The Project Gutenberg EBook of Peterchens Mondfahrt, by Gerdt von Bassewitz This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org Title: Peterchens Mondfahrt Ein Märchenspiel Author: Gerdt von Bassewitz Release Date: February 7, 2010 [EBook #31204] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK PETERCHENS MONDFAHRT *** Produced by Markus Brenner and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This book was produced from scanned images of public domain material from the Google Print project.)
Ein Märchenspiel
von
Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1912
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zu verfügen, ist allein die Firma Ernst Rowohlt Verlag
in Leipzig, Königstraße 10 ermächtigt.
Copyright 1912 by Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig.
Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig
Ort:
Im Schlafzimmer der Kinder und auf dem Monde.
Zeit:
In einer Mainacht, wenn die Kinder schlafen.
Peterchens und Annelieses Schlafzimmer. In der Ecke links ein großes Bett mit bunten Vorhängen. Vorn links ein Spielzeugschrank, eine Puppenstube und ein Schaukelpferd. In der Mitte des Zimmers ein breiter, niedriger Kindertisch. Rechts vorn eine Tür hinter geblümten Vorhängen. Neben der Tür ein Kleiderschränkchen, Badewanne, Waschtischchen mit zwei Schüsselchen und eine bunte Kommode mit Bilderbüchern darauf. Im Hintergrunde breites Fenster mit Vorhängen und Blumen.
Es ist Abend. Peterchen und Anneliese werden von Minna zu Bett gebracht.
Peterchen
(am Waschtisch, im Nachthemdchen, wäscht sich mit einem großen Schwamm).
Anneliese
(sitzt auf dem Bettchen, ebenso im Nachthemdchen, und flicht sich ihr Zöpfchen für die Nacht).
Minna
(macht das Fenster zu)
(dreht sich herum)
(Sie nimmt Peterchen den Schwamm fort und trocknet ihm mit einem großen Handtuch das Gesicht ab).
Peterchen
Minna
Peterchen
Minna
Peterchen
(unter den Falten des großen Tuches)
Minna
Anneliese
(zeigt das Zöpfchen).
Minna
Anneliese
(huscht ins Bett)
[9]Peterchen
Minna
(kämmt ihn)
Peterchen
(entrüstet)
Minna
(hört nicht)
(legt Kamm und Bürste fort).
Peterchen
(steht und rührt sich nicht).
Minna
(dreht sich herum)
Peterchen
[10]Minna
(schiebt ihn zum Bett)
Peterchen
Minna
(Sie hat ihn bis ans Bett gebracht.)
Peterchen
Minna
(hebt ihn ins Bett)
Peterchen
Minna
(legt ihn an Annelieses Seite)
(Sie geht hinaus.)
Peterchen
(leise)
Anneliese
Peterchen
(setzt sich im Bett auf)
Anneliese
Peterchen
(kühn)
Anneliese
Peterchen
[12]Anneliese
Peterchen
Anneliese
Peterchen
(überlegen)
Anneliese
Peterchen
(nachdenklich)
(springt aus dem Bett.)
(Die Mutter kommt herein.)
Mutter
(droht)
Peterchen
Mutter
(sieht nach)
(Sie stellt zwei kleine, bunte Körbchen mit Äpfeln auf den Tisch.)
Peterchen
(hängt sich ihr an den Hals – besichtigt dann die Äpfel.)
Mutter
(führt ihn zum Bett.)
Peterchen
[14]Anneliese
(legt der Mutter die Ärmchen um den Hals.)
Mutter
(küßt sie)
(legt Peterchen ins Bett, deckt beide Kinder zu.)
Anneliese
(faltet die Hände.)
Peterchen
(faltet die Hände.)
Mutter
(küßt beide.)
Peterchen
Anneliese
Mutter
(holt beides.)
[15]Peterchen
Mutter
(setzt sich am Bett.)
Peterchen
Mutter
(Sie beginnt.)
(Während des Gesanges der Mutter ist es allmählich dunkel im Zimmer geworden. Sie wiederholt die letzten Zeilen leise, während schon die Melodie von einer Geige aufgenommen wird. – Die Mutter schweigt, und die Geige spielt weiter. Es wird allmählich heller im Zimmer, aber es ist ein anderes, etwas bläuliches Licht. Die Mutter ist verschwunden. Statt ihrer sieht man einen großen Maikäfer mit übergeschlagenen Unterbeinchen auf dem Tische sitzen. Er spielt auf einer kleinen, silbernen Geige. Eines seiner mittleren Beinchen fehlt. Nach einer kleinen Zeit setzt er die Geige ab).
Maikäfer
Ja, so starb er, der kleine Kerl. Warum war er auch so vorwitzig und wollte nach dem Mond fliegen? Das ist nichts für so kleine Maikäfer, dazu muß man schon ein großer Maikäfer sein. – Ach ja, ich weiß nicht, mir kommen immer die Tränen in die Augen, wenn ich die Geschichte höre; sie ist auch zu rührend. (Er holt ein großes, grünes Blatt hervor und wischt sich die Augen.) Und dann fällt mir auch immer mein eines Beinchen ein, das mir fehlt; und das ist noch viel trauriger. (Er wischt sich wieder die Augen.) Ich möchte aber doch wissen, wo ich hier eigentlich bin? Kam da eben so mir nichts, dir nichts hereingebrumst, und der kleine Junge hat mich natürlich gleich bemerkt; beinahe hätte mich auch die dicke Minna totgequetscht; – na, das war ’ne Angst! (Wischt sich die [18]Stirn.) Und dann sagt die dumme Person immer: »Papperlapapp, papperlapapp, kein Maikäfer ist da!« Als ob ich nicht ein ganz dicker wäre, einer von den allerdicksten! – Darauf ist meine Frau immer so stolz gewesen, die gute Seele. Ein Huhn hat sie neulich gefressen; sie ruhe sanft! – (Er wischt sich die Augen.) Aber, das kann alles nichts mehr nützen; ich bin eben Witwer geworden und habe ihr zu Ehren jetzt schwarze Beine statt rote. Früher sagten die Jungens, ich sei ein König; jetzt sagen sie Schuster zu mir. Aber das ist eine Dummheit; ich trage Trauer – so ist es! (Er geht im Zimmer mit komisch gravitätischen Schritten umher.) Hm, hm, – Puppenstube, Schaukelpferd – na ja – und Äpfel – hm, hm, die mag ich nicht. Ich esse lieber Salat, Lindensalat oder so was dergleichen. (dreht sich herum.) Scheint aber nicht hier zu sein. Übrigens sind die Kinder recht ordentlich. Gegen das Peterchen habe ich eigentlich etwas; er wollte mich mit seinem Pantoffel kaputt machen. – Wo ist denn eigentlich der Pantoffel? – (am Bett) Aha, da haben wir ihn! (Er nimmt ein kleines, rotes Pantöffelchen auf.) So, so – (schlägt damit auf den Tisch, als wolle er eine Fliege klatschen) schwupp, weg war ich! – Na, das wär’ ’ne schöne Geschichte gewesen! (Er wirft das Pantöffelchen an seinen Platz.) Dummes Peterchen! – Die kleine Anneliese ist besser, die hat mir das Leben gerettet. Aber Zucker wollte sie mir geben – Zucker?? (schüttelt sich komisch) Puh!! Na, da hätt’ ich schöne Bauchschmerzen gekriegt! Ein Maikäfer und Zucker! – (Er fängt an, [19]unbändig zu lachen und komisch hin und her zu torkeln.) Als ob ich ’ne Ameise wäre! Nein, ist das komisch, nein, ist das lächerlich! So eine kleine, dumme Anneliese! – ha ha ha! – (Er fällt plötzlich versehentlich und liegt auf dem Rücken.) Hoppla!! – O, das ist eine fatale Situation! – Ja, das durfte mir eigentlich nicht passieren! (Er angelt mit seinen fünf Beinen in der Luft.) Das ist eine sehr peinliche Lage für einen wohlsituierten Maikäfer wie mich. Gut, daß mich keiner sieht. – Aber, was soll man tun? Totstellen, nützt nichts. Die Kinder rufen, nein, die lachen mich aus. Peterchen ist sowieso nicht auf den Mund gefallen. Bis morgen früh liegen bleiben? Dann tritt mich die Minna mit ihren großen Latschen tot. – O, das ist ’ne unangenehme Geschichte! Aber, ich weiß schon, es kommt vom Lachen. – Na, da wollen wir noch mal ’ne tüchtige Anstrengung machen, ob wir uns selber – hoch – rappeln – können! – (Er kreiselt sich während der letzten Worte schnell herum – dann erschöpft:) Nein, so geht’s nicht. Bei dem Karussellfahren wird man außerdem schwindlig. – Halt, ich sehe Rettung! Da ist ein Tischbein (greift mit dem Vorderbeinchen darnach.) So, nun geht’s! – Hopp – hopp – hoppla! – (Er kugelt sich herum, kommt auf die Beine und steht auf.) Uff, das war ’ne Arbeit! – (Er wischt sich mit dem Blatt den Schweiß.) So, wahrscheinlich hat mein schöner, brauner Rock nun wieder Flecken. Aber schließlich, meine Frau ist tot, und da ist es zu ertragen. Die wußte immer gleich, wenn ich mal auf den Rücken gefallen war, und dann schimpfte sie: »Na, du alter Torkelfritze, hast dir [20]wieder einen über den Durst genehmigt? Unanständigkeiten! Unanständigkeiten!« – – Ach ja, das Huhn hat sie gefressen. Schade drum. Sie hielt auf gutes Benehmen. – (Er reckt die Beine energisch.) So, jetzt muß ich mal sehen, ob ich noch fliegen kann. (Er stellt sich in Positur, entfaltet die Flügel, ein lautes Summen beginnt, und er fliegt ein paar Meter über den Boden hin.) Famos, famos, es geht noch! (Er läßt sich wieder zur Erde herab.) – Aber eingesperrt haben sie mich hier. Das Fenster ist zu; dagegen fliegen nützt nichts; so dumm bin ich auch nicht mehr; das machen bloß die kleinen Käferhosenmätze; es gibt scheußliche Kopfschmerzen. Also, man muß sich, so gut es geht, die Zeit vertreiben. Ich werde mir mal ein lustiges Liedchen spielen. (Er nimmt die Geige, spielt eine Tanzmelodie, singt dazu und springt in grotesken Sätzen im Zimmer umher.)
(Peterchen und Anneliese stecken die Köpfe aus den Vorhängen ihres Bettchens und sehen ihm halb erstaunt, halb belustigt zu.)
(Die Kinder lachen hell auf und klatschen in die Hände.)
Maikäfer
(hält inne, sieht sie an.)
Nanu? Was gibt es denn da zu lachen? – Das ist ein ganz bekannter Maikäfertanz!
Peterchen
Ja, der ist sehr komisch!
Maikäfer
So, meinst du? – Ihr braucht mich aber deshalb nicht auszulachen!
[22]Anneliese
Nein, Herr Maikäfer, das haben wir auch gar nicht so gemeint. Wir bitten schön um Entschuldigung.
Maikäfer
Nun also, da ist mir’s recht. – Aber, sagt mal, warum habt ihr mich denn hier eingesperrt?
Peterchen
Das waren wir nicht!
Anneliese
Das war Minna, Herr Maikäfer!
Maikäfer
Na ja, die ist auch so eine dumme Trine und weiß nicht, was sich gehört. Wenn Besuch da ist, dann schließt man ihn doch nicht ein!
Peterchen
Ja, ich hab’ es ihr gleich gesagt, daß du da wärst; aber die Minna, nein, die ist auch wirklich zu dumm!
Maikäfer
(tritt ans Bett.)
Höre mal, Peterchen, eigentlich bin ich gar nicht gut auf dich zu sprechen. Du hast mich da vorhin mit deinem Pantöffelchen kaputt machen wollen!
Peterchen
(etwas verlegen)
Ach, weißt du, das hab’ ich man bloß so gesagt; getan hätt’ ich es sicher nicht!
[23]Maikäfer
So, so, man bloß so gesagt?!
Peterchen
(schnell)
Weil Anneliese solche Angst hatte.
Anneliese
Jetzt hab’ ich aber gar keine Angst mehr, Herr Maikäfer, nicht ein bißchen!
Maikäfer
Gut. – Aber sagt mal, wie komm’ ich denn hier heraus? Die Nacht ist sehr schön, und ich hab’ keine Lust, hier eingesperrt zu bleiben.
Anneliese
(huscht aus dem Bettchen zum Fenster.)
Hier, Herr Maikäfer, aus dem Fenster. Soll ich dir aufmachen?
Peterchen
(springt ebenfalls aus dem Bett – energisch:)
Nein, Anneliese, nicht aufmachen! – Bitte, Herr Maikäfer, bleib doch noch ein bißchen bei uns und erzähl’ uns was aus deinem Maikäferland! Nachher lassen wir dich auch heraus.
Maikäfer
Nun ja, man könnte das wohl tun; aber da ist jetzt nicht viel zu erzählen; es steht schlecht um die Maikäfer; [24]es werden viele totgeschlagen, und wenn ich an meine liebe Frau denke, die von einem Huhn gefressen wurde –
Anneliese
O, das tut uns aber leid!
Peterchen
War das unser Huhn? Da reiß’ ich ihm dafür mal gleich ein paar Schwanzfedern aus. Ich glaube, das tut mächtig weh!
Maikäfer
Ja, liebes Peterchen, ich weiß es nicht genau, welches Huhn es war, und das ist das Schlimme dabei.
Peterchen
(nachdenklich)
Na, weißt du, das ist allerdings schlimm. Allen Hühnern kann ich die Schwanzfedern nicht ausreißen; ich glaube, da bekäme ich doch Prügel.
Maikäfer
Dann wollen wir es lieber lassen, Peterchen, und ich will meine Frau im stillen beweinen.
(Er wischt sich die Augen mit dem Blatt.)
Anneliese
(mitleidig)
Herr Maikäfer, willst du etwas Zucker haben? In der Puppenstube ist welcher.
[25]Maikäfer
(Kratzfuß)
Danke schön, danke verbindlichst, Anneliese; aber mein Magen verträgt das Zuckerige nicht.
Anneliese
(aufrichtig)
Ach, da tust du mir aber wirklich leid.
Maikäfer
(Kratzfuß)
O bitte, bitte, keine Ursache.
Anneliese
Aber vielleicht ißt du einen Apfel?
Maikäfer
Danke verbindlichst, nur Salat, frischen Salat von Linde oder Kastanie.
Anneliese
Ja, den haben wir leider nicht.
Peterchen
Na, ich kann ja schnell mal auf die dicke Kastanie klettern.
Maikäfer
(Kratzfuß)
Bitte, bemühe dich nicht, ich kann ja fliegen.
Beide
(bewundernd)
Ach ja, das ist wahr.
[26]Peterchen
(neugierig)
Sag’ mal, wo hast du denn deine silberne Geige her?
Maikäfer
O, das ist ein altes Familienerbstück; denn eigentlich spielen die Maikäfer nur den Brummbaß, oder höchstens die Pauke. Aber mein Urgroßvater, er hieß Sumsemann, der wohnte nahe bei einer großen Wiese und war mit einer Grille befreundet, Zirpedirp hieß sie, das steht hier auf der Geige eingraviert; und von der Grille bekam er die Geige geschenkt, weil er ihr einmal das Leben gerettet hatte, als sie zu hoch auf einen Baum gestiegen war und einen Schwindelanfall bekam. Und seitdem spielen wir Sumsemanns die Violine statt der Baßgeige. Das ärgert zwar die anderen Maikäfer; sie meinen, es sei geschmacklos, und die Sumsemanns seien ein entartetes Geschlecht; aber wir finden das vornehmer, weil es etwas Besonderes ist. Man muß auf das Außergewöhnliche halten.
Anneliese
Ja, das ist auch wahr.
Peterchen
Na, und warum hast du denn nur fünf Beinchen? Das ist wohl auch etwas Außergewöhnliches?
Maikäfer
(mit einem tiefen Seufzer)
Ach! – –
[27]Peterchen
O Herr Sumsemann, ich wollte dich nicht beleidigen, entschuldige, bitte!
Maikäfer
(wie vorher)
Ach! – –
Anneliese
(mitleidig)
Ist es so schrecklich, Herr Sumsemann?
Maikäfer
Ja, es ist sehr schrecklich.
Beide
Das tut uns aber leid.
Maikäfer
Ja, es ist der große Fluch, der auf uns Sumsemännern liegt, und das ist eine traurige Geschichte.
Peterchen
Wenn es eine Geschichte ist, dann mußt du sie uns erzählen.
Maikäfer
Nun ja, wenn ihr sie hören wollt.
(Er setzt sich auf den Tisch. Die Kinder schleppen zwei Schemelchen herbei und sitzen andächtig nebeneinander vor ihm.)
Maikäfer
Alle Sumsemänner haben seit vielen hundert Jahren nur fünf Beinchen. Jetzt ist das Geschlecht ausgestorben [28]bis auf mich. Ich bin der letzte Fünfbeinige. Das sechste Beinchen aber, das ist auf dem ..... Mond.
Die Kinder
Ach!! –
Maikäfer
Ja, wie ist es da hinaufgekommen? so denkt ihr, und das ist es eben.
Vor vielen hundert Jahren war es, als der erste Maikäfer Sumsemann sich gerade verheiratet hatte und des Sonntags abends im Wald mit seiner Frau spazieren flog. Sie hatten viel gegessen und ruhten sich ein wenig auf einem Birkenzweiglein aus, und da sie sehr mit sich selbst beschäftigt waren, denn sie waren jung verheiratet, merkten sie nicht, wie ein böser schwarzer Mann, ein Holzdieb, kam; der schwang plötzlich seine Axt und hieb die Birke um; und so schrecklich schlug er zu, daß er dem Urgroßvater Sumsemann ein Beinchen mit abschlug. – Fürchterlich war es! – Und sie fielen auf den Rücken und wurden ohnmächtig vor Angst. Nach einiger Zeit aber kamen sie zu sich von einem hellen Schein, der um sie leuchtete. Da stand eine schöne Fee vor ihnen im Walde und sagte: »Der böse Mann ist bestraft für seinen Waldfrevel am Sonntag. Ich bin die Fee der Nacht und habe es vom Monde aus gesehen. Zur Strafe ist er nun mit dem Holz, das er umgeschlagen hat, auf den höchsten Mondberg verbannt. Dort muß er bleiben in alle Ewigkeit, Bäume abhauen und Ruten schleppen.«
[29]Aber der Urgroßvater schrie und sagte: »Wo ist mein Beinchen, wo ist mein Beinchen, wo ist mein kleines sechstes Beinchen?« Da erschrak die Fee. »Ach,« sagte sie, »das tut mir sehr leid; es ist wohl an der Birke hängen geblieben und nun mit auf den Mond gekommen.« »O, o, mein Beinchen, mein kleines sechstes Beinchen!« schrie mein Urgroßvater, und seine kleine Frau weinte schrecklich, denn sie wußte, daß nun alle ihre Kinder nur fünf Beinchen haben würden – und das war schlimm.
Und als die Fee den großen Jammer sah, hatte sie Mitleid und sagte: »Ein Mensch ist zwar sehr viel mehr als ein Maikäfer, und deshalb kann ich die Strafe für den bösen Menschen nicht aufheben; aber ich will erlauben, daß gute Menschen, wenn ihr sie findet, euch das Beinchen wiederbringen können. Wenn ihr zwei Kinder findet, die niemals ein Tierchen quälten, dann dürft ihr auf den Mond mit ihnen und das Beinchen wieder holen.«
Da waren sie etwas getröstet. Aber sie fanden keine Kinder, und ihre Kinder und Enkel auch nicht, so viel sie auch suchten. Immer wurden die Sumsemänner, die Fünfbeinigen, totgeschlagen, wenn sie des Nachts in die Stuben kamen, um die Kinder zu bitten; oft von den rohen und unverständigen Dienstmädchen, oft auch von den Kindern selbst. Ach, das ist schrecklich, das ist der Fluch der Familie! Und nun bin ich der Letzte des berühmten Geschlechtes und wäre doch auch fast totgeschlagen worden vorhin vom Peterchen. (Er wischt sich mit dem Blatt die Tränen.)
[30]Peterchen
(zu Tränen gerührt)
Ach, lieber Maikäfer, das tut mir jetzt so leid; aber ich habe noch niemals ein Tierchen gequält, ganz gewiß nicht.
Anneliese
Nein, und ich auch nicht; und nun weine nicht, lieber Maikäfer, wir meinen es sehr gut mit dir. (Sie streichelt ihn.)
Peterchen
(streichelt ihn auch.)
Ja, und wir würden dir dein Beinchen schon wieder besorgen, aber, weißt du, auf dem Mond? Der ist sehr weit, und da muß man fliegen können, und das können wir leider nicht.
Anneliese
Nein, das können wir nicht; dann fallen wir ’runter vom Mond und gehen kaputt.
Maikäfer
(plötzlich lebendig)
O, wenn ihr wollt, wenn ihr wollt, dann geht das alles, ihr lieben Kinderchen. – Fliegen? Pah, das ist gar nicht so schlimm, wenn man weiß, wie es gemacht wird. Das bring’ ich euch sehr schnell bei.
Die Kinder
(erstaunt)
Ja? –
Maikäfer
Ganz gewiß, wir können es hier gleich lernen.
[31]Peterchen
Na, das ist aber mal herrlich – fliegen? – famos!
Anneliese, jetzt surren wir durch die Luft!
Anneliese
(klatscht in die Händchen)
Mitten durch! –
(Der Maikäfer nimmt seine Geige.)
Maikäfer
Also, nun paßt mal auf, ich spiele eine ganz bestimmte Melodie, und nur zu dieser Melodie könnt ihr fliegen. Ich werd’s euch jetzt vormachen.
(Er setzt die Geige an und macht zu der Melodie »Maikäfer, fliege« ein paar seltsame, groteske Sprungschritte im Kreise um den Tisch. Dazu singt er:)
(Er entfaltet die Flügel, das Summen ertönt, und so fliegt er, weiter geigend, zwei- bis dreimal um den Tisch herum. Die Kinder jubeln laut auf und klatschen in die Hände.)
Maikäfer
(läßt sich zur Erde)
So, nun sollt ihr’s versuchen. Stellt euch mal hintereinander auf. Erst Peterchen, dann Anneliese. Und nun geht es um den Tisch herum. –
(Er stellt sich mitten auf den Tisch.)
[32]Aufgepaßt!
(Er setzt die Geige an)
(Die Kinder hüpfen in ihren Nachthemdchen komisch possierlich und sehr ernsthaft um den Tisch. Der Maikäfer singt und spielt.)
(Bei »Summ« fliegen die Kinder in die Höhe und einmal in possierlicher Haltung um den Tisch. Kaum haben sie sich von der Erde erhoben, so lachen sie laut auf, klatschen in die Hände und fallen – bums – auf die Nase. Sie stehen sehr erstaunt auf.)
Maikäfer
Ja, klatschen dürft ihr nicht; dann geht’s nicht; das ist eine äußerst ernsthafte Angelegenheit.
Peterchen
Na, ich bin schön hingepurzelt!
Anneliese
Und ich bin auch hingepurzelt.
Maikäfer
Also, da versuchen wir die Geschichte noch einmal. – Aufgepaßt!
(Die Kinder stellen sich auf.)
[33]Maikäfer
(spielt und singt)
(Sie fliegen bei »Summ« wieder auf, breiten diesmal die Ärmchen aus und segeln so sehr schön zweimal um den Tisch. Beim zweiten Male aber hält es Anneliese nicht mehr aus.)
Anneliese
(klatscht in die Händchen und ruft)
O, jetzt kann ich es aber!
(Bums, da liegen sie beide wieder auf der Nase.)
Maikäfer
Ja, siehst du, kleine Anneliese, da liegt ihr schon wieder. In die Händchen klatschen dürft ihr nicht; dann geht’s gleich pardauz!
Peterchen
(reibt sich das Bein – vorwurfsvoll)
Das war mal ’nen ordentliches Pardauz.
Anneliese
(ganz klein)
Ach, es war so schön, Herr Sumsemann; und da klatschten meine Händchen ganz von selbst. Aber ich will’s jetzt nicht wieder tun. – Nochmal, Herr Sumsemann, bitte, ja? –
Maikäfer
(setzt sich in Positur)
Also los. Aufgepaßt!
[34](Er spielt und singt)
(Die Kinder fliegen jetzt mehrere Male um den Tisch und lachen zuletzt aus vollem Halse vor Freude, ohne jedoch die ausgestreckten Ärmchen zu bewegen. Der Maikäfer läßt sein Spiel leise verklingen, und sie gleiten sanft zur Erde.)
Maikäfer
So, nun könnt ihr’s.
Peterchen
(jubelnd)
Ach, das war mal famos! Es hat richtig gebrumst bei mir, wie ich geflogen bin.
Anneliese
Ja, und bei mir hat es auch gebrumst.
Maikäfer
Natürlich, das gehört zum Fliegen.
Peterchen
Und nun fliegen wir nach dem Mond?
Maikäfer
Das tun wir.
(Er stellt sich zu ihnen neben den Tisch.)
Jetzt paßt auf; ich fliege vorweg, dann Peterchen, dann Anneliese. – – Halt! da fällt mir etwas ein; wir haben eine weite Reise vor und müssen Proviant mitnehmen. Habt ihr etwas da?
[35]Die Kinder
Ja, Äpfel von Muttchen.
Maikäfer
Schön, dann nehmt sie, jedes ein Körbchen.
(Die Kinder nehmen ein jedes sein Körbchen.)
Maikäfer
So, nun aufgestellt! – Fertig?
Anneliese
Herr Sumsemann?
Maikäfer
Was ist denn los?
Anneliese
Darf ich meine Puppe mitnehmen?
Peterchen
Und ich meinen Hampelmann?
Maikäfer
Na, eigentlich beschwert uns das unnötig; aber man kann nicht wissen, wozu es gut ist. Holt schnell!
(Die Kinder springen zum Bett, holen Puppe und Hampelmann. Peterchen gürtet sich außerdem sein kleines Holzschwert ums Hemdchen.)
Maikäfer
So, nun Puppe in die rechte Hand, Äpfelkörbchen in die linke, beide Ärmchen ausgebreitet – aufgepaßt!
(Er spielt, und sie springen hintereinander um den Tisch.)
(Sie fliegen auf und dreimal um den Tisch. Während sie um den Tisch fliegen, öffnet sich die Wand im Hintergrunde des Zimmers, und man sieht den Vollmond gelb und rund über einer schönen, nächtlichen Wiese liegen. Nach dem dritten Umfliegen wendet sich der Maikäfer zum Hintergrunde, und sie fliegen hinaus, über die Wiese, immer weiter, auf den Mond zu. Die Melodie verklingt leise in der Ferne.)
Vorhang.
Ende des ersten Aufzuges.
Sternenwiese auf dem Mond. Eine weite, schneeweiße Fläche, mit vielen kleinen, weißen Pyramidenhügelchen bestanden. Auf jedem dieser kleinen Hügelchen sitzt ein kleines Mädchen in silbernem Kleid mit silbernem Haar. Alle haben auf den Knien große Strahlenkronen von Silber, an denen sie emsig mit goldenen Läppchen putzen. Im Vordergrunde steht rechts eine große silberne Pauke und links ein silbernes Fernrohr; an dieses angelehnt ein großes Pustrohr. Im Hintergrunde ist ein weißer Stall. Vom Himmel herab hängt ein silberner Glockenstrang. Zwischen Pauke und Fernrohr wandert das Sandmännchen steifbeinig auf und nieder. Es hat ein rotes, lustiges Gesicht, kugelrunde, große Augen, mit denen es immerfort zwinkert, eine spitze, lange Nase und ein spitzes Bäuchlein. Auf dem Kopfe sitzt ihm eine seltsame Zipfelmütze. Es hat einen himmelblauen Schlafrock an und himmelblaue Pantoffel. Schlafrock und Pantoffel sind mit kleinen, weißen Sternchen bestickt. In den Händen, die es meistens gravitätisch auf dem Rücken verschränkt hat, hält es einen großen Paukenstock. Über diesem allen spannt sich ein schwarzer Himmel ohne irgendwelche Sterne. Auf der Wiese herrscht magisches, bläulich-weißes Leuchten, das vom Boden auszugehen scheint. Als der Vorhang sich teilt, geht ein silbernes Lachen von den vielen kleinen Sternenmädchen über die Wiese.
Sandmännchen
(haut auf die Pauke.)
Drittes Sternchen
Sandmännchen
Drittes Sternchen
Sandmännchen
(Das Sternchen holt eine Bürste hervor und scheuert.)
Viertes Sternchen
Sandmännchen
Viertes Sternchen
[39]Sandmännchen
(Das Sternchen schleift seinen Strahl auf einem kleinen Schleifstein.)
Fünftes Sternchen
Sandmännchen
Fünftes Sternchen
Sandmännchen
(Das Sternchen klopft mit dem Hämmerchen.)
Sandmännchen
(zum Publikum)
(Es rollt fürchterlich mit den Augen, schnaubt sich und haut auf die Pauke.)
(Die Sternchen singen gemeinsam, während das Sandmännchen mit dem Paukenstock den Takt schlägt.)
Sandmännchen
(sieht auf eine riesengroße Taschenuhr, die es mit vieler Umständlichkeit aus dem Schlafrock praktiziert)
Die Sternchen
[41]Sandmännchen
(Alle Sternchen setzen ihre Strahlenkronen auf und erheben sich. Jedes holt ein kleines Spiegelchen hervor und ordnet sich die silbernen Locken. Alsdann zieht das Sandmännchen an dem Glockenstrang, und es ertönt ein Klingen wie von tausend silbernen Glöckchen aus der Höhe.)
Sandmännchen
(läutet).
Die Sternchen
(singen)
(Alle Sternchen verschwinden mit einem Schlage. Im gleichen Augenblick ist der bis dahin schwarze Himmel tiefsammetblau und von Sternen übersät. Das Sandmännchen läutet noch eine kleine Zeit und hört dann auf.)
Sandmännchen
(geht ans Fernrohr, richtet es und sucht den Himmel ab.)
(Zwei Sternchen rücken voneinander fort.)
(Das Sternchen rückt.)
(Ein Haufen Sternchen stiebt auseinander.)
(Es läßt das Fernrohr.)
(wischt sich den Schweiß.)
(Es geht zum Stall im Hintergrund und macht die Tür auf.)
(Es stürzen etwa ein Dutzend kleine, weiße Schäfchen heraus, nach Art der Kinderschäfchen auf kleinen Rollbrettchen. Sie rollen quer über die Szene und verschwinden rechts. Gleich darauf zieht eine Kette silberner Lämmerwölkchen von rechts am Himmel auf.)
(Es nimmt das Pustrohr, füllt es aus dem Säckchen, geht nach dem Hintergrund und bläst viermal einen silbernen, leuchtenden Staub in die Luft. Alsdann kommt es nach vorn und sieht noch einmal über den ganzen Himmel hin.)
(selbstzufrieden mit den Augen rollend.)
(Es dreht sich herum und zieht seine Uhr.)
(reibt sich mit komischem Fratzenschneiden den Magen.)
(schwenkt herum.)
(wirft noch einen Blick auf den Himmel.)
(Es stutzt plötzlich und legt die Hand über die Augen.)
(Es starrt auf eine Stelle am Himmel und stürzt dann zum Fernrohr.)
(visiert die Stelle mit dem Fernrohr an.)
(wischt sich heftig seine kleinen, kugelrunden Äugelchen und guckt wieder.)
(richtet sich auf, starrt staunend in die Luft und putzt sich immer wieder die Augen.)
(Es schwingt den Paukenstock, schlägt dreimal wuchtig auf die Pauke und schneidet eine fürchterliche Grimasse.)
(Der Maikäfer, Peterchen und Anneliese erscheinen von rechts.)
Maikäfer
Guten Abend, Herr Sandmann. Sie wollen gütigst entschuldigen ...
Sandmännchen
Was, was, was, entschuldigen? Er ist ein Maikäfer, Er gehört auf die dicke Kastanie und nicht auf den Mond! Was will Er hier? (schlägt auf die Pauke.) Ich werde mal gleich ein paar Sternraketen gegen ihn abschießen, daß ihm der Bauch platzt!
[46]Anneliese
Ach nein, Herr Sandmännchen; bitte nicht schießen, bitte nicht böse sein; da hast du auch einen Apfel; sei gut!
(Sie hält ihm im ausgestreckten Händchen einen Apfel hin.)
Sandmännchen
(schon etwas begütigt)
Nanu? – Was ist denn das für ein kouragiertes, kleines Frauenzimmerchen? Einen Apfel willst du mir schenken? Das ist allerdings ’ne Seltenheit auf dem Mond. Hier wächst so etwas nicht. Nur auf der Weihnachtswiese, da wachsen die vergoldeten Äpfel, aber davon kann man leider nichts haben. – Gib mal her!
(nimmt den Apfel und beißt hinein. Mit beiden Backen schmausend.)
Hm, das schmeckt großartig; so was hab’ ich noch nie gegessen; sehr schön, sehr schön! (Schon sehr begütigt.) Aber, nun sagt mal, ihr Hemdenmätze ihr; was wollt ihr denn hier oben? Ihr sollt doch schlafen!
Peterchen
(tritt vor)
Herr Sandmännchen, wir sind auf einer Abenteuerfahrt. Wir sind ausgezogen, um dem armen Maikäfer Sumsemann hier sein Beinchen zurückzuerobern.
Sandmännchen
Hoho! Du bist ja ein sehr kühner, kleiner Mann! – – Gib mir mal auch einen Apfel!
[47]Peterchen
Ja, den geb’ ich dir gerne. Aber dann sag’ uns auch, wo das Beinchen ist.
(Er gibt dem Sandmännchen einen Apfel, das Sandmännchen schmaust.)
Sandmännchen
Schmeckt prächtig, schmeckt prächtig! Ja, und nun wartet mal! Wie heißt der Maikäfer doch? – Sumsemann? – Sagtest du nicht Sumsemann?
Maikäfer
(Kratzfuß)
Sumsemann, zu dienen, Herr Sandmann!
Sandmännchen
(tippt sich auf die Stirn.)
Ja, da fällt mir etwas ein!... Sumsemann, Sumsemann? Den Namen hab’ ich doch schon gehört?... Aha, jetzt weiß ich es wieder! Du bist der Maikäfer, dessen sechstes Beinchen hier auf dem Berg beim Mann im Monde ist?
Maikäfer
(Kratzfuß)
Ganz richtig, Herr Sandmann!
Sandmännchen
O ja, o ja, deine Geschichte kenne ich; sie ist traurig, sie ist sehr traurig. Die Nachtfee hat sie uns einmal auf dem Kaffeeklatsch erzählt; wir waren alle sehr gerührt. (starrt ihn an.) Kreuz Himmelsziege und Mondsalat; und da hast du tatsächlich [48]zwei artige Kinderchen entdeckt, die dir helfen wollen? Na, da hast du aber Glück; das heißt, wir wollen erst mal sehen, ob die Kinder auch immer artig waren. (zu den Kindern) Wie heißt ihr beide?
Peterchen
Ich heiße Peterchen!
Anneliese
Ich heiße Anneliese!
Sandmännchen
(zieht an dem Glockenstrang, und das Läuten der vielen Glöckchen ertönt. Darauf hält es die Hände an den Mund und ruft zum Himmel hinauf:)
Die Sternchen von Peterchen und Anneliese sollen mal schnell herunterkommen!
(Zwei Sternchen fallen vom Himmel, und gleich darauf stehen zwei liebliche Sternenmädchen auf der Wiese und strecken nach den Kindern die Arme aus. Die Kinder laufen jubelnd zu den Sternchen und schmiegen sich an sie.)
Peterchens Sternchen
Peterchen! mein Peterchen!
Annelieses Sternchen
Meine kleine Anneliese!
Sandmännchen
(streng.)
Peterchens Sternchen
(küßt Peterchen)
Sandmännchen
Annelieses Sternchen
(küßt Anneliese)
Maikäfer
(schreit)
(Er ist so wild umhergesprungen vor Vergnügen, daß er abermals auf den Rücken gefallen ist.)
O – das ist sehr fatal – entschuldigen Sie, meine Herrschaften!
Sandmännchen
(komisch erschreckt)
Nanu? – Was macht denn der? Was ist denn das für ’ne neumodische Art, sich zu benehmen?
[50]Maikäfer
Ach, mir war die Freude so in die Glieder gefahren!
Sandmännchen
Und da muß er gleich alle Glieder von sich strecken?
(Peterchen und Anneliese eilen ihm zu Hilfe, und er kommt wieder auf die Beine.)
Peterchen
Herr Sandmännchen, dafür kann er nicht; es passiert ihm aus Versehen. Ich kenne das von den Maikäfern. Und er hat auch nur fünf Beinchen, da kann er sich nicht so schnell rappeln.
Sandmännchen
(streichelt die Kinder.)
Na ja, ich sehe jetzt, daß ihr gute Kinder seid und will euch helfen. Also, nun nehmt mal zuerst von euren Sternchen Abschied!
(Peterchen und Anneliese umarmen ihre Sternchen.)
Peterchen
Anneliese
Die Sternchen
(Sie huschen fort und tauchen im gleichen Augenblick am Himmel als Lichtpünktchen auf. Die Kinder starren ihnen nach.)
[51]Peterchen
Sandmännchen
So, nun kommt mal her, Kinderchen; jetzt wollen wir beraten, wie wir es am besten anfangen. Die Geschichte ist nämlich gar nicht so einfach, denn der Mondmann ist sehr böse.
Peterchen
(mutig)
O, den hau’ ich schon mit meinem Schwert!
Sandmännchen
(lächelt)
Na ja, du mutiger, kleiner Mann, das glaube ich dir schon; aber so mir nichts, dir nichts, geht die Sache denn doch nicht; es muß schon ein wenig vorbereitet werden, und da kommt mir eben ein großartiger Gedanke.
(zieht die Uhr.)
Jetzt ist es halb zwölf; um zwölf Uhr bin ich bei der Nachtfee zum Kaffeeklatsch geladen; mein Mondschlitten muß gleich hier sein. Also, da will ich euch mal etwas sagen: Ihr steigt jetzt alle drei mit ein, und wir fahren zu Vieren zur Nachtfee aufs Schloß. Dort sind noch viele andere Leute eingeladen; mit denen wollen wir gemeinsam beraten, wie es am besten zu machen ist.
[52]Peterchen
Das ist famos – da freue ich mich drauf!
Maikäfer
(Kratzfuß)
Verbindlichsten Dank, Herr Sandmann!
Sandmännchen
Seht ihr, da kommt auch schon mein Schlitten!
(Ein schneeweißer Schlitten, von sechs silbernen Nachtfaltern gezogen, fährt vor.)
Sandmännchen
(Alle steigen ein – Sandmännchen setzt sich auf den Bock.)
Sandmännchen
(knallt mit der Peitsche)
(Sie fahren davon.)
Vorhang.
Ende des zweiten Aufzuges.
(Großer Saal im Schloß der Nachtfee. Eine blaue Kuppelhalle, in die von oben die Sterne hereinsehen. Rechts und links weite Eingänge vor schwarzem Hintergrunde. Der Boden der Halle ist silbergrau. In der Mitte des Raumes steht eine silberne Treppenpyramide mit einem Thron. Der Thron leuchtet von innen. Rechts und links von dem Thron zwei Tafeln aus blassem Marmor, auf denen silberne Tassen und silberne Teller stehen. Bei jedem Gedeck steht ein silberner Stuhl. Auf dem Thron sitzt die Nachtfee, in einem tiefblauen Mantel, der mit Sternen bestickt ist. Sie hat ein blasses, edles Antlitz. In ihrem tiefschwarzen Haar trägt sie eine silberne Mondsichel als Krone. In der Halle herrscht bläuliche Dämmerung. Aus der Höhe ertönt eine süße Harfenmusik, zu deren Melodie an dem Fries der Halle entlang eine Kette reigentanzender Sternenmädchen ununterbrochen hinzieht. Es sieht aus, als kämen die Mädchen vom Himmel herein, zögen durch den Raum und wieder in die Tiefe der Nacht hinaus. Eine Glocke schlägt aus der Höhe mit zwölf tiefen Schlägen.)
Nachtfee
(Ein ferner Chor nimmt den Ruf auf und singt immer leiser, immer ferner.)
(Der Chor verklingt.)
[54]Nachtfee
(Man hört fernen Donner, stärker und stärker. Plötzlich gibt es einen gewaltigen Krach, und auf einer großen Pauke kommt von rechts der Donnermann hereingeritten. Er hält vor dem Thron der Fee und steigt ab. Eine riesige Gestalt, dick und ungeschlacht, mit rotem, borstigem Bart und roten Haaren. Er hat ein schwarzledernes Wams an und hohe Kanonenstiefel.)
Donnermann
(macht vor der Nachtfee eine Verbeugung.)
(Es donnert, und er verneigt sich.)
[55]Nachtfee
Donnermann
(nimmt Platz)
Nachtfee
(verbindlich)
(Ein Windsausen geht durch die Luft, und die Windliese kommt von rechts auf einem Besen hereingeritten. Sie hat ein rotbäckiges, dickes Gesicht; blondes, wirr um den Kopf stehendes Haar und ein graublaues Schleierkleid. Während sie spricht, säuselt ein leiser Wind; wenn möglich flattern ihre Schleier.)
Windliese
(macht einen Knicks)
(Sie knickst noch einmal.)
Nachtfee
(begrüßt sie)
(Sie begrüßen sich.)
Donnermann
Windliese
(knickst und säuselt)
Donnermann
(verneigt sich)
Windliese
(knickst und kreiselt unter fortwährendem Säuseln zu ihrem Platz.)
Nachtfee
(Es kommt von rechts eine dicke, grauhaarige, pausbäckige Frau herein, in eine mächtige, graue Krinoline und eine dunkelblaue Bluse mit großen Ballonärmeln gekleidet. An Ärmelenden, Hals und Rocksaum sehen weiße Kanten hervor. Sie hat gemütliche, langsame Bewegungen und eine weiche, tiefe Stimme.)
Wolkenfrau
(mit Verneigung)
Nachtfee
(Die beiden erheben sich und begrüßen die Angekommene.)
Wolkenfrau
(knickst)
Nachtfee
Wolkenfrau
(verneigt sich)
Nachtfee
[59]Wolkenfrau
(setzt sich dort)
(Es wetterleuchtet im Raum.)
Nachtfee
(Der Donnermann springt auf und donnert.)
Nachtfee
(Der Donnermann setzt sich verlegen.)
Donnermann
(Ein greller Blitz zuckt auf, die Blitzhexe saust von rechts auf einem toten Baumast herein. Sie hat ein schwefelgelbes Kleid an, ein gelbes, spitzes Hexengesicht, lange, gelbe Krallenfinger und eine starr nach hinten in die Luft stehende, lohrote Haarfahne. Als sie hereinspringt, fährt der Donnermann von seinem Sitz und begrüßt sie mit einem schmetternden Donnerschlag.)
Donnermann
(brüllt und umarmt die Blitzhexe)
[60]Blitzhexe
(schrill)
(Sie wendet sich zur Nachtfee.)
(Wenn sie »Sirr – Sirr« sagt, blitzt es.)
Nachtfee
(Sie hält sich die Nase zu. Der Donnermann brüllt vor Lachen.)
Blitzhexe
(knickst)
Nachtfee
(Die Blitzhexe knickst und springt in Zickzacklinien zu ihrem Platz. Man hört Regenrauschen und auf einem großen Regenschirm kommt von rechts der Regenfritz herein. Eine fadendünne, lange Gestalt in schlechtsitzendem, grauem Überrock, zu kurz geratenen, grauen Hosen, grauem Zylinder und ausgetretenen Zugstiefeln. Langes, strähnig hängendes, verwaschen blondes Haar; eine rote, spitze Schnupfennase und Triefaugen. Er hat eine ölig flötende, melancholische Greinstimme. Er trieft von Wasser. Wo er steht, bilden sich sofort Pfützen.)
Regenfritz
(Er verbeugt sich.)
Nachtfee
Regenfritz
Nachtfee
(Die bereits Angekommenen machen ein Freudengetöse.)
Regenfritz
(indem er sich zu ihnen setzt)
Nachtfee
(Lautes Brausen ertönt. Der Sturmriese springt herein; eine gewaltige Gestalt, die größte von allen. Der Sturmriese trägt keinerlei Gewandung, sondern ist mit schwarzem, zottigem Fell behaart, hat einen mächtigen, schwarzen Bart, ebensolches Haar und trägt ein paar gewaltige, schwarze Flügel an den Schultern. In der Faust hält er einen abgerissenen Eichenast.)
Sturmriese
Nachtfee
Sturmriese
Wolkenfrau
(ängstlich)
Sturmriese
Wolkenfrau
Nachtfee
(Man hört ferne Trommelwirbel, die sich schnell nähern. Der Hagelhans kommt herein, ein großer Mann, mit glattem, blau geschminktem Gesicht, in enganliegender Uniform von silbergrauer Farbe mit blauer Stickerei. Silbergraue Gamaschen und blaue Bärenmütze. An den Stiefeln trägt er große Radsporen und eine große, silberne Trommel am Gürtel, auf der er Wirbel schlägt.)
[65]Hagelhans
(schlägt die Hacken zusammen)
(grüßt militärisch.)
Nachtfee
[66](Frau Holle kommt in einem Wirbel von Flocken herein. Sie sieht aus wie ein großes, weißes Bett; hat ein gutmütiges, gerötetes Gesicht unter schlohweißem Haar und unter jedem Arm ein Bettkissen, aus dem, wenn sie darauf drückt, Flockenkaskaden aufsprühen.)
Frau Holle
(verneigt sich)
Nachtfee
Frau Holle
Nachtfee
(Frau Holle setzt sich. Durch die Tür tritt der Eismax. Große, schlanke Gestalt mit spiegelblanker Glatze und grünem, starr aufgebürstetem Schnauzbart. Er trägt ein Monokel. Seine glasgrüne Uniform ist mit silbernen Eisblumen bestickt. Er trägt weiße Lackstiefel mit silbernen Klingsporen. Sein Benehmen ist militärisch. Er schlägt die Sporen zusammen und grüßt.)
Eismax
Nachtfee
Eismax
(legt den Strauß auf die Thronstufen.)
Nachtfee
(Der Eismax klirrt mit den Sporen und setzt sich. Herein kommt der Wassermann. Eine fette Gestalt, pausbackig, mit Schilfhaar, Froschmaul und -augen, Floßfingern und -zehen und grasgrüner Haut. Er trägt einen grünweiß gesprenkelten Badeanzug und in jeder Hand einen großen Schwamm.)
[69]Wassermann
(verneigt sich.)
Nachtfee
[70]Wassermann
(steigt in die Badewanne.)
(Ein Sternenmädchen kommt mit einer Gießkanne.)
(Das Sternenmädchen begießt ihn, und er stößt ein wohliges Grunzen aus.)
Nachtfee
(Man hört eine ferne, rauschende Melodie. Goldiges Licht fließt in den Raum. Von links tritt die Sonne ein; ihr zur Rechten und Linken ihre beiden Töchter, Morgen- und Abendröte, hinter ihr die beiden Söhne, der Morgen- und der Abendstern. Die Sonne trägt ein goldenes Kleid und eine silberne Strahlenkrone. Sie hat ein edles Gesicht und weißes Lockenhaar. Ihre Töchter tragen rosige Schleier und purpurrote Kränze auf goldenen Locken; die Söhne gehen in silbernen Rüstungen. Beim Eintritt der Sonne erhebt sich die Nachtfee und mit ihr alle bereits Angekommenen. Der Eismax, die Wolkenfrau und Frau Holle drücken sich mit abwehrenden Gesten möglichst weit. Der Eismax [71]sucht sich mit komischer Steifheit hinter die Wolkenfrau zu verstecken. Donnermann, Hagelhans, Windliese, Sturmriese, Blitzhexe und der Wassermann verneigen sich. Die Nachtfee steigt vom Thron und geht der Sonne entgegen.)
Nachtfee
(Sie umarmen sich. Während der Umarmung wird es abwechselnd hell und dunkel im Raum.)
(Sie küßt die beiden.)
(schüttelt die Hände der beiden.)
Sonne
(mit einer Neigung zu den anderen.)
(Die Sonne nimmt mit ihren Kindern an der Tafel zur Rechten der Nachtfee Platz. Die Nachtfee kehrt auf ihren Thron zurück. Das Taumariechen tritt von links ein. Ein süßes, blasses, dunkelhaariges Mädchen in mattsilbernem, kurzem Gazekleid über nachtblauem Grund. Auf ihrer Stirn ein silbernes Krönchen, an ihren nackten Armen und Füßen klingen silberne Reifen, von ihrem Gürtel hängen blasse Perlenschnüre. Sie trägt eine kleine, silberne Trinkschale. Bei ihrem Eintritt klingen leise Harfentöne in der Luft, wie fallende Tropfen. Sie tritt vor den Thron und kniet dort.)
Das Taumariechen
Nachtfee
(breitet ihre Arme aus)
(Sie schließt ihre Tochter, die zu ihr hinaufeilt, in die Arme und küßt ihren Scheitel.)
(Das Taumariechen setzt sich auf den Stufen des Thrones zu den Füßen der Nachtfee. Von links kommt der Milchstraßenmann herein. Er hat eine hellblaue Bluse an, weiße, weite Hosen, die in niederen Schaftstiefeln stecken und eine blaue Ballonmütze auf dem Kopf. Mütze, Bluse und Stiefel sind über und über mit [74]Silbersternchen besät. Eine große Säuglingsflasche und eine Milchklingel hat er unter dem Arm. Er ist sehr erregt und tritt, ohne die Anwesenden zu beachten, vor den Thron.)
Nachtfee
Milchstraßenmann
(Unruhe an der linken Tafel.)
(Der Sturmriese steht auf.)
Sturmriese
Milchstraßenmann
Wolkenfrau
[75]Milchstraßenmann
Regenfritz
Milchstraßenmann
Regenfritz
Milchstraßenmann
Donnermann
(verlegen)
Milchstraßenmann
Blitzhexe
Milchstraßenmann
Hagelhans
Milchstraßenmann
Wassermann
Milchstraßenmann
(wütend)
Wassermann
(gemütlich)
Milchstraßenmann
Eismax
Milchstraßenmann
Eismax
Milchstraßenmann
[78]Nachtfee
Alle
Nachtfee
(Der Milchstraßenmann geht hinaus.)
(Sie hebt winkend die Hand, eine Schar weißgekleideter Knaben kommt herein, die silberne Kannen und Platten mit Kuchen tragen. Sie schenken den Gästen ein, während leise Musik ertönt. Eine Schar lieblicher Sternenmädchen tanzt Reigen im Vordergrunde. Plötzlich kommt der Milchstraßenmann wieder herein. Er lacht und kann sich vor Vergnügen kaum halten.)
Milchstraßenmann
[79]Nachtfee
Milchstraßenmann
Nachtfee
Milchstraßenmann
(Das Sandmännchen kommt gravitätisch herein, an der rechten und linken Hand die beiden Kinder, hinter ihm der Maikäfer. Bei ihrem Hereinkommen erhebt sich am Tisch zur Linken der Fee ein gewaltiges Freudengetöse; der Donnermann donnert, die Blitzhexe blitzt, der Hagelhans trommelt, der Wassermann kriecht halb aus der Badewanne und patschelt sich den Bauch vor Vergnügen. Der Eismax klemmt das Monokel ein und stößt ein schnarrendes Gelächter aus. Die Nachtfee erhebt sich und streckt die Hand aus. Es wird still.)
Nachtfee
Sandmännchen
(mit Verneigung)
(Es schiebt das Peterchen vor.)
[81]Peterchen
(mutig)
Nachtfee
Peterchen
Nachtfee
[82]Sandmännchen
(fällt ein)
Nachtfee
Donnermann
(steht auf und kommt näher, stellt sich breitbeinig vor die Kinder, rollt fürchterlich mit den Augen. Anneliese faßt Peterchen etwas ängstlich am Zipfel des Hemdchens. Peterchen legt den Arm um sie und sieht den Donnermann furchtlos an.)
Donnermann
Peterchen
Donnermann
Blitzhexe
(springt neben ihn)
[83]Donnermann
(Es wird plötzlich pechfinster.)
(Ein greller Blitz zuckt, dem ein schmetternder Schlag folgt, der langhin nachrollt. Es wird ganz allmählich wieder heller. Man sieht Peterchen und Anneliese eng umschlungen, aber tapfer aufrecht; neben ihnen liegt der Maikäfer auf dem Rücken.)
Peterchen
(laut)
Donnermann
(lacht laut)
(Er lacht unbändig, die anderen stimmen ein.)
Peterchen
(hilft dem Maikäfer auf die Beine)
[84]Maikäfer
(zu Peterchen)
Donnermann
Anneliese
(gibt ihm einen Apfel)
Donnermann
(nimmt den Apfel)
Peterchen
(gibt der Blitzhexe einen Apfel)
Blitzhexe
(Sie zieht den Donnermann zu seinem Platze.)
Donnermann
[85](Zum Publikum.)
Nachtfee
Peterchen
Wassermann
Peterchen
Wassermann
[86]Anneliese
(gibt ihm einen Apfel)
Wassermann
(nimmt den Apfel)
(zu dem Sternenmädchen.)
(Das Mädchen begießt ihn, und er rutscht in seine Wanne zurück.)
Nachtfee
(Der Sturmriese springt auf, hebt die Keule, es wird abermals finster, und ein heulender Sturm fegt daher. Man hört das Krachen und Splittern niederbrechender Bäume und das Rollen der Hageltrommel. Dann wird es still und allmählich wieder heller. Der Sturmriese steht vor den Kindern mit gesenkter Keule. Der Maikäfer liegt wieder auf dem Rücken.)
Sturmriese
Peterchen
(hilft dem Maikäfer auf die Beine.)
[87]Sturmriese
(lacht)
Peterchen
Sturmriese
(nimmt den Apfel)
(Er kehrt auf seinen Platz zurück.)
Nachtfee
(Sie breitet die Arme aus.)
(Sie küßt beide Kinder, die zu ihr auf den Thron kommen.)
Milchstraßenmann
Nachtfee
(Der Milchstraßenmann geht kopfschüttelnd ab.)
[89]Sandmännchen
(Kratzfuß)
(Er wendet sich.)
(Der Milchstraßenmann tritt in den linken Eingang, an einer Kette einen großen, weißen Bären, der nach Art der Kinder-Petzbären auf einem mit Rollen versehenen Brett läuft. Der Bär bleibt in der Tür stehen, klappt mit dem Rachen und starrt mit grün leuchtenden Augen in die Versammlung.)
Milchstraßenmann
Nachtfee
Sandmännchen
(zu den Kindern)
[90](Peterchen und Anneliese gehen zu dem Bären. Der Bär starrt sie mit grünen Augen an, klappt mit dem Rachen und stößt ein fürchterliches Gebrüll aus. Peterchen nimmt einen Apfel, stellt sich auf die Zehen, zielt und wirft ihn in den offenen Rachen. Der Bär verschluckt den Apfel, bekommt für einen Augenblick rote Augen, dann aber wieder grüne, dann rote, dann grüne und so fort, während er abwechselnd brüllt und brummt.)
Sandmännchen
(Anneliese versucht, einen Apfel auf den Zehenspitzen hinaufzureichen; da sie aber zu klein ist, nimmt Peterchen ihr den Apfel ab und wirft ihn, wie vorher, dem Bären in den Schlund. Augenblicklich schließt der den Rachen, brummt gemütlich und hat dauernd rote Augen. Allgemeines Gelächter.)
Sandmännchen
Peterchen
(kühn zum Bären)
(Der Bär gibt ihm die ungefüge Pfote.)
(Der Bär richtet sich steif auf den Hinterbeinen auf und klappt dann wieder zurück.)
[91]Milchstraßenmann
(mit Kennermiene)
Nachtfee
(Ein Sternenmädchen bringt eine kleine Leiter, und sie steigen auf.)
(Sie sitzen.)
Nachtfee
Die Reiter
Nachtfee
Sandmännchen
(Der Bär rollt mit seinen Reitern schnell hinaus.)
Alle
(winken)
Vorhang.
Ende des dritten Aufzuges.
Die Weihnachtswiese.
(Im Hintergrunde eine dichte Hecke von kleinen Weihnachtsbäumchen, deren jedes ein Sternchen an der Spitze trägt. In der Mitte dieses kleinen Waldes steht eine winzige, goldene Wiege, in der ein Kindchen mit silbernem Krönchen schläft. Vorn rechts steht ein silberner Baum mit vergoldeten Äpfeln und Nüssen, links ein goldener Baum mit Pfefferkuchen und Brezeln. Der Mittelgrund ist in zwei Hälften geteilt. Auf der rechten Seite wachsen aus der Erde wie Spargel Soldaten, Pferdchen, Nußknacker, Hampelmänner, Petze usw.; auf der linken Seite Puppen in allen Größen und Formen. Teils gucken diese Spielsachen nur erst mit dem Kopfe aus der Erde hervor, teils sind sie halb, teils ganz herausgewachsen. Neben der Wiege im Hintergrunde sitzt der Weihnachtsmann in Pantoffeln, Pelzmütze und Pelzrock, die Pfeife im Munde und wiegt das Christkindchen. Im Vordergrunde springt das Pfefferkuchenmännchen mit grotesken Sprüngen herum und begießt die Puppen, Soldaten und Weihnachtsbäumchen. Es hat einen kaffeebraunen Anzug an mit großen, blauen Zuckerknöpfen und auf Bauch und Rücken je ein großes, goldenes Pflaster. Es herrscht eine goldmatte Dämmerung.)
Weihnachtsmann
(wiegt leise die Wiege und singt dazu:)
(dann zum Pfefferkuchenmännchen.)
Pfefferkuchenmännchen
Weihnachtsmann
Pfefferkuchenmännchen
Weihnachtsmann
Pfefferkuchenmännchen
Weihnachtsmann
(Er wiegt weiter.)
Pfefferkuchenmännchen
(Er begießt die Bäumchen und singt dazu, während der Weihnachtsmann wieder wiegt:)
(Ein Sausen wird in der Luft hörbar.)
Weihnachtsmann
(steht auf)
(weist nach rechts in die Luft)
(Das Sausen reißt ab; von rechts rollt der Bär mit seinen Reitern heran.)
Sandmännchen
[95]Weihnachtsmann
(Er stellt eine Leiter an, und sie klettern herunter.)
Peterchen
Weihnachtsmann
(zu Anneliese)
Anneliese
(zutraulich)
Weihnachtsmann
(lacht)
(Er nimmt die Kinder an der Hand und führt sie umher. Inzwischen pflückt das Pfefferkuchenmännchen zwei Pakete mit Pfefferkuchen vom Baum.)
[97]Anneliese
Peterchen
Weihnachtsmann
Anneliese
(schlägt staunend in die Händchen)
Weihnachtsmann
[98]Anneliese
(klatscht in die Händchen)
Weihnachtsmann
(Die Kinder stehen ganz versunken.)
Peterchen
Anneliese
Weihnachtsmann
Die Kinder
(staunend)
Pfefferkuchenmännchen
(mit komischen Bücklingen)
(Er macht einen grotesken Sprung.)
Peterchen
(nachdenklich)
Pfefferkuchenmännchen
Weihnachtsmann
(Die beiden Kinder falten die Händchen und knien andächtig an der Wiege nieder. Von fernen Harfen und Geigen ertönt die Melodie: »O, du fröhliche ...« Während der Musik glühen an den Bäumchen um die Wiege Lichter auf. Als das Lied verklungen ist, stehen die Kinder auf, und der Weihnachtsmann steckt ihnen je ein Pfefferkuchenpaketchen in das Körbchen.)
Weihnachtsmann
Sandmännchen
(Die Kinder eilen zu dem Bären, erklettern ihn auf dem Leiterchen und nehmen hintereinander Platz.)
Sandmännchen
(Der Bär rollt schnell fort. Ein lautes Sausen beginnt.)
Vorhang.
Verwandlung.
(Das Sausen tönt fort und der Vorhang teilt sich wieder. Man erblickt den Bären im Mittelgrunde; auf dessen Rücken das Sandmännchen, [101]die Kinder und den Maikäfer, eng umschlungen und vornüber geneigt. Vom Winde durch die schnelle Fahrt flattert das Fell des Bären, die Haare der Kinder, die Zipfelmütze und der Mantel des Sandmännchens und die kleine Geige des Maikäfers. Im Hintergrunde sieht man den bestirnten Nachthimmel langsam vorüberziehen. Das Sausen tönt fort als der Vorhang sich wieder schließt.)
Verwandlung.
(Sternenlose Nacht ringsum. Auf einem kleinen, grauen Hügel steht eine gewaltige, silbern schimmernde Kanone, mit der Mündung zum Himmel gerichtet. Eine kleine Leiter lehnt am Rad. Es ist weiter nichts zu sehen. Man hört noch immer das Sausen in der Luft, der Bär rollt mit seinen Reitern heran.)
Sandmännchen
(Er rutscht von seinem Sitz, lehnt das Leiterchen an den Bären, und die Drei klettern herunter.)
Sandmännchen
(Er klopft den Bären, und der rollt fort.)
Sandmännchen
(in Positur)
Jetzt, meine Herrschaften, kommt das große Abenteuer. – Erst will ich mal sehen, ob die Kanone auch hübsch sauber ist. (Er lehnt die Leiter an die Mündung und guckt hinein.) Na, es ist noch nicht so ganz besonders. Maikäfer, [102]gib mir mal den Wischer her! (Der Maikäfer reicht einen Wischer, der am Boden lag. Das Sandmännchen putzt mit komischer Gründlichkeit den Lauf. Beim Putzen:) Wenn der Lauf – nämlich nicht – spiegelblitzeblank – ist – dann scheuert ihr euch – beim Herausfliegen – die Nasen ab. – Und das wollen wir doch lieber – nicht machen! – (Er ist mit dem Putzen fertig.) So, nun ist er blank, wie eine Kakaobüchse. Jetzt geht es geschmiert. (Er kommt herunter.) Hört also mal ganz genau her. Ich werde euch jetzt da hinein laden. Habt ihr Angst?
Die Kinder
Nein, Sandmännchen!
Sandmännchen
Gut! Also, zuerst kommt der Maikäfer dran, der ist der Dickste; dann Peterchen und dann Anneliese. Und wenn ich zähle, eins – zwei – drei – so macht ihr bei »drei« die Augen zu; da geht’s nämlich los. Ihr fliegt dann einer nach dem anderen oben auf den Mondberg und dort angekommen, macht ihr die Augen wieder auf. Habt ihr verstanden?
Die Kinder
Ja, Sandmännchen!
Sandmännchen
Oben aber ist ein Wald, und in dem Walde hängt das Beinchen an einem Baum, und von diesem Baume müßt ihr es herunternehmen und dem Maikäfer mit Spucke wieder ankleben. Habt ihr verstanden?
[103]Die Kinder
Ja, Sandmännchen!
(Der Maikäfer tanzt herum.)
Sandmännchen
Halt du! – Da gibt’s nichts zu tanzen! – Jetzt wird hier aufgepaßt! – Wenn ihr also in dem Walde seid, und der böse Mondmann sollte euch sehen und euch zu Leibe gehen wollen, dann fürchtet euch nur nicht; denn die Elemente stehen euch bei. Wenn ihr euch aber gar nicht mehr wehren könnt, dann ruft nur eure Sternchen an, die helfen euch sicher. Habt ihr verstanden?
Die Kinder
Ja, Sandmännchen!
Sandmännchen
Und wenn die Morgenröte kommt, dann ist es Zeit; sie warnt euch; dann müßt ihr die Erde anrufen, und die gute Erde wird euch sogleich wieder aufnehmen. Habt ihr verstanden?
Die Kinder
Ja, Sandmännchen!
Sandmännchen
So, und nun lebt wohl, ihr lieben, artigen Kinderchen! Ich wünsche euch von Herzen Glück zu eurem großen Abenteuer!
Die Kinder
Danke schön, liebes, gutes Sandmännchen!
[104]Anneliese
Gib mir einen Kuß!
(Das Sandmännchen küßt.)
Peterchen
Mir auch!
(Das Sandmännchen küßt.)
Sandmännchen
So, und nun ist es die höchste Zeit! Komm her, Maikäfer – du bist der Erste.
Maikäfer
(springt ängstlich herum)
Sandmännchen
Was? Schäm’ dich, du alter Kerl! Du willst Angst haben? Für Ihn wird die ganze Geschichte gemacht, und da strampampelt Er hier? – Will er wohl gleich! –
(Der Maikäfer kommt ängstlich, das Sandmännchen packt ihn, zieht ihn auf die Leiter und stopft ihn oben in den Lauf hinein.)
So, und nun die Augen zumachen!
(Das Sandmännchen tritt an das hintere Ende der Kanone.)
Eins – zwei – drei! –
(Er zieht an einer Schnur, und die Kanone entlädt sich mit einem dumpfen Knall. Aus der Mündung sprüht ein Regen von Funken, und mitten darin sieht man ein braunes Etwas in den Himmel fliegen.)
[105]Sandmännchen
Seht ihr, da fliegt er! – – Gut getroffen! – – (Er wendet sich zu den Kindern.) Der ist also oben.
Die Kinder
(klatschen in die Hände)
Das war fein!
Sandmännchen
Jetzt Nummero zwei; komm’, Peterchen! (Er hebt Peterchen hoch und steckt ihn in das Rohr; dann stellt er sich hinter die Kanone.) Glück auf die Reise! – Augen zu! – Eins – zwei – drei! – (Er zieht ab, die Kanone kracht, der Funkenregen stiebt, und ein weißes Etwas saust in die Luft.)
Sandmännchen
So, der ist auch oben! – Und nun kommt das kleinste Paketchen hinterher! Komm’ Anneliese!
Anneliese
(winkt mit dem Händchen, während sie in den Lauf gestopft wird.)
Ade! – Ade!
Sandmännchen
(stellt sich hinter die Kanone)
Augen zu! – Eins – zwei – drei! –
(Er zieht ab, und in dem Funkenregen fliegt ein kleines, weißes Paketchen in die Ferne.)
Sandmännchen
(starrt in die Luft)
(mit einem Seufzer.)
(Er wischt sich mit vieler Umständlichkeit die Augen und starrt dann wieder in die Luft. Plötzlich reckt er die Faust gen Himmel.)
(Er fuchtelt mit den Fäusten zum Berge hinauf.)
(Während das Sandmännchen mit den Fäusten in der Luft herumfuchtelt, fällt der Vorhang.)
Verwandlung.
Auf der Höhe des Mondberges.
(Unregelmäßig gerundete, mit seltsamen, silbergrauen Bäumen bestandene Bergterrasse. Im Hintergrunde scheint es ins Bodenlose [107]zu gehen. Völlig schwarzer Himmel. Gespenstig fahl blaues Licht. An einem der Bäume hängt ein Maikäferbeinchen. Der Mondmann, ein schwarzer, wüst aussehender Riese, läuft mit einer Axt in der Hand und einem Bündel Knüppeln auf dem Rücken umher.)
Mondmann
(läuft zum Rand des Berges.)
(schwingt wütend die Axt.)
(wendet sich und droht mit der Axt.)
[108](Vor dem Maikäferbeinchen.)
(Man hört den dumpfen Ton eines fernen Kanonenschusses.)
Mondmann
(Er kriecht hinter einen Baum und duckt sich dort. Auf den Rand der Terrasse wird aus dem Hintergrunde herauf plötzlich der Maikäfer geworfen. Er sitzt mit seltsamer Possierlichkeit, wie ein plötzlich durch Schreck Geweckter, und reibt sich die Augen.)
Maikäfer
(Ein zweiter Schuß ertönt. Peterchen fliegt neben den Maikäfer auf den Rand und reibt sich die Augen.)
Peterchen
(Ein dritter Schuß ertönt. Anneliese fliegt neben Peterchen auf den Rand und reibt sich die Augen.)
[109]Anneliese
(Alle drei gucken sich an und lachen.)
Alle drei
Peterchen
(sieht sich um)
Maikäfer
(Alle drei laufen zu dem Baum, an dem das Beinchen hängt. Der Mondmann stürzt mit Gebrüll aus seinem Versteck hervor und vertritt ihnen den Weg. Der Maikäfer fällt sofort auf den Rücken und stellt sich tot. Die Kinder bleiben stehn.)
Peterchen
(unverzagt)
Mondmann
Peterchen
[110]Mondmann
(lacht wild)
Peterchen
Mondmann
Peterchen
Mondmann
Peterchen
Mondmann
[111]Anneliese
(reicht ihm ihren letzten Apfel. Der Mondmann reißt ihn aus ihrer Hand und verschlingt ihn.)
Mondmann
Peterchen
(gibt seinen letzten Apfel, den der Mondmann ebenso verschlingt)
Mondmann
(zu Anneliese)
Anneliese
(nimmt zögernd das Paketchen mit Pfefferkuchen heraus.)
Mondmann
(reißt es ihr aus der Hand)
(Er verschlingt es. Anneliese bekommt dicke Tränen in die Augen.)
Mondmann
(zu Peterchen)
[112]Peterchen
(gibt ihm sein Päckchen)
Mondmann
(fressend und kauend)
Peterchen
Mondmann
Peterchen
(entsetzt)
Mondmann
Peterchen
Mondmann
[113]Peterchen
(reicht ihn zögernd)
Mondmann
(besieht den Hampelmann von vorn und hinten und verschlingt ihn mit einem gewaltigen Biß.)
Peterchen
(entsetzt)
(Anneliese fängt an zu weinen.)
Mondmann
(schnüffelt nach Annelieses Puppe.)
Anneliese
(weint laut und kriecht hinter Peterchen.)
Peterchen
[114]Anneliese
(Sie hält dem Mondmann das Püppchen mit entsetzt aufgerissenen Augen hin. Der Mondmann reißt es aus dem Händchen und frißt es auf.)
Anneliese
(schreiend)
Peterchen
(legt die Ärmchen um sie)
(Anneliese beruhigt sich wieder.)
Peterchen
(energisch)
Mondmann
(wischt sich das Maul)
(schmunzelnd)
Peterchen
(beide strecken ihr Körbchen hin.)
[115]Mondmann
(zieht schmunzelnd ein langes Messer)
Peterchen
(zieht mutig sein kleines Holzschwert)
Mondmann
(greift schmunzelnd nach Anneliese)
(In diesem Augenblick wird es pechfinster. Ein greller Blitz zuckt, und ein brüllender Donnerschlag folgt. Als es wieder hell wird, liegt der Mondmann mehrere Schritte zurück auf dem Rücken und reibt sich alle Glieder vor Schmerzen.)
Mondmann
(brüllend)
(Er richtet sich auf.)
(Er stürzt sich von neuem mit geschwungenem Messer auf die Kinder. Peterchen hebt wieder mutig sein Schwert, und im gleichen Augenblick schießt ein mächtiger Wasserstrahl aus der Erde, dem [116]Mondmann gerade ins Gesicht, sodaß er abermals rücklings hinschlägt.)
Mondmann
(Er rappelt sich auf.)
(Er stürzt sich zum dritten Male auf die Kinder; Peterchen hebt wieder das Schwert, da wird es nachtfinster, und ein wilder Sturmstoß heult heran. Als er vorüber ist, und es heller wird, liegt der Mondmann auf dem Rücken, und über ihn ist ein Baum gestürzt, der ihn an der Erde festklemmt.)
Mondmann
(brüllt)
(Er zappelt wütend, um loszukommen.)
Peterchen
(will das Beinchen holen.)
[117]Mondmann
(windet sich wütend)
(Er rappelt sich frei, kommt auf die Beine, greift nach seiner Axt und stürzt sich schäumend auf Peterchen.)
Die Kinder
(laut, mit aufgehobenen Händen)
(Im Nu stehen beide Sternchen, jedes neben seinem Kinde.)
Mondmann
(heranstürmend)
(Jedes Sternchen hebt eine Hand und hält sie vor jedes Auge des Rasenden.)
Mondmann
(stutzt und fährt sich an die Augen)
(Er taumelt umher.)
(Er taumelt immer weiter fort, bis er von der Szene verschwindet.)
(Als die Stimme verhallt ist, fallen die Kinder den Sternchen jubelnd um den Hals.)
Die Kinder
Die Sternchen
(Sie verschwinden.)
Peterchen
(sieht sich um)
Anneliese
Peterchen
(läuft zu dem Baum und holt das Beinchen.)
(Sie laufen mit dem Beinchen zum Maikäfer, der noch immer regungslos auf dem Rücken liegt und sich tot stellt.)
Anneliese
Peterchen
Anneliese
(spuckt eifrig auf das obere Beinchenende, während sie das Folgende sagt:)
Peterchen
(zeigt)
(Sie drücken beide.)
Anneliese
(pustet)
Peterchen
(mit tiefem Aufatmen.)
[120]Anneliese
Peterchen
(rüttelt ihn)
(Der Maikäfer schreckt auf, krabbelt und kommt auf die Beine.)
Maikäfer
Peterchen
Maikäfer
(Er sieht das Beinchen – stutzt – plötzlich:)
(tanzt um die Kinder herum.)
(Plötzlich strahlt rotes Licht über den Himmel, und die Morgenröte steht am Rand des Berges mit aufgehobenen Händen.)
[121]Morgenröte
(Sie entschwebt in die Luft, die Röte bleibt.)
Maikäfer
(tritt plötzlich ernst zu den Kindern.)
(Die Kinder umschlingen sich.)
[122]Maikäfer
(stellt sich zu ihnen)
(Es wird finster, ein Donner rollt auf, die Kinder und der Maikäfer versinken, der Donner geht in ein langes, gleichmäßiges Sausen über, das anhält, bis es wieder hell wird. Peterchen und Anneliese sitzen im Nachthemdchen auf dem Tisch in ihrer Kinderstube, eng umschlungen. Die Morgensonne lacht durchs Fenster.)
Peterchen
(reibt sich die Augen.)
Anneliese
(schlägt die Augen auf und guckt erstaunt.)
Beide Kinder
(lachen)
Peterchen
Anneliese
Peterchen
[123]Anneliese
Peterchen
(erstaunt)
Peterchen
(Beide Kinder huschen ins Bett.)
Minna
(kommt herein, zieht vor dem Fenster die Gardinen zurück)
(Sie schlägt die Vorhänge vor dem Bettchen zurück.)
Peterchen
(naiv)
Minna
(Sie stutzt)
Die Kinder
(zugleich)
[124]Minna
Die Kinder
(sind aus dem Bett gesprungen, schreiend)
Peterchen
Anneliese
Peterchen
(zerrt sie am Rock)
Anneliese
Minna
Peterchen
Minna
(Sie macht die Fenster auf und geht hinaus.)
[125]Die Kinder
(über den Maikäfer gebeugt)
Peterchen
Anneliese
Peterchen
Anneliese
Peterchen
Anneliese
Peterchen
[126](Sie stellen sich an das Fenster, und Peterchen hält den Zeigefinger, auf dem der Maikäfer sitzt, hoch hinaus, während Anneliese gespannt zusieht. Sie singen:)
(Der Maikäfer fliegt fort.)
Peterchen
Anneliese
Peterchen
(Die Mutter kommt herein, in jeder Hand ein Pfefferkuchenpäckchen.)
Die Mutter
Die Kinder
(fliegen ihr um den Hals)
(atemlos)
Die Mutter
Peterchen
[127]Anneliese
Peterchen
Anneliese
Peterchen
Die Mutter
(verschließt ihnen die Mäuler mit Küssen)
(gibt ihnen die Paketchen.)
Die Kinder
(ganz ehrfürchtig)
(plötzlich die Mutter umarmend)
Schnell Vorhang.
Ende.
Anmerkungen zur Transkription: Dieses elektronische Buch wurde auf Grundlage der 1912 erschienenen Erstauflage erstellt. Die nachfolgende Tabelle enthält eine Auflistung aller gegenüber dem Originaltext vorgenommenen Korrekturen.
Transcriber’s Note: This ebook has been prepared from the first print edition published in 1912. The table below lists all corrections applied to the original text.
End of Project Gutenberg's Peterchens Mondfahrt, by Gerdt von Bassewitz *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK PETERCHENS MONDFAHRT *** ***** This file should be named 31204-h.htm or 31204-h.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: https://www.gutenberg.org/3/1/2/0/31204/ Produced by Markus Brenner and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This book was produced from scanned images of public domain material from the Google Print project.) Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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