The Project Gutenberg EBook of Der Held von Uganda, by Carl Schneider

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Title: Der Held von Uganda
       Leben und Wirken des Pioniermissionars Alexander Mackay

Author: Carl Schneider

Release Date: March 16, 2015 [EBook #48502]

Language: German

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Der Held von Uganda

Leben und Wirken des Pioniermissionars
Alexander Mackay

Von Carl Schneider

Großer Menschen Werke zu seh'n,
Schlägt einen nieder,
Doch erhebt es auch wieder,
Daß so etwas von Menschen gescheh'n.
Rückert.

Vierte Auflage

Cassel 1922
Verlag von J. G. Oncken Nachfolger, G. m. b. H., Cassel

 

Alexander Mackay.

Vorbericht.

Die Londoner Zeitung »Daily Telegraph« brachte im November 1875 einen Artikel, der eine elektrisierende Wirkung hatte. Es war ein Brief des berühmten Weltreisenden Henry M. Stanley, in dem mit flammender Begeisterung der Reichtum und die Schönheit des Ugandareiches am Nordufer des Viktoria Niansa in Ostafrika geschildert und die englische Christenheit dringend ersucht wurde, in diesem gesegneten Lande eine Mission zu beginnen. Der humane König Mtesa, an dessen Hofe Stanley vor seiner großen Kongofahrt monatelang fürstliche Gastfreundschaft genoß, hatte sich heilsbegierig gezeigt und um Missionare und Lehrer für sich und sein Volk gebeten.

Wenige Tage nach Veröffentlichung dieser seltenen Botschaft stellte ein unbekannter Missionsfreund der Kirchlichen Missionsgesellschaft 10 0000 Mark für die Mission in Uganda zur Verfügung, und das Komitee erließ bald darauf einen allgemeinen Aufruf, um die weiteren Mittel und Menschen für das neue Werk zu bekommen. Ehe ein Jahr ins Land gegangen war, hatten sich zu den auf eine halbe Million Mark angewachsenen Missionsmitteln auch eine ganze Anzahl fähiger Männer als Missionare angeboten. Einer der ersten war Alexander Mackay. Er wurde nach Gottes Rat und Willen der Pionier Ugandas und nach Stanleys Urteil der größte Missionar seit Livingstone und war, wie ein anderer Bewunderer sagt: »Ein Mann unter tausend.«

Möge der Geist suchender Liebe, aus dem sein Werk erwuchs, zu unseren Herzen reden, damit wir die Mission fördern helfen, für welche der Held von Uganda sein Leben freudig in die Schanze schlug.

Erstes Kapitel.
Daheim bei Vater und Mutter.

Alexander Mackay wurde am 13. Oktober 1849 zu Rhynie in Schottland, dem Vaterland so vieler unvergeßlicher Missionare, als Sohn eines Geistlichen der Freikirche geboren und von den frommen Eltern fromm erzogen. Der hochgebildete Prediger widmete sich mit unermüdlichem Interesse der Ausbildung seiner Kinder und besonders des gutbegabten Alexander, der mit drei Jahren schon im Neuen Testamente gelesen und als Siebenjähriger Miltons »Verlorenes Paradies« gemeistert haben soll. Die biederen Dorfbewohner sahen oft auf den Landwegen Vater und Sohn gehen oder stehen und beobachteten, wie durch mit einem Stock in den Sand gezeichnete Figuren dem lernbegierigen Jungen irgend ein geometrischer Satz oder der mutmaßliche Lauf eines Planeten erklärt wurde. Im Elternhause herrschte ein reger Verkehr mit wissenschaftlich tüchtigen Männern, was viel zur raschen und guten Geistesentwickelung Alexanders beitrug. Den königlichen Geographen Sir Roderick überraschte einst des Kleinen Geschick im Kartenzeichnen und im Handhaben einer kleinen Druckerpresse. Er überreichte ihm beim Abschied ein nützliches Büchlein: »Kleine Anfänge, oder wie man vorwärts kommt«, das den Eifer von jung Alexander noch mehr spornte.

Als er elf Jahre zählte, wandte sich seine Neigung mehr den Dingen in Feld und Garten und sein Interesse daneben auch mechanischen Gegenständen zu. Er besuchte mit Vorliebe die Handwerker in ihren Werkstätten, um ihnen bei der Arbeit zuzusehen und etwas abzugucken. Die nächste Bahnstation war eine Stunde weit entfernt, aber Alexander legte diesen Weg oft zurück, um sich die Lokomotive anzusehen, wenn der Zug auf zwei Minuten hielt. Dem Spiel der Kameraden war er abhold, da sein forschender Geist immer anderswo beschäftigt war. Trotzdem dürfen wir uns Alexander nicht als überklugen und naseweisen Jungen vorstellen. Er bewahrte sich vielmehr in diesen Jahren ein kindlich fröhliches Gemüt und war sonst bei den Altersgenossen gern gelitten.

Die Eltern hatten ihn im stillen schon dem Herrn und Seinem Dienste geweiht. Er sollte einmal Prediger werden. Sie wurden deshalb etwas bekümmert, als sie merkten, daß der Sohn mehr Interesse an Maschinen und Werkzeug als an Büchern fand. Der liebe Gott macht aber keine Fehler in der Erziehung Seiner Boten. Was Alexander jetzt und später in Werkstatt und Fabrik lernte, konnte er in Uganda ebensogut gebrauchen als das, was er aus Büchern sich angeeignet hatte. Der gesegnete Missionsapostel Paton, der auf den Neuen Hebriden wirkte, schrieb einmal: »Ich gestehe gern, daß das, was ich am Strumpfwirkerstuhle gelernt habe, nicht weggeworfen war. Die Handhabung der Werkzeuge und die Behandlung der Maschinen, welche ich verstand, waren mir auf dem Missionsfelde von größtem Nutzen.«

Zweites Kapitel.
In Aberdeen und Edinburg.

Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahre kannte Alexander keinen anderen Lehrer als seinen Vater und keine andere Schule als das Elternhaus. Der vielbeschäftigte Prediger konnte jetzt die Studien seines Sohnes nicht mehr überwachen und sandte ihn auf eine Schule zu Aberdeen, der Hauptstadt von Nordschottland. Dort studierte Alexander mit allem Fleiß zur völligen Zufriedenheit der Lehrer. In der freien Zeit besuchte er entweder ein photographisches Atelier, um Photographieren zu lernen, oder die Schiffswerft, um sich in die Kunst des Schiffbaues einführen zu lassen. Wer hätte damals geahnt, daß er diese Kenntnisse später an dem Riesensee Viktoria Niansa in Ostafrika so gut verwerten könne!

Wie die meisten großen Männer in der Welt, so hatte auch der Held von Uganda eine tüchtige Mutter. Sie erkannte früh nicht nur die großen Vorzüge ihres hochbegabten Kindes, sondern auch die damit verbundenen Gefahren für das Seelenleben. Ihr war vor allem darum zu tun, daß Alexander ein Gotteskind werde, und sie betete stets um seine Bewahrung vor Stolz und Eitelkeit. Denn den Demütigen gibt Gott Gnade, und Hochmut führt zum Fall. Nach Gottes unerforschlichem Rat sollte Mackay die betende Mutter früh verlieren. Während er in Aberdeen weilte, entschlief sie unter heißen Wünschen für die Bekehrung ihres lieben Sohnes. Im tiefsten Schmerz stand er an der Bahre. Da reichte ihm eine Verwandte, die treue Pflegerin der Verklärten, das Vermächtnis der Mutter. Es war ihre Lieblingsbibel, das Hochzeitsgeschenk ihres Mannes. Eigenhändig hatte die Sterbende darin mehrere Stellen zur besonderen Beherzigung angemerkt. Sie ließ ihm sagen, er solle nur fleißig in der Schrift lesen und forschen, damit sie ihn unterweise zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum. Dann werde er die Mutter wiedersehen in der Herrlichkeit. Alexander preßte das teure Andenken an die bewegte Brust und weihte sich ganz dem Heiland seiner Seele. Die Bibel wurde sein größter Schatz und die Richtschnur seines ganzen Lebens. Der Held von Uganda empfing das Schwert des Geistes aus der Hand seiner sterbenden Mutter.

Im Jahre 1867 nahm der Vater eine Stelle in der schottischen Hauptstadt Edinburg an und siedelte mit der Familie über in diese unvergleichlich schöne Stadt. Der siebzehnjährige Alexander besuchte hier die freikirchliche Hochschule. Dank seiner guten Vorbildung errang er sich bei der Aufnahmeprüfung das beste Stipendium. Ein Studiengenosse gibt zwanzig Jahre später folgende Charakterschilderung von dem jungen Studenten: »Sein Benehmen war sehr ruhig und zurückhaltend. Er hat wenig Umgang gehabt. Wer aber den Vorzug näherer Bekanntschaft mit ihm genoß, fand ihn außergewöhnlich belesen und durch sein Wissen weit über den Durchschnitt der Studenten hervorragen. Er war sehr energisch, sehr eifrig und gründlich in der Arbeit und voller Ausdauer, wenn Schwierigkeiten zu überwinden waren. Es war keine Spur von Strohfeuer oder hohlem Schein in ihm, sondern eine tiefe, stille Begeisterung.« Nach zwei Jahren erwarb er sich das Diplom durch ein gutes Examen und vier verschiedene Preise in Freihand-, Perspektive- und Modellzeichnen.

Die Berufswahl, welche er nun vor dem Weiterstudieren treffen mußte, ergab sich ihm von selbst. Er wurde mit der Einwilligung des Vaters Ingenieur und studierte noch weitere drei Jahre, um in jeder Richtung vorwärtszukommen. Was einst ein Lehrer über den deutschen Dichter Lessing sagte, kann man auch auf den Studenten Mackay anwenden: »Er war ein Pferd, das doppelt Futter brauchte.« Ein Jahr war noch den alten Sprachen, der Mechanik, der höheren Mathematik, der Naturphilosophie und dem Festungsbau gewidmet. Die übrigen beiden Jahre unterrichtete er morgens in einer Schule, um sich etwas zu verdienen, und nachmittags stand er im Arbeitskittel in einer mechanischen Werkstatt, um sich praktisch zu üben. Abends besuchte er Vorlesungen über Chemie und Geologie, die in der Kunsthalle gehalten wurden. Man kann nie zuviel lernen. Als Missionar schrieb er später seinem Vater in bezug auf die Ausbildung: »Ich bin soweit davon entfernt, meine Erziehung für verfehlt zu halten, daß ich mir das doppelte Wissen sowohl an Gelehrsamkeit als auch an praktischen Fertigkeiten wünsche. Man kann nie genug wissen oder verstehen, um ein brauchbarer Missionar zu sein im Inneren Afrikas.«

Der Sonntag war aber ganz geistlicher Erquickung und Arbeit geweiht. Gewöhnlich saß er morgens unter der Predigt des gesalbten Geistlichen Horatius Bonar, während der Nachmittag und Abend dem Helferdienst in Sonntagschule und einer sogenannten Armenschule gehörte. In dieser Arbeit lernte er einen anderen jungen Streiter, Dr. Smith, kennen und lieben. Beide Freunde fanden später im Dienste des himmlischen Königs am Viktoria Niansa ihr frühes Grab.

Drittes Kapitel.
Als Ingenieur in Berlin.

Im November 1873 reiste Mackay nach Deutschland, um hier praktisch tätig zu sein und die deutsche Sprache zu lernen. In Berlin-Moabit fand er bald eine gute Anstellung in einer Maschinenfabrik, die später einging. Die Arbeit machte ihm Vergnügen, aber der Umgang mit den ungläubigen Kollegen bereitete ihm manche bittere Stunde. Daß auch dies eine Vorbereitung für ihn war, erkannte er später mit Dank. Der klugen Schwester, die später seine Biographie schrieb, schüttete er brieflich das Herz aus: »Ich lebe hier unter den reinen Heiden. Fast alle sind Gottesleugner und geben das Dasein Gottes nur durch den ständigen Ausruf: ›Ach Gott!‹ zu. Da es ihnen nicht gelungen ist, mir die Torheit meines Glaubens zu beweisen, fangen sie an, sich in den entsetzlichsten Gotteslästerungen zu gefallen, um ihren Spott über Religion wirksamer an den Mann zu bringen. Man schaudert, wenn man sie hört. Das zwingt mich, so wenig als möglich mit ihnen zu reden. Ich kann also nicht soviel Deutsch sprechen, wie ich möchte.«

In seiner Berufsarbeit hatte er großen Segen. Er wurde befördert und als erster Werkführer aus dem Zeichensaal in die Abteilung für Lokomotiven berufen, wo er unter den Arbeitern einen willkommenen Wirkungskreis fand. Der Geist suchender Liebe ließ den Vorgesetzten vor allem an das Seelenheil seiner Untergebenen denken. In seinem Tagebuch seufzt er in dieser Zeit aber oft über innere Dürre und Kraftlosigkeit. Er geht ins Selbstgericht und fragt sich: »Bin ich ein Licht? Ich liege im Sündenschlaf und bin ein untreuer Haushalter. O Herr, vergib mir! O, daß ich die rechten Worte fände, ein Zeugnis abzulegen vom Herrn!« In einem Briefe wiederum: »Eins ist mir vor allem klar geworden: mein Christentum muß lebendig werden.«

An der Förderung seines inneren Lebens haben neben den Stürmen im Zeichenbureau noch andere Dinge mitgewirkt und schließlich dazu beigetragen, daß er sich der Mission widmete. Wie Israel in der Wüste ein Elim mit Wasser und Palmen, so fand Mackay im Babel an der Spree eine Oase im Hause des gottseligen Hofpredigers Dr. Baur. Die Predigerfamilie gewann ihn lieb, nahm ihn auf in ihr Haus und hielt ihn wie einen Sohn. Hier pflegte sich allwöchentlich ein Kreis ernster Christen und warmer Missionsfreunde zu einer Bibelbetrachtung zu versammeln, darunter eine Schwester Bismarcks, die Frau von Arnim, Gräfin Hake und Graf und Gräfin Egloffstein. Die letztere interessierte sich sehr für den jungen, frommen Ingenieur und blieb mit ihm später während seiner Kämpfe in Afrika auch in regelmäßigem Briefwechsel. Als er dort gefallen war, schrieb sie an seine Schwester in England: »Bei der unerwarteten, traurigen Nachricht von dem Tode Ihres hochherzigen Bruders rufe ich mir die Zeit ins Gedächtnis, in welcher wir seine Bekanntschaft machten bei Hofprediger Baur, wo wir mit lieben Freunden zusammen die Bibel lasen. Da lernten wir Ihres Bruders Bibelkenntnis wie das warme Interesse schätzen, mit dem er nach der Weisheit trachtete, die Gott denen gibt, die Ihn fürchten und lieben. Er war ein echter Christ und erinnerte uns oft an Miß Havergals Worte:

»Nimm mein Leben, es sei Dein;
Laß es Dir geheiligt sein!«

Als er uns sagte, daß es sein Wunsch sei, seinen Beruf mit dem eines Missionars zu verbinden und seinem Heiland in dem dunkeln Weltteil zu dienen, waren wir nicht überrascht. Es schien uns so natürlich, daß dieser junge, ernste, charakterfeste Schotte in dem Weinberg des Herrn zu arbeiten begehrte. Ihm war das Leben eine Gabe, die er Jesu darbrachte.« Hofprediger Dr. Baur äußert sich ähnlich in der Vorrede zur Biographie, die später die Schwester schrieb, wenn er sagt: »Einem solchen Glauben an Gottes Gnade in Christo, einer solchen Dankbarkeit für die empfangene Gnade, einem solchen Erbarmen mit der seufzenden Kreatur, einer solchen Sehnsucht nach dem Kommen des Gottesreiches, wie Mackay sie hatte, lag die Mission unter den Heiden sehr nahe.«

Auch die äußeren Anstrengungen zur Mission fehlten in dieser Zeit nicht. Dr. Baur war gerade daran, aus der umfangreichen Lebensbeschreibung des Märtyrerbischofs von Melanesien, John Coleridge Patteson, für deutsche Leser ein knapperes Lebensbild zu gestalten. Die Arbeit wurde oft besprochen, und die Unterredungen sind in Mackays Seele mehr als man ahnte, das Samenkorn geworden, aus dem sein Missionsberuf erwuchs. Der Aufenthalt bei Baurs war also ein sehr wichtiger Ring in der Kette der Ereignisse, durch die der Held von Uganda seinem Felde zugeführt wurde. Ein Brief der Schwester aus Edinburg trug endlich dazu bei, daß ihr Bruder sich sofort als Missionar meldete. Sie berichtet ihm darin von einer interessanten Missionsversammlung in der Heimat, in der die jungen Ärzte dringend gebeten wurden, sich der Mission zu widmen. Mackay antwortet: »Ich bin freilich kein Arzt...., aber ich bin ein Ingenieur und erbiete mich, wenn es Gott gefällt, als Ingenieur-Missionar unter die Heiden zu gehen. Verdrehtes Zeug! wirst Du wohl sagen. Aber unmittelbar nach Empfang Deines Briefes schrieb ich an Dr. Bonar, bot mich zu der Arbeit an und erbat seinen Rat. Er schrieb zurück, daß ihm die Ideenverbindung von Missionsarbeit und Maschinenwesen etwas schwierig erscheine, er wolle aber zusehen, ob sich eine Anstellung für mich finden lasse.« Mackay selbst war diese Ideenverbindung nicht so schwer. Er war überzeugt, daß die Mechanik und das edle Handwerk der Mission gute Dienste leisten können. Als Ingenieur könnte er öffentliche Arbeiten, z. B. Eisenbahnen, Bergbau usw. unternehmen, in der Hauptsache aber Schulen gründen und die jungen Eingeborenen ebensowohl in Religion als in Wissenschaften unterrichten. »Mein Wunsch ist der,« schreibt er, »die vorhandenen Missionare zu unterstützen, nicht einen zu ersetzen. Gern möchte ich den Weg bereiten, auf dem andere nachkommen und bleiben können.« Das Land, an das er jetzt dachte, war allerdings Madagaskar. Dort fand vor nicht langer Zeit eine Verfolgung statt, in der etwa zweitausend Christen ermordet wurden. Das schreckte ihn nicht ab. »Warum sollte ich nicht gehen? Viel bessere Männer wie ich sind schon in heidnische Länder gegangen. Das Beste, was ein Mensch tun kann, ist demütiges Empfangen der Gnade Christi und dann hingehen und es anderen austeilen.«

Selbstverständlich hatte Mackay sich in dieser ernsten Frage auch an seinen Vater gewandt, wie wir aus folgendem Briefe ersehen. »Ich danke Gott und danke Dir, lieber Vater, daß Du mir geantwortet hast. Stimmst Du meinem Vorhaben zu, bin ich auch des Beifalls meines Gottes gewiß. Deine ernste Mahnung, mir Weisheit vom Herrn zu erbitten, habe ich treulich befolgt. Äußere Umstände können oft unser Leben in andere Bahnen lenken. Wenn Gott mich aber ruft, muß ich dann nicht antworten: ›Hier bin ich, sende mich!‹? Ich habe die Hand an den Pflug gelegt und will nicht zurücksehen. Darin wirst Du mit mir einer Meinung sein, des bin ich gewiß. Hast Du mich doch stets gelehrt, die Hand Gottes ebenso sehr in den kleinen als in den großen Dingen des Lebens zu erkennen...... Daß ich hier in Berlin so hart gegen den Unglauben kämpfen muß, sehe ich als eine mir von Gott bestimmte Vorschule an für den guten Kampf, den ich später mit einem nicht minder stärkeren Feinde, dem Götzendienste, kämpfen will.«

Nachdem Mackay sich vor Gott klar geworden und die Zustimmung des Vaters eingeholt hatte, meldete er sich bei der Londoner Missionsgesellschaft für Madagaskar. Man antwortete ihm, die Insel sei jetzt für seine Dienste noch nicht reif, in absehbarer Zeit könne man sie aber beanspruchen. Diese Antwort hätte ihn entmutigen können, wäre er weniger echt in seiner Begeisterung und weniger fest in der Überzeugung gewesen. So aber legte er sich aufs geduldige Abwarten und machte sich unverzüglich an das Studium der Sprache jenes Landes. Daneben suchte er in Berlin schon ein Seelengewinner zu sein. Wie eifrig war er, andere mit in den Gottesdienst zu nehmen! »Was machen wir,« konnte er oft beim Frühstück in frommer Sorge fragen, »was machen wir, daß wir die Berliner in die Kirche bringen?« Hofprediger Baur gibt ihm das Zeugnis, daß er tat, was er konnte, wär's auch nur gewesen, daß er für je einen Sonntag einen Jüngling warb, ihn in den Gottesdienst zu begleiten. Und wie ging ihm die geistliche Not der Großstadt nahe! An seinen Vater berichtet er u. a.: »Wollte Gott, ich wäre bereits auf dem Arbeitsfeld! Hier habe ich aber auch schon ein Arbeitsgebiet. Wenn es irgendwo Heiden gibt, dann ist es hier in der in alle Laster versunkenen Stadt. Trunksucht und Unzucht sind die Früchte, an der man sie erkennt. Mich jammert des Volks!« Und welche Entschiedenheit treffen wir jetzt bei ihm an: »Ich habe, Gott sei Dank, erkennen dürfen, daß das Christentum, wenn es überhaupt etwas wert ist, alles wert ist. Und wenn es einen bestimmten Grad von Eifer und Wärme verlangt, kann es nur der höchste Grad sein. Es gibt kein haltbares Mittelding zwischen dem Glauben, der voll Begeisterung ist, und dem Unglauben, der alles verwirft. Ich weiß auch, daß ich nur insoweit fähig bin, Seelen für das Lamm zu werben, als ich selbst geistliches Leben habe durch Lebens- und Liebesgemeinschaft mit dem auferstandenen Christus.«

Die Moabiter Firma, bei der Mackay beschäftigt war, löste sich 1875 auf. Der erste Direktor, ein reicher Jude, welcher die hohe Begabung und unbedingte Zuverlässigkeit Mackays wohl erkannt hatte, machte ihm den Vorschlag, mit nach Rußland zu kommen und in Moskau sein Teilhaber an einer Maschinenfabrik zu werden. Das Angebot war verlockend und versprach eine glänzende Zukunft im weltlichen Sinne. Mackay aber überwand die starke Versuchung, die für ihn darin lag, lehnte den Vorschlag ab und nahm in der Provinzstadt Kottbus eine ähnliche Stellung an, wie er bisher inne hatte. Hier wollte er warten, bis der Herr ihn in Seinen Weinberg rufen würde.

In seiner freien Zeit suchte er auch in Kottbus Gott zu dienen und beteiligte sich an Arbeiten der inneren Mission. Daneben übersetzte er eine Schrift seines verehrten Freundes, des schottischen Dichters und Predigers H. Bonar. Das besonders für Diener am Wort geschriebene Büchlein ließ Mackay auch auf seine Kosten drucken und versandte es an die Geistlichen in Deutschland. Inzwischen war in dem Londoner Tagesblatte der bekannte Brief Stanleys und bald danach der Aufruf der Kirchlichen Missionsgesellschaft erschienen. Mackay meldete sich sofort als Missionar bei dem Komitee in London und wurde angenommen. Mit derselben Post, mit der das Antwortschreiben kam, erhielt er auch einen Brief von dem schottischen Missionsmanne Dr. Duff, der ihn im Einverständnis mit seinem Vater dringend bat, seine Dienste in die Mission der heimatlichen Freikirche zu stellen. Für Alexander Mackay aber waren mit der sofortigen Annahme seiner Meldung in London bereits die Würfel gefallen. Es war ihm innerlich gewiß, daß der Herr ihn diesen Weg nach Uganda führen wollte, und er bereitete sich zur Rückreise nach England vor. Ehe wir ihm bei seiner Ausreise das Geleit geben, wollen wir aber das Land und die Leute, denen zu dienen Mackay sich geweiht hatte, etwas näher kennen lernen.

Dorfbild in Uganda.

Viertes Kapitel.
Der Kampfplatz

Vor einem halben Jahrhundert war Ostafrika noch ein völlig verschlossenes Land. Man hielt es für eine wasserarme Wüste. Die Anregung, dieses Land geographisch zu erschließen, haben vornehmlich evangelische Missionare gegeben. 1844 eröffnete der sprachenkundige deutsche Missionar L. Krapf in Mombas an der Ostküste die erste ostafrikanische Missionsstation. Zwei Monate später begrub er Weib und Kind. Selbst schwer krank schrieb er an die »Christliche Missionsgesellschaft«: »Sagen Sie unseren Freunden, daß in einem einsamen Grabe an der ostafrikanischen Küste ein Glied Ihrer Mission ruht. Das ist ein Zeichen, daß Sie den Kampf mit diesem Weltteil begonnen haben. Da die Siege der Kirche über die Gräber von vielen ihrer Glieder führten, können Sie desto mehr überzeugt sein, daß die Stunde naht, in welcher Sie berufen sind, Ostafrika von der Ostküste aus zu bekehren.« In dem württembergischen Landsmanne Joh. Rebmann erhielt Krapf einen heldenhaften Mitarbeiter. Beide Männer haben sich um die Mission sehr verdient gemacht durch ihre sprachlichen Arbeiten. Außerdem haben sie große geographische Verdienste besonders durch die Entdeckung der innerafrikanischen Schneeberge Kilimandscharo und Kenia.

Ihre Berichte von dem Vorhandensein eines großen Binnenmeeres im Inneren Afrikas riefen großes Erstaunen wach und führten zur Entsendung einer ganzen Reihe von Entdeckungsexpeditionen.

Seit Jahrtausenden barg dieses Landgebiet ein viel umstrittenes Rätsel, das uralte Geheimnis der Nilquelle. Die Mitteilungen der deutschen Missionare regten den Forschergeist aufs neue mächtig an und gaben wichtige Winke zur Lösung des harten und alten Rätsels.

Die englischen Forscher Speke und Grant wagten sich zunächst soweit vor, daß sie die beiden großen Binnenseen, den Tanganjika und den Ukerewe, entdeckten. Bei einer zweiten Expedition, die Speke allein unternahm, blieb er drei Jahre in dem dunkeln Gebiet ohne Lebenszeichen an die Außenwelt und überraschte plötzlich die ganze Welt mit dem in Ägypten aufgegebenen Telegramm: »Die Nilquelle ist entdeckt.« Speke meinte in dem Ukerewesee die langgesuchte Nilquelle gefunden zu haben. Speke verfolgte den Lauf des Nilstromes aufwärts bis in diesen See. Da er aber keine Zuflüsse am Viktoria Niansa, wie Speke den See nannte, fand, sah er den See selbst als Quelle des großen Stromes an. Spätere und genauere Forschungen führten aber doch zur Entdeckung eines Zuflusses. Man verfolgte denselben und fand seine Quellen in den Schnee- und Eisregionen des Mondgebirges im Südwesten des Sees. Die Wasser dieser Hochgebirge fließen als Alexandranil in den Viktoria Niansa, von diesem durch die Ripponfälle als Somersetnil in den Albertsee und von hier als Nil weiter nach Norden und Ägypten. Das ist des uralten Rätsels endliche Lösung.

Schon durch Spekes treffliche Reisebeschreibungen wurde die Aufmersamkeit auf den herrlichen Viktoriasee und seine bevölkerten Uferländer gelenkt und Uganda am Nordufer als das schönste und mächtigste Reich im Inneren bezeichnet. Die Missionsstationen, welche heute so zahlreich im Seengebiet der Nilquelle sich finden, sind das Denkmal des Missionars Livingstone, des Königs unter den Entdeckern, der, von Süden kommend, bis zum Nordende des Tanganjika vordrang. Den äußeren Anstoß zur Ugandamission aber gab der kühne Amerikaner Stanley, der sich aufgemacht hatte, den verschollenen Livingstone zu suchen und ihn zur Freude der zivilisierten Welt in Udschidschi am Ufer des langgestreckten Sees Tanganjika auffand. Der Amerikaner wurde durch den Engländer bei dieser Gelegenheit für die Interessen der Mission gewonnen. Stanley weihte sich der Fortsetzung des Livingstoneschen Werkes, Afrika für die christliche Kultur und Predigt zu erschließen und den furchtbaren Sklavenhandel abzuschaffen. Nach Livingstones Tode – er starb auf den Knien betend 1873 in Tschitambo im Inneren Afrikas – trat Stanley seine erste große Reise durch den dunkeln Weltteil an, welche den Lauf des Kongo festlegte. Auf dieser Tour hielt er sich einige Monate bei dem König Mtesa von Uganda auf und schrieb von hier aus jenen enthusiastischen Brief an die englischen Christen, der die bekannte elektrisierende Wirkung ausübte und zur Gründung der Mission in Uganda führte.

Das Königreich Uganda, dessen Einwohner auf eine Million geschätzt wurden, machte auf alle Entdeckungsreisende äußerlich den besten Eindruck. Das Land ist bergig und schön gelegen, der Boden fruchtbar und birgt Eisen, Kristall und Töpfererde. Die Täler werden von Sümpfen und Mooren durchzogen, in denen sich Elefanten und Büffel aufhalten. Produkte sind Kaffee, Tabak, Zuckerrohr, Mais, Bohnen und Bananen von vorzüglicher Qualität. Das ganze Gebiet ist ein Bananenwald.

Die Einwohner heißen Waganda. Sie unterscheiden sich vorteilhaft von anderen Völkern des Nilquellengebiets durch Reinlichkeit, zureichende Bekleidung aus Pflanzenstoff oder Fellen und durch den Mangel jeglicher Tätowierung oder Verstümmelung des Körpers. Sie wohnen in sorgfältig gebauten, kegelförmigen Grashütten, die sie sehr schnell herstellen können. Stanley sah am Viktoriasee Mtesas Armee in 30 000 rasch gebauten Hütten lagern. Ihre primitiven Hausgeräte, ihre Bänder, Schnüre und Werkzeuge verraten industriellen Sinn. Die Männer beschäftigen sich mit Hüttenbau, Kriegführen und Jagen. Den Frauen überlassen sie Ackerbau und Viehzucht. Hauptnahrungsmittel sind Bananen und süße Kartoffeln. Der Kaffee wird nicht gekocht, sondern als Delikatesse gekaut. Wer da weiß, was sich in Uganda schickt, der hat stets Kaffeebohnen bei sich, um sie Freunden anzubieten. Aus den Bananen bereiten sie verschiedene Sorten Wein in großen Mengen. Die Waganda sind Helden im Saufen und Fressen. Einem Reisenden zeigte man einen Mann, der eine ganze Ziege auf einen Sitz verzehren konnte. Bei Festlichkeiten saufen sie den leichten Wein aus Trögen wie das liebe Vieh. Schnupfen und Tabakkauen überlassen die Frauen den Männern. Im Rauchen aber geben sie ihnen nichts nach.

An Waffen haben sie Schild, Speer, Bogen und vergiftete Pfeile. Jeder Mann, der die Waffen führen kann, ist Soldat. Ertönt die Kriegstrommel, dann entledigen sie sich der Kleider bis auf ein Lendentuch, bemalen das Gesicht und eilen mit den Waffen zum Sammelplatz. Die Jugend übt sich in Spiel und Wettkampf. Der Geselligkeit dienen Musik, Gesang und Tanz. Sie haben ein verhältnismäßig gutes Zahlensystem.

Die Regierungsform ist ein eingeschränktes Königtum. Dem König stehen drei Oberhäuptlinge zur Seite, die einen bedeutenden Einfluß auf die Regierung besitzen. Trotzdem verfügt der König noch über eine große Macht, z. B. über Leben und Tod sämtlicher Untertanen. Für die Masse des Volks ist er unnahbar. Seine ständigen Begleiter sind der erste Beamte des Reichs (der Katikiro), der Hofkoch und der Hofbräuer. Diese drei bilden mit vier anderen Häuptlingen den sogenannten Luchiko (Hohen Rat). Am Hofe herrscht ein übertriebenes, unwahres Zeremoniell. Fremde werden stets mit großem Pomp empfangen. Seine Majestät sitzt dann auf seinem Thron, umkauert von Hofschranzen und Zauberern aller Art. Als der englische Forschungsreisende Speke Audienz hatte, saß er, unfähig, sich zu unterhalten, etwa eine Stunde stumm vor dem König, gaffend und begafft, bis Mtesa sich mit der Frage erhob, ob er ihn nun gesehen habe. Dann entfernte er sich mit einem nach außen gespreizten Gang. Das soll dem Löwen abgesehen sein und in Uganda als majestätisch gelten. An Zauberei ist soviel vorhanden, daß der König stets in einer Wolke von abergläubischem Unsinn wandelt und handelt.

Die Gerichtsbarkeit üben die Häuptlinge. In besonderen Fällen entscheiden die Hofbeamten oder der König. Auf Ehebruch steht Todesstrafe. Mord wird gewöhnlich durch Geldstrafen, Diebstahl durch Verlust der Hände oder Ohren oder Nase gesühnt. Mtesa hält ein Heer von Scharfrichtern, die am fantastischen Kopfputz erkenntlich und sehr gefürchtet sind. Der Kontrast zwischen ihrem grausigen Treiben und der friedlichen Natur wird von einem Reisenden auf dem Wege von der Hauptstadt Rubaga nach dem Viktoria Niansa sehr scharf gezeichnet. »Wie durch einen Garten wandeln wir durch Bananenwälder und Hütten dahin. Beständig wechseln künstliche und natürliche Gärten. Ein schönes und gesegnetes Land mit seinem roten Boden, seinen grünen Gärten, seinen luftigen Bergen, seinen lauschigen und dunkeln Tälern. Verschwenderisch hat die Natur ihre Reize gespendet, und nur der Mensch stört die Harmonie des Bildes. Kadaver mitten auf dem Wege zwingen uns, auszuweichen. Rauschenden Fluges verlassen die Geier eine grausige Mahlzeit. Vier Leichen liegen da; alt und jung hat sie der Henker hier zusammengerafft, dem einen die Kehle bis zur Wirbelsäule durchschneidend, dem anderen mit wuchtigem Hiebe den Hinterkopf zerschmetternd. Und täglich und stündlich ziehen an ihnen die Leute vorüber, vielleicht bald selbst ähnlichem Geschick verfallend.«

Zur Grausamkeit gesellt sich eine große Sittenlosigkeit, eine Folge der Vielweiberei. Der König hat etwa 7000 sogenannte Frauen. Die Großen seines Reiches tun es ihm nach, und in den niederen Klassen herrscht ein empfindlicher Mangel an Frauen.

Über die Religion der Waganda sei zum besseren Verständnis der folgenden Kapitel hier auch einiges vorausgeschickt. Sie glauben an ein höchstes Wesen, das Welt und Menschen schuf und das sie Katonda nennen, d. h. Schöpfer. Da er aber zu erhaben ist, um sich um Menschen zu kümmern, leisten sie ihm keine Verehrung, sondern nur den niederen Göttern oder Dämonen, die sie Lubare nennen. Diese Dämonen lassen sich an bestimmten Orten nieder und beherrschen bestimmte Gegenden und Dinge. Der gefürchtetste Lubare ist Mukasa, der Gott des Niansa, der wie eine Art Neptun im Wasser lebt, den See beherrscht und auf Uganda großen Einfluß hat. Von Zeit zu Zeit zieht er aber vor, in irgend einer Person zu wohnen, die sein Orakel wird, übernatürliche Kräfte besitzt, Kranke heilen, Regen machen, Krieg, Teurung und Seuchen bringen und weissagen kann und auf die Regierung, sowie auf das Volksgemüt einen furchtbaren Einfluß ausübt. Vor Antritt einer Reise wird diesem Geist ein Fruchtopfer geweiht und unter Gebet ins Wasser geworfen. Die Kriegsgötter Chikwuka und Neuda wohnen auf Bäumen. Ihnen bringt man schwarze Tiere zum Opfer, ehe es in den Krieg geht. Die Flußgötter begnügen sich meistens nur mit Menschenopfer. Die verstorbenen Könige werden ebenfalls als Götter betrachtet. Die über ihren Gräbern erbauten Hütten werden von Häuptlingen bewacht, gelten als Orakelstätten und sehen oft Menschenopfer. Eine Schar von Medizinmännern fabrizieren und verkaufen dem abergläubischen Volke, dessen Glaube wie überall im Heidentum in der Furcht vor bösen Geistern besteht, allerlei merkwürdig geformte Talismane gegen die bösen Mächte. Die mohammedanischen Händler, die sich schon vor sechzig Jahren im Lande angesiedelt haben, machten die ersten Bekehrungsversuche. Sie haben aber wenig Erfolg. Wohl nennt sich Mtesa einen Anhänger des Islam, unterwirft sich aber nicht der Beschneidung. Hundert Jünglinge, die sich diesem Ritus unterzogen, ließ der König einfach verbrennen.

Durch Handelsbeziehungen mit der Ostküste und Sansibar wurde die Suahelisprache eingeführt und viel neben der einheimischen angewandt, ein Umstand, der für Mackay und seine Kampfgenossen sehr wertvoll war.

Nachdem wir nun mit Uganda etwas bekannt geworden, werden wir mit viel größerem Interesse die Erstlingsschar der Streiter Christi auf ihrem Marsche nach diesem Felde begleiten.

König Mtesa. (Text siehe Seite 26.)

Fünftes Kapitel.
Auf dem Marsche.

Wir haben Mackay verlassen, als er sich in Kottbus zur Rückreise nach England rüstete. Daß er sobald von der Missionsgesellschaft angenommen wurde, verdankte er u. a. auch der guten Empfehlung, die ihm sein väterlicher Freund in Berlin, der Hofprediger Baur, gab: »Ein Kind frommer Eltern, unermüdlich im Studium der Heiligen Schrift und von einem glühenden Verlangen beseelt, das Evangelium, dessen Kraft er an sich erfahren hat, auch anderen mitzuteilen, erscheint er mir als hervorragend geeignet für das Missionsfeld. Er ist selbstverleugnend im Lebensgenuß, bereit, anderen zu helfen, und ich kann mir gut vorstellen, daß er vermöge seiner selbstlosen Hingabe im Verein mit seinem klaren Verstand und entschiedenen Willen auch in schwierigen Lagen seinen Weg finden und nicht nur durch die Predigt des Wortes, sondern auch durch seine ganze Lebenshaltung einen wohltätigen Einfluß auf seine Umgebung ausüben wird.«

Im März 1876 ist er schon in London und rüstet sich zur Ausreise. Nach seinen persönlichen Angaben und unter seiner Aufsicht wird rasch ein zerlegbares Boot und ein zerlegbarer Dampfkessel zur Mitnahme gebaut. Dann galt es sich noch zu üben in allerlei Künsten, die auf dem Felde not sind, z. B. Impfen, Photographieren und Handhaben geographischer Instrumente. Dazu noch die tausenderlei Dinge, die eingekauft und mitgenommen sein wollten. Kaum nahm er sich Zeit, dem Vater und der Schwester Lebewohl zu sagen. Für weitere Verwandte oder Freunde war er in dieser Zeit überhaupt nicht zu haben.

Die Abordnung und Aussendung der ersten Ugandamissionare fand in London am 25. April 1876 in aller Stille statt. Es waren acht junge, blühende Menschenleben, die sich hier auf den Altar Gottes legten, ein Pfarrer, ein Architekt, ein Beamter, ein Handwerker, ein Arzt, ein Kaufmann, ein Ingenieur und als Leiter der Expedition der frühere Leutnant Smith, welcher in Afrika gedient, dort die Leute liebgewonnen und nun keinen größeren Wunsch hatte, als ihnen das Evangelium zu predigen. Der Sitte gemäß sagte jeder Missionar bei der Feier ein Abschiedswort. Mackay kam als jüngster – er war jetzt 26 Jahre alt – zuletzt an die Reihe. Er schlug einen ernsten Ton an, als er sagte: »Eins haben meine lieben Brüder noch nicht gesagt, das möchte ich noch erwähnen. Ich möchte das Komitee daran erinnern, daß es binnen eines halben Jahres wahrscheinlich hören wird, daß einer von uns – tot ist. Ja, ist es irgend wahrscheinlich, daß acht Engländer, die nach Zentralafrika gehen, nach sechs Monaten alle noch leben? Wenigstens einer von uns, vielleicht bin ich es, wird zuvor fallen. Aber was ich sagen möchte, ist dies: Wenn die Nachricht kommt, so werdet nicht mutlos, sondern sendet sogleich einen anderen für den erledigten Posten.«

Als später im Missionshause in London eine Todesnachricht nach der anderen aus Zentralafrika einlief, hat man sich dieser Abschiedsworte unseres Helden wohl erinnert. Nach Gottes unerforschlichem Ratschluß war er nach drei Jahren allein übriggeblieben von den Acht, die hoffnungsvoll hinauseilten, um die Hölle zu besiegen. Die anderen wurden zum Teil ermordet, zum Teil erlagen sie dem ungesunden Klima.

In Southampton, einer bedeutenden Hafenstadt an der Südküste Englands, verließ die mutige Streiterschar den heimatlichen Boden, begleitet von den heißen Gebetswünschen aller, die ein warmes Interesse für die Mission und ein Herz für Afrika hatten. Vor der Ausreise schrieb Mackay noch einmal seinem Vater. Der Brief spricht die Sprache des Mutes, der Zuversicht und des demütigen Glaubens: »Es ist ja Gottes Werk. Es muß gelingen, ob ich nun seine Vollendung erlebe oder nicht. Der Herr möge mir Gesundheit und Kraft verleihen und mich zu einer so herrlichen Arbeit wie die Ausbreitung Seines Reiches geschickt machen. Betet für mich, daß ich Gnade habe, dieses große Ziel allezeit vor Augen zu haben.«

Die Fahrt ging durchs Mittelländische und Rote Meer nach der Insel Sansibar. Seine Reiseeindrücke vertraute Mackay sorgfältig einem Tagebuche an, das er später bei dem ersten Unfall an der Ostküste Afrikas verlor. Es wurde aber am Strand aufgefunden und durch den Sultan von Sansibar wieder seinem Herrn zugestellt. Am ersten Sonntag auf dem Schiff empörte ihn das Verhalten einiger blasierter Männer, die den Gottesdienst im Salon nicht besuchten, sondern auf Deck blieben, um zu rauchen. Beim Anblick Spaniens bedauert er das arme Volk in dem herrlichen Land, dessen Lebensader durch die Regierung eines heruntergekommenen Fürstengeschlechts und durch Roms Einfluß ebensosehr unterbunden sei wie in Italien. Die Umrisse der Nordküste Afrikas lassen ihn daran gedenken, daß dieses Land Jahrhunderte hindurch ein dunkler Hort des Aberglaubens und menschlicher Grausamkeit ist; im Geiste aber sieht er über dem Lande Hams die Sonne der Gerechtigkeit mit Heil unter ihren Flügeln aufgehen. Gelobend ruft er aus: »Ich will mit der Hilfe und im Namen Gottes an den Ufern des Viktoria Niansa meine Druckerpresse aufstellen und nicht ruhen noch rasten, bis das Evangelium von Jesu in der Karagua- und Ugandasprache gedruckt ist und alle gelehrt werden können, die frohe Botschaft zu lesen und daran zu glauben!«

Die Insel Sansibar mit ihrer an der Westküste gelegenen gleichnamigen Hauptstadt ist der Ostküste Afrikas etwa vierzig Kilometer vorgelagert und bildet den Hauptstapelplatz und Verkehrsmittelpunkt für Ostafrika. Die Bevölkerung, welche etwa eine halbe Million zählt, stellt eine Mischung von Suaheli und Arabern dar. Der Religion nach gehören sie zum Islam. Der Sultan von Sansibar, damals noch unabhängiger Herrscher, stellte sich freundlich gegen die Expeditionen, die von Sansibar aus ins Innere gingen. Von hier aus brach Stanley mit zweihundert Trägern auf, als er Livingstone aufsuchte. 1873 schloß England mit dem Sultan einen Vertrag zur Unterdrückung des Sklavenhandels, der hier in besonderer Blüte stand. Dieses Abkommen wurde zuerst als ein großer Sieg gefeiert, erwies sich aber als toter Buchstabe. Der Strom des scheußlichen Menschenhandels wurde dadurch nicht verstopft, sondern nur in ein anderes Bett gelenkt.

Ende Mai 1876 landete Mackay mit seinen Genossen in Sansibar. Die eigentliche Reise sollte aber jetzt erst beginnen. Uganda liegt etwa tausend Kilometer von der Küste entfernt, etwa so weit wie Paris von Berlin oder Hamburg von Venedig. Fahrstraßen oder etwas Ähnliches gab es damals noch nicht. Die Reise war also ein umständliches Unternehmen. Der ganze Weg mußte zu Fuß zurückgelegt und sämtliches Gepäck auf den Köpfen oder Schultern eingeborener Träger befördert werden. Dazu mußte es in Lasten von sechzig bis siebzig Pfund verpackt, wasserdicht verschlossen und so fest vernäht und verschnürt sein, daß es allen Unbilden des Transportes und der Witterung ein Jahr lang und noch länger trotzen konnte. Wie viele Lasten aber waren da zu schnüren! Die Missionare mußten ja alles mit sich führen, was sie an Hilfsmitteln der Kultur auf der Reise gebrauchten oder nach Uganda verpflanzen wollten. Da waren Bücher, Kleider, Betten, Stühle, Zelte, Kochgeschirre, Konservenbüchsen, Eßgeschirre, Gewehre und Munition, Werkzeuge aller Gattung vom Schmiedeamboß und Blasebalg bis zum kleinsten Nagel, Pflüge, Gartengeräte, Sämereien, allerlei wissenschaftliche Instrumente, eine kleine Druckmaschine, ein ganzes Dampfboot mit Dampfkessel und allem Zubehör. Und dann das Reisegeld! Was wir in einer Brieftasche in einigen Dutzenden von Hundertmarkscheinen bequem mitnehmen, müssen dort sechzig bis siebzig Träger in Lasten a siebzig Pfund fortschaffen. Das ist das schwerfällige Tauschgeld, welches in Tauschwaren von Zeug, Kaliko, Glasperlen, Messingdraht und Kaurimuscheln besteht. Damit werden auch die Träger bezahlt. Eine ganze Zahl von ihnen war also schon nötig, um den Lohn derselben fortzuschaffen.

Nun werden wir uns nicht wundern, daß zu dieser Ugandamissionskarawane vierhundert Träger erforderlich waren. Die alle in Zucht und Ordnung zu halten und immer genügend Lebensmittel für sie zu besorgen, das war keine geringe Aufgabe für unsere Missionare. Dazu noch allerlei andere Schwierigkeiten, z. B. das böse Klima, die wilden Tiere im Urwald und vor allem die wilden Volksstämme, durch deren Gebiete der Weg führte. Wahrlich, eine solche Reise ist an sich schon eine Heldentat. Wir bewundern darum den tapferen Mut, das feste Gottvertrauen und die freudige Liebe zum Missionsdienste, welche diese und andere Männer vor Not und Gefahr nicht zurückschrecken ließen, um Seelen für Christum zu gewinnen.

Der Expedition, die Leutnant Smith leitete, war angeraten, auf einem der beiden Küstenflüsse den Wasserweg soweit als möglich zu benutzen. Zu diesem Zweck unternahmen Smith und Mackay eine achttägige Probefahrt auf dem Wami, der Sansibar gegenüber mündet. Die Fahrt war beschwerlich und gefährlich. Je weiter sie kamen, desto seichter wurde das Wasser. Die Uferbewohner zeigten sich feindlich, und später erfuhr Mackay, daß sie zu den Menschenfressern gehören. Ihr Nachtlager suchten sich die Missionare im Dickicht des Ufers, und Gott schützte sie vor Überfall. Als Leutnant Smith dann einen heftigen Fieberanfall bekam und still im Boot liegen mußte, wandte Mackay um und fuhr stromabwärts. In der Mündung geriet das Boot unter Wasser. Nur mit Mühe retteten sie sich und ihre Habe. Mackay brachte den kranken Freund beim Häuptling zu Sadani unter, mietete ein arabisches Boot und ruderte hinüber nach Sansibar, wo er nach sechs Stunden ankam. Glücklicherweise war inzwischen das Missionsschiff »Lassin« angekommen. Mit diesem fuhr Mackay wieder nach Sadani, um das Boot zu bergen und den Leutnant Smith zu holen.

Als sie sich der Küste näherten, war es schon dunkel geworden. Das Schiff setzte ein Boot aus, mit dem Mackay und Robertson an Land ruderten. Sie befanden sich auf einer schlammigen Uferpartie. Nach einigen Untersuchungen wollten sie in ihr Boot, fanden es aber im Dunkel nicht mehr, denn die eingetretene Ebbe hatte es zurückgezogen. Durch den Uferschlamm wateten sie nun nach dem festen Lande, wo sie neben einem großen Holzfeuer einen schlafenden Knaben entdeckten und weckten. Er war hier den ganzen Tag mit Holzsammeln beschäftigt gewesen und hatte sich das Feuer zum Schutz gegen wilde Tiere angelegt. Die Engländer erfuhren von ihm, daß sie sich etwa zwölf Kilometer südlich von Sadani befanden. Sie kampierten die Nacht über mit dem schwarzen Jungen am Feuer und trockneten ihre Kleider. Am Morgen gewahrten sie das vermißte Boot, und auch das Schiff kam wieder in Sicht. Es hatte sich die Nacht über in der Nähe gehalten und auf die beiden mit ihrem Boot gewartet. Nachdem sie an Bord gegangen, holten sie in Sadani den Kranken ab, bargen das unter Wasser liegende Boot und fuhren nach Sansibar zurück.

Der Gedanke an den Wasserweg, den Stanley empfohlen, wurde aufgegeben und die gewöhnliche Karawanenstraße durch das heutige Deutsch-Ostafrika gewählt. Vor Aufbruch erfüllten sie eine traurige Pflicht und bestatteten den ersten Gefallenen. Der Kaufmann Robertson, welcher sein Geschäft verkauft und Weib und Kind daheim gelassen hatte, um auf seine eigenen Kosten Missionar zu werden, war der Ruhr erlegen, ehe er das afrikanische Festland betrat.

In vier Kolonnen brachen die Missionare auf. Mackay führte die dritte, welche mit zweihundert Trägern am 26. August den Küstenort Bagamoyo verließ. Auf dem Marsche durch Ugogo erkrankte er und mußte nach der Küste zurück. Sein Edinburger Freund Dr. Smith hätte ihn gern begleitet, wenn es Mackay erlaubt hätte. Er verzichtete im Interesse der Expedition, die den Doktor auch nötig hatte, auf die Hilfe des Freundes und trennte sich von ihm in der Hoffnung, ihn bald wiederzusehen. Die Hoffnung sollte sich auf Erden nicht erfüllen. Als die Karawane schon am Viktoria Niansa war, ergriff den gesunden Arzt das Fieber und raffte ihn bald dahin – ein unersetzlicher Verlust für die Missionskarawane, die jetzt nur noch aus drei Missionaren bestand, denn außer Mackay mußten noch zwei andere krank zurückreisen, ehe sie den See erreichten.

Von den übrigen blieb O'Neill in Kagai am See, um das mitgebrachte Boot »Daisy« instand zu setzen, und die anderen beiden, Leutnant Smith und Pastor Wilson, fuhren in einem Kanu über den See und erreichten glücklich Uganda, nachdem sie ein Jahr, drei Monate und neunzehn Tage auf der Reise waren. Der König Mtesa empfing sie freundlich und gewährte ihnen sofort Lehrfreiheit. Dann kehrte Smith nach dem See zu O'Neill zurück und wurde mit diesem vom Häuptling Lukonge erschlagen. Von den acht Missionaren, die Ende Mai 1876 Sansibar erreichten, waren nun noch zwei in Afrika: Pastor Wilson allein am Ziel in Uganda und Alexander Mackay an der Küste.

Transport des Gepäcks. (Text siehe Seite 35.)

Sechstes Kapitel.
Durchs heutige Deutsch-Ostafrika.

Mackay hatte die Gesundheit wiedererlangt, ehe er die Küste erreichte, erhielt aber die Weisung, vor Verlauf der Regenzeit nicht wieder aufzubrechen und bis dahin soweit als möglich eine Fahrstraße für Ochsenwagen ins Innere zu bauen. Vorher rüstete er noch zwei Unterstützungskolonnen aus und sandte sie den vorausgezogenen Brüdern nach. Eine davon fiel unterwegs den Ruga-Ruga (Freibeutern) in die Hände, welche den Führer, einen Engländer, ermordeten und die Karawane ihrer wertvollen Habe beraubten.

Bald kam Mackay mit dem schändlichen Gewerbe des Sklavenhandels in unangenehme Berührung. Durch Sadani, wo er sich aufhielt, zogen trotz des Verbots immer wieder Sklavenzüge. Einmal gelang es ihm, den Händler in die Flucht zu jagen und die Sklaven, unter denen viele Weiber und Kinder waren, zu befreien. Bei einem anderen Befreiungsversuch setzten sich die arabischen Händler zur Wehr und erschossen einen seiner eingeborenen Leute. Er mußte nun, so leid es ihm auch tat, die Menschenhändler ruhig ihre teuflischen Pfade ziehen lassen, merkte er doch auch, daß der Herr Häuptling und seine Leute heimlich den Handel begünstigten. Und das alles trotz des Vertrags, den der Sultan von Sansibar mit England geschlossen hatte!

Den vom Komitee in London gewünschten, aber unzeitgemäßen Wegebau führte er mit vierzig Arbeitern, die zu allem erst mühsam angelernt werden mußten, in hundert Tagen unter vielen Schwierigkeiten aus. »Man stelle sich einen Wald voll hoher, schlanker Bäume vor, die durch ein dichtes Gewebe dorniger Schlingpflanzen verbunden sind und unten solch undurchdringliches Gestrüpp haben, daß kaum eine Katze durchkriechen kann; alles verzweigt, zugewachsen und verworren.« Durch dieses Gestrüpp mußte er sich einen Weg bahnen, überall breit genug, daß die größten Ochsenwagen sich ausweichen konnten. Die Vorüberziehenden sperrten Mund und Augen weit auf ob der »njia kubwa«, der großen Straße des weißen Mannes, und erzählten überall mit negerhafter Übertreibung von dem geschauten Wunder. Der Häuptling eines Dorfes, in dessen Nähe Mackay eine Brücke schlug, erklärte ihm mit soviel Würde, als sein schmutziges Gesicht nur zuließ, er wolle hundert Dollar dafür haben, daß ihm seine Bäume niedergeschlagen würden. Mackay setzte ihm darauf auseinander, daß der Herr Häuptling hundert Dollar für die Brücke zahlen solle, die er später doch als sein Eigentum betrachten und von der er sicher ein hohes Brückengeld von den Karawanen erheben würde.

Mit den Häuptlingen im Umkreise schloß er Freundschaft, und alle erkannten ihn als »Bruder« an. Das will in Afrika viel besagen und ist von großem Nutzen für die Sicherheit des Lebens und des Eigentums. Stanley war der »Bruder« von Mtesa und Miramba. Das brachte ihm viel Vorteil im ganzen Land.

Besondere Schwierigkeiten machten Mackay die Ochsenwagen. Vor einen Karren mußten 26 Ochsen gespannt werden, um ihn durch alle die Löcher fortzubringen. Die Leute verstanden nichts vom Fahren und die Ochsen erst recht nicht. Bald waren Bäume angefahren, bald lag die Karre in einem Loche. »Es ist zum Verzweifeln,« schreibt er, »wenn man einen Fluß überschreiten will und ein Ochs legt sich, ein anderer reißt sich los und läuft davon, andere kehren statt des Schwanzes die Hörner nach dem Wagen –.« Tagebuch und Briefe schrieb er abends auf dem Boden beim Schein eines trüben Schiffslaternchens, gequält von den Moskitos und umheult von Raubtieren, die es auf Ochsenbraten abgesehen hatten. Neben der Feder mußte er immer das Repetiergewehr für diesen ungebetenen Besuch bereitliegen haben.

Der Straßenbau war 230 englische Meilen weit gediehen. Da hörte Mackay, daß Leutnant Smith und O'Neill ermordet seien und Mtesa beabsichtige, zur Züchtigung des Häuptlings Lukonge eine Flotte von tausend Kanus hinzusenden. Diese Rache konnte das Unglück nicht ungeschehen machen, aber der Mission viel schaden. So schnell als möglich eilte daher unser Held vorwärts an die Stätte des Unglücks, um alle, die dem Häuptlinge Rache geschworen, zu besänftigen und weiteres Blutvergießen zu verhindern.

Der Eilmarsch dauerte ein ganzes Vierteljahr, von März bis Juni 1878. Es ging oft durch riesenhafte Landstriche, die von erbarmungslosen Sklavenhändlern verheert waren. Die Erlebnisse Mackays würden Bände füllen, hätte er Zeit und Lust gefunden, alles niederzuschreiben. Nur einiges konnte er aufzeichnen und nach Hause berichten. Ein großer Häuptling verweigert ihm aus Furcht für sein kostbares Leben das Nachtquartier, aber ein kleiner teilt mit ihm die schmutzige Hütte, die zugleich Kuh- und Schafstall ist. Da kommt ein Streifzug der Wahehe, führt einen Kriegstanz vor der Hütte auf und verlangt einen Ochsen, den sie sofort erhalten. An Mackays Warenbündel zeigen sie ein besonderes Interesse, sind aber schließlich mit einer Elle Zeug zufrieden. Dann kam der Abschiedsgruß. Mackay saß auf dem Boden, neben sich die doppelläufige Flinte, die er aber nicht anrühren durfte. Er regte kein Glied, als sie mit eingelegten Speeren auf ihn losstürzten und hinter den großen bemalten Schilden aus Fellen einen Halbkreis um ihn schlossen. Einen Augenblick verharrten sie in dieser Stellung, dann senkten sie die Schilde und verneigten sich höflich. Hätte Mackay nur einmal nach seinem Gewehr gegriffen, wäre aus diesem Waffenspiel ein grausiger Ernst geworden.

Ein strömender Regen ging in der Nacht nieder, drang durchs Dach und machte die Hütte voll flüssigen Dunges. Über die Verpflegung während dieses Marsches schreibt er: »Ich bekomme jetzt einen dicken Brei von mwere und manchmal von mtama, das etwas besser ist zu essen, da die Diebe an meinem kleinen Vorrat von Zwieback Gefallen fanden. Mwere schmeckt wie Sägemehl und Asche, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran und würde es schließlich ganz genießbar finden, wenn nicht unter dem Mehl soviel Sand wäre. Tag für Tag auf die Nahrung angewiesen, die hier zu kaufen ist, lernt man so recht beten: ›Unser täglich Brot gib uns heute!‹ Oft bekommt man außer dem Korn noch ein Huhn. Aber schlimm ist es doch, nach dem ermüdeten Tagesmarsche sich erst etwas zum Essen auftreiben und dann warten zu müssen, bis das Korn zerstoßen und gekocht ist. Holz zur Feurung ist auch nur mit Mühe zu bekommen, und Trinkwasser, wenn man es so nennen darf, muß ebenfalls weit hergeholt werden. Frühstück und Mittagessen fallen da meistens zusammen. Da diese Mahlzeit erst gegen Abend zu bekommen ist, dient sie zugleich als Abendbrot. Aber wie im Psalm 104 geschrieben steht: ›die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise suchen von Gott‹, so wahr ist es, daß ich nie Mangel hatte und sicher nie haben werde.«

Endlich erblickte er »den silberschimmernden See« und rief mit Inbrunst wie einst die Griechen des Anabasis: »Das Meer, das Meer!« Am 13. Juni erreichte er das Dorf Kagai am Südufer des Niansa, aber noch ein halbes Jahr sollte vergehen, ehe er seinen Fuß auf das jenseitige Ufer des Riesensees setzen und in Uganda Einzug halten konnte.

In einer großen, von dem Häuptling des Orts entliehenen Hütte, befand sich alles, was von dem wertvollen Eigentum der ihm vorausgegangenen Expeditionen noch übrig war. Die fürchterlichste Unordnung herrschte hier. Bücher, Muscheln, Gießformen, Papier, Angeln, allerlei Handelsartikel, Drucklettern, Zeltstangen, Patronen, Karbol, Sägen, Samen, Koffer, Konserven, Pumpen, Pflüge, Maschinenteile – alles durcheinander. Verzweifelt starrte Mackay nach der anstrengenden Reise auf diese Bescherung. Das Boot »Daisy«, welches in einzelnen Teilen auf den Köpfen der Träger den Weg von der Küste zum See gemacht hatte und von O'Neill zusammengesetzt worden war, lag in traurigster Verfassung da. Die heißen Strahlen der Tropensonne, die weißen Ameisen und Zähne der Flußpferde hatten ihm arg zugesetzt. Mehrere Wochen hatte Mackay vollauf zu tun, um einigermaßen Ordnung in dies Durcheinander zu bringen und das Boot flott zu machen.

Mit den Eingeborenen lebte er bald auf freundschaftlichem Fuße. Ihre Sprache ist mit der suahelischen, die Mackay bereits erlernt hatte, ziemlich verwandt. Er konnte sich also mit ihnen unterhalten und, dem Drange seines Herzens folgend, etwas von Gott und dem Heiland erzählen. Kam der Sonntag und die Arbeit ruhte, so fragten alle: Warum? Dann zeigte er seine Bibel, setzte ihnen auseinander, daß dies Buch Gottes Wort sei und Gott den Ruhetag eingesetzt hat. Viele zeigten Lust, lesen zu lernen, um selbst hören zu können, was Gott in diesem Buche für sie geschrieben hat.

Die missionarische Tätigkeit machte Mackay besondere Freude, offenbarte ihm aber auch die große Schwierigkeit derselben und die Notwendigkeit langer, gründlicher Pionierarbeit unter dem tief umnachteten Volk.

Siebentes Kapitel.
Blutsbrüderschaft mit dem Ukerewekönig Lukonge.

Etwas nördlich von dem Karawanenort Kagai liegt die Insel Ukerewe. Ihr König ist der berüchtigte Lukonge, welcher vor drei Monaten die beiden Missionare erschlagen ließ. Zu einem Rachekrieg der arabischen Händler für den ermordeten Songoro war es dank ihrer Feigheit noch nicht gekommen. Als Mackay den Arabern sagte, er sei nicht als Rächer der Bluttat, sondern als ein Bote Christi gekommen, der nicht wie Mohammed die Schuld räche, sondern vergebe, waren sie aufs höchste überrascht.

Dem Häuptling (oder König) von Ukerewe sandte er Botschaft, daß er ihn sehen wolle, aber aus friedlicher Absicht. Die Bewohner von Kagai waren über Mackays Vorhaben sehr bestürzt und überzeugt, daß er nie wiederkehre. Er aber stärkte sich in seinem Gott wie David in Ziklag und bestand darauf, Lukonge zu besuchen, wenn derselbe es wünsche.

Nach einer Woche landete ein Kanu mit einer Gesandtschaft vom Ukerewefürsten, um Mackay zum Besuch ihres Gebieters abzuholen. Er hatte sich entschlossen, um jeden Verdacht auszuschalten, allein und ohne Waffen mitzufahren. Gleichwohl prüfte er die Gesinnung der Gesandtschaft, indem er verlangte, daß drei von ihnen als Geiseln in Kagai zurückblieben. Nach einigem Zögern willigten sie ein. Nun wußte Mackay, daß sie nichts Böses im Schilde führten und verzichtete zu aller Erstaunen auf die Geiseln. Mackay bestellte sein Haus für alle Fälle, steckte Chinin und Pulver gegen Fieber und Ruhr, sowie einige Mittel als Gegengift ein, da Lukonge als Giftmischer berüchtigt war, und trat nur in Begleitung eines Dolmetschers die Reise an.

In zwei Tagen kam das Boot ans Ziel. Nach einer kurzen Rast hatte er die erste Audienz. Lukonge saß in seiner Baraza, einer nach vorn offenen Hütte. Sein Thron bestand aus einem Holzschemel mit einem Bein. Um ihn her kauerten die Höflinge im Sand. Seine Majestät ging dem Missionar entgegen, gab ihm die Hand und setzte sich wieder mit großer Würde. Er trug mit sichtbarem Stolze ein Gewehrfutteral, das jedenfalls einem der ermordeten Missionare gehörte. Zur Feier des Ereignisses hatte er noch ein rotes Taschentuch als Kopfschmuck verwandt. An Armen und Beinen glänzten viele Ringe aus Eisen und Messing.

Die erste Audienz war der Sitte gemäß sehr kurz. Am folgenden Tage machte der König seinen Gegenbesuch in Begleitung seiner Häuptlinge. Dabei erzählte er Mackay die Geschichte von dem Unglück. Er habe nicht die weißen Männer töten, sondern nur den Araber Songoro, der ihm aus der Schuldhaft entlaufen sei, für seine Verräterei züchtigen wollen. Der Araber sei aber zu den Weißen gelaufen, die von ihm ein Boot gekauft hatten, und habe sie bewogen, ihn mit ihren Waffen zu schützen. O'Neill habe zehn seiner Leute erschossen und dreißig schwer verwundet. Als dem Araber und den Weißen die Munition ausging, hätten sie auf einem Kahn fliehen wollen; der Kahn sei aber verschwunden gewesen und ein weiterer Ausweg nicht vorhanden. Seine Leute wären sehr erbittert gewesen und hätten alle, den Araber mit zwanzig seiner Leute und leider auch die beiden Weißen, niedergemacht.

Mackay, der die Schwerverwundeten noch sah, erkannte, daß die Boten des Kreuzes durch die Rache eines Heiden für die Falschheit eines Muselmannes, der sich unter ihren Schutz stellte, das Leben verloren haben, weil sie leider ihre Waffen gebrauchten, um einen anderen zu verteidigen. Er ließ Lukonge wissen, daß er ihm glaube und das Vorgefallene bereue. Nun sei er aber gekommen, um Frieden zu machen. Er wisse noch nicht, was die mächtige Königin Viktoria, die mehr Soldaten habe, als Lukonge zählen könne, als Rache für ihre Söhne tun werde, er wolle aber bemüht sein, die Sache zu schlichten, wenn Lukonge bereit sei, Missionare auf seine Insel zu lassen, damit sie sein Volk lehren können.

Der schwarze König lachte über die Idee, als gäbe es einen mächtigeren Herrscher als ihn, und erwiderte, seine Leute hätten Furcht vor den Weißen. Nun lachte Mackay, daß die Leute des großen Königs von Ukerewe sich vor drei weißen Männern fürchten, wenn sie als Missionare kommen. Schließlich erhielt er die nachgesuchte Erlaubnis. Es sollten aber nicht so viele Lehrer kommen, fügte Lukonge noch hinzu.

Vor der Abreise trug Lukonge Mackay die Blutsbrüderschaft an, was dieser dankbar annahm. Unter feierlichem Zeremoniell wurde der Bund geschlossen. In einem Kreis von Zuschauern stand eine Ziege. Lukonge erfaßte ihre Vorderbeine und Mackay die Hinterbeine. Dann erklärte ein Dritter, daß dies das Siegel eines ewigen Bruderbundes sei, und schnitt mit scharfem Messer die Ziege in zwei Stücke. Hierauf erhoben alle Anwesenden unter Johlen ihre Hände gen Himmel, und die Sache war beendet. Als Gegengeschenk für die königliche Huld überreichte Mackay seinem nunmehrigen »Bruder« einen Schlafrock. Unter Freundschaftsbeteurungen aller Art wurde der Gast verabschiedet. Nach neuntägiger Abwesenheit landete er sicher und fröhlich wieder in Kagai.

Beim Landen wurde er vom wilden Freudengeheul der Eingeborenen begrüßt. Die Frauen tanzten wie toll auf dem Strande herum. Eine Tochter des Häuptlings Kaduma hatte sich dazu mit einer Last von Perlen behangen. Der alte Häuptling Kaduma aber zeichnete den Tag leider dadurch aus, daß er noch mehr Pombe (eine Art Bier) trank als sonst. Zu Mackays Leidwesen endete die Freudenfeier – echt europäisch – mit total betrunkenen Leuten. Auf seinem bisherigen Wege hatte er immer wieder Gelegenheit zu sehen, daß die Trunksucht der Fluch Afrikas ist. War genug Bier da, sah man nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder betrunken stehen und liegen. Mackay wurde dadurch ein Abstinent. Er äußerte, daß die Enthaltsamkeit das Geheimnis zur Erhaltung der Gesundheit in den Tropen sei und die erste Bedingung der Zivilisation in Afrika. »Die Westküste ist dem Rum zum Opfer gefallen; die Kaffern im Süden leiden ebenfalls daran; auf der Ostküste in Sansibar wird aus Zuckerrohr ein scheußlicher Trank gebraut, der überall an der Küste zum Ruin des Suahelistammes verzapft wird. Die Wanika bohren den Kokosnußbaum an und saugen mit Strohhalmen den Saft. Fast jedes Dorf gleicht morgens schon einem Saufgelage. Im Inneren wird das Getreide zu berauschendem Getränk verwandt. Am Niansa bereiten sie aus Pisang einen Wein, der König und Volk mit den Banden der Trunksucht umschlingt.«

Achtes Kapitel.
Ankunft in Uganda.

Aus der heiligen Geschichte wissen wir, daß der Nil durch seine Überschwemmungen mit fettem Tonschlamm den Boden Ägyptens befruchtet und so der Schöpfer und Erhalter der Fruchtbarkeit jenes Landes ist. Wir befinden uns, wie wir früher schon hörten, jetzt mit Mackay in dem interessanten Quellgebiet des mächtigen Nilstromes oder, wie die Geologen sich ausdrücken: »im Seengebiet der Nilquelle«. Das Steigen und Fallen des Wassers im Viktoria Niansa entscheidet eigentlich über den Verlauf der Ernten in Ägypten. Mackay gibt in seinen geistreichen Briefen auch eine beachtenswerte Erklärung über die sieben fetten und mageren Jahre zur Zeit Josephs. Nach seiner Ansicht bildete die im Süden des Niansa liegende Landschaft Usukuma mit diesem See zusammen früher ein großes Binnenmeer. Da habe sich eines Tages das Bett des heutigen Niansa gesenkt, der große See floß allmählich aus, und die abfließenden Wasser riefen die sieben fetten Jahre in Ägypten hervor. Der riesige Wasserbehälter schrumpfte dann in den See zusammen, den wir heute Viktoria Niansa nennen. Kein Wunder, daß nun die stark verminderten Wasserzuflüsse durch die Ripponfälle (Somersetnil) die Hungersnot in dem Kornlande zur Folge hatten. Nach und nach wurde das durch den Seeausfluß hervorgetretene Land Usukuma von Regengüssen getränkt, der Überfluß an Wasser strömte in den See und von da in den Nilstrom. Dadurch wurde nach sieben Jahren das Gleichgewicht wiederhergestellt, und jetzt steigt und fällt der Nil alljährlich wie in alter Zeit.

Als Mackay diese lehrreichen Beobachtungen machte, kam der in Rubaga stationierte Pastor Wilson nach Kagai, um seinen Mitarbeiter abzuholen. So rasch ging es aber noch nicht mit der Abreise. Mackay mußte sich erst noch von einem heftigen Fieberanfall erholen. Dann wurde das Boot noch einmal nachrepariert. Endlich schlug die Stunde der Abfahrt nach Uganda. Vier Tage lang hatten sie gute Fahrt. Dann warf ein Sturm die »Daisy« an das Gestade von Nsougora. Mit Mühe und Not konnten die Missionare sich und ihre wertvolle Habe retten. Die herbeigeeilten Eingeborenen blickten neidisch auf das Gepäck der Schiffbrüchigen, weigerten sich aber hartnäckig, ihnen in den Bemühungen um das Boot beizustehen. Die unbarmherzigen Wellen rissen schnell das ganze Fahrzeug auseinander. Um es einigermaßen wiederherzustellen, bedurfte es acht Wochen angestrengter Arbeit. Mackay sagt, es sei so gewesen, als wenn man aus einem Stiefel einen Pantoffel zu machen sucht. Sie rafften die Trümmer zusammen, ließen in der Mitte etwa acht Fuß wegfallen, setzten zusammen, was vom Vorder- und Hinterteil geblieben war, und flickten es mit dem aus der Mitte gefallenen Holze wieder aus. Dann stachen sie aufs neue in See und setzten mutig ihre Reise fort.

Aus einer Zeitung erfuhr Mackay, daß Stanley früher an demselben Orte gestrandet war und mit knapper Not der Niedermetzelung entging. Ein Glück, daß er sich nachher nicht rachsüchtig zeigte. Hätte er nachträglich auch nur einen Schuß auf sie abgegeben, so hätten sie sich jetzt jedenfalls an diesen weißen Schiffbrüchigen gerächt. Aber Gott hat in Seiner Güte und Vorsehung über Seinen Boten gewacht und sie nach vielen Erfahrungen Seiner leitenden Liebe und helfenden Treue endlich an das Ziel ihrer Reise gebracht.

Am 6. November 1878 zogen sie in Rubaga, der Hauptstadt Ugandas, ein. Nach zweieinhalbjährigem Reisen und Harren hatte unser Held seinen Kampfplatz erreicht, auf dem er zwölf Jahre ununterbrochen bleiben, leiden, streiten und schließlich sterben sollte.

Von Mtesa und seinen Häuptlingen wurde Mackay glänzend empfangen. Der König liebte es, sich mit dem Pomp und Glanz eines morgenländischen Herrschers zu umgeben. Die Missionare wurden von weißgekleideten Pagen den Königsberg hinaufgeleitet. Dort lag der »Palast«, ein langes, hohes Gebäude aus Rohr und Gras. In den Höfen standen Soldaten mit Uniformen, in der großen Empfangshalle saßen und standen die Großen des Landes. Im Hintergrunde thronte die schwarze Majestät auf einem weißen Lehnstuhl. Vor ihm war ein Leopardenfell, das Zeichen königlicher Würde, ausgebreitet. Huldvoll wird Mackay begrüßt, dankbar werden seine Geschenke entgegengenommen. Dann läßt der König einen Freudenwirbel trommeln. Alle Häuptlinge nicken taktmäßig mit dem Kopfe, klatschen in die Hände und rufen: »njausig, njausig!« (danke, danke!). »Das ist für den Namen Jesu,« erklärte der König herablassend, und der erste Empfang war beendet. Abends sandte Mtesa seine Gegengeschenke: zehn Ochsen, Tabak, Kaffee und Honig.

Von ihrem Lande und ihrer Größe haben König und Volk hohe Begriffe. Sie halten sich für das mächtigste Reich der Welt. Mtesa versicherte Mackay großmütig: »Wenn England nicht mit mir Streit sucht, ich werde nie Händel mit ihm anfangen.« Ein König, der nichts als die Schmeichelei seiner Höflinge kennt, deren Leben er ganz in seiner Gewalt hat, ist selbstverständlich schwer zu behandeln. Die Missionare gebrauchten hier viel Schlangenklugheit und Taubeneinfalt, um das Wort der Wahrheit recht zu teilen.

Aus Unvorsichtigkeit hätte sich Mackay im ersten Monat beinahe selbst vergiftet. Er sammelte Rizinussamen und aß etwa ein halbes Dutzend der Körner. Heimgekehrt, las er in seinem medizinischen Ratgeber, daß die Körner Gift enthalten und drei genügen, den Tod herbeizuführen. Mackay nahm Gegengift, befahl sich, die Seinen und sein Werk dem Herrn und legte sich hin zum Sterben. Nach sechs Tagen aber konnte er wieder, wenn auch zum Skelett abgemagert, an den königlichen Hof gehen. Der Herr hatte Seinen Diener gerettet, wie Er Mark. 16 zugesagt hat.

Am Hofe wurde die Suahelisprache fast allgemein verstanden. Mackay hatte diese Sprache schon unterwegs erlernt und besaß viele Teile der Bibel in Suahelisch. So konnte er dem König und seinem Hofe oft daraus vorlesen und sonntäglich Gottesdienst halten. Durch Stanley war der König ja der Form nach für das Christentum gewonnen. Das Volk zeigte regen Eifer zum Lernen. Viele drängten sich zum Unterricht, lernten lesen und studierten dann die übersetzten Teile der Heiligen Schrift. Anfang des Jahres 1879 erließ der König ein Gesetz, das den Sklavenhandel und die Sonntagsarbeit in Uganda verbot. Wenn es auch unmöglich war, diese Gesetze durchzuführen, so sind sie doch ein Beweis, daß die Missionare bereits in hohem Ansehen standen und großen Einfluß ausübten. Mackay durfte die Baraza, die Ratsversammlung, besuchen, in der die öffentlichen Angelegenheiten besprochen wurden, und war bald die wichtigste Persönlichkeit in Uganda.

Mackays Empfang beim König Mtesa. (Text siehe Seite 54.)

Neuntes Kapitel.
Ein Meister in allerlei Erz- und Eisenwerken.

Stanley schreibt irgendwo: »Der praktische Christ – einer, der Gottes Wort lehrt, Krankheiten heilt, Häuser baut, den Ackerbau versteht, kurz, alles tun kann – ist hier vonnöten. Wenn ein solcher hierher käme, würde er zum Heile Afrikas werden.« Ein solcher Christ war Mackay im besten Sinne des Wortes. Er sagt selbst einmal, als er enttäuscht den Unstern beklagt, der über der Sendung von Handwerkern nach Uganda schwebte, und nach einem Gehilfen seufzte: »So muß ich denn fortfahren wie bisher: bald mit dem Buche in der Hand, bald mit Hammer und Zange.« Seine steigende Beliebtheit beim Volke und bei Hofe verdankte er zunächst dem Umstande, daß er ein Tausendkünstler war. Seine in der Nähe des Palastes errichtete Schmiedewerkstatt und Schlosserei mit Esse, Amboß, Drehbank, Schraubstock, Schleifstein und allen anderen Werkzeugen wurde von Großen und Kleinen umlagert und viel bewundert. Mackay war für sie ein Mann, der alles konnte. Eine Grenze für sein Können gab es nach ihrer Ansicht nur in seinem Willen, nicht in seiner Macht und Geschicklichkeit. Darum eilten sie mit ihren großen und kleinen Leiden, mit ihren kindischen Wünschen und heidnischen Erwartungen zu ihm und waren ärgerlich, wenn er ihnen nicht nach Wunsch half.

Vom König und seinem Hofe wurden Mackays Talente vielfach und oft ungebührlich in Anspruch genommen. Seine Bereitwilligkeit, innerhalb der Grenzen des Gewissens sich den königlichen Launen zu fügen, Flinten und dergleichen Dinge zu reparieren, hat der Mission gute Dienste getan und manchen Sturm verhindert. Die Existenz des Werkes hing doch immerhin von der Gunst des Hofes ab. Mackay ließ sich's nicht verdrießen, den König in die Geheimnisse der Eisenbahn, der Elektrizität und der Sternkunde einzuweihen, weil ihm dies stets Gelegenheit schaffte, Gunst und Vorteile für die Mission zu erzielen. Als Namosali, die Königinmutter, starb, mußte Mackay aus zahlreichen Geräten, die man ihm lieferte, einen kupfernen Sarg herstellen. Das Begräbnis sollte echt königlich sein. Der Kupfersarg wurde über und über mit wertvollem Tuch umwickelt und dann in eine Gruft gesenkt, die verschwenderisch mit Tuch ausgebettet war. Es soll für dreißigtausend Mark Zeug und Tuch verbraucht worden sein. Später, als Mtesa das Zeitliche gesegnet hatte, mußte Mackay für das »Mausoleum«, eine kolossale Hütte von vierzig Fuß Höhe, einen Blitzableiter liefern. Die Errichtung eines Flaggenmastes auf dem »Schloß« des neuen Königs nahm ihn einen ganzen Monat in Anspruch. Bald darauf zerstörte ihn eine Feuersbrunst. »So ist meine ganze Arbeit dahin, aber nicht verloren,« schreibt Mackay, »denn ich glaube, sie ist der Mission zum Nutzen gewesen. So unlieb es mir ist, meine Zeit mit solchen Kindereien zu vergeuden, sehe ich doch die darauf verwandte Zeit nicht für verloren an, wenn es dazu beiträgt, Vorurteile zu zerstreuen und die Herren günstig zu stimmen.«

Als Schiffsbauer haben wir ihn bereits kennen und schätzen gelernt. Die bekannte »Daisy« wurde bald in der Tropensonne zerstört. Von England aus wurden die Teile zu einem neuen Boote an das Südufer des Viktoria Niansa geschickt. Ein nachgesandter Handwerker sollte das Schiff zusammensetzen, fand aber die Planken ganz verbogen und von der Hitze gespalten. Ein Häuptling hatte nämlich das Schutzdach gestohlen, unter dem sie lagerten. Der Handwerker erklärte, nichts damit anfangen zu können. Da kam Mackay zu Hilfe. In seinem Wörterbuch stand das Wort »unmöglich« nicht. Monatelang arbeitete er in der brennenden Sonne, oft vom Fieber befallen und abends stets von Moskitos geplagt. Alles mußte er allein tun, jede Planke zurichten, jeden Nagel einschlagen. Endlich konnte er die »Eleonore« vom Stapel lassen, auftakeln und sie der Ugandamission als Weihnachtsgeschenk überbringen.

Von 1888-89 baute er an der Küste des Niansa sogar an einem Dampfboot. Ein Ingenieur, der ihn unterstützen wollte, konnte eines Aufstandes wegen nicht zu ihm stoßen. Mit erfinderischem Scharfsinn und bewundernswerter Ausdauer ging er auch hier allein, nur mit Hilfe der Eingeborenen, ans Werk. In einem mehrere Stunden entfernten Walde fällte er große Bäume. Um sie zur Werft zu schaffen, baute er einen starken, vierräderigen Wagen, den ersten, den diese Gegend je gesehen. Um das Schiff aus diesem Rohmaterial im Schatten bauen zu können, errichtete er einen Schuppen aus Backsteinen, von denen er sich mit Hilfe der Schwarzen in zehn Tagen zehntausend Stück geformt hatte. Die Kesselteile waren schon mit der ersten Expedition 1876 hergeschafft worden und lagen verrostet da. Ehe Mackay sie zusammennieten konnte, mußte er das Eisen erwärmen. Dazu stand ihm nur ein kleiner, tragbarer Ofen zur Verfügung. Den Stapellauf dieses Schiffes hat er nicht mehr erlebt.

In Rubaga machte ein zweiräderiger Ochsenkarren großes Aufsehen. Der König sandte zwei Häuptlinge, das Ding zu besehen. Sie fanden, daß das Wunder ein Werk Mackays war. Der Karren hatte sogar Bremsvorrichtung und wurde von Ochsen gezogen, die mit vieler Mühe eingelernt und ans Joch gewöhnt waren. Dann kam ein neues Wunder. Es war ein Pflug, dessen Hauptteile auf der Reise verloren gegangen, aber nun von Mackay neu geschmiedet worden waren. Als Kuriosum staunte man in der Hauptstadt auch des »weißen Mannes Topf zum Kochen trockener Speise« an. Es war ein ehrsamer Backofen mit hohem Schornstein und eiserner Tür, der aber den Fetischhütten zu Ehren des Lubari sehr ähnlich sah.

In der ersten Zeit erlaubte der König nicht, daß die Missionare sich Häuser nach europäischem Muster bauten. Sie wohnten mehrere Jahre in den ungesunden Grashütten. Dann erhielt Mackay die gütige Erlaubnis, ein zweistöckiges Haus zu bauen. Es erhielt Türen mit Füllungen, viereckige Fenster mit Drahtgaze und hatte eine große Freitreppe, die von außen ins oberste Stockwerk führte. Das Gebäude wurde im Lande der Grashütten eine Sehenswürdigkeit und für die schwarzen Majestäten ein Gegenstand des Neides. Mackay zog selbst nicht hinein, sondern überließ es den Kameraden. Er selbst blieb vorläufig in seiner ärmlichen, baufälligen Hütte, die zugleich Klinik, Druckerei, Vorratskammer und Schulstube war. Außerdem schliefen noch stets etwa ein Dutzend Knaben bei ihm, von denen oft etliche krank waren, so daß der Platz einem Hospitale glich. Erst später, als ein Missionar abreiste, siedelte er in sein Haus über.

Zum Hause schenkte der König auch einen Garten. Mackay grub darin einen Brunnen und legte eine Pumpe an, die köstliches Wasser lieferte – ein wahres Wunder für die Eingeborenen! Sie drängten sich täglich hunderteweise herzu, um das Wunderwasser zu trinken, das von selbst aus der Röhre lief. Einige nannten es Lubare, andere ein Werk Gottes. Auch der im Dienst des Lubari stehende Häuptling Jumba kam und prüfte den Trunk aus der Tiefe. Mackay nützte die Gelegenheit, dem Wächter des Götzen zu beweisen, daß ein Lubare nichts ist, da er nicht einmal solches Wasser beschaffen kann.

»Bliebe das Volk in seinem jetzigen Zustande,« berichtet Mackay im Jahre 1881, »so würden sie entweder faule oder kriegerische Christen. Die Anleitung, die wir ihnen geben, lehrt sie Augen, Verstand und Hände zu gebrauchen für die Künste des Friedens, die sie von der Trägheit und den kriegerischen Gelüsten abziehen und den Gesamtzustand des Landes heben. Ich versuche jetzt Ziegel zu machen und zweifle nicht, daß diese einfache Kunst, wenn sie im Lande geübt wird, eine große Umwälzung bewirkt. Schon jetzt ist der Erfolg bedeutend. Die schmutzigen Straßen und Winkel werden gereinigt, man bessert den erbärmlichen Fußboden der Hütten aus, die Toten werden ordentlich begraben und nicht mehr in die pestilenzialischen Sümpfe geworfen.«

Zehntes Kapitel.
Im Kampf mit heidnischem Aberglauben.

König Mtesa war, wie sich mit der Zeit offenbarte, dem Herzen nach ein Heide geblieben. Wohl hatte er erkannt, daß das Christentum vor dem Islam den Vorzug verdient und daß Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Er wollte aber sein sündiges Leben nicht ändern und seine heidnischen Laster nicht aufgeben. Dasselbe muß leider von seinen ersten Beamten und Häuptlingen auch gesagt werden. Der ganze Hof sank nach einem kurzen Anlauf der Besserung wieder in das dunkelste Heidentum zurück. Die Missionare duldete man trotzdem und ließ sie gewähren, weil man äußere Vorteile davon hatte. Außerdem schmeichelte es der grenzenlosen Eitelkeit des Königs, Engländer an seinem Hof zu haben. Die selbstverleugnende Arbeit Mackays und seiner Mitarbeiter schien umsonst zu sein. Es schien jedoch nur so. In Wirklichkeit keimten alle ausgestreuten Samenkörner im Verborgenen ruhig fort und gingen später überall auf. Gottes Wort kommt nie leer zurück. Es richtete auch in Uganda aus, wozu es gesandt ist, wenn es auch vorläufig schien, als ob alles umsonst sei.

Mtesa litt infolge seines Lasterlebens an einer bösen Krankheit. Mackay tat, was er konnte, um ihm Heilung zu verschaffen. Die Krankheit war aber unheilbar. Da hörte Mackay eines Tages zu seinem größten Schmerz, daß der Hof beschlossen habe, den Erzzauberer Mukasa, den großen Geist des Niansa, kommen zu lassen, um den König durch ein einziges Wort gesund zu machen. Schon war der gefürchtete Lubare ganz in der Nähe. Mackay konnte täglich sein Trommeln hören. Er wartete nur auf den Neumond, um einzuziehen und seine Zauberei vorzunehmen.

Mackay sah voraus, daß dieser Einzug das Wiederaufleben des Heidentums und der gänzliche Rückfall des Hofes in heidnische Zauberei bedeute. Mit der Kühnheit eines alttestamentlichen Propheten trat er dem drohenden Unheil entgegen, um es womöglich noch abzuwenden. Eines Sonntags, als der launische Herrscher sich in guter Stimmung befand, faßte Mackay sich ein Herz, den König zu warnen. Nachdem in öffentlicher Versammlung mehrere Regierungsangelegenheiten erledigt waren, setzte sich Mackay vor Mtesa und bat um die Erlaubnis, eine Frage stellen zu dürfen.

Mtesa antwortete: »Sprich!« Mackay fragte: »Was ist ein Lubare?« Die Frage überraschte alle Umstehenden. Aber der König nahm sie gut auf und versuchte zu erklären, daß ein Lubare der große Geist sei, der sich in einem lebenden Menschen aufhalte. Darauf erwiderte Mackay, es gäbe doch in Uganda viele solche Geister, sie seien aber Lügner, und der Rädelsführer sei der Lubare Mukasa. Er wisse auch, daß der König selbst kein Vertrauen zu diesen Zauberern habe, einige Häuptlinge hätten ihm aber geraten, Mukasa kommen zu lassen. »Hier sitze ich nun vor dir als dein Diener und der Diener des allein wahren und allmächtigen Gottes, und in Seinem Namen bitte ich dich: Habe nichts zu schaffen mit dem Lubare, wer dir auch dazu raten mag!« Der König nickte beifällig und übersetzte die suahelisch gesprochenen Worte Mackays dem ganzen Hofe. Mackay fuhr fort, auf den König einzudringen und erklärte ihm, wenn Mukasa ein Gott sei, müsse es zwei Götter in Uganda geben, den allmächtigen Gott und den Gott Mukasa. Wäre Mukasa aber nur ein Mensch, dann gäbe es zwei Könige in Uganda, denn Mukasa gebe sich für einen König aus, verachte Mtesas Befehle und triebe offene Empörung im Lande. Der König kenne doch den lebendigen Gott und solle sich nun freimachen von den Zauberern und keinen Feind der Wahrheit verehren. Die Geschichte bezeuge, daß Gott mit den Königen war, die Ihn allein fürchteten, und daß alle, die sich von Ihm abwandten, ein böses Ende nahmen. Gott habe gesagt: »Wer Mich ehrt, den will Ich wieder ehren; wer Mich aber verachtet, den will Ich wieder verachten.«

Der König war bewegt, wünschte aber jetzt das Thema fallen zu lassen. Er wolle an Mackays Worte denken. So endete die erste Unterredung über die große Frage, die jetzt in aller Munde war. In den folgenden Tagen besuchte Mackay alle einflußreichen Häuptlinge, um sie gegen den Lubare zu stimmen und für die Wahrheit zu gewinnen. Einige lieferten ihm ihre Fetische aus und nahmen ein Evangelienbuch in Suaheli an. Andere machten leere Versprechungen. Alle aber schienen sich ihres Glaubens an den Götzendienst zu schämen, was Mackay mit neuer Hoffnung erfüllte.

Bald darauf hörte er aber mit Entsetzen, daß Häuptlinge auf Befehl des Königs in aller Eile einige Häuser im Hofe für den Mukasa erbaut hätten. Das Herz tat ihm bei dieser Botschaft weh. Zehn Tage lang hatte er ernstlich mit jedem Häuptling gegen die Torheit des Aberglaubens geredet, am letzten Sonntag noch im Gottesdienst am Hofe aus der Bibel das Verdammungswürdige der Zauberei bewiesen – und jetzt war für den königlichen Empfang des Erzzauberers Mukasa alles vorbereitet!

So schnell ihn seine Füße trugen, lief er noch einmal zu einigen Großen. Überall fand er schon Fetische an den Hütten und Amulette an den Körpern. Die Häuptlinge suchten sich nun herauszulügen und behaupteten, nichts von der Sache zu wissen. Mit dem Katikiro, dem heuchlerischen Reichskanzler, konnte er nicht sprechen. Er befand sich wie gewöhnlich in seinem Harem. In einem seiner Höfe sah Mackay viele Zaubergegenstände an einem Baum hängen.

Noch einmal bot sich dem unermüdlichen Kämpfer Gelegenheit, vor versammeltem Hofe gegen den Götzendienst zu Felde zu ziehen. Der König hielt ein Baraza. Auf dem Wege zum Hofe lachten die Leute schon verächtlich hinter Mackay her. Im Vertrauen auf Gott wagte er es dennoch, sich vor den König zu setzen, natürlich auf den Boden. In bescheidener, aber entschiedener Weise legte er nun Mtesa dar, daß niemand zwei Herren dienen könne und daß die Missionare aufhören müßten, am Hofe zu lehren, wenn Mukasa einziehe, der doch nur käme, um Zauberei zu treiben und den wahren Gott zu beleidigen. Wenn er den König heilen könne, hätte er es schon längst tun müssen. Er, Mackay, wolle dem König ja nicht vorschreiben, welche Gäste er empfangen solle. Mukasa aber sei kein gewöhnlicher Gast, sondern ein Betrüger, der das Volk verführe und verderbe. Unerschütterlich berief sich Mackay auf Gottes Wort, das alle Hexengläubigen als Gottes Feinde betrachtet. Mtesa erwiderte, er wisse nicht mehr, was er tun solle. Seine Mutter und ihr Anhang seien für den Lubare und wünschten dessen Besuch. Mackay entgegnete, Achtung vor den Eltern sei tugendhaft, Gott aber sei noch mehr zu achten. Weiter hatte er ihm nichts mehr zu sagen. Es war ihm klar, daß der König auf ihn hörte, daß aber die alten Häuptlinge und die Königinmutter gegen ihn waren.

In einer weiteren Beratung mit dem Hofe riet man dem König, sich nicht mehr auf die Religion des weißen Mannes einzulassen, da dies nur der Anfang zur Eroberung des Landes sei. Es solle bei Todesstrafe verboten sein, etwas von den Weißen zu lernen.

Dann berief Mtesa in dieser Sache die Missionare noch einmal an den Hof. Mackay sollte der Königinmutter und ihrem Hofe klarmachen, weshalb er verbiete, den Mukasa zu empfangen. Mackay erkannte, daß ihm hier eine Schlinge gelegt war und erwiderte, er habe nichts zu verbieten, sondern als Diener Gottes nur zu mahnen und zu warnen.

Dann redeten einige Häuptlinge, besonders der Katikiro, heftig auf den König ein. Dieser ließ sich wirklich einschüchtern und erklärte schließlich unter lautem Beifall des Hofes, sie wollten nunmehr die Religion der Araber und der Christen verlassen und zu ihrer alten Religion zurückkehren.

Von nun an wurde Mackay mit heidnischer Unverschämtheit behandelt. Gefragt, warum er und die anderen Missionare überhaupt gekommen seien, erwiderte er, daß der König es doch selbst gewünscht habe. Mtesa aber warf dazwischen, er habe damit nicht gemeint, daß die Weißen ihnen die Lehre von Gott bringen, sondern ihnen zeigen sollten, wie man Flinten und Pulver macht. Die Missionare dürften hinfort nicht mehr lehren, sondern nur noch für ihn arbeiten. Hierauf zeigte ihm Mackay seine Hände, die schwielig und schwarz waren von der Arbeit für den König und seine Häuptlinge, und sagte, er habe sich nie der Arbeit geweigert und werde es nie tun, solange er lehren dürfe; wenn er nichts mehr über die Lehre von Gott sagen könne, müsse er das Land verlassen. Dann bat er dringend um Erlaubnis, doch das niedere Volk (Bakopi) lehren zu dürfen, wenn der Hof nichts mehr davon wissen wolle. Die Bitte wurde aber verneint. In der Belehrung und Bekehrung der Bakopi sahen die Herren Häuptlinge erst recht eine Gefahr für ihren Einfluß und einen Angriff auf ihre Machtstellung.

Die alten Götter hielten also wieder ihren Einzug in die Hauptstadt Ugandas. Furchtbarer Trommellärm, der näher und näher kam, kündete Mackay eines frühen Morgens an, daß der Lubare sich auf dem Wege nach dem Hof befinde. Mackay dankte Gott, daß der Zug mit dem gellenden Geschrei vieler Hunderte von Weibern nicht an seiner Stätte vorbeikam. Wer weiß, was das fanatisierte Volk angefangen hätte! Noch an demselben Tage wurde der Lubare vom König empfangen. Von den Häuptlingen und den Zauberern wurde das Bier in Strömen vertilgt, während Mtesa kaum am Becher genippt haben und merklich still gewesen sein soll. Die geringen Zauberer spielten und tanzten, der Lubare sang und prophezeite Krieg mit den Fremdlingen; das war alles, was er konnte.

Mackay wußte, daß die alten Götter das Herz des Volkes nicht mehr lange befriedigen würden und keine Macht den Sieg des Kreuzes hindern könne. »Wir wollen uns ruhig verhalten, wenn Gott uns das Leben läßt, bis der Sturm vorüber ist.« Das kühne Auftreten Mackays hatte doch den Lubaridienst stark erschüttert. Der König schämte sich augenscheinlich desselben, und da seine Krankheit nicht hinweggezaubert wurde, erklärte er das Ganze für Schwindel, mit dem er nichts zu tun haben wolle. Das kühlte auch den Eifer der Häuptlinge ab und machte das Lehrverbot illusorisch. Mackay und seine Brüder unterrichteten vorläufig ungestört weiter.

Die Nichtigkeit des Götzendienstes suchte Mackay auch sonst immer handgreiflich zu beweisen. Gelegentlich einer Reise über den Niansa sah er, daß der Kapitän der kleinen Kanuflotte dem Lubare jeden Morgen ein Bananenopfer ins Wasser warf. Mackay kaufte von den Ruderern einen großen Fetisch (Schutzzauber) und hielt ihnen ernstlich die Ohnmacht der Götzen und die Macht und Liebe Gottes vor. Dann fragte er sie, was in dem Fetisch wäre. »Der Lubare,« antworteten viele.

»Wird er im Feuer verbrennen?«

»O nein, der Lubare brennt nicht.«

»Gut, wir werden ja sehen!« Am Strande angekommen, machte er ein Feuer und warf den Zauber hinein. In wenigen Augenblicken war er in Asche verwandelt. Entsetzt lief die Hälfte der Umstehenden davon; die anderen starrten ihn an und erwarteten, daß augenblicklich ein Strafgericht über den weißen Mann hereinbrechen würde.

»Nun ist der Teufel tot,« triumphierte Mackay, »und ihr seht alle, daß keine rettende Kraft in den Fetischen ist und daß Gott allein uns helfen kann.«

Durch solches Verfahren wurde wohl der Glaube an die Götzen erschüttert, aber nicht ausgerottet.

»Das erfordert mehr,« schreibt Mackay. »Die alte fleischliche Natur des Menschen mit all ihrer Feindschaft gegen Gott und das Gute bleibt zurück. Diese umzuwandeln liegt nicht in des Menschen Macht; aber die Mittel sind dazu da. Wir kommen mit dem Buche der Offenbarung der ewigen Liebe Gottes in der Hand und suchen die heiligen Lehren den Herzen nahezubringen. Heute hören sie uns zu, morgen sagen sie: ›Wir brauchen eure Lehren nicht. Lehrt uns Pulver und Gewehre anfertigen, so wollen wir euch Land und Sklaven geben.‹ Heute sind wir Freunde, morgen fragen sie die Zauberer, und uns verdammt man als die Ursache alles Übels. Sogar unsere Religion wird von vielen als eine Art Zauberei angesehen, und die Bibel nennen sie einen Fetisch oder jembe, d. h. Götzen. So fluten die Wogen auf und nieder. Aber immer noch leuchtet hell der Morgenstern, das Zeichen des Evangeliums des Friedens. Je heftiger eine Zeitlang die Gegenwehr ist, desto schneller wird sie ihre Kraft verbrauchen, und dann triumphiert die Wahrheit. Unsere Feinde sind zahlreich, und außer denen, die wir hier vorfanden, die Araber, sind noch die Katholiken in unser Feld eingedrungen und machen uns jeden Zoll streitig.«

Elftes Kapitel.
Zwischengefechte mit Arabern und Katholiken.

In seinen Reisebriefen hören wir Mackay oft über die arabischen Sklavenhändler klagen. Mit flammenden Worten haben vor ihm Livingstone und Stanley schon die zivilisierte Welt auf das schreckliche Treiben der mohammedanischen Menschenhändler aufmerksam gemacht. Mackay nennt sie die »getünchten Gräber«, welche alle Gebetsvorschriften ihres falschen Glaubens genau erfüllen und sich durch den Sklavenhandel täglich der grauenhaftesten Schandtaten schuldig machen. Ihre Sklaven schickten sie auf Plünderung aus, um Weiber und Kinder als Beute zurückzubringen. Ihre Pfade seien Wege der Hölle.

Als Mackay nach Uganda an den Hof kam, waren die Halbblutaraber schon lange als Händler im Lande seßhaft. Für ihre Waren tauschten sie aber nur Sklaven ein. Einige hatten beständig am Hofe Zutritt. Mtesa galt eine Zeitlang auch als Anhänger Mohammeds. Er war es aber in Wirklichkeit ebensowenig, als er später ein überzeugter Christ war. Eines Tages bot ein arabischer Händler am Hofe Flinten und Zeug an, wofür er »nur« Sklaven haben wollte: für ein Stück rotes Zeug einen, für eine Muskete zwei männliche Sklaven, für hundert Zündhütchen eine Sklavin. Mackay trat sofort gegen ihn auf und wies den König auf die Dekrete des Sultans von Sansibar gegen den Menschenhandel und auf die Greuel hin, welche mit diesem Handel verbunden sind. Dann gab er eine Lektion über Physiologie und fragte, warum solch ein Organismus wie der menschliche Leib, den keines Menschen Hand zu bilden vermöge, für ein Stück Zeug, das jeder an einem Tage herstellen könne, verkauft werden solle. Das Ergebnis war nicht nur die Ablehnung des Angebots des Arabers, sondern auch eine königliche Verordnung, nach welcher bei Todesstrafe in Uganda niemand einen Sklaven verkaufen dürfe.

Dies Gebot war praktisch damals gar nicht durchführbar, wie Mtesa später selbst zugab, da der Sklavenhandel fast der einzige Handel Afrikas war. In Uganda selbst wurden jährlich etwa zweitausend Sklaven von den Arabern gekauft und zur Küste gebracht. Die Araber wurden jetzt zu heftigen Gegnern der Mission, nicht aus religiösen Gründen, sondern weil sie den Markt in Uganda nicht mit den Weißen teilen und im Sklavenhandel ungestört bleiben wollten. Mackay sollte bald erfahren, daß er in ihnen am Hofe grimmige und listige Gegner hatte. Mehr als einmal brachten sie durch Verdächtigungen aller Art sein Werk und Leben in die größte Gefahr.

Einmal hinterbrachten sie dem König eine schreckliche Lüge über das Vorleben Mackays. Er sei ein landflüchtiger Verbrecher, habe zweier Morde wegen sein Vaterland verlassen müssen und dann das Schiff, auf dem er floh, in die größte Gefahr gebracht; der Kapitän hätte ihn in Sansibar ans Land gesetzt. Aber auch auf dieser Insel wäre seines Bleibens nicht gewesen. Nachdem er wieder einen Doppelmord auf dem Gewissen gehabt, sei er nach Uganda gekommen. Einem Sklaven, der das alles wisse, hätte er hohes Schweigegeld geboten. Ein andermal erzählten sie am Hofe, die Königin von England hätte Mtesa eine Spieldose, tausend Flinten und viel Zeug gesandt, aber die Missionare hätten alles unterschlagen. In der Spieldose seien übrigens lauter lebendige Teufel; wenn Mackay pfeife, fingen sie an zu spielen; wenn er ihnen »Halt!« zuriefe, würden sie still.

Als Mackay am Missionshaus baute, raunten sie dem König und seinen Räten ins Ohr, das sollte eine Festung werden und das sei der Anfang zur Eroberung des Landes. Fünfzig Sklaven wären schon einexerziert, und andere Soldaten kämen von der Küste. Das politische Motiv spielten sie übrigens in allen Tonarten, um Mißtrauen gegen die Fremden und besonders gegen die Missionare zu säen. Diese seien nur politische Spione und Agenten. Nach ihnen kämen die Engländer, um das Land »aufzuessen«. Im Gottesdienst am Hofe erschwerten sie die Lehrtätigkeit durch lästige Zwischenbemerkungen, z. B.: die Weißen seien Bilderanbeter, hätten eine falsche Religion, äßen Schweinefleisch, hielten Hunde und seien schlecht, am schlechtesten aber wären die Engländer. Solange Mackay in Uganda war, kämpften sie mit allen Mitteln gegen ihn, und als er endlich die Hauptstadt verließ, wozu sie viel beigetragen hatten, frohlockten sie, freilich zu früh, denn ihre Zeit ging damals zu Ende und die des Christentums begann erst recht.

Neben den Muselmännern stellten sich aber noch andere Gegner ein, denen Mackay zu begegnen hatte und zu begegnen wußte.

Am 23. Februar 1879, einem Sonntag, gingen die Missionare nach ihrer Gewohnheit an den Hof, um zu predigen. Aber dort war große Aufregung, und niemand kam zum Gottesdienst. Es sollten zwei Weiße als Gäste des Königs angekommen sein. Die Missionare hatten keine Ahnung, wer das sein könnte. Es waren jesuitische Gegenmissionare, französische Untertanen von den Vätern des Kardinals Lavigerin aus Algier. Vergebens erinnerte sie Mackay an ein altes Abkommen, daß man Mohammedanern und Heiden nicht das bedauerliche Schauspiel einer in sich gespaltenen Religion bieten, sondern auf getrennten Feldern arbeiten wolle. Die Priester erklärten, sie seien an jenes Abkommen von Bagamoyo nicht gebunden, da sie einem anderen Orden angehörten.

Dem König, dem die Franzosen sehr wertvolle und sorgfältig ausgewählte Geschenke machten, war es ganz willkommen, wenn er die beiden Missionen gegeneinander ausspielen und aus beiden Vorteile ziehen konnte, ohne sich für das eine oder für das andere entscheiden zu müssen.

Bald kam es zu häßlichen Auftritten am Hofe. An einem Sonntag hielt Mackay Gottesdienst. Lourdel und sein Genosse, den Mackay noch nicht kannte, waren auch zugegen. Die Grüße des Engländers erwiderten sie kaum. Der Gottesdienst begann. Mackay schlug sein »Prayerbook« auf, und alle knieten nieder zum Gebet. Nur die römischen Priester blieben sitzen und schwatzten dabei. Mtesa stellte sie darüber zur Rede und fragte, ob sie nicht an Christum glaubten und Ihn anbeteten. Lourdel erging sich nun in den beleidigendsten Ausdrücken, nannte Mackay einen Lügner und die Bibel ein Lügenbuch. Mackay seufzte innerlich um Gnade, sich jetzt recht verhalten zu können. Der Herr stand ihm bei, so daß er in aller Ruhe und Klarheit erzählen konnte, was die Protestanten von Rom trennt. Die Römischen hätten den Papst als Oberhaupt, die Evangelischen hätten die Bibel als einzige Autorität und verehrten keinen anderen Herrn als Jesum Christum. Um die Gemüter zu beruhigen, setzte er hinzu, in vielen Dingen stimmten beide Konfessionen überein. Der aufgeregte Priester wollte aber nichts vom Frieden wissen und wiederholte seine Schmähungen. Niemals hörte Mackay so oft das Wort muongo (Lügner) auf sich anwenden als von jenem römischen Pater. Die Verwirrung unter den Zuhörern war schließlich so groß, daß Mtesa erklärte: »Die Araber lehrten mich, an einen Gott zu glauben, Mackay sagte mir von zweien (Gott und Christus), und die Franzosen haben gar drei (Gott, Jesus und Maria); nun glaube ich keinem mehr. Jeder weiße Mann hat ja eine andere Religion.«

Vierzehn Tage nach den Jesuiten traf ein Brief des englischen Generalkonsuls in Sansibar ein, in dem u. a. stand, die englischen Missionare hätten nichts mit der Politik zu tun; sie seien aus eigenen Antrieb gekommen und nicht direkt von der Königin gesandt. Dadurch sollte bei Mtesa der Verdacht zerstreut werden, daß die Missionare politische Agenten seien. Mtesa befahl den Arabern, den Brief zu übersetzen. In ihrem Hasse gegen die Christen übersetzten sie nun falsch und lasen, daß »kein Engländer in Uganda von der englischen Königin komme oder Briefe von der englischen Regierung habe«. Nun hatten aber wenige Wochen vorher drei Missionare, die zu Mackays Unterstützung kamen, ein Schreiben vom Premierminister im Namen der Königin überreicht.

Es gab einen neuen, schrecklichen Auftritt. Mtesa nannte Mackay und seine Mitarbeiter Betrüger und erklärte den Brief von England als eine Fälschung. Die Einsicht in den Brief des Konsuls wurde ihnen vorenthalten. Sie mußten alles über sich ergehen lassen und stellten es Gott anheim, der da recht richtet und den Wahrhaftigen hilft. Da sie trotzdem noch geduldet wurden, fuhren sie desto eifriger in der Ausbreitung der Wahrheit fort.

»Es scheint mir,« schreibt Mackay, »daß Gott das Eindringen der falschen Lehren zugelassen hat, damit wir die Wahrheit um so eifriger verbreiten. O, daß wir die kurze uns zur Verfügung stehende Zeit mehr zur Verherrlichung Gottes gebrauchen könnten und wollten! Wir taten, was wir konnten, zu verhindern, daß Unkraut unter den Weizen gesät würde, als die ersten Papisten im Anzuge waren, und nun werden sie sich neben uns festsetzen. – Wir müssen alle Kraft daransetzen, dem Volke die Heilige Schrift in ihrer eigenen Sprache zu geben und sie lehren, dieselbe zu lesen und zu glauben.«

Darin sah Mackay mit Recht die beste Waffe und das beste Abwehrmittel gegen alle Feinde, auch gegen die katholische Propaganda. Bald nach seiner Ankunft in Uganda begann er eine beträchtliche Anzahl Lesetafeln herzustellen. Er verfertigte große Lettern aus hartem Holz und druckte mit Hilfe seiner kleinen Presse Buchstaben, Silben, Wörter und auch ganze Sätze auf zugerichtete Tafeln. Die Fibeln gab er den herzuströmenden Lernbegierigen und unterrichtete sie dann in der Lesekunst. Den Fortgeschrittenen händigte er gedruckte Bibelsprüche ein und unterwies sie zugleich in den geoffenbarten Wahrheiten.

Das größte Verdienst erwarb sich Mackay aber durch seine Übersetzungsarbeiten. Seine Mitarbeiter wechselten oft, zu oft, um mit der Landessprache völlig vertraut zu werden und zuverlässige sprachliche Arbeiten anfertigen zu können. Mackay dagegen war neun Jahre ununterbrochen am Orte und stand nach seiner Verdrängung noch zweieinhalb Jahre im regen Verkehr mit den Waganda, deren Sprache er wie seine eigene kannte. Im Januar 1880 begann er mit der Übersetzung des Evangeliums Matthäi mit dem Gebete: »Möge der Heilige Geist, der das Wort zuerst eingab, mir Herz und Hand zu dieser Arbeit reinigen und dieselbe heiligen zur Ehre meines hochgelobten Herrn und Meisters Jesus Christus!« In diesem Geiste und der ihm eigenen Sorgfalt und Gründlichkeit übersetzte er im Laufe der Jahre nicht nur das Matthäus-, Lukas- und Johannesevangelium, sondern auch ausgewählte Psalmen, Gebete und Lieder in die Landessprache. Dann druckte er sie auch und band die Bücher, wobei ihm seine Mitarbeiter fleißig Handreichung taten. Außerdem wurde auch das Suahelitestament in Uganda sehr verbreitet, besonders im Anfang, weil viele dieser Sprache mächtig waren.

Das Übersetzte wurde wiederholt unter dem Beistand seiner Mitarbeiter und geförderter Wagandachristen revidiert und korrigiert. Mit ihnen saß er auch in der schweren Verfolgungszeit nach Mtesas Tode (1884) manchen Tag und manche Nacht über dem heiligen Texte. Die meisten Exemplare wurden verkauft, nicht verschenkt, und gingen so rasch ab, daß immer neue Auflagen gedruckt werden mußten. Das bereitete Mackay neben der Freude auch manche Not, da die Mittel und Hilfsmittel so dürftig waren, wie sie nur sein konnten.

Das Wort Gottes wurde unter dem Volke ein Same der Wiedergeburt und die tägliche Seelenspeise der Bekehrten. Stanley, der 1889 in der Nähe Ugandas war, beobachtete mit Staunen die christlichen Flüchtlinge aus Uganda – es war gerade zur Zeit der Verfolgung –, wie »fast jeder von ihnen ein Buch hatte, Gebete und das Evangelium Matthäi, wie sie in ihren Hütten sich auf den Boden legten, ihre Bücher hervorzogen und darin lasen« und ihm erzählten, sie seien alle – etwa 2500 – Mackays Schüler und gehörten zu Mackays Mission; jeder hätte persönlich das Buch von ihm empfangen.

So kämpfte der Held von Uganda mit dem Schwert des Geistes unermüdlich gegen die furchtbare Macht der Finsternis im dunkelsten Afrika. Zur Bekämpfung des abscheulichen Sklavenhandels hat er in seinen Briefen an Londoner Zeitungen viel Anregung und wertvolle Winke gegeben. Er klagt darin besonders über den Freihandel, durch den es den Arabern gestattet war, sich und ihre Helfershelfer mit Pulver und Gewehren zur Menschenjagd auszurüsten. Ohne diese Mordwaffen könnten weder die Araber noch die Eingeborenen die Sklavenjagd betreiben. Die uneingeschränkte Einführung von Mordwaffen in Afrika sei die reine Wahnsinnspolitik. »Die englischen Schiffe, welche Missionare und Bibeln zur Bekehrung Afrikas hierherführen, bringen in weit größerer Anzahl Gewehre mit, die diesen Weltteil in eine Hölle verwandeln. Immer wieder haben mir die Waganda gestanden, daß ihnen nur die Gewehre ihre Raubzüge in die Nachbargebiete möglich machten. Die schwarzen Könige würden sich bald vertragen, wenn ihre Pulverkammern leer wären.«

Afrikanischer Häuptling.

Zwölftes Kapitel.
Mtesa, ein Heide durch und durch.

Die Afrikaforscher, welche durch ihre günstigen Berichte über den »humanen König« von Uganda die Missionare in die Höhle dieses Löwen lockten, lernten während ihres kurzen Aufenthaltes nur die Außenseite kennen, die allerdings einen guten Eindruck machte. Die Waganda zeichneten sich durch einen gewissen Grad von Zivilisation von den übrigen Stämmen, die in trostlosem Zustande lebten, vorteilhaft aus. Ihr König regierte als absoluter Herrscher zeitweilig mit rechtlichem Sinn und in fortschrittlichem Geiste. Bei den Untertanen genoß er göttliches Ansehen. Sie brachten ihm das Beste ihres fruchtbaren Landes als Steuer dar. Die Araber waren schon seit Generationen am Hofe heimisch. Die Fremden wurden stets freundlich und großartig am Hofe empfangen, freilich nicht aus königlicher Tugend, sondern aus heidnischer Eitelkeit. Der Reisende Speke, welcher den Niansa entdeckte, lernte Mtesa noch als Heide kennen. Stanley fand ihn bei seinem ersten Besuch als Mohammedaner vor und brachte ihn soweit, daß er vor versammeltem Hofe eine Art öffentliches Bekenntnis zum Christentume ablegte. Ein religiöses Verlangen lag diesem Wechsel aber nie zugrunde, sondern die unersättliche Gier nach Ansehen, Ehre und Macht. In seiner Eitelkeit verstieg er sich soweit, daß er an Mackay das Ansinnen stellte, ihm die Tochter der Königin Viktoria von England zur Frau zu verschaffen. Diese »Heirat« leuchtete ihm um so mehr ein, nachdem man ihm klargemacht hatte, daß er, statt tausend Elefantenzähne zu zahlen, einen Brautschatz bekommen würde.

»Wenn man länger hier lebt,« berichtet Mackay, »dann verschwindet Glanz und Gastfreundschaft schnell. Man wird über die barbarischen Zustände am Hofe selbst mit Ekel erfüllt. Erhebt man erst die Stimme gegen die Treulosigkeit, Verlogenheit und Lasterhaftigkeit, gegen die Mordgier und Grausamkeit, dann wendet sich das Blatt, und der wahre Charakter des Volkes kommt zum Vorschein. Statt Gastfreundschaft findet man Haß, anstatt des täglichen Brotes kann man dem Hunger ausgesetzt werden. Man wird nicht mehr als willkommener Wohltäter des Volkes, als Lehrer der Wahrheit, als Führer zum Licht und Recht, sondern als lästiger Spion betrachtet, der neue Sitten einführen und das gute Alte stürzen will.«

»Mtesa ist ein Heide durch und durch. Er besitzt alle teuflischen Eigenschaften und ist unfähig, seine tierischen Leidenschaften zu zügeln. Alles dreht sich bei ihm ums liebe Ich.« Mehrjährige Erfahrung und Beobachtung lehrte Mackay und seine Mitarbeiter, daß alle scheinbaren großmütigen Handlungen des Königs darauf berechnet waren, Ruhm zu ernten. Eitelkeit war die Mutter seiner Tugenden. Nach seiner Ansicht ist Uganda und die ganze Welt nur seinetwegen da.

Im Jahre 1881 sandte er ein Heer nach Osten und eins nach Westen, nicht um Krieg zu führen, sondern um zu morden, zu rauben und zu plündern. Ein Jahr später gab er den Befehl, jeder Mann im Lande müsse am Handgelenk eine Perlenschnur tragen; wer dem Befehl nicht nachkomme, dem werde die Hand abgehackt werden. Jede Frau hingegen solle eine Perlenreihe um die Taille tragen, sonst werde an dieser Stelle der Körper durchschnitten werden.

Jedes Verbrechen und jede Scheußlichkeit war in dem Lande zu Hause. Täglich wurden aus schändlichem Mutwillen viele unschuldige Opfer umgebracht. Lange Zeit hindurch wußten die Missionare nichts davon. Man tat es aus Rücksicht auf sie nicht so öffentlich wie früher. Nach und nach erst durchschauten sie das grausige Treiben der zahlreichen königlichen Scharfrichter, welche abends auf den einsamen Wegen ihren Opfern auflauerten, sie knebelten und am anderen Tage ermordeten, nicht weil sie etwas verbrochen hatten (danach fragte man nicht), sondern weil der König geruhte zu wünschen, daß täglich ein Quantum Menschenblut zur Mehrung seiner Ehre und Macht fließe. Die Scharfrichter mußten zusehen, wie sie ihre Beute finden konnten. Und das niedere Volk, welches keine mächtigen Häuptlinge zu Beschützern hatte, mußte diese Opfer stellen.

»Es ist dunkel, 10 Uhr abends. Alles ist ruhig. Auch drüben auf der anderen Seite des kleinen Tales ist der letzte Trommelwirbel verklungen, weil dort der Scharfrichter seine Opfer für den Tag beisammen hat. Ihr Blut wird morgen fließen. Plötzlich ertönt ein gräßlicher Schrei vom Wege nach dem Missionsgehöft herüber, dann das Geschrei verworrener Stimmen, wiederum ein Schrei, der das Blut erstarren macht – und alles ist wieder still. ›Hihihi! – hast du's gehört?‹ grinste einer der jungen Burschen, die bei Mackay waren, ›sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten! Hihihi!‹ Und er lachte. Es war das teuflische Lachen der Waganda aus Freude an der Grausamkeit.« – Der arme Mensch war allein und spät auf dem Wege von den Aufpassern des Königs, welche abends für Ruhe und für Sicherheit zu sorgen haben, aufgefunden und sofort getötet worden, weil es dem blutgierigen Hofe also gefällt und die Aufpasser nur dann höher in der Gunst steigen, wenn sie durch solche Aufmerksamkeit ihre Tüchtigkeit erweisen. »Wer kann sie alle zählen, die am Morgen Gottes Sonne schauen und ehe der andere Morgen dämmert, gewaltsam in die Ewigkeit befördert sind!«

Daß »der humane König«, wie er oft genannt wurde, als er zum Islam übertrat, an einem Tage zweihundert Jünglinge lebendig verbrennen ließ, weil sie bei Annahme der neuen Religion etwas weiter gingen als er selbst und sich noch beschneiden ließen, haben wir früher schon angedeutet.

Mit den Einzelhinrichtungen begnügt sich die teuflische Mordgier jedoch nicht. Fast alljährlich fanden Massenabschlachtungen, sogenannte Kiwendo statt. Mtesas Vater pflegte solche öfters anzuordnen, und der Sohn durfte nicht hinter dem Beispiel seines Vaters zurückbleiben. Zu einem zünftigen Kiwendo gehörten zweitausend Opfer, die man vorher mit großer List einfing und dann an einem Tage abschlachtete. Solche Kiwendos fanden statt, während die Missionare am Hofe jahrelang und täglich lehrten.

Im Jahre 1880 ließ der König die Grabstätte seines Vaters neu aufbauen. Um dieselbe her sind hundert kleine Hütten errichtet worden. Sie dienen den vielen Zauberinnen als Wohnort, in die der Geist des verstorbenen Königs gefahren sein soll. Als der Umbau sich der Vollendung näherte, wurden die Scharfrichter angewiesen, ein Kiwendo vorzubereiten. Am Tage der Vollendung wurde dem abgeschiedenen Geiste des mordgierigen Suma zweitausend unschuldige Menschen als Sühnopfer dargebracht. Überwacht wurde der Hüttenbau sowohl wie die Massenhinrichtung von drei Häuptlingen, die bei den Missionaren lesen und Gottes Wort kennen gelernt hatten.

Ein Jahr später befahl Mtesa abermal ein großes Kiwendo. Ein Zauberer hatte es ihm im Interesse seiner königlichen Genesung angeraten. Die Häscher waren fleißig bei der Sache, und bald hatten sie ihre Zahl (zweitausend) beisammen. Fünf Personen ergriff man vor dem Tore des Missionshofes. Bei der Abschlachtung wurden einigen die Hälse abgeschnitten, andere aber zu Tode gefoltert. Man schnitt ihnen die Ohren ab, stach ihnen die Augen aus oder schnitt ihnen Stücke Fleisch aus Armen und Beinen und briet sie vor ihnen. Dann erst verbrannte man die Ärmsten bei lebendigem Leibe.

Um diesen Massenmord zu verhindern, schrieben Mackay und sein Mitarbeiter Pierson an den König einen Brief und erbaten dazu auch die Unterschrift der katholischen Missionare. Die Jesuiten aber weigerten sich, dieselbe zu geben. Obwohl sie auch täglich am Hofe waren, erhoben sie nicht ihre Stimme, um dem grauenvollen Treiben zu steuern. In dem Briefe erinnerte Mackay den König an das Gebot: »Du sollst nicht töten«, an die Entvölkerung des Landes, die durch diese Morde entstand, und an die Sage, Kintu, der Begründer des Landes, sei verschwunden, weil Uganda mit Blut überschwemmt gewesen sei. Die kühne Bitte der edeln Missionare fand kein Gehör. Sie hatten aber ihre Pflicht getan und überließen die Folgen dem allmächtigen Gott.

Mackays Geschicklichkeit und Dienstwilligkeit wirkten oft besänftigend auf den grausamen König und stimmten ihn freundlich gegen die Mission. Bei allen Schwankungen der Stimmungen im Gemüt dieses Tyrannen und am Hofe fügte es Gott doch so, daß die Missionare Schutz hatten, wenngleich ihr Leben auch einigemal in großer Gefahr stand. Solange Mtesa lebte, hatten sie gewisse Rechte und Lehrfreiheit trotz der vielen Verbote und Drohungen und trotz der Wühl- und Hetzarbeit der Mohammedaner. Gott lenkte auch diesem Könige das Herz, daß er wider Willen dem Evangelium zum Eingang in seinem Lande verhalf.

Ergreifend ist der Bericht, in welchem Mackay erzählt, wie er Mtesa zum letztenmal zur Rettung seiner Seele aufforderte. Sie hatten miteinander eine Unterredung über Tod und Ewigkeit. Mtesa antwortete auf das Zeugnis Mackays mit seinen gewöhnlichen Ausreden: »Liest der Araber sein Buch (Koran), so sagen die Weißen, das seien Lügen. Lesen die Weißen ihr Buch (Bibel), dann rufen die Araber: ›Das sind Lügen!‹ Was ist nun wahr?« Mackay stand nun auf und trat vor den König an der Matte, auf welcher der Katikiro saß. Dort kniete er nieder und sagte mit heiligem Ernste: »O Mtesa, mein Freund, gebrauche nicht immer diese Ausreden. Wenn du und ich am großen Tage des Gerichts vor Gott stehen werden, kannst du dann dem Allmächtigen sagen, du hättest nicht gewußt, was du glauben solltest, weil Masudi (ein Araber) dir das und Mackay dir etwas anderes sagte? Nein! Du hast das Neue Testament, lies es doch! Gott wird dich danach richten. Es hat noch niemand darin die Wahrheit gesucht, der sie nicht gefunden hätte.«

Mtesa blieb, was er war: ein Heide durch und durch. Charakteristisch ist eine Erklärung, die er Mackay einmal vor versammeltem Hofe gab: »Nehmen wir das Christentum an, so dürfen wir nur eine Frau haben. Werden wir Mohammedaner, so dürfen wir kein Fleisch essen.« Man muß es als eine besondere Fügung Gottes betrachten, daß Mackay dennoch der erklärte Liebling Mtesas blieb und mit der königlichen Gunst auch den königlichen Schutz genoß, solange Mtesa lebte. Die Hoffnung, den König für Jesum zu gewinnen, mußte der Pionier Ugandas endlich aufgeben. Er tat's mit schwerem Herzen, hatte aber die Genugtuung, daß sich die Pagen und Diener des Hofes immer empfänglicher für die Wahrheit zeigten.

Nach vierjähriger Wirksamkeit konnten im März 1882 die Erstlinge der Waganda getauft werden. Es waren fünf hoffnungsvolle Jünglinge. Der erste unter ihnen nannte sich in dankbarer Anerkennung dessen, was sein Lehrer ihm geworden, Sembera Mackay. Wir können es verstehen, daß Mackays Herz voll Freude und Dank war über diese Erstlingsfrucht und daß er auf sie mit derselben zärtlichen Liebe blickte wie eine Mutter auf ihr erstgeborenes Kind.

Im gleichen Jahre starb die Königinmutter. Sie war der biblischen Lehre stets abhold gewesen und verschied unter den Zaubersprüchen der Götzenpriester. Mtesa ließ sie mit großem Gepränge beisetzen. Auf seinen Wunsch hatte Mackay dazu drei ineinandergehende Särge, darunter einen aus Kupfer, angefertigt. Diese Arbeit nahm einen ganzen Monat in Anspruch. Während dieser Zeit war große Landestrauer vorgeschrieben; es durfte keine weitere Arbeit verrichtet, keine Reise unternommen, keine Last getragen werden. Nach der Beerdigung wurde Mackay reichlich beschenkt.

Im folgenden Jahre baute Mackay am Ufer des Niansa das Missionsboot »Eleonore«. Die Arbeit hielt ihn monatelang fern. In der Hauptstadt wurde unterdessen das Missionswerk unter der treuen Arbeit der Missionare O'Flaherty und R. Ashe im Segen fortgesetzt.

In der ersten Hälfte des Jahres 1884 war die Zahl der Bekehrten schon auf 68 gestiegen. Dann aber zog eine dunkle Wolke herauf und hing schwarz und schwer über dem hoffnungsvollen Erntefeld. Die oft erwähnte Krankheit des Königs verschlimmerte sich mehr und mehr. Man erwartete unter allgemeiner Spannung seine baldige Auflösung und damit das Signal zur Christenverfolgung in Uganda. Die junge Gemeinde stärkte sich in Gott und bereitete sich täglich im Glauben auf schwere Stürme vor.

Am 29. Oktober 1884 flog die Trauerkunde vom Königshügel durch die Stadt und die Dörfer des Landes, daß der König Mtesa verschieden sei. Unseren Helden Mackay erreichte die Botschaft am See, wo er das Missionsboot ausbesserte, um es zu einer eventuellen Flucht benutzen zu können. Nach Empfang der Todesnachricht sandte er vier seiner Leute zur Hauptstadt, um Erkundigungen einzuziehen. Sie wurden unterwegs schon überfallen und beraubt. Ihr Leben retteten sie durch die Flucht. Das waren böse Vorboten. Am nächsten Tage erschienen hundert Krieger und holten im Auftrage des Kanzlers (Katikiro) Mackay nach der Hauptstadt ab, um den Sarg für Mtesa zu machen. Er unterzog sich gern diesem Auftrage und hoffte sich damit die Gunst der maßgebenden Häuptlinge und des noch unbekannten Thronfolgers zu erwerben.

Dreizehntes Kapitel.
Die Feuertaufe.

Als Nachfolger auf dem Thron wurde von den Großen des Landes Muanga, der siebzehnjährige Sohn Mtesas, gewählt. Von seinem Vater hatte Muanga wohl die Fehler, aber nicht die Vorzüge geerbt. Er besaß dessen grenzenlose Eitelkeit ohne seine Intelligenz und war trotz seiner Jugend und seiner Bekanntschaft mit der Mission und Gottes Wort schon ein Meister in allen heidnischen Lastern. Seinen Brüdern und den Ministern des Vaters ließ er gegen die Landessitte das Leben, aber den Missionaren machte er bald das Leben schwer. Er war ein Spielball der fremden- und christusfeindlichen Parteien am Hofe und schwankte wie ein Rohr hin und her in seinen Meinungen und Handlungen. Eine seiner ersten »königlichen« Handlungen war, daß er die katholische Gegenmission, welche dem Lande den Rücken gekehrt hatte, wieder zurückrief.

Um recht zu verstehen, was nun folgt, müssen wir im Auge behalten, daß damals die Zeit der kolonialen Erwerbungen an der Ostküste war, wo die Deutschen einen Landstrich nach dem anderen in Besitz nahmen und die Engländer ebenso taten. Der alte Argwohn und die alte Furcht von der Eroberung des Landes durch die Weißen lebte dadurch neu auf und setzte sich besonders in Muangas engbegrenztem Gehirn mit der Macht einer fixen Idee fest. Und die Missionare wurden mehr denn als je als Vorläufer und Spione feindlicher Überfälle und Eroberungen beargwöhnt und bewacht. Ihr Leben schwebte nun täglich in Gefahr.

Im Januar 1885 erbat sich Mackay vom König die Erlaubnis, nach Kagai zu reisen. Sie wurde ihm gewährt und zugleich angekündigt, daß ihn ein Araber begleiten solle. Das war verdächtig. Denn der Muselmann galt als Erzfeind Mackays. Trotzdem wurde aus der Begleitung nichts, und Mackay reiste mit Missionar Ashe und einigen bekehrten Wagandajungen ab. Auf dem Wege nach dem Hafen wurden sie in einem dichten Walde von einer bewaffneten, von jenem Araber befehligten Bande überfallen und zur Rückkehr gezwungen. Die Knaben aber wurden gefangen, mißhandelt und gefesselt zurücktransportiert. Mackay wandte sich in der Hauptstadt beschwerdeführend an den Kanzler, erhielt aber statt einer Genugtuung nur die Drohung, sie würden am nächsten Tage sämtlich aus dem Lande gejagt werden. Das auszuführen hatte der heuchlerische Katikiro glücklicherweise nicht den Mut, an den armen Wagandaknaben aber ließ er seinen ganzen Zorn aus. Die Missionare ahnten das Schlimmste und boten alles auf, ihre Lieblinge zu retten. Es half nichts. Sie wurden am 31. Januar 1885 in der Nähe der Stadt unter ausgesuchten Martern über langsamem Feuer geröstet und verbrannt. Aus den Flammen aber erscholl der Gesang: »killa siku tansifu!« (täglich, täglich loben wir Dich!). Die ersten Märtyrer Ugandas! Sie starben wie Helden mit Lobgesängen auf den Lippen und besiegelten ihren Glauben mit ihrem Blute. Es waren drei Knaben im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren.

Den Missionaren blutete das Herz, als sie hörten, was vorgefallen war. Sie stärkten sich aber durch den Glauben, daß die Pforten der Hölle die Gemeinde Christi nicht überwältigen können und arbeiteten in der Stille rüstig weiter. Den Unterricht erteilten sie geheim an verschiedenen Orten, um ihre Zöglinge, die gar nicht abgeschreckt waren, vor den Häschern zu schützen. Einige Zeit erfreuten sie sich der Ruhe, und es schien, als sollten bessere Tage wiederkehren. Der König versicherte Mackay, daß das Blutbad an den Christen nicht von ihm, sondern nur von dem Kanzler ausgegangen sei, und forderte den Missionar auf, ihn auf seiner üblichen Reise durchs Land zu begleiten. Auf dieser Reise befand sich außer Mackay auch der Pater Lourdel als Vertreter der katholischen Mission im Gefolge des Königs. Ugandas Könige liebten es, durch ein aus allerlei Nationalitäten zusammengesetztes Gefolge den Untertanen zu imponieren.

Nach einem Volksglauben sollten die schlimmsten Feinde Ugandas nicht aus dem Süden, sondern vom Osten her zu erwarten sein. Es herrschte deshalb eine abergläubische Furcht vor allen Fremden, die sich an dieser »Hintertür« des Landes zeigten. Mackay und alle seine Mitarbeiter kamen vom Süden über den See ins Land. Unglücklicherweise wählte aber in dieser Zeit ein anderer die Route von Mombas durch Usoga nach dem Nil, um Uganda auf diesem kürzeren Wege zu erreichen. Er mußte also durch die gefürchtete Hintertür kommen. Es war der Bischof Hannington, der als Missionsbischof sich dem Werke widmen wollte. Kurz vorher waren auch die deutschen Kriegsschiffe vor Sansibar an der Ostküste zur Unterstützung der Besitznahme unserer heutigen Kolonie Ostafrika erschienen. Das erregte Muangas Argwohn aufs äußerste. Es erschien ihm zweifellos, daß nun die Weißen kämen, um auch sein Land zu »essen«, und daß der Bischof nur ein Vorbote dazu war. Er sandte deshalb heimlich Botschaft an den von ihm abhängigen Häuptling Luba in der Landschaft Usoga und befahl ihm, den Bischof zu ermorden. Hannigton war mittlerweile in Lubas Dorf am Nil angelangt. Nur die brausenden Wasser, die sich aus dem Viktoriasee durch die Ripponfälle nach Norden wälzen, trennten ihn noch von dem Lande seiner Sehnsucht. Von brennendem Verlangen getrieben, stieg er auf eine Anhöhe, um, wie Moses vom Pisga, das ersehnte Land zu schauen. Da überfielen die Häscher Lubas den Wehrlosen, banden ihn, stießen ihn vor sich her und setzten ihn gefangen.

Mackay hatte von Muangas Blutbefehl gehört und versuchte alles, den armen Bischof zu retten. Täglich erbat er sich Audienz beim Könige, ohne sie zu erlangen. Er klammerte sich dann in seiner Herzensangst an die Hoffnung, daß Gott die Gebete um Rettung Hanningtons erhören und ein Wunder zu seiner Befreiung tun werde. Vorher hatte er auch heimlich einen Warnungsbrief an den Bischof geschickt. Der Bote aber kam zu spät. Am 29. Oktober 1885 wurde Hannington mit fünfzig seiner Leute auf erneuten, strengen Befehl Muangas ermordet!

In den Briefen Mackays aus jener Zeit zittert die Erregung und das Weh über diesen Mord in allen Schwingungen nach. »Unsere Sache steht in Gottes Hand; Sein Wille geschehe auch an uns. Es ist aber eine peinliche Lage, wenn einem das Schwert immer über dem Haupte hängt. Der höchste Minister oder Richter (Katikiro) ist unser schlimmster Feind. Dieser Brief wird vielleicht aufgefangen, denn wir müssen ihn heimlich abschicken.... Wir leben noch in großer Angst, aber bisher hat uns der Herr gnädig vor diesem gott- und sinnlosen Menschen geschützt. Er, der von Anfang an auch das Ende sieht, ist unsere einzige Hoffnung und Zuflucht, denn hier kann uns jetzt keine Macht der Erde schützen.«

Wir hören aus diesen Mitteilungen, daß seit dem Auftreten des Missionsbischofs und der deutschen Flotte an der Küste das Leben der Missionare in größter Gefahr schwebte. Nach einer geheimen Verabredung des Königs und der vornehmsten Häuptlinge sollten sie alle umgebracht werden. Sofort rafften sie ihre wertvollsten Sachen zusammen, um sie Muanga als Geschenke zu überbringen, verrieten aber nicht, wer ihnen den Plan hinterbracht hatte. Der König überhäufte sie, nachdem er die Geschenke angenommen, mit Droh- und Schimpfreden. Er werde alle, die ins Missionshaus gehen, töten und die Missionare in den Stock legen lassen. Dann möge ganz Europa kommen, um sie zu befreien! Lukonge, der Ukerewekönig, hätte doch auch zwei weiße Männer getötet, und die Engländer hätten ihm nichts anhaben dürfen. Mackay schwieg still und wagte nicht, auf den Tod des Bischofs anzuspielen.

Ein Lieblingspage des Königs, der die anderen Diener zu befehligen hatte, wagte eines Tages zu sagen, daß es nicht recht war, den Bischof zu töten, da die Weißen nur dem Wohle des Landes dienen wollten. Der kühne Sprecher, ein katholischer Christ, wurde sofort dem Scharfrichter übergeben und lebendig verbrannt.

Mackay dachte nun, es sei an der Zeit, sich aus Uganda zu entfernen und bessere Tage zur Wiederkehr abzuwarten. Er und die anderen Missionare wurden aber so beobachtet, daß an eine heimliche Abreise nicht mehr zu denken war. Der König erklärte, er ließe sie nicht ziehen und wenn siebzig Briefe von England kämen. »Ein großer König, wie ich bin,« fügte er anmaßend hinzu, »darf auch nie ohne einen Mann sein, der ihm seine Gewehre und andere Sachen in Ordnung halten kann.«

Unter der Hand konnte der erkrankte Missionar O'Flaherty fortgeschafft werden. Mackay und Ashe waren nun allein auf dem Kampfplatz. Sie erfreuten sich noch einige Zeit größerer Freiheit und geringerer Ungnade. Dann brannte Muangas »Palast« völlig nieder. Man beschuldigte die Christen der Brandstiftung, fand aber beim König kein Gehör. Am Tage nach dem Brande schlug der Blitz dicht neben dem Hause ein, das der König bezogen hatte. Halbtoll vor Furcht floh Muanga und wählte sich eine andere Residenz am See. Dort besuchte ihn Mackay einige Male und tröstete ihn durch Geschenke.

Trotz des Verbots, daß bei Todesstrafe sich niemand dem Missionsgehöft nähern dürfe, wuchs die Zahl der Christen beständig. Die zuvor eingesetzten eingeborenen Ältesten taten treu ihre Pflicht, und die bekehrten Waganda verbreiteten in ihren Dörfern die Botschaft vom Heil in Christo. Unter dem Schutze der Nacht wagten heilsbegierige Seelen den Gang zum Missionshaus und ließen sich unterweisen und taufen. Anfang 1886 bestand die Gemeinde aus 150 Seelen.

Unter den neubekehrten war auch eine Prinzessin namens Nalumasie. Sie warf die ihrer Obhut anvertrauten Amulette, Zaubersachen und Ahnenreliquien ins Feuer. Das wurde dem König hinterbracht, der darüber sehr ungehalten war. Kurz darauf mutete er einem seiner Pagen eine unnennbare Schandtat zu, der sich der christliche Jüngling mutig und entschieden widersetzte. Das erregte des Königs heidnischen Zorn in hohem Maße. Er schlug den Pagen und den Palastmeister, der auch »lesen« konnte, mit seinem Speere blutig und befahl, sofort alle Christen zu fangen und niederzumetzeln. Alle Häuptlinge erhielten die strenge Weisung, ihre christlichen Untertanen anzuzeigen und auszuliefern.

Noch am selben Tage wurden zwölf Jünger Jesu auf offener Straße mit Keulen erschlagen oder von Speeren durchbohrt. Viele andere wurden gefangen gesetzt. Im Missionshaus war gerade Unterricht, als ein Eilbote vom Hofe die drohende Gefahr ansagte. Die Schüler hatten eben noch Zeit, sich den Häschern durch schnelles Verschwinden durch Seiten- und Hintertüren zu entziehen. Der Gemeindeälteste Munjago war in seiner Hütte mit anderen zum Gebet versammelt, als die Scharfrichtergehilfen erschienen. Die erschreckten Christen brachen durch die Rohrwände der Hütte und suchten das Weite, aber Munjago blieb. Angesichts einer an der Tür stehenden Flinte wagten die Häscher nicht, näher zu kommen. »Fürchtet nicht, daß ich euch erschieße,« rief ihnen der Älteste zu und ließ sich dann ruhig fassen und fesseln.

Die evangelischen Missionare wandten sich an die katholische Mission und baten um ihre Mitwirkung zu dem Versuch, das Leben der Gefangenen zu retten. Der Bischof lehnte es aber mit einer nichtssagenden Begründung ab, sich in dieser Angelegenheit mit den Evangelischen zu verbinden. Nun trat Mackay allein den sauren Gang zum König an. Kurz vorher hatte er Muangas Lieblingsflinte repariert. Als Dank dafür wurde ihm ein Wunsch freigestellt. Daran erinnerte er jetzt den König. »Was willst du denn haben?« fragte Muanga. »Ich bitte um das Leben derer, die noch verhaftet, aber noch nicht hingerichtet sind.« Der König erwiderte: »Sie sind alle tot.« Als Mackay dies bezweifelte, gab ihm Muanga das Versprechen, daß den Gefangenen kein Leid geschehen solle. Ein Strahl der Freude glitt über das sorgenvolle Antlitz unseres Kämpfers. Aber wer konnte dem Wort dieses wankelmütigen Blutmenschen trauen? Die Christen blieben in Haft, und Mackay erhielt trotz wiederholter Anfragen und Bitten keine weitere Audienz in dieser Sache.

Unter schrecklicher Spannung, die oft schlimmer als die gefürchtete Gewißheit ist, kam der denkwürdige 5. Juni heran. An diesem Tage wurden 32 von den gefangenen Christen lebendig verbrannt. Einigen hackten sie zur Mehrung ihrer Qual zuerst Arme und Beine ab; dann warf man die verstümmelten Körper in die Glut. Die Märtyrer gingen alle freudig in den Tod und beteten wie Jesus und Stephanus noch für den König, für das Vaterland und für ihre Mörder. Auf den obersten Scharfrichter machte dies einen so tiefen Eindruck, daß er es dem König berichtete und hinzufügte, er hätte noch nie Leute mit solcher Tapferkeit und solchem Mut sterben sehen. Der grausame Nero aber hatte für dieses Heldentum nur den leichtfertigen, vom Hofe mit satanischem Gelächter unterstrichenen Spott: »Aber ihr Gott hat sie doch nicht aus meiner Hand gerettet!«

Aber »das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche«. Diese alte Wahrheit sollte sich auch hier aufs neue bestätigen. Obwohl der Besuch des Missionsgehöftes jedem Eingeborenen bei Todesstrafe verboten war und die Missionare ihr Haus nicht mehr verlassen durften, konnten doch in dieser schwersten Zeit noch elf Taufen vollzogen werden. Diese Täuflinge wurden tatsächlich in den Tod hineingetauft, wie der Apostel Paulus von sich und den Gläubigen in Rom zu Neros Zeit aussagt. Mackay war in diesen dunkeln Tagen wohl gebeugt und traurig, unsagbar traurig im Blick auf die bleichenden Gebeine seiner Brüder, aber nicht hoffnungslos, denn er schreibt: »So gewiß wie wir wissen, daß morgen die Sonne wieder aufgeht, wissen wir auch, daß dies unglückliche Land wieder lichtere Tage sehen wird. Und bei alledem haben wir noch viel Ursache zur Dankbarkeit.«

Wie oft war seit seinem Wirken in Uganda unserem Helden schon das Todesurteil gesprochen! Aber der Herr war mit ihm, und Muanga fürchtete sich mehr, das Todesurteil vollziehen zu lassen, als Mackay sich fürchtete, es zu empfangen. Er hatte jenen Heldenmut, der auf die Drohung: »Vor der Menge der Pfeile und Lanzen werdet ihr die Sonne nicht sehen!« die überraschende Antwort gab: »Also kämpfen wir im Schatten!«

König Muanga. (Text siehe Seite 92.)

Vierzehntes Kapitel.
Auf einsamem Posten.

Als die Lage sich immer schwieriger gestaltete, hielten es die beiden Missionare für weise, das Land im Interesse der eingeborenen Christen für einige Zeit zu verlassen. Aber nur einer erhielt die Erlaubnis zur Abreise. Mackay mußte als Geisel im Lande zurückbleiben. Der König fürchtete die Rache der Engländer für das Blut des Bischofs und die übrigen Metzeleien, die er auf dem Gewissen hatte. Am 25. August 1886 trennten sich die tapferen Männer schweren Herzens voneinander, und Ashe kehrte nach England zurück in der Hoffnung, die englische Regierung werde durch seine Berichte veranlaßt, energische und geeignete Maßregeln zu ergreifen, um Muanga zur Vernunft zu bringen. »Ich muß mich«, schreibt Mackay, »damit zufriedengeben, allein hierzubleiben – aber doch nicht allein. Noch kann ich den wenigen Übriggebliebenen unserer jungen Gemeinde durch meine Gegenwart dienen, und unser Gott wird bessere Zeiten für uns kommen lassen.«

Bisher hatte Mackay immer einen oder mehrere Mitarbeiter, von denen einige treue und brave Kampfgenossen waren. Wir erinnern uns noch an den ersten, der mit dem Leutnant Smith den Boden Ugandas betreten hatte, an den Rev. Wilson. Er holte seinerzeit Mackay von Kagai ab und führte ihn nach Rubaga. Nach zwei Jahren aber mußte dieser mit gebrochener Gesundheit heimkehren. Von den anderen Genossen ist besonders O'Flaherty zu erwähnen, der am längsten dem Klima widerstehen und vier Jahre an Mackays Seite wirken konnte. O'Flaherty stand bei Mtesa gut angeschrieben. Seine ausgezeichneten Kenntnisse des Koran und seinen treffenden Witz konnte er im Kampfe mit den Muselmännern gut verwerten.

Einmal klagte der Araber Suliman die Engländer als die gierigsten Länderfresser beim Könige an und prophezeite, daß sie ganz Afrika aufessen würden. Mtesa ließ darauf O'Flaherty rufen, und dieser sagte: »Ja, ja, wir haben ganz Sansibar aufgegessen, Menschen, Häuser und Vieh und Bäume und alles. Nichts ist dort übrig als die Steine, die am Meeresufer liegen, und auch diese werden wir nächstens verschlingen. Auch dies Land werden wir verschlingen. Aber erst müssen wir etwas stärker werden, und da möchte ich den König bitten, mir einen großen Ziegenbock zu schenken, daß ich kräftiger werden kann.« Dieser Witz löste bei Mtesa ein wohlgefälliges Lachen aus. Als Anerkennung ließ er dem freimütigen Missionar eine fette Ziege geben.

Bei einer anderen Gelegenheit suchte der Araber dem Könige zu imponieren mit dem Hersagen eines langen arabischen Glaubensbekenntnisses, von dem niemand ein Wort verstand. O'Flaherty aber sang einen Vers der englischen Nationalhymne, worauf Mtesa meinte, das wäre gerade so schön wie das Arabische, er solle nur noch mehr singen.

O'Flaherty hatte Mtesa einmal gesagt, wenn er ihm Eisen zu Werkzeugen und Leute zur Arbeit liefere, wolle er nach Lehm graben, Ziegel brennen und ihm ein schönes Haus bauen. Für das Gelingen setze er seinen Kopf ein; vielleicht finde man bei dem Graben auch Silber im Boden. Dies Wort wirkte wie ein Funke im Pulverfaß. Alle schrien nach Silber, der Weiße habe seinen Kopf dafür verpfändet, jetzt solle er nach Silber graben. Auch der König stimmte schließlich bei und erklärte, am Hause liege ihm nichts, aber Silber wolle er haben. Dann ließ er seine Scharfrichter kommen und fragte den Missionar feierlich: »Willst du jetzt nach Silber graben oder deinen Kopf verlieren?« O'Flaherty suchte noch einmal das Mißverständnis aufzuklären und sagte dann bestimmt: »Da dir am Hause doch nichts gelegen ist, werde ich jetzt auch nicht nach Lehm graben; willst du aber meinen Kopf – hier ist er!« Die Araber triumphierten, die Häuptlinge riefen: »Recht so!« und ein hoher Beamter fing an, den Weißen zu verhöhnen. O'Flaherty aber fuhr ihn an: »Wie darfst du es wagen, des Königs Gast zu beleidigen?« Nun nahm Mtesa wieder das Wort, winkte den Scharfrichtern, sich zu entfernen, lobte den Missionar und sagte, nicht er, sondern Mackay wäre es, der sich weigere, für sie nach Silber zu graben. Alles stimmte natürlich auch jetzt wieder dem Könige bei; O'Flaherty aber nahm seinen Kollegen kräftig in Schutz und erklärte: »Wenn Mackay stirbt, sterbe ich auch. Er und ich sind eins.« Ein Muselmann brachte dann noch andere Anklagen vor, aber O'Flahertys Geistesgegenwart und witzige Gegenreden imponierten dermaßen, daß ihm kein Leid geschah und die Häuptlinge ihm nach der Versammlung allerlei Schmeichelhaftes sagten.

O'Flaherty erlebte den Regierungswechsel in Uganda nicht mehr. Noch vor Mtesas Tode mußte er gesundheitshalber die Arbeit einstellen und heimreisen. Unterwegs auf der Fahrt durch das Rote Meer erlag dieser wackere Kampfgenosse dem Fieber. Er durfte auf der Reise nach der irdischen Heimat in die himmlische eingehen.

Mackays trautester und treuester Freund, der die trübsten Stunden mit ihm durchwacht hatte, war der Missionar P. Ashe. Er stand drei Jahre, von 1883 bis 1886, an Mackays Seite und kämpfte mit ihm für Gottes Reich und Gottes Ehre. Mackay schreibt von ihm: »Ashe ist ein prächtiger Kamerad, ein sehr ernster Christ und ein treuer Missionar. Er ist mein anderes Ich. Wenn er zu euch kommt, so denkt, ich käme.«

Nun mußte er auch diesen Trost entbehren und auf dem gefährlichen Posten allein noch neun Monate aushalten. Daheim lebten die Seinen in beständiger Sorge um ihn. Er tröstete sie aber in seinen Gefangenschaftsbriefen und versicherte ihnen, daß er sich wohlbefinde und solange ausharren wolle, als es möglich sei. Heimlich zu fliehen, hätte er wohl Gelegenheit, er würde aber sich dazu nur in der äußersten Not entschließen. Mit fieberhafter Eile arbeitete er unterdessen an der Vollendung seines Lieblingswerkes, an der Übersetzung des Matthäusevangeliums. Die zuverlässigsten Wagandachristen halfen ihm tapfer dabei, die klarsten Ausdrücke für ihre Sprache zu finden. Was fertig war, wurde sofort gedruckt und von der Presse weg verkauft. Der Hunger nach Gottes Wort war zu dieser Zeit so groß, daß eine große Kiste mit Testamenten, die von England geschickt wurden, innerhalb zehn Tagen ausverkauft war.

Mackay ahnte, daß bei dem zunehmenden Einfluß der Araber am Hofe seines Bleibens nicht allzulange mehr sein würde. Nun hatten die Christen doch wenigstens ein ganzes Evangelium in ihrer Sprache in der Hand, um daraus selbst ihre Seelen nähren und stärken zu können, falls sie des Lehrers und Hirten beraubt würden.

In all dieser Arbeit und unter den Ängsten seines für die eingeborenen Christen so besorgten Herzens hatte Mackay noch Zeit und Freudigkeit, sich für andere zu verwenden und Gastfreundschaft zu üben. Zwei berühmte Forscher in der Nähe Ugandas waren damals durch den Mahdistenaufstand völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Mackay verwandte sich für sie beim Könige und erwirkte ihnen in dieser politisch überaus aufgeregten Zeit die seltene Erlaubnis, nach Uganda kommen zu dürfen. Der erste war der russische Reisende Dr. Junker, den Mackay aus der schwierigsten Lage rettete und ihm zum sicheren Geleit nach der Küste verhalf. Der zweite war der in ägyptischen Verwaltungsdiensten stehende und um Afrika so außerordentlich verdienstvolle Deutsche Dr. Schnitzer, bekannt unter dem Namen Emin Pascha, der später (1892) von Arabern ermordet wurde. »Mackay hat«, so berichtet Emin Pascha, »in der großartigsten und selbstlosesten Weise für mich gesorgt. Er hat uns geholfen, obgleich er persönlich dafür büßen mußte, und ist mir ein treuer Freund und Berater gewesen. Als ich völlig mutlos war, haben mich seine Briefe gestützt und aufrecht erhalten und mir frischen Mut zu neuem Handeln eingeflößt. Er hat alles, was er besaß, mit mir geteilt und sich beraubt, um mich mit Geschenken auszurüsten. Möge Gott, in dessen Schutze wir alle stehen, es ihm reichlich vergelten. Ich bin nicht imstande, es zu tun.«

Der Khedive von Ägypten verlieh Mackay auf Emin Paschas Mitteilungen hin den Osmanieorden vierter Klasse. Ein Anerbieten des weithin bekannten Generals Gordon, eine hohe Stellung in seinem Dienste im Sudan anzunehmen, nahm Mackay nicht an. Er zog es vor, seine Arbeit in Afrika in bescheidenerer Weise zu tun.

Fünfzehntes Kapitel.
Zurückgeschlagen.

Mackays Lage wurde immer unhaltbarer. Es war ihm nicht möglich, den unseligen politischen Verdacht, der sich auf ihn wälzte, gänzlich abzuschütteln. Einmal wallte sein Hochlandsblut über, als der König ihm vor versammeltem Hofe zurief: »Oli Mukasa, du bist ein Heuchler!«

»Ich bin kein Heuchler!« fuhr er zornig auf und erwartete dabei einen blutigen Ausgang. Die Sache nahm aber plötzlich eine komische Wendung, als Muanga unvermittelt seine Diener anschrie: »Gebt den Weißen ein paar Kühe, damit sie sich wieder beruhigen!«

Die wachsende Furcht der Machthaber Ugandas vor der Besitznahme ihres Landes durch die weißen »Länderfresser« war nicht unberechtigt. Denn heute hat die Selbstherrlichkeit der afrikanischen »Könige« längst aufgehört. Die Länder, von denen wir in diesem Buche hörten, sind seit zwanzig Jahren Kolonialbesitz von Deutschland und England. Man darf das nicht bedauern, denn die schwarzen Fürsten hatten das Maß ihrer Sünde voll gemacht und ihre Unfähigkeit, menschlich zu regieren, längst erwiesen. Mackay hat sich hierüber mit rücksichtsloser Offenheit ausgesprochen und deshalb manchen Tadel in Europa erfahren. »Wir fordern für uns und unsere schwarzen Brüder das Recht, Gott zu dienen, ohne dem Feuertode als Strafe dafür ausgesetzt zu sein. – Das Recht der Unglücklichen, die in Frieden leben wollen, steht höher als das Recht königlicher Räuber und Mörder. – Daraus, daß zu Neros Zeit keine christliche Macht da war, die dem Blutmenschen in den Arm fallen konnte, um dem Christentum Duldung zu verschaffen, folgt nicht, daß die kleinen Könige Afrikas in derselben Weise wirtschaften dürfen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. – Brutalität und Mord müssen in Gottes Weltall aufhören, denn die Welt ist Gottes und nicht des Teufels. – Afrika soll für die Afrikaner sein, aber Afrika wird niemals durch Afrikaner gerettet werden können. – Eine starke Hand muß gegen Tyrannei und Unterdrückung wirksam werden. Das Wort muß freie Bahn bekommen, daß es laufen und gepriesen werden kann.«

Unter der »starken Hand« verstand Mackay allerdings die sogenannten christlichen Staaten, besonders England. Er hielt die christlichen Völker für berufen, den menschenunwürdigen Zuständen in Afrika, dem Sklavenhandel und der Christenverfolgung, ein Ende zu machen und erhob freimütig seine Stimme, nicht zur gewaltsamen Ausbreitung des Christentums, wie man ihm vorgeworfen, sondern in erster Linie um Beistand und Schutz für die Verfolgten und Unterdrückten. Sein Herz brannte für sein geliebtes Afrika.

Muangas Argwohn gegen Mackay erhielt durch die fortwährenden Einflüsterungen der Araber und durch das Achselzucken eines befragten katholischen Missionars immer neue Nahrung. Als endlich noch die Meldung kam, daß der große Stanley mit einem zahlreichen Gefolge sich Uganda nähere, befürchtete der König seine Bestrafung für die Ermordung des Missionsbischofs und gab Befehl, Mackay solle sofort das Land verlassen. Der Häuptling Nautinde wurde beauftragt, den Ausgewiesenen zu begleiten und den Missionar Gordon, dessen Name dem Könige sehr gefiel, als Ersatz – eigentlich als Geisel – mitzubringen.

So war denn die gefürchtete Stunde des unfreiwilligen Scheidens von dem geliebten Uganda gekommen. Noch einmal versammelte Mackay die Gemeindeältesten um sich und legte ihnen die Sorge für die Herde Christi auf Herz und Gewissen. Noch einmal füllte sich das Haus mit seinen geistlichen Kindern, die mit Tränen von ihrem geliebten Vater Abschied nahmen. Dann verschloß er das Haus, übertrug die Bewachung desselben vier treuen Männern und zog schweren Herzens am 21. Juli 1887 von dannen. Am Hafen besserte er erst das Boot aus und segelte nach Ukumbi am Südende des Sees, wo er Gordon vorfand, der den lobenswerten Mut hatte, mit dem Häuptling zu gehen und den verlassenen Posten in Uganda einzunehmen.

Der vertriebene Held wollte seinem lieben Uganda so nahe als möglich bleiben und schlug deshalb sein Zelt nach verschiedenen Abenteuern in Usambiro im Gebiete eines befreundeten Häuptlings auf. An ein Ausruhen dachte er auch jetzt noch nicht, obwohl er hart mitgenommen war, sondern legte sofort eine neue Missionsstation an. Da galt es monatelang wieder Häuser zu bauen, Gestrüpp auszuroden, Ställe und Schuppen zu bauen, kurz gesagt: Pionierdienste zu tun. Daneben widmete er sich einer Schar von Christen, die aus Uganda zu ihm geflohen waren, und führte sie tiefer in die Schrift ein, um sie später als Evangelisten zurückzusenden.

Die Missionsgesellschaft, der Mackay angehörte, hatte nun mehrere Missionare und einen Bischof in den Uferländern des Niansa. Auch Ashe, unseres Helden treuester Freund, war wieder unter ihnen. Sie versammelten sich denn bei Mackay zu einer Konferenz. Die herrlichen Tage christlicher Gemeinschaft und brüderlicher Beratung wurden aber jäh unterbrochen durch den Tod des Bischofs Parker und des Missionars Blackburn, die ein Fieberanfall plötzlich aus ihrer Mitte riß. Es war nicht daran zu denken, Särge zu machen. Die Gefallenen wurden in Tuch gewickelt und von den weinenden Brüdern in die fremde Erde Afrikas gebettet. Traurig kehrten die Streiter auf ihre einsamen Posten zurück. Einer, Walker, ging nach Uganda zu Gordon, und Ashe blieb bei Mackay. Bald darauf mußte Ashe aber seiner Gesundheit wegen zum zweiten und, ach, zum letzten Male seinen unermüdlichen Kampfgenossen allein lassen und nach der Heimat zurückkehren.

Die Briefe Mackays, welche er in dieser Zeit an seine verheiratete Schwester schrieb, lassen uns einen Blick in seine Gemütsverfassung tun. »Am 21. Juli ist Dir nicht nur ein Sohn, sondern auch ein Bruder neu geschenkt worden. Denn ich durfte an diesem Tage Uganda verlassen, hoffe aber bald wieder dahin zurückzukehren. – Ich hoffe von Herzen, wenn Gott dazu die Kraft gibt, Euch alle zu besuchen, ehe ich wieder über den See nach Uganda gehe. – Seit ich Uganda verlassen habe, ist mir das Gefühl des Daheimseins abhanden gekommen. Doch muß ich wohl eine Weile hier aushalten. – Manchmal übermannen mich Traurigkeit und Schwermut, daß ich weinen muß wie ein Kind, aber die wunderbar tröstenden Psalmen Asaphs machen mein Herz immer wieder froh. – Die Eroberung Afrikas hat schon viele Opfer gekostet, doch jeder Tod bedeutet einen Schritt näher dem Himmel. Das Ziel, das wir im Auge haben, ist des Einsatzes wohl wert. – Sorge, daß Du jedes Jahr einen Mann findest, der sich unserem Werke weiht. Dann können wir Fortschritte machen.«

Es folgen nun ununterbrochen hochwichtige Ereignisse im Leben Mackays und in der Geschichte der ostafrikanischen Mission. Von dem Emin-Entsatzkomitee war für Stanley eine große Menge Waren bei Mackay angekommen. Das stachelte die Habgier der Nachbarhäuptlinge an. Sie erklärten dem Häuptling, in dessen Gebiet Mackay wohnte, den Krieg und versuchten das Missionshaus zu plündern. Drei Tage lang verteidigte Mackay seine kostbaren Besitztümer mit dem Häuptling, der zuletzt seine Feinde in die Flucht schlug. Bald darauf kamen die Missionare Gordon und Walker von Uganda an. Sie sahen ganz zerlumpt und angegriffen aus und erzählten, daß Muanga vom Thron gestoßen sei. Durch seine unsinnige Herrschaft hatte er sich immer mehr Gegner geschafft, selbst die Mohammedaner haßten ihn. Dann faßte er den wahnwitzigen Plan, alle Christen und Araber mit einem Schlage auszurotten. Dazu wollte er sich vorher seiner Leibwache, der er nicht traute, entledigen und schickte sie zu einem Kriegszuge nach einer Insel im See, von der alle wußten, daß sie unbewohnt war. Ihm blind ergebene Fischer sollten der Leibwache nach der Landung die Kähne wegnehmen, damit sie dem Hungertode preisgegeben wären. Der Plan wurde verraten, die Leibwache marschierte zurück und stürzte den König, der nach dem Süden des Sees floh. Sein Bruder Kiwiwa wurde König, aber nur für kurze Zeit. Denn die Mohammedaner kamen ans Ruder, stürzten die alte Ordnung und vertrieben alle Christen. Die beiden evangelischen Missionare flohen auf einem Kahn, erlitten noch Schiffbruch und kamen nach vielen Entbehrungen und Gefahren endlich bei Mackay an, um sich bei ihm auszuweinen und Rat und neuen Mut zu holen.

Nach ihnen konnte Mackay den auch von ihm vielbewunderten Afrikaforscher Stanley in seinem Hause begrüßen und zwanzig Tage beherbergen. Den Eindruck, welchen Stanley von unserem Helden und seinem Werk empfing, hat er im zweiten Bande seines Buches: »Im dunkelsten Afrika«, S. 386 ff. niedergelegt. Es ist ein glänzendes Zeugnis für den Heldencharakter Mackays. Stanley beschreibt das gesunde Aussehen Mackays, schildert seine Kleidung, seine Werkstätten, Werkzeuge und Haustiere. Dann läßt er uns in Mackays Zimmer eintreten, das aus Lehm erbaut und mit Missionsbildern geschmückt ist, zeigt uns die vollen Bücherregale und schildert das Behagen, mit dem er zum ersten Male seit dreißig Monaten wieder wirklichen Kaffee trank und sich hausbackenes Brot und Butter als Gast wohlschmecken ließ. Dann fährt er fort: »Ein bedeutender Schriftsteller hat kürzlich ein Buch geschrieben über einen Mann, der sich lange in Afrika aufgehalten hat. Das Buch ist von Anfang bis zu Ende ein langgezogener Seufzer. Der Verfasser sowohl wie sein Held wären von ihrem Seufzen geheilt worden, nachdem sie einen Blick in Mackays Leben geworfen hätten. Er hatte keine Zeit, unglücklich zu sein, zu jammern und zu seufzen. Gott weiß, daß, wenn irgend ein Mensch Anlaß hat, beim Gedanken an ›Gräber, Würmer und Vergessenheit‹ traurig zu sein und sich vereinsamt zu fühlen, so hatte Mackay alle Ursache dazu, als sein Bischof ermordet, seine Schüler verbrannt, die Christen erwürgt waren und nachdem man seine schwarzen Freunde erschlagen hatte und Muanga auch ihn mit dem Tode bedrohte. Aber der kleine Mann sah mit seinem ruhigen Auge allem gefaßt entgegen und zuckte mit keiner Wimper. Solch einen Mann zu sehen, der zwölf Jahre lang Tag für Tag unermüdlich gearbeitet hat und keine Klage, keinen Seufzer über ›öde Wildnis‹ laut werden läßt, und zu hören, wie er seiner kleinen Herde Gottes Güte am Morgen und Seine Treue am Abend ans Herz legt, verdient es, daß man seinetwegen eine lange Reise unternimmt und neuen Mut und Zufriedenheit aus seiner Nähe schöpft.«

Am herrlichen Ufer des schimmernden Niansa sagten sich die beiden großen Männer Stanley und Mackay Lebewohl und drückten sich zum letztenmal die Hand. Ein ergreifendes Bild! Jener kehrt zurück und eilt europäischen Rednertribünen und königlichen Empfängen zu, dieser wendet sich wiederum dem dunkelsten Afrika und einem Leben voll Selbstverleugnung zu. Während jener als Held des Tages in England begrüßt, gefeiert und bewirtet werden wird, trägt dieser still des heißen Tages Bürde auf einsamem Pfad unter einem wilden Volk! Aber »über ein kleines« und auch Mackays Stunde schlägt, und auch er hat seinen Willkomm und königlichen Empfang, freilich nicht an Höfen und in Palästen und vor Fürsten dieser armen Erde, sondern im Thronsaal des Königs aller Könige, um dort den unverwelklichen Lorbeerkranz und die Palme des Sieges zu empfangen.

Nur noch ein wenig Arbeit, Kampf und Last,
Nur noch ein wenig Tränen, dann die Rast,
Dann Sieg und Herrlichkeit beim lieben Herrn,
O ew'ge Freude, du bist nicht mehr fern!
Bald ist das Erdentagewerk getan.
Welch sel'ge Scharen gingen schon voran!
Am goldnen Tore harret Jesus dein,
Wie köstlich wird der Tag der Heimkehr sein!

Negerhütten in Afrika.

Sechzehntes Kapitel.
Des Helden Tod.

Der Exkönig Muanga wandte sich von seinem Verbannungsort im Viktoria Niansa aus brieflich an Mackay und bat um Hilfe zur Wiedergewinnung seines Thrones. Das bedeutsame Schreiben hat nach dem Eingange folgenden Wortlaut: »... ich, Muanga, bitte Dich, daß Du mir hilfst. Vergiß alles, was geschehen ist. Wir sind jetzt übel daran, aber wenn Ihr, meine Väter, zu mir kommen und mir behilflich sein wollt, mich wieder in mein Königreich einzusetzen, so sollt ihr Freiheit haben, alles zu tun, was ihr wollt. – Früher habe ich Gott nicht gekannt. Jetzt aber kenne ich die Religion Jesu Christi. Denkt daran, daß Kalema (der jetzige König) alle meine Geschwister (nach Landessitte) ermordet hat. Auch meine Kinder hat er ermordet. Herr Mackay, hilf mir! Ich habe keine Kraft mehr, aber wenn Du bei mir bist, werde ich wieder stark sein. Mein Herr, denke nicht, daß, wenn Du Muanga wieder nach Uganda führst, er wieder schlecht sein wird. Wenn ich böse werde, darfst du mich vom Throne werfen. Ich bin aber ganz anders geworden und will jetzt nur Deinem Rate folgen. Ich bin Dein Freund Muanga.«

Ein Jahr später eroberte Muanga mit Hilfe der Christen seinen Thron zurück, schlug die Araber aufs Haupt, verteilte die hohen Staatsämter an die eingeborenen Christen beider Konfessionen und stellte sich unter britische Oberhoheit, um seiner immer noch sehr lose sitzenden Krone mehr Festigkeit zu verleihen. Welche Wendung durch Gottes Fügung!

Mackay, der in Usambiro unterdessen emsig weiterbaute, das Evangelium Johannis in Luganda übersetzte, druckte und versandte, sah dem Umschwung der Dinge mit den Gefühlen eines Landmannes zu, der nach harter Geduldsarbeit seine Saaten in die Halme schießen sieht. Von seiner aufblühenden Station aus sandte er einen Aufruf an die Söhne Englands. Nachdem er einen kurzen Rückblick auf die wundersamen Ereignisse der letzten sechs Jahre gegeben und hervorgehoben hat, daß die bedeutendste und bis vor kurzer Zeit noch tyrannischste Macht in ganz Ostafrika jetzt in Händen von Männern ruht, die sich glücklich preisen, Christen zu sein, wirft er die Frage auf: »Aber ruht die Macht in den Händen des Christentums? Wird eine Nation an einem Tage geboren? Sie ist geboren; aber erst jetzt geboren, befindet sie sich im hilflosesten, kritischsten Zustande.« Dann schildert er, wie die römische Mission mit ihrer Wolfsmilch diesen Säugling nähren und für sich zu erziehen beflissen ist und fragt voll Sorge, ob das christliche England sich nicht ermannen und das neugeborene Kindlein mit reinem Blute nähren und in Zucht und Vermahnung zum Herrn großziehen will. »Soll diese herrliche Gelegenheit versäumt oder für immer verloren sein?«

»Ihr Söhne Englands, hier ist ein Feld für eure Tatkraft. Bringt eure beste Bildung und die größten Talente, hier findet ihr Raum, mit dem Pfunde zu wuchern. Ihr Männer Gottes, die ihr euer Leben der Rettung von Menschenseelen weihen wollt, hier ist das rechte Feld für euch. Nicht um Zahlen für eine Kirche, sondern um verlorene Seelen zu retten und für Jesum zu gewinnen, bitte ich euch ... hierherzukommen, wo das Feld weiß zur Ernte ist. Rom bricht herein mit seinem Seelenfang durch Sakramente, seiner Religion voll Menschensatzung. Wir brauchen Männer, die Christum, den Gekreuzigten und Auferstandenen, predigen. ›Gott ist ein Geist‹, und jeder, der das glaubt, werfe alle Bedenken über Bord und eile zu uns, um dieses Volk zu lehren, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten.

Vergiß dein Volk und deines Vaters Haus,
Dann sehnt der König sich nach deiner Schöne,
Und an der Väter Statt umjubeln dich die Kinder,
Und werden Fürsten auf der weiten Erde!«

Dieser Ausruf voll flammender Begeisterung und leidenschaftlicher Liebe für die unsterblichen Seelen in Uganda ist die letzte Botschaft unseres Helden. Sie trägt das Datum: »Usambiro, 2. Januar 1890« und langte am 24. April desselben Jahres in London an. Kurz vorher aber lief ein Telegramm aus Sansibar ein und meldete den Tod Alexander Mackays. Der elektrische Funke hatte mit der Trauerkunde den Postdampfer mit dem Aufruf um zehn Tage überflügelt.

Die Post brachte aber noch eine andere charakteristische Botschaft Mackays. Von der Missionsgesellschaft war ihm in berechtigter Sorge um seine Gesundheit dringend nahegelegt, zu einem längeren Erholungsurlaub heimzukehren. Mackay erwiderte dem Sekretär unter dem 2. Januar: »Aber wie können Sie mir schreiben: ›Komme heim!‹ Bei diesem schrecklichen Arbeitermangel darf keiner seinen Platz verlassen. Schicken Sie mir zuerst zwanzig Männer, dann komme ich vielleicht und helfe Ihnen die zweiten zwanzig suchen.«

Mackays letzte Tage waren angefüllt mit weitausschauenden Plänen zur »Lösung des afrikanischen Problems«. Unter diesem Titel veröffentlichte er kurz vor seinem Heimgang noch einen meisterhaften Artikel voll missionarischer Weisheit und staatsmännischem Scharfsinn und schrieb darunter: »Fortsetzung folgt.« Es ist aber keine Fortsetzung mehr eingetroffen. Der Tod hatte ihm inzwischen die berufene Feder entwandt.

Einige Tage vor seinem Tode hatte sich Mackay bei der Arbeit an einem Dampfkessel eine Erkältung zugezogen, auf die er aber nicht weiter achtete. Dann half er seinem Mitarbeiter Missionar Deekes, der erst kurze Zeit bei ihm war, gesundheitshalber aber wieder abreisen mußte, eifrig beim Packen. An dem zur Abreise bestimmten Tage lag Mackay aber in so hohem Fieber, daß Deekes die Träger wieder abbestellte und sich vorläufig der Pflege seines Kollegen widmete. Das Malariafieber steigerte sich bedenklich und ließ das Schlimmste befürchten, da keine ärztliche Hilfe zu haben war. Nach vier Tagen, am 8. Februar 1890, abends um 11 Uhr, drückte der erschrockene Missionar dem Helden von Uganda die Augen zu.

Aus Brettern, die der Heimgegangene selbst geschnitten und für ein Boot zugerichtet hatte, wurde ein Sarg gezimmert und die Leiche hineingebettet. Am folgenden Tage, es war ein Tag des Herrn, senkten sie den schmucklosen Sarg am Ufer des Niansa in die afrikanische Erde. Wehklagend um den geliebten Lehrer und Hirten umringten die Wagandachristen die frische Gruft. Missionar Deekes versuchte einen Bibelabschnitt zu lesen, brach aber vor Schwäche und Schmerz zusammen. Dann ermannten sich die Schüler Mackays und sangen: »Laut rühmet Jesu Herrlichkeit!«

Ein weißes Marmorkreuz mit einer arabischen, suahelischen und englischen Inschrift, gestiftet von einer edeln Gräfin, kündet heute den Eingeborenen, daß hier einer ruht, der für sie starb und lieber ein Bote des Kreuzes war als ein König auf dem Thron.

»Eine große Persönlichkeit bemerkt man nicht allein, wenn sie gegenwärtig ist; man wird ihren Wert dann noch mehr inne, wenn die Stelle leer ist, die sie einnahm.« In England wurde der Heimgang Alexander Mackays als ein nationaler Verlust allgemein empfunden und tief betrauert. Die Zeitungen des ganzen Landes brachten anerkennende Leitartikel über ihn, ein Beweis, daß die Welt ab und zu doch noch einen Missionar zu schätzen weiß, wenn er auch nicht auf außergewöhnliche Weise sein Leben verloren hat wie Hannington. Privatbriefe voll Trauer liefen bei dem gebeugten Vater aus allen Gegenden ein, und viele kirchliche Körperschaften sandten besondere Beileidsadressen. Der Anzeiger der Church Missionary Society, der Mackay angehörte, schrieb: »Obwohl wir A. Mackay sehr hoch schätzten, waren wir doch nicht auf das Maß von Teilnahme und Bewunderung gefaßt, welches sein Tod hervorrief. Wir gestehen offen, daß wir nicht wußten, welche hohe Achtung er in der öffentlichen Meinung gewonnen hatte.«

Colonel Grant, einer der beiden Reisenden, die Uganda zuerst kennen lernten, bricht in das Lob aus: »Der Verlust, welcher die Zivilisation in Zentralafrika getroffen, ist nicht leicht wieder wettzumachen. Denn aus zwanzig unter uns könnte man noch nicht einen Mackay machen.« Ein Begleiter Stanleys, der Offizier Jephson, welcher drei Wochen Mackays Gast in Usambiro war, sagt in einem ergreifenden Briefe an den Vater u. a.: »Als eine Handvoll zusammengebrochener, verbitterter Männer kamen wir auf seiner Station an, und dank seiner Güte traten wir die Reise nach der Küste mit frischem Eifer und neuer Liebe zu unserem Werke an. Die einsame Gestalt, die auf dem Kamm des Hügels stand und uns noch Grüße nachwinkte, wird mir immer in Erinnerung bleiben. – Der Name ihres Sohnes ist auf der Liste der großen Männer, die ihr Leben in der furchtlosen Ausübung ihrer Pflicht verloren haben. Die Eingeborenen schienen nur ihn zu lieben und nur ihn zu kennen.«

All diese Lobpreisungen haben freilich vorzugsweise die kulturelle Seite der Arbeit Alexander Mackays im Auge. Es wäre aber ungerecht, seine Missionstat so einseitig aufzufassen. »Ein Mann, der heute mit den Mohammedanern theologische Streitfragen ausfechten muß und furchtlos Christum als Sohn Gottes und der Welt Heiland bekennt und morgen sich damit zufriedengibt, stundenlang Knaben lesen zu lehren und einfache Bibeltexte zu erklären und am dritten Tage geduldig die Worte des Lebens in eine Sprache übersetzt, die keine Sprachlehre noch Wörterbuch hat – solch ein Mann war kein gewöhnlicher Missionar«, ist mehr als ein Industriemissionar, ist ein Apostel Jesu Christi! Sein treuster Freund und Waffengefährte, der Missionar Ashe, sagt von Mackay, daß er zu den Wenigen gehörte, welche furchtlos vorwärtsblicken und auf uns den Eindruck machen, als ob sie das Antlitz des lebendigen Gottes sähen. Nie sei er an einem Menschen oder einer Sache verzweifelt, ein Mann, auf den man bauen konnte. Vierzehn Jahre hat er in Afrika ausgehalten, vierzehn Jahre voll Widerspruch, Gefahr, Fieber, Herzeleid, Enttäuschung – und bei alledem sei er fest und unbeweglich geblieben in dem Werk des Herrn. Er habe an seinem Leben und seiner geduldigen Liebe gesehen, daß ein frommer Mensch eine wunderbare Höhe der Christusähnlichkeit erreichen kann. »Mackay war ein demütiger, reiner, hochherziger Mann – mit einem Wort: ein großer Missionar!«

Wir legen diesen Immortellenkranz im Geiste auf jenes einsame Grab mit dem kleinen Marmorkreuz unter den Palmen Ostafrikas und geloben, uns für das Große so zu begeistern und im Kleinen so treu zu sein, wie Alexander Mackay, der Held von Uganda, es war. Wir wissen, daß er zu denen zählt, die ihre Kränze und Kronen vor dem Throne Gottes und des Lammes niederlegen, und sprechen: »Herr, Du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft. Denn Du hast alle Dinge erschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.«

Wir dürfen aber von dem einsamen Kreuze nicht scheiden, ohne noch einen flüchtigen Blick auf die Hügel und Hütten Ugandas zu werfen. Mackay hat nicht mehr erlebt den traurigen Bürgerkrieg zwischen katholischen und evangelischen Christen, zwischen seinen geistlichen Kindern und denen des Pater Lourdel, in dem die Römischen als Anstifter unterlagen; nicht mehr erlebt die gewaltige Bewegung zum Evangelium, die in der Missionsgeschichte beispiellos dasteht. Er sah nicht mehr das Gotteshaus in der Hauptstadt mit den viertausend Sitzplätzen und die heilshungrigen Scharen den Missionaren die Häuser stürmen, wenn eine Kiste mit Bibeln angekommen war. Er sah nicht mehr, was unsere Augen sehen: das einst so blutgetränkte Uganda überzogen mit einem Netz von Missionsstationen, mit Kapellen und Schulen und einer Schar eingeborener Evangelisten.

In den letzten fünf Jahren hat die Mission Mackays 35 000 meist erwachsene Heiden in Uganda getauft. Die Gemeinde, welche Mackay 1882 mit fünf Wagandaknaben gründete, vier Jahre später fast hundert Blutzeugen zählte und 1887 einer zerstreuten und hirtenlosen Herde glich, in die der Wolf gefahren ist, diese Gemeinde umfaßt heute mehr als 60 000 Glieder, hat neben den englischen Missionaren dreißig eingeborene, ordinierte Pastoren und 2500 sonstige Lehrer und Gehilfen, die, soweit sie besoldet sind, von der Wagandakirche unterhalten werden. In den zahlreichen Schulen werden jetzt über 32 000 Kinder unterrichtet, und der jährliche Zuwachs beträgt 670 Schüler.

Das hat Mackay alles nicht mehr hören und sehen können, und doch ist es der Baum, den er einst im Glauben gepflanzt und mit aufopfernder Geduld und Hoffnung bis an sein Ende gepflegt hat. Weil er den Brunnen so tief grub, springt heute das Wunderwasser so hoch. »Er war gesetzt, Frucht zu bringen und eine Frucht, die da bleibe« und hat sich den hohen Titel, den ihm dankbar die Nachwelt gibt, zur Ehre seines Meisters wohl verdient.

Verdrängt, verjagt, besiegt und ausgefegt
Und doch ein Held, der ewig Palmen trägt!

Das ist Alexander Mackay. Möge sein Andenken neue Gnade auf uns bringen!


Verlag von J. G. Oncken Nachfolger, G. m. b. H., Cassel

Im gleichen Verlage erschienen folgende Bände der

Jugendheimbibliothek

(die mit K. bezeichneten eignen sich für Knaben, die mit M. für Mädchen):

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Nr. 31. Samoset, der Indianerhäuptling. Mit 2 Illustrationen. Mk. 5.–.

Nr. 32. Der kleine Graf oder: Weißer als Schnee. Mit 1 Illustration. (Zurzeit vergriffen.) Mk. 5.–.

Nr. 33. Der mißglückte Versuch oder: Aus Gnaden selig. Mit 1 Illustration. Mk. 5.–.

Nr. 34. Der gelöste Bann. Mit 1 Illustration. Mk. 5.–.

Nr. 35. Weltklugheit oder Glaubenseinfalt? Mit 1 Illustration. Mk. 5.–.

Nr. 51. Kees oder: Die Freude, ein Mensch zu sein. Mk. 5.–.

Nr. 52. Stephans und Minnies Weihnachtsfreude und andere Erzählungen. Von Lu v. Sell. M. Mk. 5.–.

Nr. 53. Elschens Schützling und andere Erzählungen. Von A. v. Scholte. M. Mk. 5.–.

Nr. 54. Jung-Stilling oder: Wie Gott aus einem armen Schneiderlehrling einen berühmten Augenarzt machte. Von K. Traub. K. Mk. 5.–.

Nr. 61. Jugendliche Helden. K. Mk. 5.–.

Mk. 6.–.

Nr. 6. Evangeline. Frei nach dem Englischen aus »Onkel Toms Hütte«. Von Anna Steen. 9. Auflage. 5 Illustrationen. M. Mk. 6.–.

Nr. 14. Benzonis Kinder. Von Jessie Armstrong. Übersetzung von A. Steen. Mk. 6.–.

Nr. 19. Fritz, der Schiffsjunge, und was aus ihm geworden ist. K. Mk. 6.–.

Nr. 22. Von der Blockhütte zum Palast. Spannende Lebensbeschreibung für die reifere Jugend. Mit 7 Illustrationen. K. Mk. 6.–.

Nr. 23. Vom Weberlehrling zum Afrikaforscher. Das Leben des Missionars David Livingstone. Mit 9 Illustrationen. K. Mk. 6.–.

Nr. 25. Durch ein Lied gewonnen. Mit 2 Illustrationen. M. Mk. 6.–.

Nr. 26. Tapfere Taten jugendlicher Helden. Mit 18 Illustrationen. K. Mk. 6.–.

Nr. 28. Peter Hink. Gregor mit dem Leierkasten. Mit 3 Illustrationen. K. Mk. 6.–.

Nr. 30. Eine gefangene Nachtigall. Mit 3 Illustrationen. M. Mk. 6.–.

Nr. 36. Hans Friedleins Myrtenstöcklein. Mit 2 Illustr. K. Mk. 6.–.

Nr. 37. Des alten Fischers Fund. Mit 3 Illustrationen. K. Mk. 6.–.

Nr. 38. Adlersfluq. Eine Erzählung für die reifere Jugend. Von M. v. Panitza. Mit 2 Illustrationen. K. Mk. 6.–.

Nr. 40. Heini von Ganten. Aus dem Leben eines Waisenknaben. Mk. 6.–.

Nr. 41. Erwin, der Missionarssohn. Erzählung für jung und alt. Von Klara Düsterhoff. Mk. 6.–.

Nr. 42. Lieschens Hauptmann. Eine Erzählung für jung und alt. Von Emmy v. Feilitzsch. Mk. 6.–.

Nr. 43. Gold und Weihrauch. Zwei Erzählungen für Mädchen. M. Mk. 6.–.

Nr. 44. Einspännerchen. Aus dem Französischen. Eine Geschichte für Mädchen. M. Mk. 6.–.

Nr. 45. In der Sturmflut des Lebens. Von M. v. Panitza. Mk. 6.–.

Nr. 46. Die Kronenhofjugend. Von E. v. Feilitzsch. Mk. 6.–.

Nr. 47. Fridtjof Nansen, der kühne Nordpolfahrer. Von Dr. J. A. Bain. Mit vielen Bildern. K. Mk. 6.–.

Nr. 48. Carmio, der kleine Mexikaner in indianischer Gefangenschaft. K. Mk. 6.–.

Nr. 49. Engelein-lieb und ihr Freund von der Gasse. M. Mk. 6.–.

Nr. 50. Der Pflegebruder. Von H. Machwürth. Für reifere Knaben. K. Mk. 6.–.

Nr. 55. Häkchen, welche früh sich krümmen. Zehn Geschichten für die liebe Jugend. Von Karl Traub. Mk. 6.–.

Nr. 56. Der Zigeunerfriedl und andere Geschichten. Fünf Erzählungen für Kinder. Von Karl Traub. Mk. 6.–.

Nr. 57. Kinderleben in den Bergen. Zwei Erzählungen von M. Gerner. Mk. 6.–.

Nr. 58. Klein Hindenburg im Dörfchen. Eine Erzählung für die Jugend. Von Maria Gerner. Mk. 6.–.

Nr. 59. Heinz Lichtwergs Kriegserlebnisse und: Molly. Zwei Kindergeschichten. Von Dörthe Kögel. Mk. 6.–.

Nr. 60. Wundersame Wege. Erzählung von E. v. Feilitzsch. M. Mk. 6.–.

Nr. 62. Ein Sprößling der alten Seekönige. Eine Erzählung von Anna Steen. K. Mk. 6.–.

Nr. 63. Heini und seine Lehrerin. Eine Geschichte aus den Schweizer Bergen. Von Maria Gerner. K. Mk. 6.–.

Druck von J. G. Oncken Nachfolger, G. m. b. H., Cassel.


Hinweise zur Transkription

Das Originalbuch ist in Frakturschrift gedruckt. Textanteile, die in Antiqua-Schrift gedruckt wurden, sind jeweils markiert.

Illustrationen wurden an Kapitelenden verschoben, ein ganzseitiges Portrait hinter die Titelseite. Ornamente wurden nicht wiedergegeben.

Der Text des Originalbuches wurde grundsätzlich beibehalten, mit folgenden Ausnahmen:

Seite 39:
"den" geändert in "dem"
(Dann kehrte Smith nach dem See zu O'Neill zurück)

Seite 96:
"." eingefügt
(ist unser schlimmster Feind. Dieser Brief wird vielleicht aufgefangen)

Seite 109:
"be-beruhigen" geändert in "beruhigen"
(ein paar Kühe, damit sie sich wieder beruhigen)







End of the Project Gutenberg EBook of Der Held von Uganda, by Carl Schneider

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER HELD VON UGANDA ***

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Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Its 501(c)(3) letter is posted at
http://pglaf.org/fundraising.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at
809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
business@pglaf.org.  Email contact links and up to date contact
information can be found at the Foundation's web site and official
page at http://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     gbnewby@pglaf.org


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
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considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
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where we have not received written confirmation of compliance.  To
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particular state visit http://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
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methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations.
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Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
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