The Project Gutenberg eBook of König Heinrich der vierte. Der Zweyte Theil, der seinen Tod, und die Crönung von Heinrich dem fünften enthält. This ebook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this ebook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. Title: König Heinrich der vierte. Der Zweyte Theil, der seinen Tod, und die Crönung von Heinrich dem fünften enthält. Author: William Shakespeare Translator: Christoph Martin Wieland Release date: April 1, 2005 [eBook #7934] Most recently updated: December 30, 2020 Language: German Credits: Delphine Lettau and Mike Pullen *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KÖNIG HEINRICH DER VIERTE. DER ZWEYTE THEIL, DER SEINEN TOD, UND DIE CRÖNUNG VON HEINRICH DEM FÜNFTEN ENTHÄLT. *** Delphine Lettau and Mike Pullen This Etext is in German. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 8-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Der Zweyte Theil von König Heinrich dem vierten der seinen Tod, und die Crönung von Heinrich dem fünften enthält. William Shakespeare Übersetzt von Christoph Martin Wieland Personen. König Heinrich der vierte. Prinz Heinrich, nachmals König Heinrich der fünfte. Prinz John von Lancaster, Humphrey von Glocester und Thomas von Clarence, Söhne König Heinrichs des vierten. Northumberland, der Erzbischoff von York, Mowbray, Hastings, Lord Bardolph, Travers, Morton (nd Coleville, Gegner von König Heinrich. Marwik, Westmorland, Surrey, Gower, Harcourt und Lord Ober- Richter, von der Königlichen Parthey. Falstaff, Poins, Bardolph, Pistol, Peto und ein kleiner Lakey, zügellose Humoristen. Schallow und Silence, zween Friedens-Richter vom Lande. Davy, Schallows Bedienter. Fang und Schlinge, zween Häscher. Schimlich, Schatten, Warze, Schwächlich und Bulkalb, Recruten von der Land-Miliz. Lady Northumberland. Lady Percy. Wirthin Quikly. Dortchen Tear-Scheat. Bediente, Büttel, und andre stumme Personen. Die Scene ist in England. Erster Aufzug. Erste Scene. (Northumberlands Burg.) (Der Lord Bardolph tritt auf; der Pförtner an der Pforte.) Bardolph. Wer ist hier bey der Pforte, he? Wo ist der Graf? Pförtner. Wie soll ich euch anmelden? Bardolph. Sag dem Grafen, der Lord Bardolph warte hier auf ihn. Pförtner. Er ist in den Garten gegangen; wenn Eu. Gnaden nur an die Thüre klopfen will, so wird er selbst antworten. (Northumberland zu den Vorigen.) Bardolph. Hier ist der Graf. Northumberland. Was bringt ihr Neues, Lord Bardolph? jede Minute sollte izt die Mutter einer grossen Handlung seyn; die Zeiten sind wild; einheimische Zwietracht, ist, wie ein zu wol gefüttertes Pferd, toller Weise ausgebrochen, und sprengt alles nieder, was ihr im Wege ligt. Bardolph. Edler Graf, ich bring euch zuverläßige Zeitungen von Schrewsbury. Northumberland. Gute, wenn Gott will! Bardolph. So gute als man nur wünschen kan. Der König ist auf den Tod verwundet, und der Prinz Heinrich von euers Sohns, und beyde Blunts von Dowglassens Hand erschlagen; der junge Prinz John, Westmorland und Stafford haben die Flucht ergriffen--Kurz, ein solcher Tag, so erfochten, und von so herrlichen Folgen ist seit Cäsars Zeiten nicht gesehen worden. Northumberland. Woher habt ihr die Nachricht? Wart ihr selbst auf dem Plaz? Kommt ihr von Schrewsbury? Bardolph. Ich sprach mit einem der von dort herkam, Milord, einem Edelmann von Erziehung und gutem Namen, der mir diese Zeitung für zuverläßig gab. Northumberland. Hier kommt Travers, mein Diener, den ich lezten Dienstag abschikte, um zu sehen wie es ablauffen werde. Bardolph. Milord, ich ließ ihn unterwegs hinter mir; er bringt nichts gewissers noch umständlichers, als was ich euch schon gemeldet habe. Zweyte Scene. (Travers zu den Vorigen.) Northumberland. Nun, Travers, was für gute Zeitungen bringt ihr mit? Travers. Gnädiger Herr, Sir John Umfrevil bewog mich durch die erfreulichen Neuigkeiten die er ankündigte, zurük zu kehren, und weil er besser beritten war, kam er mir zuvor. Allein nach ihm kam ein andrer Ritter in vollem Galopp angerennt, der, selbst ganz ausser Athem, bey mir still hielt, sein blutendes Pferd verschnauben zu lassen; er fragte mich, wo der Weg nach Chester gienge; ich erkundigte mich bey ihm nach Neuigkeiten von Schrewsbury, und da sagt' er mir, es sey unglüklich für die Rebellion ausgefallen, und der junge Hot- Spur sey erschlagen; und mit diesem stieß er seinen armen keuchenden Klepper in die Rippen, und rannte, ohne auf meine fernere Fragen zu warten, so hastig davon, daß er den Weg zu verschlingen schien. Northumberland. He! Sag es noch einmal! Sagte er, es sey unglüklich für die Rebellion ausgefallen, und der junge Hot-Spur sey erschlagen? Bardolph. Milord, ich sag' euch, wenn euer Sohn den Sieg nicht erhalten hat, so will ich, auf meine Ehre, meine Baronie für einen seidenen Spiz geben. Verlaßt euch darauf. Northumberland. Warum sagte dann der Edelmann, der bey Travers vorbey ritt, gerad das Gegentheil? Bardolph. Er? Das war irgend ein elender Kerl, der das Pferd gestohlen hatte, worauf er ritt, und, bey meinem Leben, es nur so auf Gerathwohl hinsagte. Seht, hier kommen mehr Zeitungen. Dritte Scene. (Morton zu den Vorigen.) Northumberland. O dieses Manns Stirne kündigt wie ein Titelblatt einen tragischen Inhalt an; so sieht der Strand aus, auf dem die gewaltthätige Fluth Zeugnisse ihrer zerstörenden Wuth gelassen hat. Sprich, Morton, kommst du von Schrewsbury? Morton. Ich bin von Schrewsbury hieher gerennt, Milord, wo der verhaßte Tod seine scheußlichste Maske umgethan hat, unsre Parthey zu schreken. Northumberland. Was macht mein Sohn und mein Bruder?--Du zitterst? Die Blässe deiner Wangen verkündigt, was deine Zunge nicht aussprechen kan. Eben so ein Mann, so bebend, so athemlos, so bestürzt, so todt in seinem Blik, so trostlos, zog in der Todesstille der Nacht den Vorhang von Priams Bette, und wollt' ihm sagen, sein halbes Troja lige schon in Asche; aber Priam fand das Feuer, eh der Mann seine Zunge fand, und ich meines Percy Tod, eh du ihn ankündigst. Du wolltest sagen: Euer Sohn that diß und das, euer Bruder, diß; so focht der edle Dowglas; aber wenn du mein gieriges Ohr mit ihren kühnen Thaten vollgestopft gehabt hättest, dann würdest du alles dieses Lob mit einem einzigen Seufzer weggeblasen und damit beschlossen haben, daß mein Bruder, mein Sohn und alle geblieben seyen. Morton. Dowglas lebt, und euer Bruder auch noch; aber Milord euer Sohn-- Northumberland. Nun, er ist todt. Sieh, was für eine fertige Zunge der Argwohn hat! Wer das fürchtet, was er nicht wissen will, ließt, wie durch Instinct, in andrer Augen, daß was er fürchtet geschehen ist. Aber, rede Morton; sag dem Grafen von Northumberland, seine Ahnung lüge, und ich will dich reich für eine so angenehme Beleidigung machen. Morton. Eure Ahnung ist nur allzurichtig. Northumberland. Und mit alle dem sagst du doch nicht, daß Percy todt sey. Du schüttelst den Kopf, als ob du läugnen wollest, was dein düstrer Blik bekennet; du hältst es für Gefahr oder Sünde eine Wahrheit zu sagen. Wenn er erschlagen ist, so sag es; die Zunge begeht kein Verbrechen, die seinen Tod berichtet; der sündigt, der den Todten belügt, nicht der, welcher sagt, der Todte lebe nicht mehr. Und doch hat der Ueberbringer unwillkommner Zeitungen eine undankbare Mühe; seine Zunge tönt uns nachher immer wie eine Todten-Gloke, die uns erinnert, daß sie einem geliebten Freund zu Grabe gelidten hat. Bardolph. Ich kan es nicht glauben, Milord, daß euer Sohn todt seyn soll. Morton. Es ist mir leid, daß ich euch nöthigen muß, etwas zu glauben, daß ich nicht gesehen zu haben wünschte. Aber diese meine Augen sahen ihn in seinem Blute sich wälzen, sahen ihn, in dem Augenblik, da er langsamathmend und mit schwachem Ton die lezten Worte gegen Heinrich von Monmouth aushauchte, dessen feuriger Grimm den nie zuvor besiegten Percy zur Erde niedergeschlagen hatte. Mit einem Wort, wie vorher sein Geist selbst dem plumpesten Fußknecht in seinem Lager Feuer geliehen hatte, so blies izt sein Tod, sobald er ruchtbar wurde, alle Hize in den Herzhaftesten aus; seine scheidende Seele, gleich als wäre sie die allgemeine Seele seiner Parthey gewesen, ließ lauter leblose Klöze zurük, die izt von der Furcht allein fortgeschleudert wurden; und wie die schwersten Körper, wenn sie durch eine fremde Gewalt in Bewegung gesezt werden, desto schneller fliegen, so fliegt kein Pfeil vom Bogen abgedrükt schneller seinem Ziele zu, als unsre Soldaten vom Felde ihrer Rettung zu flohen. In diesem Tumult wurde allzufrüh der edle Worcester gefangen, und dieser feuerathmende Schotte, dieser blutige Dowglas, dessen unermüdetes Schwerdt dreymal die vermeynte Gestalt des Königs erschlagen hatte; selbst er begann seinen Muth zu verhüllen, und verminderte durch seine Flucht die Schmach derer die den Rüken gewendet hatten, gerieth aber durch einen Fall vom Pferd in die feindlichen Hände. Kurz, die Summe von allem ist, daß der König gewonnen, und bereits ein eilfertiges Heer, unter Anführung des jungen Lancasters und Westmorlands gegen euch abgeschickt hat. Northumberland. Diese Neuigkeiten zu betrauren, werd' ich immer Zeit genug haben. Gift kan manchmal zur Arzney werden; und diese Zeitungen, die mich, wär' ich gesund gewesen, krank gemacht hätten, haben izt, da ich krank bin, mich in gewisser Maasse gesund gemacht. Und wie der Elende, dessen vom Fieber geschwächte Gelenke, wie losgerißne Angeln, unter der Gewalt des Lebens wanken, in einem ungeduldigen Anstoß von Hize, wie ein Feuer aus seines Hüters Armen ausbricht; so sind meine von Gram geschwächte Glieder, nun vom Gram zur Wuth getrieben, dreymal stärker als sonst. Weg also, du schwache Krüke, ein beschupter Handschuh mit Gelenken von Stahl soll hinfort diese Hand umgeben. Und weg mit dir, du sieche Kopf-Hülle, du bist ein zu schwacher Schirm für einen Kopf, nach welchem siegende Könige zielen. Nun gürtet meine Stirne mit Eisen, und dann laßt das Aergste kommen, was Zeit und Verhängniß gegen den wüthenden Northumberland vermögen! Laßt den Himmel die Erde küssen! Halte nicht länger, o Natur, die wilden Fluthen eingekerkert; laß die Ordnung sterben, und diese Welt nicht länger einen Schauplaz seyn, wo die Zwietracht genährt wird, um durch langsame Qualen aufgerieben zu werden; sondern laß einen mördrischen Geist, den Geist des erstgebohrnen Cains, in jedem Busen herrschen; laß in einer wüthenden Stunde, die blutdurstenden Menschen, alle in einen Hauffen getrieben, sich würgen, bis mit der allgemeinen Niederlage die Scene sich schließt, und ewige Finsterniß begrabe dann die Todten! Bardolph. Diese heftige Leidenschaft thut euch Schaden, Milord; liebster Graf, gestattet keine Scheidung zwischen eurer Klugheit und eurer Ehre. Morton. Die Leben von allen euern getreuen Anhängern hangen an den eurigen, und dieses muß nothwendig unterligen, wenn ihr euch diesem Sturm der Leidenschaft überlaßt. Ihr überlegtet ja ohne Zweifel die Zufälle und den ungewissen Ausgang des Kriegs, Milord, eh ihr sagtet, wir wollen einen Aufstand erregen; ihr konntet leicht vorhersehen, daß ein hiziges Gefecht euerm Sohn das Leben kosten könne; ihr wußtet daß er, so zu sagen, auf der Schneide eines Messers über einen gefährlichen Abgrund gieng, wo es wahrscheinlicher war, daß er hineinfallen, als daß er hinüber kommen werde: ihr wußtet daß sein Fleisch verwundbar war, und daß ihn sein ungestümer Geist mitten in die grösten Gefahren treiben würde; und doch sagtet ihr: Ziehe hin, und keine von diesen Betrachtungen, so stark sie euch rühren müßten, konnte euern gefaßten Entschluß wanken machen. Und was ist nun begegnet, oder was hat diese kühne Unternehmung hervorgebracht, als was wahrscheinlicher Weise erfolgen mußte? Bardolph. Wir alle, die an diesem Verlust Theil haben, wußten, daß wir uns auf ein so gefährliches Meer wagten, daß kaum einer unter zehen das Leben davon bringen werde; und doch wagten wir's für den vorgestekten Preis, sezten die Betrachtung einer augenscheinlichen Gefahr bey Seite, und sind nun, da wir hinüber gekommen sind, bereit noch mehr zu wagen. Kommt, wir wollen alles dran sezen, Vermögen und Leben. Morton. Es ist die höchste Zeit, Milord; und was unsern Muth erhöhen soll, ist eine Nachricht, die ich euch für gewiß geben kan. Der beliebte Erzbischoff von York ist mit einer ansehnlichen und wolgerüsteten Macht auf. Er ist ein Mann, der seine Anhänger mit einer doppelten Sicherheit gürtet. Milord, euer Sohn, hatte nur Leiber unter seiner Anführung, nur Schatten und Gestalten von Männern, welche fechten sollten; denn das Wort Rebellion schied die Würksamkeit ihrer Seelen und ihrer Leiber von einander, sie fochten mit Grauen und Widerwillen, ihre Waffen allein waren auf unsrer Seite, denn ihre Geister und Seelen hatte das Wort Rebellion so frostig gemacht, wie die Fische in einem Teiche. Aber nun verwandelt der Bischoff den Aufruhr in Rebellion; das Vorurtheil, daß er ein rechtschaffner und heiliger Mann sey, macht, daß man ihm mit Leib und Seele folgt, krazt das Blut Königs Richards von den Steinen von Pomfret, um seinem Aufstand eine Farbe zu geben, leitet seine Sache vom Himmel ab, sagt ihnen, er eile einem blutenden Lande zu Hülfe, das unter dem tyrannischen Bolingbroke in lezten Zügen lige; und so treibt es ihm schaarenweis Anhänger und Freunde zu. Northumberland. Ich wußte diß bereits; aber die Wahrheit zu sagen, dieser gegenwärtige Schmerz hat es aus meinem Gemüth gewischt. Kommt mit mir hinein, und ein jeder eröffne das beste, was er zu unsrer gemeinschaftlichen Erhaltung und Rache rathen kan. Schiket Couriers, schreibet Briefe, macht Freunde so schnell als möglich; noch nie waren unsrer so wenig, und noch nie hätten wir Viele so nöthig. (Sie gehen ab.) Vierte Scene. (Verwandelt sich in eine Strasse von London.) (Sir John Falstaff* tritt mit einem kleinen Lakayen auf, der ihm sein Schwerdt und seinen Schild nachträgt.) {ed. * Die Falstaffischen Scenen machen einen grossen Theil dieser gegenwärtigen Haupt- und Staats-Action aus, ob sie gleich als blosse Zwischen-Spiele, die dem Pöbel für seine sechs Pfennige was zu lachen geben sollen, mit dem Stük selbst keinen nothwendigen Zusammenhang haben. Wir werden fortfahren, uns damit die nemliche Freyheit zu nehmen, wie in dem vorigen Stüke; und wir sind destomehr hiezu genöthiget, da der Humor und das Lächerliche, so darinn herrscht, gröstentheils in sehr pöbelhaften Schwänken, Zoten, Wortspielen, und einer ekelhaften Art von falschem und schmuzigem Wiz besteht, und wir vermuthlich keine Leser von derjenigen Classe haben werden, zu der die Zuhörer gehörten, die man damit belustigen wollte.} Falstaff. Holla, du, Riese! was sagt der Doctor zu meinem Wasser? Lakay. Er sagt, Herr, das Wasser an sich selbst sey ein gutes gesundes Wasser; aber was die Person anlange, von der es komme, die möchte wohl mehr Krankheiten an sich haben, als sie sich einbilde. Falstaff. Alle Arten von Leute bilden sich was drauf ein, auf mich zu sticheln. Das Hirn dieser närrischen Composition von Erdschollen, die man Mensch heißt, ist nicht fähig mehr Lächerliches zu erfinden als ich erfinde, oder wozu ich den Stoff hergebe. Ich bin nicht nur für mich selbst wizig, sondern auch die Ursach, daß andre Leute wizig sind. Ich geh hier vor dir her, wie ein Mutterschwein, das alle seine Jungen, bis auf eins, aufgefressen hat. Wenn der Prinz eine andre Ursach, warum er dich in meine Dienste gethan, gehabt hat, als mich lächerlich zu machen, so weiß ich nicht was rechts und links ist. Du H**sohn von einem Alraun, du taugtest besser daß ich dich an meiner Müze trüge, als daß du hinter mir drein gehen sollst. Ich habe noch nie kein Agtstein-Männchen zum Diener gehabt bis izt, aber ich will dich weder in Gold noch Silber einfassen lassen, darauf verlaß dich; in Bley sollst du mir gefaßt werden, und so will ich dich deinem Herrn wieder zurük schiken, damit er dich für ein Kleinod tragen kan. Dieser Juvenal, der Prinz dein Herr, dessen Kinn noch nicht einmal Gauchfedern hat; es soll mir eher ein Bart in meiner flachen Hand wachsen, eh er einen im Gesicht kriegen wird; und doch ist er unverschämt genug, und behauptet, sein Gesicht sey ein königliches Gesicht. Der Himmel mag es völlig ausmachen wenn er will, izt ist noch kein Haar daran auszusezen; er kan es immer als ein königliches Gesicht inne haben, denn ein Barbier wird sein Lebtag nicht sechs Pfenninge daraus ziehen, und doch kräht er immer, als ob er schon ein Mann gewesen sey, wie sein Vater noch ein Junggeselle war. Er mag seine Gnade für sich selbst sparen, denn die meinige hat er ziemlich verlohren, das kan ich ihn versichern. Was sagt Herr Dombledon, wegen des Atlas zu meinem kurzen Mantel und zu meinen Pluder-Hosen? Lakay. Er sagt, Herr, ihr müßtet ihm einen bessern Bürgen stellen als Bardolph; er verlange nicht mit eurer und seiner Handschrift zu thun zu haben, die Versicherung sey ihm nicht hinlänglich. Falstaff. Möcht' er verdammt werden wie der reiche Schlemmer, und seine Zunge noch heisser seyn! Der H**sohn von einem Ahitophel, der Schurke, der den Handschlag eines Edelmanns hat, und noch Versicherung fordert! Die H*ds-f*tische Kahlköpfe tragen heutigs Tags nichts als hohe Absäze, und ein Gebund Schlüssel an ihrem Gürtel; und wenn ein Bidermann so höflich ist und bey ihnen borgen will, so verlangen sie Sicherheit! Es wäre mir eben so lieb gewesen, wenn er mir das Maul mit Mausgift gestopft hätte, als mit dieser unverschämten Versicherung, die er verlangt. Ich erwartete, der Flegel würde mir zween und zwanzig Stab Atlas schiken, so wahr ich ein rechtschaffner Ritter bin, und er schikt mir Versicherung. Gut, er mag in Sicherheit schlaffen, denn er hat das Horn des Ueberflusses.** Seiner Frauen Galanterie*** scheint daraus hervor, und doch sieht er nichts, ob er gleich seine Laterne an der Stirne trägt.--Wo ist Bardolph? {ed. ** Dieser Spaß scheint augenscheinlich von einem Plautinischen entlehnt zu seyn: (Quo ambulas tu, qui Vulcanum in cornu conclusum geris? Amph. Act. L Sc. 1.) Daß Plautus hier eine scherzhafte Anspielung im Sinne gehabt habe, daran dürfen wir nicht zweifeln, da die Proverbial-Redensart, Hörner für Hahnreyschaft zu sagen, sehr alt ist, wie aus einer Stelle des Artemidorus erhellet, welcher sagt: Proseipein autv oti h gunh sou porneusei, kai to legomenon, KERATA AUTW POIHSEI--Oneirocr. L. II. c. 12. Warburton.} {ed. *** Im Englischen ist hier ein Wortspiel mit dem Wort (Lightness), dessen Doppelsinn schon anderswo bemerkt worden. Weil es sich im Deutschen nicht ausdrüken läßt, so geht der ganze Spaß verlohren. Auf schweizerisch, wo Licht und leicht beydes liecht ausgesprochen wird, gieng es vielleicht an.} Lakay. Er ist nach Schmidtfield gegangen, Eu. Herrlichkeit ein Pferd zu kauffen. Falstaff. Ich kaufte ihn in Paul's, und er kauft mir izt dafür ein Pferd in Smithfield. Wenn ich izt nur noch ein Weib aus einem B**l kriegen könnte, so wär' ich bemannt, begault und beweibt! Fünfte Scene. (Der Lord Ober-Richter und seine Bediente zu den Vorigen.) (Wir müssen diese Scene gänzlich weglassen. Der gröste Spaß darinn besteht in dem Einfall, den Falstaff hat, sich zu stellen als ob er nicht wohl höre; und in den unverschämten Antworten die er, auf das Privilegium der Taubheit hin dem Lord Ober-Richter giebt, der ihn wegen seiner heillosen Lebensart beschilt.) Sechste Scene. (Verwandelt sich in den Palast des Erzbischoffs von York.) (Der Erz-Bischoff Hastings, Thomas Mowbray und Lord Bardolph treten auf.) York. Ihr habt nun die Beschaffenheit unsrer Sache vernommen, und kennet unsre Mittel. Entdeket uns izt, meine edlen Freunde, ich bitte euch alle, entdeket ungescheut, was ihr von unsern Hoffnungen denket. Was saget ihr dazu, Lord Marschall? Mowbray. Ich billige gänzlich die Sache unsrer Waffen, aber ich wünschte besser überzeugt zu seyn, wie wir mit den Mitteln die wir haben einer so furchtbaren Macht als des Königs, die Stirne bieten können. Hastings. Unsre dermalige Stärke ist auf fünf und zwanzig tausend Mann auserlesener Leute angewachsen; und der grosse Northumberland, dessen Brust von gerechtester Rache glüht, giebt uns die zuverläßige Hoffnung einer mächtigen Unterstüzung. Bardolph. Die Frage, Lord Hastings, ist also diese: Ob wir mit diesen fünf und zwanzig tausend Mann, die wir haben, ohne Northumberland, eine Unternehmung wagen können? Hastings. Mit ihm können wir's. Bardolph. Gut, das ist also der Umstand auf den alles ankommt. Wenn wir ohne ihn zu schwach sind, so ist meine Meynung, wir sollen uns nicht zu tief einlassen, bis wir seinen Beystand haben. Bey einem so blutigen Vorhaben wie das unsrige, können Vermuthungen, Wünsche, Erwartungen einer ungewissen Unterstüzung, nicht in die Rechnung gebracht werden. York. Diß ist sehr richtig, Lord Bardolph; des jungen Hot-Spurs Fall zu Schrewsbury giebt uns diese Lection. Bardolph. In der That, Milord, was verursachte seinen Fall, als daß er seine kleine Anzahl durch die Hoffnung versprochner Hülfe doppelte; daß er sich selbst mit Ausrechnungen einer eingebildeten Macht täuschte, die in der That kleiner war, als der kleinste seiner Gedanken; daß er in der Schwärmerey einer erhizten Einbildungskraft seine Leute zum Tod führte, und taumelnd in sein Verderben sprang. Hastings. Es kan, dem ungeachtet, mit eurer Erlaubniß, nicht schaden, die Vortheile, auf die man sich mit der grösten Wahrscheinlichkeit Rechnung machen kan, in den Ueberschlag unsrer Unternehmung zu bringen. Bardolph. Ja, wenn uns die Umstände nicht zu einer augenbliklichen Entschliessung nöthigten. Eine auf blosse Hoffnung hin würklich angefangne Sache gleicht den Trag-Knospen eines zu frühzeitigen Frühlings, von denen man gleichviel Ursache hat zu hoffen, daß sie Früchte geben, als zu fürchten, daß Fröste sie verderben werden. Wenn wir bauen wollen, so überlegen wir zuerst wie wir es angelegt haben wollen; hernach machen wir den Riß davon, und dann müssen wir nothwendig die Unkosten der Aufführung berechnen. Finden wir, daß sie unsre Kräfte übersteigen, was thun wir dann? Wir ziehen unsern Plan zusammen, wir machen ein kleineres Modell, oder wir geben den Bau gar auf. Sollten wir bey einem so grossen Werk, als das Vorhaben ein Königreich niederzureissen, und ein anders aufzurichten, weniger Vorsichtigkeit gebrauchen? Um wie viel nöthiger ist es, daß wir eines wolüberlegten Entwurfs einig seyen, daß wir des Fundaments versichert seyen, worauf wir bauen wollen; daß wir unsre Mittel überrechnen und genau erkundigen, wie weit sie zu einem solchen Werke zureichen, und ob sie die entgegenstehende Schwierigkeiten überwiegen? Denn sonst bauen wir auf Papier, zählen blosse Namen von Männern für die Männer selbst, und befinden uns am Ende im Fall desjenigen der einen Bau angefangen hat, der sein Vermögen übersteigt, und wenn er's zur Hälfte gebracht hat, genöthigt ist es ligen zu lassen, und als einen nakten Gegenstand weinender Wolken, den Stürmen und dem verwüstenden Winter preis zu geben. Hastings. Gesezt auch, unsre Hoffnungen sollten wider allen Anschein in der Geburt erstiken, und wir hätten nicht einen einzigen Mann mehr als wir schon haben zu erwarten, so denke ich doch, wir sind, so wie wir sind, stark genug, uns mit dem König zu messen. Bardolph. Wie? hat er etwann nur fünf und zwanzig tausend Mann? Hastings. Gegen uns, nicht mehr; nicht einmal so viel, Lord Bardolph; Er ist genöthiget, seine Macht in drey Heere zu theilen; eines gegen die Franzosen, eines gegen Glendower, und ein drittes gegen uns; diese Theilung muß den König desto schwächer machen, da sein Schaz erschöpft und seine Kisten leer sind. York. Daß er seine verschiedne Schaaren zusammenziehen, und uns mit gesammter Macht angreiffen sollte, haben wir nicht zu besorgen. Hastings. Wenn er das thun wollte, so ließ' er seinen Rüken unbeschüzt, und er sezte sich in die unvermeidliche Gefahr, von allen Seiten eingeschlossen zu werden; das ist nimmermehr zu besorgen. Bardolph. Wem wird er wohl die Anführung seiner Truppen gegen uns geben? Hastings. Dem Herzog von Lancaster und Westmorland; er selbst und Harry Monmouth ziehen gegen die Welschen, aber wer gegen die Franzosen commandieren wird, ist noch nicht bekannt. York. Wolan dann, laßt uns Hand ans Werk legen, und die Ursachen bekannt machen, warum wir die Waffen ergreiffen--Die Gemeinen sind ihrer eignen Wahl überdrüssig, ihre heißhungrige Liebe hat sie überfüllt. Der hat eine wankende und unsichre Wohnung, der auf das Herz des Pöbels baut. O du schwärmerischer Hauffe! Mit was für einem lauten Zujauchzen, mit welchem Getümmel von Segnungen schlugst du den Himmel, eh Bolingbroke war, was du wolltest daß er seyn sollte? Und nun, da er zugerichtet ist, wie du ihn wünschtest, nun bist du so voll von ihm, daß du dich selber reizest, ihn wieder von dir zu geben. So, so entludest du, du gemeiner Gassen-Hund, deinen gefräßigen Busen des königlichen Richards; und izt wolltest du gerne wieder essen was du gespien hast, und heulst, es zu finden. Was für Vertrauen darf man auf die Menschen sezen! Diejenige, die Richards Tod wollten, da er lebte, sind nun in sein Grab verliebt; du, der Staub und Auskehricht auf sein schönes Haupt herab schüttete, als er seufzend hinter dem bewunderten Bolingbroke durch das stolze London geführt wurde, schreyst izt: o Erde, gieb uns jenen König wieder, und nimm diesen!--[*Verfluchte Unbeständigkeit der menschlichen Gedanken! Das Vergangne und Künftige scheint ihnen immer das beste, das Gegenwärtige immer das schlimmste. {ed. * Reime im Original.} Mowbray. Sollen wir unsre Leute mustern, und ausrüken? Hastings. Wir hangen nun von der Zeit ab, und die Zeit befiehlt uns, zu gehen.] Zweyter Aufzug. Erste Scene. (Eine Strasse in London.) (Die Wirthin tritt mit den zween Häschern, Fang und Schlinge auf.) Wirthin. Herr Fang, habt ihr die Klage anhängig gemacht? Fang. Sie ist anhängig gemacht. Wirthin. Wo ist euer Scherge? Ist es ein braver Scherge? Ist er ein Mann, zum Anpaken? Fang. Holla, wo ist Schlinge? Wirthin. O Jemini! Ah, guter Herr Schlinge! Schlinge. Hier, hier. Fang. Schlinge, wir müssen Sir John Falstaffen in Verhaft nehmen. Wirthin. Ach ja, guter Herr Schlinge, ich hab ihn verklagt, und alle. Schlinge. Das mag einigen von uns das Leben kosten; er wird vom Leder ziehen. Wirthin. Das ist doch ein Elend! Nehmt euch ja vor ihm in Acht; er erstach mich neulich in meinem eignen Hause, und das nur auf eine recht bestialische Art; er bekümmert sich nichts darum, was für Unheil er anrichtet, wenn er mit seiner Fuchtel heraus ist. Er wird zustossen wie ein Teufel; er schont euch weder Mann, noch Weib, noch Kind. Fang. Wenn ich ihn nur einmal zu paken kriegen kan, so frag ich nichts nach seinem Pochen. Wirthin. Nein, ich auch nicht; ich will euch schon an der Hand seyn. Fang. Wenn ich ihm nur einmal mit der Faust beykommen kan-- Wirthin. Ich bin verlohren, wenn er entgeht; ich versichre euch, die Zechen nehmen kein Ende, die er mir schuldig ist. Guter Herr Fang, haltet ihn ja fest; guter Herr Schlinge, laßt ihn ja nicht entwischen; er kommt immer in Pie-Corner, mit Verlaub vor euer Ehren zu reden, einen Sattel zu kauffen, und er ist heute zum Mönchs-Kopf in der Lombard-Strasse zu Hrn. Smooth, dem Seidenhändler, zum Mittagessen eingeladen. Ich bitte euch, weil meine Klage einmal anhängig ist, und die Sache so weit gekommen ist, daß es die ganze Welt weiß, macht doch ja, daß er sich zur Verantwortung stellen muß. Hundert Mark ist eine grosse Summe für eine arme verlassene Wittfrau; ich hab immer gewartet, und gewartet, und gewartet, und er hat mich immer gefoppt, und gefoppt, und wieder gefoppt, daß es eine Schande ist, nur daran zu denken.-- (Falstaff, sein kleiner Lakay, und Bardolph zu den Vorigen.) Dort kommt er eben, und der ausgemachte malvasiernasichte Spizbube Bardolph mit ihm. Thut euer Amt, thut euer Amt, Herr Fang und Herr Schlinge, thut mir, thut mir, thut mir euer Amt. Falstaff. Wie? wie? Wessen Mähre ist todt? Was giebt's hier? Fang. Sir John, ich arretire euch, auf Ansuchen der Frau Quikly. Falstaff. Weg, ihr Lümmel; zieh, Bardolph: Hau mir dem Raker den Kopf herunter: Wirf den Sausödel in den Bach. Wirthin. Was? Mich in den Bach werfen? Ich will dich in den Bach werfen. Willt du? willt du? Du--Mörder! Mörder!-- Falstaff. Bardolph, halt sie zurük. Fang. Succurs! Succurs! Wirthin. Liebe Leute, holt noch einen Mann oder zwey; du willt, willt du? Du willt, willt du? Thu's, thu's, du Raker, du, du Hanfsaamen! Falstaff. -- (Dumme Schimpfwörter.) Zweyte Scene. (Der Lord Ober-Richter mit seinem Gefolge.) Ober-Richter. Was giebts hier? Haltet Frieden hier, he! Wirthin. O mein lieber Gnädiger Herr, haltet zu mir; ich bitte euch, nehmt euch meiner an. Ober-Richter. Wie, Sir John? Was für saubre Händel habt ihr hier? Schikt sich das für eure Bedienung, und für das Geschäfte, so euch aufgetragen ist? Ihr solltet schon weit auf der Landstrasse nach York seyn. Laß ihn gehen, Bursche; was hängst du dich an ihn an? Wirthin. O allergnädigster Herr Lord, ich bin mit Euer Gestreng Erlaubniß eine arme Wittfrau von East-Cheap, und er wird auf mein Ansuchen in Verhaft genommen. Ober-Richter. Für was für eine Summe? Wirthin. Für alles, Gnädiger Herr, für alles was ich habe. Er hat mich von Haus und Hof gefressen, er hat mein ganzes Vermögen in seinen diken Bauch da hinein gestopft; aber ich will doch nicht alles verlohren haben, ich will wieder was herauskriegen, oder ich will dich des Nachts reiten wie eine Hexe. Falstaff (Eine Zote.) -- Ober-Richter. Wie kommt das, Sir John? Fie! welcher ehrliche Mann wollte sich dergleichen nachreden lassen? Schämt ihr euch nicht, eine arme Wittfrau zu solchen Mitteln zu treiben, um zum Ihrigen zu gelangen? Falstaff. Wie viel bin ich dir dann schuldig? Wirthin. Meiner Six! Wenn du ein Bidermann wär'st, dich selbst und das Geld dazu; du schwur'st mir auf einen verguldten Becher, es war in der Delphin-Stube, du sassest an der runden Tafel, bey einem See-Kohlen- Feuer, am Dienstag in der Pfingst-Woche, war es, wie dir der Prinz ein Loch in den Kopf schlug, daß du ihn mit einem Bänkel-Singer von Windsor verglichen hattest, schwur'st du mir nicht, indem ich deine Wunde wusch, du wollst mich heurathen, und mich zu Milady deiner Frau zu machen? Kanst du's läugnen? Kam nicht eben Frau Cathrine, die Mezgerin, in die Stube, und nannte mich Gevatterin Quikly? Sie kam, und wollte eine Maaß Eßich bey mir entlehnen, und da sagte sie, sie hätte eine gute Schüssel voll gebakne Pflaumen, und da sagtest du, du habest Lust etliche davon zu essen, und da sagt' ich dir, sie taugten nicht zu einer frischen Wunde; und batest du mich nicht damals, wie sie wieder die Stiege hinunter war, ich sollte mit solchem armem Volk nicht mehr so gemein thun, und sagtest, es solle nicht mehr lang währen, so würden sie mich Madam heissen müssen? Und gabst du mir nicht einen Kuß, und batest mich, ich sollte dir dreyßig Schillinge holen? Ich treib dich izt auf deinen Eid; läugn' es, wenn du kanst.* {ed. * So viel mag zur Probe von dieser und der folgenden Scene genug seyn, worinn Falstaff und die Wirthin, indeß daß Gower dem Lord Ober-Richter die Zeitung von Yorks und Northumberlands Empörung bringt, sich unter der Hand wieder mit einander aussöhnen.} Vierte Scene. (Eine andre Strasse in London.) (Prinz Heinrich und Poins.) Prinz Heinrich. Du kanst mirs glauben, ich bin entsezlich müde. Poins. Wie, ist es dazu gekommen? Ich dachte, die Müdigkeit dürfte keinen Königssohn angreiffen. Prinz Heinrich. Es ist doch so, ob meine Hoheit sich gleich entfärbt, es zu gestehen. Kommt es nicht pöbelhaft an mir heraus, daß ich einen Gelust nach Schmahl-Bier habe? Poins. In der That, ein Prinz sollte sich nie so sehr vergessen, an eine so schwache Composition nur zu denken. Prinz Heinrich. Mein Appetit ist also vermuthlich nicht von königlicher Abkunft; denn, in gutem Ernst, ich denke izt an die arme Creatur, Schmahl- Bier. Aber in der That, diese gedemüthigen Gedanken erleiden mir meine Hoheit gewaltig. Was für eine Unanständigkeit, daß ich mich deines Namens erinnere? Oder daß ich morgen dein Gesicht noch kenne? Oder daß ich weiß, wie viele paar seidene Strümpfe du hast, (z. Ex. diese hier, und deine Pfersich-Blüth farbene;) oder daß ich ein Inventarium über deine Hemder bey mir trage, z. Ex. eines für die Noth, und eins zum Ueberfluß, usw. Poins. Wie übel das zusammenhängt, daß ihr izt so alberne Dinge sagt, nachdem ihr kaum so grosse Dinge gethan habt! Sagt mir einmal, wie viele wakre junge Prinzen sind in der Welt die es so machen würden wie ihr, wenn ihr Vater so krank läge, als der eurige izt ist? Prinz Heinrich. Sol ich dir was sagen, Poins? Poins. Ja, aber einmal etwas recht gutes. Prinz Heinrich. Es soll für wizige Köpfe von so edler Geburt wie du, gut genug seyn. Poins. So sagt es denn, ich kan alles anhören. Prinz Heinrich. Ich sage dir, es schikt sich nicht, daß ich izt traurig aussehe, weil mein Vater krank ist; und doch könnt' ich dir sagen, (als einem, den mir's beliebt, aus Mangel eines bessern, meinen Freund zu nennen,) daß ich traurig seyn könnte, im Ernst traurig. Poins (spöttisch.) In der That, die Ursache ist auch darnach. Prinz Heinrich. Bey dieser Hand, du denkst ich sey ein so verstokter Bube, als du und Falstaff. Laß das Ende den Mann bewähren. Aber ich sage dir, mein Herz blutet innwendig, daß mein Vater so krank ist, wenn mir gleich der Umgang mit so schlimmer Gesellschaft als du bist, die Freyheit benimmt, äusserliche Zeichen von Schmerz an mir sehen zu lassen. Poins. Und warum das? Prinz Heinrich. Was würdest du von mir denken, wenn ich weinte? Poins. Ich dächte, du seyest ein so durchlauchtiger Heuchler, als ein Cron- Prinz je gewesen ist. Prinz Heinrich. So würde jedermann denken, und du bist ein glüklicher Geselle, daß du immer denkst wie jedermann denkt. Keines Menschen in der Welt seine Gedanken bleiben besser in der allgemeinen Landstrasse als die deinigen. Jedermann würde denken, ich sey ein Heuchler, so ist es. Und was bewegt eure hochzuverehrende Gedanken, so zu denken? Poins. Was? Weil ihr so lüderlich zu seyn geschienen habt, und mit Falstaffen in so vertrauter Freundschaft gelebt habt. Prinz Heinrich. Und mit dir. Poins. Nein, bey diesem Tageslicht! Ich bin in keinem schlimmen Ruf, ich darf zuhören, wenn von mir gesprochen wird. Das ärgste was die Leute von mir sagen können, ist, daß ich ein jüngerer Bruder bin, und daß ich flinke Hände habe; und für diese zwey Dinge, ich muß es gestehen, kan ich nichts. Seht, seht, da kommt Bardolph-- Prinz Heinrich. Und der Junge, den ich Falstaffen gab; der Junge sah doch wie ein Christenmensch aus, da er ihn von mir bekam, und sieh, ob ihn der feiste Spizbube nicht in einen ausgemachten Affen verwandelt hat? Fünfte Scene. (Bardolph mit dem kleinen Lakeyen zu den Vorigen.) (Bardolph bringt dem Prinzen einen abgeschmakten Brief von Falstaffen; der kleine Lakey berichtet, daß sein Herr im Bärenkopf in East-Cheap mit der Frau Quikly und Jgfr. Dortchen Tear-Scheet zu Nacht essen werde, und der Prinz verabredet sich mit Poins, sie beym Nacht- Essen zu überraschen. Es ist eine Art von Wiz und Humor in dieser Scene; aber auch das, was nach Abzug der Wortspiele und platten oder schmuzigen Einfälle übrig bleibt, verdient keine Uebersezung; ein paar Einfälle des Prinzen ausgenommen, um deren willen das übrige von folgender Stelle mitgehen mag.) Prinz Heinrich. Aber ist es wahr, Ned, daß ihr so vertraut mit mir thut? Muß ich eure Schwester heurathen? Poins. Mag das Mensch keinen schlechtem Anstand haben! Aber das hab' ich nie gesagt. Prinz Heinrich. Wol--so treiben wir den Narren mit der Zeit, und die Geister der Weisen sizen in den Wolken und spotten unser--Ist euer Herr hier in London? Bardolph. Ja, Milord. Prinz Heinrich. Wo ißt er zu Nacht? Bardolph. Am alten Ort, Milord, in East-Cheap. Prinz Heinrich. In was für Gesellschaft? Page. Mit Ephesiern, Milord, von der alten Kirche. Prinz Heinrich. Wird er Weibsleute beym Essen haben? Page. Niemand, als die alte Frau Quikly, und Jungfer Dortchen Tear-Scheet. Prinz Heinrich. Was für eine Heidin mag das seyn? Page. Es ist ein ganz hübsches Frauenzimmer, Milord, und eine Base zu meinem Herrn. Prinz Heinrich. Von der Art Basen, wie die Pfarr-Kühe zum Stadt-Bullen sind. Wollen wir sie beym Nacht-Essen überraschen, Ned? Poins. In bin euer Schatten, Milord. Prinz Heinrich. Aber holla, ihr Junge, und Bardolph, sagt euerm Herrn kein Wort davon, daß ich in der Stadt bin--Da ist was für eure Verschwiegenheit. Bardolph. Ich habe keine Zunge, Milord. Page. Und ich will schon Meister über meine seyn. Prinz Heinrich. Fahrt ihr wohl, geht-- (Zu Poins.) Diese Dortchen Tear-Scheet wird vermuthlich was Allgemeines seyn? Poins. Ich stehe euch davor, so gemein, wie die Landstrasse zwischen hier und St. Albans. Prinz Heinrich. Wie müßten wir's machen, wenn wir Falstaffen heute Nacht (in naturalibus) sehen wollten, ohne daß er uns sähe? Poins. Wir müßten lederne Brust-Tücher anthun, und Schürze, und ihm bey Tisch aufwarten. Prinz Heinrich. Von einem Gott zu einem Stier? Eine tieffe Herablassung! Es war Jupiters Fall. Aus einem Prinzen ein Keller-Junge? Eine unedle Verwandlung! Das soll mein Fall seyn. Wenn man eine Narrheit machen will, so muß man sie ganz machen. Folge mir, Ned. (Sie gehen ab.) Sechste Scene. (Northumberlands-Burg.) (Northumberland, Lady Northumberland, und Lady Percy.) Northumberland. Ich bitte dich, mein liebes Weib, und euch, meine werthe Tochter, laßt den Entschliessungen ihren Lauff, wozu die Zeit mich nöthigt. Beunruhigt mich nicht länger durch Vorstellungen, welchen Gehör zu geben nicht mehr in meiner Macht ist. Lady Northumberland. Ich hab es aufgegeben, ich will nichts mehr sagen: thut was ihr wollt; eure Klugheit sey eure Rathgeberin. Northumberland. Ich habe meine Ehre zum Pfand gegeben, liebstes Weib; und nichts kan sie wieder einlösen, als wenn ich gehe. Lady Percy. O, um des Himmels willen, bleibet dem ungeachtet zurük. Es war eine Zeit, Vater, da ihr euer Wort brachet, obgleich weit mehr daran gelegen war es zu halten, als izt. Wie manchen Blik schikte euer Percy, euer Sohn, mein liebster Harry, nordwärts, dem Beystand entgegen, den ihm sein Vater zuführen sollte? aber er wartete umsonst. Wer beredete euch damals daheim zu bleiben? In einem so entscheidenden Zeitpunct, und da durch euer Zurükbleiben eure und euers Sohnes Ehre verlohren gieng? Was die eurige betrift, möge himmlische Glorie sie umglänzen! Die seinige stand über ihm wie die Sonne im arzurnen Gewölbe des Himmels: Und die ganze Ritterschaft von England bewegte sich bey seinem Licht, in der Laufbahn ruhmwürdiger Thaten. Er war der Spiegel, vor dem die edle Jugend ihre Gestalt untersuchte. Er sah keine Füsse, die nicht seinen Gang nachahmten; und mit der Zunge anstossen, welches bey ihm ein Natur-Fehler war, wurde der allgemeine Accent der Tapfern; so groß war die Begierde, ihm ähnlich zu seyn. Nicht nur seine kriegrischen Vorzüge, selbst seine Sprache, sein Gang, seine Art sich zu kleiden, seine Manieren, seine Neigungen, sogar seine Laune und sein Humor, waren das Muster, wornach alle andre sich bildeten; ein jeder schäzte sich selbst nur so viel, als er ihm ähnlich zu seyn glaubte. Und diesen Mann, o! dieses Wunder von einem Mann, ihn, der an Verdiensten niemand über sich hatte, ihn ließt ihr allein, mit einer Hand voll Leute, die ganze Gewalt des Kriegs- Gottes auszuhalten; verließt ihn, in Umständen, wo nichts als der Schall von Hot-Spurs Namen fähig war Widerstand zu thun--O! nimmer, nimmer beleidigt seinen abgeschiednen Geist so sehr, daß ihr euer Wort andern besser haltet als ihm! Laßt sie allein: Der Marschall und der Erzbischoff sind stark genug. Hätte mein liebster Harry nur die Hälfte ihrer Anzahl gehabt, so würd' ich diesen Augenblik, an Hot-Spurs Naken hangend, von Monmouths Grabe reden können. Northumberland. Uebel mög' es euch bekommen, schöne Tochter, daß ihr durch frische Klagen eine alte Wunde wieder aufreisset. Aber ich muß gehen, und mich der Gefahr dort entgegen stellen, oder sie wird mich anderswo selbst suchen, und mich weniger gerüstet finden. Lady Northumberland. Flieht nach Schottland, bis der Adel und die empörten Gemeinen ihre Stärke ein wenig versucht haben. Lady Percy. Wenn sie einen Vortheil über den König erhalten haben, dann vereiniget euch mit ihnen, und macht die Starken stärker. Aber, um unsrer Aller willen, laßt sie vorher ihre Kräfte allein versuchen. Das mußt euer Sohn thun, ihr ließ't es geschehen, so wurd' ich eine Wittwe; und nimmer werd' ich Leben genug haben, sein Andenken* aus meinen Augen so lange zu beregnen, bis es zum Gedächtniß meines edeln Gemals an den Himmel empor wachse. {ed. * Eine Anspielung auf den Rosmarin, der, weil er ein (Cephalicon) ist, in unsers Autors Zeiten (Remembrance), Andenken, genannt wurde.} Northumberland. Kommt, kommt, geht mit mir hinein; mein Gemüth ist izt wie die Fluth, wenn sie zu ihrer grösten Höhe hinaufgeschwollen ist; sie steht dann still, und fliesset weder vorwärts noch zurük. Ich wünschte herzlich, daß ich mit dem Erzbischoff mich vereinbaren könnte; aber tausend Ursachen halten mich zurük. Ich will mich entschliessen nach Schottland zu gehen, und dort warten, bis Zeit und bessere Umstände meinen Beytritt fordern. (Sie gehen ab.) ([Die übrigen sechs Scenen in diesem Aufzug, stellen dasjenige vor, was bey dem) Soupé (des Sir John Falstaff in Gesellschaft der liebenswürdigen Dortchen Tear-Scheet und der Frau Wirthin zum Bärenkopf in East-Cheap vorgegangen; die Händel zwischen Falstaff und Pistol, die Verwandlung des Prinzen in einen Keller-Buben, und den zärtlichen Abschied zwischen Dortchen Tear-Scheet und Falstaff, welcher mitten aus seinen Vergnügungen fortgerissen wird, um zur Armee abzugehen. Es sind Scenen aus Bierschenken und Bordelhäusern, in Ostadens Geschmak nach dem Leben gemahlt. Der Genie unsers Autors zeigt sich vielleicht in gewisser Maaße so groß darinn, als in den schönsten Scenen des Hamlet oder des Kauffmanns von Venedig; aber die ekelhafte Unsittlichkeit derselben verbietet uns sie zu übersezen, und würde auf jedem anderm Theater als dem zu London, auch ihre öffentliche Aufführung verbieten.]) Dritter Aufzug. Erste Scene. (Der Palast in London.) (König Heinrich in seinem Nachtrok, und ein Edelknabe treten auf.) König Heinrich. Geh, ruffe die Grafen von Surrey und Warwik; aber eh sie kommen, sag ihnen, daß sie diese Briefe lesen, und den Inhalt wol überlegen sollen: Halte dich nicht auf. (Der Edelknabe geht ab.) Wie viele tausende von meinen ärmsten Unterthanen schlafen in dieser Stunde! O holder Schlaf, wohlthätige Amme der Natur, womit hab' ich dich erschrekt, daß du meine Auglieder nicht mehr schliessen, meine Sinnen nicht mehr in süsses Vergessen aller Sorgen wiegen willst? Warum ligst du lieber in rauchigen Krippen, auf unbequemen Strohsäken ausgestrekt, und von summenden Nachtfliegen in deinen Schlummer eingezischet, als in den parfümirten Zimmern der Grossen, unter goldnen Thronhimmeln, und von den angenehmsten Symphonien eingewiegt? O warum liegst du bey den Niedrigsten in ekelhaften Betten, und verlässest das königliche Lager wie ein Schilderhäuschen bey einer Sturmgloke? Kanst du, zu oberst auf dem wankenden Mast des Schiff-Jungens Augen versiegeln, und sein Gehirn in der Wiege der ungestümen Woge einwiegen, den Winden ausgesezt, welche die aufrührischen Wellen beym Schopf ergreiffen, ihre ungeheuren Häupter krümmen, und sie unter betäubendem Geschrey an den schlüpfrigen Mast-Tauen aufhängen-- Kanst du, o partheyischer Schlaf, dem nassen See-Jungen in einer so rauhen Stunde Ruhe geben, und versagst sie in der stillesten Nacht, bey allen ersinnlichen Mitteln sie zu befördern, einem Könige? So schlummre dann sanft, glüklicher Bettler! Das Haupt ligt übel, das eine Crone trägt. Zweyte Scene. (Warwik und Surrey treten auf.) Warwik. Unzählbare glükliche Morgen, Gnädigster Herr! König Heinrich. Ist es schon Morgen, Lords? Warwik. Es ist schon über ein Uhr. König Heinrich. Nun dann, so wünsch ich euch einen guten Morgen--Gut, Milords, habt ihr die Briefe gelesen, die ich euch schikte? Warwik. Wir haben, Gnädigster Herr. König Heinrich. Ihr habt also daraus ersehen, in welch einem verdorbnen Zustand unser Staats-Körper ligt, wie sehr seine innerliche Schäden zunehmen, und wie nahe die Gefahr zu seinem Herzen gedrungen ist. Warwik. Die Krankheit ist nicht so gefährlich, daß dieser fiebrische Körper nicht durch gute Diät und ein wenig Medicin zu seiner vorigen Stärke hergestellt werden könnte; Milord von Northumberland wird bald abgekühlt seyn. König Heinrich. O Himmel, wer im Buche des Schiksals lesen könnte, was für Veränderungen die kommenden Zeiten mit sich bringen, wie sie Gebürge ebnen, und das feste Land, troz seiner unbeweglichen Dauerhaftigkeit, in die See zerschmelzen werden; oder wie zu einer andern Zeit der felsichte Gürtel des Oceans zu weit für Neptuni Hüften wird; wie ein Wechsel den andern verdrängt, und der Zufall den Becher des Glüks bald mit süssem bald mit bitterm Getränk anfällt! O, könnte diß gesehen werden, der glüklichste Jüngling, wenn er durch diese Aussicht vergangner und zukünftiger Widerwärtigkeiten hindurchschaute, würde das Buch zumachen, sich niederlegen und sterben! Es sind noch nicht zehn Jahre, daß Richard und Northumberland als die besten Freunde einander Bankette gaben, und zwey Jahre darauf lagen sie gegen einander zu Felde. Es ist kaum acht Jahre, daß dieser Percy meinem Herzen der nächste war, daß er sich mit dem Eifer eines Bruders für mich bearbeitete, und seine Liebe und sein Leben unter meine Füsse legte. Er gieng so weit, daß er um meinetwillen Richarden ins Gesicht den Gehorsam aufkündigte. War nicht einer von euch dabey? Ihr, Vetter Nevil, denke ich--als Richard, von Northumberland mit bittern Vorwürfen angefallen, mit thränenvollen Augen diese Worte sagte, die nun zu einer Propheceyung geworden sind: Northumberland, du Leiter, auf welcher Bolingbroke zu meinem Thron hinaufsteigt, (obgleich damals, der Himmel weiß es, eine solche Absicht weit von mir entfernt war, und in der Folge erst die Umstände des Staats mich zu Uebernehmung der Crone nöthigten;) die Zeit wird kommen, fuhr er fort, daß dein schändliches Verbrechen, wie ein reiffes Geschwür, in faulen Eiter ausfliessen wird; und so fuhr er fort, diesen Bruch unsrer Freundschaft und die Umstände worinn wir izt sind, vorher zu sagen. Warwik. Das menschliche Leben ist seinen hauptsächlichsten Zügen nach eine blosse Abbildung der vormaligen Zeiten; das künftige ligt wie ein Embryon in dem Gegenwärtigen eingehüllt, und wer also das Vergangne und Gegenwärtige wohl beobachtet hat, mag oft mit vieler Richtigkeit vorhersagen, was für noch ungebohrne Veränderungen die Zukunft ausbrüten wird. Auf diese Art konnte König Richard mit einer Art von gewisser Vermuthung vorhersehn, daß der mächtige Northumberland, der damals ihm untreu war, aus dem nemlichen Saamen in eine noch größre Untreue aufschiessen würde, die keinen andern Grund, um Wurzeln zu fassen, finden könnte als euch. König Heinrich. Sind denn alle diese Dinge unvermeidliche Nothwendigkeiten? Nun so laßt uns ihnen auch als Nothwendigkeiten entgegen gehen--Man sagt, der Bischoff und Northumberland seyen fünfzig tausend Mann stark. Warwik. Das kan nicht seyn; das Gerücht verdoppelt, wie ein Echo, die Anzahl der Gefürchteten. Geruhet euch zu Bette zu begeben, Gnädigster Herr. Bey meinem Leben, die Macht die Eu. Majestät ihnen bereits entgegen gestellt hat, ist hinlänglich, den Sieg davon zu tragen. Zu eurer noch grössern Beruhigung bring' ich die gewisse Nachricht, daß Glendower todt ist. Eu. Majestät hat sich diese vierzehn Tage her übel befunden, und dieses unzeitige Wachen muß eure Unpäßlichkeit nothwendig vermehren. König Heinrich. Ich will euerm Rath folgen, und wären wir nur einmal dieser einheimischen Unruhen los, so wollten wir bedacht seyn, liebste Lords, unsern beschloßnen Zug ins gelobte Land auszuführen. (Sie gehen ab.) Dritte Scene. (Verwandelt sich in den Ritter-Siz des Friedens-Richters Schallow in Glocesterschire.) (Schallow und Silence, mit Schimmel, Schatten, Warze, Schwächlich, und Bullkalb treten auf.) Schallow. Kommt herein, kommt, kommt; gebt mir eure Hand, Sir; ihr seyd früh auf, früh auf, wahrhaftig! Und was lebt denn meine werthe Frau Base Silence? Silence. Guten Morgen, lieber Vetter Schallow. Schallow. Was macht meine Base, eure Bettgesellin? und eure hübsche Tochter, und die meinige, meine Pathe Elschen? Silence. O das Mädel wird so schwarz wie eine Kohl-Amsel, Vetter Schallow. Schallow. Auf mein Wort, Sir, ich sag es nicht, weil ihr's hört, aber mein Vetter Williams ist ein guter Student worden; ist er noch immer zu Oxford? Ist er nicht? Silence. Ja, Sir, mein Beutel empfindt es wol. Schallow. So müßt ihr eben machen, daß ihr ihn bald ins Juristen-Stipendium bringt; ich war ehmals in Clements-Inn; ich denke, man wird noch vom närrischen Schallow drinn zu sagen wissen. Silence. Man nannte euch den lustigen Schallow, Vetter. Schallow. Man nannte mich was man wollte, und ich machte auch alles mit was man wollte, mein Seel! und das frisch weg, dazu. Es waren da, ich, und der kleine John Deut von Staffordshire, und der schwarze Georg Bare, und Franz Pik-Bone und William Squele von Cotes-Wold (in Glocesterschire) , vier grössere Rauffer waren nicht im ganzen Collegio, das versichr' ich euch; ich kan's euch sagen, wir wußten wo die Bona- Roba's waren, und wir hatten immer die hübschesten davon zu unsern Diensten. Hänschen Falstaff, (izt Sir John) war damals noch ein junger Bursche, und Edelknabe von Thomas Mowbray, Herzogen von Norfolk. Silence. Ist das der Sir John, Vetter, der heute mit Soldaten hieher kommen soll? Schallow. Eben der Sir John, eben der; ich erinnre mich noch, wie er vor der Thür des Collegii dem Schoggan ein Loch in den Kopf schlug, da er nur noch eine kleine Krabbe war, kaum so hoch, was ich sage; und noch am nemlichen Tag schlug er sich hinter Grays-Inn mit einem gewissen Samson Stokfisch einem Obst-Händler herum, daß die Fezen davon flogen. O das närrische Zeug das wir angegeben haben! Und wenn ich denke, wie viele von meinen alten Bekannten schon todt sind! Silence. Die Reyhe wird an uns auch kommen, Vetter. Schallow. Gewiß, o das ist gewiß, wahrhaftig, wahrhaftig; der Tod ist, wie der Psalmist sagt, allen gewiß; alle Menschen müssen sterben. Habt ihr ein hübsches Joch Ochsen auf dem Stamforder Markt verkauft? Silence. Meiner Treu, Vetter, ich war nicht dort. Schallow. Alle Menschen müssen sterben, ja wol! Ey, lebt auch der alte Double noch in eurer Stadt? Silence. Er ist todt, Sir. Schallow. Ist er todt? Seht doch, seht doch; er spannte einen guten Bogen; und ist er todt? Er war ein guter Bogenschüze. John von Gaunt mochte ihn wol leiden, und wettete viel Geld auf seinen Kopf. Todt! Er schoß euch auf zweyhundert und vierzig Schritte das Centrum heraus, daß es eine Lust war zuzusehen--Was gilt izt die Mandel Schaafe? Silence. Darnach sie sind; eine Mandel gute Schaafe mag izt sieben bis acht Pfund werth seyn. Schallow. So ist der alte Double todt! Vierte Scene. (Bardolph und der kleine Lakay zu den Vorigen.) Silence. Hier kommen zween von Sir John Falstaffs Leuten, denk' ich. Schallow. Guten Morgen, mein werther Herr. Bardolph. Ich bitte euch, wer ist Junker Schallow, der Friedens-Richter? Schallow. Ich bin Robert Schallow, Sir, ein armer Land-Edelmann in dieser Gegend, und einer von Sr. Majestät Friedens-Richtern; worinn kan ich zu euern Diensten seyn? Bardolph. Mein Hauptmann, Sir, empfiehlt sich euch; mein Hauptmann Sir John Falstaff; ein ansehnlicher Edelmann, beym Himmel! und ein braver Officier. Schallow. Er empfiehlt sich seinem Diener; ich weiß daß er ein Mann ist, der seinen Degen versteht. Was lebt der gute Ritter? Darf ich fragen, wie sich Milady, seine Gemalin, befindt? Bardolph. Um Vergebung, Sir, ein Soldat ist besser accommodirt als mit einer Frau. Schallow. Das ist wol gegeben, Sir; und recht wol gegeben, dazu, in der That-- Besser accommodirt--es ist gut, ja in der That ist es; gute Phrases, sicher, sind, und waren immer in grossem Werth, accommodirt--es kommt von (accommodo;) recht gut, eine recht gute Phrasis. Bardolph. Um Vergebung, Sir, ich habe das Wort so gehört. Phrases nennt ihr's? Beym Element, ich weiß nicht was Phrases ist; aber was dieses Wort betrift, da will ich mit meinem Degen behaupten, daß es ein gutes soldatenmässiges Wort ist, und ein Wort das einem unvergleichliche Dienste thun kan. Accommodirt, das ist, wenn einer--wie sie's nennen--accomodirt ist; oder wenn einer, es mag nun seyn was es will, wovon man denken kan, es accommodire ihn; ihr versteht mich schon, es ist ein vortreffliches Ding darum. Fünfte Scene. (Falstaff zu den Vorigen.) Schallow. Ihr habt vollkommen recht. Seht, hier kommt der gute Sir John. Gebt mir eure gute Hand: gebt mir Eurer Herrlichkeit gute Hand: Bey meiner Treu, ihr seht recht gut aus, recht gut für einen Mann von euern Jahren. Willkommen, guter Sir John. Falstaff. Es erfreut mich, euch zu sehen, mein lieber Herr Robert Schallow: das ist Herr Sure-Card, wo mir recht ist-- Schallow. Nein, Sir John, es ist mein Vetter Silence; Mein College in der königlichen Commißion. Falstaff. Mein guter Herr Silence, es ist nicht mehr als billig daß ihr des Friedens wegen da seyd. Silence. Eu. Herrlichkeit ist willkommen. Falstaff. Ey, das ist heisses Wetter, meine Herren; habt ihr mir um ein halb Duzend wakre Kerle gesehen? Schallow. Sapperment, das haben wir, Sir: Wollt ihr euch nicht sezen? Falstaff. So laßt mich sie sehen, wenn ich bitten darf. Schallow. Wo ist der Rodel? wo ist der Rodel? wo ist der Rodel? Laßt sehen, laßt sehen, laßt sehen; so, so, so, So; ja, meiner Six, Sir Ralph Schimmlich; sie sollen herbey kommen, so wie ich sie aufruffe; sie sollen auftreten wie ich sie aufruffe, das sollen sie. Laßt sehen, wo ist Schimmlicht? Schimmlich. Hier, mit Verlaub. Schallow. Was sagt ihr zu diesem da, Sir John? Ein guter grobgliediger Geselle; jung, stark, und aus einer guten Freundschaft. Falstaff. Ist dein Name Schimmlich? Schimmlich. Ja, mit Eurer Erlaubniß. Falstaff. So ist es die höchste Zeit, daß man dich brauche. Schallow. Ha, ha, ha, ein vortrefflicher Einfall, mein Treu! Ein Ding wird schimmlicht, wenn man's nicht braucht; unvergleichlich gut. Ein guter Einfall, Sir John, ein guter Einfall! Falstaff. Zeichnet ihn auf. Schimmlich. Ich bin gezeichnet genug, wenn ihr mich meines Wegs gehen lassen wolltet; meine Großmutter wird ihre liebe Noth haben jemand zu finden, der ihr ihre Haushaltung versieht; ihr brauchtet mich gar nicht zu zeichnen, daß ihr's wißt; es sind Leute genug die gehen können, ohne mich. Falstaff. Geh, geh; nur ruhig, Schimmlich, du must gehen, Schimmlich; es ist Zeit, daß du gebraucht wirst. Schimmlich. Gebraucht? Schallow. Still, Bursche, still; auf die Seite! wißt ihr, wo ihr seyd? Zu den andern, Sir John--Laßt mich sehen; Simon Schatten. Falstaff. Sapperment, den muß ich haben, der ist gut zum Untersizen; er wird ein ziemlich kühler Kriegsheld seyn. Schallow. Wo ist Schatten? Schatten. Hier, Sir. Falstaff. Schatten, wessen Sohn bist du? Schatten. Meiner Mutter Sohn, Sir. Falstaff. Deiner Mutter Sohn! Das ist sehr wahrscheinlich; und deines Vaters Schatten, aber nicht von deines Vaters Körper; das begegnet oft genug, in der That. Schallow. Gefällt er euch, Sir John? Falstaff. Schatten wird im Sommer gute Dienste thun; schreibt ihn auf; wir haben schon eine Menge solcher Schatten im Muster-Buch; sie sind immer gut, die Lüken auszufüllen. Schallow. Thomas Warze! Falstaff. Wo ist er? Warwik. Hier, Sir. Falstaff. Heißt du Warze? Warwik. Ja, Sir. Falstaff. Du siehst so ziemlich zerlumpt aus, Warze. Schallow. Soll ich ihn aufschreiben?* {ed. * Das Sinnreiche der Antwort, welche Falstaff hierauf giebt, ligt in dem Doppelsinn des Worts prick, welches eigentlich stechen bedeutet; und wie das französische Wort (piquer) auch so viel heißt, als jemands Namen zu einem gewissen Dienst, wozu man einen gebrauchen will, auszeichnen.} Falstaff. Das wäre sehr überflüßig; alle seine Habschaft ist auf seinen Rüken gebaut, und das ganze Werk steht auf Stek-Nadeln; stecht ihn nicht noch mehr. Schallow. Ha, ha, ha, was ihr für gute Einfälle habt, Sir! ha ha! das muß man euch lassen, darinn seyd ihr ein Meister, das muß man euch lassen.--Franz Schwächlich-- **-------------- {ed. ** So sehr Hr. Schallow die wizigen Einfälle bewundert, welche Falstaff aus Gelegenheit der Namen und Profeßionen dieser Recruten hat, so ekelhaft fangen sie an, dem Uebersezer, und vermuthlich auch dem Leser zu werden. Wir überschlagen also den Aufruf des Franz Schwächlich, Frauenzimmer- Schneiders, und Peter Bulkalbs, nebst anderm frostigem und zum Theil völlig unübersezlichem Zeug, so in dieser Scene vorkommt.} Falstaff. Sind das nun alle? Schallow. Man hat noch zween mehr ruffen lassen, aber ihr braucht nur viere von hier; kommt also mit mir herein, Sir, und nehmt bey mir auf den Mittag vorlieb. Falstaff. Kommt, ich will eins mit euch trinken, aber bis über Mittag kan ich mich nicht aufhalten. Es freut mich euch zu sehen; aufrichtig, es freut mich, Herr Schallow. Schallow. O Sir John erinnert ihr euch noch daran, wie wir die ganze Nacht in der Windmühl in Sanct Georgen-Feld lagen? Falstaff. Nichts mehr davon, Herr Schallow, nichts mehr davon. Schallow. Ha! es war eine lustige Nacht. Und lebt Hannchen Nacht-Werk auch noch? Falstaff. Sie lebt noch, Herr Schallow. Schallow. Sie konnte nie von mir wegkommen. Falstaff. Nie, nie; sie sagte immer: Man kan doch nicht ohne Hrn. Schallow seyn! Schallow. Sapperment, ich konnte ihr recht im Herzen weh machen; Sie war damals eine (Bona-roba.) Stehen ihre Sachen noch gut? Falstaff. Sie ist eben alt, Herr Schallow, alt. Schallow. Sie muß alt seyn, das ist wahr; sie kan nicht anders als alt seyn; ganz gewiß, alt ist sie, sie hatte schon Robin Nachtwerk von dem alten Nachtwerk, eh ich noch in Clements-Inn kam. Silence. Das war schon vor fünf und fünfzig Jahren. Schallow. Ha, Vetter Silence, du solltest gesehen haben, was dieser Ritter und ich gesehen haben!--Ha, Sir John, hab' ich nicht recht? Falstaff. Wir haben des Nachts manchmal die Gloken auf allen Thürmen schlagen gehört. Schallow. Das haben wir, das haben wir, meiner Treu, Sir John, das haben wir; unsere Wach-Parole war, hem, Jungens!--Kommt, wir wollen zum Mittag- Essen; o was wir für Zeiten gesehen haben! Kommt, kommt! Bulkalb. Lieber Herr Corporal Bardolph, seyd mein guter Freund, hier habt ihr vier Harry-Zehnschilling-Stüke in französischen Cronen. In gutem Ernst, seht ihr, ich wollte eben so gern gehangen seyn, Sir, als gehen; und doch für meinen Theil, Sir, fragt' ich nichts darnach, es ist eben bloß daß ich keine Lust dazu habe, seht ihr, und für meinen Theil blieb ich halter eben lieber bey meinen Freunden; sonst, Herr, fragt ich eben für meinen Theil nicht viel darnach. Bardolph. Schon gut; steh nur auf die Seite. Schimmlich. Und lieber Herr Corporal-Hauptmann, meiner alten Großmutter zu lieb, seyd mein guter Freund; wenn ich fort bin, hat sie keinen Menschen, der ihr ihre Sachen thut, und sie ist alt und kan selbst nicht mehr fortkommen; es soll mir auf vierzig Schilling nicht ankommen. Bardolph. Gut, gut, steh' auf die Seite. Schwächlich. Ich bekümmre mich nichts drum, ein Mensch kan nur einmal sterben; und gestorben muß es seyn, ich will mich herzhaft darein ergeben; ist es mein Schiksal, wohl und gut; wo nicht, so ist's nichts desto schlimmer. Niemand ist zu gut dazu, seinem Fürsten zu dienen; und es mag gehen wie es will, wer in diesem Jahr stirbt, ist quitt für das nächste. Bardolph. Das heißt wie ein braver Kerl gesprochen. Falstaff. Kommt, Sir, welche von diesen Leuten soll ich haben? Schallow. Die viere, die euch am besten gefallen. Bardolph (zu Falstaff leise.) Sir, ein Wort mit euch--Schimmlicht und Bulkalb bieten drey Pfund an, wenn ihr sie freylassen wollt. Falstaff. Gut, gut. Schallow. Nun, Sir John, welche viere wollt ihr haben? Falstaff. Wählt ihr für mich. Schallow. Nun so sey es dann, Schimmlich, Bulkalb, Schwächlich und Schatten. Falstaff. Schimmlich und Bulkalb--Was euch betrift, Schimmlich, bleibt ihr da, bis ihr aufgebraucht seyd, und ihr, Bulkalb, wachßt bis man euch brauchen kan; ich will keinen von euch. Schallow. Sir John, Sir John, ihr thut euch ja selbst Unrecht, sie sind ja gerade die zween ansehnlichsten, und ich wollte euch gerne mit den besten bedient wissen. Falstaff. Herr Schallow, wollt ihr mich lehren, wie ich meine Leute auswählen soll? Bekümmre ich mich was darum, wie groß, wie dik oder wie stark die Leute sind, was für breite Schultern sie haben, oder wie dik ihre Beine sind? Ich sehe auf Herz, Herr Schallow. Seht mir diesen Warze hier, ich steh euch davor, so zerlumpt er aussieht, so soll er mir drauf zuschlagen, wie ein Zinngiessers-Hammer; der Kerl ist flink, das kan ich euch sagen. Und dieser schindeldürre Geselle, Schatten, hier, das ist ein Mann für mich; das ist ein Mann, dem der Feind nicht beikommen kan; der Feind könnte eben so leicht nach der Schärfe eines Federmessers zielen als nach ihm; und wenn es um eine Retirade zu thun ist, wie behend wird dieser Schwächlich, der Frauenzimmer-Schneider, davon lauffen? O, gebt mir die unansehnlichen Leute, und behaltet diese grossen Kerle für euch. Gebt mir Warzen eine Flinte in die Hand Bardolph--- -------------Diese Bursche werden ihre Sachen nicht übel machen. Herr Schallow, Gott behüte euch; lebt wohl, Herr Silence. Ich mache wie ihr seht, nicht viel Complimente; lebt wohl, meine Herren, beiderseits. Ich danke euch; ich muß noch ein duzend Meilen machen, eh es Nacht ist. Bardolph, gieb den Soldaten Uniformen. Schallow. Sir John, der Himmel geleite euch, und benedeye eure Waffen, und geb' uns bald Frieden. Besucht mein Haus, wenn ihr zurükkommt; wir wollen die alte Bekanntschaft wieder erneuern; vielleicht geh ich dann mit euch nach Hofe. Falstaff. Es sollte mir angenehm seyn, Herr Schallow. Schallow. Gut, gut, es bleibt dabey, ein Mann ein Wort. Lebt wohl. (Sie gehen ab.) Vierter Aufzug. Erste Scene. (Ein Wald in Yorkschire.) (Der Erzbischoff von York, Mowbray, Hastings und Coleville treten auf.) York. Wie nennt man diesen Wald? Hastings. Es ist Gaultree-Wald, Milord. York. Hier wollen wir Halte machen, Milords, und Kundschafter ausschiken, um die Stärke des Feinds zu erkundigen. Hastings. Es ist schon geschehen. York. Ihr habt wol gethan. Nun, meine Freunde und Brüder in dieser grossen Angelegenheit, muß ich euch entdeken, daß ich kürzlich Briefe von Northumberland erhalten habe, deren kalter Inhalt dieser ist: Er wünschte in Person, und mit einer Macht, die seinem Stande proportioniert wäre, bey uns zu seyn; da es ihm aber unmöglich sey, eine solche aufzubringen, so habe er sich nach Schottland zurükgezogen, bis Zeit und Vermögen ihm erlauben würden, mehr zu thun. Den Beschluß macht er mit herzlichen Wünschen, daß unsre Unternehmung die Gefahr eines so mächtigen Widerstands überleben möge. Mowbray. So stürzt also das ganze Gebäude von Hoffnungen ein, das wir auf ihn gegründet hatten. (Ein Bote zu den Vorigen.) Hastings. Nun, was bringt ihr Neues? Bote. Von der Westseite dieses Waldes, und kaum noch eine Meile entfernt, rükt der Feind in stolzer Schlachtordnung an; und soviel aus dem Grund den sie deken, abzunehmen ist, schäze ich ihre Anzahl höchstens auf dreyßig tausend Mann. Mowbray. Das ist gerade soviel als wir vermutheten. Laßt uns aufbrechen, um ihnen ins Gefild entgegen zu rüken. Zweyte Scene. (Westmorland zu den Vorigen.) York. Was für ein stattlicher Kriegs-Oberster kommt hier auf uns zu? Mowbray. Ich denke, es ist Milord von Westmorland. Westmorland. Heil und geneigten Gruß von unserm Feld-Herrn, dem Prinzen John von Lancaster. York. Saget an, Milord von Westmorland, was ist der Beweggrund eurer Anherkunft? Westmorland. An euch, Milord, soll dann vornehmlich der Inhalt meiner Rede gerichtet seyn. Käme die Empörung in ihrer eignen Gestalt, in verächtlichen, pöbelhaften Rotten, von blutigen Jünglingen angeführt, von wilder Raubsucht gespornt, und von Lotterbuben und Bettlern unterstüzt; wenn der Aufruhr, sage ich, in dieser seiner wahren, natürlichen und eigenthümlichen Gestalt erschiene, so würdet ihr, ehrwürdiger Vater, und diese edeln Lords nicht hier seyn, seine verabscheute Häßlichkeit mit euerm ehrenvollen Ansehn aufzuschmüken. Ihr, Milord Erzbischoff, dessen Siz durch einheimischen Frieden beschüzt wird, dessen Bart die Silber-Hand des Friedens berührt, dessen Gelahrtheit und Wissenschaft der Friede begünstiget hat, und dessen weisser Priester-Schmuk die Unschuld, die Sanftmuth und jede gesegnete Eigenschaft des Friedens abbildet; warum übersezt ihr euch selbst aus der Sprache des Friedens, die so viel Anmuth hat, in die harte und rauhtönende Sprache des Kriegs? Warum, warum verwandelt ihr eure Bücher in Hellebarden, eure Dinte in Blut, eure Federn in Lanzen, und eure göttliche Zunge in eine kriegrische Trompete? York. Warum thue ich diß? Das ist die Frage; und darauf antworte ich kürzlich: Wir sind alle krank, und haben uns selbst durch Ueppigkeit und Schwelgerey ein brennendes Fieber zugezogen, um dessen willen wir izt bluten müssen; es ist die nemliche Krankheit, an der unser voriger König Richard starb. Doch, mein sehr edler Lord von Westmorland, meine Absicht ist hier nicht den Arzt zu spielen; auch ist es weit von mir entfernt, als ein Feind des Friedens, mich unter die Hauffen kriegrischer Männer einzumengen; diese mir sonst fremde Gestalt ist nur auf eine Weile angenommen, um ausschweiffende üppige Gemüther, die das Uebermaaß ihres Glüks krank gemacht hat, wieder in Ordnung zu bringen, und die Verstopfungen zu reinigen, die den natürlichen Lauf unsers Lebens- Blutes selbst zu hemmen angefangen haben. Ich will mich deutlicher erklären: Ich habe das Uebel so unsre Waffen thun können, und dasjenige so wir leiden, genau gegen einander abgewogen, und finde unsre Beschwerden schwerer als unsre Verschuldungen. Wir sehen, welchen Weg der Strom der Zeit läuft, und werden von der gewaltsam daherstürmenden Gelegenheit aus unsrer friedsamen Sphäre weggerissen. Wir werden den Inhalt aller unsrer Klagen, sobald es die Zeit erheischen wird, Punct für Punct bekannt machen; Klagen, die wir dem König schon vor langer Zeit vorgelegt haben, ohne daß wir durch unser inständiges Bitten erhalten konnten, nur angehört zu werden. Wenn wir beleidiget werden, und unsre Beschwerungen entfalten wollen, so wird uns der Zutritt zu seiner Person von eben denjenigen abgeschlagen, die uns am meisten beleidiget haben. Die Gefahr jener neulichen Tage, deren Andenken mit noch sichtbarem Blut auf die Erde geschrieben ist; und die gegenwärtigen Beyspiele die uns jede Minute darstellt, haben uns in diese übelanständige Waffen-Rüstung gezwungen; nicht den Frieden oder irgend einen Zweig desselben zu brechen, sondern vielmehr einen wahren und dauerhaften Frieden, einen Frieden der den Namen mit der That führe, zu erzielen. Westmorland. Wenn ist euch jemals eine rechtliche Klage abgeschlagen worden? Worinn seyd ihr von dem Könige zum Unmuth gereizt worden? Welcher Peer ist heimlich aufgestiftet worden, euch anzutasten; daß ihr dieses gesezwidrige blutige Patent der meuterischen Empörung mit einem göttlichen Sigel gültig zu machen, und das Schwerdt des Bürger-Kriegs einzusegnen berechtiget seyn solltet? York. Mein Bruder General, das gemeine Wesen, ist durch eine ungerechte Partheylichkeit gegen einige von seinen Kindern zum Nachtheil der andern, in eine häusliche Tyrannie ausgeartet, welche der besondere Gegenstand meiner Klagen ist. Westmorland. Es ist in diesem Stük noch nirgends keine Noth einer Staats- Verbesserung vorhanden; und wann es wäre, so kommt sie euch nicht zu. Mowbray. Warum nicht ihm, für seinen Theil, und uns allen, die noch die Schmerzen der Wunden der vorigen Zeiten, und die ungerechte und drükende Hand der gegenwärtigen fühlen? Westmorland. O Milord Mowbray, betrachtet die Zeiten in der natürlichen Verknüpfung mit ihren Ursachen und Umständen, und ihr werdet bekennen müssen, daß es in der That die Zeit und nicht der König ist, worüber ihr euch zu beklagen habt. Und dennoch kan ich, was eure eigne Person betrift, nicht absehen, wie ihr, weder vorn König, noch der dermaligen Zeit, nur einen Zoll breit Grund hernehmen könnt, Beschwerden darauf zu bauen. Wurdet ihr nicht in alle Herrschaften und Güther des Herzogs von Norfolk, eures edeln und ruhmwürdigen Vaters, wieder eingesezt? Mowbray. Womit hatte mein Vater verdient ihrer entsezt zu werden, wenn ich diese Wieder-Einsezung für etwas mehr halten soll, als was man mir schuldig war? Wider seinen Willen und sein Herz, wurde der König, der ihn liebte, durch die damalige Verfassung des Staats gezwungen, ihn zu verbannen. Und o! damals, da Harry Bolingbroke und er sich in ihre Sättel geschwungen hatten, da ihre schnaubenden Rosse ungeduldig dem Sporn zum Angriff entgegenwieherten, da sie ihre Lanzen eingelegt, ihre Visiere herabgezogen hatten, da ihre feurigen Augen aus stählernen Oeffnungen hervor funkelten, und die laute Trompete sie zum Kampf zusammenblies; damals, damals, (da nichts anders meinen Vater von Bolingbroks Brust hätte zurükhalten können) als der König seinen Stab hinwarf, warf er sein eigen Leben hin, warf er sich selbst hin, und das Leben aller derjenigen, die durch Anklage oder durch die Wuth des Schwerdts unter Bolingbroke gefallen sind. Westmorland. Ihr redet hier, Lord Mowbray, und wißt nicht was ihr redet. Der Graf von Hereford wurde damals für den tapfersten Ritter von ganz England gehalten. Wer weiß, auf wen das Glük gelächelt hätte? Und hätt' auch euer Vater den Sieg erhalten, so würde er ihn gewiß nimmermehr aus Coventry hinausgetragen haben. Das ganze Land haßte ihn, und schrie ihm mit einer allgemeinen Stimme Flüche zu; alle ihre Liebe, alle ihre Wünsche, waren für Hereford, den Gegenstand ihrer brünstigen Zuneigung, dem sie, in der That, mehr Segnungen zurieffen, mehr Beyfall zujauchzten, als dem König selbst--Doch diß führt mich nur von meinem Vorhaben ab: Ich komme hier von dem Prinzen unserm Feldherrn, euern Beschwerden nachzufragen, und euch in seiner Durchlaucht Namen zu sagen, daß er euch Gehör geben will, und daß euch alle billige Forderungen, die ihr machen könnt, zugestanden werden sollen, ohne daß auch nur der blosse Gedanke, daß ihr Feinde gewesen seyd, dagegen in Betracht kommen solle. Mowbray. Er hat uns gezwungen, ihm dieses Anerbieten abzudringen, welches aus blosser Politik, nicht aus guter Meynung gemacht wird. Westmorland. Mowbray, ihr treibet die Einbildung zu weit, wenn ihr es so aufnehmt. Dieses Anerbieten kommt aus Gnade, nicht aus Furcht. Denn seht, dort, nah genug, um von euern Bliken erreicht zu werden, ligt unser Heer, und, bey meiner Ehre! keine Seele in ihm, die nicht den blossen Gedanken der Furcht verschmähe. Unsre Schlacht- Ordnung hat mehr Männer von Namen als die eurige, unsre Leute sind geübter in den Waffen, unsre Munition ist zum wenigsten eben so stark, und unsre Sache die bessere. Wie könnte, bey solchen Umständen, unser Herz schlechter seyn? Sagt also nicht, unser Anerbieten sey abgedrungen. Mowbray. Gut, mit meinem Willen wird man sich in keine Unterhandlungen einlassen. Westmorland. Das beweist nur die Schändlichkeit euers Vergehens; ein böser Schade leidet kein Anrühren. Hastings. Hat der Prinz John Vollmacht von seinem Vater, sich auf alle Bedingungen, worauf wir schlechterdings bestehen mögen, einzulassen, und den Vergleich einzurichten, wie es ihm und uns gefallen mag? Westmorland. Das ligt in dem Namen unsers Generals; mich wundert, wie ihr eine so überflüßige Frage thun möget. York. Wenn dieses ist, Milord von Westmorland, so nehmt dieses Papier; es enthält alle unsre Beschwerungen: Wird allen hierinn erwähnten Puncten abgeholfen, uns und allen unsern Anhängern, gegenwärtigen und abwesenden, der Pardon in gehöriger Form ertheilt, und eine vollständige Sicherheit unsrer Freyheit und unsers Eigenthums für's Künftige gewähret werden; so sind wir bereit die Waffen niederzulegen, und in unsre gesezmäßige Ordnung wieder einzutreten. Westmorland. Ich will es dem Feldherrn überbringen. Gefällt es euch, Milords, so wollen wir im Gesicht unsrer beydseitigen Armeen wieder zusammen kommen, um entweder die Sache gütlich zu enden, (welches der Himmel geben wolle!) oder die Schwerdter sogleich herbeyzuruffen, die den Ausschlag geben müssen. York. Wir sind es zufrieden, Milord. (Westmorland geht ab.) Dritte Scene. Mowbray. Es ist etwas in meinem Busen, das mir sagt, unser Friede werde unter keinerley Bedingungen Bestand haben. Hastings. Besorget das nicht; wenn wir unsern Frieden unter so ausgedehnten und vortheilhaften Bedingungen erhalten, als diejenige, worauf wir schlechterdings bestehen wollen; so wird er so feste stehen, als ein felsichtes Gebürge. Mowbray. Gut; aber alle diese Bedingungen werden uns doch nie das Zutrauen des Königs geben; wir werden immer mit einem Auge beobachtet werden, das voraus geneigt ist, uns schuldig zu finden; und die schlechteste Ursache, der eitelste Schatten eines Verdachts wird das Andenken dieser That wieder aufweken. Unsre künftige Treue mag den flammenden Eifer der Märtyrer haben, sie wird doch immer zu kalt befunden werden; und das argwöhnische Auge des Vorurtheils wird in unsern Verdiensten selbst Entwürfe neuer Verbrechen sehen. York. Nein, nein Milord; glaubt mir, der König ist dieser allzugrossen Schärfe und dieser nagenden Besorgnisse selbst überdrüßig; er hat gefunden daß jeder Argwohn, dem er durch den Tod ein Ende macht, zween Grössere in den Ueberlebenden erwekt. Er wird also seine Schreibtafel rein auswischen, und, um seiner gegenwärtigen Ruhe willen, die Erinnrung vergangner Unruhen von sich entfernt halten. Denn er weiß allzuwol, daß er dieses Land nicht so genau ausjäten kan, als seine argwöhnische Gemüthsart es wünschte. Seine Feinde sind so sehr mit seinen Freunden zusammengewurzelt, daß er keinen Feind ausreuten kan, ohne zugleich einen Freund zu entkräften. So daß dieses Land, wie ein böses Weib, das seinen Mann so sehr aufgebracht hat, ihr Schläge anzubieten, indem er schlagen will, ihm sein Kind entgegen strekt, und dadurch die beschloßne Züchtigung in seinem aufgehobnen Arm zurük hält. Hastings. Ueberdem hat der König an den neulichen Verbrechern alle seine Ruthen abgenuzt, so daß es ihm izt sogar an Werkzeugen zur Züchtigung fehlt; und seine Macht, wie ein Löwe dem die Klauen benommen sind, zwar drohen, aber nicht fassen kan. York. Es ist in der That so; seyd also versichert, mein lieber Lord Marschall, daß wenn wir mit dem König nur erst recht ausgesöhnt sind, unser Frieden, wie ein gebrochnes Glied das wieder eingerichtet worden, nur desto stärker werden soll. Mowbray. Ich wünsch' es. Hier kommt Milord von Westmorland zurük. (Westmorland zu den Vorigen.) Westmorland. Der Prinz ist nicht weit von hier; gefällt es euch, Milords, mit seiner Durchlaucht, in gleicher Entfernung von beyden Armeen zusammen zu kommen? Mowbray. Milord von York, so gehet dann in Gottes Namen voran. York. Gehet ihr voran, und grüsset seine Durchlaucht: Milord, wir kommen. Vierte Scene. (Prinz John von Lancaster tritt auf.) Lancaster. Mir ist angenehm, mein Vetter Mowbray, euch hier anzutreffen; guten Tag, mein lieber Lord Erzbischoff, und so euch, Lord Hastings, und allen. Milord von York, ihr hattet ein weit bessers Ansehen, wenn euch eure Heerde, von der Gloke versammelt, umzirkelte, voller Ehrfurcht eure Erklärung des heiligen Texts anzuhören, als izt in dieser Gestalt eines eisernen Mannes, in der ihr eine Rotte von Aufrührern mit der Trummel aufreizet, um das Wort in Schwerdt, und Leben in Tod zu verwandeln. Der Mann, der das Herz eines Monarchen hat, und im Sonnenschein seiner Gewogenheit reift, wie viel Böses, wenn er die Macht des Königs mißbrauchen wollte, wie viel Unheil könnte er im Schatten eines solchen Ansehens anrichten? So ist es mit euch bewandt, Lord Bischoff. Wer hat nicht davon gehört, wie tief eure Einsicht in die Bücher des Himmels ist? In unsern Augen seyd ihr der Sprecher in seinem Parlament; wir glauben die Stimme des Himmels selbst zu hören, wenn wir euch hören; wir sehen euch als den Canal an, durch den die Gnaden des Himmels zu uns fliessen, und durch den wir ihm unsre Bitten vortragen. O! wer muß nicht glauben, daß ihr das ehrwürdige Ansehen euers Amts mißbraucht, und gleich einem treulosen Günstling, den Namen euers Fürsten zu Ausübung böser Thaten gelten macht? Ihr habt unter einem verstellten Eifer für die Sache Gottes, die Unterthanen seines Statthalters, meines Vaters, aufgewigelt, und sie, beydes gegen den Himmel und gegen ihn, in diesen Schwarm hier zusammen getrieben. York. Gnädigster Herr, ich bin nicht gegen euern Vater hier; sondern, wie ich bereits dem Lord von Westmorland sagte, die Verwirrung dieser Zeiten treibt uns zusammen, und gruppiert uns in diese ungeheure Form, um unsre Sicherheit zu erhalten. Ich sandte Eu. Durchlaucht die besondern Puncte, worinn wir uns beschwert befinden, und womit wir bey Hofe mit Verachtung abgewiesen worden sind. Daher dieser Aufstand, der durch Gewährung unsrer gerechten Forderungen augenbliklich wieder gestillet werden kan, um zahm und unterwürfig sich zu den Füssen der Majestät hinzulegen. Mowbray. Wo nicht, so sind wir bereit, unser Glük bis auf den lezten Mann zu versuchen. Westmorland. Gefällt es Euer Durchlaucht, ihnen darauf zu antworten, in wie fern ihr ihre Artikel genehmiget? Lancaster. Ich genehmige sie alle, und gestehe sie alle zu; und hier schwör ich, bey dem ehrenvollen Blut von dem ich stamme, meines Vaters Absichten sind mißgedeutet worden, und es sind einige um ihn, die seinen Willen und seine Autorität mit einer übertriebnen Schärfe gelten gemacht haben. Milord, diese Beschwerden sollen schleunig gehoben werden, bey meinem Leben! sie sollen. Wenn ihr hiemit zufrieden seyd, so entlaßt eure Truppen, wie wir mit den unsrigen thun werden; und laßt uns hier zwischen beyden Heeren uns umarmen, und auf unsre wiederhergestellte Freundschaft trinken, damit ihrer allen Augen diese Pfänder unsrer Aussöhnung mit nach Hause tragen mögen. York. Ich nehme euer Fürstliches Wort für die Abstellung dieser Beschwerden. Lancaster. Ich geb' es euch, und will es behaupten; und hiemit trink ich Eu. Gnaden zu. Hastings (zu Coleville.) Geh, Hauptmann, und kündige der Armee diese Friedens-Zeitung an; laß sie ihren Sold haben und gehen; ich weiß, es wird ihnen angenehm seyn. Beschleunige dich, Hauptmann. (Coleville geht ab.) York. Auf euer Wohlseyn, Milord von Westmorland. Westmorland. Ich werde Eu. Gnaden Bescheid thun, und wenn ihr wißtet, wie viele Mühe ich angewandt habe, diesen Frieden zu Stande zu bringen, ihr würdet desto muntrer trinken; aber ich werde künftig Anlas haben, euch meine Freundschaft deutlicher zu zeigen. York. Ich seze keine Zweifel in sie. Westmorland. Es erfreut mich. Auf eure Gesundheit, Milord und Vetter Mowbray. Mowbray. Die Gesundheit die ihr mir wünscht, käme sehr gelegen, denn es wird mir plözlich etwas übel. York. Vor schlimmen Zufällen sind die Menschen gemeiniglich munter, und Bangigkeit ist oft der Vorbote einer glüklichen Begebenheit. Westmorland. Seyd also munter, Vetter, weil diese plözlichen Anstösse von Bangigkeit von so glüklicher Bedeutung sind. York. Glaubt mir, es ist mir ungemein leicht ums Herz. Mowbray. Desto schlimmer, wenn eure eigne Regel wahr ist. (Man hört ein Freuden-Geschrey.) Lancaster. Der Friede ist angekündigt; horcht! wie sie froloken. Mowbray. Nach einem Sieg würde das angenehm getönt haben. York. Ein Frieden ist die glüklichste Art von Erobrung; beyde Theile sind dann überwunden, und keiner verliehrt. Lancaster (zu Westmorland.) Geht, Milord, und entlaßt auch unsre Armee. (Westmorland geht ab.) Und wenn es euch gefällt, mein lieber Lord, so wollen wir die Truppen bey uns vorbeyziehen lassen, damit wir sehen, mit was für Leuten wir uns hätten messen sollen. York. Geht, Lord Hastings, und laßt sie hier vorbey ziehen, eh sie auseinander gehen. (Hastings geht ab.) Lancaster. Ich hoffe, Milords, wir werden diese Nacht beysammen ligen. Fünfte Scene. (Westmorland kommt zurük.) Lancaster. Nun, Vetter, warum bleibt unsre Armee stehen? Westmorland. Die Officiers, welche den Befehl, Stand zu halten, aus Eu. Durchlaucht Mund haben, wollen nicht gehen, bis sie den Befehl dazu von Euch selbst bekommen würden. Lancaster. Sie kennen ihre Schuldigkeit. (Hastings kommt zurük.) Hastings. Milord, unsre Armee ist bereits zerstreut: Gleich jungen noch unbejochten Stieren rennten sie gegen Ost, West, Süd und Nord davon; oder wie, wenn die Schule aus ist, die Schul-Jungens in wimmelndem Gedräng hervor stürmen, und jeder seinem Haus oder seinem Spielplaz zuspringt. Westmorland. Eine gute Zeitung, Milord Hastings, für welche ich dich, Verräther, und euch, Lord Erzbischoff, und euch, Lord Mowbray, sämtlich als des Hochverraths schuldig in Verhaft nehme. Mowbray. Ist das ein erlaubtes und rechtschaffnes Verfahren? Westmorland. War es euer Aufstand? York. Brecht ihr eure Treue so? Lancaster. Ich versprach euch keine; ich versprach euch, daß diesen Beschwerden abgeholfen werden sollte, worüber ihr klagtet, und bey meiner Ehre, ich will es mit der christlichen Sorgfalt halten. Ihr aber, Empörer, empfangt den Lohn eurer Thaten. Der Ausgang eurer thörichten Unternehmung entspricht der Unbesonnenheit ihres Anfangs-- Laßt unsre Trummeln rühren, verfolgt die zerstreuten Flüchtlinge, der Himmel, nicht wir, hat an diesem Tag einen unblutigen Sieg für uns erfochten--Man sorge davor, daß diese Verräther bis zu ihrem Todes-Urtheil wol verwahret werden. (Sie gehen ab.) Sechste Scene. (Ein Kriegs-Getümmel. Excursionen. Falstaff und Coleville treten auf.) Falstaff. Wie ist euer Name, Sir? Von welchem Stand seyd ihr? Und von welchem Plaz, wenn ich bitten darf? Coleville. Ich bin ein Ritter, Sir, und mein Nam ist Coleville vom Thal. Falstaff. Gut, Coleville ist also euer Nam', ein Ritter ist euer Stand, und euer Plaz das Thal. Coleville soll immer euer Name bleiben, ein Verräther euer Stand, und ein Loch im Gefängniß euer Plaz; ein Ort das tief genug ist, damit ihr immer Coleville vom Thal bleibet. Coleville. Seyd ihr nicht Sir John Falstaff? Falstaff. Ein so braver Mann, Sir, als er, ich mag seyn wer ich will; wollt ihr euch ergeben, Sir, oder soll ich um euertwillen schwizen? Muß ich schwizen, so sind meine Schweiß-Tropfen die Thränen deiner Freunde, die deinen Tod beweinen. Zittre also so gut du kanst, und bitte um Gnade. Coleville. Ich denke, ihr seyd Sir John Falstaff, und in dieser Meynung geb ich mich zu euerm Gefangnen. Falstaff. Ich hab' eine ganze Schule voll Zungen in diesem Bauch und nicht eine einzige davon redt was anders als meinen Namen: Hätt' ich nur einen Bauch von etwas indifferenterm Umfang, ich wäre ohne weiters der activste Kerl in ganz Europa; mein Wanst, mein Wanst, mein Wanst ist mein Unglük--Hier kommt unser General. (Der Prinz John von Lancaster, und Westmorland treten auf.) Lancaster. Die Hize ist vorbey, folgt ihnen nicht weiter, ruft die Unsrigen zurük, mein lieber Vetter Westmorland. (Westmorland geht ab.) Nun, Falstaff, wo seyd ihr diese ganze Zeit über gewesen? Wenn alles und jedes vorbey ist, dann kommt ihr. Diese Langsamkeit schikt sich nicht gut zu euerm Handwerk; bey meinem Leben, sie wird über lang oder kurz noch einmal einem Galgen den Rüken brechen. Falstaff. Es solte mir leid thun, Milord, wenn es nicht so wäre; ich habe nie anders gehört, als daß Verweise und Demüthigungen der Lohn der Tapferkeit sind. Denkt ihr, ich sey eine Schwalbe, ein Pfeil oder eine Kugel? Kan ich armer alter Mann die Geschwindigkeit eines Gedankens haben? Ich eilte mit dem äussersten Punct des äussersten Grads der Möglichkeit hieher. Ich habe hundert und etlich und achtzig Postpferde zu Schanden geritten; und kaum war ich abgestiegen, so nahm' ich, so matt ich von der Reise war, in meiner reinen und immaculirten Tapferkeit diesen Sir John Coleville vom Thal, einen ganz furiosen Ritter und höchst furchtbaren Feind, gefangen: Doch was sag ich? Er sah mich, und ergab sich; so daß ich in Wahrheit mit jenem Haaken-nasichten Gesellen aus Rom da, dem Cäsar, sagen kan: ich kam, sah und siegte. Lancaster. Das war eine blosse Höflichkeit von ihm daß er sich ergab, und ihr könnt euch kein Verdienst daraus machen. Falstaff. Ich weiß nicht; hier ist er, und hier liefr' ich ihn aus, und bitte Eu. Durchlaucht, daß es mit den übrigen Thaten dieses Tages aufgeschrieben werden möge; oder bey G*** ich will eine eigne Ballade darauf machen lassen, und oben drüber mein Bild in Holzschnitt, und Colevillen wie er mir die Füsse küßt; wenn ich genöthiget werde, so was zu thun, und wenn ihr nicht alle wie verguldte Doppel-Pfennige gegen mich aussehen sollt, und ich am hellen Himmel des Ruhms euch nicht eben so weit überglänzen werde, als der Vollmond die Funken in einer heissen Asche, die nur wie Steknadel-Köpfe gegen ihn aussehen, so glaubt keinem Edelmann auf sein Wort. Laßt mir also mein Recht wiederfahren; laßt das Verdienst steigen. Lancaster. Zum Steigen ist das deine zu schwer. Falstaff. So laßt es scheinen. Lancaster. Dazu ist es zu dicht. Falstaff. Laßt es nur etwas thun, mein gütiger Lord, das mir wohl thut, und nennt es wie ihr wollt. Lancaster. Ist dein Name Coleville? Coleville. Ja, Milord. Lancaster. Du bist ein berüchtigter Rebell, Coleville. Coleville. Ich bin, Milord, was bessere als ich sind, die mich hieher führten; hätt' ich ihnen rathen sollen, ihr solltet sie theurer bezahlt haben, als ihr habt. Falstaff. Ich weiß nicht, wie theuer sie sich selbst verkauften, aber du warst ein so gutherziger Geselle, und gabst dich gratis weg; und ich danke dir davor. Siebende Scene. (Westmorland zu den Vorigen.) Lancaster. Nun, habt ihr das Nachsezen gehemmet? Westmorland. Unsre Leute sind wieder zurük, und warten nur auf Befehl, wegen der Gefangnen. Lancaster. Sendet also Colevillen mit seinen Consorten nach York, ihr Urtheil unverzüglich zu empfangen. Blunt, führe sie ab, und sorge daß sie wol bewacht werden. (Blunt geht mit Coleville ab.) Und nun, Milords, will ich nach Hofe; ich höre, der König mein Vater ist krank; unsre Zeitungen sollen uns zuvorkommen, und ihr, Vetter, sollet sie seiner Majestät überbringen; vielleicht werden sie von beßrer Würkung seyn, als alle andre Arzneyen. Wir werden euch sobald als möglich folgen. (Sie gehen ab.) Achte Scene. (Verwandelt sich in den Palast zu Westmünster.) (König Heinrich, Warwik, Clarence und Glocester treten auf.) König Heinrich. Nun, Milords, wenn der Himmel diesem Streit, der vor unsrer Thüre blutet, ein glükliches Ende macht, so wollen wir unsre Jugend in höhere Gefilde führen, und hinfort keine andre als geheiligte Schwerdter ziehen. Unsre Flotte ist ausgerüstet, unsre Macht beysammen, die Regierung in unsrer Abwesenheit ist bestellt, und alles ist so wie wir's wünschen; ausser daß wir uns ein wenig besser befinden sollten, und noch verziehen müssen, bis diese Rebellen zu paaren getrieben sind. Warwik. Beydes, Gnädigster Herr, wird, wie wir nicht zweifeln, in kurzem nach Wunsch erfolgen. König Heinrich. Humphrey, mein Sohn von Glocester, wo ist der Prinz euer Bruder? Glocester. Gnädigster Herr, ich denke, er ist nach Windsor auf die Jagd gegangen. König Heinrich. Mit was für Gesellschaft? Glocester. Ich weiß es nicht, Milord. König Heinrich. Ist nicht sein Bruder, Thomas von Clarence, bey ihm? Glocester. Nein, Gnädigster Herr, er ist hier gegenwärtig. Clarence. Was wünscht mein Gebietender Herr und Vater? König Heinrich. Nichts als Gutes für dich, Thomas von Clarence. Wie kommt es, daß du nicht bey dem Prinzen deinem Bruder bist? Er liebt dich, und du sezest ihn bey Seite, Thomas; du hast einen bessern Plaz in seinem Herzen als deine Brüder, trage Sorge dazu, mein Sohn, du kanst dereinst nach meinem Tod die Mittels-Person zwischen ihm und deinen Brüdern seyn, und ihnen wichtige Dienste thun. Verabsäume ihn also ja nicht; und verscherze den Vortheil seiner Liebe nicht, durch den Schein der Kaltsinnigkeit, oder, als wenn du dich nichts um ihn bekümmertest. Er ist gütig und freundschaftlich gegen diejenige, die er ihm ergeben sieht; er hat Thränen für andrer Leiden, und eine immer offne Hand zur Wohlthätigkeit. Allein, wenn er gereizt wird, ist er lauter Feuer, launig wie der Winter, und gäh wie ein Windsstoß an einem kühlen Morgen. Man muß sich daher nach seiner Gemüthsart richten lernen. Tadelt ihn wegen seiner Fehler, jedoch mit Ehrerbietung, wenn ihr sehet daß er bey guter Laune ist; aber wenn er aufgebracht ist, so gebt ihm Plaz, bis seine Leidenschaft, wie ein zu Grund sinkender Wallfisch, durch ihre eigne heftige Bewegungen sich entkräftet hat. Lerne diß, Thomas, und du wirst ein Schirm deiner Brüder seyn, ein goldner Reiff, der sie zusammenbinden wird, damit das vereinigte Gefäß ihres Bluts, wenn es, wie vielleicht begegnen kan, durch den Gift heimlicher Aufstiftungen in Gährung gesezt wird, nicht lek werde, und sollt' es gleich stärker würken als Aconitum oder rasches Schieß-Pulver. Clarence. Ich werde mir angelegen seyn lassen, seine Liebe zu verdienen. König Heinrich. Warum bist du nicht zu Windsor bey ihm, Thomas? Clarence. Er ist nicht zu Windsor; er speißt in London zu Mittag. König Heinrich. Und wer ist bey ihm? Kanst du mir's sagen? Clarence. Poins, und seine andern gewöhnlichen Begleiter. König Heinrich. Der fetteste Boden trägt das meiste Unkraut, und er das edle Bild meiner Jugend, ist ganz damit überwachsen; Ursache zu einem Kummer, der sich über mein Leben hinaus erstrekt. Das Blut weint aus meinem Herzen, wenn ich mir die regellosen Tage, die verderbten Zeiten vorstelle, die ihr sehen werdet, wenn ich einst bey meinen Voreltern schlafe: Denn wenn seine wilde Schwelgerey keinen Zügel mehr hat, wenn Wuth und schäumendes Blut seine Räthe sind, wenn Macht und schlimme Sitten sich vereinbaren; oh, mit was für stürmenden Schwingen wird er seinem Fall und Verderben entgegen stürzen. Warwik. Mein Gnädigster Herr, ihr mißkennt ihn in diesem Augenblik. Der Prinz studiert nur seine Gesellschafter, wie eine fremde Sprache; will man die Sprache besizen, so ist nöthig daß man auch das unanständigste Wort ansehe und lerne; wenn man's aber einmal versteht, so weiß Eu. Majestät, daß es zu keinem andern Gebrauch kommt, als daß man es kennt und verabscheut. So wird es der Prinz, zu seiner Zeit, mit seinen Gesellschaftern halten, und die Kenntniß die er von ihnen hat, wird eine Art von Modell oder Maasstab seyn, woran er den Werth beßrer Leute messen wird. König Heinrich. Selten macht die Biene ihren Waben in ein Todten-Aaß.--Wer kommt hier? Westmorland? Neunte Scene. (Westmorland tritt auf.) Westmorland. Heil, Gnädigster Herr, und neues Glük, zu demjenigen, so ich anzukündigen komme! Prinz John, euer Sohn küßt eure königliche Hand; Mowbray, der Bischoff Scroop, Hastings und die übrigen haben die Straffe eurer Geseze erfahren, kein einziges aufrührisches Schwerdt ist mehr entblößt, und der Friede treibt seine Oliven allenthalben hervor. Die Art und Weise und den ganzen Zusammenhang der Umstände, wie alles dieses geschehen ist, geruhe Euer Majestät mit beßrer Musse aus dieser Relation zu ersehen. (Er übergiebt ein Papier.) König Heinrich. O Westmorland, du bist ein Sommer-Vogel, der mitten im Winter den aufgehenden Tag ansingt. (Harcourt zu den Vorigen.) Seht, noch mehr Neuigkeiten. Harcourt. Der Himmel bewahre Eure Majestät vor Feinden, und stehen Feinde gegen euch auf, so mögen sie fallen wie diejenige, von denen ich komme, euch Nachricht zu geben. Der Graf von Northumberland, und der Lord Bardolph, mit einer ansehnlichen Macht von Engländern und Schotten, sind von dem Scheriff von Yorkschire aufs Haupt geschlagen worden. Die nähere Umstände und Folgen dieser Action enthält dieses Paquet. König Heinrich. Und warum müssen diese guten Zeitungen mich kränker machen? Kan das Glük keine unvermengte Gunst gewähren, und muß, wenn sie uns nichts als Gutes zu sagen hat, der angenehme Inhalt wenigstens in häßlichen Lettern geschrieben seyn? Entweder giebt sie einen guten Magen und nichts zu essen; oder sie stellt uns ein Banquet auf, und nimmt den Appetit hinweg. Ich sollte mich über diese gute Zeitungen erfreuen, und nun vergeht mir mein Gesicht, und mein Kopf wird mir ganz taumlicht. O! o! kommt näher--mir wird ganz übel-- Glocester. Der Himmel stärke Eu. Majestät. Clarence. O mein königlicher Vater! Westmorland. Mein Gnädigster Gebieter, richtet euch auf, ermuntert euch! Warwik. Geduld, meine Prinzen; ihr wißt, diese Anstösse sind bey Sr. Majestät nicht ungewöhnlich. Tretet weiter zurük, gebt ihm Luft, er wird gleich besser werden. Clarence. Nein, nein, er kan diese Bangigkeiten nicht mehr lange aushalten. Der langwierige Kummer, und die Unruhe seiner Seele haben die Mauer welche sie einschliessen soll, durchgearbeitet; und das Leben scheint allenthalben durch, und kan alle Augenblike ausbrechen. Glocester. Das Volk erschrekt mich: Man spricht von allerley unnatürlichen Wunderzeichen und vaterlosen Mißgeburten; die Jahrszeiten haben ihre Sitten geändert, und es ist, als ob das Jahr einige Monate schlafend gefunden und sie übersprungen habe. Clarence. Der Fluß ist dreymal ohne Ebbe angeschwollen, und alte Leute (die waschhaften Chroniken der Zeit) sagen, er habe eben das gethan, da unser grosser Anherr Eduard starb. Warwik. Redet nicht so laut, Prinzen, der König erholt sich wieder. Glocester. Dieser Schlag wird ganz gewiß sein Ende seyn. König Heinrich. Ich bitte euch, hebt mich auf, und tragt mich in ein anders Zimmer: Sachte, ich bitte euch; sorget davor, daß kein Getöse gemacht werde, meine werthen Freunde, ausser irgend eine mitleidige, tröstende Hand, wollte Musik meinem schmachtenden Geiste zuflüstern. Warwik. Ruft Musik in das Nebenzimmer-- König Heinrich. Sezt mir die Crone auf dieses Küssen hier. Clarence (bey Seite.) Seine Augen sind hohl, und er verändert sich ungemein. Warwik. Nicht so laut, nicht so laut. Zehnte Scene. (Der Prinz Heinrich tritt auf.) Prinz Heinrich. Wo ist der Herzog von Clarence? Clarence. Hier bin ich, Bruder, voller Kummer. Prinz Heinrich. Warum das? Warum habt ihr alle Thränen in den Augen? Wie stehts mit dem König? Glocester. Sehr schlecht. Prinz Heinrich. Weiß er die guten Zeitungen? Sagt sie ihm. Glocester. Er alterirte sich ungemein, da er sie hörte. Prinz Heinrich. Wenn er vor Freuden krank wurde, so wird er ohne Arzney gesund werden. Warwik. Nicht so laut, Milords; liebster Prinz, redet leise; der König, euer Vater, hat einen Ansaz zum Schlaffen. Clarence. Wir wollen in ein andres Zimmer gehen. Warwik. Gefällt es Eu. Hoheit, mit uns zu kommen? Prinz Heinrich. Nein; ich will mich hier sezen, und dem König wachen. (Alle gehen ab, bis auf Prinz Heinrich.) Warum ligt die Crone hier auf diesem Küssen, sie, die ein so unruhige Bettgesellin ist? O du goldne Sorge! die so manche durchwachte Nacht die Thüren des Schlummers weit offen hält, izt lässest du ihn doch schlaffen! Aber nicht so gesund, nicht halb so tief und süß als der schläft, der mit einem groben Tuch um seine Schläffe, die lange Nacht hinweg schnarcht. O Majestät! du ligst auf dem der dich trägt, wie eine goldne Rüstung, an einem heissen Mittag.--Hier ligt eine Pflaumfeder auf seinen Lippen, die sich nicht bewegt; wenn er athmete, so müßte dieser leichte Pflaum nothwendig erregt werden. Ach! Mein Herr! Mein Vater! was für ein Schlaf ist das? Das ist der Schlaf, der so manche Englische Könige von diesem goldnen Reiff geschieden hat. Was dir nun von mir gebührt, sind Thränen und herzliche Trauer, und die soll dir Natur, Liebe und kindliche Zärtlichkeit in vollem Maaß bezahlen. Was mir von dir gebührt, ist diese Königs-Crone, die von dir auf mich, als den nächsten an dir, unmittelbar herabsinkt. Nun, hier sizt sie; (Er sezt sie auf.) der Himmel soll sie schüzen; und legt in eines Riesen Arm die Stärke der ganzen Welt, nimmer soll er diese angestammte Ehre von meiner Stirne reissen. Ich will sie den meinigen verlassen, wie du sie mir verlassen hast. Eilfte Scene. (Warwik, Glocester und Clarence kommen wieder.) König Heinrich. Warwik! Glocester! Clarence! Clarence. Ruft der König? Warwik. Was befiehlt Eu. Majestät? wie befindet Sie sich? König Heinrich. Warum ließt ihr mich so allein, Milords? Clarence. Gnädigster Herr, wir liessen den Prinzen meinen Bruder hier, welcher sich sezen, und neben Eu. Majestät wachen wollte. König Heinrich. Den Prinzen von Wales? Wo ist er? laßt mich ihn sehen. Warwik. Hier ist eine Thür offen, er muß da hinausgegangen seyn. Glocester. Er gieng nicht durch das Zimmer, wo wir warteten. König Heinrich. Wo ist die Crone? Wer nahm sie von meinem Küssen. Warwik. Wie wir uns weg begaben, Gnädigster Herr, war sie noch da. König Heinrich. Der Prinz hat sie also weggenommen? Geht, sucht ihn auf. Ist er so ungeduldig, daß er meinen Schlaf für meinen Tod ansieht? Sucht ihn, Milord von Warwik, und schmählt ihn unverzüglich her. (Warwik geht ab.) Dieser Zug seiner Gemüthsart vollendet die Würkung meines Uebels, und beschleunigt meinen lezten Augenblik. Seht, Söhne, was für Dinge ihr seyd! Wie leicht sich die Natur zum Abfall bringen läßt, wenn Gold der Versucher ist! Für diß haben närrische sorgenvolle Väter ihren Schlaf mit Nachsinnen unterbrochen, ihr Gehirn mit Sorgen erschöpft, ihre Gebeine mit Arbeit entkräftet; für diß, für diesen Dank haben sie Tag und Nacht darauf gedacht, ihre Söhne durch Künste und martialische Uebungen zu bilden, für diß haben sie mit so vieler Mühe Gold auf Gold gehäuft. Gleich der Biene flattern wir von Blume zu Blume, saugen ihre besten Düfte aus, und wenn unsre Beine mit Wachs und unsre Lippen mit Honig beladen sind, tragen wir's in den Stok; und wie Bienen, werden wir für unsre Müh getödtet. Bittrer Gedanke für einen sterbenden Vater!-- (Warwik kommt zurück.) Nun, wo ist er? er, der nicht warten kan, bis sein Freund, Krankheit, mit mir fertig ist? Warwik. Gnädigster Herr, ich fand den Prinzen in dem nächsten Zimmer, mit Thränen der zärtlichsten Wehmuth seine Wangen badend, und in seiner Mine und Stellung eine so tiefe, so rührende Bekümmerniß ausgedrükt, daß die Grausamkeit selbst, bey seinem Anblik, ihren blutigen Dolch mit milden Thränen gewaschen hätte. König Heinrich. Aber warum nahm er dann die Crone weg? (Der Prinz Heinrich zu den Vorigen.) Seht, hier kommt er. Komm hieher zu mir, Harry; verlaßt das Zimmer, laßt uns allein. (Die Lords gehen ab.) Prinz Heinrich. Ich dachte nicht, daß ich Eu. Majestät wieder reden hören würde. König Heinrich. Dein Wunsch, Harry, war Vater zu diesem Gedanken. Ich lebe zu lange für dich, du wirst es müde. Ist deine Begierde nach meinem leeren Thron so heftig, daß du dich meiner Vorrechte schon anmassest, eh deine Stunde reif ist? O thörichter Jüngling! Du suchst eine Hoheit, die dich zu Grunde richten wird. Warte nur noch ein wenig; die Wolke meiner Würde wird von einem so schwachen Wind noch emporgehalten, daß sie bald zertrieffen wird. Du hast etwas gestohlen, das in wenigen Stunden ohne Verbrechen dein gewesen wäre; in meiner Todesstunde selbst hast du noch das Siegel auf meine Erwartung gedrükt; dein Leben bewies, wie wenig du mich liebest; und du willt, daß ich mit der völligen Ueberzeugung davon sterben soll. Du verbirgst tausend Dolche in deinen Gedanken, die du an deinem steinernen Herzen gewezt hast, eine halbe Stunde zu ermorden, die ich noch zu leben gehabt hätte. Wie? kanst du mich nicht noch eine halbe Stunde ertragen? So geh' dann, und grabe selbst mein Grab, und laß die frölichen Gloken in dein Ohr tönen, daß du gekrönt bist, nicht daß ich todt bin. Mögen alle die Tropfen, die meine Leiche bethauen sollten, zu Balsam-Tropfen werden, dein Haupt zu heiligen; nur bedeke mich vorher mit ein wenig faulem Staub, und gieb den der dir das Leben gab, den Würmern. Stürze meine Staats-Bediente, vernichte meine Verordnungen; denn nun ist eine Zeit gekommen, die aller gesezlichen Ordnung spottet. Heinrich der fünfte ist gekrönt: Auf, Thorheit! Herab, königliches Ansehn! Alle ihr weisen Räthe, hinweg! Und nun versammelt euch aus allen Enden an den Englischen Hof, ihr müßigen Affen; nun, angrenzende Nachbarn, reinigt euch von euerm Unrath! Habt ihr einen Lotterbuben, der schwört? säuft? tanzt? die Nächte durchschwärmt? raubt? mordet? und die ältesten Sünden nach der neuesten Mode begeht? Freut euch, er wird euch nicht länger beunruhigen, in England wird er Dienste, Ehre und Gewalt bekommen; denn Heinrich der fünfte nimmt der gekrümmten Ausgelassenheit den Maulkorb des Zwangs ab, und der rasende Hund hat nun Freyheit, seine Zähne in jeden Unschuldigen einzuhauen. O! mein armes Land! von bürgerlichen Wunden entkräftet! Wenn meine Sorgfalt deine Ausschweiffungen nicht dämmen konnte, was wird aus dir werden, wenn die Ausschweiffung deine Fürsorge ist? O du wirst wieder eine Wildniß werden, von Wölfen, deinen alten Einwohnern, bewohnt! Prinz Heinrich (kniend.) O! vergebet mir, mein Gnädigster Oberherr! Wenn ich vor Beklemmung und Thränen hätte reden können, so würde ich diese harte und schmerzliche Bescheltung eher unterbrochen haben. Hier ist eure Crone, und derjenige, der die Crone der Unsterblichkeit trägt, möge sie euch noch lang' erhalten. Wenn ich sie mehr liebe als euer Leben, und eure Ehre, so mög' ich nimmer von diesem Boden aufstehen, auf den mein getreues und von seiner Pflicht durchdrungnes Herz meine Knie niedergeworfen hat. Der Himmel ist mein Zeuge, was für ein kalter Schauer mich befiel, da ich herein kam, und keinen Athem mehr an Eurer Majestät spürte. Wenn diß Verstellung ist, o! so mög' ich in meiner gegenwärtigen Wildheit sterben, und die Zeit nicht erleben, daß ich der ungläubigen Welt die Veränderung zeigen könne, die ich bey mir selbst beschlossen habe. Ich war gekommen euch zu besuchen, und in der Meynung daß ihr todt seyd, und von dem Gedanken daß ihr es seyd, selbst beynahe todt, redte ich die Crone an, als ob sie mich verstehen könnte, und machte ihr diese Vorwürfe: Die Sorgen, die du machst, haben das Leben meines Vaters aufgezehrt, und also bist du, obgleich das feinste, das schlimmste Gold; anders Gold, obgleich minder fein, ist kostbarer, da es, in eine trinkbare Arzney aufgelößt, ein Mittel zu Erhaltung des Lebens ist; du hingegen, das feinste, das hochgeschäzteste, das glorreicheste, hast den der dich trug des Lebens beraubt. Indem ich sie so beschalt, mein Königlicher Herr, sezte ich sie auf mein Haupt, um mit ihr, wie mit einem Feind, der meinen Vater vor meinen Augen ermordet hatte, die Sache eines rechtschaffnen Erben auszufechten. Wenn sie aber mein Blut mit Freude anstekte, oder mit irgend einem stolzen Gedanken meine Seele schwellte, wenn ein rebellischer oder hochstrebender Geist in mir, auch nur mit dem schwächsten Grad von Vergnügen, ihre Macht willkommen hieß; so verhindre der Himmel, daß sie nie auf mein Haupt komme, und mache mich dem Aermsten unter allen gleich, die mit zitternder Ehrfurcht vor ihr knien! König Heinrich. O! Mein Sohn, der Himmel gab dir ein, sie von hinnen zu nehmen, um zu dieser Erklärung Anlaß zu machen, die dir deines Vaters Liebe in desto vollerm Maaß wieder giebt. Komm näher, Harry, seze dich zu meinem Bette, und höre, ich denke den lezten Rath, den ich dir jemals geben werde. Der Himmel weiß, mein Sohn, durch was für Seiten-Wege und krumme Pfade ich zu dieser Crone gekommen bin, und ich selbst weiß am besten, wie unruhig sie auf meinem Haupte saß. Zu dir wird sie in beßrer Ruhe, mit bessrer Meynung und mit einem bessern Titel herabsteigen: Denn alle Vorwürfe, die der Gelangung dazu gemacht werden können, gehen mit mir zu Grabe. Diese Crone schien an mir nur eine gewaltthätig an mich gerissene Zierde, und es lebten ihrer viele die mir vorrüken konnten, daß sie mir dazu verholfen hätten; und daraus mußte täglich Zank und Blutvergiessen entstehen; der Friede, dessen ich genoß, war unsicher, und alle Augenblike von Unternehmungen unterbrochen, die meine Crone und mein Leben in Gefahr sezten. Meine ganze Regierung war wie ein Schauspiel, wovon Empörung und Selbstvertheidigung der Inhalt war. Aber nun ändert mein Tod die Scene; was bey mir erobert war, fällt unter einem schönern Titel auf dich, denn du trägst die Crone durch das Recht der Erbfolge. Allein ob du gleich sichrer stehst als ich, so stehst du doch nicht fest genug, da die Beschwerden noch so frisch sind, und allen denen, die du nun zu deinen Freunden machen must, der Stachel erst so kürzlich ausgezogen worden ist. Ich rede von den Erben und Freunden dererjenigen, durch deren verbrecherische Künste ich emporgestiegen, durch deren Macht ich besorgen mußte, wieder gestürzt zu werden, und denen ich deßwegen zuvor kam. Meine Absicht war, sie in das heilige Land zu führen, damit nicht Ruhe und Musse sie veranlassen möchte, zu tief in unsern Staat hinein zu schauen. Laß es also deine vornehmste Maxime seyn, mein Sohn Harry, schwindlichte Köpfe mit auswärtigen Angelegenheiten zu beschäftigen; damit sie ihr Feuer in entfernten Provinzen ausarbeiten, und unter dieser Arbeit das Andenken der vorigen Tage verliehren. Ich wollte noch mehr mit dir reden, aber meine Lunge ist so schwach, daß ich es nicht länger aushalten kan. Wie ich zu dieser Crone kam, o Gott, vergieb mir! und laß sie ruhig und glüklich auf meines Sohnes Haupte sizen! Prinz Heinrich. Mein Gnädigster Herr, ihr habt sie gewonnen, getragen, erhalten, und auf mich gebracht; mein Besiz ist also klar und rechtmäßig; und rechtmäßig will ich ihn auch, so viele Müh es kosten mag, gegen die ganze Welt behaupten. (Lord John von Lancaster und Warwik, treten auf.) König Heinrich. Sieh, sieh, hier kommt mein Sohn Lancaster. Lancaster. Gesundheit, Frieden und Glük, meinem Königlichen Vater. König Heinrich. Du bringst mir Glük und Frieden, Sohn John; aber die Gesundheit ist mit jugendlichen Schwingen aus diesem kahlen verdorrten Stamm weggeflohen. Nachdem ich nun auch dich gesehen habe, so sind meine zeitlichen Geschäfte vorbey--Wo ist Milord von Warwik? Prinz Heinrich. Milord von Warwik!-- König Heinrich. Hat das Zimmer, wo ich die erste Ohnmacht bekam, nicht irgend einen besondern Nahmen? Warwik. Man nennt es Jerusalem, Gnädigster Herr. König Heinrich. Gott sey gelobt! Dort muß ich mein Leben enden. Es ist mir vor vielen Jahren propheceyet worden, ich könnte nirgends als in Jerusalem sterben: und ich bildete mir fälschlich ein, es müßte im gelobten Lande seyn. Aber bringet mich in dieses Zimmer, das ist das Jerusalem, wo ich sterben will. (Sie gehen ab.) Fünfter Aufzug. Erste Scene. (Schallow's Siz in Glosterschire.) (Schallow, Silence, Falstaff, Bardolph, und der kleine Lakay treten auf.) Schallow. Beym Sappermost, Sir, ich laß euch diese Nacht nicht fort! He! Davy, sag ich-- Falstaff. Ihr werdet mich entschuldigen, Herr Robert Schallow. Schallow. Ich werd' euch nicht entschuldigen; ihr sollt nicht entschuldiget werden; ich nehme keine Entschuldigung an; es hilft keine Entschuldigung; ich lasse keine Entschuldigung gelten--He! Davy-- (Davy tritt auf.) Davy. Hier, Sir. Schallow. Davy, Davy, Davy, laß mich seh'n, Davy, laß mich sehen; ja, Sapperment! der Koch William, sagt ihm, er soll herkommen--Sir John, ich laß keine Entschuldigung gelten. Davy. Ja, Herr; aber diese Regeln können nicht gehalten werden; und noch eins, Sir, sollen wir das Ek mit Weizen ansäen? Schallow. Mit rothem Weizen, Davy--Aber auf William Koch zu kommen--sind keine jungen Dauben da? Davy. Ja, Sir--Hier ist des Schmidts Conto, für Schuhe, und Pflug- Eisenwerk. Schallow. Laß ihn bezahlt und quittirt werden--Sir John, ich nehme keine Entschuldigung an. Davy. Izt, Sir, brauchte man nothwendig einen neuen Ring an den Wasser- Eymer. Und, Sir, ist nicht eure Meynung, dem William den Betrag von dem Sak, den er neulich auf dem Hinkley-Markt verlohr', an seinem Lohn abzuziehen? Schallow. Er muß es vergüten. Etliche Dauben, Davy, ein Paar kurz-beinichte Hennen, eine Schöps-Keule, und etliche artige kleine Beyessen: Sag's dem Koch Willhelm. Davy. Bleibt der Mann im rothen Rok die ganze Nacht da, Sir? Schallow. Ja, Davy. Ich will ihm eine Ehre anthun. Ein Freund bey Hofe, ist besser als ein Pfenning im Beutel. Mach' daß seine Leute ihre Sachen recht bekommen, Davy; denn es sind Erzschelme, sie würden uns durchhecheln, daß es eine Art hätte. Geh izt an deine Arbeit, Davy. Davy. Ich bitte euch, Herr, helfet doch dem William Visor von Woncot gegen Clement Perkes vom Bühel. Schallow. Es gehen grosse Klagen, Davy, über diesen Visor; dieser Visor ist ein Erz-Schelm, so viel ich weiß. Davy. Ich gesteh es Eu. Herrlichkeit ein, daß er ein Schelm ist; aber behüt uns G**, Sir, daß ein Schelm keine Gunst sollte finden können, wenn ein guter Freund für ihn bittet. Ein ehrlicher Mann, Sir, ist im Stand für sich selbst zu reden, das ist ein Schelm nicht. Ich hab' Euer Herrlichkeit treulich gedient, diese acht Jahr' her; und wenn ich nicht auch ein oder zweymal in einem Quartal einem Schelmen gegen einen Bidermann hinaushelfen kan, so ist wahrlich mein Credit bey Eu. Herrlichkeit nicht groß. Der Schelm ist mein guter Freund, Sir, und ich bitte Euer Herrlichkeit also, laßt ihn durchwischen. Schallow. Geh, geh, sag' ich, es soll ihm nichts gethan werden: Sieh' zu den Sachen, Davy.--Wo seyd ihr, Sir John? Kommt, herab mit euern Stiefeln! Gebt mir eure Hand, Herr Bardolph. Bardolph. Es freut mich, Eu. Herrlichkeit wohl zu sehen. Schallow. Ich danke dir von Herzen, mein wakrer Herr Bardolph; (zum kleinen Lakayen) ha, willkommen, mein hübscher Bursche--Kommt, Sir John. (Sie gehen ab.) Zweyte Scene. (Verwandelt sich in den Hof zu London.) (Der Graf von Warwik, und der Lord Ober-Richter treten auf.) Warwik. Wie steht es, Milord Ober-Richter, wohin? Ober-Richter. Wie befindt sich der König? Warwik. Vollkommen wohl; seine Sorgen sind nun alle geendigt. Ober-Richter. Ich hoffe, er ist nicht todt? Warwik. Er ist den Weg der Natur gegangen, und für uns lebt er nicht mehr. Ober-Richter. Ich wünschte, Se. Majestät hätte mich mit sich genommen. Die getreuen Dienste, die ich ihm in seinem Leben geleistet, haben mich allen Kränkungen ausgesezt gelassen. Warwik. In der That, ich denke der junge König ist nicht euer Freund. Ober-Richter. Ich weiß, daß er's nicht ist; und ich rüste mich auf alles was begegnen kan; es kan nicht schlimmer seyn, als ich's erwarte. (Lord John von Lancaster, Glocester und Clarence zu den Vorigen.) Warwik. Hier kommen die betrübten Söhne des todten Heinrichs. O hätte der lebende nur die Gemüthsart des schlechtesten unter diesen drey Prinzen, wie viele Männer von Stand und Verdienst würden dann ihre Pläze behalten, die izt vor Leuten von der verächtlichsten Classe die Segel streichen müssen. Ober-Richter. Ich besorge, leider! es werde alles zu unterst zu oberst gekehrt werden. Lancaster. Guten Morgen, Vetter Warwik. Glocester. Clarence. Guten Morgen, Vetter. Lancaster. Wir kommen zusammen, wie Leute die das Reden vergessen haben. Warwik. Wir erinnern uns noch wol, aber der Inhalt unsrer Gedanken ist zu schwer, als daß ihn Worte sollten tragen können. Lancaster. Nun, Friede sey mit dem, der uns diese Schwermuth verursacht hat. Ober-Richter. Friede sey mit uns, oder wir werden noch schwermüthiger werden. Glocester. O, mein lieber Lord, ihr habt in der That einen Freund verlohren, und ich darf schwören, ihr borgtet dieses kummervolle Gesicht nicht; es ist ganz gewiß euer eignes. Lancaster. Obgleich niemand gewiß weiß, wie es ihm ergehen wird, so habt ihr doch am wenigsten gutes zu erwarten; diß vermehrt meinen Kummer, ich wollt' es wär' anders. Clarence. Gut, ihr müßt izt Sir John Falstaffen gute Worte geben; seine Gunst vermag izt mehr als eure Verdienste. Ober-Richter. Liebste Prinzen, was ich that, that ich als ein rechtschafner Mann, nach der Vorschrift meines Gewissens und meiner Pflicht; und niemals sollt ihr mich eine niederträchtige Verzeihung erbetteln sehen. Wenn Wahrheit und aufrichtige Unschuld meinen Fall verursachen, so will ich zu dem König meinem abgelebten Herrn, und ihm sagen, wer mich ihm nachgeschikt hat. Warwik. Hier kommt der Prinz. Dritte Scene. (Der Prinz Heinrich, nunmehr König Heinrich der fünfte, zu den Vorigen.) Ober-Richter. Gott erhalte Eu. Majestät. König Heinrich. Dieses ungewohnte und strozende Kleid, Majestät, sizt mir lange nicht so leicht als ihr euch einbildet. Brüder, eure Traurigkeit ist, wie mich däucht, mit Furcht vermischt; diß ist der Englische, nicht der Türkische Hof; kein Amurath folgt auf einen Amurath, sondern Heinrich auf Heinrich. Und doch seyd immerhin traurig, meine Brüder; aber, da die Ursache dazu uns allen gemein ist, so betrachtet sie auch nicht anders als wie eine Last, die uns gemeinschaftlich zu tragen auferlegt ist. Von mir seyd versichert, daß ich euer Vater sowol als euer Bruder seyn will: Schenket mir nur eure Liebe, und überlaßt mir eure Sorgen. Weint, daß Heinrich todt ist, ich thue es auch; aber ein Heinrich lebt, der alle diese Thränen, soviel ihrer sind, in eben so viele glükselige Stunden verwandeln wird. Lancaster. Glocester. Clarence. Wir hoffen nichts anders von Eu. Majestät. König Heinrich. Ihr seht mich alle mit seltsamen Gesichtern an, sonderlich ihr. (Zum Lord Ober-Richter.) Ich denke, ihr seyd versichert, daß ich euch nicht liebe. Ober-Richter. Ich bin versichert, daß, wenn ich nach Biligkeit beurtheilt werde, Eu. Majestät keine Ursache hat mich zu hassen. König Heinrich. Keine? Soll ein Prinz von meinen Hoffnungen so grosse Beleidigungen vergessen können, als mir von euch wiederfahren sind? Wie? den Cron-Erben von England auszuschalten, öffentlich zu beschimpfen und ins Gefängniß zu schiken? War das eine Kleinigkeit? Kan das in Lethe gewaschen, und vergessen werden? Ober-Richter. Ich stellte damals die Person euers Vaters vor, nicht die meinige. Ich war mit der Handhabung seines Gesezes, und der öffentlichen Gerechtigkeit beschäftiget, als es Euer Hoheit beliebte, mein Amt, die Majestät und Gewalt des Gesezes, und des Königs, den ich vorstellte, zu vergessen, und in meinem Richter-Stuhl gewaltsame Hand an mich zu legen. Als einen Verbrecher gegen die Person euers Vaters, ließ ich euch, kraft der Autorität die mir anvertraut war, in Verhaft nehmen; und wenn ich daran unrecht that, so laßt es euch immerhin gefallen, einen Sohn zu bekommen, der eurer Verordnungen spotte, der die Gerechtigkeit von euern ehrwürdigen Bänken herabreisse, den Lauf der Geseze hemme, und das Schwerdt stumpf mache, das eure eigne Person und die allgemeine Sicherheit beschüzt; ja der euer königliches Ebenbild schmählich antaste, und eure Handlungen in der Person euers Repräsentanten verspotte. Fraget eure königlichen Gedanken, macht den Fall zum eurigen, seyd nun der Vater, und stellt euch einen Sohn vor, von dem euer Ansehn so sehr angegriffen werde; und dann bildet euch ein, daß ich eure Parthey nehme, und in euerm Namen und durch eure Macht euern Sohn so zur Gebühr weise. Nach dieser kalten Ueberlegung sprecht mein Urtheil, und saget nun, da ihr ein König seyd, was ich gethan habe, das meinem Amt, meiner Person, und der Majestät meines Königs nicht gemäß war? König Heinrich. Ihr habt vollkommnes Recht, Milord, und wäget diese Sache richtig ab; fahret also fort, die Wage und das Schwerdt zu tragen; und möchtet ihr, mit immersteigenden verdienten Ehren, so lange leben, biß ihr einen Sohn von mir sehet, der, wenn er euch so beleidigt hätte, euch so gehorche wie ich that: So würd ich's erleben, wie damals mein Vater sagen zu können: Glüklich bin ich, daß ich einen Mann habe, der Muth genug hat, die Justiz gegen meinen eignen Sohn auszuüben; und nicht weniger glüklich, daß ich einen Sohn habe, der seine Grösse so willig in die Hände der Gerechtigkeit überliefert-- Zum Beweiß also, daß ich eure Tugend ehre, übertrag' ich euch ferner das unbeflekte Schwerdt, das ihr bißher getragen habt, mit der Erinnerung, daß ihr eben diesen gerechten, kühnen und unpartheyischen Geist, den ihr damals gegen mich gezeigt habet, über alle eure Handlungen herrschen lasset. Hier habt ihr meine Hand, daß ihr bey meiner Jugend die Stelle eines Vaters vertreten sollt; meine Stimme soll tönen, was ihr meinem Ohr eingebet, und Eure Weisheit und wohlgeübte Erfahrenheit soll in allen meinen Entschliessungen mich leiten. Und, ihr Prinzen alle, glaubet mir, ich bitte euch, mein Vater hat den besten Theil meines Herzens mit sich ins Grab genommen; und ich lebe nur mit seinem Geist, die Erwartungen der Welt zu beschämen, voreilige Weissagungen zu vereiteln, und die schlimme Meynung auszulöschen, die man nach meinem äusserlichen Schein von mir gefaßt hat. Die Fluth meines Bluts, die bisher von vielen Ausschweiffungen aufgeschwollen daherströmte, soll nun zum Meer zurük ebben, und daselbst mit dem allgemeinen Staat der Wasser vermengt, hinfort in festlicher Majestät einherfliessen. Wir sind nun im Begriff unser Parlament zusammen zu beruffen, und wir werden vor allen Dingen darauf bedacht seyn, unsern edeln Staatsrath, in welchem ihr, mein Vater, (zum Lord Ober-Richter,) den Vorsiz haben sollt, mit würdigen Gliedern zu verstärken; damit der grosse Körper unsers Staats mit den bestregierten Nationen in gleicher Linie stehe, und Krieg oder Frieden oder beydes zugleich, uns bekannte und vertraute Sachen seyn mögen. Sobald unsre Crönung vorbey seyn wird, werden wir, wie ich schon erinnert, unsern ganzen Staat zusammen beruffen, und, wenn der Himmel meine guten Absichten bekräftiget, so soll kein Prinz noch Pair eine gerechte Ursache finden zu wünschen, daß der Himmel Heinrichs glükliches Leben um einen einzigen Tag verkürzen möge. (Sie gehen ab.) Vierte Scene. (Diese Scene stellt das Gastmahl vor, das der Junker Schallow dem Sir John Falstaff giebt; es ist ein vortreffliches Gemählde in seiner Art, aber man muß nach London reisen um es zu sehen; denn nichts als die würkliche theatralische Vorstellung kan ihm das Leben und den Grad von Abgeschmaktheit geben, worinn der ganze Werth davon besteht. Das was bey der Vorstellung den besten Effect machen muß, ist der gute ehrliche Junker Silence, der aus dem mehr als Pythagoräischen Stillschweigen, das er nüchtern zu halten pflegt, in das andre Extremum fällt, und in trunknem Muth ein dummes Liedlein nach dem andern singt.) Fünfte Scene. (Während daß Herr Silence und Sir John im Streit begriffen sind, wer den andern zu Boden trinken könne, kommt Pistol von London an, und unterbricht das Landjunkerische Bacchanal durch frohe Zeitungen vom Hofe, die er ankündiget, ohne gleich zu sagen, worinn sie bestehen. Dieses giebt unserm Autor Anlas zu einer kleinen spöttischen Parodie eines abgeschmakten Schauspiels vom König Cophetua, so vermuthlich damals noch von Marionetten-Spielern oder andern Comödianten von dieser Art gespielt wurde; endlich macht die Weisheit des Hrn. Schallow dem Mißverständniß auf folgende Art ein Ende:) Schallow. Um Vergebung, Sir: Wenn ihr mit neuen Zeitungen vom Hofe kommt, Sir, so sind, wie ich's begreiffe, nur zwey Wege; entweder ihr müßt sie sagen, oder ihr müßt verschweigen. Ich bin unter dem König in einiger Autorität, Herr. Pistol. Unter welchem König? Nichtswürdiger, sprich oder stirb!* {ed. * Dieser Vers scheint wieder eine Parodie zu seyn.} Schallow. Unterm König Heinrich! Pistol. Heinrich dem vierten oder dem fünften? Schallow. Heinrich dem vierten. Pistol. So geb' ich dir einen T** für dein Amt. Sir John, dein zartes Lämmchen ist nun König. Heinrich der fünfte ist der Mann. Was ich sag' muß wahr seyn. Wenn Pistol lügt, so thut das, und prellt mich wie den prahlenden Spanier. Falstaff. Was, ist der alte König todt? Pistol. Wie ein Nagel in der Thür; das muß wahr seyn. Falstaff. Auf, Bardolph, sattle mir mein Pferd. Herr Robert Schallow, such' dir ein Amt im Königreich aus, was für eins du willt, es ist dein; Pistol, ich will dich doppelt mit Ehrenstellen beladen. Bardolph. O freundenvoller Tag! Ich wollte kein Ritter-Gut um mein Glük nehmen. Pistol. Gelt! Ich bringe gute Zeitungen? Falstaff. Tragt Herrn Silence zu Bette: Herr Schallow, Milord Schallow, sag nur was du seyn willst, ich bin Fortuna's Haushofmeister--Zieh deine Stiefel an, wir wollen die ganze Nacht durch reiten. O! süsser Pistol, sag mir noch mehr, und vergiß mit allem dem nicht, dich zu besinnen, was du gern hättest. Stiefel, Stiefel an, Herr Schallow. Ich weiß, der junge König schmachtet nach mir. Wir wollen Pferde nehmen, wo wir sie finden, die Geseze von England stehen izt zu meinem Befehl. Glüklich sind die, die sich meine Freunde nennen können; und weh dem Milord Ober-Richter! Sechste Scene. (Verwandelt sich in eine Strasse von London.) (Die Wirthin und Dortchen Tear-Scheet, von Zween Bütteln geführt, treten auf.) (Eine kleine Scene, von der pöbelhaftesten und unanständigsten Art, die sich nicht übersezen läßt.) Siebende Scene. (Ein öffentlicher Plaz nicht weit von der Westmünster-Abbtey.) (Zween Bediente von Hof die den Boden mit Binsen bestreuen.) 1. Bedienter. Mehr Binsen, mehr Binsen! 2. Bedienter. Die Trompeten haben schon zum zweytenmal geblasen. 1. Bedienter. Es wird zwey Uhr seyn, eh sie von der Crönung zurük kommen. (Sie gehen ab.) (Falstaff, Schallow, Pistol, Bardolph und der kleine Lakey treten auf.) Falstaff. Steht hier, neben mich, Herr Robert Schallow, ich will machen, daß der König euch eine Gnade erweisen soll: Ich will ihn von der Seite anschielen, wenn er kommt, und gebt nur acht, was er mir für ein Gesicht machen wird--Komm hieher, Pistol, steh' hinter mich. O! wenn ich nur Zeit gehabt hätte, neue Livreen machen zu lassen, ich wollte die tausend Pfund dazu angewandt haben, die ich von euch borgte. Aber es hat nichts zu bedeuten, dieser schlechte Aufzug ist besser; er zeigt an, wie groß mein Verlangen war ihn zu sehen. Schallow. Das thut es. Falstaff. Es zeigt die Heftigkeit meiner Liebe an. Schallow. Das thut es. Falstaff. Meine Devotion. Pistol. Das thut es, das thut es, das thut es. Falstaff. Tag und Nacht zu reiten, und sich nicht einmal so viel Zeit zu nehmen, sich nicht einmal zu besinnen noch Geduld zu haben, ein weisses Hemd anzuziehen. Schallow. Das ist gewiß! Falstaff. Sondern so beschmuzt, wie man von der Reise kommt, dazustehen, und vor Begierde ihn zu sehen schwizen, an nichts anders denken, alles andre vergessen, als ob sonst nichts in der Welt zu thun wäre, als ihn zu sehen. Schallow. So ist es, in der That. Pistol. Mein Ritter, ich muß dir was sagen, daß deine edle Leber in Flammen sezen wird: Dein Dortchen, die Helena deiner edeln Gedanken ligt in tiefer Noth und in anstekendem Gefängniß, von schmuzigen mechanischen Händen weggeschleppt. Laß die Rache mit Alectos Schlangen-Haaren aus ihrer düstern Höhle hervorstürmen, Dortchen ist eingestekt. Was Pistol sagt, muß wahr seyn. Falstaff. Ich will sie in Freyheit sezen. Pistol. Da heulte die See; die Trompeten schallen. Achte Scene. (Der König tritt mit seinem ganzen Gefolge auf.) Falstaff. Heil dir, König Hal; Heil, mein königlicher Hal. Pistol. Der Himmel schüze dich, du ruhmvolles Reis von königlichem Stamm! Falstaff. Gott grüß dich, mein süsser Junge! König Heinrich. Milord Ober-Richter, sprecht zu diesem thörichten Mann. Lord Ober-Richter. Seyd ihr bey Sinnen? Wißt ihr auch was ihr redt? Falstaff. Mein König, mein Jupiter; ich rede mit dir, mein Herz. König Heinrich. Ich kenne dich nicht, alter Mann; bereite dich zu deinem Tode: Wie übel stehen graue Haare einem Narren und Pikelhäring an! Ich habe lange von einem solchen Mann geträumt, der so von Schwelgerey aufgeschwollen, so alt und so ruchlos war; aber da ich erwacht bin, verschmäh' ich meinen Traum. Sorge daß dein Bauch kleiner--zurük!-- und dein Werth grösser werde; laß dein Schwelgen; bedenke, daß das Grab seinen Rachen dreymal weiter gegen dich aufsperrt, als gegen andre Leute--Antworte mir keinen abgeschmakten Spaß auf diß; bilde dir nicht ein, daß ich das Ding bin das ich war; der Himmel weiß, und die Welt soll es gewahr werden, daß ich mein vormaliges Selbst von mir geworffen habe, und so will ich's auch mit meiner Gesellschaft machen. Wenn du hören wirst, ich sey wie ich war, dann komm zu mir, und du sollt seyn was du warst, der Vormünder und Pfleger meiner Auschweiffungen. Bis dahin verbann' ich dich, bey Straffe des Todes, dich und den Rest meiner Verführer, euch niemals unter zehn Meilen meiner Person zu nähern. Ich will euch den nöthigen Unterhalt reichen lassen, damit euch Dürftigkeit nicht nöthige böses zu thun; und so wie wir hören werden, daß ihr euch bessert, wollen wir euch, euerm Stand und eurer Tüchtigkeit nach, Befördrung geben--Sorget dafür, Milord, daß diesem unserm Willen nachgelebt werde. Weiter fort!-- (Der König und sein Gefolge gehen ab.) Neunte Scene. Falstaff. Herr Schallow, ich bin euch tausend Pfund schuldig. Schallow. Ja, mein Seel, Sir John, und ich bitte euch, gebt sie mir wieder mit heim. Falstaff. Das kan schwerlich seyn, Herr Schallow. Macht euch keine Gedanken hierüber; er wird in Geheim nach mir schiken; seht ihr, er mußte vor den Leuten so dergleichen thun. Seyd ohne Sorge wegen eurer Beförderung, ich will doch der Mann seyn, der euch groß machen soll. Schallow. Ich kan nicht begreiffen wie das zugehen müßte, ausser wenn ihr mir euer Wamms gebt, und mich mit Stroh ausstopft. Ich bitte euch, guter Sir John, gebt mir nur wenigstens fünfhundert Pfund. Falstaff. Sir, mein Wort ist eben so viel. Was ihr das hörtet, war nur Verstellung, ein Kunstgriff, wie ich sage; kommt mit mir zum Mittag- Essen; kommt, Lieutenant Pistol: kommt, Bardolph. Er wird heute Nacht bald nach mir schiken. (Der Lord Ober-Richter und Lancaster treten auf.) Lord Ober-Richter (zu seinem Gefolge.) Geht, bringt Sir John Falstaffen in den Fleet. Nehmt seine ganze Gesellschaft mit. Falstaff. Milord, Milord,-- Ober-Richter. Ich kan izt nicht reden; ich will bald mehr von euch hören. Führt sie fort. Pistol (singt.) Si fortuna me tormenta, il sperare me contenta.) (Sie gehen ab.) (Lancaster und Lord Ober-Richter bleiben.) Lancaster. Dieses Verfahren des Königs gefällt mir, es ist edel. Er will, daß seine gewohnten Gesellschafter mit allem Nöthigen versorgt seyn sollen; aber sie sind verbannt, bis eine bessere Aufführung sie mit der Welt ausgesöhnt haben wird. Lord Ober-Richter. Das sind sie. Lancaster. Der König hat sein Parlament zusammen beruffen Milord. Lord Ober-Richter. Er hat. Lancaster. Ich wollte wetten, daß wir, eh diß Jahr zu Ende ist, unsre bürgerlichen Schwerdter nach Frankreich tragen werden. Ich hörte einen Vogel so singen, dessen Musik, wie mich däuchte, dem König wol gefiel. Kommt, wollen wir gehen? (Sie gehen ab.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Der Zweyte Theil von König Heinrich dem vierten, der seinen Tod, und die Crönung von Heinrich dem fünften enthält, von William Shakespeare. Übersetzt von Christoph Martin Wieland. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KÖNIG HEINRICH DER VIERTE. DER ZWEYTE THEIL, DER SEINEN TOD, UND DIE CRÖNUNG VON HEINRICH DEM FÜNFTEN ENTHÄLT. *** Updated editions will replace the previous one—the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for an eBook, except by following the terms of the trademark license, including paying royalties for use of the Project Gutenberg trademark. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the trademark license is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. Project Gutenberg eBooks may be modified and printed and given away—you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. START: FULL LICENSE THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK To protect the Project Gutenberg™ mission of promoting the free distribution of electronic works, by using or distributing this work (or any other work associated in any way with the phrase “Project Gutenberg”), you agree to comply with all the terms of the Full Project Gutenberg™ License available with this file or online at www.gutenberg.org/license. Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg™ electronic works 1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg™ electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the terms of this license and intellectual property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy all copies of Project Gutenberg™ electronic works in your possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg™ electronic work and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. 1.B. “Project Gutenberg” is a registered trademark. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can do with most Project Gutenberg™ electronic works even without complying with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project Gutenberg™ electronic works if you follow the terms of this agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg™ electronic works. See paragraph 1.E below. 1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation (“the Foundation” or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project Gutenberg™ electronic works. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. If an individual work is unprotected by copyright law in the United States and you are located in the United States, we do not claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, displaying or creating derivative works based on the work as long as all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope that you will support the Project Gutenberg™ mission of promoting free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg™ works in compliance with the terms of this agreement for keeping the Project Gutenberg™ name associated with the work. You can easily comply with the terms of this agreement by keeping this work in the same format with its attached full Project Gutenberg™ License when you share it without charge with others. 1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in a constant state of change. If you are outside the United States, check the laws of your country in addition to the terms of this agreement before downloading, copying, displaying, performing, distributing or creating derivative works based on this work or any other Project Gutenberg™ work. The Foundation makes no representations concerning the copyright status of any work in any country other than the United States. 1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: 1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate access to, the full Project Gutenberg™ License must appear prominently whenever any copy of a Project Gutenberg™ work (any work on which the phrase “Project Gutenberg” appears, or with which the phrase “Project Gutenberg” is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or distributed: This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you will have to check the laws of the country where you are located before using this eBook. 1.E.2. If an individual Project Gutenberg™ electronic work is derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not contain a notice indicating that it is posted with permission of the copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in the United States without paying any fees or charges. If you are redistributing or providing access to a work with the phrase “Project Gutenberg” associated with or appearing on the work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg™ trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.3. If an individual Project Gutenberg™ electronic work is posted with the permission of the copyright holder, your use and distribution must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project Gutenberg™ License for all works posted with the permission of the copyright holder found at the beginning of this work. 1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg™ License terms from this work, or any files containing a part of this work or any other work associated with Project Gutenberg™. 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg™ License. 1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word processing or hypertext form. However, if you provide access to or distribute copies of a Project Gutenberg™ work in a format other than “Plain Vanilla ASCII” or other format used in the official version posted on the official Project Gutenberg™ website (www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon request, of the work in its original “Plain Vanilla ASCII” or other form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg™ License as specified in paragraph 1.E.1. 1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing, copying or distributing any Project Gutenberg™ works unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing access to or distributing Project Gutenberg™ electronic works provided that: • You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from the use of Project Gutenberg™ works calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed to the owner of the Project Gutenberg™ trademark, but he has agreed to donate royalties under this paragraph to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60 days following each date on which you prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty payments should be clearly marked as such and sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in Section 4, “Information about donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation.” • You provide a full refund of any money paid by a user who notifies you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he does not agree to the terms of the full Project Gutenberg™ License. You must require such a user to return or destroy all copies of the works possessed in a physical medium and discontinue all use of and all access to other copies of Project Gutenberg™ works. • You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is discovered and reported to you within 90 days of receipt of the work. • You comply with all other terms of this agreement for free distribution of Project Gutenberg™ works. 1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg™ electronic work or group of works on different terms than are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing from the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the manager of the Project Gutenberg™ trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. 1.F. 1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread works not protected by U.S. copyright law in creating the Project Gutenberg™ collection. Despite these efforts, Project Gutenberg™ electronic works, and the medium on which they may be stored, may contain “Defects,” such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. 1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the “Right of Replacement or Refund” described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg™ trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg™ electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE. 1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to the person you received the work from. If you received the work on a physical medium, you must return the medium with your written explanation. The person or entity that provided you with the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the work electronically, the person or entity providing it to you may choose to give you a second opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a refund in writing without further opportunities to fix the problem. 1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you ‘AS-IS’, WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of Project Gutenberg™ electronic works in accordance with this agreement, and any volunteers associated with the production, promotion and distribution of Project Gutenberg™ electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg™ work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg™ work, and (c) any Defect you cause. Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg™ Project Gutenberg™ is synonymous with the free distribution of electronic works in formats readable by the widest variety of computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg™ and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state’s laws. The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation’s website and official page at www.gutenberg.org/contact Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine-readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate. While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: www.gutenberg.org/donate. Section 5. General Information About Project Gutenberg™ electronic works Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg™ concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For forty years, he produced and distributed Project Gutenberg™ eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg™ eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Most people start at our website which has the main PG search facility: www.gutenberg.org. This website includes information about Project Gutenberg™, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.