlinggraben. Ich, ein blöder Junge, war entweder hinter meinen
Rindern oder hinter meinem Vater her; [S. 18]mein Vater war mir stets der
unfehlbarste und erste Mensch auf Erden, und alle andern Leute liefen
nur so neben mit; nur der Pfarrer und der Amtmann ausgenommen, die
standen höher; der eine hielt’s ganz mit Gott, der andere mit dem
Kaiser — und mit uns hielt’s keiner von beiden.
So wand ich mich denn hinter meinem Vater durch das Erlen- und
Haselnußgebüsch der Mühle zu. Und als wir vor derselben standen, zog
mein Vater einen hölzernen Schlüssel aus dem Sack, sperrte die graue,
niedrige Tür auf, und wir standen jetzt in der finsteren Mühle, in
welcher nur der staubige Mehlkasten und über demselben das Steingehäus
und die Aufschüttmulde uns matt entgegenblickten. Wir stiegen
über sechs oder acht Stufen empor zum Schüttboden; an die braune,
spinnwebige Wand desselben waren mehrere Heiligenbilder geklebt, eine
Art Hausaltar, an dem auch ein grünes Weihbrunngefäßchen gängelte.
Mein Vater besprengte sich damit; dann leerte er seinen Kornsack in
die Schüttmulde und guckte noch ein wenig durch ein Fensterchen auf
das stetig rauschende Wasserfloß hinaus und zwischen den Fugen in die
Radstube hinab, aus welcher erst eine rechte Finsternis hervorglotzte.
Und als er sah, daß alles in Ordnung, tauchte er mit beiden Händen eine
aus der Wand stehende Stange nieder. Da wurde es lebendig. Zuerst hörte
ich einen einzelnen Klapper, bald einen zweiten, dritten; der Boden hub
sachte an zu dröhnen, zu schütteln; das Klappern wurde schneller und
schneller und kam endlich in ein gleichmäßiges Rollen und Klirren und
Schrillen. Es ging die Mühle.
Von dem zitternden Schnabel der Schüttmulde rieselte das braungelbe
Brünnlein des Kornes in den Steinhals, an welchem seines raschen Laufes
wegen weder ein Kern, noch ein Maserchen zu erkennen war.
Mein Vater unterwies mich in den Dingen, auf daß auch ich das Müllern
lerne, und machte endlich die Decke des Mehlkastens auf, in dem bereits
der feine, weiße Staub des Mehles flog.
Erst spät abends — als es schon so finster war, daß ein zur Tür
hereinsprühendes Johanniswürmchen mich ins Herz hinein erschreckte,
weil ich im Augenblick wähnte, es sei ein Feuerfunke und es hebe
auch diese Mühle zu brennen an — drückte mein Vater wieder an der
Wandstange; da wurde das Klirren und Klappern langsamer, noch dröhnte
und ächzte das Räderwerk träg [S. 19]und träger, dann stockte es und war
verstummt. — Mir klang es in den Ohren, und draußen rauschte wieder
das Wasser.
Mein Vater besprengte Steingehäus und Mehlkasten mit dem Weihwasser,
auf daß über Nacht kein Unglück komme; dann verschloß er die Tür mit
dem hölzernen Schlüssel, und wir stiegen durch das wilde Gesträuche und
über die Wiesen- und Feldlehnen hinan zu unserm Hause. Als wir über die
Leinwandbleiche [S. 20]gingen, huschte ein Weibsbild an uns vorbei und hin
über den Anger, auf welchem die Eschen und die Kirschbäume standen.
„Ich denk gar, das ist die kohlschwarze Stina gewesen,“ sagte mein
Vater vor sich hin, „wie närrisch lauft denn die herum in der Nacht!“
„Der wäre es sicher nicht uneben gewesen, wenn sie unsere
Bleichleinwand noch gefunden hätt auf dem Anger,“ meinte meine Mutter
daheim.
„Ei, das kannst nicht wissen,“ sagte mein Vater ablehnend. „Sie macht
sich ihr Brot bei der Kohlenbrennerei, und Schlechtes kann man ihr doch
just gerade eben nicht gar recht viel nachsagen.“
„Gutes auch nicht,“ versetzte die Mutter, dann war nicht weiter mehr
davon die Rede.
Wir gingen zum Abendessen. Nach diesem setzte sich meine Mutter zum
Spinnrad und sang ein Lied und erzählte ein Märchen. Das Märchen von
der weißen Frau, wie sie um Mitternacht durch das Ritterschloß schwebt
und mit dem blutigen Dolche eine Unglücksprophezeiung an die Wand
schreibt — es ließ mir die ganze Nacht keine Ruhe, und ich kroch aus
Angst und Furcht vor der weißen Frau dem alten Einleger-Jobst, bei dem
ich schlief, schier hinters Hemd hinein.
Am andern Morgen, als wir aufstanden, war die Nachricht da, mein Vater
müsse eilends roboten gehen. Zwar war es schon ein Stück Weile nach dem
Jahre des Heiles achtundvierzig, aber unser guter Verwalter hielt stets
noch an der ehrwürdigen Sitte, die Bauern ins Joch zu spannen, und die
Bauern bogen willig ihre sonst so steifen Nacken.
Mich aber traf’s an diesem Morgen wie ein Donnerschlag; „Bub,“
sagte der Vater zu mir, „so mußt heut du der Müllner sein unten im
Schierlinggraben.“
Noch ging er mit mir hinab, um die Tür aufzuschließen und die Mühle
anzurichten.
Ersteres wäre nicht nötig gewesen; die Tür war kaum verriegelt und mein
Vater brummte: „So ein hölzern Schloß ist just für die Katz; der erst
best Bettelmann taucht mit dem Stock den Riegel in Scherben.“
Dann gab mir der Vater noch Verhaltungsmaßregeln; unterwies mich,
wie man mittels der Wandstange das Wasser vom Holzfloße leite, daß
es seitwärts tief in das steinige Bett hinabstürze und die Mühle
stehen bleibe. Ferner bereitete er mir [S. 21]einen Kübel Wassers auf dem
Schüttboden, „im Falle, daß was sein sollte“. Er dachte ans Feuer. Dann
ging er, und ich war allein in der dunklen, klappernden Mühle.
Mir war, als obläge mir die Sorge über eine ganze wildwirbelnde Welt.
Ich schlich und spähte herum, ob überall alles in Ordnung; ich guckte
in die Aufschüttmulde; es rieselte immer aus ihr, aber sie wollte nicht
leerer werden. Ich hub in Gedanken an zu zählen und dachte, bis ich
fünftausend gezählt hätte, würde das Korn wohl zur Rüste sein; aber ich
zählte bis zehntausend, zählte bis — da war mir plötzlich, als stiege
aus dem Mehlkasten Rauch empor.
Ich stürzte zur Stange, bald stand das ganze Radwerk still und ich sah,
es war nicht Rauch, es war nur Mehlstaub gewesen.
Ich richtete die Mühle wieder an und wurde nun etwas zuversichtlicher.
Aber in dieser ewigen Dunkelheit des alten Baues, in diesem
fortwährenden Tosen und Klirren wurde ich anderartig aufgeregt ... Ich
spähte nach rechts und nach links und gegen die dunkelsten Winkel hin.
Was gängelt doch das Weihbrunngefäß in einem fort! — Schon wieder
wollt ich zur Wandstange eilen, da ist plötzlich ein Gepuster und
Gepolter — siehe dort! — langsam und von sich selbst hebt sich der
Deckel des Mehlkastens, eine Gestalt, eine Menschengestalt richtet
sich auf im Kasten, — bleich ist sie bis in die Augen, bis in den
Mund hinein. Jesus und Heiland! Die weiße Frau! — Meine Augen wollen
vergehen vor Schreck; aber sie sehn es noch, wie die Gestalt polternd
aus dem Kasten steigt und hinaushuscht zur Tür.
Ich bin sehr erschrocken; aber der Schreck war verhältnismäßig kurz
gewesen. Die Hast und Eile des Gespenstes kam mir verdächtig vor; ein
ordentlicher Geist weiß sonst stets Würde und Anstand zu bewahren.
Wenn das ein Mensch gewesen wäre, ein schlechter Mensch, ein Mehldieb,
den wir des Morgens in der Mühle überrascht und der sich in den Kasten
verkrochen? — Noch immer wirbelte der weiße Staub aus dem Mehlkasten
auf. Ich guckte zum Fensterchen hinaus. Ich sah, wie die weiße Gestalt
durch das Gesträuche kroch. Zuweilen, wo das Gebüsche eben recht dicht
war, blieb sie ein wenig kauern und lauerte; sie meinte wohl, von der
Tür aus müsse sie verfolgt werden, aber ich beobachtete sie durchs
Fensterchen. Sie strich ängstlich hin und her, kroch endlich durch
Erlen und hohe Germen und Sauerampfer in das steinige Bett des [S. 22]Baches,
über welchen das Mühlfloß ging. Hier in dem tiefen Graben mochte sie
sich sicher denken; mir aber kam ein verteufelter Gedanke. — „Jetzt,
bist du ein Geist oder nicht,“ dachte ich, „frisch Wasser ist eine
Gottesgabe; das kann nicht schaden.“
Sofort rückte ich die Wandstange, und in demselben Augenblicke
kreischte ein heller Schrei draußen im Wassergraben, in welchen das
ganze Mühlwasser niederschoß auf die weiße Gestalt.
Diese blieb sie aber nicht lange; kaum sie sich soweit aus den Fluten
hervorgearbeitet hatte, daß ich sie wieder sehen konnte, war sie nicht
mehr weiß, war fahlgrau, war braun, wie die kohlschwarze Stina.
Sie hatte sich so sehr in ihre nassen Kleider und in das Gestrüppe
verwickelt und verkettet, daß sie noch hübsch an Ort und Stelle war,
als ich zu ihr hinauskam.
„Stina!“ sagte ich, „hast du uns wollen das Korn stehlen oder das Mehl“
Da wollte sie mit einem Steine nach mir werfen. Darüber erhob ich einen
gewaltigen Lärm, und als auf denselben der Nachbar Thoma, der in der
Schlucht Zaunstangen gehackt hatte, herbeikam, war die davonwatschelnde
Stina noch zu sehen.
„Mach dir nichts draus, daß dich mein Mühlwasser schwarz gewaschen
hat,“ rief er ihr nach, „in der Haftstuben wirst schon wieder trocken
werden. Mein Weib freilich, die hängt die nassen Lumpen zum Trocknen an
den Strick!“
Hierauf untersuchten wir den Mehlkasten; da drin war arg gewirtschaftet
worden, und hätte der brave Mehlstaub die Diebin nicht noch rechtzeitig
aus dem Schlupfwinkel getrieben, ich und mein Vater, wir hätten das
Korn nicht für uns gemahlen.
Ich richtete die Mühle nicht mehr in den Gang; der Thoma faßte das Mehl
in einen Sack und trug es hinauf in unser Haus.
Dann ging er und fing die Kohlschwarze ein.
Die Mühle im Schierlinggraben steht heute noch und ist versteckt unter
den Büschen.
Das Mehl, das ich gemahlen, ist längst gebacken und gegessen, die
kohlschwarze Stina längst trocken und vergessen.
In alten Zeiten ließ sich manchmal auf dem Lurlei um die Abenddämmerung
und beim Mondschein eine Jungfrau sehen, die mit so anmutiger Stimme
sang, daß alle, die es hörten, davon bezaubert wurden. Viele, die
vorüberschifften, gingen am Felsenriff oder im Strudel zugrunde, weil
sie nicht mehr auf den Lauf des Fahrzeuges achteten, sondern von
den himmlischen Tönen [S. 61]der wunderbaren Jungfrau gleichsam vom Leben
abgelöst wurden, wie das zarte Leben der Blume sich im süßen Duft
verhaucht. Niemand hatte die Jungfrau noch in der Nähe geschaut, als
einige junge Fischer. Zu diesen gesellte sie sich bisweilen im letzten
Abendrot und zeigte ihnen die Stellen, wo sie ihr Netz auswerfen
sollten. Jedesmal, wenn sie den Rat der Jungfrau befolgten, taten sie
einen reichlichen Fang. Die Jünglinge erzählten nun, wo sie hinkamen,
von der Huld und Schönheit der Unbekannten, und die Geschichte
verbreitete sich im ganzen Lande umher. Ein Sohn des Pfalzgrafen, der
damals in der Gegend sein Hoflager hatte, hörte die wundervolle Märe
und faßte eine innige Zuneigung zu der Jungfrau. Unter dem Vorwand,
auf die Jagd zu gehen, nahm er den Weg nach Wesel, setzte sich dort
auf einen Nachen und ließ sich stromabwärts fahren. Die Sonne war eben
untergegangen, und die ersten Sterne am Himmel traten hervor, als sich
das Fahrzeug dem Lurlei näherte. „Seht ihr sie dort, die verwünschte
Zauberin? Das ist sie gewiß!“ riefen die Schiffer. Der Jüngling hatte
sie aber bereits erblickt, wie sie am Abhang des Felsenberges, nicht
weit vom Strome, saß und einen Kranz für ihre goldnen Locken band.
Jetzt vernahm er auch den Klang ihrer Stimme und war bald seiner Sinne
nicht mehr mächtig. Er nötigte die Schiffer, am Fels anzufahren, und
noch einige Schritte davon wollte er ans Land springen und die Jungfrau
festhalten. Aber er nahm den Sprung zu kurz und versank in dem Strome,
dessen schäumende Wogen schauerlich über ihm zusammenschlugen.
Die Nachricht von dieser traurigen Begebenheit kam schnell zu den
Ohren des Pfalzgrafen. Schmerz und Wut zerrissen die Seele des armen
Vaters, der auf der Stelle den strengsten Befehl erteilte, ihm die
Unholdin tot oder lebendig zu liefern. Einer seiner Hauptleute übernahm
es, den Willen des Pfalzgrafen zu vollziehen; doch bat er sich aus,
die Hexe ohne weiteres in den Rhein stürzen zu dürfen, damit sie sich
nicht vielleicht durch lose Künste aus Kerker und Banden befreie. Der
Pfalzgraf war dies zufrieden. Der Hauptmann zog gegen Abend aus und
umstellte mit seinen Reisigen den Berg in einem Halbkreise vom Rheine
aus. Er selbst nahm drei der Beherztesten aus seiner Schar und stieg
den Lurlei hinan. Die Jungfrau saß oben auf der Spitze und hielt eine
Schnur von Bernstein in der Band. Sie sah die Männer von fern kommen
und rief ihnen zu, was sie hier [S. 62]suchten. „Dich, Zauberin,“ antwortete
der Hauptmann. „Du sollst einen Sprung in den Rhein hinunter machen.“
— „Ei,“ sagte die Jungfrau lachend, „der Rhein mag mich holen.“ Bei
diesen Worten warf sie die Bernsteinschnur in den Strom hinab und sang
mit schauerlichem Ton:
„Vater, geschwind, geschwind,
Die weißen Rosse schick deinem Kind!
Es will reiten mit Wogen und Wind.“
Urplötzlich rauschte ein Sturm daher. Der Rhein erbrauste, daß
weitum Ufer und Höhen vom weißen Gischt bedeckt wurden; zwei Wellen,
welche fast die Gestalt von zwei weißen Rossen hatten, flogen mit
Blitzesschnelle aus der Tiefe auf die Kuppe des Felsens und trugen die
Jungfrau hinab in den Strom, wo sie verschwand.
Jetzt erst erkannten der Hauptmann und seine Knechte, daß die Jungfrau
eine Undine sei und menschliche Gewalt ihr nichts anhaben könne. Sie
kehrten mit der Nachricht zu dem Pfalzgrafen zurück und fanden dort
mit Erstaunen den totgeglaubten Sohn, den eine Welle ans Ufer getragen
hatte.
Die Lurleijungfrau ließ sich von der Zeit an nicht wieder hören,
obgleich sie noch ferner den Berg bewohnte und die Vorüberschiffenden
durch das laute Nachäffen ihrer Reden neckte.
A. Schreiber
Der Drachen-Schläger
Die Trauer barg in schweren Gewölken das Land am Rhein:
Der Drache trug Begehren nach des Königs Töchterlein.
Man konnte sie nicht versagen des wilden Wurmes Gewalt:
Die Helden lagen erschlagen, der König war viel zu alt.
Die schwarze Trauerfahne, sie wallte weit ins Land:
Auf hohem Turm-Altane die schöne Jungfrau stand:
„Fahrt wohl nun, Rosen und Reben! Fahr wohl, du rauschender Rhein:
Nun muß mein junges Leben in den Tod gegeben sein.“
Da nach dem Königsschlosse ein schimmernder Reiter ritt:
Er ritt auf weißem Rosse, drei Schwäne flogen mit.
„Nun laßt das Trauern und Klagen, nun wird das Weh gewandt;
Ich werde den Lindwurm schlagen, Siegfried von Niederland.
Aus eitel Sonnenlichte geschmiedet ist mein Schwert,
Vor mir wird all zunichte das Nachtgewürm der Erd.“
Felix Dahn
[S. 63]
Frühgesicht
Im Zwielicht raget Dom an Dom,
An allen Fenstern lauscht’s verstohlen;
Doch auf gedankenleichten Sohlen
Vorüber eilt der Schattenstrom.
Das rauscht und tauschet Hand und Kuß,
Der Sturmhauch rührt verjährte Fahnen
Wie neues Hoffen, altes Mahnen,
Erschauernd wie ein Geistergruß.
Was brav und mannhaft ist, vereint
Zieht es, den letzten Streit zu schlagen;
Es klirrt zu Fuß, zu Roß und Wagen,
Zum Freunde wird der alte Feind,
Und neben Siegfried reitet Hagen.
Gottfried Keller
Siegfrieds Tod
Gunther und Hagen, die Recken wohlgetan,
Berieten mit Untreuen ein Birschen in den Tann:
Mit den scharfen Speeren wollten sie jagen Schwein
Und Bären und Wisende: Was konnte Kühneres sein?
Da ritt auch mit ihnen Siegfried mit stolzem Sinn.
Man bracht ihnen Speise mancherlei dahin.
An einem kalten Brunnen ließ er da das Leben;
Den Rat hatte Brunhild, König Gunthers Weib, gegeben.
Da ließ man herbergen bei dem Walde grün
Vor des Wildes Wechsel die stolzen Jäger kühn,
Wo sie da jagen wollten auf breitem Angergrund,
Da war auch Siegfried kommen: das ward dem König kund.
Von den Jagdgesellen ward umhergestellt
Die Wart nach allen Enden: da sprach der kühne Held,
Siegfried, der starke: „Wer soll uns in den Wald
Nach dem Wilde weisen, ihr Degen kühn und wohlgestalt?“
„Wollen wir uns scheiden,“ hub da Hagen an.
„Ehe wir beginnen zu jagen hier im Tann?
So mögen wir erkennen, ich und die Herren mein.
Wer die besten Jäger bei dieser Waldreise sein.
[S. 64]
Leute so wie Hunde, wir teilen uns darein:
Dann fährt, wohin ihn lüstet, jeglicher allein,
Und wer das Beste jagte, dem sagen wir den Dank.“
Da weilten die Jäger bei einander nicht mehr lang.
Da sprach der edle Siegfried: „Der Hunde hab ich Rat,
Ich will nur einen Bracken, der so genossen hat,
Daß er des Wildes Fährte spüre durch den Tann:
Wir kommen wohl zum Jagen!“ so sprach der Kriemhilde Mann.
Da nahm ein alter Jäger einen Spürhund hinter sich
Und brachte den Herren, eh lange Zeit verstrich,
Wo sie viel Wildes fanden. Was des erstöbert ward,
Das erjagten die Gesellen, wie heut noch guter Jäger Art.
Da wurde viel des Wildes vom grimmen Tod ereilt.
Sie wähnten es zu fügen, daß ihnen zugeteilt
Der Preis des Jagens würde: das konnte nicht geschehn,
Als bei der Feuerstätte der starke Siegfried ward gesehn.
Da ließ der König künden den Jägern wohlgeborn,
Daß er zum Imbiß wolle: da wurde laut ins Horn
Einmal gestoßen: damit war nun bekannt,
Daß man den edeln Fürsten bei den Herbergen fand.
Da sprach der edle Siegfried: „Nun räumen wir den Wald.“
Sein Roß trug ihn eben, die andern folgten bald.
Sie ersprengten mit dem Schalle ein Waldtier fürchterlich,
Einen wilden Bären; da sprach der Degen hinter sich:
„Nun will ich uns Kurzweil schaffen auf der Fahrt:
Den Bracken löst, einen Bären hab ich hier gewahrt,
Der soll mit uns von hinnen zu den Herbergen fahren.
Er müßte hurtig fliehen, wollt er davor sich bewahren.“
Da lösten sie den Bracken: gleich sprang der Bär hindann;
Da wollte ihn erreiten der Kriemhilde Mann.
Er fiel in ein Geklüfte: da konnt er ihm nicht bei;
Das starke Tier wähnte von den Jägern schon sich frei.
Da sprang von seinem Rosse der stolze Ritter gut
Und begann ihm nachzulaufen. Das Tier war ohne Hut,
Es konnt ihm nicht entrinnen: er fing es allzuhand,
Ohn es zu verwunden; der Degen eilig es band.
[S. 65]
Kratzen oder beißen konnt es nicht den Mann,
Er band es auf den Sattel: aufsaß der Schnelle dann;
Er bracht es an die Feuerstatt in seinem hohen Mut
Zu einer Kurzweile, der Degen edel und gut.
Da ritt der edle Degen stattlich aus dem Tann.
Ihn sahen zu sich kommen, die in Gunthers Bann.
Sie liefen ihm entgegen und hielten ihm das Roß:
Da führt er auf dem Sattel einen Bären stark und groß.
Als er vom Roß gestiegen, löst er ihm das Band
Vom Mund und von den Füßen; die Hunde, gleich zur Hand,
Begannen laut zu heulen, als sie den Bären sahn.
Das Tier zum Walde wollte: das erschreckte manchen Mann.
Der Bär in die Küche von dem Lärm geriet;
Hei! was er von dem Feuer der Küchenknechte schied!
Hei! was man guter Speise in der Asche liegen fand!
Da sprangen von den Sitzen die Herren und ihr Bann;
Der Bär begann zu zürnen: der König wies sie an,
Der Hunde Schar zu lösen, die an den Seilen lag:
Und wär es wohl geendet, sie hätten fröhlichen Tag.
Mit Bogen und mit Spießen, man versäumte sich nicht mehr,
Liefen hin die schnellen, wo da ging der Bär;
Doch wollte niemand schießen, von Hunden war’s zu voll:
So laut war das Getöse, daß rings der Bergwald erscholl.
Der Bär wurde flüchtig vor der Hunde Zahl;
Ihm konnte niemand folgen als Kriemhilds Gemahl.
Er erlief ihn mit dem Schwerte, zu Tod er ihn da schlug,
Wieder zu dem Feuer das Gesind den Bären trug.
Da sprachen, die es sahen, er wär ein starker Mann.
Die stolzen Jagdgesellen rief man zu Tisch heran:
Auf einem schönen Anger saßen ihrer genug.
Hei! was man Ritterspeise vor die stolzen Jäger trug!
Da sprach der Herre Siegfried: „Mich verwundert sehr,
Man bringt uns aus der Küche doch so viel daher,
Was bringen uns die Schenken nicht dazu den Wein?
pflegt man so der Jäger, will ich nicht Jagdgeselle sein.“
[S. 66]
Da sprach der Niederländer: „Ich sag euch wenig Dank:
Man sollte sieben Säumer mit Met und Lautertrank
Mir hergesendet haben; konnte das nicht sein,
So sollte man uns näher gesiedelt haben dem Rhein.“
Da sprach von Tronje Hagen: „Ihr edeln Ritter schnell,
Ich weiß hier in der Nähe einen kühlen Quell:
Daß ihr mir nicht zürnet, da rat ich hinzugehn.“
Der Rat war manchem Degen zu großen Sorgen geschehn.
Als sie von dannen wollten zu der Linde breit,
Da sprach von Tronje Hagen: „Ich hörte jederzeit,
Es könne niemand folgen Kriemhilds Gemahl,
Wenn er rennen wolle; hei! schauten wir doch das einmal?“
Da sprach von Niederlanden Siegfried, der Degen kühn:
„Das mögt ihr wohl erproben; wollt ihr zur Wette hin
Mit mir an den Brunnen? Wenn der Lauf geschieht,
Soll der uns Sieger heißen, den man den vordersten sieht.“
„Wohl, laßt es uns versuchen,“ sprach Hagen, der Degen.
Da sprach der starke Siegfried: „So will ich mich legen
Hier zu euern Füßen nieder in das Gras.“
Als er das erhörte, wie lieb war König Gunthern das!
Da sprach der kühne Degen: „Ich will euch mehr noch sagen:
All meine Geräte will ich mit mir tragen,
Den Speer samt dem Schilde, dazu mein Birschgewand.“
Das Schwert und den Köcher er um die Glieder schnell sich band.
Ab zogen sie die Kleider von dem Leibe da;
In zwei weißen Hemden man beide stehen sah.
Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee;
Man sah bei dem Brunnen den kühnen Siegfried doch eh.
Den Preis in allen Dingen vor manchem man ihm gab,
Da löst er schnell die Waffe, den Köcher legt er ab,
Den Speer, den starken, lehnt er an den Lindenast:
Bei dem fließenden Brunnen, da stand der herrliche Gast.
Siegfrieds Tugenden waren gut und groß.
Den Schild legt er nieder, wo der Brunnen floß:
Wie sehr ihn auch dürstete, der Held nicht eher trank,
Bis der König getrunken; dafür gewann er übeln Dank.
[S. 67]
Der Brunnen war lauter, kühl und auch gut;
Da neigte sich Gunther hernieder zu der Flut.
Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann;
Also hätte auch gerne der kühne Siegfried getan.
Da entgalt er seiner Tugend: den Bogen und das Schwert
Trug Hagen beiseite von dem Degen wert.
Dann sprang er schnell zurücke, wo er den Wurfspieß fand,
Und sah nach einem Zeichen an des Kühnen Gewand.
Als Siegfried der Degen aus dem Brunnen trank,
Schoß er ihm durch das Kreuze, daß aus der Wunde sprang
Das Blut seines Herzens hoch an Hagens Staat,
Kein Held begeht wieder also große Missetat.
Der Held in wildem Toben von dem Brunnen sprang;
Ihm ragte von den Schultern eine Speerstange lang.
Nun wähnt er da zu finden Bogen oder Schwert,
So hätt er Lohn Herrn Hagen wohl nach Verdienste gewährt.
Als der Todwunde das Schwert nicht wiederfand,
Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand;
Den hob er auf vom Brunnen und rannte Hagen an:
Da konnt ihm nicht entrinnen König Gunthers Untertan.
Wie wund er war zu Tode, so kräftig doch er schlug,
Daß von dem Schilde niederträufelte genug
Des edeln Gesteines: der Schild zerbrach ihm fast.
Wie gern gerochen hätte sich der herrliche Gast!
Gestrauchelt war da Hagen von seiner Hand zu Tal;
Der Anger von den Schlägen erscholl im Widerhall.
Hätt er sein Schwert in Händen, so wär es Hagens Tod:
Sehr zürnte der Wunde; es zwang ihn wahrhafte Not.
Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn:
Seines Leibes Stärke mußte gar zergehn,
Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug.
Er ward hernach betrauert von schönen Frauen genug.
Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann:
Das Blut von seiner Wunde stromweis niederrann.
Da begann er die zu schelten, ihn zwang die große Not,
Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod.
[S. 68]
Da sprach der Todwunde: Weh, ihr bösen Zagen,
Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?
Ich war euch stets gewogen und sterbe nun daran:
Ihr habt an euren Freunden leider übel getan.“
Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag.
Das war ihrer vielen ein freudeloser Tag.
Wer irgend Treue kannte, von dem ward er beklagt:
Das hatt auch wohl um alle verdient der Degen unverzagt.
Der König der Burgunden beklagt auch seinen Tod.
Da sprach der Todwunde: „Das tut wohl nimmer Not,
Daß der um Schaden weinet, durch den man ihn gewann;
Er verdient groß Schelten, er hätt es besser nicht getan.“
Da sprach der grimme Hagen: „Ich weiß nicht, was euch reut,
Nun hat zumal ein Ende unser sorglich Leid.
Nun mag’s nicht manchen geben, der uns darf bestehn:
Wohl mir, daß seiner Herrschaft durch mich ein End ist geschehn.
Die Blumen allenthalben wurden vom Blute naß.
Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das,
Denn des Todes Waffe schnitt ihn allzusehr:
Auch mußte bald ersterben dieser Degen kühn und hehr.
Als die Herren sahen, der Degen sei tot,
Sie legten ihn auf einen Schild, der war von Golde rot.
Da gingen sie zu Rate, wie es sollt ergehn,
Daß es verhohlen bliebe, es sei von Hagen geschehn.
Da sprachen ihrer viele: „Ein Unfall ist geschehn;
Ihr sollt es alle hehlen und einer Rede stehn:
Als er allein ritt jagen, der Kriemhilde Mann,
Da schlugen ihn die Schächer, da er fuhr durch den Tann.“
Da sprach von Tronje Hagen: „Ich bring ihn in das Land.
Mich soll es nicht kümmern, wird es ihr auch bekannt,
Die so betrüben konnte Brunhildens hohen Mut;
Ich werde wenig fragen, wie sie nun weinet und tut.“
Da harrten sie des Abends und fuhren überrhein:
Von Helden konnte nimmer so schlimm gejaget sein.
Ihr Beutewild beweinte noch manches edle Weib.
Bald mußte sein entgelten viel guter Weigande Leib.
Karl Simrock nach dem Nibelungenlied
[S. 69]
Hagen und Volker
Wenn ihn auch alle hassen,
Ich aber haß ihn nicht!
Und wenn ihn alle lassen,
Ich aber laß ihn nicht!
Ich weiß, er ist wie Erz so hart
Und ist wie Erz auch treu.
Das gibt zu meiner Spielmannsart
Die beste Melodei.
Die andern mögen sagen,
Er sei ein kalter Wicht.
Ich kenn den finstern Hagen,
Die Sippschaft kennt ihn nicht.
Er sprach noch nie ein Wort davon,
Daß er mir gut gesinnt;
Doch hundert Male merkt ich’s schon,
Wie der von Tronje minnt.
Die Liebe, die ihm eigen,
Die weckt nur die Gefahr.
Er scheut sich, sie zu zeigen;
Doch ist sie treu und wahr.
Er spielt ein stolzes Minnelied
Mit seinem guten Schwert.
Ich ward des Lauschens nimmer müd,
Wie oft ich’s auch gehört.
In allen meinen Weisen
Schuld ich den vollsten Klang
Dem Lied, das mir sein Eisen
In hohen Tönen sang.
Dem Helden folgt sein Troubadour,
Dem Winterfrost der Mai —
Es kennt von Tronje Hagen nur
Der Volker von Alzei!
Ernst Weber
Hagen
Unten wiehert ein Roß. Zur steilen Wacht
Empor steigt Hagen mit funkelnder Pracht,
Heiser hat sich der Tag gekräht,
Ein Felsenwind herüberweht.
Lache, du blaue Nacht.
[S. 70]
Lorchheim schimmert noch fern am Rhein,
An beiden Ufern mit bleichem Schein
Die milchweißen Häuser hängen,
Die sich im Wasser drängen.
So schwer ist ihm das braune Gold,
Das auf dem Schilde klappt und rollt.
Lang hat er’s nun mühselig gesucht,
Jetzt fühlt er, daß der Schatz verflucht.
Lache, du blaue Nacht.
[S. 71]
Von geneigtem Schilde Gold und Gestein
Platscht in die trüben Wellen hinein
Und schäumend, jubelnd greift die Flut
Mit Armen nach dem kostbaren Gut.
„Nun ist es vorbei!“ Ein Schein noch blinkt
Von dem Gold, das langsam untersinkt.
Und Nixen drohen im Schleiertuch:
„Wohl, der Schatz zerging, doch es blieb der Fluch!
Lache, du blaue Nacht!“
Wilhelm von Scholz
Der versenkte Hort
Es war einmal ein König, ein König war’s am Rhein,
Der liebte nichts so wenig als Haders Not und Pein.
Es stritten seine Degen um einen Schatz im Land
Und wären fast erlegen vor ihrer eignen Hand.
Da sprach er zu den Edlen: „Was frommt euch alles Gold,
Wenn ihr mit euern Schädeln den Hort erkaufen sollt?
Ein Ende sei der Plage, versenkt ihn in den Rhein;
Da bis zum jüngsten Tage mag er verborgen sein.“
Da senkten ihn die stolzen hinunter in die Flut:
Er ist wohl gar geschmolzen, seitdem er da geruht.
Zerronnen in den Wellen des Stroms, der drüber rollt,
Läßt er die Trauben schwellen und glänzen gleich dem Gold.
Daß doch ein jeder dächte, wie dieser König gut,
Auf daß kein Leid ihn brächte um seinen hohen Mut.
So senkten wir hinunter den Kummer in den Rhein
Und tränken frisch und munter von seinem goldnen Wein.
Karl Simrock
Rheinweinlied
Bekränzt mit Laub den lieben, vollen Becher,
Und trinkt ihn fröhlich leer.
In ganz Europia, ihr Herren Zecher!
Ist solch ein Wein nicht mehr.
[S. 72]
Er kommt nicht her aus Hungarn noch aus Polen,
Noch wo man franzmännisch spricht;
Da mag Sankt Veit, der Ritter, Wein sich holen,
Wir holen ihn da nicht.
Ihn bringt das Vaterland aus seiner Fülle;
Wie wär er sonst so gut!
Wie wär er sonst so edel, wäre stille
Und doch voll Kraft und Mut!
Er wächst nicht überall im Deutschen Reiche;
Und viele Berge, hört,
Sind, wie die weiland Kreter, faule Bäuche
Und nicht der Stelle wert.
Thüringens Berge zum Exempel bringen
Gewächs, sieht aus wie Wein;
Ist’s aber nicht. Man kann dabei nicht singen,
Dabei nicht fröhlich sein.
Im Erzgebirge dürft ihr auch nicht suchen,
Wenn Wein ihr finden wollt.
[S. 73]
Das bringt nur Silbererz und Kobaltkuchen
Und etwas Lausegold.
Der Blocksberg ist der lange Herr Philister,
Er macht nur Wind wie der;
Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster
Auf ihm die Kreuz und Quer.
Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben;
Gesegnet sei der Rhein!
Da wachsen sie am Ufer hin und geben
Uns diesen Labewein.
So trinkt ihn denn und laßt uns allewege
Uns freun und fröhlich sein!
Und wüßten wir, wo jemand traurig läge,
Wir gäben ihm den Wein.
Mathias Claudius
Die Weinmörder
Im Rheingau treiben die Reben,
Mit einem Kusse lind
Erweckte sie zum Leben
Ein weicher Frühlingswind.
Und grüßend jauchzt der Ferge,
Der auf dem Strome zieht:
„Gott schirm die schimmernden Berge
Und was drauf sproßt und blüht!“
Hoch droben aber im Blauen,
Dort schmunzelt Sankt Urban,
Dort lacht beim Herunterschauen
Manch seliger deutscher Mann.
Dort ruft Herr Karl, der Degen,
Des Rebenbaus Wardein:
„Allvater, gib deinen Segen
Dem Weine am deutschen Rhein!“
Schon will der Herr willfahren
Und schreitet zur Himmelstür,
Da tritt aus den frommen Scharen
Sankt Bonifaz herfür:
[S. 74]
„Genug ist, Herr an Weine!
Halt ein, eh dich’s gereut!
Ich kenne die am Rheine,
Das sind gar durstige Leut!
Jetzt beten sie und halten
Dein Wort in Zucht und Scham.
Das kommt vom Wasser, dem kalten,
Das einst beim Taufen ich nahm.
Der Wein tät wieder erwecken
Die Götter, die ich beschwor:
Die trinkgewaltigen Recken
Odhin und Asathor.
Statt Glocken hörte man läuten
Die Becher in Zechers Hand,
Wallfahrer sähe man schreiten
Von Schenke zu Schenke durchs Land.
Die Pfaffen und die Laien
Am sonnigen Ufer des Rheins
Vergäßen auf Glauben und Treuen
Beim Überschwange des Weins.
Drum laß zwei Helfer mich wählen;
Wir tilgen in kurzer Frist,
Was drunt zum Schaden der Seelen
Zu üppig gediehen ist.“
„Sei’s denn, so schafft’s mir Trauer,“
Spricht darauf des Höchsten Mund.
„Gern hätt ich dem rheinischen Bauer
Ein gutes Tröpflein vergunnt!“ —
Im Rheingau treiben die Reben,
Doch all die Frühlingspracht
Traf tief ins junge Leben
Ein Reiffrost über Nacht.
„Das haben,“ so schelten mit Grimme
Die Schiffer im gleitenden Kahn,
„Pankraz, Servaz und der schlimme
Herr Bonifaz getan!“
O. Kernstock
[S. 75]
Der Ritter vom Rheine
Ich weiß einen Helden von seltener Art,
So stark und so zart, so stark und so zart;
Das ist die Blume der Ritterschaft,
Das ist der erste an Milde und Kraft,
So weit auf des Vaterlands Gauen
Die Sterne vom Himmel schauen.
Er kam zur Welt auf sonnigem Stein
Hoch über dem Rhein; hoch über dem Rhein;
Und wie er geboren, da jauchzt überall
Im Lande Trompeten- und Paukenschall,
Da wehten von Burgen und Hügeln
Die Fahnen mit lustigen Flügeln.
In goldener Rüstung geht der Gesell,
Das funkelt so hell, das funkelt so hell!
Ob ihm auch mancher zum Kampf sich gestellt,
Weiß keinen, den er nicht endlich gefällt;
Es sanken Fürsten und Pfaffen
Vor seinen feurigen Waffen.
Doch wo es ein Fest zu verherrlichen gilt,
Wie ist er so mild, wie ist er so mild!
Er naht, und die Augen der Gäste erglühn,
Und der Sänger greift in die Harfe kühn
Und selbst die Mädchen im Kreise,
Sie küssen ihn heimlicherweise.
O komm, du Blume der Ritterschaft,
Voll Milde und Kraft, voll Milde und Kraft!
Tritt ein in unsern vertraulichen Rund
Und wecke den träumenden Dichtermund
Und führ uns beim Klange der Lieder
Die Freude vom Himmel hernieder!
Emanuel Geibel
Das Lied vom Rhein
Es klingt ein heller Klang,
Ein schönes deutsches Wort
In jedem Hochgesang
Der deutschen Männer fort:
[S. 76]
Ein alter König hochgeboren,
Dem jedes deutsche Herz geschworen —
Wie oft sein Name wiederkehrt,
Man hat ihn nie genug gehört.
Das ist der heilge Rhein,
Ein Herrscher, reich begabt,
Des Name schon wie Wein
Die treue Seele labt.
Es regen sich in allen Herzen
Viel vaterländssche Lust und Schmerzen,
Wenn man das deutsche Lied beginnt
Vom Rhein, dem hohen Felsenkind.
Sie hatten ihm geraubt
Der alten Würden Glanz,
Von seinem Königshaupt
Den grünen Rebenkranz.
In Fesseln lag der Held geschlagen:
Sein Zürnen und sein stolzes Klagen,
Wir haben’s manche Nacht belauscht,
Von Geisterschauern hehr umrauscht.
Was sang der alte Held? —
Ein furchtbar dräuend Lied:
„O weh dir, schnöde Welt!
wo keine Freiheit blüht,
Von Treuen los und bar von Ehren!
Und willst du nimmer wiederkehren,
Mein, ach! gestorbenes Geschlecht
Und mein gebrochnes deutsches Recht?
O meine hohe Zeit!
Mein goldner Lebenstag!
Als noch in Herrlichkeit
Mein Deutschland vor mir lag.
Und auf und ab am Ufer wallten
Die stolzen, adligen Gestalten,
Die Helden, weit und breit geehrt
Durch ihre Tugend und ihr Schwert.
[S. 77]
Es war ein frommes Blut
In ferner Riesenzeit
Voll kühnem Leuenmut,
Und mild als eine Maid.
Man singt es noch in späten Tagen,
Wie den erschlug der arge Hagen,
Was ihn zu solcher Tat gelenkt,
In meinem Bette liegt’s versenkt.
Du Sünder! Wüte fort!
Bald ist dein Becher voll;
Der Nibelungen Hort
Ersteht wohl, wenn er soll,
Es wird in dir die Seele grausen,
Wenn meine Schrecken dich umbrausen,
Ich habe wohl und treu bewahrt
Den Schatz der alten Kraft und Art!“
Erfüllt ist jenes Wort:
Der König ist nun frei,
Der Nibelungen Hort
Ersteht und glänzet neu!
Es sind die alten deutschen Ehren,
Die wieder ihren Schein bewähren:
Der Väter Zucht und Mut und Ruhm,
Das heilge deutsche Kaisertum!
Wir huldgen unserm Herrn,
Wir trinken seinen Wein.
Die Freiheit sei der Stern!
Die Losung sei der Rhein!
Wir wollen ihm aufs neue schwören;
Wir müssen ihm, er uns gehören,
Vom Felsen kommt er frei und hehr,
Er fließe frei in Gottes Meer!
Max von Schenkendorf
Erhöre mich!
An dessen Hand die Sonnenmeere laufen,
Erhöre mich, du ewige Ewigkeit,
[S. 78]
Du fährst empor, mit Not und Tod zu taufen
Und tünchst mit Blut das Tor der kranken Zeit.
In unser Treiben schlug dein grimmes Schelten.
In unsere Lügen donnerte dein „Nein!“
In unsere wohlgewogenen kleinen Welten
Brach deine Flut zum Niederreißen ein.
O laß uns nicht im Unglücksstrom ersticken,
Erwürg uns nicht, der aller Odem ist,
Und stoß uns nicht von allen Lebensbrücken,
Der du die Brücke in das Leben bist.
Gustav Schüler
*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK BACH UND STROM ***
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Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg™
Project Gutenberg™ is synonymous with the free distribution of
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Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s
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remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
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Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit
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state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification
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Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
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Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up
to date contact information can be found at the Foundation’s website
and official page at www.gutenberg.org/contact
Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation
Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread
public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine-readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment. Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
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The Foundation is committed to complying with the laws regulating
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States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements. We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance. To SEND
DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state
visit www.gutenberg.org/donate.
While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
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approach us with offers to donate.
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Section 5. General Information About Project Gutenberg™ electronic works
Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
Gutenberg™ concept of a library of electronic works that could be
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distributed Project Gutenberg™ eBooks with only a loose network of
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