Project Gutenberg's Kleine deutsche Sprachlehre, by H. Bohm and W. Steinert This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org/license Title: Kleine deutsche Sprachlehre Author: H. Bohm W. Steinert Release Date: January 11, 2014 [EBook #44642] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KLEINE DEUTSCHE SPRACHLEHRE *** Produced by Norbert H. Langkau, Norbert Müller and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
von
H. Bohm und W. Steinert.
Einunddreißigste Auflage.
Preis 25 Pfge.
Berlin, 1879.
Verlag von Theodor Kampffmeyer
Friedrichstr. 52/53.
(Zwischen Krausen- u. Schützenstr.)
Das vorliegende Heft giebt eine gedrängte Zusammenstellung Alles dessen, was der Schüler wissen muß, wenn er dahin gelangen soll, seiner Muttersprache in Rede und Schrift mächtig zu sein.
Daß wir durch die befolgte Anordnung keinen Lehrgang geben wollten, ist leicht ersichtlich. Es lag uns aber daran, den zu verarbeitenden Stoff, in übersichtlicher Weise zusammengestellt, den Kindern in die Hände zu geben, um dem Lehrer dadurch das zeitraubende Dictiren abzunehmen. Wir dürfen kaum befürchten, in Betreff der Anwendung des Heftchens mißverstanden zu werden. Die einzelnen §§. enthalten das in den Unterrichtsstunden gewonnene Resultat und müssen Eigenthum des Schülers werden. — Es soll aber ihr Inhalt, so wie überhaupt jede sprachliche Form, aus dem lebendigen Organismus der Sprache heraus entwickelt und nicht gegeben, der Unterricht also an das Lesebuch oder die Bildertafel geknüpft werden. In dieser Weise angewendet, soll das Heft dem Schüler bei Wiederholungen so wie zur Uebung und Befestigung in den Formen der Muttersprache dienlich sein. Was im Rechnen das Einmaleins ist, das sind in der Sprache die einzelnen Formen derselben; sie müssen dem Schüler ebenso geläufig sein wie jenes. Daher nach der Erkenntniß vielfache Uebung!
Obgleich wir der Ansicht sind, daß der Unterricht in der Orthographie mit dem ersten Leseunterricht beginnen und fortschreiten, und das Meiste durch das Auge erreicht werden müsse, so hielten wir es doch für nöthig, diejenigen Regeln aufzustellen, welche durchgreifend sind, und namentlich den Schülern von Nutzen sein werden, die einen zusammenhangenden Unterricht nicht haben genießen können.
Die erste Veranlassung zur Herausgabe dieser Zusammenstellung ward uns durch die wissenschaftlichen Sitzungen des Geselligen Lehrer-Vereins.
Indem wir für diese Anregung hiermit danken, erlauben wir uns zugleich, Demselben diese Arbeit zu geneigter Beurtheilung zu überreichen.
Berlin, den 30. April 1851. | D. V. |
Diese Auflage ist im Wesentlichen mit den vorangegangenen gleichlautend. Nur in betreff der Orthographie sind mit leiser Hand wiederum einige Aenderungen vorgenommen worden. So schwankend auch Einzelnes auf diesem Gebiete bereits geworden ist, und so dringend auch eine bestimmte Regelung erscheint, so darf doch in einer Sprachlehre für die Volksschule nur mit äußerster Vorsicht nach dieser Richtung hin vorgegangen werden. Neue Formen zu lehren, ist, — nach unserer Ansicht — der Volksschule erst dann gestattet, wenn dieselben in den meisten Volks Schul-Lesebüchern zu finden und von der Tagespresse aufgenommen worden sind.
Außerdem ist der in früheren Auflagen auf der letzten Seite befindliche zu §§ 5 und 6 gehörende Zusatz über die Biegung der Hauptwörter an der richtigen Stelle auf Seite 7 eingefügt worden.
Berlin, im April 1879.
H. Bohm.
§. 1. Es giebt 10 Wörterklassen:
§. 2. 1. Die Geschlechtsw. kündigen die Wörter, zu denen sie gehören, als Hauptw. an, und sagen, welches Geschlecht dieselben haben.
2. Die Geschlechtsw. sind:
männlich | weiblich | sächlich | |
Masculinum | Femininum | Neutrum | |
bestimmte: | der | die | das |
unbestimmte: | ein | eine | ein |
3. Die Geschlechtsw. werden nie betont und nur zu Anfange eines Satzes groß geschrieben; ihre Biegung siehe beim Hauptw.
§. 3. 1. Die Hauptw. sind Namen für Gegenstände.
a. Man kann die Wörtchen der, die, das vor sie setzen.
b. Sie werden groß geschrieben.
2. Die Hauptw. können sein:
a. Namen für wirkliche Gegenstände (Concreta — Wesennamen) z. B. für Personen, Thiere, Pflanzen, Steine, Städte, Dörfer, Berge, Flüsse, Geräthe, Kleider etc.
b. Namen für Gegenstände, die als wirklich gedacht werden (Abstracta — Begriffsnamen) z. B. die meisten Wörter auf: heit, keit, ung, thum, muth (mut), schaft, niß (nis).
3. Die Hauptw. unter a. zerfallen in:
1. Eigennamen (Nomina propria): Marie, Karl, Berlin etc.
2. Gattungsnamen (N. appellativa): Hund, Apfel, Zimmer etc.
3. Stoffnamen (N. materialia): Milch, Wasser, Zucker, Blei etc.
4. Sammelnamen (N. collectiva): Heer, Christenheit, Waldung.
§. 4. 1. Die Hauptw. haben ein dreifaches Geschlecht (Genus):
Männlich: | der Mann | ein Spiegel. |
Weiblich: | die Frau | eine Wand. |
Sächlich: | das Kind | ein Buch. |
Anm. Doppeltes Geschlecht haben: Band, Bund, Erbe, Erkenntnis, Flur, Gehalt, Harz, Heide, Hut, Kiefer, Kunde, Leiter, Mast, Messer, Schild, See, Sprosse, Thor, Steuer etc.
2. Die Hauptw. können in zweifacher Zahl (Numerus) stehen: Einzahl (Singularis), Mehrzahl (Pluralis).
E. | Fenster | Hund | Kleid | Knabe |
M. | Fenster | Hund e | Kleid e r | Knab e n |
E. | Bett | Vater | Wand | Dach |
M. | Bett e n | Väter | Wänd e | Däch e r. |
Anm. Es haben:
1. keine Einz.: Eltern, Ostern, Pfingsten, Weihnachten etc.
2. keine Mehrz.: Gold, Silber, Blei, Milch, Mehl, Haß etc.
3. doppelte Einz.: Friede — Frieden, Funke, Same, Buchstabe, Fels, Gedanke, Glaube, Haufe, Schade, Wille etc.
4. Doppelte Mehrz.: Bande, Bänder; Bänke, Banken; Gesichte, Gesichter; Lichte, Lichter; Tuche, Tücher; Worte, Wörter etc.
3. Die Hauptw. können in der E. u. M. in vier verschiedenen Fällen (Casus) stehen: 1. F. = Nominativ, 2. F. = Genitiv, 3. F. = Dativ, 4. F. = Accusativ.
4. Die Hauptw. unterliegen einer starken, schwachen und gemischten Biegung (Declination).
I. Starke Biegung.
§. 5. Die Hauptw. dieser Bieg. erhalten im 2. F. der E. s oder e s und im 1. F. der M. e oder e r. Sie lauten oft um. Die weibl. Wörter bleiben in der E. unverändert.
E. | 1. F wer? | a. | der Baum | b. | das Haus | c. | die Gans. |
2. F. wessen? | des Baum e s | des Haus e s | der Gans | ||||
3. F. wem? | dem Baum e | dem Haus e | der Gans | ||||
4. F. wen? | den Baum | das Haus | die Gans | ||||
M. | 1. F. wer? | die Bäum e | die Häus e r | die Gäns e | |||
2. F. wessen? | der Bäum e | der Häus e r | der Gäns e | ||||
3. F. wem? | den Bäum e n | den Häus e r n | den Gäns e n | ||||
4. F. wen? | die Bäum e | die Häus e r | die Gäns e |
a. Hahn, Sohn, Werk, Kreuz; b. Schloß, Gras, Leib, Geist; c. Magd, Stadt, Heinrich, Ludwig.
Anm. Die männl. und sächl. Wörter auf el und er nehmen nur an: im 2. Fall der E. s und im 3. Fall der M. n. Z. B. Apfel, Mantel, Pudel, Räthsel, Müller, Vater, Bruder, Messer. Die weibl. Wörter auf r nehmen aber im 3. F. der M. n an: Mutter, Tochter.
§. 6. Die Hauptw. der schwachen Biegung bleiben entweder in der E. unverändert, oder nehmen im 2. und den übrigen F. der E. und M. n oder e n an. Hauptw. der gemischten Biegung gehen in der E. nach der starken, in der M. nach der schwachen Biegung.
II. Schwache Biegung. | III. Gem. Bieg. | ||||||||||
E. | 1. F. | wer? | a. | ein | Held | b. | eine | Frau | c. | ein | Bett |
2. F. | wessen? | eines | Held e n | einer | Frau | eines | Bett e s | ||||
3. F. | wem? | einem | Held e n | einer | Frau | einem | Bett e | ||||
4. F. | wen? | einen | Held e n | eine | Frau | ein | Bett | ||||
M. | 1. F. | wer? | Held e n | Frau e n | Bett e n |
Der 2., 3. u. 4. F. der M. sind mit dem ersten gleichlautend.
a. Herr, Hase, das Kleine. b. Schule, Person, Marie, Amalie. c. Ohr, See, Auge, Dorn, Ende, Gevatter, Hemde.
Anm. 1. Die Wörter auf en, chen, lein gehen nach der gem. Bieg. und nehmen demnach im 2. F. der E. s an, können dieses s aber nie in der M. behalten, also: des Mädchens, aber nicht: die Mädchens. Herz und Schmerz gehören auch hierher, jedoch hat Schmerz auch — Schmerzes.
Anm. 2. Die männl. Wörter auf e gehen nach der schw. B.; einzelne derselben, welche neben dem 1. F. auf e noch eine veraltete Form auf en haben, bilden den 2. F. der E. auf ens. S. § 4, 2. 3.
Anm. 3. a. Die männl. Eigennamen biegen mit dem Geschlechtsw. wie die weibl. Hauptw. der st. B.; die weibl. dagegen wie die weibl. Hauptw. der schw. Bieg. — Stehen die Eigennamen ohne Geschlechtsw., so nehmen sie im 2. F. s, ns oder ens und in den übrigen F. n oder en an. 1. F. Marie, 2. F. Mariens, 3. F. Marien, 4. F. Marien. — Fritz, Max, Hans; Ottilie, Emilie, Louise; Heinrichs, Berthas.
b. Folgen mehrere Eigennamen auf einander, so erhält nur der letzte die Fall-Endung. Christian Fürchtegott Gellerts Fabeln.
c. 1. F. Jesus Christus, 2. F. Jesu Christi, 3. F. Jesu Christo, 4. F. Jesum Christum.
Zusatz-Regel: Schwach biegen alle diejenigen Hauptwörter, die in der Mehrzahl ein „n“ oder „en“ annehmen; stark biegen die, welche in der M. kein „n“ oder „en“ erhalten: der Knabe — die Knaben, folglich schwach, und daher der 2. Fall der Einzahl: „des Knaben“; aber: der Garten — die Gärten, folglich, weil kein „n“ hinzugekommen stark und deshalb der 2. Fall der Einz. „des Gartens.“
§. 7. 1. Eigenschaftsw. bezeichnen die Eigenschaften der Gegenstände. Sie bestimmen also das Hauptw. und stehen:
a) beifügend (attributiv) auf die Frage: Was für ein, eine, ein? (Welcher, e, es?)
b) aussagend (prädicativ) auf die Frage: Wie ist der, die, das? Das große Haus. — Das Haus ist groß.
2. Die Eigenschaftsw. endigen oft auf: ig, isch, icht, ern, bar, sam, lich, haft.
3. Die Eigenschaftsw. werden klein geschrieben. Bestimmen sie jedoch das Hauptw. nicht, sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so werden sie selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben. Der kranke Mann ißt Suppe. — Der Kranke ißt Suppe.
4. Die Eigenschaftsw. stehen mit ihrem Hauptw. in gleichem Geschlecht, gleicher Zahl und gleichem Falle.
5. Die Eigenschaftsw. unterliegen einer starken, schwachen und gemischten Biegung.
§. 8. Steht das Eigenschaftsw. mit seinem Hauptw. allein, so nimmt es die Endungen des best. Geschlechtsw. an und hat also:
I. Die starke Biegung.
E. | 1. F. | gut e r Sohn | schön e Beere | klein e s Kind |
2. F. | gut e s Sohnes | schön e r Beere | klein e s Kindes | |
3. F. | gut e m Sohne | schön e r Beere | klein e m Kinde | |
4. F. | gut e n Sohn | schön e Beere | klein e s Kind | |
M. | 1. F. | gut e Söhne | schön e Beeren | klein e Kinder |
2. F. | gut e r Söhne | schön e r Beeren | klein e r Kinder | |
3. F. | gut e n Söhnen | schön e n Beeren | klein e n Kindern | |
4. F. | gut e Söhne | schön e Beeren | klein e Kinder |
Beisp. hoher Baum, großer Mann; feine Arbeit, zarte Hand; plattes Dach, blaues Auge.
§. 9. Tritt zu dem Eigenschaftsw. und Hauptw. noch ein best. Geschlechtsw., oder ein Für- oder Zahlwort, das wie das best. Geschlechtsw. biegt, so hat dasselbe:
II. Die schwache Biegung.
E. | 1. F. | der gut e Sohn | die schön e Beere |
2. F. | unseres gut e n Sohnes | unserer schön e n Beere | |
3. F. | diesem gut e n Sohne | dieser schön e n Beere | |
4. F. | jenen gut e n Sohn | jene schön e Beere | |
M. | 1. F. | manche gut e n Söhne | manche schön e n Beeren |
E. | 1. F. | das klein e Kind |
2. F. | manches klein e n Kindes | |
3. F. | diesem klein e n Kinde | |
4. F. | jenes klein e Kind | |
M. | 1. F. | manche klein e n Kinder |
§. 10. Tritt zu dem Eigenschaftsw. ein unbest. Geschlechtsw., oder ein Für- oder Zahlw., das wie dies Geschlechtsw. biegt, so nimmt dasselbe im 1. F. des männlichen e r und im 1. und 4. F. des sächl. Geschl. e s an. In den übrigen Fällen geht es nach der schw. Biegung. Man hat dann:
III. Die gemischte Biegung.
E. | 1. F. | ein gut e r Sohn | kein baar e s Geld |
2. F. | eines gut e n Sohnes | keines baar e n Geldes | |
3. F. | einem gut e n Sohne | keinem baar e n Gelde | |
4. F. | einen gut e n Sohn | kein baar e s Geld |
Anm. 1. Stehen zwei oder mehrere Eigenschaftsw. ohne Geschlechtsw., Für- oder Zahlw. vor einem Hauptw., so biegen sie im 1. F. der E. u. M. wie das best. Geschlechtsw.; in den übrigen F. biegt nur das erste in dieser Weise; die andern biegen schwach; 1. F. guter, braver Mann; 2. F. guten, braven Mannes; 3. F. gutem, braven Manne; 4. F. guten, braven Mann etc.
Anm. 2. Steht ein Umstandsw. vor einem Eigenschaftsw. so darf Ersteres nicht biegen. Man darf also nicht sagen: ein ganzer braver Mann, sondern ein ganz braver Mann.
§. 11. Die Eigenschaftsw. können gesteigert werden. Es giebt 3 Stufen der Steigerung (Gradbiegung — Comparation). 1. Stufe (Positiv), 2. Stufe (Comparativ), 3. Stufe (Superlativ).
1. | 2. | 3. | ||
schön | schöner | schönst — am schönsten | ||
nahe | näher | nächst — am nächsten | ||
hoch | höher | höchst — am höchsten | ||
viel | mehr | meist — am meisten | ||
gut | besser | best — am besten |
Beisp.: lang, niedrig, scharf, klug, stolz, faul, süß, kalt, warm, arm, stark, krumm, breit.
Anm. 1. Todt, mündlich, ganz, recht, bleiern, wahr, leer etc. haben keine Steigerung.
Anm. 2. Die 2. u. 3. Stufe biegen in derselben Weise wie die erste Stufe.
Anm. 3. Wie = 1. Stufe; als = 2. Stufe. Karl ist so schnell wie Fritz. Anton ist schneller als Julius.
Anm. 4. Oft wird die Steigerung durch die Wörter: äußerst, höchst, sehr, vorzüglich etc. ausgedrückt.
§. 12. Die Eigenschaftsw. erfordern oft bestimmte Fälle. Es haben:
1. Den 2. Fall:
ansichtig, bedürftig, beflissen, benöthigt, bewußt, eingedenk, fähig,
froh, geständig, gewärtig, gewahr, gewiß, gewohnt, habhaft, kundig,
ledig, los, mächtig, müde, satt, schuldig, sicher, theilhaftig,
überdrüssig, verdächtig, verlustig, voll, werth, würdig.
Man wurde des Verfolgten nicht ansichtig. Der Arme ist der Unterstützung bedürftig. Bist du deiner Sache gewiß? Dies ist nicht der Rede werth. Sie ist eines seltenen Glückes theilhaftig geworden.
2. Den 4. Fall:
alt, breit, dick, groß, hoch, reich, lang, schwer, tief, werth — wenn
ihnen die Angabe des Alters, Gewichtes, Preises etc. beigefügt wird.
Der Stein ist einen und einen halben Centner schwer.
3. Die übrigen Eigenschaftsw. haben entweder keinen oder in Verbindung mit den Hülfszeitw. sein oder werden
den 3. Fall bei sich:
abtrünnig, abgeneigt, angenehm, anstößig, anständig, angeboren, ähnlich,
ängstlich, ärgerlich, bange, behülflich, bedenklich, bewußt, bekannt,
beschieden, beschwerlich, bequem, dienlich, dankbar, dunkel, eigen,
einleuchtend, ekelhaft, empfindlich, ergeben, erlaubt, erinnerlich,
erwünscht, fremd, gefällig, gefährlich, gehorsam, geläufig, gewogen,
gewachsen, gleich, gut, heilsam, heiß, hold, klar, kostbar, lästig,
lieb, nahe, nützlich, rathsam, schädlich, unausstehlich, unbegreiflich,
überlegen, verantwortlich, verbindlich, verderblich, verhaßt, verwandt,
werth, willkommen, zugethan.
Du bist dem Vereine abtrünnig geworden. — Ich bin Deinem Vorhaben nicht abgeneigt. — Dein Besuch ist mir angenehm.
§. 13. Die Zahlw. zählen die Gegenstände. Sie sind:
A. bestimmte und zwar:
1. Namen für Grundzahlen (Cardinalia) auf die Frage: Wie viel? eins, vier, fünf, sechs, funfzehn (fünfzehn), sechzehn (sechszehn), siebzehn (siebenzehn), zwanzig, ein und zwanzig, dreißig, funfzig (fünfzig), sechzig (sechszig), siebzig (siebenzig), Hundert, Tausend, Million, Billion etc.
2. Namen für Ordnungszahlen (Ordinalia) auf die Frage: Der wie vielste? erste, zweite, dritte etc.
B. unbestimmte oder Namen für allgemeine Zahlen auf die Frage. Wie viel? keine, etliche, manche, wenige, einige, viele, mehrere, alle, etwas, genug, nichts etc.
1. Von den Grundzahlw. bildet man andere Zahlw. auf: lei, fach, fältig, mal; z. B. zweierlei, dreifach, hundertfältig, einmal etc.; von den Ordnungszahlw. auf: halb, tel, ens; z. B. drittehalb, viertel, drittens etc.
2. Die Zahlw. werden klein geschrieben. Bestimmen sie jedoch kein Hauptw., sondern nehmen sie dasselbe in sich auf, so werden sie selbst zum Hauptw. und also auch groß geschrieben.
Der Kutscher fährt mit sechs Pferden — der Kutscher fährt mit Sechsen.
§. 14. Die Fürw. stehen entweder für Namen von Gegenständen oder deuten auf dieselben hin. Sie können sein:
1. Persönliche Fürw. (Pronomina personalia):
1. Person. | 2. Person. | 3. Person. | |||||||
E. | 1. F. | ich | du | M. er | W. sie | S. es | |||
2. F. | meiner (mein) | deiner (dein) | seiner (sein) | ihrer | seiner (sein) | ||||
3. F. | mir | dir | ihm | ihr | ihm | ||||
4. F. | mich | dich | ihn | sie | es | ||||
M. | 1. F. | wir | ihr | sie | sie | sie | |||
2. F. | unser | euer | ihrer | ihrer | ihrer | ||||
3. F. | uns | euch | ihnen | ihnen | ihnen | ||||
4. F. | uns | euch | sie | sie | sie |
Anm. 1. Für den 3. und 4. Fall der E. und M. der 3. Person steht oft „sich“.
Anm. 2. Die erste Person ist die sprechende, die 2. die angesprochene und die 3. die besprochene.
2. Besitzanzeigende Fürw. (Pron. possessiva): mein, dein, sein, unser, euer, ihr. Sie biegen wie die unbestimmten Geschlechtsw.
3. Hinweisende Fürw. (Pron. demonstrativa): dieser, e, es; jener, e, es, und das betonte der, die, das. Sie biegen wie die best. Geschlechtsw.
4. Bestimmende (vorbestimmende) Fürw. (Pron. determinativa): derselbe, dieselbe, dasselbe; derjenige, diejenige, dasjenige; solcher, e, es; der, die, das.
1. derselbe Mann, 2. desselben Mannes, 3. demselben Manne etc.
1. diejenige Frau, 2. derjenigen Frau, 3. derjenigen Frau etc.
§. 15. 5. Zurückbeziehende Fürw. (Pron. relativa): welcher, e, es; der, die, das; wer, was.
E. der, dessen, dem, den; die, deren, der, die; das, dessen, dem, das; M. die, deren, denen, die. — Ebenso biegt das bestimmende Fürw. „der, die, das“, nur, daß der 2. F. der M. „derer“ heißt.
6. Fragende Fürw. (Pron. interrogativa): wer, was, was für ein, eine, ein? welcher, e, es?
E. wer, wessen (weß), wem, wen; was, wessen (weß), wem, was
7. Allgem. (unbestimmte) Fürw. (Pr. indefinita): man, jeder, jeglicher; selbst, selber; jemand, niemand, jedermann.
Anm. 1. Die 3 letzten Fürw. werden auch groß geschrieben; die übrigen nur, wenn sie hauptwörtlich gebraucht werden; das Meinige, das Deinige; das Mein, das Dein etc.
Anm. 2. Die persönl. und besitzanz. Fürw., die sich in Briefen auf die angesprochene Person beziehen, werden ebenfalls groß geschrieben. Bald werde ich bei Dir sein. In Deinem Hause möchte ich weilen. Lassen Sie Sich nicht abhalten!
§. 16. Die Verhältnißw. zeigen an, wie sich Gegenstände zu Gegenständen verhalten. Sie erfordern bestimmte Fälle. Es haben:
Den 2. Fall:
unweit, mittelst, kraft und während, laut, vermöge, ungeachtet, oberhalb
u. unterhalb, innerhalb u. außerhalb, diesseit, jenseit, halben (r),
wegen, statt, anstatt, längs, zufolge, trotz, um — willen.
Anm. Bei längs, zufolge, trotz kann auch der 3. F. stehen. — Steht zufolge vor dem Hauptw., so hat es den 2. Fall; steht es hinter demselben, so hat es den 3. Fall. — Halben steht immer dem Hauptw. nach; wegen und ungeachtet stehen bald vor, bald nach dem Hauptw. — Wegen, halben, um — willen bilden: meinetwegen, deinetwegen, um seinetwillen etc. —
Unweit des Thurmes, mittelst der Säge, kraft des Amtes, während der Spiele, laut eines Vertrages, vermöge einer Erbschaft, ungeachtet eines Verbrechens, oberhalb Berlins, unterhalb Charlottenburgs, innerhalb des Hauses, außerhalb meiner Ställe, diesseit deiner Lauben, ihrer Lüge halben (r), dieses Baumes wegen, statt dieser Eiche, anstatt dieses Buches, — längs jenes Stromes, zufolge jenes Befehls, trotz jenes Verbots — längs jenem Strome, jenem Befehle zufolge, trotz jenem Verbote — um seines Eigensinns willen.
§. 17. Den 3. Fall:
aus, außer, bei, binnen, entgegen, gegenüber, gemäß, mit, nach, nächst,
nebst, sammt, seit, von, zu, zuwider, (ob).
Anm. 1. Entgegen und zuwider stehen stets nach dem Hauptwort, gemäß bald vor, bald nach demselben.
Aus mir, dir, ihm, ihr, ihm; außer uns, euch, ihnen, bei mir, dir, ihm, ihr, ihm; binnen einigen Tagen, dir entgegen, ihm gegenüber, gemäß dieser Verordnung — dieser Verordnung gemäß, mit meinen Freunden, nach dem Manne, nächst der Frau, nebst dieser Frau, sammt dem Kinde, seit einem Monat, von einer Tante, zu einem Kinde, mir zuwider, ob dieser Sache.
Anm. 2. Ich gehe zu dir, nicht: bei dir. Ich gehe nach Hause, nicht: zu Hause. Komm zu mir. Ich bin zu Hause.
§. 18. Den 4. Fall:
durch, für, ohne, um, sonder, gegen, wider, entlang.
Durch mich, dich, ihn, sie, es; für uns, euch, sie; ohne deinen Herrn, um seine Mütze, sonder Furcht und Grauen, gegen dein Kind, wider deine Feinde.
Anm. 1. Steht entlang nach dem Hauptw., so erfordert es den 4. F., steht es aber vor dem Hauptw., so hat es den 2. F. nach sich. Z. B. Rausche, Fluß, das Thal entlang! Entlang des Gebirges tobte die Jagd. Gegen = gen; z. B. gen Himmel.
Anm. 2. „Für“ und nicht „vor“ wird gebraucht: a. wenn man fragen kann: Wem zum Nutzen oder zum Schaden? Der Mann kämpft für das Vaterland; b. wenn es das Gegentheil von „wider“ ist. Er sprach für die gerechte Sache; c. wenn man es mit „um“ verwechseln kann. Er arbeitet für Geld.
§. 19. 1. Folgende 9 Verhältnißwörter (Verhältnisw.):
an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen, erfordern auf die Frage: Wo? den 3. Fall — Ruhe, bereits am Ziel — und auf die Frage: Wohin? den 4. Fall — Bewegung, noch nicht am Ziel.
Der Mann sitzt — wo? an dem Baume, der Quelle, dem Hause. Der Mann setzt sich — wohin? an den Baum, die Quelle, das Haus. Die Frau steht — wo? auf einem Stuhl, einer Wiese, einem Fasse. Die Frau stellt sich — wohin? auf einen Stuhl, eine Wiese, ein Faß. Das Kind liegt — wo? hinter mir, dir, ihm, ihr, ihm, uns, euch, ihnen. Das Kind legt sich — wohin? hinter mich, dich, ihn, sie, es, uns, euch, sie. Es spielte ein Knabe — wo? zwischen jenem Flusse und dieser Linde, zwischen jener Tonne und diesem Teiche, zwischen jenem Dorfe und dieser Wiese. Es sprang ein Knabe wohin? zwischen mich und deinen Bruder, zwischen dich und deine Schwester, zwischen ihn und uns.
2. Hiernach muß man auch sagen:
Ich schreibe an dich. Der Brief kommt an dich. Ich denke an dich. In
dich setze ich mein Vertrauen. Ich glaube an dich, an deine Treue.
(Wohin richtet sich d. Glaube, d. Vertrauen?)
3. Kann man aber weder: „wo?“ noch „wohin?“ fragen, so erfordern diese Verhältnißw. immer den 3. F.; ausgenommen auf und über, welche alsdann den 4. F. erfordern.
Arm an Freuden; in dieser Rücksicht; unter diesen Umständen; vor allen Dingen; es liegt an dir; auf diese Weise; über alle Erwartungen; ich berufe mich auf dich; es ist auf eine Täuschung abgesehen; ich versichere es auf meine Ehre.
4. Als Ausnahme hiervon sind anzunehmen:
a) Ich halte mich an die Wahrheit; Europa grenzt im Süden an das mittelländische Meer; sei über Wenigem getreu; ich bestehe auf meinem Willen.
b) Bei den Zeitw. „lehnen, stützen, binden“ erfordern diese Verhältnißw. stets den 4. F.: Auf seinen Stab gelehnt; ich mußte mich auf ihn stützen; an die Worte binde ich mich nicht.
Anm. 1. Ich freue mich auf das Fest, — ich freue mich auf dem Feste. Ich schreibe an dich, — ich schreibe an dir (auf deinem Rücken). Ich schreibe in das Buch (ein), — ich schreibe in dem Buche. Er setzt sich über mich; aber: er sitzt über mir.
Anm. 2. Am = an dem; zur = zu der; über’s = über das; durch’s = durch das; in’s = in das u. s. w.
§. 20. 1. Die Zeitw. sagen aus, was Gegenstände thun oder was mit ihnen gethan wird. Sie antworten auf die Frage: Was thut ein Gegenstand? oder: Was wird mit einem Gegenstande gethan? Der Knabe schreibt. Was thut der Knabe? schreibt = Zeitw. — Der Hund wird geschlagen. Was wird mit dem Hunde gethan? wird geschlagen = Zeitw.
2. Aeußerlich erkennt man die Zeitw. daran, daß die Wörtchen ich, du, er vor dieselben gesetzt werden können.
§. 21. Es giebt:
1. Hülfszeitw. der Zeit: sein, haben, werden. Sie dienen zur Bildung der zusammengesetzten Zeiten der Zeitw.
2. Hülfszeitw. der Aussageweise: können, dürfen, mögen (Möglichkeit); müssen, sollen, wollen (Nothwendigkeit) und lassen (Möglichkeit und Nothwendigkeit).
Anm. Ich kann, wozu ich Kraft habe. Ich darf, wozu ich Erlaubniß habe. Ich mag, wozu ich Lust habe. Ich muß, wozu ich gezwungen bin. Ich soll, wozu ich Befehl habe. Ich will, wozu ich den Entschluß habe.
3. Zielende (regierende) Zeitw. (V. transitiva). Sie haben eine That- und Leideform (Activ und Passiv): ich lobe und ich werde gelobt.
4. Ziellose (nicht regierende) Zeitw. (V. intransitiva). Sie haben keine Leideform: ich belle, aber nicht: ich werde gebellt.
5. Außer den genannten Zeitw. giebt es noch folgende: zurückzielende (V. reflexiva): sich grämen, sich wundern etc., wechselweiszielende (V. reciproca): sich schlagen, lieben etc. und unpersönliche (V. impersonalia): es regnet, es donnert etc.
§. 22. 1. Die Zeitw. können in der Ein- und Mehrzahl in drei verschiedenen Personen stehen: ich lobe, du lobst, er lobt, wir loben, ihr lobt, sie loben.
2. Die Zeitw. haben 3 Aussageweisen (Modi): die Wirklichkeit, Möglichkeit und die Nothwendigkeit oder den Befehl (Indicativ, Conjunctiv und Imperativ).
3. die Zeitw. treten in drei Haupt- und drei Nebenzeiten (Tempora) auf. Mit den Hauptzeiten verbindet sich der Begriff der Dauer, mit den Nebenzeiten der Begriff der Vollendung.
A. Hauptzeiten.
1. Gegenwart (Praesens).
2. Vergangenheit (Imperfectum) (Mitvergangenheit).
3. Zukunft (Futurum I.).
B. Nebenzeiten:
1. Vollendete Gegenw. (Perfectum) (Vergangenheit).
2. Vollendete Vergangenheit (Plusquamperfectum).
3. Vollendete Zukunft (Futurum II) (Vorzukunft).
Anm. Die Grundform (Infinitiv) des Zeitworts wird auch als Hauptwort, das Mittelwort (Participium) auch als Eigenschaftswort gebraucht: Geben ist seliger als Nehmen. Zürnende Worte sind brennende Pfeile. Getheilte Freude ist doppelte Freude.
4. Die Zeitw. unterliegen einer starken, schwachen und gemischten Biegung (Conjugation). Die Hülfszeitw. sein, haben und werden biegen abweichend.
§. 23. Biegung der Hülfszeitw. sein, haben, werden.
B. Haben. | ||||
Wirklichkeit. | Möglichkeit. | |||
Gegenwart. | ||||
E. | ich habe | E. | ich habe | |
du hast | du habest | |||
er hat | er habe | |||
M. | wir haben | M. | wir haben | |
ihr habt | ihr habet | |||
sie haben | sie haben | |||
Vollendete Gegenwart. | ||||
E. | ich habe gehabt | E. | ich habe gehabt | |
du hast gehabt | du habest gehabt | |||
Vergangenheit. | ||||
E. | ich hatte | E. | ich hätte (würde haben) | |
du hattest | du hättest | |||
er hatte | er hätte | |||
M. | wir hatten | M. | wir hätten | |
ihr hattet | ihr hättet | |||
sie hatten | sie hätten | |||
Vollendete Vergangenheit. | ||||
E. | ich hatte gehabt | E. | ich hätte gehabt (würde gehabt haben) | |
du hattest gehabt | du hättest gehabt | |||
Zukunft. | ||||
E. | ich werde haben | E. | ich werde haben | |
du wirst haben | du werdest haben | |||
Vollendete Zukunft. | ||||
E. | ich werde gehabt haben | E. | ich werde gehabt haben | |
du wirst gehabt haben | du werdest gehabt haben | |||
Befehl. | ||||
E. habe! | M. habt! | |||
Mittelwort. | ||||
1. | G. habend | . | 2. | V. G. gehabt |
Grundform. | ||||
1. | G. haben | . | 2. | V. G. gehabt haben |
C. Werden. | ||||
Wirklichkeit. | Möglichkeit. | |||
Gegenwart. | ||||
E. | ich werde | E. | ich werde | |
du wirst | du werdest | |||
er wird | er werde | |||
M. | wir werden | M. | wir werden | |
ihr werdet | ihr werdet | |||
sie werden | sie werden | |||
Vollendete Gegenwart. | ||||
E. | ich bin geworden | E. | ich sei geworden | |
du bist geworden | du seist geworden | |||
Vergangenheit. | ||||
E. | ich wurde (ward) | E. | ich würde | |
du wurdest | du würdest | |||
er wurde | er würde | |||
M. | wir wurden | M. | wir würden | |
ihr wurdet | ihr würdet | |||
sie wurden | sie würden | |||
Vollendete Vergangenheit. | ||||
E. | ich war geworden | E. | ich wäre geworden (würde geworden sein) | |
du warst geworden | du wärest geworden | |||
Zukunft. | ||||
E. | ich werde werden | E. | ich werde werden | |
du wirst werden | du werdest werden | |||
Vollendete Zukunft. | ||||
E. | ich werde geworden sein | E. | ich werde geworden sein | |
du wirst geworden sein | du werdest geworden sein | |||
Befehl. | ||||
E. werde! | M. werdet! | |||
Mittelwort. | ||||
1. | G. werdend | . | 2. | V. G. geworden (worden) |
Grundform. | ||||
1. | G. werden | . | 2. | V. G. geworden sein |
§. 24. I. Schwache Biegung der Zeitwörter.
Die Zeitwörter dieser Biegung lauten nicht ab: sie haben fast immer in der Vergangenheit 2 Silben, deren letzte auf te endigt, und bilden das 2. Mittelwort auf t oder et.
Loben. | |||||
A. Thatform | |||||
Wirklichkeit. | Möglichkeit. | ||||
Gegenwart. | |||||
E. | ich lobe | E. | ich lobe | ||
du lobst | du lobest | ||||
er lobt | er lobe | ||||
M. | wir loben | M. | wir loben | ||
ihr lobt | ihr lobet | ||||
sie loben | sie loben | ||||
Vollendete Gegenwart. | |||||
E. | ich habe gelobt | E. | ich habe gelobt | ||
du hast gelobt | du habest gelobt | ||||
Vergangenheit. | |||||
E. | ich lobte | E. | ich lobete (würde loben) | ||
du lobtest | du lobetest | ||||
er lobte | er lobete | ||||
M. | wir lobten | M. | wir lobeten | ||
ihr lobtet | ihr lobetet | ||||
sie lobten | sie lobeten | ||||
Vollendete Vergangenheit. | |||||
E. | ich hatte gelobt | E. | ich hätte gelobt (würde gelobt haben) | ||
du hattest gelobt | du hättest gelobt | ||||
Zukunft. | |||||
E. | ich werde loben | E. | ich werde loben | ||
du wirst loben | du werdest loben | ||||
Vollendete Zukunft. | |||||
E. | ich werde gelobt haben | E. | ich werde gelobt haben | ||
du wirst gelobt haben | du werdest gelobt haben | ||||
Befehl. | |||||
E. lobe! | M. lobt! lobet! | ||||
Mittelwort. | |||||
1. | G. lobend | . | 2. | V. G. gelobt | |
Grundform. | |||||
1. | G. loben | 2. | V. G. gelobt haben |
Loben. | ||||
B. Leideform | ||||
Wirklichkeit. | Möglichkeit. | |||
Gegenwart. | ||||
E. | ich werde gelobt | E. | ich werde gelobt | |
du wirst gelobt | du werdest gelobt | |||
Vollendete Gegenwart. | ||||
E. | ich bin gelobt worden | E. | ich sei gelobt worden | |
du bist gelobt worden | du seist gelobt worden | |||
Vergangenheit. | ||||
E. | ich wurde gelobt | E. | ich würde gelobt | |
du wurdest gelobt | du würdest gelobt | |||
Vollendete Vergangenheit. | ||||
E. | ich war gelobt worden | E. | ich wäre gelobt worden (würde gelobt worden sein) | |
du warst gelobt worden | ||||
Zukunft. | ||||
E. | ich werde gelobt werden | E. | ich werde gelobt werden | |
du wirst gelobt werden | du werdest gelobt werden | |||
Vollendete Zukunft. | ||||
E. | ich werde gelobt worden sein | E. | ich werde gelobt worden sein | |
du wirst gelobt worden sein | du werdest gelobt worden sein | |||
Befehl. | ||||
E. werde gelobt! | M. werdet gelobt! | |||
Mittelwort. | ||||
gelobt | ||||
Grundform. | ||||
1. | G. gelobt werden | 2. | V. G. gelobt worden sein |
Beisp.: ermahnen, suchen, zählen, drücken, schicken, lieben, leben, hören, herrschen, entbehren, übereilen, wiederholen, unterstützen, urtheilen.
§. 25. II. Starke Biegung der Zeitwörter.
Die Zeitwörter dieser Biegung lauten in der Vergangenheit und dem zweiten Mittelwort ab; ihre Vergangenheit ist einsilbig — ausgenommen sind die Wörter mit Vorsilben; — ihr zweites Mittelwort hat en.
Binden — band — gebunden: dringen, finden, klingen, ringen, schlingen, schwinden, singen, sinken, springen.
Schelten — schalt — gescholten: bergen, brechen, gelten, helfen, kommen, nehmen, rinnen, schwimmen.
Bitten — bat — gebeten: essen, fressen, geben, lesen, liegen, messen, sehen, sitzen, stehen, treten.
Biegen — bog — gebogen: bieten, dreschen, flechten, fliegen, fliehen, fließen, frieren, gießen, heben, kriechen.
Greifen — griff — gegriffen: kneifen, leiden, reißen, schleichen, schleifen, schneiden, streiten.
Bleiben — blieb — geblieben: leihen, meiden, preisen, reiben, scheinen, schreiben, schreien, treiben, weisen.
Blasen — blies — geblasen: braten, fallen, halten, hauen, heißen, laufen, rufen.
Fahren — fuhr — gefahren: backen, graben, schaffen, schlagen, tragen, wachsen, waschen etc.
§. 26. III. Gemischte Biegung der Zeitwörter.
Die Zeitwörter dieser Biegung haben Ablautung und Umendung:
Brennen — brannte — gebrannt: kennen, nennen, rennen.
Senden — sandte — gesandt: wenden.
Denken — dachte — gedacht: bringen.
Dürfen: ich darf, dürfe, durfte, gedurft.
Können: ich kann, könne, konnte, gekonnt.
Mögen: ich mag, möge, mochte, gemocht.
Sollen: ich soll, solle, sollte, gesollt.
Wollen: ich will, wolle, wollte, gewollt.
Müssen: ich muß, müsse, mußte, gemußt.
Wissen: ich weiß, wisse, wußte, gewußt.
Bemerkungen.
1. Die zielenden Zeitw. werden mit haben verbunden. Die ziellosen Zeitw. werden theils mit sein, theils mit haben verbunden. Einige Zeitw. haben sein und haben: ich bin gefahren; ich habe gefahren. Die Zeitw. begegnen, folgen, weichen, gehen, kommen, fliehen, fliegen, wachsen, sterben etc. werden mit sein verbunden.
2. Die Vergangenheit (Imperf.), vollendete Vergang. (Plusq.) und vollendete Zukunft (Fut. II.) werden auch bezügliche Zeiten (relative) genannt, weil der Sprechende seine Aussage auf eine andere Aussage bezieht: Die Knaben spielten, als der Lehrer kam. Johann der muntre Seifensieder hatte oft gesungen, ehe ihn der Reiche störte. Der Winter wird vergangen sein, ehe du es ahnst. Die Vergangenheit (Imperf.) ist die Zeit, in welcher in der Regel erzählt wird: Die Schlacht blieb lange unentschieden. In diesem Falle wird sie auch unbezüglich gebraucht.
3. a. Sprechen wir ein Urtheil als bestimmt, als unabhängig, als Thatsache aus, so gebrauchen wir die Wirklichkeitsform: Er lobt den Schüler.
b. Führen wir aber an, was Jemand sagt, glaubt, oder sprechen wir einen Zweifel, eine Vermuthung, einen Wunsch oder eine Bedingung aus, so gebrauchen wir die Möglichkeitsform: Man weiß nicht, daß er den Schüler lobe. Ich glaube, daß er kommen werde. Sehe Jeder, wie er’s treibe! Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Er wünschte, daß er genese. Er arbeitet, damit er esse. Ginge er doch fort! Wenn er fleißiger wäre (sein würde), könnte er vorwärts kommen.
c. Fordern wir Jemanden auf, daß er etwas thue, gebieten wir ihm etwas, so gebrauchen wir die Befehlsform: Geh’ fort! Hole Wasser!
Anm. Da die sogenannte Bedingungsform (Conditionalis) auch eine Möglichkeit ausdrückt, so hielten wir es nicht für angemessen, die Möglichkeitsform zu zerstückeln und die in dieser Beziehung herrschende Sprachverwirrung in die Volksschule zu bringen. Auch hätten wir, bei Aufnahme des Conditionalis, den Optativ, überhaupt eine strengere Eintheilung des Conjunctiv, nicht vergessen dürfen.
§. 27. Die Zeitw. erfordern oft bestimmte Fälle. Es haben den 2. Fall:
1. achten, bedürfen, begehren, entbehren, ermangeln, erwähnen, gedenken, harren, lachen, leben, pflegen, schonen, spotten, vergessen, warten.
Bei den meisten dieser Zeitw. setzt man auch den 4. Fall mit oder ohne Verhältnißw.
Der Mann achtet der Gefahr nicht, und der Mann achtet die Gefahr nicht. Der Kranke bedarf des Arztes, und der Kranke bedarf den Arzt. Die Anklage entbehrt jeder Begründung.
2. Die zurückzielenden Zeitwörter:
sich annehmen, bedienen, befleißigen, bemächtigen, enthalten,
entledigen, entschlagen, entsinnen, erbarmen, erinnern, erwehren,
freuen, rühmen, schämen, wehren.
Ein guter Christ nimmt sich des Nothleidenden an. Bediene dich des Ausdrucks nicht! Er wehrte sich seiner Haut.
1. Auf die Frage: wem ist worden? die Zeitw., die eine Leideform mit dem
3. Fall bilden; z. B. mir, dir, ihm etc. ist geantwortet worden:
aufwarten, antworten, begegnen, befehlen, bestehen, beistimmen,
beiwohnen, drohen, danken, dienen, fluchen, folgen, fröhnen, gehorchen,
genügen, glauben, helfen (mit allen Zusammensetzungen), huldigen,
lohnen, nachgehen, nützen, rathen, schaden, schmeicheln, steuern,
trotzen, vorstehen, weichen, widerstehen, widersprechen, winken,
zustehen.
Womit kann ich Ihnen aufwarten? Danke dem Vater!
Hierher gehören noch viele Zeitwörter, die mit den Verhältnißwörtern an, auf, bei, entgegen, nach, unter, vor und zu zusammengesetzt sind.
2. Folgende Zeitwörter ohne Leideform mit dem 3. Fall:
ähneln, anstehen, belieben, behagen, bekommen, blühen, einleuchten,
entgehen, entfallen, entfliehen, entsagen, erliegen, erscheinen, fehlen,
gebühren, gefallen, gelingen, gerathen, gereichen, gleichen, mangeln,
munden, nahen, passen, scheinen, schmecken, widerfahren, ziemen,
zuhören.
Der Sohn ähnelt dem Vater. Der Vorschlag steht ihm nicht an.
3. Die unpersönlichen Zeitwörter:
es ahnt, ekelt, gebricht, graut, liegt daran, schaudert, schwindelt,
träumt.
Es ahnt mir, daß er kommen werde. Es ekelt mir vor der Speise.
4. Die zurückzielenden Zeitwörter:
sich anmaßen, ausbedingen, denken, einbilden, erbitten, getrauen,
vornehmen, vorstellen, merken.
Du maßest dir zuviel an. Ich bedinge mir die Benutzung des Gartens aus.
1. Die zurückzielenden Zeitwörter:
sich ängstigen, ärgern, betrüben, bekümmern, besinnen, erholen,
erinnern, freuen, grämen, irren, schämen, täuschen.
Hast du dich meinetwegen geängstigt?
2. Die unpersönlichen Zeitwörter:
es befremdet, befällt, betrifft, dauert, dürstet, dünkt, däucht, friert,
gelüstet, geht mich an, hungert, jammert, juckt, kümmert, reut,
schläfert, schmerzt, sticht, schwitzt, verdrießt, verlangt, wundert.
Es befremdet mich, daß du jetzt zurückgezogen lebst.
3. Alle Zeitwörter, bei denen man auf die Frage: Wem ist worden? keine — wohl aber auf die Frage: Wer ist worden? eine Antwort geben kann. Der im 4. Fall stehende Gegenstand, der geworden ist, heißt der leidende (regierte) Gegenstand (Object).
Steht noch ein zweiter Gegenstand (betheiligter Gegenstand) (Terminativ) bei ihnen, dem etwas geworden ist, so steht dieser auf die Frage: Wem ist geworden? oder: Für wen? — Wem zum Nutzen? wem zum Schaden ist etwas geworden? im 3. Fall.
Der Vater besucht den Freund.
Wer ist besucht worden? der Freund, folglich: den Freund besuchen.
Der Vater schenkt dem Knaben das Buch.
Was ist geschenkt worden? das Buch. Wem ist es geschenkt worden? dem
Knaben. Für wen ist es geschenkt worden? für den Knaben = dem Knaben.
Wem zum Nutzen ist es geschenkt worden? dem Knaben zum Nutzen ist es
geschenkt worden. Bezeichnet der 4. F. eine Sache, der 3. F. eine
Person, so sagt man: Bei dem Zeitworte steht der 4. Fall der Sache und
der 3. Fall der Person.
Zielende Zeitwörter sind:
loben, lieben, schlagen, stoßen, finden, sehen, bitten, necken, tadeln,
bestrafen, verehren, kennen, retten, ziehen, beneiden, abholen,
erfreuen, verachten, führen, fragen, ertappen, fangen, unterstützen,
verlassen, tödten, betrügen, auffordern, belohnen, wecken, heilen,
umstürzen, plagen, tragen, vorstellen etc.
abbitten, abdringen, abgewöhnen, abschlagen, auftragen, aufbinden,
borgen, geben, geloben, gönnen, glauben, leihen, leisten, liefern,
melden, nehmen, rauben, reichen, senden, schlachten, schenken, wünschen,
vorlegen, vorziehen, vorsagen, verkaufen, bringen, aufbewahren,
überbringen, erzählen, mittheilen, erlauben etc.
§. 30. 1. Den 4. Fall der Person und den 2. Fall der Sache erfordern:
anklagen, belehren, berauben, beschuldigen, entlassen, entsetzen, überführen, verweisen, würdigen, zeihen.
Man klagt ihn des Verraths an. Er belehrt mich eines Bessern. Er wurde des Landes verwiesen.
2. Einen doppelten 4. Fall erfordern:
nennen, heißen, schimpfen, schelten, taufen, lehren.
Er nannte ihn einen Narren. Er lehrt mich die deutsche Sprache.
Anm. Bei „lehren“ wird auch der 3. Fall der Person gebraucht: Er lehrt mir die deutsche Sprache. Folgt aber ein Zeitwort in der Grundform, so darf nur der 4. Fall stehen: Er lehrt mich lesen.
§. 31. Einige Bemerkungen:
1. Lassen hat den 4. F. bei sich, wenn die Person (sprechende Person) selbst die handelnde ist, z. B. Laß mich das Buch vorlesen; d. h. ich will es vorlesen. Der 3. Fall steht, wenn ein Anderer der Handelnde sein soll, z. B. Laß mir das Buch vorlesen; d. h. ein Anderer soll es mir vorlesen.
2. Kosten hat stets den 3. Fall der Person. Das Buch kostet mir einen Thaler.
3. Steht heißen für „befehlen,“ so hat es den 3. Fall: Kein Mensch hat ihm diese Thorheit geheißen. Folgt aber ein Zeitw. in der Grundform (Infinitiv), so steht der 4. F. Wer hieß dich weggehen? —
4. Gelten hat den 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit „werth sein“: Mir gilt die ganze Welt Nichts. Die Rede gilt dir. Steht es aber für „erfordern“ und „kosten“, so hat es den 4. Fall: Hier gilt es Entschlossenheit. Der Stock gilt einen Thaler.
5. Er schlägt mir die Hand roth. Es friert mir der Finger. Ich wasche mir die Hände. — Er tritt mir auf das Kleid. Es regnet mir in’s Gesicht. Die Thränen treten ihm in die Augen. Er tritt mir auf den Fuß. Dem geschenkten Gaul sieht man nicht in’s Maul. Gebratene Tauben fliegen Einem nirgends in den Mund. Der Regen schlägt mir in’s Gesicht.
6. Bei versichern steht entweder der 4. Fall der Person und der 2. F. der Sache, oder der 3. F. der Person und der 4. F. der Sache: Ich versichere sie meiner Freundschaft. Ich versichere ihnen die Wahrheit — oder: ich versichere ihnen, daß es wahr ist.
7. Bei trauen steht der 3. Fall, wenn es gleichbedeutend ist mit „Glauben schenken“, der 4. Fall, wenn von der priesterlichen Trauung die Rede ist: Ich kann ihm nicht mehr trauen (Glauben schenken). Der Prediger traute das Brautpaar.
8. Mit gratuliren und condoliren wird der 3. Fall verbunden: Ich gratulire dir = Ich wünsche dir Glück. Ich condolire Ihnen = Ich bedaure Sie, bezeige Ihnen mein Beileid.
9. Dieses Bild ist schön gemalt. Das Mehl ist fein gemahlen.
10. Der Lehrer lehrt die Schüler. Die Schüler lernen vom Lehrer.
§. 32. Die Umstandswörter bestimmen die Zeit- und Eigenschaftsw. näher. Sie können sein:
1. Umstandsw. des Ortes. Wo? Wohin? — da, dort, draußen, drinnen, droben, drüben, hier, her, hin, überall, vorn, hinten, rechts, links, oben, unten, hinaus, hinein, vorwärts etc.
2. Umstandsw. der Zeit. Wann? — bald, immer, häufig, oft, dann, einst, selten, nie, niemals, jetzt, nun, eben, neulich, kürzlich, ehemals, sonst, sofort, heute, morgen, gestern, schon etc.
3. Umstandsw. der Weise. Wie? — gern, sehr, recht, ungemein, besonders, vorzüglich, fast, beinahe, kaum, genug, zu sehr, ganz, merklich, ziemlich etc.
Anm. Die meisten Eigenschaftsw. können Umstandsw. der Weise sein, und als solche können sie gesteigert werden. Z. B. Dieser Knabe geht langsam, jener geht langsamer, du gehst am langsamsten.
4. Umstandsw. der Bejahung und Verneinung auf die Frage: Geschieht Etwas oder geschieht es nicht? — ja, freilich, allerdings, vermuthlich, vielleicht, allenfalls, gewiß, wirklich, wohl, — nein, nicht, keineswegs etc.
5. Umstandsw. der Frage: wie? wo? wohin? wozu? womit? etc.
Anm. 1. Er ist den ganzen Tag umher gelaufen. Der Becher ging bei dem Mahle herum.
Anm. 2. Komm doch herein! Soll ich zu dir hinaus kommen? Er ist eben hinunter gegangen.
Anm. 3. Eine doppelte Verneinung darf nicht angewendet werden, weil dadurch die Behauptung wieder bejaht wird. Man darf also nicht sagen: Ich habe kein Geld nicht.
§. 33. Die Bindew. verbinden theils Wörter, theils Sätze mit einander. Sie können sein:
A. Bindewort der Beiordnung (coordinirende).
1. Der Anreihung (copulative): und, auch, nun, sowohl — als auch, nicht nur — sondern auch, theils — theils, je — desto, zuletzt, erstlich, erstens, ferner, nicht allein — sondern auch, endlich, dann, nicht bloß — sondern auch, außerdem, dazu.
2. Der Entgegnung (adversative): aber, allein, doch, dennoch, jedoch, oder, entweder — oder, dagegen, vielmehr, indessen, dessenungeachtet, weder — noch, nicht — sondern, wenn — so, hingegen, gleichwohl, sonst, bald — bald.
3. Des Grundes (causale): denn, deßwegen, darum, dann, daher, folglich, somit, minb, demnach, also, nämlich, als, deshalb.
B. Bindew. der Unterordnung (subordinirende): daß, damit, weil, da, als, indem, nachdem, indeß, während, ehe, bevor, seit, seitdem, bis, so lange als, so, so wie, gleichwie, als ob, so daß, ohne daß, auf daß, wenn, falls, obgleich, wenngleich, wiewohl, wie sehr auch, seitdem daß, darum, als wenn, obschon, unterdeß, wenn schon, sobald, wofern, dahin — wohin, daher — woher, da — wo, je — desto.
§. 34. Die Empfindungsw. bezeichnen laute Ausbrüche der Freude, des Schmerzes, der Furcht, des Verlangens etc.
ach! ei! heißa! juchhei! o! holla! husch! pfui! o weh! knacks! piff! paff! plumps! he! heda!
§. 35. Die Menschen können denken; sie haben Gedanken. Ein ausgesprochener oder niedergeschriebener Gedanke heißt ein Satz. Ein Satz kann enthalten:
1. Eine Behauptung, ein Urtheil, eine Erzählung:
Müßiggang ist aller Laster Anfang. Uebermuth thut selten gut. Hans nährte sich vom Schiebekarren.
Nach solchen Sätzen steht ein Punkt.
2. Eine Frage:
Wie geht es Euch? Wie fangt ihr’s an? Hört ihr’s wimmern hoch vom Thurm?
Nach einem Fragesatz steht ein Fragezeichen; ist die Frage aber nicht bestimmt ausgesprochen, so steht ein Punkt.
Er fragte, wie es ihm gehe.
3. Einen Wunsch, Rath, eine Bitte, Aufforderung, Ermahnung, Ermunterung:
Nur unterlaßt mir den Gesang! Friede sei ihr erst Geläute!
4. Einen Befehl — Gebot oder Verbot:
Fahr zu, Johann! Setzt euer Licht hierher!
5. Einen Ausruf — der Bewunderung, des Unwillens, Bedauerns, Schmerzes, Schreckes, der Freude, Behauptung etc.
Gevatter! ihr seid nicht gescheidt! O, welch ein Mensch!
Nach einem Wunsche, Befehle und Ausrufe steht ein Ausrufungszeichen.
§. 36. Es giebt:
a. einfache Sätze:
Der Vater schreibt.
b. erweiterte (ausgebildete oder ergänzte) Sätze:
Der Vater schreibt den Brief.
c. zusammengesetzte Sätze:
Der Vater schreibt den Brief, und die Mutter liest die Zeitung.
Die Glieder (Theile) des einfachen und erweiterten Satzes sind immer nur Wörter, die Glieder des zusammengesetzten Satzes sind aber Sätze.
§. 37. Jeder einfache Satz besteht nur aus Gegenstand und Aussage (Subject und Prädicat).
Den Gegenstand des Satzes finde ich dadurch, daß ich mit dem Zeitworte die Frage: Wer? oder Was? verbinde. Er steht immer im 1. Falle und wird durch ein Hauptwort oder durch einen Stellvertreter desselben bezeichnet.
Der Baum blüht. Du bist ein Kind. Malen ist eine Kunst. Aber ist ein Bindewort. Schwarz ist die Trauerfarbe.
Wie heißt im 1. Satz das Zeitwort? blüht. Wer blüht? der Baum = Gegenstand des Satzes.
Anm. Zuweilen kündigt man den Gegenstand durch das Wörtchen „es“ an, giebt ihn aber später bestimmter. Z. B. Es reden und träumen die Menschen viel etc.
§. 38. Die Aussage findet man auf die Frage:
a.Was thut ein Gegenstand oder was wird mit einem Gegenstande gethan?
b. Wie ist ein Gegenstand?
c. Was ist ein Gegenstand?
Sie kann ausgedrückt werden:
a. durch ein Zeitwort in der That- und Leideform;
b. durch ein Eigenschaftswort, einen Umstand mit dem Hülfszeitwort;
c. durch ein Hauptwort und Hülfszeitwort.
Der Lehrer lobt. Der Schüler wird gelobt. Der Sommer ist heiß. Der Sturm ist vorüber. Mit unsrer Freundschaft ist es aus. Du bist im Irrthum. Der Knabe ist (befindet sich) auf der Wiese. Gott ist ein Geist. Der Soldat wird ein Held. Der Bruder bleibt (ist) mein Nachbar.
§. 39. 1. Der Gegenstand kann stehen:
a. in der Einzahl und Mehrzahl;
b. in drei verschiedenen Personen:
Ich schreibe, du schreibst, er schreibt, wir schreiben etc.
2. Die Aussage kann stehen:
a. in der Gegenwart, Vergangenheit u. Zukunft;
b. in der Wirklichkeits-, Möglichkeits- und Befehlsweise.
3. Gegenstand und Aussage stehen immer in gleicher Zahl und Person.
Der Vater geht. Die Väter gehen.
4. Zwei und mehrere Gegenstände erfordern die Aussage in der Mehrzahl.
Der Vater und die Mutter gehen aus.
5. Bei der Frage nach dem Gegenstande hat man auf Person und Zahl, bei der Frage nach der Aussage auf Zeit und Aussageweise zu achten:
Wer blüht? Wer hat geblüht? Wer wird blühen? — Was thut der Baum? Was hat der Baum gethan? Was kann der Baum thun?
§. 40. Werden Gegenstand oder Aussage des einfachen Satzes, oder beide zugleich näher bestimmt (erweitert, ergänzt, ausgebildet) so erhält man den erweiterten Satz.
A. Nähere Bestimmungen des Gegenstandes.
Sie antworten auf die Frage: welcher, e, es, und sind somit eigenschaftlichen Characters.
Der Gegenstand des Satzes kann näher bestimmt werden:
1. Durch ein Fürwort:
Dieser (jener, dein) Baum blüht. Derselbe Mann war es.
2. Durch ein Eigenschaftswort:
Der große Baum blüht. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
3. Durch ein Zahlwort:
Der dritte Baum blüht. Drei Bäume blühen. Aller Anfang ist schwer.
4. Durch ein Hauptwort im 1. Fall:
Kaiser Karl lebte zur Zeit Luthers. Friedrich der Große erbaute Sanssouci. Sechs Loth Zucker kosten einen Silbergroschen. Bruder Fritz ist verreist. Doctor Mai ist angekommen.
5. Durch ein Hauptwort im 2. Fall:
Der Baum meines Bruders blüht. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.
6. Durch einen Umstand, der auch durch ein Verhältnißwort mit seinem Fall ausgedrückt werden kann:
Der Garten dort so hübsch etc. Der Baum in der Stube blüht. Ketten von Gold drücken oft schwer. Ein Sperling in der Hand ist besser, als eine Taube auf dem Dache.
7. Durch ein Zeitwort in der Grundform:
Die Lust zu sterben ist selten.
Anm. Das Eigenschaftswort kann stets durch ein Umstandswort oder ein Verhältnißwort mit seinem Falle näher bestimmt werden. Z. B. Die mit Anlagen begabten Schüler. Die recht gute Schrift.
B. Nähere Bestimmungen der Aussage.
§. 41. a. Die Aussage kann, wenn sie durch ein Hauptwort mit dem Hülfszeitwort sein ausgedrückt wird, durch die Bestimmungen des Gegenstandes erweitert werden.
Ueberhaupt können Hauptwörter, die in einem Satze vorkommen, die 7 Bestimmungen des Gegenstandes annehmen.
Hunger ist der beste Koch. Müßiggang ist aller Laster Anfang. Dienstjahre sind keine Herrenjahre. Thorheit ist eine Schwester der Dummheit.
§. 42. b. Besteht die Aussage aus einem Zeitwort oder Eigenschaftswort, so kann sie näher bestimmt werden:
a) Durch Bestimmungen gegenständlichen Charakters.
1. Durch den 4. Fall (regierter oder leidender Gegenstand = Object):
Ein faules Ei verdirbt den ganzen Brei. Böse Gesellschaft verdirbt gut’ Sitte. Uebung macht den Meister. S. §. 29.
2. Durch den 4. u. 3. Fall. (3. Fall = betheiligter Gegenstand):
Der Mann schenkt dem Knaben eine Birne. Die Mutter verbietet dem Kinde das Naschen. Der Krieg nimmt dem Lande seine Söhne. S. §. 29.
3. Durch den 4. u. 2. Fall. (2. Fall = bewirkender Gegenstand):
Der Dieb beraubt mich meines Geldes. S. §. 30. 1.
4. Durch zwei 4. Fälle:
Er nannte ihn einen Narren. Herr, lehre mich deine Steige! Wer lehrt das Auge seine Pflicht? Herr, lehrt mich bess’re Sachen! S. §. 30. 2.
5. Durch den 3. Fall:
Der Schüler antwortet mir. Der Knabe ist ihm ähnlich. Peter dem Großen wurde die Bildung seines Volkes sehr schwer. S. §. 28.
6. Durch den 2. Fall:
Ich bedarf seiner nicht. Ich bin meiner Sache gewiß. Eigner Herd ist Goldes werth. Tugend bedarf keines Ausrufers. S. §. 27.
b. Durch Bestimmungen umständlichen Charakters.
7. Durch einen Umstand des Ortes:
Der Fisch lebt im Wasser. Treue Hand geht durch’s ganze Land. Der Knabe spielt hier, dort etc. Man suchte ihn aller Orten. S. §. 32. 1.
8. Durch einen Umstand der Zeit:
Die Bäume blühen im Frühling. Die Bäume blühen jetzt. Des Morgens schläft er und des Abends ist er munter. Rom ist nicht in einem Tage erbaut. S. §. 32. 2.
9. Durch den Umstand der Weise:
Ich singe dir mit Herz und Mund. Der Schüler singt rein und richtig. Zwei harte Steine mahlen nicht gut. Er mußte stehenden Fußes umkehren. S. §. 32. 3.
10. Durch einen Umstand des Grundes:
Der Knabe weint vor Schmerz. Gesundheitshalber giebt er die Arbeit auf.
Anm. Die Umstände des Ortes, der Zeit und der Weise können ausgedrückt werden durch:
a. Verhältnißwörter mit ihren Fällen;
b. Umstandswörter;
c. Fälle der Hauptwörter.
Der Umstand des Grundes kann nur durch ein Verhältnißwort mit seinem Falle ausgedrückt werden.
11. Durch ein Zeitwort in der Grundform:
Ich höre ihn kommen. Er hat mich gehen heißen. Der Freund hat ihm schreiben helfen.
Mehrere Bestimmungen.
§. 43. Gegenstand und Aussage können durch mehrere verschiedene Bestimmungen (Ergänzungen) zu gleicher Zeit ausgebildet werden. Zwischen ihnen steht kein Zeichen.
Dieser freundliche Sohn meiner vielgeliebten Tante schenkte jenem armen Knaben am ersten Weihnachtstage auf dem Weihnachtsmarkte diesen recht warmen Anzug. Der fleißige Knabe aus dem benachbarten Dorfe schreibt morgen früh um acht Uhr in der obern Schule seinem Vetter in der Stadt einen sehr langen Brief zum nächsten Geburtstage.
Werden sie jedoch durch gleichartige Bestimmungen erweitert, so steht zwischen diesen ein Komma, wenn sie nicht durch „und“ verbunden sind:
Marie war eine klare, heitere, thätige und wackere Schülerin.
§. 44. Jeder zusammengesetzte Satz besteht aus einfachen oder erweiterten Sätzen oder aus beiden zugleich. Sind diese Sätze von einander unabhängig — ist jeder einzelne für sich verständlich, — so nennt man sie beigeordnet (coordinirt):
Friede ernährt; Unfriede verzehrt.
Sind sie aber von einander abhängig — kann der eine ohne den andern nicht verstanden werden, — so sind sie einander über- und untergeordnet:
Wer Gutes thut, hat frohen Muth.
Die übergeordneten (superordinirten) Sätze heißen — sind sie unabhängig — Hauptsätze, die untergeordneten (subordinirten) heißen Nebensätze.
1. Hauptsätze sind Hauptsätzen beigeordnet:
Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn; der Knecht wär’ selber ein Ritter gern. Mit Vielem hält man Haus; mit Wenigem kommt man aus.
2. Nebensätze sind Nebensätzen beigeordnet:
Wenn du deinen Beruf treu erfüllst; wenn du den Gesetzen des Landes gehorchst: so soll Niemand dir ein Leid zufügen.
3. Hauptsätze sind Nebensätzen übergeordnet.
4. Nebensätze sind Hauptsätzen untergeordnet:
Und als er die güldenen Sporen ihm gab, da schleudert’s ihn wild in den Strom hinab.
5. Nebensätze können Nebensätzen über- und untergeordnet sein. Es giebt also Nebensätze ersten, zweiten u. s. w. Ranges:
Den schlechten Mann muß man verachten, der nie bedacht, was er vollbringt.
A. Beigeordnete Sätze.
§. 45. 1. Beigeordnete Sätze werden gar nicht oder durch Bindewörter der Beiordnung verbunden. S. §. 33. A.
2. Zwischen beigeordneten Sätzen — sind sie nicht sehr kurz — steht ein Semikolon (;), ausgenommen vor „und“ und „oder“, vor diesen steht ein Komma.
Sie können sein:
1. Anreihend:
Redlich sei des Herzens Grund; redlich spreche stets der Mund. Jede Stund’ ist wichtig; Müßiggang ist nichtig. Töne entlockt er der Flöte und das Echo des Berges wird wach. Im Herbste werden die Tage kürzer; auch kühlt sich die Luft immer mehr ab. Dort nahet der Feind; nun laßt uns wacker kämpfen! Zuerst beginnt der Tag zu dämmern; dann verlieren die Sternlein ihren Glanz; zuletzt erscheint die Sonne in ihrer Purpurpracht. Nicht nur suchte ich ihn im Felde; sondern mein Bruder durchlief auch den Wald.
2. Entgegenstellend:
Heute wird entweder jenes Gras gemäht, oder dieses Holz wird eingefahren. Schönheit verläßt uns bald; aber ein getreues Herz bleibt uns. Die Biene ist zwar ein kleines Thier; allein sie kann große Schmerzen verursachen.
3. Begründend:
Wo ihr wohnet, da verschönet jedes gute Herz den Ort; drum verweilet froh und eilet nur so bald nicht wieder fort. Das Glas ist spröde; daher läßt es sich nicht biegen. Der Mensch kann das Gute thun und das Böse lassen; denn er hat freien Willen. Ich hatte schon einem Andern mein Wort gegeben; deßhalb konnte ich deinem Wunsche nicht nachkommen.
Zusammengezogene Sätze.
§. 46. Gehören in beigeordneten Sätzen mehrere Gegenstände (Subj.) zu einer Aussage (Praed.), oder mehrere Aussagen zu einem Gegenstande, so hat man zusammengezogene Sätze:
Grobheit und Stolz wachsen auf einem Holz. Hoffen und Harren macht Manchen zum Narren. Bewegung, Mäßigkeit und Ruh’ schließt dem Arzt die Thüre zu. Einige Blumen blühen im Sommer, andere blühen im Herbste. Der Fuchs ist schlau, listig und raubgierig. Er kam, sah’ und siegte. Nadelhölzer sind: Tannen, Fichten, Kiefern etc. Fleiß bringt Brod, Faulheit Noth. Roggen wird entweder geschnitten oder gemäht. Verschlossener Mund und offene Augen haben noch Niemandem geschadet. Sammet und Seide löschen das Feuer in der Küche aus.
Anm. In den zusammengezogenen Sätzen steht vor „und“ und „oder“ kein Komma.
B. Nebensätze.
§. 47. Der Nebensatz steht immer an der Stelle eines Satzgliedes und kann in ein solches verwandelt werden.
Die Nebensätze werden durch die Bindewörter der Unterordnung mit den Hauptsätzen verbunden. S. §. 33. B.
Da es dreierlei nähere Bestimmungen giebt, so giebt es auch dreierlei Nebensätze.
1. Eigenschaftssätze.
Die Nebensätze können stehen für eigenschaftliche Bestimmungen = Eigenschaftssätze (Adjectiv-, Relativ-Sätze). Sie werden mit dem Hauptsatze in der Regel durch die zurückbeziehenden Fürwörter: welcher, e, es; der, die, das, auch wohl durch: wo, wann, wie, verbunden:
Nichts ist so elend, als ein Mann, der Alles will, und der Nichts kann. = Nichts ist so elend, als ein Alles wollender und Nichts könnender Mann. Die Sterne, welche ihr eigenes Licht haben, heißen Fixsterne.
2. Gegenstandssätze.
§. 48. Die Nebens. können stehen für gegenständliche Bestimmungen = Gegenstandssätze (Substantiv-Sätze) und werden mit dem Hauptsatze in der Regel durch: daß, ob, wer, was, wo, wann, wie etc. verbunden. Als solche können sie sein:
a. Gegenstandssätze für den 4. Fall (Object-Sätze).
Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, was du werth bist. = Sage mir deinen Umgang, und ich will dir deinen Werth sagen. Wer läuft, den jagt man. Wer hoch steht, den sieht man.
1. Hierher gehören auch die Sätze, die angeben, was Jemand sagt, meint, behauptet etc.
Solon sagte: Niemand ist vor seinem Tode glücklich.
2. Vor der wörtlich angeführten (directen) Rede steht ein Doppelpunkt. Häufig folgen diesem Doppelpunkt auch noch Anführungsstriche:
Solon sagte. „Niemand ist vor seinem Tode glücklich.“
3. Tritt der Einführungssatz zwischen den Ergänzungssatz, so sind die Zeichen in folgender Weise zu setzen:
„Niemand“, sagte Solon, „ist vor seinem Tode glücklich“. — „Komm mit“, sprach neulich der Klaus zu mir, „vor dem Thore etc.“
4. Führt man die Rede nicht wörtlich (indirect) an, so werden die Sätze durch ein Komma getrennt:
Solon sagte, daß Niemand vor seinem Tode glücklich sei.
b. Gegenstandssätze für den 2. Fall (Genitiv-Sätze):
Der Gedanke, daß Gott gerecht sei, giebt allein dem Menschen Ruhe = der Gedanke der Gerechtigkeit Gottes giebt allein etc. Er erinnerte sich, daß er ihn gesehen = seines Anblicks.
c. Gegenstandssätze für den 3. Fall (Dativ-Sätze):
Verkündige die Nachricht, wem du zuerst begegnest = dem dir zuerst Begegnenden. Wem nicht zu rathen ist, dem ist nicht zu helfen. Wer zürnet, dem reiche kein Messer.
§. 49. d. Auch das Subject kann durch einen Nebensatz ausgedrückt werden = (Subject-Sätze):
Wer Pech angreift, besudelt sich = der Pech Angreifende besudelt sich. Wer antwortet auf unnütz Geschrei, der macht aus einem Unglück zwei. Wer nicht hören will, muß fühlen.
3. Umstandssätze.
§. 50. Die Nebensätze können stehen für umständliche Bestimmungen (Umstands-, Adverbial-Sätze). Sie können sein:
a. Umstandssätze des Ortes:
Er starb, wo er geboren war = an dem Orte seiner Geburt.
b. Umstandssätze der Zeit:
Wenn die Sonne scheint, ist unser Zimmer hell = beim Schein der Sonne.
c. Umstandssätze der Art und Weise:
Wie der Mensch säet, so wird er ernten = seiner Saat gemäß.
d. Umstandssätze des Grundes:
Der Christ liebt und ehrt die Tugend, weil sie Gott gebietet = um des göttlichen Gebotes willen.
Satzkürze. Beisatz. Anrede.
§. 51. 1. Fehlen in den Nebensätzen Satztheile, so hat man verkürzte Sätze (Satzkürzen). Die fehlenden Theile lassen sich leicht ergänzen:
Es ist ein großes Glück, gute Eltern zu haben = wenn man gute Eltern hat. Des Weges unkundig, verirrte ich mich = da ich des Weges unkundig etc. Allzustraff gespannt, zerspringt der Bogen = der Bogen zerspringt, wenn er etc. Das Recht spricht: Jedem das Seine! Die Liebe: Jedem das Deine! Johann, der muntere Seifensieder, erlernte viele schöne Lieder = Johann, welcher ein munterer Seifensieder war, erlernte etc.
2. Ist im verkürzten Nebensatze, wie in dem letztgenannten Beispiele, die Aussage durch ein Hauptwort ausgedrückt, so hat man einen Beisatz (Gleichstand, Apposition). Der Beisatz muß mit dem Hauptworte, zu dem er gehört, in gleicher Zahl und im gleichen Falle stehen:
Hans Gutgenug, der bequeme Knecht, macht seine Sache nur halb und schlecht. Vor der Stimme des Löwen, des Königs der Wälder, fürchten sich alle Thiere.
3. Auch die Anrede ist ein verkürzter Satz:
Gott grüß dich, Alter, schmeckt etc. Gott sieht dich, Kind, d’rum scheu die Sünd’! Kind, wirst du roth, so warnt dich Gott.
Stellung der Nebensätze.
§. 52. 1. Stehen Nebensätze vor dem Hauptsatze, so heißen sie Vordersätze; der Hauptsatz aber heißt Nachsatz:
Wer Gutes thut, hat frohen Muth.
2. Stehen sie zwischen den Theilen des Hauptsatzes, so heißen sie Zwischensätze:
Fritz, der im Gehen recht Zeit zum Lügen fand, log auf die unverschämteste Weise.
3. Stehen sie nach dem Hauptsatze, so heißen sie Nachsätze:
Es helfen weder Licht noch Brill’, wenn das Aug’ nicht sehen will.
§. 53. Nebensätze werden durch ein Komma vom Hauptsatze getrennt; Zwischensätze stehen zwischen 2 Komma. Für die verkürzten Nebensätze gilt dasselbe. Es steht also auch der Beisatz und die Anrede zwischen 2 Komma. Steht die Anrede zu Anfang des Satzes, so folgt ihr ein Komma: Johann, bring’ Holz! In Briefen folgt der Anrede auch ein Ausrufungszeichen: Lieber Freund!
1. Unvollständige Hauptsätze (elliptische Sätze) sind:
Guten Morgen! Nein! Ja! Feuer! Herein! Achtung geben!
2. Enthalten Sätze nicht nothwendig zum Zusammenhange der Rede gehörende Bemerkungen, so heißen diese eingeschobene Sätze und werden zwischen Klammern, Parenthesen oder Gedankenstriche gesetzt:
Der Schelm — ich will ihn zwar nicht schimpfen — der etc.
Auch benutzt man die Parenthese () zur Einschaltung einzelner Wörter.
3. Es giebt auch abgebrochene Sätze:
Wenn du nicht gehst, so ….
Die Periode.
§. 54. Mehrere Sätze können eine Periode bilden. Es giebt zwei- und mehrgliedrige Perioden.
Vorder- und Nachsatz werden in einer zweigliedrigen Periode durch ein Semikolon getrennt:
Weil der Westwind über den atlantischen Ocean weht und die Ausdünstungen desselben mit sich führt; so pflegt er uns Regenwetter zu bringen.
Vorder- und Nachsatz werden in einer mehrgliedrigen Periode durch ein Kolon, unter sich aber durch ein Semikolon getrennt:
Wenn du wahrhaft und auf die Dauer glücklich zu sein wünschest; so befleißige dich eines rechtschaffenen Lebens: denn nur der Rechtschaffene vermag in Wahrheit glücklich zu sein.
Satzzeichen.
§. 55. Deutlichkeit in Schrift und Rede erfordern es, daß man Zusammengehöriges nicht auseinander reiße, Verschiedenes aber andererseits aus einander halte. Um dieses zu können, bedient man sich der Satzzeichen (Interpunction). Diese sind:
A. Satzpausenzeichen.
1. Der Strich oder das Komma (,);
2. der Strichpunkt oder das Semikolon (;);
3. der Doppelpunkt oder das Kolon (:);
4. der Punkt (.);
5. der Gedankenstrich (—).
Ueber den Gebrauch der Nr. 1–4 ist bereits bei der Satzlehre gesprochen. Der Gedankenstrich steht, um eine größere Pause als den Punkt anzuzeigen, oder um die Aufmerksamkeit des Lesers zu spannen.
§. 56. |
B. Satztonzeichen. |
1. Das Fragezeichen (?);
2. das Ausrufungszeichen (!).
Schließen die Satztonzeichen einen Satz, so schreibt man nach ihnen einen großen Anfangsbuchstaben. Weiteres über diese Zeichen findet sich ebenfalls in der Satzlehre.
C. Hülfszeichen.
1. Die Klammer oder Parenthese [] ();
2. das Bindezeichen (-) (⸗);
3. der Apostroph oder das Häkchen (’) steht für ein ausgelassenes e, ei, i.
Mich dünk’t, ich mein’, ich glaub’, ich dacht’ hat manchen guten Gesellen in’s Verderben gebracht. Ein blut’ger Kampf! Ich hab’ ’nen schweren Stand gehabt.
4. die Anführungszeichen, Gänsefüßchen („ “);
5. das Zeichen der abgebrochenen Rede (…) (— —);
6. das Zeichen des Abschnittes oder Paragraphen (§).
§. 57. |
Wortbildung. |
Stamm. | Ableitung. | Zusammensetzung. |
Band | Bändchen | Bandeisen. |
A. Ableitungen.
1. Hauptwörter durch: er, in, chen, lein, ling, en, ung, niß, muth, sal, ei, e, keit, heit, schaft, thum (tum), ge.
2. Eigenschaftswörter durch: ig, isch, bar, sam, en, ern, lich, haft, icht.
3. Zeitwörter durch: chen, ken, chten, eln, ern, igen, zen; durch die Vorsilben: be, er, ver, ent, zer, ge, miß, ur.
4. Umstandswörter durch: lich, haft, icht, lings.
B. §. 58. Zusammensetzungen: 1. Bestimmungsw. 2. Grundw.
1. Hauptwörter.
a) Hauptwörter und Hauptwörter (Schulhaus).
b) Hauptwörter und Eigenschaftswörter (Jungfrau).
c) Hauptwörter und Zeitwörter (Wohnhaus).
2. Eigenschaftswörter.
a) Eigenschaftswörter u. Eigenschaftsw. (hellgrün).
b) Hauptwörter u. Eigenschaftswörter (naseweis).
c) Eigenschaftswörter u. Zeitwörter (lernbegierig).
3. Zeitwörter mit: an, auf, aus, bei, durch, ein, mit, nach, um, unter, über, vor, ab, voll, wieder, dar, fort, heim, hin, her, weg.
4. Zusammengesetzte Umstandswörter.
Ebendaselbst, himmelwärts etc.
Eine Wörterfamilie: Ziehen.
Der Zug, der Truppenzug, der Zugvogel, der Gesichtszug, die Ziehung; die Zucht, die Kinderzucht, der Zögling, die Bienenzucht; züchtigen, die Züchtigung, der Züchtling, die Züchtlingsarbeit, das Zuchthaus, die Zuchthausarbeit, der Zuchtmeister, die Zuchtruthe, züchtig, züchtiglich; abziehen, der Abzug; anziehen, der Anzug, die Anziehung, die Anzüglichkeit; aufziehen, der Aufzug, die Aufzieherei; ausziehen, der Auszug, der Auszieher; beziehen, der Bezug, die Beziehung, beziehlich, bezüglich; durchziehen, der Durchzug; einziehen, der Einzug, die Einziehung; entziehen; erziehen, die Erziehung, der Erzieher, die Erziehungsschule, erziehungskundig; nachziehen, der Nachzug, der Nachzügler; umziehen, der Umzug; verziehen, der Verzug; vorziehen, der Vorzug, vorzüglich, die Vorzüglichkeit; überziehen, der Ueberzug etc.
§. 59. 1. Ein Wort hat eine oder mehrere Silben. Eine Silbe besteht aus Lauten. Die Laute sind entweder Selbstlaute oder Mitlaute (Vocale oder Consonanten).
2. Die Selbstlaute können sein:
a. Grundlaute: | a, e, i, | o, | u — y; | |
b. Umlaute: | ä, | ö, | ü; | |
c. Doppellaute: | au, äu, eu, ei, ai. |
Die Mitlaute heißen: b, c, d, f, g, h, k, l, m, n, p, q, r, ſ, s,
t, v, w, x, z, j, ch, sch, ß.
3. Steht der Mitlaut vor dem Selbstlaute, so heißt er Vorlaut; steht er nach dem Selbstlaute, so heißt er Nachlaut. Ein Wort hat soviel Silben, als es Selbstlaute hat. Die Zeichen für die Laute heißen Buchstaben. Die Gesammtheit der einfachen Buchstaben nennt man das A-be-ce oder Alphabet.
§. 60. 1 Löse jeden Satz in seine Wörter, jedes Wort in seine Silben und jede Silbe in ihre Laute auf; setze für jeden Laut den entsprechenden Buchstaben; sieh auf die Ableitung, beachte die Verlängerung, und richte dich nach dem Sprachgebrauch.
2. Hat ein Wort a, o, u oder au, so erhält das abgeleitete ä, ö, ü oder äu.
Bach — Bäche; Sohn — Söhne; Tuch — Tücher; Baum — Bäume.
3. Weißt du nicht, ob du zum Schlusse eines Wortes b oder p, d oder t, g, ch oder k, s, ß oder z setzen sollst, so verlängere das Wort.
Korb — Körbe; plump — plumper; Wald — Wälder; kalt — kälter; Gang — Gänge; Storch — Störche; Bank — Bänke; Gans — Gänse; Fuß — Füße; Kranz — Kränze.
4. Zu Anfang einer Silbe steht das lange „ſ“; zum Schluß einer Silbe steht das „s“. Folgt „t“ auf „s“, so wird in der Regel auch als Nachlaut „ſt“ geschrieben.
Mäu-ſe, Mäus-chen, Aus-ſicht, Kunſt, daſſelbe, deßhalb.
§. 61. Die Dehnung der Selbstlaute a, e, o wird oft durch aa, ee, oo bezeichnet. Geht der Selbstlaut in den Umlaut über, so schwindet die Verdoppelung.
aa: Aal, Aar, Aas, baar, Haar, Maal, Paar, Saal, Saat, Staat, Waare, Härchen, Pärchen, Säle.
ee: Allee, Armee, Beere, Beet, Fee, Heer, Heerde, Idee, Kameel, Kaffee, Klee, leer, Livree, Meer, Moschee, Portepee, Schnee, See, Seele, Speer, Spree, Theer, — des See’s, die Seen, des Schnee’s.
oo: Boot, Loos, Moor, Moos, Böte, Loose, Moore, Moose.
§. 62. 1. Die Dehnung der Selbst- und Umlaute wird oft durch Hinzufügung des „h“ bezeichnet. Siehe auf die Grundform der Zeitwörter und beachte die Ableitung: Mehl, Lehm, Huhn, Ohr, zählen, fühlen, dröhnen; sah — sehen, ruht — ruhen, fröhlich — froh — froher.
2. Bei dem „i“ bezeichnet man die Dehnung, indem man ein „e“, ein „h“ oder ein „eh“ hinzufügt.
ie: die, dies, hier, nie, sie, viel, vier, wie, Harmonie, Kopie, Melodie, Paradies; — deklamiren, speculiren, illuminiren — iren; aber: regieren, spazieren; Quartier, einquartieren.
ih: ihm, ihn, ihr, ihnen, ihres, ihrem, ihren.
ieh: stiehlt, — stehlen; befiehlt, sieh, lieh, zieh, gedieh, Vieh, Viehes.
§. 63. 1 Mit „th“ werden geschrieben:
Thal, Thaler, That, Thau, Theil,
Theater, Thema, Theodor, Therese, Thermometer, theuer, Thier, Thür,
Thon, aber: Ton (eines Instruments), Thor, Thron, Thräne, Apotheke,
Aether, Armuth, Arithmetik, Athem, Dorothea, Elisabeth, Gemüth,
Katheder, Katholik, Koth, Loth, Lazareth, Mathilde, Methode, Myrthe,
Muth, Noth, Pathe, Räthsel, Röthe, Ruthe, Sabbath, Urtheil; — Draht, —
drehen; Naht, nähen.
Merke: Abenteuer, Bart, Etat, Gebet, Geburt, Monat, Partei, Partie, Rhein, Rhede, Rhin, Rhone; — Whist, Katarrh, Rheumatismus, Rhinoceros. — Parasol, Diarium, egal, Fibel, Bibel, Lineal, Habit, Fabrik, Terrine, Garderobe.
2. Zu den Doppellauten tritt nur ein „h“ hinzu, wenn die Ableitung ein solches erfordert: Weihnachten, rauh.
§. 64. 1. Die Schärfung der Selbst- und Umlaute wird oft durch Verdoppelung der darauf folgenden Mitlaute bezeichnet.
Mann, kennen, retten, hoffen, treffen, ertappen, wollen, können, Roggen, Egge, Widder, Robbe, Ball, Puppe, kämmen, karren, Narr, denn, wenn, dann, Sammet, Zimmet, majorenn, Rabatt, Duett, minorenn, Protocoll, Duell.
2. Für zwei „k“ schreibe „ck“. Also Rock, nicht Rokk, Stock, locken, necken, stricken, erblicken, backen, Druck, Stück.
Für zwei „z“ schreibe „tz“. Also Netz nicht Nezz.
Besatz, Schatz, Metze, Netz, sitzen, Klotz, Mütze, verletzen, Schutz.
Für zwei „ß“ schreibe „ss“, wenn du „ß“ als Vor- u. Nachlaut hörst; hörst du es aber nur als Nachlaut, so schreibe „ß“. Also lassen — laß und nicht laßßen — laßß.
lassen, wissen, Nuß — Nüsse, Riß — Risse, Fluß — Flüsse, ißt — essen, müßte — müssen, Kuß — küssen.
3. Nach gedehnten Selbst- und Umlauten, so wie nach Doppellauten und Mitlauten folgt keine Verdoppelung:
Ekel, Haken, buk, Laken, kam, Geiz, Kreuz, Wein, Franz, Herz, Salz, Bank, Kalk, Werk, Helm, Amt, Fuß, büßen etc.
4. Zwei auf einander folgende Mitlaute können niemals beide verdoppelt werden; der erste von ihnen aber wird verdoppelt, wenn es die Ableitung verlangt:
wollte — wollen, kannte — kennen, Gewinnst — gewinnen, kommst — kommen.
5. Die Buchstaben „ch“, „sch“ und „ß“ werden nie verdoppelt:
Brüche, Flasche, Flüße, u. nicht Flüßße, Flaschsche, Brüchche.
6. In Wörtern aus fremden Sprachen steht nie „ck“:
Rector, Doctor etc.
§. 65. 1. Es werden geschrieben mit „dt“:
beredt, beredet; gesandt, Gesandter; verwandt, Verwandter; Stadt, todt = Eigenschaftsw.; der Tod = Hauptw., Ernte, Schwert.
2. Mit „ai“:
Hain, Kaiser, Laie, laichen, Mai, Maid, Maier, Main, Mainz, Mais, Rain, Saite = Instrument, die Waise.
3. Mit „chs“ für „cks“:
Achse, Achsel, Büchse, Dachs, Deichsel, Drechsler, Eidechse, Flachs, Fuchs, Gewächs, Lachs, Luchs, Sachsen, sechs, Sechser, Sechste, Wachs, Weichsel, Wichse, Wuchs, wachsen — flugs Häcksel etc.
4. Mit „x“ für „cks“:
Alexander, Axt, Buxbaum, Crucifix, Examen, Exempel, Exemplar, Felix, Fixstern, Hexe, Max, Mexiko, Mixtur, Nix, Oxhoft, Taxe, Texas, Texel, Text, Xanthippe, Xerxes, perplex, Luxus, Exceß, extrafein, Exekution, Extrem, Experiment.
§. 66. 1. Mit „Qu, qu“ für „Kw, kw“:
Quacksalber, Quaderstein, Quadrant, Quadrat, quaken, Quäker, Qual, Qualität, Quantität, Quantum, Quart, Quartal, Quartett, Quarz, Quaste, Quecke, Quecksilber, Quelle, Quentchen, quer, Querkopf, quetschen, quiken, Quinte, Quirl, quitt, Quitte, Quittung, Quotient, Aequator, bequem, erquicken, Quodlibet.
2. Mit „Pf und pf“:
Pfad, Pfahl, Pfand, Pfanne, Pfarre, Pfarrer, Pfau, Pfeffer, Pfeife, Pfeil, Pfeifer, Pfennig, Pferd, pfiffig, Pfingsten, Pfirsich, Pflanze, Pflaster, Pflaumen, Pflege, Pflicht, Pflock, pflücken, Pflug, Pforte, Pfoste, Pfote, Pfriem, Pfropfen, Pfründe, Pfuhl, pfui, Pfund, pfuschen, Pfütze.
3. Mit „Ph, ph“:
Phantasie, Pharao, Pharisäer, Philosoph, Philipp, Philister, Phosphor, Physik, Physikus, Amphibien, Atmosphäre, Christoph, Kaiphas, Kalligraphie, Kolophonium, Elephant, Epheu, Joseph, Geographie, Orthographie, Peripherie, Physiognomie, Philologie, Phrase, Prophet, Sopha, Sophie, Stenographie, Stephan, Strophe.
4. Mit „V, v“ theils für „f“ theils für „w“:
ver, vertragen, Vertrag; vor, vortragen, Vortrag; voll, vollenden, Vollendung; von, davon, wovon; viel, vielleicht, vielästig; vier, vierfüßig, vierzig, Viertel; Vater, Vetter, Veilchen, Veit, Veitstanz, Velten, Vesper, vexiren, Vieh, Vogel, Vogt, Vogtei, Volk, activ, brav, Eva, David, Frevel, Gevatter, Gustav, Larve, massiv, Nerv, Motiv, naiv, octav, passiv, Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ, Indicativ, Conjunctiv. — Vagabond, Vase, Vegetabilien, Ventil, Vicewirth, Victualien, vidimiren, violett, Violine, Virtuos, visiren, Visite, Vitriol, Vocal, Vocativ, Votum, Vulkan, Division, Evangelium, Lava, Locomotive, Malve, November, Pulver, Proviant, Provinz, Serviette, Universität, Revisor, Individuum, Invalide, Inventarium.
§. 67. 1. Steht „C, c“ vor a, o, u, au, l, r, oder als Nachlaut, so lautet es wie „k“ und kann auch „k“ geschrieben werden:
Canal — Kanal, Cantor, Cocarde, Collecte, Cur, Cultur, Classe, Client, Creatur, Credit, accurat, October, Sclave, Scorpion, Microscop, Product.
2. Steht „C, c“ vor e, i, y, ei, ä, so lautet es wie „z“ und kann auch „z“ geschrieben werden:
Cäcilie, Censor, Centner, Cichorien, Circular, certiren, citiren, Facit, Cylinder, Ceilon, Cäsar, Accent, Accise, December, Service.
3. Mit „Ch, ch“ für „K, k“ werden geschrieben:
Charakter, Charte, Charfreitag, Cholera, Chor, Choral, Christ, christlich, Chronik.
4. Mit „Ch, ch“ für „Sch, sch“:
Champagner, Charlatan, charmant, Charlotte, Charpie, Manchette, Chef, Chikane, Chocolade, tranchiren, revanchiren. Viele dieser Wörter schreibt man mit „sch“.
5. Mit „y“ werden geschrieben:
Anonym, Cypresse, Gymnasium, Hyäne, Syrup, System, Pyramide, Symbol.
6. Steht „t“ vor ia, ie, io, iu, iö, so wird es wie „z“ gelesen:
Patient, gratial, Addition, Ambition, Auction, Condition, Caution, Confirmation, Constitution, Deputation, Expedition, Lection, Motion, Nation, Ration, Revolution, Portion, Pontius, Subtraction, Exercitium.
§. 68. 1. Freund, Freundin, Freundinnen; heran; herein, hinan, hinein; wir sind, ihr seid = Zeitw.; seit = Verhältnißw.; wieder, wiederum = Umstandsw.; wider, gegen = Verhältnißw.; ich war — es ist wahr; der Mann ist ausgegangen — man (irgend Jemand) ist ausgegangen; er sticht mich mit der Nadel — das Tuch steckt in der Tasche; morgen — Morgen.
2. „ich“ und „lich“. Schreibe „ig“, wenn das „l“ zum Stamme gehört. Schreibe „lich“, wenn das „l“ nicht zum Stamme gehört: heil-ig, sel-ig; wirk-lich, glück-lich, freund-lich, schwäch-lich.
3. Einmal, jemals; ein Mal, zwei Mal. Ein paar (mehrere) Groschen — ein Paar (zwei) Strümpfe.
4. „das, daß“. Kann man „das“ mit „dieses“ oder „welches“ verwechseln, so wird es „das“ geschrieben, kann dies nicht geschehen, so wird es „daß“ geschrieben:
Das Kleid, das das Mädchen trägt, ist zerrissen. Niemand zweifelt daran, daß Geld Vieles möglich macht.
5. Zu laufen — zulaufen; anzufangen, anfangen, hinaufzusteigen.
§. 69. Aehnlich klingende Wörter:
Aas, aß; Allee, Alle; Armee, Arme; Beile, Beule; bezeigen, bezeugen;
berichtigt, berüchtigt; Dauben, Tauben; dingen, düngen; dir, Thier,
Thür, dürr; Drang, Trank, trank; erdig, erdicht; erhält, erhellt;
erzeigen, erzeugen; fast, faßt; Fäule, Feile, Pfeile; Feilchen,
Veilchen; Vetter, fetter; Feuer, Feier; Feld, fällt; Felle Fälle; fiel,
viel, fühl; Fliege, Flüge, Pflüge; flicken, pflücken; Fluch, Flug,
Pflug; Fund, Pfund; für, vier; ganz, Gans; gar, ja, Jahr; Gericht,
Gerücht; hast, haßt; heilen, heulen; heute, Häute; heiser, heißer,
Häuser; Kante, kannte; Körner, Kärrner; Kiste, Küste, küßte; Last, laßt,
las’t; leiten, läuten, Leuten; Magd, Macht; magst, machst; Mine, Miene;
Mus, muß; Muse, Muße; Namen, nahmen; nein, neun; ölig, ölicht; Rad,
Rath; Räuber, Reiber; Recht, rächt, regt; Rind, rinnt; reißen, reisen;
sachte, sagte; sang, sank; sind, sinnt; singt, sinkt; Stelle, Ställe;
Strenge, Stränge; Teich, Teig, Deich; Thon, Ton; Trift, trifft, währen,
wären, wehren; Waise, Weise; wegen, wägen; Zähren, zehren; Zeugen, Zeug,
zeuch; Ziegel, Zügel; Zaum, Zaun.
Trennung der Wörter.
§. 70. Ein jedes Wort hat so viel Silben, als es Selbstlaute hat. Mußt du beim Schreiben Wörter trennen, so trenne sie nach ihren Sprechsilben. Einsilbige Wörter können nicht getrennt werden. Ein Mitlaut zwischen zwei Selbstlauten gehört zur nachfolgenden Silbe. Stehen zwischen zwei Selbstlauten zwei Mitlaute, so gehört der eine zur ersten, der andere zur zweiten Silbe. Zusammengesetzte und abgeleitete Wörter trennt man oft nach ihrer Zusammensetzung und Ableitung.
ck, tz, st, sch, ch werden nicht getrennt, sondern zur folgenden Silbe gezogen.
§. 71. Einen großen Anfangsbuchstaben giebt man
1. zu Anfange eines Satzes;
2. nach einem Punkt, Frage- und Ausrufungszeichen, wenn diese einen Satz schließen;
3. nach einem Doppelpunkt, wenn die Rede wörtlich angeführt wird;
4. jedem Hauptwort, sowie allen Wörtern, die als Hauptwort gebraucht werden (der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht etc. Ein Juchhei ist besser als ein Oweh!);
5. jedem Eigenschaftswort, das zu einem Titel gehört;
6. in Briefen den Fürwörtern, die sich auf die angeredete Person 1beziehen;
7. zu Anfang einer jeden Strophe in Gedichten.
§. 72. Abkürzungen: gest. = gestorben; geb. = geboren; Dr. = Doctor; St. = Sanct; Sr. = Seiner; Ew. = Euer; z. B. = zum Beispiel; d. h. = das heißt; d. i. = das ist; u. s. w. = und so weiter; p. p. = und so weiter; d. J. = dieses Jahres; d. M. = dieses Monats; v. M. = vorigen Monats; Anm. = Anmerkung; N. S. = Nachschrift; u. a. m. = und andere mehr; i. J. = im Jahre; v. Ch.= vor Christi Geburt.
§. 73. Es werden gesprochen:
1. g = sch,
Agio, Adagio, engagiren, arrangiren, Eugen, Gage, Gelee, Genie, geniren, Loge, Logis, Page, Orange, rangiren, Sergeant, Gensd’arm.
2. j = sch,
jaloux, Jalousie, Journal.
3. qu = k,
Bouquet, moquiren, Maroquin, Piquet.
4. cu = kw,
Biscuit.
5. gne = nje,
Champagne, Champagner, Compagnon.
6. ai, ais = ä,
Affaire, Chaise, Domaine, Fontaine, Palais, Plaisir, Portrait, Raison, raisonniren, Souverain.
7. ail, aill = alj; eil = elj,
Bataille, Canaille, Detail, Medaille, Serail, Taille, Oreiller.
8. au, eau, eaux = o,
Chaussee, echauffiren, Epaulette, Sauce, Büreau, Bureaux.
9. ei = ä,
Seine.
10. em, en, an, ent = ang,
Entree, Pension, Provence-Oel, Assemblee, emballiren, avanciren, Balance, Departement, Avertissement.
11. er, et = e,
Banquier, Diner, Souper, Filet, Metier, Rentier, Premier.
12. eu = o,
Neveu, Queu, Liqueur, Collecteur, Deserteur, Friseur.
13. eint = ang,
Teint.
14. ai = ä,
Anglaise, Polonaise.
oi = oa,
Loire, Toilette, Comtoir (jedoch meist Comtor gesprochen).
15. ou, out, ous = u,
Bravour, Bouteille, doubliren, Gouverneur, Cour, Louis, Redoute, Rouleaux, Ressource, Tour, retour, Ouvertüre, Coulisse, Courant, Courier, Cours, Cousine, Couvert, Ragout, Rendezvous.
16. ill = ilj,
Billard, Billet, Brillant, Postillon, Pavillon, Quadrille, Guillotine. — Bouillon, Patrouille.
Buchdruckerei von Eugen Grosser, Berlin SW., Zimmerstr. 91.
Anmerkungen zur Transkription
Wechsel in der Schriftart, die im Original für lateinische Begriffe verwendet werden, wurden nicht markiert.
Das Frakturzeichen für etc wurde durch die Buchstabenfolge etc ersetzt.
In den Paragraphen 59 und 60 wird die Verwendung des „langen s“ erklärt. Hier wurde das Zeichen ſ verwendet. An allen anderen Stellen wurde das „runde s“ verwendet, so auch in §. 65 (3), wo im Original die Buchstabenfolgen chs und cks jeweils mit langem und rundem s aufgeführt sind.
Markierungen wurden dort korrigiert, wo sie (insbesondere in Tabellen) nicht einheitlich waren. Ebenso wurden fehlende oder falsche Satzzeichen und Abkürzungspunkte ergänzt bzw. korrigiert.
Folgende Korrekturen für Nummerierungen wurden vorgenommen:
Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:
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End of the Project Gutenberg EBook of Kleine deutsche Sprachlehre, by H. Bohm and W. Steinert *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK KLEINE DEUTSCHE SPRACHLEHRE *** ***** This file should be named 44642-h.htm or 44642-h.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/4/4/6/4/44642/ Produced by Norbert H. Langkau, Norbert Müller and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. 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The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at http://pglaf.org For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. 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Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: http://www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.