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ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

Dreizehnter Band.

Jahrgang 1866.

Nürnberg, im Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums.


Redaction des Anzeigers.

August Essenwein, I. Vorstand des germanischen Museums.

Georg Karl Frommann, Dr. philos., II. Vorstand und Vorstand der Bibliothek.

August v. Eye, Dr. philos., Vorstand der Kunst- und Alterthumssammlung.

Beiträge
zu vorliegendem Bande haben geliefert:


[S. 1]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

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Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 1.

Januar.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Der „fränkische Krieg“.

Mitgetheilt von Jos. Baader, kgl. Archivconservator, in Nürnberg.

Das Schloſs Absberg, 2 Stunden von Gunzenhausen entfernt, war einst der Sitz der mächtigen und angesehenen Adelsfamilie von Absberg, die schon im 10. Jahrhundert in den Urkunden genannt wird. Muth, Tapferkeit und kriegerischer Unternehmungsgeist zeichnete alle Mitglieder dieses Hauses aus; aber nicht immer nahmen sie es genau mit Mein und Dein, so daſs Absberg schon in alter Zeit als Raubnest verrufen war.

Eine traurige Berühmtheit erlangte in dieser Beziehung namentlich Hanns Thomas von Absberg, der Sohn des Ritters Hanns Georg von Absberg. Es gab kaum eine Fehde, an der er sich nicht betheiligte. Als Hanns von Geislingen und Götz von Berlichingen in den Jahren 1507 bis 1512 Nürnberg, Augsburg und andere Reichſstädte befehdeten, war Hanns Thomas einer ihrer eifrigsten Helfershelfer. Er zeichnete sich besonders durch seine Grausamkeit aus, indem er den gefangenen Städtern nicht selten die Hände oder Finger abhieb. Im Jahre 1512 nahm er Anton Tetzel den Jüngern und Anton Hornung, beide von Nürnberg, auf freier Landstraſse gefangen. Wegen dieser landfriedenbrüchigen Handlung wurde er von Kaiser Maximilian in die Acht gethan.

Später banden er und sein Vater mit den Grafen von Oettingen an. In dieser Fehde — es war im Jahre 1520 — warb Hanns Thomas unter andern gegen 50 gereisige Pferde. Mit diesen legte er sich in einen Hinterhalt, um den Grafen Joachim von Oettingen niederzuwerfen. Dieser befand sich nämlich auf dem Bundestage zu Augsburg. Im Heimreiten [S. 2] wurde er nicht weit von Donauwörth von Hanns Thomas angerennt, niedergeworfen, beraubt und auf den Tod verwundet, so daſs er kurz hernach seinen Geist aufgab. Des Absbergers vorzüglichste Helfer bei dieser That waren Cuntz von Rosenberg und Christoph Marschalk von Pappenheim. Der Kaiser sprach Acht und Aberacht gegen sie aus, und Georg Truchseſs zu Waldburg erhielt von ihm den Befehl, ihre Schlösser Absberg, Enkering und Waldmannshofen wegzunehmen. Das geschah, und Hanns Thomas glaubte, die über ihn verhängte Acht und die Wegnahme der Schlösser sei das Werk des Schwäbischen Bundes und der Reichsstädte, bevorab Nürnbergs. Er schwor, sich an ihnen zu rächen, und floh dann nach Böhmen. Hier fand er bei seinen Standesgenossen die beste Aufnahme und alle mögliche Unterstützung. Auch unter dem bambergischen und markgräflichen Adel auf dem Gebirge und im Voigtlande hatte er zahlreiche Freunde. Mit Hilfe derselben überfiel er die Angehörigen der Grafen von Oettingen, des Schwäbischen Bundes und insbesondere der Reichsstädte, die er auf die Burgen seiner Genossen schleppte und um hohes Geld schatzte. Die Schlösser der Familien Aufseſs, Sparneck, Gutenberg, Schott, Giech und vieler anderer standen ihm zu jeder Zeit offen, wenn er sich von seinen Raubzügen in schneller Flucht zurückzog und Gefangene mit sich schleppte. Manche Mitglieder dieser Familien thaten ihm dabei Reitersdienste. Auch am Rhein und Main, und überhaupt in ganz Franken hatte Hanns Thomas zahlreiche Anhänger und Helfer, von denen wir hier nur die von Thüngen — ein fehdelustiges Geschlecht — nennen wollen. Sein vorzüglichstes und ein gefürchtetes Werkzeug, namentlich wenn es an’s Händeabhauen gieng, war sein Knecht Veit Scharpf.

[S. 3]

Hanns Thomas verschonte Niemand, selbst nicht des Kaisers Diener. Nachdem er den Weigand von Thunhaim, einen Edelmann, Johann Lucas, Verweser des Schatzmeisteramts, und den Sohn des Dr. Gregorius Lamparter, als sie vom Reichstag zu Worms nach Augsburg reiten wollten, am Knütlinger Steig niedergeworfen und mit sich fortgeschleppt hatte, fieng, verwundete oder tödtete er im Jahre 1522 in der Gegend von Laber und Dietfurt und zwischen Bayreuth und Pottenstein noch mehrere Bürger von Augsburg, Nürnberg und St. Gallen. Mehreren derselben, unter Andern auch dem Dr. Leupolt Jorian von Wien, schlug er die rechte Hand ab. Einige dieser Hände schickte er an den Rath zu Nürnberg, mit dem Gruſs: „Der Absberger habe noch ein Schwert, und an diesem müsse sich der Rath die Zähne ausbeiſsen.“

Diese Thaten des Absbergers verbreiteten groſsen Schrecken unter den Reichsstädten und bei ihren Bürgern und Kaufleuten. Um diesen Greueln ein Ende zu machen, beschloſs der Schwäbische Bund im J. 1523, den Grafen von Oettingen und den Reichsstädten Bundeshilfe zu leisten und mit dem bündischen Kriegsvolke die Schlösser des Hanns Thomas und seiner adelichen Helfershelfer zu brechen und unschädlich zu machen. Es ist dieses der sogenannte „Fränkische Krieg“ dessen Beschreibung wir hier nach einer gleichzeitigen Handschrift mittheilen:

Hernachuolgt der Frannckisch krieg vnd welcher gestalt den grauen von Oettingen bey haubtleuten vnd räten des Schwäbischen bundts die hilff wider Hannsen Thoman von Abtsperg, seine helffer vnd vnterschlaipffer erkannth, voltzogen, vnd was auff derhalben fürgenomen heertzug gegen ain yeden derselben vehduerwannten, auch derselben schlos vnd guetern gehanndelt vnd ausgericht ist:

Erstlich das den grauen von Oettingen alls bundsverwannten wider Hannsen Thoman von Abtsperg, deſselben helffer, ennthalter, vnferschlaipfer, etzer, trenncker vnd fürschieber, auch derselben heuser vnd gueter nach vermög der bundtsainigung soll geholffen werden mit der ainfachen vnd ganntzen hilff der bundtsstennde, nemlich mit tausend pferden vnd zehentausend fuesknechten sambt einem notturfftigen geschütz, zu prechung der schloſser vnd einem solchen heerzug tuglich, wie dann derhalb ein anschlag vff alle bundtsstennde nach irer vnd eins yeden stannds gepüraus zu vnterhaltung deſselben kriegsvolcks vnd geschütz gerechent vnd gemacht ist.

Zu solcher bünttischen hilff vnd dem kriegsvolck haben ain erber rate diser löblichen statt[A], alls in diser mutwilligen vehde für annder bundsstennde hoch vergeweltigt vnd beschwert, den stennden des Schwäbischen bundts vff ir pittlich ersuchen vnd derselben stennde costen vnd schaden neben irem zeugmaister Matern Herder dargelihen das geschütz sambt seiner zugehöre, nemlich 2 scharpfmetzen, die 70 Pfund , 2 quartaunen, die 40 Pfund , 2 nachtgallen, die 4 Pfund , 4 notschlangen, die 20 Pfund ,[S. 4] 6 veltschlangen, die 8 Pfund , 6 halbschlangen, die 5 Pfund eysen schieſsen, 60 hacken mit iren pocken. Zu solchem geschütz sindt noch ettliche stuckhpüxen, alls singerin und quartaunen von andern Bundtsstennden dargelihen vnd für den Ottenwaldt gefürt worden.

Vnd zuvor ee man solche hilff mit der tat fürgenomen, haben die bundtsrete alle diejenigen, so durch warhafft glaublich ansagen vnd erfarung angetzaigt vnd Hannsen Thomans von Abtsperg vehde taylhaftig gewest, zu der purgation vff den bundtstag, Jubilate zu Nordlingen Anno 1523 gehalten, erfordert, die zum tayl erschienen sindt, denselben gehorsamen ist ein artickel, darauf sy sich purgiren sollen, fürgehalten wie hernach volgt:

Artickel des aydes der purgation: Ein yeder soll schweren, das er Hannsen Thoman von Abtsberg, Cuntzen von Rosenberg, Cristoffen Marschalch, derselben knechten vnd helffershelffern zu vnd in der vehd oder entleibung, wider und an graue Joachim von Oettingen seligen fürgenomen vnd beganngen, desgleichen wider die bundsstennde, ire verwandten vnd vnterthanen mit erstechen, hendtabhauen vnd anderer beschedigung vnd wege weder durch sich selbs, seine Diener oder verwandten nit gefärlich, sunder allein der gestalt und mainung, wie anheut durch ine angetzaigt ist, geraten, geholffen, gedient, behaust, gehoft, geetzt, getrenckt, enthalten oder ainichen fürschub gethan oder solchs alles samentlich oder sunderlich zu beschehen verschafft oder gestattet habe. Zu dem ist ainem yeden nach gelegenhait seiner verhandlung, damit er besagt, ein sundrer artickel fürgehalten, darvff er sich hat purgiern müſsen.

Hernach uolgen die namen der vom adel, so sich mit dem aide gerainiget haben: Herr Cunrat Schott vff Streitberg, Herr Zeisloff von Rosenberg, Herr Martin von Wildenstain, Sigmund von Wirsberg, rittere, Nickel Herdegen zum Kulm, Peter von Waldenrot, ambtman zu Pairreut, Albrecht von Alatzhaim.

Item, welche auch erfordert, erschienen, sich gern purgiert hetten, den es abgeschlagen: Jorg von Embs, pfleger zu Osternoe, Wilhalm von Felberg, Philips von Perlichingen der elter, Wolff von Perlichingen, sein bruder, Philips von Masbach daselbst, Lorentz von Plaſsenburg, Cristoff von Sparneck, Wolff von Sparneck, Gatt von Sparneck, Sebastian von Sparneck, Hector von Guttenberg, Achatz von Guttenberg, Philips von Guttenberg [alle] zu Guttenberg, Wilhelm von Felberg, Panngratz von Aufsess.

Item welche erfordert vnd nit erschynen sindt: Martin Sützel zu Balbach, Hanns Jorg von Thüngen zum Reuſsenberg, Rued Sützel zu Balbach, Franntz von Alatzhaim, Rued von Alatzhaim, Wolff von Alatzhaim, Wolff Heinrich von Aufseſs zu Truppach, Jorg Wolff von Gich zum Krügelstain, Hanns Jorg von Aschhausen.

Item so sind dise hernachbenanten vom adel allererst im antzug des büntischen kriegsvolcks für die bundsräte, so dem heer stättigs in der nehen nachgefolgt, zu der purgation erfordert,[S. 5] die sich auch purgirt haben: Eustachius von Thüngen, Caspar von Thüngen, Jorg von Thüngen [alle] vffm Reuſsenberg, Diether von Gemingen, Jorg vom Hirschhorn, Weyrich von Gemingen, Hanns Dürrigel zum Rigelstain, Bernhart Goller, Heintz von Lüchau zum Hartlas. Albrecht von Wirsberg hat geschriben, er lige tötlich krannck. Sopald sein sach pesser werde, woll er für die bundsrete komen und sich purgiren.

Auff solch der bundsräte erfordern derer, so sich purgiert vnd, wie vorgemelt, Hannsen Thomans von Abtspergs vehd vnd pösen handlung verwant vnd glaubhaftig angetzaigt gewest, sind dieselben vff den aide, den yder mit erhaben fingern zu Gott vnd den heyligen schweren mueſsen vnd geschworen haben, gefreyt vnd diser zeit v̈berzugs gesichert, wiewol man es genntzlich darfür acht, das dieselben ire aide mit der warhait vnd mit Gott nit haben thun mügen, sunder mer iren muetwillen gepraucht, wie dann die anndern Hannsen Thomans vehduerwanten vom adel an vil ortten offenlich gesagt vnd bekannt, das die, so sich mit dem aide gerainiget, in diser vehd mer dann ander haben Hansen Thoman von Abtsperg geraten, geholffen, vntergeschlaipft vnd sunst alle hilff erzaigt, auch darauf von etlichen vom adl ires mainaids halb gescholten sindt.

Vom anzug des kriegsuolckhs vnd wer zu oberstem veldthaubtman vnd kriegsräten gebraucht ist: Nachmals vff volendung der purgation der besagten Hansen Thomans von Abtsperg vehduerwanten ist das kriegsvolckh zu roſs vnd fues, deſsgleichen auch das geschütz vnd desselben zugehöer am montag den fünffzehenden tag des monats Juny Anno &c. 1523 zu Dinkelspühel alles ankomen vnd vff Dinstag den sechzehenden Juny von Dinkelspühel aus dem negsten gegen Poxberg[B] getzogen.

In solchem zuge ist von haubtleuten vnd räten des schwebischen bunds zu einem obersten velthaubtman aufgeworffen vnd gebraucht Herr Jörg Truchsäss zu Walburg vnd herr zu Wolfeckh &c., vnd zu einem haubtman v̈ber den raisigen zeug Herr Rudolf von Ehingen, ritter, vnd v̈ber das fuesfolckh zu haubtman Jacob von Wernau, ein edlman. Denselben dreyen haubtleuten sind von den stennden des bunds noch vier kriegsräte zugeordent, nemlich Herr Sebastian vom Losenstain, bairischer haubtman, Burckhart Marschalck von Pappenhaim, Wolff Böhmer, Nürmbergischer haubtman, vnd N. Dornsperger, burgermaister von V̈berlingen, also das von wegen der churfürsten vnd fürsten des schwäbischen bunds auff disem zug gewest ist Herr Sebastian vom Losenstain vnd Herr Rudolf von Ehingen, ritter, von wegen der grauen vnd prelaten vnd der ritterschafft Burckhart Marschalck von Pappenhaim vnd Jacob von Wernau, vnd dann von wegen der stett Wolff Böhmer vnd N. Dornsperger von V̈berlingen, alle obgenannt. Dieselben haben neben Herr Jorgen Truchsassen alls obersten veldthaubt[S. 6]man vermög irer instruction alle Handlung dises kriegs ausrichten sollen.

Instruction von gemainer versamlung des bunds, neben andern meinem gnedigen herrn, herrn Jörgen Truchsässen, freyherrn zu Walburg, alls oberstem veldthaubtmans in dem öttingischen zug gegeben, für wene er ziehen vnd wie er sich mit den schloſsen vnd heusern, so er die erobert, vnd iren zugehörigen guetern vnd sunst halten soll: Item es soll von ime zum ersten für Boxberg gezogen vnd daſselb schloss, so es gewunen vnd erobert wurd, verprennt zerriſsen vnd eingeebent, vnd die gueter zu gemeins bunds handen genomen werden.

Item er soll Wilhalmen von Felbergs tayl erfordern, souil er im Velberg[C] hat, vnd, so ime die von Felberg, gebrüder vnd vettern, nit aufthun vnd ine zu angezaigtem teyl laſsen wolten, sich alsdann für Velberg schlahen vnd legern vnd vntersteen, daſselbig schloſs Velberg zuerobern, vnd so das beschicht, domit wie mit Poxberg handln. So aber die von Felberg ime aufthuen vnd Wilhalms tayl einantworten, so soll gemelter tayl allein ausgebrennt, abgeprochen vnd zerriſsen, vnd den andern Felbergern iren tayl zuretten vergunt, zudem sollen auch alle güter, Wilhalmen von Felberg zugehörig, wo er die hat, ein vnd zu des bunds handen genomen werden.

Item er soll Cuntzen von Rosenberg seine schloſser vnd heuser, nemlich Gnetza, Waltmanshouen vnd Vttenhouen[D] alle drey vnd yedes innsonnder verprennen vnd in grundt zerreiſsen vnd die zugehörigen Dörffer, flecken vnd gueter in gemains bunds pflichten vnd hannden einnemen, vnd sunderlich Waltmanshouen den flecken vmb die vngehorsam, ime dem obersten veldthaubtman erzaiget, plündern vnd pranntschatzen.

Item er soll den Abtsperg auch ausprennen vnd zu grundt zerreiſsen vnd sein zugehörende güter wie anndere zu gemains bunds hannden vnd pflicht einnemen.

Item das schloſs Aschhausen,[E] Jorgen von Aschhausen zugehörig, erobern vnd alsdann daſselb wie die andern verprennen vnd abthun, vnd seine zugehorende Dörffer vnd güter in gemains bunds hannden vnd pflicht nemen.

Item dergleichen mit dem schloſs Damersheim[F] handln, aber die gueter doselbst den kinden eingeben.

Item er soll auch Rueden Sützel seinen tayl an Balbach[G] ausbrennen vnd gar zerschlaipfen, vnd seine gueter, wie oblaut, in gemains bunds handen einnemen.

Item vnd in gleichem fall mit Franntz Rüden tayl an Wachbach[H] hanndln.

[S. 7]

Item yemandts verordnen, Emkering,[I] das Herr Asmus von Abtsperg ist, mitsambt seiner zugehörigen oberkeit, alls zollen, forst vnd glait &c., in des bunds hannden und namen einzunemen, das einkomen aigentlich zuerkundigen vnd darüber einen ambtman zusetzen, vnd der frauen iren widem allain dauon verfolgen zulassen.

Item er soll denen von Pappenhaim vnd innhaber Pappenheim schreiben vnd sy dohin vermögen, gemainem bundt Cristoff Marschalcks tayl an Pappenhaim vnd was ime sunst für gülten doselbst zustee, einzuantworten vnd sich zuuerschreiben, dem bundt domit zugewarten vnd öffnung deſselben tails zugeben vnd Cristoffen Marschalck nimer einzulaſsen, vnd so sy das thun, domit genügig zusein. Wo aber die Marschalck sich dess widersetzten, so soll für Pappenheim getzogen vnd dagegen wie gegen andern schloſsen gehandlt werden.

Zu dem, wie verlaut, die von Dietfurt[J] vmb ires zusehens willen vnd das sy gestatt vnd gar nichts dartzu gethan haben, das der bündischen verwandten bey inen erbarmlich vnd vnrechtlich erstochen vnd entleibt worden sind, zuplündern vnd zuprantschatzen.

Item vnd nachdem für den Reuſsenberg[K] zuziehen, denselben zuerobern vnd domit, auch seinen zugehörigen Dörffern vnd guetern fürzugeen vnd zuhandln verlaſsen, ist doch nachmals vff das anbringen, meins gnedigen Herrn von Würtzburgs halben beschehen, beratschlaget, sodern die von Thüngen, die vorausganngen citation nit wollen wiſsen haben, nochmals erscheinen, so wolle gemaine versamblung ir verantworttung hören vnd vernemen vnd furter darin ir gelegenhait hanndln, vnd so sy, die von Thüngen, zu der purgation gelassen werden, dasselb dem obersten veldthaubtman sambt gemainer versamblung anzaigen. So sy aber nit erscheinen vnd dem obersten veldthaubtman nichts zuwiſsen gethan wurde, so soll sich der oberst veldthaubtman auch darfür ziehen, vnd so er dene erobert, dem Reussenberg wie andern schloſsen mit verprennen vnd zerreiſsen, auch einnemung seiner zugehörigen güter thun vnd sich daran nichts verhindern laſsen.

Gebirge[L]: Item angetzaigter oberster veldthaubtman soll Hector, Achatzen vnd Philipsen von Guttenberg ire schlosser, Alt- vnd Neuguttenberg, einnemen, die verprennen vnd zu grunde zerreiſsen vnd abthun, vnd ir zugehorende güter in gemains bunds handen ziehen, doch des jungen Jorgen tayl vnd güter souil möglich verschonen.

[S. 8]

Item vnd dergestalt gegen Kottnau dem schloſs, denen von Guttenberg zugehörig, zuhandln.

Item er soll auch Wolff Hainrichen von Aufsess zu Truppach v̈berziehen, sein schloſs einnemen vnd mit demselben vnd seinen zugehörigen gütern gleich wie mit Alt- vnd Neuguttenberg handlen, das verprennen vnd abthun vnd die zugehorende güter in des bunds handen vnd pflichten nemen.

Item dergleichen gegen Jorg Wolf von Gich zum Krügelstain, seinem schloſs vnd seinen gütern zuhandln.

Item vnd nit minder gegen Waltstain, Oprod, Gattendorff, Sparneck vnd Weisdorff den schloſsen, denen von Sparneck zugehorig, fürnemen, die alle erreiſsen, verprennen vnd gar abwegk thun vnd ir zugehorende gueter in gemains bunds handen ziehen vnd verpflichten.

Item auch gegen Perlshaim[M], Jorgen von Embs zugehorig, obgemelter mas vnd gestalt handln.

Item nach Sebastian von Gich vnd Wolffen von Streitberg, die Hannsen Thoman von Abtsperg hilfflich gewest sein, sollen im zug von dem obersten veldthaubtman gefragt vnd [wann] sy erfarn, sollen dieselben zwen von ime dem obersten veldthaubtmann vnd den kriegsräten zu der purgation erfordert vnd gegen inen vnd iren gütern nach begegneten Dingen gehanndelt werden.

Item wiewol von gemainer bundsuersamlung Pangratz von Aufses zum Freyenfels nit zu der Purgation gelaſsen ist, doch aus vrsach vnd svnderlich vff meins gnedigen herrn von Bamberg fürbitt, von seinendwegen beschehen, zugelaſsen, so sich derselb Pangratz für sich vnd sein erben gegen gemainen bundsstenden notturfftiglich verschreibt, das er Hans Thomans von Abtspergs vehd aus vnd alslang die weret, denselben Hans Thoman, Cristoffen Marschalken, ire anhenger vnd hellfer vnd ander des bunds widerwerttige wiſsentlich nit enthalten, hausen, hofen, etzen, trencken noch fürschieben, auch die zeitlanng für sich selbs mit der tat wider die bundsstennde sament oder sunderlich nit sein noch thun wöll, soll er von gemainen bundsstenden v̈berzugs vnd beschedigung vertragen vnd gesichert sein.

Aber die nachgemelten sollen, so man im antzug ist, für die versamblung des bunds zu der purgation erfordert [werden], vnd wo sy sich nit purgiren oder so sy zu der purgation nit gelaſsen, so soll gegen iren schloſsern vnd gütern wie gegen andern gehandlt werden:

Item alle Inhaber des schloſs Thüngen, item Diettrich von Gemmingen zu Guttenberg, Vlrich von Gemmingen zu Michelfeldt, Bernhart Goller, Jorg vom Hirschhorn, Bastian von Helmstat zu Eſsclingen, Hanns Dürrigel zum Rigelstain, Albrecht von Wirsberg zu Selbitz.

Item der oberst veldthaubtman soll die innhaber zum Strit[N] erfragen laſsen vnd die darnach dem bundt antzaigen.[S. 9] Die sollen alsdann auch citirt vnd erfordert werden. Dann man wais nit, ob es Heintzen von Lüchau zugehört oder nit.

(Fortsetzung folgt.)

Fußnoten:

[A] Nürnberg.

[B] Einige Stunden von Mergentheim entfernt und den von Rosenberg zugehörig.

[C] Einige Stunden von Bocksberg entfernt und zum Rittercanton Odenwald gehörig.

[D] Alle in der Gegend von Uffenheim und Aub gelegen und zum Ritterort Odenwald gehörig.

[E] Ebenfalls in Franken und im Ritterort Odenwald gelegen.

[F] Tagmersheim bei Monheim.

[G] Nicht weit von Mergentheim.

[H] Bei Mergentheim.

[I] Bei Kipfenberg.

[J] An der Altmühl. Hier wurde dem Dr. Jorian von Wien die Hand abgehauen und sein Fuhrmann sowie der augsburgische Bote, Namens Jorg Santwerfer, erstochen, ohne daſs die von Dietfurt den Thätern Einhalt thaten oder nacheilten.

[K] Den von Thüngen im Ritterort Rhön-Werra zuständig.

[L] Unter dieser Bezeichnung versteht man einen Theil der nachmaligen Markgrafschaft Brandenburg-Culmbach und des bischöflich bambergischen Gebietes. Die nachstehenden Orte gehören zum Gebirge; die meisten liegen im Fichtelgebirge.

[M] Beroldsheim an der Altmühl.

[N] Streit (?), 3 Stunden von Bayreuth.


Hanns Schneider’s Spruch von 1492.

Von Rektor Dr. Lochner, Stadtarchivar, zu Nürnberg.

Zu den schon bekannten gedruckten Sprüchen Hanns Schneider’s: einem auf die Einnahme von Hohenkräen, einem zweiten auf den weitern im Auftrag des Kaisers übernommenen Zug gegen die Raubschlösser, beide aus 1512 und beide in echt vaterländischem Geiste gegen die innere Uneinigkeit der Stände und den räuberischen Adel gerichtet — der zweite besonders in seinen ersten Zeilen ein Zeugniſs, daſs Kaiser Maximilian für die Worte seines „Dichters und Sprechers“ zugänglich war, — dann dem von Erbauung der Stadt Annaberg in Schöttgen und Kreysig’s dipl. Nachlese der Historie von Ober-Sachsen, XI, 77; ferner dem vom Ungehorsam der Venediger (in Hormayr’s Taschenb. 1833, 263 u. bei Soltau, 203), und einem nicht politischen, sondern bürgerlich-satirischen (in Keller’s altdeutsch. Erzähl. 138), — können wir einen, der vielleicht des damaligen römischen Königs Augenmerk zuerst auf ihn richtete und ihm die königliche Gunst zuwendete, hinzufügen. Er ist veranlaſst durch das im Mai 1492 auf dem Lechfeld bei Augsburg unter dem Oberbefehl Markgraf Friedrich’s von Brandenburg zusammengezogene stattliche Reichsherr, welches die Aufgebung Regensburgs von Herzog Albrecht von Bayern nöthigenfalls erzwingen sollte. Glücklicherweise kam es nicht zu diesem Aeuſsersten; Albrecht entsagte seinen Ansprüchen auf die Stadt die sich ihm übrigens freiwillig ergeben hatte, und das Heer gieng, ehe es zum Kampfe kam, auseinander. Nachdem nun der Dichter diesen Anlaſs im Allgemeinen berührt und seine Freude, daſs Regensburg dem Reiche wiedergegeben sei, ausgesprochen hat, ergeht er sich in echt patriotischen Ergüssen für den gerade damals von Frankreich schwergekränkten römischen König Maximilian, dem die bereits per Procura angetraute Fürstin Anna von Bretagne König Karl VIII. von Frankreich mit Gewalt entrissen und seine dem französischen König schon verlobte Tochter Margaretha schmählich wiedergeschickt hatte. Er fordert ihn auf, diese Verachtung zu rächen, die Kurfürsten, die andern Fürsten und den Adel, dann die Kriegsleute aufzubieten, die Priesterschaft Segen und Glück für seine Waffen erflehen zu lassen, und dann das Heer in zwei Theile zu theilen, mit dem einen gegen Frankreich, mit dem andern gegen die Türken zu ziehen. Aus dem Ganzen spricht ein treues und tüchtiges, für das nur durch Einheit zu erreichende Wohl des Vaterlandes warm fühlendes und über die innere Zerrissenheit, wie über die von auſsen angethane Schmach entrüstetes Gemüth. Es läſst sich leicht denken, daſs König Max von dieser Gesinnung sich wohlthuend angesprochen fühlte und dem Dichter den Titel verlieh, unter dem er in Nürnberg erwähnt wird,[S. 10] nämlich „Königlicher Majestät Sprecher“. Die nachfolgende Abschrift ist aus dem in Will. Nor. Bibl. befindlichen Foliobande I, 425 genommen und mit allen, auch handgreiflichen Irrthümern buchstäblich getreu wiedergegeben. Ueber den Anlaſs sehe man Gemeiner’s Regensburger Chronik und auſser den Handbüchern deutscher Reichsgeschichte besonders bayerische Specialgeschichten nach.

Von dem kaiserlichen Heer so sich im 1492 jarn von Regenspurg wegen auf dem Lechveldt gesamelt hatt.

Man spricht mir offt vmb dichten zu
Ich soll mich brauchen spat vnnd fru
Das ich die newen leuff betracht
Ich pesorg Ich wurdt darumb veracht
5
Dan niemandt will für gutt mer han
Die straff die man hatt ettwan than
Vor zeitten dorsten thorolt straffen
Wo trew vnnd warheyt wolt entschlaffen
Vnnd wen die heupter mail entpfiengen
10
Das sy die rechten  straſs nit giengen
So schneit man Inndj tischtuch ab
Das mindert ein der eeren hab
Soll man yetz solich zipffel schneiden
So must sich menges tischtuch leiden
15
Doch will yeder der beſser sein
Darumb wirff Ich ein annders drein
Darmit das ich verdin kein haſs
Ir weisen Herrnn merkent baſs
Da man hatt zweiundneuntzig zalt
20
Da hetz ein wunderliche gestalt
Der adel denn man pillich ert
Der nett sich allenthalben entpert
Vnnd zugent zu  mit heres krafft
Fürsten Herrn vnnd die ritterschafft
25
Geistlich vnnd weltlich die da hetten
Ein schonen zeug vnnd die von stetten
Die kamen starck mit roſs vnd Leuten
Ich gedacht mir was wil das bedeuten
Es fuget sich an eim  morgen fru
30
Da zugens all dem Lechfelt zu
Vnnd Marggraff Fridrich hochgeborn
Denn hett der keyser auserkorn
Zum obersten haubtmann Inn dem feldt
Da sach man menge schone zeldt
35
Vnnd hubschen zeug mang stolczen man
Der Marggraff furt des kaysers fan
vnnd ruckt dem payerlandt vil zu nech
In kurtzen tagen vber lech
Da lag das Heer ein ziemlich weil
40
vonn Landsperg lecht ein halbe meil
Des must verderben menger man
[S. 11]
Der nie kein schuld an Sachen gewan
Ich fragt ein weisen wolbedacht
wer solchen zeug hatt zamenbracht
45
Der sprach mein Hanns du waist doch wol
Das ein Romischer Kayser sol
Des heiligen reychs ein merer sein
Deſs hatt man Im genumen ein
Regenspurg war vom reich gefallen
50
Die preist man vor denn stetten allen
Die hand begangen spott vnnd schand
Hertzog Albrecht auſs peierland
Dem hand sie sich fur eigen geben
Vnnd wolten wider die ordnung streben
55
wie Kayser Karl ordnetz reich
Das hatt ytz Kayser Fridereich
Durch die vrsach vnnd annder mer
Ein solchen zeug gesendet her
vnnd sicht denn handel auch darbey
60
Wer korsam oder vnkorsam sey
vnnd was die cristenheyt anfecht
weſs er sich doch vertrosten mocht
Doch hatt das Herr durch vrsach ru
Ich sprach was thut der Kunig darzu
65
Er sprach der Kunig ist hart bekummert
Dann sein anschlag sein zertrummert
Was er Inn Franckreich spottes dult
Das geschicht Im doch on all sein schult
Die Im hilff beistand solten thon
70
Die hand selbs weder frid noch son
Do wir so sagen vonn dem ding
Inn dem so kumbt der Romisch Kunig
vnnd hett vom Kayser gewaltes acht
Was er Im Handel pschluſs vnnd macht
75
Das er darbey beleiben solt
Deſs was Im menge peirin holt
Das sie dem volck Inn kurtzen recken
Nit dorfften mer Ir narung strecken
vnnd etlich lecht Inn Schwaben auch
80
Jedoch gab man dem handel nach
Das Her prach auff zog wider hein
Vnnd nam der Kunig Landsperg ein
Wems darnach wird ist mir nit kund
Das reich die fursten vnnd der pund
85
Die zoegen heim doch ettlich nicht
Die auſs des kaysers geschefft vnnd pflicht
Geschick wurden einzunemen
Regenspurg die sich pillich schemen
Das sie vonn reich gefallen warn
90
Onn alle not bei gutten Jaren
Nun sind sie widerumb darbey
Des sei gott gelobet der Kayser frey
Das er lat sagen was man wil
[S. 12]
Doch gefaltſsm nicht so mischt ers spil
95
Vnnd gibt denn Landen annder kartten
Thett wir nach rechter ordnung wartten
was vnns der Kayser schuff vnnd hieſs
Das wir das theten on verdriſs
vnnd hielten  cristenliche gesatz
100
So wer wir vor der Turcken tratz
Die vnns dem glauben vast zusetzen
vnnd menig cristennmensch letzen
Die on das leiden theur vnnd Hunger
Das schreibt vnns yetz der Kunig von Vngern
105
Dem Romischen Kunig vmb hilff vnd rath
Es hab gethan noch nie als not
Der Turck sei Im der ganntz zumechtig
das wer vnns pillich bas betrechtig
dann das wir selbs einander pstritten
110
vnnd volck vmpringen cristen leuten
Als itz die kuniglich Maiestat
Inn teutschen Landen furkummen hat
Inn peyern Lannd vnnd Inn Schwaben
Es ist nit recht das solt Ir glauben
115
Dann peid teil sollen pillich bitten
das sollich auffrur wer vermitten
Seit vnns doch gott allein nit heur
Gesenndet hat ein groſse teur
die schwarlich hatt geweret lang
120
darum leut reich vnnd arm trang
Gott wol sie alles leides ergetzen
vnd das wir treulich zamen setzen
Keiser kunig fursten vnnd Herrn
vnnd das wir vnnsern glauben meren
125
Dann es hatt nie so not gethon
Des biſs gemant du kuniglich kron
Maximilian du trewer helt
Got hat dich auserwelt
Das du solt sein ein auffenthalt
130
der cristenschar mit dem gewalt
Wiewol du verachtet pist
Das wil dir gott zu rechter frist
Sein hilff vnnd gnad vonn himel sennden
das du die Sachen magst volenden
135
daran der welt ligt schwer vnd kumer
das hofft meng hertz auff disen sumer
Gott will dir selb thun hilff bekandt
das du der groſsen schmach vnnd schand
die dir Inn franckreich bescheen sind
140
An deinem weib vnd deinem kind
das du pald thust widergelt
das rueff vnnd schreib Inn all die welt
Voraus den Fursten hochgeboren
die dem heiligen reich hant geschworen
145
vnnd glieder seind des heiligen reichs
[S. 13]
dieselben mon vnd mut ein gleichs
da wirstu horen oder nicht
wer dir mit treuen ist verpflicht
vnnd wer dir hilff versagen thut
150
der furt Im schilt die kur nit gut
vnnd gwint sein eer ein groſsen tadel
darnach so man dann allen adel
Fursten Grauen Ritter vnnd knecht
Ob man dir zuhilff komen  mocht
155
Ob man darmit das vbel geschweigt
Si sind auch selb darauff genaigt
das sie Ir err gut gleich
Setzen zum haus vonn osterreich
Die schmach thut in Im hertzen wee
160
Darnach so man aber mee
die frumen knecht die ye vnd ye
der kuniglichen Maiestat mit groſser mye
Gedint han vil menig Jar
Wann du zusamen bringst solche schar
165
So man dann alle pristerschafft
vnnd pitt auch selbs vmb gottes krafft
Das er vns gluck vnnd hail wol geben
So schickt sich vnnser krigen eben
Als Josue der gott selbs bat
170
Das sich die sunn nit schub von stat
Biſs er denn feinden angesigt
Wann dein volck solcher witze pflicht
So schickt Inn namen gotz zusamen
In Maria vnnd Sant Gorgen namen
175
Vnnd mach zwen hauffen aus deim her
den ein schick mit streittes wer
Hin in die Engen Turcken clug
da finstu frumer cristen gnug
die solich rays dir helffen enden
180
Denn andern tayl soltu senden
Inn Franckreich ann den vbeltheter
Man all dis welt Ir keiner verstetter
Vnnd gib dem handel vor austrag
wer itz Inn diesem landen hab clag
185
Richt denn vor das es hab bestand
So mag dir werden hilff bekand
Dann Hertzog Christoff hochgeborn
vnnd hertzog Wolffgang auserkorn
Sy hond dir offt groſs beistand gethon
190
Sy soltu nit In nöten lon
Das wird der kuniglichen wirdigkeyt
Ein eer wa mans Inn landen seit
Gott woll das alle Sache vnnd die
Werd hingelegt on alle mie
195
vnnd niemand mer trag neid noch haſs
So gieng es aller welt des baſs
vnnd mocht der armen werden rath
Als Hanns Schneider gesprochen hat.

[S. 14]

Anm. 7. dorsten, wagten, durften. — thorolt, die Herolde. — 9. mail, Makel. Und wenn die Häupter sich eines Makels schuldig machten. — 11. Bekannte Strafe dessen, der sich einen Makel an seiner Ehre zugezogen hatte. Graf Eberhard der Greiner strafte so seinen Sohn, den Grafen Ulrich. — 18. Statt baſs vielleicht zu lesen daſs. — 22. entpert, empört. — 31. Markgraf Friedrich von Brandenburg, Markgrafen Albrecht’s Sohn. — 40. lecht, leicht, vielleicht, etwa. Ebenso auch 79.55. Kaiser Karl IV., insofern er die goldne Bulle gab. — 56. Das, verstehe des, darum, deshalb; wie unten 132.59. „und sieht bei dem Handel auch“ etc. — 63. Statt Herr ist zu lesen Heer. — 67. Entziehung der bereits per procura ihm angetrauten Anna von Bretagne und Zurücksendung der dem König Karl VII. verlobten Margaretha, Maximilian’s Tochter. — 70. Son, Sühne, Versöhnung; die innern Zwiste der deutschen Fürsten unter sich. — 75. Statt er ist zu lesen es. — 76. peirin, nicht Bäuerin, sondern Bayerin, wie nachher (79.) von Schwaben geredet wird. — 77. „das Volk in kurzen Röcken“, die Kriegsleute. — 79. lecht, leicht, vielleicht, etwa; wie oben 40.87. Geschick, geschickt. — 88. Constructio per synesin. — 96. wartten, beachten, befolgen. — 100. Tratz, Trotz; — vor sein (einem Dinge), entgegentreten, hindern. — 101. vast, sehr, stark. — 102. letzen, Schaden zufügen, verletzen. — 103. theur, die theure, Theurung; so auch 118.107. „Der Türke sei ihm der ganz (gar) zu mächtige“. — 108. bas betrechtig, besser betrachtenswerth, besser zu bedenken. — 109. pstritten, bestritten, bekämpften. — 112. fürkommen, zuvorgekommen, verhindert. — 117. allein nit, nicht allein, nicht nur. — 119. schwarlich, schwer, beschwerlich, zur Beschwerde. — 120. „und bedrängte arme und reiche Leute“. — 126. des biſs, des (dessen, daran) sei. — 127. Statt trewer möchte man lesen tewrer. — 129. Aufenthalt, Stütze, Schutz; (der cristenheit zu auffenthalt, im Antrag der ungarischen Botschaft zu Nürnberg am 31. Oct. 1522, Türkenhilfe betreffend). — 131. Es scheint sehr zu fehlen. — 132. Statt das verstehe des (deshalb, dazu), wie oben 56.135. Schwer, Last, Beschwerde. — 140. Dieser Beleidigung erwähnt auch Celtis in der Eleg. IX. amorum II: Perfida non nostras rapuit tunc Gallia sponsas, Contemnens natam, Maxmiliane, tuam. — 141. Widergelt, Vergeltung. — 143. Die Kurfürsten. — 146. „Dieselben mahne und muthe ein Gleiches.“ — 152. den gesammten Adel. — 153. Ritter und Knechte, d. h. Adelige mit und ohne Ritterwürde. — 157. Wol für er (eer, Ehre, 192.) und gut? — 160. mee, mehr, ferner. — 161. die frumen knecht können doch nur die Landsknechte sein. Daſs aber K. Max ihnen nicht eben gewogen war, ist bekannt. — 162. mye, ebenso wie 194. mie, Mühe. — 172. Witze, Klugheit. — pflicht, pflegt, übt. — 177. in die Engen Turcken?182. „Mahne alle diese Welt (Leute), keiner von ihnen tritt dir hindernd in den Weg,“ — oder besser noch: geht dir (weigernd) aus dem Weg, tritt zurück. — 185. vor, vorher. — 193. „daſs jede Sache und auch diese“. — 194. hingelegt, beigelegt. — 196. des baſs, desto besser. — 197. der armen, der armen Leute, der Bauern.


Ein Teppich mit Darstellungen aus der Geschichte Tristans and Isoldens.

Von Dr. A. von Eye.

(Hiezu eine Beilage.)

Dem Scharfblicke des auf dem Gebiete der praktischen Alterthumskunde rühmlichst bekannten Historienmalers, Prof. G. Eber[S. 15]lein zu Nürnberg ist es gelungen, aus verstecktem Winkel im Dome zu Erfurt ein merkwürdiges Denkmal der Mitte des 14. Jahrhunderts an das Licht zu ziehen: einen gestickten Teppich mit Darstellungen aus der Sagenreihe von Tristan und Isolde, der um so mehr veröffentlicht zu werden verdient, als der Gegenstand in jüngster Zeit wieder von mehr als einer Seite in das weitere Interesse gezogen ist.

Der Teppich besteht aus Leinwand, die den neueren Leistungen gegenüber zwar nicht als sehr fein, aber als auſserordentlich gleichmäſsig gesponnen und gewebt erscheint. Die Stickerei ist mit Wolle in Art eines kurzen, von oben nach unten laufenden Plattstichs ausgeführt. An den zahlreichen Stellen, wo jene zerstört, sieht man, wie vor Ausführung der Arbeit die Zeichnung mit kräftigen schwarzen Strichen auf die Leinwand gebracht wurde und zwar von so geübter Hand, daſs die Nadel, obwohl mit Geschick geführt, dem Schwung der Linien nicht überall hat folgen können. So weit der dehnbare Stoff eine genaue Messung zuläſst, hält derselbe nach altem Pariser Maſs 12′ 4″ in der Länge und 2′ 6″ in der Breite.

Die Anordnung der bildlichen Darstellungen ist in der Weise getroffen, daſs die einzelnen Scenen — sechsundzwanzig an der Zahl — je durch Säulen und mehrfach gebrochene Rundbogen geschieden sind, so daſs sie gewissermaſsen aus den Durchsichten eines romanischen Bogenganges hervortreten. Die ganze Reihenfolge ist aber in zwei gleiche Hälften getheilt und nach den beiden Langseiten des Teppichs so übereinander gestellt, daſs die Köpfe gegenseitig zugekehrt sind, so daſs, wenn wir uns den Teppich als Tischgedeck denken — was ohne Zweifel seine ursprüngliche Bestimmung war — jeder der Gäste die auf ihn fallenden Bilder in richtiger Lage vor sich hatte. Die in der Mitte, auſserhalb der Rundbogen entstehenden Zwischenräume sind durch Halbfiguren bekleideter Engel ausgefüllt, welche, auf gezinnte Vorsprünge gestellt, ebenfalls die Köpfe einander zuwenden. Das Ganze ist von einer erklärenden Schriftreihe umgeben, deren Buchstaben indeſs zu groſs angelegt sind, als daſs jede Abtheilung den ihr zugehörigen Text aufzunehmen vermocht hätte. Deshalb sind auch nicht alle Bilder erwähnt; von den genannten ist die Erklärung so kurz angegeben, daſs ersichtlich bei dem Beschauer eine hinreichende Bekanntschaft mit der Erzählung vorausgesetzt wurde. Um die Schrift läuft noch, füllend und abschlieſsend, ein Arabeskenkranz, in welchem, abwechselnd mit symmetrischen Laubverzierungen, die gebrochenen Rundbogen sich wiederholen und unter denselben geflügelte, abenteuerliche Gestalten, die, den oben erwähnten Engeln einigermaſsen entsprechend, an Gestalt sich gleich bleiben, aber in der Bekleidung und Haltung von einander abweichen.

Jede Scene ist aus zwei oder mehreren Figuren vor landschaftlichem Hintergrunde zusammengesetzt. Die Einzelnheiten des letzteren sind aber fast nur noch aus der zu Grunde liegenden Zeichnung zu erkennen; Luft und Boden, von welchen die erstere leichte Angaben von Wolken, der zweite von Berg und[S. 16] Thal enthält, sind so regelmäſsig von Stickerei entblöſst, daſs gezweifelt werden muſs, ob sie überhaupt jemals ausgefüllt waren. Einzelne conventionell gehaltene Bäume und Blätter machen eine Ausnahme.

Was den Ursprung des Teppichs betrifft, so weisen die Inschriften unzweifelhaft auf Niederdeutschland. Da dieselben, wie bemerkt, in ihrem Verlaufe die einzelnen Darstellungen nicht decken, auch nur sehr nothdürftig erklären, geben wir sie hier im Zusammenhange: hie. hebit. sich. dye. materie. vom. tristram. vnde. von. der. schon. ysalden. he. ersleit. he. den. worm. hie. brengit. der. rote. ritter. daz. hobt. vor. den. kong. hi. vint. yzalde. tristām. in. dem. rore. hi. wist. tristār. die. sungē. dem. Konge. hi. vurt. t’rstram. die. schon. ysalden. mitem. heym. zcu. lande. hi. rit. tristram. von. houe. hi. kumt. yzalde. zu. tristrā. in. den. gartē. — Zweifelhaft bleiben in dieser Schrift die Worte: vurt... mitem heym, welche, da sie dem Orte nach auf die Ankunft des liebenden Paares beim Könige sich beziehen, mehr nach dem Sinn, als nach den Buchstaben gelesen worden. Vielleicht verursachte diese Unklarheit ein Schreibfehler des Zeichners, der sich auch sonst einige Male, sowohl in der Schrift, wie in den Bildern geirrt hat und gewöhnlich durch die stickende Hand verbessert worden ist.

Daſs den bildlichen Darstellungen die Bearbeitung der Sage durch Gottfried von Straſsburg nicht zu Grunde liege, beweiset sogleich die erste derselben. Ob dieses mit dem älteren Gedichte des Eilhard von Oberge der Fall, ist aus den erhaltenen Bruchstücken desselben nicht zu ersehen. Am meisten, doch auch nicht völlig, stimmt die Bilderreihe mit der Erzählung des alten Volksbuches überein, wie dasselbe durch Simrock seine letzte Bearbeitung erfahren. Möglich, daſs die im Munde des Volkes fortgepflanzte Geschichte eine mehrfache Ausbildung erlitt, und daſs eine derselben dem Verfertiger unseres Teppichs, wenn er die übrigen Bearbeitungen kannte, doch vorzugsweise behagte. Jedenfalls ist die abweichende Auffassung der Sage auf dem Gebiete der bildenden Kunst auch für die Literaturgeschichte nicht ohne Interesse.

Wir sehen zunächst den König Marke und seinen Neffen Tristan, auf einer jener nachenförmigen Ruhebänke, wie sie bereits auf Siegeln und Miniaturen des 12. Jahrhunderts vorkommen, im Gespräch begriffen, einander gegenübersitzend; oben die Schwalbe mit dem langen Frauenhaar — bekanntlich ein Motiv der Sage, welches Gottfried von Straſsburg mit einigem Nachdruck zurückweiset. — Auf dem folgenden Bilde zieht Tristan aus, die Eigenthümerin des Haares zu suchen und als Gattin für Marke zu gewinnen. Der König steht unter dem Thore seines Palastes; der kühne Abenteurer reicht ihm vom Pferde herab zum Abschiede die Hand. — Dem entscheidenden Drachenkampfe sind die drei folgenden Abtheilungen gewidmet, — bezeichnend für die Geschmacksrichtung der Zeit, welche die bekannten Bestiarien noch über ein halbes Jahrhundert lang als Hauptbestandteil ihrer Verzierungskunst festhielt. In der ersten bohrt der Ritter vom Rosse aus dem feuerspeienden Ungethüm die Lanze in den Rachen; in der zweiten bekämpft er es zu Fuſs mit dem Schwerte; in der dritten schneidet er demselben die Zunge aus. Die beiden letzten Scenen bewegen sich bereits vor den Rohrkolben des Sumpfes, welcher im Gedichte, wie in der Volkserzählung eine Rolle spielt.

tristram·die·schon·ysalden
Z. A. f. K. d. d. V-Z. 1866 Nº 1

[S. 17]

Den Haupthelden verlassend, wendet sich der Künstler sodann in vier Bildern zu dessen Nebenbuhler, dem falschen Truchseſs, der hier der rothe Ritter genannt wird und in der Stickerei durch rothes Haupt- und Barthaar kenntlich gemacht ist. Zunächst sehen wir ihn mit einem Knappen reitend, durch lebhafte Handbewegung den Eifer der Unterhaltung kundgebend. Sodann läſst er seine Diener, deren im Volksbuche vier genannt werden, von welchen auf dem Teppich der Raum aber nur drei anzubringen erlaubte, auf sein Schwert sich Verschwiegenheit geloben, — eine Scene, die der Dichter Gottfried ebenfalls nicht aufgenommen, wie er überhaupt, dem Zuge seines künstlerischen Schaffens folgend, mehr an der Vertiefung der Charaktere und glänzenden Ausstattung seiner Haupthelden arbeitet, deren Erscheinung die rascher vorübergehenden Gegensätze wie im künstlichen Spiegellichte zu heben vorzugsweise bestimmt sind, während die Volkssage, in ihrer Art mehr den ethischen Gehalt der Erzählung bewegend, die bösen Mächte in entschiedeneren Gegensatz zu den guten stellt. — Im achten Bilde schlägt der rothe Ritter dem von Tristan getödteten Drachen das Haupt ab. Diese Darstellung wird besonders interessant, indem sie auf die Entstehung, gewissermaſsen die innere Geschichte des Teppichs einiges Licht wirft. Während nämlich der Ritter, von einem Knappen begleitet, mit noch erhobenem Schwerte vor dem Drachen steht, liegt dessen Kopf bereits, vom Rumpfe getrennt, auf dem Boden. Der Zeichner hat unrichtiger Weise in den aufgesperrten Rachen eine Zunge versetzt, die indeſs von der Stickerin unausgefüllt geblieben. Es scheint, das die letztere, ohne Zweifel eine Frau aus vornehmem Hause, das Verdienst der ganzen Conception der Arbeit hatte und zur Ausführung derselben einen Künstler herbeizog, der zwar eine geschickte Hand besaſs, aber, ohne genauere Kenntniſs des Gegenstandes, nur nach den Angaben der Bestellerin arbeitete, daſs diese endlich in Vollendung der Aufgabe sorgte, daſs darin der Geschichte ihr Recht widerfahre. — Im neunten Bilde bringt der rothe Ritter das Drachenhaupt, dessen Last er in gekrümmter Stellung mühsam emporhebt, dem Könige von Irland. Dasselbe ist noch immer weit geöffnet und diesmal ohne Zunge gezeichnet.

Auf den übrigen Bildern dieser Seite des Teppichs sehen wir die Prinzessin Isolde, mit ihrer Magd Brangäne das Haus ihres Vaters verlassend, um den wahren Ueberwinder des Drachen aufzusuchen; ferner dieselben, wie sie den ermatteten Tristan im Rohre finden, und diesen, wie er von den beiden[S. 18] Frauen in den Palast des Königs geführt wird; endlich den sich im Bade erquickenden Helden, von Isolden, die ihn als Ueberwinder ihres Oheims Morolt erkannt, mit dem Schwerte bedroht. Brangäne hält in der letzten Darstellung ihre Gebieterin vom feindlichen Vorgehen zurück, indem sie ihre Arme um deren Hals schlingt.

Die folgende Seite beginnt mit einer Unterredung zwischen den beiden Frauen und dem Könige. In der nächsten Darstellung erscheint Tristan, von Isolden eingeführt, dem Könige die Zunge des Drachen darbietend. — Vom Gedicht sowohl, wie vom neueren Volksbuche abweichend, doch zu dem oben Angedeuteten einen verstärkten Beleg fügend, stellen die beiden folgenden Scenen wiederum den rothen Ritter in den Vordergrund. Während dieser nach den beiden genannten Quellen nur der Verachtung preisgegeben wird und auſser Landes zieht, sehen wir ihn hier gefangen vor den König gebracht und sodann in dessen Gegenwart mit dem Schwerte hingerichtet.

Die beiden folgenden Darstellungen sind die in der Beilage, in einem Drittel des Maſsstabes, wiedergegebenen. Tristan fährt mit Isolde und Brangäne im Schiffe von Irland ab. Die Königin übergibt der letzteren im Abschiede den verhängniſsvollen Liebestrank. An der anderen Seite der Säule sehen wir das Schiff vor dem Könige Marke landen. Dieser unterstützt die Prinzessin beim Aussteigen; Tristan legt, vom bösen Bewuſstsein getrieben, die Hände zum Beweise seiner Treue auf die Brust, noch ehe er begrüſst wird; Brangäne harrt, nachdem sie das Hündchen ihrer Herrin übernommen, des Augenblicks, wo auch sie das Fahrzeug verlassen kann. — Weiter sehen wir Brangäne, in den Kleidern der Prinzessin an das Lager des Königs geführt; das Hochzeitsmahl, dessen Gäste nur die vier bekannten Personen ausmachen; ferner den verklagten Tristan, der vom Hofe wegziehend von der trauernden Isolde Abschied nimmt; denselben im Garten, durch die in den Bach geworfenen Stäbe die junge Königin zur geheimen Zusammenkunft ladend; den geheimniſskundigen Zwerg, vor dem König die Beschuldigung der Hofleute bekräftigend, und als vorletzte die berühmte, im Mittelalter oft zu bildlichen Darstellungen benutzte Scene, wie König Marke und der Zwerg vom Baume über dem Brunnen das liebende Paar belauschen und dieses, das Bild derselben im Spiegel des Wassers erblickend, durch unverfängliche Reden sie täuscht. — Die letzte Darstellung bietet eine Parallele zu dem Ausgange des rothen Ritters. Wie dieser durch sein angemaſstes Verdienst Ruhm und Leben des Haupthelden gefährdet und, überführt, mit dem Tode bestraft wird, so geschieht Gleiches mit dem Zwerge, der durch sein scheinbar lügenhaftes Vorgehen die Ehre der Königin wie Tristan’s in Verdacht gebracht. Wir sehen Marke, den Zwerg bei den Beinen haltend, im Begriff, ihn in den Brunnen zu werfen, — eine Wendung der Erzählung, die wiederum in keiner der genannten schriftlichen Quellen ihre Begründung findet, die als Schluſs zugleich auf das Ganze der hier gezeichneten Dichtung ein eigenthümliches Licht wirft.

[S. 19]

Die Zeit der Entstehung des Teppichs anlangend, weisen das darauf in Anwendung gebrachte Costüm, die Waffen u. s. w. mit Entschiedenheit auf die Mitte des 14. Jhdts. Seinerseits bietet der Teppich zur Erweiterung der Kulturkunde dieser Zeit nicht unerhebliche Anhaltspunkte. — Die Tracht könnte man eine burgundische nennen; sie enthält neben der Einfachheit und Knappheit der Mode dieser Epoche überhaupt die ersten Anfänge jener auffallenden Wucherungen, welche den Reichthum der burgundischen Lande, wie den übersprudelnden Sinn seiner Bewohner charakterisierte und im Laufe der nächsten hundert Jahre zu Ausschreitungen trieb, wie wir sie nur in der Blüthe der Zopfperiode wiederfinden. In der Haustracht sind Männer wie Frauen mit dem engen Kleide angethan, das, auf der Brust zugeknöpft oder genestelt, bei ersteren hoch an den Hals hinanreicht und auf den Lenden zu Ende geht, bei den letzteren tief und grade ausgeschnitten ist und in langen, schlichten Falten hinabhängt. Die Aermel dieses Kleides sind, dem Schnitte des Ganzen angemessen, für gewöhnlich ebenfalls enganliegend und weit auf die Hand reichend. Doch zeigen sich bei den vornehmeren Personen bereits die Abweichungen, die später eine so weit gehende eigene Ausbildung erfuhren. Bei den Männern weitet sich der Aermel sogleich von der Achsel an und beginnt unter dem Ellenbogen sackförmig herabzuhängen, während er sich am Handgelenk wieder eng anlegt. Doch erscheint derselbe auch schon unmittelbar unter dem Oberarm getheilt, so daſs ein kurzer, weiter Oberärmel und ein langer, anschlieſsender Unterärmel entstehen. Bei den Frauen bleibt derselbe zwar unverändert; doch bekommt er eine Klappe auf der Schulter und damit in Verbindung stehend einen langen, schmalen Hängeärmel. Die Farbe des Obergewandes ist durchgehend weiſs; nur bei den Frauen hat das Kleid oben einen schmalen, unten einen breiten Besatz; auch laufen farbige Streifen von der Hüfte herab, die, wie die erwähnten Hängeärmel, bei den Fürstinnen goldfarbig erscheinen. Wo die Prinzessin im Freien auftritt, trägt sie ein kurzes, gezaddeltes Mäntelchen, von grüner oder rother Farbe, das nur den rechten Arm frei läſst. Die Beinkleider der Männer sind enganliegend und meistens von getheilter Farbe. Die Schuhe haben bereits lange Spitzen und auf dem Fuſse bisweilen noch den aus älterer Zeit stammenden inneren Ausschnitt. Beide Geschlechter tragen den, lose die Hüften umgebenden, breiten Gürtel, bisweilen mit metallenen Buckelrosetten besetzt. Selbst der Zwerg entbehrt dieser Zierde nicht; doch dem zur Hinrichtung geführten rothen Ritter ist sie abgenommen.

Als Kopfbedeckung tragen fürstliche Personen stets eine zinnoberfarbige Krone, die Männer, soweit sie nicht gerüstet auftreten, ein entblöſstes Haupt mit rund umher, bis zur Höhe des Nackens abgeschnittenem Haare, nach Art der später gebräuchlich werdenden Kolbe, jedoch gescheitelt. Knappen erscheinen einige Male mit einer dunkelfarbigen Gugel. Brangäne trägt auf dem frei herabhängenden Haare einen Rosenkranz; die Prinzessin wird sogleich nach ihrer Verheiratung durch die[S. 20] bekannte gekräuselte Spitzenhaube als Frau gekennzeichnet. Die Rüstung besteht in allen Fällen aus dem einfachen Kampfhelm mit der Halsbrünne, dem sogen. Lendner und Eisenhandschuhen. Nur der Truchseſs fuhrt eine eigenthümliche, oben mit einem Busch, vorn mit einem Schirm versehene Kopfbedeckung, die im Uebrigen zwar helmförmig, doch, nach der gelben Farbe der Stickerei zu schlieſsen, wol nur die Bedeutung einer vornehmeren Art der Kapuze haben soll. — Die Schwerter sind noch breit von Klinge und erinnern mit ihrem starken Knopf und der geraden Parierstange an die frühere Zeit. Die Schilde haben die gewöhnlich vorkommende Form des gleichseitigen Dreiecks mit zugerundeter Spitze. Ueberhaupt sind Waffen sparsam zugetheilt und nur da gegeben, wo sie im Augenblick gebraucht werden. — Die Pferde tragen einfaches Zaumzeug und hohe Sättel über kleinen Decken.

Von Hausgeräthen kommt wenig vor. Die Sessel haben stets die oben erwähnte alterthümliche Form und unterscheiden sich nur durch die Breite, je nachdem sie bestimmt sind, eine oder mehrere Personen aufzunehmen. Beim Hochzeitsmahl ist der Tisch mit einem tief herabhängenden weiſsen Tuche bedeckt. Zwei groſse Brodlaibe, eine offene und eine verdeckte Schüssel deuten das ganze Mahl an. Die letzteren sind ebenfalls genau dieselben, welche in den Miniaturen der beiden vorhergehenden Jahrhunderte angetroffen werden, und es ist ersichtlich, wie der Zeichner bei der äuſseren Ausstattung seiner Scenen mehr die älteren Vorbilder als die umgebende Wirklichkeit vor Augen hatte, — eine Wahrnehmung, die sich ja nicht allein in der mittelalterlichen Kunst bemerklich macht. — Die Wanne, in welcher Tristan das stärkende Bad nimmt, ist in Art der Himmelbetten mit einem rothgefütterten Vorhang überdeckt. Das Bett, in welchem der König gegen die gewöhnliche Auffassung völlig bekleidet liegt, hat eine hohe Kopflehne und rothgemusterte Decke.

Obwohl die Gesichter in der Zeichnung keineswegs ohne Ausdruck sind, wird die Stimmung des Gesprächs doch stets sehr glücklich durch entsprechende Handbewegung versinnlicht. In der Ruhe ist die linke Hand gewöhnlich in den Gürtel gesteckt. Der König sitzt mit gekreuzten Beinen, auch so der alten Sitte gemäſs an die Würde seines Richteramtes erinnernd.

Nahe liegt eine Vergleichung unseres Teppichs mit dem im Kloster Wienhausen im Hannoverschen befindlichen, dessen Bilderschmuck denselben Gegenstand behandelt[A]. Gemeinsam haben beide die niederdeutschen Inschriften und, dadurch bezeugt, wol den Ort ihres Ursprungs. Doch tritt in der Sprache des letztgenannten der Charakter des Plattdeutschen entschiedener hervor. — Dem Alter nach mögen sie dreiſsig bis vierzig Jahre auseinander liegen; denn, während der Erfurter Teppich über die Mitte des 14. Jahrhunderts eher hinausgeht, versetzen die ganze Anlage, das Costüm, die Waffen, na[S. 21]mentlich die längliche Form der Schilde den Wienhauser gegen die bisherige Annahme übereinstimmend in die erste Hälfte. Der letztere behandelt die Fabel ausführlicher; doch führt er sie nur bis zur Abfahrt Tristan’s und Isoldens von Irland. Wahrscheinlich enthielt ein zweiter entsprechender Teppich die andere Hälfte der Erzählung; denn nur der Wienhauser ist ein Teppich im eigentlichen Sinne, während wir den Erfurter für ein ursprüngliches Tischgedeck erklären muſsten. Ohne Zweifel diente jener neben mehreren ähnlichen Stücken, um als Tapete oder Rücklaken die Wände zu decken. Schon die vollständige Ausfüllung des Hintergrundes und die dadurch bedingte Steifheit des Stoffes lieſsen einen anderen Gebrauch nicht zu.

Was die künstlerische Ausstattung betrifft, so hat zwar auch die Wienhauser Stickerei die Eintheilung der Rundbogen; doch sind unter dieselben nur die darauf vorkommenden Wappen gestellt. Die vorgeführten Scenen reihen sich ohne trennende Einfassung aneinander. Erhielt der Erfinder der Erfurter Arbeit schon dadurch einen Vortheil, daſs er seine einzelnen Bilder durch passende Umrahmung hervorhob, so steigerte er deren malerische Wirkung noch mehr durch kunstgerechte Behandlung und lebendigere Bewegung der Figuren. In dieser Beziehung ist der letztgenannte dem Wienhauser Teppich trotz dessen gröſserem Farbenschmucke bei weitem überlegen, und verdiente derselbe gewiſs eine so vollständige Veröffentlichung, wie sie jener in trefflichem Farbendruck erfahren.

Fußnote:

[A] Abgebildet in H. W. H. Mithof’s verdienstvollem Werke: „Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte“, II, Taf. 6.


Johannes Nas.

Am 9. Juli 1577 wandte sich Georg Ilsung zu Tratzburg, Landvogt in Schwaben, in einem längeren Schreiben an den Erzherzog Ferdinand und ersuchte diesen, er möchte Joh. Nas nach Augsburg senden, damit er dort predige. Da dasselbe zur Würdigung des viel geschmähten Polemikers bedeutungsvoll ist, theile ich die wichtigeren Stellen daraus mit:

„Gnedigister Herr! Als sich verschine fasten zue getragen, als der Ehrwürdig vnd hochgelert Hrr Nas Doctor Barfuesser ordens etlich seiner geschefft halben von Brixen hieher gen Augspurg khomen vnd von dem Abt zue S. Vlrich alhie erbetten worden, dz er ihme zue gefallen dieselb fasten predigett, hatt er alhie ain solichen beharlich’ Zuelauf von den Lutterischen bekhomen, das offt von 4 bis in 5000 Personen an seiner Predig gewesen. Es haben sich auch aus denselben gar vil vernemen lassen, da gedachter Hrr Nas alleweg alhie bleiben wurd, dz sy ihre Lutterische Kirchen verlassen vnd merer theils an sein des Nasen Predig gehen vnd vil andere auch mit ihnen davon ziechen wollten. Die weil den die Lutterischen Predicanten alhie diser Zeit gar widerwertig vndter einand’, vnd schier kheiner predigt wie der ander, dardurch den der gemain man sich fast ergert vnd ihn solche Irrunge khomen, dz er nit waiſs, wem er schier mer zue gehen soll, so werr[S. 22] vnzweifelig zue hoffen, da gedachter Hrr Nas ein Zeit lang alhie Predigen solt, er wurde in solchem Zwitracht merchlich grossen nutz schaffen khinden. Derhalben so bin ich nit allain von obgedachtem Abt, sond’ auch von vilen anseliche catholischen vnd zum theil auch Lutterischen leutten alhie angesprochen vnd gebetten worden, auf wege zue gedenckhen, wie vilgemelter Hrr Naſs, wo nit lenger, iedoch nur auf ein Jar lang hieher gebracht werden möcht.“ — „An ietzo bey eingefalner Zwispalt der Lutterischen gar ein gewünste gelegenheit vorhanden, also da gedachter Hrr Nas alhie predigen solt, das comuny omnium indizio in khain Zweifel zue stellen, er wurde den gemainen man den Lutterischen predicanten gar endtziechen vnd an sich henckhen, welches dan nit allain für sich selbst ein christenlichs guets werckh were, sond’ es wurde auch daraus volgen, dz die catholischen alhie desto mer ruggens bekhomen vnd sich der Lutterisch teglichen trutz vnd gewalts desto bas erwehren khindten, bis Gott der almechtig verner gnad vnd ainigkhait im glauben verliehe. Darzue dan der Hrr Nas sua innata facundia ein treffenlich anfang machen, vnd die Lutterischen Predicanten nit baſs verdruckht vnd gestrafft werden möchten.“

Ilsung’s Schreiben, welches im Statthaltereiarchive zu Innsbruck liegt, gibt für die Beredsamkeit und das Wirken des Joh. Nas ein schönes Zeugniſs und bestätigt, daſs er nicht ohne Grund in einem Vertheidigungsbriefe sagen konnte: „wie vil hat Gott durch mich, den die Jesuitten also neiden, zu München vnd Ingelstatt von Ketzerthumb zur catholischen Kirchen bracht. So waiſs ich, daſs so oft der Dr. Canisius zu Straubing einen Menschen bekhert hat, also, daſs Ir etlich tausend ad unitatem khomen sein vnd dise heuchler dörffen lestern, es sey nit gratia gratum faciens.“ —

Innsbruck.

Dr. Zingerle.


Beschreibung einer Pilgerfahrt in das gelobte Land, aus dem 14. Jahrh.

In der Papierhandschrift Nr. 500 unseres Klosterarchivs finde ich unter kanonistischen und ordensgeschichtlichen Materien eine etwa bisher unbekannte Beschreibung einer Pilgerfahrt in’s h. Land aus dem 14. Jahrhundert, jedoch jedenfalls von einer Hand des 15. Jahrh. abgeschrieben. Potthast’s Wegweiser etc., S. 1002 erwähnt das Schriftchen wenigstens nicht.

Die Widmung, welche der Beschreibung vorangeht, beginnt folgendermassen: „Reuerendissimo patri ac domino suo domino Petro abbati Aule Regie, Cisterciensis ordinis, Pragensis dyoecesis Gwilhelmus de Waldenfels miles“... Diesen füge ich die Stellen, welche die Persönlichkeit des Verfassers betreffen, bei. „Accepti (schreibt er) beneficij immemor esse nolens mente reuoluo sedula beneficiorum opera, que mihi anno preterito in domo vestra, aula regia, hylariter et benignis affecti[S. 23]bus plus quam duobus mensibus et mee familie ostendistis et uolente domino eisdem exhibitoribus, cum ad uos reuersus fuero gratuite et omni studio respondebo. Et nunc quidem quia apud dominum meum Thalariandum Petragoricum (!) tituli beati Petri ad vincula presbiterum cardinalem in curia Auione moram facere adhuo me oportet amplius quam putabam, eo quod dominus meus multum fuit de meo aduentu de sua gracia jocundatus et negocia mea omnia, de quibus apud uos existens dixeram uobis, ad finem iam disposuit seu disponit et ordinat peroptatum, hys finitis per Coloniam Agrippinam propter quedam negocia ibidem terminanda rediens ad uos in Aulam regiam reuertar volente domino perpetue permansurum. Trahit me ad vos amor vester, allicit me dulcissima habitacio domus vestre, et percipue vestrorum filiorum deuocio et nil me retrahere potest nisi mors sola.“ Die Schrift selbst betreffend schreibt er: „Verumtamen libellum meum, quem ad instanciam prefati domini mei Cardinalis de statu terre sancte compilaui, vobis, vt rogastis et ego vt promisi per Franciscum Christiani de Praga seruitoris mei transmitto.“ Die Widmung der dem Abt von Königinhof übermachten Abschrift datiert „Auione a. d. 1337 in die sancti Michaelis“.

„Incipit prologus in librum de quibusdam partibus ultramarinis et precipue de terra sancta. Sicut audiuimus sic et vidimus in ciuitate domini — ut a me vestra preclara ad dominum et ad terram ipsius deuocio requisiuit.“ Als Ursache seiner Pilgerfahrt gibt er an: „Ipsam igitur (sc. hanc benedictam terram) tamquam patriam et hereditatem ex fide Christi mihi quodammodo debitam visitare a puericia desideraui, ut viderent testes oculi, que proposita sepius erant auri.“ Der eigentliche Text beginnt: „Egressus igitur de Alemannia, terra natiuitatis mee, et pertransiens Lambardiam“ und schlieſst: „Quod nobis prestare dignetur qui est benedictus in secula seculorum Amen. Explicit liber de quibusdam ultramarinis partibus et precipue de terra sancta compilatus per nobilem virum dominum Gwilhelmum de Boldensole (sic!) ad instanciam reuerendi patris ac domini Thalayrandi Petragonicum (!) tituli sancti Petri ad vincula presbiteri cardinalis Anno dn̄i Millesimo tricentesimo tricesimo sexto.“ Die Beschreibung umfaſst 28 Blatt groſs 8., ca. 30 zeilig, einspaltig. Sollte diese Schrift noch ganz unbekannt sein, so verdient selbe jedenfalls eine nähere Untersuchung. Die Angaben scheinen genau zu sein.

Lambach in Oberösterreich.

P. Pius Schmieder, Archivar.


Alter Zauber- oder Segensspruch.

[S. 24]

Zauber- oder Segensspruch

Im Diöcesan-Museum zu Freising findet sich ein geschmackvoller Tisch der gothischen Zeit (c. 1450). Derselbe zeigt auf der Platte eine Inschrift, welche zweimal angebracht ist, einmal von unten nach oben, dann von oben nach unten. Die Buchstaben sind so untereinander gesetzt, wie sie hier getreu abgebildet sind.

Offenbar ist dieses ein Zauber- oder Segensspruch, der den am Tische Sitzenden nach allen Seiten hin schützen sollte. Findet sich diese Inschrift auch anderswo, und wie ist sie zu erklären?

Freising.

Professor Dr. Sighart.


Gengenbach’s Bundschuh.

Karl Gödeke’s Monographie und „Grundriſs“ kennen drei Ausgaben jenes Gedichts; ich beschreibe hier eine vierte:

Der Bundtschu
Diß biechlein sagt von dem bo |
sen fürnemen der Bundtschuher, wye es sich |
angefengt geendet vnd aus kumen ist.

(Holzschnitt: Bauer mit der Bundesfahne, links der Bundschuh,
rechts ein Täfelchen mit der verkehrten Jahrzahl: 4151.)

Pamphilus Gengenbach X S F.
Nyt me yetzundt ist mein beger
Ob yenen ainer vom bundschu wer
Dem da für kem dieß schlecht gedicht
Bit ich er wels verachten nicht
So kumpt er nit yn solche not
Als mancher yetz ist bliben todt
Vngehorsam gott vngestrofft nit lot

o. O. u. J. (Nürnberg, 1514). 4 Bl. 4. Das Gedicht nimmt
die ersten 4½ Seiten ein. — In München.

SO ich betracht yetzund die welt
Fynd ich ain ding dz mir miſsfeltt
Das ist die groſs vngehorsamkait.

Nürnberg.

E. Weller.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 25]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 1.

Januar.


Chronik des germanischen Museums.

Vor Allem haben wir unseren freundlichen Lesern heute die angenehme Mittheilung zu machen, daſs eine für unser nationales Institut hochwichtige Angelegenheit, die lange verhandelte Vorstandsfrage, die auf vorjähriger Generalversammlung des Gesammtverwaltungsausschusses unserer Anstalt, wie letzte Septemberchronik berichtet, noch nicht zum Austrage zu bringen war, mit dem Schlusse des alten Jahres ihre endliche Lösung gefunden hat. Nach Entgegennahme des von der Commission, die unterm 3. Oct. 1864 mit Einleitung der Vorstandswahl betraut worden war, unterm 28. Decbr. v. J. gegebenen ausführlichen Berichtes haben von den dermalen 31 bei der Vorstandswahl Stimmberechtigten bis zum 22. Januar d. J., als dem zur Eröffnung der Wahlzettel festgesetzten Tage, 29 ihre Stimmen abgegeben und diese fast mit Einhelligkeit für Herrn August Essenwein, Professor an der technischen Hochschule zu Graz, sich ausgesprochen. Da nun derselbe gedachter Wahlcommission, in entgegenkommendster Behandlung der ihm von dieser gemachten Vorschläge, eventuell bereits zur Annahme einer etwa auf ihn fallenden Wahl sich bereit erklärt hatte, so durften wir ihn sogleich auch als I. Vorstand unseres Institutes begrüſsen, wenn auch die Uebernahme des Amtes selbst wol erst nach einigen Monaten wird erfolgen können. Möge der Eintritt, möge das Wirken des Erkornen dem bisher glücklich durchgeführten nationalen Werke im vollsten Maſse zum Segen gereichen!

Auch sonst noch ist uns das neue Jahr äuſserst günstig entgegengetreten.

Mit Freuden haben wir da zunächst zu melden, daſs Se. Hoheit, Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg gnädigst geruhte, dem german. Museum aus der herzogl. Staatskasse eine abermalige Beihülfe von 100 Thlrn. reichen zu lassen.

Nächstdem minderte sich die unserer Anstalt durch die Erwerbung der freiherrl. v. Aufseſsischen Sammlungen erwachsene Schuld auf’s Neue um 200 fl., indem als auſserordentlicher Beitrag zu diesem Zwecke auf allerhöchsten Befehl Seiner Königl. Hoheit des Groſsherzogs von Hessen die Summe von 100 fl. uns zugieng, und Se. Durchlaucht, Fürst Günther von Schwarzburg zu Rudolstadt der in unserer Augustchronik besprochenen fürstlichen Stiftung schon jetzt ein weiteres gnädigstes Geschenk von gleichfalls 100 fl. zu eben diesem Zwecke uns zuzuwenden geruhte.

Das unten folgende Verzeichniſs der jüngst verwilligten Geldbeiträge läſst, zum Theil schon in Folge neuerrichteter Pflegschaften, deren wir auch heute eine gröſsere Anzahl aufzuführen in der angenehmen Lage sind, einen erfreulichen Zuwachs erkennen; namentlich ist die Betheiligung deutscher Gemeindevertretungen und deutscher Vereine und Genossenschaften an der Förderung unseres nationalen Institutes augenfällig im Steigen.

Von Geschenken, die unseren Sammlungen neuerdings zugiengen, haben wir hier hervorzuheben: ein Exemplar des prachtvoll ausgestatteten Werkes von Bodemann „Xylographische und typographische Incunabeln der k. öffentlichen Bibliothek zu Hannover“, das[S. 26] wir als ein weiteres allergnädigstes Geschenk Sr. Majestät des Königs von Hannover unserer Bibliothek einzureihen hatten; was sodann die Kunst- und Alterthumssammlung betrifft: einen Gypsabguſs der im Oberbayer. Archive f. vaterl. Gesch. 1851/52 besprochenen interessanten Ingolstatter Inschrift, den wir der Güte des dortigen Herrn Magistratsrathes Berthold verdanken, sowie ferner vom Magistrate der Stadt Herford sehr willkommene Abdrücke der dort noch vorhandenen alten Siegel- und Münzstempel. Wie von Seiten des in unserer letzten Chronik genannten Magistrates der Stadt Burg, so sind uns neuerdings, wie wir mit Dank hier zu berichten haben, auch von den Magistraten der Städte Königsberg und Culm in Preuſsen Verzeichnisse der in ihren Archiven befindlichen Urkunden zugestellt worden.

In dem am 4. Januar zu Wetzlar in hohem Alter verstorbenen und in den weitesten Kreisen betrauerten, um historische Forschung hochverdienten Stadtgerichtsdirektor a. D. Dr. Paul Wigand hat auch unsere Anstalt einen vielfach bewährten, treuen Freund verloren. Dem Gelehrtenausschusse unseres Institutes gehörte der Verstorbene seit dem 14. Febr. 1854 an.

Einen weiteren hochverehrten Freund unseres Instituts, der namentlich auch hier in Nürnberg selbst an der Förderung unserer Bestrebungen in regster Weise Antheil genommen hat, verloren wir in dem durch seine tüchtigen Arbeiten um die vaterländische Geschichte hochverdienten Senior der philosophischen Facultät der Universität Leipzig, Professor Dr. jur. et phil. Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth, der im 82. Jahre seines Lebens, im 55. seines Doktorats und nach zurückgelegtem 100. Semester erfolgreichster akademischer Lehrthätigkeit zu unserem und aller seiner Freunde und Schüler innigstem Leidwesen am 23. Januar verschieden ist. Mitglied des Gelehrtenausschusses unserer Anstalt war der Verstorbene seit dem 1. März 1855.

Seinen Austritt aus ebengedachtem Ausschusse hat uns Herr v. Retberg auf Wettbergen in München angezeigt.

Weitere Vertretung unserer Interessen fanden wir durch Errichtung neuer Pflegschaften in Hammerstein (Preuſsen) und in Vicenza, sowie in den bayerischen Ortschaften: Aichach, Amorbach, Dachau, Immenstadt, Kandel, Kissingen, Landshut, Mühldorf, Neunburg v. W., Rottenburg, Scheſslitz, Schöllkrippen, Selb, Türkheim, Uffenheim, Volkach und Waldkirchen.

An neuen, während der letzten 4 Wochen uns angemeldeten Geldbeiträgen haben wir, auſser den oben bereits angeführten, noch zu verzeichnen:

Aus öffentlichen und Vereins-Kassen: Von der Bürgermeisterei Engers (Preuſsen) 2 fl., vom Magistrate zu Herford (Preuſsen) 8 fl. 45 kr. (einm.), vom Magistrate zu Mülheim a. d. Ruhr 3 fl. 30 kr. (einm.), von der Gemeinde Sinsheim (Baden) 5 fl., von der Stadtgemeinde Velden (Bayern) 1 fl., von der Stadtgemeinde Winnenden (Württemberg) 4 fl. (einm.) und vom Stadtrathe zu Waldenburg (Sachsen) 3 fl. 30 kr. (auf 5 Jahre); ferner[S. 27] von den württemb. Landkapiteln Neckarsulm 10 fl. (einm.) und Oberndorf 5 fl. (einm.); sodann vom Turnverein zu Baden (Oesterreich) 2 fl. 27 kr. (einm.), vom Männergesangvereine zu Cassel 3 fl. 30 kr., von der Mittwochsgesellschalt in Eschenau (Bayern) 4 fl., von der Turngemeinde Heidenheim (Württemberg) 2 fl. (einm.), vom Bürgervereine in Stralsund 8 fl. 45 kr., von der Bürgergesellschaft Ulm 3 fl. (einm.), vom Verschönerungsvereine zu Velden 15 kr., von der Gesellschaft Concordia in Weiſsenburg a. S. 2 fl., vom Leseverein daselbst 3 fl., vom Liederkranze und vom Turnvereine daselbst je 1 fl. 45 kr. und von der Gesellschalt „Tivoli im Fichtelgebirge“ zu Wunsiedel 1 fl.

Von Privaten: Amberg: Dr. Bauer, k. Regimentsarzt, 1 fl.; Andernach: Notar Henrich 1 fl. 10 kr. (einm.); Arnsberg: Appellationsgerichtsrath Stündeck 2 fl. (statt früher 1 fl. 45 kr.); Aussig: Apotheker Viktor Hermann Walter 4 fl. 40 kr. (statt früher 1 fl. 10 kr.); Bautzen: Regierungsrath Klengel 3 fl. 30 kr.; Dachau (Bayern): Karl Pfaffenzeller, k. Notar, 1 fl. 45 kr., Eduard Ziegler, Posthalter und Bierbrauer, 3 fl.; Dresden: Minna Buchel, geb. Meiſsner 5 fl. 15 kr. (statt früher 3 fl. 30 kr.); Dorpat: Dr. Theodor Beise, Universitäts-Syndicus, 1 fl. 53 kr.; Markt Erlbach: Ungenannter 30 kr. (einm.); Furth a. W.: Notar Joseph Kohn 1 fl.; Gotha: Kreisgerichtsdirektor Berlet 1 fl. 45 kr., Forstrechnungsrath Glenk 1 fl. 45 kr., Hofrath Jacobs (††) 1 fl. 45 kr., Oberschulrath Dr. Marquard 1 fl. 45 kr.; Hamburg: Dr. phil. M. H. N. aus Essen 3 fl. 30 kr. (einm.), Dr. H. Gries, Sekretär des Vereins für hamburg. Geschichte, 3 fl. 30 kr.; Heilbronn: Dr. med. Friedr. Betz 1 fl., Kaufmann Gustav Fuchs 1 fl., Kaufmann Georg Heerle 1 fl., Stadtschultheiſs Klett 1 fl. (einm.), Stadtpfarrer C. H. Krauſs in Lauffen a. N. 1 fl., Dr. Hermann Lamparter, Fabrikbesitzer, in Waldau, 2 fl., Apotheker Phil. Lang 1 fl. 45 kr.; Holleschau (Mähren): Theod. Hoppe in Gumpoldskirchen 44 kr. (einm.); Immenstadt (Bayern): Pfarrer Höſs in Miſsen 2 fl.; Kempten: Groſshändlers-Wittwe Gruber in Lindau 2 fl. 15 kr., Ed. v. Pfister, Groſshändler, in Lindau 1 fl. 45 kr.; Lausanne: Gottfried von Bülow 7 fl. (einm.); Leipzig: Ernst Julius Einsiedel, Steinmetzmeister, 1 fl. 45 kr.; Lüneburg: Medicinalrath Dr. Hillefeld 1 fl. 45 kr., Obergerichtsrath Jochmus 1 fl. 45 kr., Obergerichtsrath Uebbelohde 1 fl. 45 kr. (statt früher 1 fl. 10 kr.); Mariazell: Pharmazeut Bernard Röſsler 1 fl. 10 kr.; Mühldorf (Bayern): Hugo von Peter, k. Notar, 1 fl. 45 kr.; Neustadt a./S.: Bez.-Ger.-Dir. Böhe 2 fl. (einm.), Leonhard Geigel, kgl. Bez.-Amtmann, 1 fl., Karl Hohmann, kgl. Pfarrer, in Herschfeld 1 fl., Bez.-Ger.-Rath Kiliani 1 fl. (einm.), Bez.-Ger.-Assessor Krieger 1 fl. (einm.); Neuwied: Lohmann, erster Pfarrer der älteren evangelischen Gemeinde, 1 fl. 45 kr.; Obergünzburg (Bayern): Karl Zangerle, kgl. Notar, 1 fl. 45 kr.; Oberstdorf (Bayern): Fr. Heller, k. Pfarrer, 1 fl.; Oederan (Sachsen): Rittergutspächter Klinger in Börnichen 1 fl. 45 kr. (einm.); Pforzheim: Gastwirth G. Autenrieth 1 fl. 30 kr., Steinhändler Gustav Bacherer 1 fl., Fritz Becker, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl., Alphons Benckiser, Chemiker, 1 fl. 45 kr., August Benckiser, Gieſserei-Besitzer, 1 fl. 45 kr., Gastwirth Betsch 1 fl. 30 kr., Ed. Bichler, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Lorenz Biſsinger, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Ludwig Diener, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Carl Dillenius, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Ernst Dillmann, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Kaufmann August Dreiſs 1 fl. 45 kr., Theodor Fahrner, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Kaufmann L. Franzmann 1 fl., Aug. Gerwig, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Karl Gruner, II. Bürgermeister, 1 fl. 45 kr., Peter Gülich, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Kaufmann A. Homberger, 1 fl. 45 kr., A. Katz, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl., Heinr. Keller, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl., C. Kling, Etuis-Macher, 1 fl., Bankier A. Kuhn 1 fl. 45 kr., Friedrich Kurz, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl., Theod. Lenz, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl., Ludwig Lucan, Estampeur, 1 fl., Gottlob Majer, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Gastwirth Ed. Mayer 1 fl. 45 kr., Aug. Nösgen, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Apotheker G. Pregizer 1 fl. 45 kr., L. Reimann, Chemiker, 1 fl. 45 kr., C. E. Rohreck, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 30 kr., Adolph Roller, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr. F. Roths, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl., Maler Karl Ruf 1 fl., G. Saacke, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Kaufmann Ad. Schad, 1 fl., Kaufmann F. Ad. Schenck 1 fl. 45 kr., Hermann Schlesinger, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Kaspar Schmidt, Oberbürgermeister, 1 fl. 45 kr., Heinrich Schober, Bijouterie-Fabrikant 1 fl., Louis Schober, Bijouterie[S. 28]-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Apotheker A. Schuhmacher 1 fl. 45 kr., A. Süſsdorff, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Jul. Trautz, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Christian Ungerer, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr., Steinhändler Friedr. Walz 1 fl. 45 kr., J. F. Zerrenner, Bijouterie-Fabrikant, 1 fl. 45 kr.; Salzungen: Dr Hermann Hoffmann, Apotheker, 4 fl. (statt früher 2 fl.); Schäſsburg: Professor Joseph Haltrich 24 kr. (einm.); einige Schüler des Gymnasiums daselbst 1 fl. 24 kr. (einm.); Scheſslitz (Bayern): Franz Ludwig Kreppel, k. Notar, 1 fl. 12 kr.; Schongau (Bayern): Eduard De Crignis, k. Posthalter, 2 fl. 42 kr.; Schwartau (Fürstenth. Lübeck): Mitglieder des Gemeinderaths 3 fl. 30 kr. (einm.); Stralsund: Maurermeister Th. Teichen 1 fl. (einm.); Thiengen (Baden): Marie Fischer, Fabrikbesitzerin, 1 fl. 45 kr.; Ulm: Finanzrath Blessing 1 fl. (einm.), Ritter von Elvert, k. Art.-Oberst, 2 fl. (einm.), M. D. Kieser in Winnenden 1 fl. (einm.), Stadtrath Pfander in Winnenden 1 fl. (einm.); Wunsiedel: Landrichter Bergmann 1 fl., Kaufmann Karl Rockstroh in Dörflas 24 kr.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Dr. A. Flegler, Archivvorstand des german. Museums:
3298 a. Uebergabsbrief der Barbara Puchmairin für ihre Töchter. 1478. Pgm.

Gustav Lomler, Oberlehrer, in Salzungen:
3299. Vier Autographen.

Titot, Oberamtspfleger, in Heilbronn:
3300. Stiftung des Johannes Zudel für die Johanniskirche in Worms. 1354. Pgm.

Magistrat der Stadt Culm:
3301. Verzeichniſs der die Stadt Culm betreffenden Urkunden von 1257 bis 1645. Pap.

Magistrat der Stadt Königsberg:
3302. Verzeichniſs der im städtischen Archiv zu Königsberg befindlichen Urkunden von 1251–1717. (325 Nummern.) Pap.

II. Für die Bibliothek.

Dr. Aug. Schleicher, Hofrath und Professor, in Jena:
18,872. Ders., Christian Donaleitis litauische dichtungen; erste volst. ausg. mit glossar. 1865. 8.

A. Heusler, Vater, Universitäts-Professor, in Basel:
18,873. Ders., Mittheilungen aus den Basler Rathsbüchern aus den Zeiten des dreiſsigjähr. Krieges. 8. Sonderabdr.

Dr. J. M. Söltl, k. geh. Hausarchivar u. Professor, in München:
18,874. Ders., Max II., König von Bayern. 1865. 8.
18,875. Auentinus, Imp. Henrici quarti Caes. Aug. vita. 1518. 4.

Dr. C. E. v. Malortie, k. hannov. Staats- u. Haus-Minister, Oberhofmarschall u. geh. Rath, Excellenz, in Hannover:
18,876. Ders., Beiträge zur Geschichte des Braunschw.-Lüneburg.
Hauses u. Hofes; 5. Heft. 1866. 8.

Josef Haltrich, Gymnasial-Professor, in Schäſsburg:
18,877. Ders., Plan zu Vorarbeiten für ein Idiotikon der siebenbürg.-sächs. Volkssprache. 1865. 8.

Dr. G. D. Teutsch, Pfarrer, in Agnetheln:
18,878. Ders., Abriſs der Geschichte Siebenbürgens; 2. Aufl., 1. Heft. 1865. 8.

C. W. Kreidel’s Verlag in Wiesbaden:
18,879. Schliephake, Geschichte von Nassau; 2. Halbband. 1866. 8.

Vandenhoeck & Ruprecht’s Verlag in Göttingen:
18,880. Müldener, bibliotheca historica; 12. Jahrg., 2. Heft. 1864. 8.

Rudolph Weigel, Verlagshandlung, in Leipzig:
18,881. v. Retberg, kulturgeschichtliche Briefe. 1865. 8.

P. A. Frind, bischöfl. Notar, k. k. Gymnasialdirektor, in Eger:
18,882. Ders., die Kirchengeschichte Böhmens; II. Bd. 1866 8.
18,883. Programm des k. k. Staats-Obergymnasiums zu Eger. 1865. 8.

J. G. Böſsenecker, Verlagsbuchhandl., in Regensburg:
18,884. Mettenleiter, aus der musikalischen Vergangenheit bayrischer Städte. 1866. 8.

[S. 29]

Dr. E. Zober, Professor und Stadtbibliothekar, in Stralsund:
18,885. Ders., d. Vereinigung des ehemaligen Pommerns u. Rügens mit d. preuſs. Staate. 1865. 8.
18,886. v. Bohlen, die Erwerbung Pommerns durch die Hohenzollern. 1865. 8.
18,887. Dalmer, Sundia liberata. 1865. 4.
18,888. v. Krassow, Beiträge zur Kunde Neu-Vor-Pommerns u. Rügens etc. 1865. 8.
18,889. Pyl, Margareta von Ravenna. 1865. 8.
18,890. v. Rosen, der Fensterschmuck der Wallfahrtskirche zu Kentz. 1865. 8.

Historischer Verein für Ermland. in Braunsberg:
18,891. Ders., Zeitschrift etc. VIII. Heft. 1865. 8.
18,892. Monumenta historiae Warmiensis; II. Abth., 8. Lief. 1865. 8.

Abtheilung des Künstlervereins für bremische Geschichte und Alterthümer in Bremen:
18,893. Dies., Jahrbuch; II. Bd., 1. Hälfte. 1865. 8.

César Daly, Architekt, in Paris:
18,894. Ders., revue générale de l’architecture etc.; 23. vol., no. 1–8. 1865. 2.

Friedr. Butters, k. Gymnasialprofessor, in Zweibrücken:
18,895. Ders., Pantaleon Candidus. 1865. 4. Progr.

Akadem. Leseverein an der k. k. Universität zu Wien:
18,896. Ders., 4. Jahresbericht, 1864–65. 8.

Dr. Friedr. Ried, groſsh. geh. Hofrath u. Professor, in Jena:
18,897. Materialien zur Genealogie verschiedener adeliger Familien. Pap.-Ils. Fasz. 18. u. 19. Jhdt. 2.

Gustav Lomler, Oberlehrer, in Salzungen:
18,898. Gernhard, Diarium oder Tag-Register, dessen was sich Zeit des Auffenthalts des sel. Herrn D. Mart. Lutheri auf der Veste Coburg.... zugetragen. 1730. 4.
18,899. Wagner, de originibus Saalfeldi. 1826. 8.
18,900 Wagner, ausführliche Beschreibung der an dem Tischlermeister J. G. S. Amende verübten schreckl. Mordthat. 1831. 8.
18,901. 14. Jahresbericht des Hauptvereins Meiningen-Hildburghausen der Gustav-Adolfstiftung; 1863–64. 8.
18,902. Gerstner, die Buchdruckerkunst in ihrer Bedeutung für Wissenschaft, Staat und Wirthschaft. 1865. 8. Mit 5 Beilagen.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Eisinger, Stadtrechner, in Offenburg:
4958. Burggräflich nürnbergischer Dreier von 1622.

Fr. Deuster in Kitzingen:
4959. Ein im Schwabenberg bei Kitzingen aufgefundener Sporn.

F. S. Eislin, Stadtrechner, in Thiengen:
4960. Schaffhausener Silbermünze von 1633 und Zwölfkreuzerstück von Friedrich Magnus von Baden.

[S. 30]

Lepsius, Appell.-Gerichtsrath, in Naumburg:
4961. Lackabdruck vom Siegelstock des Visitators der Deutschordensballei Thüringen.

Magistrat der Stadt Burg:
4962. 2 Lackabdrücke des Stadtsiegels von Burg.

Ungenannter in Nürnberg:
4963. Nürnberger Heller vom Ende des 14. Jhdts.

G. Lomler, Oberlehrer, in Salzungen:
4964. 8 neuere Siegelabdrücke.

Dr. Fr. Ried, groſsh. geh. Hofrath und Professor, in Jena:
4965. Sammlung von 55 älteren und neueren, vorzugsweise Gildesiegeln.

F. Schöntag, Subrektor, in Wunsiedel:
4966. Karte von Deutschland von Nic. Vischer, auf Seide gedruckt.

C. W. Neumann, Oberlieutenant und Adjutant, in Regensburg:
4967. Photographie nach Prekel’s Porträtmedaillon des Don Juan d’Austria.

P. A. Frind, bischöfl. Notar und k. k. Gymnasialdirektor, in Eger:
4968. 22 Lackabdrücke älterer Siegelstöcke.

Waldvogel, Pfarrer, in Schweinspoint:
4969. Pfahlstiefel aus der früheren Marxheimer Brücke.

Schnizlein, Dekan, in Ansbach:
4970. Silberne Medaille auf den Ryswiker Frieden.
4971. Thaler der Stadt Schw. Hall, 1712.
4972. 6 kleinere Silbermünzen.

Müller, Pfarrer, in Pleinfeld:
4973. Ansicht von Burg und Markt Kipfenberg, Photographie.
4974. 3 kleinere Silbermünzen.

Dr. H. Becker in Dortmund:
4975. 12 niederländ. Kupfermünzen vom 17. u. 18. Jhdt.

Schnizlein, Stadtgerichtsassessor, in Nürnberg:
4976. Konstanzer Silberkreuzer, 14 Kupfermünzen vom 17. u. 18. Jhdt. und 5 Kupfermarken.

E. Ziegler, Juwelier, Gold- und Silberarbeiter, in Nürnberg:
4977. Brabanter Silbermünze König Philipp’s II. von 1562.

K. Berthold, Wachszieher und Magistratsrath, in Ingolstatt:
4978. Gypsabguſs der am Schloſsthore zu Ingolstatt eingehauenen Inschrift von 1368.

D. Soldau’s Buch- und Verlagshandlung in Norden:
4979. Photogr. Ansicht der Stadt Norden.

S. Frosser, Bürgermeister, in Herford:
4980. 14 Lackabdrücke von Herforder Stadt-, Gilde- u. a. Siegeln.
4981. 25 Lackabdrücke von den im Archiv zu Herford befindlichen Münzstempeln.

Frl. Clementine Hennig in Schleiz:
4982. Sporn vom 16. Jhdt.


Chronik der historischen Vereine.

Anzeiger der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. II. Jahrgang. 1865. Nr. I.-XXIX. Wien. 1865. 8.

Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, herausgegeben von dem historischen Vereine von und für Oberbayern. Sechsundzwanzigster Band. Erstes Heft. 8.

Kleine Hülfsmittel beim Studium der Bayerischen Geschichte. Von Dr. Chr. Häutle. Erste Serie. I. Richtige Zählungsweise der gleichnamigen Wittelsbachischen Regenten in Bayern. II. Schema der Regierungsjahre aller Wittelsbacher in Bayern. III. Chronologische Darstellung der sämmtlichen Landestheilungen in Bayern. — Die Reihenfolgen der Gerichts- und Verwaltungsbeamten Altbayerns nach ihrem urkundlichen Vorkommen vom XIII. Jahrhundert bis zum Jahre 1803. Mitgetheilt von Ernest Geiſs. Erste Abtheilung. Oberbayern.

Sechsundzwanzigster Jahres-Bericht desselben Vereins. Für das Jahr 1863. Erstattet in der Plenarversammlung am 1. August 1864 durch den ersten Vorstand Friedrich Hektor Grafen Hundt. München, 1864. 8. 77 Stn.

Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschöpfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rottenburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Dekan Dr. Schwarz. XVIII. Band, zweite Hälfte. Achter Jahrgang 1865. Viertes Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8.

Archäologische Notizen: Schnitzer und Maler; Testament des[S. 31] Herzogs Johann von der Pfalz; die schwarzen Muttergottesbilder; u. A. — Ein Gang durch 80 Kirchen.

Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands. Im Namen des historischen Vereins für Ermland herausgegeben vom Domcapitular Dr. Eichhorn. Achtes Heft. Mainz, 1865. Verlag von Franz Kirchheim. 8.

Die Prälaten des ermländischen Domcapitels. Vom Domcap. Dr. Eichhorn. — Zur Geschichte des kopernikanischen Systems. Fortsetzung des dritten Artikels. Von Prof. Dr. Beckmann. — Geschichte der Heiligenlinde. Forts. Von Curatus Kolberg. — Remowe in Warmien. Von Obersteuerinsp. v. Winkler. — Chronik des Vereins.

Monumenta Historiae Warmiensis. II. Abtheilung. Scriptores Rerum Warmiensium oder Quellenschriften zur Geschichte Ermlands. Im Namen des historischen Vereins für Ermland herausgegeben von Carl Peter Woelky und Johann Martin Saage. Achte Lieferung. Band III. Bogen 1–12. Mainz, 1865. Verlag von Franz Kirchheim. 8.

Series Episcoporum Warmiensium. — Johannes Plastwici, Decani Warmiensis, Chronicon de vitis episcoporum Warmiensium. — Acta de interceptione castri Allenstein.

[S. 32]

Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin. Erster Band. Heft I. Die Chronik der Cölner Stadtschreiber von 1542–1605. — Die Wendland’sche Chronik von 1648–1701. Berlin. In Commission bei A. Bath. 1865. 8. 104 Stn.

Bremisches Jahrbuch. Herausgegeben von der Abtheilung des Künstlervereins für Bremische Geschichte und Alterthümer. Zweiter Band. Erste Hälfte. Mit einem Holzschnitt und zwei Steindrucktafeln. Bremen, Verlag von C. Ed. Müller. 1865. 8.

Vereinsangelegenheiten. — Die erste Abtheilung des Werks: „Denkmale der Geschichte und Kunst der freien Hansestadt Bremen.“ Von H. A. Müller. — Philipp Cäsar. Ein Lebensbild aus der Bremischen Kirchengeschichte. Von J. M. Kohlmann. — Ueber Heergewette und Niftelgerade nach Bremischem Rechte. Von Dr. A. H. Post. Nebst Urkunden-Anhang. — Beiträge zur Geschichte des Rathskellers in Bremen. Von J. G. Kohl. — Zur Geschichte der Ritter Deutschen Ordens. Mit einem Holzschnitte und drei Tafeln. 1. Die Fahrt der Bremer und Lübecker nach Accon und die Stiftung des Deutschen Ordens. Von D. R. Ehmbk. 2. Die Deutschherren-Commende zu Bremen. Von H. A. Schumacher. 3. Die Ueberreste der Bremischen Komthureigebäude. Von S. Loschen. — Ein Bremischer Garten im vorigen Jahrhundert. Mitgetheilt von Dr. Fr. Buchenau.


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

1) Roggenwolf und Roggenhund. Beitrag zur germanischen Sittenkunde von Wilhelm Mannhardt. Danzig, Verlag von Constantin Ziemssen. 1865. gr. 8. XII u. 51 Stn.

Nach den von A. Kuhn zu Tage geförderten Resultaten der vergleichenden Sprachforschung, welche der Mythendeutung zuerst eine sichere, schwerlich je zu erschütternde Basis errangen, lieſsen sich auf dem Gebiete der Mythologie, namentlich der germanischen, neue Entdeckungen von wesentlichem Belange kaum noch erwarten. Auch gieng die Thätigkeit der Gelehrten dieses Fachs nun vorzüglich nur noch darauf aus, die neu eingeschlagene Bahn weiter zu verfolgen und die Richtigkeit der gefundenen Prinzipien durch deren Anwendung nach den verschiedensten Seiten hin zu erproben. Konnte auf diesem Wege die Wissenschaft zu wahrhaft neuem Erwerb zwar nicht gelangen, so gewährten die angestellten Versuche doch willkommene Bestätigung dafür, daſs Kuhn das lange vergebens gesuchte mot de l’énigme, den rechten Schlüssel zum Räthsel der Mythenbildung gefunden habe. Zugleich aber konnte nicht ausbleiben, daſs die Deutungssucht, der die frühern Irrwege für immer abgeschnitten waren, von dem klar gemachten neuen Terrain aus abermals auf unsichere Bahnen ausschweifte. Schon Schwartz gab durch seine, übrigens so schätzbaren Arbeiten dazu bedenklichen Anstoſs. Der drohenden Gefahr nun, daſs der Gewinn der neuen Entdeckung durch zu leichtsinnige Ausbeutung desselben einen Theil seines wissenschaftlichen Ansehens wieder einbüſsen möchte, wird von Mannhardt ein kräftiger Damm entgegengesetzt dadurch, daſs er auf den positiven Boden der Forschung, zu den noch flieſsenden lebendigen Quellen der Mythenkunde zurückkehrt. Wie fleiſsig die Sammlung der Volksüberlieferungen seit dem von Grimm gegebenen mächtigen Anstoſse auch betrieben worden ist, so kann sich der Kundige doch nicht verbergen, daſs sie, gegenüber den Anforderungen der Wissenschaft, fortwährend als ungenügend sich erweise, in Betracht sowohl der bedeutenden Lücken, welche sich immer noch zeigen, als des unmethodischen Verfahrens, welches beim Sammeln, wie bei der Zersplitterung der Kräfte unvermeidlich war, zu häufig Anwendung fand. Beiden Mängeln will M. abhelfen, indem er unter einheitlicher, kundiger Leitung ein möglichst ausgedehntes Ländergebiet Ort bei Ort absuchen und dabei stets nur eine bestimmte Ueberlieferungsgruppe nach der andern an die Reihe kommen läſst. Mit den agrarischen Gebräuchen, zunächst besonders den Erntesitten, hat er den Anfang gemacht, und als die erste, zwar noch nicht vollkommen gereifte und daher nur als Probe dargebotene, Frucht des Unternehmens haben wir die oben verzeichnete Schrift zu begrüſsen. Die mit dem gründlichen methodischen Sammeln, wie es von M. in’s Werk gesetzt ist, verbundenen Vortheile springen in die Augen. Nicht die Mythenkunde allein wird dabei gewinnen, das Resultat wird nicht einzig eine, vermöge der breiteren Grundlage zu erzielende Festerlegung der Grundprinzipien dieser Wissenschaft sein: auch mancher andere Zweig der Kulturgeschichte und Alterthumskunde wird durch jenes Verfahren eine bisher ungeahnte Bereicherung erfahren. Davon zeugt schon die vorliegende Schrift. Sie faſst von den zahllosen Gruppen der volkstümlichen Ueberlieferungen nur die agrarischen Gebräuche in’s Auge, greift aus diesen nur den Glauben an ein im Getreide sich aufhaltendes dämonisches Wesen auf, erwählt aus den mancherlei Gestalten, unter welchen dieses Wesen dem Volksglauben erscheint, zum Gegenstande der Untersuchung nur Wolf und Hund, und doch, trotz dieser Beschränkung des Gegenstandes und des Nichtabschlusses der Sammlung, welche[S. 33] Fülle des Materials! Was bisher vorlag, hätte nur dürftige Notizen an die Hand gegeben. Nicht allein aber läſst die Schrift den Reichthum der noch zu hebenden Schätze ahnen: sie bürgt auch auf’s neue für die Tüchtigkeit des Unternehmers. Sein warmes Interesse für den Gegenstand beirrt ihn nicht in der Ausübung der besonnensten Kritik, deren Resultaten auch der kälteste Zweifler nicht leicht seine Beistimmung versagen wird. Auf den Inhalt der Schrift können wir uns hier leider nur mit wenigen Worten einlassen. Weit verbreitet ist der Glaube an ein dämonisches Wesen, welches im Getreide haust und durch das vom Wind erregte Wogen desselben seine Gegenwart kund gibt. Unzählige Redensarten (der Wolf geht durch’s Korn, sitzt im Korn, u. a. m.) bezeugen diesen Glauben, an welchen da und dort der Gebrauch sich knüpft, jenes Wesen, in manchen Gegenden Roggenwolf oder Roggenhund genannt, in der letzten Garbe zu fangen. Auch auf diese Garbe oder die Binderin derselben geht mitunter der Name Wolf über. Was nun irgendwie an den Roggenwolf in Redensarten, Gebräuchen, Namen, Sprüchen und abergläubischen Meinungen erinnert, wird von M. aus dem reichen Schatze des Gesammelten mit den nöthigen Erläuterungen und Combinationen vorgeführt. Nachdem er sodann den mythischen Gehalt des Glaubens an einen Korndämon dargelegt hat, findet er schlieſslich im Roggenwolf ein als Personification elementarer Naturgewalten (zunächst ist natürlich an den Wind zu denken) zu deutendes Wesen der germanischen Riesensage. Die Ansicht, daſs in den auf den Roggenwolf bezüglichen Erntesitten eine Opferhandlung sich verstecke, weist er zurück. Auch will er mit Recht nichts davon wissen, daſs in dem Wolfe Wodans Thier oder gar der Gott selber zu suchen sei. So viel von dem Inhalt der interessanten Schrift. Wir kommen auf das groſsartige Sammelunternehmen des Verfassers, bei der Wichtigkeit desselben auch für die Zwecke des german. Museums, noch einmal zurück. Ein solches Unternehmen, welches einen Quellenschatz der germanischen Volkssage und Volkssitte möglich machen und nicht allein auf alle Völker germanischen Stammes sich erstrecken, sondern auch die Mitwirkung der slavischen und romanischen Stämme in Anspruch nehmen will, übersteigt natürlich die Arbeitskraft eines einzigen Mannes, auch wenn dieser auf die Leitung und Verarbeitung der Sammlungen sich beschränkt und sein ganzes Leben dieser einen Aufgabe widmet. Nur durch ausdauerndes Zusammenwirken vieler energischer Kräfte lassen sich die Schwierigkeiten des Unternehmens allmählich überwinden. Die Unterstützung der Sache empfehlen wir um so mehr all denen, die sich derselben anzunehmen vermögen, als das german. Museum selbst das von M. jetzt in Angriff Genommene ursprünglich zu seinen Aufgaben zählte. Möge ihm gelingen, was auszuführen das Museum bis jetzt auſser Stande war. Dem Anfange wenigstens hat die Gunst der Umstände nicht durchaus gefehlt, indem die k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin die Sammlung der agrarischen Gebräuche, womit das Unternehmen eröffnet worden ist, befürwortet und der dabei anzuwendenden Methode zugestimmt hat, auch durch königliche Munificenz für die Deckung der nächsten materiellen Bedürfnisse Fürsorge getroffen ist. Ein Aufruf zur Beantwortung einer Reihe von Fragen ist in 50,000 Exemplaren versandt worden, und zum Theil bereits mit schätzbaren Erfolgen. Die dem Geschäft des Sammelns folgende Arbeit soll in zwei Theile zerfallen, von welchen der erste ein geographisch-ethnographisch, nach den einzelnen Landschaften geordnetes Urkundenbuch, der andere eine sachlich geordnete Zusammenstellung des Stoffes enthalten wird. Anschlieſsen soll sich[S. 34] ein Verzeichniſs aller derjenigen, welche durch ihre Beiträge das Werk gefördert haben. Mögen die Sagenfreunde sich beeifern, dieses Verzeichniſs einen möglich gröſsten Umfang gewinnen zu lassen!

2) Die Stedinger. Beitrag zur Geschichte der Weser-Marschen von H. A. Schumacher, Dr. jur. Bremen, 1865. Verlag von C. Ed. Müller. 8. 248 Stn.

Eine gekrönte Preisschrift, die den vielfach behandelten Stoff nach Inhalt und Form abzuschlieſsen scheint. In der ersten Abtheilung würdigt der Verfasser die vorhandenen Quellen und die bisherigen monographischen wie gelegentlichen Bearbeitungen des Gegenstandes, indem er gleichzeitig seinen eigenen Standpunkt beiden gegenüber feststellt. Der zweite Theil umgrenzt und beschreibt den Schauplatz der Ereignisse, entwickelt aus den natürlichen und geschichtlichen Vorlagen das Verhältniſs der benachbarten und in feindliche Berührung gerathenden Mächte, während Theil III und IV: „Die Stedinger vor ihrer Verketzerung und der Religionskrieg gegen die Stedinger“, den Zusammenstoſs und die schlieſsliche tragische Lösung der Frage berichten. Eine vierte Abtheilung verfolgt die Geschichte der merkwürdigen Bauernrepublik nach deren Unterwerfung. Da der eigentliche historische Ballast den zahlreichen, an das Ende des Buches gestellten Noten überwiesen ist, bleibt die Erzählung gleichmäſsig und spannend, die Darstellung so durchsichtig, daſs die die ganze Scenerie in Bewegung setzenden Mächte klar zu Tage treten. Abgelöst von der einzelnen Begebenheit erkennen wir die allgemeine Strömung der Zeit, welcher die Stedinger in ihrer gesonderten Stellung früher oder später jedenfalls hätten erliegen müssen, sowie die Schwächen ihrer eigenen staatlichen Existenz, die sie im entscheidenden Augenblicke preisgaben. Ein den Noten hinzugefügter Anhang nimmt einzelne Punkte der Erzählung zu näherer kritischer Beleuchtung wieder auf. Zwei Karten erleichtern das Verständniſs der oft sehr verwickelten Ortsbestimmungen.

Aufsätze in Zeitschriften.

Ausland: Nr. 49. Cromlechs und Druiden-Steinkreise. (Aus dem Intellect. Obs.) — Nr. 51. Alt- und neufriesische Sprachproben. (Franz Maurer.)

Biene: Nr. 36. Beiträge zur böhmischen Pflanzensagenkunde. IV-VI. (Alfr. Waldau.) — (1866): Nr. 1. Die Sage über den Ursprung der Hunnen und Ungarn. — Beil.: Weihnachtsfeier im Erzgebirge des nordwestlichen Böhmen. (K. G. Meyer.) — Sage vom Prinz Eugens-Brunnen bei Temeswar.

Kathol. Blätter aus Tirol: Nr. 34. Die Namen der Wochentage.

(Berner) Bund: Nr. 342. 343. Zur Geschichte der Entdeckung der keltischen Pfahlbauten. (Alb. Jahn.)

Daheim: Nr. 14. Drei Tage aus dem Leben eines Pfahlbaudorfes. (Herm. Wagner.)

Europa: Nr. 51. Gaukler und Schwarzkünstler im Alterthum. — Nr. 52. Altfürstliche Geselligkeit. — Der erste Maire von Straſsburg.

Illustr. Familienbuch: V, 12, S. 411. Der Handel. Eine culturhistorische Skizze. (Hugo Schramm.)

Grenzboten: Nr. 50, S. 928. Walther von der Vogelweide als mittelalterlicher und moderner Dichter. — Nr. 51, S. 974. Weih[S. 35]nachten in Schleswig-Holstein. — Nr. 52, S. 1001. Vertreibung und Aufnahme der Salzhurger Protestanten im J. 1732. — (1866:) Nr. 1, S. 23. Das historische Volkslied der Deutschen. (G. F.)

Hausblätter: 24. Heft, S. 453. Holzlandsagen. VII. Das sechste und siebte Buch Mosis in Tautenhain. (Kurt Greſs.) — Nr. 469. Die tanzende Prozession oder die tanzenden Heiligen zu Echternach. (Fr. Grebel.) — (1866:) 2. Heft, S. 117. Volkssagen, aus dem Munde des Volkes gesammelt. 7. Niefinke. (Fr. Schultheis.)

Der Katholik: Novbr. Die Entwicklung der deutschen Geschichtschteibung von den ältesten Zeiten bis auf Carl den Groſsen.

Evangel. Kirchen-Zeitung: 77, 5. (Novbr.) Der Dom des heil. Gral.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 654 f. Zu Pirkheimer’s Gedächtniſs. — (1866:) Nr. 13 ff. Wissenschaftliche Vorträge in München. I. Prof. Thiersch: Ueber Luther’s Entwicklungsgang. — Nr. 34. Erklärung einer Runeninschrift einer bei Nordendorf gefundenen Spange. (K. Hofmann.)

Magazin f. d. Lit. d. Ausl.: Nr. 52. Zum heiligen Christ. Die Zwölften. (H. Beta.)

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 15 (III), S. 245. Deutsche Geschichtsschreiber. I. Johannes von Müller. (Wilh. Hoffner.) — S. 323. Zur Geschichte des deutschen Handwerks. I. (Ludw. Stahl.)

Deutsches Museum: Nr. 50. Der Ritter Georg. (Hans Weininger.)

Frank Leslie’s Illustrated Newspaper: Nr. 534. The virgin, an ancient Instrument of torture.

Novellenzeitung: Nr. 50. Der wahrscheinliche Verfasser des Nibelungenliedes.

Schles. Provinzialblätter: Nov., S. 672. Die evangelische Kirche in Schlesien, insbesondere die Verdienste der freiherrl. Familie v. Zedlitz-Neukirch um dieselbe. Aus geschichtlichen Quellen und Urkunden.

Recensionen u. Mittheil. über bild. Kunst: Nr. 49. Die Tschager’sche Gemäldesammlung im Museum zu Innsbruck.

Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik: Nr. 49. Das Klavier. (Zur Geschichte desselben.) 1. Karl Nawratil. — Nr. 51. Ein Schauspiel mit Musik vom J. 1510. (Alf. Grenser.)

Berliner Revue: 43, 9. Der Theatinerorden.

Revue gen. de l’architecture etc.: Nr. 1–2, S. 6. Cuve baptismale dans la cathédrale de Trèves. (Ruprich-Robert.)

Augsb. Sonntagsblatt (Beil. z. Postz.): Nr. 2. Zur Geschichte der Spielkarten.

Bremer Sonntagsblatt: Nr. 52. Vom schwarzen Tode. Ein Beitrag zur bremischen Geschichte. (H. A. Schumacher.) — Nr. 53. Geschichte und Geschichtschreibung. (Alex. Meyer.) — (1866:) Nr. 1. Neue hansische Geschichts-, Cultur- und Charakterbilder. I. Die Vitalienbrüder. (Heinr. Asmus.) — Nr. 2. Historische Miscellen. 1. Ein Duell im 17. Jahrhundert. 2. Menschenopfer der Deutschen. 3. Vandalismus und die Vandalen. (Gottfr. Hermann)

Münch. Sonntagsblatt: Nr. 51. Die Klöpfelsnächte. Kulturhistorische Skizze. (Dr. L. v. Hörmann.) — Otto der Groſse an der Nordsee. — Die Kirchenruine des Klosters Gnadenberg in der Oberpfalz. (Dr. J. Sigbart.) — Nr. 53. St. Utto’s Stab im[S. 36] Kloster Metten. (Ders.) — (1866:) Nr. 1. Der Sängerkrieg auf der Wartburg. — Nr. 3. Kaiser Otto III. am Grabe des heil. Adalbert.

Ueber Land und Meer: Nr. 12. Fraw Herae de vlughet. Weihnachtsbräuche. — Nr. 14. Das Fizeln (Brauch am 28. Dez.)

Deutsche Vierteljahrs-Schrift: Nr. 113, S. 219. Die Entwicklung und Reform des deutschen Paſswesens. (G. R. R. Häpe.)

Volksblatt für Stadt u. Land: Nr. 94. Ein „edler Räuber“ des 15. Jahrhunderts. — Nr. 103. Gebhard von Marenholz.

Wochenblatt der Joh.-Ord.-Balley Brandenburg: Nr. 51 f. Le roi te touche. (Paulus Cassel.)

Oesterreich. Wochenschrift: Nr. 47. Die Entwicklung der deutschen Städteverfassungen im Mittelalter. — Nr. 50. Die altniederländischen Messen in der k. k. Ambraser Sammlung zu Wien. (A. W. Ambros.) — Ueber den neuesten Stand der Nibelungenfrage. (H. Lambel.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 350. Der deutsche Geschichtsverein in Böhmen. — Nr. 363. Aachener Stadtrechnungen aus dem 14. Jahrhundert. Karl’s IV. und Wenzel’s Königskrönungen.

Bayer. Zeitung: Morgenbl. Nr. 344. Ein Beitrag zu den Alterthümern des Hauses Wittelsbach (der silberne, vergoldete Hammer, welchen Papst Julius III. im Jahre 1550 bei Eröffnung des Jubiläums gebrauchte). — Nr. 349. Der Fund zu Gauting. (Franz Trautmann.) — Nr. 356 ff. Das Vehmgericht in Westphalen. (A. Eisenhart.) — (1866:) Nr. 2. Ein Schauspiel mit Musik vom Jahre 1510. — Nr. 6. Zur Frage der Vehmgerichte. (H Vocke.) — 16 ff. Zur Culturgeschichte der Handwerksbräuche. (Franz Trautmann.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1173. Die Entdeckung römischer Alterthümer in der Nähe von Huddersfield in England. — Schloſs Tirol bei Meran. — Nr. 1175. Der Deutsche im französischen Sprichwort. — Das Rathhaus in Brüssel. — Nordische Schachfiguren des 12. Jahrhunderts.


Vermischte Nachrichten.

1) Die Versteigerung der Kunst- und Antikensammlung des verstorbenen Direktors Böhm in Wien ist am 18. Decbr. beendet worden. Namentlich für kleine Holzschnitzwerke wurden enorme Preise bezahlt. Figürchen von deutschen Meistern des Mittelalters kamen auf 500–1000 fl. Einen wirklich fabelhaften Preis erreichten zwei in Holz geschnitzte Köpfe von Holbein (nach Andern aus der burgundischen Schule), welche sammt Postament 5 Zoll hoch sind. Direktor Böhm hatte beide Stücke vor vielen Jahren um 33 fl. in Wien gekauft. Es boten darauf der Wiener Kunsthändler Posonyi, der mit einem Angebot von 5000 fl. begann, der Kunsthändler Kleemann aus Paris (für Baron James Rothschild daselbst) und der Antiquitätenhändler Plach (für Baron Anselm Rothschild in Wien), welche die Köpfe so in die Höhe trieben, daſs sie endlich dem letztem für 11,800 fl. zugeschlagen wurden. — Bei derselben Versteigerung wurde für die kgl. Gemäldegallerie in Dresden ein Bildchen, Christus am Kreuze darstellend, erstanden, welches, nur 8½ Zoll hoch und halb so breit, den Preis von 3000 Thlr. erzielte. Es ist von Albrecht Dürer gemalt, trägt die Jahreszahl 1500 und soll seinerzeit in der Sammlung des Kaisers Rudolf II. in Prag gewesen sein.

(Aus Wiener Bl.)

[S. 37]

2) Das Kunstinstitut von Gustav Schauer in Berlin hat die Herausgabe eines photographischen Albums Holbeinischer Schöpfungen unternommen. In dieses Album sind die Bildnisse Hans Holbein’s, Sigmund Holbein’s, Jakob Fugger’s, Lienhard Wagner’s und des Kunz von der Rosen, ein Flügel des Sebastian-Altars, der Brunnen des Lebens, der Orgelflügel des Basler Münsters, die Madonna, das Leben des Morritt, vier Blätter aus dem Todtentanz auf der Dolchscheide aufgenommen. Den Text mit einer ausführlichen Biographie Hans Holbein’s hat Dr. Alfred Woltmann geliefert, derselbe Kunstforscher, welcher seit längerer Zeit mit einem gröſsern Werke über Holbein beschäftigt ist und daher das Material zu solch einer Arbeit am vollständigsten beisammen hatte.

(Ill. Ztg.)

3) Der philosoph.-historischen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien wurde zur Aufnahme in ihre Schriften zugesandt: „Die Utraquisten in Böhmen.“ Quellenmäſsig dargestellt von Dr. Clemens Borowy. Der eigentlichen Abhandlung ist vorausgeschickt eine Vorbemerkung, in welcher die Absicht des Verfassers bekannt gegeben wird, im Verein mit dem böhmischen Landesarchivar, Professor Gindely, die gesammten „Acten des katholischen und utraquistischen Consistoriums“ im 16. und 17. Jahrhunderte nach den bisher vorhandenen ungedruckten Quellen zu veröffentlichen. Die Mehrzahl dieser Quellen ist in böhmischer, ein anderer Theil in deutscher, und ein dritter in lateinischer Sprache verfaſst; die Originalien befinden sich in den Archiven des Prager Erzbischofes, des Domcapitels, der k.k. böhmischen Statthalterei, der Universität und anderen. Gegenstand der Abhandlung selbst ist die Disciplin der Utraquisten, wie sie im Verlaufe des 16. Jahrhunderts sich gestaltete.

4) Dem böhmischen Museum in Prag hat der Stadtrath von Neuhaus ein werthvolles Geschenk mit elf lateinischen Folianten theologischen, naturwissenschaftlichen und lexikalischen Inhalts gemacht, welche sämmtlich aus der ersten Periode der Buchdruckerkunst stammen. Dabei ist noch ein Foliomanuscript aus dem Jahre 1466 befindlich, welches die Episteln des Apostels Paulus enthält. Sie sind sämmtlich wohl erhalten und mit kunstreichen Initialen verziert.

(Ill. Ztg.)

5) Der Alterthumsforscher Quiquerez in Delsberg (Délemont), Cantons Bern, hat auf dem Felsen bei Courroux die Reste eines keltischen Dorfes mit vielen Bruchstücken von keltischen Töpferwaaren von den ältesten Zeiten bis zur Einführung des Eisens, nebst mehreren Werkzeugen aus Stein und aus Bronze entdeckt, welche vollkommen mit den in den Pfahlbauten gefundenen übereinstimmen.

(Mgbl. z. bayer. Ztg.)

6) Ueber die Aufdeckung von vier keltischen Grabstätten bei Teplitz, südwestlich von der Strasse nach Lobositz zwischen den Dörfern Ratsch und Woboschan gelegen, wird geschrieben: Diese Gräber haben 4 Fuſs Länge und 2 Fuſs Breite und sind an den Wänden mit je einer aufrechtstehenden Steinplatte von Gneis ausgesetzt, ebenso mit einer Platte bedeckt. Jedes Grab enthält vier Urnen von schwachgebranntem Thon, deren Inhalt aus verbrannten Knochenresten besteht und theilweise auch einzelne Schmuckgegen[S. 38]stände aus Kupfer aufweist; nur zwei der Urnen wurden unversehrt herausgehoben. Weit zahlreicher ist das Vorkommen dicht aneinander stehender flacher Schalen, höchstens 4 bis 5 Zoll hoch und 8 bis 10 Zoll im Durchmesser, welche dicht unter der Dammerde in einer von kothigen Bestandtheilen schwarzen Erdschichte ruhen und mit einer Decke von basaltischen Gebilden versehen sind. Insofern die Knochensplitter auch Thieren angehören, dürfte man es neben einer Begräbniſsstätte auch mit einem Opferplatze zu thun haben. Fürst Clary, in dessen Besitz die Fundstücke übergegangen sind, wird im kommenden Frühling geregelte Nachgrabungen an der Stelle vornehmen lassen.

(Ill. Ztg.)

7) Bei dem Graben eines Brunnens zu Rudolphsheim bei Wien wurden in einer Tiefe von 5 Klaftern römische Grabstätten mit Aschenurnen entdeckt.

(Mgbl. z. B. Z.)

8) Bei dem Marktflecken Frankenmarkt in Oberösterreich wurde gelegentlich von Erdabgrabungen in der letzten Zeit ein vollkommen wohlerhaltener römischer Meilenstein gefunden, welcher die Aufschrift trägt: „Marcus Aurelius. — Antoninus Pius.“ Der Stein ist dem Landesmuseum in Linz zur Aufbewahrung übergeben worden.

(Ill. Ztg.)

9) In Regensburg soll bei Gelegenheit der Ausschlammung eines Brunnens in der Kramgasse (im ehemaligen Judenquartier) ein sehr interessanter Münzfund gemacht worden sein, und zwar von gröſsern und kleineren Gold- und Silberstücken aus dem 15., 16. und 17. Jhdt., welche, wie vermuthet wird, im dreiſsigjährigen Kriege in den Brunnen hinabgelassen wurden.

(Frk. Kur.)

10) Die protestantische Kirche zu Kloster-Grab in Böhmen, welche 1618 auf Befehl des Prager Erzbischofs Lohelius niedergerissen und wegen dieser Handlung, zugleich mit der Schlieſsung der Kirche in Braunau, die nächste Veranlassung zum dreiſsigjährigen Kriege wurde, ist vollständig zerstört. In einem der Stadtgemeinde gehörigen, hinter dem Rathhause liegenden Obstgarten bemerkt man einen kleinen viereckigen, etwas erhöhten Platz, und unmittelbar daneben einen noch kleineren, in ähnlicher Weise erhöhten Fleck. Das sind die Stellen, auf welchen sich einst das Kirchlein erhob. Der letzte Stein der Kirche diente noch vor wenigen Jahren auf einer nahe gelegenen Kegelbahn zur Unterlage der Kegel und ist jetzt ebenso verloren, wie schon 1855 alle im Rathhause befindlichen, über die Erbauung und Zerstörung der Kirche und die sich daran reihenden Ereignisse Auskunft gebenden Urkunden beseitigt worden sind.

(Korr.)

11) In Pforzheim besteht seit langer Zeit der Gedanke, das Andenken eines der berühmtesten Söhne dieser Stadt, Johann Reuchlin’s, des Bahnbrechers moderner Bildung und Vorarbeiters der Reformation, 1455 daselbst geboren, 1522 in Stuttgart gestorben, durch Errichtung eines Denkmals zu ehren. Dieses Projekt ist neuerlichst von dem Medicinalrath Moppey wieder aufgenommen worden, welcher zwölf populäre Vorlesungen halten wird, deren Ertrag zur Gründung eines Reuchlin-Monuments bestimmt ist, indem er hofft, daſs das Unternehmen einen Anstoſs zur Einsendung anderweitiger Beisteuern geben werde.

(Ill. Ztg.)


[S. 39]

Inserate und Bekanntmachungen.

1) Im Verlage von E. Avenarius in Leipzig erscheint auch für das Jahr 1866:

Literarisches Centralblatt für Deutschland. Herausgegeben von Professor Dr. Friedr. Zarncke. Wöchentlich eine Nummer von 12–16 zweispaltigen Quartseiten. Preis vierteljährlich 2 Thlr.

Das „Literarische Centralblatt“ ist gegenwärtig die einzige kritische Zeitschrift, welche einen Gesammtüberblick über das ganze Gebiet der wissenschaftlichen Thätigkeit Deutschlands gewährt und in fast lückenloser Vollständigkeit die neuesten Erscheinungen auf den verschiedenen Gebieten der Wissenschaft (selbst die Landkarten) gründlich, gewissenhaft und schnell bespricht.

In jeder Nummer liefert es durchschnittlich über 20, jährlich also etwa 1200 Besprechungen.

Auſser diesen Besprechungen neuer Werke bringt es eine Angabe des Inhalts aller wissenschaftlichen und der bedeutendsten belletristischen Journale, der Universitäts- und Schulprogramme Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz; die Vorlesungs-Verzeichnisse sämmtlicher Universitäten und zwar noch vor Beginn des betreffenden Semesters; eine umfängliche Bibliographie der wichtigern Werke der ausländischen Literatur; eine Uebersicht aller, in andern Zeitschriften erschienenen ausführlichern und wissenschaftlich werthvollen Recensionen; ein Verzeichniſs der neu erschienenen antiquarischen Kataloge, sowie der angekündigten Bücher-Auctionen; endlich gelehrte Anfragen und deren Beantwortung, sowie Personal-Nachrichten. Am Schlusse des Jahres wird ein vollständiges alphabetisches Register beigegeben.

Prospecte und Probenummern sind durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zu erhalten.

2) Wichtige literarische Novität für alle Münzfreunde.

Soeben erschien bei G. F. Groſsmann in Weiſsensee und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Leitzmann, (Red. d. Num. Ztg), „Wegweiser auf dem Gebiete der deutschen Münzkunde“ II. Lieferung, umfassend das Münzwesen des Königreichs Sachsen, Groſsherzogthums Sachsen-Weimar, der Herzogthümer Sachsen, des Herzogthums Anhalt, der Fürstenthümer Schwarzburg, des Fürstenthums Reuſs,[S. 40] Herzogthums Braunschweig, Königreichs Hannover, Churfürstenthums und Groſsherzogthums Hessen und der Landgrafschaft Hessen-Homburg, der freien Reichsstädte Frankfurt a.M., Hamburg, Lübeck und Bremen, der Groſsherzogthümer Mecklenburg, des Groſsherzogthums Oldenburg, des Herzogthums Lauenburg und Herzogthums Holstein. 13 Bgn. 8. geh. Preis — 27 Sgr.

Die erste Lieferung (Preis gleichfalls — 27 Sgr.) umfasst das Münzwesen des gesammten Preuſsischen Staates und die im Druck befindliche dritte Lieferung, womit dieses so äuſserst günstig recensierte Werk des in numismatischen Kreisen bekannten Herrn Verfassers wahrscheinlich schlieſst, wird das Münzwesen Oesterreichs nebst den andern süddeutschen Staaten ausführlich behandeln.

3) Alle Münz- und Alterthumsfreunde, Münzforscher etc. werden auf die in Weiſsensee (bei Erfurt) erscheinende

Numismatische Zeitung,

herausgegeben von Leitzmann, aufmerksam gemacht.

Dieselbe hat soeben ihren 33. Jahrgang begonnen und steht als einziges, in kürzeren Fristen erscheinendes Organ der Numismatik da. Preis pro Jahrgang (26 Nummern, Inhaltsverzeichniſs und 4–6 Münztafeln) Thlr. 2. 15 Sgr.

Alle Postanstalten und Buchhandlungen nehmen Bestellungen an.

4) In J. A. Stein’s Buchhandlung (Ad. Köllner) in Nürnberg ist erschienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen: Erbstein, H. A., Dr. jur., Der Münzfund von Trebitz bei Wittenberg. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Münzwesens im 12. u. 13. Jhdt. Nürnberg, 1866. 4. 9 Bogen und 4 Kupfertafeln mit 75 Abbildungen. Preis 2 Thlr.

5) Anfrage. Im Monat November 1827 wurde aus dem Nachlasse des bekannten Geschichtsforschers Thomas Ried zu Regensburg nachfolgend bezeichnetes Manuscript durch Auctionator Auernheimer ersteigert. Es ergeht an alle Freunde der Geschichtsforschung hiemit die Bitte, gefälligst Aufschluſs darüber zu geben, wo dies Werk sich gegenwärtig befinden mag?

„Bernclau, decani eccl. cath. Ratisb., tabulae stemmatographicae et genealogicae Landsassiarum veteris et junioris Palatinatus. Mnscript. fol.“

Hauzenstein bei Regensburg.

Hugo Graf v. Walderdorff.

Hand Der heutigen Nummer dieses Blattes ist ein Aufruf des Dr. W. Mannhardt zur Beantwortung von Fragen, die agrarischen Gebräuche, namentlich die Erntesitten betr., beigelegt. Auf die in der gegenwärtigen Beilage zum Anzeiger abgedruckte Besprechung der Schrift „Roggenwolf und Roggenhund“ Bezug nehmend, ersuchen wir Alle, welche Interesse für die Sache hegen, derselben nach Kräften sich annehmen zu wollen. Insbesondere bitten wir darum die Herren Pfleger des Museums, welche eine etwa erzielte Beantwortung der Fragen an unsere Adresse (das german. Museum) gelangen lassen wollen. Zur sachdienlichen Vertheilung stehen weitere Exemplare des Aufrufs zu Diensten. Auch über einige Exemplare der besprochenen Schrift haben wir noch zu verfügen, welche wir an diejenigen Herren Pfleger, die der Gegenstand besonders interessiert, abzulassen bereit sind.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 41]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 2.

Februar.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Der „fränkische Krieg“.

Mitgetheilt von Jos. Baader, kgl. Archivconservator, in Nürnberg.

(Fortsetzung.)

Kriegshandlung.

Was gegen Velberg dem schloſs gehandlt ist: Vnd alls das kriegsvolck sambt dem geschütz von Dinckelspühel aus den negsten auf Poxberg getzogen vnd dann das schloſs Velberg nit weit von dem wege gelegen, ist gegen demselben schloſs nit mer gehanndlt dann das die kriegsräte vff vorgeenden absagbrieff, der dem Wilhalm von Felberg gen Velberg durch Herr Jorgen Truchsassen alls obersten veldthaubtman zugeschickt, ir ettlich zu roſs doselbsthin gen Velberg geordent, dem Wilhalm von Felberg seinen tayl abprechen, das zimer heraustragen, verprennen vnd alle seine zugehörende güter vnd paurn zu gemains bunds hannden annemen laſsen, das dann on alle verhinderung beschehen ist.

Poxberg betreffend: Nachmals alls der oberst veldthaubtman sambt den kriegsräten vnd dem kriegsvolkh sambstags den 20. Juny gen Pergershaim bey Mergethaim gelanngt, haben sy den herschreyer oder parsifanndten mit einem trumetter gen Poxberg geschickt, daſselb schloſs, so vff ein groſse meil wegs dauon gelegen, im namen Romischer kayserlicher mayestat vnd gemainer stennde des löblichen bunds zu Schwaben vnd zu derselben hannt vnd gewalt sambt allem dem, das zu demselben schloſs gehört, erfordern laſsen.

Demselben parsifanndten oder heerschreyer ist vff kurtze rede durch die innhaber deſselben schloſs, so allein von dem stettlein doselbst in besetzung gewest, geanntwort, das sy inen[S. 42] nit getrauen, wider die kayserliche mayestat noch die stennde des schwäbischen bunds das haus Poxberg inzubehalten. Dhweil auch ire edleut, die Rosenberger, denselben Poxberg vnd ire armleut verlaſsen, von inen gewichen, deſsgleichen die lanndtsknecht vnd poxenmaister, so bey ynen zu Poxberg in besetzung gewest, bey zwaintzig starckh, abgezogen, der belegerung vnd der straich nit erwarten wollen, westen sy sich auch nit zubeschützen vnd wolten sich der Romischen kayserlichen mayestat vnd gemainen stennden des schwäbischen bunds zu vnterthanen in gnad ergeben, das schloſs sambt aller zugehör v̈beranntworten mit der vnterdenigen bitt, sy die vnterthanen vnd armen leut bey irer alten freyhait vnd gerechtigkeit bleiben zulaſsen, vnd vor gewalt, auch iren alten edleutten den Rosenbergern zubeschützen. Vnd haben alsbald auch bey demselben parsifanndten dem obersten veldthaubtman vnd anndern kriegsräten geschrieben, wie das nachvolgende schrifften antzaigt:

Den wolgebornen gestrenngen vnd edln hern, hern Georgen Truchsäsen, freyhern zu Walburg &c., obersten veldthaubtman, vnd andern Romischer kayserlicher mayestat vnd des löblichen bunds zu Schwaben beuelhabere vnd kriegsräten, vnnsern gnedigen herrn:

Wolgebornen gestrenngen vnd edln, gnedig, günstig, lieb herrn! Euer gnad vnd gunst alls Romischer kayserlicher mayestat, vnnsers allergnedigisten herrn, vnd deſsgleichen des bunds im lannde zu Schwaben, vnnser gnedigsten vnd gnedigen herrn, haubtleut &c. haben vns alls heut durch euer gnaden vnd gunst gesanndten herolten vnd beuelchhabern einen fürschlag vnd fordrung, das haus Poxberg sambt der statt betreffend, laſsen fürtragen; vnnter anderm eur gnaden vnd gunsten anstatt kayser[S. 43]licher mayestat, vnnsers allergnedigisten herrn, vnd des loblichen bunds zu Schwaben das haus vnd statt Poxberg aufzugeben, gefordert vnd begert, oder des heerzugs ernnstlich zugewarten &c. Dhweil wir nun alls arm verlaſsen leut einem solchen v̈berzug vorzusteen beschwerlich befinden an leib, guet vnd eer gar pfenntlich &c., so ist an eur gnad vnd gunst vnnser vnterdenigste hochste vleisigste bitt, vnns alls arm leut gnediglich zubedencken, doneben vffs vnterdenigst bittend, vnsern junckhern vnd iren beden schwestern ire gült vnd zinns jerlichen volgen vnd gnediglich zubetrachten, zum anndern vnns arm burger, auch all annder vnnser junckhern zustendig, ire hintersäsen, verwannten, gaistlich vnd weltlich leibs vnd guts zusichern, vnd dergleichen zum dritten vns alle der von Rosenberg zu Poxberg armleut inner- vnd auſserhalb Poxberg bey altem herkomen, geprauch vnd gewonheit gnediglich bleyben zulaſsen, in gnedigsten schutz vnd schirm zubehalten, vnd [wollen vns] solchs vff eur gnad vnd gunst auffordern vnd begern dermaſsen vnterdeniglich ertzaigen vnd aller gepür halten, vnterdenigst bittend, vns pas, dann wir arm leut reden, schreiben noch fürtragen mögen, gnediglich zubetrachten, vns vnd vnser vnschuld zubehertzigen, vnd bitten euer gnad vnd gunst vmb gnedig mit versicherter pettschafft beschribne antwort. Datum Poxberg sambstags nach Metardi Anno &c. 1523.

Schultheis, burgermaister und rate zu Poxberg.

Vff solche handlung vnd der von Poxberg schreiben haben die kriegsräte am suntag ganz frü herr Rudolffen von Ehingen, Ritter, haubtmann, Jacoben von Wernau vnd den zeugmaister Matern Herder mit hundert pferden, auch einem zimlichen geschütz gen Poxberg geschickt vnd daſselb haus ernstlich erfordern vnd einnemen laſsen, wie dann solchs on allen widerstanndt v̈bergeben vnd zu des punds handen vnd gewalt alsbald gestellt worden ist.

Vnd alls im selben schloſs Poxberg an treffenlichen geschütz, alls quartonen, notschlangen, valckonetlin, zentner- vnd sunst hackenpüxen in mercklicher antzal, datzu kugl, pulfer vnd annder munition, auch wein, melb, getraid, flaisch, saltz vnd in allem dem, so in ein besetzung gehört, aller vorrat gefunden, haben die kriegsräte obgemelten suntag Albani geordent, das geschütz sambt seiner zugehör von dem schloſs Poxberg an peſsere gewarsam zufüren vnd gemainem bundt zu gueten zubehalten. Das ist beschehen vnd also denselben suntag vnd montag biſs vff den mittag volbracht vnd das geschütz gen Bischoffshaim gefürt.

Inuentarium des geschütz vnd vorrats, so zu Poxberg im schloſs erobert vnd gefunden ist: Erstlich ein quarttaun, 36 cenntner schwer, scheuſst eysen 36 pfundt; ein schlanngen steet doneben, vngeuerlich 26 zentner schwer, scheuſst eysen 6 pfundt; ein stainpüxen vff einem stockh, ungeuerlich zwaintzig zentner schwer; zwey valckonet, ains vff 4 zentner schwer; ein quarttaun vff einem schirmer, vngeuerlich vff 30 zentner schwer; ein schlanngen, vngeuerlich 18 Zentner schwer; im hintern[S. 44] thurn ein schlenglein, mit 4 redern; item mer ein schlenglein in der were zu einem groſsen stuckh, wigt 2½ zentner; item 8 eiseren hacken; item 4 scharpfetin, wigt eins 1 zentner; item in der groſsen stuben 20 neue hacken vnd neu eingefaſst, zu halben zentnern; item 4 alt gefaſst hacken; item 2 alt vngefaſst hacken; vornen im hoff ein pockh; im hintern thurm zuoberst ein toppelhacken, mer 3 hacken, item mer 2 hacken; item in der werh, zum stockh genannt, ein centnerhacken, item mer vier halb centnerhacken, item mer 2 halb centnerhacken, item zwo eysen feuerpüxen; item im püxenhaus 1 centnerhacken, item zehen eysere hacken; item vff dem casten ein centnerhacken, item zway scharpfetin, wigt ains ain centner, item 2 halb centnerhacken; vnten bey dem hintern keller 3 halb centnerhacken; item in der hintern gefengknus bey 22 centner pulffers vngeuerlich item 3 centner pley; item in einer keskamer in einem sackh ein centner pulffers; item mer in einem gewelb, do zwen stockh inn gestanden, in vier casten bey 40 malter melbs, item 23 scheuben saltz, item 13 feurgabel mit feuerwerckh; item 24 feuerhäfen; 161 quartaunenkugel, eisen; item 365 schlangenkugel, eisen, zweyer gattung; item 132 valckonetkugel, plei; item 121 scharpfetinkugel, plei; mer zwo alt hackenpüxen; item zwo eisere schrauben, domit man prucken aufschraubt.

Vnd alls sich aber die kriegsräte besorgeten, wie dann ettliche kuntschafften in das veltleger komen sindt, das sich pfaltzgraf Ludwig, churfürst &c., sollte erhebt vnd vorhaben, mit Poxberg alls noch seinem lehen vnd aigenthum vnterhaspel zumachen, das daſselb schloſs vermög der bundsräte beuelh vnd instruction nit verprennt vnd zerbrochen wurde, haben darumb die kriegsräte mit ausprennung vnd zerreiſsung derselben pasteien vnd schloſs Poxberg desto serer geeylt vnd nit souil zeit genomen, das das getraid, melb vnd wein, das, wie vorgemelt, in mercklicher antzal verhannden was, auſs dem schloſs alles gebracht werden mögen, sunder den armen leuten vſs dem stettlein vnd den dorfern erlaubt, das melb vnd getraid zu irem nutz herauszutragen, vnd nit lanng darnach durch die püxenmaistere das schloſs mit pulffer, holtz vnd stro spicken, antzünden vnd verprennen laſsen, dobey dann Herr Jorg Truchsas, veldthaubtman, sambt andern kriegsräten gehalten vnd zugesehen haben. Mittler weyl diser geschichten ist das heer zu roſs vnd fues sambt der artolerey vor Lauda[A] im veld still gelegen vnd hat vff volenndung diser hanndlung gewarttet.

Es haben auch nachmals gemaine bundtsstennde das schloſs Poxberg mit aller seiner zugehör vnd nutzung, auch mit allerlay beschwerden, alls dann noch vil Rosenberger vnd ir Schwestern an bemeltem schloſs alls vnschuldig personen tail gehabt vnd darvff vnd seiner zugehör verweist vnd noch vnendtricht gewest &c., phaltzgrafe Ludwigen churfürsten vmb fünfftausent gulden verkaufft, zugestellt vnd vberantwort, sunderlich auch in ansehung, das gedachter pfaltzgraf Ludwig, churfürst, sambt[S. 45] andern pfaltzgrauen, seiner gnaden gebrudere, diser zeit bundsuerwanndte fürsten worden sindt.

Wachbach vnd Aschhausen betreffendt: Nachmals am mittwoch sanndt Johanns des taufers tag haben herr Jorg Truchsass vnd die kriegsrete zwen veindtsbriefe, ainen gen Wachbach, vnd den andern gen Aschhausen geschickt vnd alsbald verordnet den burgermaister von V̈berlingen mit zweyen vendlin knechten, dieselben zway schloſser Wachbach und Aschhausen zuerfordern, eintzunemen, auszuprennen vnd alle derselben zugehorennde paurn vnd gütere zu gemains punds hannden vnd gewalt zubringen, wie dann solchs on allen widerstanndt durch gemelten burgermaister von V̈berlingen volbracht vnd ausgericht. Vnd in denselben heusern ist weder von vorrat, geschütz noch annderm gar nichts gefunden, sunder zuuor alles geflohent worden.

Handlung gegen Balbach dem schloſs: Desgleichen ist den Donerstag nach Johanis Baptiste den achtzehenden tag des monats juny vſs beuelch herr Georgen Truchsassen alls oberstem veldthaubtman vnd der kriegsrete durch herr Wolffen Böhmer, meiner herrn eins erbern rats zu Nürnberg haubtman, ein veindtsbriefe durch einen knaben vnd seinen trummetter gen Balbach geschickt, die daſselb schlos erfordert, aber niemandt dann etlich edlfrauen vnd junckfrauen mit cleinen kindlein gefunden, die ob demselben veindtsbriefe seer erschrocken, sich cleglich gestellt, mit antzaig, das sy sich diser gewaltigen handlung nit versehen, vnd hetten zu Gott hoffnung, es solte vngerochen nit bleiben. Aber kurtz vnd des andern tags darnach hat gemelter Böhmer mit seinen vnd andern der stett reuttern daſselb schloſs Balbach durch ettlich fuesknecht spicken, antzünden vnd ausprennen laſsen, vnd deſselben zugehörende paurn vnd guetere zu gemains punds hannden angenomen. Das ist alles vngeachtet das die Bairischen reuter darob seer vnlustig vud vngestümb waren, vollenndet vnd ausgericht. In demselben schloſs sindt zwen tayl gewest, den Sützeln zusteend, vnd ein neugebaut haus im vorhof, das ist alles verprennt on einiche verschonung. Wiewol die frauen vnd ander im schloſs sambt den Bairischen reutern, so allda ir losament gehabt, alles getafel vnd holtzwerckh vſs den stuben vnd gemachen des schloſs geprochen hetten, ist doch daſselb schloſs mit holtz vnd stroh dermas gespickt gewest vnd verordent, das ir fürnemen nit geholfen, sunnder alles in grundt verprennt ist.

Verennderung des legers: Item freytags den neuntzehenden des monats juny ist das kriegsvolckh vor Lauda aufgebrochen vnd getzogen den negsten vff Grünsfeldt, vnd dieselben nacht sich bey Mos, ein dorf vngeuerlich zwo meil wegs von Wirtzburg nidergethan vnd doselbst zwo nacht stillgelegen.

Den Reussenberg betreffendt: Mittler zeit deſselben legers haben herr Jörg Truchsas vnd die kriegsrete einen veindtsbrieffe vff das schloſs Reuſsenberg dem Hanns Jorgen von Thüngen zugeschickt. Vnd es ist auch die mainung gewest, das das kriegsvolckh solte für daſselbig schloſs Reuſsenberg geruckt sein, aber vff bitt vnd bewilligen des bischoffs[S. 46] zu Wirtzburg als einem bundsverwandten fürsten vergonnt, das die Thüngischen paurn, zu dem Reuſsenberg gehorend, an demselben schloſs den tayl, souil dem Hans Jorgen von Thüngen zugestannden, selbst abprechen, das holtzwerckh heraustragen vnd verprennen. dagegen soll denen andern von Thüngen vnd zuuorderst dem stifft Wirtzburg zu guetem das kriegsvolckh nit weitter in das stifft Wirtzburg noch v̈ber den Main gefürt werden.

Zu solchem abprechen ist von den kriegsräten verordent bey hundert pferden darob zuhalten, damit obgemelten erpieten genueg bescheh. Vnter denselben reutern sind auch etlich Nürmbergisch reuter von den erbern bürgern gewest, neben andern in dem Wirtzburgischen glait doselbsthin vnd widerumb zum hauffen gelangt, aber da ist, wie die gemain rede gewest, gar leis ganngen vnd nit vil schadens beschehen, wiewol sich zu diser handlung noch anderm fürnemen die freyen Francken irem pracht nach mit nichten zum widerstandt vernemen haben laſsen. Es haben sich auch die andern von Thüngen, so am Reuſsenberg tayl gehabt, gegen den bundsstenden purgirt vnd verschriben wie hernach volgt:

Wir nachbenannten mit namen Eustachius, Caspar und Jorg von Thüngen, gevettern, alls innhaber des schloſs Reuſsenbergs, bekennen offenlich vnd thun kunth allermeniglich mit disem brief, alls gemeine stennde des bunds zu Schwaben, vmb das Hanns Jörg von Thüngen, vnser vetter, ire veint vnd widerwerttigen vnd offne achter in dem gemelten vnserm schloſs enthalten haben soll, fürgenomen, darfürtzuziehen vnd dagegen mit straf zuhanndln, vnd wir vns aber deshalben zu iren gnaden vnd gunsten gefuegt vnd vff vnser entschuldigung erlanngt, das ir gnad vnd gunst vns gnediglich zu der purgation gelaſsen, das wir demnach iren gnaden vnd gunsten bey vnnsern gueten waren treuen zugesagt, geredt vnd versprochen haben, vnd thun das hiemit wiſsentlich in craft dits briefs, sobald ir gnad vnd gunst für daſselbig schloſs schicken vnd ordnen, daſs inen daſselbig zu stund von vns soll geoffendt vnd auffgetan werden, darjnnen mit des gedachten Hans Jörgen von Thüngen tayl mit zerreiſsen, verprennen oder in annder wege, deſsgleichen mit denen gütern, ime zugehörig, ires willens vnd gefallens zuhandln, das auch dartzu wir, vnser erben vnd nachkomen, solanng die ailfjarig ainigung des bunds zu Schwaben weret, mit der tat vnd auſserhalb rechts wider gemaine stennde des bunnds vnd derselbigen zugehörigen vnd verwandten nit sein, noch hanndln, noch die eegerürt zeit wider sy oder die iren zum Reuſsenberg niemands enthalten, hausen, hofen, etzen, trenncken oder darvſs einichen fürschub, wie der immer beschehen möcht, thun sollen noch wöllen, alles bey vorgemelter vnnser zugesagten treu, getreulich vnd vngeuerlich. Vnd des zu warem vrkunth hab ich eegenannter Eustachius von Thüngen von mein selbs vnd der obberürten Caspar vnd Jörgen von Thüngen, meiner zweyer vettern, bitt wegen mein aigen insigel zu gezeugnus offenlich an disen brief gehangen. Vnd dartzu haben wir all drey sambt vnd sunderlich mit vleis erpetten den[S. 47] edln vnd vesten Bernharten von Thüngen, vnnsern lieben bruder vnd vettern, das er sein aigen insigel, doch ime vnd seinen erben on schaden, auch offenlich hieran gehangen hat geprechenhalb diser zeit vnser obberürten Caspar vnd Jörgen von Thüngen aigen insigel. Geben vnd geschehen zu Mergethaim vff freytag nach sandt Veits tag nach Cristi vnsers lieben hern gepurt fünffzehenhundert vnd in dem dreyvndzwaintzigisten jare.

Das stettlein Aw[B] belangend: So ist gegen dem stettlein Au dermas gehanndlt, das durch den obersten veldthaubtman vnd die verordennten kriegsräte ein veindtsbriefe doselbsthin gen Au geschickt vnd daſselb stettlein, so zum halben tayl sambt einem schloſs dem Cuntz von Rosenberg, vnd der annder halb tayl dem bischoff von Wirtzburg zugestanden, zu hannden gemainer stennde des Schwäbischen bunds durch etliche raisige, dartzu verordent, erfordert vnd alle rennt, zins vnd gült, auch die paurn doselbsthin und dem Cuntz von Rosenberg zugehorend, zu gemains bunds hannden vnd gewalt gebracht, vnd des Cuntz von Rosenbergs hausfrauen, der dann ir widem darauff verweist gewest, nit mer dann ir varnus, clainotter vnd claider gelaſsen vnd daſselb halb stettlein Au vff ir vngehorsam vnd verwürckung dartzu vmb tausend gulden gepranntschatzt worden.

Gegen Waltmannshouen vnd Gnetza: Item montags den zwenundzwaintzigisten juny sind herr Jorg Truchsas, veldthaubtman, vnd das kriegsvolckh fort vff Vffenhaim geruckt, doselbt den Eritag stillgelegen, in derselben zeit zwen veindtsbrieff durch einen knaben gen Waltmanshouen vnd Gnetza, bede Cuntzen von Rosenberg zugehörig, geschickt vnd dieselben zway heuser sambt iren zugehörenden paurn vnd nutzungen erfordern laſsen. Aber in denselben heusern ist niemandt gefunden worden.

Vff solche handlung ist erstlich das schloſs Waltmanshouen, welchs dann gar geraumbt vnd ausgeleret gewest, durch den obersten veldthaubtman vnd andere haubtleute verprennt, die paurn auch in des bunds pflichten angenomen, mit der aufflage, dhweil sich dieselben paurn hieuor wider ir zusagen gegen herr Jorgen Truchsasen etwas vngepürlichs, vngehorsam vnd strafbar gehalten haben, also das sy die paurn plünderns oder zum wenigsten pranntschatzung wirdig gewest weren, das demnach die paurn zu einer straf gemainlich vnd ein yeder sunderlich, sunder ainicher were mit weiſsen steblein den negsten zu den bundsräten, so damals zu Hasfurt gewest, sich stellen, antzaigen, doselbst weiters beschaids vnd der gnade erwartten sollen.

Vnd alsbald ist auch durch Burkharten Marschalck von Pappenheim vnd ettlich der stett reuter das schloſs Gnetza, so gleichermas wie Waltmanshouen vnd etwas lustiger vnd vester gepaut gewest, verprennt vnd alle zugehorende gueter vnd paurn zu gemains bunds banden genomen vnd huldigen laſsen.

Zug vff das gebirg: Item mitwochs den 24. juny 1523[S. 48] sindt die kriegsrete mit dem kriegsvolckh aufgeprochen, iren wege an der Aisch vff Windshaim, vff Lonerstatt vnd fortt vff Vorchhaim genomen, doselbst zwen tag stillgelegen, das geschütz vnd anders gepeſsert, auch alles geschos abschieſsen laſsen. In demselben schieſsen dann ettliche püchsenmaister, so ire sachen nit in acht gehabt, von einem ladstecken vnd einem veſslein pulfers schaden genomen.

Auch haben in derselben zeit die kriegsrete geratschlaget, welchen wege sy am bequemsten vff das gepirg nemen möchten, vnd derhalb beschloſsen, vff Ebermanstat vnd denselben grunt den negsten vff Streitberg die wege antzunemen, alsdann v̈ber die staig vff Holfeldt zuuerrucken. — Vnd alls solcher zug für Streitberg geschehen, ist es gleichwol von wegen der höhe der staig doselbst mit dem groſsen geschütz vnd der meng der wägen gar langsam zugangen, also das das rennfendlin, der vorzug, der gewaltig hauf vnd der nachzug des raisigen zeugs sambt ettlichen fuesknechten ein lange zeit vor Streitberg vff der hoh halten vnd vff die wagen, auch das geschütz warten müſsen. Vnd an der andern seyten des schloſs Streitberg ist das fuesvolkh mit dem geschütz vnd den wägen die staig aufwärts getzogen, vnter denen sich ettlich fuesknecht, so zum tayl vnter eins erbern rats zu Nürmberg vendlin gelegen vnd in dem nachzug verordent waren, vnterstanden, Herr Cunrat Schotten, damals haubtman vff Streitberg seine visch vnd vorhen vſs einem casten zuheben vnd etlich pfaben zuschieſsen. Darob dann herr Cunrat vnlustig vnd vnwillig vnd mit einer hackenpüxen vnter die knecht geschossen vnd alsbald einen Nürnbergischen fuesknecht gefangen, von den andern knechten, so nichts dartzu gethan, mit gewalt genomen vnd in das schloſs gefürt, der mainung, denselben zuhencken, vnd alsbald in einem stockh dermaſsen etlich stund ligen laſsen, das demselben knecht löcher in die arm geriſsen, die ime nachmals vber ettlich lange zeit nit gehailet sind.

Alls aber eins erbern rats diser statt haubtman, Wolff Böhmer, solche gewaltat erfaren, hat er sich mit ettlichen Nürnbergischen haubtleuten, fenndrichen vnd andern zu herr Jorgen Truchsasen vnd den kriegsräten gefueget, dise gewaltat vnd den fridbruch angetzaiget. Dem ist annders nit geholffen dann das Clas Seidensticker, profos, zu herr Cunraten reitten vnd den knecht zu seinen handen nemen soll. Das ist beschehen.

Truppach vnd Krügelstein die schlosser auf dem gebirg betreffend: Nachmals vnd nemlich mittwochs den ersten tag des monats july haben herr Jorg Truchsäs alls oberster veldthaubtman vnd die kriegsräte einen knaben mit zweien veinds brieuen gen Truppach, das des Wolff Heinrich von Aufses gewest, vnd Krügelstain, so Jorg Wolff von Gich zugestannden, geschickt, auch nachmals dieselben zway schloſser, so dann gantz öde vnd verlaſsen, geraumbt gefunden worden, sambt iren zugehörungen, alls paurn vnd ander nutzung, einnemen, gemainem bundt huldigen vnd aide thun, darnach daſselbig schloſs Truppach sambt den vorgepeuen im vorhof antzünden vnd verprennen laſsen.

[S. 49]

So ist herr Jörg Truchsas mit Wolffen Böhmer, Nürmbergischen haubtman, vnd andern reutern von dem hauffen vff Krügelstain geruckt, daſselbig schloſs durch etlich fuesknecht, so vor der zeit daselbsthin mit etlichen püchsenmaistern vnd reutern geordent waren, mit einem liechtzaun, so vmb das schloſs gemacht gewest, spicken vnd einen vesten wolerpauten thurn, so oben im vmblauff acht schuch dickh war, mit vier thunnen pulffers speysen vnd den lufft verdempfen vnd nachmals antzünden laſsen, das in kurtzer zeit nach antzündung des schloſs Krügelstain derselb vest thurm durch kraft des pulffers von grundt erhebt vnd so gewalttig von seiner statt in den graben geworffen ward, das es wunderparlich zusehen, nit vil erfaren, sunder vff disen zug allererst gelernt ist.

Nach vollendung derselben taten ritten herr Jorg Truchsas sambt andern widerumb dem veltleger zu, das hinter Thurnau geschlagen was, vnd hetten daselbst ir nachtstall.

(Schluſs folgt.)

Fußnoten:

[A] Städtchen an der Jaxt.

[B] Aub an der Gollach, 2½ Stunden von Ochsenfurt.


Verkauf eines Fabrikzeichens aus den Jahren 1433 und 1478.

Mitgetheilt von F. K. Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg.

Graf Hugo von Walderdorff hatte die Güte, uns zwei Original-Pergamenturkunden mitzutheilen folgenden Inhalts:

I. Urkunde von 1433, „des nehsten freitags nach gotsleichnamstage“ (12. Juni): Balbran (Walram) Zader, Hammermeister zu Weidenberg, in einen Rechtsstreit gerathen mit Erhard Frank zu der Hargenloh und dessen Brüdern um das Eisenzeichen, genannt der „Feuerhak“, wobei beiden Theilen die Führung dieses Zeichens zuerkannt worden war, verkauft nun zu Verhütung von Irrungen, welche sich aus dem beiderseitigen Gebrauche dieses Zeichens ergeben könnten, seine Berechtigung hieran an Albrecht Frank (Bruder des Erhard), dessen Brüder und Erben.

Von den beiden, an Pergamentstreifen hängenden Siegeln (IV, C) von grünem Wachs in ungefärbter Schale ist das erstere des Hanns Schütz zu Trautenberg nur noch zur Hälfte vorhanden und ganz undeutlich, das des Peter Groſs zu Zeilenreuth aber noch gut erhalten.

II. Urkunde von 1478, „am mittwochen vor letare in der heiligen vasten“ (25. Februar):

Fabrikzeichen

Sigmund Frank, Burger zu Aurbach, thut kund: sein Vater sel., Hans Frank, und dessen Brüder hätten den Feuerhaken von ihrem Vater, Ahnherrn und Urahnherrn ererbt, solchen in ihren Siegeln gebraucht und hergebracht länger denn Menschen-Gedächtnis ist, auch dabei den Feuerhaken auf die in ihren Hämmern geschmiedeten Erzeugnisse geschlagen, und so sei „der Feuerhak“ zuletzt auf seinen Vater und auf dessen Bruder, Albrecht Frank durch Erbschaft gelangt. Diese beiden[S. 50] Brüder nun, beide mit „Hammerberg“ (Hammerwerken) versehen, hätten sich dahin vereinigt, daſs Hans Frank und seine Erben auf den aus seinen Eisenhämmern hervorgehenden Erzeugnissen das fragliche Zeichen auf deren Rücken, sein Bruder Albrecht aber solches auf der Bahn der Schiene aufschlagen soll. Nachdem nun aber Sigmund Frank kein Hammerwerk mehr besitzt und den Feuerhaken niemand billiger vergönnt, als dem, dem er aus angeborener Erbschaft zusteht zu gebrauchen, so verkauft er seine Berechtigungen zu diesem Zeichen an seinen 1. Vetter Wilhelm Frank, Bürger zu Regensburg, und verspricht, den Feuerhaken auf kein Eisen mehr aufschlagen zu lassen. Jedoch behält er für sich und seine Erben das Recht vor, denselben Feuerhaken im Siegel oder Petschaft auch ferner zu gebrauchen. Das Siegel des Sigmund Frank ist abgerissen; die beiden anderen, an Pergamentstreifen hängenden Siegel (IV, A, 2) von grünem Wachs in ungefärbter Schale, des Hanns Zugenreuter zu Zugenreut und des Cunz Slamersdorf zu Michelfeld, sind noch ziemlich gut erhalten, nur die Legenden sind verwischt[A].

Diese beiden Urkunden liefern einen weiteren, interessanten Beitrag — und zwar aus der bürgerlichen Sphäre — zu der Frage über Entstehung und Erwerbung der Wappen[B]. Denn, wenn es sich streng genommen im vorliegenden Falle nicht um den Verkauf eines Wappens im eigentlichen Sinne des Wortes handelt, sondern nur eines auch als Siegelbild gebrauchten Fabrikzeichens[C], so ist die Analogie zwischen beiden doch gewiſs nicht zu verkennen, und zwar um so mehr, als wir wirklich später, z. B. in der ehemaligen Stiftskirche zu St. Emmeran in Regensburg, als Wappen der Frank, wie hier abgebildet, einen rothen Feuerhaken im von Silber und Blau schräg-links getheilten Schilde finden[D].

Es wäre sehr zu wünschen, daſs noch andere derartige Beispiele in diesen Blättern mitgetheilt würden.

Fußnoten:

[A] Abschriften beider Urkunden befinden sich im Archive des german. Museums.

[B] S. Anzeiger f. K. d. d. V., 1865, Nr. 1.

[C] Erinnert sehr an die Hausmarken.

[D] Als Helmschmuck zwei dergleichen Feuerhaken, schräg gekreuzt.


Zur Geschichte der Entdeckung und Erkennung der Pfahlbauten.

Da in neuerer Zeit über Entdeckung und erste Erkennung der Pfahlbauten als solcher irrthümliche Ansichten zu verbreiten gesucht werden, so findet sich die Zürcherische antiquarische Gesellschaft veranlaſst, den Hergang der Sache einmal einfach und der Wahrheit gemäſs zur Kunde des Publikums zu bringen, wobei jedem, was ihm gebührt, gegeben werden soll.

[S. 51]

Es war im Februar 1830, als zu Männedorf am Zürichsee eine einer bestimmten Anzahl Bürger zuständige Habe tiefer gelegt ward, um bequemeres Anlanden der Schiffe zu ermöglichen. Das dabei herausgehobene Material ward auf einer benachbarten Wiese ausgebreitet und erwies sich bald als Seeschlamm und Moder, in welchem verfaultes Holz, Knochen und einzelne Kohlen, sowie eine Anzahl Steinbeile sich befanden. Durch einen Anverwandten auf diese Steinbeile aufmerksam gemacht, verfügte sich Herr Dr. Ferdinand Keller, Präsident der antiquarischen Gesellschaft, an Ort und Stelle, um sowohl das Gefundene in Empfang zu nehmen, als auch die Fundstelle einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen. Die Reste des Holzes und die Steinbeile, die man damals noch für Abhäuteinstrumente hielt, der Geruch des Moders und Anderes bestimmten Hrn. Dr. Keller zur Annahme: es habe hier, am Rande des Sees, eine Art von Gerberei in der Urzeit gestanden, und er theilte dies der Gesellschaft als das Ergebniſs wiederholter Betrachtung des Ortes und der Fundgegenstände mit.

Von diesem Augenblicke an blieb seine unausgesetzte Aufmerksamkeit auf diese Gegend des Sees gerichtet. Die gänzliche Lösung des Räthsels erfolgte aber erst im Jahre 1854, weil damals in Folge des höchst trocknen Winters der Seespiegel überaus tief stund. Herr Lehrer Aeppli zu Obermeilen berichtete nämlich an das Präsidium der antiquarischen Gesellschaft über das Zutagetreten von Gegenständen in dem vom Wasser verlassenen Seebette, welche über den frühesten Zustand der Bewohner dieser Gegend Aufschluſs zu geben geeignet seien. Da Herr Dr. Keller abgehalten war, sich persönlich an Ort und Stelle zu begeben, so veranlaſste er Herrn Prof. Escher von der Linth, als Geologen, und Herrn Dr. Heinr. Meier, als Alterthumskenner, statt seiner sich nach Meilen (das alte Mediolanum) zu verfügen. Ersterer hatte vor Allem die Frage zu beantworten: ob die gefundenen Pfähle früher am Lande gestanden hätten. Herr Prof. Escher sprach hierauf auf das Bestimmteste aus, daſs die Pfähle den dortigen Terrainverhältnissen gemäſs gleich von Anfang im See gestanden haben müſsten.

Von da an begab sich Herr Dr. Keller mehrere Male nach Meilen, und er überzeugte sich, daſs dort im See auf den Pfählen einst Hütten stunden, ähnlich den Fischerhütten, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in der Limmat errichtet waren, jedoch mit dem Unterschiede, daſs erstere, gemäſs der Art und Beschaffenheit der zwischen den Pfählen gefundenen Geräthe, bewohnt, letztere jedoch nicht bewohnt waren, sondern nur zum Fischfang gebraucht wurden.

Die von dieser Entdeckung in verschiedenen Zeitungen gegebenen Berichte zündeten, und es kamen nun von verschiedenen Gegenden der Schweiz, vom Westen und Osten, Anzeigen an die Gesellschaft, daſs ähnliche Pfahlbauten in den Seen entdeckt worden seien. Die wichtigste Entdeckung war unstreitig die im Bielersee, weil dort, in der Nähe von Nidau, in einer Untiefe, Steinberg genannt, eine Menge von Pfählen zu Tage traten, zwischen denen eine Masse von Thongeschirr,[S. 52] sowie Stein- und Bronzegeräthe, wie schon früher, so auch jetzt wieder entdeckt wurden. Herr Dr. Keller reiste bald nachher dahin, untersuchte mehrere Wochen hindurch die Fundorte und vervollständigte dadurch seine Idee von den Pfahlbauten, d. h. Niederlassungen in auf Pfählen im See errichteten Hütten, die vor ihm Niemand ausgesprochen hatte, und die damals noch viele Gegner und Bestreiter fand. Ja, er entschied sich dahin, daſs in der Urzeit sich die Bevölkerung zum Theil bleibend auf den Seen, wahrscheinlich zur Sicherung ihrer Personen und ihrer Habe, angesiedelt gehabt.

Dies ist der Hergang der Sache, und es ergibt sich daraus, daſs vor Herrn Dr. Keller Niemand eine Ahnung hatte, daſs diese Pfähle in den Schweizerseen Böden und Hütten trugen, und daſs diese Gerüste, die er Pfahlbauten benannte, von den Ureinwohnern bleibend bewohnt wurden.

Zürich, Januar 1866.

Im Namen der Zürcherischen antiquarischen Gesellschaft

Ludwig Ettmüller.


Heidnische Gräber in Böhmen.

Zur Ergänzung der in Nr. 12 des „Anzeigers“ 1863 gebrachten kurzen Notiz von der Auffindung eines Todtenfeldes zwischen den Dörfern Nehasitz, Welmschloſs, Moraves und Wisotschan in der Nähe der königl. Kreisstadt Saaz in Böhmen folgt nun die Darstellung der weiteren Forschungen auf dieser interessanten Gräberstätte. Das Todtenfeld bei Nehasitz hat bei 150 W. Klafter Länge 100 W. Kl. Breite. Unter der 1 W. Schuh mächtigen Ackerkrume liegt die Gräberschichte von wechselnder Dicke 3–5 W. Schuh, darunter der natürliche Boden, rother Lehm. Die Erde der Gräberschichte zeigt durchaus im trockenen Zustande ein aschenartiges, graues Ansehen; die chemische Untersuchung ergab den groſsen Gehalt derselben an kohlensaurem Kalk. Die Gräber sind theils Skelettgräber, theils Urnengräber. In ersteren liegen die wohlerhaltenen Skelette 3–5 W. Schuh tief unter der Oberfläche, mit dem Kopfe nach Norden, theils mit dem Angesichte, theils mit dem Rücken auf dem rothen Lehm auf. In zwei Fällen ruhte die Leiche auf einer von unbehauenen Feldsteinen pflasterartig zusammengelegten Steinlage; mehrere Gräber waren mit behauenen, platten, groſsen Steinen umlegt. In der Nähe der Leiche befinden sich je drei Steine, einer beim Kopf, und je einer an den Brustseiten; unter letzteren befindet sich häufig eine 9 Zoll hohe, vierseitige, der Breiteachse nach durchbohrte, aus Thon gebrannte Pyramide, (ganz ähnlich dem in Wagner’s „Tempel und Pyramiden der Urbewohner auf dem rechten Elbufer“, Taf. II, Fig. 28 abgebildeten Objekte). Die mitgegebenen Grabgefäſse sind gröſstentheils zerdrückt; sie zeigen eine zierliche Form, sind an der Innen- und Auſsenfläche schwarz, graphitartig glänzend, schalen-, krug-, napfförmig. Beigaben von[S. 53] Metall finden sich in dieser Schichte selten; häufiger kommen bei Nehasitz nur Bronzenadeln mit einfachem Knopfe vor; sehr selten bronzene Armbänder; Eisengegenstände finden sich nirgends, desto häufiger Mitgaben aus Stein und Bein, Reibsteine zum Zermalmen des Getreides, nebst den erwähnten Thonpyramiden, Thonwirtel, Aexte und starke Lanzenspitzen ähnliche Stechinstrumente aus Hirschhorn, durchbohrte Pferde- und Eberzähne, Pfriemen und Nadeln aus schwachen, zugespitzten Knochen, Röhrchen aus gebranntem Thon. In den Urnengräbern sind die Urnen in eine Steinumlegung beigesetzt und mit einem flachen Stein zugedeckt; sie enthalten Asche, Knochenstückchen, selten Bronzeringe oder Nadeln; ihre Form ist zumeist krugartig, am häufigsten mit einem Henkel, sehr selten doppelgehenkelt, zuweilen auch ohne Henkel. In der über den Skeletten und Urnen aufgehäuften aschenhaltigen Erde finden sich Tausende Fragmente von thönernen Gefäſsen der verschiedensten Natur, daneben zahlreiche Thierknochen (man könnte ganze Wagenladungen davon wegfuhren), jedoch kein einziges ganzes Thierskelett. Die Untersuchung des von mir an Ort und Stelle ausgehobenen Materials ergab folgende Thiergattungen: Rind (Schenkelknochen eines ausgewachsenen Exemplars kleiner Race und Stirnknochen mit ansitzendem Horn vom Kalbe), Pferd (Zähne und Schulterblatt von sehr starken Exemplaren), Edelhirsch (Gehörn und Rückenwirbel von groſsen, alten Thieren), Rehe (Gehörn, Fuſsknochen und Wirbel von schwachen, jungen Thieren), Eber (einzelne Zähne, vollständiges Gebiſs von ungeheuren Thieren). Letztere drei Thiergattungen: Edelhirsch, Reh und Wildschweine, finden sich durchweg in überwiegender Mehrzahl. Einzelne Knochen dieser Thiere sind halb verbrannt; wahrscheinlich war die Gräberstätte bei Nehasitz zugleich auch Opferstätte; jedenfalls fand das Volk, dem diese Gräber angehören, neben den Früchten des Ackerbaues seine Hauptnahrung noch in den wilden Thieren des Forstes. Ferner fand ich in den Nehasitzer, sowie in allen ähnlichen Gräbern, die ich untersuchte, immer runde, kugelförmige Steine von der Gröſse einer Nuſs bis zur Gröſse einer Faust. Obgleich sich diese Steine immer nur als auf natürlichem Wege (durch Wasserlauf) abgerundete Geschiebe herausstellen, so müssen sie doch, da sie sich so häufig in den Gräbern, oft weit entfernt vom Fluſsbette der Bäche finden, zu einem besonderen Zwecke mit Sorgfalt aufgelesen worden sein; selbst eine runde, mehr als faustgroſse Kugel von Thoneisenstein fand sich in einem Grabe. Somit stimmen meine Untersuchungen mit andern in Böhmen aufgefundenen Gräber- und Opferstätten vollkommen überein. Aber Nehasitz, sowie das 1 Wegstunde nördlich davon gelegene Moraves, zeigen eine besondere Eigenthümlichkeit. Auch bei Moraves findet sich eine ganz ähnliche, nur etwas gröſsere Gräberstätte; aber hier wie dort liegt unter der eben beschriebenen eine zweite Leichenschichte. Zwei bis drei Schuh tief in dem rothen Lehm finden sich nämlich brunnenartige Gräber, 3 W. Schuh im Durchmesser, kreisrund; eines von dem andern je 5–6 Schritte entfernt. Auch[S. 54] in dieser Schichte finden sich Skelettgräber neben Urnengräbern, bei Nehasitz aber Skelettgräber vorherrschend, bei Moraves Skelettgräber ausschlieſslich. Diese tieferen Gräber laufen bei Moraves nach unten spitz zu, so daſs die Beckenknochen der Leichen die tiefste Lage einnehmen; in den Nehasitzer Gräbern befinden sich die Leichen in hockender Stellung. In diesen Skelettgräbern fanden sich sehr viele Bronzeobjekte, Arm- und Fuſsspangen, Fibeln, Doppelspiralen aus Bronzedraht von bekannter Form, Bronzestängelchen, Ringe aus schwarzem Horn; auch einen Bronzedolch will man gefunden haben. In der Nähe der Gräberstätte fand sich ferner auf freiem Felde ein bronzenes, sichelartiges Instrument, (ähnlich dem in Hallstadt gefundenen; Gaisberger, „die Gräber bei Hallstadt“, Taf. VII, Fig. 6), ferner ein Bronzecelt von sehr primitiver Form. Aehnliche Gräberstätten finden sich in der Nähe der eben genannten Orte noch in Welmschloſs, Wisotschan, Horatitz, Schieſselitz; doch trifft man an diesen Orten nur Gräber an, die der oberen Nehasitzer und Moraveser Schichte analog sind, nie aber Gräber der tieferen Schichte. Auch in diesen Gräberstätten finden sich Urnen, Thonpyramiden, Gefäſsfragmente, Thierknochen, nie Bronzeobjekte. An den letztgenannten Orten überwiegen zudem die Urnengräber.

Eine andere Bestattungsart traf ich am rechten Egerufer, ebenfalls unweit der Stadt Saaz, bei dem Dorfe Pressern. In geringer Tiefe, kaum 6–8 Zoll, stöſst man auf runde Lager reiner Asche, 1 W. Klafter im Durchmesser, 3–4 Schuh tief, mit Gefäſsfragmenten, Holzkohlen und Thierknochen angefüllt, eines von dem andern 10–15 Schritte entfernt. Die Untersuchung solcher Aschenlager ergab eine wohlerhaltene, krugartige, mit Asche angefüllte, einhenkelige Urne, in unmittelbarer Nähe des Brandplatzes zwischen Steinen eingeschlichtet und mit einem flachen Stein bedeckt; daneben Pfriemen von Bein, runde Kiesel, einen Korb voll Gefäſsfragmente feinerer und roherer Gattung, Hirsch- und Eberknochen. Auch in der Nähe des Schlosses Petersburg deckte ich im Laufe des Sommers 1865 einen ähnlichen Brandplatz auf. Er hatte runde Form, 1 W. Klaft. Durchmesser, 3 Schuh Tiefe. Als Fundobjekte ergaben sich in groſser Menge Gefäſstrümmer, runde Kieselsteine, durchbohrte Eberzähne, bestimmt, an einem Faden aufgereiht zu werden, einige Fluſsmuscheln, ein ziemlich groſses, flaches Stück Rotheisenerz; von Menschenknochen ein Kiefer und Schulterblattfragmente, endlich zwei vollkommen erhaltene Gebisse von sehr starken Ebern. Weiter führe ich als Fundorte heidnischer Gräberstätten längs des Laufes des Egerflusses, in der Umgegend der Stadt Saaz noch an: Soběsak, Straupitz, Libotschan, Bẽzdiek, Stẽknitz, endlich die Stadt Saaz selbst, in deren Weichbilde heidnische Gräber häufig aufgedeckt werden. So stieſs man im Laufe des Frühjahrs 1865 bei Erdgrabungen behufs des Neubaues eines Hauses in der Prager Vorstadt auf Gräber der spätheidnischen Periode. Die Leichen lagen 8 W. Schuh tief unter dem Strassenpflaster mit dem Gesichte gegen die Erde gewendet, beim Kopf und in der Brustgegend einzelne[S. 55] Basaltsteine. Im Verlaufe der Grabungen traf man ein Grab, in dem die Leiche in sitzender Stellung beerdigt war. Neben ihr standen 4 Thongefäſse, ein sehr zierlich geformtes krugförmiges, ein flaches schalenförmiges und zwei kleine, kaum einen Zoll im Durchmesser haltende napfförmige Gefäſse, alle sehr wohl erhalten.

Die Gegend um die Stadt Saaz ist eine der schönsten und fruchtbarsten Böhmens. Schon der älteste böhmische Chronist Kosmas († 1125) war von dem Reichthum des Saazer Landes entzückt; er preist es als „pulcherrima visu et utillima usu ac uberrima satis nec non abundantissima pratis regio“. Hier war ehedem der stolzeste der slavischen Stämme in Böhmen, der der Lučaner („superbissima gens, quibus et hodie a malo innatum est superbire“, heiſst es von ihnen bei Kosmas) seſshaft; er führte diesen Namen von den vielen Wiesen (slav. lučí), die seine Ansiedelungen umgaben. Die Lučaner bildeten ein eigenes Fürstenthum, das aber später seine Selbständigkeit an den Prager Herzog Neklan verlor, der nach der Besiegung der Lučaner die Burg Draguš an der Eger erbaute. Die Stadt Saaz selbst scheint aber erst in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts aufgekommen zu sein; der Name kommt, wenn ich nicht irre, das erste Mal zum Jahre 1004 bei Tietmar vor. Die zahlreichen hier erwähnten Gräberstätten sprechen dafür, daſs die Saazer Gegend schon frühzeitig sehr dicht bevölkert war; die Stadt Saaz selbst, sowie die einzelnen Orte, in deren Nähe sich solche Gräberstätten finden, entwickelten sich sicher aus diesen alten, slavischen Ansiedelungen, und die Verschiedenheiten in der Bestattungsweise, bald vorwiegend Skelettgräber, bald vorwiegend, bald ausschlieſslich Urnengräber, mögen auf zeitlich getrennte Perioden hinweisen. Auffallend ist das gänzliche Fehlen des Eisens in diesen Gräbern; es müſste demnach die reine Bronzeperiode bei den Slaven Böhmens ziemlich weit heraufgerückt werden. Ob nun die beiden Gräberschichten bei Nehasitz und Moraves demselben Volke angehören, darüber dürfte die Untersuchung der Schädel aus beiden Schichten wol noch einiges Licht verbreiten.

Wien, 31. December 1865.

Dr. Jul. Ernest Födisch.


Wizenicer Ausgrabungen im Jahre 1865.

In Nr. 11 des „Anzeigers f. Kunde d. d. Vorzeit“, 1864, Sp. 401 wurde als Fundort von Hügelgräbern in Böhmen der Meierhof Wizenic (bei Klattau) erwähnt. Im September 1865 wurden unweit des Meierhofes auf der Flur Hurka — was Berg bedeutet; ehedem war diese Flur Wald, nun ist sie Hutweide — wieder mehrere Grabhügel geöffnet. Der Fund ergab an Bronzegegenständen drei Nadeln von je 12 Zoll Länge und zwei halbkreisförmige Armringe. Der interessanteste Theil des Fundes aber wurde in einem allein, von den andern abseits[S. 56] stehenden, durch seine Gröſse ausgezeichneten Hügel gemacht. Neben dem zerdrückten Aschentopf, der noch einige Knochentheile (Kopf- und Rippenknochen) enthielt, lag eine S förmig gebogene bronzene fibula, zwei Fragmente von eisernen Gürtelschnallen mit noch deutlich erkennbarem Dornansatz, Bruchstücke eines Eisendolches mit noch wohl erhaltenem Beschläge vom unteren Ende der Scheide, Fragmente einer eckigen Schnalle und einer mit einem zierlichen Knopf versehenen Scheibe von Eisen, endlich eine durchbohrte, flache Bernsteinkoralle und zwei kleine Korallen von gelbem Email mit blauen, perlartigen Ornamenten. Letztere Objekte zeigen der Masse und Form nach die überraschendste Uebereinstimmung mit ähnlichen, in egyptischen Mumiensärgen gefundenen Schmuckkorallen, so daſs sie ohne Zweifel durch Handel aus dem Süden nach dem Norden gebracht wurden.

Wien, 31. December 1865.

Dr. Jul. Ernest Födisch.


Papst Johann XXII. bevollmächtigt den Abt des Klosters St. Johann in Stamps zur Schlichtung von Streitigkeiten.

Mitgetheilt von Dr. C. Will, Archivsekretär des german. Museums.

Johannes episcopus servus servorum dei Dilecto filio Abbati monasterii sancti Johannis in Stamps Brixinensis dioecesis salutem et apostolicam benedictionem. Conquesti sunt nobis prepositus, decanus et capitulum ecclesie sancti Andree Frisingensis, quod Amphranarius de Inspruka laicus Brixinensis dioecesis super quibusdam domibus et rebus aliis iniuriatur eisdem, ideoque discretioni tue per apostolica scripta mandamus, quatinus partibus convocatis audias causam et appellatione remota debito fine decidas, faciens quod decreveris per censuram ecclesiasticam firmiter observari. Testes autem, qui fuerint nominati, sese gratia, odio vel timore subtraxerint censura simili appellatione cessante compellas, veritati testimonium perhibere. Datum Avinione kalendis Octobris pontificatus nostri anno septimo.

Das Original befindet sich im Besitz des germanischen Museums.


Zur Frage nach dem Verfasser des Reineke Vos.

Im Anschluſs an Haupt’s Zeitschrift IX, 374 ff. hat Leverkus ebendaselbst XI, 374 f. die Hypothese Zarncke’s (die beiläufig durch Barckhusen’s sonstige Schriftstellerei widerlegt wird), daſs Barckhusen Verleger und Verfasser der Lübecker Ausgabe des Reineke von 1498 sei, dadurch zu stützen gesucht, daſs in Vers 6168 „de abbes van Slukup“ und 6712 „vele mesters van Krummesse“ auf Ortschaften in der Nähe[S. 57] von Lübeck hingedeutet werde. Dasselbe Argument, gegen welches wir unseren Theils Hoffmann’s Erklärung als einzig berechtigte festhalten, findet sich bereits in Mantzel’s Bützow’schen Ruhestunden 22 (1765), S. 49, mit folgenden Worten: „Es bestärken mich (sc. über den plattdeutschen Character des R.) die geographischen Stellen, von Slukup und Krumesse, welche Oerter nemlich ohnweit Lübeck belegen, und deren letzteres, bloſs um des Reims willen, angebracht.“

Mantzel erwähnt überdies, daſs der eigentliche Name des ersten Ortes, nicht Slukup, sondern Slutup sei. Schon das hätte die ganze Annahme zurückzuweisen genügen sollen.

Schwerin.

Fr. Latendorf.


Des Hanns Frey Schwieger.

„Frau kungund Wilhelm Rumels deß eltern seligen verlassene wittib hat bekant, das sie fraw kungunden leonharten halbgewachssen eeliche wirttin, vnnd Junckfraw katherina Iren töchtern zw rechter vrtat vnd aigenschafft frey williglich auch endtlich vnwiderrufflich, In dem allerbesten form vnd Rechten für allermenigklichs widertailen vnd absprechen von hannden In ir baider gewalt vnnd hannden zu gleichem tail auff vnd vbergeben hab alle Ire schlayr, paternoster, auch ettliche perlin vnd perlin gesmuck, wie die genant oder gehaissen sein, vnnd sich der gegen Ine entlich enttewssert vnd verzigen, Also das nu füro ir yede mit Irm tail daran thun vnd lassen mag, wie vnd was sie woll vngehindert von menigklich, vnd Insonnder von Annen Hannsen freyen eelicher wirttin, irer tochter, vnd Iren erben, Dann sie derselben Irer tochter vormals In solichen dingen mer vnd bessers gegeben hett, dann der vorgenannten Irer tochter annen von den vorgemelten stücken zu irem tail werden möcht. Vnnd nachdem sie der gedachten frawen kungunden halbwächssin Irer tochter zwayhundert guldin heyratgelts entricht vnd bezalt hat, Ob dann dieselbig Ir tochter In ir hab zu erben vermaint, das sie dann solich 11 c f. einwerffen solt oder aber so lang stillsten, biß der andern swester 11 c f. auch volgen vnd werden. Testes Niclas Coler vnd Endres von watt. Actum 3 a sant Gregorien abent In der vasten Ao lxxx viii.“ (11. März 1488.) — Gerichtsbuch Literarum 5, fol. 39 b. Stadtarchiv zu Nürnberg.

Die Ausstellerin dieses Briefs war eine Hallerin von Bamberg und zufolge eines handschriftlichen Stammbaums der Rumel, in welchem sie aber Anna heiſst, Tochter Georg Haller’s von Bamberg und Magdalena Eisvoglin. Ihr Bruder Anton Haller war Bürger zu Nürnberg, Genannter des gröſsern Raths und Richter zu Wöhrd. Diese Haller hatten mit den patriziatischen Hallern nichts gemein als den Namen; sie waren vielmehr ein Seitenzweig der Münzmeister, von denen Günther Münzmeister zwischen 1418 und 1423 hier zu Rathe gieng, und führten deshalb auch ganz dasselbe Wappen, das bei den Münzmeistern im Geschlechter[S. 58]buch von 1610 abgebildet und z. B. von Seite Anton Haller’s bei einem das Haus S. 1 betreffenden Brief vom 1. Mai 1490 angehängt ist, wo er nebst Berthold Deichsler als Genannter erscheint. In Roth’s Genanntenbuch ist Anton Haller nicht zu finden. Seine Tochter Magdalena war Dr. Hartmann Schedel’s zweite Frau. Der Mann der Kungund Rumelin war Wilhelm Rumel, älterer Bruder Heinrich Rumel’s und der seit 1444 mit Hanns Pömer verheirateten Brigitte Rumelin. Nach ihrer Eltern, Wilhelm Rumel’s und Anna Tetzlin, Tod theilten die drei Geschwister am 13. Mai 1457 den Nachlaſs, wobei aber wol Hanns Pömer, der Brigitte Ehewirt, aber von Seite der Bruder keine Frau namhaft gemacht wird. Die damals dem Wilhelm Rumel zugefallene Eigenschaft eines Hauses in der Fröschau, jetzt S. 166, verkauften die beiden Eheleute am 15. Sept. 1486 an Daniel Ulmer. Der sich an diesem Hause, das noch den Kaufbrief besitzt, hinziehende Hof, eigentlich eine Sackgasse mit überwölbtem Eingang, heiſst mit nur geringer Entstellung des alten Namens der Rümeleinshof. Wilhelm Rumel, der seinen Vettern, auch seinem Bruder Heinrich, der aus seiner Ehe mit Cäcilia Meichſsnerin keine Nachkommen verlieſs, ihre Anrechte auf Lonnerstatt abgekauft und dieses von der Krone Böhmen zu Lehen rührende Besitzthum seinen Söhnen Wilhelm, Heinrich, Georg und Joseph abgetreten hatte, welche daher am 26. Sept. 1480 von König Wladislaus damit belehnt wurden, starb 1487. Zur Heirat seiner zweiten Tochter Kungund mit Leonhard Halbwachsen oder Halbgewachsen, Conzen Halbgewachsen’s Sohn, hatte der Rath für den 15. Jan. 1488 das Rathhaus bewilligt. Er gehörte zu der reichen und geachteten Familie dieses Namens, die einen bedeutenden Handel mit ausländischen süſsen Weinen betrieb und ihr Geschäftshaus in S. 530 hatte, aber auch in andern Theilen der Stadt, auf der Füll, in der Judengasse etc. vorübergehend wohnhaft war. Die Gewährung des Rathhauses zur Hochzeitfeier verdankte jedoch das Brautpaar nicht sowohl dem Reichthum des Bräutigams als der Vornehmheit der Braut. Er findet sich noch 1493 als „Conrad Halbgewachsen sel. Geschäfts und Kinder Vormund“ nebst Hanns Milla, muſs aber in einem der nächsten Jahre gestorben sein, da seine Wittwe schon am 9. Jan. 1497 als Jacob Sauerzapf’s Ehefrau erscheint und gemeinschaftlich mit ihrer jüngern Schwester Katharina, damals auch bereits Wittwe von Bartholomäus Knebel, den ihnen beiden gehörenden Tafelhof an Endres, Georg und Peter die Hornunge, Gebrüder, um 340 fl. verkaufte. Die „Sauerzäpfin“ ist auch auf beiden Tanzladzetteln von 1506 und 1508 (den ältesten, die, soviel man weiſs, auf die Gegenwart gekommen sind) eingetragen, auf dem erstern mit ihrer Schwester „Löffelhölzin“, auf dem andern auch mit ihrem Bruder Joseph. Die Geschwister wohnten, wie man sieht, beisammen. Aus der ersten Ehe der Kungund Rumelin scheinen keine Nachkommen entsprungen zu sein, wie denn auch der Name der Halbgewachsen schon im Anfang des 16. Jahrh. erlosch und sich zunächst nur an dem Hause S. 530 erhielt, welches z. B. 1515 als „Haus zum Halbgewachsen genannt“ urkundlich[S. 59] vorkommt. Aus der zweiten Ehe ist namentlich eine Tochter Ursula bekannt, welche im Jan. 1523 den schon ziemlich bejahrten Wolf Pömer und, durch seinen im Dec. erfolgten Tod Wittwe geworden, den Dr. Christoph Gugel heiratete. — Dem Geschick der jüngsten Rumelischen Tochter Katharina lieſse sich vielleicht eine romantische Seite abgewinnen. Beim Tode ihrer Mutter, die am Samstag 31. Mai 1488 noch einen Brief ausstellte, aber am Montag 10. Nov. nächstfolgend selig, d. h. verstorben, genannt wird, noch ledig, heiratete sie am 20 Jan. 1490 den reichen Bartholomäus Knebel, der schon drei Frauen gehabt und nur mit der dritten, Anna Hübnerin, eine Tochter, auch Anna genannt, erzeugt hatte, die schon seit 1484 mit Wolf Haller, des bekannten Losungers Ruprecht Haller’s Sohn, verheiratet war. Die vierte Ehe Knebel’s dauerte nur etwa ein Vierteljahr, da schon am 10. April 1490 Wolf Haller in die durch seines Schwähers Tod erledigte Gassenhauptmannsstelle eintrat. Die junge, kinderlose Wittwe lernte in dieser Zeit ihres Wittwenstandes Thoma Löffelholz, Wilhelm Löffelholz und der Barbara Hirsvoglin Sohn, kennen, einen stattlichen Mann, der sich schon in der Welt und an den Höfen der Fürsten umgesehen und versucht hatte, und von dessen abenteuerndem Sinn man in Nürnberg Manches zu erzählen wuſste. Der Umgang beider Leute, die für leere Liebeständelei zu alt und zu erfahren, aber für ein solides, verständiges Eheband gerade noch jung genug waren, muſs so vertraut geworden sein, daſs die Wittwe Katharina mit fester Zuversicht der Heirat entgegensah, aber leider bemerkte, daſs Löffelholz zwar zum Courtoisieren auf wilder Weidmannsbahn Lust gehabt hatte, aber nicht zum ehrbaren Freien und Heiraten. Die durch ihn bloſsgestellte Frau wandte sich daher klagend an das geistliche Gericht zu Bamberg und erwirkte ein gesiegeltes Pergament, des Inhalts: er habe sie zu nehmen, und halte er nicht binnen dreiſsig Tagen Hochzeit, so verfalle er in den groſsen Bann. Das wirkte, und am 3. Juli 1503 wurde Katharina Rumelin, Bartholomäus Knebel’s Wittwe, in St. Sebalds Kirche mit Thoma Löffelholz ehelich eingeleitet (in den Ehestand geleitet, getraut, nicht „eingeläutet“); aber unmittelbar nach der heiligen Handlung verlieſs Löffelholz die Kirche, bestieg sein drauſsen bereits harrendes Roſs und ritt von dannen, ohne das Beilager zu halten. So berichtet Müllner in seinen Annalen. In dem Löffelholzischen Geschlechtsregister bei Biedermann heiſst es, ein aus dieser Ehe entsprossener Sohn sei in’s Kloster gegangen. Will in den Münzbelust. 2, 111, geht sogar noch weiter und will wissen, er habe Thomas geheiſsen. Beweise und Belege für diese Angaben fehlen durchaus. Gewiſs ist nur, daſs Löffelholz, ungeachtet seiner Vermählung, mit seiner Frau nicht zusammenlebte. Die Ordnung des Verhältnisses der beiden Eheleute geschah durch einen Vertrag, in welchem ihr ein jährliches Auskommen gesichert war, wofür Anton Kreſs und Wolf Löffelholz, ihre Schwäger, einstanden; und am 20. März 1504 quittierte bereits Johann Kriegheimer, als Anwalt Frauen Katharina, Thoman Löffelholz ehelicher Wirtin, über 100 fl. rh., die, an vergangener Licht[S. 60]meſs fällig, er für sie durch die beiden genannten ihre Schwäger von wegen Thoman Löffelholz, ihres ehelichen Hauswirths, richtig empfangen habe. Sie fuhr fort, den Namen seiner ehelichen Hausfrau zu führen; so z. B. als sie am 20. Dec. 1514 ihre Wiesen beim Tafelhof auf der Fürreut, an der Pillenreuter Straſse, an den Metzger Hanns Klein auf 10 Jahre um jährlich 14½ fl. und einen Kalbskopf verlieſs u. s. w. Daſs auch in der „Gesellschaft“ ihre Stellung nicht beeinträchtigt war, sieht man daraus, daſs auf den oben erwähnten Tanzladzetteln ihr Name beide Male gleich hinter ihrer Schwester eingetragen ist, einmal als „Löffelhölzin“, das andere Mal als „Thoma Löffelhölzin“. Aus dem Jahre 1520, in welchem, wer nur konnte, die von einer Seuche schwer heimgesuchte Stadt verlieſs, haben sich zwei aus Hersbruck datierte und an Anton Tucher gerichtete Briefe von ihr, der „Katharina Thoma Löffelhölzin“, erhalten, in welchen sie auch ihrer zwei Töchter gedenkt. Diese konnten doch nur aus ihrer Verbindung mit Thoma Löffelholz entsprungen sein; aber über ihre und der Katharina selbst fernere Schicksale haben sich bis jetzt keine weiteren Belege aufgefunden. Nur Das steht fest, daſs, ungeachtet in der Löffelholzkapelle zu St. Sebald, wo sämmtliche Söhne und Töchter aus Wilhelm Löffelholz beiden Ehen abgebildet und die Verheiratungen durch die eingeschobenen Wappen angedeutet sind, das Rumelische Wappen fehlt, sie unbestreitbar in rechtmäſsiger Ehe mit Thoma Löffelholz vermählt war. Die zuletzt genannte Tochter Anna, gegen deren etwa auf die in dem Brief bezeichneten Gegenstände zu machenden Ansprüche die Mutter die beiden andern Schwestern sicher stellen will, war offenbar die älteste der drei Schwestern. Sie war verheiratet mit Hanns Frey, Sohn Erharts Freyen. Seines Vaters Bruder, Sebald Frey, der die Freyischen Häuser am Markt, das eine, nördliche 1471 an Hanns Gartner, das andere, südliche 1487 an Bernhard Walther, verkaufte, wird als Genannter und als Kaufmann in den Dokumenten aus den drei letzten Jahrzehnten des 15. Jahrh. oft gefunden. Die Freyen gehörten zu den ehrbaren und geachteten Familien, die, ohne in den kleinen Rath gewählt zu werden, in den groſsen Rath vorzugsweise eintraten und sich auch durch Verheiratungen mit den rathsfähigen Geschlechtern verbanden. Eine Tochter Sebalds, Katharina Freyin, hatte einen Tetzel zum Mann; Hanns Frey hatte Anna Rumelin geheiratet. Er war ebenfalls Genannter, und einzelne Urkunden lassen Betheiligung an Handelsgeschäften noch bis 1513 wahrnehmen; auch besaſs er liegende Güter inner- und auſserhalb der Stadt. Für seine geachtete Stellung gibt aber, von Anderm abgesehen, Das einen Beweis, daſs er ebenfalls, wie seine beiden Schwägerinnen, den Tanzladzetteln von 1506 und 1508 einverleibt ist, und zwar auf jenem zwischen Conz Haller, dem wohlbekannten Pfänder und Verfasser des Geschlechterbuchs, der das Haus S. 649 besaſs und bewohnte, und Sixt Oelhafen, auf dem von 1508 abermals zwischen Conz Haller und der Pölckin (der mit Hanns Polck verheirateten Tochter dieses Haller, Magdalena, die bei ihrem Vater wohnte) und Seiz[S. 61] Pfinzing, langjährigem Baumeister und Vater des Propstes Melchior Pfinzing, der am Eck der Wolfsgasse, jetzt S. 765, wohnte. Seine Liebhaberei zur Musik und Physik, wovon Neudörffer und Doppelmayr berichten, hat den irrigen Wahn erzeugt, er sei ein Handwerker gewesen, wogegen aber sein Name auf den Tanzladzetteln entschieden Protest einlegt. Uebrigens scheint er durch die Hingabe an diese, damals ziemlich brodlosen Künste sein Vermögen allgemach aufgezehrt, oder auch sonst Verluste, erlitten zu haben, wie seines Tochtermanns Worte: „der auch in der Welt gleich unmögliche Widerwärtigkeiten erduldet hat“ zu erkennen geben. Von seiner Frau kamen zwei Töchter zu ihren Jahren, deren ältere, Agnes, im J. 1494 Albrecht Dürer, die jüngere, Katharina, die 1498 noch unverheiratet war, später Martin Zinner heiratete. Die Todesjahre der Anna Hanns Freyin (1521) und ihres Ehemanns (1523) sind aus Dürer’s eigenen Aufzeichnungen bekannt.

Nürnberg.

Dr. Lochner.


Hans Schneider.

Auf Sp. 9 des „Anzeigers“ (1866) wurde ein handschriftlich hinterlassenes, wahrscheinlich aber einem Druck ursprünglich entnommenes Gedicht dieses fruchtbaren königlichen Sprechers mitgetheilt, dabei aber vorübergehend nur einiger seiner weiteren Produkte gedacht, von denen jedenfalls viele verloren gegangen sein müssen. Ehe Schneider, ein Augsburger Meistersänger, für Kaiser und Reich dichtete, ohne deshalb etwa in Maximilian’s Diensten gestanden zu haben, nannte er sich Sprecher, d. h. Spruchsprecher, Herzog Christoph’s von Bayern, und gab als solcher folgendes, jetzt nur noch in sehr zerfetztem Zustande auf der Münchener Hofbibliothek befindliche Gedicht in Druck (Sedezformat):

Des durchleichtigẽ hochgeporn | fürsten vnd hern herczog Christofe | ls von pairn mör fart auf dz aller | kurczest den rechten grund wie jn Maister hans schneider von Aug- | spurg seiner genaden sprecher hat | mügen erfinden.

o. O. u. J. (c. 1490). Vergl. Annalen II, S. 490.

Demnächst wäre zu nennen eine mir nicht näher bekannte Piece, vermuthlich in W. v. Maltzahn’s Besitz:

Hye nach folget: wye der Romisch künig die fursten des heiligen reichs zu Augspurg vnnd zu Nurmberg haben tag gelaist....

o. O. u. J. (1500). 8 Bl. 8. — Hagen’s Bücherschatz Nr. 880.

Meine Nr. 1633 Repert. typ. gehört also nicht zum Jahre 1520, laut Berichtigung Herrn v. Liliencron’s, der das Stück aus Val. Holl’s Handschrift Bl. 92 kennt.

Einen ferneren Spruch citiert mein Repert. typ. Nr. 297:

Hie nach folget die küniglich | schlacht, wye der künig vnd das rych dye Behem nit wyt von Regenspurg gesch | lagen haben. Das hath erfaren vnnd zu eynem spruch gemacht, Hans schnyder | der künglichen maiestat sprecher.

[S. 62]

o. O. u. J. (1504). 4 Bl. 4. m. Titelholzschn. — In Einsiedeln.

Endlich ein aus Butsch’s 28. Catalog, S. 53, verkauftes und seitdem spurlos verschwundenes

Ein neues gedicht von dem Krieg. Augspurg, Hans Schönsperger.

o. J. (c. 1510). 6 Bl. 4. — Repert. typ. Nr. 615.

Nürnberg.

Emil Weller.


Gesprächspiele.

Zusatz.[A]

Französisch Karten-Spil.

o. O. u. J. (c. 1645). Folioblatt m. Kupfer (der Kaiser, der König von Frankreich und Cardinal Richelieu spielen; ein französischer Rath, Johan de Werdt, Gallas sehen zu). — Früher in Antiquar Heerdegen’s (Schreiber’s) Sammlung zu Nürnberg.

Künig in Franckreich.

Ich gwin doch nichts, es geh wie es wil,
Mein Cardinal Rotte mich zum Spil.

Teutsch- und Frantzösisch Scharwentzel-Spiel. o. O. u. J. (1675.) 4 Bl. 4. — In Erlangen.

Teutscher.

Komm Frantzmann, Mänchen komm! was kanstu für ein Spiel?

Frantzmann.

Du Butter teutscher Muff, mehr als für dich zu viel.

Ein neues Ungarisches, Türckisches und Teutsches Labet-Spiel vom jetzigen Kriege. 1686.

o. O. 4. Prosa. — Wallishausser’s Antiqu. Katalog. II, S. 77.

Sinnreiches Piqueten-Spiel Mit Franckreich. Bei itztmahligem Kriegführen Wieder Das Heyl. Römische Reich. 1689.

o. O. 2 Bl. 4. — In München (Hofbibl.).

WEm vom Piqueten Spiel die Wissenschafft gebricht,
Dem wird es kürtzlich hier, nach seiner Art bericht etc.

A la Guerre oder Historisch Politisch Kriegerisches Billard Spiel der streitenden Mächten in Teutschland.

o. O. u. J. (1758–61). Folioblatt m. Kupfer. — Früher bei Antiquar Heerdegen (Schreiber) in Nürnberg.

Preuſsischer Husar.

Bey Schweidnitz hatte sich mein Spiehl sehr gut gezeuget
Allein bey Olmüz war vor diſsmal kein Gewinn etc.

Nürnberg.

Emil Weller.

Fußnote:

[A] Vergl. Anzeiger, 1862, Sp. 399.


Zur Fischart-Literatur.

Herr Emil Weller hat in Nr. 6 des Anzeigers v. J. 1865 von dem interessanten Funde, den er auf der Nürnberger Stadtbibliothek[S. 63] durch Wiederauffindung des Fischart’schen „Aller Practick Groſsvatter“ gemacht hat, Nachricht gegeben. Die wiederentdeckte Ausgabe ist jedoch zufolge des Titels nicht die erste. Ich kann nun diese Nachricht insoweit vervollständigen, als ich, wenn auch nicht von einem ähnlichen Glücksfunde berichten, doch wenigstens — ich glaube, es geschieht dies zum ersten Mal — das Druckjahr einer früheren und muthmaſslich der ersten Ausgabe mittheilen kann. Dieselbe findet sich angezeigt in der Bibliotheca Thomasiana (ed. G. W. Panzer), Vol. III. Norimb. 1769 8. pag. 106, Nr. 1596 mit folgenden, leider allzu kurzen Worten:

„Aller Prakticken und Prognosticken Groſsvatter in Reimen, auf das Jahr 1569. 4. aliaque.“

Eine weitere Beschreibung oder Besprechung fehlt.

Wenn diese Satire wirklich von Fischart herrührt — und nach Weller’s detaillierter Inhalts-Anzeige und mitgetheilten Proben a. a. O. sprechen wenigstens keine Gründe dagegen — so gehört diese Schrift zu seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten, und die Abfassungszeit fällt jedenfalls vor die der „Groſsmutter“.

Auſser der angeführten Quelle für die erste und Weller’s Herbstmeſscatalog für 1573 für die zweite Ausgabe hat meines Wissens bis jetzt von diesem Buche weder ein gleichzeitiges Bücherverzeichniſs, noch einer der späteren, bis in die neueste Zeit herab erschienenen antiquarischen oder Auctionscataloge, noch ein literarisches Handbuch auch nur die geringste Andeutung gebracht. Auch Gödeke ist es unbekannt geblieben. Da aber die Thomasius’sche Bibliothek s. Z. in Nürnberg selbst zur Versteigerung gelangte (7. Januar bis 5. Juni 1770), so möchte sich vielleicht die Mühe weiterer Nachforschung in der dortigen Stadtbibliothek belohnen, als die Möglichkeit wol vorhanden, daſs bei dieser Gelegenheit auch diese Ausgabe ihren Weg dahin gefunden hat.

Annweiler.

J. Franck.


Der Lasterstein in Möſskirch.

Der Anzeiger gab im Jahrgang 1857 von dem Gebrauche Nachricht, wornach verleumderischen Frauen zur Strafe und Abschreckung ein Stein, Klapper- oder Lasterstein, um den Hals gehängt wurde, den sie unter Vorangehen des Gerichtsboten, gewöhnlich an einem Wochen- oder Jahrmarkte, durch die versammelte Menge zu tragen hatten. Jenen Beispielen aus dem Elsaſs und Pommern füge ich ein anderes an, das ich der bekannten, noch ungedruckten Zimmern’schen Chronik (Handschriften der fürstl. Hofbibliothek zu Donaueschingen, Nr. 580) entnehme. Nach dieser bestand in Möſskirch (Baden) für weib[S. 64]liche Personen, welche eines unzüchtigen Lebenswandels beschuldigt wurden, die Strafe, daſs sie den Lasterstein durch die Stadt zu tragen und diese darauf, wol in der Regel, für immer zu verlassen hatten. Zum ersten Male kam diese Strafe in Anwendung bei „einem gar hypschen medlin, hieſs Martha Kislingin“, welche durch ihren Umgang mit einem jungen Geistlichen, Namens Hans Nopp, groſses Aergerniſs gegeben hatte. Während der Verführer sich durch die Flucht der verdienten Strafe entzog, „wardt das Martele ergriffen und der obrigkait überantwurt. Das wardt der statt ewigclichen verwisen undt mueste den Lasterstain dartzu tragen, welche straf domals ain anfang nam zu Möſskirch, dann vormals kain solcher stain alda im brauch gewesen, der hoffnung, es seyen hievor so fromme leut zu Möſskirch gewesen. Also ist der lasterstain domals zu ainer straf den gailen weibern zu Möſskirch in prauch kommen. Hernach über neunzehen iar, nemlich anno 1546 mueste auch aine zu Möſskirch disen lasterstain für die statt hinauſs tragen; die war gleichfalls der statt verwiesen.“

Donaueschingen.

Dr. Barack.


Die niederdeutsche Uebersetzung der Sprichwörter Agricola’s.

In meinem Werke über die Sprichwörter Agricola’s, (Schwerin, 1862), dessen wesentlichen Inhalt ich bereits 1858 in dieser Zeitschrift, Sp. 248 angekündigt, habe ich auſser J. Zacher nur zwei Männer zu nennen gewuſst, die, gegenüber einer herrschenden Tradition, in den niederdeutschen Sprichwörtern Agricola’s eine Uebersetzung vermutheten, nämlich Bouterweck und Mohnike. Als dritter gesellt sich zu diesen beiden Männern, freilich anscheinend auch ohne autoptische Kenntniſs eines niederdeutschen Exemplars, K. T. Zumpt, der sich in Wachler’s Philomathie II (Frankfurt a. M., 1820), S. 239 dahin ausspricht: „Viele Ausgaben und eine niederdeutsche Uebertragung beweisen, daſs Agricola mit diesem Buche seinem Volke ein angenehmes Geschenk gemacht hat.“ Die sonstigen Angaben Zumpt’s, die er seinem kurzen, aber dankenswerthen Auszuge beigefügt, sind freilich mit Irrthümern untermischt. Auch Weigand war der angezogene Aufsatz unzugänglich gewesen, als er in der allgemeinen Kirchenzeitung 1841, Nr. 167, die seltsame Tradition über Agricola’s niederdeutsche Schriftstellerei neu zu stützen suchte.

Schwerin., December 1865.

Friedrich Latendorf.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 65]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 2.

Februar.


Chronik des germanischen Museums.

Im Anschluſs an die in unserer letzten Chronik bezüglich der Erledigung der Vorstandsfrage enthaltene Mittheilung haben wir unsern freundlichen Lesern heute zunächst anzuzeigen, daſs der Antritt des mit dem Amte eines I. Vorstandes unserer Anstalt betrauten Hrn. Professors August Essenwein bereits am 1. März erfolgen wird.

Es knüpft sich an den Eintritt des Genannten, der auf dem Gebiete der Architektur schon Treffliches geleistet, für uns — was vielen unserer Gönner und Freunde angenehm sein wird, zu hören — namentlich auch die Hoffnung, die schon vielfach berührte und langersehnte Wiederherstellung des allein noch darniederliegenden östlichen Kreuzgangs demnächst in’s Werk gesetzt und damit die Restauration unseres schönen Karthäuserklosters, das in einer an herrlichen Bauten weniger reichen Stadt allein schon ein Anziehungspunkt für Viele sein würde, ihrer Vollendung entgegengeführt zu sehen.

Mögen deshalb der freundlichen Gabe „zum Ausbau der Karthause“, die wir am Schlüsse der neugezeichneten Beiträge diesmal aufzuführen haben, in nächster Zeit recht viele weitere folgen, damit das mit Lust und Freudigkeit begonnene Werk nicht wieder in’s Stocken gerathe, sondern unablässig Stein an Stein sich füge, bis der Bau vollendet, der, ein Denkmal deutscher Beharrlichkeit, bestimmt ist, eine Stätte zu werden, an welcher die deutsche Vorzeit gleichsam verkörpert und greifbar den lebenden und kommenden Geschlechtern sich zeigen soll, belehrend und mahnend!

Von unsern Sammlungen sahen sich in letzter Zeit namentlich Münz- und Siegelsammlung reichlich bedacht. Ein sehr interessanter Beitrag für letztere wurde uns von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt zugewendet.

Auch zur Erwerbung der Erbstein’schen Modellsammlung sind, wie unten ersichtlich, wieder Beiträge eingegangen.

Dem Antrage unseres Lokalausschusses, dem um das nationale Institut in vielfacher Hinsicht sehr verdienten Hrn. Fabrikbesitzer Johannes Zeltner, in seiner Eigenschaft als I. Vorstand der zur Unterstützung des german. Museums s. Z. in’s Leben getretenen Aktiengesellschaft, in den Auschussconferenzen Sitz und Stimme einzuräumen, ist von den auswärtigen Mitgliedern des Verwaltungsausschusses fast einhellig und freudigst zugestimmt worden.

Durch den Tod des Kustos der k. k. Hofbibliothek zu Wien, Dr. Ferd. Wolf, hat unser Institut leider abermals einen herben Verlust erlitten. Der Verstorbene war Mitglied des Gelehrtenausschusses unserer Anstalt seit Januar 1859.

In Schriftentausch mit dem german. Museum ist neuerdings getreten der Verein für Geschichte der Stadt Berlin, und die Zusage unentgeltlicher Ueberlassung ihrer einschlägigen Verlagsartikel hat uns weiter gegeben:

596. die Buchhandlung von Böſsenecker in Regensburg.

Neue Pflegschaften wurden errichtet zu Friedberg (Bayern), Hammelburg (Bayern) und Lausanne.

[S. 66]

Die im vergangenen Monate neubewilligten Geldbeiträge sind folgende:

Aus öffentlichen und Vereins-Kassen: Vom Magistrate zu Eggenfelden 10 fl. (einm.), vom Gemeinderathe zu Endingen (Baden) 2 fl., von der Stadtgemeinde Merkendorf (Bayern) 2 fl., vom Stadtrathe zu Pulsnitz 7 fl. (einm.), von der Stadtgemeinde Reichenberg in Böhmen 17 fl. 30 kr. (einm.), vom Stadtrathe zu Stollberg (Sachsen) 3 fl. 30 kr. und vom Magistrate zu Teterow (Mecklenburg-Schwerin) 3 fl. 30 kr., ferner vom städtischen Museum zu Cleve 3 fl. 30 kr., vom Männergesangvereine und vom Sängerbunde zu Eger je 2 fl. 20 kr. und vom Turnvereine daselbst 5 fl. 50 kr., von dem literarischen Vereine „Stift“ zu Höchst a. M. 3 fl. 30 kr., von den Chorherren zu Klosterneuburg 9 fl. 20 kr. (einm.), von der Bürgergesellschaft in Reutlingen 5 fl., von der Montagsgesellschaft in Uettingen 30 kr. (einm.)

Von Privaten: Amberg: Ludwig Hepp, k. Baubeamter, 1 fl. 12 kr.; Cilli: Konrad Pasch, k. k. Gymnasiallehrer, 1 fl. 10 kr.; Dachau (Bayern): Apotheker A. Falk 1 fl., E. v. Hellersberg, k. Landrichter, 1 fl., P. Kamm, k. Sektions-Rechnungsführer, 1 fl., K. Silner, k. Pfarrer u. Distrikts-Schulinspektor, 1 fl.; Eſslingen: Hermann Deffner 2 fl., Freiherr Carl von Hermann 1 fl. 45 kr., Freiherr Eugen von Hügel, Justizreferendar, in Tübingen 2 fl. 42 kr., Freiherr Constantin von Neurath, stud. jur., in Tübingen 1 fl. 45 kr., Freifräulein Hermine von Palm auf Schloſs Hohenkreuz 1 fl. (einm.), Freifräulein Julie von Palm auf Schloſs Hohenkreuz 1 fl. (einm.), Freifräulein Marietta von Palm auf Schloſs Hohenkreuz 1 fl. (einm.), Freiherr Rudolph von Palm auf Schloſs Hohenkreuz 2 fl., Frau Gräfin Anna von Zeppelin in Stuttgart 1 fl. 45 kr.; Fürth: Heinrich Grünewald, Lehramtsverweser an der Gewerbschule, 1 fl. 30kr.; Gehren: Kaufmann Max Kolb 1 fl. 45 kr.; Gieſsen: Fabrikant J. Hanstein 1 fl., Professor Gerhard von Zezschwitz 1 fl. 45 kr. (statt früher 1 fl.); Kloster Heilsbronn: Conditor J. G. Schröppel 1 fl.; Ingolstadt: Dr. Godfried Wandner, k. Bataillonsarzt, 1 fl. 45 kr.; Klosterneuburg: Hoch. Kanzleidirektor Kostersitz 2 fl. 20 kr., J. Schönbrunner 2 fl. 20 kr.; Krumbach (Bayern): Johann Braun, kgl. Notar, 1 fl. 45 kr.; Leipzig: M. Cavael 1 fl. 45 kr., Architekt Dr. Mothes 1 fl. 45 kr,; Obermoschel (Pfalz): Friedrich L. König, k. Notar, 1 fl.; Ohrdruff: Justizamtsaktuar Grützmüller 1 fl., Realschullehrer Georg Heſs 35 kr., Dr. Krügelstein, Rechtsanwalt u. Notar, 1 fl. 45 kr., Realschullehrer Dr. Slevogt 1 fl.; Sonneberg: Friedrich Bernhard Bischoff, Direktor der herzogl. Schieferbrüche zu Lehesten, 1 fl. 30 kr., Hermann Dürr, Bürgermeister zu Lehesten, 1 fl. 30 kr.; Ulm: L. Bantlin, Kaufmann, 1 fl., Dr. August Handwerker, k. bayer. Regimentsarzt, in Neuulm, 1 fl., J. Reinemann, Kaufmann, 1 fl., Chr. Stiefenhofer, Kaufmann, 1 fl. 30 kr., Strauſs u. Kohn, Kaufleute, 1 fl. 30 kr.; Zeitz: Dr. Feodor Bech, Gymnasialoberlehrer, 1 fl. 10 kr. (einm.)

Zum Ausbau der Karthause von Herrn Provisor Meyerholz in Schlüchtern 3 fl. 30 kr.

Zur Erwerbung der Erbstein’schen Modellsammlung: von Hrn. Friedrich v. Klinggräff auf Pinnow bei Neubrandenburg 5 fl., von Hrn. Theodor Hoppe in Gumpoldskirchen 57 kr.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

v. Heister, General, in Naumburg a. d. Saale:
3303. Urkunde des Ritters Liborius v. Bremen über die Vertreibung der Juden aus Wildeshausen. 1350. Pap. Abschr.

[S. 67]

Magistrat der Stadt Burg-Steinfurt:
3304. Erneuerung eines Gildebriefes für die Bäckerzunft in Steinfurt. 1755. Pgm.

Reuter jun., Kartenfabrikant, in Nürnberg:
3305. Kaufbrief für Endreſs Oertl zu Nürnberg über die Dreher’sche Behausung an der langen Brücke. 1558. Pap. Abschr.
3306. Kaufbrief für Peter Zweidler zu Nürnberg über die Behausung in der breiten Gasse. 1588. Pap. Abschr.
3307. Cessionsbrief f. Jacob Kraus zu Nürnberg über 300 fl. 1600. Pap. Orig.
3308. Kaufbrief f. Hieronymus Dreher über seinen Theil an der Behausung oberhalb der Saubrücke zu Nürnberg. 1615. Pap. Abschr.
3309. Kaufbrief für Balthasar Haffet über die Behausung an der ABC-Brücke zu Nürnberg. 1635. Pap. Abschr.
3310. Quittung für Balthasar Hafeth über die von ihm abgelöste Eigenschaft von der Dreher’schen Behausung an der ABC-Brücke in Nürnberg. 1643. Pap.
3311. Kaufabrede zwischen J. C. Dehne und Joh. Mich. Graſser über eine Behausung in der breiten Gasse zu Nürnberg. 1735. Pap.
3312. Schuldverschreibung des Joh. Mich. Graſser in Nürnberg über 500 fl. 1735. Pap.
3313. Kaufbrief des J. C. Dehne etc. für Joh. Michael Graſser über die Behausung in der breiten Gasse zu Nürnberg. 1735. Pap.
3314. Kaufbrief für J. W. Dörrbaum über die Behausung auf der ABC-Brücke zu Nürnberg. 1759. Pap.
3315. Cessionsurkunde für Joh. Egydi Dörr zu Nürnberg über 450 fl. 1763. Pap.
3316. Zeugniſs des Feueramts zu Nürnberg f. Hanſs Michael Graſser. 1763. Pap.
3317. Adjudications-Bescheid des Stadtgerichts Nürnberg für Frau Helena Susanna Dörrin. 1772. Pap. 2 Expl.
3318. Kaufabrede zwischen Helena Susanna Dörrin und Joh. Casp. Zwicknagel über die Behausung in der breiten Gasse zu Nürnberg. 1774. Pap.
3319. Kaufbrief der Helena Susannn Dörrin für Joh. Casp. Zwicknagel. 1775. Pap.
3320. Kaufbrief der Maria Magdalena Dörrbaumin über ihre Behausung an der ABC-Brücke in Nürnberg. 1792. Pap.

C. W. Neumann, Oberlieutenant und Platzadjutant, in Regensburg:
3321. Eine französische Assignate von 1792. Pap.

Hermann Dürr, Bürgermeister, in Lehesten:
3322. Kaufbrief des Balthasar von Könitz für Jörg von Könitz. 1438. Pgm.

II. Für die Bibliothek.

Dr. W. Mannhardt, Privatdocent, in Danzig:
18,903. Ders., Roggenwolf u. Roggenhund. Beitrag zur german. Sittenkunde 1865. 8.

Al. Dominicus, Direktor des Gymnasiums zu Coblenz:
18,904. Ders., Geschichte des Coblenzer Gymnasiums; I. Th. 1862. 4. Progr.
18,905. Schubach, de s. Patris Gregorii Nazianzeni carminibus; p. I. 1865. 4. Progr.

Th. Stumpf, Oberlehrer am Gymnasium zu Coblenz:
18,906. Ders., die politischen Ideen des Nic. von Cues. 1865. 8.

J. Hölscher, Verlagshandlung, in Coblenz:
18,907. Dominicus, Baldewin von Lützelburg, Erzbischof u. Kurfürst von Trier. 1862. 8.

Julius Bettingen in St. Wendel:
18,908. Ders., Geschichte der Stadt und des Amtes St. Wendel. 1865. 8.

Se. Maj. König Georg V. von Hannover:
18,909. Bodemann, xylographische und typographische Incunabeln d. k. öffentl. Bibliothek zu Hannover. 1866. gr. 4.

Dr. F. W. Bärensprung, Hofbuchdrucker, in Schwerin:
18,910. Morlot, d. graue Alterthum; übers, v. Bärensprung. 1865. 8.
18,911. Judex, d. kleine Corpus doctrinae; hrsg. von Wiechmann. 1865. 8.

[S. 68]

Dr. H. Becker in Dortmund:
18,912. Denaisius, de jure meri imperii in eos qui Spirae constituti, Judicii Cameralis corpore, vel albo continentur. 1601.4.
18,913. Apologia meri imperii etc. 1601. 4.
18,914. Denaisius, adsertio jurisdictionis camerae imperialis etc. 1601. 4.
18,915. Thülemar, tractatio de bulla aurea, argentea, plumbea et cerea etc. 1697. 2.
18,916. Entdeckter jüdischer Baldober etc. 2. Aufl. 1758. 4.
18,917. Carrach, rechtliche Urtheile und Gutachten in peinlichen Sachen. 1775. 2.

Verein für die Geschichte der Stadt Berlin:
18,918. Ders., Schriften etc.: I. Band, 1. Heft. 1865. 8.

Dr. Otto Franklin, Universitäts-Professor, in Greifswald:
18,919. Ders., Beiträge zur Geschichte der Reception des römischen Rechts in Deutschland. 1863. 8.

Provincial-Utrecht’sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft in Utrecht:
18,920. Dies., Verslag van het Verhandelde in de algemeene Vergadering etc., 1862–65. 8.
18,921. Dies., Aanteekeningen van het Verhandelde in de Sectie-Vergaderingen etc., 1862–64. 8.

Historisch Genootschap in Utrecht:
18,922. Dies., Kronijk etc. 20. Jaarg. 1864. 1865. 8.
18,923. Dies., Wet. 8.
18,924. Dies., Naamlijst der Boeken etc. 2. Uitg. 1865. 8.

L. v. Ledebur, Hauptmann a. D., Direktor der k. Kunstkammer, in Berlin:
18,925. Ders., d. Propsteiwesen in d. Brandenburg. Sprengel. 8.

P. Liehner’sche Buchhandlung in Sigmaringen:
18,926. Sammlung d. Gesetze u. Verordnungen f. d. Hohenzollern’schen Lande; neue Folge, I. Bds. 1. Hälfte. 1865. 8.
18,927. Hohenzollern’scher Geschichts- und Geschäfts-Kalender. 8.
18,928. Erinnerung an Sigmaringen u. s. Umgebung, qu. 8.

Dr. Ludw. Baur, groſsh. hess. Geheimerath und Archivdirektor, in Darmstadt:
18,929. Ders., hessische Urkunden; 4. (letzter) Band. 1866. 8. 2 Exempl.

G. A. v. d. Beeck, k. Hauptmann a. D., in Neuwied:
18,930. Die hundertjährige Jubelfeier der Pensions-Knabenanstalt der Brüdergemeine zu Neuwied. 1856. 8.
18,931. Neinhaus, über d. Flora der Umgegend von Neuwied. 1865. 4. Progr.

J. G. Cotta’sche Buchhandlung in Stuttgart:
18,932. Deutsche Vierteljahrs-Schrift: 29. Jahrg., Jan.-März 1866. Nr. 113. 8.

G. F. Groſsmann’s Buchhandlung in Weiſsensee:
18,933. Leitzmann, Wegweiser auf dem Gebiete der deutschen Münzkunde; 2. Abth. 1866. 8.

Meyer’sche Hofbuchhandlung in Lemgo:
18,934. Brandes, Ausflug nach der Tatra, der Hegyallia u. d. ungar. Erzgebirge. 1865. 8.

Friedr. Hektor Graf Hundt, k. b. Kämmerer und Ministerialrath, in München:
18,935. Ders., Karl August Graf v. Seinsheim. 1865. 8. Sonderabdr.

Theophil Rupp in Reutlingen:
18,936. Ders., Fiölsvinnsmâl. 8. Sonderabzug.

K. Friedrichs-Universität in Halle:
18,937. Jancke, Aristoteles doctrinae paedagogicae pater. 1866. 8.
18,938. Schilling, de usu dicendi Ulrici de Zazikhoven. 1866. 8.
18,939. Inclitae litterar. Universitati Vindobonensi sacra saecularia quinta agenti. 1865. 4.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Chr. Heſs, Maschinenmeister, in Nürnberg:
4983. Dreier der Stadt Hannover und Hamburger Zweischillingstück von 1720.
4984. Halber Kreuzer von Schwäb. Hall v. 1712 und Hess. Heller von 1757.

[S. 69]

Laurer, Frauenkleidermacher, in Nürnberg:
4985. Kurf. brandenburg. Silbermünze von 1565.

Frau Minna Büchel, geb. Meiſsner, in Dresden:
4986. Sogen. Landsberger Pfennig v. 15. Jhdt.
4987. Dose von vergoldetem Kupfer mit ciselierten Ornamenten, 18. Jhdt.

Georg Brückner, Privatier, in Kulmbach:
4988. Viertelthaler Maximilian’s von Oesterreich, Groſsmeisters des deutschen Ordens zu Mergentheim, und ovaler Gnadenpfennig von Messing, 18. Jhdt.

Magistrat zu Burg-Steinfurt:
4989. 4 Lackabdrücke städtischer Siegel und ein Siegelstock.

G. von Bülow in Lausanne:
4990. 27 Lackabdrücke älterer und neuerer Siegelstöcke.
4991. Abdruck eines Notariatsstempels vom 17. Jhdt.

Se. Hoheit Leopold Herzog zu Anhalt:
4992. Siegel Markgraf Albrecht d. Bären, Gypsabg.

Se. Durchl. Friedrich Karl, Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg:
4993. 3 Siegel der Welfenpartei zu Florenz und des M. A. de Abatibus, Gypsabg.

P. Schmidt, Assessor, in Kopenhagen:
4994. 2 russ. Amulets von Messing.

Jacob Kerschbaumer, Privatier, in Berchtesgaden:
4995. Porträt Dr. Martin Luther’s und der Katharina von Bora, zum Theil aus Schriftzügen zusammengesetzt, Kpfstch.

Fr. Thorwart, Kaufmann in Pforzheim, und E. Oppermann, Kammerstenograph, in Dresden:
4996. Kriegspulverhorn vom 17. Jhdt.

E. Oppermann, Kammerstenograph, in Dresden:
4997. Silbermedaille der Stadt Hanau auf Kurfürst Wilhelm II., 1821.
[S. 70] 4998. 2 Bronze- und 4 Zinnmedaillen aus neuerer Zeit.
4999. Nassauer Denkzeichen auf Eroberung des Kriegschiffes Christian VIII. bei Eckernförde, 1849.

Horn von Wieseck, Realschüler, in Gieſsen:
5000. Ein in der Umgegend von Gieſsen aufgefundener Steinkeil.

Dr. O. Buchner in Gieſsen:
5001. Ein Steinkeil, ebendaher.
5002. 8 Lackabdrücke der alten Stadtsiegel von Alsfeld.
5003. Wappen der Städte Karlsbad u. Königsberg in Preuſsen.

J. Diernfellner’s Universitätsbuchhandlung in Freiburg i. Br.:
5004. 12 Freiburger Silbermünzen älterer und neuerer Zeit.
5005. Gröſsere und kleinere Ansicht der Stadt Freiburg i. Br., von Greg. Sickinger gestochen; neuer Abdruck.

F. Deuster in Kitzingen:
5006. 32 kleinere Silbermünzen vom 16. u. 17. Jhdt.
5007. 8 zu Kitzingen gefundene Pfennige von Bamberg, Würzburg, Mainz u. s. w., aus der zweiten Hälfte des 14. Jhdts.

G. A. Böckel, Schlossermeister und Obrigkeitszunftdeputierter, in Cassel:
5008. 2 Medaillons von getriebenem Eisen mit dem Brustbilde Napoleon’s I. und einer Siegesgöttin auf dem Adler, gefertigt 1809 durch den Schlosser C. Fr. Holland zu Wien.

R. Ph. Schilling, Privatgelehrter, in Riga:
5009. Porträt des Augsburger Pfarrers Joh. C. Göbel, Photographie nach dem Kupferstich von L. Kilian.

von Gemming, Obristlieutenant, in Nürnberg:
5010. Illustrierende Beilage aus dem 5. Jahresbericht des historischen Vereins im Rezatkreise; Steindruck.

Sommer, k. Bauinspektor, in Zeitz:
5011. Photographie nach den drei Crucifixen von 1685 in der Michaeliskirche zu Zeitz.


Chronik der historischen Vereine.

Památky archaeologicke a Mistopisné. Vydované od archaeologického sboru Musea královstvi Českého. K. VI. Zap a Fr. J. Zoubek. Ročnik XII. Díl VI. Svazek 5. 6. 7. V Praze. 1865. 4.

Verzeichniſs der Mitglieder der Gesellschaft, der wissenschaftlichen Sectionen und Comitéen und der Beamten des Museums des Königr. Böhmen zur General-Versammlung am 3. Juni 1865. Prag, 1865. 8.

Vortrag des Geschäftsleiters in der General-Versammlung der Gesellschaft des Museums des Königreiches Böhmen am 3. Juni 1865. Prag, 1865. 8.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Herausgegeben unter der Leitung Seiner Excellenz des Präsidenten der k. k. Central-Commission Joseph Alexander Freiherrn von Helfert. Redakteur: Anton Ritter v. Perger. — 10. Jahrg. November-December. Wien, 1865. 4.

Ueber einige Kirchen in Steiermark. Von Hanns Petschnig. (Mit 20 Holzschnitten.) — Deckengewölbe der Kirchen St. Marein bei Seckau. (Mit 1 Doppeltafel.) — Ueber das Herkommen verschiedener Gemälde in der k. k. Gemäldegallerie im Belvedere. Von A. R. v. Perger. — Die nordfranzösische Abtei- und Kathedralkirche. Von Dr. E. Henszlmann. — Besprechung: Ueber die Berichte und Mitteilungen des Alterthums-Vereines zu Wien. — Notiz: Die archäologische Ausstellung in Preſsburg.

Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Gewerke in München. Fünfzehnter Jahrgang. — Zweites, drittes und viertes Heft. 1865. 2.

Historische Aufsätze: Die Malerei in ihrer Anwendung auf die Baukunst nach Viollet-Le-Duc. Von A. Mecklenburg. — Zur Geschichte des Kunsthandwerkes in Frankreich. — Die Austellung von kulturhistorischen Gegenständen in München für das Jahr 1866.

Badenia oder das badische Land und Volk. Eine Zeitschrift zur Verbreitung der historisch-topographisch-statistischen Kenntniſs des Groſsherzogthums. (Organ des Vereins für badische Ortskunde.) Herausgegeben von Dr. Jos. Bader. Dritter Band. Zweites Heft (zweite Hälfte) und drittes Heft. Heidelberg, Druck u. Verlag von A. Emmerling. 1865. 1866. 8.

Hofsgrund im Breisgau. Kurze Geschichte des Thales und Bergwerks. Von Cameralpraktikant Trenkle. (Schluſs.) — Burghart von Hohenfels, der Minnesänger, seine Familie und Heimat. Von Dr. Bader. — Mannheims Vorgeschichte im keltisch-römisch-germanischen Zeitalter. Von Prof. Fickler. — Meine Heimatgaue. Eine historisch-ethno-topographische Skizze. Von Dr. Bader. — Wo lag der von Kaiser Valentinian befestigte mons Pirus? Von Registrator Vetter. — Ueber die Bevölkerungszunahme in den bedeutenden Städten Badens. Von Trenkle.

Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Neue Folge. Herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main. Dritter Band. Mit Abbildungen. Frankfurt a. M. 1865. gr. 8.

[S. 71]

Zur Urgeschichte des Rhein- und Mainlandes. Von Prof. Dr. J. Becker. — Des Kanonicus Job Rohrbach am Bartholomäusstifte Frankfurter Chronik vom J. 1494–1502. Zum erstenmale herausgegeben von G. E. Steitz, Dr. der Theol. — Die Straſsen der Frankenfurt. Von Dr. Friedr. Scharff. Mit einer Karte. — Das Recht der hohen Mark, mit besonderer Berücksichtigung der angrenzenden Seulberg-Erlenbacher Mark. Von dems. — Beiträge zur Geschichte des Collegiatstifts Moxstadt aus dem Frankfurter Stadtarchive von Dr. L. H. Euler. — Angelegenheiten der reformirten Gemeinden nach den Protocollen des lutherischen Predigerministeriums. Mitgetheilt von Pfarrer Basse. — Die Auflösung des Groſsherzogthums Frankfurt. Ein geschichtlicher Rückblick auf die beiden letzten Monate des Jahres 1813. Von Dr. W. F. C. Stricker. — Lorenz Heister, geb. im Jahr 1683 zu Frankfurt, gest. 1758 zu Helmstädt. Von Dr. Eduard Heyden. — Johann Michael von Loen, Göthe’s Groſsoheim. Von dems.

Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. II. Band. Nr. 4. April 1864. Frankfurt a. M., 1864. 8.

Vereinsangelegenheiten. — Römische Alterthümer aus Genf. Mitgetheilt von Paul Gerson. — Der Stadt Frankfurt am Main Adler. Ein Lobgedicht aus dem 16. Jahrhundert, mitgetheilt von Ernst Kelchner. — Kleine Bemerkungen von Dr. Euler.

III. Band Nr. 1. April 1865. Vereinsangelegenheiten. — Mitglieder des Raths unter 30 Jahren. Von L. F. Finger. — Verzeichniſs der Kosten bei Erlangung einer bürgerlichen Fähndrichsstelle aus dem Jahre 1803. Mitgetheilt von Dr. med. Stricker. — Zwölf Urkunden, mitgeth. von Dr. jur. Euler.

Hennebergisches Urkundenbuch. Im Namen des Hennebergischen alterthumsforschenden Vereins herausgegeben von Georg Brückner. V. Theil. (I. Supplementband.) Meiningen. Verlag der Herzogl. Hofbuchhandlung von Brückner u. Renner. 1866. 4. IV u. 292 Stn.

Statuten des Thüringisch-Sächsischen Geschichts- und Alterthums-Vereins zu Halle an der Saale. Halle. 1865. 8. 15 Stn.

Mittheilungen des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt. Erstes Heft. Mit 3 Tafeln in Farbendruck und 8 Steindruck-Tafeln. Erfurt, 1865. 8.

Vereinsangelegenheiten. — Das Wappen und die Siegel der Stadt Erfurt, von Karl Herrmann. — Verzeichniſs der Abbildungen. — Zusätze und Berichtigungen.

XXXI. 2. Quartalbericht des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde. Schwerin, im Januar 1866. 8. 12 Stn.

Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover. Redigirt von dem Vorstande des Vereins. Band XI. Heft 4. (Jahrg. 1865.) Hannover. Schmorl u. v. Seefeld. 1865. 2.

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben von der historischen Gesellschaft in Basel. Achter Band. Basel, H. Georg’s Verlagsbuchhandlung. 1866. 8.

Vorbericht (Geschichte der Gesellschaft von 1836–1861, von J. W. Heſs). — Die Berührungen Basels mit den westfälischen Gerichten. Von Prof. Andr. Heusler, Sohn. — Die Begehren der Basler Bürgerausschüsse im Jahre 1691. Von Dr. Karl Burckhardt. — Streitigkeiten zwischen der Gerberzunft in Basel und den Landger[S. 72]bern im achtzehnten Jahrhundert. Von H. Zehntner. — Der Geschichtschreiber Johannes Müller in seinem Briefwechsel mit Peter Ochs von Basel. 1775–1786. Von Dr. D. A. Fechter. — Mittheilungen aus den Basler Rathsbüchern aus den Zeiten des dreiſsigjährigen Krieges. Von Prof. A. Heusler, Vater. — Die neuesten Forschungen über Hans Holbein des Jüngern Geburt, Leben und Tod. Mitgetheilt von Ed. His-Heusler.

XLIV. Neujahrsblatt für Basels Jugend, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen. 1866. 4. Basels Eintritt in den Schweizerbund. 1501.

Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau durch E. L. Rochholz und K. Schröter. IV. Band. Jahrgang 1864 und 1865. Aarau, Verlag von Heinrich Remigius Sauerländer. 1866. 8.

Vorwort. — Über die Entstehungszeit der Acta Murensia. Von Theodor v. Liebenau. — Vereins-Chronik. — Der Stift Zurzach niedere Gerichtsherrlichkeit in Kadelburg, vom J. 1451–1803. Nach 57 Urkunden dargestellt von J. Huber. — Die Hausthüre im Rechtsfrieden. Nach altdeutschen Quellen von E. L. Rochholz. — XXXIII Aargauer Öffnungen, gesammelt und nach erbrechtlichem Inhalte bearbeitet von E. Welti. — Bilderreim über die böhmische Jesuitenaustreibung vom J. 1619. Ein Beitrag zur Literatur der politischen Flugblätter, mitgetheilt von E. L. Rochholz. — Regesten des Archivs der Stadt Brugg. Von Dr. Bäbler. — Zwei Schwyzer Landesbefestigungs-Urkunden vom J. 1322. Mitgetheilt von E. L. Rochholz. — Wort- und Sachbestand. — Orts- und Personennamen-Register.

Einundzwanzigster Jahresbericht über die Verrichtungen der Antiquarischen Gesellschaft (der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer) in Zürich. Vom November 1864 bis December 1865. Zürich, 1865. 4.

Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons Glarus. Zweites Heft. Zürich u. Glarus, Meyer u. Zeller. 1866. 8.

Protokolle des Vereins. — Die versuchte Annexion St. Gallischer Gebietstheile im Jahr 1814. — Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus.

Rätia. Mittheilungen der geschichtforschenden Gesellschaft von Graubünden. Herausgegeben vou Conradin v. Moor und Christian Kind. III. Jahrgang. Cur, im Verlage der Antiquariatsbuchhandlung. 1864. 8.

Politische und militärische Correspondenzen aus dem Schwabenkriege. Von Chr. Kind. (Schluſs.) — Die Fuentan’schen Wirren. Von dems. — Relatione de Griggioni fatta dal segretario Padavino. Mitg. von Victor Cérésole. — Ein ladinisches Rügelied auf Oberst Gg. Jenatsch. Mitgetheilt von Alf. v. Flugi. — Beiträge zur Geschichte Graubündens. Von Prof. Pet. Kaiser.

L’Investigateur. Journal de l’Institut historique. Trente-deuxième année. Tome V. IV. Série. 371. Livr. Octobre 1865. Paris, 1865. 8.

Bulletin monumental ou collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monuments nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 1., 31. Vol. de la Collection. Nr. 7. 8. Paris et Caen, 1865. 8.

Analyse architecturale de l’abbaye de St.-Étienne de Caen, par[S. 73] M. Bouet. (Suite). Rapport verbal fait en août et octobre 1865 à la Société française d’archéologie, par M. de Caumont. — Lettre à M. de Caumont sur une excursion en Périgord et en Quercy, par M. Jules de Verneilh. (Suite.) — Les tombes de l’abbaye de Fervagues par M. Ch. Gomart. — La Bonne-Mort. Peinture murale de l’église de Péronne, par le même.

Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments historiques d’Alsace. (Deuxième Livraison.) Paris et Strasbourg. 1865. gr. 8.

Procés-verbaux des Séances. — Mémoires: Note sur une médaille offerte à la ville de Strasbourg, pour sa collection historique, par M. le doyen F. Sachs de Carlsruhe, par M. G. Klotz. — Notice sur la famille de Rosen, par M. Ernes Lehr. — Un extrait de la Chronique de Wissembourg, de Balthasar Boell, par M. L. Spach. — Frédéric II. et ses fils en Alsace, par M. P. Huot. — Note sur deux anciens monastères, vulgairement designés sous les noms de Frauenkirch et de Thierkirch, par Jér. Ans. Siffer. — Le château impérial des Hohenstauffen à Obernai, par M. l’abbé Gyss. — Donation de terres, faite à l’abbaye de Marbach, par le comte Albert d’Éguisheim, par M. L. Spach. — Recherches archéologiques concernant la station de Gramatum, par M. Coste, avec une carte lithographiée. — Craufthal (Claustriacum), par M. Louis Benoit. — Rapport sur deux ouvrages de M. le prof. Hanauer, par M. L. Spach. — Notice sur quelques[S. 74] monuments lapidaires d’origine païenne, conservés à Walbourg, par Jér. Ans. Siffer.

Kronijk van het Historisch Genootschap, gevestigd te Utrecht. Twintigste Jaargang, 1864. Vierde Serie. Vijfde Deel. Utrecht, Kemink en Zoon. 1864. 8.

Angelegenheiten des Genootschaps. — Stukken voor de geschiedenis der jaren 1593 en 1594. — De beroeming van Graaf Johan van Nassau tot Stadhouder van Gelderland. — Beschrijving van eenen togt naar de Bovenlanden van Banjermassing enz., in het jaar 1790. — Onderzoek naar de wijze van bekostiging der voormalige fortificatiewerken der stad Utrecht. Door Mr. J. W. L. Raven.

Naamlijst der boeken van het Historisch Genootschap. Tweede uitgave. 1865. Utrecht, Kemink en Zoon. 8. IV u. 124 Stn.

Wet van het Historisch Genootschap. 8. 14 Stn.

Verslag van het verhandelde in de algemeene vergadering van het Provinciaal Utrechtsche Genootschap van Kunsten en Wetenschappen, gehouden den 27. Junij 1865. Utrecht, C. van der Post jr. 1865. 8.

Aanteekeningen van het verhandelde in de Sectie-Vergaderingen van het Provinciaal Utrechtsche Genootschap van Kunsten en Wetenschappen, ter gelegenheid van de algemeene vergadering, gehouden in het jaar 1864. Utrecht, C. van der Post jr. 1864. 8.


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

3) Die römischen Inschriften in Dacien. Gesammelt und bearbeitet von Michael J. Ackner, gestorben als ev. Pfarrer in Hamersdorf, k. Rath u. s. w. und Friedrich Müller, Gymnasialdirektor u. s. w. Herausgegeben mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Wien, 1865. Verlag von Tendler u. Comp. (Carl Fromm). 8. 247 Stn.

In einem längeren Vorworte geben die gelehrten Verfasser Rechenschaft über die durch mehrere Jahrhunderte sich ziehenden Bemühungen, die bis jetzt aufgewandt wurden, den von ihnen behandelten Stoff zusammenzutragen und zu erläutern, wie über die Bedingungen, unter welchen ihre eigne Arbeit den früheren sich anschlieſst, welche letztere, ohne für jene die Nothwendigkeit der selbständigen Prüfung aufzuheben, die fast eben so groſse Schwierigkeit der Sichtung des bis jetzt zu Tage geförderten wissenschaftlichen Materials hinzufügte. Ob die vorliegende Arbeit den Schluſs der zahlreichen und gröſstentheils veralteten Versuche bilde, darüber könnte endgültig natürlich nur an Ort und Stelle entschieden werden. Soweit aber nach Analogien zu schlieſsen erlaubt ist, hat die Schrift auf das Prädikat der Vollendung in hohem Grade Anspruch. Ihre Zusammenstellung zeugt von einem Fleiſse, der nur aus der Lust vollkommenen Verständnisses erklärbar wird, wie wiederum vor Allem dieses die groſse Masse des vereinigten Materials werthvoll macht. Von mehr als hundert Orten in Siebenbürgen, Serbien, Bulgarien, Slavonien, der Walachei, Moldau, Militärgrenze, dem Banat u. s. w. sind über tausend Inschriften zusammengetragen, durch Anmerkungen erläutert und durch ausführliche Register zugänglich gemacht. Die Ausstattung des Buches ist, wie sie für ein Werk, das selbst Anspruch auf monumentalen Werth macht, sich ziemt.

4) Geschichte des Herzogs Rudolf IV. von Oesterreich, von Dr. Alfons Huber, Professor der Geschichte in Innsbruck. Innsbruck, Wagner. 1865. 8. IX, 223 Stn.

Längst war es der Wunsch aller Freunde der Habsburger, es möchte Jemand sich der nicht kleinen Mühe unterziehen, die Lichtfunken zu sammeln, welche Rudolf’s IV. kurze, aber glanzreiche Bahn, einem Meteore gleich, von Ungarn und Böhmen aus in Oesterreich und Tirol, ja bis Venedig, aber nicht weniger in Schwaben, vorab in den Wiegenlanden seines erlauchten Geschlechts, verbreitete.

Diese hochherzigen Erinnerungen an die Jugendzeit des Hauses Habsburg leuchteten vom Frühlinge 1353 bis in den Sommer 1365, also ein Dutzend Jahre hindurch, in der trüben Zeit, als das Haus Luxemburg-Böhmen mit Kuttenbergs Silber sich auf ewig ein böhmisches Erbreich über ganz Deutschland zu erkaufen hoffte.

Da Herzog Rudolf und seine Umgebung trotzdem, daſs er zu Wien die Universität und Stephanskirche errichtete und in kühnem Heldengange über den Krimlertauren zur Winterszeit Tirol erwarb, doch unsern obern Landen eben so nahe stand, als Oesterreich, hätten wir recht sehr gewünscht, daſs man dem Verfasser seiner Lebensgeschichte alle nöthigen Mittel zur Hand gestellt hätte, die sehr zahlreichen Erlasse Herzog Rudolf’s IV. in Schwaben, Burgund und Elsaſs zu sammeln, — was ihm leider nicht ermöglicht wurde. Trotz dieses Mangels bleibt diese Lebensgeschichte dennoch eine recht lobenswerthe Unternehmung; denn was im Bereiche des Verfassers lag, wurde gesammelt und so gut benützt, daſs es in Böhmen und[S. 75] Italien, in der Schweiz wie in Frankreich zu reichen Nachträgen ermuntern wird. Zwei Monographieen werden ganz besonders fördernd hier unterstützen: diejenige des Johannes Schultheiſs, Kanzlers Rudolf’s IV., Bischofs von Gurk, Brixen und endlich von Chur, mit vielen bisher unbekannten Daten; dann die Geschichte der Königin Agnes, Base Herzog Rudolf’s IV., die (mit 400 Regesten und etwa hundert Urkunden) im Jahre 1866 erscheinen wird.

Herr Professor Huber äuſserte vor einigen Monaten noch, das Erscheinen Rudolf’s IV. werde geraume Zeit auf sich warten lassen; ob nun Heinr. v. Dieſsenhofen’s Chronik den früheren Entschluſs umänderte, wissen wir nicht genau; doch entnahm er derselben zahlreiche Stellen.

Das Buch ruht auf 618 Regesten und acht beigelegten Urkunden. Die Regesten, groſsentheils auf Lichnowsky hingewiesen, sind oft etwas kurz ausgefallen und stehen unter dem Titel: Verzeichniſs der Aufenthaltsorte. Drei sogen. Excuse: 1. Ueber die Beamteten, Verzeichniſs mit der Zeitangabe, 2. Krone und sogen. Privilegien der Herzoge von Oesterreich, 3. Genealogie der Herren v. Walsee, sind beigegeben.

Die Abhandlung (S. 1–154) zerfällt in: Deutschlands Entwicklung, Königthum und Fürstenthum; — Rudolf’s IV. Jugendzeit und Verehelichung; — Rudolf’s IV. Regierung bis zum Bunde mit Ungarn. — Erwerbung Tyrols vorbereitet; — Streitigkeiten mit Karl IV.; — Aquilea und Friaul; — Wiederausbruch des Zwistes mit dem Kaiser; — Besitznahme Tyrols; — Kampf mit Bayern um Tyrol; — innere Verwaltung seiner Lande; — letzte Kämpfe in Italien; Rudolf’s IV. Lebensende und Würdigung; — also eilf Abschnitte, welchen wir eine Darstellung Rudolfs in den früher so kriegerischen Gauen der Limath und Aare beigefügt wünschen möchten, sowie auch, daſs das ausgezeichnet gut geschriebene Buch den obern Landen einen eigenen Abschnitt gewidmet hätte, der die Blume der ganzen Abhandlung bilden müſste.

Dr. H. v. Liebenau.

Aufsätze in Zeitschriften.

Biene: Nr. 5. Geschichtliches über Dukaten. (J. v. H.)

Das illustr. Buch der Welt: Nr. 1. Bilder aus dem deutschen Mittelalter. 11. König Wenzeslaus der Luxemburger. (Thaddäus Lau.)

Chilianeum: Nr. 1. Die Miſsbilligung der zweiten Ehe im Mittelalter. Sittengeschichtliches aus dem 14. Jahrhundert. (Prof. Dr. v. Hefele.)

Dioskuren (Deutsche Kunstzeitung): Nr. 5. Die neueste Erwerbung der königlichen Gemäldegallerie in Dresden (das in der Böhmischen Auction erstandene Gemälde von Dürer). (Julius Hübner.)

Erheiterungen (Beibl. z. Aschaffenb. Ztg.): Nr. 11–32. Hexenprozesse aus der ehemaligen Cent vom Spessart und Bachgau, aus aktenmäſsigen Urkunden gezogen. (Dr. Ludw. Herrmann.)

Europa: Nr. 4. Zur Geschichte des Holzschnitts. — Nr. 6. Der erste deutsche Künstler (Dürer). (Nach v. Zahn.)

Grenzboten: Nr. 3, S. 81. Hans Holbein’s d. J. neueste Biographie. — S. 94. Die Sprachvergleichung und die Boppstiftung. — 103. Schwimmkunst in alter Zeit.

Der Hausfreund: Nr. 3. Die Babenberger.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 77. Die ersten Zeitungen. — Nr. 82. 84. Eheverlöbniſs der Magdalena Topplerin.

[S. 76]

Protestantische Monatsblätter: Novbr. Die deutschen Universitäten in ihrem geschichtlichen Verhältnisse zu den deutschen Fürstenhäusern. (E. Curtius.)

Baltische Monatsschrift: 12, 5. (Nov.) Wallenstein. (E. Herrmann.)

Neue Freie Presse: Nr. 522. Zur Geschichte der Rinderpest.

Schles. Provinzialblätter: Decbr. Andreas Gryphius auf den Brettern. (Th. Oelsner.) — Prolog zur Aufführung der „geliebten Dornrose“ von Gryphius. (Dr. C. Grünhagen.) — Bernhard von Kamenz, Kanzler Herzogs Heinrich IV. von Breslau, später Bischof von Meissen. Nach der Schilderung von Prof. Knothe auszugsweise mitgetheilt von H. Palm. — Nachträgliches zu dem Aufsatze „Einiges über die Leiden und Krankheiten unserer Vorfahren.“ (R. Kärger.) — Noch ein Weihnachtsspiel (Herodesspiel) aus dem Eulengebirge. (F. Zeh.)

Theolog. Quartalschrift: 1. Heft, S. 3. Zur kirchlichen Geschichte des XIV. Jahrhunderts. (Prof. Dr. Schwab.) — S. 56. Zur Geschichte der Aufhebung des Templerordens. Mit Benützung bisher unbeachteter Bullen. (Prof. Dr. Hefele.)

Revue des deux mondes: 2. Lief., S. 504: L’histoire de la philosophie et l’éclectitisme. (Paul Janet.)

Bremer Sonntagsblatt: Nr. 4 f. Sanct Cosmas und St. Damian. Zur bremischen Reliquiengeschichte. (H. A. Schumacher.)

Münch. Sonntagsblatt: Nr. 5. Herzog Ludwig der Reiche von Bayern. — Nr. 6. Die Weiber von Weinsberg. — Nr. 7. Aus einer alten Ehehaftsordnung. (J. Baader.) — Kaiser Heinrich II. in Verdun. — Sagen aus Unterfranken.

Ueber Land und Meer: Nr. 17. Falken und Falknerei. (Otfr. Mylius.)

Wochenblatt der Joh.-Ord.-Balley Brandenburg: Nr. 5. Ueber die Entstehung der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg.

Romberg’s Zeitschrift für prakt. Baukunst: Hft. 10–12, S. 307. Ueber die Entwicklung der christlichen Baukunst im Mittelalter. (M. Rosenheyn.)

Bayer. Zeitung: Morgenbl. Nr. 25. Nordendorfer Runeninschrift. (Kuhn.) — Nr. 28 ff. Die Vehmgerichte in Westphalen. II. (A. Eisenhart.) — Nr. 42 f. Die Wittelsbachischen Fürstengrüfte in Simmern.

Illustr. Zeitung: Nr. 1177. Die Gerichtslaube des alten Berliner Rathhauses. — Der Mäusethurm bei Kruschwitz. — Nr. 1179. Die Sage vom Krötenring. — Rubens’ Grab in der Kathedrale zu Antwerpen.

Leipziger Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 3 u. 4. Kunst-, Geschichts- und Industrie-Museen.


Vermischte Nachrichten.

12) In einer der letzten Sitzungen der philosophisch-historischen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien kam u. A. durch Prof. Dr. Franz Pfeiffer zur Vorlage: „Forschung und Kritik auf dem Gebiete des deutschen Alterthums. II.“ Dieses zweite Heft enthält vier Aufsätze, welche sämmtlich Denkmäler der altdeutschen Sprachperiode behandeln. Das erste Stück enthält einen von Dr. A. Reifferscheid in Rom gemachten Fund, einen Bienensegen aus dem 10. Jahrhundert, den ersten in deutscher Sprache, den man aus alter Zeit kennen gelernt hat. Gegen[S. 77]stand der zweiten Abhandlung bildet eine im Sommer im Cistercienserkloster Tepl bei Marienbad aufgefundene Beicht- und Gebetformel, die zwar aus einem anderen Codex längst bekannt ist, von der Tepler Handschrift aber in einer vollständigern und älteren Version dargeboten wird. Eine gleichfalls schon öfter gedruckte, jetzt aber aus der verschollen gewesenen Handschrift zum ersten Mal genau wiedergegebene Fuldaer Beichtformel liefert Nr. 3. Die vierte Abhandlung beschäftigt sich mit dem durch G. Zappert 1858 veröffentlichten Schlummerlied, dessen angezweifelte Echtheit durch äuſsere und innere Gründe dargethan wird.

13) Archivar Dr. Ennen zu Köln hat im städtischen Archive daselbst einige Urkunden entdeckt, welche für eine bis jetzt noch im Unklaren gebliebene Partie der deutschen Kaisergeschichte von der höchsten Wichtigkeit sind. Die Chronisten sind nämlich nicht einig darüber, ob der König Adolf von Nassau auf Betreiben des Königs Wenzel von Böhmen oder des Erzbischofs Siegfried von Köln auf den deutschen Königsthron erhoben worden sei. Urkunden, die diesen Zweifel zu lösen in Stande wären, fehlten bis jetzt gänzlich. Dr. Ennen hat nun drei Documente aufgefunden, welche jeden Zweifel in dieser Angelegenheit beseitigen und diese Frage in entscheidender Weise lösen. Dieselben liefern den klaren Beweis, daſs Erzbischof Siegfried es war, welcher, um mit den Worten Adolf’s selbst zu sprechen, „den Grafen von Nassau auf den deutschen Königsthron erhoben hat“. Das interessanteste und wichtigste der Documente ist die umständliche Wahlcapitulation, in welcher der Graf Adolf von Nassau am 26. April 1292 die Bedingungen spezificiert, unter welchen Siegfried unternimmt, demselben die deutsche Königskrone zu verschaffen.

(Köln. Bll.)

14) In Nr. 1 des Anzeigers (Beilage), S. 38 wird ein angeblich zu Frankenmarkt in Oberösterreich ausgegrabener römischer Meilenstein erwähnt. Die theils ungenauen, theils unvollständigen Daten sind folgendermassen zu berichtigen. Im Spätherbst 1865 wurde in der Ortschaft Mösendorf in der Pfarre Vecklamarkt ein römischer Meilenstein ausgegraben. Sockel 22″ hoch, 2′ breit; Schaft 5′ 8″ hoch, oben schief abgebrochen — dessen Umfang 6′ 1″. Die Legende (14zeilig) ist sicher folgenden Inhaltes: „Kaiser Septimius Severus [trib. pot. VIIII. IMP. XII. COS. II.] und dessen Söhne Cäsar Aurelius Antoninus [gewöhnlich Caracalla — TRIB. POT. IIII.] und Pius (die unmittelbar folgende Stelle am Ende der achten und am Anfange der neunten Zeile ist weggemeiſselt) haben die durch das Alter verfallenen Meilensteine wiederhergestellt, als M. Juventius Surus Proculus als Legat die Provinz verwaltete. 31,000 Schritte von Juvavum.“ Die Jahresangabe der Würden der genannten Personen weisen auf das Jahr 201; denn des Severus trib. pot. VIIII entspricht den J. 201 und 202, Cos. II. aber nur mehr dem J. 201; damit stimmt auch des Antoninus trib. pot. IIII. Dagegen ist des Severus IMP. XII. offenbar ein Versehen des Steinmetzes, da diese Bezeichnung erst im J. 207 zutreffen würde. Uebrigens findet sich nach einer Mittheilung des vaterländischen Archäologen Herrn Gaisberger dieselbe falsche Sigle XII statt XI auf 2 muthmaſslich durch dieselbe Hand bearbeiteten Meilensteinen im Carolino-Augusteum in Salzburg. — Besonderes Interesse gewährt auch die Wegmeiſselung der Stelle, welche offenbar den Namen des jüngeren Sohnes des Septimius Severus — des Geta — enthielt. „Er ward, schreibt Gaisberger (Linzer Zeitung Nr. 7, 11. Januar 1866, wo er über diesen Stein berichtet), von dem eigenen Bruder, dem obengenannten M. Aurelius Antoninus Pius in den Armen ihrer ge[S. 78]meinschaftlichen Mutter Julia Domna im Februar 212 ermordet. Auch durch den Brudermord war der glühende Haſs noch nicht gestillt; alle Freunde und Angehörigen Geta’s muſsten sterben, und damit jede Erinnerung an den gehaſsten Bruder entfernt werde, gab der Wütherich den Befehl, an allen Denkmalen, auf denen der Name „Geta“ vorkäme, diesen wegzutilgen. So findet man auf dem fraglichen Meilensteine bestätigt, was die beglaubigte Geschichte überliefert.“

Interessant ist der Stein auch durch die Angabe des Namens des Ortes, von dem die Zahlung der Schritte begann. — Ob der fragliche Stein ursprünglich am Fundort aufgestellt gewesen sei, ist freilich nicht ausgemacht. Da aber der Sockel vorhanden, würde doch diese Frage eher zu bejahen sein. Freilich hat diese Annahme ihre Schwierigkeit, — aber auch ein nicht gewöhnliches Interesse, indem hiedurch die gewöhnliche Annahme der Richtung der Straſse von Juvavum nach Lauriacum, wie auch in Betreff des Ortes Laciacum, bedeutend in ihrer Sicherheit erschüttert wird, will man nicht etwa diesen Stein als einer zweiten Verbindungstraſse angehörig gelten lassen. Mösendorf liegt südwestlich von Vecklamarkt und zwischen den beiden uralten Punkten Stauf (Stouphi) und Walchen (Walhen) und nordwestlich von Seewalchen, dem angeblichen Laciacum. Am einfachsten scheint wol die Lösung durch Annahme einer zweiten Verbindungsstraſse von Juvavum aus, deren Richtung mehr nördlich an der heutigen Hauptstraſse, welche durch Mösendorf führt, geht. (Vergleiche dagegen 13. Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum in Linz, 1853, S. 28 ff.)

Schieſslich bemerke ich noch, daſs der besprochene Meilenstein von den Besitzern des Fundortes um 20 fl. Oest. W. an die Marktgemeinde Vecklamarkt überlassen wurde.

Lambach, 16. Februar 1866.

P. Pius Schmieder, Archivar.

15) In der Nähe des Ortes Schleitheim bei Schaffhausen ist durch regelmäſsige Ausgrabungen, welche der historisch-antiquarische Verein anstellen lieſs, ein Friedhof aus keltischer Zeit mit 45 Gräbern bloſsgelegt worden. Die Entfernung der Gräber von Nord nach Süd beträgt 8–10′, die von West nach Ost ist bei den einzelnen sehr verschieden. Alle Gräber sind ausgemauert. In einem derselben, welches sehr groſs und breit war, fanden sich die Gebeine von vier Menschen vor; in andern allerhand Gegenstände von Bronze oder Eisen, wie auch Ueberreste von Holz und von Korallen. Letztere wurden nebst einer kleinen Hohlkugel und einem Kreuzchen von Bronze in einem Kindergrabe gefunden. Die andern Fundstücke bestanden aus: 4 Gürtelspitzen, darunter zwei mit schönen Verzierungen, 13 Ohrringen, 6 Fingerringen, sämmtlich von Bronze. Von Eisen waren: 3 Messer, 2 Schwerter und 2 Schnallen. Endlich fanden sich noch eine römische Kupfermünze, der Fuſs eines Thongefäſses und ein Stück von einem Backstein vor. Alle diese Gegenstände wurden dem antiquarischen Cabinet zu Schaffhausen zur Aufbewahrung übergeben.

(Ill. Ztg. u. a. Bll.)

16) Aehnlich wie bei Schleitheim werden bei Bregenz Ausgrabungen betrieben. Unter der Leitung des Fabrikbesitzers Jenny aus Haard, lieferten die Nachforschungen der letzten Wochen sehr befriedigende Ergebnisse. Kleinere Gegenstände, wie Urnen, Lämpchen, Thränenfläschchen, Münzen u. dgl., wurden viele in den geöffneten Gräbern gefunden. Bemerkenswerth sind: eine 5–6 Zoll lange elfenbeinerne Nadel, ein runder metallener Spiegel und Glas[S. 79]urnen von der beträchtlichen Höhe bis zu 2 Fuſs. Auf einem der Lämpchen befindet sich der Name des Töpfers Strobilius, auf einem andern eine schön gearbeitete Abbildung des Sonnengottes, auf seinem mit vier Rossen bespannten Wagen durch die Lüfte sprengend. Hieraus, sowie aus dem Namen Antonin, welcher einigen Münzen aufgeprägt ist, erkennt man mit Sicherheit die Begräbnisstätte des alten Brigantium. (A. Z.) — In einer andern, der Ill. Ztg. zugegangenen Nachricht werden unter den ausgegrabenen Gegenständen noch mit aufgezählt: Thönerne Urnen von 10 Zoll bis 3½ Fuſs Höhe, bronzene Fibulen, Eisengeräthe (Meiſsel oder Lanzenspitzen etc.); eine kugelförmige Glaslampe mit Henkeln, u. dgl. m.

17) Bei Jemelle in Belgien befindet sich ein Stück Land von zwei und einer halben Hektare in Umfang, welches das Todtenbett genannt und seit lange als ein Begräbniſsort aus der Zeit des ersten Einfalls der Franken in das gallische Belgien betrachtet wird. Ein archäologischer Forscher hat kürzlich an dieser Stelle eine Menge Gräber nebst darin liegenden Skeletten bloſslegen lassen, wodurch obige Vermuthung zur Gewiſsheit wird. Ferner wurden an Ort und Stelle eine Framea, ein Säbel, Thongeschirre u. s. w. gefunden. Letztere fanden sich stets zwischen den Knieen der Gerippe aufgestellt und waren leer. Die Gesichter der Skelette sind regelmäſsig gegen Norden gewendet; die Gräber befinden sich in einer Tiefe von 2½ Fuſs und immer eines vom andern 4–5 Fuſs entfernt.

(Ill. Ztg.)

18) Zu Reudnitz bei Leipzig sind im Garten des Buchhändlers Abel zwei Steinbeile nebst dazu gehörigem Schleifstein etwa 2 bis 3 Fuſs tief unter der Oberfläche im gewöhnlichen, nicht sumpfigen Lehmboden gefunden worden. Diese Beile haben genau die Form unserer heutigen kleinen Holzäxte, sind nach der Schneide zu stark geschliffen, aber ohne Loch für den Stiel.

(Dies.)

19) In dem Flusse Lassnitz bei Leibnitz in Steiermark sind unlängst an einer 1½ bis 2 Klafter tiefen Stelle verschiedene Trümmer von Steinen und Säulen entdeckt worden, die augenscheinlich einer längst entschwundenen Zeit angehören. Die[S. 80] hierauf vorgenommenen Aushebungen waren von überraschendem Erfolge gekrönt. Es kamen nämlich mehrere theils glatte, theils gewundene Säulen, sämmtlich von Marmor und von reicher, schöner Arbeit, ferner eine Marmorplatte, die nach ihrer Form zu einem Altar gedient haben mochte, an’s Tageslicht. Ebenso wurden gefunden: eine marmorne Nische, die augenscheinlich eine Statue enthalten hatte, ein groſses Piedestal u. s. w. Sehr viele andere Steine sieht man theils mehr, theils weniger von Schlamm bedeckt. Es scheinen die Trümmer eines römischen Tempels zu sein, welcher in den Fluſs sank, nachdem seine Grundfesten bei einer Ueberschwemmung unterspült worden, wobei die Lossnitz, wie das Terrain zeigt, gänzlich ihren Lauf änderte.

(Dies.)

20) Die Wiederherstellung der Liebfrauenkirche zu Arnstadt im Schwarzburgischen ist nunmehr gesichert. Dieses schönste Ueberbleibsel mittelalterlichen Kirchenbaus in Thüringen war mit der Zeit sehr baufällig geworden. Das Gebäude selbst ist im reinsten gothischen, die vier Thürme aber im romanischen Stil, in der Zeit von 1050 bis 1350 aufgeführt.

(Eur.)

21) Beim Entfernen einer Kalktünche in der Marienkirche zu Greifswald fand man an der Südseite über der Gruft der Familie von Essen ein altes Wandgemälde, das laut der theilweise erhaltenen Inschrift aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts herrührt. Das Bild ist 20 Fuſs hoch und besteht aus vier Darstellungen in zwei Abtheilungen; rechts ist Christi Gebet am Oelberg und Christi Geiſselung, links die Kreuztragung und die Kreuzigung zu erblicken.

(Eur.)

22) Die Gemäldesammlung des im vorigen Herbst verstorbenen Domdekans, Geheimrath Dr. v. Hirscher in Freiburg i. Br., kommt daselbst zur Versteigerung. Der Katalog weist u. a. folgende Meister auf: Martin de Vos, Hans Asper, van der Neer, Wynants, Christ. Amberger, Breughel, Mich. Wohlgemuth, Holbein d. ä., Lucas van Leyden, Hemskerk, Ruysdael, Paul Deschwanden, Joh. van Aken, Hans Schäufelein, Hans Memling u. s. w.

(Ill. Ztg.)


Inserate und Bekanntmachungen.

Anfrage.

6) Unter den mittelalterlichen lateinischen Grammatikern war bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts, besonders in Deutschland, sehr bekannt und in vielen Handschriften, auch in alten Drucken verbreitet und mit Commentaren versehen der sogenannte Florista, der in 1017 Versen die lateinische Syntax bearbeitet hat. Sein wahrer Name war Ludolfus de Luckowe (auch de Luco; er selbst schreibt de Lucobe); er bezeichnet sich als Deutschen und Hildesheimer mit den Worten: Gentem Teutonicus qui dicitur esse Ludolfus Hildensenensis patriam (oder Hildenshemensis). Im Commentar wird angegeben, er solle Hildesheimer Canonicus gewesen sein. Nach meiner Entdeckung hat er seine flores grammaticae geschrieben im Jahre 1317; dies ergibt sich nämlich, wenn einer der Schluſsverse als Chronostichon genommen wird.

Ich wünschte daher zu wissen, ob wol sonst etwas über diesen Mann aus der Hildesheimer Kirchengeschichte oder irgend welchen Quellen bekannt ist, über seine Lebenszeit, Studien u. s. w., namentlich, ob er wohl in Paris studiert hatte.

Prof. Haase zu Breslau.

7) Berichtigung. In voriger Nummer des Anzeigers ist auf Sp. 24, Z. 1 unter dem Holzschnitte von „Gengenbach’s Bundschuh“ zu lesen: R S F.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 81]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 3.

März.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Der „fränkische Krieg“.

Mitgetheilt von Jos. Baader, kgl. Archivconservator, in Nürnberg.

(Schluſs.)

Neuen- vnd Alten-Guttenberg die zway schloſser betreffend: Am suntag den fünfften july sind herr Jorg Truchsäs vnd die kriegsräte sambt dem kriegsvolckh für Kulmach bey die zway schloſs Alten- vnd Neuen-Guttenberg gelanngt, darfor denselben schloſsen, so vaſst lustig, veſst vnd wol erpauen gewest, den Guttenbergern zusteendt, durch etliche veintsbriefe absagen laſsen vnd furtter dieselben, wie sich gepürt, erfordert. Aber alda ist niemandt dann etliche edle weiber gefunden, die haben mit cläglichen geperden gnad begeret. denen ist zum tayl gnad wilfart, aber nichts wenigers der widerwerttigen Guttenberger teyl an denselben zweyen schloſsen abgeprochen, das zimmer verprennt vnd nachmals der vest thurm, so im alten schloſs Guttenberg gewest, desgleichen die pasteyen vnd gefengnus auch im neuen schloſs mit pulffer gespickt vnd zersprenngt, das dann den taylen, so gesichert sein sollten, auch mit erschellung des groſsen erpidems des pulffers mercklich schaden zugefügt vnd ire heuser gar zerschüttet hat.

Item Eritags den sibennden july sindt die geordenten haubtleut vnd kriegsrete vor den schloſsen Alten- vnd Newen-Guttenberg aufgebrochen, dieselben nacht zwischen Guttenberg vnd Sparneckh gelegen vnd am mittwoch den achten july für Sparneckh, Waltstain vnd Oprod, so alles nahend beyainander, gelangt, doselbst etlich tage still gelegen.

Gattendorff, ain schlos der Sparnecker vff dem gebirg: In derselben zeit ist von herr Jorgen vnd den kriegs[S. 82]räten gen Gattendorff, so dem Gatt von Sparneckh zugestannden, geordent worden zway vendlin knecht vnd bey hundert raisiger pferde, darunter die Wirttenbergischen, ettlich Bairisch vnd ettlicher stett reuter sambt den stradiotten gewest, daſselb schloſs eintzunemen vnd die thurn vnd pasteyen zusprengen vnd das schloſs alsdann zuuerprennen. Das ist deſselben mals durch die fuesknecht vnd ettlich püxenmaister volbracht vnd wol ausgericht; aber daſselb schloſs ist gar ausgelert vnd niemand darinn funden worden.

Waltstain, ain schloſs der Sparnecker, darauff die gefanngen gelegen, die selbst auskomen sindt durch hilff des almechtigen: Item deſselben tags ist durch Wolffen von Freyburg, einem edlman, so von der statt Augspurg zu haubtmann geordent was, das schloſs Waltstain, so des Wolffen, Cristoffen vnd Jorgen von Sparneckh, gebrüdere, gewest, darauff die gefanngen gelegen vnd auskomen sind, nemlich Johann Lucas N. Lampartter vnd Pamgartner[A], verprennt[S. 83] vnd die gefengnus mit pulfer zersprenngt vnd zerriſsen. Daſselb schloſs ist gar ein mordtgruben vnd nichts erpauen, an einem wilden ortt in einem walde gelegen, vnd nichts darinn gewest.

[S. 84]

Das schlos Oprod der Sparnecker betreffend: Desgleichen, alls hieuor in der vnainigkait, so die Sparnecker selbst zwischen inen gehabt, das schloſs Oprod, so dem Sebastian von Sparneckh zugestanden, ausgebrannt vnd ein seer[S. 85] vester thurn darinn steend bliben, ist derselb thurn mit ettlichen thunen pulfers auch zersprenngt vnd in grund zerprochen vnd eingeworffen.

Weysdorff ain schloſs der Sparnecker betreffend. Item alls der oberst veldthaubtmann her Jorg Truchsas vnd die kriegsräte das schloſs Weisdorff haben einnemen wöllen, ist doselbst des Sebastian von Sparnecks weib verhart vnd eines kindes gelegen. Derhalb der oberst veldthaubtman vnd kriegsräte vmb raumung deſselben schloſs nit angehalten, ir verschont vnd derselben zeit gen Weisdorff dem schloſs nichts handln wöllen, sunder zu irem abtzug ettlich personen mit ettlichen hackenpüxen vnd pulfer in daſselb schloſs geordent, doselbst zupleiben, biſs die frau ir kindtbett volennde. Alsdann sollen sy das schloſs spicken vnd in grundt verprennen. Alls aber die kindlpetterin den ernst gesehen vnd vermerckt, das sy ir kintbett nit helffen wöllen, hat sy gesagt, so es doch sein mues, wolle sy es nit lennger aufhalten, vnd alsbald das schlos geraumbt. Das ist von den beuelchhabern verprennt und gar verderbt worden.

Sparneckh das schlos betreffendt: So ist das schloſs Sparneckh, daran vil Sparnecker, auch einer ein thumherr zu Regenspurg, tayl haben, dermaſsen vor ausbrenung deſselben mit pulfer gesprenngt, das drey vffeinander erpauene gewelb vom grundt erhebt vnd in den graben geworffen sindt, auch ein groſse stainene kemeten, daran gepauen, inmitten von einander geprochen vnd eingefallen. Darnach ist das schloſs sambt den viehstellen vnd stadeln angezündt vnd verprennt worden.

Alls aber die kriegsrete vff vleiſsig bitt einer hübschen jungen wittib, so Hannsen von Sparneckh seligen zu derbe gehabt, der dann diser vehd nit verwannl gewest, iren tail, ein[S. 86] gemach am schloſs, so allein an einem ortt erpauen was, gern verschont, auch die paurn, denselben tail zuretten, verordent gewest, so ist doch derselb tayl, der Wittiben zusteend, von der groſsen hitz auch angangen vnd verprannt. Derhalb sich die frau seer cleglich ertzaigt.

Zu solchem einnemen vorgeschribner der Sparnecker heuser sind alle paurn vnd guetere durch den obersten veldthaubtman zu gemains bunds hannden vnd gewalt angenomen, die all alsbald gehuldigt haben vnd mit zinſsen vnd gülten beschriben sindt.

Darnach ist der oberst veldthaubtman vnd die kriegsrete mit dem kriegsvolckh zu roſs vnd fues von dem gepirg getzogen vff den Gefres, vff Bairreut, vff Weiſseno das closter, vnd dann fortt einen tag hieher gen Nürnberg in die statt in einer lustigen, schönen, wolgeschickten ordnung zu roſs vnd fues, sambt dem geschütz vnd allen wägen, wie die vſs notturfft des hörs mitgefürt, eingetzogen, vnd des andern tags darnach die fuesknecht gevrlaubt, vnd eerlich mit einem gulden abgefertigt worden für den abzug.

Vnd alls solches hör, wie jtzt gemelt, vff freytag den 17. july hieher gelanngt, sind nachmals am 21. july herr Jorg Truchsäs vnd der raisig zeug ausgeprochen vnd ein yeder tayl seinen wege anhaims genomen.

Das schlos Abtsberg belangend: Alls aber vff den Hannenkamb vnd vmb Nürnberg in der neh nachuermelte heuser, so zum tayl vor in des bunds handen gewest, vngestraft bliben, haben darumb die bundsrete, so derselben zeit zu Nürmberg versamelt waren, geordennt, das gegen denselben heusern auch tatlich gehanndlt wurde. Vnd nemlich ist das schloſs Abtsperg durch herr Jorgen Truchsasen vnd die Augspurgischen reuter am abzug ausgeprennt.

Das schloſs Vttenhouen belangend: Desgleichen ist Vttenhofen, so dem Cuntzen von Rosenberg zugestanden und mein gnediger Herr von Aistet von des bundts wegen ingehabt, durch die Bairischen vnd Nürnbergischen reuter am abzug verprennt.

Das schlos Damershaim[B] betreffendt: So haben auch herr Jorg Truchsas, freyherr, vnd mit ime die Augspurgischen reuter das schloſs Damershaim, so des Eukarius von Ottings verlaſsner wittib zugestanden vnd vff dem Hannenkamb gelegen vnd diser vehduerwanndten vntterschlaipff gewest ist, ausgeprannt.

Das schloſs Berltshaim belangendt: Item es solt auch zu der zeit das schloſs Berltshaim ausgeprennt worden sein. Das ist aber von wegen der frauen doselbst, so eins kindes gelegen, biſs vff vernern beschaidt der bundtsrete vnterlaſsen vnd angestellt.

Alls aber dises bündtisch hör zertrennt vnd abgezogen, haben sich die Sparnecker, desgleichen Jorg Wolff von Gich vnd ander widerumb zu iren gütern gethan, die paurn bedroet[S. 87] vnd bedranngt, inen widerumb mit raichung der gült vnd zinſs gewerttig zusein oder darob not zuleiden. Derhalb sich dann ettlich aus sorgnus irer leyb vnd güter bewilligt vnd iren edelleuten widerumb zugethan.

Wiewol nun dem zubegegnen gemaine bundsrete ein straiffende rott auff das gepirg vnd anderstwo zustraiffen verordent, ist doch durch dieselben nichts sunders auſsgericht, dann das dadurch die vogel gescheucht vnd nichts wenigers vff abzug derselben straiffenden rott widerumb zu iren guetern komen sindt.

Zu diesem gleichzeitigen Berichte bemerken wir, daſs Hanns Thomas seine Fehde bis zum Jahre 1531 fortsetzte, wobei er noch viele Kaufleute niederwarf, wegschleppte und schatzte. Um Johannis 1531 begab er sich zu seinem vertrautesten Freund, zu dem Juden Salomon in Altenzedlitz, dem er seinen Raub zuverkaufen pflegte. Aber dieser machte ihn trunken und schoſs den in Schlaf gesunkenen Edelmann mit einem Faustrohr durch’s Herz, worauf er ihm mit Hülfe eines andern Juden durch Kolbenschläge den Kopf zerschmetterte. Seinen Leichnam schleppten sie in einen Kornacker, wo er etliche Tage hernach von Hunden aufgefunden wurde. In einem Winkel des Kirchhofes zu Altenzedlitz wurde er zur Erde bestattet. Also endete Hanns Thomas von Absberg, einst der Schrecken der Reichsstädte und ihrer Kaufleute.

Fußnoten:

[A] Dieser war aus Nürnberg. Nach seiner Erledigung gab er den Kriegsherren daselbst über seine Gefangenschaft nachstehenden Bericht:

Baumgartners gefengnus betreffendt, von welcher ime Gott ausgeholffen.

Sagt erstlich, er sey am mitwoch vor Philippi vnd Jacobi Anno 1522 mit Sanntwerffer, potten, v̈ber nacht zu Pleinsfelt gelegen vnd morgens donerstags von dan herein ghen Nürmberg wollen reitten, vnd vngeverlich ein halbe meil wegs von Schwabach, do weren vier reutter inn groe [grau gekleidet] zu inen komen, hett einer gesagt: „Wohin ir reutter?“ hett er ine geantwort: „des wegs do hinein“ mit mer wortten. Weren also mit inen ein weyl getzogen, were ime einer inn zaum gefallen, gesagt, er muſst gefanngen sein, also mit im vnd dem potten vf dy seitten in das holtz geruckt. Hett einer zu ime gesagt: „Thue die Kappen herab, laſs mich dich sehen, wie du sichst“ vnd gefragt: „Bistu nit ein Paumgartner?“ mit mer wortten, vnd ine bezwungen, das er ime ein aidt hett müſsen schweren, ob er von inen kom oder abgetrungen würde, das er sich nichts desto weniger wollt stellen, wo sy ine hin manen wurden, darnach gepunden vnd mit ime vnd dem potten hinwegkh zogen durch dy holtzer. Hett zu zeitten ein dorff gesehen, kenn ir aber nit. Auch hab er ein weiſs schloſs zu der linken handt gesehen, also den tag geritten vnd vntter wegen bei einem pfaffen getrunken; lig das haus an einem perglein, hab aber nit konnen merken, das der pfaff ir dheinen gekennth hab. Weren also geritten bis 2 stund vor nachts, hetten sy inn einem holtz vertzogen. Wer der ein knecht Veit genannt — sey ein kurtz dickh mendlein — wegkh geritten, darnach vff einem paurnroſs geritten komen, ein sackh mit habern darvff gefürth vnd ein laib prots. Auch ein pauer hetten sy, Müllner genannt, mit ine, hett ein flaschen mit pier vnd herte air tragen, hetten sy geſsen, auch den roſsen futter geben vfs den krebsen, also geruet bey 2 stunden oder lennger, darnach aufgewest alls dy nacht were anganngen. Vnd alls sy vſs dem holtz herauſs gewennt, hett er wol ettliche liecht in den pauernheusern gesehen.

Weren also dieselben nacht für vnd für geritten vnd alls frü am freytag, alls der tag were herganngen, weren sy durch ein dorff komen. Sey vorn am endt des dorffs ein schmitten, hett der ein reutter hefften laſsen, vnd für das dorff hinaus sey ein steine pruckh. Do weren sy vberkomen, also geritten biſs nach mittag. Do wer der ein knecht, so des glatz pferd geritten, in ein holtz von inen geritten, hetten sy da verzogen biſs er wider komen wer; dann er wol vier stund auſsgewest. Alls er wider komen wer, hett er ine aber kes, ayr, prot vnd bier gepracht vnd gesagt, er hett nit heraus gedorfft; dann es weren reutter doselbst hinkomen, vnd müſsen warten, biſs sy hinwegkh wern geritten, hett aber nit konnen vernemen, wer sy gewest weren. Aber also gerueth, darnach wider aufgewest, fortt geritten, vnd am abent hetten sy den potten reitten laſsen, sy fortt zogen dieselben nacht, auch den samstag für vnd für, das sy nichts hetten geſsen dann prot, das sy mit in gefürth hetten, vnd den roſsen auch prot geben, also das dy roſs alls müd weren gewest, das sy ein teil nider gesunken waren, also das sy dieselben nacht zum tayl vff einer wisen bey einer hecken beliben weren. Von dannen geritten biſs an suntag biſs wol auff den tag, weren sy zu einem dorff komen, flies ein pach zwischen zeunen durch, sey ein haus am ortt allein, weren sy einzogen, sey gestallt gleich wie ein preuhaus, hab oben ein stuben; wer kein ofen inn gewest. Vnd Ime anfennglich befolhen, er sollt sich hallten alls wer er ir junckher, vnd sagt, das man das essen fürderlich zuricht. Hetten sich aufgethan, vnd die weyll sy also gehartt hetten vff das essen, do hett der wirtt gesagt: „Itzt kombt vnnser schulteis“. Do hetten sy das harnisch verporgen vnd ein tayl annder rockh angethan, vnd also geseſsen vnd bliben, seins achtens biſs nach vesperzeit. Do weren sy wider aufgewest, durch den pach zogen, durch dy holtzer, vnnd gegen dem abent inn einem holtz verzogen. Were Veit von inen geritten, vnd darnach einer zu fues mit ime komen, hett ein kitll angehabt vnd ein schweinspies tragen, flaschen mit pier vnd prot gebracht. Hett der selbig im kittel zu ime, sager, gesagt: „Baltasar wann her? mir ist laidt, das ir da seyt. Wollt, sy hetten einen anndern. Ich will ob euch haltten, alls vil mir möglich ist.“ Weren nachvolgennt wider hinweg ganngen, vnd alls es vinster worden were, do hetten sy ine geplendt eingebracht, inn einem stall abgesetzt, vnd also geplenndt gefürth biſs zu einer stiegen. Do hetten sy in abgefürth und darnach lanng hinhintter. Do hett man ine in ein gewelb thun, weren oben ring. Hetten sy im geweiſst vnd gesagt: „Da lernet man einem singen an.“ Sey seins bedunckens ein haus, das vff einer hohe lige. Hett ein knecht sein gewartt, auch ein weibspild ime ettliche mal zu eſsen bracht, vnd ein knab auch. Hett der knecht gesagt, sy hetten stettigs hie men vff der straſs, die inen wein vnd annders zufürten. Sey ob einem viertl Jars doselbst gelegen. Es were auch Hanns Thoman vngeuerlich inn zehen tagen selbst zu im komen, gesagt: „Lieber, wann kumbst her?“ oder „Was willt hie thun?“ mit vil andern spottwortten.

Darnach sey Veittlein komen vnd des orts geplennt allein wider von dan gefürth bey nacht, vnd alls er ine herdan hett gebracht, wider aufgethan vnd gesagt: „Ich will dich zu vil leutten füren, aber laſs nur mich reden“, vnd in also vngeuerlich vff 3 stund gefürth, wider geplendt. Darnach, als sy hinzu weren komen, ine abgesetzt, dy roſs angepunden, were der ein gaul ledig worden, daruon geloffen, hett er gesagt: „Poxflaisch!“ kumbt der gaul ettwo zu einem paurn, so wirt vns der teuffei bescheiſsen.“ Weren aber reutter aufgewest vnd den gefanngen. Hett ine also aufwarts gefürth vnd einer geschriren, do sy hinauf komen weren, alls solt es Behemisch sein, vnd seins achtens vber 2 prucken komen. Vnd wenn sy durch ein tor weren komen, so wer man dann ein gute weil ganngen biſs zum andern biſs in ein stall. Do hett man ine ein stiegen aufgefürth vnd darnach hin hintterwarts biſs zum thurn. Wer einer inn einem schwartzen cleid mit einem kneblpartt [dagewesen]. Vnd alls er gesehen hett, das sy in inn den thurn wollen legen, hett er sy gepetten ine heroben zulassen. Aber der im schwartzen claid hett im den knebl zwischen die pain gethan vnd mit ime hinab gerumpelt. Solcher thurn sey rund vnd vast stincket vnd ungeheuer. Hett erstlich sein ein paurngesell gewartt, welchen er ye gepetten hett, ime oben das loch offen zulaſsen, das er dann gethan hett. Wer eins ein groſser hundt vber das loch komen, hinab geschmeckt. Derselbig hunt hett ein preit messen halspanth angehabt. In welchem thurn er vast krankh worden wer. Da sy solchs gehorth hetten, wer der knecht komen vnd ine herauszogen, aber gesagt, er müſst zu nacht wider hinab, allein das er ein lufft fieng. Hett er geantwort: „Hetst mich wol vor da niden gelaſsen, so sturb ich vnd kom der martter ab.“ Es hett ime auch dy frau allerlay eſsens geschickt vnd würtz. Man hett ine aber heroben gelaſsen biſs an fünfften tag, Vnd alls es ein wenig peſser worden were. Hett es oben im thurn noch ein poden gehabt, were er hinauf gestiegen. Vff welchem thurn 2 püchsen gestannden weren, vnd darob ein clein stüblein, darinn etlich rennzeug gewest weren. Hett auch zu den löchern herausgesehen vnd v̈ber ein holtz gesehen alls ein statt. Weren die tach mit roten ziegeln gedeckt. Wiſs aber nit, was gewest sey. Hett auch im thurn gehorth die roſs eſsen, das futter schwingen vnd vil leuth darinn webern [hin- und hergehen, sich beschäftigen]. Sey vier bis inn 6 Wochen da gelegen.

Nachuolgendt hab ine Hanns Thoman, der Veittlein vnd ein bub doselbst vondann gefürth, hetten in vom thurn aber inn stall herab gefürth. Wer er im heu gelegen; biſs sy das harnisch hetten angelegt, hett er gesehen, das es ein zwifache stallung gewest, vnd deſsmals vil roſs do gestannden, ine geplennt heraus gefürth vnd die knecht biſs vf mittag geritten, hetten sy in einbracht, do er itzundt sey aufkomen, welchs haus Waltstain genannt sey.

Item was die reutter, so ine gefürth haben, für person sind vnd für roſs geritten haben, sagt er, einer hab ein praun starcken mutzen [Pferd mit gestutztem Schweif] geritten. Derselb knecht hab sich Veit Scharpf genennt. Mer ein knecht, Jorg genannt, hab ein weiſs roſs gehabt, ein zimlich person. Mer ein clein alts knechtlein, wiſs seins namens nit, hett ein roſs geritten, soll Bernhart Glatz gewest sein. Mer ein gar junger knecht, hett ein weiſs schimellein geritten.

[B] Tagmersheim.


Die Juden zu Naumburg an der Saale.

Mitgetheilt durch Karl von Heister.

Die Stellung der Juden zu Naumburg wich nicht von derjenigen ab, welche Israel im Gesammtdeutschland einnahm. Durch Verkauf, Verleihung, Verpfändung von Seiten der Kaiser, oft auch ohne nachweisbaren Besitztitel, waren die Juden das Eigenthum der Landes- und weiter der Territorialherren geworden. Kaiser und Reich wahrten das Oberrecht an ihren Kammerknechten (servi camerae nostrae) und machten es geltend, so weit die Macht des jedesmaligen Oberhauptes des Reiches auslangte; also nur bei den kleineren Herrschaften. So bestätigte der so vielfach miſsverstandene Artikel der goldenen Bulle die bisherigen Rechte in Betreff der Zölle, Juden u. s. w. nur der Krone Böhmen und den Kurfürsten. Das kaiserliche Oberrecht gab sich durch Erheben einer jährlichen und einer Krönungssteuer kund, ferner durch Ertheilen von Privilegien und Schutzbriefen an jüdische Gemeinden und einzelne Juden, durch Ernennung eines Oberrabbi (magnus magister), endlich durch Verleihung des Rechtes, Juden aufzunehmen (jus recipiendi Judaeos), welches nicht mit dem zusammenfiel, Juden zu halten. Ihrerseits erkannten die Israeliten das kaiserliche Oberrecht sehr bereitwillig an, um eine Berufungsstelle zu haben.

[S. 88]

Die Juden steuerten ferner resp. an den Landes- oder an den Territorialherrn, muſsten aber auch den Schulz der Stadt bezahlen, in der sie sich niedergelassen hatten, nächstdem Miethe für Wohnungen, Geld für zu leistende Dienste, namentlich militärische. Noch bis in das 14. Jahrhundert wurden jene als Einwohner und Bürger (cives et burgenses) aufgenommen, dann nur als Mitbürger (concives), Schutzverwandte, Hintersassen, und noch am Ende des 17. Jahrhunderts kauften die Juden zu Worms die Benennung „Leibangehörige“ ab. Höchst eigenthümlich ist es, daſs Israel unzweifelhaft hörig war — wie es von Ludwig dem Bayer, Karl IV. in entsetzender Weise ausgesprochen worden ist —, und sich dennoch stets der Freizügigkeit erfreut hat.

Im Laufe der Zeit wurden nun die Juden das Eigenthum der Mediatstädte, und es bezog der Landesherr nicht mehr direkt eine Judensteuer, sondern durch die Stadt.


Die erste der Juden in Naumburg gedenkende Aufzeichnung[1] gehört dem Jahre 1348 an. Jene zahlten an die Stadt 46 Schock Groschen, wonach man, wenn dieses, wie wahrscheinlich, die Jahressteuer war, auf eine zahlreiche jüdische Gemeinde zurückschlieſsen darf[2]. Hiefür spricht auch, daſs in demselben Jahre des jüdischen Arztes Jakob gedacht wird[3].

Wenn die Juden aus Aragonien vertrieben wurden, weil man ihnen das Ausbleiben des Regens Schuld gab, so läſst sich das Geschick des unglücklichen Volkes ermessen, als es die furchtbarste Pest veranlaſst haben sollte, die je Europa traf. Der schwarze Tod überschritt 1348 die Alpen und verheerte dann weithin bis Schweden und Kurland. In dem genannten Jahre verfuhr man zuerst in Savoyen peinlich gegen die Juden als Brunnenvergifter; dann sollten sie durch ein feines, aus Toledo erhaltenes Gift die Luft verpestet haben. Als die Magistrate in der Schweiz und am Oberrhein mit dem Verfahren zögerten, schritt das Volk zur Selbstjustiz, und nun erstreckte sich ein gräſsliches Morden über ganz Deutschland. Zu Tausenden wurden die Juden verbrannt, oder gaben sich selbst den Tod in den Flammen; in den Städten, wo keine Juden ansäſsig waren, brachte man die Todtengräber um, als die Urheber der Seuche.

Diese entsetzliche Katastrophe gieng nicht bei Naumburg vorüber. Hier war aber von Brunnen- oder Luftvergiftung nicht[S. 89] die Rede, sondern man verbreitete, die Juden wollten die Stadt anzünden; weshalb der Rath am 27. Februar 1349 auf allen Thor- und Kirchthürmen wachen lieſs.[4] Es heiſst: „Inmaſsen dann auch der Rhatt hernachmalſs ezliche getaufte Juden laſsen brennen.“ Wir hören auch aus anderen Orten, daſs Juden, die höchst wahrscheinlich gewaltsam zum Taufstein gebracht worden waren, alsbald wiederum den Mosaism bekannten, sich selbst tödteten (Konstanz), oder umgebracht wurden. Bestätigung der Verbrennung bietet die Kämmereirechnung: „Item gaben wir dem Henker, der die getauften Juden verbrannte, 15 Groschen, und für Säcke, und Stricke und anderes Geräth 4 Groschen und als Trinkgeld der Knechte 3 Groschen, und gaben wir den Knechten, welche dem Henker halfen, 6 Groschen“[5].

Wir werden in der Folge ersehen, daſs Synagoge, Schule Wohnhäuser vom Rathe an die Juden vermiethet wurden, was durch eine Notiz aus dem Jahre 1349 bestätigt scheint: „Der Rath gibt zu den Judenhäusern 8 Groschen“[6]. Allein, wollte man annehmen, es seien die Wohnungen der unzweifelhaft vertriebenen Juden beschädigt und behufs anderweitiger Vermiethung reparaturbedürftig geworden, so erscheint die Summe zu gering.

Die Juden müssen sehr bald zurückgekehrt sein, da Karl IV. im Jahr 1350 die zu Naumburg (Zeitz, Querfurt, Halle) an Friedrich den Strengen von Sachsen verlieh. Der Kaiser, der zu Bautzen tagte, wollte unzweifelhaft die Territorialherrn und die Städte strafen, weil das Eigenthum des Reiches hingeopfert worden war.

Bereits im Jahre 1354 hatte sich das Verhältniſs wiederum geändert, da der Rath 50 Schock Groschen von den Juden erhob, wovon aber 20 an den Bischof abgegeben wurden, wonach also dieser, als Landesherr, der eigentliche Eigenthümer der Juden war[7].

Demselben Jahre gehören die drei folgenden Regesten an[8]:

„Item Heinrich von Salfeld (zahlte) anderthalb Schock Groschen de stola Judeorum“.

„Zu dreien Malen (waren wir Bürgermeister) in Schönberg beim Bischofe, in der Angelegenheit des Jana von Mücheln (Muchele), des Peters von Weiſsenfels (Wissenfels) et de stola Judeorum“.

[S. 90]

Zunächst muſs hervorgehoben werden, daſs es sich hier um drei Naumburger Juden handelt. In Ermangelung von Familiennamen wurden die Israeliten entweder nach dem Zeichen des Hauses genannt, in dem sie wohnten, oder nach dem Orte, von dem aus sie zugezogen waren; daher die Breslauer, Bamberger, Zwickauer etc. Christliche Vornamen kommen, wenn auch selten, doch mehrfach vor.

Stola kann aber unmöglich mit „Stolgebühren“ übersetzt werden, da die Entrichtung nicht an den Parochus stattfand, sondern an die Stadt, und zwischen dieser und dem Bischofe streitig war. Dann hat auch Du Cange (1710) nicht eine einzige Anführung, daſs man den Namen eines Stückes des Priesterornates der Gebühr für geistliche Handlungen beigelegt habe[A]. Im Jahre 1322 verpflichteten sich die Juden zu Brandenburg a. d. H., dem Leutpriester jährlich eine Summe zu zahlen pro suis oblationibus et actionibus.[9] Da ist nicht die Rede von Stola, welches Wort aber zu Naumburg unzweifelhaft eine an der Synagogengemeinde haftende Steuer bezeichnete[10].

Daſs die Juden Pferdehandel trieben, dürfte ergeben:

„Item empfingen wir unter dem Rubro Juden (apud Judeos) 4 Schock Groschen als Strafe wegen der Pferde des vorgenannten (?Peter) von Weiſsenfels[11].

Aus einer Notiz vom Jahre 1357 geht hervor, daſs die Juden auf lebendes Pfand borgten, wie das mehrfach in Brandenburg und Meklenburg vorkommt:

„Item (hat der Rath) für einen bei den Juden wieder eingelösten Wallach bezahlt u. s. w.“[12]. Hoffentlich half die Behörde einem Verarmten und war nicht selbst in der Lage, solcherweise borgen zu müssen.

In demselben Jahre entrichteten die Juden am halbjährigen Walburgistermine 4 Fertonen[13], und es wurden im Jahre 1361, ohne Angabe des Termines, 2 Schock Groschen an die Stadt bezahlt[14].

Im Jahre 1369 war die Steuer auf 16 Schock Groschen gestiegen, die in zwei halbjährigen Terminen (Walpurgis und[S. 91] Michaelis) gezahlt wurden[15]. Wir lesen beim Jahre 1372, daſs demjenigen der drei Räthe, welcher im Amt war („dem sitzenden Rath“), Lachs und Wein dargebracht werden muſsten, und gab dieses Anlaſs zu einem Convivium, wozu die „alten Herrn“ eingeladen wurden[16].

Die Notizen im Kämmereibuche vom Jahre 1380 geben mannigfachen Aufschluſs über die Besteuerung der Juden.

„Von den Juden den am Feste des heil. Michael schuldigen Zins mit 8 Schock (Groschen) eingenommen“[17].

„Die Juden bewilligten den Herrn (vom Rathe) 6 Schock breiter (Groschen)“[18]. Hier haben wir unzweifelhaft die petitio, bede, eine erbetene auſserordentliche Steuer, wo die Bitte nicht abgeschlagen werden durfte. Daher reversieren sich auch so oft die Machtgeber, in einer bestimmten Reihe von Jahren keine petitio zu thun.

In dem angeführten Jahre wurden von einem Juden, Namens Salomo, von der innehabenden Wohnung und von der zu Michaelis fälligen Steuer ein Schock schmaler (Groschen) eingenommen[19]. Hier ergibt sich, daſs die Juden nicht Hauseigenthümer waren, sondern bei der Stadt zur Miethe wohnten; und ferner, daſs mit Salomo, als einem neuerdings Zugezogenen, ein besonderer Schutz- und Steuer-Vertrag abgeschlossen worden war.

Nach dem groſsen Brande von 1384 lieſs der Rath „dy huser vnd muren in der Judengasse“ wieder aufbauen, und es wurde an „Jacof Juden eine kemenaten“ gegeben[20]. Eine 167 Schritt lange und 3½-4 Schritt breite Gasse Naumburgs führt noch heute den Namen „Judengasse“. Sie bildet ein Knie und mündet nach beiden Seiten durch einen Thorweg. Es scheint, daſs dieses Ghetto ursprünglich nur einen zu verschlieſsenden Ausgang hatte, womit die in Urkunden vorkommende Bezeichnung Sackwyt übereinstimmen würde, und daſs man einen zweiten Ausgang abwechselnd zulieſs und schloſs. So heiſst es[S. 92] beim Jahre 1394. „Das Thor vor der Judengasse ist dieses Jahr wieder gebrochen worden“[21]. Da unzweifelhaft Christen nicht in der Judengasse, die Israeliten aber hier, wie an anderen Orten, dicht gedrängt wohnten, so muſs es am Ende des 14. Jahrhunderts eine sehr zahlreiche Judengemeinde in Naumburg gegeben haben.

(Schluſs folgt.)

Fußnoten:

[A] Vergl. Du Cange, ed. Henschel, t. VI, 379. Anm. d. Red.

[1] Quellen: (A. N.) Annales Numburgenses, 2 Vol. Fol. Ms. der Rathsbibliothek; von 1200 bis 1599. (1673.)

(N. R.) Naumburger Rathskammerei-Rechnungen; wie oben.

(M. N.) Memorabilia Numburgensia. w. o. (1641.) (mit späteren Nachträgen.)

(C.) Copien aller gemeiner Stadt Naumburg privilegien, Wilkoren, Erkauften Gerechtigkeiten und uerträgen u. s. w. w. o.

(O.) Originalien des Rathsarchivs zu Naumburg. w. o.

[2] A. N. S. 24; N. R. I, S. 1 a: Item, Judei dederunt XLVI hexagenas grossorum.

[3] N. R. I, S. 5 b.

[4] A. N. S. 24 b; N. R. I, S. 11 a: Item, feria sexta ante Invocavit fecimus custodire in omnibus valvis propter metum Judeorum.

[5] N. R. I, S. 13 b: Item, dedimus suspensori qui cremavit baptizatos Judeos XV grossos et pro saccis et strengen (Apparat zum Verbrennen) et aliis instrumentis IV grossos et dedimus servis qui tulerunt suspensorem VI grossos. (ferre aliquem, einem helfen, ist nicht klassisch.)

[6] N. R. I, S. 13 b: ad domos Judeorum VIII grossos (dedimus).

[7] A. N. S. 25 b; N. R. I, S. 18 a.

[8] N. R. I, S. 17 b; 18 b; 21 b.

[9] A. F. Riedel, cod. diplom. Brandenb. I, Bd. 9, S. 19, Nr. 26.

[10] Mehrfach (Du Cange) für pallium gebraucht, und bezahlte man das letztere bereits im 10. Jahrhunderte zu Rom.

[11] N. R. I, S. 18 a (1354).

[12] N. R. I, S. 21 b. Item pro uno canterio redimendo apud Judeos etc.

[13] N. H. I, S. 29 a. Das Wort geht sicher nicht zurück auf fertum, ferctum (Cato), einen Opferkuchen. Aus dem deutschen Vierding — Farthing, Ferthing, Ferto, Fertum, Ferdonum Fierto, Firto u. s. w. Es kommen goldene Fertonen vor, welches dem vorliegenden Falle eher entspricht als Viertel-Mark oder Denar. Vielleicht hierher Freiton, ein Eid, den die Münzmeister des Grafen von Poitou ablegten. — Du Cange, ed. Henschel, III, 241.

[14] N. R. I, S. 39 a; 44. — A. N. S. 52.

[15] N. R. I, S. 69 a.

[16] N. R. I, S. 103; 109. — A. N. S. 53 b.

[17] N. R. I, S. 164 b. Dasselbe 165 a.

[18] N. R. I, S. 166 b. Judei concesserunt dominis VI sex. latorum. Die Bedeutung blieb unermittelt; es kann von den sogenannten Dickpfennigen nicht die Rede sein und dürfte latus das so oft stipulierte „swere“ Münze sein. (In der Mark Brandenburg kommen Silberpfennige mit hochaufgetriebenem Rande vor, ferner Münzen von „breitem Gepräge.“)

[19] N. R. I, S. 165 a: A Judeo dicto Salomon de habitatione quam inhabitat — de censu suo debito Mich. 1 sexagenam precisorum. Auch hier gibt der Wortlaut schmal keinen Sinn, und es steht vielleicht praecisus unserem präcisiert näher: festgesetzt, landesüblich — eine stete Klausel der Verträge.

[20] N. R. I, S. 188 f.; 190 a. — A. N. S. 55 b. Von caminus, dem Stubenherd, Kemnotte, Kemnate (Wohnung.) Im J. 1525 lieſs der Rath zu Saalfeld die Keynodt eines Mönchsklosters untersuchen. Struve, Archiv II, S. 58.

[21] N. R. I, S. 289. — A. N. S. 64.


Literärische Forschungen.

Von Subrektor Franck zu Annweiler.

III. Der deutsche Michel; Nachtrag. — Sprichwörter aus Ph. Andr. Bvrgoldensis discvrsus historici. 1669.

Zu meiner Mittheilung über den obigen Ausdruck in Nr. 3 des Anzeigers für 1865 füge ich einen Nachtrag. Das dort (Sp. 104) erwähnte und mir seitdem aus der Speierer Lyceal-Bibliothek zugegangene Buch des Burgoldensis bringt zwar einige bisher unbekannte Data zur Persönlichkeit des mit dem Beinamen „Deutscher Michel“ beehrten Pfälzers Hans Michael Obertraut; eine Erklärung aber des Ausdruckes, d. h. auf welchen bestimmten Anlaſs die Entstehung desselben (er erscheint, so weit bekannt, zuerst gedruckt in Seb. Franck’s Sprichw. 1541, I. Bl. 24 b[A] zurückzuführen sei, wird auch durch dieses Buch nicht geboten. Dasselbe führt den Titel: Phil. Andreae Bvrgoldensis discvrsvs jvridico-politico-historici ad instrum. pac. Osnabrvgo-Monasteriensis... Freistad. 1669. II Partes. 4 (erste Ausg. ibid. 1668. 8) und die betreffende Stelle lautet (S. 91–92):

„Tillius... explicatis porrò inter Hannoveram et Neapolin ad montem raparum (Newstatt am Rübenberg quae olim ab Erico Brunsvicens. duci Landestrost dicta, postea Landesverderb audiit) copiis ad Lanam fluuium Danicum exercitum ann. 1625 d. 2. Nou. profligauit, caesis Friderico Altēburgensi et celeberrimo Duce Joāne Michaële Obertrautio, qui ob decus Germanicae militiae Michael Germanicus (Der Teutsche Michael) dictus fuit. Hic Obertrautius cum septimâ vice in Hungariam tenderet et vnus ex amicis valedicentibus ipsum interrogaret: Was er sie ziehe, das er wieder so einen gefährlichen zug thue? ob er nicht genug versucht habe? er solle nur zusehen das er nicht einmahl gar auſsbliebe; masculè ac heroicè respondit: Ich bleibe nicht auſs oder wil ein Schelm seyn, Cūque alter regereret: Setzet auch dazu: ob Gott wil; iterum respondit: Ich weis mein Gott lasset mich nicht zu einem Schelmen werden. Milites quos sub[S. 93] signis habuit, monuit: Nicht ehe los zubrennē biſs sie ihren Widersachern das Schwartz vnd weiſs in Augen vnterscheiden könten. Quum illum jam semianimem Tillius in rheda interrogaret, quare tā infelici casui se subjecisset? vicēque ejus doleret; nihil reposuit, quàm hoc: Herr General Tilli diſs sein vnglücks blumen, vnd in solchē Garten pflückt man keine andere. Huic tamen strenuo Duci statua monumenti perennis loco est erecta in viâ publica, quâ Neostadio Hannoveram itur.“ — Und vorher S. 75: „Non silenda hic est laus Obertrautii, cognomento Michaelis Germanici, Nobilis Palatinatus inferioris, qui acerrimè cum Hispanis conflixit, vt fraeno potius quàm calcaribus opus habuerit.“


Uebrigens enthält in anderer Art dieses zu s. Z. sehr angesehene Werk des Burgoldensis, obgleich lateinisch abgefaſst, eine nicht unbeträchtliche Anzahl von deutschen in die juridischen Abhandlungen, die „Praetensiones et Controversiae illustres“ eingestreuten Denksprüchen berühmter Männer in der Weise Zincgref’s, von volkstümlichen Ausdrücken, Inschriften, Reimen, Strophen und Volksliedern u. dergl., so wie von historischen Sprichwörtern, — alles dies um so beachtenswerther, als die Bezüge zum Theil der Lebenszeit des Verfassers angehören. Nebenbei werden auch kürzere oder längere Stellen aus Brant’s „des alten Doctors“ Narrenschiff, Rollenhagen’s Froschmevseler, Olearius’ persianischer Reisebeschreibung und Zincgref’s Apophthegmen angeführt. Folgendes ist eine kleine Auslese des ihm Eigenthümlichen (2. Ausgabe 1669).

1. Verissimum est Germanorum nostrorum prouerbium: Es ist kein kling die schärffer schiert Dan so ein Pfaff allmechtig wird. I, 4.

2. Es ist so Weit dieser örter mit dem Verflûchten interim Kommen das man Hund und Kazen darnach genant, und uff Bretspielen gespilt, geflucht und gesungen:

Selig ist der Mann,
Der Gott vertrawen kann,
Vnd Williget nicht in’s interim
Dan es hat ein Schalck hinter ihm.  I, 27.

Vergl. die Literatur der Interims-Lieder bei Gödeke I, 269 und Weller, Ann. I, 317; II, 351.

... Das Buch ward Interim genañt, vnd mit schreiben von allerley Gelehrten, auch Getichten, Gemälden und Gesängen, dermassen so wunderbarlich verspott vnd verlacht, das wohl gantze Bücher davon möchten geschriben werden. Seb. Franck, Chronica. Ulm, 1565. Fol. III, 284 b.

3. Verum est illud Germanorum nostrorum: Das ein Kluger Mann sey Wie eyn Zeiger in der Vhr, dessen Anschläge man nicht ehe mercket, biſs sie geschlagen. I, 29.

4. Hodie hi rythmi apud Germanos circumferuntur:

Der Maur, die Mez, vnd die schöne Magd,
Die Drey haben dem Keyser den Danz versagt.

[S. 94]

quod alias ita effertur:

Ni Metz ni Mauritz ni Mauritania ni Magd,
Ni mors, quid multis? fueram per singula felix.  I, 35.

5. Die Regenten haben ins gemein Zwey Narren bey Hoff, einen, den sie vexiren, den andern, der sie vexiret. I, 37.

6. De tragicis suppliciis quibus Grumbachius et socii affecti sunt, sequentes rythmi compositi:

Grumbach, Bruck, Stein, gevierteilt seyn
Baumgartner geköpft auch Brandenstein,
Beyer vnd Tausendschon gehangen:
O teurer Fürst wie bistu gefangen,
Vntrew wird gestrafft offenbahr,
Kein toller Hund lauft sieben Jahr.  I, 50.

Pistorius thes. paroem. 1716. X, 975. Die Literatur der Grumbach-Lieder bei Weller, Ann. I, 68–69 und bei Gödeke, Grundr. I, 272.

7. De bello bohemico illud est: Er hat sich mit Dinten angehoben, vnd ist mit Rubriken vollführet. I, 65.

8. Das heisset vff gut Böhmisch fenestriren.

Refert etiam autor epitom. belli bohemici: Secretarium illum (Phil. Fabritium), in Dominos ita decidentem, è vestigio surrexisse, atque importuni istius casus molestiam humiliter atque modestè fuisse deprecatum. I, 66.

(Schluſs folgt.)

Fußnote:

[A] Mittheilung der Redaction. Vergl. Grimm, Wbch. II, 1046. Eine weitere Gewähr für das J. 1569 ist Joh. Irenaei Lob vnd vnschuldt der Ehefrauwen. Franckf. a. M. 1569. Fol. Bl. 31 b und Bl. 32 b.


Der deutsche Michel.

Unter Hinweisung auf Grimm’s Wörterb. hat die Redaction des Anzeigers, 1865, Sp. 103 als ältesten Beleg dieser sprichwörtlichen Redensart das wegwerfende Urtheil S. Franck’s über die Frauen (Sprichw. 1541, I, 24b) allegiert: „In nöthigen sachen könden sie weniger, dann der teutsch Michel, da ist ein man theurer dann 1000 weiber.“ Da auch Sanders s. v. Michel keinen älteren Beleg bietet, wird es gestattet und am Orte sein, aus demselben Werke Franck’s eine Stelle in ihrem vollen Zusammenhange zu wiederholen, die noch augenscheinlicher, als die obige, die allgemeine Verbreitung des Ausdrucks um 1540 darthut und zugleich seine Bedeutung anschaulich entwickelt. S. Franck, Sprichw. II, 49a: Cescon habitas.

Du bist von Dütticheym, da die dannzapffen wachsen.

Ein grober albbawer.

Ein grobs höltzlin. Es were guͦt sevtrög auſs jhm zu hawen.

Duͦ bist auſs dem Schlauraffenland.

49b. Cescos ist ain stat Pamphilie, da so grobe leut woneten, wie inn Teutschland die Bintzger kroͤpffeten baurn, daſs dauon ein Sprichwort entstuͦnd: Du bist ein mann von Cescos, wie mans auff der Alb hat, gleich wie man spricht: Es ist ein stat wie Heubach, da frassen die wolff den schultheiſs auff dem marckt, Wolt ein̄ groben dölpel vnd fantasten damit anzeygen. Wir brauchen die oberzelten, Item, Ein grober Algewer bauer,[S. 95] Ein blinder Schwab etc. Ein rechter dummer Jan, Der teutsch Michel, Ein teutscher Baccalaureus.

Die von W. Wackernagel in Pfeiffer’s Germ. IV, 131 (vgl. V, 354 u.) gegebenen Belege kann ich zur Zeit nicht vergleichen, darf aber aus Grimm’s Wörterb. folgern, daſs Wackernagel keine älteren Beispiele beigebracht hat.

Schwerin, 3. Febr.  1866.

Friedr. Latendorf.


Die Wachstafeln der Salzsieder zu Schwäbisch-Hall.

Mitgetheilt von Professor W. Wattenbach in Heidelberg.

Christian Ernst Hanſselmann bemerkt in seinem 1768 erschienenen „Beweiſs, wie weit der Römer Macht in den mit verschiedenen teutschen Völkern geführten Kriegen, auch in die nunmehrige Ost-Fränkische, sonderlich Hohenlohische, Lande eingedrungen,“ auf S. 49 bei Gelegenheit aufgefundener römischer „Schreibnadeln“:

„Dieser Gebrauch, auf Wachs zu schreiben, ist an einigen Orten bis auf unsere Zeiten gekommen: Dann so halten sich die Salzsieder in der löblichen Reichsstadt Schwäbisch Hall bis diese Stunde noch ihre ordentliche Wachsbücher, mit denen darzu gehörigen stählernen Schreibgriffeln, die sie zu der Zeit gebrauchen, wenn das Flos- oder Haalholz aus dem durch gedachte Stadt flieſsenden Kocher gezogen wird. Auf dieses Haalholz ist ein gewiſses Maal gehauen, woran die Sieder erkennen, welchem von denen Interessenten solches Stück Holz zugehöre; Und dieses notiren sie hernach in ihre Wachsbücher zu denen allda schon ins Wachs eingeschriebenen Namen der Interessenten. Sobald aber die Austheilung des Holzes vorbey, so löschen sie, mit dem obern Theil des Schreibgriffels, das Aufnotirte im Wachs aus, und glätten hierauf das Wachs wiederum, mit solchem obern Theil des Griffels“ (folgt die Abbildung des Griffels).

„Dasjenige Wachsbuch, welches mir zur Betrachtung zu Händen gekommen, ist aus 6 Blättern von Holz in klein Folio bestanden, die um den Ranft herum eine hölzerne Einfassung gehabt, zwischen welcher zu beyden Seiten das Wachs eingegossen, anbey ganz glatt gewesen. Diese hölzerne, mit Wachs überzogene Blätter waren, auf dem Rucken, aneinander, gleich denen Blättern eines ordentlichen Buchs, angefügt, und konnten, vermittelst eines Gewerbs von Möſsing, auf- und zugemacht werden.“

Diese Beschreibung veranlaſste im J. 1794, als F. D. Gräter von Schwäbisch-Hall aus die Zeitschrift „Bragur“ redigierte,[S. 96] eine Anfrage, ob jene Tafeln noch vorhanden wären, worauf Gräter (Bragur 3, 524) antwortete, „daſs sie nicht blos vorhanden, sondern auch, wie ehehin, im Gebrauche sind, und wahrscheinlich so lange, als die Einrichtung des hiesigen Salzwesens fortwährt, im Gebrauche bleiben werden.“

Diese Nachrichten sind in die diplomatischen Lehrbücher übergegangen; nirgends aber fand sich bis jetzt eine Auskunft darüber, wie lange jener Gebrauch sich erhalten habe; ob er vielleicht noch bestehe. Um so erfreulicher war es mir, als bei der Philologen-Versammlung des vorigen Jahres Herr Oberpräceptor Megnin aus Schwäbisch-Hall mir mittheilte, daſs der dortige Fränkische Alterthumsverein dergleichen Tafeln erworben habe, und die Zusendung derselben sowie genauere Nachrichten in Aussicht stelle. Für beides habe ich seitdem zu danken. Die Tafeln haben auf einigen Blättern stark gelitten; andere aber sind unversehrt. Sie entsprechen der Beschreibung Hanſselmanns; aber auf der obersten Seite, die natürlich, wie die letzte, glatt und frei von Wachs ist, steht die Jahreszahl 1796; es scheint also damals eine gänzliche oder theilweise Erneuung stattgefunden zu haben. Zu bemerken ist, da dergleichen Bücher ja nicht selten, und gerade in neuerer Zeit oft beschrieben sind, nur noch der Umstand, daſs zur Schonung des Wachses die einzelnen Seiten durch Buckeln von Messing von einander entfernt gehalten werden. Das Holz wurde, wie Herr Megnin mir mittheilt, von den Siedern in den benachbarten Waldungen gekauft und mit ihren Zeichen versehen; war es dann auf dem Kocher an die Stadt gekommen, so wurde es von zwei dazu angestellten Schreibern neben den Namen der Sieder, welche alphabetisch geordnet auf den Tafeln stehen, eingetragen nach Blöcken, Stücken und Fächern; 7 Blöcke machten ein Fach aus, 60 Blöcke ein Stück.

Diese Sitte hat sich etwa bis zum Jahr 1818 oder 1819 dort erhalten. Es wäre zu wünschen, daſs auch aus dem sächsischen Halle Auskunft gegeben würde über das Schicksal der „hällischen Lehentafel“, welche Johann Peter von Ludewig 1731 in seiner Vita Justiniani, p. 236 beschrieben und zu p. 185 hat abbilden lassen. Die 12 Tafeln dieses Buches hatten eine Quertheilung der Seiten, welche sich bei denen von Schwäbisch-Hall nicht findet.

Erhalten hat sich der Gebrauch solcher Tafeln bis auf die Gegenwart, so viel bis jetzt bekannt geworden ist, nur auf dem Fischmarkt zu Rouen. Da hat ihn Édélestand Du Méril in seiner Abhandlung: De l’usage non interrompu jusqu’à nos jours des tablettes en cire (Études sur quelques points d’Archéologie et d’histoire littéraire, Paris et Leipz. 1862, p. 85–142) nachgewiesen und eine Abbildung hinzugefügt.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 97]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 3.

März.


Chronik des germanischen Museums.

In unserem heutigen Berichte haben wir den freundlichen Lesern, soweit solchen nicht als Mitgliedern des Gelehrten-, resp. des Verwaltungsausschusses, oder als Pflegern des german. Nationalmuseums der Amtsantritt des neuen I. Vorstandes, Prof. August Essenwein, durch Circularschreiben desselben bereits zur Kenntniſs gebracht wurde, unter Bezugnahme auf die letzten beiden Chroniken unserer Anstalt zunächst die Mittheilung zu machen, daſs der Genannte bereits am 1. März als I. Vorstand des german. Nationalmuseums verpflichtet worden ist und mit diesem Tage seine Funktionen angetreten hat.

Möge die allseitige Theilnahme und Unterstützung, mit deren Hülfe es dem verdienstvollen Gründer unserer Anstalt, Freiherrn von und zu Aufseſs, gelang, das german. Museum als ein der Vorzeit des Gesammtvaterlandes gewidmetes Institut in’s Leben zu rufen und zu befestigen, unserer nationalen Anstalt nach wie vor fördernd zur Seite stehen; möge sie in immer höherem Maſse unseren Bestrebungen sich zuwenden, die nur darauf gerichtet sein können, das an der Urstätte deutschen Bürgerthums als Eigenthum der deutschen Nation erstandene, bisher glücklich durchgeführte Werk dieser seiner Eigenschaft immer entsprechender, des nationalen Charakters, den es vor allen ähnlichen Anstalten des Vaterlands voraus hat, immer würdiger zu gestalten!

Besonders erfreulich und ermuthigend ist es für uns, unsere Gönner und Freunde am Beginne einer neuen Periode, — denn eine solche, und wir wünschen von Herzen eine recht glückliche, ist mit der Erledigung der lange verhandelten Vorstandsfrage für das nationale Werk angebrochen, — nicht nur mit Wünschen, sondern auch mit mehrfachen angenehmen Nachrichten begrüſsen zu können.

Da haben wir denn zunächst zu melden, daſs Se. Kgl. Hoheit der Groſsherzog von Mecklenburg-Strelitz nach huldvollster Entgegennahme der neuesten Publikationen unserer Anstalt allergnädigst geruhete, dem germ. Museum auf weitere 3 Jahre eine jährliche Unterstützung von 50 Thlr. zuzusichern.

Hieran haben wir die weitere, höchst angenehme Mittheilung zu knüpfen, daſs die durch Erwerbung der freiherrl. v. Aufseſsischen Sammlungen uns erwachsene Schuld sich abermals um 200 fl. gemindert hat, indem Seitens des Stadtrathes zu Leipzig auf zwei bei der Aktiengesellschaft zur Unterstützung des german. Museums s. Z. hinterlegte Capitalien von je 100 fl. zu nurgedachtem Zwecke in geneigtester Weise Verzicht geleistet wurde. Gerade bez. dieser Angelegenheit, die wir der Betheiligung unserer Gönner und Freunde zu wiederholten Malen auf’s wärmste empfohlen haben, und die wir allen Patrioten hiermit von neuem an’s Herz legen, wird in unseren nächsten Chroniken, wie wir schon jetzt andeuten dürfen, noch sehr Erfreuliches zu berichten sein.

Auch unser neulich im Hinblick auf die nun in Angriff zu nehmenden Restaurationsarbeiten an den beiden Kreuzgängen, von denen der eine neu aufzuführen, der andere noch zu verglasen ist, in diesem Blatte vertrauensvoll ausgesprochener Wunsch hat bereits[S. 98] freundliches Gehör gefunden. Der in letzter Augustchronik angeführten Sendung von Butzenscheiben ist jetzt eine ähnliche Beisteuer aus Schw. Gmünd gefolgt, von wo unser dortiger Pfleger, Hr. J. Erhard, uns jüngsthin eine gröſsere Partie sog. Bortenscheiben hat zugehen lassen.

Den Sammlungen unseres Institutes, und zwar sämmtlichen Abtheilungen derselben, ist, abgesehen von den neuerdings eingegangenen Geschenken, manches Neue und Interessante auch dadurch zugeführt worden, daſs denselben mit dem Eintritte Prof. Essenwein’s das von diesem bisher Gesammelte als Depositum einverleibt wurde. Insbesondere ist dadurch die bisher nur sehr schwache Sammlung von geometrischen und perspectivischen Ansichten, Grundrissen u. s. w. deutscher Baudenkmale um einige tausend Blätter, die noch nicht vorhanden waren, vermehrt worden.

Neue Vertretung ihrer Interessen fand unsere Anstalt durch Errichtung einer Pflegschaft in Reichenberg in Böhmen.

An neuen Geldbeiträgen brachte der vergangene Monat noch folgende:

Aus Vereins-Kassen: Von der Liedertafel zu Göttingen 3 fl 30 kr., von dem Lese-Verein in Kl. Heilsbronn 1 fl. 12 kr., von der Gesellschaft Fortschritt in Stetten (Hohenz.-Hech.) 2 fl., von der Burschenschaft Germania in Tübingen 10 fl., und von der Studentengesellschaft Schottlandia daselbst 5 fl. (einm.)

Von Privaten: Aachen: Dr. Reumont 2 fl.; Amorbach (Bayern): Hirsch, Pfarrer in Schneeberg, 30 kr. (einm.), Kühlmann, k. Rentbeamter, 30 kr. (einm.), Schott, Intendant, 1 fl. (einm.), Schwarzmann, Apotheker, 30 kr. (einm.), Sopp, Studienlehrer, 30 kr. (einm.); Duisburg: Dr. O. Lange 1 fl. 10 kr.; Eſslingen: Benno Freiherr von Herman-Wain auf Wain 10 fl. (einm.); Hamm: Karl Hobrecker, Fabrikbesitzer und Kaufmann, 1 fl. 45 kr.; Hechingen: Sigmund Mayer 3 fl. 53 kr. (einm.); Murau: Alex. Setznagl, Abt zu St. Lambrecht in Steiermark, 11 fl. 40 kr.; Nürnberg: J. Rau, Kaufmann, 1 fl.; Pesth: Karl Morawetz, Beamter der Assicurazioni generali, 1 fl. 10 kr.; Pöſsneck (Sachsen-Meiningen): Chr. Fr. Bernhardt, Kaufmann, 1 fl., F. Büttner, Kaufmann, 1 fl., O. Diesel, Kaufmann, 1 fl., Joh. Christ. Eberlein, Kaufmann und Fabrikbesitzer, 1 fl., E. Mittelhäuser, Commerzienrath, 1 fl. 45 kr., Franz und Ernst Schmidt, Kaufleute, 1 fl. (einm.), Theod. Seige, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. (einm.), H. Trautmann, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. (einm.); Saatz: Jos. Nic. Melzer 1 fl. 10 kr.; Sulzbach: Sigm. S. Arnstein, Fabrikbesitzer und Kaufmann, 1 fl. 45 kr., Karl Schorn, pens. k. Lieutenant, 1 fl.; Ulm: J. Greger, Hauptmann vom k. 12. Infanterie-Regiment König Otto, in Neu-Ulm 1 fl., A. J. Maier, Kaufmann, 1 fl. 45 kr. (einm.).

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Eine Ungenannte, durch Vermittlung des Pflegers Sauer in Regensburg:
3323. Kaufbrief der Anna Catharina Panierin für Georg Christoph Dummer. 1734. Pgm.
3324. Kaufbrief der Vormünder der Elis. Cath. Dummer für Joh. Panier. 1742. Pgm.
3325. Kaufbrief des Joh. Georg und Joh. Christoph v. Röthen für Joh. Georg Biedermann. 1744. Pgm.
[S. 99] 3326. Kaufbrief des Joh. Wilh. Panier für Joh. Georg Klostermeyer. 1753. Pgm.
3327. Gantbrief über das Eigen des G. Heinr. Lucz für Joh. Georg Klostermeyer. 1772. Pgm.
3328. Kaufbrief des Umgeldamts für J. G. Klostermeyer. 1782. Pgm.
3329. Kaufbrief der Kinder des J. G. Klostermeyer für ihre Mutter Dorothea Magdalena. 1783. Pgm.
3330. Kaufbrief der Dorothea Magdalena Klostermeyerin für ihren Sohn Balth. Gottlieb Klostermeyer. 1790. Pgm.
3331. Kaufbrief des Mathias Martin für Joh. Wilhelm Grunert. 1801. Pgm.

Anton Emmert in Riva:
3332. Wappenbrief des Johann Werndle für Casper und Anthoni Francescy auf Soll, Gerichts Kurtätsch. 1669. Pap. Abschr.

Dr. C. Will, Archivsekretär des german. Museums:
3333. Auszug aus dem Salbuch derer Rosenhardt gen. Glockengieſser von Glockenhoffen. 17 alte Urkunden-Abschriften 1471–1585. Pap.

Sigmund Mayer aus Hechingen:
3334. Urtheil des Landgerichts Ravensburg in einem Streit zwischen der Gräfin Johanna Sabina zu Achstetten und Joh. Christoph Grafen zu Zeyl. 1699. Pap.

August Essenwein, I. Vorstand des german. Museums:
3335. Akten in der Streitsache des Hans Schiſsler, Bürgers zu Steinbach, gegen den Rath daselbst, das strittige Holz am Clopffen-Gut betr. 1581. Pap.

II. Für die Bibliothek.

J. G. Böſsenecker, Verlagshandl., in Regensburg:
18,940. Wackenreiter, d. Erstürmung von Regensburg am 23. April 1809. 1865. 8.

Historische Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften in München:
18,941. v. Liliencron, die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert. 1865. 8.

Dr. J. V. Zingerle, Professor, in Innsbruck:
18,942. Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols, redig. u. hrsg. v. Durig, Huber, Ladurner, Schönherr u. Zingerle; II. Jhrg., 3. u. 4. Heft. 1865. 8.

Antiquarische Gesellschaft in Zürich:
18,943. Dies., Mittheilungen etc., Bd. XV, Heft 5. 1865. 4.
18,944. Dies., 21. Jahresbericht, 1864–65. 4.

Oudheidkundige Kring van het Land van Waes in St. Nikolaas:
18,945. Ders., Annalen etc.; II. Deel, 2. Aflev. 1865. 8.

Georg Widter, k. k. Postdirektor, in Vicenza:
18,946. Dar klóane Catechismo vor de Síben Kaméün. 1842. 8.
18,947. Hohenauer, d. Stadt Friesach. 1847. 8.
18,948. Vonend, d. Herrschaften des vormaligen Hochstiftes Bamberg in Oberkärnthen. 1858. 8.
18,949. Albèri, l’Italia uscente l’anno 1860. 1861. 8.
18,950. La verità sugli uomini e sulle cose del regno d’Italia. 1862. 8.
18,951. Lioy, le abitazioni lacustri della età della pietra nel Vincentino. 1865. 8.

Dr. C. L. Grotefend, Archivrath, in Hannover:
18,952. Ders., Epigraphisches. V. 1866. 8.

G. Schönfeld’s Buchhandl. (C. A. Werner) in Dresden:
18,953. N. Anzeiger f. Bibliographie etc.; Jhrg. 1865. 7–12. Hft. 8.

J. N. Enders, Buchhandlung, in Neutitschein:
18,954. Die Biene; 15. Jhrg., 1865, Nr. 19–36. 8.

Redaktion der kathol. Blätter aus Tirol in Innsbruck:
18,955. Kathol. Blätter aus Tirol; 1865, Nr. 17–36. 8.

L. A. Zellner in Wien:
18,956. Blätter für Theater etc., hg. v. Zellner; 1865, Nr. 50–98. 2.

Société Française d’archéologie in Paris:
18,957. Dies., bulletin monumental; 31. vol., nr. 4–8. 1865. 8.

Alwin Rudel in Dresden:
18,958. Central-Blatt f. d. d. Papier-Fabrikation; 1865, Nr. 9–24. 4.

Stahel’sche Buch- und Kunsthandlung in Würzburg:
18,959. Chilianeum; 7. Bd., 1.-12. Heft. 1865. 8.

[S. 100]

Dr. Hermann Stolp in Berlin:
18,960. Deutsche Gemeinde-Zeitung, hg. v. Stolp; 1865, Nr. 26–52. 4.

J. Engelhorn, Verlagshandl., in Stuttgart:
18,961. Gewerbehalle etc.; 1865, Lief. 7–12. 4.

Redaktion des literar. Handweisers in Münster:
18,962. Literar. Handweiser etc.; 1865, Nr. 36–40. 8.

Wallishauser’sche Buchhandl. (Jos. Klemm) in Wien:
18,963. Jagd-Zeitung; 8. Jhrg., Nr. 13–24. 1865. 8.

Redaktion der Heidelberger Jahrbücher in Heidelberg:
18,964. Heidelb. Jahrbücher d. Literatur; 1865, Mai-December. 8.

Redaktion der allgem. Literatur-Zeitung in Wien:
18,965. Allgem. Literatur-Zeitung; 1865, Nr. 27–52. 4.

K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale in Wien:
18,966. Dies., Mittheilungen; 10. Jhrg. Mai-Dec. 1865. 4.

Redaktion der altpreuſs. Monatsschrift in Königsberg:
18,967. Altpreuſs. Monatsschrift; 2. Jahrg., 6. H. 1865. 8.

K. J. Schröer, Direktor der evangel. Schulen zu Wien:
18,968. Monatl. Mittheilungen etc.; 1865, Nr. 7–10. 4.

Du Mont-Schauberg’sche Buchhandlung in Köln:
18,969. Organ f. christl. Kunst; 1865, Nr. 14–24. 4.

Th. Ölsner in Breslau:
18,970. Schles. Provinzialblätter; 4. Jahrg., Juli-Dec. 1865. 8.

Müller von der Werra in Leipzig:
18,971. Die neue Sängerhalle; 1865, Nr. 27–52. 4.

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien:
18,972. Dies., Anzeiger; Jahrg. 1865, Nr. I-XXIX. 8.

Dr. L. Lang in München:
18,973. Münchener Sonntagsblatt; 1865, Nr. 26–52. 4.

Redaktion des Volksblattes in Quedlinburg:
18,974. Volksblatt für Stadt und Land; 1865, Nr. 52–104. 4.

Redaktion des Wochenblattes der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg in Berlin:
18,975. Wochenblatt etc.; 1865, Nr. 26–52. 4.

Polytechnischer Verein in Würzburg:
18,976. Ders., Wochenschrift; 1865, Nr. 22–52. 8.

Redaktion der Zeitschrift f. preuſsische Geschichte und Landeskunde in Berlin:
18,977. Zeitschrift für preuſs. Geschichte etc.: II. Jhrg., 7.-11. Heft. 1865. 8.

Allgemeine deutsche Verlags-Anstalt (Sigismund Wolff) in Berlin:
18,978. Romberg’s Zeitschrift f. prakt. Baukunst; Jhrg. 1865, H. 4–12. 2.

Ebner & Seubert, Verlagshandl., in Stuttgart:
18,979. Müller, die Künstler aller Zeiten und Völker; fortgesetzt und beendigt von Klunzinger u. Seubert. III. Bd. 1864. 8.

K. Preusker, Rentamtmann, in Groſsenhain:
18,980. Ders., die Stadt-Bibliothek in Groſsenhain: 6. Aufl. 1864. 8.

F. K. Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg, Durchlaucht, in Kupferzell:
18,981. Ders., sphragistisches Album; Heft 2–4. 1865. qu. 2.

Dr. A. Reichensperger, Appellationsgerichtsrath, in Köln:
18,982. Fundatio domus Theutonicae prope Saraepontem, an. 1227. 1 Bl. gr. 2.

H. Laupp’sche Buchhandlung in Tübingen:
18,983. Theol. Quartalschrift; 47. Jhg. 4. H. u. 48. Jhg., 1. H. 1866. 8.

Redaktion der numismatischen Zeitung in Weiſsensee:
18,984. Numismatische Zeitung; 32. Jhrg., Nr. 12–26. 1865. 4.

Architekten- und Ingenieur-Verein in Hannover:
18,985. Ders., Zeitschrift; Bd. XI, 4. 1865. 4.

Verein f. d. Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt in Erfurt:
18,986. Ders., Mittheilungen etc.; I. Hft. 1865. 8.

Historische Gesellschaft in Basel:
18,987. Dies., Beiträge zur vaterländ. Geschichte; 8. Bd. 1866. 8.

Thüringisch-sächsischer Geschichts- u. Alterthums-Verein in Halle a.S.:
18,988. Ders., Statuten. 1865. 8.

[S. 101]

Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde im Leeuwarden:
18,989. Dies., de vrije Fries; 11. Deel. (n. R. V, 1). 1865. 8.
18,990. Dies., 37. Verslag der Handelingen etc. 1864–65. 8.

Kaiserliche Universität zu Dorpat:
18,991–19,009. 19 akadem. Schriften vermischten Inhalts. 1864–65. 4. u. 8.

Société pour la conservation des monuments historiques d’Alsace in Straſsburg:
19,010. Dies., Bulletin etc. III. sér., t. III, livr. 2. 1865. 8.

Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen in Basel:
19,011. Dies., XLIV. Neujahrblatt f. Basels Jugend. 1866. 4.

Geschichtforschende Gesellschaft von Graubünden in Chur:
19,012. Dies., Rätia etc.; 3. Jahrg. 1865. 8.

Historischer Verein des Kantons Glarus in Glarus:
19,013. Ders., Jahrbuch etc.; 2. Heft. 1866. 8.

Hennebergischer alterthumsforschender Verein in Meiningen:
19,014. Brückner, henneberg. Urkundenbuch; V. Theil. 1866. 4.

Historischer Verein der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont in Corbach:
19,015. Ders., Beiträge etc., Bd. 1, 3. 1865. 8.

Dr. L. Curtze in Corbach:
19,016. Ders. u. v. Rheins, Geschichte und Beschreibung der Kirche St. Kilian zu Corbach. 1843. 8.
19,017. Ders., Volksüberlieferungen aus d. Fürstenthum Waldeck. 1860. 8.
19,018. Stieglitz, Erinnerungen an Charlotte. 1863. 8.

Ad. Emmerling, Verlagsbuchhandl., in Heidelberg:
19,019. Badenia, hrsg. v. Bader, III. Bd., Heft II, 2 und III. Heft. 1865–66. 8.

Dr. H. A. Erbstein, Conservator der Kunst- und Alterthumssammlungen des german. Museums:
19,020. Ders., der Münzfund v. Trebitz bei Wittenberg. 1865. 4.

K. Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr.:
19,021. Ellendt, de Hagenoa, Alsatiae inferioris civitate Palatina. 1865. 8.
19,022. Wach, de transferenda ad firmarium advocatione. 1865. 8.
19,023–58. 36 weitere akademische Schriften vermischten Inhalts. 1865. 4. u. 8.

Robert Friese, Verlagsbuchhandl., in Leipzig:
19,059. v. Mildenstein, Chronik der Stadt Leisnig. 1857. 8.

J. Diernfellner, Universitätsbuchh., in Freiburg i. Br.:
19,060. Bader, d. alteinheimische Adel des Breisgaus. 1838. 8.
19,061. Schreiber, d. Schützengesellschaften zu Freiburg i. Br. 1846. 8.
19,062. Rösch, Beschreibung der Brunnen-Leitung zu Freiburg i. Br. (1848.) 8.
19,063. (v. Röder), Zug des Marschalls Tallard durch das Dreisamthal. 1848. 8.
19,064. Beiträge zur Geschichte der Stadt Freiburg und des Breisgaues. 1849, 51 u. 56. 8.
19,065. Rösch, d. Straſsenanlagen und Zollrechte der Städte Freiburg und Villingen. 1853. 8.
19,066. Ders., d. Rathsbesatzungen der Stadt Freiburg. 1854. 8.
19,067. Ders., Wiehre u. Adelhausen. 1855. 8.
19,068. Schreiber, d. Schlacht bei Freiburg im J. 1644. 1857. 8.
19,069. Das Judenspiel zu Endingen. 1858. 8.
19,070. Jäger, eine Wanderung durch Freiburg. 1859. 8.
19,071. Schreiber, Mordversuche gegen Albrecht VI. v. Oesterreich im J. 1448. 1860. 8.
19,072. Die bürgerl. Beurbarungs-Gesellschaft zu Freiburg i. Br. 1860. 8.
19,073. Jäger, Freiburgs gemeinnützige Vereine der Gegenwart. 1861. 8.
19,074. Schreiber, d. Minnesänger an den Fürstenhöfen im Breisgau. 1862. 8.
19,075. Ders., die Abtei Thennenbach und die Ludwigskirche zu Freiburg. 1863. 8.
[S. 102] 19,076. Ders., vor 50 Jahren in Freiburg. 1864. 8.
19,077. Ders., d. Nothjahr 1816. 1865. 8.
19,078. Mandat des Raths zu Freiburg. 17. Jhdt. 2.

Dr. Herm. Frohberger, Professor, in Grimma:
19,079. Ders., zwei Reden etc. 1866. 8.

Dr. Heinr. Siegel, Professor, in Wien:
19,080. Ders., die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang. 1866. 8.

Hahn’sche Hofbuchhandlung in Hannover:
19,081. v. Malortie, Beiträge zur Geschichte des Braunschw.-Lüneburg. Hauses und Hofes: 5. Heft. 1866. 8.
19,082. v. Bar, das Beweisurtheil des german. Processes. 1866. 8.

F. A. Brockhaus, Verlagsbuchhandl., in Leipzig:
19,083. Trömel, Schiller-Bibliothek. 1865. 8.

Verein zur Ausbildung der Gewerke in München:
19,084. Ders., Zeitschrift etc.; 15. Jhrg., 2.-4. Heft. 1865. 4.

Historische Gesellschaft des Kantons Aargau in Aarau:
19,085. Dies., Argovia; IV. Bd., Jhrg. 1864 u. 65. 1866. 8.

Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M.:
19,086. Ders., Archiv etc., neue Folge, 3. Bd. 1865. 8.
19,087. Ders., Mittheilungen etc., Bd. II, 4 u. III, 1. 1864–65. 8.
19,088. Ders., Neujahrs-Blatt; 1864 u. 65. 4.
19,089. Batton, örtliche Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M.; 3. Heft. 1864. 8.

Zoologische Gesellschaft in Frankfurt a. M.:
19,090. Dies., der zoologische Garten; Jahrg. 1865, Nr. 7–12. 8.

Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Gieſsen:
19,091. Amtlicher Bericht über die 39. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Gieſsen im Sept. 1864. 1865. 4.

Universität zu Gieſsen:
19,092. Dies., index librorum quibus bibliotheca academica Gissensis aucta est anno 1856–64. 4.
19,093. Bogišic, über die Ursachen der Niederlagen des deutschen Heeres im hussitischen Kriege. 1862. 8.
19,094–111. 18 weitere akadem. Schriften vermischten Inhalts. 1861–65. 4. u. 8.

Stadtarchiv zu Braunschweig:
19,112. Hänselmann, Nachrichten über das Stadtarchiv zu Braunschweig. 1863. 4.
19,113. Knoch, histor. Notizen über Helmstädts Merkwürdigkeiten. 1863. 4.
19,114. Schiller, Ueberblick der mittelalterl. Architektur Braunschweigs. 1863. 4.
19,115. Bethmann, Herzog August der Jüngere, der Gründer der Wolfenbüttler Bibliothek. 1863. 8.
19,116. Brandes, Braunschweigs Dom mit seinen alten und neuen Wandgemälden. 1863. 8.

Dr. Moriz Wieſsner, Regierungsrath im k. Ministerium des Innern, in Dresden:
19,117. Ders., die Akademie der bildenden Künste zu Dresden. 1864. 4.

Ed. Manger, k. Kreissekretär, in Siegen:
19,118. Ders., die Siegen’schen Orte Wilnsdorf, Wilgersdorf und Rödgen in alter Zeit. 1865. 8. Sonderabdr.

Dr. Ludw. Herrmann in Aschaffenburg:
19,119. Erheiterungen; Jhrg. 1866, Nr. 11–15, 17–20, 22, 23, 31 u. 32. 4.

G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung in Berlin:
19,120. Essellen, die Hohenburg bei Herringen a. d. Lippe u. d. Grabstätte auf ders. 1861. 8. Sonderabdr.
19,121. Gruchot, preuſsisches Erbrecht etc. Bd. I, 1. 2. 1865. 8.

G. Braun’sche Hofbuchhandlung in Karlsruhe:
19,122. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, hg. v. Mone; 19. Bd. 1. II. 1866. 8.

J. N. Enders, Professor, in Neutitschein:
19,123. Ders., kurze Anleitung zur Obstbaumzucht; 2. Aufl. 1866. 8.

Verein für meklenburg. Geschichte und Alterthumskunde in Schwerin:
19,124. Ders., Quartalbericht; XXXI, 2. 1866. 8.

[S. 103]

Museum des Königreiches Böhmen in Prag:
19,125. Dass., Památky archaeol. a mistopisne; R. XII, Dilu VI, 5–7. 1865. 4.
19,126. Verzeichniſs der Mitglieder der Gesellschaft etc. 1865. 8.
19,127. Vortrag des Geschäftsleiters in der General-Versammlung etc. 1865. 8.

K. Württemberg. Ministerium des Innern in Stuttgart:
19,128. Staats-Anzeiger für Württemberg a. d. J. 1865. 4.

Historische Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften in München:
19,129. Geschichte der Wissenschaften in Deutschland; Bd. 3. u. 4. 1865. 8.

K. v. Gemming, Oberstlieutenant, in Nürnberg:
19,130. Köhler, histor. Münz-Belustigung; 19.-22. Th. 1747–50. 4.

Groſsherzogl. herzogl. sächs. Gesammt-Universität Jena:
19,131. Bechstein, zum Spiel von den zehn Jungfrauen. 1866. 8.
19,132–40. 9 weitere akademische Schriften vermischten Inhalts. 1865–66. 8.

Otto Wigand, Verlagsbuchhandlung, in Leipzig:
19,141. Bergé, d. Sagen u. Lieder des Tscherkessen-Volks. 1866. 8.

J. C. Hofrichter, Notar, in Windischgraz:
19,142. Ansichten aus der Steiermark; Heft 38. qu. 4.
19,143. Jahresbericht der k. k. Ober-Realschule zu Klagenfurt. IX.-XIII. 1861–65. 4.
19,144. Schaller, die Bedeutung des ager publicus in der röm. Geschichte. 1865. 8. Progr.
19,145. Hirsch, über Diptychen, Necrologien, Martyrologien etc. 1865. 4. Progr.
19,146. Pleteršnik, d. Vergleiche im Homer und in den serbischen Volksliedern. 1865. 4. Progr.

Rudolph Gärtner, Verlagsbuchhandl., in Berlin:
19,147. Lange, Grundriſs der Geschichte der deutschen Literatur; 3. Aufl. 1859. 8.

Dr. Adolph Friedr. Riedel, geh. Archivrath, in Berlin:
19,148. Ders., Geschichte des preuſs. Königshauses; 2 Bde. 1861. 8.

Gerstenberg’sche Buchhandl. in Hildesheim:
19,149. Lüntzel, die Annahme des evangel. Glaubensbekenntnisses, von Seiten der Stadt Hildesheim. 1842. 8.

Wilh. Grothe, Verlagsbuchhandl., in Berlin:
19,150. Grothe, Schildhorn und Teufelssee. Märk. Sage. 2. A. 8.

Grubenmann’sche Buchhandl. in Chur:
19,151. Fels, Bilder u. Scenen aus deutsch. Landen; 1. Th. 1858. 8.

Hahn’sche Hofbuchhandl. in Hannover:
19,152. Leunis, Schul-Naturgeschichte; II. Th. 1866. 8.
19,153. Ders., Synopsis der drei Naturreiche; Th. II, 2, 1. 1866. 8.

Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau in Wiesbaden:
19,154. Ders., Jahrbücher etc.; 17. u. 18. Heft. 1862–63. 8.

Bergischer Geschichtsverein in Elberfeld:
19,155. Ders., Zeitschrift etc.; II. Bd., 2. Hälfte. 1865. 8.

Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen zu Prag:
19,156. Ders., Mittheilungen etc. Jahrg. III, 4.-6. u. IV, 1.-3. H. 1865. 8.
[S. 104] 19,157. Ders., 3. Jahresbericht; 1864–65. 1865. 8.
19,158. Ders., Beiträge etc.; Abth. I, Anh. zu Bd. II u. Abth. III, Bd. I. 1863, 65. 4. 8.

Conrad Weychardt, Buchhandlung, in Eſslingen:
19,159. Pfaff, württembergische Wein-Chronik. 1865. 8.

Verein für Erdkunde etc. in Darmstadt:
19,160. Ders., Notizblatt; III. Folge, 4. Heft (Nr. 37–48). 1865. 8.

Museums-Verein in Bregenz:
19,161. Ders., 8. Rechenschaftsbericht, 1865; 1865. 4.

Eine Ungenannte in Regensburg:
19,162. Luther, geystliche lieder; 2 Thle., 1570. 8.
19,163. Hondorff, Promptuarium Exemplorum. 1580. 2.
19,164. Hondorff, Calendarium Sanctorum et Historiarum. 1579. 2.
19,165. Concordia. Christl. wiederholete einmütige Bekentnüs nachbenanter Churfürsten, Fürsten u. Stende Augspurgischer Confession. 1580. 2.
19,166. Faustus, Anatomia statutae Danielis. 1580. 4.
19,167. Nigrinus, papistische Inquisition vnd gulden Flüs der Röm. Kirchen. 1582. 2.
19,168. Nachenmoser, Prognosticon theologicum. 1588. 2.
19,169. Heylbrunner, vncatholisch Pabstumb. 1607. 2.
19,170. Biblia, deudsch. D. Mart. Luther. 1610. 2.
19,171. Phaedri fabularum libri V. etc., ed. Walchius. 1712. 8.

Müller, Advokaten-Wittwe, in Regensburg:
19,172. Lotter u. Seutter, Atlas. gr. 2.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Chr. Heſs, Maschinenmeister, in Nürnberg:
5012. Silbermünze des Herz. Christian von Schlesien, 1665.

Dr. Delp, Stabsauditor, in Worms:
5013. Bruchstück einer bei Aufgrabung eines Kellers zu Worms gefundenen Steinsculptur mit Relieffiguren mehrerer Löwen.

W. Bieswanger, Stadtschreiber, in Sulzbach:
5014. 2 bronzene Unterarmringe, ausgegraben im Amt Sulzbach.
5015. 18 kleinere Silbermünzen verschiedenen Alters und Gepräges, 1 byzantin. Kupfermünze und 1 Messingjeton von 1587.
5016. Lackabdrücke der 3 Sulzbacher Stadtsiegel von 1566 und des neueren.

G. St. Rykena in Norden:
5017. 33 Homannische Landkarten.

G. Brückner, Privatier, in Kulmbach:
5018. Wallfahrtszeichen des Klosters Weingarten, 18. Jhdt.

Eisenbarth, Gemälderestaurateur, in Würzburg:
5019. 2 Bruchstücke alter Eisengeräthe.

Hugo Graf von Walderndorff, k. k. Kämmerer, in Hauzenstein:
5020. Aderlaſstabelle mit einem Holzschnitt von M. Ostendorfer, 1555.

Heimburg, Notar, in Pfeddersheim:
5021. Siegelstock des Gerichts zu Hillesheim, 1524.

Dr. C. Will, Archivsekretär am german. Museum:
5022. 37 Blätter aus einem botan. Werk des 17. Jhdt.

Ein Ungenannter in Nürnberg:
5023. Silberne Medaille mit Peter und Paul von 1536.


Chronik der historischen Vereine.

Handelingen en Mededeelingen van de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde te Leiden, over het Jaar 1865. Leiden, E. J. Brill. 1865. 8.

Gesellschaftsangelegenheiten. — Bijdrage tot de Critiek van Ferguut, door Dr. W. Bisschop. — Proeve van eene studie over de Natuur der verschillende Spraakgeluiden, door Prof. T. Roorda. — Verslag van een onuitgegeven HS. van Anthonis de Roovere, door Dr. W. N. du Rieu. — De Leidsche Medicinae Doctor Conradus Zumbach de Koesvelt, door Mr. J. T. Bodel Nijenhuis. — Nederlanders, en personen die later met Nederland in betrekking stonden, Studenten te Heidelberg en te Genève, sedert het begin der Kerkhervorming, door Prof. de Waal. — De dood van Elias Beekmann, door J. H. van Dale.

[S. 105]

Levensberigten der afgestorvene Medeleden van de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde. Bijlage tot de Handelingen van 1865. Leiden, E. J. Brill. 1865. 8. 226 Stn.

De Vrije Fries. Mengelingen, uitgegeven door het Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde. Elfde Deel. Nieuwe Reeks, Vijfde Deel. Erste Stuk. Te Leeuwarden, bij G. T. N. Suringar. 1865. 8.

Friesland in 1815. Historische Bijzonderheden omtrent de deelneming der Friezen aan de Volkswapening en de Krijgsbedrijven bij Quatrebras en Waterloo; door W. Eckhoff. — Aanteekeningen en Bijlagen.

Zeven-en-dertigste Verslag der Handelingen van het Friesch Genootschap over het Jaar 1864/65. 8.

Annalen van den Oudheidskundigen Kring van het Land van Waes. Tweede Deel. Tweede Ablevering. December. 1865. St. Nikolaas. 8.

Vereinsangelegenheiten. — Découvertes Gallo-Romaines faites au Steenwerk à Belcele. — Mengelingen, om als dokumenten te dienen, tot het opstellen eener allgemeene Geschiedenis van het Land van Waes, door H. Raepsaet. — Oud vlaamsche leenen, gelegen binnen den Lande van Waes. (Vervolg.) Door A. de Maere-Limnander. — Mélanges. — Chapelle votive et statuette de Notre-Dame de Lorette à Voorhout sous Kemseke. — Un jugement au XVIe siècle en matière d’injures.

L’Investigateur. Journal de l’Institut historique Trente-deuxième année. Tome V. IV. Série. 372. Livr. Novembre. 1865. 373. Livr. Déc. 1865. Paris, 1865. 8.

Bulletin monumental ou collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monmnents nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 2, 32. Vol. de la Collection. Nr. 1. Paris et Caen, 1866. 8.

Deux excursions archéologiques dans le canton de Mézidon, aux environs des deux stations du chemin de fer situées dans ce canton; par M. de Caumont. — Notice sur un cachet sigillaire, dit cachet d’oculiste, trouvé à St.-Aubin-sur-Gaillon, par M. Paul Baudry. — Cartulaire de l’église d’Autun, publié par M. de Charmasse. — Compte-rendu de quelques découvertes archéologiques dans le département de la Loire-Inférieure, par M. Charles Marionneau. — Rapport de M. de Caumont sur un mémoire adressé à la Société française d’archéologie par M. Veuillot, sur le monastère de Ganagobie (Basses-Alpes). — Mélanges d’archéologie. — Chronique.

Antiquarisch-historischer Verein für Nahe und Hunsrücken. Sechster Bericht. Kreuznach, Anfangs Juni 1865. 1 Bgn. in Fol.

Vierter Bericht über die Sammlung des Vereins. Kreuznach, im December 1862. 1 Bl. in 4.

Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Im Auftrage des Vereins herausgegeben von Prof. Dr. K. W. Bouterwek und Dr. W. Crecelius. Zweiter Band, zweite Hälfte. Bonn, 1865. 8.

Beiträge zur Geschichte Elberfelds. 6. Burg Seeldunk. 7. Zur Geschichte der Schützengilde. 8. Eine Anleihe im Jahre 1815. Von Dr. W. Harleſs. — Die Huldigung der Rheinlande zu Aachen am 15. Mai 1815. Von dems. — Beiträge zur Geschichte Barmens. 1. Das erste Vorkommen des Namens Barmen in einem Werdener Heberegister. Von Dr. W. Crecelius. 2. Graf Ludwig von Ravens[S. 106]berg verkauft den Hof Barmen an Graf Heinrich von Berg. Von dems. 3. Auszug aus der Beienburger Amtsrechnung von 1593. Von dems. 4. Barmen im Jahre 1641. Von dems. 5. Das Haus Rauenthal. Von F. W. Oligschläger u. A. Caron. — Der falsche Friedrich, genannt Tile Kolup. Von Dr. A. Petry. — Ueber einige im XVI. Jahrhundert in Wesel gedruckte Schriften. Von Pastor J. G. Sardemann. — Pest in Köln und dem Erzstifte im Sommer und Herbst 1490. Von Dr. W. Harleſs. — Mitgliederverzeichniſs.

Beiträge zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont. Im Namen des Vereins herausgegeben von Dr. L. Curtze. Ersten Bandes Schluſsheft. Arolsen, 1865. 8.

Studien zur ältesten Geschichte von Waldeck und Pyrmont. Von C. Beck. (Forts.) — Mittheilungen aus der Mengeringhäuser Chronik. — Geschichte der im Jahre 1669 der Republik Venedig unter Anführung des Grafen Josias zu Waldeck und Pyrmont zur Verteidigung der Stadt Candia zugeführten Braunschweig-Lüneburger Truppen. Von Forstrath Waldeck. — Dr. Fr. Kreusler, Geh. Hofrath, Leibarzt und Oberlandphysikus. Von W—r. — Notizen aus der Zeit des 30jährigen Krieges, zur Veranschaulichung der Zustände, Drangsale und Sitten. Entnommen aus dem Rhoder Kirchenbuche. Von Superintendent Schotte. — Stiftungen, Legate, Vermächtnisse etc. — Das alte Schloſs zu Pyrmont. Aus Klettenberg. — Briefe des Prof. Chr. Rauch in seine Heimath. — Der Kirchthurmbau zu N. Wildungen 1488/89. — Waldeckische Helden. Eine Skizze von W. K. — Dr. Georg Landau. Von Pastor Rocholl. — Alterthumsfunde.

Göttingische gelehrte Anzeigen. Unter der Aufsicht der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften. 1865. Erster und zweiter Band. Göttingen. 1865. 8. 2080 Stn., nebst Register von 18 Stn.

Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität aus dem Jahre 1865. Göttingen, 1865. 8. 566 Stn.

Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften herausgegeben von Dr. Titus Wilde. Zweiundvierzigster Band. Görlitz. 1865. 8.

Erste Hälfte: Die Geschichte der Oberlausitz von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1815, für Schule und Haus bearbeitet von Dr. Joh. August Ernst Köhler. Eine gekrönte Preisschrift. 282 Stn.

Zweite Hälfte: Die ältesten Besitzer von Pulsnitz. Von Dr. Hermann Knothe. — Ein Beitrag zur Sammlung des Volksthümlichen im temescher Banat. Von Gustav Zeynek. — Berichte über die wöchentlichen wissenschaftlichen Abendversammlungen. — Zur sechshundertjährigen Säkularfeier Dante’s. Von Dr. Theod. Paur. — Bericht über die 300jährige Jubelfeier des Gymnasium Augustum in Görlitz. — Nachrichten aus der Gesellschaft.

Zeitschrift des Statistischen Bureaus des Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern. Eilfter Jahrgang. 1865. Dresden. 4. 156 Stn.

Neujahrsblatt, den Mitgliedern des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main dargebracht im Januar 1864. Frankfurt am Main. 1864. — Johann David Passavant. Ein Lebensbild von Dr. Adolph Cornill. Erste Abtheilung, nebst Passavant’s Mittheilungen über seine Familie. (Mit dem Porträt Pansavant’s und einer Abbildung der Burg Passavant.) Frankfurt am Main. 1864. 4. 78 Stn.

[S. 107]

Neujahrsblatt,... dargebracht im Januar 1865. Frankfurt am Main. 1865. — Johann David Passavant. Zweite Abtheilung. Frankfurt am Main. 1865. 4. 112 Stn.

Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main, von Johann Georg Batton. Aus dessen Nachlasse herausgegeben von dem Vereine für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M. durch den zeitigen Director desselben Dr. jur. L. H. Euler. Drittes Heft, die Beschreibung der Altstadt und zwar des südlichen und westlichen Theils der Oberstadt enthaltend. Frankfurt a. M. Verlag des Vereins. 1864. 8. VI u. 352 Stn.

Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins. Nebst Mittheilungen aus der Groſsh. Hessischen Centralstelle für die Landesstatistik. Herausgegeben von L. Ewald. Des Notizblatts des Vereins für Erdkunde III. Folge, IV. Heft. Nr. 37–48. Mit 1 lithographierten Tafel. Darmstadt, 1865. Hofbuchhandlung von G. Jonghaus. 8.

Achter Rechenschaftsbericht des Ausschusses des Vorarlberger Museums-Vereins in Bregenz, gelegt am 16. September, im achten Jahre seines Bestehens, vor der dazu berufenen Generalversammlung am 17. September 1865. Bregenz, 1865. 8.

Ansprache und Rechenschaftsbericht. — Das Vorarlberger Landeswappen. — Die Brakteaten vom Funde zu Klaus unweit Rankweil, von Dr. Jos. Bergmann, mit 1 Abbildung. — Römische terra sigillata Geschirre, von Dr. S. Jenny, mit 2 Abbildungen. — Ueber einen befestigten Hügel bei Mauren in Lichtenstein, ein vermuthlich keltisches Werk, von J. S. Douglaſs, mit 2 Abbildungen. — Aus „den Regesten zur Landesgeschichte“ Fasc. VIII, No. 162. Verordnung gegen die Nachtschwärmerei vom 27. März 1710. — Fernere Mittheilung über die Heidenburg bei Gaevis von J. S. Douglaſs. — Vereinsangelegenheiten.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. III. Jahrgang. Redigiert von A. Schmalfuſs. Nr. IV-VI. Prag. 1865. gr. 8.

Episoden aus der deutschen und böhmischen Geschichte. A. König Karl’s IV. Ordnung der Nachfolge im Reiche. 1376. Von Prof. Dr. Höfler. — Die Weihnachtsspiele im Erz- und Mittelgebirge. Von Joseph Stocklöw. — Aus dem Böhmerwalde: 1. Volksfeste. 2. Deutsche Sprachalterthümer im Dialekte des Böhmerwaldes. — Zur Geschichte der Industrie in Oberleutensdorf. Von Dr. L. Schlesinger. — Der Bauer und die Bergleute. Ein Sing- und Fastnachtsspiel aus dem nördlichen Böhmen. Mitgetheilt durch Al. Wilh. Stellzig. — Ueber zwei literarische Funde des sechzehnten Jahrhunderts in Bergreichenstein. Von Victor Hansgirg. — Die Denkmale zu Mühlhausen am Neckar. (Mit 2 Abbildungen.) Von Bernhard Grueber. — II. Skizzen aus dem Böhmerwalde: 2. Am Moldau-Ursprung. (Forts. aus dem II. Jahrg.) — Miscellen: Der Mai des Jahres 1639 in Kommotau. Ueber die Abstammung der deutschen Bevölkerung Böhmens. Sammlung von Weisthümern Oesterreichs. Ein Beitrag zur Geschichte von Reichenberg. Prager Stadtordnung vom Jahre 1606. Zur Geschichte der Stadt Teplitz. — Vereinsangelegenheiten.

IV. Jahrg. Nr. I-III. Redigiert von A. Schmalfuſs und C. Höfler. Ueber die Sprachalterthümer des Böhmerwaldes. Von J. Peters. — Sittenbilder böhmischer Dorfbewohner. Von A. Jäger. — Böhmens Betheiligung am Welthandel. Von C. Höfler. — Jakaubek[S. 108] von Wřesowitz. Von Dr. Hallwich. — Böhmische Dorfindustrie. Von A. Jäger. — Böhmen und die älteste Buchdruckerkunst. — Skizzen aus dem Böhmerwalde. 3. Prachatiz. — Uralte Sympathiemittel aus Böhmen. Von Dr. J. V. Grohmann. — Joseph Sebastian Grüner. (Biographie.) Von Bernhard Grueber. — Miscellen: Aus den Sitten und Sagen des Egerlandes, von H. Gradl. K. Matthias verleiht der Stadt Böhmisch-Wiesenthal ein Stadtwappen; mitgetheilt von Dr. A. C. Tobias. Ursprung der böhmischen Krönungssteuer; mitg. von J. V. Göhlert. Sagen aus Hirschberg; mitg. von E. C. — Vereinsangelegenheiten.

Beiträge zur Geschichte Böhmens. Herausgegeben von dems. Verein. Abtheilung I. Quellensammlung. Anhang zum II. Bande. Chronik des Heinrich Truchseſs von Dieſsenhoven. 1342–1362. Prag. 1865. gr. 4.

Mittheilungen der Kaiserlich-Königlichen Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn. Interim. Hauptredakteur: Heinr. C. Weeber. 1865. Verlegt von der etc. Gesellschaft etc. 52 Bogen Hauptblatt, 4 Bogen auſserordentliche Beilage nebst einer Brochure über die Wiener Markthalle, dem Programme für die allgemeine Ausstellung im Mai 1866 in Wien, und 13 Bogen des Notizenblattes der hist.-statist. Section der etc. Gesellschaft. Brünn, 1865. 4.

Notizen-Blatt (redigirt von Christian d’Elvert), Nr. 1–12: Zur Geschichte der Landwirtschaft in Mähren und österr. Schlesien. III. Zur Geschichte der Fischerei, insbesondere der Teichwirthschaft. (d’Elvert.) — Die Filialkirche St. Laurenzi zu Rakschitz in Mähren. (M. Trapp.) — Die Stellung der neu Nobilitirten in Olmütz. — Die ständischen Landmesser in Mähren. — Markgraf Jodok alleiniger Herr Mährens. — Zur Geschichte des Sanitätswesens in Mähren. — Das Augustiner-Kloster St. Thomas in Brünn mit Rückblicken auf die andern Augustiner-Eremiten-Klöster in Mähren. (d’Elvert.) — Patent der ungrischen Rebellen, nach Mähren erlassen 1703. — Verhauung der Landesgränze gegen die ungrischen Rebellen 1705. — Requisitionen von der Herrschaft Dürnholz u. a. für die zum Entsatze von Wien durchziehenden polnischen Auxiliarvölker 1683. — Zur m.-schl. Adelsgeschichte. IV. Die Grafen von Chorinsky. V. Die Barthodegsky von Barthodeg. — VI. Die Freiherren Hauspersky von Fanal. (d’Elvert.) — Der unterirdische Gang und die Sachsen-Denkmale zu Rossiežka, Brünner Kreises in Mähren. Beschrieben von Moriz Trapp. — Zur Geschichte des Gemeindewesens in Mähren und Oesterr.-Schlesien. II. Die Municipal-Städte und deren Verhältnisse zu ihren Schutzobrigkeiten. Die unterthänigen Städte und Marktflecken. (d’Elvert.) — Das älteste Geld. Eine archäologisch-numismatische Studie von F. S. Kupido. — Die Bruderschaften, der Clerus und die geistliche Fortificationssteuer in Mähren 1776. (d’Elvert.) — Ueber Literaten und Meistersänger in Mähren. (Ders.) — Beschreibung der Thätigkeit Tycho Brahe’s auf der Sternwarte Benatek. — Die alte Holz-Monstranz der Kirche zu Speitsch in Mähren. (Moriz Trapp.) — Aufnahme des Czobor, Tochinsky und Ledensky in die mährische Landmannschaft 1590. — Das alte Feldausmaſs in Schlesien. (Brandl.) — Zur Geschichte des Herzogtums und der Stadt Jägerndorf. — Die Aufhebung der marianischen Congregationen. — Der mährische Landtag 1790. — Die ältesten Bewohner Mährens. Eine archäologische Studie von Dr. F. S. Kupido. — Die groſse Linde in Bisenz. — Die St. Margarethen-Kirche zu Tapanow nächst Rybnik bei Mährisch-Kromau. (Moriz Trapp.)


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Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

5) Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhundert ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer fünfhundertjährigen Gründungsfeier von Joseph Aschbach, Professor an der k. k. Universität und w. Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Mit fünf Tafeln und einem Plane. Wien. Verlag der k. k. Universität. 1865. 8. XVI, 638 Stn.

Die Geschichte der deutschen Universitäten gehört ohne Zweifel zu den allerwichtigsten Momenten der deutschen Geschichte überhaupt, da ja die deutsche Wissenschaft eine Grundsäule der Macht unserer Nation zu allen Zeiten gewesen ist. Diese Bedeutung der Geschichte der Universitäten als Pflanzstätten geistiger Bildung und der Werth der Geschichte der Wissenschaften ist in unseren Tagen mehr als je zum Bewuſstsein gekommen und die groſsen Leistungen auf diesen Gebieten sind manniglich bekannt. Woran es noch fehlt, das sind umfassende und gründlich gearbeitete Specialforschungen über den gröſsten Theil der noch vorhandenen und der nicht mehr bestehenden Universitäten. Dieses Bedürfniſs zeigt sich am offenkundigsten bei dem Anblick des vorliegenden Werkes, das, von Meisterhand geschaffen, als ein treffliches Muster für alle Arbeiten ähnlicher Art dasteht. Auſserordentlich reich und mannigfach ist der Inhalt, die Ausführung voll des wahrhaft historischen Geistes, die Darstellung einfach und durchscheinend.

Die Wiener Hochschule gehörte schon frühzeitig zu den angesehensten nicht nur in Deutschland, sondern sie rivalisierte mit den geistigen Metropolen in Paris und Bologna. Wie diese, so gehörte auch sie nicht einer Nation, sondern sie war Eigenthum der Wissenschaft, deren Zwecken sie allein diente. Waren doch die Wissenschaften überhaupt nur Selbstzweck; Mittel zu anderen Dingen, die auſserhalb derselben lagen, wurden sie erst später!

Unser Werk bietet also einen auſserordentlich werthvollen Beitrag zu der Kulturgeschichte im Allgemeinen, zugleich aber erschöpft es die Quellen des für die Kenntniſs der Wiener Universität Erreichbaren im ersten Jahrhundert ihres Bestehens. Das erste Buch hat ihre Gründung und Anfänge zum Gegenstand, 1365–1400. Hier wird dann die Rudolfinische und die Albertinische Stiftung genau erörtert. Dann folgt die Organisation der Universität im Allgemeinen und dieser schlieſst sich die Behandlung der verschiedenen Facultäten an. Die Chronik ist sehr reich an interessanten Details und erreicht besonders vom Jahre 1396 an eine groſse Vollständigkeit, da von diesem Jahre auch die Acten der theologischen Fakultät beginnen, während in der früheren Zeit lediglich die Akten der artistischen Fakultät als Quelle dienten. Die 57 Biographieen von Lehrern der Universität sind eine wahre Fundgrube von Material für eine deutsche Gelehrtengeschichte. Die ausführlichsten Biographieen und von ganz besonderem Interesse sind diejenigen des Heinrich Langenstein von Hessen, des Johann Peuerbach, des Thomas Ebendorfer von Haselbach und des Johannes Müller von Königsberg in Franken.

Sehr ausführliche Register über Personen und Sachen vervoll[S. 110]ständigen das Werk und erleichtern den Gebrauch desselben. Die beigegebenen Holzschnitte der Siegel sind sehr gut ausgeführt.

6) Emmenthaler Alterthümer und Sagen. Von Alb. Jahn, Kanzlist und Bibliothekar beim eidgen. Departement des Innern, Mitglied vieler gelehrter Gesellschaften. Bern, Verlag von Huber u. Comp. 1865. 8. 71 Stn. Mit 5 lithograph. Tafeln.

Es ist überraschend, wie reichhaltige Ergebnisse auch auf einem Boden, der scheinbar ohne alle Voraussetzung ist, sich der Forschung bieten, wenn sie mit den Augen des Kenners nur Umschau zu halten beginnt. Ein einziges, bisher wenn auch nicht unbekanntes, doch unter ganz anderen Rücksichten beachtetes Alpenthal öffnet sich wie ein lehrreiches Buch und führt auf einem der interessantesten Gebiete der Wissenschaft Belege zu, die an diesem Orte wie ganz neue Daten erscheinen. Die beiden ersten Abhandlungen besprechen zwei alte Kriegsbauten, die namenlose Erdburg in der Jägerlehnweide und den Münnenberg bei Lützelflüh, die dritte einen wahrscheinlichen ehemaligen Opferplatz, jetzt Barhegen genannt. Der Gegenstand der vierten Untersuchung, eine räthselhafte Ruine im Kurzeneigraben, erweist sich als muthmaſslicher Sitz einer Gemeinschaft in Zurückgezogenheit lebender Druiden, wie die sogen. Prestenlöcher auf Hinterarm, die ihre Besprechung im fünften Abschnitte finden, als Unterbauten für alte Celtenwohnungen. Eine antiquarisch-topographische Uebersicht des ganzen Emmenthales reiht an jene Hauptdenkmäler noch eine nicht geringe Anzahl solcher, die an sich von geringerer Bedeutung, oder als zerstreute Bruchstücke den ehemaligen Zusammenhang nur von fern errathen lassen. Die Mehrzahl der anfangs besprochenen Gegenstände fällt in die vorgeschichtliche Zeit und bildet gewissermaſsen die Mitte zwischen den See- und den späteren Gräberfunden, oder deckt jene geheimniſsvollen Zeitalter von einer Seite auf, von welcher sie bis jetzt nur selten zugänglich geworden. Bei der reichen Ausbeute, welche schon ein so engbegrenzter Landestheil gewährt, bleibt es kaum zweifelhaft, daſs auch andere, noch nicht untersuchte Gegenden der Schweiz für die Forschung gleich ergiebig sich zeigen werden, und wir können zu dem regen Eifer, der im verwandten Nachbarlande die ununterbrochene Fortsetzung der Arbeit verbürgt, nur auch uns Glück wünschen.

7) Mittelalterliches Hausbuch. Bilderhandschrift des 15. Jahrhunderts mit vollständigem Text und facsimilirten Abbildungen. Herausgegeben vom Germanischen Museum. Leipzig. F. A. Brockhaus. 1866. Fol.

8) Kulturgeschichtliche Briefe (über ein mittelalterliches Hausbuch des 15. Jahrh. aus der fürstlich Waldburg-Wolfegg’schen Sammlung) nebst Anhang (Auszug aus Grünenberg’s Wappenbuche) von R. v. Retberg, Ehrenmitgliede der histor. Vereine von Ober- und Niederbayern u. s. w. Leipzig, Verlag von Rudolph Weigel. 1865. 8. 340 Stn.

Die merkwürdige Bilderhandschrift, auf welche die beiden oben genannten, unabhängig neben einander stehenden Veröffentlichungen sich beziehen, war bereits im J. 1854 vom Oberstudienrath Haſsler[S. 111] zu Ulm der öffentlichen Aufmerksamkeit zugeführt und fand seitdem wiederholte, zum Theil so eingehende Besprechungen (s. u. a. Naumanns Archiv VI, L. 1), daſs wir bei einem groſsen Theile des gelehrten Publikums Bekanntschaft mit derselben voraussetzen können. Für Leser, welchen jene Mittheilungen entgangen sein sollten, lassen wir eine kurze Beschreibung folgen. Das Original der Handschrift, nach dem darin wiederholt vorkommenden Wappen zu schlieſsen, ursprünglich im Besitz der Familie Goldast zu Konstanz, gegenwärtig des Fürsten Friedrich von Waldburg-Wolfegg-Waldsee befindlich, gehört der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts an und besteht aus 66 Pergamentblättern in Fol., auf welchen 59 Seiten mit Bildern, 43 mit Schrift versehen, die übrigen, ohne Zweifel für weitere gelegentliche Ausführung, leer gelassen sind. Der Inhalt besteht, wie von Retberg ihn charakterisiert, aus allerlei Gegenständen, wie sie dem Besitzer eines Hauses oder auch namentlich einer Burg wichtig oder ergötzlich scheinen mochten, woher auch das Buch, dem selbst der Titel fehlt, in der angeführten Weise gewiſs am passendsten benannt worden ist. Wir haben da Bemerkungen zur Gedächtniſskunst, Haus- und Heilmittel, Beiträge zum Münz-, Berg- und Hüttenwesen, eine Büchsenmeisterei u. a. Weit wichtiger aber als der Text sind die davon zum Theil ganz unabhängigen Abbildungen, welche, zwar von ungleichen Händen herrührend, doch der Mehrzahl nach nicht nur von trefflicher Künstlerschaft zeugen, sondern namentlich, was das Buch zu einer wahren Fundgrube der Wissenschaft macht, von den verschiedensten, in jener Zeit sonst kaum zur Darstellung gelangten Gebieten des Lebens mannigfaltige Bilder in unmittelbarster Naturwahrheit und mit sprechendstem Humor vor die Anschauung führen. Insbesondere ist es eine Reihenfolge der Planeten, welche zur Bezeichnung des je von ihnen auf das Thun und Leiden der Menschen ausgeübten Einflusses ein buntes Gemenge von Scenen in sinniger Zusammenstellung unter sich vereinigen. In mittelalterliche Tracht und Waffen gekleidet, sehen wir die heidnischen Repräsentanten derselben, von den Thierkreiszeichen begleitet, hoch zu Roſs über den von ihnen beherrschten Theil der lebendigen Welt dahinziehen. So entfaltet sich unter dem Planeten Saturn das alte Gerichtswesen in verschiedenen Stadien seines Verlaufes und Grades, von dem in einen Block geschlossenen Diebe bis zu dem in Begleitung von Richter und Henker zum Galgen geführten Verbrecher, woran das Leben der armen und unehrlichen Leute, von der blinden, am Krückstock einherschleichenden Bettlerin bis zum mühsam arbeitenden Landmann und dem Abdecker, in innerlichem Zusammenhange sich schlieſst. Der als Junker gekleidete Jupiter beherrscht die glänzendere Seite der bürgerlichen Gesellschaft, in welcher zwar der arme Bauer dem Wucherer gegenüber noch vor Gericht geschleppt wird, doch auch der Gelehrte ein ruhiges Plätzchen zum Studium und der endlichen besseren Austheilung der gemeinsamen Rechte findet, während drauſsen mit Jagd, Falkenbeize und Bolzenschieſsen sich einstweilen diejenigen vergnügen, die in glücklichem Besitze sind. Mars verbreitet unter sich Scenen des Schreckens und der Noth. Raubritter überfallen ein Dorf, brennen und plündern; Diebe bestehlen den Wechsler, ein Mörder tödtet sogar den Pilger. Der Sonnengott eröffnet mit seinem erwärmenden Strahle das Leben von innen und nach auſsen. Wie Früchte des Herzens, füllen Gebete der Andächtigen die offenstehende Kapelle, flieſsen Almosen in die Hand des Bettlers. Musik erhöht in unmittelbarer Nachbarschaft den Genuſs der Tafelfreuden und den Verkehr liebender Paare. Ringer und Wettkämpfer mancherlei Art be[S. 112]leben im Mittelgrunde das offene Feld, während die Stadt mit ihren beengenden Mauern und Thürmen hinter den Hügeln der Ferne zurücktritt. Das Liebeleben, von neuem mit Spiel, Musik und Schmauserei verbunden, entfaltet sich unter dem Banner der Venus in allen Arten und Graden seines Genusses. Unter Merkur, dem Beschützer von Kunst und Gewerbe, sehen wir einen Maler vor der Staffelei, einen Orgelbauer mit dem Stimmen seines Instrumentes beschäftigt, einen Uhrmacher, der die Polhöhe sucht, einen Schulmeister, der eben die Verantwortung seines Berufes executierend zur Würde des Richteramts erhebt; ferner im Vordergrund einen bildschnitzenden Gesellen, der eine Figur der Eva auf den Block gespannt hat, während neben ihm das meisterliche Ehepaar an reichbedeckter Tafel die Früchte des Fleiſses genieſst; einen alten Goldschmied, der unter gewaltiger Brille einen Becher zur Vollendung führt, während seine bejahrte Ehehälfte neben ihm in beſster Eintracht den Blasbalg zieht. Luna vereinigt unter ihrem Scheine, was des reellen oder ideellen Zwielichtes sich freut: Gaukler und Quacksalber, Vogelfänger, Fischer und Jäger, Badende, bewaffnete Boten u. s. w. Auſserdem haben wir, und zwar meistens in Darstellungen von doppelter oder vierfacher Blattgröſse, unabhängige Kriegs- und Jagdbilder, Beschäftigungen und Vergnügungen des Landlebens, Gegenstände aus dem Bereiche der Gewerke, der Belagerungskunst u. s. w. — Wie aus gemachten Anfängen ersichtlich, waren die Abbildungen, frei und leicht mit der Feder hingeworfene Skizzen, ursprünglich für die Ausmalung bestimmt, zu deren Durchführung es jedoch glücklicher Weise nicht gekommen ist; denn ohne Zweifel würde durch sie gerade der feinste Geist des Künstlers verdeckt worden sein, der uns nicht nur verräth, unter welchen Formen, sondern auch in welchem Sinne, mit welchen geheimen Prozessen des Bewuſstseins sich die Entwicklung jener wichtigen Uebergangsperiode vollzog. — Welche Wichtigkeit dieses Werk für die Geschichte der Trachten, der Sitten, Gebräuche und aller anderen Beziehungen haben muſs, die man gewöhnlich unter dem Begriff der Kulturgeschichte vereinigt, darf nur angedeutet werden. Zugleich hat dasselbe aber auch für die Kunstgeschichte Interesse, indem mit groſser Wahrscheinlichkeit dargethan ist, daſs die Mehrzahl der Zeichnungen von dem bedeutenden schwäbischen Maler Bartholomäus Zeitblom herrührt und, indem sie ergänzend zu den Kupferstichen desselben hinzutreten, ihn von einer bisher nicht in Betracht gezogenen Seite darstellen. — Das germanische Museum hat sich begnügt, die Handschrift in möglichst treuer Nachbildung wiederzugeben; die Zeichnungen in Kupferstich, und zwar, soweit sie künstlerischen Werth besitzen, in originalgroſsen Facsimiles, soweit das nicht der Fall, wie bei den dargestellten Maschinen, Kriegswerkzeugen u. s. w., in genauen Verkleinerungen. Der in alterthümlicher Schrift und unter Einhaltung der Seitenzahl abgedruckte Text ist mit einem erklärenden Glossar versehen. Für die bildlichen Darstellungen tritt das zweite Werk ergänzend hinzu, welches dieses mit einer fortlaufenden Beschreibung versieht und davon ausgehend die kulturgeschichtlichen Verhältnisse der in Rede stehenden Zeit einer allgemeineren Betrachtung unterwirft.

Aufsätze in Zeitschriften.

The Art-Journal: Nr. L, S. 46 ff. Ancient brooches and dress fastenings. In three chapters. With illustrations by the author.

[S. 113]

(F. W. Fairholt.) — S. 57. Glass: its manufacture and examples. Part II. Saxon, arabic, persian, and early venetian glass. (William Chaffers.)

Ausland: Nr. 6. Die Urbevölkerung der britischen Inseln. — Nr. 10. Ein ortskundlicher Streifzug durch die Urkantone der Schweiz.

Biene: Nr. 6 ff. Die Buchdruckerkunst in ihrer welthistorischen Bedeutung von den Tagen der Erfindung bis zur Gegenwart. In kurzen Umrissen geschildert.

Das illustr. Buch der Welt: Nr. 5. Bilder aus dem deutschen Mittelalter. 12. Der deutsche Ritter. (Thaddäus Lau.)

Chilianeum: Nr. 3. 4. Kleine Beiträge zur Culturgeschichte der Grafschaft Wertheim. (Dr. Alex. Kaufmann.)

Daheim: Nr. 22. Der Münster von Freiburg. — Nr. 23. Die Kinderkreuzzüge im Mittelalter. (Dr. Wald.) — Nr. 25. Die Arzneimittel vor fast 200 Jahren.

Europa: Nr. 9. Das Deutschthum in Böhmen. — Ostern und Pfingsten in Natur und Haus.

Familien-Journal: Nr. 9. (639): Die Monstranz in der Kirche zu Zizelitz. Böhmische Volkssage. (Ernst. Halma.) — Nr. 11. (641.) Das Täubchen von Amsterdam. Charakterbild (Otto von Tschocher)

Grenzboten: Nr. 10, S. 385. Alte Fastnachtspiele. Vortrag am 7. Febr. 1866 im Leipziger Professorenverein. (Prof. Eckstein.)

Hausblätter: 4. Heft, S. 305. Volkssagen. 8. 9. (Fr. Schultheis.) — 5. Heft, S. 396 u. 6. H., S 459. Sagen aus dem Spessart. 8–14. (Adalbert v. Herrlein.) — S. 474. Ueber den Gebrauch der Ringe, Brautringe, Brautkränze. (Fr. Grebel.)

Der Hausfreund: Nr. 11. Ein Besuch Karl’s XII. in Dresden. Historische Skizze. (Ferd. Pflug.)

Protest. Kirchenzeitung f. d. evang. Deutschland: Nr. 4. Wahrheit und Dichtung in den ältesten Papstbriefen. Vortrag. (P. Hinschius.)

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 99. Allerheiligen (Klosterruinen im Schwarzwald). — Nr. 114 ff. Die Walkyren. Vortrag. (W. Hertz.)

Deutsche Kunst-Zeitung (Dioskuren): Nr. 8. Ueber die nationale Herkunft der Steinmetzfamilie Arler, genannt „Prager Jungherrn.“

Magazin f. d. Literatur des Ausl.: Nr. 7. Deutsche Einflüsse auf das polnische Volksthum. I. Bis zur Reformation. — Nr. 10. Die Pfahlbauten des Garda-Sees. (Franz Maurer.)

Protestantische Monatsblätter für innere Geschichte: Decbr. 1865. Die anabaptistischen Tendenzen in ihrer Bedeutung für das Verständniſs der Reformationszeit. (Fr. Nippold.)

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 18 (114), S. 640. Frauenlob. (J. Bamberger.)

Schles. Provinzialblätter: Jan. u. Febr. Beiträge zur Kultur-Geschichte Oberschlesiens. Aus Hippel’s handschriftlichem Nachlasse. (Dr. Th. Bach.) — Schlesisches Gerümpel und Gerölle (Aberglaube, Sitten und Bräuche). (H. Strusche.) — Die Begründung der kaufmännischen Corporation und die Reichskramer-Societät zu Breslau. Mit der Stiftungsurkunde. (Jul. Neugebauer.) — Oeffentliche Aufzüge und Hahnenkämpfe in Schlesien. (R. S.) — Rechtspflege der Vorzeit. (Beydelt.) — Eine Teufelssage aus dem Trebnitzer Gebirge. (A. T.) — Helden- und Loblied etc., gesungen in Reich-Hennersdorf z. Z. des bair. Erbfolgekrieges. (Lehrer Menzel.) Beitrag zur Geschichte der[S. 114] Begründung der Steindruckerei in Schlesien. Von C. Krone. — Das ehemalige Postwesen Schlesiens. Von A. Weltzel. — Ein Beitrag zu den Ringwällen, Steinwällen und Heidenkirchhöfen in Schlesien. Von Robert Schlich. — Zur Geschichte der Stadt Krenzburg O./S. — Die Belagerungen von Schweidnitz in d. J. 1757 u. 58, in einer mundartlichen poetischen Schilderung. Mitgetheilt von Oberlehrer H. Palm.

Bremer Sonntagsblatt: Nr. 7. Ueber historische Sagen und Anekdoten. (Georg Heinrich.) — Nr. 9. Neue hansische Geschichts- etc. Bilder. II. Kaiser Karl IV. in Lübeck. (Heinr. Asmus.)

Volksblatt f. Stadt u. Land: Nr. 9. Der Zigeunerkönig. (Pfarrer Baist.) — Nr. 11. Ueber Luther’s Auffassung der Empfängniſs Mariä.

Wochenblatt der Joh.-Ord.-Balley Brandenburg: Nr. 8 f. Das Bisthum Schleswig, von der Entstehung desselben im Jahre 943 bis zur Ernennung des ersten lutherischen Bischofs im Jahre 1541.

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 60. Germanistische Funde in Italien. (Dr. Franz Pfeiffer.) — Nr. 64. Eine Spur vom Grabe Karl’s des Groſsen.

Bayer. Zeitung: Morgenbl. Nr. 49 f. Ein bayerisches Grafenschloſs zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts. — Nr. 52. Kunstwerke aus dem Mittelalter. — Nr. 60 ff. Zur Charakteristik oberbayer. und verwandter Dialect-Poesie. (Fr. v. Kobell.) — Nr. 67. Woher kommt „Schnadahüpfln“? (A. Birlinger.) — Nr. 73. Die Klosterkirche Gnadenberg bei Neumarkt in der Oberpfalz.

Illustr. Zeitung: Nr. 1183. Die Krämerbrücke in Erfurt.


Vermischte Nachrichten.

Die archäologische Ausstellung in Paris im Jahre 1867.

23) Bekanntlich wird mit der groſsen Industrieausstellung in Paris im Jahre 1867 auch eine internationale archäologische Ausstellung verbunden und ist eine Gallerie des Ausstellungsgebäudes dafür reserviert, wo sie unter dem Titel „Histoire du travail“ figurieren wird. Die französische Commission, bestehend aus den Herren Graf von Nieuwerkerke, Graf von Laborde, von Longpérier, de Sommerord, Lartet, Alphons von Rothschild und Alfred Darcel, hat nun das Programm veröffentlicht und ein Circular an die Besitzer erlassen, welche Objekte haben, die zur Ausstellung kommen sollen. Wir finden uns rücksichtlich des Programms zu einigen Bemerkungen veranlaſst.

Ein Passus heiſst: „Jede Nation wird über einen bestimmten Antheil der Gallerie verfügen, um hier die Gegenstände aufzustellen, welche sich auf die Industrie ihrer Gegend beziehen. Die Gegenstände werden hier so aufgestellt, daſs sie die verschiedenen Epochen der Geschichte der Arbeit erkennen lassen.“

Wir können uns nun durchaus nicht damit einverstanden erklären, daſs in einer Ausstellung, die bestimmt ist, die künstlerische und gewerbliche Thätigkeit der gesammten Menschheit von den ältesten Zeiten an vor Augen zu führen, die fast zufällige heutige Staateneintheilung zu Grunde gelegt wird, und daſs der Raum dafür nach dem Raum bemessen wird, den die heutige Industrie jener Länder einnimmt. Zudem werden durch diese Eintheilung zusammengehörige Gruppen getrennt und weniger Zusammengehöriges ver[S. 115]einigt. Welche Industrie hat heute Aegypten? Wie klein soll also der Raum für die in der Geschichte der Menschheit so unendlich wichtige ägyptische Kunst ausfallen? Welche Rolle spielt Griechenland unter den Industriestaaten? Welcher Raum wird also nach diesem Maſsstab der vollendeten Kunstblüthe Griechenlands zugewiesen? Welche Nation wird uns die Kultur des assyrischen und babylonischen Reiches, die Kultur der Phönizier vor Augen führen? Wie wird die über alle Welttheile zerstreute Kunst und Gewerbthätigkeit der Römer in allen verschiedenen Abtheilungen zerstreut sein? Stehen sich nicht bei aller nationalen Verschiedenheit die Werke des Mittelalters der Franzosen, Engländer und Deutschen, selbst der Italiener näher, als sie den römischen Werken stehen, die zufällig in diesen Ländern gefunden wurden?

Ist es gerechtfertigt, die Erzeugnisse Deutschlands gerade in die drei Gruppen Oesterreich, Preuſsen und das übrige Deutschland zu trennen? Wäre es nicht, wenn eine Untertheilung statt haben soll, natürlich, den alten Gaugrenzen zu folgen, die Theilung nach den verschiedenartigen Schulen vorzunehmen, von Oesterreich und Preuſsen die den übrigen deutschen Schulen verwandten Gegenstände diesen anzuschlieſsen, die Kunst des ehemals mächtigen Polenreiches nicht unter drei jetzt bestehende Länder zu trennen.

Eine archäologische Ausstellung soll nicht Spielerei sein; sie soll der Wissenschaft nützen, sie soll die Kunstforschung fördern. Das kann nur durch ein dem Ganzen zu Grunde liegendes, groſses, gemeinsames System geschehen, das auf wissenschaftliche Grundlage basiert ist, und das uns gestattet, die verwandten und zusammengehörigen Objekte, welche die Zeit weit auseinander geworfen hat, hier neben einander stellen und mit einander vergleichen zu können. Eine solche Ausstellung muſs eine anschauliche Uebersicht über die Entwickelung der ganzen menschlichen Kultur geben. Nur dann hat sie Werth.

Nur dann aber auch ist sie der Kosten werth, die dafür verausgabt werden. Wer muſs diese Kosten tragen? Der einzelne Aussteller kann das nicht; es ist also Sache der Regierungen. Da sind nun diejenigen sicher übel daran, die etwa kolossale Objekte aus groſser Ferne zu transportieren haben. Wird das Interesse, welches sie an der Ausstellung haben, diese Kosten aufwägen? Ich glaube kaum. Ist es etwa gerechtfertigt, wenn blos das neben einander stehen soll, was zu Hause auch nebeneinander steht, es nach Paris zu senden? Ist es gerechtfertigt, die kostbarsten Objekte aus den Museen, aus den Kirchen, aus dem Leben nach Paris zu schaffen, wenn sie doch nicht neben die verwandten Objekte gestellt werden und so der Wissenschaft wirklich nützlich sind?

Unserer Anschauung nach müſste eine internationale Commission aus hervorragenden Gelehrten zusammengesetzt werden, welche die Auswahl aus den allerorts zerstreuten Objekten trifft, welche einen groſsen Gesammtplan entwirft und die Ausstellung so anordnet, daſs sie in einer Serie den Entwickelungsgang der ganzen Kultur verfolgen läſst. Darin liegt für die Wissenschaft wie für das Publikum ein Gewinn, der wohl werth ist, daſs die einzelnen Regierungen in einem der Gröſse und dem Reichthum der Länder angemessenen Theile die Kosten tragen.

Wird eine derartige Einheit nicht in die Sache gebracht, so wird die Ausstellung eine lückenhafte, verfehlte Spielerei sein. Man wird freilich Manches beisammen sehen können, was man sonst nur an verschiedenen Orten sieht; allein es wird sich die Frage stellen lassen, ob die Regierungen es Befürworten sollen, daſs man ohne[S. 116] wissenschaftlichen Zweck blos dahin arbeiten solle, daſs eine Anzahl Reisende, die sonst in’s Land kämen, fern bleiben, da sie ihre Neugier in Paris befriedigen können.

A. E.

24) Einige höchst interessante Alterthümer, welche in der Gegend von Merseburg schon vor längerer Zeit gefunden, bisher in Privatbesitz waren, jetzt aber durch das Antiquitätengeschäft von Zschiesche und Köder in Leipzig erworben worden sind, dürften, nun zugänglich gemacht und zum Verkaufe ausgestellt, wohl geeignet sein, die Aufmerksamkeit der Sammler und Kenner auf sich zu ziehen. Nach einer älteren schriftlichen Aufzeichnung wurden sämmtliche noch zu besprechende Stücke bei dem Dorfe Leuna, ½ Stunde südlich von Merseburg, beim Ausgraben von grobem Kies, in einer Tiefe von 5–6 Fuſs gefunden. Gedachtem Berichte nach stieſs man zunächst auf das Skelett eines nach ärztlichem Urtheile ungefähr 30 Jahre alten Menschen, wovon aber gegenwärtig nur noch ein Stück der obern Hirnschale and ein solches des Unterkiefers vorhanden ist, indem schon beim Ausgraben der gröſste Theil desselben zu Grunde gieng. In geringer Entfernung soll das Skelett mit 6 Gefäſsen umstellt gewesen sein, die, mit Kies angefüllt, mehrere Gerätschaften enthielten. Drei dieser Gefäſse sind Urnen von gebranntem Thon, wie sie häufig in jener Gegend an Begräbniſsplätzen gefunden werden, wenn auch von ungemein zierlicher Arbeit und nicht gewöhnlicher Gestalt, die eine 8″ hoch und 3½″ im stärksten Durchmesser, die andere 5½″ hoch und 3¼″ im Durchmesser, die dritte 5¾″ hoch und 6½″ im Durchmesser. Das vierte Gefäſs ist eine sogenannte etrurische Schale von höchst gefälliger Form, schöner rother Farbe mit Verzierungen und von hellem Klange, 4¾″ in der Höhe und 9″ im obern Durchmesser. Die interessantesten Stücke aber sind zwei starke Glasschalen, von welchen die eine 5½″ oberen Durchmesser und 3½″ Höhe, die andere 9″ Durchmesser und 4″ Höhe hat, beide durchsichtig und opalisiert. Im Innern sind diese Schalen ganz glatt, auf der äuſsern Fläche aber verziert, und zwar ist auf der kleineren Schale die Scene eingeschnitten, wie Aktäon die Artemis im Bade überrascht und, von dieser in einen Hirsch verwandelt, von seinen eignen Hunden angefallen wird. Die beiden Namen ΑΡΤΕΜΙΣ und ΑΚΤΑΙΩΝ sind in die Masse einpunktiert. So unvollkommen auch das Eingeschnittene erscheint, so erhält es doch, vom Innern der Schale aus betrachtet, Rundung und gefällige Formen. Die gröſsere Schale zeigt nur eingegrabene Verzierungen. Unter den Geräthschaften befindet sich ein trefflich erhaltenes bronzenes Sieb nebst gleich groſsem Kessel, die zusammengehört zu haben scheinen. Auch ein defectes hölzernes Gefäſs mit Metallbeschläge, zu dem noch zwei einzelne Reifenstücke gehören, läſst sich in Zusammenhang mit letztgedachten Gegenständen bringen. Da der Boden des Fundorts aus grobem Kies bestand und bei gehörigem Abfluſs des Wassers von der schiefen Oberfläche immer trocken erhalten wurde, ist sowohl die Erhaltung eines Restes des hölzernen Gefäſses als auch des Skelettes erklärlich. Nächstdem befinden sich noch unter den Geräthen 2 silberne Sporen mit kurzem, geradem Stachel (ungarisch) und 2 angeblich silberne Pfeilspitzen, eine kleine silberne Zange, mehrere Spangen, eine Gürtelschnalle und metallene Ringe. Gehören auch die gefundenen Gegenstände augenfällig verschiedenen Zeiten und Völkern an, so ist doch ein Auffinden derselben an einem und demselben Orte deshalb noch nicht zu bezweifeln, auch die Identität der Stücke verbürgt. Sehr zu bedauern wäre es, wenn diese seltsame Ausbeute vaterländischen Bodens deutschen Landen[S. 117] entführt und in die Fremde wandern sollte. Möchten Museen, denen Mittel zur Seite stehen, die Dinge prüfen und zu erhalten suchen.

25) Die treffliche Sammlung norddeutscher und insbesondere in Pommern gefundener Alterthümer in Stein und Bronze, welche der im vergangenen Herbste zu Greifswald verstorbene Dr. Friedrich v. Hagenow während eines Zeitraumes von mehr denn 40 Jahren mit Eifer und Glück zusammengebracht hat, ist in ihrer Gesammtheit dem Vaterlande und deutscher Wissenschaft erhalten worden. Es hat nämlich das junge Provinzialmuseum zu Stralsund diese Sammlung um den Preis von c. 1600 Thalern angekauft, im Vertrauen, durch Freunde heimischer Alterthumskunde den in drei Raten abzuführenden Kaufpreis sich geboten zu sehen. Die gehoffte Hülfe wird dem anerkennenswerthen und mit Freuden zu begrüſsenden Unternehmen auch sicher nicht ausbleiben. Schon sind von Privaten Beiträge von 100, 30, 10 Thlr. u. s. w. geleistet worden. Der literar.-gesellige Verein zu Stralsund (auch an der Förderung des german. Nationalmuseums zu Nürnberg in sehr löblicher Weise betheiligt) hat die Summe von 100 Thlr. bewilligt, und weitere und noch gröſsere Beiträge stehen von den Landständen und von der Stadt Stralsund zu hoffen, die dem jungen, durch Erwerbung der Hagenow’schen Sammlung so schnell zu Bedeutung gelangten Provinzialmuseum im oberen Stockwerke ihres stattlichen Rathhauses ein mit groſser Liberalität ausgestattetes Asyl geboten hat.

26) Die fortgesetzten Nachgrabungen auf dem Leichenfelde von Schleitheim bei Schaffhausen haben schon mehr als 100 Gräber bloſsgelegt, und noch wird kaum die Hälfte dieses Begräbniſsplatzes aufgedeckt sein. An den gemachten Fundstücken läſst sich der Einfluſs der römischen Kultur nicht verkennen. Daſs dieselben aber nicht das Werk römischer Hände sind, beweist die Art der Bestattung der Todten und die Menge hausräthlicher Gegenstände, welche auf ein anderes Volk als die Römer hindeuten. Hinwieder enthalten diese Todtenkammern so viel Produkte einer vorgeschrittenen Kunstfertigkeit, daſs sie auch den Alemannen nicht zugeschrieben werden können. Es ist also wol anzunehmen, daſs diese Gräber, welche in das 4. oder 3. Jahrhundert vor Chr. gehören, ein Werk keltischer Ansiedler sind.

(Ill. Ztg.)

27) Im Hannover’schen Amte Osten, in dem zwischen Minstedt und dem rechten Osteufer belegenen Moore ist eine sehr alte Pfahlbrücke entdeckt worden, deren Spuren bis auf eine Länge von 2500 Schritt verfolgt wurden. Mit Beginn der günstigeren Jahreszeit sollen genauere Nachforschungen angestellt werden.

(Dies.)

28) Auſserhalb der Nikolauskapelle der Münsterkirche in Aachen, nahe der aufgefundenen Apsis, ist in einer Tiefe von fast 9 Zoll ein Deckstein eines ehemaligen Kanals gefunden worden, welcher 14 Zoll hoch, 7½ Zoll dick und im Durchschnitt 18 Zoll dick ist und in Schriftzügen des Mittelalters die Inschrift trägt:

IN H(o)C SEP(ulchro sunt)
TUMUL(ata) OS(s)A
CA(r)OL(i) (M)AGNI
DEO IN AET(e)R(n)O
GRAN(i)S.

Bei weitern Nachgrabungen in der Allerseelenkapelle des Münsters ist man auch auf Mauerwerk aus der Zeit der Karolinger gestoſsen, und man hegt die auf historische Momente ältester Zeit[S. 118] gestützte Vermuthung, daſs sich die Gruft Karl’s des Groſsen hier befunden habe.

(Versch. Bll.)

29) Die Burgruine Habsburg im Canton Aargau, welche in letzter Zeit dem Verfall sehr entgegengegangen ist, soll auf Kosten der Kantonsregierung repariert werden. Es ist zu diesem Zwecke bereits eine Summe ausgesetzt.

(Ill. Ztg.)

30) Das für die Restauration des St. Stephansdomes in Wien eingesetzte Dombaucomité hat beschlossen, im laufenden Jahre die Restauration des hohen Thurmes zum Abschluſs zu bringen, den Bau einer neuen Sakristei in Angriff zu nehmen und die Wiederherstellung des Innern des linksseitigen Chors zu vollenden.

(Dies.)

31) In der Sitzung der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien am 21. Februar überreichte Regierungsrath Dr. Joseph Diemer als Fortsetzung seiner „Beiträge zur ältern deutschen Sprache und Literatur“ eine neue Ausgabe des Liedes von den Wundern Christi. Dasselbe wurde im Jahre 1065 bei Gelegenheit einer groſsen Pilgerfahrt nach Jerusalem, an der über 7000 Menschen Theil nahmen, von Ezzo, Scholasticus in Bamberg, verfaſst und gehört zu den ältesten und schönsten Dichtungen des Mittelalters. Es befindet sich nur in der vom Herausgeber entdeckten Vorauer Handschrift XI aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, aber leider nicht mehr in seiner ursprünglichen Gestalt, sondern durch den spätern Bearbeiter oder Schreiber mehrfach verändert. Das Lied, wenigstens dem Sinn und Inhalte nach, in seiner ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen, ist der Zweck der vorgelegten Ausgabe.

32) Kaum gibt es einen Namen in der deutschen Kunstgeschichte, der die Forscher so vielfach beschäftigt und so oft irre geführt hat, als der des Van der Weyden. Kannte man früher nur einen Roger van der Weyden, der die Kreuzabnahme in Berlin von 1488 gemalt, und nach van Mander 1529 gestorben war, so kam darauf der Roger von Brügge als Roger van der Weyden der Aeltere zu Tage, und jener erste und einzige erhielt den Beinamen „der Jüngere.“ Durch andauerndes Forschen und Vergleichen ist es gelungen, eine namhafte Zahl von Gemälden als Arbeiten des ältern Roger festzustellen, durch die er als einer der bedeutendsten Meister der altflandrischen Schule dasteht. Als die herrlichsten Werke seiner Hand wurden verschiedene Tafeln in den kgl. Sammlungen zu München und Berlin anerkannt; zu diesen kamen dann später noch die „Sacramente“ in Antwerpen und das „Jüngste Gericht“ in Beaune, aus welchem seine Urheberschaft des „Danziger Bildes“ klar zu Tage trat. — Gehen auch in diesen Dingen die Meinungen noch etwas auseinander, so ist doch eine Uebereinstimmung nicht unglaublich, da überall Momente der Verständigung vorliegen. Aber eine groſse Schwierigkeit bietet die Kreuzabnahme des s. g. jüngern Roger. Zunächst ist zu bemerken, daſs derselbe seine Existenz einer als irrig dargethanen Nachricht van Mander’s verdankt. Roger’s Sohn hieſs Peter, dessen Sohn Goswin, und erst dessen Sohn wieder Roger; und dieser jüngere Roger, weit entfernt 1529 zu sterben, war noch gegen 1540 in voller künstlerischer Thätigkeit, die er erst 1528 begonnen. (S. die archivalischen Untersuchungen bei Chev. Leon de Burbure, documens biographiques etc. Bruxelles, 1865.)

Nun ist die Kreuzabnahme in Berlin, die, mit 1488 bezeichnet, dem jüngern Roger zugeschrieben wird, eine Copie, deren Original einst in einer Marien-Kirche auſserhalb der Stadt Löwen war, und in so hohem Grade das Wohlgefallen der Statthalterin der Niederlande, Maria von Ungarn, Schwester Carl’s V., erregte, daſs sie nicht ruhte, bis sie es in ihren Besitz bekam (um 1530). Durch sie ist es nach Spanien gekommen und durch eine Copie von M. Coxcie ersetzt worden. Jetzt aber ist das Bild zweimal in Spanien, einmal im kgl. Museo, das andere Mal in der Sacristei der Laurentius-Kirche des Escorial, ohne daſs man mit Sicherheit zu sagen weiſs, welches das Original sei? Noch weniger ist sicher gestellt, wann und durch wen es gemalt worden?

Sehr vieles spricht für Roger; und doch sind Formen in dem Bilde, die mit ihrer Fülle und Rundung auf eine spätere Zeit weisen, als die Roger’s, der 1465 aus dem Leben geschieden. Nun tritt ein neuer Umstand hinzu, der — wie dunkel er noch ist — doch einiges Licht verspricht. In der Kirche S. Domenico zu Neapel, in der Capella del Crocifisso (d. i. des Crucifixes, das einst mit Thomas von Aquino gesprochen hat) ist eine Kreuzabnahme, die man dort dem neapolitanischen Maler Zingaro zuschreibt, die ich aber sogleich als deutsche Arbeit und bei näherer Betrachtung unter Anwendung von Kerzenlicht, da der Ort sehr dunkel ist, als ein Werk Roger’s oder eines seiner Zeitgenossen erkannte. Ungeachtet der Verschiedenheit des Formates ist die Composition in allen Motiven (soweit ich sie verfolgen konnte) dieselbe, wie die obengenannten in Madrid und Berlin; aber Zeichnung und Technik scheinen mir älter zu sein. Daſs Roger in Italien war (um 1450) ist vielfältig sicher gestellt. Sollte das Bild in Neapel mit seinem Aufenthalt in Italien in Verbindung stehen?

Soviel vorläufig, um zu weitern Nachforschungen zu reizen.

München, 15. März 1866.

Dr. Ernst Förster.


[S. 119]

Inserate und Bekanntmachungen.

8) In dem Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1866, S. 24, findet sich die noch unerklärte Inschrift auf einem Tische aus dem 15. Jahrh. Der Einsender derselben hält solche für einen Zauber- und Segenspruch. Der Unterzeichnete glaubt darüber andere Auskunft geben zu können. Auf der hiesigen Stadtbibliothek findet sich ein solcher Tisch mit der Bezeichnung der ehemaligen lüneburgischen Münzen: Mark, Schilling und Pfennig in den allbekannten Abkürzungen. Dieser Tisch diente einem Rechnungsbeamten, der mit Kreide die eingehenden oder auszugebenden Summen neben diesen Zeichen bemerkte und darnach in seine Rechnung eintrug. Ein solcher Tisch war offenbar auch der im Museum zu Freising befindliche; nur ist die Bezeichnung etwas anderer Art. Das M bedeutet tausend, das C hundert, X zehn, das folgende Zeichen Pfund die Einheiten nach Pfunden. Die folgenden Zeichen, wahrscheinlich die Bezeichnung der Unterabtheilung (in Norddeutschland Schillinge [ß] und Pfennige [Denare ₰]) wird ein der älteren Münzverhältnisse Bayerns Kundiger darnach leicht enträthseln. Das X und V sind offenbar die Zahlzeichen zehn und fünf. An jeder Seite des Tisches hatte ein Rechnungsführer seinen Platz und die Reihe der Zeichen zu seiner linken Hand. Daher die doppelte Reihe.

Lüneburg.

Dr. Volger,
Director der Realschule des Johanneums.

9) Das Minutoli’sche Institut für Kunst und Gewerbe wird um Mitte April d. J., wie im Jahre 1857, in den Räumen des königl. Schlosses zu Liegnitz eine groſse Ausstellung seiner sämmtlichen Muster-Sammlungen veranstalten.

[S. 120]

10)

Die altpreuſsische Monatsschrift

zur Spiegelung des provinziellen Lebens in Literatur, Kunst, Wissenschaft und Industrie herausgegeben von

R. Reicke und E. Wichert

erscheint in jährlich 8 Heften zu je 6 Bogen gr. 8. und bietet ihren Lesern in reicher Abwechselung: Belletristisches, Abhandlungen aus allen Gebieten der Wissenschaft und Kunst, Kritiken und Referate, überall mit besonderer Beziehung auf Altpreuſsen, sei es, daſs die Verfasser daselbst heimisch, sei es, daſs die behandelten Gegenstände dem provinziellen Leben der Gegenwart oder Vergangenheit entnommen sind, endlich Mittheilungen von mehr als gewöhnlichem Tagesinteresse, Correspondenzen aus den gröſsern Städten, Universitäts- und Schul-Chronik und Bibliographie.

Der Jahrgang kostet zwei Thaler, einzelne Hefte 10 Sgr.

Inserate werden die Petit-Zeile mit 2½ Sgr. berechnet.

Bestellungen auf die Altpreuſsische Monatsschrift, deren dritter Jahrgang mit dem Mitte Februar 1866 erscheinenden ersten Heft beginnt, nehmen alle Buchhandlungen und die kgl. preuſsischen Postanstalten an. Durch den Buchhandel, wie durch die Expedition (Brodbänkenstraſse Nr. 1) sind auch noch complette Exemplare des ersten und zweiten Jahrgangs zu beziehen.

Königsberg i. Pr., 1866.

Druck und Verlag von Albert Rosbach.

Den Commissions-Debit besorgt die

J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung in Leipzig.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 121]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 4.

April.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Die Krönungsinsignien des Mittelalters.

Nach Dr. F. Bock’s Werk: Die Kleinodien des heil. röm. Reiches deutscher Nation und ihre formverwandten Parallelen

von A. Essenwein.

Unsere deutsche Literatur ist nicht eben arm an guten und interessanten Werken, und doch dürften sich darunter wenige finden, die gerade für alle die Kreise, welche das germanische Museum repräsentiert, mehr und gleichmäſsigeres Interesse finden, als das groſse Prachtwerk des Canonicus Dr. F. Bock, Mitgliedes unseres Gelehrtenauschusses. Ist ja sein Inhalt so enge verwachsen mit der Geschichte des deutschen Volkes und behandelt er doch gerade die sprechendsten Zeugen oder Zeichen deutscher Herrlichkeit! Aber nicht blos für den Patrioten, nicht blos für den Forscher auf dem Gebiete der Geschichte, auch für die Kunstforschung ist das Werk ein hochwichtiges, da es derselben neue und höchst werthvolle Materialien zuführt. Es ist für den Künstler von höchster Wichtigkeit, denn wie oft bildet der Maler den deutschen Kaiser ab! welche Fülle von Ornamenten findet der Goldschmied, der Seidenwirker, der Sticker in den Tafeln des Werkes! So allseitig auch das Interesse daran sein mag, so Wenige werden leider in der Lage sein, das Werk selbst zu sehen, da es zu jenen theuern Prachtwerken gehört, die nur Wenigen zugänglich sind. Wir glauben daher eine Pflicht zu erfüllen, wenn wir die Leser des Anzeigers nicht blos obenhin damit bekannt machen und von dessen Existenz einige Worte sprechen, sondern näher auf den Inhalt selbst eingehen, da wir aus dem angeführten Grund eben die Leser nicht auf das Werk selbst[S. 122] verweisen können. Wenn wir daher die vorliegende Besprechung nicht in die Beilage des Anzeigers unter die literarischen Notizen stellen, so mag der Umfang derselben, die Wichtigkeit des Gegenstandes, und die Unzugänglichkeit des Originalwerkes dies rechtfertigen. So ist es uns auch möglich, in der Reihenfolge der zu behandelnden Gegenstände einigermaſsen von der durch das Entstehen des Werkes selbst bedingten zufälligen Reihenfolge abzuweichen.

Das Werk behandelt nicht blos die eigentlichen deutschen Reichskleinodien, sondern auch alle formverwandten Parallelen, d. h. so zu sagen alles, was von königlichen Insignien aus dem Mittelalter heute noch erhalten und bekannt ist; wir finden darin eine Serie von Goldschmiedearbeiten, die ihren Ausgangspunkt noch unter den altgermanischen Stämmen nimmt und durch das ganze Mittelalter sich bis in’s 17. Jahrh. verfolgen läſst; wir finden alle Entwicklungsphasen vertreten, welche die Form der Krone durchgemacht hat. Wir finden Reichsäpfel, Scepter und Schwerter vertreten; wir finden eine prachtvolle Serie von Pluvialen, Dalmatiken, Alben und Tunicellen, die fürstlichen Personen gedient haben, so daſs auch hier sich interessante kunstgeschichtliche Parallelen aufstellen lassen. Auſserdem finden wir aber auch den ganzen Apparat, der in der Krönungskirche bei der feierlichen Gelegenheit einer Krönung gebraucht wurde, und die Behandlung der Feierlichkeit selbst.

Wir zerlegen daher den Aufsatz in drei Theile, in deren erstem wir das besprechen, was sich auf die Krönung der Kaiser bezieht, im zweiten werden wir die einzelnen Theile des Krönungsornates in Besprechung ziehen, im dritten aber die[S. 123] kunstgeschichtliche Bedeutung der einzelnen Parallelen und den Entwickelungsgang der Formen der einzelnen Zeichen königlicher Machtvollkommenheit zu zeigen versuchen. Wir hoffen so unserem gelehrten Freunde und Mitarbeiter des Museums gerecht zu werden wie dem Interesse der Wissenschaft.

I.

Die Einleitung des Bock’schen Buches beschäftigt sich mit der Krönung, und zwar vorzugsweise mit der Art und Weise, wie und in welcher Reihenfolge die einzelnen Stücke angelegt wurden. Bekanntlich wurden die Reichskleinodien zu Nürnberg in einer Truhe aufbewahrt, die jetzt im germanischen Museum steht, ehemals aber in der heil. Geistkirche oben am Gewölbe hieng. Von Nürnberg aus wurden die Kleinodien zu jeder Krönung in die Krönungstadt (Rom, Aachen, später Frankfurt) gebracht, und zwar durch Abgesandte des Rathes. Es existieren noch Berichte der mit dieser Sendung beauftragten Rathsherren. Der Verfasser concentriert seine Bemerkungen zunächst auf die zu Aachen 1520 stattgefundene Krönung Karl’s V. Wir bemerken, daſs sich im königlichen Archiv zu Nürnberg ein Bericht von den damals mit der Mission der Ueberbringung der Kleinodien betrauten Nürnbergern befindet[A]. Am 22. October hatte die feierliche Einholung des Königs stattgefunden, am folgenden Tage versammelten sich die drei geistlichen Kurfürsten mit ihrer Klerisei in der Nicolaikapelle des Domes, wo der König mit glanzvoller Umgebung in fürstlichen Gewändern mit goldenem Oberkleide erschien. Der Erzbischof von Köln beräucherte ihn, worauf er das Kreuz und Evangelienbuch küſste und, von den drei Erzbischöfen und vom Clerus geleitet, in die Kirche eingeführt wurde, während der Chor die Antiphon anstimmte: Ecce ego mittam angelum meum. Vor dem Altar lieſs sich der König auf goldenem Teppich nieder, worauf der Erzbischof von Köln, der die Krönung vollzog, die vorgeschriebenen Gebete zu verrichten begann. Von den Erzbischöfen zu Mainz und Trier wurde Karl sodann zur Sella aurea geführt. Darauf begann die Krönungsmesse, wobei der Chor den Introitus vom Feste Epiphanias anstimmte: Ecce advenit dominator dominus. Die Epistel begann mit den Worten: Surge illuminare Jerusalem. Während der König sich sodann wieder vor den Stufen des Altars niedergelassen hatte und der ganze Clerus kniete, sang man die Liturgie aller Heiligen; darauf legte der Consecrator, angethan mit der Mitra und dem Stabe in der Hand, dem Coro[S. 124]nandus die üblichen Fragen vor, nach deren Beantwortung er sich an die versammelten Fürsten wandte: Vultis tali principi et rectori vos subjicere ipsiusque regnum firmare fide Stabilire atque jussionibus illius obtemperare juxta Apostolum: Omnis anima potestatibus sublimioribus subdita sit sive regi tanquam praecellenti...? Nach dreimaligem „fiat“ wendete sich der Abt von Prüm an das Volk, dem er die Frage deutsch vorlegte. Abermals kniete Karl am Altar nieder und der Erzbischof sprach eine längere Segnung, worauf er Handschuhe und Ring ablegte und Karln salbte, der hierauf von den Erzbischöfen von Mainz und Trier in die Sakristei geleitet wurde, wo die Kapläne die gesalbten Körpertheile abtrockneten. Die Gewänder, die der Gesalbte bis dahin getragen, wurden nun abgelegt und fielen dem Krönungsstifte zu. Da Karl aber mit den vom Nürnberger Rathe gesendeten Gewändern (Sant Keysser Karl’s claidung) in der Sakristei bekleidet werden sollte, entstand eine Verwirrung, da man die Reihenfolge der Anlegung nicht genau kannte und auch befürchtete, die Kleider möchten Schaden leiden. Karl wurde daher mit andern analogen, dem Münster gehörigen Pontificalien bekleidet. Nach dem Ritus hätten zuerst die seidenen Strümpfe und Schuhe, sodann das seidene Humerale angelegt werden sollen, hierauf die dunkle tunica talaris, den priesterlichen Talaren entsprechend, die, nach Bock, mit einem Gürtel geschürzt wurden. (Wir glauben hier bemerken zu müssen, daſs das Gewand so zugeschnitten war, daſs eine Schürzung nicht nothwendig war, daſs es aber auch nur eine gröſste Länge von 4′ 7½″ hat, daſs also, da es bis zu den Füſsen reichen sollte, die Schürzung bei groſsen Personen nicht nothwendig war.) Darüber hätte nun von der Nürnberger Krongesandtschaft und den Hofkaplänen die kaiserliche Albe gelegt werden sollen, statt der Karl „mit einer schlechten weiſsen Alm“ bekleidet wurde. Diese Albe ist sehr lang, muſste also auch bei den gröſsten Personen mit einem Gürtel aufgeschürzt werden. Darauf war die groſse, breite kaiserliche Stola anzulegen, die, da sie 18′ lang ist, mehrfältig zusammengelegt und geschürzt werden muſste, was bei ihrer groſsen Breite immer gewisse Schwierigkeiten machte. Unter den von Nürnberg mitgebrachten Kleidungsstücken befand sich auch die sogenannte „Adlerdalmatika“, die indessen nicht blos hier nicht gebraucht wurde, sondern die wohl überhaupt von jeher ein Profangewand war, zu dem auch die nun verloren gegangene Gugel gehörte, und das etwa gebraucht wurde, wenn sich der Kaiser im Festzuge aus dem Palaste zur Krönungskirche begab. Eine wirkliche Dalmatika jedoch, die sich noch zu St. Peter in Rom befindet, stand zur Krönung in Beziehung, indem sie der zu krönende Kaiser trug, wenn er in der Krönungsmesse das Evangelium sang.

An den Altar zurückgekehrt, empfieng Karl vom Krönenden das aus der Scheide gezogene Schwert, das sodann in die Scheide gelassen und dem Coronandus umgegürtet wurde. Hierauf wurde ihm ein Ring an den Finger gesteckt, der jedoch, obwohl bei jeder Krönung nothwendig, nicht zu den Kleinodien gehörte, bei denen schon im Beginn des 15. Jahrh.[S. 125] sich keine Ringe mehr befunden zu haben scheinen. Unmittelbar nachher dürfte der zu Krönende die Handschuhe angezogen haben. Die damals noch bei den Kleinodien befindlichen zwei romanischen Armspangen mit Darstellungen der Geburt Christi und der Opferung in Email wurden damals schon nicht mehr gebraucht und an ihrer Stelle dem Coronandus die Insignien des goldnen Flieſses umgehängt. Zugleich damit wurde demselben der Mantel angelegt, der nach dem Ritus erst später hätte gegeben werden sollen, wenn er bereits Scepter und Reichsapfel hatte, die von den Assistenten dem Consecrator übergeben wurden, der nun das Scepter in die Rechte, den Reichsapfel in die Linke des zu Krönenden legte, wobei er das vorgeschriebene Gebet verrichtete.

Sodann nahmen die drei Erzbischöfe die goldene Krone und setzten sie dem neuen König unter vorgeschriebenen Gebeten auf, der nun zum Altar schritt und auf das Evangelium den Eid ablegte. Hierauf begab sich der König, geführt von den Erzbischöfen, über eine Wendeltreppe auf die Empore des karolingischen Octogons, wo der König vom marmornen Stuhle Karl’s d. Gr. Besitz nahm. Der Erzbischof von Mainz sprach nun Worte der Begrüſsung an den Neugekrönten, worauf Propst und Canoniker des Krönungsstiftes nahten und nach vollzogener Begrüſsung den König in die Reihe der Canoniker aufnahmen, wobei er den vorgeschriebenen Eid leistete, worauf er Einigen den Ritterschlag ertheilte. Nach Noppius stand es frei, ob der König dies mit dem Schwerte „derer von Nürnberg, so etwas schwer sei“, oder mit dem Karl’s d. Gr. von Aachen thun wolle. Der Chor sang das Te Deum. Nachdem sich der König sodann wieder in die Kirche zum Altar begeben hatte, wurde das Meſsopfer fortgesetzt. Ein Canoniker des Stiftes sang das Evangelium der Epiphania: Cum natus esset Jesus in Bethlehem Juda. Nachdem der Chor den Gesang des Symbolums beendet hatte, wurde die Sequenz Reges Tharsis angestimmt. Der König legte nun das Schwert ab, überreichte es dem Erzmarschall, den Reichsapfel dem Pfalzgrafen bei Rhein; das Scepter in der Rechten haltend, trat er sodann zum Altar und brachte ein Geldstück zum Opfer, hierauf schritten die Kurfürsten und Canoniker des Krönungsstiftes zum Opfer und wurde ihnen vom Celebrans das Sacrum zum Kusse gereicht. Beim Agnus Dei kniete der Bischof von Lüttich am Altar nieder und empfieng das osculum pacis; derselbe nahm sodann das Sacrum und reichte es dem Bischof von Mainz, der es dem König zur Verehrung darbot. Nach der Communion des Celebrans empfieng der König solche an den Stufen des Altars.

Nach der letzten Collecte begab sich der Erzbischof in die Sakristei, während der König, vor dem Altar sitzend, abermals Mehreren den Ritterschlag ertheilte, und die drei Kurfürsten die Pontificalien mit dem kurfürstlichen Purpur vertauschten. Auf einer eigens dazu erbauten Brücke, die mit Tuch belegt war, begab sich sodann der König mit dem Gefolge im Zuge unmittelbar zum Rathhaussaale, wo das Krönungsmahl statthatte.

[S. 126]

Das Ceremoniale stimmt, wie wir hier nebenbei bemerken wollen, im Wesentlichen mit dem anderer Königskrönungen überein, so mit dem der polnischen Krönungen, das wir in unserm Buche „Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau“ angeführt haben.

In einem Theile des Anhanges führt nun Bock noch einige kostbare Prachtstücke auf, die zum Schmucke des Altares der Krönungskirche dienten. An der Spitze das Frontale zur Bekleidung der Altarmensa, aus Gold getrieben, das nicht mehr im Ganzen besteht, dessen einzelne Theile aber noch sämmtlich erhalten sind. In der Mitte ist die Majestas Domini, daneben St. Michael, Patron Deutschlands, und die heilige Jungfrau. Die Symbole der Evangelisten umgeben den Mitteltheil, darum zehn Scenen aus dem Leiden Christi vom Einzuge in Jerusalem bis zur Auferstehung.

Noch erhalten sind die zwei kostbaren Reliquienschreine, von denen einer die Gebeine Karl’s d. Gr. umschlieſst, die hinter der Mensa des Hochaltares erhöht aufgestellt wurden. Sie finden ausführliche Beschreibung, wie auch der Ambo Heinrich’s II. und der Kronleuchter Friedrich Barbarossa’s, das Kreuz Lothar’s, das Evangelienbuch Heinrich’s II., eine Kleinodientruhe, von Richard von Cornwallis herrührend, ein Aquamanile in Gestalt eines Bacchuskopfes, 2 silberne Meſskännchen in Gestalt von Engeln, das Weihwassergefäſs aus Elfenbein Otto’s III., endlich die beiden Reliquiarien in Form eines Brustbildes uud eines Armes, in denen das Cranium und der Armknochen Karl d. Gr. aufbewahrt werden. Auf dem Kopfe dieses Brustbildes ruht die Corona argentea.

Ein anderer Abschnitt des Anhanges beschäftigt sich mit den zu den deutschen Reichskleinodien gehörigen Reichsreliquien und der von 1425–1523 jährlich stattfindenden öffentlichen Vorzeigung der Kleinodien und Reliquien, die zu Nürnberg am zweiten Freitag nach Ostern geschah und als Festum de lancea et clavis domini in Deutschland und Italien gefeiert wurde, ein Festtag, der sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat.

(Schluſs folgt.)

Fußnote:

[A] Abgedruckt mit einem zweiten Berichte über den Einritt des Kaisers in Aachen, der sich handschriftlich in der Bibliothek des germanischen Museums befindet, von Dr. Cornel. Will, Archivsekretär des german. Museums, im Chilianeum IV, 334 ff. Dieser Abdruck hat neben Hartmannus Maurus der Darstellung Bock’s zu Grunde gelegen. Ein Bericht des Ritters Ludwig von Eyb über Maximilan’s Krönung zu Aachen 1486, mitgetheilt von Jos. Baader, bietet nach mancher Seite hin gröſsere Anschaulichkeit (Annalen des histor. Vereins f. den Niederrhein, XV. Heft. 1864).


Die Juden zu Naumburg an der Saale.

Mitgetheilt durch Karl von Heister.

(Fortsetzung.)

Im J. 1402 verehrten die Juden dem Rathe eine Lamprete. Es muſs aber in jener Zeit ein groſser Fisch diesen Namen geführt oder das eine nur die Art bezeichnet haben, weil es heiſst: „mit den guten Freunden verzehrt Woche Exaudi.“[22]

Das Ereigniſs blieb unermittelt, durch welches in anderthalb Decennien eine ungemeine Verminderung der Juden zu[S. 127] Naumburg stattfand, und ist eine partielle Vertreibung am wahrscheinlichsten.

Im J. 1410 fand ein Vergleich der drei Räthe mit der Judenschaft statt — mit allen dreien, weil sonst das, was der regierende (sitzende) Rath beschlossen hatte, von dem folgenden über den Haufen geworfen werden konnte. Ein solches Abwechseln, welches die Freiheit schützen und das Parteigetreibe unschädlich machen sollte, fand sich in vielen Städten, z. B. in Mühlhausen.

Zu dem Vertrage waren „vnsern mit Rathmanne vnnd geschworene kumpane“ gezogen worden, unter denen einige Edelleute. Die Zahl der Juden wurde auf 22 festgesetzt, und war dieses die im Hause C wohnende Familie[A] des Rabbi Abraham. Verringerte sich diese, so konnte jene durch Zuziehende voll gemacht werden. Die Juden gelobten, jährlich 40 gute rheinische Gulden schwerer Münze, in zwei Terminen (Michaelis und Walpurgis) zu zahlen, und zwar für Synagoge, Schule und ein Wohnhaus, „sampt dem minderen flecke, das ist in dem sagkvit“.

Sollten aber mehr Juden in die Stadt kommen, als oben festgesetzt, stets nur mit Wissen des sitzenden Rathes, so ist die Besteuerung dieselbe, als die der angesessenen Juden, und blieb es gleich, ob jene dauernd, oder nur zeitweise weilten. Man wollte den Angesessenen das Vertrauen schenken, die Steuer von den Zugezogenen einzuziehen und auf das Rathhaus zu bringen. Ein abziehender Jude muſste zuvor die rückständige (vorsessen) Steuer entrichten. Verminderte sich die obige Zahl der Juden ohne Wiedervollmachung, so sollten die vorhandenen dennoch die ganze Steuerquote aufbringen. Die Schule sammt dem Vorhause wurde den Juden erblich übergeben; sie waren aber von der Entrichtung des Wachgeldes frei und brauchten für die innehabenden Grundstücke keine „Thormtage“ zu thun. Sollte jene Schule abbrennen, so wollte sie der Rath wieder aufbauen; kam aber das Feuer durch die Juden aus, so waren diese, nach ihrem feierlichen Gelöbnisse, zum Wiederbaue verpflichtet.

Am Schlusse heiſst es (im heutigen Deutsch): „Auch haben wir obengenannte drei Räthe von Naumburg den vorerwähnten Juden und ihren Erben gelobt und geloben ihnen mittelst dieses Briefes, daſs wir sie vertheidigen, beschützen und beschirmen wollen, mit Ausnahme (gegen) unseres Herrn (des Bischofs), und ihnen zu allen Rechten verhelfen, gleich unseren Mitbürgern, so wir auf das Beste können und mögen, ohne Arglist.“

Beide Theile schworen sich das Halten des Vertrages zu, der am Sonnabend nach St. Veronika abgeschlossen worden ist. Es ist bemerkenswerth, daſs von einem Eigenthumsrechte des Bischofs an den Juden keine Rede ist[23].

[S. 128]

In demselben Jahre 1410 wurde zu Naumburg ein Jude getauft, was sich im J. 1411 mehrfach wiederholte. Von den früheren Glaubensgenossen des Convertiten heiſst es: „wie noch gehabt eine sondirliche geſslein, die Judengasse genannt“[24].

Im J. 1442 finden wir wenigstens die Juden genannt; Kaiser Friedrich III. machte den Versuch, aus dem obersächsischen Kreise das Opfergeld von Israel zu erlangen, und da werden namentlich die Juden zu Naumburg, Querfurt u. s. w. erwähnt.

Im J. 1446 traten bischöfliche Beamte mit dem Rathe von Naumburg wegen des von den Juden getriebenen Wuchers zusammen. Die Namhaftmachung ist nicht ohne Interesse: Der gestrenge Hans von Selfchicz, der Hauptmann Gerhard, der Rath Hans von Nixte, der geschworene Richter zu Naumburg Nikolaus von Höndorff; ferner, mit Vollmacht (volborte) der drei Räthe: die Burgermeister Hans von Glogau und Thomas Hildebrand, der Kämmerer Konrad, der Schützenmeister Paulick etc.; dann von den Juden: Leser, Meyer, Muschel, Jakob, Gatheus, Abraham und Yusche.

Die Räthe hatten erkannt, daſs die Stadt schwer gelitten habe und leider durch den von den Juden getriebenen Wucher, auch in anderer Weise. Die Bitte um Abhülfe war dem Bischof Peter vorgetragen und von diesem eine Teyding befohlen worden. Fortan durfte von Bürgern, ihren Frauen und Kindern wöchentlich vom Gulden oder Schock nur zwei Pfennige Zins genommen werden (eyne halli. guldin adir eynen ort). Es wurde untersagt, Zins zum Kapital zu schlagen (folgin hyndir sich zu rechin), vor Ablauf eines Jahres von einem Naumburger Bürger Zahlung zu fordern; fürchtete aber der Jude, daſs das Pfand nicht mehr Kapital (houbit — Hauptgut) und Zins (wuchir) decke, so muſste er die Sache vor den bischöflichen Richter und den sitzenden Rath bringen.

Es sollte Geld auf Schein oder Pfand von den Juden, Jüdinnen, Angehörigen nicht an Bürger, Bürgerinnen, Bürgerskinder geliehen werden, die unter Vormundschaft standen, und zwar bei Verlust des Betrages. Der Erlaſs wurde jedes Jahr in der Kirche veröffentlicht, auch ein Verzeichniſs der unter Vormundschaft Stehenden dem Vorstande der Juden zu weiterer Verbreitung mitgetheilt. Wer sich von den letzteren dem Vorstehenden nicht fügte, der sollte nicht in Naumburg aufgenommen oder daselbst geduldet werden[25].

In den Jahren 1478 und 1479 hatten Juden Häuser, was die Erklärung wohl darin findet, daſs solche durch den Bischof Dieterich auf 4 Jahre zugetheilt worden waren, also in der Georgen-Freiheit lagen.

Wir geben wörtlich die folgende Notiz (im heutigen Deutsch[26]: „Dieterich von Erdmannsdorff bringt an Ihren Gnaden (den Bischof) ein Credenz-Schreiben, an Rath[S. 129] wegen Meyer’s des Juden. Zu Nacht darauf er auch diese (diesen) gefangen, seine Güther verzeichnet und theils beigelegt worden.“

Beim J. 1489 heiſst es, „Kunz Berold’s Haus ist gekauft und daraus Judenhäuser gebaut worden. Andere Wohnungen der Israeliten wurden, ebenso die Synagoge, ausgebessert[27]. Von diesen gemietheten Baulichkeiten zahlten die Juden 1491 jährlich 40 Gulden an den Rath[28].“

Am Montage nach Vocem jucunditatis 1494 erlieſs Bischof Johannes III. einen Brief, wo einleitend das fürstliche Streben hervorgehoben wird, den Unterthanen zu nützen, Schaden von ihnen zu wenden. Rath, Räthe, Handwerker, Kassenmeister hätten mannichfache Klagen gegen die Juden erhoben, gegen diese Feinde des Kreuzes Christi, Lästerer seiner werthen Mutter, Verspotter des christlichen Glaubens. In Betracht der starken Vermehrung und des den Einwohnern zugefügten Schadens will der Bischof die Juden „vrlauben“ und aus allen Gebieten und Gerichten ziehen lassen, womit sich Dechant, Senior und Domkapitel einverstanden erklärt haben. Jener verpflichtete sich und seine Nachkommen (sic) auf ewige Zeiten, keine Juden aufzunehmen oder wissentlich zu dulden, welchen Handel diese trieben. Geschähe solches in benachbarten Gebieten, so soll doch kein Israelit des Handels wegen in Naumburg, in die Vorstädte oder in die Freiheit eingelassen werden. Treibt ein solcher mit den Unterthanen Geschäfte, so soll ihm Rechtsbeistand versagt werden.

Obgleich die Synagoge früher dem Stifte zuständig war, will sie dennoch der Bischof der Stadt zu gemeinem Nutzen überlassen. Dagegen hat sich der Rath durch besondere Verschreibung zu verpflichten, anstatt der bedeutenden (?) Einnahmen, die der Bischof von den Juden gezogen, jährlich 60 rheinische Gulden in halbjährigen Terminen zu zahlen. Dieser Zins kann aber von der Stadt mit 1200 vollwichtigen und landesüblichen (lantwerigen) rheinischen Gulden abgezahlt werden, bei vierteljähriger Kündigung, an die Kammer zu Zeitz. Schlieſslich bekennen Prälaten und Domkapitel ihre Zustimmung, und sind die groſsen Siegel des Bischofs und des Stiftes der Urkunde angehängt[29].

Die Synagoge wurde im J. 1496 abgerissen und heiſst es beim J. 1498: „Diſs Jahr ist das Judengeld Ihrer Fürstlichen Gnaden Kammer zum ersten mahl als 60 fl. gegeben worden“[30].

Die obige rückkäufliche Zinszahlung erfolgte durch vier Jahrhunderte mit jährlich 52½ Thaler, und hatte man die Herstammung längst vergessen. Im J. 1812 verzichtete die Stiftsregierung auf die Rente, wogegen die Stadt den Leibzoll fallen lieſs, den sie von den die Naumburger Messe besuchenden Juden erhob[31].

[S. 130]

Anhang.

Drei bisher ungedruckte Urkunden.

A. 1410. Judenn was die ethwann vor gerechtkeyt jn der stade gehabt.

Joh. Hermann Schleif Claus Matstede Bürgermeister, hanns Hiltebrant Vrise Gibüthe, kammerer, andrer vnsern mit Rathmanne vnnd geschworne kumpanne, hanns Posenhayn, hanns von Grbyg, Cunrat vonn Hondorff, Albrecht von Vitzthumm, hanns Schwabesdorff, heinnrich thann, hanns kimschewitz, Nicol Werker inn dem erstenn Rathe, hanns Rogehansing, Johannes Matsfeder, Burgemeister Otto Simeke, Nickol von Kircke Chammrer, Andrer vnnssrer Mitrathmannen vnnd geschworene kumpane zu andren Rath, Heinicke vonn Ogrer, krestian von Igener, Bürgermeister, Conrad hillebrannt Hans Brauhopf Chammerer, andere vnsere mitrathmanne vnnd geschworene kumpane zum dritt. Rathe der Stadt Naumburgk bekennen offentlichenn jnn dissenn briue, vnnd thunn kunt allenn denenn die jnn sehenn oder hoernn lesenn, das wir vns mit Vorrathe vnnd mit gütl. wyllen vnd wissenn dryer Rethe vnd aller der die vnssre vorgenanntenn Stadt bürgerrecht habenn, gentzlichenn vnd eintrechtiglichenn vereiniget habenn mit vnssrenn Judenn dy do wonhaft vnnd behauset sein in vnnsre stade Naumburgk, idoch so sollen der Juden die in der zal gehoren zween vnd zwantzigk seien, Nemlich Meister abraham vonn haus C mit jren (?) kinndern vnd allenn jrenn erbenn, Vnd wo sie ire zal volkomlich nicht habenn, so sollen sie ire zal vol machenn, wann sie das ann andrenn Judenn gehabenn mugen, ane argelist.

Dorumb sie vnns gelobet haben vnnd geloben samptlichenn jnn diesen briue vnns alle Jhar vonn der sinagogenn, vonn der Schule, in den furdern hause, das ist in dem Sagkwit, sollenn vnnd wollenn gebenn, zu geschos vnd zu zinssenn vierzigk guthe Rheinische guldenn schwer gemünzt, ann gelte darprenge vnd gebd.[B] sein, jeglicher gulden zu (unleserlich), jn dem Jhar halb auff Sannct Michahelistags negst zukünftiges, das andere halbteyl auf Sannct Walpurgentags negst noch volgennt, Vnnd also sollen sie alle jhar jerlichenn, dieweil die obgenanntenn Jüdenn mit irenn rechtenn erbenn, besessen vnd behauset sein inn vnnsre Stad Naumburgk, — Were auch das obgenannter Jüdenn einer wegk ginge oder züge, so sollen die Hierbliebenenn in der Stade mehrere wiedernehmenn zu hülffe das ire zall vol sei, ann denn ehegenannthenn schosse vnnd zinnsse, also ihrer vorgenhannt haben die wegk zügen, — Die Jüdenn sollenn dann desselbigen gleichen es genissenn als die vorgenanntenn Jüden genossenn habenn.

Kommen aber mehr Jüden vber die vorgenannte zal jnn vnnssre Stadt, zu rastenn oder zu wohnenn, die sollenn thun nah jre manzzall ooprennder[C] Stadt mit wissen des raths,[S. 131] der zu den gezeiten ist, mit geschosse vnnd mit zinnse gleicher wis als die ehegenannthenn ersteren Jüdenn thunn vnnd gethann habenn.

Des sollen wir den vorgenannthenn Jüden glauben, die dahie gebhorenn seint oder werden gebhorenn, das vnns denn zinns vnd geschoss vonn denn vbeirleychen Jüden getrülichen insammelenn, nehmenn, vnd brengenn auf vnser Rathhaws mit jrem geldt auf die vorgenantenn tagezite, als sich vonn rechte gebürt, — Noch ist mehr gered vnnd gelobbt vonn denn vorgenannthen Jüden, die da inn dem obgenannten gelde stehen, ob irgend einer wegkzihenn oder geenn wolde, der sol des eher denn zins vnd geschos abelegen, den er des Jhars vorsessenn hat, ooprenn (?) seine genossenn denselben, denn sollenn wir vnd wollenn inn nicht hindernn, sondre wyr wollen inn zihenn lassen, wo hinn er wyl, ane ansprach vnd alleini hindernus vnnd ane gefherdt. — — Were es auch das die ehegenannthenn Jüdenn eins zyts wegk zügen oder kgaten, oder das sie ann der zal minder würde, so sollenn doch die andrenn, die hier seinn vnnd bleibenn, vnnd ihre wie viel der ist, das vorgenannte geschoss vnd zinsse zumal genntzlich leisten vnd bezalenn auf die vorgenannthenn tagezyten ane allerley widerspruch hindernus vnd gefherde, — Alss haben wir den obgenannthenn Jüden, Jüd(innen) vnd irenn rechtenn erbenn, die schule vorerbt vnd gelassenn zu einem rechtenn erbe, mit dem Vorhowse das dahin gehoert, mit sampt dem hinderteyl das inn sayk trit, vnd sollen umb der vorgenanntenn jerlichen zinsse vnd gulde, frei vnd loss seinn, Wachegelds — — — — Thormtage keines mehr vonn der vorgenannthenn schule vnd haeuser zu thün vnnd zu geben,

Were es auch das die obgenannte schule abeginge wegen (feuer) oder Brandis noth, da got vor sei, so sollenn vnd wollen wir die schule selber wider bauenn vnd machen nach ire macht vnd vermügen,

Kehme aber ein feuer oder ein brant aus vonn denn Jüdenn, so habenn vnns die Jüdenn geredt vnnd gelobtt, gereden vnnd geloben, semptlich inn disem briue, das sie sollenn vnnd wollenn, haus vnnd Schuel wider bauen, als es vor gewessenn ist, so sie beste mügt, mit jre selbst kost vnnd geld,

Auch habenn wir obgenannthe drei Rethe zu Naumburgk, denn vorgenannthe Jüdenn vnnd irenn erbenn gelobtt vnnd gelobenn wir inn diesenn briue, das wir sie wollen vorteidingen vorschützen vnd beschirmen, sonder[D] vor vnssern herrn, zu allenn iren rechten gleicher weis, als vnsser mitbürger, so wir aufs best konnen oder mügen, ane allerlei argelist,

Alle disse vorgeschriebene redestück vnnd Artikel dis briues, gelobenn wir vorgenannthe rathsgeschworene, den mehr genanntenn Jüden vund sie vnns wider gleicher weise ganntz stethe vnnd oner benachlichung[E] zu haltenn, ane alle gefherde vnnd argelist — Vnnd habenn das zu vrkunde vnnd einem wa[S. 132]renn bekentnus wissentlichenn vnnssrer stade Naumburgk gross Insigel ann disenn offnenn brief gehanngenn Der gegeben ist nah gottes gottes gebürt virzehennhundert Jhare, danach in dem zehenndem Jhare am negstenn Sonnabend nach S. Veronikstage.

Copieen aller gemeiner stadt Naumburg privilegien Wilkoren Erkauftenn Gerechtigkeiten vnnd vortregen etc. 1540.

Bibliothek des Magistrats zu Naumburg. Manuskripte. (Fol. 45 f.)

Das Vorstehende ist eine Abschrift in der Sprache des 16. Jahrhunderts.

(Schluſs folgt.)

Fußnoten:

[A] familia, wie im Alterthum, einschlieſslich Seitenverwandte und Dienstboten.

[B] gebende.

[C] ? — ooprennder Stadt, d. i. opren (opfern, offere) der St. — Vergleiche: „Opferpfennig, tributum, quod Judae olim solvere tenebantur Imperatori.“ Scherz. —

D. Red.

[D] Mit Ausnahme, ausgenommen.

[E] Etwa: unerweglichen?

D. Red.

[22] A. N., S. 129; M. N., S. 1b.

[23] C., S. 45 f. Vgl. unten Urkunde A.

[24] A. N., S. 142; M. N., S. 1 b; N. R., S. 113.

[25] O., Nr. 26. Vgl. unten Urkunde B.

[26] M. N., S. 11 b.

[27] A. N., S. 195, 197 b; N. B. 364; 559; M. N., S. 14 a.

[28] A. N., S. 195; N. R., S. 559.

[29] C., S. 49; A. N., S. 140. Vgl. unten Urkunde C.

[30] M. N., S. 15 b.

[31] Kämmerei-Sachen. Act. XVII, 1, S. 77 f.


Zur Miniaturmalerei des 14. Jahrhunderts.

Von Dr. A. von Eye.

(Hierzu eine Beilage.)

Bekannt ist das Miſsverhältniſs, in welchem, im Gegensatze zur neueren Zeit und in Bezug auf die Wissenschaft, im Mittelalter Kunst und Künstler zu einander stehen. Auf der einen Seite, aus Bürger-Gildenbüchern und anderen Urkunden entnommen, zahlreiche Namen ohne eine einzige Leistung, welche mit Sicherheit diesem oder jenem zuzuschreiben wäre; auf der anderen noch mehr Werke, von denen wir kaum genau wissen, in welche Gegend sie zu versetzen sind. Im groſsen Ganzen der mittelalterlichen Kunst die tiefste Innerlichkeit, reinster Erguſs des verborgenen Seelenlebens, vollkommenste Verkörperung des allgemeinen Zeitgeistes im anschmiegenden Wesen der Persönlichkeit und doch wieder zur Erklärung all der so geheimniſsvollen wie bedeutsamen Erscheinungen nichts als den Geist der Zeit im Allgemeinen, kaum irgendwo die Kenntniſs engerer Verhältnisse, die damals die künstlerische Entwicklung fördern und richten halfen. Weniger glücklich als die Geschichte unserer Literatur, die längst begonnen hat, dem Verhältnisse des Dichters zum Dichtwerke die feinsten Reflexe abzugewinnen und diese zur Beleuchtung beider, wie ihrer Epoche, zu verstärken, muſs sich die ältere Kunstgeschichte mit wenigen Ausnahmen noch darauf beschränken, Stoff zusammenzutragen, dem Gebiet der Forschung die äuſseren Grenzen zu bestimmen und oberflächliche Eintheilungen zu machen.

Daſs diesem Sachverhalte gegenüber auch der kleinste Beitrag der Specialforschung nicht zurückzuweisen ist, dürfte einleuchtend sein. Auch auf das Gebiet der Miniaturmalerei sich zu begeben, hat jene gewiſs das Recht, seitdem erwiesen ist, daſs die groſse Epoche der van Eyk kaum etwas Anderes als letztere zum Ausgangspunkte gehabt. — Schon im ersten Bande des Anzeigers gaben wir über einen Augsburger Miniaturmaler v. J. 1487 Bericht, dem wir hier nachträglich anfügen, daſs der dort noch Joh. Gutlinger entzifferte Name, mit mehr Wahrscheinlichkeit Giltlinger zu lesen ist, welche Lesung durch die Schrift selbst nicht ausgeschlossen wird, so daſs der Maler einer auch sonst in Augsburg vorkommenden Künstlerfamilie sich einreiht. Diesmal weisen wir auf zwei benannte Miniaturmaler aus dem 14. Jahrhundert, von deren Hand sich Arbeiten ebenfalls in der Sammlung des germanischen Museums befinden.

Miniatur
Z. Anz. f. K. d. d. V. 1866. Nº 4.

[S. 133]

Nicht nur den Namen, sondern auch das Bild des Einen finden wir auf dem Groſsfolioblatte eines Plenariums, welches das Officium der heil. Agnes enthält. Auf dem mittleren Stabe des verzierten Initials M, mit welchem dasselbe beginnt, hat der Schreiber die Heilige selbst und daneben sich in anbetender Stellung dargestellt. Ein von seinen zusammengelegten Händen ausgehendes fliegendes Band nennt ihn: frater mathyas minor dictus stamler. — Da die beiliegende Durchzeichnung das Bild nur in schwarzen Umrissen wiedergibt, die Farbe aber einen um so wesentlicheren Bestandtheil desselben bildet, je mehr der ornamentale Charakter darin vorherrscht, lassen wir eine kurze Beschreibung desselben folgen.

In den zu ziemlich breiten Feldern erweiterten Grundstrichen des groſsen Buchstaben ist der mittlere Raum zur Aufnahme einer Verzierung von Gold herausgenommen, während eine Randleiste von der Dicke der schmaleren Linien übrig bleibt, die, wie letztere, mit über Eck gestellten Farben roth und blau coloriert ist. Abwechselnde kleine, goldene Schilde und schwarze Ringe nebst einem Spiele von weiſs aufgesetzten Lichtern beleben diese Farbenzusammenstellung, in welcher, was nicht unbemerkt zu lassen sein dürfte, wir genau dieselbe wiederfinden, die bis zum Ausgang des Mittelalters bei Bemalung des ornamentalen Theiles plastischer Kunstwerke vorherrschend in Anwendung gebracht wurde. Die im Innern ausgeschiedenen Felder sind mit Beibehaltung einer heraldischen Stellung der Farben roth und grün getheilt; die darauf angebrachten Ornamente aus abenteuerlichen Thier- und Blattformen zusammengesetzt. Der Raum innerhalb des geschlossenen Initials, der, in vier Felder geschieden, ganz mit geschupptem und in Schneckenwindungen sich an einander schlieſsendem Riemenwerk ausgefüllt ist, bietet auf den abwechselnd roth und violett tingierten Flächen den Platz für vier Medaillons, von welchen eines eine rothe Rose, zwei goldene Bestiarien aufweisen und deren viertes dem anbetenden Franziskanerbruder die Stelle eingeräumt hat. Vier ähnliche, an der Auſsenseite des Buchstabens angebrachte Medaillons ergänzen dessen Rundung zu einem Quadrat, während zur Füllung der übrig bleibenden Lücken das Riemenwerk des inneren Raumes hervorgenommen worden, das indeſs hier seine Gestalt mannigfach wandelt oder zu Schreiberzügen sich löst. — Die heil. Agnes, vor dem mittleren Stabe des Initials dargestellt, trägt ein blaſsrothes Kleid unter hochrothem, hermelingefüttertem Mantel, eine goldene Krone auf hellgelbem Haare und das Lamm in einer Art Nimbus auf dem linken Arme, während sie die Rechte mit vorgestrecktem Zeigefinger zu dem Betenden neigt. Der Heiligenschein ist, ohne Zweifel, um nicht Gold neben Gold zu stellen, purpurfarben gehalten und trägt eingezeichnete Orna[S. 134]mente. Der verehrende Künstler ist mit dem aschfarbenen Gewande und dem Knotenstrick seines Ordens angethan. Ob die auffallende Erscheinung, daſs das Ornament des Hintergrundes, welches an die Umrisse der Figur der Heiligen überall genau sich anschlieſst, von der seinigen rund umher durch eine weiſse Zwischenfläche geschieden ist, eine Bedeutung habe, ob vielleicht, wenn der klösterliche Zeichner dieser Verzierung die Bedeutung des alten Goldgrundes und des himmlischen Glanzes beilegte, der durch die vornehme heraldische Theilung seiner Felder etwa noch erhöht erscheinen sollte, derselbe demüthig sich einstweilen davon als ausgeschlossen betrachtet zu wissen wünschte, wollen wir dahingestellt sein lassen.

Die Schrift des ganzen Blattes umgiebt eine schmale Leiste, in Bezug auf welche wir unserer Abbildung nur anfügen, daſs in ihr die oben angegebenen Grundfarben abwechselnd sich wiederholen, wie daſs ihre vier Ecken durch gröſsere, mit Bestiarien ausgestattete Medaillons, die Seiten durch kleinere Rosetten unterbrochen sind.

Neben dem besprochenen liegen zwei andere Blätter, von welchen das eine, mit dem Officium des heil. Johannes des Evangelisten angefüllt, durch den Inhalt, wie durch ganz gleiche Schrift und groſse Ähnlichkeit der bildlichen Darstellung als demselben Werke entnommen sich ausweist. Das andere Blatt scheint zwar von anderer Hand geschrieben, zeigt jedoch in seiner ornamentalen Ausstattung, einem groſsen Initial-A und einer reicheren Randleiste, so viel Verwandtschaft mit dem beschriebenen, daſs wir kaum an einen anderen Verfertiger denken können.

Was nun die Künstlerschaft des letzteren betrifft, die wir nachzuweisen hoffen, obwohl wir denselben anfangs nur als Schreiber eingeführt haben, so ist zunächst festzuhalten, daſs sie allerdings sich nur aus der Schreibekunst entwickelt hat, daſs der Bruder Matthias vom Schrift- zum Figurenzeichner fortgeschritten ist — eine Wahrnehmung, welche zwar in der älteren Kunst als ganz allgemeine sich wiederholt, die aber um so mehr Bedeutung gewinnt, je klarer aus dem einzelnen Falle hervorgeht, wie — im Gegensatze zur Neuzeit, welche die in Jedermanns Gebrauch befindliche Fertigkeit kaum noch als Handwerk gelten läſst — in jenen Zeiten der beginnenden Entwicklung die seltene und geheimniſsvolle Kunst des Schreibens nicht nur bereits den Boden gewährte, auf welchem auch die bildende Kunst, mit der Zeichensprache des Ornaments und des Symbols beginnend, sich weiter entfaltete, sondern auch einem reizbaren Gemüthe den Anstoſs zu geben vermochte, der es durch die verschiedenen Stadien des vermittelnden Verständnisses zur letzten Abfindung mit der Welt des Geistes und Heiles, soweit sie im Bereich der Kunst beschlossen liegen, antreibt. — Daſs in unserem Falle Zeichner und Schreiber in derselben Person vereinigt waren, geht unzweifelhaft aus dem vorliegenden Documente selbst hervor. An einigen Stellen bedeckt die Schrift die Malerei; an anderen ist diese über jene hinweggeführt, und beide zeugen von solcher Gleichzeitigkeit,[S. 135] daſs darin kaum das Wechseln des Platzes Raum finden würde. Der unmittelbare Uebergang von dem gemalten Initial zur vergoldeten und reich mit Zügen ausgestatteten Schrift, welche in unserer Abbildung durch Schraffierung angedeutet ist, dürfte in dieser Beziehung einen weiteren Anhaltspunkt bieten. — Aber der Schreiber trug unbewuſst ein künstlerisches Talent in sich; die Schriftzüge gestalten sich unter seiner Hand unwillkürlich zu Kunstwerken. Aus dem einfachsten Elemente seiner Verzierung, den Linien, Ranken und Riemen, gestalten sich ohne Ende Figuren mannigfaltigster Art, abenteuerliche und natürliche Wesen, die, wenn auch ganz auf dem Boden der Ueberlieferung erwachsen, doch so viel eigenthümliche Erfindung und individuelles Leben offenbaren, daſs sie eine Schätzung auch auſserhalb des allgemeinen, durch die Zeit gebotenen Maſses zulassen. — Andrerseits stehen dem Künstler zur Umreiſsung seiner Figuren auch kaum mehr als Schreiberzüge zu Gebote. Zwar sind diese im Originale gewandter und mit mehr Feinheit durchgeführt, als wir sie in unserem Versuche des Ueberdrucks haben wiedergeben können, doch entbehren sie fast überall des nöthigen Formenverständnisses, das ja auch von der strengsten Handhabung des Stiles nicht ausgeschlossen ist. Wenn gleichwohl der klösterliche Zeichner den Bedingungen des Stils, der eben zu seiner Zeit in deutschen Landen die schönste Ausbildung gewonnen, in edler Haltung der Figuren, sanftem Schwunge der Falten und allen den anderen bekannten Merkmalen vollkommen entspricht, wenn er sogar trotz der mangelhaften Zeichnung in den Umrissen im Ganzen seinen Gestalten wohlgebildete Verhältnisse, seinen Gewandungen, trotz mangelnder Durchführung der einzelnen Motive, eine künstlerische Anordnung zu geben weiſs, so sind diese Vorzüge aber als Ausfluſs seiner begabten Naturanlage zu schätzen.

Charakteristischer noch, als die von uns wiedergegebene Abbildung, ist die figürliche Darstellung auf dem zweiten angeführten Blatte. Wir sehen da innerhalb eines dreitheiligen, mit phantastisch geschmückten Giebeln überdachten Gebäudes zunächst den Evangelisten Johannes nackt im Kübel mit siedendem Oele stehen, die Hand segnend über den ihm vorgehaltenen vergifteten Kelch erhebend, aus welchem die Schlange hervorschlüpft. In der zweiten, der Hauptabteilung, sitzt Christus thronend, und vor ihm der Jünger, als der besonders geliebte, das Haupt in seinen Schooſs legend. In der dritten steht der gealterte Evangelist im priesterlichen Gewande, aus dem selbst bereiteten Grabe zum Herrn betend, der oberhalb des abgeschlossenen Hintergrundes mit den übrigen Aposteln erscheint. Eine aus mehrfachen Friesverzierungen zusammengesetzte Basis schlieſst das Gebäude nach unten ab. Eine ähnliche Bandleiste, wie auf dem mitgetheilten Blatte, Medaillons mit denselben Bestiarien u. s. w. umgeben die Schrift, die, wie bemerkt, das Pergamentblatt demselben Werke zuweiset, dem auch das andere entnommen. Wollten wir aber wegen einiger vorkommenden Abweichungen die Zeichnung einer anderen Hand, etwa einem zweiten kunstsinnigen Klosterbruder[S. 136] zuschreiben, so träte bei der vorwiegenden Uebereinstimmung statt der Individualität eines einzelnen Mannes die eines Klosters hervor, die nach damaligen Verhältnissen ja nicht weniger bestimmt sich auszuprägen vermochte, und die wir, da vom Bruder Matthias Stammler schwerlich etwas Weiteres wird in Erfahrung gebracht werden, wenn nicht einmal ein altes Todtenregister den Ort anzeigen wird, wo er gelebt und frei von Ehrgeiz seine Kunst geübt hat, zu unserm Zweck uns wohl gefallen lassen können.

Auch in der letztgenannten, ziemlich umfangreichen Darstellung sind die Figuren von zarter Auffassung, edler Haltung und sinniger Zusammenstellung. Die Gewandung trägt, obwohl sie hier weniger zur Geltung kommt, den anmuthenden Charakter der Epoche; die ornamentale Ausstattung zeugt von origineller Erfindung. — Das Initial des dritten Blattes trägt auf der linken Seite eine weibliche, auf der rechten eine männliche gekrönte Schlange, beide grün schattiert auf goldenem und blauem Grunde, mit übereck gestellten Farben. Die innere Füllung, wie die Ränder, sind genau behandelt, wie bei dem Initial M, mit Wiederholung der Medaillons, ohne figürliche Darstellung. Der interessanteste Theil dieses bemalten Blattes ist aber die äuſsere Bandverzierung, in welcher die Leiste selbst aus halben, mit Blau und Roth abwechselnden Linien zusammen gesetzt ist und einen ganzen Wald eigenthümlich behandelten Laubwerks von sich abzweigt, das wiederum von einer Schaar jener seltsamen, mit bestimmtem Charakter versehenen und doch für den sprachlichen Ausdruck kaum faſsbaren Phantasiewesen belebt ist.

Was die Technik unseres Künstlers betrifft, möge dessen Eigenthümlichkeit sich nur in einer einzigen Person oder in der enggeschlossenen Gesammtheit eines Klosters concentrieren, so ist dieselbe noch sehr einfach. Alle Zeichnung ist mit schwarzen Linien umrissen, der innere Raum mit einem gleichmäſsigen Farbtone ausgefüllt und der Schatten, meistens im Anschluſs an die Umrisse, mit einem dunkleren Tone nachgetragen. Auch das angewandte Glanzgold ist noch schwarz umzogen, und mit der Feder hineingezeichnet. Bei den häufig vorkommenden Medaillons und Rosetten macht sich indeſs bereits das Bestreben bemerkbar, in denselben Tiefen und Höhen plastisch hervorzuheben: Bemerkt dürfte noch werden, daſs die damals blühende Wappenmalerei unserm Künstler ersichtlich mit als Schule diente. Nicht nur an den beschriebenen Hintergründen, noch mehr fällt dieses auf am erwähnten Hermelinbesatz des Mantels der Heiligen, der ebenfalls ganz in Weise der Heraldik behandelt ist.

Der zweite Name, der hier mitzutheilen, findet sich auf dem ersten, leider vereinzelten Pergamentblatte einer städtischen Wahlordnung, das auf der Vorderseite, über dem Beginn der Schrift, in goldenem, fast die ganze Breite des Kleinfolioblattes einnehmendem Initial-E als bildliche Füllung das jüngste Gericht darstellt — ohne Zweifel in Beziehung auf den folgenden Inhalt des Schriftstückes. Der groſse Buchstabe ist,[S. 137] wie gesagt, einfach mit Glanzgold belegt; der innere Grund, zur Bezeichnung des Himmels, blau; der äuſsere roth, ziemlich kunstlos mit gelben Ranken und blauen Blumen überzogen. In der Mitte, auf dreifachem Regenbogen, thront Christus als Weltrichter, nur mit goldgesäumtem Purpurmantel bekleidet, die Wundenmale zeigend, während zwei rothe Schwerter von seinem Munde ausgehen. In den beiden oberen Ecken blasen zwei Engel aus Wolken heraus die Posaune; unten öffnen sich zwei steinerne Sarkophage, aus deren jedem zwei lebendige Leiber sich erheben. Auf den zur Seite liegenden Deckplatten hat der Maler seinen Namen: Linhart Frater und die Jahreszahl 1322 angebracht.

Die Kunst des Letzteren steht, wenn sie der Epoche nach auch schon vorangeschritten ist, doch der des Bruders Matthias nach. Während dieser noch mit Form und Vortrag ringt, im geistigen Bemühen die Darstellung bereichert und zu edlem Stile erhebt, ist Bruder Linhart mit jenen beiden fertig und sucht bereits das äuſsere Aussehen auf Kosten des inneren Gehaltes auszubeuten. Er hat eine Schule durchgemacht und, überzeugt von der Wirksamkeit dessen, was er dort gelernt, enthält er sich, irgendwo die Probe zu machen, vergnügt sich vielmehr, von seiner eigenen Erfindung hinzuzuthun, und verfällt bereits in ein entschieden naturalistisches Streben. Wir würden das Blatt, wenn es keine Jahreszahl trüge und diese durch die Schrift durchaus bestätigt würde, in eine spätere Zeit versetzen. Es zeigt aber, daſs von der Miniaturmalerei im Verhältniſs zur Wand- und Tafelmalerei gilt, was etwa von der Goldschmiedekunst im Verhältniſs zur Architektur: die kleineren Künste eilten in Aus- und Ueberbildung der Formen und theilweise selbst der Technik den gröſseren voraus. — Auf dem in Rede stehenden Blatte ist in den nackten Theilen ein kräftiger Lokalton als Unterlage gegeben; die Muskulatur ist mit einem bräunlichen Schattentone conventionell eingezeichnet; das Licht weiſs, mit feiner Schraffirung und berechneter Strichlage aufgesetzt. An der Figur Christi ist bereits entschieden die Wirkung des Reflexes vom rothen Mantel mit in’s Auge gefaſst; Alles aber handwerksmäſsig behandelt. Die Falten des Mantels weisen zwar im Allgemeinen noch den geschmeidigen Fluſs auf, der im 14. Jahrhundert die Draperie charakterisirt, aber manche wulstige Lage drängt sich mit ein, die, um einen Schritt weiter geführt, den knitterigen Bruch der folgenden Periode an’s Licht stellt. Das Interessanteste an dieser ganzen Malerei ist jedenfalls, daſs sie die Phase ihrer Entwicklung an einen so genau bestimmten Zeitpunkt knüpft und dadurch zum Anhaltspunkt für andere wird.


Literärische Forschungen.

Von Subrektor Franck zu Annweiler.

(Schluſs.)

9. Discessus Friderici Henrici Auriaci Principis, a fratre Mauritio (qui munitionem Mondorfii supra Colonia me[S. 138]dio Rheno excitarat, quae a forma clericalis galeri Pfaffenmüz dicta) cum firma equitum manu et Anglis aliquot equitibus Vnioni subsidio missus, postquam dominari Spinolam et Palatinus Weterauiaeque nullo impediente potiri videt, taedio verum cum Batauis suis in Belgium revertit (1620) ansamque prouerbio dedit: Er gehet durch wie ein Holländer. I, 75.

Vergl. Imm. Weberi specimen Paroem. historic. Gissae 1718. 4. S. 5–16.

Ita famosa illa vnio... austro blandientium persuasionum grauida cum equabus Hispaniae ventos vanitatis peperit.

Der vnirten Trew ging gantz verlorn
Kroch endlich in ein Jägerhorn:
Der Jäger blies sie in den Wind
Das macht das man sie nicht mehr find.  I, 75.

Vergl. Weller Ann. I, S. 125–126.

10. Fama est hoc tempore [1619–1621] Hispanos aureis et argenteis hastis pugnasse cum Vnionum exercitu in Palatinatu, pluraque tam auro quàm ferro administrata esse: Vnde tum prouerbium ortum: Hispanicos dublones (Dublonen) facere duplices nebulones. I, 75.

11. Das dich der Limbach schlage.

Paulo ante hanc pugnam (ad Lanam fluvium ann. 1625) Tillius Nienburgum quoque obsidere tentarat, vbi autem infelicem successum habuit; fortiter illam vrbem defendente strenuo gubernatore Limbachio... cujusque virtus etiam apud hostes admirationem habuit. Nam recedentes Nienburgo Caesariani, maledicentes alicui familiari hoc dicterio sunt vsi: Das dich der Limbach schlage. I, 92.

12. Post proelium Lutteranam [1626] Daniae Rex cum magna suorum parte Lutterâ vsque Stadam profugere coactus fuit, indèque vulgatum dicterium ortum:

Von Lutter bis hin nach Stade,
War das nicht eine braue retirade?  I, 95.

Vgl. Imm. Weberi spec. a. a. O. S. 21–22.

13. Fama est Wallensteinium Consuli Stralsundensi, quem datâ securitate in castra euocauit, pro imperio iniunxisse, vt urbem dederet, se enim non prius recessurum, donec voti (er wolte Stralsund sich bemeystern, wē es auch mit ketten an den Himmel geschlossen were) compos esset redditus. Ad quae quum Consul mascula verba reponeret, jurasse Fridlandum: Er Wolte, so bald er Stralsund gewonnen, ihn im Thor vffhencken lassen: Consulemque appositè regessisse: Er solte nicht ehe Hering ruffen, bis er ihn beim Schwantz hette. I, 98.

14. In obsidione Noviomagēsi Hispani milites è muris feles suspendebant, addito hoc dicterio: Alſs dese Katten sollen konnen spinnen, Sall Graf Mauriz Nimwegen Winnen. Quae conuiciandi libido illis malè cessit vrbe Mauritio Nassouio expugnata. I, 98.

15. Inter Gustaui Adolphi anno 1630. Imperium petentis tribunos fuere Achatius Tod et Maximilian Teuffel, unde: Der König were mit Teuffel vnd Todt in Teutschland. I, 108.

[S. 139]

16. De vrbe Ingolstadio totius Bavariae munitissimo propognaculo Maximilian. Bauariae Dux dicere solitus est:

München sol mich ernehren:
Zu Ingolstat wil ich mich wehren.

Vergl. Pistorius a. a. O. VI, 545.

17. Ingolstadii in excelsa turri ad D. Mariae reponitur aliquod tormentum quod die Feige appellant. Quum autem rex Sueciae in tricennali bello propugnaculum hoc tentaret, globus tormento isto emissus, ipsum, cui iusidebat, prostravit equum, Vnde prouerbium adhuc in Bavaria frequens, ipsemet aliquoties Ingolstadij audiui: Zu Ingolstat weiset man einem die Feige. I, 121.

Vergl. Pistorius a. a. O., I, 65.

18. Constantiam suam Landgrauius Wilhelmus Hassiae [in foedere Heilbrunnensi] illustrem reddidit cuso peculiari nummo hac inscriptione:

Lieber Land vnd Leute verlohren
Als einen falschen Eyd geschworen.  I, 131.

19. Tempore Wilhelmi II. quum quidam pinnam arboris nauticae (des Prinzen Flagge) inuerteret ac ima summis mutaret, ortum est prouerbium in Belgio minore latum: Die Holänder hengen den Prinzen bey den Füssen auff. Quod dictum tamen licentiam exlegem redolet. I, 254.

20. Regula non ficta nequam Moguntia dicta I, 282.

Der üble Ruf der Mainzer (vgl. Maſsmann, Eraclius, 431) geht durch das ganze Mittelalter. Schon Fredegar (cap. 87) sagt vom Zuge Sigebert’s III. nach Thüringen i. J. 640, wo er von Rudolf geschlagen wurde: Magaezenses in hoc proelio non fuerunt fideles. Alle Verräther des karolingischen Sagenkreises (Genelun, Duolo, Reimund u. a.) sind von Mainz gebürtig, nicht minder Pilatus. Daſs die Brücke bei Mainz im Rhein versunken sei, das sei, sagt die Kaiserchronik im Eingange, gekommen „von der Sünde

daz die megenzaere
nie neheinen ir hêrren
mit ganzen triuwen wonten mite:
noch halten si den alten site.“

Nach Crusius schwäb. Chronik (von Moser; Frankf. 1733, fol. I, S. 601, b) gab um 1156 der mainzische Erzbischof Arnold denen, welche ihn vor einem baldigen Aufruhre seiner Bürger warnten, zur Antwort: „Die Mayntzischen Hunde sind nur gewohnt zu bellen aber nicht zu beiſsen“, und Hutten sagt 1519 im Vadiscus (ed. Münch I, 167): „Es ist ein alt Sprichwort: Maintz von anbeginne schalckhafftig“.

Vergl. auch Wartburgkrieg, Nîthart, Ottocar etc. Imm. Weberi Spec. prov. hist. (Paroem. I., Moguntia ab antiquo nequam: Mayntz ist ein Schalck voll alter List, S. 1–11) Gissae, 1716. 4.; Pistorius a. a. O., VI, 434; Guden, Codex diplom. I, 117; Leibnitz, Script. rer. Brunsvic. II, 1137; Hessische Denkwürdigk. II, 393; Rhein. Antiqu. (1739. 8), 395.

21. Nobilis quidam Germanus interrogatus: Ecquando Germani pacem sint habituri perpetuam? egregiè respondit: Wan[S. 140] alle Vhren im Römischen Reich Zugleich eins schlagen werden. I, 308.

22. Militum solenne carmen est: Vnfried in aller Welt: so gelten die Soldaten das meiste Gelt. I, 312.

23.

Seit die Ritterschafft Thurnieren vermeidt,
Vnd die Priesterschafft im Harnisch reit,
Vnd Weltliche Mönche Geistliche Pfarr regiren,
So müssen Wir Land vnd Leut verlieren.
Et alius dicit: quicquid agit mundus, Monachus vult esse secundus.  I, 342.

„Es ist kein spil gantz (nach dem Sprichwort) es sey dañ ein Münch oder Pfaff darbey“ versichert Seb. Franck im Weltbuch 1533. Fol. CXXVIII, b.

24. Fratres ordinis Teutonici hodie in suis Commendis luxum et otium ut plurium sequntur. Vnde rythmi:

Kleider aus Kleider an,
Eſsen, trincken, schlaffen gahn,
Ist die arbeit so die Teutschen Herren han.  I, 349.

So schon bei Seb. Franck Zeytbuch vnd Geschychtbibel. Ssraſsb. 1531. Fol. III, CXCI, b, und kurz vorher: „Wer ein schön Weib hat, wa Teutsch Herren sind, ein Metzen korn, vnd ein Hinderthür, der hat ein jar daran zu essen.“ CXC, b.

„Bey den Teutsch Herren geht die Armut auff Bantoffeln vnd tregt Sperber auff den händen. Ebendas. CXC, b. — Vgl. auch Pistorius a. a. O. X, 1029.“

25. Rythmi, quamuis non adeò venusti, rei veritatem tamen exprimentes, quos de rusticorum querela Weinheimi in Palatinatu legi, hi sunt:

Der Kaiser wil haben sein Trew vnd Pflicht:
Der Pastor will haben sein frey Quit;
Der Edelman spricht ich bin frey;
Der Jud treibt seine wucherey;
Der Soldat spricht ich gebe nichts;
Der Bettelmann spricht ich hab nichts;
Da spricht der Baur, das muſs Gott walten,
Muſs ich diese alle erhalten,
So geb ich mich gedultig darein,
Vnd wollens also zufriden sein.  I, 419.

26. Spinolano-Hispani Euangelium quintum de Cruce et afflictione adeò acerbe praedicarunt, vt Palatinatus, hortus ille Germaniae, breui ad sterilitatem fuerit redactus. I, 436.

27. Anno 1462. Cal. Jul. Friedericus Victoriosus (vulgo der böse Fritz) felicissime hostes fudit am Frohnholtz bey Seckenheym zwischen Heidelberg vnd Manheim. Zur gedechtnis dieses Siegs seyn diese alte Teutsche reymen:

Als ein a mit einem i geziert,
Vier Huefeisen werden formirt,
Ein Axt vnd der Apostel zahl,
Geschah die Schlacht am Neckarthal:
Do fienge ein iunger Pfältzer
Ein Bader, ein Laeger und ein Sältzer.  I, 441.

28. Ferendum esse Politici consulunt, quod mutari non po[S. 141]test: Man müsse dem weiter seinen lauff lassen, vnd gedencken wie die Bürger zu Calis [Calais?], welche das Donnern, wetter-leuchten, vnd Platz-regen in Gottes nahmen geschehen lassen. II, 22.

„Mər lossən·s gä~h, sâ~g·n d· Leinsweil·r.“ — Leinsweiler ist ein kleines Dorf in der Nähe von Annweiler. Daselbst soll einmal ein von der Würde seines Amtes tief durchdrungener Schulze bei einer kleinen Reise, welche er im Begriffe war anzutreten, den Büttel beauftragt haben, dem Gemeinderathe zu verkünden: „Wenn es während seiner Abwesenheit regnen wolle, so sollten sie es gehen lassen.“ Seitdem müssen sie die Begrüſsung dulden: Mər lossən·s gä~h, sâ~g·n d· Leinsweil·r.

29. Commune est publicissimum prouerbium: Ein ieder Fürst ist Kayser in seinem Lande. Idem me olim docuit D. Conringius in praelectionibus ad Lampadium. II, 46.

Vergl. Huld. Eyben, dissert. de orig. brocard. Ein jeder ist Kaiser in seinem Land. 1661. 4. Hillebrand, deutsche Rechtsprichwörter, 1858. Nr. 363. Graf und Dietherr, deutsche Rechtssprichw. 1864. S. 487.

30. Germanorum prouerbium et vulgaris versiculus jam Ludouici Bauari aetate fuit:

Curia Romana
Non pascit ovem sine lanâ.  II, 75.

31. Das Cammergericht das Jammergericht. II, 208.

32. Vulgatum est veriverbium: Vbel gesprochen ist wol appellirt. Ni hoc salutare remedium iura indulsissent, Deus bone! quantis iniquitatibus, et grauaminibus inferendis fenestra tum in inferioribus iudiciis aperta fuisset. II, 224.

33.

Da Demuth weint vnd Hochmut lacht,
Da ward der Schweitzer Bund gemacht.

Rythmi quos Bernensi armamentario inscriptos legi. II, 237.

Vergl. M. Stettler, Annales. Bern, 1627. Fol. I, 29, b. Kirchhofer, schweizer. Sprichw. Zürich, 1824. S. 113.

34. Potentissimus pagus est Bernensis, qui ingruente vi externa, accenso in proximo ad Bernam monte igne, intra spatium 14. horarum 400000 hominum colligere potest. Vnde apud Bernenses prouerbio circumfertur: Berna et Bernenses tantum possunt, quantum Mediolanum et Mediolanenses. II, 237.

35. De rege Bohemiae Electorum excellentissimo vulgati rythmi sunt:

Ich bin der Chürfürsten Oberman,
Wen man nicht wol eins werden kan,
Wem ich dan gebe die Stimme mein,
Das der allein mus Kaiser sein.  II, 323.

Vergl. Pistornis a. a. O.: „Böhmen ist der Churfürsten Obermann.“ I, 365.

36. Wilhelmus iunior Brunsvic. Dux duos habuit filios... Henrico sorte Brunswicensis siue Guelpherbytana, Erico Goettingensis Ditiones obvenere. Ericus, quum sorte ipsi obtigisset illa portio (referente Letzneri) fertur hunc rhythmum[S. 142] protulisse: Das Land Zwischen Diester und Leine: Das ist es das ich meine. III, 123.

Vergl. Pistorius a. a. O. VII, 652. A. v. Colenfeld, Zwischen Deister und Leine, im illustr. Familien-Journal 1864, Nr. 46.

37. Henrici Senioris filius Henricus Junior dux Bellicosus ann. 1519. cum Joāne Episcopo Hildesiensi bellum gessit. Joannes ille, à Caesare Carolo V. proscriptus, in contemptum Imperialis Banni dixisse fertur: Acht hin, Acht her, Acht vnd Aber Acht sein Sechszehen. Excutio banni à Caesare commissa est ducibus Brunsvicensibus Henrico atque Erico, qui Episcopum in tantas redegerunt angustias, vt ipsi praeter Vrbem Hildesheim, Peina, Steuerwalt et Marienburg nihil manserit reliquum: In hoc bello aliquoties arx Peinensis frustra fuit a Ducibus expugnata, vnde rythmi:

Peine Ward gemacht so veste,
Das die Eule blieb im neste.  III, 123–124.

Vergl. Anzeiger 1834, 21.


Die schöne Maria.

Die Geschichte mit den Wunderzeichen der schönen Maria zu Regensburg hat 1519 einiges Aufsehen gemacht. Ihr zu Ehren sollte eine neue Kirche gebaut werden, die jetzige protestantische Neu-Pfarr-Kirche, deren Entwurf Michael Ostndorffer[A] im Voraus auf einer noch jetzt im Nationalmuseum zu München aufbewahrten und zu neuen Abzügen verwandten Holztafel sorgfältig ausführte. Alte und neue Exemplare besitzt Herr Graf Hugo von Walderdorff, welcher die Güte hatte, vorstehende Notizen zu meiner Kenntniſs zu bringen. Die „Contrafactur der Kirchen zu Regensburg... 1610“ (Ex. in Erlangen und im german. Museum) kann nicht, wie es geschehen, als spätere Ausgabe bezeichnet werden. Auch der Text ist ein anderer, in Prosa und offenbar 1610 erst hinzugefügt, obgleich der Schnitt selbst von Ostndorffer herzurühren scheint. Von dieser „Contrafactur“ gibt es drei Ausgaben; die eine von Passavant beschriebene hat den Druckfehler 1516, statt 1519. Den Text druckte Hormayr im Taschenbuch 1843, S. 176, ab. Auch diese Holztafel besitzt das Nationalmuseum, und wurden neuere Abzüge davon angefertigt.

Des Naglers Hier. Ell Lied von der schönen Maria kenne ich blos aus einem undatierten Nachdruck, Folioblatt mit Holzschnitt-Randeinfassung ohne Bildniſs, welcher die offenbar getreue Orthographie zu meiner Nr. 1205 (Repert. typogr.) geliefert; und den ich vor zwei Jahren bei Hrn. Antiquar Butsch in Augsburg gesehen. Derselbe erschien 1610–1619, wahrscheinlich zum[S. 143] hundertjährigen Gedächtniſs. Graf von Walderdorff hat einen nach 1747 besorgten Abdruck des Liedes, Folioblatt mit Kupfer, oft gesehen und selbst in Besitz. Auf diesem Blatte erscheint unter dem Regensburger Stadtwappen, den Schlüsseln, der heil. Cassianus; die Andacht zur schönen Maria wurde aber erst nach 1747 in der Cassianskirche erneuert. Der Orignaldruck von 1519 ist bisher nirgends zum Vorschein gekommen, also wahrscheinlich verloren.

Zu den beiden 1519 entstandenen Gedichten, Nr. 1303 und Nr. 1304 meines Repert. typogr. wäre nichts zu bemerken, als daſs auf beiden Titeln dieselben Distichen stehen und daſs Nr. 1303 sich auch in der Regensburger Kreisbibliothek befindet.

Das letzte Gedicht von 1522 ist noch heute in vielen Exemplaren verbreitet, weil in jenem Jahre das Interesse an der Sache erkaltet, nicht mehr viele Leser erweckte, der Verbrauch daher schwächer geworden war. Ich habe es vielfach gesehen; unter Anderem existiert es im german. Museum, in München, Berlin, bei Hrn. v. Walderdorff u. s. w. Die Wunderzeichen, wie sie das Gedicht erzählt, gehen von Montag nach Sebastiani 1521 bis Mittwoch nach Annuntiationis 1522. Vergl. Panzer’s deutsche Annalen Nr. 1551. Laut der vorhandenen Kirchenrechnung hat es Paul Kohl gedruckt.

In das Jahr 1519 schlägt ein der Regensburger Kreisbibliothek gehöriges Folioblatt mit einer Copie der Dürer’schen Maria (mit dem Jesuskinde auf einem Halbmond stehend) und 40 lateinische Distichen und 12 Hexametern, kein Regensburger Druck, mit dem Titel:

Ad formosam Virginem Mariam | Rastisponae in area Judaeorum expulsorum gratiose residen | tem et Grandibus miraculis coruscantem | Jacobi Locher Philomusi | elegia votiva.

Ein Jahrhundert später wird das von Gumpelzhaimer beschriebene Bild der schönen Maria, ein Folioblatt mit Kupfer, entstanden sein, welches den Titel führt: „Gründliche Nachricht von der schönen Maria in Regenspurg u. s. w.“ Demselben sind mit alten Typen Titel und Distichen der Nr. 1303 vorangedruckt.

Ein Kupferstich mit 4 Zeilen erklärenden Textes und der Ueberschrift: „Wahre Abbildung der so genañten Regenspurgischen Capelle zur schönen Maria“ in Hochquart, aus dem vorigen Jahrhundert, ist im Besitz des Grafen von Walderdorff.

Am häufigsten gedruckt wurde das Prosabüchlein, meine Nummern 1339 und 1340, dessen Original-Manuscript Herr v. Walderdorff besitzt. Verfasser war der 9 Jahre später zum Feuertod verurtheilte Dr. Balthasar Hubmör. Zu den von mir beschriebenen zwei Ausgaben kommen noch zwei andere hinzu, die ich hier zum Schluſs aufführen will:

In disem biechlin sind begriffen, die | wunderbarlichen zaichen beschen zu Regenspurg zu der | schönen Maria der[S. 144] muetter gottes. | (Holzschnitt) | Regenspurg. Am Schlusse: Ist allhye | zu Regenspurg gewest, auff montag nach Michaelis. Lob sey got, | vnd der schönen Marie.

o. J. (1520). 12 Bl. 4. (letztes leer). Die 4. Titelzeile im Holzschnitt. — Im Besitz des Hrn. Grafen Hugo von Walderdorff.

In dysem buchlein seindt begrif | fen die wunderbarlichen zaychen, beschehen zu Regen- | purg zu der schönen Maria der mutter gottes. | (Holzschnitt) | Regenspurg.

o. J. (1520). 48 Bl. 4. — In Regensburg (wo nur 11 Bl. vorhanden).

Meine Nr. 1339 ist demnach nicht in Regensburg.

Emil Weller.

Fußnote:

[A] Wenn Passavant T. III, p. 304 und 315, das Blatt dem Altdorfer zuschreibt, so ist dies ein Märchen, das auf einer Tintenfälschung des Monogramms bei dem Exemplar der Albertinischen Sammlung in Wien beruht, wo indeſs das Ostndorffer’sche Zeichen trotz der Correctur noch deutlich erkennbar ist.


Wann kamen die Wörter „Soldat“ und „Princessin“ in den deutschen Sprachgebrauch?

Ich weiſs zwar nicht, ob das Wort „Soldat“ nicht schon früher in der deutschen Sprache eingebürgert war; aber mir begegnete es in der Bedeutung, wie es etwa jetzt verstanden wird, zum ersten Male im Jahre 1551. Damals wurde das spanische Kriegsvolk, das bisher in Schweinfurt gelegen, nach Windsheim verlegt. Der dortige Rath ersuchte die Stadt Nürnberg, ihm Jemand zu schicken, der der spanischen Sprache kundig wäre, wo möglich, den Michel Stresenreuter. Darauf antwortete Nürnberg unterm 7. März, Stresenreuter sei nie in der Stadt Nürnberg Diener, wohl aber „vnser Soldaten einer“ gewesen. Vor zwei Jahren habe er seinen Abschied genommen, und jetzt halte er sich in der Gegend von Weiſsenburg auf. Dagegen könne man Windsheim den Hanns Kleindienst überlassen, der auch der spanischen Sprache kundig und mit dem Kriegsvolk und seinen Obersten wohl bekannt sei.

Dasselbe dürfte mit dem Worte „Princessin“ der Fall sein. Es ist mir nie vorgekommen, daſs die Töchter deutscher Fürsten vor der Mitte des 16. Jahrhunderts mit diesem Worte bezeichnet wurden. Zum ersten Male fand ich es in einem Schreiben des Raths zu Nürnberg an seinen Syndicus Dr. Christoph Gugel, der im März 1550 wegen Erwerbung des Schlosses Hartenstein an den churfürstlichen Hof zu Heidelberg abgesendet worden und den Auftrag erhalten, behufs Beschleunigung dieses Geschäftes die „Princessin“ mit 500 oder 1000 fl. zu verehren.

„Soldat“[A] und „Princessin“ haben sich meiner Ansicht nach unter Carl V. und Ferdinand I. aus dem Spanischen in’s Deutsche eingebürgert, — jedoch Alles salvo meliori.

Nürnberg.

Baader.

Fußnote:

[A] Vgl. Du Cange, glossarium etc., ed. Henschel, tom. VI, p. 288b.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 145]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 4.

April.


Chronik des germanischen Museums.

Zu unserer innigsten Freude sind wir auch diesmal in der angenehmen Lage, unsern Monatsbericht mit einer Reihe der erfreulichsten Nachrichten zu eröffnen.

Selbst jenseits der dermaligen Grenzen unseres Vaterlandes, an die wir uns übrigens mit unseren der Erforschung und Veranschaulichung germanischer Vorzeit, germanischer Sitte und Gebräuche gewidmeten Sammlungen und Arbeiten unserer Anstalt ohnehin nicht binden können, der Unterstützung gewürdigt zu werden, ist für unser nationales Werk gewiſs ein höchst ehrenvolles Zeugniſs. Es wird deshalb allen unsern Gönnern und Freunden in hohem Grade erfreulich sein, heute zunächst zu hören, daſs der von des höchstseligen Königs der Belgier, Königs Leopold’s I. Majestät dem germanischen Museum als Schriftenabonnement seit Jahren gewährte Zuschuſs von jährlich 50 Franken, von dessen königlichem Nachfolger, König Leopold’s II. Majestät unserm Institute auch für die Zukunft in huldvollster Weise belassen worden ist.

Nächstdem haben wir unserer neulichen Mittheilung bez. der vom Stadtrathe zu Leipzig zum Zwecke des Ankaufes der freiherrl. v. Aufseſsischen Sammlungen uns gewordenen reichen Beihülfe heute die angenehme Nachricht folgen zu lassen, daſs zu eben gedachtem Zwecke auch von Dresden aus, der Geburtsstätte des germanischen Museums — denn dort gelangte am 17. August 1852 in der unter Vorsitz Seiner Majestät des jetzt regierenden Königs Johann von Sachsen tagenden Versammlung deutscher Geschichts- und Alterthumsforscher, die von Seite des Freiherrn Hans v. u. z. Aufseſs Jahre lang unablässig verfolgte Idee der Gründung eines deutschen Nationalmuseums zu ihrer Verwirklichung — ein gleicher Beitrag uns zugeflossen ist, indem der Rath genannter kgl. Residenz- und Hauptstadt, in erfreulichstem Einverständnisse mit dem Collegium der dasigen Stadtverordneten, zur Minderung der unserer Anstalt durch den Ankauf jener Sammlungen erwachsenen Schuld die Summe von 200 fl. in wohlgeneigtester Weise und unter der ermuthigenden Zusage uns zur Verfügung gestellt hat, auch in Zukunft gern jede Gelegenheit ergreifen zu wollen, die patriotischen Zwecke unserer Anstalt nach Kräften fördern zu helfen.

Möge das von den Städten Dresden, Leipzig und Heilbronn, die zum Ankaufe der freiherrl. v. Aufseſsischen Sammlungen zusammen die Summe von 500 fl. beisteuerten, gegebene Beispiel patriotischer Liberalität und deutschen Gemeinsinnes Seitens anderer Gemeindevertretungen des Vaterlandes durch recht vielfache Nachahmung die verdiente, die gebührende Anerkennung finden, dann wird die Schuld, deren Minderung eine Sache der Pietät für uns und deren Abtragung eine Ehrensache für die deutsche Nation ist, bald gänzlich ihre gewünschte Bereinigung gefunden haben.

Und wie von Dresdens Rath und Bürgerschaft in vorgedachter Beziehung uns treffliche Unterstützung geworden ist, so hat in dieser lieben Stadt auch eine andere, in diesem Blatte schon mehrfach zur Sprache gekommene Angelegenheit neuerdings wieder anerkennenswertheste Förderung gefunden, nämlich die von unserm 1. Sekretär,[S. 146] Dr. Erbstein, der nationalen Anstalt zugedachte unentgeltliche Ueberweisung der von ihm s. Z. dahier erstandenen Sammlung von Modellen ehemals reichsstädtisch nürnbergischer Kriegswerkszeuge. Wie wir sehr dankbar erkennen, ist dem Ankaufe dieser in mehrfacher Beziehung interessanten Collection zum ehrenden Gedächtniſs des verstorbenen, durch seine kunsthistorischen Sammlungen in weiten Kreisen bekannten und auch um unser nationales Institut verdienten kgl. preuſs. Generalmajors Freiherrn Carl Rolas du Rosey von dessen Tochter Freifräulein Clara Rolas du Rosey in Dresden der Betrag von 110 fl. gewidmet worden. Möge die neue, reiche Förderung, die hiemit einem zur Ausschmückung unseres nationalen Werkes begonnenen Unternehmen sich zugewendet, demselben noch weitere Betheiligung zuführen und somit die Hoffnung und der Wunsch, die Seitens des Deponenten jener Sammlung an deren Uebertragung in die Hallen unseres Nationalmuseums geknüpft wurden, in vollstem Maſse sich verwirklichen.

Bezüglich einer andern sehr erfreulichen Nachricht, die vom Vorsitzenden des unseren freundlichen Lesern bereits rühmlichst bekannten Mannheimer Hülfsvereins unseres Institutes, dem um unsere Anstalt schon hochverdienten und mit seltenem Glücke für uns wirkenden Herrn Prof. Dr. C. B. A. Fickler, uns neuerdings geworden ist, behalten wir uns vor, unseren Gönnern und Freunden in unserm nächsten Monatsberichte Mittheilung zu machen.

Von unseren Sammlungen hatten sich im letzten Monate hervorragender Zugänge die Bibliothek und das Antiquarium zu erfreuen. Ersterer giengen als Geschenk Sr. Excellenz des Herrn Generallieutenants Freiherrn Seutter v. Lötzen, Gouverneurs der deutschen Bundesfestung Rastatt, eine bedeutende Anzahl ihr noch fehlender Schriften zu; letzteres wurde auf Vermittlung des Herrn Rittmeisters v. Humbert in Aschersleben vom dortigen Hrn. Buchbindermeister Dahle mit einer Anzahl wohlerhaltener, bei dem Dorfe Frohse in Anhalt gefundener Urnen beschenkt.

Tiefbetrübt hat uns die Nachricht von dem am 18. März d. J. erfolgten Tode des kgl. pr. Archivrathes Dr. Lacomblet in Düsseldorf, um so mehr, als der Verstorbene, seit Januar 1859 Mitglied unseres Gelehrtenausschusses, an der Förderung unseres nationalen Institutes in wesentlicher Weise Antheil genommen hat.

In Schriftentausch mit uns ist neuerdings getreten:

der naturwissenschaftliche Verein für Steiermark zu Graz.

Neue Pflegschaften wurden errichtet zu Waldenburg in Sachsen und zu Krumbach in Bayern.

An neuen Geldbeiträgen brachte der vergangene Monat noch folgende:

Aus öffentlichen und Vereins-Kassen: Vom Magistrate zu Kissingen 5 fl.; ferner vom Gewerbevereine zu Kirchheim a. T. 1 fl. 45 kr., und als Reinertrag einer vom Herrn Stadtverordneten G. L. Göldner, Pfleger unseres Institutes für Laucha (Preuſsen), veranstalteten Abendunterhaltung 15 fl.

Von Privaten: Elbogen: R. Aichhorn, pens. k. k. Postoffizial, 1 fl. 10 kr., Franz Heisinger, Professor, 2 fl. 20 kr., Ferdinand[S. 147] Schwaab, k. k. Steuereinnehmer, 1 fl. 10 kr., Dr. jur. Heinr. Stradal 2 fl. 20 kr., Job. Tuzina, Professor, 1 fl. 10 kr.; Freiberg: Robert Friedrich Hirt, Fabrikbesitzer, 1 fl. 45 kr.; Freudenstadt (Württemberg): Dr. med. Wiedersheim 1 fl.; Germersheim: Stadtvikar Heman 1 fl., Kitzing, k. Major, 1 fl. 45 kr., Pfarrer Maurer in Bellheim 1 fl. 45 kr., Bezirksarzt Dr. Schmauſs 1 fl. 45 kr.; Kissingen: J. Bergmann, Kaufmann, 1 fl., Dr. K. Boxberger, prakt. Arzt, 1 fl., Ph. Heuſslein Freiherr von Euſsenheim 3 fl., Oberstaatsanwalt Wagner in Lörrach, 2 fl.; Mindelheim (Bayern): v. Ammon, k. Landrichter, 1 fl., Karl Rosenberg, k. Notar, 1 fl.; Naila: Friedrich Borger, Fabrikant, 1 fl. 12 kr., Ludwig Borger, Fabrikant, 1 fl 12 kr., Phil. Dittmar, Hammergutsbesitzer, in Oberklingensporn 1 fl. 12 kr., Eichenmüller, k. Landgerichts-Assessor, 1 fl. 10 kr., Gustav Lintl, k. Bezirks-Amtmann, 1 fl. 12 kr., Pinkas Skutsch, Notar, 1 fl. 12 kr., Sondermann, k. Landrichter, 1 fl. 10 kr., Ottm. Thiroff, Kaufmann, in Culmitz, 1 fl. 12 kr.; Nürnberg: Gg. Möſsel, Akademiker, 1 fl, K. Gilbert Wheeler, Consul d. V. St. v. Nordamerika, 1 fl.; Osnabrück: Dr. phil. Esch 1 fl. lO kr.; Pesth: Friedr. Kirchhof, Gastwirth, 1 fl. 10 kr., Joh. Temple, Ingenieur und Strecken-Chef der k. k. privil. Staatsbahn-Gesellschaft in Waitzen, 1 fl. 10 kr.; Ulm: Rechts-Consulent Dietrich 1 fl., Jos. Steiner, Fabrikant in Laupheim, 1 fl.; Waldmohr (Pfalz): Friedr. Butenschön, k. Gerichtsschreiber, 1 fl., Friedr. Cuny, k. Notar, 1 fl. 45 kr., Jakob Eberhard, k. Gerichtsvollzieher, 1 fl., Karl Kampf, kgl. Landrichter, 1 fl., Eduard Ney, Reviergehilfe, 1 fl., Ritter, Rechts-Candidat, in Hochspeyer 1 fl., Friedr. Scherer, Bürgermeister, 1 fl., Christian Schlemmer, Gastwirth, 1 fl.; Zwenkau (Sachsen): C. B. Schaarschmidt, Commissär zu Rittergut Imnitz und Kötzchbar 3 fl. 30 kr.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Dr. Mooren, Pastor, in Wachtendonk:
3336. Akten über die Einführung der Augsburger Confession in Dortmund. Anfang des 17. Jahrhunderts. Pap.

J. Liebermann, Restaurateur, in Nürnberg:
3337. Copie eines Schreibens des Markgrafen Georg Albrecht von Brandenburg an den Bischof von Bamberg, eine Zehentsache der Imhof zu Nürnberg betr. 1661. Pap.

II. Für die Bibliothek.

Anton Kutschera in Weitz (Steiermark):
19,173. Ders., Geschichte der Vorzeit aus Denkmalen; 3 Bogen. 8.

Anton Emmert in Riva:
19,174. Il Commercio di Riva antico e moderno. 1844. 8.

Antiquarisch-historischer Verein für Nahe und Hunsrücken in Kreuznach:
19,175. Ders., sechster Bericht. 1865. 2. Nebst: Vierter Bericht über die Sammlung des Vereins. 1861. 4.

J. J. Trost, k. k. akadem. Rath, Professor und Bibliothekar, in Wien:
19,176. Ders., Proportionslehre, mit einem Kanon der Längen-, Breiten-, und Profilmaase aller Theile des menschlichen Körpers. 1866. 4.

Jos. Ant. Finsterlin, Buchhandl., in München:
19,177. Bayerischer National Kalender f. d. J. 1865, 1866. 4.

Schweighauser’sche Verlagsbandl. in Basel:
19,178. Stockmeyer u. Reber, Beiträge zur Basler Buchdruckergeschichte. 1840. 4.

Franckh’sche Verlagshandlung in Stuttgart:
19,179. Hagen, zur politischen Geschichte Deutschlands. 1842. 8.
19,180. Ders., Fragen der Zeit. 2 Bde. 1845. 8.
19,181. Scherr, allgem. Geschichte der Literatur; 2. Aufl. 1861. 8.
19,182. Flegler u. Rückert, allgem. Weltgeschichte. 8.

Franzen & Grosse, Buchhandl., in Stendal:
19,183. Götze, Geschichte des Gymnasiums zu Stendal. 1865. 8.

Ed. Schmid, Pfarrer, in Pfiffelbach b. Apolda:
19,184. Bote des Gustav-Adolf-Vereins aus Thüringen. 18. Jhrg. 1865. 8.

[S. 148]

Dr. Wilh. Stricker in Frankfurt a. M.:
19,185. Ders., d. deutsch-wälsche Sprachgrenze in der Schweiz und Italien vor 300 Jahren. 8.
19,186. Ders., zwei ungedruckte Briefe Göthe’s. 8.

Comité der Tiedge-Stiftung in Dresden:
19,187. Ders., Mittheilung über die Tiedge-Stiftung. 1865. 4.

K. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen:
19,188. Dies., Göttingische gelehrte Anzeigen; 1865, Bd. I. u. II. 1865. 8.
19,189. Dies., Nachrichten von der k. Gesellschaft der Wissenschaften und d. Georg-Augusts-Universität aus d. J. 1865. 8.

Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde in Leiden:
19,190. Dies., Handelingen en Mededeelingen. 1865. 8.
19,191. Dies., Levensberichten der afgestorvene Medeleden; 1865. 8.

Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz:
19,192. Dies., neues Lausitzisches Magazin; 42. Bd. 1865. 8.
19,193. Dies., dem Herrn Karl Wilh. Dornick etc. 1865. 4.
19,194. Dies., dem Rector u. Lehrer-Collegium des Gymnasiums zu Görlitz. 1865. gr. 2.

Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn:
19,195. Dies., Mittheilungen etc. 1865. 4.

Statistisches Bureau des k. sächs. Ministeriums des Innern in Dresden:
19,196. Dass., Zeitschrift etc., 11. Jhrg. 1865. 4.

K. Universität zu Greifswald:
19,197. Dies., index scholarum etc. 1866. 4.
19,198. Dies., Verzeichniſs der Vorlesungen etc. 1866. 4.

Dr. Heinr. Schreiber, Professor, in Freiburg:
19,199. Ders., der deutsche Bauernkrieg; 3 Thle. 1863–66. 8.
19,200. Ders., zur Geschichte der Baukunst u. Baumeister in Freiburg. 1866. 8.

Dr. Fr. v. Kobell, Universitäts-Professor, in München:
19,201. Ders., zur Charakteristik oberbayerischer und verwandter Dialect-Poesie. 1866. 8.

Dr. K. Back, geh. Regierungsrath, in Altenburg:

19,202. Ders., fliegende Blätter; XXIII-XXVII. 8.

19,203. Xenophontis gnomologiae etc. 1558. kl. 8.

Dr. H. C. von der Gabelentz, w. geh. Rath u. Staatsminister a. D., in Altenburg:
19,204. Ders., die ausgestorbenen Adelsfamilien des Osterlandes. 8. Sonderabdr.

Geschichts- u. Alterthumsforschende Gesellschaft des Osterlandes in Altenburg:
19,205. Dies., Mittheilungen etc. VI, 3. u. 4. Heft. 1865. 8.

Société des bibliothèques oommunales du Haut-Rhin in Colmar:
19,206. Dies., II. séance de la 2de. année; I. séance de la 3me. année. 1865. 1866. 8.

Dr. v. Falkenstein, k. sächs. Staatsminister, Excellenz, in Dresden:
19,207. Archiv für die sächs. Geschichte, herausg. v. K. v. Weber. 4. Band. 1865. 8.

K. b. Akademie der Wissenschaften in München:
19,208. Dies., Sitzungsberichte; 1865, II. Heft 3 u. 4. 1865. 8.

Dr. A. Birlinger in München:
19,209. Ders., alemannisches Büchlein von guter Speise. (1865.) 8. Sonderabzug.

A. Essenwein, I. Vorstand des german. Museums:
19,210. Ders., das Princip d. Vorkragung u. d. verschied. Anwendungen u. Formen in d. mittelalterl. Baukunst. 1861. 4. Sonderabdr.
19,211. Ders., d. innere Ausschmückung der Kirche Groſs-St.-Martin in Köln. 1866. 8.
19,212. Sulzer, Octavius L. L. Trophimvs V̅I̅ vir sibi et secvndae vxori etc. 1861. 8. Sonderabdr.
19,213. Didron, société d’Arundel pour la propagation des oeuvres d’art. 4.

[S. 149]

Museum Francisco-Carolinum in Linz:
19,214. Dass., 25. Bericht etc. 1865. 8.

Dr. H. K. Brandes, Gymnasial-Professor u. Rektor, in Lemgo:
19,215. Ders., d. Heiligen u. d. Teufel mit Himmel u. Hölle in den geogr. Namen. 1866. 4. Progr.

Dr. Sachse, Oberlehrer, in Berlin:
19,216. Ders., über Johannes den Täufer im Mittelalter. 1866. 8.

Aug. Hopfer, Buchhandl., in Burg:
19,217. Frick, e. Hof-Pfalz-Grafen-Diplom Joh. Rists. 1866. 4. Progr.

H. J. Kämmel, Direktor u. Professor des Gymnasiums u. der Realschule in Zittau:
19,218. Michael, de sequentia mediae aetatis Dies irae, dies illa dissertatio. 1866. 4. Progr.
19,219. Brösing, Nachrichten üb. d. allgem. Stadtschule in Zittau. 1866. 8. Progr.

Chr. Winter, Verlagshandlung, in Frankfurt a/M.:
19,220. Simrock, d. deutschen Volksbücher; 12. Bd. 1865. 8.

Constantin Ziemſsen, Verlagshandl., in Danzig:
19,221. Mannhardt, Roggenwolf u. Roggenhund; 2. verm. Aufl. 1866. 8.

J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung in Leipzig:
19,222. Hinrichs’ fünfjähriger Bücher-Catalog; III. Bd. 1866. 8.

Historisch-antiquar. Verein des Kantons Schaffhausen in Schaffhausen:
19,223. Ders., Beiträge zur vaterländ. Geschichte; II. H. 1866. 8.

Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark in Graz:
19,224. Ders., Mittheilungen; I.-III. Heft. 1863–65. 8.

Magyar Tudományos Akadémia in Pest: 19,225. Hunfalvy, a magyar birodalom természeti viszonyainak leirása; III. köt. 1865. 8.

Verlag der Frauenzeitung in Stuttgart:
19,226. Kirchenschmuck etc.; XIX. Bd. 1. Heft. 8.

Wilh. Hertz, Verlagshandl., in Berlin:
19,227. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter; 2. Aufl. 1866. 8.

Historischer Verein für das wirtembergische Franken in Weinsberg:
19,228. Ders., Zeitschrift; VII. 1. 1865. 8.

K. Universitäts-Bibliothek zu Göttingen:
19,229. Die Accessionen der k. Universitäts-Bibliothek in Göttingen, 1854 u. 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63 u. 64. 8.

Dr. L. A. Warnkönig, geh. Hofrath, in Stuttgart:
19,230. Séances et travaux de l’académie des sciences morales et politiques; 23. et 24. année, t. 67–74. 1864–65. 8.
19,231. Messager des sciences historiques etc. de Belgique; année 1864. 8.
19,232. Zeitschrift f. exakte Philosophie, herausg. v. Allihn u. Ziller; Bd. I, 1. 8.
19,233. Alberdingk Thijm, une fête populaire en Allemagne; répresentation du mystère de la passion à Oberammergau. 1860. 8.
19,234. Die Kirchenfrage in d. württemb. Kammer. 1861. 8.
19,235. v. Ketteler, soll die Kirche allein rechtlos sein. 2. Aufl. 1861. 8.
19,236. Alberdingk Thijm, les fils ainés de l’église. 1861. 8.
19,237. Die alten und die neuen Stände. 1862. 8.
19,238. Alberdingk Thijm, Vazon, évêque de Liége, et son temps. 1862. 8.
19,239. Bormans, traduction romane d’une homélie et d’une épître de St. Grégoire-Le-Grand. 1862. 8.
19,240. Boyer, le Champ du mensonge, an 833. 1862. 8.
19,241. Lhoest, le progres au dix-neuvième siecle. 1862. 8.
19,242. Friedberg, d. Miſsbrauch der geistl. Amtsgewalt. 1863. 8. Sonderabdr.
19,243. Alvin et Chauvin, expositions dex travaux graphiques et plastiques exécutés dans les écoles de Bavière, de France et du royaume de Wurtemberg. 1863. 8.
19,244. v. Keller, altdeutsche Handschriften; 1. 2. 1864. 8.
19,245. Des abus du régime parlamentaire. 2. ed. 1864. 8.
19,246. Gratama, oratio de juris naturalis hac nostra aetate studio. 8.
[S. 150] 19,247. Wauters, sur la carte de la Gaule sous le proconsulat de César. 8.

Direktion des Gymnasiums in Donaueschingen:
19,248. Programm des gr. Gymnasiums in Donaueschingen. 1865. 8.
19,249. Rapp, d. Helvetier im J. 58 v. Chr. 1865. 8.

Verein für Landeskunde von Nieder-Oesterreich in Wien:
19,250. Ders., Blätter etc. 1865, I. Jhrg. Nr. 1.-6. 8.

Freiherr v. Seutter, Generallieutenant, Gouverneur der deutschen Bundesfestung Rastatt:
19,251. Publication der Röm. Key. May. zwischen der Oberkeit und den Kirchendienern Augsp. Conf. in der Stadt Augsburg. 1586. 4.
19,252. Müller, Augspurgische Händel so sich daselbsten wegen der Religion... zugetragen. 1586. 4.
19,253. Müller, Send- und Trostbrieff an seine liebe Landtsleut etc. 1583. 4.
19,254. Der Herren Pfleger vnd Geheimen Räth des h. Reichsstatt Augspurg warhaffter gegenbericht etc. 1587. 4.
19,255. Gegründte christl. Antwort der jetzig. Evangel. Predicanten in d. Statt Augspurg etc. 1586. 4.
19,256. Frick, templum parochiae Ulmensium, Ulmisches Münster etc. 1731. 4.
19,257. Schelhorn, kurtze Reformations-Historie d. k. fr. Reichs-Stadt Memmingen. 1730. 8.
19,258. Georgii, Nachricht v. d. Stadt u. d. Marggrafthum Ansbach. 1732. 4.
19,259. Riccius, zuverläſsiger Entwurff v. d. landsäſsigen Adel in Deutschland. 1735. 4.
19,260. Stieber, histor. u. topogr. Nachricht v. d. Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. 1761. 8.
19,261. Loy, geist- und weltliche Geschichte der des h. röm. Reichs freyen Stadt Leutkirch. 1786. 8.
19,262. Fischer, statist. u. topogr. Beschreibung des Burggraftums Nürnberg u. d. G. etc. 2 Thle. 1787. 8.
19,263. Leben u. Charaktere berühmter und edler im J. 1790 verstorbener Männer. 1792. 8.
19,264. Will, Geschichte u. Beschreibung d. Nürnb. Landstadt Altdorf. 1796. 8.
19,265. Briefe über Ansbach. 1797. 8.
19,266. Burger, histor.-statist.-topogr. Beschreibung des Dorfes Überkingen. 1809. 8.
19,267. Mayer, des Hieron. Osorius Abhandlung über den Adel im Staate. 1828. 8.
19,268. Fleischner, d. Reiche-Versammlung zu Augsburg etc. 1830. 8.
19,269. Höck, Geschichte u. Beschreibung der Stadt Baiersdorf und der Ruine Scharfeneck. 1834. 8.
19,270. Grüneisen u. Mauch. Ulm’s Kunstleben im Mittelalter. 1840. 8.
19,271. Pfaff, württembergisches Heldenbuch. 1840. 8.
19,272. Sugenheim, Baierns Kirchen- und Volks-Zustände im 16. Jahrhundert. 1842. 8.
19,273. Heinzen, d. preuſsische Büreaukratie. 1845. 8.
19,274. Püttmann, Prometheus; I. u. II. 1846. 8.
19,275. v. Bose, Handbuch d. Geographie, Statistik u. Topographie d. Königr. Sachsen. 1847. 8.
19,276. Eiselein, Geschichte u. Beschreibung der Stadt Konstanz. 1851. 8.
19,277. Keim, die Reformation der Reichsstadt Ulm. 1851. 8.
19,278. Geschichte u. Denkwürdigkeiten d. Stadt Schongau. 1852. 8.
19,279. Deecke, lübische Geschichten u. Sagen. 1852. 8.
19,280. Haas, d. Rangau, seine Grafen etc. 1853. 8.
19,281. de Haxthausen, les forces militaires de la Russie. 1853. 8.
19,282. Marck, H. Haas’s abenbergische Phantasieen etc. 1853. 8.
19,283. Steitz, wie beweisen die Jesuiten d. Nothwendigkeit d. Ohrenbeichte. 4. Aufl. 1853. 8.
19,284. Römer-Büchner, die Entwickelung der Stadtverfassung und der Bürgervereine der Stadt Frankfurt a. M. 1855. 8.
19,285. Galle, Katechismus der elektr. Telegraphie. 1855. 8.
19,286. Die Lage der Protestanten in d. Österreich. Monarchie einst und jetzt. 1855. 8.
[S. 151] 19,287. Politisches Rundgemälde od. kl. Chronik d. J. 1854. 1855. 8.
19,288. Quellen und Erörterungen d. bayer. u. deutschen Geschichte. 1. Bnd. 1856. 8.
19,289. Märcker, d. Stamm-Mütter d. deutschen Herrscher-Geschlechter v. Geblüte der Hohenzollern. 1856. 4.
19,290. Ordnung der Feierlichkeiten bei der am 20. Sept. 1856 zu Berlin stattfindenden Vermählung I. K. H. Luise Marie Elisabeth Prinzessin von Preuſsen etc. 2.
19,291. Voigt, Hermann von Salza etc. 1856. 8.
19,292. Moſsdorff, Programm der höhern Töchterschule in Karlsruhe. 1857. 8.
19,293. Schick, Führer durch Bad Homburg. 2. Aufl. 1857. 8.
19,924. Lochner, die Einwohnerzahl der ehemal. Reichsstadt Nürnberg. 1857. 8.
19,295. Roth v. Schreckenstein, Herr Walther v. Geroldseck. 1857. 8.
19,296. Euler, des Canonicus Baldemar v. Peterweil Beschreibung der kais. Stadt Frankfurt a. M. 1858. 8.
19,297. Die Despoten als Revolutionäre. 1859. 8.
19,298. Der Oberfeldherr des deutschen Bundes. 1859. 8.
19,299. Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst; 1. u. 2. Bd. 1860–62. 8.
19,300. Des intérêts Européens en Italie. 1860. 8.
19,301. Mittheilungen an d. Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M.; I, 2–4. 1858–60. 8.
19,302. Necesssité d’une place forte fédérale pour la défense de la Suisse. 1860. 8.
19,303. Das Breslauer Rendezvous. 1860. 8.
19,304. Flugblätter des deutschen Nationalvereins; III. 1861. 8.
19,305. Garnier, Tagebuch a. d. Belagerung von Gaëta. 1861. 8.
19,306. Das preuſsische Heer. 3. Aufl. 1861. 8.
19,307. Kärcher, die Straferkenntniſs; II. Bd., 2. u. 3. Abth. 1861–62. 8.
19,308. Kein preuſsisches Kleindeutschland! 1861. 8.
19,309. Maier, d. Kampf zwischen der deutschen Fremden-Legion u. den Garibaldianern. 1861. 8.
19,310. Der wahre deutsche National-Verein. 1861. 8.
19,311. Die Überlegenheit der französ. Waffen etc. 1861. 8.
19,312. Was uns nicht retten kann. 1861. 8.
19,313. Andeutung für Hebung der Pferdezucht. 1862. 8.
19,314. Aresin, der Besitz Venetiens. 1862. 8.
19,315. Gockel, die Gelehrtenschule gegenüber den Forderungen der Zeit. 1862. 8.
19,316. Über Heerbildung. 1862. 8.
19,317. Kelchner, drei Frankfurter Schützenfeste. 1862. 8.
19,318. Groſsherzogl. Lyceum zu Rastatt; 1862–64. 8. Progr.
19,319. Oesterreichs und Preuſsens Mediatisierung. 1862. 8.
19,320. Schlegel, die neuere Romantik etc. I. u. II, 1. 2. 1862–64. 8.
[S. 152] 19,321. Rom und die legitimen Fürsten Italiens. 1862. 8.
19,322. v. Varchmin, die Völkerschlacht bei Leipzig. 1862. 8.
19,323. Verhandlungen der 17. Jahresversammlung des badischen Hauptvereins der evangel. Gustav-Adolf-Stiftung. 1861. 8. 2 Ex.
19,324. Böhringer, über die Wolken des Aristophanes. 1863. 8.
19,325. Deutscher Bundes-Militär-Almanach. 1863. 8.
19,326. Hauser, Studien zu einer wissensch. Syntax der lateinischen Sprache; I. Th. 1864. 8.
19,327. v. Andlaw, d. badischen Wirren. 1865. 8.
19,328. Cöllen, Reisen und Dichtungen; 1865. 8.
19,329. Ditz, Geschichte der Vereinödung im Hochstift Kempten. 1865. 8.
19,330. 29. u. 30. combinirter Jahres-Bericht des histor. Kreis-Vereins im Regierungsbezirk v. Schwaben u. Neuburg. 1865. 8.
19,331. Seldner, Lüttich, die zweite burgundische Dynastie und die Markgrafen Karl und Markus v. Baden, 1455–68. 1865. 8.
19,332. Die neue Aera in Baden. 1866. 8.
19,333. Fürer’sches Stammbuch; 1739–41. Hs. qu. 8.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Dr. K. Back, geh. Regierungsrath, in Altenburg:
5024. 4 Porträts in Kupferstich und Steindruck.
5025. 4 Landschaften in Stahlstich und Steindruck.
5026. Kupferner Fingerring mit kabbalistischen Inschriften.
5027. Gypsabguſs einer Medaille auf Friedrich II. von Preuſsen, von Loos.

Magistrat der Stadt Reichenberg:
5028. Lackabdruck des Magistratssiegels der Stadt Reichenberg.

G. H. Flinzberg, Seifensieder, in Koburg:
5029. Bleimedaille auf Grundsteinlegung der Kirche zu Morizburg, 1661.

Lutz, Hafnermeister, in Nürnberg:
5030. Ausgegrab. Hufeisen und Steigbügel.
5031. Bruchstücke einer verzierten Fuſsplatte und einer Steinfigur vom 18. Jahrh.

Jos. Proron, Pfarrer, in Neutitschein:
5032. Acht Abdrücke in Gyps und Siegellack von Siegeln der Stadt Neutitschein des Bisthums Olmütz u. s. w.

Orth, Kaufmann und Magistratsrath, in Nürnberg:
5033. Silbermünze der Abtei St. Gallen von 1774.

Dr. A. Heidenschreider, prakt. Arzt, in Herrieden:
5034. Tabelle Über Morbilität, Mortalität und Meteorologie, von demselben. Farbendruck.

Hammer, Oekonom, in Heroldsberg:
5035. Abbildung verschiedener Geschütze, Kupferstich von 1618.


Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Herausgegeben unter der Leitung Seiner Excellenz des Präsidenten der k. k. Central-Commission Joseph Alexander Freiherrn von Helfert. Redakteur: Anton Ritter v. Perger. — 11. Jahrg. Januar-Februar. Wien, 1866. 4.

Die Holzkirchen im Bisthume Szathmár. I. Historischer Theil. Von Bischof Dr. Fr. Haas. (Mit 3 Holzschnitten.) II. Architektonische Bemerkungen. Von Franz Schulcz. (Mit 1 Tafel und 25 Holzschnitten.) — Notizen zur älteren Baugeschichte der Stiftskirche und des Klosters zu Lambach. Von Pius Schmieder. (Mit 12 Holzschnitten.) — Das goldene Psalterium der k. k. Hofbibliothek. Von Jos. Haupt. (Mit 3 Holzschnitten.) — Kleinere Beiträge: Das Rathhaus in Bremen. Von H. A. Müller. (Mit 1 Holzschnitt.) — Die Madonna Hans Holbein’s d. J. in der Gallerie zu Dresden. Von Dr. v. Hoffinger. — Die vollendete Restauration des Verduner Altars zu Klosterneuburg. — Besprechungen. — Correspondenzen: Lambach. Grabfund zu Wolfirsch, Bezirksamt Datschitz in Mähren. — Aus Tyrol.

Blätter für Landeskunde von Nieder-Oesterreich. Herausgegeben vom Vereine für Landeskunde von Nieder-Oesterreich in Wien. I. Jahrg. 1865. Nr. 1–6. Wien. 8.

Sitten, Bräuche und Meinungen des Volkes in Nieder-Oesterreich. Gesammelt und mitgetheilt von Johann Wurth. — Die Bevölkerung von Wien. Von G. A. Schimmer. — Zur Baugeschichte des Rathhauses der Stadt Wien. (K. Weiſs.) — Proben eines Wör[S. 153]terbuches der österreichischen Volkssprache von Hugo Mareta. — Kleinere Mittheilungen. — Vereinsnachrichten.

Fünfundzwanzigster Bericht über das Museum Francisco-Carolinum. Nebst der zwanzigsten Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Ens. Linz, 1865. 8.

Jahresbericht. — Bertholt Preuhaven, der berühmte Deutschordens-Comthur, ein Oberösterreicher aus Steyr. Von Jodok Stülz. — Archäologische Nachlese. Von Joseph Gaisberger. II. 1. Fundorte im Kreise Ried, von Süden nach Norden. — Museal-Notizen. Von A. F. Ritter von Schwabenau. I. Münzen der Stadt Linz. II. Denkmünze aus der Zeit der Bauernunruhen in Oesterreich ob der Ens. III. Die Familie der Grafen Waffenberg, dem Lande Oesterreich ob der Ens angehörig. — IV. Die im Museum Francisco-Carolinum vorhandenen oberösterreichischen Taiding- und Statutar-Bücher.

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1865. II. Heft III. IV. München, 1865. 8.

Miscellen aus den Handschriften der Münchener Hof- und Staats-Bibliothek: I. Eine Encyclica aus dem 9. Jahrhundert. II. Ein Tractat über das heilige Land und den dritten Kreuzzug. (Thomas.) — Ein alemannisches Büchlein von guter Speise. (Birlinger.) — Ueber einen französischen Text zur Geschichte der Herzogin Jakobäa. (C. Hofmann.) — Altfranzösische Pastourelle aus der Berner Handschrift Nr. 389. (Ders.)

Zeitschrift des Historischen Vereins für das wirtembergische Franken. Siebenten Bandes erstes Heft. 1865. Mit zwei Lithografien. Weinsberg. 8.

Die älteren Verbindungen des württemb. Frankens mit dem Württembergischen Fürstenhause. Von H. Bauer. — Lichtel und die Herren von Lihenthal. Von dems. — Das Gaunerwesen in den 1570ger Jahren. Von D. Mayer. — Das Rittergut Bodenhof. Von H. Bauer. Fränkische Herren bei König Rudolf in Oesterreich. Von dems. — Die Zehen. Von dems. — Tilly in Franken. Von D. Mayer. — Der Hohenstaufen und die Schenken von Limburg. Von H. Bauer. — Gemeiner Stadt Weinsberg Privilegienbuch angeblich von a. 1468. Von dems. — Ein Duzend Urkunden-Auszüge. Von dems. — Die Möckmühler Centordnung von 1729, mit geschichtlichen Bemerkungen über ihre Entstehung; v. Pfarrer Knödler. — Curiosum (Teufelsverschreibung). — Kleinodien d. deutschen Ritterordens. — Die Klosterkirche zu Frauenthal; v. H. Bauer. — Die Krypta in Regenbach, nach Dr. Bunz. Mit einer Lithographie. — Die Wappensammlung im ehemaligen Ritterstifte Comburg v. R.-C. Mejer. — Die Burg von Weinsberg v. H. B. Mit Lithografie. — Beiträge zur Kunde der Vorzeit des Oberamtsbezirks Neckarsulm. Von O.-A.-Richter Ganzhorn. — Ein Reihengrab bei Gundelsheim. Von dems. — Statistisches, Topographisches, Bücheranzeigen u. s. w.

[S. 154]

Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschöpfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rottenburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Dekan Dr. Schwarz. XIX. Band, erste Hälfte. Zehnter Jahrgang. 1866. Erstes Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8.

Der Martinus-Teppich im hohen Chor des Doms zu Mainz. — Zur Geschichte des Mantels. — Entdeckte Wandmalerei in der Stiftskirche St. Peter und Paul zu Weiſsenburg. — Die St. Paulskirche in Aachen. — Zur Sprache und Sitte der Kirche. 1. Das Kirchbrot. 2. Vom Bartuche. 3. Brote und Brätzeln auf den Gräbern. — Ausbau des Kölner Doms.

Mittheilungen der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes. Sechster Band. 3. u. 4. Heft. Altenburg, 1865. 8.

Jahresbericht. — Einige Nachrichten über das Marien-Magdalenen-Kloster in Altenburg. Von Dr. H. C. von der Gabelentz. — Die ausgestorbenen Adelsfamilien des Osterlandes. Von dems. — Mittheilungen über den Anfang und Fortgang der Reformation in Altenburg. II. Abtheilung. Von Dr. J. Löbe. — Miscellen: a. Die Familie der Proprio. b. Ueber eine Urkunde der Burggrafen von Starkenberg, die Stiftung einer Messe in der Kirche zu Oberlödla betr. 1398. c. Ueber die lingua rustica u. die lingua patria in der Urkunde Bischof Udo’s I. zu Naumburg, vom J. 1140, die Gründung der Parochie Altkirchen betr. d. Ueber einige seltene Bracteaten aus einem Münzfunde bei Rehmsdorf (mit 1 Tafel Abbildungen).

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben vom historisch-antiquarischen Verein des Kantons Schaffhausen. Zweites Heft. 1866. 8. Verlag der Hurter’schen Buchhandlung.

Vorwort. — Urkundliche Darstellung des Leibeigenschaftwesens im Gebiete des jetzigen Kantons Schaffhausen. (H. W. Harder). — Die Reliquien des Klosters Allerheiligen. (Diak. J. J. Schenkel.) — Die Kirche unserer l. Frauen auf Neunkirch. — Joh. v. Müllers Reise in die Schweiz zum Zweck einer Vereinigung der schweizerischen Eidgenossenschaft mit dem deutschen Fürstenbund im Sommer 1787.

Séances et travaux de l’Académie des sciences morales et politiques (Institut Impérial de France). Compte rendu par M. Ch. Vergé sous la direction de M. Mignet. 1864 et 1865. 23e et 24e Année. Quatrième et cinquième Série. Paris, 1864 et 1865. 8.

Bulletin du Comité Flamand de France. Tome IV. Nr. 1. Janvier, Février et Mars. 1866. Lilie et Dunkerque, 1865. 8.

Extrait des procès-verbaux, par l’abbé D. Carnel. — Couvent des Pères Capucins, à Bourbourg. — Réception de Mgr. l’Evèque d’Ypres, à Bergues, par l’abbé de Laroière.


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

9) Ueber Diptychen, Necrologien, Martyrologien und Verbrüderungsbücher im Mittelalter mit besonderer Rücksicht auf die Kronländer Oesterreichs. Von Karl Hirsch. Programm des k. k. Gymnasiums in Graz. 1865. 39 Stn. 4.

Dieses Schriftchen behandelt eine Klasse historischer Quellen, deren ganze Bedeutung erst in neuerer Zeit gewürdigt worden ist. Während man denselben früher meist nur ein räumlich beschränktes[S. 155] Interesse abzugewinnen wuſste, hat die fortgeschrittene Wissenschaft auch von den spärlichsten Aufzeichnungen aus Zeiten, die an schriftlichen Denkmälern so arm sind, nützlichen Gebrauch zu machen gelernt. Es ist daher als ein verdienstvolles Unternehmen zu betrachten, daſs der Verfasser der vorliegenden Arbeit die Natur und den Werth der in der Aufschrift genannten geschichtlichen Quellen beleuchtete und so gewissermaſsen einen Commentar zu den Publikationen der bezeichneten Denkmäler gab.

Die in gedrängter Kürze gemachten Bemerkungen über die Diptychen orientieren recht gut über das Wesen und die Bedeutung dieser Aufzeichnungen, die eigentlich rein kirchlicher Natur waren, indem sie ursprünglich dazu dienten, den Christen ihre Brüder zum Einschluſs ins Gebet zu empfehlen; später wurden nur die Namen hoher geistlicher oder weltlicher Würdenträger in die Diptychen aufgenommen.

Was der Verfasser über die Necrologien sagt, läſst uns sowohl ihre ehemals practische Seite als auch ihren Werth als Geschichtsquellen erkennen. Vorzüglich wird hervorgehoben, daſs die Todtenbücher nicht nur vielfache, zum Theil höchst wichtige Personalnotizen über die verzeichneten Personen und deren Geschlechter, sondern zuweilen auch historische Nachrichten anderer Art enthalten. Wie z. B. das Klosterneuburger Todtenbuch über die Leithaschlacht im J. 1146 Mittheilungen gibt.

Auch das historische Interesse der Verbrüderungsbücher findet seine rechte Würdigung. Reichen ja doch dieselben bis in’s neunte Jahrhundert zurück, und die zahlreichen Namen derjenigen, welche in die Confraternitäten aufgenommen wurden, leisten zur Vervollständigung der Genealogien solchen Familien die besten Dienste. Und wer sollte den Nutzen nicht einsehen, der für die Sprachforschung aus der Verzeichnung von vielen tausend Vor- und Zunamen erwächst, die im Laufe der Jahrhunderte so vielfache Wandlungen erfahren!

10) Die Sammlungen des k. k. Münz- und Antiken-Kabinets von Ed. v. Sacken und Friedr. Kenner; mit einer Tafel. Wien, 1866. VII u. 495 Stn. gr. 8.

Die beiden Custoden des Wiener Münz- und Antiken-Kabinets, denen wir schon manche schöne Veröffentlichung über österreichische Alterthümer und Denkmäler verdanken, haben sich ein neues groſses Verdienst durch vorliegendes Werk erworben, indem sie ihr weltberühmtes Museum genau und ausführlich beschrieben. Wir bedauern hier nur eine kurze Andeutung von dem reichhaltigen Buche geben zu können. Zuerst steht als Einleitung eine „Geschichte der Entstehung des Kabinets“, welche bis in die Mitte des 16. Jahrh. hinaufreicht. Dann folgt die Beschreibung des Museums, wobei „die wissenschaftliche Folge der Monumente mit der gegenwärtigen Anordnung vermittelt wurde“. Zuerst stehen „die antiken Skulpturwerke in Stein“, dreihundert Denkmäler der classischen Sculptur; dann 245 inschriftliche Denkmäler von hoher Wichtigkeit für die römische Zeit. Die Verfasser haben die lateinische Paraphrase untergesetzt. Wir erlauben uns einige kleine Bemerkungen: S. 59, Nr. 14 heiſst PATR: patrono, nicht patri, da von libertis die Rede ist. S. 61, Nr. 22 ist Musa cognomen. S. 66, Nr. 84 lese ich Orcitilia. Ist in der Marmortafel Nr. 153, Zeile 3 ein Strichpunkt (;)? ich zweifele. S. 75, Nr. 195 wird LIB mit liberto zu geben sein. S. 91, Nr. 228 wird die Erklärung Betulio, die schon 1855 in der Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft gegeben wurde, rich[S. 156]tiger sein, wenn schon die Verf. bei der frühern Deutung Betulo verblieben. S. 93 ist Valenti als Dativ zu nehmen, wie die folgenden Worte zeigen. Bei Nr. 239, wo der verstorbene Hefner Cluentius liest, war anzugeben, ob der Punkt, den die Verfasser zwischen C. L setzen, auf dem Stein steht u. s. w. Hierauf folgen die „Inschriften auf Bronzetafeln“, dann „Kararische Monumente“: griechische, römische, barbarische Thongefässe in groſser Zahl, mit genauer Beschreibung der Bildwerke, nur wenige mit Töpfernamen (welche meist bei Frochner fehlen). Geringer ist die Anzahl der „Bildwerke aus Terracotta“: Reliefs, Büsten, Figuren, Thonlampen, ebenfalls mit nur wenigen Namen (wie vorhin). Die Sammlung antiker Bronze nimmt unter den Museen in Europa eine hervorragende Stellung ein; auf die Beschreibung, welche die Verfasser hier geben, machen wir die Kunstfreunde aufmerksam, ebenso auf die weiter folgenden „toreutischen Arbeiten in Gold und Silber, classischer und barbarischer Technik“. „Von der Münzsammlung konnte bei ihrer auſserordentlichen Reichhaltigkeit nur eine berichtliche Uebersicht der ganzen und eine eingehende Besprechung der als Repräsentanten zur Schau ausgelegten Exemplare gegeben werden.“ Der griechischen Münzen sind 26,926 Stück, darunter 507 in Gold, 9381 in Silber, römische 34,875, darunter 2689 in Gold, 15,520 in Silber, der mittleren und neueren 40,249, davon 6013 in Gold, 25,780 in Silber; 512 kleine Medaillen in Gold, 2431 in Silber, neuere Thaler und Gulden 10,230 Stück, Medaillen in Gold 2526, in Silber 8084, endlich 4144 orientalische (davon 544 in Gold, 1583 in Silber) und zuletzt noch falsche Münzen 3780 Stück. Weiter wird die Sammlung „antiker geschnittener Steine“ von keiner andern übertroffen: hier sind die gröſsten Cameen, die man kennt, kostbare Werke, mit vollendeter Kunst, keine ohne Werth, wie die schöne und klare Beschreibung zeigt, kostbare Glassachen. Dann noch „Kunstwerke der Renaissance-Periode und der Neuzeit“, viele davon Nachbildungen antiker Denkmäler, namentlich geschnittener Steine, Porträts aus alter und neuer Zeit; wenige kirchliche Darstellungen. Endlich im Anhang einige asiatische, meist indische Gegenstände. Beigegeben ist ein Verzeichniſs der Fundorte. Die Tafel enthält fremdartige Schriftzeichen. Dies der Inhalt des verdienstvollen Werkes; wir wünschen, daſs über alle Museen eine so schöne, genaue und lehrreiche Beschreibung verfaſst werde, wie die beiden Wiener Gelehrten zu ihrer Ehre und zu unserm Dank hier uns vorlegten.

K.

Aufsätze in Zeitschriften.

Ausland: Nr. 11. Nilssons Erwiederung auf Prof. Worsaaes Bedenken gegen seine Ansicht über das Bronzealter. — Nr. 13. Ueber das Alter der Hufeisen. (Chamb. Journ.)

Biene: Nr. 9. Essen und Trinken im deutschen Sprichworte. (J. H. Schwicker.) — Der Jungfernsprung. Sage aus dem Kuhländchen. (Johann von Hradisch.)

Das illustr. Buch der Welt: Nr. 6, S. 162 ff. Die goldene Aue.

Grenzboten: Nr. 12, S. 441. Aus der Geschichte der deutschen Hochschulen: 1. Die Universität des Mittelalters. — Nr. 13, S. 481. 2. Die neue Zeit im Aufgang. (Mor. Busch.)

Jahrbücher für deutsche Theologie: 11. Bd., 1. Hft. Ueber die Götter und den Gottesglauben der alten Deutschen nach Tacitus Germania.

Dresdner Journal: Nr. 62. Regiomontan. (Auszug aus einem Vortrage von Dr. Alex. Ziegler.)

[S. 157]

Sächs. Kirchen- und Schulblatt: Nr. 12. Die Nikolaikirche von Dippoldiswalde.

Protest. Kirchenzeitung f. d. evang. Deutschland: Nr. 5–9. Der 30jährige Krieg und der westfäl. Friede. (Vortrag von Trauttwein von Belle.)

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 164 f. Deutsche Berge und Burgen. X. Hohenlandsberg. — Nr. 165 f. Aventin. (Vortrag von Kluckhohn.)

Deutsche Kunst-Zeitung (Dioskuren): Nr. 10. Etwas über die Künstlerfamilie der van der Weiden. (Ernst Förster.)

Magazin f. d. Literatur des Ausl.: Nr 14. Zur Lorelei-Sage.

Deutsches Museum: Nr. 13. Die Ahnherren des deutschen Dramas (Hans Sachs, Jak. Ayrer, Andr. Gryphius). (Rudolf Rost.)

Sonntags-Blatt (von Spielhagen): Nr. 11. Hans Holbein; Skizze. (M. Bernstein.)

Bremer Sonntagsblatt: Nr. 11 f. Schicksale eines gefallenen Königs (der Bär in Geschichte und Volksmeinung). (Karl Aug. Mayer.) — Nr. 12. Das karolingische Psalterium des ehemaligen Schatzes der bremischen Kathedrale. (H. A. Schumacher.)

Münch. Sonntagsblatt: Nr. 11. Sagen aus Unterfranken. — Nr. 12. Deutsche Ostergebräuche. (Dr. L. v. Hörmann.) — Nr. 14. Gutenberg und die Buchdruckerkunst.

Ueber Land und Meer: Nr. 26. Der Kindlifresserbrunnen und das Eiertüpfen am Ostertag in Bern.

Oesterr. Vierteljahresschrift für kathol. Theologie: 5. Jhrg., 1. Hft. Das Colloquium des Cochläus mit Luther zu Worms auf dem Reichstage 1521.

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 81. Kunstgeschichtliches aus Tirol. (W. Lübke.) — Nr. 89 f. Fragmente aus dem Bodensee. — Nr. 93. 96. Aus dem siebenbürgischen Sachsenland. Skizzen. (W. Hausmann.) — Nr. 96 f. Deutsche Wörterbücher.

Bayer. Zeitung: Morgenbl. Nr. 96. Einige historische Notizen über das Wildbad bei Haſsfurt a. M. (Dr. Ditterich.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1186. Die Anfänge der Druckkunst. — Nr. 1187. Christus am Kreuz. Gemälde von Albrecht Dürer. (Jul. Hübner.) — Der Dom zu Worms.

Mecklenburg. Zeitung: Nr. 34. Pfahlbau von Vimfow. (Wiechmann.)


Vermischte Nachrichten.

33) In Ingolstadt hat sich unter dem Vorsitze des Rechtsrathes Fr. Ostermaier und des Stadtpfarrers Dr. Paulhuber ein historischer Verein gebildet, und zwar zur Sammlung von Urkunden und Denkmälern, zur Erforschung der Sprache, der Sitten, des Rechts, der Wirthschaft, Kunst und Wissenschaft, um die theils in Nebel gehüllte, theils verschwundene Geschichte dieser merkwürdigen Stadt und Umgegend wieder aufzuhellen und in erneuter Gestalt Allen zur Anschauung zu bringen.

(Mgbl. z. Bayr. Ztg.)

34) Dem auſserordentlichen Prof. Dr. phil. E. L. Dümmler in Halle hat die königl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen für seine „Geschichte des ostfränkischen Reichs“ den dritten der durch die Wedekind’sche Preisstiftung für deutsche Geschichte ausgesetzten, von 10 zu 10 Jahren zu vergebenden Preis ertheilt.

(Ill. Ztg.)

35) Ein altes böhmisches Manuscript hat Prof. M. Kolař; im Rathhauskeller zu Tabor aufgefunden. Dasselbe stammt aus[S. 158] den hussitischen Zeiten, und sein vorzüglichster Werth besteht darin, daſs es 17 Pergamentblätter mit einem böhmischen Gedicht enthält, welches sich mit dem Leben der Böhmen beschäftigt. Nach dem Ausspruch des Direktors K. J. Erben soll dieses Gedicht um das Jahr 1330 entstanden sein und sich durch alterthümliche Sprachformen auszeichnen.

(Dies.)

36) Ed. His-Heusler in Basel hat zwei Sendschreiben des Baseler Rathes vom 19. November 1545 entdeckt, welche über den Sohn des Malers Hans Holbein d. J., von dem bisher nichts weiter bekannt war, Kunde geben. Er hieſs Philipp und war von seinem Vater zu Paris bei dem Goldschmied Jacob David, Bürger von Basel, in die Lehre gethan worden. Nach Ablauf der Lehrzeit will ihn sein Meister nicht entlassen und läſst ihn vom „Herrn Lütenant zu Pariſs“ in Recht nehmen; da nimmt sich der Rath von Basel des „guten frommen Jungen“ an. An einer Stelle wird als Philipp’s Vormund Frantz Schmid sein Bruder genannt, woraus hervorgeht, daſs Hans Holbein eine Wittwe geheirathet. Auch ist in den Schriftstücken von Philipp’s Vater „wylandt Hansen Holbein seligen“ die Rede, wodurch für die in England gemachte Entdeckung seines Todesjahres (1543) ein neuer Beweis der Richtigkeit gegeben ist.

(Zeitschr. f. bild. Kunst.)

37) Sieben Passionsbilder von Hans Holbein dem ältern, die Haupttheile eines groſsen Altarbilderwerks, das er gegen 1500 für das Dominicanerkloster in Frankfurt a. M. gemalt hatte, sind durch das Städel’sche Kunstinstitut daselbst von dem Hofrath Schäfer in Darmstadt, in dessen Besitz sie gelangt waren, wieder für Frankfurt erworben worden, nachdem sie der Stadt für eine längere Zeit verloren gewesen waren.

(Ill. Ztg.)

38) In der kleinen romanischen Kirche zu Sluze bei Tongern (Prov. Limburg) sind in Folge von Restaurationsarbeiten Wandgemälde zum Vorschein gekommen. Man hat fünf durch eine Decoration von Laubwerk verbundene Rundbilder bloſsgelegt, von denen das mittlere und gröſsere das Gotteslamm darstellt. Die Medaillons auf den Seiten stellen die Madonna in zwei verschiedenen Positionen dar, während die kleineren Zwischenbilder Engelfiguren zu enthalten scheinen. Das Kolorit wird als klar und wohlgefällig gerühmt und soll ebenso wie die Zeichnung auf einen tüchtigen Künstler hinweisen.

(Zeitschr. f. bild. Kunst.)

39) Am Magdalensberge in Kärnten hat der Besitzer der Gradischniggrube daselbst Nachforschungen an einer Stelle vornehmen lassen, welche seit lange als eine Fundstätte römischer Alterthümer bekannt ist. Leider ist nicht mit der gehörigen Sachkenntniſs dabei vorgegangen worden. Es wurde ein kleines, schön gemaltes Zimmer bloſsgelegt, in welchem sich kaminartige Oeffnungen befanden, wo Flaschen von Glas und Thon mit Asche gefüllt standen. Diese letztern sind von dem Unternehmer, vermuthlich in der Hoffnung, darin Schätze zu finden, zerschlagen worden. Sehr interessant ist eine daselbst vorgefundene 1½ Zoll groſse weibliche Figur aus Bein, welche dargestellt ist, wie sie sich verzweifelnd die Haare zerrauft; darüber war eine Glasglocke gedeckt, die man ebenfalls schonungslos zerschlug. Auch einen Grabstein förderte man zu Tage, dessen Inschrift den Tod zweier Reiter, Veteranen der VIII. Legion unter Kaiser Augustus, meldet. Auſserdem wurden eine Lanzenspitze, eine kleine Pfanne, Nägel, Münzen und eine thönerne Fratze aufgefunden.

(Ill. Ztg.)

40) Dem k. Welfenmuseum in Hannover ist ein alter Kahn von dem Herrn Weſs (?) zu Holthusen geschenkt worden, welchen derselbe im vorigen Jahre aus dem Fluſsbette der Ems hatte ausgraben lassen. Der Kahn besteht aus einem Eichenstamme, welcher vermittelst Feuer und Axt recht gut ausgehöhlt, ungefähr 16 Fuſs lang, fast 5 Fuſs breit, vorn spitz, hinten aber abgerundet ist. Die Beschaffenheit des Holzes sowie die Arbeit deuten auf ein beträchtliches Alter.

(Dies.)

41) Die Cantonsregierung zu Aarau hat beschlossen, die Ruine der Burg zu Baden, welche auf die Ermordung Kaiser Albrecht’s II. niederblickte, restaurieren zu lassen, doch so, daſs das Bauwerk verbleibt, wie es jetzt ist, und nur vor noch weiterem Verfall geschützt wird.

(Europa.)

42) In Köln werden neben dem Dom auch andere Kirchenbauten, meist Renovierungen, von Bedeutung betrieben. Die St. Peterskirche ist vollständig malerisch decoriert worden, die Minoritenkirche ist in ornamentaler Ausschmückung der Vollendung nahe, und St. Maria vom Capitol wird, nachdem die bauliche Herstellung beinahe fertig ist, ebenfalls malerisch ausgeschmückt; die Ausmalung des Chors ist fast vollendet. Auch für St. Martin ist eine malerische Verzierung projectiert.

(Ill. Ztg.)


[S. 159]

Inserate und Bekanntmachungen.

11) Anfrage und Bitte. Findet sich in irgend einer öffentlichen oder Privat-Bibliothek Deutschlands (die zu Breslau, von welcher dies bereits bekannt ist, ausgenommen) eine Handschrift des Froissart?

Gefällige Antworten hierauf wolle man an das germanische Museum richten, welches diese Veranlassung ergreift, um hiemit an die verehrl. Vorstände öffentlicher wie Privat-Bibliotheken im Interesse der Wissenschaft die ganz ergebenste Bitte zu richten, ihm zu möglichster Vervollständigung seines Handschriften-Repertoriums die Verzeichnisse aller unter ihrer Aufsicht befindlichen Manuscripte deutsch-geschichtlichen Inhalts in Abschrift oder zur Abschriftnahme geneigtest mittheilen zu wollen.

12)

Grosse Münzauction in Nürnberg!

Im Laufe der nächsten Monate (Juni) soll die bedeutende Sammlung an Münzen und Medaillen des jüngst verstorbenen kgl. Advocaten Dr. jur. Knoll zu Nürnberg zur Versteigerung gelangen. Langjähriger, unermüdlicher Eifer des Verstorbenen, der keine der in Folge seiner Stellung und seines Domicils sich ihm vielseitig bietenden Gelegenheiten, seltene Stücke seiner Sammlung zuzuführen, unbenützt vorübergehen lieſs, brachte das Kabinet zu einer solchen Höhe und Bedeutung, daſs ihm ein sehr günstiger Ruf zur Seite steht. Das jetzt in Druck gegebene, von den DDr. jur. Erbstein sorgfältig ausgearbeitete, umfangreiche Verzeichniſs faſst die Sammlung in ca. 4000 Nummern zusammen und zeigt eine Reichhaltigkeit an Thalern, Goldstücken und Medaillen, wie sie nur selten getroffen werden wird. Es finden sich in der Sammlung Seltenheiten ersten Ranges; auch zeichnet sich dieselbe in Folge fast durchgängig guter Erhaltung der einzelnen Stücke vortheilhaft aus. Da die Sammlung universell angelegt war, so wird jedem Sammler Gelegenheit geboten sein, Lücken auszufüllen und seine Collectionen in dieser oder jener Beziehung zu vervollständigen. — Verhältnisse halber kann die Zeit zwischen Ausgabe des Katalogs und der Versteigerung selbst nur eine kurze sein; deshalb werden alle diejenigen, die einen Katalog zu haben wünschen, schon jetzt durch J. A. Stein’s Buchhandlung in Nürnberg auf die Auction aufmerksam gemacht und gebeten, [S. 160] schon jetzt die Bestellung des Katalogs an dieselbe ergehen zu lassen, damit sofort nach Erscheinen desselben die Versendung bewerkstelligt werden könne. Da die Auflage des gut ausgestatteten, systematisch angelegten Katalogs eine nur geringe werden soll, so dürfte ein baldiges Verschreiben desselben den Herren Numismatikern nur anzurathen sein. Nach Beendigung der Auction wird eine Preisliste gedruckt. Man bezieht den Katalog durch jede Buchhandlung von J. A. Stein’s Buchhandlung in Nürnberg unter der Bezeichnung:

DDr. Erbstein, die Knoll’sche Münzsammlung.

13)

Die altpreuſsische Monatsschrift

zur Spiegelung des provinziellen Lebens in Literatur, Kunst, Wissenschaft und Industrie herausgegeben von
R. Reicke und E. Wichert

erscheint in jährlich 8 Heften zu je 6 Bogen gr. 8. und bietet ihren Lesern in reicher Abwechselung: Belletristisches, Abhandlungen aus allen Gebieten der Wissenschaft und Kunst, Kritiken und Referate, überall mit besonderer Beziehung auf Altpreuſsen, sei es, daſs die Verfasser daselbst heimisch, sei es, daſs die behandelten Gegenstände dem provinziellen Leben der Gegenwart oder Vergangenheit entnommen sind, endlich Mittheilungen von mehr als gewöhnlichem Tagesinteresse, Correspondenzen aus den gröſsern Städten, Universitäts- und Schul-Chronik und Bibliographie.

Der Jahrgang kostet zwei Thaler, einzelne Hefte 10 Sgr.

Inserate werden die Petit-Zeile mit 2½ Sgr. berechnet.

Bestellungen auf die Altpreuſsische Monatsschrift, deren dritter Jahrgang mit dem Mitte Februar 1866 erscheinenden ersten Heft beginnt, nehmen alle Buchhandlungen und die kgl. preuſsischen Postanstalten an. Durch den Buchhandel, wie durch die Expedition (Brodbänkenstraſse Nr. 1) sind auch noch complette Exemplare des ersten und zweiten Jahrgangs zu beziehen.

Königsberg i. Pr., 1866.

Druck und Verlag von Albert Rosbach.
Den Commissions-Debit besorgt die
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung in Leipzig.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 161]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 5.

Mai.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Die Krönungsinsignien des Mittelalters.

Nach Dr. F. Bock’s Werk: Die Kleinodien des heil. röm. Reiches deutscher Nation und ihre formverwandten Parallelen

von A. Essenwein.

(Schluſs.)

II.

Betrachten wir nun die Kleinodienstücke selbst, die zum kaiserlichen Ornate gehörten, so sind es sowohl stoffliche, als metallische. Wir fassen zuerst die stofflichen ins Auge, nämlich die Tunica, Alba und Pluviale, denen sich das Humerale, die Strümpfe, Schuhe und Handschuhe anschlieſsen. Das Humerale ist verloren gegangen; von Schuhen und Handschuhen, die früher in mehrfacher Zahl vorhanden waren, findet sich nur noch je ein Paar. An diese Stücke schlieſsen sich noch die Stola und mehrere Cingula. Bekanntlich schreibt die Volksüberlieferung den Ursprung der Gewänder, sowie der metallischen Kleinodien dem Wiedererwecker des römischen Kaiserthums, Karl d. Gr. zu. Die vorhandenen Gewandstücke entstammen jedoch dem Kunstfleiſse der Araber in Sicilien, wo sie am Schlusse des 12. Jahrhunderts angefertigt wurden und ursprünglich nicht die Bestimmung hatten, für das deutsche Reich zu dienen.

Die tunica talaris ist ein Gewand von dunkelviolettem Seidenstoff, dem dunkelsten Ton des Purpurs, der zugleich der kostbarste und theuerste war. Am unteren Rande ist er mit rothem Zendal besetzt und darauf ein goldenes Ornament gestickt. Ebenso am Rande der vorn enganschlieſsenden Aermel,[S. 162] wo die Stickerei mit Perlen besetzt ist und ein Rand kleiner Emailplättchen den Aermel umsäumt.

Der Schnitt ist derart, daſs das Gewand um die Taille verhältniſsmäſsig eng ist, von da aber nach unten sich schräg bedeutend erweitert. Eine einfache Goldborte umgibt den engen Halsausschnitt.

Die Alba besteht aus einem glatten, schweren, weiſsen Seidenstoff, der etwa im 16. Jahrhundert auf den älteren, gleichfalls weiſsen, ungemusterten, glatten Seidenstoff aufgenäht wurde. Sie ist am unteren Rande mit einem breiten Saume von lichtviolettem Purpur versehen, der in 3 Reihen über einander sich stets wiederholend, je 2 einander zugewendete Greife zeigt. Maurische und lateinische Inschrift desselben Inhaltes sagen, daſs Wilhelm II. von Sicilien im Jahre 1181 die Gewänder in Palermo hat anfertigen lassen.

Der Halsausschnitt ist rings um mit breiter Verzierung versehen, die, in Gold und Perlen auf rothen Grund gestickt, dem Rationale der Bischöfe entspricht.

Die Aermel haben am weiten Oberarme einen gestickten Streifen und auf violettem Grunde eine Reihe von sich wiederholenden phantastischen Thieren. Am Vorderarme sind die Aermel eng und gleichfalls mit einem gestickten Saume versehen.

Zu diesen beiden Gewändern gehört ein drittes, der eigentliche Kaisermantel, der sich gleichfalls als Arbeit arabischer Sticker zu erkennen gibt. Der Grundstoff ist rother Zendal, der genau dem entspricht, welcher die Säume der tunicella bildet. Derselbe zeigt in trefflicher Stilisierung, symmetrisch angeordnet, je eine Hälfte des Mantels füllend, auf jeder Seite[S. 163] einer Palme einen Löwen, der ein Kameel zu Boden geworfen hat. Den Rand füllt eine maurische Inschrift aus, die besagt, daſs der Mantel zu Palermo im Jahre 523 der Hegíra (also im Jahre 1133) angefertigt wurde. Die Gewänder wurden von Heinrich VI., als er das Erbe seiner Gemahlin Constanze, Sicilien, antrat (1195), mit einer groſsen Zahl anderer Kostbarkeiten nach Deutschland gebracht und gelangten wahrscheinlich zu den Reichskleinodien, als Friedrich II. bei dem Verluste von Vittoria auch die älteren Kleinodien verlor. Der Zeit Heinrich’s VI. gehören die Handschuhe an, die, obwohl gleichfalls saracenische Arbeit, sich doch durch den Adler in der inneren Handfläche als für Deutschland gearbeitet zu erkennen geben. Dem Schlusse des 13. Jahrhunderts gehört die Stola an und wird von Bock als norditalienisch betrachtet; die Schuhe und Strümpfe dagegen entstammen wiederum dem maurischen Sicilien. Von Gürteln sind noch 2 vorhanden: ein breiter, gröſserer, der, dem Schlusse des 12. Jahrhunderts angehörend, aus einer breiten Goldborte besteht, die einzelne Thiergestalten als Musterung zeigt, während die Ränder die lateinische Inschrift enthalten: CRISTVS RIEHGNAT CRISTVS INQPARAT DEVS. Derselbe könnte als Träger des Schwertes betrachtet werden, während der zweite, schmale, aus blauem Seidenstoff mit Filigranverzierungen besetzt, den Murr nicht gekannt und abgebildet hat, zur Schürzung der Alba gedient haben dürfte.

Unter den metallischen Kleinodien ist zunächst die Krone zu nennen, die gleichfalls nicht in die Tage Karl’s d. Gr. hinaufreicht, sondern von Bock als italienische Arbeit vom Schlusse des 11. und Beginn des 12. Jahrhunderts betrachtet wird. Sie besteht aus 3 Theilen: einem Streifen, der aus 8, oben halbrunden Schildchen zusammengesetzt ist, von denen 4 reich mit Edelsteinen bedeckt sind, 4 aber Emailbilder zeigen: 1. die Majestas Domini, 2. König Ezechias und den Propheten Jesaias, 3. David, 4. Salomo. Als selbständiger 2. Theil ist das reich mit Edelsteinen besetzte Kreuz zu betrachten, als 3. der Bügel mit der Inschrift: CHVOռRADVS · DEI GRATIA ROMANORV̄ IMPERATOR AVG., den Bock Conrad III. zuschreibt. Wir brauchen im Uebrigen dem Verfasser nicht auf das Gebiet der Hypothesen über die Geschichte dieser Krone zu folgen.

Der Reichsapfel, aus glatten Goldblechen bestehend, wird durch einen horizontalen Streifen in 2 Halbkugeln getrennt, während 2 breitere Streifen, mit Filigran und Steinen besetzt, die Kugel senkrecht in 4 Theile zerlegen. Auf der Spitze steht das mit Filigran und Edelsteinen geschmückte Kreuz. Bock hält denselben für sicilische Arbeit des 12. Jahrhunderts.

Das Scepter gehört dem 14. Jahrhundert an und wird von Bock Karln IV. zugeschrieben.

Noch befinden sich zwei weitere einfache Reichsäpfel und ein zweites Scepter bei den Kleinodien, das wohl ehedem als Aspergill gedient hat.

Von den vorhandenen drei Schwertern stellt sich das eine, das als St. Karl’s Schwert bezeichnet ist, durch seine künstlerische Ausstattung als zu den stofflichen Ornatstücken gehö[S. 164]rig heraus und läſst sich in den Schluſs des 12. Jahrhunderts und nach Sicilien versetzen. Die Scheide, der Haupttheil des Schwertes, ist von oben nach unten durch eine Anzahl über Eck gestellter, quadrierter, emaillierter Metallbleche besetzt, zwischen denen in den Ecken ein Filigrangrund angelegt ist. Perlenschnüre umfassen die Quadrate. Den unteren Abschluſs bildet ein halbrund geschlossenes Emailplättchen, den oberen ein Streifen. Das oberste der quadrierten Emailbleche enthält den deutschen Reichsadler; das Schwert weist also selbst darauf hin, daſs es für deutschen Gebrauch bestimmt ist (falls nicht das Plättchen erst des neueren Gebrauches wegen noch im Beginn des 13. Jahrhunderts zugefügt wurde), und auf Heinrich VI. oder Friedrich II. als diejenigen, für welche es in Sicilien angefertigt wurde. Der Griff des Schwertes stimmt mit der Scheide überein; nur der obere Knauf entstammt der Zeit Karl’s IV. und zeigt auf 3 Eckschildern einerseits den Adler, andrerseits den böhmischen Löwen. Das Schwert ist das Ceremonienschwert, womit der Ritterschlag vollzogen wurde.

Das zweite Schwert des „heil. Mauritius“ hat eine metallene Scheide, die mit einer Anzahl getriebener Königsfiguren geschmückt ist, zwischen denen einzelne Emailplättchen angebracht sind; die Parierstange hat dieselbe Inschrift, wie der kaiserliche Gürtel; der Knopf trägt die Umschrift: Benedictus Dominus Deus qui docet manus. Zwei herzförmige Schilde am Knauf zeigen den kaiserlichen Adler, sowie die Hälfte desselben combiniert mit den drei schreitenden Löwen, dem Abzeichen der alten Erblande des Herzogthums Schwaben.

Das dritte Schwert endlich, das früher nicht zu Nürnberg aufbewahrt wurde, sondern dem Schatze zu Aachen angehörte, ist das Karln d. Gr. zugehörige, ihm von Harun-al-Raschid übersandte, ein Werk orientalischer Kunst, von Bock als persisch bezeichnet, wenn er auch den Ursprung bei der nicht vollkommenen Kenntniſs orientalischer Kunstwerke fraglich lassen will.

Das früher ebenfalls zu Aachen aufbewahrte Evangelienbuch ist karolingisch, so daſs der Richtigkeit der Tradition, die dasselbe im Grabe des groſsen Kaisers gefunden sein läſst, kein Bedenken im Wege steht; der Einband ist spät gothisch. Eine Kapsel, gefüllt mit Erde, die mit dem Blute des Märtyrers Stephan getränkt sein soll, an der Hauptseite vollkommen mit gefaſsten, ungeschliffenen Edelsteinen besetzt, an den Seiten aber mit getriebenen Metallblechen, stammt noch aus vorkarolingischer Zeit. Die übrigen Reichsreliquien sind im Werke nur verzeichnet, ohne abgebildet und beschrieben zu sein, da Bock denselben ein eigenes Buch zu widmen beabsichtigt; dagegen sind nach Delsenbach’s mangelhaften Zeichnungen die verloren gegangenen beiden Armspangen und die Sporen nebst den schon erwähnten, nicht mehr vorhandenen Schuhen, Handschuhen und Gürteln dargestellt.

III.

Hat schon das Bock’sche Werk dadurch eine hervorragende Bedeutung, daſs es zum ersten Male mit wirklich ar[S. 165]chäologischem Verständniſs Abbildungen im groſsen Maſsstabe, soweit es thunlich in Naturgröſse, der kostbaren Kleinodienstücke gibt, so besteht ein weiteres, sehr groſses Verdienst darin, in eben solcher Weise fast alle noch vorhandenen Krönungspontifikalien anderer Völker, sowie die sonst zerstreuten Kaiserreliquien gesammelt und so Vergleiche geboten zu haben, die das Werk auch für die Geschichte der Formentwickelung wichtig machen.

Wir können hier dieselben nur reihenweise in ihrer Zusammengehörigkeit betrachten und fassen auch hier wieder zunächst die stofflichen, sodann die metallischen Objekte in’s Auge. Unter den stofflichen tritt uns zunächst ein Kaisermantel entgegen, der zu Metz aufbewahrt wird. Er ist mit 4 groſsen Adlern auf rothem Grund bestickt und hat die meiste Aehnlichkeit mit dem Kaisermantel, vielleicht um ein Geringes älter, obwohl die Meinungen gerade über dieses Gewand weit auseinander gehen, das durch die Gelehrten als persisch betrachtet und in die karolingische Zeit versetzt wurde. Höchstes Interesse erregen 3 Mäntel aus Bamberg, die der Zeit Heinrich’s zugehörten, von denen der erste mit einer höchst interessanten Darstellung des gestirnten Himmels versehen ist, in der die einzelnen hervorragenden Sternbilder charakteristisch abgebildet und mit Inschriften versehen sind. Eine Inschrift: O Decus Europae Caesar Henrice beare, Augeat imperium tibi Rex qui regnat in aevum, gibt genaue Kunde über die Zeitstellung; eine zweite Inschrift sagt: Descriptio totius orbis. Fax Ismaeli qui hoc ordinavit; bezieht sich also auf Ismael, Herzog von Apulien, † 1020 zu Bamberg.

Eine noch in ursprünglicher Gestalt erhaltene Casula zeigt auf violettem Purpurstoff, in Kreise eingeschlossen, wiederholt einen kaiserlichen Reiter, einen Falken auf der Rechten, ein Scepter in der linken Hand haltend, der über seine Feinde wegreitet und von reichem Ornament umgeben ist. Nach Bock stammt die Casel frühestens aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Er vermuthet, daſs dieselbe ehemals einem Profanzwecke diente und erst später die geschlossene jetzige Gestalt erhielt. Ein drittes abgebildetes Gewand dagegen hatte ohne Zweifel ursprünglich kirchliche Bestimmung, obwohl dasselbe den Kaisermänteln zugezählt wird. Es umfasst in einer Anzahl kleiner Kreise Darstellungen aus der heiligen Geschichte, in der Hauptdarstellung den Herrn in seiner Herrlichkeit, von der Höhe ausgehend, in die Strahlen der Sonne und des Mondes gekleidet. Egredietur Dominus de loco sancto suo, veniet ut salvet (populum suum). Diese kostbare Casula entstammt der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Dem 11. gehört jedoch der ungarische Krönungsmantel an, der, von der Hand der heiligen Gisela herrührend, als Casula für die Kirche zu Stuhlweiſsenburg gefertigt wurde und mit höchst interessanten symbolischen Darstellungen versehen ist. In der Kirche zu Martinsberg bei Raab befindet sich noch die in Naturgröſse gezeichnete Vorlage, nach der die königliche Stickerin ihre Arbeit anfertigte, die in früheren Zei[S. 166]ten gleichfalls als der Mantel selbst betrachtet worden war und so mannigfache Verwirrung unter älteren Gelehrten hervorgerufen hatte. Ein interessanter Kaisermantel ist der Otto’s IV. im Museum zu Braunschweig, mit einer Anzahl Löwen und Sterne und Halbmonde bestickt, in die sich an den vorderen Rändern knieende Engel mit Rauchfässern mischen, während vier einköpfige Adler eine mittlere Theilung auf dem Rücken bilden; auch ihn schreibt Bock sicilianischen Stickern zu.

Der jüngste unter den Mänteln ist die in Aachen aufbewahrte Cappa Leonis, die, der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. angehörig, von Bock als Geschenk des Königs Richard von Cornwallis betrachtet wird.

Den Mänteln schlieſst sich noch eine tunica an, die, Heinrich II. zugeschrieben und aus seinen Tagen stammend, freilich im Schnitte bedeutend modificiert, sich im königl. Nationalmuseum zu München befindet und mit Stickereien versehen ist.

Für die Geschichte der Stickerei ist also eine wesentliche Bereicherung im Bock’schen Werke gegeben. Nicht minder aber auch für die Geschichte der Weberei bietet das Werk interesssante Beiträge, indem Zeit und Herkunft einer Anzahl von Stoffen genau bestimmt sind, die, in Naturgröſse abgebildet, wieder zur Vergleichung anderer die bestimmtesten Anhaltspunkte gewähren. So sind etwa 12 verschiedene Stoffmuster theils in Holzschnitt, theils in Farbendruck naturgroſs gegeben.

Noch wichtiger erscheint das Werk für die Geschichte der Goldschmiedekunst. Da führt es uns eine Anzahl jener Kronen vor, die den vorkarolingischen Zeiten angehören; es zeigt die zu Guarazzo gefundenen Kronen des Recesvinthus und Svintilianus. Die Krone des Agilulf (gegen 600) wurde leider 1804 zu Paris gestohlen und vernichtet; die Krone der Theodolinde zu Monza dürfte aus der Zeit dieser Fürstin herrühren. Sodann folgt die eiserne Krone der Lombardei, die nach Bock ein griechisches Kunstwerk aus dem 9. Jahrhunderte ist und ursprunglich keine Königskrone war, wobei es Bock freiläſst, ob sie, wie andere Kronen, ehemals eine Votivkrone oder ein Armband gewesen, nachdem sich in Petersburg zwei mit der eisernen Krone fast identische Armbänder befinden. Die Krone ist bekanntlich nicht von Eisen, wird auch vor dem 13. Jahrhundert gar nicht als eiserne bezeichnet und hat ihren Namen von einem eisernen Ringe im Innern, der die einzelnen goldenen Theile zusammenhält und der Tradition nach aus einem Nagel vom Kreuze Christi gefertigt sein soll. Die eine der zu München aufbewahrten Kronen, die aus Bamberg stammen, schreibt Bock der heiligen Kunigunde zu, deren Cranium sie Jahrhunderte lang bedeckt hatte. Dieselbe ist mit einer zweiten Krone heutzutage verbunden, die in der chronologischen Reihenfolge einen spätern Platz einzunehmen hat. Eine Krone griechischen Ursprunges, mit der deutschen Kaiserkrone in der Hauptform verwandt, ist die des Constantin Monomachos, von der sich in dem Museum zu Pesth Bruchstücke befinden, zwischen 1042[S. 167] und 1050 entstanden, vielleicht ein Geschenk an einen ungarischen oder serbischen König.

Die ungarische Krone besteht aus zwei wesentlich verschiedenen Bestandteilen; der erste ist der Stirnreif, mit den an der Vorderseite befindlichen zackenartigen Aufsätzen, in dem durch angebrachte Bilder die Geschichte des Reifs illustriert wird, und der sich demgemäſs als Geschenk des Kaisers Michael um 1075 an Geisa, Herzog und später König von Ungarn, erweist. In der Krone befindet sich ein kreuzförmig das Haupt überspannender, breiter Doppelbügel, der nach Bock aus den Zeiten des heiligen Stephan herrühren könnte, dem die Tradition die ganze Krone zuschreibt; sie stammt somit aus dem Jahre 1000, wo Papst Silvester II. diesem König eine Krone sendete.

Hier fügt sich nun die deutsche Kaiserkrone in die Serie ein, die ehemals ebenfalls oben einen flachen, kreuzförmigen Bügel hatte, wie noch die Ansätze an den einzelnen Theilen erkennen lassen, an deren Stelle nun nur der eine schmale, hohe Bügel Kaiser Konrad’s getreten ist.

Höchst einfach sind zwei Kronen, die König Bela von Ungarn und seine Gemahlin mit in’s Grab genommen haben. Sie sind offenbar blos zu diesem Zwecke angefertigt und bestehen aus einem Stirnreif mit 4 Kreuzen.[A]

Den Arbeiten der deutschen Reichskleinodien, wie sie am Ceremonienschwerte, an den Handschuhen u. s. w. sich zeigen, ist die Arbeit an der Krone der Constanze zu Palermo, die aus dem Grab erhoben wurde, anzufügen. Sie besteht aus einem Häubchen, das mit einem Stirnreife und ebenfalls mit gekreuzten Bügeln besetzt ist. Der Grund des Häubchens zeigt ganz die gleiche Arbeit, wie der Grund der Schwertscheide, und die Emails gleichen wieder genau jenen.

Arbeit eines abendländischen Künstlers vom Beginne des 13. Jahrhunderts ist die Krone Philipp’s des Guten von Namur, auch als Krone Balduin’s von Jerusalem bezeichnet, die stets eine Reliquienkrone gewesen zu sein scheint.

Die deutsche Königskrone in Aachen, die corona argentea, die jetzt auf dem Haupte Karl’s d. Gr. ruht, ist eine Lilienkrone von sehr eleganter, schöner Form mit einem Bügel, der über das Haupt von vorn nach rückwärts reicht. Sie gehört der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an, also der Zeit des Interregnums und dürfte von Richard von Cornwallis herrühren. Der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehört die Lilienkrone an, die jetzt mit der Krone der heiligen Kunigunde verbunden ist; der Mitte des 14. Jahrhunderts die schwerfällige, mit gewaltigen Edelsteinen besetzte Krone Böhmens, die unter Karl IV. angefertigt wurde; dem Schlusse des 14. eine äuſserst elegante Krone, die in einem Grabe auf der Margaretheninsel[S. 168] in Pesth gefunden wurde und einer Königin aus der Regierungsperiode der Anjou’s zugehören dürfte. Die jüngsten dieser Kronen dürften die eine sein, die, in München aufbewahrt, gleichfalls der heiligen Kunigunde zugeschrieben wird, die aber auf der Grenzscheide des 14. und 15. Jahrhunderts steht, und die Krone der Margaretha zu York, Gemahlin Karl’s des Kühnen.

Auſser den Kronen sind andere Goldschmiedearbeiten aus sehr alter Periode abgebildet, ein Kreuz des Kaisers Justinian in St. Peter zu Rom, eine Anzahl Kreuze von Votivkronen zu Guarazzo, das Kreuz des Agilulf, das des Adoloald, des Berengar, das der Theodolinde. Die Waffenstücke Theodorich’s und Childerichs (jetzt in Troyes und Paris), der Kamm der Theodolinde, der höchst interessante, mit Filigran bedeckte ungarische Scepter, der Scepter im Schatze zu Aachen sind kostbare Werke, die über die Goldschmiedekunst ihrer Zeit überraschende Aufschlüsse geben. Nicht minderes Interesse gewährt der Helm des heil. Wenzeslaus und das Schwert des heil. Stephan, das Kreuz des Kaisers Lothar, die Kreuze zu Gran, die schon erwähnten Kostbarkeiten aus Aachen, der im Stile der Renaissance gearbeitete Scepter und Reichsapfel Böhmens, mehrere weitere Schwerter und verschiedene Reliquiarien, sodann der Fächer der Theodolinde, das Weihwasserbecken zu Mailand u. s. w.

Besonderes Augenmerk möchten wir noch auf einige Kleinodientruhen werfen, die abgebildet sind und dem 13. Jahrh. angehören, so die zu Aachen, die mit einer Anzahl emaillierter Medaillons besetzt sind, welche sich auf rothgefärbtem Holze aufgelegt fanden. Sie war von Richard von Cornwallis hergestellt; ihr ganz ähnlich ist die Casette des St. Louis, die jetzt sich im Musée des Souverains zu Paris befindet, jedoch geringere Ausdehnung hat, als die groſse Kleinodienkiste. Aehnliche emaillierte Medaillons befinden sich im Museum zu Pesth, die wol ehemals einer ungarischen Kleinodienkiste angehörten.

Auch eine Anzahl interessanter Lederkapseln für verschiedene Kronen, sind abgebildet, von denen die älteste die sein dürfte, welche ehemals Schwedens Krone umschloſs und sich nun im Besitze des Senators Culemann in Hannover befindet. Höchst interessant sind die Büchsen, die Karl IV. für die deutsche und für die böhmische Krone hatte anfertigen lassen; ferner die Kapsel für die Brautkrone der Margarethe von York zu Aachen; die Kapsel für die Krone Philipps von Namur, dem 13. Jahrh. angehörig, hat wieder Verwandtschaft mit den Kleinodientruhen; sie ist mit glattem, ungefärbtem Leder überzogen, auf dem emaillierte Medaillons befestigt und metallene Nägel mit runden Köpfen zur Verzierung eingeschlagen sind.

Wir können zum Schlusse dieser Beschreibung die Klage nicht unterdrücken, daſs das Werk, seinem kostbaren Inhalte angemessen, so theuer ist, daſs es kaum zugänglich wird; sprechen jedoch die Hoffnung aus, daſs unser gelehrter Freund bemüht sein werde, den Inhalt auf anderem Wege zum Gemein[S. 169]gut zu machen, wozu ihm mit Vergnügen diese Blätter zur Verfügung gestellt würden.

Fußnote:

[A] Bock vergiſst hier anzugeben, welchem Bela die Leiche angehörte, ob Bela I. (1061–63), Bela II. (1131–41), Bela III. (1174–96). Dem IV. dürfte sie wohl schwerlich zugehört haben, der 1235–70 regierte.


Die Juden zu Naumburg an der Saale.

Mitgetheilt durch Karl von Heister.

(Schluſs.)

B. 1446.

Nach Cristi geburt Tusent vier hundert jn dem Sechss vnde vierzigsten Jar Am Fritage nach Judica habin geteydinget Die Gestrengen hans von solschicz houbitman Gerhard selbueldige Rath hans vom Vixte auch gesworene Nicklaus von hoendorff Richter zu Nuemborg alle amptlute vnsers gnedigen hern von Nuemborg alzo mit volborte dryer Reihe vnde der gantzen gemeyne wegin der Stad zu Nuemborg uff eyn nemlich do Borgermeistr. waren hans von Glogow vnde Thomas hyldebrand Camerer Conrad schutzemeistr. pauluck von der hardt vnde andere die medt gesworne Ratheskumpan vnde von wegin der Jodisscheyt wonhafftig daselbst uff die andere sythe. Nemlich der Jod leser meyger muschel Jacob gatheus abraham vnde yusche die Itztzinne Joden zu Nuemborg sint adir jn zukunfftigen getziten hir sin werdin alzo von gebrechins vnde vorhabin der Jodin wuchirrs halbin vnde andir gebrechin mer da vone die Rethe erkanten, das die Stad Nuemborg ser beswert wart unde vordir seier beswert mochte wordin sie vnde sulche beswerunge si vordir bracht habin an vnsern gnedigen hern herren peter itzunt Bischoff zu Neuemborg das dann vordir syne gnade vorwilt vnde tzu gegebin had das die Joden inzukunfftigen gezyten fort mer so haldin sullin alzo hirnach geschriebin stehit Nemlichin das sie eynem iglichin burger burgeryn adir Burgers kynder sie sint cluch adir fryledig dy sich selbst vermelden eynen gulden adir eyn schoch nicht hocher lihen sullin dann eyne wochin umb zwene phennynge eyne halli. guldin adir eynen ort alzo noch folgin hynder sich zu rechin addir an vorschriebunge noch uff phandt vnde sulle auch nymant der eyn Burger zu Nuemborg ist vnder eyme jar zu keyner rechenunge drynge es were dann sache das er tzwifel hedte daz solche syne gute adir phande solich houbit gut vnde wuchir nicht getragen konndte, das sal der Jod brengen an unsers gnedigen hern von Nuemborg Richter vnde an eynen sitzenden Rath die sullen erkenne ob ome (ihm) rechins adir clagens not sie werdit darnach sich der Jod richtin vnde haldin sal Vortmer sulle die Joden noch die Jodynn noch die oren (Ihrigen) kheynem burger burgeryn adir burgers kynder die do vormunden habin keyn gelt lihen addir uff phandt noch ane phand bie vorlysinnige (Verlust) des geldes daz die one (ihnen) geleihin habin hynder one vormunden Ouch wullin die Rethe uff das das dy Joden wissin sullin wem sie ihr gelt lyhen werdin ob er vormunden habe adir nicht solchin vorlass (Erlass) alle jar vorkundigen lassin In der kirchin daz sich eyn Jederman dornach wisse zu richtin ob ymand zwyfel hedte das vormund[S. 170] er were das der syn adir dy syne gelt Juden Jodin nemen worde daz deme Rathe kunt thun die es dann von die der Joden obirsten eyme vorkundigen sullin der ok dann den andern Jodyn von der vorkundige sal sich dy Joden darnach lassin zu richtin vnde zu haldin also ob yn komt vnde geschrieben stehet wordin ouch die Joden icht vnbilliches vor addir hir nach vorkouffin vornemen daryn sal unsers gnedigen hern von Nuemborg Richter mit deme Rathe macht zu Sprechen habe dornach sich dy Joden richtin vnde haldin sullin. Sulchir eynunge sal eyn ichlicher Jode der do vort mere zu Nuemborg eyn Jode sin wil unde da wonen stetiklich (unleserlich) — — haldin solchir daz nicht thun wolde vnde darzu nicht gehindin sullin vnde wullin wir zu Nuemborg nicht lyden noch uffnemen czu bekenntnisze sulchir beteydingunge habe ich obgenanter nicklaus von hoendorff myn Ingesiegel budene an diesse gedele gehangen.

An der äuſsern Seite der Urkunde steht: Der Juden brieff wo so es mit dem Wucher zu nemen halden sollen.

Späterer Zusatz: Hinfurdt die Juden vom fl. oder Schock nur wöchentlich ihn 2 ₰ nehmende. 1446.

Originalien des Magistrats-Archivs zu Naumburg Nr. 26.

Das Copialbuch von 1540 enthält den Vermerk (Fol. 49): Eyn versiegelter Brief, wie der Juden vbermessiger wucher halb, die Bürger beschwerrt, ferner das sie vnmündigen kindern gelts gelihen, Das es durch vnssers g. h. ampleuthe vorhandelt, das sie christen vom gulden eine Woche nicht mehr den zween pfennige habenn nehmenn thuenn, und kindernn, so nicht vormunder gehabt, nichts leyhen thuen, anno 1446. Welcher brief als unnottigk nicht ist asservirt sondern bei die andrenn Juden Brieue gebundenn wordenn, alda er zu findenn.

C. 1494. Wie die Jüdenn mit sechsszigk gülden widerkawflicher zinsse mit zwölfhundert florenn abezulossenn wider aus der Stadt gawfft wordenn.

Wir Johanns von Gots gnadenn Bischof zu Naumburgk, für vnns vnnd unssre nachkommen mogen Allen disses briues ansichtigen bekennen: Nach deme wir uns aus pflicht aufgelegter wurdenn, fürstlicher wirck schuldigk erkennen, auch alle zeyt geneigedt seinn, vnnssre underthanenn nütz, vnnd disses vnnssres vormögens zu trachten, vnnd disse von zukünftige verderbliche schadenn vnnd vngedryung, durch ziemliche vnnd bequemliche Mittel, wo wir können, zuvorschonen — Sein wir durch die ersamenn, vnnssre lieben getreuvenn Rath, Rethe, Hantwerge Ckassenmeister vnnd ganntze Gemeine vnsser Stadt Naumburgk mit manchfeldigen Clagen angesucht vnnd bericht — Wir darinn vonn denn Juden, des Crützes Christi feindenn, seiner werdenn muttre lesterer, untz hir vonn vnnseren vorthuren zuliegenn vnnd vnns daselbst enthaldenn, sich teglich mehren, darinn vnnd iren Beywohnern mergliche verderbliche schadenn vnnd abzüge zugefugt wurdenn — — Vnnd darauf angeruffenn hochlichen angezogen, vnnd demütiglichen gebethenn, solche Unbeschwerung gnediglich zu hertzen zu neh[S. 171]menn, vnnd obberürten Unnrath helfkenn zuvorkommen — — Als geben wir zuforderst gote vnnd seiner werden muttre Marien ehre vnd lob — Durch die Vnnssren obgenannt vorderbliche zu hertzen genohmenn vnndt angesehenn, Vor vnns Alle vnnssre Nachkhomenn, mit Zulassung vnnd bewyllegung der wirdigenn vnnd achtbaren vnnssrer lieben andaechtigen Techant, Senior vnnd des ckantzenn Capittels vnnssrer kirchen zu Naumburgk, bemelten Rath, Rethen, Hantwerge, Ckassenmeisterenn, vnnd gantzer Gemeine aus gnedigen wyllenn zugesagt, vnnd vorsychert, zusagenn vnnd vorsychernn In kund mit kraft dis briues, das Wir die Judeschafft itzo zur Naumburgk zur zeitendung ires gleits vnnd vorschreibung, so sie von vnns habenn, vrlauben, die vonn dann aus all vnssrenn gebythenn vnnd gerichten daselbstenn ziehenn lassenn — Wir vnnd vnnssre nachkommen auch zu ewigen gezeitenn keinenn mehr, was handels der sich noethe, dahinn setzenn, nehmenn, noch habenn, wissentlich leidenn oder duldenn wollen — Vnnd ob jn umbligendenn stedten, dorffernn oder vaden (?) ausserhalb vnnsser gebit vnnd obrikeyte zukunftigk vonn anndrenn herschafftenn Judenn gehaltenn würdenn, dennselben bei vns noch vnssren nachkommenn, jnn gedachter vnssrer stade noch vorstedten, auch auf der freyheit keines handels, wie der wehre, sol vorstadt oder zugelassen werden, vnnd jnn kraft disser vnssrer vorschreibung verbothenn sein, — Vnnd ob sie darüber mit Jmandes handeltenn, sol darinn durch vnsser gericht in keiner weyse geholfenn werden, — Sie sollenn vnnd mogenn auch die gemelte Rath vnnd Gemeine zu Naumburgk aufgedacte zeit der Juden abscheides, die Judenn schul daselbst, wiewol inenn die jnn vnssrenn nahmenn fürmalls aus kraft vnsser obrikeyt zustenndigk gewesenn ist, zu gemeiner stade Nützung nehmenn, dorann wir vnns und vnnssre nachkommenn auch in kraft ditzs briues vorfryhenn, vnnd wollenn die ewiglichenn bei gedachtenn Rathe vnnd gemeine lassenn Vnnd dieweyl wir obgenanter bischof Johans vnnd vnssere vorfahrenn einenn merglichen nütz von der Jüdheit zu Naumburgk jerlichenn jnn vnnssre Ckammer fallent gehabt, habenn sich die gedachtenn Rath, Rethe, hantwerge, Ckassenmeister und gantze gemeine vnnsrer stadt Naumburgk vmb solche vnnssre erzeigte gnade, vor sich jre nachkommen, bewylligtt, vorheischung, vnd sich gegen[A] vnns vorschriebenn jerlichen sechszigk Reinische guldenn[B] zins halb auff Walpurgis vnd halb uff Sanct Michaheli, was sie aber wider zu sich mit Zwölfhündert volwichtigenn und lantwerigenn Reinischenn guld. kauffenn mügen, wenn jnen das denkt[C]. Doch das sie vnns solchen widerkauf ein vierteil Jhares vor kundigen vor einem zinstage mit jrem briue, vnnd dornach auf demselben zinstagk vnns oder vnssren nachkhomenn genannte zwolf hündert Rei[S. 172]nische gulden, volwichtiges lantweriges gelts, alhie zu Zeitz jn vnnsre kammer mit allen vorsessen zinnssenn vberreichen vnnd bezaln trewlich vnnd ane alle gefherde. — Das zu vrkunde haben wir obgedachter Bischoff Johannes vnnssre grost jnnsigel aufs ennde dis briues wissenlich henngen. Vnd wir hier nach geschriebener Güntherus von Bünaw Techant, Andreas von Konritz Senior vnd das gantze Capittel der Thumskirchenn zu Naumburgk bekennenn vor vnns vnnd alle vnssre nachkomenn, das wir zu obberürte vrlaube der Judenn, vonn vnssrenn gnedigenn herrn von Naumburgk obgenant, vnd vortrage derhalbenn mit dem Rathe geschehen, wir vorberürt vnsere günst vnnd bewylligung gethan habenn auch des zu bekenntnus und ferner vrkund vnnssres grosses insigel aufs ende dis briues lassenn brengen. Da gegeben ist nach Christi vnnssres hernn geburth vierzehn hundert und darnach im vier vnnd nüntzigsten Jhare am Montage nach Vocem Jncundatis.

Copien aller etc. Fol. 49.

Fußnoten:

[A] Von derselben Hand am Rande: NB. Juden Zins.

[B] Von einer spätern Hand nochmals am Rande wiederholt.

[C] Von späterer Hand: Mit 1200 Reinisch gulden abzuleg. wan der Rath will.


„Die ersten Büchsenschützen, die an der Wange abschossen.“

Aus der Mittheilung im vorigen Jahrgang des Anzeigers f. K. d. d. Vorzeit, Nr. 12, Sp. 469 geht hervor, daſs über die alten Handfeuerwaffen und deren Handhabung hier und da noch manche Irrthümer herrschen. Eine nähere Beleuchtung und Berichtigung des dort Gesagten dürfte daher vielleicht nicht ganz überflüssig sein.

Im Eingange heiſst es daselbst: „Im J. 1517 wurde das Steinfeuerschloſs zu Nürnberg erfunden. Bis dahin wurden die Büchsen, indem man sie auf ein gabelförmiges Gestell legte, vermittelst einer Lunte abgeschossen. Jene Erfindung verlieh ihnen eine viel gröſsere Treffsicherheit; denn man fieng jetzt an, sie an der Wange abzuschieſsen, was das Zielen sehr erleichterte.“ Hierin sind drei Punkte, deren Richtigkeit bestritten werden muſs, nämlich 1) daſs die Erfindung des Radschlosses im J. 1517 geschehen, 2) daſs man bis dahin die Handbüchsen auf Gabelgestellen und nur mit der — in der rechten oder linken Hand gehaltenen — Lunte abgefeuert, und 3) daſs man erst nachher angefangen, sie an der Wange abzuschieſsen.

Den ersten Punkt anlangend, so weist Mehreres darauf hin, daſs das Radschloſs schon im ersten Jahrzehend des 16. Jahrhunderts existiert hat. Vor Allem ist hier eine Stelle im Theurdank zu nennen, der bekanntlich 1517 zum ersten Male und zwar zu Nürnberg im Druck erschien. Sie lautet, nach der Frankfurter Ausgabe von 1589, Bl. 49b, folgendermaſsen:

Denn zu den Zeiten war die Sitt
Bein Büchsen trug man Zündstrick mit,
Mit eim Feureisen, Schwam und Stein
Hielt man Feur bei Geschütz insgemein,
[S. 173]
Die schädlich Feurschloſs noch nit waren
Wie jetzt gemein in selben Jahren.

Unter den Feuerschlössern können nur die Radschlösser verstanden sein; denn 1. wurden im 16. Jahrh. nur diese so genannt, nicht aber die Luntenschlösser; 2. wurde es überhaupt erst nach Erfindung des Radschlosses üblich, den Mechanismus zum Abfeuern „Schloſs“ zu nennen (wahrscheinlich von den daran befindlichen Schnellfedern), wenigstens ist kein Beispiel bekannt, daſs der dem Radschloſs vorangegangene federnlose Luntenhahn, oder Drache (Serpentin) Schloſs genannt worden wäre; 3. konnte vom Luntenhahn nicht gesagt werden, daſs er zur Zeit des Tyrocinimus Maximilans’s I. noch nicht vorhanden gewesen sei, weil derselbe um’s J. 1480 in Deutschland und den angrenzenden Ländern schon viel in Gebrauch war; 4) spricht auch die Bezeichnung „schädlich“ dafür, daſs das Radschloſs gemeint ist; denn von diesem und keinem andern wissen wir, daſs es geraume Zeit für die öffentliche Sicherheit gefährdend gehalten und deshalb das Tragen der damit versehenen Büchsen, die man anfangs selbstzündende oder auch blos zündende, später, zumal die Pistolen, Zündbüchsen nannte (Hortleder I, 1943), wiederholt verboten wurde, wie z. B. noch 1533 in Oesterreich (Buchholz, Ferdinand I., VIII, 50. Anm.). Ein solches Verbot gibt es nun auch schon aus dem J. 1506; denn die Gesetze der in diesem Jahre zu Geislingen errichteten Schieſshütte bestimmen, daſs niemand einer „selbstzündenden Büchse“ sich bedienen solle (Jäger, Geschichte d. schwäb. Städtewesens, I, 422). Das Alter des Radschlosses würde hiernach also mindestens bis 1506 zurückgehen. Daſs es noch bis vor 1501 zurückgeht, läſst die Zeichnung einer Handbüchse von diesem Jahre schlieſsen, wovon weiter unten ausführlicher die Rede sein wird. Im Uebrigen ist bekannt, daſs nur die Chronik eines ungenannten Nürnbergers die Angabe enthält, das Radschloſs sei 1517 in Nürnberg erfunden, während andere Quellen, die Doppelmaier benutzte, blos sagen, in diesem Jahre habe man in Nürnberg und gleichzeitig auch in Augsburg die Radschlösser gemacht (v. Stetten, Kunst- etc. Gesch. v. Augsburg I, 201), was vielleicht so zu verstehen ist, daſs solche damals zuerst als stehender Handelsartikel von besondern Handwerkern, die unter dem Namen Feuerschloſsmacher vorkommen, verfertigt wurden.

Gegen den zweiten Punkt, daſs man bis zur Erfindung des Radschlosses die Handbüchsen auf Gabelgestellen abgefeuert, ist geltend zu machen, daſs sich bis jetzt, so viel man weiſs, in den Schriften des 14. und 15. Jhdts. nicht das Geringste gefunden hat, was diese Behauptung bestätigte, wohl aber Mehreres, woraus hervorgeht, daſs man die Büchsen in der Regel frei auf der Hand, ohne sie auf eine Gabel oder andere Stütze aufzulegen, abgeschossen hat. Dahin gehört für die älteste Zeit eine Abbildung in einem Feuerwerkbuche der Münchener Bibliothek (C. g. Nr. 600, Bl. 10), dessen Entstehung aus verschiedenen innern und äuſsern Gründen zwischen 1360 und 1380 gesetzt werden muſs. Diese stellt einen Mann mit[S. 174] einer Handbüchse dar, die damals noch aus einer kurzen Röhre mit einem darin steckenden eisernen Stiel bestand, und die er an letzterem mit der linken Hand schief nach vorn in die Höhe gerichtet hält, während er sie mit der rechten vermittelst eines langen, unten einen Knopf, oben einen seitwärts gewendeten Zacken habenden Feuereisens, wie es scheint, durch Inbrandsetzen einer aus der Mündung heraushangenden Zündschnur abfeuert. Um besser zielen und treffen zu können, als es auf diese Art möglich war, nahm der Schütze, wenn es die Umstände erlaubten, die Büchse in beide Hände, hielt sie frei vor sich hin und lieſs sie, nachdem er darüber visiert und sie je nach der Entfernung des Ziels mit dem hintern Ende mehr oder weniger gesenkt und ihr dadurch den erforderlichen Erhöhungswinkel gegeben hatte, durch einen Gehülfen abfeuern. Dies Verfahren wird in einer Anweisung zum Schieſsen mit dem „gefaſsten“ (d. h. auf einem graden, mit der Hand zu umspannenden, Stab genannten, Holze befestigten) Handrohr, umständlich beschrieben, die in einem die Jahrzahl 1457 am Ende tragenden Kriegsbuch der Wiener Bibliothek (Nr. 221, 2952
Ph.4°202′
§. 38) sich befindet und leicht die einzige sein möchte, die uns aus der ältern Zeit bis zum 17. Jhdt. herab erhalten ist. Auf den Schieſsständen der Schützengesellschaften war im Anfange des 16. Jhdts. nicht nur jede Unterstützung der angeschlagenen Büchse, sondern selbst das Ansetzen des Kolbens an die Schulter untersagt. So heiſst es z. B. in einem 1501 von Bürgermeistern und Rath der Stadt Kölln erlassenen Einladungsschreiben zu einem groſsen Festschieſsen, wovon ein gedrucktes Exemplar mit dem über der Schrift zwischen einer Armbrust und einer Handbüchse stehenden ausgemalten Stadtwappen in der städtischen Bibliothek zu Köln aufbewahrt wird: „Es sall auch eyn yecklicher schieſsen vffrecht mit fryem schwebenden Armen vnd affgesneden wammes ermell aen schnore vnd reme und auch aen scherm oder rauchpanne vnd also dat dye bosse dye assel nyet enroert vnd sunderlich vff yede bossen nyet me dan eyn slecht abesyen vnd hynden eyn lochelyn oder vffen schrentzelyn haben vnd sall geyn schutze zwey Klotz ader Kogelen ader gefedert Klotz schieſsen;“ wer dawider verfährt geht sein Schieſszeug verlustig. Man könnte nun denken, daſs man im Kriege und auf der Jagd die Büchsen auf Gabeln abgeschossen. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte man sicher auch die letzteren neben den Büchsen in den Zeughäusern und Rüstkammern vorräthig gehalten, und sie müſsten dann nothwendig in den Inventarien des Kriegs- und Jagdzeugs, deren wir mehrere sehr vollständige aus dem 15. Jhdt., und darunter auch eins von dem 1462 in Nürnberg vorhandenen Kriegsmaterial, besitzen, mitverzeichnet stehen. Wir finden jedoch nirgends eine Spur davon, selbst nicht für die Hakenbüchsen die wegen ihres Gewichts und Rückstoſses nur aufgelegt abgeschossen werden konnten. Erst gegen Ende des 15. Jhdts., als man anfieng, der Handrohre von mehr als dreilöthigem Kaliber auch im Feldkriege sich zu bedienen, kamen für die grös[S. 175]sern derselben, die von drei Mann gehandhabt wurden, tragbare, dreibeinige Schrägen in Gebrauch (nach Beninga hatte 1501 Graf Edsard von Ostfriesland deren 1000 Stück in der Schlacht bei Dam gegen die Gröninger), und für die kleineren, nur einen Mann erfordernden, erst im dritten Jahrzehend des 16. Jhdts. die Gabelstützen, die, soviel man weiſs, zuerst im J. 1521 von den Spaniern in Italien bei ihren langen Musketen geführt wurden.

Zur Widerlegung des dritten Punkts, daſs man erst nach der Erfindung des Radschlosses angefangen, an der Wange abzuschieſsen, bedarf es nur der Hinweisung auf den Luntenhahn, der diese Art des Abschieſsens, wodurch bis dahin die Armbrust dem Feuerrohr in der Treffsicherheit beträchtlich überlegen gewesen war, zuerst ermöglichte. Derselbe bestand nur aus einer, an der rechten Seite des Schaftes hinter dem Zündloch auf einem Zapfen angebrachten Winkelhebel, dessen stehender Arm einen flachgelegenen, in eine Klemme mit Schieber auslaufenden Bügel bildete, und dessen liegender in der Mitte einen treppenförmigen Absatz hatte, wodurch seine hintere Hälfte einige Zoll tief unter den Schaft zu liegen kam. Wurde nun der liegende Arm, der durch ein quer über seinen mittleren vertikalen Theil gelegtes Blech gegen Verbiegen geschützt war, durch Heranziehen seiner hintern Hälfte an den Schaft gehoben, so senkte sich der stehende Arm mit dem in die Klemme gesteckten Stück Schwamm, Zunder oder Zachen (Lunte) auf die Zündpfanne herab. Wenn jener hierauf losgelassen wurde, gieng dieser sogleich wieder in die Höhe, weil ersterer viel länger und schwerer war. Die Zeit der Erfindung des Luntenhahns ist nicht näher bekannt, doch scheint er schon vor der Mitte des 15. Jhdts. vorhanden gewesen zu sein. Von dem, was sich dafür anführen läſst, sei hier nur der Bericht eines Augenzeugen von der Schlacht bei St. Jakob an der Birs 1444 (Säkularschrift der hist. Gesellschaft zu Basel, 1844) erwähnt, worin es (S. 21) heiſst, ein Büchsenmeister und fünf andere Männer seien den Berg herabgekommen „mit angezündten geladen Büchsen vnd zunder vnd gespannen armbrosten.“ Die älteste Abbildung einer Luntenhahnbüchse, die dem Schreiber dieses zu Gesicht gekommen, ist in einem Feuerwerkbuche vom J. 1473 der Münchener Bibliothek befindlich (C. g. Nr. 599 Bl. 10). Der vorbeschriebene Mechanismus erscheint hier aber, wie die ganze Waffe, schon so sorgfältig, ja zierlich gearbeitet, daſs sich nicht annehmen läſst, er sei nur erst kurz vorher aufgekommen, zumal wir die damit versehenen Büchsen wenige Jahre später fast in allen Ländern Europas verbreitet finden, wenigstens Zeichnungen von solchen, da sie selbst keinen besondern Namen führten, auſser vielleicht allein in Holland, wo sie knipbussen heiſsen (Annal. rer. in Holl. etc. gest. beim J. 1481, in Mathaei analec. I, 398 und J. a Leydis etc. ebendas. S. 726 beim J. 1477).

Der Luntenhahn darf nicht verwechselt werden mit dem spätern Lunten- oder Schwammschloſs. Dies unterschied sich von jenem dadurch, daſs der Hahn vor dem Zündloch stand,[S. 176] also zurückschlug und durch einen künstlicheren, gröſstentheils im Schaft liegenden Mechanismus in Bewegung gesetzt ward. Da nun der Hahn des Radschlosses im wesentlichen dieselbe Einrichtung hatte, und das Schwammschloss wegen seiner gröſsern Einfachheit und Sicherheit nach der Mitte des 16. Jhdts. das Radschloſs bei den zum Kriegsgebrauch bestimmten Handfeuerwaffen, mit Ausnahme der Pistolen und Reiter-Arkebusen, fast ganz verdrängte, so ist anzunehmen, daſs es spätern Ursprungs war als dieses und ihm seine Entstehung verdankte. Es findet sich aber schon an der Büchse, die auf dem früher erwähnten Einladungsschreiben der Stadt Köln vom J. 1501 abgebildet ist, ein rückwärtsschlagender Hahn, der, wie man aus seinem beträchtlichen Hervorragen über das von der linken Seite gezeichnete Rohr und aus dem Mangel des Steines zwischen seinen Lippen schlieſsen muſs, einem Luntenschloſs angehört. Hieraus folgt denn für die Erfindung des Radschlosses, daſs dieselbe noch vor 1501 fällt. Viel weiter zurück dürfte sie aber auch nicht fallen; denn in einem Feuerwerkbuche der Heidelberger Bibliothek (Nr. 126 des Wilken’schen Katalogs der von Rom zurückgekehrten Handschriften), welches 1496 von dem pfälzischen Büchsenmeister Phil. Mönch verfaſst ist, sind die Handbüchsen noch mit dem Luntenhahn ganz ebenso wie in dem Manuscript vom J. 1473 abgebildet. An der Büchse auf dem Einladungsschreiben der Stadt Köln sieht man auch bereits die das Zielen erleichternde Abschrägung auf der linken Seite des Kolbens, die sogen. Backe, ein sicheres Zeichen also, daſs man 1501 an der Wange anschlug. Nicht den geringsten Zweifel aber darüber, daſs man auch schon früher die Luntenhahnbüchse so anschlug, läſst endlich die Abbildung eines zielenden Schützen, die sich in dem illustrierten Inventar befindet, welches Kaiser Max I. im J. 1492 durch seinen obersten Zeugmeister Barthol. Freysleben von allem in den österr. Erblanden vorhandenen Geschütz aufnehmen lieſs, und wovon ein Exemplar in der Wiener (C. Max. Nr. 10,824) und eins in der Münchener Bibliothek (C. icon. Nr. 222) vorhanden ist. Der Mann hält hier das Rohr mit der ausgestreckten Linken ungefähr in der Mitte, mit der Rechten hinter dem Zündloch gefaſst und den sehr langen, wenig zurückgebogenen Kolben gegen die rechte Schulter gestemmt.

Allein die alten Büchsen stieſsen, wie man sich denken kann, nicht wenig, und die herumsprühenden Funken des reichlich auf die Pfanne geschütteten Pulvers versengten trotz des hinter dem Zündloch befestigten Schirms von Leder oder anderem Material, dessen man sich dagegen bediente, den Schützen oft arg genug. Daher kam es denn, daſs viele beim Feuergeben die Wange nicht am Kolben lieſsen, sondern den Kopf abwandten. Besonders scheinen die Söldner diese das Treffen sehr beeinträchtigende Gewohnheit gehabt zu haben, die sie auch nach der Erfindung des Rad- und Schwammschlosses nicht ablegten, wie daraus hervorgeht, daſs noch in der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. selbst von Reichs wegen darauf bezügliche Bestimmungen erlassen wurden. So schreibt z. B. die 1570[S. 177] auf dem Reichstage zu Speier gegebene Fuſsknechtbestallung vor: die Büchsenschützen „sollen auch monatlich geübt und ihnen am Backen anzuschlagen und abzuschieſsen eingebunden werden.“ Hiernach wird nun wohl kein Zweifel mehr sein, wie man es zu verstehen hat, wenn die 1519 zum Bundesheere wider den Herzog Ulrich von Württemberg von der Stadt Nürnberg gestellten 150 Büchsenschützen als solche bezeichnet werden, die an der Wange abschieſsen konnten. Herzog Ulrich hatte übrigens Sorge getragen, daſs es seiner Mannschaft nicht an gleicher Uebung fehlte. Schon am 5. Aug. 1517 hatte er Befehl ergehen lassen, daſs die Büchsenschützen aller Aemter sich bereit halten sollten, in’s Feld zu rücken. Jeder sollte dabei, so viel möglich, eine Zielbüchse mit einem Schloſs haben und auch mit Steckzundeln und Anderm darzu gehörig verfaſst sein, auf daſs, wenn es zum Ernst käme, ein jeder mit am Backen angeschlagener Büchse desto gewisser schieſse, das sie mit guter Geschicklichkeit wohl thun und zuwege bringen mögen, damit der Schaden durch das ungewisse Schieſsen, da man nicht anschlage, verhütet bleibe. (v. Heyd, Ulrich, Herz. v. W. I, 510).

Coblenz, im März 1866.

Toll, Artilleriemajor a. D.


Albertus mit dem Zopfe auf einem Glasgemälde zu St. Erhard in der Breitenau in Steiermark.

(Mit einer Abbildung.)

Albertus III. von Oesterreich (reg. 1365–1395) trägt den Beinamen „mit dem Zopfe“. Diesen Beinamen verdankt er dem Umstande, daſs er eine ritterliche Gesellschaft (Orden) vom Zopf gestiftet hatte. Die eigentliche Bedeutung dieses Zopfes wird verschiedenartig angegeben. Nach einer Version soll eine schöne Dame sich ihren Zopf, oder wol einen Theil ihres Haares abgeschnitten und ihm gegeben haben; nach einer andern Version soll er selbst sich sein Haar zu einem Zopfe wachsen lassen und geflochten haben; nach einer dritten Version soll er seiner Gemahlin, als er aus dem gelobten Lande heimkam und sie im Bade antraf, ehe sie sich dessen versehen, den Zopf abgeschnitten haben.

Albertus mit dem Zopfe.
Z. A. f. K. d. d. V. 1866. Nº 5.
Druck v. A. Leykams Erben in Graz.

Albert vermählte sich 1366 mit Elisabeth, Tochter Kaiser Karl’s IV., die 1373 ohne Kinder starb; er vermählte sich daher 1375 mit Beatrix, Tochter des Burggrafen von Nürnberg. 1377 unternahm der Herzog eine Preuſsenfahrt, wo er sich die Ritterwürde erwarb. Mit diesem Zuge und dem erhaltenen Ritterschlage dürfte die Stiftung der Zopfgesellschaft in einigem Zusammenhange stehen. Die Satzungen dieser Gesellschaft sind unsers Wissens bis jetzt nicht bekannt geworden. Die älteste Kunde davon scheint Georg von Ehingen gegeben zu haben, der erzählt, daſs sein 1407 gestorbener Groſsvater Burkhard von Ehingen dieser Gesellschaft angehört und sie[S. 178] nach Schwaben gebracht habe; daher er Burkhard mit dem Zopfe hieſs. Andere ältere Quellen sind nicht bekannt; doch befinden sich in einem Codex der k. k. Hofbibliothek zu Wien (des Rationale divinorum officiorum des Durandus), den der Herzog schreiben und illuminieren lieſs, zwei Porträte des Herzogs, auf denen er mit einem um den Hals gewundenen Zopfe erscheint. Birk, der diesen Codex und speziell die Bildnisse in dem I. Bande der Berichte und Mittheilungen des Alterthumsvereins[A] zu Wien beschrieben hat, glaubt daher, daſs die später vorhandenen Bildnisse, auf denen er mit einem und mit zwei Zöpfen im Nacken erscheint, nur auf den Namen hin entstanden seien. Es ist daher von hohem Interesse für die Geschichte der habsburgischen Regentenfamilie, daſs sich noch ein gleichzeitiges Denkmal erhalten hat, auf dem der Herzog in anderer Weise dargestellt ist. Es befindet sich nämlich in der Kirche St. Erhard in der Breitenau in Steiermark eine Serie von Glasgemälden des 14. Jahrh. in einem Fenster, das ganz vom Hochaltar bedeckt und so den Blicken vollständig entzogen ist.

Durch den ehemaligen Landesarchäologen von Steiermark, Herrn Carl Haas, auf dieses Fenster aufmerksam gemacht, hat Verfasser die sämmtlichen Darstellungen desselben durchgepaust, um sie einem Werke über mittelalterliche Glasgemälde einzuverleiben. Nachdem schon einige Blätter lithographiert sind, und somit das Werk selbst bald an die Oeffentlichkeit treten wird, so sei hier des Fensters nicht weiter erwähnt und nur mitgetheilt, daſs sich auf dem untersten Felde rechts der Herzog als Donator mit seinen beiden Gemahlinnen hat abbilden lassen. Diese Darstellung, die wir beifolgend in 1/3 der Naturgröſse nachgebildet haben, zeigt den Herzog knieend, hinter ihm die beiden Gemahlinnen, gleichfalls knieend. Der Herzog erscheint mit dem Panzerhemde bekleidet, das an den Beinen sichtbar wird; darüber erscheint eine Rüstung, die wir wohl bereits als eine eiserne betrachten dürfen. Der Lendner hat eine etwas abweichende Form und erinnert bereits an das Heroldenkleid, wie er auch die Wappenfarben zeigt. Auſser dem groſsen Gürtel ist der Lendner noch um die Mitte mit einem kleinen Gürtel zusammengehalten. Auf der Brust ist an dem Panzer unter dem Lendner der Dolch, das Schwert und der Helm mit Ketten befestigt. Auf dem Haupte trägt der Herzog die Stahlhaube mit der Halsbrünne; der Stechhelm erscheint auf der Schulter. Derselbe hat die rothweise Helmdecke; als Helmkleinod erscheint jedoch nicht der österreichische Pfauenbusch, sondern ein gelber Adler mit zwei blauen Flügen. Eine Fahne im Arm des Herzogs ist roth und weiſs gestreift; auch sind die zwei untern Zipfel abgeschnitten, während der oberste fliegt. Die Tracht ist eine etwas fortgeschrittene, doch noch vollständig dem 14. Jahrh. entsprechend. Als besondere Eigenthümlichkeit erscheint eine Metallbüchse, in die wol der Zopf gefaſst ist,[S. 179] auf dem Rücken der Herzogs, und wir können daraus nur schlieſsen, daſs der Zopf entweder am Haupte selbst wuchs, oder wenigstens am Hinterhaupte befestigt war und herabhieng. Die zwei knieenden Frauen zeigen vollständig die Tracht des 14. Jahrh.: die enganliegenden, halb auf die Hand reichenden Aermel, die gefältelte Haube; die hintere erscheint mit dem Gürtel. Der Hermelinmantel bezeichnet die Damen als Fürstinnen, ebenso die auf der Haube befestigte Krone. Zwei Wappenschilde, der eine mit dem doppelgeschwänzten Löwen, der andere schwarz und weiſs geviert, bezeichnen die Damen als die Böhmin und Hohenzollerin.

Eine Inschrift am oberen Bande des Bildes sagt: Albertus dux austrie et stirie et carinthie et ceter. et uxores ejus. Die rückwärtige der beiden Frauen hat auf der Darstellung gleichfalls einen Zopf, der jedoch ohne Kapsel, aber mit langen flatternden Bändern erscheint und sicherlich, da er ebenfalls abnorm ist, zu dem Zopfe des Gemahles in einem Bezuge steht.

Die Frage, ob wir Porträte hier vor uns haben, möchten wir um so mehr verneinen, als die Figuren im Verhältniſs zu der einfachen Technik der älteren Glasmalerei sehr klein sind und nur durch wenige starke Linien der Gesichtsausdruck gegeben ist. Das Bild erscheint jedoch sehr geeignet, auf die Zopfgesellschaft und die Frage, ob und wie Albrecht wirklich einen Zopf trug, ein neues Licht zu werfen. Es sind uns übrigens in Steiermark noch zwei andere Monumente bekannt geworden, die Licht darüber zu verbreiten scheinen, und die wir später zu besprechen hoffen, nämlich ein zweites Glasgemälde, das ein anderes Mitglied der Zopfgesellschaft in gleicher Weise darstellt, und eine derartige Kapsel aus Silber mit Vergoldung, die zur Umhüllung eines Zopfes diente.

Essenwein.

Fußnote:

[A] Bildnisse österreichischer Herzoge des 14. Jahrhunderts und ihrer Gemahlinnen, zum ersten Male herausgegeben von Ernst Birk, S. 95 ff.


Der Niemand.

Eine der ältesten lustigen Figuren unserer Vorzeit, und wahrscheinlich eine Tradition des vorchristlichen Alterthums, ist der Niemand, dem man Alles in die Schuhe schiebt, der alle häuslichen Fatalitäten angerichtet haben, an jedem persönlichen Miſsgeschick schuld sein soll. Diesem armen Helden widerfuhr von jeher die Ehre, in Reim und Versen, nie in Prosa, verherrlicht zu werden, und seine Groſsthaten wurden nicht blos dem gröſseren Publikum, sondern auch der kleinen Familienwelt nach Gebühr in Holzschnitt wie in Kupferstich vorgezeichnet. Schon um das Jahr 1510 dichtete ein gewisser Jörg Schan, Scherer zu Straſsburg:

Niemanis hais ich, was iederman tut das zucht man mich

ein groſses Folioblatt mit coloriertem Holzschnitt und 130 dreispaltigen Verszeilen, an deren Schlusse genannt ist: „Albrecht buchdrucker zu Memmingen“, einer unserer ältesten deutschen Buchdrucker und der erste in Memmingen, Albrecht Kunne von Duderstadt. Der Anfang dieses in der Münchener Hof- und[S. 180] Staatsbibliothek befindlichen seltenen, wahrscheinlich einzigen Blattes lautet:

Menger redt vonn  mir Vnnd gesach mich doch nie
Er besech mich recht yetz stand ich hie
Ich bin der, den man Niemants nennet
Das huſsgesind mich wol erkennet
Wann mit mir beschierment sy sich.

Einen andern Bilderbogen sah ich vor zwei Jahren bei dem bekannten Antiquar Butsch in Augsburg. Er rührt von einem dortigen Holzschneider her, der ungefähr von 1577 bis 1596 arbeitete, und der mit seinen Kollegen jener Zeit tausende von ähnlichen zur Belehrung des bilderlustigen Volkes ausgehen lieſs. Die 40 Verszeilen, welche den Inhalt bilden, haben die Ueberschrift:

Der Niemandts so bin ich genandt,
Mägdten und Knechten wol bekandt.

und fahren gleich so fort:

Vnd auch den mutwilligen Kinden,
Die mich allzeit wissen zu finden,
Was für vnrath von jn geschicht,
Was man verwarlost vnd zerbricht,
Das muſs ich alles haben gethan etc.

Als Adresse steht angegeben: Zu Augspurg, bey Bartholme Käppeler, Brieffmaler, im kleinen Sachssen geſslin.

Ein Gedicht von Heinrich Göttingi wurde in Casp. Dornavii Amphitheatrum sapientiae socraticae joco-seriae (Hannover, 1619) wieder abgedruckt:

Niemandt: Wie fast Jedermann an ihm wil Ritter werden. Allen Hauſsherren vnd Frawen, so stets mit Gesinde vmbgehen .. kurtzweilig zu lesen, vnd in Deutsche Reimen verfasset. Erfurt, 1585. 8. mit Holzschn. — Ein Exemplar in der Berliner kön. Bibliothek.

Aus der Zeit von 1620 bis 1650 kenne ich drei undatierte Kupferblätter, das erste mit 30 Verszeilen auf der Erlanger Universitätbibliothek:

Der Niemantz so bin ich genant,
In der gantzen Wellt seher woll bekantt,

mit folgendem Anfang:

Niemand so bin ich genanntt
Maygtten vnd Knechtten woll bekantt etc.

Das zweite ehemals auf dem Antiquar Heerdegen’schen Lager zu Nürnberg, einen Mann mit einer Laterne und mit Vorlegeschloſs am Munde vorstellend und also anfangend:

Wo ist doch der Niemand nicht.
Ueberall ist er anzutreffen
Jedermann der will Ihm Aeffen
Und mann weiſs nicht was geschicht
Thut es doch der Niemand nicht etc.

Das dritte im german. Museum mit 32 Verszeilen:

Allamodischer Niemandt.

beginnt wie folgt:

Ich bin ie ein vnschuldig Mann,
[S. 181]
Noch thut man mich stets ligen an,
So man thut sehen in eim Hauſs,
Ein Mangel, ein fehl, ein vnd auſs,
Der Niemandt sagt man hats gethon etc.

Auch die neuere Zeit hat ihren, und zwar einen politischen Niemand, von welchem die Nürnberger Stadtbibliothek ein Exemplar besitzt:

Der unschuldige Niemand, dieser ist der Urheber des französischen Krieges. — Gedruckt in Frankfurth 1794.

Dieses zwei Quartblätter einnehmende Gedicht schlieſst mit folgenden Zeilen:

Auf den Niemand will man schieben,
Was geschieht in dieser Welt.
Was nur böse Leute ausüben,
Hat der Niemand angestellt.
Alles will man mir zuschreiben,
Der ich Keinen je betrübt;
Jeder will an mir sich reiben,
Da man alle Schuld mir giebt.
Ich muſs unterdeſs allein
Der unschuldig Niemand seyn.

Nürnberg.

Emil Weller.


Spruch vom schönen Brunnen zu Nürnberg.

Die meisten unserer Leser werden gewiſs schon von diesem Brunnen gehört, oder eine Abbildung desselben gesehen haben. Er steht auf dem Hauptmarkt, der katholischen Pfarrkirche z. U. L. Frau schräg gegenüber, und ist eine der schönsten Zierden der alten Reichsstadt. Erbaut wurde er, wie neuere Forschungen dargethan, in den Jahren 1385–1396 durch Meister Heinrich den Palier. Er besteht aus einer 60 Schuh hohen, reich durchbrochenen und mit Bildwerken gezierten Spitzsäule, die auf achteckiger Grundfläche und in zwei verjüngten Aufsätzen sich erbaut und in eine Spitze von Knospen und Blumen ausläuft. An den Strebpfeilern und zwischen ihren reichgezierten Spitzbogengiebeln stehen in edler Haltung gar viele Standbilder, und zwar an der untersten Stufe die sieben Kurfürsten und neun Helden aus der christlichen, jüdischen und heidnischen Zeit, nämlich Gottfried von Bouillon, Klodwig von Frankreich und Karl der Groſse, dann Judas Makkabäus, Josua und David, schlieſslich Cäsar, Alexander der Groſse und Hektor von Troja[A]. Auf der zweiten Stufe sind unter Spitzbogenwölbungen Moses und die sieben Propheten angebracht. Auſser diesen Statuen befinden sich am Brunnen auch noch andere Bilder, namentlich Menschen- und Thierköpfe. Diese und die Standbilder wurden schon zur Zeit ihrer Aufstellung reich vergoldet und bemalt[B][S. 182] und mögen in ihrer Farbenpracht einen herrlichen Anblick geboten haben. Jetzt sind nur noch schwache Spuren der Vergoldung sichtbar. Viele der alten Standbilder waren vor 40 Jahren dem Verfall nahe; sie wurden 1824 von kunstverständiger Hand restauriert, oder durch neue ersetzt.

Der Brunnen ist von einem künstlichen, achteckigen eisernen Gitterwerk eingefaſst. Es wurde 1587 von Meister Paul Köhn verfertigt und erregt auch jetzt noch die Bewunderung der Vorübergehenden.

In einer alten Chronik aus dem 15. Jahrh. findet sich ein Reimspruch über den schönen Brunnen, den wir hier folgen lassen:

Vom Schönprunnen zu Nürnberg:
Im marckt zu Nürmberg stett ein prun;
Als weit als leuchten mag die sun,
Findt man deſsgleichen nit von stain,
Wie dann die weisen werckleuth main.
Wer drey die frumsten beiden will schauen,
Der findt sie an den prun gehauen,
Und auch die frumsten Juden drey.
Sucht man, so findt man auch darbey
Drey die allerfrumsten Christen:
Wer hoch zu Gott im Himel will nisten,
Der leb als künig Eckhardt[C] von Franckreich,
Hertzog Gottfrid von Belgier[D] ist im gleich,
Der groſs kaiser Carl, dem Gott das schwert gesant,
Das sint drey die frumsten christen genant.
Die frumsten Juden drey in der alten ehe[E],
Kunig Davit und Herzog Josue
Und Judas Machabeus der dritt,
Die haben sich vor der höll befridt.
Kaiser Julius[F] der heid recht urteil fand,
Traianus[G] sein richter die haut abschand,
Hector von Troia der dritt frumst Heid ist,
Als man uns in der wibel list.
Das seind neun die allerfrumsten persan,
Die sihet man an dem prunnen stan,
Und auch die sieben curfürsten darbei.
Und ander possenbilder frey,
Daran sihet man das es war sey.

Nürnberg.

Jos. Baader.

Fußnoten:

[A] Vergl. Anzeiger, 1854, Nr. 6 u. 7. D. Red.

[B] Vgl. Anzeiger, 1854, Nr. 7, Sp. 164 f. D. Red.

[C] Klodwig.

[D] Bouillon.

[E] Bund.

[F] Julius Cäsar.

[G] Wird hier mit Alexander dem Groſsen verwechselt.


Die Kreuzigung Christi und der beiden Schächer, ein Holzschnitzwerk in der Michaeliskirche zu Zeitz.

Die Michaeliskirche zu Zeitz besitzt in dem über der Sakristei befindlichen Bibliothekzimmer ein Holzschnitzwerk, wel[S. 183]ches der Beachtung der Künstlerwelt in hohem Grade empfohlen zu werden verdient. Dasselbe stellt die Kreuzigung Christi und der beiden Schächer links und rechts von Christus vor, und besteht in einem durch kräftige Glieder und postamentartige Vorsprünge belebten Untersatz von ungefähr 4 Fuſs Breite, auf den Postamenten nachgeahmte Erd- oder Felsenpartieen und auf diesen die drei Kreuze in rohen, wild geästelten Baumformen, die letzteren gegen drei Fuſs hoch.

Auf die Ausarbeitung ist in jeder Hinsicht der gröſste Fleiſs von echter Künstlerhand verwendet; wenn dies schon von dem schön gegliederten Unterbau mit zierlichen Verkröpfungen, von Christo mehr als von den Verbrechern gilt, und von der Natürlichkeit des mit Gras bewachsenen Felsens, sowie von der ungezwungenen Form der zu Kreuzen hergerichteten und auf der Ueberblattung zusammengenagelten Baumstämmen, so gilt dieses vornehmlich von den drei menschlichen Figuren. Die Richtigkeit und Wahrheit der Zeichnung in den Gliedern, des Muskelwesens bei der durch die Annagelung und Aufhängung nothwendigerweise sich darstellenden Verrenkung, wobei sich die Aeuſserung des dabei empfundenen Schmerzes so herrlich ausdrückt, ist unvergleichlich schön und des Studiums wohl werth. Christus in ruhiger Ergebung, im Gebet zu Gott und um Vergebung der Sünden der Welt den himmlischen Vater anrufend; der jugendliche Schächer, Christo zur Rechten, in buſsfertiger Reue, ringend mittels des gefesselten Körpers und stöhnend um Vergebung flehend; der ältere, bärtige Schächer, Christo zur Linken, im Contraste hiergegen, zwar auch ringend, jedoch nur um sich von seiner Fesselung zu befreien, gesenkten Hauptes, mit mürrischem, verstocktem Gesicht vor sich hin starrend.

Die Figuren sind aus besonderem Holzstücke geschnitzt und mittelst kräftig gekuppten Nägeln befestigt. Jedenfalls war das Ganze ursprünglich unangestrichen, wie jeder Künstler verfahren würde; doch scheint in späterer Zeit eine dem Stoff entsprechende Malerei beliebt gewesen zu sein, von welcher im Lauf der Jahre viel verblichen ist. Es wäre gut, wenn die ganze Farbe verschwunden wäre, um die der feinen Zeichnung hinderliche Dicke des Anstrichs, zumal bei Figuren in solch kleinem Maſsstabe, wieder zu entfernen; jedoch sind noch Stellen damit versehen und kleine Fleckchen ersichtlich, welche einer photographischen Abbildung nicht ohne Nachtheil sind. Nichts desto weniger lohnt die letztere und ist von dem geschickten hiesigen Photographen Wiegand sehr gelungen ausgeführt worden.

Was nun den Namen des Verfertigers anlangt, so steht zwar auf dem mit Oelfarbe angestrichenen Postamente;

„Johann Opfermann — Anno 1685.“

Doch will mir hieraus nicht unbedingt hervorgehen, daſs dieses der Name des Anfertigers und 1685 die Zeit der Entste[S. 184]hung sei. Indem dieses mit weiſser Oelfarbe auf grauem Oelfarbengrund nicht gerade künstlerisch geschehen und gleichzeitig etwas prahlend für den Beschauer nach vorn gerichtet ist, will mir umsomehr aus der Vorzüglichkeit der Arbeit an dem Kunstwerk der Schluſs verzeihlich erscheinen, daſs das Schnitzwerk vielleicht fast 200 Jahre früher, nämlich in der Zeit vom Jahr 1470–1540 gefertigt sein möchte[A]. Auch ist mir von einem Johann Opfermann, Anno 1685 als Bildhauer wirkend, nichts bekannt; möglich auch, daſs es der Geber war, oder der Anstreicher.

Schlieſslich bemerke ich noch zur Vervollständigung dieses Berichtes, daſs auf einem flatternden Zettel über Christi Haupt das INRI zu lesen, und am Fuſse des Mittelkreuzes ein kleiner, zierlicher Todtenkopf auf zwei Knochen liegend und mit einer Schlange, welche sich durch die Augenhöhlen windet, angebracht ist.

Zeitz.

Gustav Sommer.

Fußnote:

[A] Nach der Photographie zu schlieſsen, fällt die Zeit der Entstehung des Bildwerkes mit der darauf angegebenen Jahreszahl zusammen.  Anm. d. Red.


Alter Spruch.

Eiselein sagt, unter Berufung auf Geiler von Keisersberg, in seinen „Sprichwörtern und Sinnreden“, S. 604: „Es ist ein Sprichwort: Wer nicht trinken kann, der soll ins Bad gan; wer nicht beten, uf das Mer; wer nicht schlafen, in die Predig; (das viert’ gehört uf den Rollwagen)“. „Dieses vierte“ fügt Eiselein bei, „ist wahrscheinlich das oben S. 41, Z. 16 angeführte Sprüchlein mit einer geringen Wendung.“ Ohne dieses zu wiederholen, folge hier der ganze Spruch in Original und Uebersetzung, wie ihn eine Hand des 15. Jahrhunderts auf die innere Seite eines Bücherdeckels geschrieben hat. Es geht daraus hervor, daſs unter dem „vierten“ etwas Anderes gemeint ist, als was Eiselein vermuthet.

Qui dormire nequit sermoni intersit itemque
Balnea nudus amet bibere qui nequeat
Sit caput et tonsus foede tentiginis expers
Non orare valens nauiget atque mare
Hys quicumque cupit dictis obnoxius esse
Crede mihi acquiret quatuor ista statim.
Magst nit schlaffen die predig her
Kanscht nit betten far uff dem mer
Magst nit trincken gang in das bad
Fücht dich nit an schyr das har ab.
Welcher der vier puncten kumpt nach
Dem werden sy, im sey nit gach.

Donaueschingen.

Dr. Barack.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 185]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 5.

Mai.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Mai 1866.

Einer von Mannheim uns gewordenen sehr erfreulichen Botschaft konnte in unserer letzten Chronik vorläufig nur mit dem Bemerken gedacht werden, daſs Näheres bezüglich derselben in unserem nächsten Berichte zur Mittheilung kommen solle. Dies ist nun Folgendes.

Seitens des zur Förderung unseres nationalen Institutes in Mannheim bestehenden Hülfsvereines, dem wir zu wiederholten Malen reiche Zuwendungen bereits zu danken hatten, sind aus den Ergebnissen mehrerer mit der XXIV. Philologenversammlung in Beziehung stehender Vorträge Heidelberger Gelehrten 225 fl. 54 kr. unter der Bestimmung uns übersandt worden, daſs aus dieser Summe zunächst die Anschaffung eines vollständigen Exemplars der Photographieen aus dem germanischen Museum (Preis 48 Thlr.) bewerkstelligt, der hiernach verbleibende Betrag aber, wie der Erlös, der nach erfolgter Ausstellung der gedachten Photographieen im Mannheimer Kunstvereine aus dem Verkaufe derselben erzielt werden wird, zur Förderung des weiteren Ausbaues der Karthause oder in anderer, unserer Wahl überlassener Weise zur Ausschmückung des german. Nationalmuseums verwendet werden solle. Mit innigstem Danke gegen die Stifter dieser reichen Gabe haben wir dieselbe hiernach den Fonds für den in Aussicht genommenen, in letzter Zeit mehrfach zur Sprache gebrachten Bau in der Weise überwiesen, daſs aus den vom Mannheimer Hülfsvereine uns gebotenen Mitteln die Kosten der Herstellung zweier Kreuzgangfenster, deren früher genannte Stifter leider zu streichen waren, und die Verglasung dieser als Stiftungen des Mannheimer Hülfsvereines und der Leiter der XXIV. Philologenversammlung zu Heidelberg zu bezeichnenden Fenster bestritten werden, etwaige Erübrigungen aber zur Minderung der unserem Institute durch Erwerbung der freiherrl. v. Aufseſsischen Sammlungen erwachsenen Schuld verwendet werden sollen. Möge das einmüthige Wirken unserer Mannheimer Freunde fort und fort von so trefflichen Erfolgen begleitet, zugleich aber auch die hier gedachte neue Bethätigung des alten Wortes „Durch Einheit stark“ anderwärts Veranlassung werden, zu ähnlichen der Förderung unseres nationalen Werkes gewidmeten Vereinen zusammenzutreten, wie solche zu Mannheim und Berlin zu Nutz und Frommen unseres Institutes schon seit Jahren bestehen!

Dieser Mittheilung haben wir nun zunächst die Nachricht von einer weiteren, mit freudigstem Danke zu begrüſsenden Stiftung folgen zu lassen, die uns äuſserst willkommen sein muſs. Von Herrn Landgerichtsassessor Ludwig von Cuny in Cöln, der früher schon als Pfleger unseres Institutes für Cleve der Förderung unserer Bestrebungen in anerkennenswerthester Weise sich angenommen und als solcher die höchst dankenswerthe Zusage uns gemacht hatte, da, wo das german. Museum der Vernichtung oder der Verschleppung in’s Ausland preisgegebene alte Manuscripte, Kunstwerke oder sonstige Denkmäler deutscher Vorzeit zu retten, Gelegenheit[S. 186] finden sollte, demselben im Nothfalle mit Geldmitteln zur Seite stehen zu wollen, sind uns auf die Mittheilung hin, daſs 3 groſse, starke, schön geschriebene und wohl erhaltene Pergamentcodices mit 90 fl. der Vernichtung durch die Hand des Goldschlägers sich entziehen lassen würden, zum Ankaufe gedachter Codices (s. das Geschenkverzeichniſs der Bibliothek 19,388 ff.), wie zur Erwerbung anderer, in obengedachter Weise gefährdeter vaterländischer Kunstwerke und Alterthümer 250 Thlr. zur Verfügung gestellt worden. Es werden der Zeugen deutscher Vorzeit, der Anhaltspunkte für die Beurtheilung des Lebens und Wirkens unserer Vorväter täglich weniger; Unkenntniſs vernichtet, fremdes Geld entführt der deutschen Wissenschaft alljährlich bedeutendes und leider nur zu oft gerade das werthvollste Material. Wer da retten will, muſs also bald dazuthun, und deshalb können wir die gedachte hochherzige, echtem Patriotismus und edler Pietät entsprungene Schenkung nicht ohne den lebhaften Wunsch in unsere Annalen eintragen, daſs auch Andere je nach Kräften in ähnlicher Weise uns helfend zur Seite treten und uns in die ersehnte Lage versetzen wollen, für Erhaltung vaterländischer Denkmäler und Kunstwerke in der Weise eintreten zu können, wie es einer Anstalt würdig, die bestimmt ist, all den verschiedenen Bestrebungen auf den Gebieten vaterländischer Geschichts- und Alterthumskunde ein Einigungs-, ein Mittelpunkt zu werden.

Ehrend haben wir auch die Uneigennützigkeit des Hrn. Enderlein, Hofbesitzers zu Rochsfeld bei Haideck, hervorzuheben, der dem Museum erlaubte, behufs Aufdeckung heidnischer Grabhügel, über welche später weiter Bericht gegeben werden soll, in umfangreicher Weise sein Feld aufzugraben.

Fast gleichzeitig mit dem Eingange obiger Stiftungen wurden wir durch die Botschaft erfreut, daſs aus pfälzischen Kreisfonds unserem Institute auch für 1865/66 ein Beitrag von 100 fl. bewilligt worden ist.

Und all diesen erfreulichen Mittheilungen sind wir so glücklich, auf Grund der Einläufe der letzten Tage heute weiter noch die höchst angenehme und äuſserst willkommene Nachricht folgen zu lassen, daſs auf gnädigsten Befehl Ihrer Hoheit der verwittweten Frau Herzogin von Anhalt-Bernburg zum Zwecke des Ausbaues unserer Karthause ein Beitrag von 20 Thlrn. Gold uns übersendet worden ist, daſs ferner Seine Durchlaucht der Fürst Leopold zur Lippe gnädigst geruhete, als eine auſserordentliche Beihülfe zu eben diesem Zwecke die Summe von 50 fl. uns zustellen zu lassen, und schlieſslich, daſs zur Minderung der durch Erwerbung der freiherrl. v. Aufseſsischen Sammlungen unserer Anstalt erwachsenen Schuld auf freundliche Vermittlung des Hrn. Christian Ritter d’Elvert, k. k. Oberfinanzraths und Mitgliedes unseres Gelehrtenausschusses zu Brünn, von der dortigen k. k. m. schl. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde[S. 187] 20 fl. ö. W. und von der historisch-statistischen Sektion dieser Gesellschaft 10 fl. ö. W. uns zugekommen sind.

Von unseren Sammlungen sah sich in letzter Zeit mit besonders zahlreichen Zugängen vor Allem die numismatische Abtheilung bedacht. Namentlich war eine als Geschenk des Hrn. Kaufmann Paul Kahle in Berlin durch eines unserer dortigen Gelehrtenausschussmitglieder, Hrn. Geh. Rechnungsrath Schlickeysen, hierher gelangte Sammlung von 66 Silber- und 63 Kupfermünzen deutscher Münzstätten aus der Zeit vor 1650 uns in hohem Grade willkommen, da sie viele Lücken beseitigte.

Die Stiftungsverwaltung des protest. Kirchenvermögens zu Nürnberg überlieſs dem Museum 2 groſse Teppiche aus dem 15. Jahrh., wovon einer ein ornamentales Muster, der zweite 2 Heiligenfiguren, den leidenden Erlöser und die heil. Katharina, zeigt; von Hrn. Hofrath Prof. F. C. Mayer dahier wurden einige gepreſste Silberplatten überlassen, die, etwas beschädigt, bei einer Restauration des Sebaldusschreines entbehrlich geworden waren und die eine höchst interessante Parallele zu dem in ganz gleicher Weise ausgestatteten Reichskleinodienkasten in den Sammlungen des german. Museums bilden.

Ingleichen hatte sich die Bibliothek in den unter Nr. 19,394 als Geschenke des Hrn. Geh. Hofraths Dr. F. Ried in Jena verzeichneten Bänden eines sehr schätzbaren Zuganges zu erfreuen.

Durch den im März erfolgten, uns erst jetzt bekannt gewordenen Tod des k. pr. Geh. Ober-Justizrathes Th. Odebrecht zu Berlin hat unser Institut leider abermals ein altes und um die Förderung seiner Bestrebungen in vielfacher Beziehung verdientes Mitglied des Gelehrtenausschusses verloren. Als mehrjähriger Vorsitzender unseres Berliner Hülfsvereines, durch rege eigene Betheiligung an dessen Vorträgen u. s. w. hat der Verlebte in unseren Mauern das dankbarste Andenken sich gesichert.

Neue Pflegschaften wurden errichtet zu Stollberg in Sachsen, Weilburg in Nassau und Eggenfelden in Bayern.

An neuen Geldbeiträgen sind auſser den oben bereits genannten noch folgende zu verzeichnen:

Aus Vereinskassen: Von dem Turnvereine zu Baumholder (Oldenb. Birkenfeld) 2 fl., von dem Turnvereine der Stadt Birkenfeld 1 fl., von dem lateinischen Kränzchen zu Erfurt 2 fl. 7¾ kr. (einm.), vom histor. Vereine in Erlangen 2 fl., von der Studentenverbindung Uttenruthia daselbst 15 fl. und von der Sängergesellschaft Eintracht in Mergentheim 3 fl.

Von Privaten: Auenheim (Baden): Pfarrer H. Förster 3 fl. 25 kr. (einm.), Professor Schuhmacher in Rheinbischofsheim 1 fl.; Birkenfeld: Akademiker K. W. Eisel 1 fl., H. Schwab, Tischler aus Altenbamberg, 1 fl.; Eger: Dr. philos. Franz Kirschner, Stadtarchivar 1 fl. 45 kr.; Frankfurt a. M.: A. Beeg 5 fl.; Freystadt (Bayern) Benefiziat Max Betz 1 fl.; Forchheim: Pfarrer Imhof in Reuth 1 fl. (einm.); Freudenstadt: C. Haug, Flaschner, 1 fl., Werkmeister S. Wälde 1 fl.; Fürstenfeldbruck (Bayern): Dr. Aug. Berger, k. Bezirksarzt, 1 fl., Eduard Friedrich, k. Notar, 1 fl. 45 kr., Michael von Gäſsler, k. Rentbeamter, 1 fl., Dr. v. Hinsberg, k. Bataillonsarzt, 1 fl., Franz Seraph. Paur, k. Bezirksamtmann, 1 fl., Maurermeister Sappl 1 fl., Privatier C. Trappentreu 1 fl., Kaufmann Peter Trappentreu 1 fl.; Fürth: Bronzefabrikant J. Brandeis 1 fl.; Germersheim: Pfarrer Maurer in Bellheim 1 fl. 45 kr., Stadt-Vikar Hemann 1 fl., Major Kitzing 1 fl. 45 kr., Dr. Schmauſs, k. Bezirksarzt, 1 fl. 45 kr.; Gratz: Professor Ant. Winkler 2 fl. (einm.); Hofheim: Kaplan Bernh. Schebler in Hofheim, 1 fl.; Karlsruhe: Architekt Federle 2 fl.; Mergentheim: Oberpräzeptor Kolb 1 fl.; Naila: Dr. Flügel, k. Bezirksarzt I. Klasse, 1 fl. 12 kr., Dr. Klinger, k. Bade-Arzt, in Steben, 1 fl. 12 kr., Johannes Will in Räumles 1 fl.[S. 188] 12 kr.; Nürnberg: Privatier Amm 1 fl. 45 kr., Gottfried Eckart, Privatier, 1 fl. 30 kr., Christ. Kaufmann, quiesc. Magistrats-Kanzlist, 1 fl., Mündler, Professor am Realgymnasium, 1 fl., Julius Neidhardt, Kaufmann, 1 fl., Heinrich Ruff, Holzhändler, 2 fl., Georg Schwarz, Privatier, 1 fl. 30 kr., Heinrich Stramer, k. Bezirksgerichtsrath, 1 fl.; Pleinfeld: Karl Goſsner, Pfarrer in Pfraunfeld, 1 fl., Franz Anton Hutter, Pfarrer in Stopfenheim, 1 fl.; Wolfenbüttel: Obergerichtsrath Zimmermann 1 fl. 45 kr.; Zürich: Ingenieur Alfons von Baur 2 fl. 20 kr.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Landaur, Naturalienhändler, in Frankfurt a. M.:
3338. Sühnbrief des Bisch. Nicolaus v. Bremen für Ghise den Clüuer. 1446. Perg.
3339. Stiftung eines Jahrgedächtnisses durch Erpe van Weyge. 1465. Perg.

Jos. Würdinger, Hauptmann u. Vorstand des Alterthumsvereins, in München:
3340. Fragment einer kirchenrechtlichen Schrift auf Pergament, gröſstentheils unlesbar. 14. Jahrh.
3341. Copie einer Bestätigung von Privilegien durch Kaiser Ferdinand II. 1623. Pap.

J. W. Steffen, Bürgermeistereisekretär, in Birkenfeld:
3342. Schuldschein des Schmids Franzen Sohn Jaspar für die Kirchenknechte zu Lochburn. 1535. Perg.

II. Für die Bibliothek.

Karl Klein, Gymnasial-Professor, in Mainz:
19,334. Ders., das Groſsherzogthum Hessen. 1866. 8.
19,335. Hattemer, aus dem Leben der Kinder in Hellas und in Rom. 1865. 4. Progr.

Georg Ludw. von Maurer, Staats- u. Reichsrath, in München:
19,336. Ders., Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland; II. Bd. 1866. 8.

Hahn’sche Hofbuchhandlung in Hannover:
19,337. Monumenta Germaniae historica, ed. Pertz: Script. tom. XIX. 1866. 2.

K. preuſs. Akademie der Wissenschaften in Berlin:
19,338. Dies., philol. u. histor. Abhandlungen aus d. Jahre 1864. 1865. 4.

H. Krause, Direktor der gr. Stadtschule, in Rostock:
19,339. Ders., kurze hochd. Sprachlehre; 3. Aufl. 1866. 8.
19,340. Ders., groſse Stadtschule zu Rostock. 1866. 4.

J. Franck, Subrektor, in Annweiler:
19,341. Geschäfts-Bericht der Direction der pfälzischen Ludwigsbahn f. d. Verwaltungsjahr 1864–1865. 1865. 4.
19,342. Geschäfts-Bericht der Direction der pfälzischen Maximiliansbahn f. d. Verwaltungsj. 1864–1865. 1865. 4.
19,343. Geschäfts-Bericht d. Direktion d. k. b. pfälz. Neustadt-Dürkheimer Bahn für das Verwaltungsjahr 1862/63 bis 1864/65. 1866. 4.

Platzer, k. Landrichter, in Sulzbach:
19,344. Vieh-Artzney-Büechl. Pap.-Hs. 18. Jhdt. 4.

Dr. Lucanus in Halberstadt:
19,345. Nachrichten über den Kunst-Verein in Halberstadt; 15. Heft. 1865. 8.

Dr. O. Buchner, Reallehrer, in Gieſsen:
19,346. Wiegand, Gutachten über eine andere Organisation d. Gymnasiums zu Worms. 1865. 4.
19,347. Hainebach, über d. hannöverischen orthograph. Regeln etc. 1866. 4. Progr.

C. W. Neumann, k. b. Oberlieutenant u. Platzadjutant, in Regensburg:
19,348. Wackenreiter, d. Erstürmung von Regensburg am 23. April 1809. Nachtrag. 1865. 8.
19,349. Mettenleiter, Philomele, Taschenbuch auf das Jahr 1866. I. Jahrg. 1866. 16.

[S. 189]

J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung in Stuttgart:
19,350. Deutsche Vierteljahrs-Schrift; 29. Jahrg., April-Juni 1866. Nr. 114. 8.

C. Gruner, k. w. Oberjustiz-Revisor, in Ulm:
19,351. Ders., Kepler’s wahrer Geburtsort. 8.

Dr. K. H. Funkhänel, Hofrath u. Gymnas.-Dir., in Eisenach:
19,352. Witzschel, Sitten u. Gebräuche aus der Umgegend v. Eisenach. 1866. 4. Progr.

Historischer Verein f. Unterfranken u. Aschaffenburg in Würzburg:
19,353. Ders., Archiv etc.; Bd. XIX, 1. 1866. 8.

Société d’histoire et d’archéologie de Genève:
19,354. Dies., mémoires et documents; t. XVI, 1. 1866. 8.

Dr. J. E. Wocel, k. k. Universitäts-Professor, in Prag:
19,355. Ders., Pravěk země České; I. 1866. 8.
19,356. Ders., über den Zug der Kelten nach Italien u. zum hercynischen Walde. 1865. 8.

Aug. Recknagel, Buchhandlung, in Nürnberg:
19,357. Chifletius, breviarium historicum inclyti ordinis velleris aurei. 1652. 4.
19,358. Faber, familia augusta Lucemburgensis. 1722. 4.
19,359. Heraeus, inscriptiones et symbola varii argumenti. 1734. 4.
19,360. Catalogus bibliothecae Fenizerianae. 1736. 4.
19,361. Ollmützer monathliche Auszüge; III, 4–6 u. IV, 1–3. 1748. 8.
19,362. Calmetii refutatio systematis genealogici a M. Hergott compositi. 1748. 4.
19,363. Praktischer Beytrag zu der Lehre von den Austrägen der löbl. Reichs-Städte. 1775. 4.
19,364. Urkundliche Bemerkungen über d. neuesten Bewegungen d. durchl. Churhauses Pfalzbayern. 1791. 8.
19,365. v. Murr, über d. fabelhafte sog. heil. Ampulle oder Salböl-Fläschchen in Reims. 1801. 8.
19,366–83 18 weitere Schriften vermischten Inhalts a. d. J. 1718–1804. 2., 4. u. 8.

Direktion des Gymnasiums in Hildesheim:
19,384. Kolbe, de leonis in sacris Aegyptiorum et Babyloniorum signo. 1866. 4. Progr.

Gesellschaft für südslavische Geschichte u. Alterthümer in Agram:
19,385. Dies., Arkiv, Knj. VIII. 1865. 8.

Rudolf Temple in Pest:
19,386. Ders., Topographie der Herzogthümer Auschwitz u. Zator. 1865. 8. Sonderabdr.

Direktion der k. Hof- u. Staatsbibliothek in München:
19,387. Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae Monacensis; tom. I, p. 2 et 3. 1866. 8.

Ludwig von Cuny, Landgerichtsassessor, in Köln:
19,388. Antiphonarium für alle Sonn- u. Festtage. Pgm.-Hs. v. 187 Blttrn. 13. Jahrh. 2. Mit Musiknoten.
19,389. Ordinale fratrum ordinis beate Marie de monte Carmeli. Pgm.-Hs. v. 122 Blttrn. 15. Jahrh. 4. Mit e. Calendarium.
19,390. Officium ad communicandum infirmam; benedictio ramorum etc.; Pgm.-Hs. v. 47 Blttrn. 14. Jhdt. 4.

A. Jugler, Stadtsekretär, in Hannover:
19,391. Königl. Groſs-Brittannisch- u. Churf. Braunschw.-Lüneb. Staats-Kalender a. d. J. 1793. 8.
19,392. Justus, dat Bödekerlied. 3. Uplage. 1864. 8.

Dr. Richard Mauke, Kollaborator u. Instituts-Direktor, in Schleiz:
19,393. Ders., Geschichte u. Statistik der Landeskirchen Reuſs ä. u. j. Linie. 1866. 8. Sonderabdr.

Dr. F. Ried, geh. Hofrath u. Professor, in Jena:
19,394. Chronik der Stadt Schwäbisch-Hall. Pap.-Hs. 17. Jhdt. 2.
19,395. Das Plenarium oder Ewāgely buoch. 1514. 2.
19,396. Schrot, Wappenbuch des Heil. Röm. Reichs etc. 1581. 2.

Karl Preusker, emerit. Rentamtmann, in Groſsenhain:
19,397. Urkunde der Preusker-Stiftung. 1866. 8.

Histor. Verein für Niederbayern in Landshut:
19,398. Ders., Verhandlungen; XI. Bd. 3. u. 4. Hft. 1866. 8.

[S. 190]

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

von Humbert, Rittmeister, in Halberstadt:
5036. 6 bronzene Siegelstempel verschiedener Gilden aus Stendal vom 17.-18. Jhdt.
5037. Bruchstücke eines Sporns vom 17. Jhdt.
5038. Eine bei Aschersleben gefundene Pfeilspitze von Knochen.

von Hartwig, Major z. D., in Halberstadt:
5039. Gypsabguſs des ältesten Stadtsiegels von Halberstadt und 10 Lackabdrücke von älteren Siegelstöcken.

Dahle, Buchbindermeister, in Aschersleben:
5040. 5 Thonkrüge nebst Resten von Bronze- und Eisengeräthen, ausgegraben bei Frohse unweit Aschersleben.

Chr. Heſs, Maschinenmeister, in Nürnberg:
5041. Heidelberger Silbermünze von 1591.
5042. Bayrischer Groschen von 1660.

Bromm, Assessor, in Gieſsen:
5043. Sechs königliche Bracteaten vom 13. Jhdt.

J. Brandeis jun., in Fürth:
5044. Drei Pergamentblätter in gr. Fol. mit gemalten Initialen.

J. Franck, Subrektor, in Annweiler:
5045. Messer von Feuerstein aus dem Fund am Treitelsberge.

Dr. A. Erbstein, Conservator der Alterthumssammlungen am german. Museum:
5046. Abdruck des Siegels von Joh. Joach. Joner, gen. Ruepli.

Platzer, kgl. Landrichter, in Sulzbach:
5047. Thaler Joh. Albrechts von Mecklenburg, von 1549.
5048. 4 kleinere Silbermünzen vom 17. u. 18. Jhdt.
5049. Goldgulden Kaiser Friedrichs III.

Ungenannter:
5050. 5 mit Reliefs verzierte Fuſsplatten vom 14. Jhdt. und eine Zusammenstellung kleinerer ohne Muster.

Frau Brandeis in Fürth:
5051. Thalerförm. Medaille, sogen. Wiedertäuferthaler, v. 16. Jhdt.
5052. Kursächs. Thaler v. J. 1600.

Nieſsen, Vikar, in Unkel:
5053. 5 bei Honnef a. Rh. gefundene römische Kupfermünzen und 1 Messingjeton v. 1793.

v. Gemming, Oberstlieutenant, in Nürnberg:
5054. Model von gebranntem Thon mit Darstellung des Saturn. 17. Jhdt.

L. Britzelmayr in Günzburg:
5055. Sächs. Thaler von 1608.

Kracker, Gastwirth, in Nürnberg:
5056. Kupferjeton mit Schrift v. 1567.

Ludw. v. Cuny, Landger.-Assessor, in Köln:
5057. Lackabdruck eines Ruppiner Zunftsiegels.

A. Jugler, Stadtsekretär, in Hannover:
5058. 42 Lackabdrücke von städtischen und Kirchensiegeln.

Solger, Baurath, in Nürnberg:
5059. Goth. verziertes Weihwasserbecken von Stein.

Dr. William Bell in London:
5060. 2 Exemplare der Medaille auf Eröffnung der deutschen Turnhalle in London, 1865.

Dr. Rich. Mauke, Kollaborator u. Instituts-Direktor, in Schleiz:
5061. 4 Spielkarten vom 18. Jhdt.

Th. Berner, Droguist, in Schleiz:
5062. Kupferjeton auf den Harzer Bergbau.

Hörnlein, Drechslermeister, in Nürnberg:
5063. 10 Bamberger und Pfälzer Pfennige vom 15. Jhdt.
5064. Breiter Groschen Graf Eberhards von Königstein, von 1519.

Wich, Juwelier u. Goldarbeiter, in Nürnberg:
5065. Engelgroschen Johann Friedrichs II. von Sachsen und kleine Silbermünze von Basel.

Dr. Georgens, Direktor d. Levanakindergartens, zu Nürnberg:
5066. Ofenmodell von gebranntem Thon mit Reliefverzierungen, 16. Jhdt.
5067. Verzierter Steigbügel vom 17. Jhdt.
5068. Weiſs- und blauglasierte Schüssel von Steingut, 18. Jhdt.

[S. 191]

Paul Kahle, Kaufmann, in Berlin:
5069. 66 ältere Silbermünzen verschiedenen Gepräges.
5070. 63 Kupfermünzen und Zeichen.

Würdinger, Hauptmann u. Vorstand des Alterthumsvereines zu München:
5071. Gypsabguſs einer steinernen Guſsform zu Bronzepfeilen.

Peter Bier, Bierbrauergeselle, in Birkenfeld:
5072. Eine aus der Moselbrücke bei Trier gezogene Kupfermünze des Kaisers Nerva.

J. W. Steffen, Bürgermeistereisekretär, in Birkenfeld:
5073. Messingjeton vom 16. Jhdt. und 43 neuere Siegel.
5074. Wappen der Stadt Birkenfeld, Holzschnitt vom 16. Jhdt.

K. W. Eisel, Akademiker, in Birkenfeld:
5075. 3 Bleistiftzeichnungen nach Wappen am Thurm der Simultankirche zu Birkenfeld und einer alten Ansicht von Burgbirkenfeld.

Hugo Graf von Walderdorff, k. k. Kämmerer, zu Schloſs Hauzenstein:
5076. Freisinger Sedisvakanzmedaille in Silber, 1788.
5077. Regensburger Sedisvakanzthaler, v. 1787.
5078. Gulden des Grafen Jos. Nicolaus v. Windischgräz, v. 1771.
5079. Bleiabguſs der Medaille auf Joh. Phil. Frhrn. v. Walderdorff.
5080. 4 Gypsabgüsse und 2 Photographieen nach Medaillen des 16. u. 17. Jhdts.
5081. 4 Wallfahrtszeichen der „schönen Maria“ zu Regensburg.
5082. Stammbaum der Grafen v. Walderdorff, Druck.
5083. 3 Porträts aus der Familie der R.-Grafen v. Walderdorff, in Kupferstich.

Hubrich, Oberförster, in Ellingen:
5084. 2 unter dem Erdreich gefundene Hufeisen.

Dr. J. H. v. Hefner-Alteneck, Prof. u. Inspektor des k. Kupferstichkabinets, in München:
5085. 2 Spielkarten mit Orakelsprüchen, vom 18. Jhdt.

Elsner, Buchdruckereibesitzer, in Wolgast:
5086. Bruchstück einer am Strande der Ostsee gefundenen verzierten Graburne.
5087. 1 Stralsunder Witte, 1 Wismarsches Zweischillingsstück u. 1 dän. Vierschillingsstück.
5088. Erinnerungsblatt an das 4. Säcularfest der Buchdruckerkunst in der Elsner’schen Buchdruckerei zu Wolgast.
5089. Ansichten von Wolgast, Steindr. v. F. Elsner.
5090. Karte des Jahdebusens, Holzschn. v. C. Elsner, nach der Peutinger’schen Karte.
5091. Ein Stück Bernstein und ein Büschel Wolle von Merinoschafen zu Ranzin.

Hammer, Oekonom, in Heroldsberg:
5092. 2 halbe Schillinge des Burggrafenthums und der Stadt Nürnberg vom 15. Jhdt., aus dem Funde von Oberschellenbach.


[S. 192]

Chronik der historischen Vereine.

Verhandlungen und Mittheilungen der juristischen Gesellschaft in Laibach. II. Band, 13. u. 14. Heft. Redigirt vom ersten Secretär, Bürgermeister Dr. E. H. Costa. Laibach, 1866. 8.

Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern. XI. Band. 3. u. 4. Heft. Landshut, 1866. 8.

Frauenhofer’s Leben und Wirken. Von Sigmund Merz. — Beiträge zur Rechtsgeschichte von A. Kalcher. — Beiträge zur Geschichte des Chorherren-Stiftes St. Nikola bei Passau. — Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Eching, im k. Bezirksamte Landshut. Mitgetheilt von Dr. Wiedemann. — Hans Mayr’s Lobspruch der Stadt Landshut. Mitgetheilt von Joseph Maria Wagner.

Archiv des historischen Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg. Neunzehnter Band. Erstes Heft. Würzburg, 1866. 8.

Geschichte des Schlosses und Amtes Bodenlauben und seiner Besitzer. Von Dr. Carl Boxberger. — Ueber den Grad der Zuverläſsigkeit der Weisthümer, nebst zweien dahin einschlagenden Weisthümern. Von Dr. Kittel. — Kleine Beiträge zur Geschichts- und Sagenforschung des Frankenlandes. Von Dr. A. Kaufmann. — Beitrag zur Geschichte der Wallfahrtskirche und ehemaligen Beguinenklause auf dem Kirchberge bei Volkach. Mitgetheilt von Dr. N. Reininger. — Die älteren Verhältnisse der Stadt Lohr. Von Dr. Fried. Stein.

Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart. LXXXI. Hans Jakob Breunings von Buchenbach Relation über seine Sendung nach England im Jahr 1595. Mitgetheilt von August Schloſsberger. Stuttgart, 1865. 8.

LXXXII. LXXXIII. Paul Fleming’s deutsche Gedichte. Herausgegeben von J. M. Lappenberg. I. II. Stuttgart. 1865. 8.

LXXXIV. Gallus Oheim’s Chronik von Reichenau. Herausgegeben von Dr. K. A. Barack. Stuttgart. 1866. 8.

Mittheilungen des königlich Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts- und Kunst-Denkmale. Vierzehntes Heft. Mit 3 lithographierten Abbildungen. Dresden, 1865. 8.

Vereinsangelegenheiten. — Urkunde über das Arno-Kreuz bei Klaffenbach vom 15. Juni 1863. (Im Auszuge.) — Martin Römer. Ein biographischer Beitrag zur sächsischen Culturgeschichte. Von Dr. E. Herzog. — Das Kloster Buch in seinem Ursprunge, Wachsthume und Glanze. Von Cantor Hingst. — Beschreibung der drei lithographirten Abbildungen (Kanzel, Monstranz u. Monstranzkapsel).

Philologische und historische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1864. Berlin, 1865. 4.

Der Dreiſsigste. Von Homeyer.

Nachrichten über den Kunst-Verein und über die Kunstausstellungen in Halberstadt, in den Jahren 1864 u. 1865. Fünfzehntes Heft. Halberstadt, am 30. December 1865. 8.

Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, herausgegeben von der S. H. L. Gesellschaft für vaterländiche Geschichte. Band VIII; Heft 3. Kiel, 1866. 8.

Die Prediger der schleswig’schen Generalsuperintendentur von 1848–1865. Von Dr. Friedrich Volbehr.

Angeheftet: Sechsundzwanzigster Bericht derselben Gesellschaft. Erstattet von dem Vorstande im J. 1865. Kiel, 1865. 8.

Bericht des Vorstandes. — Die Cultur der Bronze-Zeit Nord- und Mittel-Europas. — Chemisch-antiquarische Studien, von Dr. F. Wibel. — Münzfunde in Schleswig. Von H. Handelmann. — Ein bisher unbekannter Witten der Stadt Hannover. Beschrieben vom Pastor Masch. — Verzeichniſs der Vermehrungen des Museums vaterländischer Alterthümer zu Kiel.

Mémoires et documents publiés par la Société d’Histoire et d’Archéologie de Genève. T. XVI. Livraison 1. Genève et Paris. 1866. 8.

Conjectures historiques sur les homélies prêchées par Avitus, évêque de Vienne, dans le diocèse de Genève et dans le monastère d’Agaune, en Valais, par M. A. Rilliet-de Candolle. — Genève. Monnaies inédites et imitations italiennes fabriquées à Pomponesco, Bozzolo, Dezana, Passerano et Messerano, par M. A. Morel-Fatio. — Restitution d’un manuscrit du VIme siècle, mi-parti entre Paris et Genève, contenant des lettres et des sermons de saint Augustin, par M. H. Bordier. — Les Régestes du Vatican relatifs au diocèse de Genève, suivis de quelques épîtres pontificales inédites. — Notice sur Fréd. Soret. — Bractéates genevoises. Note de M. A. Morel-Fatio. — Note relative au Mémoire sur le Homélies d’Avitus. — Personnel de la société, etc.

L’Investigateur. Journal de l’Institut historique. Trente-troisième année. Tome VI. IV. Série. 374. Livr. Janvier 1866. 375. Livr. Février 1866. Paris. 8.

Bulletin monumental ou collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monuments nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 2. 32. Vol. de la Collection. Nr. 2. Paris et Caen, 1866. 8.

Courte visite à Drévant (Cher), en 1865, par M. de Caumont. — Notice sur la mitre épiscopale, par M. l’abbé Barraud. — Sépultures gallo-romaines découvertes dans le Grand-Jardin de Lisieux, par M. A. Pannier. — Chapelle de St. Valérie dans la cathédrale de Limoges, par M. l’abbé Abbellot. — Découverte de monnaies romaines à St. Aubin-du-Perron (Manche), par M. Quenault. — Chronique.

Graf- en Gedenkschriften der Provincie Oost-Vlaenderen. Uitgegeven door een Middencomiteit [Comité central de publication des inscriptions funéraires et monumentales de la Flandre orientale]. 42. Aflevering: Gent, Recolletten-Kerk. II. — 43. Aflevering: Gent, Recolletten-Kerk. III. — 44. Aflevering: Gent, Sinte Michielskerk. XI. — Gand, 1865. 2.


[S. 193]

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

11) Hessische Urkunden; aus dem groſsherzogl. hessischen Haus- und Staatsarchiv zum ersten Male herausgegeben von Ludwig Baur. Vierter Band. Darmstadt, 1866. 282 Stn. 8.

Der verdienstvolle Verfasser hat mit diesem vierten Bande sein hochwichtiges Werk abgeschlossen. Es wurde begonnen im J. 1846 und hatte ursprünglich nur die Bestimmung, die noch nicht veröffentlichten Urkunden, die sich im reichen Haus- und Staatsarchiv in Darmstadt finden, bis zum J. 1399 bekannt zu machen. Dies geschah in den ersten zwei Bänden, von denen der erste Band 1372 Urkunden über die älteren Provinzen Starkenburg und Oberhessen, der zweite Band in zwei Abtheilungen 927 Urkunden aus Rheinhessen bis zum J. 1325, der dritte Band vorerst die übrigen Urkunden Rheinhessens (im Ganzen 1511) bis zum J. 1399, sowie einen Nachtrag von 67 Urkunden zu den drei Provinzen gibt. Der vorliegende vierte Band dehnte die Zeit weiter aus; er enthält die Urkunden des ganzen Landes aus dem vierzehnten Jahrhundert, an der Zahl 278. Sie sind meistens in deutscher Sprache, während die früheren Bände fast nur lateinische enthalten. In diesem Bande sind die Urkunden der drei Provinzen nicht geschieden, wie in den früheren. Ueberhaupt hätten wir für Rheinhessen eine andere Einrichtung gewünscht: man hätte die Urkunden nach den früheren Territorien scheiden sollen; also z. B. Mainzer, Wormser, Pfälzer u. s. w. Urkunden, je nachdem sie in diese ehemaligen Gebiete gehören. Es wären dann freilich in Rheinhessen über dreiſsig Abtheilungen entstanden, wiewohl von manchen Orten und Landschaften nur wenige Urkunden sich vorfinden; viele sind z. B. über Oppenheim, Mainz, Worms u. s. w. vorhanden. Wir freuen uns übrigens sehr, daſs dies schöne und inhaltsreiche Werk nach 20 Jahren vollendet ist. Nun fehlt nur noch das Register über die vier Bände, das umfangreich zu werden verspricht. Der Verfasser hat einen neuen Beweis gegeben, wie unermüdlich er arbeitet, um die frühere Geschichte des Landes zu erhellen; wir sind ihm dadurch zu groſsem Danke verpflichtet.

K.

[S. 194]

12) Volksthümliches aus Oesterreichisch-Schlesien, gesammelt und herausgegeben von Anton Peter. I. Kinderlieder und Kinderspiele, Volkslieder und Volksschauspiele, Sprichworte. Troppau, 1865. Im Selbstverlage des Herausgebers. 8. XIV u. 458 Stn.

Erst vor kurzer Zeit, bei Besprechung der Mannhardt’schen, inzwischen in zweiter Auflage erschienenen Monographie über einen in die deutsche Mythologie und Sittenkunde einschlagenden Gegenstand, fanden wir Gelegenheit, auf die Wichtigkeit des sorgfältigen Einsammelns der noch lebend sich vorfindenden volksthümlichen Ueberlieferungen, zugleich aber auch darauf hinzuweisen, daſs ein groſser Theil der bisherigen Arbeiten in dieser Richtung den wissenschaftlichen Anforderungen keineswegs volle Genüge leiste. Der obigen Sammlung jedoch dürfen wir das Zeugniſs nicht versagen, daſs sie, sowohl rücksichtlich der Behandlung und Anordnung, als der Reichhaltigkeit des gesammelten Materials, den bessern Erscheinungen dieser Art sich würdig anreiht. Das ganze Werk soll drei Bände umfassen, von welchen der noch rückständige zweite zur Aufnahme der Sagen, Märchen, Bräuche und Aberglauben, und der dritte für literargeschichtliche, sachliche und sprachliche Erläuterungen (namentlich Lautlehre und Wörterbuch) bestimmt ist. Dieser letzte Band wird zu einer eingehendem Besprechung voraussichtlich mehr Anlaſs bieten, als der vorliegende erste; wir beschränken uns daher für diesen auf eine nähere Angabe seines Inhalts. Die Abtheilungen „Kinderlieder“ und „Volkslieder“ umfassen jede wieder mehrere Unterabtheilungen. Unter die erstgenannte Abtheilung sind z. B. begriffen: Wiegenlieder, Kindergebete, Sprechübungen, Verkehr mit der Natur, Neckreime, Räthsel etc. Dieser Abschnitt zählt im Ganzen (ungerechnet die den „Kinderspielen“ beigesellten Spiel- und Abzählreime) 423 Nummern. Reich vertreten sind auch die Volkslieder, welche unter die Ueberschriften: Balladen, Liebes-, Jäger-, Hirten- und Soldatenlieder, u. a. vertheilt sind. Die Zahl derselben beträgt 193, darunter mehrere in der Mundart. Der Herausgeber hat sich bei jedem einzelnen persönlich überzeugt, daſs es wirklich im Munde des österreichisch-schlesischen[S. 195] Volkes lebt. Dürftiger ist die Sammlung der Sprichworte und Redensarten, die jedoch mit geringen Ausnahmen originell, d. i. mundartlich gefaſst sind. Die Sammlung der Volksschauspiele wird eröffnet durch ein gröſseres Weihnachtsspiel, aus Obergrund stammend: „Die Erschaffung der Welt sammt der Menschwerdung Jesu Christi“, woran sich noch drei kleinere „Christkindelspiele“ reihen. Der Herausgeber glaubt, daſs der Text des ersteren der Hauptsache nach mindestens in’s 16. Jahrhundert zurückreiche.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 17. Ueber eine alte Weltkarte in der Markusbibliothek zu Venedig. — Die Wenden der Niderlausitz. (Franz Maurer.)

Daheim: Nr. 30. Luther in der russischen Legende.

Grenzboten: Nr. 18. Die Stellung der Römer in den Staaten der Völkerwanderung. — Nr. 19 f. Deutsche Studenten in alter Zeit.

Hausblätter: 8. Heft. Sagen aus dem Spessart. 15–17. (Adalb. v. Herrlein.)

Sächs. Kirchen- und Schulblatt: Nr. 17 f. Ein eigenhändiger, ungedruckter Brief des Dr. Justus Jonas. (J. K. Seidemann.) — Nr. 18. Die Sage von Luther’s Widerruf seiner Abendmahlslehre.

Allgemeine Kirchenzeitung: Nr. 15–18. Zur Geschichte und Charakteristik der evangelischen Kirche in Rheinland und Westfalen.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 188 ff. Aus dem Aischgrund. — Nr. 206. 208. Zur Sage von der weiſsen Frau. — Nr. 210. Der deutsche Michel. — Nr. 214. Die älteste Erwähnung eines deutschen Parlaments. — Nr. 221. Eine Reminiszenz an das Kloster Himmelkron.

Deutsche Kunst-Zeitung: Nr. 13. Ueber die gegenwärtige Restaurirungsweise mittelalterlicher Bauwerke. (Karl Köhler.)

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 20 (116), S. 143. Ein deutscher Bischof des 11. Jahrhunderts. (Rudolf Usinger.)

Deutsches Museum: Nr. 14 f. Die Entwicklungsgeschichte des Schweizreisens. (Eduard Osenbrüggen).

Novellenzeitung: Nr. 16 f. Die Wahrheit über den Blaubart, französischen Marschall und Waffengefährten der Jungfrau von Orleans.

Schles. Provinzialblätter: März. Nachrichten von dem ehemaligen Franziskanerkloster (jetzt Gymnasium) zu Gleiwitz. (Franz Idzikowski.)

Münchener Sonntagsblätter: Nr. 15. Maximilian I., Churfürst von Bayern.

Ueber Land und Meer: Nr. 29. Das Münster von Freiburg. — Nr. 31. Die Ruinen der Abtei Allerheiligen im badischen Schwarzwald. — Der erste Mai. Das Walpurgisspiel.

Zeitschrift für bildende Kunst: 5. Heft. Albrecht Dürer in Venedig. (G. F. Waagen.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 102 ff. Der Judenmord zu Deggendorf (1337). (Ludw. Steub.) — Nr. 117. Keplers wahrer Geburtsort.

Bayer. Zeitung: Morgenbl. Nr. 100 f. Zum Passionsspiel in Thiersee in Tyrol. — Nr. 104. Ueber neuentdeckte Pfahlbauten im Lago di Fimon bei Vicenza. — Nr. 117 ff. Die Walküren. Ein Vortrag. (Dr. Wilh. Hertz.) — Nr. 127. Christoph Leuttner, [S. 196]ein bisher unbekannter Compositeur Bayerns. (Sighart.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1189. Die Festung Spielberg bei Brünn. — Nr. 1191. Altdeutsche Frühlingsfeier.

Leipziger Zeitung: Wiss. Beil. Nr. 27 ff. Ernst der Fromme, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg.

Weimarische Zeitung: Nr. 103. Slawische Ortsnamen in der Umgegend von Jena. (Notiz.)


Vermischte Nachrichten.

Entdeckung eines merkwürdigen Grabes aus der Stein- und Bronzeperiode.

43) Der Mittheilung meines verehrten Freundes Dr. J. G. Burman-Becker in Kopenhagen verdanke ich einen Bericht über die Entdeckung eines sehr merkwürdigen Grabes aus der Stein- und Bronzeperiode, den ich als eine antiquarische Neuigkeit aus dem vorrömischen Norden mich beeile, den Freunden und Forschern der grauen Vorzeit zur Erwägung vorzulegen. Der Bericht lautet:

„Nachdem man hier in Dänemark in dem Spätjahr 1865 und im Winter 1866 bei Markarbeiten in verschiedenen Provinzen, auf verschiedenen Stellen, beim Schleifen von Grabhügeln, Grabkammern von groſsen Steinen entdeckt hat, welche von verschiedener Gröſse waren, und worin man Ueberbleibsel von menschlichen Körpern, nebst steinernen und bronzenen Gerätschaften antraf, hat man im Anfang Januar bei dem Dorfe Enslev, nicht weit von dem Städtchen Grenaae im nördlichen Jütland, eine Entdeckung gemacht, die nach meiner Ansicht von groſsem Interesse ist.

Man schleifte einen Grabhügel von 200 Fuſs Umfang und 16 Fuſs Höhe und fand in einer Tiefe von 2 Fuſs ein Skelett, bei dem ein thönerner Topf stand. Dieses Skelett lag auf einem groſsen Steine, der einen schmalen Gang deckte, und dieser Gang führte zu einer groſsen Grabkammer, welche 12 Fuſs lang, 6 Fuſs breit und 3 Fuſs hoch war. Zehn groſse Steine bildeten die Wände, und drei groſse, ebene Steine die Bedeckung. Die Kammer enthielt viel Erde und eine Masse von menschlichen Gebeinen, worunter zwanzig Köpfe; zwischen dieser Masse fanden sich zwei ausgezeichnete Dolche oder Messer von Feuerstein, eine Perle und zwei unbekannte Gerätschaften von Knochen, nebst sieben Perlen von Bernstein. Aber oben auf dieser ganzen Masse lag ein Skelett in ausgestreckter Stellung von Osten nach Westen. Der Kopf lag im Westen, dabei bronzene Ueberbleibsel einer groſsen Nadel und eine Perle von gewickeltem Golddrahte. Es könnte beim ersten Anblick scheinen, als ob dies ein Begräbniſs sei aus dem Steinalter, welches im späteren Bronzealter noch benutzt wurde; aber hat man, um den oben Aufliegenden zu beerdigen, die groſse Masse Erde wegschaffen und die ungeheuren Decksteine aufheben können? Denn in der Grabkammer ist kaum Platz genug gewesen, um, von der Seite eindringend, den oben Aufliegenden auf der unten liegenden Masse von zwanzig Leichen aufzuheben und zu placieren. Sind aber die einundzwanzig Leichen hier auf einmal begraben, und ist erst dann die Kammer mit den ungeheuer schweren Steinen gedeckt worden, so müssen wir schlieſsen, daſs manche groſse steinerne Grabkammern jünger sind, ale man bisher in Dänemark geglaubt, und dem späteren bronzeführenden Volke zugeschrieben werden müssen.“

Leiden, 17. April 1866.

L. J. F. Janssen.

[S. 197]

44) In Gera, wo man 1852 gelegentlich von Erdarbeiten neben der Jahn’schen Maschinenbauanstalt auf eine heidnische Begräbniſsstätte mit Urnen, Bronzegegenständen u. s. w. stieſs, sind gegenwärtig beim Ausgraben in der Bahnhofstraſse, westlich vom Jahn’schen Etablissement, wieder in groſser Anzahl Urnen nebst mehren bronzenen Gegenständen ausgegraben worden. Augenscheinlich hat man hiemit die westliche Grenze dieses uralten Begräbniſsplatzes aufgefunden. Im nächsten Herbste sollen auf dem dazwischen liegenden Feldgrundstücke systematische Nachforschungen angestellt werden.

(Ill. Ztg.)

45) Unweit Lilkeberg in Jütland wurden beim Umgraben einiger Hügel mehre interessante Alterthümer gefunden. Dieselben bestanden aus einem langen, dünnen, goldenen Drahte, der offenbar als Fingerzierde gebraucht worden war; ferner aus zwei Spieſsen, vier Ahlen, drei Messern, einer Nadel, einer Zange, einer Pfeilspitze und einer Schraube; alles von Bronze. Diese Gegenstände befanden sich auf dem Boden einer Gruft nebst einigen irdenen Urnen, die man jedoch nicht unbeschädigt zu Tage zu fördern vermochte.

(Dies.)

46) Bei Pest sind unterhalb der alten Schiffbrücke durch die Baggermaschine einige interessante Alterthümer aus der Donau zu Tage gefördert worden, die da wol 1500–2000 Jahre geruht haben mögen. Zwei dieser Gegenstände sind derartig petrificiert und mit Kiessteinen versetzt, daſs sich nur in dem einen an der frei gebliebenen, zweischneidigen Spitze ein Dolch von 10 Zoll Länge erkennen läſst, während die Eigenschaft des gröſsern Gegenstandes nicht anzugeben ist. Der dritte dieser Funde ist ein kurzes Römerschwert; ist der Griff gleich petrificiert, so erscheint doch die Klinge wohlerhalten. Sämmtliche Gegenstände sind an das Pester Museum abgegeben worden.

(Dies.)

47) Auf dem Rittergute Woynowo, in der Nähe von Bromberg, fand man beim Trockenlegen eines Teiches 4 Fuſs unter der Erde einen gut erhaltenen Humpen aus Zink. Derselbe wiegt 6½ Pfd., ist 14 Zoll hoch und miſst 2½ Quart. Eingekratzt ist darauf ein Wappen, anscheinend vom deutschen Ritterorden. Das Wappen enthält nämlich zwei sich kreuzende Schwerter und ein Kreuz. An dem Henkel befindet sich rechts der polnische Adler, links das Bromberger Stadtwappen.

(Dies.)

48) Bei der Vornahme von Erdarbeiten in der Hees, eine halbe Stunde von Xanten im Kleve’schen gelegen, stieſs man auf groſse, steinharte Thonröhren von etwa ¾ Fuſs Durchmesser. Da der Fundort sich nicht sehr weit von dem ehemaligen Römerlager befindet, so lassen diese Röhren auf groſse unterirdische Wasserleitungen schlieſsen, welche in jener Zeit bestanden haben müssen.

(Dies.)

49) Von verschiedenen Seiten wird von der Auffindung alter Münzen berichtet. In Templin, Provinz Brandenburg, ist am 11. März in einem Hofgarten ein irdener Topf mit kleinen, sehr alten Silbermünzen verschiedener Gröſse, die zusammen etwa 1½ Pfd. im Gewichte haben, ausgegraben worden. Einige Tage darauf wurden an derselben Stelle noch zwei Hände voll von denselben Münzsorten in der Erde gefunden. Laut Meldung belgischer Blätter hat ein Landmann zu Jemelle eine Anzahl kleiner Bronzemünzen aus der Zeit Konstantins I. ausgegraben, und zu Septfontaines, einem Dorfe im Luxemburgischen, fand ein Hofbesitzer beim Einreiſsen einer Scheuer 700 Stück kleiner Silbermünzen, die meist in der Zeit Philipp’s des Schönen geprägt sind; doch finden[S. 198] sich auch einige von Ludwig dem Heiligen und Philipp dem Kühnen, eine einzige von Karl von Anjou, König von Sicilien, und ein Groschen der Stadt Dortrecht vor.

(Dies.)

50) Aus dem Museum Francisco-Carolinum in Linz sind folgende Gegenstände entwendet worden: das Gebetbuch des Erzherzogs Mathias von Oesterreich von 1588, und zwei gemalte Wappenbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert, unter diesen das Stammbuch des Philipp Waltinger, sodann die Verlassenschaftsabhandlung der Gemahlin des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern, Tochter Kaiser Leopold’s, mit Randbemerkungen des Kurfürsten, und die Genealogie des Hauses Bayern und der bayerischen Geschlechter, mit Wappenabbildungen von Freimann von Randegg etc. Wie groſs die Zahl der entwendeten Autographen ist, läſst sich nicht bestimmen. Sicher ist nur, daſs ein Autograph Kaiser Leopold’s und ein solches des berühmten Naturforschers Schiffermüller, geboren zu Hellmansödt, vermiſst werden.

(Mgbl. z. Bayr. Ztg.)

51) Eines der schönsten Werke Rembrandt’s: „Lasset die Kindlein zu mir kommen,“ welches die Perle der kleinen Bildergallerie des Grafen Schönborn-Buchheim in Wien bildete, ist von dem Besitzer für 53,000 Thlr. an den Gruben- und Fabrikbesitzer Suermont in Aachen verkauft worden. Das Bild, für welches ein so auſserordentlich hoher Preis gezahlt wurde, ist nur 4 Fuſs groſs; es wird der Bildergallerie in der stattlichen Villa des reichen Industriellen einverleibt.

(Ill. Ztg.)

52) Das Opitz-Denkmal, welches in Bunzlau aufgestellt werden soll, ist vom Bildhauer Michaelis in Breslau im Modell vollendet. Dasselbe besteht aus einem schlanken, vierseitigen Postament mit vorspringenden Ecken. Die Büste des Dichters ist nach einem Titelkupfer in einem seiner Werke modelliert.

(Dies.)

53) König Ludwig II. und König Ludwig I. von Bayern haben der Marktsgemeinde Vohburg zur Erwerbung und Erhaltung des alterthümlichen Thurmes am untern Thore daselbst, der im Mittelalter als Vertheidigungsthurm diente und im Jahre 1435 von Herzog Albrecht III., vermählt mit Agnes Bernauer, bewohnt wurde, seit mehr als 100 Jahren jedoch sich im Privatbesitz befindet, je 1000 fl. zugewandt.

(Korr.)

54) Nach dem Vorbilde der groſsen periodischen Urkundensammlungen, welche diesseits und jenseits der Alpen für die Erschlieſsung der archivalischen Schätze sorgen, erscheint seit dem Anfange dieses Jahres in Venedig eine Zeitschrift, welche sich die Herausgabe von Documenten für die Geschichte, die Alterthums- und die Münzkunde zur Aufgabe stellt. Sie führt den Titel: „Raccolta Veneta. Collezione di documenti relativi alla storia, all’ archeologia, alla numismatica. Venezia nel stabilimento Antonelli.“ Das erste Heft ist von Niccolo Barrozzi als Redacteur gezeichnet. Die „Raccolta“ wird in drei Heften jährlich herauskommen und ihr Material namentlich aus den reichen Schätzen der venetianischen Archive schöpfen.

(Ill. Ztg.)

55) Die kgl. preuſs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin hatte am 3. Juli 1862 die Bearbeitung der Regesten der Päpste von Innocenz III. bis mit Benedict XI. als Preisaufgabe gestellt. Nachdem innerhalb drei Jahre keine Bearbeitung dieser Aufgabe eingegangen war, ist dieselbe Preisaufgabe mit verdoppeltem Preise (200 Dukaten) wiederholt worden. Die ausschlieſsende Frist für die Einsendung der dieser Aufgabe gewidmeten Schriften ist der 1. März 1868.

[S. 199]

Der Nutzen des germanischen Museums für die kunstindustrielle Thätigkeit unserer Zeit.

Die Alterthumswissenschaft den Schöpfungen auf dem Gebiete der Kunst und Industrie unserer Tage nützlich zu machen, ist nicht nur eine sogenannte zeitgemäſse Idee; es ist nicht nur im Interesse der heutigen Schöpfungen, es liegt im Interesse der Wissenschaft selbst, in engen Verband mit der Kunstthätigkeit der Zeit zu treten. Selbst bei fleiſsigem Beschauen der uns von der Vorzeit überlieferten Objekte prägt sich nur ein flüchtiges Bild ein, das eben, weil es nicht eingehend, manchmal sogar geeignet ist, eine verkehrte Anschauung zu wecken und zu nähren. Je mehr man also Veranlassung hat, in das Wesen der Dinge einzudringen, desto eingehender wird man sie auch studieren. Nun liegt aber gerade in der Wiederanwendung der Prinzipien und Formen der dringendste Grund, sich genau damit bekannt zu machen. Der schaffende Künstler, der in einem gewissen Gebiete arbeiten will, wird sicher tief eindringen, da er in den eigenen Schöpfungen den Maſsstab für die Frage findet, ob er auch Alles, ob er auch jede Einzelheit der zu studierenden Gegenstände genau und richtig erfaſst hat. Eine solche Controle für die eigene richtige Auffassung hat der Gelehrte nicht. Es muſs also auch im Interesse der Wissenschaft liegen, wenn sie mit dem praktischen Leben in Verbindung gesetzt wird. Deshalb hat auch das germanische Museum von jeher mit Vorliebe darauf gesehen, solche Verbindungen herzustellen, die auf der andern Seite sicher der heutigen Kunst und Gewerbsthätigkeit in so auſserordentlicher Weise förderlich sind. Wir brauchen hier nicht auf die groſsen Anstrengungen hinzuweisen, die allenthalben in Frankreich und England gemacht werden; wir brauchen nicht daran zu erinnern, daſs das South-Kensington Museum in London und das neue k. k. Museum für Kunst und Industrie in Wien eigens dem Zweck gewidmet sind, das, was die Vorzeit uns werthvolles hinterlassen hat, der Gegenwart dienstbar zu machen, sowohl zu direkter Nachahmung, als auch zu Studien im Allgemeinen.

Solcher Objekte, die theils zum Studium in allgemein bildender Richtung den Industriellen dienen, theils direkte Nachbildung finden können, besitzt das germ. Museum in Original und Nachbildung eine groſse Zahl; noch reicher ist aber das Material, welches Bibliothek und Kupferstichsammlung des Museums bieten, und es könnte manchem Gewerbevereine, wie manchem einzelnen Gewerbetreibenden damit gedient sein. Das Museum könnte aber, wenn sich mehrere Gewerbevereine fest mit ihm verbänden, in dieser Hinsicht noch weit mehr thun. Wir glauben daher hier auch die Antwort des Museums auf eine Anfrage des Gewerbevereins zu Fürth dem Publikum, wie den übrigen Kunst- und Gewerbevereinen Deutschlands bekannt geben zu sollen, und es würde uns sehr freuen, wenn sich durch Verwirklichung des in dieser Antwort Ausgesprochenen das Museum in der Lage sähe, der heutigen Gewerbsthätigkeit so groſsen und wesentlichen Nutzen zu bringen.

An den löblichen Gewerbeverein in Fürth.

Die verehrliche Zuschrift vom 17. April 1866 hat dem germanischen Museum von den Bemühungen des löblichen Vereins Kenntniſs gegeben, eine der Hauptaufgaben der Industrie unserer Zeit ins Auge fassen und die Erzeugnisse des Handwerks durch die Kunst[S. 200] veredeln zu wollen. Derartige Bestrebungen, die in England und Frankreich so gute Früchte getragen haben, werden auch bei uns nicht ohne Wirkung sein. Der Verein hat aber auch die richtige Basis für derartige Bestrebungen erkannt, indem auch in Frankreich und England die Museen, welche die Schätze der Kunst- und Gewerbsthätigkeit der Vorzeit umfassen, die Basis für alle derartige Studien waren.

Sind es nun schon in den französischen Museen neben den Werken der Antike vorzugsweise deutsche Erzeugnisse des Mittelalters und der Renaissance, welche dem Studium geboten werden, so ist mit Recht vorauszusetzen, daſs deutsche Museen auf diesem Gebiete noch weit reichhaltigeres Material bieten müssen. Es war also ein sehr angemessener und nachahmenswerther Schritt des Fürther Gewerbevereins, das germanische Museum in dieser Richtung um seine Mitwirkung anzugehen. Das Museum besitzt in seiner Bibliothek kostbare Prachtwerke, die einzelnen Vereinen ganz unzugänglich sind, und hat in seiner Kupferstich- und Zeichnungssammlung eine solche Menge von Einzelblättern, daſs es in der That jedem Gewerbeverein viel Material liefern kann.

Das Museum übersendet daher gegen gefällige Empfangsbestätigung dem löblichen Vereine beifolgend einige Werke und Einzelblätter, die, ohne alles System gewählt, die Reichhaltigkeit der Sammlungen illustrieren sollen.

Was die in der verehrlichen Zuschrift angedeutete fortgesetzte Verbindung betrifft, so durfte solche dem Vereine jedenfalls förderlich sein. Der gröſste Nutzen für alle Theile würde jedoch dann entstehen, wenn ebenso, wie der Verein zu Fürth, eine Anzahl anderer Vereine mit dem Museum sich verbände und jeder Verein einen angemessenen Beitrag von vielleicht 50–100 fl. jährlich leistete. Das Museum würde alle diese Beitrage ganz ausschlieſslich auf Anschaffung von kostbaren und theuern Kupferwerken und Einzelblättern, vorzugsweise Photographieen und nicht veröffentlichte Handzeichnungen, verwenden und diese bei allen Vereinen circulieren lassen. Würden sich auf diese Weise etwa 20 Vereine betheiligen, so könnte es das Museum übernehmen, jeden Verein fortwährend mit einer bestimmten Menge von Material zu versehen, das alle 4 Wochen regelmäſsig wechselte. Das Museum könnte auch in den Wintermonaten, wo seine Sammlungen weniger besucht sind, einzelne Objekte aus diesen Sammlungen oder ganze Serien einzelnen Vereinen zur Ausstellung auf je 4 Wochen zustellen, wobei allerdings das Museum nur solche Gegenstände senden könnte, für die durch den Transport kein Schaden zu befürchten ist, oder die durch die Vereine, im Falle sie Schaden leiden würden, eben wieder leicht ersetzt werden könnten, wie Gypsabgüsse u. s. w.

Wir hoffen, dem löblichen Vereine hier in seinen Anschauungen begegnet zu sein, und würden uns sehr freuen, wenn es dem Vereine gefiele, in Verbindung mit einer Anzahl anderer Vereine ein derartiges Abkommen mit dem Museum zu treffen.

Nürnberg, den 12. Mai 1866.

Hochachtungsvollst
Der I. Vorst. d. germ. Museums
A. Essenwein.
Dr. J. R. Erbstein,
I. Sekretär.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 201]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

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Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 6.

Juni.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Über einige mittelalterliche Elfenbeinschnitzwerke und besonders über ein Spiegelgehäuse im Cistercienser-Stifte Reun in Steiermark.

Von A. Essenwein.

Die Kunst der Elfenbeinschneiderei des Mittelalters hat uns zahlreiche kleine Werke hinterlassen und bietet uns so einen vollkommenen Ueberblick über ihren Entwicklungsgang. Da die Werke klein sind und sehr leicht in Gypsabguſs reproduciert werden können, so ist es auch möglich, eine gröſsere Anzahl zum Vergleichen neben einander zu legen. So hat die Arundel Society in London eine Serie von etwa 200 Stück in vortrefflichen Gypsabgüssen in Umlauf gesetzt, die alle Perioden vom 2. bis 17. Jahrh. umfassen.

Das germanische Museum besitzt auch eine ziemlich reiche Sammlung von solchen Gypsabgüssen neben einigen guten und werthvollen Originalen. Als charakteristisches Merkmal ergibt sich, wenn eine derartige Serie zusammengestellt ist, daſs der Betrieb dieser Elfenbeinschnitzerei ein ziemlich handwerklicher war, daſs eine einmal festgestellte Composition nicht blos unendlich variiert, sondern daſs sie auch vielfältig direkt copiert wurde. Es ist dies der Fall sowohl bei religiösen, als bei profanen Gegenständen. Von den älteren Werken erscheint jedes einzelne selbständiger, vielleicht aber auch nur, weil sie seltener sind. Von einer Darstellung wenigstens, der „Tod Mariä“, nach einer byzantinischen Composition, sind uns mehrere, fast identische Werke bekannt. So befindet sich eines im Museum zu Darmstadt, das im german. Museum durch einen Gypsabguſs vertreten ist; ein zweites in Kloster-Neuburg bei[S. 202] Wien, das gleichfalls durch einen Abguſs im Museum vorhanden ist. Letzteres ist auch publiciert in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission für Baudenkmale, VII. Jahrg., S. 142. Ein drittes Exemplar befindet sich im Musée Clugny zu Paris. Wir behalten uns vor, anknüpfend an jene Publikation der k. k. Central-Commission, auf diesen Gegenstand speciell zurückzukommen, und erinnern hier nur daran, daſs auch die byzantinische Kunst häufig Wiederholungen eines und desselben Gegenstandes zeigt, daſs also bei dem Einflusse der von Osten her auf die abendländische Kunst stattgefunden, nicht blos manche Motive, sondern auch die Anschauung herübergekommen ist, die zu einer handwerksmäſsigen, oft und oft wiederholten Copie einer und derselben Composition führte. Am auffallendsten tritt diese sich stets gleichbleibende und oft wiederholende Composition in den Werken des 14. Jahrh. auf. Manche Motive erhalten sich vom Schlusse des 13. bis in die Mitte des 15. Jahrh. und es ist häufig sehr schwer, einem Werke eine genaue Zeitstellung anzuweisen. Die Anbetung der heil. drei Könige, eine auf Diptychen und einzelnen Täfelchen so oft und oft wiederholte Darstellung, zeigt in deutschen und französischen Werken, die fast zwei Jahrhunderte umfassen, genau dieselben Figuren, oft in gröſserer oder geringerer Feinheit, aber stets im selben Kostüme, in derselben Stellung und Haltung. Es ist nicht das Zeitkostüm, wie es sich in den Gemälden findet; es sind stets dieselben nach einem Originale gearbeiteten Figuren. Im Allgemeinen — es gibt jedoch auch hier Ausnahmen — zeigt sodann die gröſsere oder geringere Feinheit, das gröſsere oder geringere Gefühl und Bewuſstsein auf die ältere, oder auf die jüngere Zeit, wo ein schon bekanntes[S. 203] Original gedankenlos von den Gesellen der Kunst reproduciert wurde.

Deshalb sind wir auch nicht so leicht geneigt, ein uns entgegentretendes rohes Werk so geradezu als Falsificat anzusehen, wie dies z. B. der sehr gelehrte französische Forscher Didron thut, der die Hälfte der vorhandenen Elfenbeinsculpturen, oft, wie es scheint, aus bloſser Laune, als Falsa erklärt hat. Sobald die Serie der Gypsabgüsse des Museums erst mehr completiert sein wird, hoffen wir von diesem Gesichtspunkte aus mancherlei höchst interessante Parallelen finden zu können.

Wir wollen hier jedoch das Gebiet der religiösen Darstellungen nicht näher berühren und auf das Profane übergehen, wo uns dieselbe Erscheinung entgegentritt. Fast alle die vielen Elfenbeintäfelchen (Schreibtäfelchen), Spiegelgehäuse, Kästchen, Kämme u. A. von der zweiten Hälfte des 13. bis zum Schlusse des 15. Jahrh. lassen sich auf wenige Grundmotive zurückführen. Wir übergehen hier die gewissen, theils viereckigen, theils sechseckigen italienischen Kästchen, die stets ein sich zugewendetes Paar derselben Figuren tausendfach wiederholen, an den Ecken blos mit anderen Figuren geschmückt sind, an den Deckeln die nackten geflügelten Menschenfiguren zeigen und aus verschiedenfarbigem Holz eingelegte Einfassungen haben. Uns selbst sind mindestens 30 derartige Kästchen zu Gesicht gekommen. Wir heben eine Gruppe zweier Figuren hervor, die in verschiedenartigen Situationen neben einander stehen. So befindet sich in der fürstl. wallerstein’schen Sammlung zu Maihingen ein vom germanischen Museum in Gypsabguſs veröffentlichtes Täfelchen (abgebildet bei Eye u. Falke, Kunst und Leben der Vorzeit), das auf beiden Seiten geschnitzt ist; es zeigt einerseits unter einem Baum knieend einen Mann und eine Frau, auf dem Baum Amor, eine geflügelte Jünglingsgestalt mit einer Krone auf dem Haupte, zwei Pfeile auf die unten Knieenden versendend. Der Herr hat einen Falken auf der Hand. Auf der andern Seite des Täfelchens sind die beiden Figuren stehend; der Herr setzt der Dame einen Stirnreif auf. Ein Täfelchen genau von derselben Gröſse, das jetzt im Original im germanischen Museum sich befindet, zeigt gerade dieselben Figuren zu Pferde reitend, auf die Jagd ausziehend; wie die beiden früheren Darstellungen ihre Parallelen in einigen Täfelchen des Louvre und des Musée Clugny zu Paris finden, so auch das gegenwärtige, das daselbst mehrmals vorhanden ist, wobei jedoch das des germanischen Museums alle diese in Paris vorhandenen an Feinheit und Zartheit übertrifft, ohne daſs ihm jedoch eine gewisse Härte abzusprechen ist.

Dieselbe Darstellung befindet sich auch auf einem Diptychon, das im Gypsabguſs im germanischen Museum vorhanden ist und dessen zweites Täfelchen dieselben Figuren, Schach spielend, zeigt. Auch einen Hasen jagend finden sich ähnliche Figuren. Die Schachscene findet sich wieder auf einem Spiegelgehäuse im Besitze des Prof. v. Hefner-Alteneck in München und einem zweiten in der Serie der Arundel Society; ebenso wiederholt die Reiterscene in dieser Serie.

[S. 204]

Andere Spiegelgehäuse derselben Serie zeigen die Erstürmung einer Minneburg. Sie haben gleichfalls ähnliche Figuren; eines gehört der Sammlung von A. Fountaine an, ein anderes dem Kensington Museum in London. Auf einer Büchse im Museum zu Boulogne, deren in vier Felder getheilter Deckel gleichfalls unter den Gypsabgüssen der Arundel Society sich befindet, ist ebenfalls diese Minneburg abgebildet. Ein sehr schönes Exemplar eines Spiegelgehäuses mit einer Minneburg befindet sich im Museum zu Darmstadt (abgebildet in den Denkmälern der Kunst von Voit, Caspar, Guhl, Lübke). Hier führen die Damen ihre Ritter über eine Treppe in die Burg, auf deren Zinnen bereits mehrere Figuren zu sehen sind. Eine andere Scene zeigt die Minneburg auf dem Spiegelgehäuse der wallerstein’schen Sammlung zu Maihingen, das durch das german. Museum in Gypsabguſs vervielfältigt ist. Hier steht oben auf den Zinnen der Burg Amor, mit dem Bogen Pfeile versendend; es ist fast dieselbe Figur, wie auf dem früher genannten Täfelchen zu Maihingen. Hinter den Zinnen stehen Damen, die Rosen auf die Angreifer herunterwerfen. Ein Theil der Angreifer hat schon die Mauern erstiegen und liebkost die Damen, die sich ergeben haben. Einer der Angreifer schieſst Rosen aus der Armbrust; ein anderer ist stehend auf dem Sattel seines Pferdes zu sehen, von wo aus er eine der Damen, die an einer Luke steht, liebkost; ebenso hat ein anderer Herr an der entgegengesetzten Seite bereits eine der Damen umschlungen, die eine Luke besetzt hält. Aus dem Thore sprengen zwei Damen zu Pferde gegen zwei Ritter, die mit eingelegter Lanze ihnen entgegenreiten. Die Lanzen haben statt der Spitzen Rosen und eine der Damen hat statt derselben einen Zweig mit drei Rosen. Die Ritter haben Rosen auf ihren Schilden; zu beiden Seiten sitzen Jünglinge auf Bäumen und blasen zum Sturm. Einem derselben reicht eine Dame von der Zinne aus einen Kranz; der zweite wird von einer andern Dame mit Rosen beworfen.

In vielen Zügen mit dieser Darstellung verwandt, jedoch wieder wesentlich davon verschieden, ist der Schmuck eines Spiegelgehäuses, das gegenwärtig im Cistercienser-Stifte Reun in Steiermark sich befindet und vom steiermärkischen Verein zur Förderung der Kunstindustrie in Gypsabguſs verbreitet worden ist. Es sind dieselben Personen in anderer Handlung. Es zeigt sich die Breitseite eines viereckigen Baues; in der Mitte das mit dem Fallgatter verwahrte Thor, neben dem zu beiden Seiten halbrunde Vorbauten angebracht sind. Zu oberst auf den Zinnen steht der Liebesgott, gekrönt, mit ausgebreiteten Flügeln, dem auf dem kleinen Täfelchen zu Maihingen vollkommen gleichend. Er hält einen Speer gesenkt in der Rechten, auf der linken Faust sitzt ein Falke. Er nimmt nicht Theil am Kampfe und erscheint gleichsam als Herr und Gebieter, der die Vertheidigung der Burg leitet. Zur Rechten ein liebendes Paar; zur Linken ein verwundeter Krieger, umgesunken in den Armen einer Dame, die ihn pflegt. Aus dem Thore stürmen zwei Ritter hervor, und hier gilt es nicht einen zarten Kampf mit Rosen, sondern mit geschwungenem Schwert holt[S. 205] einer der von auſsen anstürmenden Ritter gegen einen der inneren aus, der den Hieb zu parieren scheint. Der zweite hinter demselben hat den Speer eingelegt, und ein zweiter, der den Speer auf der Schulter trägt, kommt auch hinter dem äuſsern Ritter hergeritten. Beide Kämpfende, sowie die mit den Speeren, tragen den geschlossenen Helm auf dem Kopfe. Auf den Decken der Pferde, wie auf den Schilden, haben jedoch beide das gleiche Zeichen, — Rosen. Ein Kämpfer mit einer Eisenhaube dagegen hat eine Rose als Pfeil auf der gespannten Armbrust liegen, um sie gegen die Burg zu entsenden. Hinter ihm steht eine mit Rosen beladene Schleudermaschine. Wie die Burg des vorhin angeführten Spiegelgehäuses, so hat auch die gegenwärtige zwei halbrunde, thurmartige Vorbauten neben dem Thore, die niedriger sind, als der Hauptbau. Auf der Spitze der einen steht ein kosendes Paar und eine einzelne Jungfrau, die einen Stirnreif hält, der etwa dem Armbrustschützen zugedacht sein könnte. In einer groſsen Spitzbogenöffnung dieses Vorbaues ist wieder ein kosendes Paar zu sehen. Unmittelbar über der Pforte befindet sich ein viereckiges Fenster, aus dem zwei Damen heraussehen, von denen die vordere aus einem Korbe Rosen über die aus dem Thore hervorbrechenden Ritter wirft, die zweite aber einen Stirnreif einem jungen Manne reicht, der auf der Platte des zweiten Vorbaus steht. Eine Dame auf der Platte dieses Vorbaues hilft einem auf einer Strickleiter emporklimmenden, noch ganz gewappneten Ritter (nur den Helm hat er abgelegt) in die Höhe, während ein zweiter eben unten die Strickleiter befestigt; die Pferde beider stehen ledig unten. Den Abschluſs zur Seite bietet ein ganz ungewappneter[S. 206] Bogenschütze auf einem Baume. Da der gespannte Bogen in seinen Händen keinen Pfeil erkennen läſst, so ist anzunehmen, daſs er ebenfalls eine Rose versende. Im Ganzen befinden sich demnach auf dem Schnitzwerk 22 Personen und 4 Pferde. Die Composition ist lebendig und selbst was wir heute malerisch nennen; doch ist der Sache und der Deutlichkeit des Ausdrucks so weit Rechnung getragen, daſs sich der Maſsstab der Burg nicht nach dem der Menschenfiguren richtet, sondern die Burg eben nur als Andeutung erscheint; ebenso sind die Bäume mehr ornamentale Andeutungen, als Bäume selbst. Die Bewegung der Figuren entspricht vollkommen dem 14. Jahrhundert.

In Bezug auf das Kostüm scheint uns keine andere Bemerkung nöthig, als daſs hieraus wieder zu ersehen ist, daſs Schild und Helm nur unmittelbar beim Kampf selbst benützt wurden; daſs die noch immer in Eisen gekleideten Krieger, welche nicht unmittelbar kämpfen, den Helm abgelegt haben; daſs sie endlich bei der Geliebten ohne jedes Kampfgewand erscheinen. Hinsichtlich der sehr interessanten Schleudermaschine können wir nur auf Viollet-le-Duc’s Artikel „Engin“ in seinem Dictionnaire de l’architecture française verweisen.

Wenn in dem Spiegelgehäuse aus Maihingen lediglich der Kampf zwischen Herren und Damen geführt wird und mit der Ergebung der Damen endet, so erscheint hier als neues Motiv noch der Kampf der Ritter unter sich um die Minne eingefügt, ein Kampf, der nicht mit Rosen, sondern mit Speer und Schwert ausgefochten wird.


[S. 207]

Die Ausgabe der Sprichwörter Agricola’s v. J. 1548.

Unter diesem Titel hat J. Franck, ein vorbedeutungsvoller, schöner Name für einen Sammler deutscher Sprichwörter, in dieser Zeitschrift, 1865, Sp. 388 ff., überaus schätzbare Mittheilungen über Agricola’s Sprichwörter veröffentlicht, deren thatsächlicher Inhalt eines aufrichtigen Dankes gewiſs ist. Nur geht der Verfasser von der irrthümlichen Voraussetzung aus, daſs er zuerst einer herrschenden Meinung gegenüber den wahren Charakter jener späteren Sammlung dargethan, und kommt andererseits, was noch bedenklicher ist, auf Grund unzureichender oder miſsverstandener Angaben zu der sicher falschen Schluſsfolgerung, es müſsten zwei Ausgaben der 500 Sprichwörter Agricola’s vom Jahre 1548 nebeneinander existieren.

Der Berichtigung dieser beiden Irrthümer bestimmen wir die nachfolgenden Zeilen und verbinden damit zugleich die Beseitigung einer oder der anderen kleinen Ungenauigkeit in dem gedachten Artikel. Wir hoffen damit dem geehrten Verfasser selbst und der gemeinsamen Sache einen Dienst zu thun; ihm also zunächst sei das Nachstehende zur vorurtheilslosen und strengen Prüfung anheimgegeben.

I. Es ist keineswegs „bis jetzt allgemein angenommen, daſs die 500 Sprichwörter Agricola’s eine nur verkürzte Ausgabe, eine epitome der früheren“ von 750 (749) sei. Ebensowenig ist zu beweisen, daſs die bisherigen Paroemiographen die fragliche Ausgabe „nicht selbst gesehen haben.“

Ich vermag blos unter unseren Zeitgenossen — denn der Lebende hat Recht — bereits drei namhaft zu machen, die auf Grund autoptischer Kenntniſs von der fraglichen Ausgabe, wenigstens im Vorbeigehen, gehandelt haben: Zacher, C. Schulze und, den ich als dritten, wo es sich um Thatsachen handelt, unbedenklich hinzufügen darf, ich selber.

Zacher hat die Ausgabe mit Nr. 17 bezeichnet, d. h., wie aus der Vorrede seines Werkes ersichtlich ist, er hat die Ausgabe in der Meusebach’schen Bibliothek vorgefunden und nach Autopsie beschrieben.

C. Schulze bezeichnet die Ausgabe in einer Uebersicht sämmtlicher Ausgaben von A’s Sprichwörtern als den dritten Theil dieser seiner schriftstellerischen Thätigkeit (Herrig’s Archiv, 1862, S. 154) und rechtfertigt diese Bezeichnung gegen einen übereilten Angriff von meiner Seite, ebend. 1863, S. 115.

Ich selber habe in der gedachten Zeitschrift, 1862, S. 475, und in meiner Schrift über Agricola’s Sprichwörter (Schwerin, 1862), S. 53, mit wenigen Worten, aber für meinen damaligen Zweck ausreichend, von diesem Werk A’s. gesprochen.

Franck hat demnach nicht das Recht, von einem allgemeinen Irrthum zu reden, während er allerdings mehr wie jeder andere dazu beigetragen hat, den wahren Charakter dieser späteren Sammlung in’s Licht zu stellen. Die Schätzbarkeit dieser seiner Mittheilungen ist aber gerade der Grund, weshalb wir auch leichtere Versehen berücksichtigen.

[S. 208]

II. Sp. 390 das Sprichw. von S. Rochus, Nr. 168, steht Bl. 74a; Spalte 391, Spr. Nr. 290 und 301, stehen Bl. 135a und 138b. An der ersten Stelle hat allerdings auch die Ausg. von 1548 den Druckfehler 235; während doch der ganze Text nur 188 gezeichnete Blätter enthält. Die Ueberschrift „von Halb Rittern, vnnd geflicktem Adel“ geht nicht auf Spr. 393–411, sondern blos auf Nr. 393, die aus dem Renner entlehnte Fabel von dem Maulthier, das sein Geschlecht verleugnet; die nächsten Sprüche schon haben mit der echten oder vermeinten Geschlechtsehre nichts mehr zu schaffen. Im Uebrigen füge man diese unsere Stelle zu den von K. Janicke gegebenen Nachweisungen hinzu; s. seinen Artikel: Die Fabeln und Erzählungen im Renner des Hugo von Trimberg, in Herrig’s. Archiv, 1862, S. 162.

Sp. 392 rühmt Franck an Agricola, daſs diese seine Sammlung wirklich, wie der Titel verheiſse, newe Sprichwörter bringe. Nur die Nummern 8, 54, 167, 169 und 218 (l. 288) fänden sich, wie er nach wiederholter Vergleichung wahrgenommen, bereits in der älteren Sammlung. Die wiederholte Vergleichung Franck’s ist aber nicht im Stande gewesen, alle Aehnlichkeiten und Gleichheiten ausfindig zu machen. Es lassen sich nämlich, ohne daſs wir unsererseits Vollständigkeit verbürgen können oder wollen, noch folgende Nummern hinzufügen.

1548. Nr. 42. Wer viel redet, der leuget gerne. = 1529. Nr. 211.

1548. Nr. 92. Du hast ain starcken Rucken. Er kann xx.xxx person die hohe stiege hinauff tragē. = 1529. Nr. 199. Er ist starck ym rucken. In der Erklärung: Wenn man nu einen hoeflich verreterey zeyhen will, so sagt man, Er hat einen starcken rucken, er kan ein man, funffzehen, zwentzig auff ein mal die stiegen hynauff tragen, das ist, Verraten.

1548. Nr. 149. Er spart der warhait. = 1529. Nr. 423.

1548. Nr. 161. Er wird den Ringken an der Thür lassen. = 1529. Nr. 274.

1548. Nr. 183. Was du mir flüchest oder wünschest, das bestehe dein aignen Hals. = 1529. Nr. 489. Was du mir fluchst, das bestehe dein halſs.

Begreiflicherweise gilt dieselbe Zählung von jeder späteren Ausgabe der 749 oder 750 Sprichwörter des Agricola. Die erste, die in runder Zahl von 750 Sprüchen redet, ist die von Franck angezogene von 1534.

Noch erheblicher ist endlich

III. der Irrthum Franck’s hinsichtlich der verschiedenen Ausgaben der 500 Sprichwörter von 1548. Was er als sichere Gründe für diese Vermuthung hinstellt, hat sich mir bei nähererer Prüfung insgesammt als hinfällig erwiesen; ich wünsche und hoffe geradezu, für den folgenden Nachweis seine ausdrückliche Zustimmung zu finden.

Francke stützt sich darauf:

a) Nopitsch und Zacher reden von einer Ausgabe „ohne Vorrede und Register.“ Der erstere biete auſserdem in[S. 209] seiner diplomatisch-treuen Titelangabe eine abweichende Zeilen-Abtheilung.

b) Buchholzer, ein theologischer Gegner Agricola’s, behauptet ihm gegenüber, gewissermassen, um Agricola’s Antinomismus durch seine eigenen Worte zu widerlegen, er habe in seinen Sprichwörtern von 1548 deutlich gesagt, daſs „gute Werke nöthig seyn zu der Seligkeit.“ Franck hat einen derartigen Ausspruch bei Agricola nicht finden können.

Am leichtesten läſst sich das äuſsere Argument zurückweisen. Die ganze Abweichung bei Nopitsch geht darauf hinaus, daſs er in den Worten durch J. Agr. E. die Präposition als eigene Zeile zu bezeichnen versäumt hat. Wenn aber Nopitsch und Zacher davon reden, daſs die Ausgabe ohne Vorrede 188 Bll. enthalte, so würde ich das, auch ohne Einsicht meines eigenen Exemplars, dahin verstanden haben: ungerechnet der Vorstücke sind es 188 Bll. im Ganzen. Um aber ganz sicher zu gehen, wandte ich mich nach Berlin, wo das von Zacher benutzte Exemplar sich befindet, und erhielt unter dem 22. Jan. von Herrn Dr. Schrader folgende freundliche Erwiederung meiner Anfrage, die jede weitere Erörterung abschneidet: „Ihre Vermuthung über die Agricola-Ausgabe von 1548 ist die richtige. Es sind 20 Blätter Vorstücke, signirt Aa, Bb und A. Dann folgen, mit der Signatur B beginnend, die foliirten Blätter 1–188.“

Hinsichtlich des inneren Grundes ist einzuräumen, daſs Agricola wie in der früheren Sammlung, so auch hier das Princip der Rechtfertigung durch den Glauben auf das nachdrücklichste betont hat, und sein Antinomismus nicht selten hervortritt; man sehe z. B. Bl. 102 a die Gerechtigkait, die vor Gott gildt, ist nicht auſs dem Gesetze, Sondern on das Gesetze, offenbaret, auſs glauben ff.

Gleichwohl findet sich eine Stelle, die eine Auffassung wie die von Buchholzer sehr nahe legt, und nur bei strenger Vergegenwärtigung der Persönlichkeit Agricola’s ist man vor Miſsständniſs geschützt. Agricola selbst wird auch hier eventuell den Geist seiner Worte gegen ihren Buchstaben vertreten haben. In Spr. 9. Es gehört auff alle Fragen nicht antwort bemerkt Agricola einleitend: auf Narrenfragen sei keine Antwort erforderlich, wohl aber auf Fragen über Gott und sein Wesen. Er unterscheidet dann in Gott den geoffenbarten und den verborgenen Willen und sagt hinsichtlich des ersteren:

„In diesem geoffenbarten willen, sollen wir beharren, dann inn den ist gefaſst der rechte Gottesdienst, ins wort vnd in die Sacrament, da hat die seele vnnd das hertz aines menschen frid, inn aller fahr vnd not, vnd (Bl. 23a) waiſs, wa es trost vnd hilffe suͦchen vnd finden sol. Nämlich bey Gott, durch Christum. Zum anderen, so soll man auch den leib, das leben, handel vnd wandel, mässig, züchtig, auffrichtig, in allen guͦten wercken regiern vnnd halten, anderen leütten zum dienst, zuͦ rhaten, und zuͦ helffen. Hiernach soll man fragen, vnd on vnderlaſs diſs leeren, vermanen, vnd alle welt, die darnach[S. 210] fragt, berichten vnd beantworten. Dann hiedurch wirt verantwortet, alles was not ist zur säligkait.“

Ich sollte meinen, Buchholzer könnte diese Stelle mit seiner obigen Aeuſserung recht gut im Sinne gehabt haben. Ob er sie recht verstanden, ist eine andere Frage, die uns auſserhalb des eigentlich literarischen oder philologischen Bodens stellt. Genug, daſs von keiner Seite ein Grund vorliegt, für die Sprichwörter von 1548, d. h. für die 500 neuen Sprüche, eine doppelte Ausgabe anzunehmen.

Si quid novisti rectius istis,
Candidus imperti; si non, his utere mecum.

Schwerin, im Februar 1866.

Friedr. Latendorf.

Nachschrift. Zur Vervollständigung des obigen Beweises ist vielleicht einem oder dem andern Leser ein Verzeichniſs von Irrthümern Agricola’s nicht unwillkommen, die sicherlich in allen Exemplaren des fraglichen Druckes wiederkehren; auch sind sie gewissermassen ein Zeugniſs für die schriftstellerische Naivetät des 16. Jahrhunderts. Ein ähnliches Verzeichniſs für die ältere Sammlung habe ich in meinem Buch über Agricola’s Sprichwörter, 1862, S. 79, zusammengestellt. Auſser dem Druckfehler thierern für thieren in Nr. 158, s. Franck im Anz. 1865, Sp. 391 nenne ich:

Spr. 1. Bl. 5a wird von einem weisen Mann „Melicerla in der Insel Melita“ erzählt, er habe zwei Truhen für empfangene und vertheilte Wohlthaten geführt, deren erste immer leer geblieben sei. Im Alterthum ist dies von Simonides überliefert worden; siehe Agricola’s Sammlung, Spr. 202 und mein Buch über Agricola, S. 18.

Spr. 2. Bl. 9b. bittet Minerva den Jupiter, den „bey der Bosen haut Cyrce“ (l. Kalypso) weilenden Ulysses zu befreien.

Spr. 2. Bl. 11b nimmt Dionysius dem Aesculap den goldenen Bart, da sein Vater Jupiter (l. Apollo) bartlos sei.

Spr 153. Bl. 64b nennt Agricola den Creon den Eidam (Aydem) des Oedipus; er konnte ihn doch nur Oheim oder Schwager nennen.

Spr. 191. Bl. 83b es ist gefarlich, bey den herren am Tische sitzen, wie dann Cambysis Küniges zu Persien, und des grossen Alexanders historien zeügen mit Clito, Parmenione, vnd Collophone (l. Philotas oder einen andern passenden Namen).

Spr. 252. Bl. 115a wird Marius unter den Zeitgenossen des Octavian aufgeführt.


Eine neue Flugschrift über den englischen Schweiſs des Jahres 1529.

Mitgetheilt von Dr. H. Häser zu Breslau.

Herr Dr. Davidson der Aeltere, praktischer Arzt hierselbst, ein bewährter Freund der Geschichte der Medicin, war[S. 211] vor Kurzem so glücklich, auf der hiesigen kgl. Bibliothek ein bis jetzt völlig unbekanntes, gleichzeitiges Dokument über die Schweiſsseuche des Jahres 1529 zu entdecken, und so gütig, es mir Behufs der Veröffentlichung mitzutheilen. Die letztere wird um so mehr gerechtfertigt sein, als das Original, wie es scheint, von der gröſsten Seltenheit ist. Wenigstens haben weder Gruner, der für seine groſse Monographie über 20,000 Schriften nachschlug, noch ich selbst bei der Herausgabe des durch eigene Nachträge vermehrten Gruner’schen Werkes (Scriptores de sudore anglico superstites collegit Christ. Gottfr. Gruner; post mortem auctoris adornavit et edidit Henricus Haeser. Jenae, 1847. 8.) von der Existenz desselben eine Ahnung gehabt.

Von Interesse ist, daſs die Schrift selbst nicht Original, sondern Uebersetzung eines andern anonymen in niederdeutscher Sprache gedruckten („excussus“) „Regiments“ ist, welche sich vielleicht noch auf einer norddeutschen Bibliothek vorfindet. Die lateinische Uebersetzung besteht aus drei Blättern in Quart, ohne Angabe des Druckortes. Aus der Dedication an zwei Geistliche in Würzburg und Mellerstadt läſst sich vermuthen, daſs sie in Franken, und, da der Uebersetzer, Bartholomaeus Zehner, auf dem Titel „optimae indolis adolescens“ genannt wird, also wahrscheinlich Student der Medicin war (auſserdem auch das Wohlwollen seiner Gönner gegen „omnes bonos et studiosos“ hervorhebt), daſs sie zu Würzburg gedruckt wurde. Aus dem Datum der Vorrede (nonis Sept. 1529) ergibt sich, daſs das Schriftchen erschien, während die Seuche in Norddeutschland allgemein verbreitet war, und kurz vorher, ehe sie in Süddeutschland auftrat. (Frankfurt 11. Sept. — Franken Ende Sept.)

Neues bietet die ihrem Zwecke gemäſs wesentlich therapeutische Schrift nicht; sie huldigt selbst noch dem im ferneren Verlaufe der Seuche als nachtheilig erkannten 24stündigen Schwitzen. Im Uebrigen sind die ertheilten Vorschriften durchaus zweckmäſsig; erfreulich ist namentlich die Warnung vor den Rathschlägen von „Ungelehrten“ und „allerhand Aerzten.“


REGIMEN MORBI ISTIUS

nuper exorti, qui per sudorem exitium affert, in salutem omnium & sanitatem Christifidelium, ex vernacula lingua latinitati donatum per optimae indolis adolescentem.

Bartolomeum Zehner.

Anno Millesimo Quingentesimo vicesimonono Nonis Septembris. DIGNISSIMIS CHRISTI SACERDOTIBUS Andreae Fabro Canonico Haugensis ecclesiae Herbipolis, & Chiliano Ruperti Mellerstattino. Dominis suis & Maecenatibus obseruandis
Bartolomeus Zehner.

Nuper peruenerat in manus meas libellus quidam, continens remedia & regimen, quod dicunt, contra illam nouam pestem, quae ex sudore inferre praesentissimum homini exitium, dicitur, hic quia vernacula lingua inferioris Germaniae excussus erat, non poterat apte dono mitti hominibus superioris Ger[S. 212]maniae, quia ferè parum aut nihil in eo intellexissent nostrates. Transtuli ergo in latinam linguam, non tamen in hoc vt publice ederetur, sed vt vno & altero descripto gratum facerem amicis nostris. Quod cum vidisset alter atque item alter apud me, non destiterunt precibus me cogere & minis quousque me vicissent vt tandem publice assentirem aeditioni. Quare optimi Maecenates colendi sui domini, si qua vtilitas in rem illinc publicam manare posset, volo vobis acceptum ferendam esse, qui omnes bonos & studiosos amore et officijs amplecti et vobis deuincere numquam cessatis.

Valete.
OMNIBUS PIIS ET CHRISTI FIDELIBUS SALUS ET GRA-
tia à Domino deo.

Non dubium est, noui hoc morbi genus immissum à deo optimo Maximo in vindictam & vltionem negligentiae & contemptus praeceptorum & salutaris verbi sui, sicut & olim varia genera eandem ob caussam exorta sunt, & afflicturum varijs quoquè pestibus comminatus sit, quia fallere non potest deus. Deut. 28. Leui. 26. Istud apparet manifestissime, quia abundanter & copiose verbum nobis reddidit suum nostris turpibus aliquandiu absconditum & subductum propter peccata nostra, nec tamen quisquam est, heu, qui accipiat vel tribuat cum virtute. Euangelizantes annuntiare debentes pacem, nescio quomodo permisceant coelum terre omnia peruertentes qui aedificare deberent in concionibus agentes magis histriones quam veri verbi praecones. Auditores autem quem fructum referunt? acceptis zizanijs non gignunt certe ficus vel vuas, nam vtcunque isti protracti sunt forte in odium vel cleri vel potestatis vel proximi jamsatis ante illis iniquiores, porrò insaniunt & saevire gestiunt in eos amplius: Ita salutare dei verbum, fit nobis offendiculum & petra scandali, quo nostra vita adiuuari debuerat. Verbum enim in medium positum poenitentiam primum agere praecipit omnibus, & vt à suis peccatis quisque conuertatur, primum trabem de oculo suo nequam amoueat & deinde fratrem benigne adiuuet, non persequatur & grassetur in eum, quod Abangelici fecerunt.

Quare mirum non est, cum omnes declinemus, nemo sit qui faciat bonum vsque ad vnum etiam, imò cum non solum in vetera peccata relabamur, sed etiam praua mens nostra quotidie peior fiat inquirendo assidue fraudes, voluptates astutias, malas artes technas quibus irritatur deus, mirum, inquam, ergo non est & iustum deum nouas quotidie pestes iacere, ferreas parare virgas, quibus nos ad frugem compellere vult, bonitate & longanimitate sua nimis quam satis diu nunc abutentes. Qui vero pij & nondum obdurati corde sunt, metuentes iram diuinam, placarique eam satagentes, ne in ea corripiantur arguti in furore, redeant in viam, poeniteat peccatorum primumque ex toto corde auertantur à vijs suis pessimis, reuertentes ad veram viam quae Christus est, per quem apud patrem misericordiarum non minorem gratiam obtinebimus imò abundatiorem quam filius ille prodigus Lucam 15. modo eandem humilitate & confessione testemur indignitatem nostram.

[S. 213]

Qui autem corriperentur sudante isto morbo. Ante omnia dedant se primum deo voluntatem eius in se patientissime ferant, obsecrantes, vt quicquid sibi intulerit mali, ipse qui author sit omnis boni, in bonum vertat, spemque suam ita in deum erigat & confirmet, vt certum habeat, Deum qui affligat corpus nunc suum, maiori misericordia anima subuenturum suae, Cum sciamus, ipsum corripere quos diligit.

Mente ita confirmata, quia omnis cura sui subreiecta sit in deum, obseruemus nihilominus nos ipsos regimine subsquenti.

Sciendum est ergo, variam esse inuasionem huius morbi. Quidam enim primo corripiuntur turbatione aliqua, quidam trepidatione & commotione, quidam vero frigida concussione quatiuntur.

Alij autem calida turbatione cum sudore & angustijs, qui & ipsi tremore commouentur.

Alij occupantur ab hoc morbo in somno, vt sudare postea euigilantes incipiant.

Alij quoque, rarius autem istud, nimio labore fatigati, & alij calidioribus poculis grauati contrahunt istum sibi morbum.

Vtcunque sit initium morbi, remedium eius idem est. Qui tenetur illo si decumbit in lecto, ne surgat, sed contineat se in eo, foveaturque quam calidissime quod fieri possit. Innoxium tamen esset si statim ex vuo lecto in alterum transiret ab initio, non postea, ne vllus cum apprehendat aer, qui praesentissimum ex hoc morbo infirmis parit exitium. Qui ex via, stans & gradiens hoc malo inuaderetur (sic), quantum possunt ad lectum properare debent, nee vestes exuant, sed ita simul cum vestibus decumbant, soluere tamen possunt vestes propter respirationem. Lectus vero sit amplus et spaciosus, propter timorem furoris qui accidere solet ex vehementia doloris. Si vero haberi non potest, in solo sternatur, vt commodius retineantur aegroti furere incipientes, & conseruentur ne aliquid aeris illos contingat. Contineantur ergo 24. horis in lectis cooperti stragulis, summa cura semper habita ne afflentur aere. Moderato tamen calore, ne vel ille aut frigus redundent, temperatus enim plurimum proderit. A lateribus tamen stragula onerari potest ne quicquam aeris ad aegrotum irrumpat, quando forte moueret se de latere in latus.

Nullum ergo membrum in viginti quatuor horis nudetur, vnicum caput appareat, totum reliquum corpus diligentissime à vento preseruetur. Sudor autem à facie bene potest abstergi aegrotantis, calefactis modo id fiat sudarijs. Praterea si angustiaretur nimium aegrotus propter spiritum posset aliquantulum laxari circa gutturem stragula: conseruentur saltem perpetuo calore scapulae, inferioraque membra ne aliquo frigore corripiantur.

Insuper, diligentia sit, ne aegrotum dormire permittant qui curam eius susceperunt praescripto temporis spatio. Nam ex somno feruor ille colligeret se in caput, & duplex periculum pareret.

Potus quoque porrigatur hoc morbo male habenti, qui neque frigidior nec sit calidior, sed temperatus. Cereuisia scili[S. 214]cet leuior, vel eiusmodi. Bibat autem ex vase angusti oris, ne sibi ipsi damnum det auidius ingurgitando, melius tamen esset abstinere prorsus à potu. Quando autem fieri hoc non potest, parcius quoad potest bibat. Ad haec vti possunt ad confortandum conseruatiuis rosarum, saccaro candido, & alijs pectus confortantibus. Caueat autem quisque ne se temere indoctis & quibuslibet medicis credat. Quia maior pars sine vlla medicinarum cura conualescit.

Sudor plerunque durat infirmis illis per duodecim horas, postea ex ingenti aestu maximum cruciatum sentiunt, tum autem diligentius conseruandi sunt ab omni afflatu aeris, item à somno arcendi.

In hac angustia, refici possunt, odoramentis suauibis vt naribus eorum adhibeatur pauniculus in aquam lauendularum vel rosarum tinctus. Poterunt & innoxie aquis illis circa tempora, & frontem refrigerari, panniculo tamen non nimium madido, sed bene expresso.

Quamuis plerunque hoc regimine, mediante gratia dei, subuentum sit multis, Cuius auxilio si certo confidimus & aliis subueniri potest, tamen post horas viginti quatuor expletas nondum cesset diligentia, sed tunc sollicite attendant & prouideant, vt aegro porrigantur sub stragulas calefacti panniculi, quibus abstergat sudorem. Deinde quoque interulam similiter calefactam quam & ipsam sub stragulis induere debet, tum demum leuetur ex lecto & quam mox circumdetur vestibus suis, ponaturque ad ignem camini qui non sit vltra mensuram extructus. Exindeque cibus ei praebeatur modicus si postulat, non autem qui frigidus sit. Et hoc cito reficiat se modicum. Lectus vero vertatur, & cooperiatur nouis & tepidis linteaminibus, nec multo post reponatur in eum infirmus, quietique parum indulgere permittatur.

Porrò, cum iam post viginti quatuor horas periculum cesset, consultum tamen nihilominus est aegro, vt post aliquot dies vel biduum aut triduum se ipsum custodiat à frigoribus, totumque corpus calidum conseruet, sudoremque qui forte proueniret, quam mundissime semper abstergat, & istud praecipue tempore mutationis lunae.

Praegnantes, aliquod continuis diebus ita regant se, vel partu proxime vel in ipso partu, tantisper, dum sentiant redijsse sanitatem pristinam. Omnes abstineant à frigidis potibus, donec vires suas bene & integre collegeriat, praesertim fugientes in hac peste, quicquid frigidum fuerit. Istis omnibus tamen praevalet diuina misericordia quae jugiter cum contritione peccatorum est nobis exoranda. Nam frustra nunqam imploratur, si vera fide interpelletur.

Quare exhortationes & promissiones diuinae diligenter seligendae sunt ex sacris literis, indoctis, vulgatiora ista ex Psal. 4. Cum inuocarem. Psal. 130. De profundis & 30 consimilesque alios, ex quibus aegrotis spes in deum fulciri, et fidutia roborari debet, vt in omnibus discant, tam in prosperis quam in aduersis, se & sua omnia deo committere, proculdubio,[S. 215] benignum patrem experturi. Ita voluntati diuinae commedetur aegrotus.

Gratias agant singuli pro sua gratia Deo cui sit benedictio, claritas, laus, honor & gloria in secula seculorum. Amen.


Regenspurgischer gsundttrunckh.

Frisch auf Torschen Sohn du Caualier,
Disen Trunckh den bring ich dir,
Aufs Römischen Khaysers noth,
Vnnd all seiner Officiren Todt,
Aufs Churfürsten von Bayrn verderben,
Auf der Jesuiter vnd aller pfaffen sterben,
Aufs Churfürsten von Sachsen khranckheit,
Vnd aller Schwedischen Soldaten gsundtheit.
Der Segen darauf.
Wie ich die Vers bey mir bedacht,
So hats ein rechter Raup gemacht,
Deme auch der Modus nit bewist,
Was Reimen und censiren ist,
Der Teuffell woll ihm seinen Trunckh
Gsegnen et semper et pro nunc,
Damit er endtlich eben[A] das,
Was andere mehr auſs disem glas
Gesoffen haben schon vill Jahr,
Er khert doch auch in dise schaar,
Die nunmehr dort im winckhell sizt,
Allwo man ohne ein offen schwizt,
Mit einem wort das auf sein gloſs
Der Trunckh ihm selbst das herz abstosſss.
Vale :/:

Dieser Regenspurgische Gsundttrunckh scheint auf ein Glas eingraviert gewesen zu sein; der Segen darauf wurde dann von einem späteren Besitzer oder Besichtiger des Glases gedichtet. Ob das Glas wol noch vorhanden ist?

Der Spruch befindet sich in einem Manuscript in 8. des säkularisierten Klosters Sanct Veit an der Rott in Bayern; die Bibliothek dieses Klosters war merkwürdiger Weise bis vor wenigen Jahren in demselben verblieben, wo sie um eine unbedeutende Summe an einen Händler verkauft wurde, und, wie es scheint, nun in alle Welt zerstob. Einsender hat wenigstens dies Buch von einem auſserbayerischen Antiquar bezogen.

Gedachtes Manuscript ist vom Jahre 1656; der Spruch wurde jedoch von späterer Hand an einer leeren Stelle eingeschrieben.

[S. 216]

Titel: „Libellus Pulchras Tragicomoedias continens, summo labore, summaque industriâ loca recreationis â me supra infrascripto conscriptus H
H
H.“

Wer dieser infrascriptus ist, kann nicht ersehen werden, denn der Schluſs des Buches lautet nur:

„Finem huic imposui libello 2. die Augusti Anno 1656.“ „Compactus fuit iste libellus 3. die decembris Anni millesimi sexcentesimi, quinquagesimi sexti pro quo compingendo dedi viginti duos crucigeros et duos nummos.“ (Gepreſster Hornband mit Spangen.)

Die zehn lateinischen Tragödien und Dramen, gröſstentheils von Jesuiten, die genannt sind, gedichtet, füllen 1072 Octavseiten aus und wurden in den Jahren 1643–1653 zu Salzburg, Hall u. s. w. aufgeführt. — Die ersten und letzten Blätter enthalten einige halb deutsche, halb lateinische Studentenlieder; auch sind hie und da an leeren Stellen lateinische Gedichte eingeschrieben.

H.—ff.

Fußnote:

[A] eben — d. h. ebene, hat hier wol die Bedeutung von: ausgleiche oder sühne.


Unglückstage.

Gibt es doch auch jetzt noch Leute genug, denen bestimmte Tage des Jahres als Unglückstage gelten, an welchen sie nichts Wichtiges unternehmen wollen. Wir dürfen es deshalb unsern Altvordern so hoch nicht anrechnen, wenn sie auch ihre Unglückstage hatten. Ein alter Kalender aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh. zählt sie auf, um, wie der Kalendermann ganz naiv sagt, „der erben war zu nemen“, d. h. die Nachkommen vor Schaden zu warnen. Es sind folgende:

Das sind pos verworffen tag, so in dem jar komen; an den sol man weder lassen, keuffen nach verkeuffen, nach vmb kein weip werben, und auch keinerley sach treiben nach tun in den nachgescriben tagen, dy an dem moneten komen; vnd darvmb ist notturfftig der erben war zunemen: Der erst ist das ein gend iar, der dritt tag nach lichtmesse[1], der drit nach sant matheis tag[2], der erst tag des merczen, der virt tag nach vnser frawen tag jm merczen[3], der zehende tag jm apprilen, der virt tag vor geory[4], der drit tag im meyen, der sibent tag, so der mey aus get[5], der newnt tag vor iohanis baptiste[6], der drit tag vor margarete[7], der negst tag nach margarete[8], an sant marien magdalenen tag[9], der erst tag im augsten[10], der drit tag nach augustini[11], der sechst tag vor vnser frauen tag zu herbst[12], an sant mathes tag[13]), der fünfft tag nach michaelis[14], der sechst tag vor martini[15], der drit tag nach katherine[16], der ander tag vor nicolay[17], der ander tag vor sant thomas tag nechst vor weyennachten[18].

Nürnberg.

Baader.

Fußnoten:

[1] 5. Februar.

[2] 27. Februar.

[3] 29. März.

[4] 19. April.

[5] 25. Mai.

[6] 15. Juni.

[7] 10. Juli.

[8] 14. Juli.

[9] 22. Juli.

[10] August.

[11] 31. August.

[12] 2. September.

[13] 21. September.

[14] 4. October.

[15] 5. November.

[16] 28. November.

[17] 4. December.

[18] 19. December.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 217]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 6.

Juni.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Juni 1866.

Die freundlichen Leser dieser Blätter werden sich erinnern, daſs das german. Nationalmuseum, um die verschiedenen Vorschüsse, die es während der ersten Jahre seines Bestehens, namentlich zum Zwecke der Restauration der in ruinösem Zustande übernommenen weitläufigen Gebäude des Karthäuserklosters und zur Bestreitung sonstiger unumgänglicher Einrichtungskosten aufzunehmen genöthigt war, in ein einziges, geschlossenes Passivkapital zu verwandeln und diesem eine geregelte Tilgung zu sichern, im Jahre 1861 bei dem Bankhause Joseph von Hirsch in München ein Anlehen von 65,000 fl. negoziierte. (Vgl. das Programm am Schlusse der Nr. 10 des VIII. Jahrganges dieser Zeitschrift.) Dieses „Bauanlehen“ fand zwar recht erfreuliche Theilnahme, indem eine ansehnliche Zahl (68 Stück) der von dem genannten, die fragliche Angelegenheit in liberaler und anerkennenswerthester Weise behandelnden Bankhause ausgegebenen 4%igen Partialobligationen (zu 500 fl.) von Gönnern und Freunden des german. Museums übernommen wurde (vgl. die Bekanntmachungen in Nr. 12 d. Bl. von 1861); gleichwohl verblieb noch immer ein bedeutender Rest von unbegebenen Aktien. Verhandlungen mit der kgl. Bank dahier, bei welcher, wie wir bei diesem Anlasse dankbarst anzuerkennen haben, unser nationales Institut mit seinen Anliegen stets die geneigteste Berücksichtigung fand, führten dann schlieſslich dahin, daſs die kgl. Bank jenen Aktienrest im Nennwerthe von 31,000 fl. als interimistische Deckung für ein altes Hypothekkapitalguthaben von 13,000 fl. und für ein neues dem german. Museum gemachtes Vorlehen von 17,000 fl. unter der Bedingung pfandweise übernahm, daſs eine, ihr zur Sicherung des früheren, damals bis auf 19,000 fl. bereits herabgeschmolzenen Anlehens von 50,000 fl. vom Gründer unserer Anstalt, Freiherrn v. u. z. Aufseſs bestellte, und auf seine Güter Freyenfels, Weyer und Neidenstein hypothekarisch eingetragene Bürgschaft von 25,000 fl. auch ferner noch bestehen bleibe, was denn auch Seitens des Freiherrn v. Aufseſs dem german. Museum sehr bereitwillig zugestanden wurde. So anerkennenswerth nun dieses weitere Eintreten des Genannten für seine Schöpfung war, eben so freudig haben wir, eingedenk der groſsen Opfer, die Frhr. v. Aufseſs dem german. Museum in jeglicher Richtung schon gebracht, wie eingedenk namentlich des Umstandes, daſs derselbe mit ca. 60,000 fl. (Kaufschillingsrest für seine Sammlungen), die vorläufig nur mit 2% verzinst werden, noch Gläubiger unserer Anstalt ist, die uns jüngst gewordene Kunde zu begrüſsen, daſs die kgl. Bank, nachdem die fragliche Schuld des german. Museums im Laufe der Jahre durch Ausloosung und Rückkauf mehrerer der deponierten Aktien nicht unwesentlich sich gemindert hat, die auf des Frhrn. v. u. z. Aufseſs Güter eingetragene Caution von 25,000 fl. nunmehr hat löschen lassen. Wir verbinden mit dieser angenehmen Mittheilung den Wunsch und die angelegentliche Bitte, daſs Gönner und Freunde unseres nationalen Werkes durch Uebernahme weiterer, je auf 500 fl. lautender 4% Partialobligationen des hier in Rede stehenden Bauanlehens, wie solches in[S. 218] vergangenem Jahre wieder Seitens der Herren Oskar Benckiser in Pforzheim und Hofrath Dr. Dietz dahier geschah, uns in den Stand setzen möchten, von den bei der königl. Bank deponierten Papieren mehr und mehr einzulösen. Prospekte mehrerwähnten Anlehens, das im Wege jährlicher Ausloosung zur Rückzahlung kommt, stehen auf Verlangen gratis und franko zu Diensten.

Nächst dieser dem Credite unserer Nationalanstalt sehr günstigen Entschlieſsung hiesiger kgl. Bank haben wir heute zunächst eines Beschlusses des Gemeinderathes der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien vom 14. Mai zu gedenken, dem wir auch für das J. 1866 einen Beitrag von 100 fl. ö. W. zu verdanken haben, und der, ohne unser Zuthun gefaſst, aufs Neue Zeugniſs ablegt für die fortdauernd rege Theilnahme und geneigte Würdigung, deren sich die Bestrebungen unseres nationalen Institutes in der Kaiserstadt zu erfreuen haben.

Auch hat, wie wir dankbarst hier hervorheben, die Gemeindevertretung der Stadt Nördlingen, die an der Förderung unseres nationalen Werkes seit Jahren schon regen Antheil nimmt, den uns bisher gewährten jährlichen Beitrag von 6 auf 10 fl. erhöht, ein Vorgang, den wir der Nachahmung von Seiten anderer Gemeindeverwaltungen des deutschen Vaterlandes hiermit recht warm empfohlen haben möchten.

Die wissenschaftlichen Arbeiten unserer Anstalt, insbesondere das, Gelehrten wie Künstlern schon recht nutzbringend gewordene Bilderrepertorium, erfuhren eine sehr wesentliche Förderung dadurch, daſs die k. k. Centralcommission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale in Wien Separatabdrücke sämmtlicher in den Jahrgängen V-X ihrer Publicationen benutzten Holzstöcke uns zugehen lieſs, so daſs, da Separatabdrücke der in den ersten Bänden enthaltenen Abbildungen uns von anderer Seite schon früher zugekommen, nunmehr der ganze Illustrationenapparat jener umfassenden und gediegenen Publicationen unserem Repertorium einverleibt werden kann. Möchten Herausgeber anderer, der vaterländischen Geschichte gewidmeten illustrierten Werke und Zeitschriften diesem Beispiele recht einmüthig folgen! Es würde dann über alles in dieser Beziehung Erscheinende hier eine treffliche Uebersicht zu gewinnen sein.

Die Uebergabe des Seitens hiesigen Magistrats mit Genehmigung der kgl. Regierung unter Eigenthumsvorbehalt zur Aufstellung in unseren Sammlungen uns überwiesenen freih. v. Kreſsischen Münzcabinets, dessen wir bereits in unserer vorjährigen Decemberchronik zu gedenken hatten, ist nunmehr erfolgt und hat, wie erwartet, unserem numismatischen Materiale einen bedeutenden, sehr werthvollen Zuwachs gebracht. Es bietet dieses Cabinet, das ausschlieſslich auf Nürnberg und dessen ehemalige Zugehörungen sich beschränkt, hier aber bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts herauf eine seltene, dem Imhof (Sammlung eines Nürnbergischen Münz-Cabinets, 2 Bde., Nürnberg, 1780 und 82) ziemlich nahe kommende[S. 219] Vollständigkeit aufzuweisen hat, namentlich an Originalmedaillen des 16. Jahrh. eine ganz treffliche Folge.

Mit Dank haben wir, was unsere Münzsammlung weiter betrifft, hier auch zu erwähnen, daſs von einem zu Furth a. W. kürzlich zu Tage gekommenen Funde bayerischer und bischöflich regensburgischer Pfennige aus der ersten Hälfte des 14. Jahrh. durch unseren dortigen Pfleger, Herrn Notar J. Kohn, geschenkweise alsbald eine Partie uns übermittelt wurde. Möchte anderwärts bei derartigen Vorkommnissen ebenso freundlich unserer gedacht werden, um so mehr als, namentlich was die Münzverhältnisse des Mittelalters betrifft, die Wissenschaft der sorgfältigsten Registrierung und Untersuchung vorkommender Funde noch sehr dringend bedarf.

Ein sehr wesentliches Verdienst um unsere Anstalt hat sich neuerdings weiter Hr. Georg Widter, k. k. Postdirektor, in Vicenza erworben durch geschenkweise Ueberlassung einer eigenhändig, mit groſsem Fleiſse angelegten Sammlung interessanter Materialien zur Geschichte und Topographie der Provinz Vicenza, sowie auch werthvoller Notizen über die alten Reste des deutschen Elementes, insbesondere über das Vorkommen deutscher Orts- und Personennamen daselbst vornehmlich in den dieser Provinz angehörigen bekannten „Sieben Gemeinden“; und in ähnlicher Weise hat durch Anfertigung und Ueberlassung eines Verzeichnisses der im städtischen Archive zu Sulzbach vorhandenen Pergamenturkunden und einer Abschrift dortiger Bürgerspital-Ordnung vom 15. Jahrh. unser Pfleger für Sulzbach, Hr. Stadtschreiber Wilh. Bieswanger, uns zu besonderem Danke verpflichtet.

Um die Sammlungen des Museums auch minder Bemittelten zugänglich zu machen und insbesondere dem Arbeiterstande Gelegenheit zu geben, dort manches Nützliche zu lernen, wurde im Einvernehmen mit dem Lokalausschusse unserer Anstalt beschlossen, diese Sammlungen vorläufig bis auf Weiteres an den Sonntagsnachmittagen von 2–4 Uhr zu ermäſsigtem Eintrittsgelde von 6 kr. (statt 24 kr.) zu öffnen. Es wurde mit dieser Maſsregel am Sonntage nach Pfingsten der Anfang gemacht. Am Nachmittage dieses Sonntags besuchten 116, am Nachmittage des folgenden 103 Personen unser Museum.

Neue Pflegschaften wurden errichtet zu Dahn und Freystadt in Bayern, zu Bad Bertrich in Rheinpreuſsen, zu Hall in Tirol und zu Weitz in Steiermark.

An neuen Geldbeiträgen sind, auſser den oben bereits genannten, während des vergangenen Monats noch folgende gezeichnet worden:

Aus öffentlichen und Vereinskassen: Von der Stadtgemeinde Neunburg v. W. 1 fl. 12 kr. und von der Stadt Weida 1 fl. 45 kr., ferner vom Vereine zur Beförderung des Gemeindewohls in Eutin 8 fl. 45 kr., vom Stenographen-Vereine in Landshut 2 fl. und vom theologischen Seminar zu Schönthal 5 fl. (einm.)

Von Privaten: Bärn (Mähren): Hans Lichtblau, Freigutsbesitzer 2 fl. 20 kr. (einm.); Braunschweig: Kaufmann Adolph Schmidt 3 fl. 30 kr.; Cöln: Erzbischof Paulus, Excellenz, 8 fl. 45 kr.; Dachau (Bayern): Joseph Eberl, Notariatsbuchhalter, 1 fl., Andreas Gradinger, Notariatsconcipient, 1 fl., Ludwig Wunderlich, Rentamtsoberschreiber, 1 fl.; Detmold: Dr. jur. Gisbert Rosen, Geheimer Justizrath, 1 fl. 10 kr., Rechtsanwalt Wilhelm Runnenberg 1 fl. 45 kr.; Dresden: Karl von Schleinitz 1 fl. 45 kr.; Ebingen: Stadtpfleger G. F. Daser 1 fl. 28 kr. (einm.); Eutin: Collaborator J. Kürschner 1 fl. 45 kr., Obergerichtsrath Lentz 1 fl. 45 kr. Fürth: Lehrer Höchstetter 1 fl.; Gera: Obergerichtsadvokat Seifarth 1 fl. 45 Kr.; Landshut: Dr. Michael Fertig, k. Studienrektor, 1 fl. 30 kr., Professor Georg Zeiſs 3 fl.; Mitau: Oberlehrer H. Die[S. 220]derichs 1 fl. 45 kr.; Neunburg v. W.: Apotheker Andreas Bachmeier 1 fl. 12 kr., Heinrich Filberich, kgl. Staatsanwalt, 1 fl. 12 kr., Advokat L. Kleiter 1 fl. 12 kr., Franz Xaver Kornmüller, kgl. Bezirks-Ger.-Assessor, 1 fl. 12 kr., Handelsmann J. A. Kröner 1 fl. 12 kr., Handelsmann K. Pfaffinger, 1 fl. 12 kr., Gutsbesitzer Ludwig Quinant 1 fl.; Nördlingen: Benedikt Conrad, Kaminkehrermeister, Inhaber des Verdienst-Ordens der k. bayer. und württemb. Krone, 1 fl. (statt früher 48 kr.); Nürnberg: Kassier Baumann 1 fl. 30 kr., Kaufmann Philipp Blumröder 2 fl., Friedrich Karl Crämer, Kaufmann u. Fabrikbesitzer, 3 fl., Dr. med. Ed. Ebermayer 1 fl. 12 kr., Fabrikbesitzer J. Karpf 1 fl., Kaufmann Ludwig Vetter 3 fl.; Prag: Ingenieur Schmidt 2 fl. (einm.); Rockenhausen (Pfalz): Carl Freiherr von Gienanth, Eisenhüttenwerksbesitzer in Hochstein 3 fl. 30 kr.; Schwerin: Revisor F. Faull 1 fl. 45 kr., Dr. R. Schultze 1 fl. 45 kr.; Schwimmbach: Theod. Friedr. Studtrucker, Pfarrer, 1 fl. 12 kr.; Stuttgart: Mechanikus Georg Seeger 1 fl. (einm.); Sulzbach: Georg Paulus, Bäckermeister u. Realitätenbesitzer, 1 fl.; Ulm: M. Dauner, Glasermeister und Stadtrath, 1 fl. 45 Kr., Handlungsgehilfe Sigmund Mayer 1 fl.; Vicenza: Joh. Jakob Heinrich Ritter von Hohenthurn, k. k. Hofrath und Landesgerichts-Präsident i. P., 3 fl.; Wolgast: Buchdruckereibesitzer Elsner 1 fl. 45 kr.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Wilhelm Bieswanger, Stadtschreiber, in Sulzbach:
3343. Regesten von den im städtischen Archiv zu Sulzbach vorhandenen 299 Pergamenturkunden von 1305 bis 1797. Pap.
3344. Abschrift der Ordnung für das Bürgerspital zu Sulzbach. Ende des 15. Jahrh. Pap.

Erffurth, Fabrikant, in Coburg:
3345. Neun Decrete und Diplome für den Hofapotheker Donauer in Coburg. 1805 bis 1850. Pap.

Friedrich Bleicher, Kaufmann, in Nürnberg:
3346. Fünf Urkunden und mehrere Aktenstücke, das Gamersfelderische Haus zu Nürnberg, der Wage gegenüber, betreffend; 1537 bis 1700. Pap.

II. Für die Bibliothek.

Juristische Gesellschaft in Laibach:
19,399. Dies., Verhandlungen u. Mittheilungen; Bd. II, 11. u. 14. H. 8.

Siebenbürgischer Museumsverein in Klausenburg:
19,400. Ders., Evkönyvei; III. Bd. 2. Heft. 1866. 4.

Dr. J. H. v. Hefner-Alteneck, k. b. Prof. u. Conservator, und Friedr. Petri, k. b. Baurath, in München:
19,401. Dies., Ornamentik f. Kunst u. Gewerbe; Taf. 1–6. 1866. 4.

K. sächs. Verein für Erforschung u. Erhaltung vaterländischer Geschichts- u. Kunst-Denkmale in Dresden:
19,402. Ders., Mittheilungen; 14. Heft. 1865. 8.

Redaktion der altpreuſsischen Monatsschrift in Königsberg:
19,403. Dies., altpreuſs. Monatsschrift; II. Jhrg. 7. u. 8. Heft und III. Jhg. 1. Heft. 1865. 1866. 8.

Schleswig-Holstein-Lauenburg. Gesellschaft für vaterländ. Geschichte in Kiel:
19,404. Dies., Jahrbücher; Bd. VIII, 3. 1866. Nebst d. 26. Bericht. 1865. 8.

Comité central de publications des inscriptions funéraires etc. in Gent:
19,405. Dass., Graf- en Gedenkschriften der Provincie Oost-Vlaenderen; 42.-44. Aflev. 1865. 4.

Ferd. Enke, Verlagshandl., in Erlangen:
19,406. v. Maurer, Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland; I. u. II. Theil; 1865–66. 8.

Allgem. deutsche Verlags-Anstalt (Sigism. Wolff) in Berlin:
19,407. Romberg’s Zeitschrift für prakt. Baukunst; Jhrg. 1866, II. 1–3. 4.

[S. 221]

Vandenhoeck & Ruprecht, Verlagshandl., in Göttingen:
19,408. Müldener, bibliotheca historica; Jhrg. XIII, 2. 1865. 8.

Rudolph Weigel, Verlagshandl., in Leipzig:
19,409. Ders., Kunstlager-Catalog; Abth. 25, 27, 29, 31–34. 1853–66. 8.
19,410. Archiv f. d. zeichnenden Künste; Jhrg. 6–11. 1860–65. 8.
19,411. Weigel, die Werke der Maler in ihren Handzeichnungen. 1865. 8.

J. N. Enders, Verlagshandl., in Neutitschein:
19,412. Enders, die Buchdruckerkunst in ihrer welthistor. Bedeutung. 1866. 8.
19,413. Ders., über Reichenbach’s Hypothesen zur Kenntniſs der Meteoriten. 1866. 8.

Dr. Eduard Löwenthal in Berlin:
19,414. Der Cogitant, hg. v. E. Löwenthal; Nr. 1–6. 1866. 8.

Société des bibliothèques communales du Haut-Rhin in Colmar:
19,415. Dies., III. année, 2. séance. 1866. 8.

Dr. Tr. Märcker, geh. Archivrath und k. Hausarchivar, in Berlin:
19,416. Ders., Sophia von Rosenberg, geb. Markgräfin von Brandenburg. 1864. 8
19,417. Ders., der Fall des kurbrandenb. Oberst-Kämmerers Grafen Hieron. Schlick. 1866. 8. Sonderabdr.

K. pr. Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin:
19,418. Rudorff, Festrede etc. 1865. 4.
19,419. Boehm, quemadmodum ab Ottone I. ad Heinrici IV. inita ipsum imperium unitatem nationis Germanicae affecerit ejusque artes, litteras commercium adauxerit; part. I. 1865. 8.
19,420. Dove, de Sardinia insula etc. 1866. 8.
19,421. Fischer, de Ernesti comitis de Mansfeld apologiis et de „Actis Mansfeldicis“. 1865. 8.
19,422. Hille, de continuatore Prosperi A. 641. Havniensi. 1866. 8.
19,423. Lindner, da concilio Mantuano. 1865. 8.
19,424–31. 8 weitere akademische Schriften vermischten Inhalts. 1865–66. 4. u. 8.

J. W. Steffen, Bürgermeistereisekretär, in Birkenfeld:
19,432. Geschichtliche Nachrichten u. Sage von der Kirche zu Oberstein. 8.
19,433. Geschichte der protestantischen Kirche zu Birkenfeld. 8. (Titel fehlt.)

Alexander Gibsone, Privatier, in Nürnberg:
19,434. Herrtwich, thüringische Heimathskunde. 8.
19,435. Beschreibung vom St. Blasius Dom zu Braunschweig. 6. Ausg. 1850. 8.
19,436. Schadeberg, Skizzen über den Kulturzustand des Regierungsbezirks Merseburg; 1.-4. Abth. 1852–58. 8.
19,437. Die Grenzboten; Jhrg. 1855–59. 8. (Defekt.)

Dr. G. Mehnert, Gymnasiallehrer, in Dresden:
19,438. Ders., Luther’s und Zwingli’s Streit über d. Abendmahls-Dogma. 1858. 8. Propr.

Heinr. Mor. Neubert, Bürgermeister, in Dresden:
19,439. Ders., Vortrag an d. Stadtraths-Collegium zu Dresden über die Rechtsverhältnisse der dasigen alten Elbbrücke. 1857. 8.

Dr. Friedr. Polle in Dresden:
19,440. Ders., de artis vocabulis quibusdam Lucretianis. 1866. 8.

G. Braun’sche Hofbuchhandlung in Karlsruhe:
19,441. Mone, Zeitschrift f. d. Geschichte des Oberrheins; Bd. XIX, 2. 1866. 8.

Historisch-statistischer Verein in Frankfurt a. O.:
19,442. Ders., Mittheilungen; 5. Heft. 1865. 8.

Verein für Landeskunde von Nieder-Oesterreich in Wien:
19,443. Ders, Blätter f. Landeskunde von Nieder-Oesterreich; Jahrg. 1865, Nr. 7–18. 8.

Industrie- und Gewerbe-Verein in Fürth:
19,444. Ders., Statuten; 4. Aufl. 1861. 4.
19,445. Fronmüller, Rede etc. 1866. 4.

Kurländische Gesellschaft für Literatur u. Kunst in Mitau:
19,446. Dies., Sitzungs-Berichte etc. 1865. 8.

[S. 222]

Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben zu Ulm:
19,447. Ders., Verhandlungen etc.; XVII. Veröffentl. 1866. 4.

Direktion des Gymnasiums in Emden:
19,448. Abicht, römische Blätter. 1866. 4. Progr.

H. A. Pierer, Verlagshandlung, in Altenburg:
19,449. Pasch, zur Kritik d. Geschichte d. Kaisers Tiberius. 1866. 8.

J. C. Hofrichter, Notar, in Windisch-Graz:
19,450. Ansichten aus d. Steiermark; Heft 41–43. qn. 4.
19,451. Kutschera, Geschichte der Vorzeit aus Denkmalen; 1.-3. H. 1865. 8.

Historischer Verein im Regierungsbezirke Schwaben und Neuburg in Augsburg:
19,452. Ders., 31. Jahres-Bericht f. d. J. 1865. 1866. 8.

Verein für das Museum schlesischer Alterthümer in Breslau:
19,453. Ders., vierter Bericht. 1866. 4.

Schlesinger’sche Buch- und Musikhandl. in Berlin:
19,454. Firmenich, Germaniens Völkerstimmen; Bd. III, 10–12. 1864–66. 8.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

F. C. Mayer, herzogl. sächs. Hofrath, Professor an der Kunstschule zu Nürnberg:
5093. 9 Bruchstücke vom Silberbeschlage des Sebaldusgrabes zu Nürnberg und 2 Gypsabgüsse von solchen.

Stiftungsverwaltung des Protestant. Kirchenvermögens zu Nürnberg:
5094. 2 Teppiche in Wollenweberei vom 15. Jhdt.

J. Winzer, Reallehrer, zu Coburg:
5095. 3 Silber- und 3 Kupfermünzen vom 17. und 18. Jhdt.

F. Beyer in Flensburg:
5096. Eine Flinte mit Bajonet, Säbel, Tornister, Patrontasche, Brodbeutel, Feldflasche, ein Czakostern, eine Tabakspfeife und vier Kugeln, sämmtlich von den Wahlstätten auf den Düppeler Schanzen und bei Oeversee.

Th. Rogge, Oberamts-Ger.-Canzlist, in Rostock:
5097. 11 Bleiabgüsse Mecklenburger Münzen und Medaillen nebst 3 Kupfermünzen.

A. Essenwein, I. Vorstand des german. Museums:
5098. Thürklopfer mit verzierter Unterlage, 15. Jhdt.
5099. Gypsabguſs eines Pokals von Elfenbein mit reicher figürlicher Ausstattung, vom 17. Jhdt., im Nationalmuseum zu München.
5100. Gypsabguſs eines geschnitzten Jagdbechers vom 17. Jhdt., ebendas.

Engelhardt, Privatier, in Nürnberg:
5101. Gravierte Elfenbeinplatte mit Darstellung eines Musquetiers.

Dr. J. H. v. Hefner-Alteneck, Professor, Inspektor des kgl. Kupferstichkabinets zu München:
5102. Figur eines geharnischten Heiligen, Holzstatue vom 15. Jhdt.

Joh. Zeltner, Fabrikbesitzer, in Nürnberg:
5103. 2 Flügel einer Predella, Oelgemälde mit Darstellung des Martyriums der 11,000 Jungfrauen, 15. Jhdt.

Burger, Stadtpfarrer und geistl. Rath, in Nürnberg:
5104. 4 Chorstuhlwangen u. 6 gemusterte Fuſsbodenplatten v. 15. Jhdt.

Ascan Conrad in Charlottenhütte:
5105. Eine in den Marmorbrüchen des Untersberges gefundene römische Kupfermünze.

J. Kohn, kgl. Notar, in Furth a. W.:
5106. 18 bayer. Silberpfennige.

C. H. Zeh’sche Buch- und Kunsthandlung in Nürnberg:
5107. „Nürnbergs alte Kaiserburg von der Südseite“, Tondruck, von J. Geiſsler.

Magistrat der Stadt Nürnberg:
5108. Goth. verziertes Thürschloſs nebst Thürring und Unterlage.

K. k. Centralcommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale in Wien:
5109. Separatabdrücke der im V. bis X. Jahrgange der Veröffentlichungen der Commission benutzten Holzstöcke.


[S. 223]

Chronik der historischen Vereine.

Az Erdélyi Muzeum-Egylet Évkönyvei (des siebenbürgischen Museums-Vereins Jahrbücher). Harmadík Kötet. Második Füzet. Szerkesztette Brassai Sámuel. Két rajzláblával. Kolozsvárt (Klausenburg), 1866. 4.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Herausgegeben unter der Leitung Seiner Excellenz des Präsidenten der k. k. Central-Commission Joseph Alexander Freiherrn von Belfert. Redakteur: Anton Ritter v. Perger. — 11. Jahrg. März-April. Wien, 1866. 4.

Die Alterthümer von Osztrópataka. Von Dr. E. Henszelmann. (Mit drei Holzschnitten und zwei Tafeln.) — Reisebericht über die mittelalterlichen Kirchen in Kärnten. Von Hanns Petschnig. (Mit dreizehn Holzschnitten.) — Das Wappen der Stadt Wien. Von Dr. Karl Lind. (Mit neunzehn Holzschnitten und einem Farbendruck.) — König David und der Gott Wuotan. Von Joseph Haupt. (Mit einem Holzschnitt.) — Ueber die Grabdenkmale österreichischer Regenten. — Die Junkherren zu Prag. Von Bernhard Grueber. — Der Grabstein von drei deutschen Ordensrittern. — Besprechungen. Correspondenzen. — Notizen: Römische Inschriftsteine in Riva. — Der Ofen im Hoforatorium der Domkirche zu Grätz. (Mit einem Holzschnitt.) — Die neuesten Funde auf dem Leibnitzerfelde in Steiermark.

Blätter für Landeskunde von Nieder-Oesterreich. Herausgegeben vom Vereine für Landeskunde von Nieder-Oesterreich in Wien. I. Jahrg. 1865. Nr. 7–18. Wien. 8.

Die Karthause Aggsbach. Von Ferdinand von Hellwald. — Sitten, Bräuche und Meinungen des Volkes in Nieder-Oesterreich. Gesammelt und mitgetheilt von Johann Wurth. II. Liebe, Hochzeit und Ehe. III. Tod und Begräbnis, Seelen und Geister. — Privat-Archive in Nieder-Oesterreich. — Eidsymbolik. — Purkersdorf zur Zeit Maria Theresiens. Aus einer handschriftlichen Chronik von Carl Kurz. — Fragen zur Förderung der Ortskunde. — Der Weinbau in Nieder-Oesterreich vor 200 Jahren. Von Franz Weigert. — Daten zur Culturgeschichte von Nieder-Oesterreich. — Land und Leute in Nieder-Oesterreich und die Methode, ihre Eigentümlichkeiten zu erforschen. Von V. Streffleur. — Kreuzenstein (U. M. B.). Untersucht und bearbeitet von Friedrich und Ferdinand von Hellwald. — Ueber die römischen Alterthümer in Petronell. Von Karl Landsteiner. — Ueber die Stellung der Städte Krems und Stein in der Handelsgeschichte Oesterreichs. Von Dr. Karl Haselbach. — Die Freibriefe der Städte Krems und Stein im Kremser Stadtarchive. Von Felix Eberle. — Ueber die Bauformen in ihrer zeitlichen Entwicklung. Von Friedrich Schmidt, Dombaumeister. — Kleinere Mittheilungen. — Vereinsangelegenheiten.

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1866. I. Heft. I. II. München. 1866. 8.

Collectaneen-Blatt für die Geschichte Bayerns, insbesondere für die Geschichte der Stadt Neuburg a. d. D. und der ehemaligen Grafschaft Graisbach, bearbeitet von Mitgliedern des historischen Filial-Vereines in Neuburg. Einunddreiſsigster Jahrgang, 1865. Neuburg, 1866. 8.

Die Pfalzgrafen am Rhein in chronologischer Uebersicht. — Die[S. 224] Gieſskunst in Neuburg a/D. Zur Kunstgeschichte im ehemaligen Herzogthume Neuburg. — Ein interessanter Wappenschild in Neuburg. — Auszüge aus einem Tagebuche der Pfarrei St. Peter aus dem XVII. Jahrhunderte. — Dr. M. Leonhard Mayr, Stadtpfarrer zu St. Peter in Neuburg an der Donau (geb. 1590). — Monographien: Tagmersheim. Rohrbach. — Nekrologe. — Treffen bei Neuburg den 27. Juni 1800. — Jahresbericht.

Einunddreiſsigster Jahres-Bericht des historischen Kreisvereins im Regierungsbezirke von Schwaben und Neuburg für das Jahr 1865. Augsburg, 1866. 8.

Vereinsangelegenheiten. — Beiträge zur Geschichte der Markgrafschaft Burgau (Fortsetzung), von Dr. P. Luitpold Brunner.

Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Siebenzehnte Veröffentlichung. Der gröſsern Hefte elfte Folge. Mit 6 Steindrucktafeln. Ulm, 1866. 4.

Die Pfahlbaufunde des Ueberlinger Sees in der Staatssammlung vaterländischer Alterthümer zu Stuttgart, beschrieben und erläutert von Oberstudienrath Dr. K. D. Haſsler.

Vierter Bericht des Vereins für das Museum schlesischer Alterthümer. Mit 2 Bildtafeln. Breslau, 1866. 4.

Kupferner Krug des Bartholomeus von Rosenberg, von 1595. (Mit einer Abbildung.) — Ueber den gegenwärtigen Stand der Ermittelungen auf dem Gebiet des schlesischen Heidenthums. Von Dr. Rudolf Drescher. Erster Theil: Zur Kenntniſs der Fundstätten von heidnischen Alterthümern in Schlesien. Mit einer Tafel Abbildungen. — Vereinsangelegenheiten.

Mittheilungen des Historisch-Statistischen Vereins zu Frankfurt a. O. Fünftes Heft. 1865. Geschichte der Stadt Frankfurt an der Oder von Eduard Philippi. Mit einem lithographierten Stadtplan von 1706. Frankfurt a. O. 1865. 8. 128 Stn.

Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich bearbeitet von Hermann Wartmann, Dr. phil. in St. Gallen. Theil II. Jahr 840–920. Zürich. In Commission bei S. Höhr. 1866. 4. 492 Stn.

Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben vom historischen Verein in St. Gallen. V. u. VI. St. Gallen, Verlag von Scheitlin u. Zollikofer. 1866. 8.

Johannes Kesslers Sabbata. Chronik der Jahre 1523–1539. Herausgegeben von Dr. Ernst Götzinger. Erster Theil. 1523–1525. 388 Stn.

Joachim Vadiani Vita per Joannem Kesslerum conscripta. E codice autographo. Historicis helveticis d. d. d. historicorum et amatorum historiae sangallensium coetus nonis septembribus anno MDCCCLXV. Typis Zollikoferi. 1865. 4. 14 Stn.

Bulletin monumental ou collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monuments nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 2. 32. Vol. de la Collection. Nr. 3. Paris et Caen, 1866. 8.

Trois jours à travers champs, par M. Charles Vasseur. — Essai sur les origines et les développements du Christianisme dans les[S. 225] Gaules; par M. Tailliar. — Ruines gallo-romaines et restes d’un edifice carlovingien dans l’est de l’ancien Maine; par L. Charles. Chronik.

Sitzungsberichte der gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat. 1865. Dorpat. 8. (Mit Abbildungen vorgelegter Alterthümer.) 46 Stn.

Der Codex Zamoscianus enthaltend Capitel I-XXIII, 8. der Origines Livoniae. Beschrieben und in seinen Varianten dargestellt von C. Schirren. Mit zwei lithographierten Schrifttafeln. Dorpat. 1865. 4. 69 Stn. (Der kurlandischen Gesellschaft für Literatur und Kunst zu Mitau zur Mitfeier ihres 50jährigen Bestehens dargebracht von der gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat und dem Verfasser.)


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

13) Xylographische und typographische Incunabeln der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Hannover. Beschrieben von Eduard Bodemann, königl. Rath und Secretär der königl. öffentlichen Bibliothek zu Hannover. Mit 41 Platten typographischer Nachbildungen der Holzschnitte und Typenarten und 16 Platten mit den Wasserzeichen des Papiers. Hannover, 1866. Hahn’sche Hof-Buchhandlung. 2. 130 Stn.

So lange eine wissenschaftliche Disciplin im Entstehen ist und es sich noch darum handelt, Material herbeizuschaffen, muſs eine Betrachtung desselben auch nach zufälliger räumlicher Ansammlung um so mehr gerechtfertigt erscheinen, je reicher die letztere ist und je mehr Seltenheiten sie enthält. Die vorliegende Schrift bespricht 246 Druckwerke aus dem Zeitraume bis 1500, und zwar mehr oder weniger ausführlich, je nachdem der Verfasser auf die bibliographischen Werke von Hain, Panzer, Ebert u. s. w. Bezug nehmen konnte, oder daran zu berichtigen und hinzuzufügen hatte. Das letztere ist in nicht geringem Maſse geschehen und namentlich die Abhandlungen über die zu Hannover befindlichen Ausgaben der hauptsächlichsten xylographischen Incunabeln, der Biblia pauperum, des Speculum hum. salvationis und der Ars moriendi sind zu ziemlich umfangreichen Abhandlungen angewachsen. Die Anordnung des Stoffes ist die chronologische unter Zusammenstellung der Druckwerke, welche ohne Angabe des Ortes und der Zeit sind. Ein angefügtes Register der besprochenen Bücher nach alphabetischer Ordnung der Druckorte genügt dem Bedürfnisse nach dieser Richtung. Als wesentlicher Bestandteil der Veröffentlichung sind die in reichem Maſse gegebenen facsimilierten Nachbildungen von Druck- und Holzschnittproben hervorzuheben — nach einer Bemerkung im Vorwort nicht auf dem bisher zu Gebote stehenden xylographischen oder lithographischen, sondern auf typographischem Wege hergestellt, — denn die genaueste Beschreibung muſs Manches unerörtert lassen, was der in gutem Facsimile gebotene Augenschein an’s Licht stellt und der Vergleichung bereit legt; — wie in unserm Falle die mitgetheilten Proben es auſser allem Zweifel setzen, daſs das Alter der frühen Holzplattendrucke bisher viel zu hoch angenommen ist und über die Mitte des 15. Jahrhunderts wenig und selten hinausgeht. Die bisher nur in der Kupferstichkunde in Anwendung gebrachte Betrachtung der Papierzeichen auch auf dem in Rede stehenden Gebiete einzuführen, ist gewiſs ein glücklicher Gedanke. — Eine folgende Beschreibung der Handschriften auf der genannten Bibliothek ist in nahe Aussicht gestellt und würde, in gleicher Weise durchgeführt, hochwillkommen gehalten werden müssen.

[S. 226]

14) Ornamentik für Kunst und Gewerbe nach Originalien im königl. bayer. Kupferstich-Kabinet zu München, von Dr. J. H. v. Hefner-Alteneck und Friedrich Petri. Lief. 1. München, 1866. In Commission der M. Rieger’schen Univers.-Buchhandlung (G. Himmer). Selbstverlag der Herausgeber.

Die praktische Richtung unserer Zeit strebt darnach, Alles zum Gemeingute zu machen. Das Kunstgewerbe, ein eigentlich ganz neuer Begriff, wird von allen Seiten geschult und gemeistert, und so bedarf es der Lehrmittel, die in so reichem Maſse in den Museen schlummern. Der Alterthums- und Kunstforscher soll das Material sichten und ordnen; da er aber nicht in Original alles vor sich auf seinem Studiertisch haben kann, so bedarf er einer Vermittlung; es muſs ihm ebenso recht zugänglich gemacht werden, wie dem schaffenden Künstler und Gewerbsmann, der nicht stets geschwind in ein Museum laufen kann, um sich Motive zu holen. Da hat denn die Photographie die groſse Aufgabe erhalten, zu vermitteln und das in Copie zum Gemeingut zu machen, was in Original nur wenige besitzen können. Diesem Streben hat nun auch das königl. Kupferstichkabinet in München sein Recht werden lassen, und der Vorstand desselben, dessen werthvolle Publicationen längst ein Stolz und eine Zierde der archäologischen Literatur Deutschlands sind, Prof. v. Hefner-Alteneck, hat im Verein mit Baurath Petri unter dem Titel „Ornamentik für Kunst und Gewerbe“ begonnen, die ornamentalen Kupferstiche des 15. und 16. Jahrh. aus dem königl. Kupferstichkabinet in trefflichen Photographieen zu veröffentlichen.

Bereits liegt das erste Heft vor, das 6 Blätter umfaſst, die nach Stichen von Heinrich Aldegrever (+ 1562), Peter Flötner (+ 1546), Israel von Mekenen (1480–1500), der Maître au dé (1512–1570), Joh. Theod. de Bry, (+ 1623), Augustino Venetiano de Musi (geb. 1490) aufgenommen sind und die spätere Gothik, sowie die Renaissance repräsentieren. Die Auswahl ist so getroffen, daſs den mannigfachsten Bedürfnissen Rechnung getragen ist; die Ausführung der Photographieen so vortrefflich, daſs sie für das Studium die Originalblätter vollkommen ersetzen. Wir hoffen, bald durch die Herausgabe des zweiten Heftes erfreut zu werden.

E.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 18. Neue Aufschlüsse über die Bronzezeit Mittel- und Nordeuropas.

Das illustr. Buch der Welt: Nr. 7, S. 193. Freiburg im Uechtland. — S. 194. Bilder aus Tyrol. 1. Landeck.

Daheim: Nr. 34. Das Koller König Gustav Adolph’s im Zeughause zu Wien. (Georg Hiltl.)

[S. 227]

Erheiterungen am häusl. Herd: 5. Heft, S. 187. Die Prinzessin von Ahlden. — S. 191. Schultheiſs Wengi von Solothurn und die Glaubensspaltung. — S. 192. Die Kirche im ehemaligen Kloster Lorch und die Hohenstaufen-Gräber. — S. 199. Die heiligen drei Könige im Elsaſs.

Europa: Nr. 21. Böhmische Getreidesagen.

Familien-Journal: Nr. 22 (652). Die Fürstengrüfte in München.

Grenzboten: Nr. 22. Deutsche Studenten in alter Zeit: 3. Der fahrende Schüler. Der Hosen- und Saufteufel. Der älteste Trinkcomment.

Hausblätter: 10. Heft, S. 315 u. 11. H., S. 390. Holzlandsagen. VIII-XII. (Kurt Greſs.)

Hausfreund: Nr. 30. Spielkarten und Spiele. — Die Kathedrale zu Freiburg.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 248. 250. Bayerische Städtebilder. Dinkelsbühl. - Nr. 252. Regesten der fränkischen Bisthümer.

Magazin für d. Literatur des Ausl.: Nr. 19. Das čechische Puppenspiel von Dr. Faust. (Dr. Richard Andree.)

Schles. Provinzialblätter: April. Geschichte der Breslauer bürgerlichen Schieſsplätze. (Jul. Neugebauer.)

Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg: Nr. 20. 21. Bilder aus Lauenburg.

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 147. Die Ulfilas-Fragmente zu Turin. (Const. Tischendorf.)

Bayer. Zeitung: Morgenbl. Nr. 136ff. Aventin. Ein Vortrag. (A. Kluckhohn.) — Nr. 141 ff. Die Plackerei, in einem Zeitbilde aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts. — Nr. 145. Der todte oder steinerne Mann. Eine Volkssage. — Nr. 152 f. Heinrich von Schwaben. Eine deutsche Kaisersage. (Wilh. Hertz.) — Stiefel, Sporn und Schwert vertrunken (1448). — Nr. 154 ff. Stephaning.


Vermischte Nachrichten.

56) In der Sitzung der philosophisch-historischen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vom 11. April wurde u. a. vorgelegt: von Dr. Franz Stark eine Abhandlung über die Kosenamen der Germanen, und zwar die erste Abtheilung derselben: die verkürzten Namen. In dieser Abhandlung ist zum ersten Male die Sonderung der mannigfaltigen Formen, in welchen die germanischen Kosenamen auftreten, durchgeführt, auf Grund eines vieljährigen Sammelns von Eigennamen aus vielen Tausenden von Urkunden und zahlreichen andern Geschichtsquellen, insbesondere einer gleichfalls zum ersten Male unternommenen Zusammenstellung jener Kosenamen, denen die vollen zweigliedrigen Formen, auf historischem Wege gefunden, mit Sicherheit gegenübergestellt werden können. Zum ersten Male wird hier auch der verschiedene Bildungsprozeſs, dem die germanischen Kosenamen den Formenreichthum verdanken, auf der bemerkten sichern Grundlage auch sicher nachgewiesen. — In derselben Sitzung legte Dr. Beda Dudík eine Abhandlung „Handschriften der fürstlich Dietrichstein’schen Bibliothek zu Nikolsburg in Mähren“ vor, worin er zuerst eine generelle Uebersicht der Handschriften nach Sprachen gibt und sodann 101 Codices umständlich beschreibt. Von diesen gehören 18 der böhmischen, 34 der lateinischen und 49 der deut[S. 228]schen Sprache an. Aus der Classe der böhmischen Handschriften haben einen hohen linguistischen Werth die Bibeltexte des 15. Jahrhunderts, einen dogmatisch-historischen Hussens und seiner Anhänger Schriften. Aus den lateinischen Handschriften sind besonders jene hervorzuheben, welche die Synodalbeschlüsse der Prager und Olmützer Kirche betreffen und zum Theil bis jetzt unbekannt gewesen sind. Unter den deutschen Handschriften haben für den Philologen und Literaturhistoriker die verschiedenen Sammlungen deutscher Gedichte des 13. u. 14. Jahrhunderts hohen Werth, für den Juristen die verschiedenen Exemplare des Schwabenspiegels und des sächsischen Rechtes, und für den Historiker die Gesandtschafts-Relationen vom Jahre 1595, die Chroniken, namentlich über Maximilian’s I. Zeiten, amtliche Gutachten und Institutionen des 16. Jahrhunderts u. s. w.

57) Graf Clemens von Schönborn-Wiesentheid hat den Verkauf der Gemäldegallerie zu Pommersfelden bei Bamberg nunmehr der Montmorillon’schen Kunsthandlung und Auctionsanstalt in München übertragen. Die Gallerie, deren Verkauf en bloc bis Ende Juni vorbehalten wird, soll im September zu Pommersfelden zur öffentlichen Versteigerung im Einzelnen gebracht werden. Der Tag der Versteigerung selbst wird mit der Ausgabe des Catalogs bekannt gegeben, welcher letztere, in deutscher und französischer Sprache abgefaſst, auch die Auctionsbedingungen enthält.

58) Vom Heidelberger Magistrat ist kürzlich, um die Gründung eines städtischen Kunst- und Alterthumsmuseums zu erleichtern, die Aufforderung ergangen, pfälzische Kunstgegenstände der Stadt zum Verkauf zu übermitteln oder geschenkweise zuzuführen. Der Freskomaler Götzenberg entsprach bereits dem Rufe seiner Vaterstadt, indem er ihr nebst anderen Kunstsachen 30 Cartons seiner Wandgemälde schenkte.

(Europa.)

59) Professor Höfler in Prag hat in einer Privatbibliothek eine beträchtliche Anzahl von Originalbriefen österreichischer Generale aus Wallensteins Zeit entdeckt, welche interessante Aufschlüsse über die Vorgänge vor der Katastrophe in Eger geben.

(Augsb. Postztg.)

60) Im Zwickauer Rathsarchiv ist ein Buch von alten Wachstafeln gefunden worden, die noch bis zum Jahre 1470 im Gebrauch gewesen zu sein scheinen. Die Schrift besagt nur Oertliches und Unbedeutendes.

(Ill. Ztg.)

61) In einem Garten zu Marburg in Steiermark wurden in einem irdenen Topfe 3000 Stück Brakteaten gefunden, welche dem 12. Jahrhundert angehören dürften. Die meisten derselben stammen aus Chur (Steinbock) und Aquileja. Von Buchstaben sind fast nur R und V zu bemerken.

(Dies.)

62) Der durch seine ethnographischen Werke bekannte Schriftsteller Kanitz in Wien hat vor Kurzem in Serbien neue archäologische Entdeckungen gemacht. Er hatte sich nämlich nach der ehemaligen römischen Hauptstadt Ober-Mösiens, Viminacium — das heutige Kosteletz am Einfluſs der Mlava in die Donau — begeben, wo er nicht nur ein im Grundriſs ganz wohlerhaltenes Castell und Forum, sondern auch die Grundmauern einer Stadt von so groſser Ausdehnung wie fast nirgends an der Donau vorfand. In seiner Anwesenheit wurde ein riesiger Sarkophag ausgegraben; ein zweiter zeigte einen Skulpturenschmuck von solcher Schönheit, daſs er jedem berühmten Alterthumsmuseum zur Zierde gereichen würde. Auſserdem hat F. Kanitz dort Copien verschiedener Basreliefs, Figuren, Inschriften und gestempelter Ziegelplatten angefertigt. Letz[S. 229]tere tragen die Signatur der Legio septima Claudia, deren Standquartier Viminacium unter Nero und Trajan war.

(Dies.)

63) Bei Brüx in Böhmen sind in der jüngsten Zeit einige interessante Funde aus der Steinzeit gemacht worden. Schon im Sommer des Jahres 1864 fand man bei der Grundgrabung für ein Maschinenhaus auf einem der Felder am östlichen Ende der Stadt in einer Tiefe von 3 Ellen mehrere Todtenurnen, bei denen sich auch ein menschliches Gerippe von ungewöhnlicher Gröſse befunden haben soll. Leider sind die Gefäſse sämmtlich zerschlagen worden, und auch von dem Skelett kam nichts zur Ansicht; dagegen wurden unversehrt abgeliefert ein Steinhammer und ein Steinkeil. Ersterer war von der Gröſse und Gestalt, wie sie gegenwärtig die Maurer führen. In der Mitte ist der Hammer durchbohrt zur Einführung des Stiels; das Gestein ist Serpentin. Auch der Steinkeil ist von demselben Material und ganz gut erhalten. Beide Gegenstände kommen in die Sammlung des Grafen Czernin. In diesem Jahre, ganz vor Kurzem, entdeckten Arbeiter beim Schachten zu einem Hopfengarten in der Tiefe von 3 Fuſs am südlichen Ende der Stadt einen Kranz von weiſsen Kieselsteinen, die bei einem Durchmesser von 3 Fuſs im Kreise herumgeschichtet waren. In der Mitte dieses Kreises lag ein Häuflein kleiner Steine mit anderer Erde als in der Umgebung und darunter eine Steinaxt nebst Knochenresten, welche sogleich zerfielen. Diese Axt besteht aus Grünstein und ist bedeutend gröſser als der Steinhammer, 22 Centimeter lang, 9 Centimeter breit, an dem einen Ende stumpf, am andern keilartig zugeschärft; die Schärfe steht mit der Richtung des Stils in einer Linie wie bei unsern Hacken. Die Oeffnung für den Stiel ist nicht genau in der Mitte und miſst 2,8 Centimeter. Der Eigenthümer des Grundes, auf welchem der Fund gemacht wurde, hat letzteren der Realschule in Brüx zum Geschenk übergeben. Bei Gelegenheit dieser Ausgrabungen wird darauf hingewiesen, daſs die dortige Umgegend wol viele Pfahlbauten bergen könne, da der alte Kummernersee, der[S. 230] seit 1854 trocken gelegt ist, sich bis unter Brüx nach Rudelsdorf erstreckte und die ganze Gegend überhaupt sehr wasserreich ist.

(Dies.)

64) In der Gegend von Plaben an der Maltsch, Bezirk Budweis, wurden mehrere heidnische Gräber entdeckt und durch sogleich eingeleitete Nachgrabungen bereits einige Urnen und Opferschalen zu Tage gefördert. Die Ausgrabungsarbeiten werden fortgesetzt und dürften ein bedeutendes Ergebniſs liefern, da sich gegen 35 solcher Grabhügel in dortiger Gegend befinden.

(Dies.)

65) Im Garten des Laibacher Bürgerspitals ist man bei Anlegung von Baumpflanzungen auf römische Grabstätten gestoſsen. Es fanden sich mehrere Särge aus groſsen römischen Ziegeln vor, die leider von den Arbeitern zerstört worden sind, ferner Grablampen, Aschenurnen, Thränengefäſse aus Thon und eine erzene Münze. Man schlieſst in Folge dieser neuen Fundstätte auf eine sehr weite Ausdehnung des Begräbniſsplatzes der alten Emona.

(Dies.)

66) Zu Andernach, Regierungsbezirk Koblenz, ist beim Ausgraben von Bimsstein auf dem St. Martinsberge in einem aus einem Steinblock gearbeiteten Sarge das vollständige Gerippe eines aus der Römerzeit stammenden Körpers von 6 Fuſs Länge gefunden worden.

(Dies.)

67) An dem südlichen Thurme der Domkirche zu Lübeck werden Restaurationsarbeiten vorgenommen. Derselbe neigt sich bekanntlich, gleich dem schiefen Thurme zu Pisa, bedeutend nach der einen Seite, und es soll dem Kolosse seine aufrechte Stellung wiedergegeben werden. Am 8. Mai ist es bereits gelungen, von der über 400 Fuſs hohen Spitze des Thurmes den aus Kupfer getriebenen Hahn nebst Kugel herabzunehmen.

(Dies.)

68) In Konstanz soll an der Stelle, wo seit einigen Jahren ein einfacher Denkstein den Ort bezeichnet, an welchem Huſs den Feuertod erlitt, zu seinem Andenken ein groſses Monument erstehen.

(Dies.)


Inserate und Bekanntmachungen.

14) Der Gefertigte hat wiederholte Studien über die Kunstdenkmale der ehemaligen Krönungsstadt des Königreiches Polen gemacht. Einige derselben wurden da und dort in Zeitschriften veröffentlicht. Das ganze reiche Material seiner Studien hat er jedoch in einem Buche niedergelegt, das den Titel führt: Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau.

Das Buch enthält 30 Druckbogen Text mit 106 Holzschnitten, 80 Tafeln in Kupferstich und Lithographie. Es wird vorläufig nicht in den Buchhandel kommen, doch können Bibliotheken sowie Kunstfreunde, die sich dafür interessieren, dasselbe gegen direkte Bestellung beim Verfasser per Post zugesendet erhalten. Der Preis wird mit 16 Thaler pr. C. berechnet.

Das Werk enthält neben einer kurzen Uebersicht über die Geschichte Krakau’s zunächst eine Abhandlung über die ehemalige Gesammtphysiognomie der Stadt und ihre Befestigung, dann über sämmtliche noch bestehende und bereits zerstörte Kirchen der Stadt, woran sich eine Abhandlung über die der Stadt eigentümliche Kirchenbauschule und ihr Verhältniſs zu anderen gleichzeitigen Kirchenbauten knüpft. Die in den Kirchen noch vorhandenen Altäre, Taufsteine, Weihwasserbehälter, Grabmäler u. A. werden ebenso wie die Glasgemälde in dieser Abtheilung betrachtet. Die folgende Abtheilung enthält die bürgerliche Baukunst, wo zunächst das Königsschloſs, sodann das Rathhaus, die Tuchhalle und das noch wohl erhaltene mittelalterliche Universitätsgebäude betrachtet werden. Daran schlieſst sich eine Abhandlung über die reichen Schätze aus dem Gebiete der Goldschmiedekunst und Paramentik, die Krakau noch bietet, sowie über die Objekte der Kleinkunst überhaupt.

Eine Anzahl Beilagen enthält die Namen der Könige von Polen, der Bischöfe von Krakau, Handwerkerordnungen, Urkunden über Verleihungen des Stadtrechtes, das Cermoniel der Königskrönung, sodann Abhandlungen über die Anfänge der Buchdruckerkunst in Krakau, über das polnische Münzwesen u. s. w.

Die Tafeln bieten neben dem kunsthistorischen Material eine reiche Fundgrube echt künstlerischer Motive sowohl für Architekten[S. 231] als auch für verschiedene Kunstgewerbe, wie auch der Text die technische Seite neben der künstlerischen berücksichtigt.

Die Haupttendenz der ganzen Studie geht dahin, das Verhältniſs der Krakauer Kunst zu der Kunst der übrigen Länder, vorzugsweise Deutschlands, darzulegen, die Einflüsse zu untersuchen, unter denen diese Kunst sich entwickelt hat, und nachzuweisen, daſs auch hier die Kunst das getreue Spiegelbild der Kulturzustände ist.

Nürnberg, Mai 1866.

A. Essenwein,
I. Vorstand des german. Museums.


Inhalt des vierten Heftes der zwölf Serien „Photographieen aus dem germanischen Museum“.

Serie I.

1) Emaillierter Speisekelch. 14. Jhdt. In den fürstl. Wallerstein’schen Sammlungen zu Maihingen.

2) Pokal von getriebenem Silber; 16. Jhdt. Im Besitz der Schützengesellschaft in Nürnberg.

3) Derselbe Pokal. (Andere Ansicht.)

Serie II.

1) Geschnitztes Kästchen. 16. Jhdt.

2) Kleiner Schrank mit geschnitzten Thüren. 16. Jhdt.

3) Geschnitzte Stubenthür. 16. Jhdt.

Serie III.

1) Futteral mit gothisch ornamentiertem Lederüberzug. 15. Jhdt.

2) Uhr mit Verzierungen in Vergoldung und durchbrochenem Maſswerk. 16. Jhdt.

3) Waschgefäſs von Messing, in Gestalt einer Eichel. 16. Jhdt.

Serie IV.

1) Romanischer Leuchter von Bronze. In den fürstl. Wallerstein’schen Sammlungen zu Maihingen.

2) Durchbrochener Thürbeschlag von Eisen. 15. Jhdt.

3) Gothisch verzierter Thürklopfer. In München.

Serie V.

1) Verzierter Krug von Steingut. 16. Jhdt. (2 Ansichten.)

2) Reichverzierter Glaspokal mit dem Löffelholz’schen Wappen über dem Deckel. 17. Jhdt. Im Besitz des Frhrn. von Löffelholz zu Wallerstein.

3) Der Deckel desselben Pokals, in vergröſserter Aufnahme.

Serie VI.

1) Handtuch mit eingewirkten blauen Ornamenten. 14. Jhdt.

2) Dasselbe Handtuch (andere Hälfte).

3) Stickerei mit dem Alliancewappen der Haller und Baumgärtner. 17. Jhdt.

Serie VII.

1) Bucheinband von gepreſstem Leder mit dem Wappen der Löffelholz. 15. Jhdt. Im Besitz des Frhrn. von Löffelholz zu Wallerstein.

[S. 232]

2) Rückseite desselben Einbandes.

3) Rückseite des Futterals aus Serie III.

Serie VIII.

1) Fünf romanische Kapitäle von der Wartburg.

2) Die Geburt Christi und die Anbetung der heil. drei Könige, Elfenbeinreliefs vom 14. Jhdt. Originalgröſse.

3) Zweikampf des Albrecht Dürer mit Lazarus Spengler in Beisein Kaiser Maximilians I.; Relief aus Schiefer, 1522. Zu München.

Serie IX.

1) Wappen der Nützel in Renaissanceeinfassung; Pergamentmalerei.

2) Bleirelief mit Verzierungen in Form eines Frieses. 16. Jhdt.

3) Verschiedene Ornamente von gebranntem Thon. 16.-17. Jhdt.

Serie X.

1) Goldnes Kleinod Friedrich’s von der Pfalz; Pathenpfennig für Joh. Paul Poigele von 1604; Medaille von 1547 auf die Schlacht bei Mühlberg mit den Brustbildern Karl’s V. und Ferdinand’s I.; Schauthaler Kr. Ferdinand’s I. von 1541.

2) Medaillen auf Georg Hermann von 1529, auf Julius Echter von Mespelbrunn, Bischof von Würzburg, auf Georg Friedrich, Markgrafen von Brandenburg, 16. Jhdt., und Wappen der Familie Stark (Rückseite einer Medaille auf Jacob Stark) von 1614.

3) Münzsiegel König Friedrich’s III. 15. Jhdt.

Serie XI.

1) Miniaturmalerei von Johannes Giltlinger, 1487.

2) Bruchstück einer Kreuzabnahme, Federzeichnung aus der Schule der van Eyck.

3) Zwei männliche Kostümfiguren, Tuschzeichnung in der Weise Hans Holbein’s d. J.

Serie XII.

1) Fuſs eines emaillierten Ciboriums. 14. Jhdt. In den fürstl. Wallerstein’schen Sammlungen zu Maihingen.

2) Erstürmung einer Minneburg, Spiegelkapsel von Elfenbein. 14. Jhdt.; ebendas.

3) Schachfiguren von Hirschhorn. 14. Jhdt. In den fürstl. Wallerstein’schen Sammlungen in Maihingen.

Die geehrten Herren Pfleger des german. Museums

werden ersucht, soviel in ihren Kräften steht, zur Verbreitung des photographischen Unternehmens, dessen erste Folge mit dem oben verzeichneten vierten Hefte geschlossen ist, beizutragen. Das Museum hat deshalb eine Zusammenstellung aller einzelnen Blätter, nach den Materien geordnet, veranstaltet und darin bemerkt, daſs jedes Blatt auch einzeln zu haben ist. Dieses Verzeichniſs wird in den nächsten Tagen zur Versendung kommen; doch werden gerne denjenigen Herren Pflegern, welche glauben, durch Vorzeigung dieser Photographieen für das Unternehmen wirken zu können, auf Bestellung einzelne Blätter zur Ansicht und Vorzeigung zugesendet.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 233]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 7.

Juli.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Sphragistische Aphorismen

von

F.-K. Fürsten zu Hohenlohe Waldenburg.

C. P. Lepsius hatte angefangen in den „neuen Mittheilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins“ für 1842[A] unter dieser Aufschrift eine Reihe von Abbildungen merkwürdiger Siegel mit erklärendem Text mitzutheilen, um, wie er sagte, „auf das vielseitige Interesse der Siegel für die Kunstgeschichte, sowie für die Alterthumskunde im Allgemeinen durch einzelne Beispiele aufmerksam zu machen.“

Mit Recht warf er in der Einleitung die Frage auf: „Wie mag es kommen, daſs bei dem so allgemeinen Interesse unserer Zeit an geschichtlichen und antiquarischen Forschungen, sowie an den Denkmalen mittelalterlicher Kunst und Lebensweise von allen dahin abzweckenden Studien gerade eins der anziehendsten und fruchtbarsten, die Siegelkunde, so sehr vernachlässigt worden ist, daſs wir uns nach einem, dem Standpunkte wissenschaftlicher Kunstbildung unserer Zeit entsprechenden, das Ganze der Sphragistik umfassenden Werke vergebens umsehen?“

Ganz treffend bezeichnet er sodann den vielseitigen Werth der Sphragistik mit den Worten: „Die Siegelkunde darf nicht[S. 234] blos als historisch-diplomatische Hülfswissenschaft aufgefaſst werden. Wenigstens ebensoviel gewährt dieselbe in kunstgeschichtlicher, sowie in vielfachen antiquarischen Beziehungen. Besondern Werth für die Kunstgeschichte gewinnen die Siegel dadurch, daſs sie, in synchronistischer Zusammenstellung und chronologischer Folge, uns den Gang und die Richtung der Kunst- und Geschmacksbildung in allen ihren Stadien und Uebergängen bezeichnen und gleichsam beurkunden.[B]...

Nicht geringere Belehrung gewähren die Siegel über den Wechsel der Zustände und Formen des öffentlichen und Privatlebens, sowie im Costüm der verschiedenen Stände, im Ornat der Könige, Fürsten und höheren Geistlichen, in Rüstungen und Waffen aller Art etc. Selbst für das Studium der mittelalterlichen Bauarten ist aus den, auf den Siegeln vorkommenden Darstellungen von Kirchen, Portalen, Baldachinen, Tabernakeln und architektonischen Verzierungen Manches zu entnehmen, sowie auch von manchen längst untergegangenen Bauwerken, von denen sich sonst keine Abbildungen erhalten haben, deren ehemalige Gestaltung und Bauart aus alten Siegeln zu erkennen und nachzuweisen ist....

Nicht minder ergiebig erweisen sich die Siegel zur Bereicherung und Erläuterung der christlichen Kunstsymbolik und Ikonographie, insonderheit in den häufigen Darstellungen der Heiligen in den Siegeln der Stifter und Klöster, sowie überhaupt die Siegel mit der Legende und Sage vielfach in Berührung treten. Am meisten wird durch die Siegel die[S. 235] Geschichte des Wappenwesens aufgehellt; es gibt keine älteren Ueberreste von wirklichen (heraldischen) Geschlechtswappen... Um den Wechsel der Schriftzeichen auf Denkmalen (Künstlerschrift, abweichend von der Urkunden- und Bücherschrift) chronologisch und landschaftlich vergleichend zu verfolgen, gewähren ebenfalls die Siegel die sicherste Anleitung, weil wir hier nicht, wie bei andern Schriftdenkmalen der Vorzeit, über den Zeitpunkt der Verfertigung in Ungewiſsheit sind.“

Obgleich seitdem wieder ein Vierteljahrhundert verflossen ist, obgleich der Werth der Siegelkunde mehr und mehr zur Geltung gelangt, und dieselbe den ihr gebührenden Platz unter den historischen Hülfswissenschaften bereits eingenommen hat, obgleich die Zahl ihrer Verehrer stets im Zunehmen begriffen ist,[C] und in der neueren Zeit sehr schätzbare Arbeiten auf diesem Gebiete geliefert worden sind, so haben wir doch auch heute noch den Mangel eines „das Ganze der Sphragistik umfassenden Werkes“ mit Lepsius zu beklagen.

Ein solches Werk ist aber, nach den Anforderungen, welche die wissenschaftliche Kritik bei dem gegenwärtigen Stande der historischen Forschungen im Allgemeinen an dasselbe zu stellen berechtigt ist, auch noch kaum zu erwarten. Denn, wie Melly — der die Siegel die Regulatoren und Stützpunkte der Kunstgeschichte nennt — bemerkt, „muſs die Siegelkunde, damit sie fruchtbringend werde, vorerst in ihrem Material ergänzt und es müssen die einzelnen Siegel-Gattungen erst allseitig erforscht werden“[D].

Vorerst handelt es sich daher immer noch hauptsächlich um sphragistische Monographieen, wobei die Ansicht Melly’s möglichst festzuhalten ist, daſs dieselben „im Einverständniſs mit[S. 236] allen Gleichgesinnten“ zu bearbeiten sind, damit durch Vertheilung der Arbeit und Gleichmäſsigkeit der Methode der wissenschaftliche Gesammtbau schneller, sicherer und harmonischer hergestellt werden könne.

Hiezu ist aber vor Allem die Aufstellung eines sphragistischen Systems — sowohl zur Eintheilung der Siegel, als wie zu deren sicherer Bezeichnung — durchaus nothwendig.

Der Mangel eines solchen und einer bestimmten sphragistischen Terminologie ist längst von vielen Seiten beklagt worden.

In Ermangelung eines andern brauchbaren, umfassenden und bereits allgemein angenommenen, erlauben wir uns, das von uns aufgestellte und seit zehn Jahren[E] erprobte sphragistische System allen Freunden der Siegelkunde hier aufs neue vorzulegen und zu empfehlen. Von dessen allgemeiner Annahme verspricht sich auch u. A. unser gelehrter Freund, Freiherr von Schreckenstein, in seiner trefflichen Abhandlung: „Wie soll man Urkunden ediren?“ — namentlich wegen seiner Bündigkeit und Kürze, — einen nicht unbedeutenden Nutzen.


Sphragistisches System

zur Eintheilung und Bezeichnung der Siegel nach ihren Bildern.


I.
Schrift-Siegel:
A. mit einzelnen Schriftzeichen, (Chiffres mit und ohne Kronen.)
B. mit ganzer Schrift.
 
II.
Bild-Siegel:
[F]
A. ohne Namen des Inhabers, (Phantasie-Siegel.)
B. mit Namen des Inhabers.
 
III.
Porträt-Siegel:
A. ohne Wappen, 1. Kopf, Brustbild oder Kniestück
2. ganze Figur, a. stehend.
b. sitzend.
c. knieend.
3. zu Pferd.
 
B. mit Wappen, 1. Kopf, Brustbild oder Kniestück
2. ganze Figur, a. stehend.
b. sitzend.
c. knieend.
3. zu Pferd.
 
IV.
Wappen-Siegel:
A. nur mit Wappen-Bildern 1. im Siegelfelde.
2. in einem Schilde.
 
B. nur mit Wappen-Helmen
oder Helmschmuck
1. im Siegelfelde.
2. in einem Schilde.
 
C. mit vollständigen Wappen
(d. h. Schild mit Helm oder Krone).

[S. 237]

Ein solches System muſs umfassend und doch dabei möglichst einfach sein. Beiden Anforderungen entspricht unser sphragistisches System.

Dasselbe umfaſst alle nur erdenkbaren Gattungen von Siegeln, und alle lassen sich, meist mit Leichtigkeit[G], nach demselben eintheilen und bestimmen.

Der Reihenfolge der vier Haupt-Gattungen ist so ziemlich die chronologische Ordnung der Einführung der verschiedenen Siegelgattungen zu Grunde gelegt. Die Schrift-Siegel und die Bild-Siegel waren die ältesten Gattungen[H]; dann kamen die Porträt-Siegel[I] und zuletzt erst die Wappen-Siegel[J].

[S. 238]

Es ist bekanntlich in mehrfacher Hinsicht höchst wichtig, wird aber leider nur zu oft versäumt, — Exempla sunt odiosa! — die Siegel mittelalterlicher Urkunden diplomatisch genau abzubilden und richtig zu beschreiben. Wenn aber auch Abbildungen davon mitgetheilt werden, was, wo möglich, (wenn auch nur in leichten Conturen) geschehen sollte, ist es doch wünschenswerth, auch über Stoff und Farbe der Siegel und ihre Befestigungsart Nachricht zu erhalten.

Viele der bisher gebrauchten Bezeichnungen der Siegel sind nun aber nicht nur unlogisch und unrichtig; sondern auch viel zu unbestimmt, und somit die Ursache häufiger Miſsverständnisse.

Es ist doch gewiſs unlogisch, die Siegel das eine Mal nach ihrer äuſseren Form (Herz-, Schild-, Spitz-Siegel etc.), oder sogar nach der Fassung der Stempel (Ring-Siegel), oder nach ihrem Bilde (Helm-Siegel) zu benennen, das andere Mal nach ihren Inhabern, und zwar in den verschiedensten Beziehungen zu deren Geschlecht und Stand (Damen-, geistliche, Majestäts-Siegel), zu der Art ihrer Darstellung (Reiter-, Fuſs- und Thron-Siegel), und sogar zu der dem Siegel-Bilde zu Grunde liegenden Absicht (Votiv-Siegel).

Unrichtig sind doch gewiſs die Bezeichnungen Majestäts- und Thron-Siegel, wenn sie, wie so häufig, von solchen gebraucht werden, wo von einer Majestät des Inhabers und einem Thron im Entferntesten nicht die Rede ist.

Wie kann man von einem Votiv-Siegel sprechen!

Ganz unbestimmt sind die Bezeichnungen Herz-, Schild- und Spitz-Siegel, da sie für ganz verschiedene Formen gebraucht werden. „Herz-Siegel“ sollte man doch nur diejenigen nennen, welche die im Leben gebräuchliche Herzform haben, während diese Bezeichnung auch von denjenigen dreieckigen Siegeln gebraucht wird, deren beide obere Ecken abgerundet sind.

Die Benennung „Spitz-Siegel“, welche man häufig den dreieckigen Siegeln gibt, könnte man eben so gut auf die parabolischen Siegel anwenden, die man zuweilen „zweispitzige“ nennt.

Was soll man unter „Schild-Siegel“ für eine Form verstehen, da es Schilde von so verschiedenen Formen gegeben hat?

Man versteht gewöhnlich unter „Reiter-Siegeln“ alle diejenigen, auf welchen ein Ritter zu Pferd dargestellt ist. Diese Bezeichnung ist aber gleichfalls unrichtig, da sie Gleichartiges trennt und Verschiedenartiges zusammenwirft.

Denn das „Porträt-Siegel“ einer Dame zu Pferd kann man doch nicht wohl als „Reiter-Siegel“ bezeichnen, obgleich es doch auch unter die „Porträt-Siegel“ (ohne oder mit Wappen) zu Pferd gehört.

Auch wird man das Siegel IV, A, 2 der Herzogin Elisabeth von Bayern aus dem Ende des 14. Jahrh., mit der Le[S. 239]gende: S. elisabet. von. cleve. vnd. von. der. marchk. phalantzgrevyn. vnd. hertzogin. in. baieren. nicht als Reiter-Siegel bezeichnen wollen, weil ihr Gemahl in Turnierrüstung zu Pferd darauf abgebildet ist[K].

Eben so wenig kann man von „Reiter-Siegeln“ der Städte sprechen, auf welchen — wie z. B. auf den Siegeln von Schwerin, Gieſsen, Wolfhagen, Marburg, Grevenstein u. A., — der Lehensherr zu Pferd abgebildet ist (was auf dem Schweriner Siegel durch die Legende: ✠ dux. henricus. et. sigillum. civitatis. zwerin. noch ausdrücklich angegeben wird). Diese Art von Städte-Siegeln gehört nun unter die „Bild-Siegel“ und sicher nicht unter die Porträt-Siegel.

So lieſsen sich noch viele Beispiele unrichtiger Bezeichnung der Siegel anführen.

Daſs die äuſsere Form (die Contur) der Siegel oder gar die Fassung der Stempel viel zu untergeordnete Momente sind, als daſs darauf eine Classifikation derselben gebaut werden könnte, versteht sich von selbst.

Aber auch eine Eintheilung der Siegel nach ihren Inhabern — welche häufig angewendet wird — ist bei Aufstellung eines allgemeinen sphragistischen Systems nicht zu empfehlen. Denn hier handelt es sich hauptsächlich um die Siegel als solche, und weniger um ihre Inhaber.

Eine systematische Eintheilung der Siegel nach ihren Bildern, wenn dieselbe den an sie zu stellenden Anforderungen vollkommen entspricht, d. h. wenn sie einfach, umfassend und logisch geordnet ist, wird aber auch für jede andere Eintheilung der Siegel die sicherste Grundlage bilden.

Der Zweck des Sammlers wird immer den Hauptgrund der Eintheilung (einer Siegel-Sammlung) bilden“, sagt Melly (a. a. O.).

Je allgemeiner daher der Zweck ist, um so allgemeiner muſs auch das System gehalten sein.

Bezeichnet man dagegen die zu beschreibenden Siegel mit den wenigen (römischen und arabischen) Ziffern und den paar (groſsen und kleinen) Buchstaben unseres Systems, mit Angabe ihrer äuſseren Form, z. B.:

und fügt nur einige Worte über Farbe, Stoff und Befestigungsart hinzu — wobei man die weitaus zahlreichsten mittelalterlichen Siegel, die von runder Form, von ungefärbtem Wachs und mittelst Pergamentstreifen angehängten, als die Regel annimmt, und diese Eigenschaften ein für alle[S. 240] Mal (als selbstverständlich) mit Stillschweigen übergeht[M] — so sind die Siegel auf eine ganz einfache und leichte Weise — so zu sagen stenographisch — und gewiſs deutlicher und bestimmter bezeichnet, als wie durch die weitläufigsten Beschreibungen nach der bisherigen unklaren und unbestimmten Terminologie.

Wenn z. B. bei sechs Siegeln durch nachstehende kurze Bezeichnungen:

Nr. 1. Siegelformen Siegel I. A. von Blei an hänfenen Schnüren.

Nr. 2. Siegelformen Siegel II. B. an ledernen Riemen.

Nr. 3. Siegel III. A. 2. b. impress.

Nr. 4. Siegelform 1 Siegel III. B. 2 a von rother Malta an grünseidenen Bändern.

Nr. 5. Siegelform 2 Siegel IV. B. 1 grün.

Nr. 6. Siegelform 3 Siegel IV. C. roth, an grünseidenen Fäden.

ganz sicher angegeben ist, daſs Nr. 1 eine viereckige, mit hänfenen Schnüren angehängte Blei-Bulle ist, auf welcher sich nur einzelne Buchstaben befinden; Nr. 2 ein dreieckiges, an ledernen Riemchen hängendes Bild-Siegel von ungefärbtem Wachs, mit dem Namen des Sieglers; Nr. 3 ein rundes, der Urkunde aufgedrücktes Siegel von ungefärbtem Wachs, mit dem Porträt des Sieglers in ganzer Figur, sitzend und ohne Wappen; Nr. 4 ein parabolisches Siegel von rother Malta, an grünseidenen Bändern hängend, mit dem Porträt seines Inhabers in ganzer Figur, stehend und mit dem Wappen; Nr. 5 ein herzförmiges Siegel, von grauem Wachs an Pergamentstreifen hängend, mit dem Wappenhelme im Siegelfelde; endlich Nr. 6 ein fünfeckiges Siegel, von rothem Wachs, an grünseidenen Fäden, mit dem vollständigen Wappen des Sieglers, so wird man doch gewiſs zugeben müssen, daſs unsere Methode vor der bisherigen Bezeichnung der Siegel — als kürzer und bestimmter zugleich — den Vorzug verdient.

Jeder Forscher wird sofort daraus erkennen, ob ein Siegel für seinen speciellen Zweck einen besonderen Werth hat; in welchem Falle er doch jedenfalls, um sicher zu gehen, das Original selbst, oder wenigstens einen guten Gypsabguſs davon einsehen muſs.

Unter dem Titel: „Sphragistische Aphorismen“ beabsichtigen wir in diesen Blättern eine Reihe von Abbildungen, besonders interessanter mittelalterlicher Siegelstempel und[S. 241] Siegel[N] (unter fortlaufenden Nummern) mit kurzen Bemerkungen mitzutheilen nebst verschiedenen Notizen[O] aus dem Gebiete mittelalterlicher Siegelkunde.

Wir hoffen, damit manchen Lesern einen Dienst zu erweisen und sie dadurch zu veranlassen, an die gegebenen Beispiele anknüpfend, auch ihre Erfahrungen zu veröffentlichen.

So manche noch bestehende sphragistische, heraldische und andere Zweifel könnten auf diese Weise ihre endliche Aufklärung finden.

Den zu besprechenden Siegeln werden wir ihre Bezeichnung nach unserem sphragistischen System beisetzen, in der Hoffnung, demselben, wenn es sich praktisch erweisen sollte, nach und nach allgemeinere Geltung zu verschaffen. Endlich erlauben wir uns, an alle Freunde der mittelalterlichen Siegelkunde, die dringende Bitte zu richten, unser System ihrer Kritik zu unterwerfen, und zu dessen Vervollkommung — welcher es sicher bedürftig, aber gewiss auch fähig ist — beizutragen.

Fußnoten:

[A] VI. Band, 3. Heft, S. 84–115.

[B] Hier verweist Lepsius auf die bekannten Werke von Kugler und ihren sphragistischen Theil.

[C] Es kommt glücklicher Weise jetzt doch selten mehr vor, daſs die Begriffe Siegel und Siegel-Stempel, Siegel und Wappen, Siegel-Bild und Wappen-Bild, Siegel-Feld und Wappen-Feld — selbst von Männern vom Fache — miteinander verwechselt werden. Bezeichnete doch Tucelius sogar das kleine Reichsbanner (parvum vexillum nach Ducange) Fig. 7 des Titelblattes seiner Electa jur. publ. cur. als: „Sigillum Ulrici comit. Würtenberg.

Viele, wenn sie sich auch die Mühe geben, diese ganz verschiedenen Begriffe gehörig zu trennen, sind aber heute noch der Meinung, ein Siegel ohne Wappen hätte eigentlich gar keinen besonderen Werth, und manche Gelehrte halten es immer noch unter ihrer Würde, den Siegeln eine besondere Beachtung zu schenken, und betrachten die Sphragistik beinahe wie eine Art von Spielerei. Eine immer noch sehr empfindliche Folge der früheren Miſsachtung der Siegel ist die Schwierigkeit der Auffindung derselben in gröſseren Archiven; ein Verzeichniſs der Siegel findet sich bis jetzt, leider! beinahe in keinem derselben. Möchte doch allenthalben darauf Bedacht genommen werden!

[D] S. dessen Beiträge zur Siegelkunde des Mittelalters. Wien, 1846.

[E] S. Correspondenzblatt von 1857, Nr. 11, S. 109–111.

[F] Unter die Bild-Siegel gehören alle jene, welche weder das Porträt noch das Wappen ihres Inhabers enthalten; also namentlich alle Siegel mit Heiligen- und mit symbolischen Bildern, mit architektonischen, historischen und anderen Darstellungen, und mit Devisen.

[G] Bei älteren Siegeln erheischt es allerdings zuweilen gründliche Forschungen, um mit Sicherheit bestimmen zu können, ob ein Siegel-Bild nicht ein wirkliches „Wappen-Bild“ war, da so viele Wappen gar nicht mehr bekannt, und manche verändert oder wenigstens bis zur Unkenntlichkeit travestiert worden sind.

Auch bei mittelalterlichen Städte-Siegeln hält es mitunter ziemlich schwer, zu bestimmen, ob ein auf denselben vorkommendes Wappen das eigentliche Stadtwappen ist, wenn dasselbe nicht gerade, was aber häufig der Fall, ein redendes ist.

Auf dem Siegel IV, A, 1 der Reichsstadt Dinkelsbühl von 1448 steht der Reichsadler auf drei mit Dinkel bewachsenen Hügeln. Die Reichsstadt Biberach führt auf ihrem Siegel IV; A, 2 mit der Jahreszahl 1533 rechts den Reichsadler links einen gekrönten Biber.

Die ursprünglichen Herrschafts-Wappen wurden zuweilen später eigentliche Stadt-Wappen. So behielt z. B. die Stadt Bräunlingen den habsburgischen Löwen von 1317 auch unter fürstenbergischer und später unter badischer Oberhoheit in ihrem Siegel bei; wogegen die Stadt Geisingen seit 1489 neben dem Löwen ihrer früheren Herren, der Dynasten von Wartenberg, auch noch das fürstenbergische Wappen im Siegel führte.

[H] Erst in neuerer Zeit wurden wieder in Pompeji Siegelstempel ausgegraben, welche nur den Namen ihres Inhabers tragen.

Bild-Siegel kommen zwar gleichfalls schon in den ältesten Zeiten vor; allein, da die Schrift-Siegel auch zugleich die einfachsten sind, so haben wir mit diesen den Anfang gemacht. —

[I] Das wichtigste Bild auf einem Siegel ist das Porträt seines Inhabers. Sobald daher dieses darauf erscheint, gleichviel ob mit oder ohne Wappen oder andern Gegenständen, so gehört dasselbe unter die „Porträt-Siegel“.

Auf den „Porträt-Siegeln“ sollte aber immer der Name des Inhabers ausdrücklich angegeben sein, um den Charakter des Bildes als „Porträt des Sieglers selbst“ ganz sicher festzustellen. Wenn der Stempel eines „Porträt-Siegels“ nach dem Tode seines ursprünglichen Besitzers von einem Dritten wieder zum Siegeln gebraucht wird, so sind die damit gefertigten Siegel keine „Porträt-Siegel“ mehr, sondern „Wappen-“, oder bloſse „Bild-Siegel“, jenachdem sie das Wappen des neuen Sieglers enthalten, oder nicht.

[J] Nach dem Porträt des Inhabers steht an Bedeutung zunächst dessen Wappen. Wo also Ersteres fehlt, bestimmt das Letztere die Gattung des Siegels, wenn dasselbe auch, neben allen möglichen anderen Darstellungen, zuweilen anscheinend nur einen untergeordneten Platz einnimmt.

[K] Wir theilen nicht die Ansicht des Fragestellers im Correspondenzblatt von 1865, Nr. 5, S. 34, daſs man es hier mit dem Porträt der Sieglerin zu thun habe.

[L] Wozu die Zeichen für den Druck in der entsprechenden Gröſse leicht gegossen werden können.

[M] Also, wenn es z. B. heiſst: Siegel II. B; Siegel III. B. 3; Siegel IV. A. 1, so ist — neben der übrigen Bezeichnung dieser Siegel — zugleich auch angezeigt, daſs alle drei Siegel von runder Form, in ungefärbtem Wachs und mittelst Pergamentstreifen an die Urkunde angehängt sind.

[N] Vorzügliche Gypsabgabgüsse derselben sind durch Herrn Hofmaler Roſshirt in Oehringen billigst zu beziehen.

[O] Auch diese unter sich — zur leichteren Bezeichnung — mit fortlaufenden Nummern.


Ausgrabungen bei Rochsfeld.

Von Dr. A. von Eye.

Vom Fuſse des Schloſsberges, an der nordwestlichen Grenze der Oberpfalz, erstreckt sich ein ziemlich umfangreiches Plateau nach Süden, welches nach geringer Senkung jenseits des Dorfes Rochsfeld von mäſsigen Höhenzügen wieder aufgenommen wird, aber bei der geradlinigen Richtung der letzteren sowie des davor liegenden Thales eine weite Rundsicht gewährt und in seiner Bestimmung als eine der gröſsten in Süddeutschland bekannten heidnischen Begräbniſsstätten wohl nicht auſser Zusammenhang mit seiner hervorragenden Lage steht.

Der gröſste Theil des Plateau ist gegenwärtig zu Ackerland verwendet; die darauf befindlichen Grabstätten sind geebnet und geben nur noch durch einzelne Ueberreste ihren ehemaligen Bestand zu erkennen. Ein anderer Theil ist von einem niedrigen Tannenwäldchen besetzt, das unversehrte, aber schwer zu untersuchende Grabhügel birgt. Das interessanteste Stück des Feldes war bis dahin von einer Eichenpflanzung eingenommen, aus welcher zwei noch übrige Stämme von 10 bis 12 Fuſs Umfang das lange Ungestörtsein des Platzes bezeugen. An der östlichen Seite desselben flieſst ein eisenhaltiger Quell, der, jetzt zum Zweck der Viehtränke in einen Brunnentrog aufgefangen, früher einen kleinen Teich gebildet hat. Den Quell noch umfassend, liegt ebendaselbst eine Umwallung von unregelmäſsiger dreieckiger Form und 212 Schritt Umfang, allem Anschein nach ein ehemaliger Lagerplatz. Den übrigen Raum nehmen in ziemlich weiten, aber unregelmäſsigen Abständen neun Grabhügel von etwa 80 Schritt Umfang und fünf bis sechs Fuſs Höhe ein.

[S. 242]

Früher gemachte zufällige Funde lieſsen vermuthen, daſs das Innere dieser beträchtlichen Aufwürfe noch manches interessante Zeugniſs ihrer Entstehungszeit beschlieſse, und im April dieses Jahres benützte das germanische Museum die Gelegenheit, systematische Nachgrabungen anzustellen. — Ein sofort in den gröſsten Hügel angebrachter Querschnitt von 11 Schritt Länge zeigte an, daſs die hier beigesetzten Urnen auf einen ziemlich engen Raum der Mitte beschränkt waren, weshalb diese bei den andern Hügeln sogleich von oben herab aufgesucht werden konnten. Unmittelbar unter der Rasendecke zeigten sich einige Topfscherben vom 16. Jahrhundert, welche bei Anpflanzung der Eichen hineingelangt sein mochten. Bei zunehmender Tiefe mehrten sich die vorkommenden Kohlen. Etwa 5 Fuſs unter der Hügelhöhe, in gleicher Linie mit dem ebenen Boden trat das Urnenlager zu Tage. Das deckende Erdreich aber, ein nasser, äuſserst schwer zu bewältigender Lehm, durch welchen die stecken gebliebenen Wurzeln einer ausgerodeten Eiche sich wie lange Gallertfäden zogen, hatte das Lager zu einer kaum 5 Zoll dicken Aschenschicht zusammengedrückt, in welcher Urnenscherben und Deckplatten dicht durcheinander lagen. Das von oben durchsickernde Wasser hatte in dieser Schicht sich gehalten und seine auflösende Kraft der Art walten lassen, daſs auch nicht der geringste Rest metallener Mitgaben verschont geblieben. Nur die feuchte und zähe Masse der Asche zeigte hie und da die rostfarbenen Bilder zergangener Eisengeräthe aus ziemlich vorgeschrittener Kulturepoche. Die Scherben waren so durchweicht, daſs sie beim Auffinden leicht mit dem Messer geschnitten werden konnten, übrigens von feiner, schwärzlich gebrannter Masse, mit geringem Zusatz von Kieselerde. Ein Theil zeigte, bisweilen an der inneren und äuſseren Seite, bisweilen nur an der letzteren, eine Decke von so schöner, rother Farbe und so gleichmäſsiger Dicke des Auftrags, daſs ersichtlich darin nicht allein die Wirkung des Feuers, sondern auch das Vorhandensein eines Ueberzuges, wahrscheinlich von Eisenerde, zu erkennen war. Die Urnen, nach den vorhandenen Bruchstücken zu schlieſsen, von ausgezeichneter Form, waren auf der Scheibe gedreht, doch ohne weiteren Zierrath. Die Deckplatten bestanden aus flachgespaltenen Steinen oder gelblichen, wahrscheinlich nur an der Sonne getrockneten Thonscheiben.

Das Einzige, was von Metallsachen aus diesem Hügel kam, war eine oberhalb der Urnen gelegene, vermuthlich beim Aufwerfen verloren gegangene, bronzene Messerschale mit abgerosteter Eisenklinge. Sie ist klein und zierlich, wie alle Metallgeräthe jener Periode, in Form den unsrigen verwandt, scharf profiliert und mit Querstreifen und eingeritzten Winkellinien verziert. Bemerkenswerth war das häufige Vorkommen von rohem Eisenerz in diesem Hügel, das, in gröſseren oder kleineren Stücken den Urnen beigefügt, offenbar gleichzeitig mit diesen und ohne Zweifel als Kostbarkeit niedergelegt war.

In einem südlicher gelegenen Hügel fehlten die Deckplatten auf den Urnen; doch kamen Holztafeln vor, deren Verwit[S. 243]terungsgrad die gröſste Aehnlichkeit mit dem der bei Oberflacht in Schwaben ausgegrabenen Todtenbäume zeigte. Der Gröſse nach zu urtheilen, stammen sie nicht von hölzernen Geräthen, sondern von Umfassungswänden her, oder hatten die Stelle der deckenden Steine zu vertreten. In einem dritten, schon früher beim Pflügen bloſsgelegten Aufwurfe war eine Umfassungsmauer von lose aneinander gereihten, ziemlich groſsen Feldsteinen aufgedeckt worden, deren Mangel an anderen Stellen darzuthun scheint, daſs wir uns bei der Bestattungsart jener Zeit keinen allgemein und ausschlieſslich in Anwendung gebrachten Gebrauch zu denken haben, sondern, daſs bei aller herrschenden Sitte dem einzelnen Belieben noch Manches überlassen war. — In allen Fällen übrigens waren, wie bemerkt, die Urnen auf den unberührten Boden niedergesetzt und darüber die Hügel aufgeschüttet worden.

Auch eine vierte zur Untersuchung gezogene Grabstätte bewies, daſs hier die gleiche Bodenbeschaffenheit überall dieselbe Wirkung hervorgebracht, und daſs auf eine Bereicherung der Sammlungen durch interessante Fundstücke nicht zu rechnen sei. Selbst Bronzegeräthe hatten in der Aschenschicht soweit sich aufgelöst, daſs nur eine Spur von Grünspan geblieben war. Ein einziges, kleines, aus freier Hand geformtes Thongefäſs ward unversehrt zu Tage gefördert. Da aber die bis dahin vorgenommenen Nachgrabungen zur allgemeinen Charakterisierung der Begräbniſsstelle genugsam schienen, wurde bei der auſserordentlichen Schwierigkeit der Arbeit auf weitere Nachsuchungen verzichtet.


Zur Geschichte der Entdeckung und Erkennung der Pfahlbauten.[A]

Nunquam sera veritas.

Zu Anfang der vierziger Jahre wurde der Unterzeichnete, bei Gelegenheit einer Nachgrabung auf der sogen. Kaninchen-Insel im Bieler See, benachrichtigt, man habe in diesem See, in der Bucht von Mörigen (Mörigen-Eggen), an einer Stelle, wo viele Pfähle im Seegrunde steckten, ein Thongefäſs herausgefischt. Als Referent im J. 1843 sich an Ort und Stelle begab, erblickte er zu seinem groſsen Erstaunen eine Menge uralter, aus dem Seegrunde hervorragender, jedoch tief unter dem Wasserspiegel stehender Pfähle, und erhob daselbst vermittelst eines Fischergarns fünf massive Ringe von schlecht gebranntem Thon, welche in ihrer Höhlung mit Kohlen und Thonscherbchen angefüllt waren und vom Referenten sofort als keltische Töpferarbeit erkannt wurden. Mehrere Jahre hindurch fortgesetzte Untersuchungen von Seiten des nun verstorbenen, in Nidau am Bieler See wohnhaft gewesenen Herrn Amtsnotar Emanuel Müller, welchen Referent im J. 1847 auf die so[S. 244] merkwürdige Lokalität aufmerksam gemacht hatte, förderten nach und nach eine Masse keltischer, meist fragmentarischer Töpferwaare, zum Theil von sehr groſsen Dimensionen, mehrere Thonringe erwähnter Art, aber auch metallene Gegenstände, wie halb geschlossene, reich ciselierte Bronzeringe und ein damasciertes, eisernes Schwert, an das Tageslicht, von welchen Fundstücken Hr. Müller Proben mit Angabe des Fundortes an die antiquarische Gesellschaft in Zürich einsandte. (S. V. Bericht über die Verrichtungen dieser Gesellschaft, vom 1. Juli 1848 bis 1. Juli 1849, S. 4.). Während aber Hr. Müller über den Ursprung und die Bedeutung dieses Pfahlwerks im Unklaren war, hatte Referent dasselbe von Anfang an als keltische Pfahlbauansiedlung erkannt, und er ermangelte nicht, diese Ansicht in seiner 1850 erschienenen antiquarisch-topographischen Beschreibung des Cantons Bern mit den Worten zu präcisieren (S. 33): „In der Bucht des Bieler Sees zwischen Gerolfingen und Mörigen, im sogenannten Mörigen-Eggen, steht, eine gute Strecke auſserhalb des Seeufers bei letzterm Dorfe, ein uraltes Pfahlwerk von der Substruction einer bedeutenden Ansiedlung aus einer Zeit, wo der Wasserspiegel des Sees noch nicht die jetzige normale Höhe erreicht hatte.“ Zugleich wurde die dort vorfindliche Töpferwaare als keltische bezeichnet. Damit war der erste keltische Pfahlbau im Bieler See und in den Schweizer Seen überhaupt, wiewohl tief unter dem Wasserspiegel stehend, seinem Ursprung und seiner Bedeutung nach constatiert, wie denn auch Referent die Uebereinstimmung des im J. 1856 entdeckten Pfahlbaus am untern Ende des tiefer gelegten Moosseedorf-Sees mit dem Mörigen-Pfahlbau sofort herausfand. (Siehe noch über die Priorität der Entdeckung des Mörigen-Pfahlbaues „Chronik des Cantons Bern“, S. 568, und „Pfahlbau-Alterthümer von Moosseedorf“, S. 9, sowie über den oben berührten Umstand des erhöhten Wasserspiegels ebendas., S. 36, und Dr. Keller’s I. Bericht über die keltischen Pfahlbauten in den Schweizerseen, S. 87.)

Nach Feststellung dieser ersten keltischen Wasseransiedlung konnte die wahre Natur eines zweiten, bei Nidau im Bieler See befindlichen, unter dem Namen des Nidau-Steinberges längst bekannten, aber irrigerweise wegen des dortigen Vorkommens von römischen Ziegeln für römisch gehaltenen Pfahlwerks nicht mehr lange verborgen bleiben, wiewohl selbst noch Referent mit Hrn. Em. Müller jenen Irrthum theilte. Je zuverlässiger aber, selbst nach der falschen Ursprungs- und Zweckbestimmung dieses Pfahlwerks, dasselbe als Unterlage eines Baues galt, der zu einer Zeit, wo der Wasserspiegel niedriger gestanden, errichtet worden sei (s. Canton Bern, S. 35), desto fester muſste es nach Maſsgabe der Funde stehen: das Pfahlwerk bei Mörigen habe, unter gleichen Verhältnissen des Seestandes, schon in keltischer Zeit Wohnungen getragen. Auch war es der richtige Rückschluſs von diesem Punkte auf den Nidau-Steinberg, der die Erkenntniſs seiner wahren Natur zur Folge hatte.

Das Verdienst der diesfälligen Entdeckung kommt Herrn[S. 245] Oberst Friedrich Schwab in Biel zu, welcher, durch die bei Mörigen erhobenen keltischen Fundstücke aufmerksam gemacht, im J. 1852 mit den Nachforschungen im Nidau-Steinberg begann und damit diese Schatzkammer keltischer Alterthümer eröffnete. Vergl. Blösch „Geschichte der Stadt Biel“ 1. Thl., Anmerk. zu S. 8, wo Hr. Oberst Schwab den keltischen Ursprung des Nidau-Steinberg-Pfahlbaus aus der Uebereinstimmung der gemachten Funde mit den bei Mörigen entdeckten Alterthümern herleitet, und in demselben Werke die Erklärungen zum Situationsplan Nr. 34 und 40.

Es erfolgte sodann im J. 1854 Seitens des Herrn Dr. Ferdinand Keller, Präsidenten der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, die Entdeckung des trocken gelegten Pfahlbaus bei Meilen am Züricher See, deren Ergebnisse sammt denen der verwandten frühern Forschungen der Genannte in seinem I. Pfahlbauten-Bericht mit groſser Umsicht verwerthet, und dadurch einen mächtigen Impuls zu allen den in der Schweiz und nachgerade auch im Ausland angestellten Untersuchungen über diese merkwürdigen Reste vorhistorischer Kultur Europas gegeben hat.

So viel mit Bezug auf diesen Anzeiger, Jahrg. 1866, Nr. 2, Sp. 50 ff.; vergl. übrigens den „Bund“ Jahrg. 1865, Nr. 342 u. 343.

Bern, 9. Juni 1866.

Dr. Albert Jahn.

Fußnote:

[A] Wir sind besonders veranlaſst worden, auch diesen Artikel im Anzeiger abdrucken zu lassen.

D. Red.


Eine Bemerkung zu dem bekannten Wappenschilde des Landgrafen Conrad von Thüringen († 1241) in der St. Elisabethen-Kirche zu Marburg.

Vom Fürsten F.-K. zu Hohenlohe-Waldenburg.

J. H. von Hefner-Alteneck bemerkt in seinen „Trachten des christlichen Mittelalters“ I, S. 100, zu diesem auf Taf. 80 abgebildeten Schilde: „Da das kleine Schildchen des Deutschherrenordens unten rund ist, kann man annehmen, daſs es wohl erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts darauf gemalt wurde.“

A. L. J. Michelsen in seiner Abhandlung über „die ältesten Wappenschilde der Landgrafen von Thüringen“ widerspricht dieser Ansicht und glaubt, den einzigen Grund für diese Form darin zu finden, daſs es an Raum gefehlt habe, indem „das Nebenschildchen, ganz zugespitzt, in den Rand des Wappenschildes hineingereicht hätte“. Er beruft sich dabei auf C. v. Mayer’s herald. A.B.C.-Buch, S. 73, jedoch mit Unrecht, da auch in diesem Werke, S. 89, die Ansicht v. Hefner-Alteneck’s, daſs diese Schildform erst aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stamme, ausdrücklich getheilt wird.

Dagegen erlaube ich mir, auf ein Siegel Emichs von Hohenlohe-Brauneck, Canonicus und Archidiacons zu Würzburg (1293–1340), an einer Urkunde von 1311, aufmerksam zu[S. 246] machen, abgebildet bei J. Albrecht „die hohenlohischen Siegel des Mittelalters“, Taf. VII, Nr. 102. Dieses Siegel liefert den urkundlichen Beweis, daſs jeden Falls schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts die unten abgerundeten Schilde in Gebrauch waren[A]. Vielleicht werden sich auch noch Beispiele aus dem 13. Jahrhundert finden lassen.

Sollte etwa diese Form zuerst bei Wappen geistlicher Personen und Corporationen gebraucht worden sein, als heraldischer Schild im Gegensatz zu dem wirklichen (Kampf-)Schilde?

Fußnote:

[A] Ein neuer Beweis, daſs man sich vor all zu engen Zeitbestimmungen für Kunstformen jeder Art hüten muſs.


Anweisung zum Pulvermachen aus dem 14. Jahrhundert.

Mitgetheilt von Dr. Kerler, Universitätsbibliothekar, in Erlangen.

Auf dem ersten Blatt eines Cod. membr. saec. XIV. des Archivs der Stadt Rothenburg a. d. T. — mit der Signatur „Burger- und Meister-Roll“ — findet sich folgendes höchst merkwürdige, den Schriftzügen nach zu schlieſsen etwa in den siebenziger oder achtziger Jahren des 14. Jahrhunderts aufgezeichnete Rezept zur Bereitung von Schieſspulver:

Man sol salpeter nemen und sol in legen in einen eysnein loͤffel und sol in setzen uber ein feur und sol in brennen und sol in alz heiz machen daz er glwͤe alz ein eysen. und sol auch huͤten, daz kain gluͤwender Kol dor in kum und sol ye in ein phunt salpeterz ye ein klein vierdung schwefelz werfen und sol in denne uz giezzen in ein beckin und sol dez selben salpeterz ein phunt nemen und sol nemen ein vierduog eins phundez lindein kolen und sol nemen zwey lot schwefelz und sol daz ein wenig feuhten und sol ez under einander stozzen alz klein daz man den swefel niht gesehen moge sunder. und sol ez danne derren und sol daz pulver denne tun in ein stein buͤhschen daz sy drey vinger ler ste und daz ez hert in der buͤhsen vff ein ander gestozzen sey und sol dann nemen einen buͤchein klocz der hert sey dreyer zwerh vinger lang und sol den hert schlahen für daz pulver und nem denn ein wenig gruͦmatz und den stein do für in di bühsen legen und sol den zwicken mitten in di buͤhsen mit keideln umb und umb daz er sich niht geruͤren möge.


Verzeichniſs der Ausgaben für den Bau einer Kapelle im Stifte Reun in Steiermark, aus dem Jahre 1409.

Das Stift Reun wurde vom Markgrafen Leopold dem Starken von Steiermark gegründet und mit Mönchen aus dem Kloster Ebrach in Franken besetzt, 1129. Es ist gegenwärtig die[S. 247]ses Stift das älteste des ganzen Cisterzienser-Ordens. — Was die Gebäude betrifft, so zeigen dieselben einen ziemlich einheitlichen Charakter aus den zwei letzten Jahrhunderten, bis auf einige Spuren aus älteren Bauperioden, und bilden mit Einschluſs des Oekonomiegebäudes zwei groſse, abgeschlossene Theile. In seiner früheren Anlage jedoch, wie aus den noch vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen zu ersehen ist, bestand das Stift, auſser der alten, romanischen Kirche und dem Conventgebäude, noch aus mehreren für sich bestehenden Gebäuden, mit eigenen Kapellen, theils romanischen, theils gothischen Styles, die in der Folgezeit entweder umgebaut und ihrem ursprünglichen Zwecke entfremdet, oder auch gänzlich abgebrochen wurden.

So ist von der Capella St. Crucis in domo abbatis, die unter Abt Angelus[A], am St. Markustage 1406 begonnen und zu Simon und Juda 1409 vollendet und geweiht worden war, nichts mehr zu sehen. Die Chronik des Stiftes enthält jedoch ein interessantes Verzeichniſs der beim Baue dieser Kapelle und ihrer inneren Ausstattung verwendeten Ausgaben, welches in diesem Blatte Raum finden möge.

  Pfund ß
Primo. Lapicidis, muratoribus et eorum famulis 122 5 9
Item, frangentibus lapides et pro magnis lapidibus 30 4
Item. Carpentariis diversis 14½ 50
Item. Magistro Johanni Greis Carpentarie de capella et aliis laboribus 9 5
It. Wenzeslao horologiste, de Cruce, stellis, et litere M[B] in campanili 5 60
It. Eidem de Cancello, de feris et diversis laboraliis, quia per totum annum 15 60
It. Martino Seratori, de tecto plumbeo 3 3 29
It. Diversis aliis fabris 1 3 7
It. Friderico organiste (werck maister) de aliquibus tabulis fusis ad tectum 1
It. Pro ferro empto, et diversis ferramentis et pro clavis 21 7 23
[S. 248] It. de sedilibus, pulpitis, manstranciis ligneis 4 7 10
It. Nicolao pictori de imaginibus sculptis 9
It. pro duabus campanis 12 4
   et pro nolis 80
It. pro vitro ad fenestras 15 66
It. pro ferro ad retia fenestrarum 6 33
It. pro plumbo ad campanile, ad fenestras seu vitra, ad organum 13 3 8
It. pro stanno ad eadem 3 4 20
It. pictori Johanni pro precio de vitris 20
 et famulis ejus pro bibalibus 1
It. pro necessariis ad picturas, porro pro auro foliato ad tabulas altarium, ad capitalia, sedilia, et campanile et organum 12 44
It. Pro coloribus, bitumine, vernisio, crida (creta) 4 4 70
It. Johanni pictori, de tabulis altarium pro precio 6 4
It. de testudine, slosstain, capitellis, sedilibus, pulpitis, pro precio 9 6 20
It. Eidem de Cruce, litera, stellis deauratisin campanile 17
It. de pictura organorum 9 10
It. Illuminatori de imagine B. Virg. et tabula scripta 5 15
Item pro ornatibus, et oruamentis et pallis ad Capellam      
 Primo. pro zendal serico, gulden porten et filo serico 19 6 12
   pro humeralibus et stolis 5 30
   pro lineo panno colorato, rubeo, blanco, et nigro 8 3 16
   pro panno lineo albo 9 7
     et pro palla 5
   pro twino albo et colorato 1 20
   Sartori Ruedil pro laboribus ornamentorum et pallarum 4
   Aurifabro töldel pro duabus ampullis argenteis incluso argento 14 48
   Ekhardo Zingieſser pro candelabris, ampullis scutellis staneis 14 12
Item. Pro necessariis ad organa, bitumine, pellibus et ferramentis 17
Item. Magistro Friderico organiste 16
Item. Henrico socio ejus, pro bibalibus, et eciam de libris ligandis 1
Nebstdem erhielt Friedrich, Bischof von Seckau, der die Kapelle consecrierte, und seine Begleitung zusammen circa 44 fl.      
Es beträgt somit die Summe aller Ausgaben: fl. Schl.  
iiij C Pfund  Liiij Pfund  v ß = 454 5

Graz.

P. Ulr. Greiner.

Fußnoten:

[A] Angelus (Manse), aus Meiſsen gebürtig, der 20. Abt von Reun, wurde 1399 am 7. Juni in Gegenwart von Petrus, Abt von Ebrach, und Konrad, Abt von Morimond, gewählt. — 1415 begab er sich im Auftrage des Herzogs Ernst des Eisernen zum allgemeinen Concilium zu Constanz, wirkte darauf als Visitator zur Hebung der Ordenszucht in vielen Klöstern Oesterreichs und der angrenzenden Provinzen, verfaſste mehrere Schriften, wie das Nekrologium mit einem Verzeichniſs der Aebte und der bis dahin gestifteten Anniversarien u. dgl., und starb nach einem vielseitig thätigen Leben im Jahre 1424.

[B] Der Buchstabe M in gothischer Majuskelschrift mit den eingeschriebenen Buchstaben aria (Maria) bildete seit dem Ende des 14. Jahrh. das Conventwappen, nebst dem Bildnisse der heil. Jungfrau.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 249]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 7.

Juli.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Juli 1866.

Inter arma silent Musae. So hat auch der traurige Bruderkrieg, der Deutschlands Fluren zerstampft und seine Söhne mordet, nicht spurlos an unserer Anstalt vorübergehen können. Gesammtdeutschland gewidmet, Eigenthum des ganzen deutschen Volkes und somit Repräsentant seiner Einheit, fühlt unser Institut jeden Sieg, auf welcher Seite er auch erfochten werde, als eine Niederlage, und nur die Hoffnung kann uns Trost geben, daſs ein fester, dauernder Friede wohl bald wieder das deutsche Volk vereinige, daſs der Krieg den Patriotismus wecke und läutere. Der traurige Bruderkrieg muſs ein Ende nehmen; dann wird das Museum, das weder Parlament noch Bundestag, weder Zoll- noch National-Verein, sondern der einmüthige, freie Wille des deutschen Volkes und sämmtlicher Fürsten geschaffen, wieder aufs neue Zeugniſs geben, daſs ein Vaterland alle Stämme umfaſst. Sein Wahlspruch ist und soll ewig bleiben: Durch Einheit stark. Ueber jeder Partei stehend, rechnet das Museum darauf, daſs jeder Deutsche soviel in seinen Kräften steht thun werde, um ihm über die Schwierigkeiten hinwegzuhelfen, die in den Zeitereignissen begründet sind, um es ihm zu ermöglichen, für bessere Tage sich zu erhalten. Möge doch wenigstens Ein und der Andere im Donner der Kanonen auch an das deutsche Nationalinstitut denken! — Wir sagen „möge“; und doch ist’s nicht blos unser Wunsch — nein, mit Freude und Stolz, soweit die trübe Zeit dies zuläſst, können wir sagen, daſs dies Viele mit uns fühlen, daſs uns in der letzten Zeit manche Zuschrift zugegangen ist, die diesen Gedanken ausspricht, daſs Mancher aufs neue versprochen hat, im Leid wie in der Freude festzuhalten an unserer Nationalsache. Haben wir auch in diesem Monate nicht Vieles zu melden, so ist doch eine um so schwerer wiegende Thatsache zu verzeichnen, die beweist, daſs nicht Alle im Drange der Ereignisse uns vergessen haben. Herr Professor von Scheurl in Erlangen, der Vertreter der altberühmten Nürnberger Patrizierfamilie, hat im Museum eine Stiftung seiner Familie errichtet, indem er nicht blos das gesammte, höchst interessante Familienarchiv unter Eigenthumsvorbehalt im Museum deponierte, sondern auch eine groſse Anzahl seltener Bücher, die in unserer Bibliothek ebenso eine gesonderte Reihe bilden werden, wie die deutsche Parlamentsbibliothek und die Wilhelmische Bibliothek. Das höchste Interesse aber erweckt eine davon getrennt zu haltende ganze Bibliothek aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh.: die noch ganz intakt bewahrte Bibliothek des berühmten Nürnberger Rechtsgelehrten und Staatsmannes Dr. Christoph Scheurl († 1542), die nicht blos eine groſse Zahl höchst werthvoller, uns bis jetzt fehlender Incunabeln enthält, sondern auch noch ganz die alte, von der heutigen verschiedenen Aufstellungsweise einer Bibliothek zeigt. Es wird Veranstaltung getroffen werden, daſs diese Bibliothek so aufgestellt wird, daſs auch das Publikum den Genuſs hat, eine intakte Bibliothek des 16. Jahrh. zu sehen. Eine Anzahl sehr werthvoller Porträts und sonstiger Familienbilder aus dem 15.-17. Jahrh., Kupferstiche, Holzschnitte, Holzstöcke u. s. w. vervoll[S. 250]ständigen diese groſsartige Familienstiftung. Unter den Urkunden des Familienarchivs befinden sich eine ziemliche Anzahl älterer und selbst einige nicht unbedeutende Kaiserurkunden; unter den Akten aber Manches von höchstem Interesse; so eine Zahl eigenhändiger Briefe von Martin Luther, Melanchthon, Hieronymus Paumgärtner etc., dann der Briefwechsel des Dr. Chr. Scheurl mit Herzog Georg von Sachsen und Bischof Johann von Trient, eine Reihe von Briefen anderer fürstlicher Personen, der Städte Weiſsenburg, Passau etc. an Dr. Christoph Scheurl. Die Uebertragung in’s Museum hat eben begonnen; ein Ueberblick der reichen Stiftung läſst sich erst dann gewinnen, wenn das ganze Material geordnet im Museum liegt; allein so viel kann man schon jetzt sagen, daſs diese v. Scheurl’sche Familienstiftung mit zu den groſsartigsten Förderungen gehört, die das Museum seit Langem erhalten hat.

Möchte dies Beispiel gerade jetzt recht viele Nachahmung finden!

Eine andere sehr dankenswerthe Förderung ist von Seite des hiesigen Kaufmanns Herrn Ph. Lobenhofer zu Theil geworden, der eine interessante, lebensgroſse, bemalte Marienstatue aus dem Beginn des 15. Jahrh., unter Eigenthumsvorbehalt, im Museum deponiert hat.

Wie das Museum seine Hauptaufgabe in der wissenschaftlichen Thätigkeit sucht, so muſs es sich auch freuen, wenn der Name seiner Beamten über ihre eigentliche amtliche Aufgabe hinaus Anerkennung findet. Mit Stolz blickt es daher auf eine Anzahl Gelehrte, die jetzt da und dort im weiten deutschen Vaterlande ehrenvolle Posten bekleiden, und die einst ihre Thätigkeit im german. Museum begonnen. So mischt sich auch jetzt ein gerechter Stolz in das Bedauern, abermals einen tüchtigen Beamten aus dem Museum scheiden zu sehen, indem unser Archivconservator, Herr Dr. C. Will als fürstl. Thurn und Taxis’scher Archivar nach Regensburg berufen wurde. Auch in anderer Weise wurde bisher der Thätigkeit mancher Beamten des Museums Anerkennung gezollt. So wurden z. B. die Herren Gebrüder DDr. Erbstein wiederholt ersucht, gröſsere numismatische Sammlungen zu ordnen und zu verzeichnen. Ein ähnliches Ersuchen wurde jüngst an diese Herren in Betreff der im Nachlasse des zu München verstorbenen, in numismatischen Kreisen allbekannten Herrn Obersten Ritter von Schultheſs-Rechberg befindlichen Münzsammlung gestellt und ihnen von Seite des Museums der zur Vorbereitung dieser Arbeit, mit der namentlich die Fortführung und Vollendung des vom Verstorbenen herausgegebenen „Thalerkabinets“ verbunden sein wird, nöthige Urlaub gewährt, wozu sich das Museum um so mehr verpflichtet fühlte, als ihm ein Betrag von einhundert Gulden aus jenem Nachlasse zugewiesen worden. An sonstigen Beiträgen wurden im Laufe des Monats neu gezeichnet:

Aus Vereinskassen: Vom Gesangvereine zu Lauf (Bayern): 3 fl. (einm.)

Von Privaten: Basel: Gymnasiallehrer Ludwig Sieber 2 fl. 20 kr. (statt früher 1 fl. 10 kr.); Berchtesgaden (Bayern): Ignaz Frhr. v. Barth, kgl. Landrichter, 1 fl., Jos. Dietz, k. Rentbeamter, 1 fl., Baubeamter Haindl 1 fl., Kaufmann J. Kerschbaumer 1 fl., Privatier Michael Kirchmayr 1 fl. 45 kr., Dr. Kimmerle, prakt. Arzt, 1 fl., Haupt[S. 251]salzamtskassier Ostler 1 fl., Apotheker Pirngruber 1 fl., Ludwig von Savoye, k. Notar, 1 fl. 45 kr., Oskar Scheidemandel, Aufschläger, 1 fl., Jakob Schwarzenbeck, Posthalters-Sohn, 1 fl., Hauptsalzamtscontroleur Weidmann 1 fl., Ritter von Weishaupt, k. Ober-Berg- und Salinenrath, 1 fl. 45 kr.; Callenberg (Kgr. Sachsen): Pfarrer Anaker in Hohenstein 1 fl. 45 kr., Fabrikant Victor Falke in Hohenstein 1 fl. 45 kr., Kaufmann Ewald Frey in Hohenstein 1 fl. 45 kr. (einm.), Kaufmann Karl Heise in Hohenstein-Ernstthal 1 fl. 45 kr., Kaufmann Ferdinand Jacobi in Hohenstein 1 fl. 45 kr., Lic. Moriz Meurer, Pfarrer, 1 fl. 45 kr.; Calw (Württemberg): Dr. med. Ad. Günzler in Liebenzell 30 kr., P. Haaga, Distriktsarzt in Herrenalb 30 kr., Dr. C. Müller, Oberamtsarzt, 1 fl.; Eſslingen: Caroline Gräfin von Beroldingen, geb. Gräfin von Larisch-Mönich, Staatsministerin, Excellenz, in Stuttgart, 6 fl., Mathilde Freifräulein von Buttlar 1 fl., Max Freiherr von Soden, stud. jur., in München, 1 fl. 45 kr., Wilhelm Graf von Taubenheim, stud. jur., in Tübingen, 2 fl.; Freiburg i. Br.: Professor Schreiber 10 fl. (einm.); Furth a. W. (Bayern): Erhard Bauer, k. Hauptzollamtsverwalter, 1 fl., Stadtschreiber Raim, Bauer 1 fl., Bernhard Frhr. v. Hirschberg, Güterexpeditor, 1 fl., Dr. phil. Schlimmbach 1 fl.; Gussenstadt: Pfarrer G. Steinbeis 1 fl.; Lauf: Kaufmann J. G. Barth 1 fl. (einm.); Nürnberg: Dr. Heinrich Kleemann, Apotheker, 1 fl. 45 kr.; Ostheim v. d. R. (Sachsen-Weimar): Diaconus Ackermann 1 fl., Rektor L. Andrä 1 fl., Justiz-Amtmann Karl Briegleb 1 fl., Dr. med. Glock 1 fl. 45 kr., Amtsphysikus Dr. Keſsler 1 fl., Amtsaktuar Ottomar Kind 1 fl.; Staffelstein (Bayern): Kunstmühlenbesitzer A. Eichenmüller 1 fl. (einm.), Bezirksamtmann Falco 1 fl., Rechtspraktikant Finzel 1 fl. (einm.), Dr. Hepp, k. Bezirksarzt, 1 fl. (einm.), Künell, geistl. Rath, Dechant und Stadtpfarrer, 1 fl., Notar Maltz 1 fl. (einm.), Michael Reuder, k. Bez.-Amts-Assessor, 1 fl. (einm.), Apotheker Rigel 1 fl. (einm.) Rechtspraktikant, Schmitt 1 fl. (einm.), Gallus Silbermann, Fabrikbesitzer, in Hausen 2 fl. (einm.)

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Beyschlag, Pfarrer, in Freimersheim:
3347. Ein Trauerlied auf Elias Hainzelmann, sammt Begleitbrief aus dem Jahre 1695. Pap.

C. J. Gabriel, Buchhalter, in Winzingen:
3348. Pachtvertrag von 1815. Pap.

II. Für die Bibliothek.

Dr. Friedr. Münscher, Gymnasialdirektor, in Marburg:
19,455. Zilch, über Philodemus und Hyperides. 1866. 4. Prgr.

K. rhein. Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn:
19,456. Dies., index scholarum etc. 1865 u. 1865–66. 4.
19,457. Catalogi chirographorum in bibliotheca acad. Bonnensi servatorum fasc. VI, p. I. 1865. 4.
19,458. de Bruenneck, de auctoritatis qua Prussiae ordines sub ordinis Teutonici imperio utebantur initio et incremento. 1865. 8.
19,459. Hennes, de fide, quae Bonizonis libro ad amicum tribuenda sit. 1865. 8.
19,460. Hoelscher, de Irmini dei natura Germanorumque nominis origine. 1865. 8.
19,461. Krueger, Bonizonis liber ad amicum, num ea fide dignus sit, quam illi recentiores scriptores tribuere solent. 1865. 8.
19,462. Loening, de pace domestica. 1865. 8.
19,463. Varrentrapp, commentationis de Christiano archiepiscopo Moguntino spec. I. 1865. 8.
19,464–19,506. 43 weitere akadem. Schriften vermischten Inhalts. 1865. 4. u. 8.

Dr. Georgens, Direktor des Levanakindergartens in Nürnberg:
19,507. Luther, ain Sermon von dem neüwen Testament. 1520. 4.
19,508. Bodenstayn von Carolstat, Missiue von der allerhochsten tugent gelassenhait. 4.
19,509. Schopff, ein christl. Gottselige Predigt Von rechter heiligung des Sabbaths. 1593. 4.
19,510. Rab, christliche Revocation Predigt. 1601. 4.

[S. 252]

A. Essenwein, I. Vorstand des german. Museums:
19,511. Ders., die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau. 1866. 4.

Job. Phil. Raw’sche Buchh. (C. A. Braun) in Nürnberg:
19,512. Detzer, evangel. Concordienbuch; 3. Aufl. 1847. 8.
19,513. v. Soden, Karl V. in Nürnberg. 1858. 8.

Dr. J. K. Haſskarl in Cleve:
19,514. Ders., die Familie der Commelinaceae. 8. Sonderabdr.

Conrad Noever in Gladbach:
19,515. Ders., zur Geschichte M.-Gladbachs. 1866. 8.

Direktion der Maximilians-Heilungs-Anstalt für arme Augenkranke in Nürnberg:
19,516. Dies., 52. Jahres-Bericht etc. 1866. 4.

K. Universität Tübingen:
19,517. Systematisch-alphabetischer Hauptkatalog der k. Universitätsbibliothek zu Tübingen; A., F., G., K. Nebst Zuwachsverzeichniſs 1850–53 u. I-VIII, XI u. XII. 1853–65. 4.
19,518. Tübinger Universitätsschriften a. d. J. 1865. 1866. 4.
19,519. Nädelin, d. erste Periode der Entwicklungsgeschichte der deutschen Centralgewalt. 1865. 8.
19,520–40. 21 Dissertationen vermischten Inhalts. 1865. 4. u. 8.

Histor. Filial-Verein in Neuburg a. D.:
19,541. Ders., Collektaneen-Blatt etc. 31. Jhrg. 1865. 1866. 8.

J. Zitzlsperger, Professor an der k. Landwirthschafts- u. Gewerbeschule in Amberg:
19,542. Ders., Beiträge zu einer Handwerks- und Gewerbsgeschichte Ambergs. (Schluſs.) 1865. 4. Progr.

Ein Ungenannter in Braunschweig:
19,543. Eines E. Raths der Stadt Braunschweig Fewer-Ordnung. 1647. 4.
19,544. Dero Stadt Braunschweig Kleider-Ordnung. 1650. 4.
19,545. Eines E. Rathes dero Stadt Braunschweig Edict, die an statt derer Hochzeiten, zugelassene Abend-Gastereyen nicht mehr des Sontags, sondern Montags zuhalten. 1661. 4.
19,546. Eines E. Rathes dero Stadt Braunschweig Kind-Tauff-Ordnung 1669. 4.
19,547. Auf Landes-Fürstl. gn. Befehl E. E. Raths der Stadt Braunschweig publicirte Kleider-Ordnung. 1705. 4.
19,548. Eines E. Rathes der Stadt Braunschweig Edict wegen Abschaffung der Bänder. 1662. 4.

J. A. Stein’s Buchhandl. (A. Köllner) in Nürnberg:
19,549. Solger, Klinschor; e. Gedicht. 1864. 8.

J. Metzner, Kaplan, in Nürnberg:
19,550. Volumen Justiniani solertissime reuolutum. 1527. 4.

K. bayer. Akademie der Wissenschaften in München:
19,551. Dies., Sitzungsberichte; 1866, I, II. 1 u. 2. 8.

Dr. med. Hermann Hartmann in Lintorf:
19,552. Norbert, Lebensbeschreibung Bischof Benno’s II., übersetzt von Hartmann. 1866. 8.

J. F. G. Lodtmann, Pastor, in Osnabrück:
19,553. Ders., Genealogie der Möser’schen Familie. 1866. 8.

August Recknagel, Buchhandlung, in Nürnberg:
19,554. Supremae pietatis monumenta divis manibus domini Josephi etc. consecrata. 1711. 2.
19,555. Ausführliche Nachricht von dem Röm.-Catholischen Jubel-Jahr. 1725. 8.
19,556. Das merckwürdige Wienn; Jan.—Martius. 1727. 4.
19,557. Schulzius, historia medicinae etc. 1728. 4.
19,558. Vera delineatio atque descriptio globi imperialis. 1730. 2.
19,559. Zweyte Zusammenkunfft von der kurtzen doch zulänglichen Nachricht von dem Saltzburgischen Emigrations-Geschäffte. 1732. 8.
19,560. Duellius, Fridericus pulcher Austriacus. 1733. 4.
19,561. Ders., lucubratio epistolaris etc. 1733. 4.
19,562. Ders., epistola ad Dom. Coelestinum L’Orefice etc. 2.
19,563. Recensio tomi prodromi chronici Gotwicensis. 4.
19,564. Ausführliche Nachricht von d. prächtigen Leich-Begängniſs Eugenii von Savoyen. 1736. 2.
19,565. Spitz, jura viduarum clericorum et professorum. 1737. 4.
19,566. Bellaminte, mémoire de Frid. Henri comte de Seckendorff. 1739. 8.
[S. 253] 19,567. Ungrund der von der Reichs-Stadt Nürnberg über Bislohe sich angemaſsten landesherrlichen Obrigkeit. 2.
19,568. Link, commentatio de concepto renovatae ordinationis cameralis. 1754. 4.
19,569. Prioralo, Lebensgeschichte Albrechts von Waldstein. 1769. 8.
19,570. Ratzenberger’s geheime Geschichte von den Chur- und Sächsischen Höfen etc. 1774. 8.
19,571. Pfeiffer, der Reichscavalier auf seinem reichsohnmittelbaren Gebiete. 1787. 8.
19,572. de Peschwitz, de jure et privilegiis nobilium. 1740. 8.
19,573. Darstellung des Nürnberg. unbestreitbaren Eigenthums- und Besitzes der in d. Bayern-Landshutischen Erbfolgekrieg acquirirten Ländereien. 1791. 4.
19,574. Kurze Ausführung des den Herrn Grafen Joh. Ludw. Vollrath und Friedr. Ludw. v. Löwenstein-Wertheim zuständigen Erbrechts. 1791. 2.
19,575–19,585. 11 weitere Schriften vermischten Inhalts. 1730–1796. 2. 4. u. 8.

Verwaltungsrath der Wedekind’schen Preisstiftung in Göttingen:
19,586. Henricus de Hervordia, liber de rebus memoriabilioribus, ed. Potthast. 1859. 4.

Bernh. Tauchnitz, Verlagshandlung, in Leipzig:
19,587. Rudelbach, Reformation, Lutherthum und Union. 1839. 8.
19,588. Friedberg, d. Recht d. Eheschlieſsung. 1865. 8.
19,589. v. Weber, Anna, Churfürstin zu Sachsen. 1865. 8.

Georg Widter, k. k. Postdirektor, in Vicenza:
19,590. Ders., Materialien zur Geschichte und Beschreibung der Provinz Vicenza. 1866. 2. Hs.

Historischer Verein in St. Gallen:
19,591. Ders., Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte; V u. VI. 1866. 8.
19,592. Keſslerus, Joachimi Vadiani vita. 1865. 4.

Dr. Herm. Wartmann in St. Gallen:
19,593. Ders., Urkundenbuch der Abtei St. Gallen; II. Thl. 1866. 4.

Gelehrte estnische Gesellschaft in Dorpat:
19,594. Dies., Sitzungsberichte; 1865. 8.
19,595. Schirren, der Codex Zamoscianus. 1865. 4.

Hermann Böhlau, Verlagsbuchhandl., in Weimar:
19,596. Zeitschrift f. Rechtsgeschichte; Bd. V, 2. 1866. 8.

J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung in Leipzig:
19,597. Hinrichs’ fünfjähriger Bücher-Catalog; III. Bd. 1861–65. 1866. 8.

Bernhard Schlicke, Verlagshandl., in Leipzig:
19,598. Strack, Missionsgeschichte der Deutschen. 1860. 8.
19,599. Bogdanowitsch, Geschichte des Krieges 1814 in Frankreich; aus dem Russ. v. Baumgarten. I. Bd. 1866. 8.

A. Essenwein, I. Vorstand des german. Museums:
19,600. Ders., über d. Prinzip der Fortbildung auf dem Gebiete des Gewerbes. 4. Sonderabdr.

Dr. Martius, prakt. Arzt, in Nürnberg:
19,601. Beschreibung derer Thaler des gräflich. und fürstlichen Hauses Mansfeld. 1758. 4.
19,602. Hentze, Versuch über die ältere Geschichte des fränk. Kreises; 1. Stck. 1788. 8.
19,603. Palm, Versuch einer Handbibliothek der ökonomischen Litteratur. 1790. 8.
19,604. Blank, Musiv-Gemählde oder mosaische Kunstarbeiten in d. hochfürstl. Kunst-Cabinette zu Würzburg. 1796. 8.
19,605. v. Spaun’s politisches Testament; hg. v. Eisenmann. 1831. 8.

Naturwissenschaftlicher Verein in Carlsruhe:
19,606. Ders., Verhandlungen; 1. u. 2. Heft. 1864 u. 66. 4.

J. F. G. Lodtmann, Pastor, in Osnabrück:
19,607. Norbert, Lebensbeschreibung Bischof Benno’s II. zu Osnabrück; übers. v. Hartmann. 1866. 8.

Louis de Baecker in Bergues (Frankreich):
19,608. Ders., observations sur le traité des écritures cunéiformes de Mr. le comte de Gobineau. 1866. 8.

Dr. Wilhelm Wackernagel, Universitäts-Professor, in Basel:
19,609. Ders., sechs Bruchstücke einer Nibelungenhandschrift aus der mittelalterlichen Sammlung zu Basel. 1866. 4.

[S. 254]

J. Ludwig Schmid’s Verlagshandlung in Nürnberg:
19,610. Hutzelmann, Tabelle der bayerischen u. deutschen Geschichte. 1866. 8.
19,611. Hopf, bayerische Geschichte in Zeittafeln. 1865. 8.

A. D. Geisler, Verlagsbuchhandl., in Bremen:
19,612. Schäfer, Grundriſs der Geschichte der deutschen Literatur; 10. Aufl. 1866. 8.

Ferdinand Enke, Verlagsbuchhandlung, in Erlangen:
19,613. Strauch, über Ursprung und Natur der Regalien. 1865. 8.

Direktion der groſsen Stadtschule zu Rostock:
19,614. Mahnius, elementorum artis historicae partic. I. 1833. 4.
19,615. Mahn, Beiträge zur Geschichte des alten wendischen Rostocks. 1854. 4.
19,616. Bachmann, kleine Beiträge zur Geschichte der Rostocker Stadtschule. 1865. 4.
19,617–19,652. 36 weitere Programme der groſsen Stadtschule zu Rostock. 1829–66. 4.

K. bayr. Akademie der Wissenschaften in München:
19,653. Dies., Abhandlungen der philol.-philos. Classe; X, 3. u. XI, 1. 1866. 4.
19,654. Schlagintweit, die Gottesurtheile der Indier. 1866. 4.

Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde in Leeuwarden:
19,655. Dies., de vrije Fries; XI. Deel, n. R. V, 2. 1865. 8.

Altmärkischer Verein für vaterländ. Geschichte u. Industrie in Salzwedel:
19,656. Ders., 15. Jahresbericht. 1865. 8.

César Daly, Architekt, in Paris:
19,657. Révue générale de l’architecture; 23. vol., no. 9–10. 1866. 4.

C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung in Nördlingen:
19,658. Kluckhohn, Ludwig d. Reiche, Herzog v. Bayern. 1865. 8.
19,659. Schletterer, übersichtl. Darstellung d. Geschichte der kirchl. Dichtung. 1866. 8.

Buchner’sche Buchhandlung in Bamberg:
19,660. Heinisch u. Ludwig, kurze Geschichte d. deutschen Literatur; I. u. II. Thl. 1857. 8.

Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung in Berlin:
19,661. Richter, d. weströmische Reich. 1865. 8.

Heinrichshofen’sche Buchhandlung in Magdeburg:
19,662. Möller, Paul Gerhardt’s Ehrengedächtniſs in Grafenhaynichen. 1844. 8.
19,663. Müller, Deutschlands Wiedergeburt. 1865. 8.

J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung in Leipzig:
19,664. Handbuch der Geographie und Statistik; Bd. II, 1. Nachtr. u. Bd. III, 9. Lief. 1866. 8.

Hinstorff’sche Hofbuchhandlung in Wismar:
19,665. Reuter, sämmtliche Werke; 1. 2. 7–10. Bd. 1865–66. 8.

Heinr. Carl Huch’s Buchhandlung in Quedlinburg:
19,666. Zwei Hexenprozesse a. d. J. 1688. 1863. 8.

Otto Janke’s Verlagsbuchhandlung in Berlin:
19,667. Hesekiel, Lux et Umbra; 3 Bde. 1861. 8.
19,668. v. Stifft, Culturstudien; 2 Bde. 1865. 8.
19,669. v. Maltitz, altadelige Haus- u. Familiengeschichten; I. Abth., 1–4. Bd., II. Abth. 1–4. Bd. 1865–66. 8.

G. C. E. Meyer sen. Verlagsbuchhandl. in Braunschweig:
19,670. Beste, Luther’s Kinderzucht. 1846. 8.

Constantin Niese, Verlagsbuchhandlung, in Saalfeld:
19,671. Wagner’s Chronik der Stadt Saalfeld, fortgesezt v. Grobe; 9. Heft. 1866. 8.

G. Reichardt’s Verlagshandlung in Eisleben:
19,672. Scharfe, d. Regierungsbezirk Merseburg. 1841. 8.
19,673. Läncher, Geschichte der gräfl. Häuser und der Grafschaften Wernigerode, Stolberg, Roſsla, Hohenstein. 1844. 8.
19,674. Cunz, Dr. Luther’s Denkmal in seinen Liedern. 1846. 8.

J. Ricker’sche Buchhandlung in Gieſsen:
19,675. Schmitthenner’s kurzes deutsches Wörterbuch; 3. Auflage, 9. Lief. 1866. 8.

Heinrich Schindler, Verlagshandlung, in Berlin:
[S. 255] 19,676. Die Himmelsstürmer oder die St. Georgsbrüder. 1858. 8. 19,677. Reusch, die nordischen Göttersagen. 1865. 8.

Schmorl & von Seefeld, Verlagsbuchhandl., in Hannover:
19,678. Riefkohl, die Insel Norderney. 1861. 8.
19,679. v. Warnstedt, die Oldenburger und Brandenburger Erbansprüche auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein. 1865. 8.

J. Schorner’sche Buchhandlung in Straubing:
19,680. Dobler, nenia, manibus Tillii dicata. 1845. 8.
19,681. Mörtl, Lieder u. Sagen. 1846. 8.
19,682. Gistel, die südwestbayerische Schweiz. 1857. 8.
19,683. Dobler, über den Einfluſs des Genius der alten Literatur auf d. Entwicklungsgang d. deutschen Literatur. 1864. 8.

Fr. Steudel, Verlagsbuchhandlung, in Stade:
19,684. Schlüter, Sammlung sämmtlicher in d. Herzogth. Bremen u. Verden in Beziehung auf d. Meierrecht erlassenen Gesetze etc. 1861. 8.

Eduard Trewendt, Verlagshandlung, in Breslau:
19,685. Groſs-Hoffinger, die Donau vom Ursprung bis in das schwarze Meer. 1846. 8.
19,686. Eberhard, die religiösen Ideen nach ihrer geschichtlichen Entwickelung in der Bibel. 1846. 8.
19,687. Versuch einer Geschichte des vormaligen frstl. Cisterzienser-Stiftes Heinrichau. 1846. 8.
19,688. Wattenbach, die slawische Liturgie in Böhmen und die altruſsische Legende v. heil. Wenzel. 1857. 8. Sonderabdr.
19,689. Röpell, über die Verbreitung des Magdeburger Stadtrechts im Gebiete des alten polnischen Reichs. 1857. 8. Sonderabdr.
19,690. Uschner, der Froschmäusekrieg. 1860. 8.
19,691. v. Holtei, schlesische Gedichte. 1861. 8.
19,692. Krug, Geschichte der preuſs. Staatsschulden. 1861. 8.

Velhagen und Klasing, Verlagshandl., in Bielefeld:
19,693. Niemeyer, deutsche Dichtungen zur deutschen Geschichte. 1844. 8.
19,694. Catechismus Romanus, ed. Buse; tom. I. u. II. 1859. 8.
19,695. Concilii Tridentini canones et decreta, ed. Smets. 1859. 8.
19,696. Lange, verm. Schriften; n. Folge, 1–3. Bd. 1860–64. 8.

Weidmann’sche Verlagsbuchhandlung in Leipzig:
19,697. Bertran von Marseille, la vie de Ste. Enimie, hg. v. Sachs. 1857. 8.
19,698. Martin, Grammatik und Glossar zu der Nibelunge Not. 1865. 8.

J. Gabriel, Buchhalter, in Winzingen:
19,699. Müller, Blicke in das Labyrinth der Zukunft. 1848. 8.
19,700. Leyser, zum sechsten Mai. 1 Bl. 4.

Friedr. Hektor Graf von Hundt, k. Ministerialrath, in München:
19,701. Ders., Fund römischer Denare bei Niederaschau. 1866. 8. Sonderabdr.

Anton Kutschera in Weitz:
19,702. Ders., Geschichte der Vorzeit aus Denkmalen; IV. 8.

A. Emmerling, Verlagsbuchhandlung, in Heidelberg:
19,703. Alphabetisches Ortsverzeichniſs des Groſsherzogth. Baden. 1866. 4.

Aug. Hildebrand, Verlagshandlung, in Schwerin:
19,704. Resultate aus G. v. Lehestens: Der Adel Mecklenburgs seit 1755. 1864. 8.

J. J. Lentner’sche Buchhandlung in München:
19,705. Schlett, d. Römer in München. 1830. 8.
19,706. Schmeller, über d. Studium der altdeutschen Sprache und ihrer Denkmäler. 1827. 8.
19,707. v. Wendt, Abhandlungen u. Rechtsfälle zur Erläuterung des gem. bayer. u. sächs. Civilrechts u. Civilprozesses. 1836. 8.
19,708. Fick, Lehrbuch d. allgem. Geschichte; 3 Bde. 1843 u. 44. 8.
19,709. v. Chantal, Leben und Wirken des heil. Franz v. Sales, 1842. 8.
19,710. Von der Reinhaltung u. Reinigung der heil. Geräthe u. Gewänder. 1860. 8.
19,711. Lechner, Leben der Heiligen aus d. Orden der Kapuziner; 3 Bde. 1863–65. 8.
19,712. Sattler, Geschichte der Marianischen Congregationen in Bayern. 1864. 8.

[S. 256]

W. J. Peiser, Verlagsbuchhandl., in Berlin:
19,713. Pierson, Leitfaden der preuſs. Geschichte. 1865. 8.

Alvin Prausnitz, Verlagsbuchhandl., in Berlin:
19,714. Ritter, Philipp Melanchthon. 1860. 8.
19,715. Neomarchicus, ut’n Hangbuttenstrukh. 1862. 8.

A. Sacco’s Nachfolger, Verlagshandlung, in Berlin:
19,716. Döring, poet. Sagenkreis auf histor. Grunde. 1846. 8.

Schlesinger’sche Buchhandlung in Berlin:
19,717. Wörterbuch der in der Instrumental- und Vokal-Musik vorkommenden Ausdrücke. 8.

A. W. Unzer, Verlagshandlung, in Königsberg:
19,718. Rosenkranz, d. Verdienst d. Deutschen um die Philosophie der Geschichte. 1835. 8.

Eduard Zernin, Verlagshandlung, in Darmstadt:
19,719. Bopp, Beiträge zum Verständnisse der vier mittelrhein. Landrechte; 2. Thl. 1857. 8.

A. Blanchet in Lausanne:
19,720. Ders., notices sur quelques monnaies inédites de l’évêché de Sion. 1864. 4.

G. v. Bülow in Lausanne:
19,721. Blanchet, Lausanne dès les temps anciens. 1864. 8.

Louis Pröbster, Kaufmann, in Nürnberg:
19,722. de Pufendorf, de rebus a Carolo Gustavo Sueciae rege gestis commentariorum libri VII. 1729. 2.

Dr. H. Wuttke, Universitäts-Professor, in Leipzig:
19,723. Ders., die deutschen Zeitschriften und die Entstehung der öffentl. Meinung. 1866. 8.
19,724. Brevis introductio in historiam rerum Germanicarum literariam. 1727. 4.
19,725. v. Kamper, Geschichte der Niederlande; I. Bd. 1831. 8.
19,726. Eichstadius, de praecipuis quibusdam Ernestinae prosapiae in Saxonia principibus. I. 1844. 4.
19,727. Eichstadius, memorabilia academiae Jenensis; IV. 1848. 4.
19,728–19,741. 15 weitere Schriften vermischten Inhalts a. d. J. 1815–64. 4. u. 8.

Alfred Oehmigke, Verlagshandlung, in Neu-Ruppin:
19,742. Smidt, Heinrich van Zütphen. 8.

Hammer, Oekonom, in Heroldsberg:
19,743. Vogt, catalogus hist.-crit. librorum rariorum. 1793. 8.

Geschichts- u. alterthumsforschende Gesellschaft des Osterlandes in Altenburg:
19,744. Dies., Mittheilungen; Bd. VI, 3. u. 4. Heft. 1865. 8.

Fr. Wagner’sche Buchhandlung in Freiburg i. Br:
19,745. Buſs, die Methodologie des Kirchenrechts. 1842. 8. 19,746. Söltl, Attila, Trauerspiel. 1865. 8.

Universität zu Straſsburg:
19,747. Collection générale des dissertations de la faculté de médecine de Strasbourg; année 1865, tome 36–38. 1866. 4.

Redaktion der Heidelberger Jahrbücher in Heidelberg:
19,748. Heidelberger Jahrbücher der Literatur; Jhg. 56, 4; 57, 3 u. 59, 4. 1863, 64, 66. 8.

Herder’sche Verlagshandlung in Freiburg i. Br.:
19,749. Sammlung historischer Bildnisse; I-IV. 1857–64. 8.
19,750. Floſs, Leonis P. VIII. privilegium de investituris Ottoni I. imp. concessum. 1858. 8.
19,751. Scharpff, die Entstehung des Kirchenstaates. 1860. 8.
19,752. v. Wänker, aus der deutschen Geschichte der zwei letzten hundert Jahre. 1861. 8.
19,753. Schwäbische Volkslieder. 1864. 8.
19,754. Rieſs, d. selige Petrus Canisius aus der Gesellschaft Jesu. 1865. 8.

Ph. Krüll’sche Universitäts-Buchhandlung in Landshut:
19,755. Permaneder, Handbuch des gemeingiltigen katholischen Kirchenrechtes; 3. Aufl. 1856. 8.
19,756. Kirnberger, Handbuch für den röm. Choralgesang. 1858. 8.

Dr. Joh. v. Hoffinger, k. k. Ministerialsekretär, in Wien:
19,757. Derselbe, das fürstl. u. gräfl. Haus Dietrichstein. 1866. 8. Sonderabdr.

Dr. J. K. Haſskarl in Cleve:
19,758. Ders., über die Commelinaceen. 8. Sonderabdr.

[S. 257]

Dr. C. B. A. Fickler, Professor, in Mannheim:
19,759. Ders., Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Abtei Alpirsbach. 1866. 8.
19,760. Tunner, Album von Maria-Zell. 2.

Oudheidskundige Kring van het Land van Waes in St. Nikolaas:
19,761. Ders., buitengewone Uitgaven; Nr. 4. 1866. 8.

Steiermärkischer Verein zur Förderung der Kunst-Industrie in Graz:
19,762. Ders., Katalog der zweiten Ausstellung kunstgewerblicher Erzeugnisse. (1866.) 8.

Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen in Basel:
19,763. Dies., Geschichte; 89. Jahr, 1865. 1866. 8.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Götz, Administrator, in Regensburg:
5110. Männl. und weibl. Kopf, Oelgemälde vom 18. Jhdt. aus dem Schottenkloster zu Regensburg.

G. von Bülow in Lausanne:
5111. Plan der Stadt Lausanne, Steindruck.

Fr. Baader, Conditor, in Krumbach:
5112. Verschiedene Reste von irdenen und bronzenen Geschirren und Eisengeräthen aus einem Grabfunde bei Krumbach.

Anton Peter, Schriftsetzer, in Nürnberg:
5113. Silbermünze des Grafen Sigismund von Tirol.

Chr. Heſs, Maschinenmeister, in Nürnberg:
5114. Böhm. Silbermünze von 1660.

A. Jungfer in Berlin:
5115. Sammlung von 310 Falschmünzerprodukten u. a. Münzen.

Arn. Geiger in Isny:
5116. Siegelstock der Weber zu Isny, 1603.

K. Ehemann, Rothgerbermeister, in Nürnberg:
5117. Flasche von weiſsem Glase mit eingebrannten gemalten Wappen, 17. Jhdt.
5118. 2 Krüge mit Zinndeckeln, 18. Jhdt.
5119. Schildpattdose mit gepreſstem Deckel, 17. Jhdt.

Bürgermeisteramt zu Oggersheim:
5120. Lackabdruck des älteren Stadtsiegels von Oggersheim.

Dr. C. B. A. Fickler, Professor, in Mannheim:
5121. 6 photograph. Aufnahmen von und aus dem Kloster Alpirsbach.

L. Pröbster, Kaufmann, in Nürnberg:
5122. 142 Darstellungen aus Puffendorfs Geschichte Carl Gustavs, Königs von Schweden, in Kupferstich von P. Lombart u. A.
5123. 14 Abbildungen aus anderen älteren Druckwerken.

J. Höfler, Vikar, in Eschenfelden:
5124. Eiserner Kirchenschlüssel mit anhangender Kette, 14. Jhdt.
5125. 2 bei Breitenstein ausgegrabene Bronzesicheln.

H. Dworzak, Gutsbesitzer, in Aistersheim:
5126. 8 Blätter älterer Papierproben mit Wasserzeichen.

Fr. Knapp, Kaufmann, in Nürnberg:
5127. Nürnberger Fünfkreuzerstück von 1611 und Tiroler Dreier von 1642.

E. Schnell, fstl. hohenzoller’scher Archivar, in Sigmaringen:
5128. 6 Abdrücke der älteren Stadtsiegel von Sigmaringen.

A. Gibsone, Privatier, in Nürnberg:
5129. Die Passion von Th. Galle nach J. Stradamus.
5130. 5 Blätter Kupferstiche und Radierungen vom 16. und 17. Jhdt.

Port, Kaufmann, in Nürnberg:
5131. Steyermärk. halber Batzen von 1626.

E. P. Thieſs, Kaufmann, in Nürnberg:
5132. Zweikreuzerstück Ludwig’s VIII. von Hessen-Darmstadt.

A. Schabet, fstl. Waldenburg. Archivar, in Wurzach:
5133. 300 ältere und neuere Lackabdrücke von Siegeln.


[S. 258]

Chronik der historischen Vereine.

Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zehnten Bandes dritte Abtheilung. In der Reihe der Denkschriften der XXXIX. Band. München, 1866. Verlag der k. Akademie, in Kommission bei G. Franz. 4.

Eilften Bandes erste Abtheilung. In der Reihe der Denkschriften der XLII. Band.

Zur Erkenntniſslehre von Ibn Sina und Albertus Magnus. Von B. Haneberg. (Die übrigen Abhandlungen haben zur deutschen Vorzeit keine Beziehung.)

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1866. I. Heft. III. München. 1866. 8.

Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Gewerke in München. Sechzehnter Jahrgang. — Erstes und zweites Heft. 1866. 2.

Die Originalentwürfe deutscher Meister für die Prachtrüstungen der Könige von Frankreich. — Der Ceremonienhammer des Papstes Julius III. — Was heiſst Kunst? Aus den Entretiens sur l’architecture von Viollet-Le-Duc. Uebersetzt von A. Mecklenburg.

Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschöpfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rottenburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Dekan Dr. Schwarz. XIX. Band, zweite Hälfte. Zehnter Jahrgang. 1866. Zweites Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8.

Kunst und Handwerk. (Friedr. Schneider.) — Ein Gang durch 80 Kirchen. II. — Alte Reliefstickereien aus der Kuratiekirche von Neuseſs bei Mergentheim. — Die Kirchenthüren des Mittelalters. — Kirchliche Alterthümer im Norden. — Die Thierfabeln in liturgischen Büchern. — Restauration der Klosterkirche St. Zeno bei Reichenhall. — Zweischiffige Kirchen. — Die altehrwürdige Abteikirche zu Solesme. — Kirche zu Marienhafe.

Fünfzehnter Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. Abtheilung für Geschichte. Herausgegeben von Th. Fr. Zechlin. Salzwedel, 1865. 8.

Die Geschlechter v. Metzdorf und v. Ballenstedt in der Altmark, von G. A. von Mülverstedt. — Altmärkische Sagen. (Krüger.) — Geschichtliche Nachrichten über die königliche Burg zu Salzwedel. (Danneil.) — Beitrag zur Geschichte des altmärkischen Consistoriums der Reformationszeit. (Bartsch.) — Die Dorfkirchen romanischen Stiles in der Altmark, vorzugsweise des Verden’schen Theils. (Schmidt.) — Die Grabsteine in und bei der Klosterkirche zu Neuendorf, Kr. Gardelegen. (Ad. M. Hildebrandt.) — Jedem das Seine (betr. die erste Aufstellung gesonderter Stein-, Bronze- und Eisenperioden). (Danneil.) — Die in der Altmark vorzeiten gewesenen Amtshauptmannschaften und ihre Inhaber, vom Archivrath G. A. v. Mülver[S. 259]stedt. — Verfolgung von Raubmördern, 1615. (Ders.) — Vereinsangelegenheiten.

Geschichte der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen in Basel. Neunundachtzigstes Jahr. 1865. Basel. Schweighauser’sche Buchdruckerei. 1866. 8. 272 Stn.

L’Investigateur. Journal de l’Institut historique de France. Trente-troisième année. Tome VI. IV. Série. 376. Livr. Mars 1866. 377. Livraison, Avril 1866. Paris, 1866. 8.

Bulletin monumental ou collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monuments nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 2. 32. Vol. de la Collection. Nr. 4. Paris et Caen, 1866. 8.

Note sur la mitre épiscopale, par M. l’abbé Barraud. (Suite.) St. Vincent-de-Pertignas, département de la Gironde; étude historique et archéologique par M. Léo Drouyn. — Rapport sur des découvertes récentes faites dans le département de Maine-et-Loire, par M. Godard-Faultrier. — Mélanges d’archéologie. — Chronique.

Buitengewoone Uitgaven van den Oudheikundigen Kring van het Land van Waas. Nr. 4.

Het Land van Waas, door Adolf Siret. Eerste Aflevering. St. Nikolaas, 1866. 8.

De Vrije Fries. Mengelingen, nitgegeven door het Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde. Elfde Deel. Nieuwe Reeks Vijfde Deel. Tweede Stuk. Te Leeuwarden bij G. T. N. Suringar. 1865. 8.

De Friesche Kerk te Rome, door Dr. J. H. Halbertsma. — Mededeeling omtrent den oorsprong en de beteekenis van de benaming het Moordjaar, voor het 63e levensjaar, door Mr. W. W. Buma. — De Statuten en Privilegien van het Schuttersgild te Franeker; door Mr. J. Telting. — Hoe een Fries, in het jaar 1564, om de hand van Koningin Elisabeth van Engeland vrijt, door Mr. J. Dirks. — Noch iets over de Grafzerk te Rinsumageest van 1341, door Dr. L. J. F. Janssen.


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

15) Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau von A. Essenwein. Nürnberg, 1866. Im Selbstverlage des Verfassers, gr. 4. 186 u. XLIII Stn. Mit 80 Tafeln Abbildungen und vielen in den Text gedruckten Holzschnitten.

Längst war es bekannt, daſs die alte polnische Königsstadt Krakau reiche und wesentliche Ergänzungen für die deutsche historische Kunst in sich berge. Die Entlegenheit des Ortes, sowie die geringe Kenntniſs der dort herrschenden Sprache bei uns, welche einerseits dem Forscher selten gestatten, die Denkmäler selbst in Augenschein zu nehmen, andrerseits, sie aus den zahlreichen Veröffentlichungen der einheimischen Gelehrten näher kennen zu lernen, verhinderten, daſs die Kunstgeschichte Krakau’s mehr als bruchstückweise bei uns bekannt wurde. Das Einzelne, was darüber zu uns gelangte, war aber stets geeignet, unser Interesse in hohem Grade wach zu rufen und das Bedürfniſs einer zusammenhängenden Kenntniſs zu verstärken. Durch wiederholten Aufenthalt in der Stadt unterstützt, gab der Verfasser bereits früher im „Organ für christliche Kunst“, in der „Gewerbehalle“ und der französischen Zeitschrift „L’Illustration“ eingehendere Mittheilungen; im vorliegenden Werke erhalten wir aber ein so umfassendes und abgerundetes Bild des Ganzen, daſs die groſse Bedeutung dieses vorgeschobenen Postens für die Kunstgeschichte, so weit sie in der That diese und nicht blos lokales Interesse betrifft, als erschöpft und für uns vollständig gewonnen betrachtet werden kann. — In der Einleitung wird zunächst das Verhältniſs des Buches zu den bisherigen, vorzugsweise den heimischen Bearbeitungen desselben Stoffes, namentlich dem rein geschichtlichen oder einseitig patriotischen Standpunkte gegenüber, die streng wissenschaftliche Behandlung und der allgemein kunstgeschichtliche Gesichtspunkt festgestellt, sowie eine kurze[S. 260] Uebersicht und Würdigung der vorzugsweise benützten Literatur gegeben. Ein gemessener Abriſs der Geschichte Krakaus sondiert den Boden vor Allem in Bezug auf Entwicklung kulturgeschichtlicher Verhältnisse und die Bedingungen, welche eine Entfaltung der Kunst begleiten muſsten. Eine vom Plan der Stadt und Wiedergabe mehrerer älterer Abbildungen unterstützte Darstellung der allgemeinen Ansicht Krakau’s in früherer Zeit, sowie der Anlage und Befestigung der Stadt, des Schloſsberges Wawel und der Vorstadt Casimir bildet den Uebergang zum speciell kunsthistorischen Theil, in welchem die Besprechung der Kirchen und unter diesen wieder die des alten Krönungsdomes auf der Burg den ersten Platz einnimmt. Die Domkirche, das Nationalheiligthum Polens und bezeichnend vom Verfasser das Spiegelbild des polnischen Königthums und seiner Geschichte genannt, reicht im Unterbau noch seines heutigen Bestandes bis in den Ausgang des elften oder den Anfang des zwölften Jahrhunderts zurück, zeigt aber in seiner Hauptmasse die Formen des entwickelten gothischen Stiles, die freilich durch zahlreiche spätere Zuthaten und den Thurmaufsatz aus der Renaissance- und selbst Zopfzeit für den Gesammteindruck sehr alteriert werden. Die ausgesprochene Anlage einer Krönungskirche jedoch, sowie die zahlreichen, in der inneren Ausstattung enthaltenen Kunstdenkmälmr ersetzen für das Interesse des Forschers, was dem Bauwerke an einheitlichem Stile abgeht; eine gründliche Erörterung seiner Einzelheiten entschädigt in der Beschreibung für den Abbruch des Eindruckes, den die Wirklichkeit vorzugsweise durch die Ungunst geschichtlicher Ereignisse erlitten hat. Die nach Verhältniſs mehr oder weniger eingehende Besprechung von 64 anderen Kirchen nebst der alten Synagoge auf dem Casimir gewährt einen Gesammteindruck, welcher der historischen Bedeutung der Stadt vollkommen entsprechend ist und dem in einer eigenen Abtheilung des Werkes, einer allgemeinen Uebersicht des Charakters der Kirchenbaukunst Krakau’s, die wissenschaftliche Seite abgewonnen wird. Die bürgerliche Baukunst und an der Spitze derselben der königliche Palast auf der[S. 261] Burg, die Rathhäuser der Stadt und selbständigen Vorstädte, die Universität und viele andere Bauten, selbst Straſsen, Wege, Brücken, Wasserleitungen und Brunnen nicht ausgenommen, bilden eine entsprechende Parallele. Der fünfte Haupttheil des Werkes, die Kleinkünste, wie Goldschmiedearbeiten, Paramente, Handschriften u. s. w. betreffend, hat trotz der mannigfaltigen Verheerungen, welche über die Stadt und ihre groſsen wie kleineren Denkmale ergangen sind, doch noch ein reiches Material zu behandeln, dessen allseitige Erörterung wiederum des Belehrenden viel bietet. Eine Reihenfolge von 21, gröſstentheils urkundlichen Beilagen gewährt manchen Beitrag, der zur Aufklärung älterer Kunst- und Kulturzustände überhaupt, namentlich auch in Bezug auf Deutschland von groſsem Belang ist. Dahin gehört vornehmlich ein Verzeichniſs der ältesten Buchdrucker und Verleger Krakau’s, die Statute der Maurer, Goldschmiede, Maler und ihrer Zunftverwandten, das Ceremoniale der Königskrönung u. a.

Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die Abbildungen, welche auch ohne die zahlreichen, in den Text eingestreuten Holzschnitte mehr als ein Drittheil im Umfange des ganzen Werkes einnehmen. Groſsentheils von der kundigen Hand des Verfassers selbst gezeichnet, sind sie, dem jedesmal dargestellten Gegenstand angepaſst, in Stahlstich oder Steindruck, und zwar letzterer in Ueberdruck, Kreidemanier oder Gravierung ausgeführt. In umfangreicheren Holzschnitten gegeben sind die malerischen Ansichten des Domes und der Marienkirche auf dem Ringe; ebenso ausgeführt mannigfache architektonische und ornamentale Einzelnheiten, namentlich die unter der Rubrik der Kleinkünste zur Abbildung gebrachten Gegenstände: mehrere reichverzierte Kelche, Reliquienbehälter u. dgl. Die Tafeln geben vorzugsweise Grund- und Aufrisse, Construktionen und Details der technischen Anlagen, aber auch die erwähnten älteren wie neueren Prospekte, unter denen eine Reihe nebeneinander gestellter, mannigfaltig construierter Mauerthürme ein besonderes Interesse gewährt. Auch plastische Denkmäler sind in dieser Abtheilnng vorgeführt; eine wahre Musterarbeit ist die wiedergegebene Mittelgruppe des Hochaltares der Marienkirche von Veit Stoſs. Durch alle Mannigfaltigkeit der zur Besprechung gebrachten Gegenstände und die Vielseitigkeit ihrer Behandlung zieht sich ungeschwächt der Eindruck, daſs wir uns auf heimischem Gebiete der Forschung befinden und in den Denkmalen Krakau’s in der That auch ein bedeutendes Stück deutscher Kunst betrachten. In überraschender Weise wird uns vor Augen geführt, mit welcher Intensivität schon im Mittelalter das germanische Element jene slavischen Grenzbezirke durchdrungen hatte, und indem wir sehen, welche Eroberungen in durchaus friedlicher Weise auf dem Gebiete der Kultur längst gemacht waren, bevor die politische Geschichte nachfolgte, wird über das erschreckende Bild, das diese in ihrem Vorgehen zur Ausführung gebracht, wenigstens ein Hauch der Versöhnung verbreitet.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 27. Alter und Erfinder der Feuerspritzen.

Oberlausitzer Dorfzeitung: Nr. 19–21. Beiträge zur Geschichte der Weberei in der südlichen Oberlausitz. (G. Korschelt.)

Erheiterungen am häusl. Herd: 6. Heft, S. 235. Das wilde Heer oder Nachtgejaid.

Illustr. Familien-Journal: Nr. 25 (655). Ein Stück deutscher Geschichte (die Ruinen der Ebernburg).

[S. 262]

Grenzboten: Nr. 24, S. 417. Deutsche Studenten in alter Zeit. 4. Das akademische Leben nach dem dreiſsigjährigen Kriege. (Mor. Busch.)

Hausblätter: 12. Heft, S. 458; 13. H., S. 58. Holzland-Sagen. XIII-XV. (Kurt Greſs.)

Allgemeine Kirchenzeitung: Nr. 37–44. Der Uebertritt des Erbprinzen Friedrich, nachmal. Landgrafen Friedrich II. von Hessen aus der evangelischen zur römisch-katholischen Kirche. — Die Gemeinde zu Gablonz, ihre seitherige Geschichte und jetzige Noth.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 295. Bayerische Städtebilder: Passau.

Deutsche Kunstzeitung (Dioskuren): Nr. 23 ff. Die Holbeinische Madonna und ihre Ausleger. Ein Beitrag zur Kritik der heutigen Kunstforschung und ihrer patentirten Vertreter. — Nr. 26 ff. Die Gothik und ihre Bedeutung für die Wiedergewinnung eines nationalen Baustils.

Protest. Monatsblätter f. innere Zeitgesch.: Apr. Die Stillen im Lande. Zur inneren Geschichte des religiösen Lebens seit dem Reformations-Zeitalter. 1. Thomas a Kempis u. Gerh. Tersteegen.

Deutsches Museum: Nr. 25. Zur Geschichte des Elsaſs. (Dr. J. Duborc.) — Nr. 26. Die Epochen der Handelsgeschichte. (Herm. Bischof.) — Der Plan zur Sammlung eines Quellenschatzes german. Volkssage und Volkssitte. (Hans Prutz.)

Revue des deux mondes: 1. Juin, 3. Livr. p. 537. La Thuringe. Voyage à travers l’Allemagne du passé et du présent. (Henri Blaze de Bury.)

Sonntagsblatt, hrsg. von Spielhagen: Nr. 22. Zur Geschichte der Frauenkleidung und Frauentoilette. 1. Der Reifrock. (W. Angerstein.)

Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg: Nr. 27. Der heilige Vincenz von Paula.

Bayer. Zeitung: Mgbl. Nr. 162. Aus dem oberfränkischen Sagenkreise. Die weiſse Frau und Kloster Himmelkron. — Nr. 165 ff. Zur Geschichte der Universität Ingolgtadt am Ausgang des 15. Jahrhunderts. (Aug. Kluckhohn.) — Nr. 170 f. Zwei Beiträge zur Familiengeschichte der Freiherren Schertel von Burtenbach. (C. W. Neumann.) — Nr. 172 ff. Wie man im pfalz-neuburgischen Hause Lauingen Hochzeit hielt. Culturgeschichtliches Bild. (Dr. A. Birlinger.) — Nr. 180 und 181. Georg Wilhelm von Brandenburg und eine Kartenschlägerin. — Nr. 187 und 188. Redensart: Auf ihn, er ist von Ulm! (Dr. Birlinger.) — Nr. 193. Eine Kepler-Anekdote.

Leipziger Zeitung: Wissensch.-Beilage. Nr. 43 ff. Zur Geschichte der nordfranzös. Dichtkunst im 12. Jahrh. — Nr. 49. und 50. Die Faustsage.


Vermischte Nachrichten.

69) In der Sitzung der philosophisch-historischen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien vom 13. Juni wurden von Dr. Beda Dudik „Statuten der Prager Metropolitankirche vom Jahre 1350“ vorgelegt. Diese bis jetzt unbekannt gebliebenen Statuten sind von nicht geringer Wichtigkeit, was schon daraus hervorleuchtet, daſs sie einen wesentlichen Beitrag liefern zur Geschichte der Erhöhung des Prager Bisthums zu einem Erz[S. 263]bisthum. Genommen wurden sie aus der einzigen bis jetzt bekannten Pergamenthandschrift vom Jahre 1403, welche in Nikolsburg liegt. — In der Sitzung vom 20. Juni wurde der Jahresbericht über die Thätigkeit der Commission zur Herausgabe österreichischer Weisthümer erstattet. Auch im abgelaufenen Jahre hatte das Unternehmen einer lebhaften Theilnahme und Unterstützung sich zu erfreuen. Die Zahl der Orte Niederösterreichs, von welchen bereits Urkunden vorlagen, ist um 60 vermehrt worden. Auch Oberösterreich hat verschiedene Beiträge geliefert, namentlich der Verwaltungsausschuss des Museum Francisco-Carolinum in Linz Anzeige von den dort aufbewahrten Schätzen gemacht. Vornehmlich hiedurch ist das Vorhandensein von Taidingen aus 28 Orten zur Kenntniſs der Commission gekommen. In Salzburg waren es vorzüglich die Sendungen des Landesauschusses, ferner die von Pfeiffer im S. Petersarchiv und in der Centralregistratur vorgenommene Nachlese, endlich die begonnene Ausbeute des im k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten salzburgischen Kammerbuches Nr. 4, wodurch die schon vorhandenen Taidinge einen Zuwachs aus 19 Orten erhalten haben. Von der Ausbeute aus Tirol und Voralberg, welche fast ausschlieſslich den Bemühungen Pfeiffer’s zu verdanken ist, war schon in einer früheren Mittheilung die Rede. Auch von andern Seiten fehlte es an tirolischen Beiträgen nicht, so daſs die Commission binnen kurzer Zeit in den Besitz einer Sammlung von Taidingen aus 39 Orten gelangte. Auſserdem hat Prof. Zingerle, mit der planmäſsigen Durchforschung der Archive und Gemeindetruhen beauftragt, bereits Taidinge aus nicht weniger als 24 Orten in sichere Aussicht gestellt. Für Steiermark hat die Ausbeute des Joanneum-Archivs in Gräz bis jetzt Taidinge von zwei Orten ergeben.

70) Der Graf von Mayencourt, ehemaliger Pair von Frankreich, gedenkt verschiedene Korrespondenzen und Dokumente herauszugeben, die er in den Archiven Stockholms, Wiens und Venedigs gefunden hat und die sich sämmtlich auf den 30jährigen Krieg, sowie den westphälischen Frieden beziehen. Nach einer Schilderung der Lage Deutschlands und der nordischen Mächte seit dem 16. Jhdt. folgen Briefschaften und sonstige Manuscripte von Wallenstein, Gustav Adolf, Oxenstjerne, Grotius, Trautmannsdorf, Contarini u. A. Die meisten dieser Urkunden sind bisher unediert.

(Europa.)

71) In mantuanischen Archiven sind durch den französischen Schriftsteller Armand Bachet Briefe von Peter Paul Rubens, sowie Dokumente in Bezug auf denselben gefunden worden, welche über seinen italienischen Aufenthalt beim Herzoge Gonzaga und über seine spanische Reise, in des Genannten Auftrag unternommen, ein helles Licht verbreiten und auch allgemein die damaligen Zustände illustrieren.

(Dies.)

72) Der Alterthumsverein zu Mannheim hat eine interessante Erwerbung in einem Steinbilde gemacht, das zu Ladenburg, dem alten Lupodunum, ausgegraben worden ist und somit eines der ersten Denkmale der Römerherrschaft auf dem rechten Ufer des[S. 264] Mittelrheins gewesen sein dürfte. Es ist ein ungefähr 2 Meter langes und eben so hohes Standbild, aus buntem Sandstein ziemlich roh gearbeitet, das einen Reiter in Imperatorentracht, mit kurzer Tunica, bloſsen Beinen und Kriegerhalbstiefeln darstellt, der über einen am Boden liegenden Mann hinsprengt, dessen Hände und Füſse in Flossen ausgehen. Der Reiter ist oben einigermaſsen verstümmelt. Das Bild mag wol über einem Gelübdenstein angebracht gewesen sein. Aehnliche Darstellungen befinden sich im Antiquarium in Mannheim und zu Speier, deren Zusammengehörigkeit sich nicht in Abrede stellen läſst. Mit Berücksichtigung einer von Eckhel veröffentlichten Münze ist anzunehmen, daſs das Steinbild den Kaiser Domitian darstellt, wie er im Kriege mit den Chatten den Rhein überschreitet, als „Rhenidomitor“, wie Martial ihn nennt.

(Ill. Ztg.)

73) Die in kunsthistorischer Beziehung höchst interessante byzantinische Kirche zu Heimersheim im Aarthal (Regier.-Bez. Coblenz) hat eine neue Zierde durch zwei groſse gemalte Fenster erhalten, welche der Domglasmaler Peter Graſs in Köln auf Anordnung des Regierungs-Präsidenten Grafen von Waldbott-Bassenheim in stilistischer Uebereinstimmung mit den noch vorhandenen, der Zerstörung durch Turenne im 17. Jahrhundert entgangenen alten Resten angefertigt hat, wodurch dem Gotteshause ein ebenso gediegener, als künstlerisch gelungener Schmuck verliehen ward. Der Bau prangt wieder in ursprünglicher Schönheit und Reinheit der Formen, nachdem er nach den Plänen des verstorbenen Bauraths Zwirner unter Leitung des Bauraths Stüler und des Baumeisters Uhrich stilgetreu hergestellt und ausgeschmückt worden ist.

(Dies.)

74) Unter die Arbeiten für die innere Ausstattung des Kölner Doms, die kürzlich in Angriff genommen worden sind, gehört auch die Errichtung eines neuen Altars an der Ostseite des südlichen Querschiffes. Daselbst wird ein reicher Altarschrein, der früher in der Kirche St. Maria zu den Staffeln in Köln stand, seinen Platz finden. Das Innere desselben, ein Schnitzwerk mit vielen vergoldeten und gefärbten Figuren, wird von Doppelflügeln umschlossen, welche in Gemälden Darstellungen aus dem Leben der h. Maria, sowie aus den Legenden des h. Agilolphus, des 23. Bischofs von Köln, und des h. Anno enthalten. Der Meister ist wahrscheinlich ein Zeitgenosse des Barthal de Bruge und einer der Letzten, welche der eigentlich kölnischen Schultradition folgten.

(Dies.)

75) Die altehrwürdige Reinoldus-Kirche zu Dortmund mit ihrem mächtigen Chor war der Restauration sehr bedürftig. Am Aeuſsern waren die feinern Theile ihrer Streben, das Blattwerk, die Baldachine, die Gesimse und die Gliederungen theilweise bis zur Unkenntlichkeit vom Wetter verwüstet worden. Die Herstellung hat kürzlich begonnen, und es soll ein beträchtliches Kapital für diesen Zweck flüssig gemacht worden sein. Falls der Gröſse desselben die architektonische künstlerische Behandlung entspricht, wird die Reinolduskirche wieder einen prächtigen Anblick gewähren.

(Dies.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 265]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 8.

August.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Sphragistische Aphorismen.

Von F.-K. Fürsten zu Hohenlohe Waldenburg.

I.
Siegelstempel 1

Von diesem in mehrfacher Beziehung höchst interessanten Siegelstempel (III, B, 3) ist bis jetzt kein Originalabguſs bekannt. Es befinden sich aber zwei Exemplare desselben in dem fürstlich Hohenlohe-Neuenstein’schen Kunst- und Raritäten-Cabinet, zur Zeit in Kirchberg a. d. J., das eine in Kupfer, das andere in Silber; beide ½ Centimètre dick und hinten glatt. Beide Stempel sind ganz gleich, nur scheint ersterer etwas schärfer gestochen zu sein.

Ueber die Literatur dieses Siegelstempels siehe J. Albrecht, die hohenlohischen Siegel des Mittelalters, Nr. 6.

[S. 266]

Was diesem Siegelstempel ein ganz besonderes Interesse verleiht, ist die darauf angebrachte Jahreszahl, schon an und für sich und noch ganz besonders wegen der arabischen Ziffern.

Andere Siegel mit Jahreszahlen aus dem 13. Jahrh. sind bis jetzt keine bekannt. Erst einige sechzig Jahre später finden wir ein Siegel des Klosters Hornbach in der Pfalz mit der Jahreszahl 1300, aber mit römischen Ziffern (gothische Majuskel). Das zweite mit arabischen Ziffern ist das Siegel der Stadt Trostberg von 1320[A].

Es wäre höchst interessant, wenn noch andere derartige Siegel, namentlich aus der Zeit vor 1400, beigebracht werden könnten.

Was die arabischen Ziffern betrifft, so glaubt Mauch[B] „den Grund, aus welchem dieses historisch wie technisch interessante Siegel allen anderen in Deutschland vorgekommenen bezüglich der darauf befindlichen arabischen Ziffern um ein volles Jahrhundert voraus ist, und insofern hier vereinzelt dasteht, nur in dem Umstande suchen zu müssen, daſs sich Gottfried von Hohenlohe mehrentheils am kaiserlichen Hoflager und mit demselben viel in Italien aufhielt, wo mit dem in[S. 267] den Verkehrsverhältnissen mehr und mehr fühlbar gewordenen Bedürfniſs der Erweiterung der Rechenkunst die arabischen Ziffern bereits mit dem 13. Jahrh., ungefähr um dieselbe Zeit allgemeinere Verbreitung gefunden haben, um welche Gottfried von Hohenlohe mit der Würde eines „comes romaniole“ beliehen worden ist. Auf diesen Vorgang deutet namentlich die Jahreszahl 1235.“

Nach dem neuen Lehrgebäude der Diplomatik sind die arabischen Ziffern in Europa seit der ersten Hälfte des 13. Jahrh. in Gebrauch. Die dort angeführten ältesten Beispiele sind von 1233 aus England, von 1245 aus Italien[C] und von 1268 aus Deutschland. „Wälschland fieng eher als Deutschland an, sich dieser Zahlzeichen zu bedienen.“ (S. II. Buch, 4. Hauptst., §. 115.) Auf einem Grabstein eines Grafen von Katzenellenbogen, im Schloſsgarten zu Bieberich, soll sich nach v. Hefner-Alteneck (Trachten des christl. Mittelalt., I. Taf. 27) die Jahreszahl 1299 in arabischen Ziffern eingehauen befinden. Ob aber dieselbe gleichzeitig ist, wird schwer nachzuweisen sein.

Was aber die letzte Ziffer auf unserem Siegel betrifft, so bemerkt Mauch, daſs dieses die einzige Ziffer 5 sei, die ihm von dieser Form bekannt geworden; sie habe „das Ansehen eines, statt nach rechts, nach links stehenden Dreiers.“

Wir halten letzteres Zahlzeichen wirklich für einen Dreier, welchen der Siegelschneider aus Versehen verkehrt geschnitten hat[D]. Gerade weil die arabischen Ziffern damals noch so[S. 268] selten gebraucht wurden, ist dieser Verstoſs um so leichter erklärlich[E].

Gottfried kommt bis jetzt vor 1235 als Graf von Romaniola urkundlich nicht vor; allein sein Bruder Conrad erscheint schon 1230 in einer Urkunde als comes Romaniole (s. v. Stälin, wirt. Gesch, II, 556). Es ist aber doch wohl anzunehmen, daſs beide Brüder zu gleicher Zeit mit dieser Grafschaft belehnt wurden.

Diese Annahme wird durch unsere Erklärung der Jahreszahl auf dem vorliegenden Siegelstempel bestärkt.

Es sind früher hie und da Zweifel gegen die Echtheit dieses Siegelstempels erhoben worden, weil bis jetzt kein älterer Abdruck desselben bekannt ist, weil das Wort Sigillum in der Legende fehlt und namentlich auch wegen der Jahreszahl. Die ersteren beiden Einwände sind ohne Bedeutung. Daſs wir kein Originalsiegel kennen, kann Zufall sein. Die Bezeichnung „Sigillum“ kommt schon zu Ende des 12. Jahrh. auf einzelnen Siegeln vor, während sie auf anderen zuweilen noch bis in die Mitte des 14. Jahrh. fehlt. Was aber die Jahreszahl betrifft, so glauben wir, daſs gerade diese — nach obiger Erklärung — einen Beweis für die Echtheit des Stempels liefert. Bei einer Fälschung würde man gewiſs um so mehr Sorgfalt auf diese, damals noch so wenig gebräuchliche Zeitbestimmung verwendet, sicher keine ganz unbekannten Ziffern gebraucht, verkehrt stehende nicht geduldet und auch für Anbringung der Jahreszahl keinen ganz ungewöhnlichen Platz[F] gewählt haben.

Mittelalterliche Siegelstempel, namentlich aus dem 13. und 14. Jahrh., sind sehr selten; denn nur wenige sind ihrer vorschriftsmäſsigen Zerstörung nach dem Tode ihres Inhabers entgangen. Sie sind daher schon an und für sich für die Alterthumskunde sehr werthvoll. Wir theilen deshalb hier gleich noch einen zweiten mit.

II.

Der gütigen Mittheilung des Herrn Pastors B. Ragotzky in Triglitz verdanken wir einen Abdruck dieses höchst interessanten Siegelstempels III, B, 2, a. (Abbild, s. nächste Spalte.)

Derselbe befindet sich in der Sammlung der Antiquitäts-Akademie zu Stockholm nebst mehreren anderen, wahrscheinlich auch aus Süddeutschland stammenden Stempeln. Er besteht[S. 269] aus einer dünnen, mit einer kleinen Oese versehenen Metallplatte. Das Wappen auf diesem Siegel ist sehr merkwürdig. Um die Mitte des 13. Jahrh. ist uns dieser sog. „Eisenhut-Schnitt“ noch nie vorgekommen. Nach unserer Theorie von dem heraldischen Pelzwerk müssen wir diesen Schild auch als einen Schild von Kürsch blasonnieren; er ist aber, statt quer — wie gewöhnlich — der Länge nach getheilt.

Siegelstempel 2

Ueber die Person seines ursprünglichen Inhabers theilt uns Herr Reichsarchivsrath J. G. Brand zu München folgende Notizen gefälligst mit.

In Mon. Boic. VIII, p. 504 kommt aus einem Schäftlarner Cod. trad. ein D(ominus) Wernherus Chrezelin vor, welcher der Schlichtung eines Streites als Zeuge beiwohnte, welche stattfand „anno 1253 in castro Landeshutte in capite Jeiunii fra. VI.“ und „in conspectu Ludewici Ducis“ confirmiert wurde.

In einer Kl. Fürstenfelder Urkunde vom 16. März 1273 (M. B., IX, 102), in welcher Lodwicus D. g. Comes Palatinus Rheni, dux Bawarie, seinen Consens dazu gibt, daſs Ulricus Holermus einen Hof in Holenpach und einen andern in Gallenbach an das Kloster Fürstenfeld resigniert, erscheinen unter den Zeugen ... Wernherus et Eberhardus dicti Graetzel.. Albertus dictus Chrezil.... Auſser diesen zwei Fällen ist sonst, bis jetzt, kein Wernher Krätzel bekannt[G]; es handelt sich wol in beiden von ein und derselben Person.

In der Nähe des Herzogs Ludwig hat sich demnach Wernher Krätzel wiederholt befunden. Daſs derselbe aber herzoglicher Marschall war, ist bis jetzt unbekannt gewesen; in dem Verzeichnisse der Marschälle der bayerischen Herzoge von 1204–1292, im fünften Bande der „Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte“, ist er nicht aufgeführt. Unser Siegel liefert aber wol den urkundlichen Beweis, daſs unser Wernher dieses Amt, wenn auch vielleicht nur ganz kurze Zeit, bekleidete.

[S. 270]

Porträt-Siegel kommen im 13. u. 14. Jahrh. bei weltlichen Herren vom niedern Adel nie vor, auſser von Ministerialen[H]. Bei den Frauen ist es zweifelhaft. Wir lassen hier einen weiteren, höchst interessanten Beitrag zu dieser Gattung von Siegeln folgen.

III.
Siegelstempel 3

Dieses interessante Siegel III, B, 2, a des Ritters Friedrich von Mekevise hängt an zwei Urkunden von 1259 und 1261[I] im groſsherzogl. Staatsarchive zu Darmstadt.

In der Urkunde nennt er sich Fridericus Miles dictus Mekevise frater censualis[J] domus hospitalis beati Johannis Baptiste hierosolomital: in Masmach (sollte heiſsen Mosbach).

[S. 271]

Geheimerath Baur schreibt uns über die Familie des Sieglers: „Die von Winden und von Meckfisch (sonach wäre das Wappen ein redendes) gehören nach einer Urkunde von 1346 unbezweifelt zu einer Familie, zu der Familie Meckfisch von Winden. Ein Ort dieses Namens liegt zwischen Berg- und Rheinzabern, südlich von Landau, und dies möchte das rechte sein.“

Ob Wurdtwein Meyenfisch, welcher im J. 1453 einen Bauhof an Pfalzgraf Friedrich I. verkaufte[K], derselben Familie angehörte, ist uns nicht bekannt.

Die Legende konnte bisher nicht entziffert werden.

Auf dem jüngeren Siegel fehlt sie leider ganz und auch auf dem älteren ist sie, wie unsere Abbildung zeigt, nur noch stellenweise erhalten. Die Buchstaben scheinen zum Theil (?) verkehrt zu stehen.

Unser gelehrter Freund Lisch ist mit uns der Ansicht, daſs die Legende aus zwei verschiedenen getrennten, aber vielleicht gleichlautenden Theilen besteht. Wir finden beide den Beweis darin, daſs zu Häupten und zu Füſsen des Ritters das gleiche Kreuz steht, und nach demselben beide Male die Buchstaben CT (das T stünde allerdings oben verkehrt).

Vielleicht löst ein glücklicher Fund eines noch ganz erhaltenen Exemplars dieses Räthsel später noch auf.

Für die Kostümkunde ist auch dieses Siegel, wie das vorhergehende, sehr interessant, gerade durch die groſse Verschiedenheit beider.


Notizen.

1) An einer Urkunde Arnold’s, Domprobsts zu Trier und Probsts zu St. Marien in Erfurt, vom J. 1241, hat derselbe zwei Siegel angehängt, und zwar das Siegel II, A der Probstei Erfurt mit der Mutter Gottes und dem Jesuskinde auf dem Schooſse und der Legende: Ego mater pulchre dilectionis, und das Siegelformen Siegel III, A, 2, a mit der Legende: ✠ ARNOLDVS · dei · gracia · maior · treverensis · prepositus · et · archid · (iaconus).

Gewiſs ein äuſserst seltener Fall!

2) Im Mittelalter wurde nicht selten, wenn aus irgend einer Ursache ein neuer Siegelstempel nöthig war, blos in den alten irgend eine Figur hineingraviert, welche wir nach Analogie der heraldischen, aber im Gegensatz zu denselben, sphragistische Beizeichen nennen. Ein solches sphragistisches Beizeichen in Form eines Kleeblatts (aber mit spitzigen Blättern) sehen wir auf dem Siegel II, B, mit Thor und Thürmen, der Stadt Cassel, und mit der Legende sigillum · burgensivm · de · cassele · aus dem 13. oder 14. Jahrh., während Originalsiegel desselben Stempels ohne dieses Beizeichen bekannt sind.

[S. 272]

3) Die Angabe (s. Lippische Regesten, I, S. 238 zu Nr. 370): „Daſs zu den Farben der Siegelschnüre früher vorzugsweise Roth und Gelb gebraucht wurde,“ ist, sowie die Berufung auf Heineccius, nicht richtig. „Coloris porro non minor fuit varietas in sericeis appendiculis“, sagt Letzterer.

4) Die Angabe W. v. Hodenberg’s[L], daſs die Wappen-Siegel IV, C mit Schild und Helm erst seit der Mitte des 14. Jahrh. und nur in runder Form und mit schräg gestelltem Schilde vorkommen, ist falsch. Wir finden solche bereits seit den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts und auch von dreieckiger Form und mit gerad gestellten Schilden.

5) Das interessante Doppel-Siegel, Avers III, B, 3, Revers IV, C, des Grafen Albert von Orlamünde an der Stiftungsurkunde des Klosters Reinbeck von 1224 prid. id. Norb. in Kopenhagen ist leider so defect, daſs man weder die Legende, noch die ganz eigentümliche Zusammenstellung des Schildes, Helmes, Banners und Schwertes (?) auf dem Revers deutlich erkennen kann. Sollte sich irgendwo noch ein anderes, besser erhaltenes, oder wenigstens das von 1224 ergänzendes Exemplar vorfinden, so würden wir für dessen Mittheilung äuſserst dankbar sein. Im Falle andere Siegel mit ähnlichen heraldischen Zusammenstellungen bekannt wären, bitten wir gleichfalls um Nachricht.

6) Sind keine gekrönten Helme auf Siegeln (auſser denen der Herzoge von Oesterreich, welche den gekrönten Helm, als Königssöhne, bekanntlich seit 1286 führten) vor dem Jahre 1353 bekannt?

7) Gab es Siegel von Bürgern vor dem Jahre 1290?

Fußnoten:

[A] Weitere Siegel mit Jahreszahlen aus dem 14. und 15. Jahrh. sind im Anzeiger für 1859, Nr. 7 u. 10, und 1860, Nr. 1 angegeben.

[B] „Ueber den Gebrauch arabischer Ziffern und die Veränderungen derselben,“ im Anzeiger für 1861, Nr. 2–7. S. auch H. Otte, Kurzer Abriſs einer kirchlichen Kunst-Archäologie des Mittelalters, in den neuen Mittheilungen des thüringisch-sächsischen Vereins, Bd. VI, Heft 4, S. 3 und Taf. III.

[C] Viele privatrechtliche Urkunden der sicilianischen Archive aus dem 13. Jahrh. sollen ganz in arabischer Sprache abgefaſst sein.

[D] Solche Fälle kommen auf mittelalterlichen Siegeln nicht selten vor. Z. B. auf dem ältesten hohenlohischen hohenlohisches Siegel IV Siegel IV, A, 1 Conrad’s von 1207, abgebildet bei J. Albrecht, Taf. I, 1; auf dem Siegel Walter von Vatz Siegel IV, A, 1 Walter’s von Vatz von 1216; auf den beiden Siegel Heinrich Flans Siegeln IV, A, 1, Heinrich Flans’ von Orlamünde von 1311 — mit dem monogrammatisch zusammengezogenen Wappen der Grafen von Orlamünde (s. v. Ledebur, Archiv f. deutsche Adels-Gesch., II, S. 220) und Friedrich’s von Krusenburg (wol auch aus dem 14. Jahrh.); wahrscheinlich eben so auf unserer folgenden Nr. 3; endlich auf dem Siegel IV, C der Kaiserin Eleonore, Gemahlin Friedrich’s III., von 1460, zu welchem Sava bemerkt, daſs bei der Composition und Ausführung dieses prachtvollen Siegels, welche von bedeutender Kunststufe zeugen, die verkehrten S noch um so auffallender seien. (Die Siegel der österreichischen Fürstinnen im Mittelaller, I,I, 30, und unsere mittelalterl. Frauen-Siegel, Nr. 58). Auch auf Münzen begegnen wir solchen fehlerhaften Umschriften; siehe in Dr. H. A. Erbstein’s Münzfund von Trebitz die Münze des Landgrafen Hermann von Thüringen (1192–1215), Nr. 86, wo S. 67 in Betreff der „auf Mittelalter-Münzen so oft erscheinenden incorrecten oder oft ganz entstellten Umschriften“ auf Grote’s Münzstudien IV, I, 559 verwiesen ist.

[E] Man würde bei Alterthums-Forschungen sicher der Wahrheit öfter näher kommen, wenn man — bis zum urkundlichen Beweise des Gegentheils — der einfachsten Auslegung den Vorzug einräumen wollte. Denn Schreib- und Druckfehler, im weitesten Sinne des Worts, sind vor Jahrhunderten gerade so gut vorgekommen, wie heut zu Tage.

[F] Gewöhnlich wurde die Jahreszahl am Schlusse der Legende angebracht.

[G] Nach Brand kommen die Krätzel in der Gegend am Inn schon seit 1190 als Zeugen in den Urkunden der Klöster Attel, Altenhohenau, Rott und Seeon vor.

Auch auf ihren übrigen Siegeln seit 1361 führen sie dasselbe Wappen, wie der Marschall Wernher.

[H] S. K. v. Sava: Die Siegel der Landes-Erbämter des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns. Wien, 1861, und Dr. L. Freiherr v. Ledebur: Archiv für deutsche Adels-Gesch., II, Berlin, 1865, „Reitersiegel des niedern Adels“, S. 154 ff. Ferner gehören hieher: zwei verschiedene Siegel III, A, 3 des Reichsmarschalls Anselm von Justingen von 1216 und 1223; zwei verschiedene Siegel III, B, 3 Conrads von Ehrenfels, Marschalls des Hochstifts Regensburg, und die Siegel III, B, 3 des Marschalls Conrad von Sunchingen von 1266 und des Schultheiſsen Hermann von Mainz von 1272. Das Siegel III, B, 3 Friedrichs Tunb (Thumb) von Neuenburg von 1294 gehört wol auch hieher. Die Thumben rangierten im Mittelalter mit den höheren Ministerialen und im 15. Jahrh. hielt man sie für gleichen Stammes mit den Schenken von Winterstetten. Die Verschiedenheit des Wappens wäre durchaus kein Hinderniſs. Bekanntlich werden sie 1507 zu herzogl. württemb. Erbmarschällen ernannt. Sollte sich diese Ernennung etwa auch auf ein früheres Verhältniſs beziehen? —

[I] S. Scriba Regest. I, 41 u. 42.

[J] „Frater censualis“ bezeichnet hier wol den mit der Verwaltung des Census (der Steuern und Abgaben) betrauten Ordensbruder. Daſs derselbe ein Ministeriale war, geht aus diesem Porträt-Siegel hervor. Nach Ducange wurden im Mittelalter auch diejenigen „censuales“ genannt, welche in Kirchen oder Klöstern, indem sie ihr Haupt auf den Altar legten, dem Heiligen oder Patron der Kirche sich zu irgend einer Leistung freiwillig erboten.

[K] Widder, Geogr.-histor. Beschreibung der churf. Pfalz am Rhein, Th. II, S. 279.

[L] Calenberg. Urkunden-Buch V. Mariensee, S. 10, Note 11.]


Beiträge zur schweizerischen Kunstgeschichte.

Mitgetheilt durch Ed. His-Heuſsler, Mitglied der Direction der Kunstsammlung zu Basel.

I.

Contract, betreffend die Ausführung eines Altarwerkes, zwischen dem Magdalenen-Kloster an den Steinen zu Basel und dem Maler Hans Herbst. (Klosterarchiv Mar. Magd. Nr. 795.)

Anno xvc achtzechen jor vff fritag noch sant Annentag der groſsmutter cristi hand wir priorin suppriorin und schaffnerin zu sant marien magdalenen an den steinen prediger ordens verdingt ze fassen die taffel vff sant marien magdalenen altar in vnser kilchen dem bescheidenen meister Hans Herbst in mossen hie noch stodt dem ist also:

Item des ersten sol Meister Hans Herbst dz werck vff dz best vn̄ kostlichest fassen nämlich den tabernackel gantz vergulden brunieren vnd von dem besten gold, vnd sollen die holkölen bluw sin, desglichen die bild im tabernackel mit ir[S. 273] kleidung alle verguldet, och die pfiler, vnd söllent die holkelen bluw sin.

Item in der tafel wz von kleidung ist sol als vergult sin vnd sant marien magdalenen tuch mit bruniertem gold, dz lib farw sin sol mit lib farw, dz ander verguldet.

Item die gespreng alle verguldet und bruniert, item die landschafft in der tafel verguldet oder versilbret vnd glasiert, dornoch es sich den̄ erhöischt.

Item die neben siten inwendig der tafel vnd der bogen inwendig verguldet vnd listen alle verguldet.

Item die vj stuck flach geschnitten sol alle husung vergult vnd versilbret sin vnd die feldung versilbret vnd bruniert wie man dz wil haben.

Item was hor ist matt mit dem besten gold, item die listen an den flüglen gulden und die kelen blow, item dz paviment versilbret, mit farben Rot, blow oder grün.

Item vff die zwey flügel vſswendig söllent dise fier stück nemlich als maria magdna gon marsilien gefaren vnd in die wüsti gangen ist die andren zwey stück figuren der mirackel als die so by dem verding gewesen sind angeben worden vff dz allercöstlichest und artlichest gemolt werden, desglichen zwey helgen vff die zwey blind flügel und dieselb feld mus mit hymel vnd landschafft vnd die listen vßwendig der tafel aber verguldet.

Item an dem brett so vnden für den fuſs wirt gestossen vnsers lieben heren begrebnis mit vnser lieben frowen sant marien magdalenen und andren parsonen dorzu gehörent artlich vnd vff dz hüpschest gemolt werden.

Item dis werek ist verdingt worden vm nüntzig gulden nemlich für jeden gulden ein pfhund fünff schilling vnd sol man dem meister ein erlich trinckgelt geben, doch dz sölich trinckgelt fünff gulden nit vbertreffen sy.

Item der meister sol och kein gelt empfachen bis die tafel halber gemolt ist, dann sol man im geben achtzechen oder zwentzig gulden vnd dornoch je ein gulden zwey dry oder fier noch dem man haben mag bis dz werck bezalt wirt.

och ist beret dz der gedocht meister vns priorin obgemelt mit der bezalung nit vberylen sol und diß alles ist beret vnd vffgeschriben worden in der besten form im bywesen der Erwirdigen geistlichen vatter bernhardus rentz leßmeister der helgen geschrifft vnser lieber getrüwer bichtvatter, her Casper vnd her Jheronimo brulinger gebrüder bed capplanen der hochen stifft basel vnser lieben heren vnd gut göner des alles zu worem vrkund sind diser zedlen zwey glich an den wortten vnd mit disem ziechen abgerissen vnd jedem teil einer geben vff tag vnd jor wie vorstadt.

Folgen die Empfangsbescheinigungen für die a conto Zahlungen, und auf einem besondern Blatt befindet sich die Generalquittung im Betrag von 95 fl.

Der Maler Hans Herbst war von Straſsburg gebürtig, wurde 1492 in die Malerzunft zu Basel aufgenommen, machte 1512 den Feldzug nach Pavia mit und soll nach der Reformation den[S. 274] Pinsel niedergelegt haben, um nicht ferner „dem Götzendienst behülflich zu sein.“ — Dies muſs sich indeſs nur auf das Malen von Kirchenbildern bezogen haben, denn man begegnet seinem Namen in den Rathsrechnungen bis in die vierziger Jahre des 16. Jhdts.; meistens sind es Arbeiten decorativer Art. Daſs er mit Holbein befreundet gewesen, beweist der Umstand, daſs dieser bald nach seiner Ankunft in Basel 1516 sein Bild malte, welches, mit dieser Jahreszahl versehen, noch jetzt in England vorhanden ist. Bilder von ihm sind nicht auf unsere Zeit gekommen, oder, wenn dies der Fall, nicht unter seinem Namen. Sein Sohn war der berühmte Baseler Typograph Oporinus.


Eine Darstellung des Erzvaters Adam.

Beitrag zur Ikonographie des Mittelalters.

Die Ikonographie des Mittelalters im Abendlande stimmt mit der des Morgenlandes fast vollkommen überein. Es liegt darin der Beweis, daſs die Ursprünge derselben in’s hohe Alterthum hinaufgehen, wo noch die Kirche ihre Einheit bewahrt hatte. Es liegt aber auch — unserer Meinung nach — der Beweis darin, daſs wir uns die Kultur des Abendlandes und des Morgenlandes nicht so isoliert denken dürfen, als dies gewöhnlich geschieht. Wir behalten uns vor, auf diesen Punkt demnächst im Anzeiger zurückzukommen und die „byzantinische Frage“ zu besprechen. Jetzt haben wir nur zu sagen, daſs bei der Gleichmäſsigkeit des Bildercyklus sich sehr häufig eine unerklärte, seltene Darstellung der abendländisch-christlichen Kunst aus byzantinischen Parallelen erklären läſst. Der gleiche Fall ist umgekehrt.

So befindet sich auch auf der Dalmatica St. Leonis III. im Schatze der Peterskirche zu Rom, die bei den Kaiserkrönungen in Anwendung kam, auf der Vorderseite eine Darstellung der Majestas Domini, d. h. des Herrn in seiner Herrlichkeit, umgeben von den himmlischen Heerschaaren. Das Gewand ist byzantinischen Ursprunges. Die Darstellung ist fast identisch wiederholt auf einem byzantinischen Tafelgemälde im christlichen Museum des Vatikans. Auf beiden Darstellungen ist die ganze himmlische Hierarchie in ihren verschiedenen Chören der Engel und Heiligen von einem Kreise umschlossen. In beiden Ecken unterhalb des Kreises befinden sich zwei zur Darstellung in Bezug stehende Figuren. Einerseits ist der Erzvater Abraham sitzend angebracht, wie er die Seelen der Seligen im Schooſse hält. Auf dem Tafelgemälde des Vatikans ist der Name beigeschrieben. Dieselbe Darstellung ist im Abendlande auch vom 12.-14. Jahrh. häufig vorgekommen und würde also auch erklärlich sein, wenn die Inschrift nicht dabei stünde. Die Figur auf der andern Seite ist weniger leicht zu erklären. Es ist ein bärtiger, nackter Mann mit einem Lendenschurze, der ein Kreuz trägt. Da hier eine Inschrift nicht gegeben ist, die Darstellung auch zu den seltneren zu gehören scheint, so glaubte[S. 275] Dr. F. Bock in seiner Abhandlung über das fragliche Gewand auf S. 95–110 seines Prachtwerkes: „Die Kleinodien des heiligen römischen Reiches deutscher Nation“ zwei Erklärungen dieser Figur zulassen zu sollen. Er erklärte sie einerseits als den Erzvater Adam, den die Legende in direkte Beziehung zum Kreuze Christi stellte, und der sonach mit Recht das Kreuz tragen konnte. Andererseits, meinte er, könne der reuige Schächer gemeint sein, dem der Herr am Kreuze zurief: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Es schien uns unwahrscheinlich, daſs diese letztere Figur in direkte Parallele mit Abraham gesetzt worden, und wir haben daher beim Entwurfe der Ausstattung der Kirche Groſs-St. Martin in Köln, der wir eine ähnliche Darstellung zu geben hatten, diese Figur als Adam angenommen[A]. Wenn wir damals nicht auf A. Dürer’s groſse Passion hingewiesen haben, wo auf dem Blatte, das Christum darstellt, wie er die Höllenpforte sprengt und die Gerechten des alten Bundes befreit, Adam gleichfalls mit dem Kreuze erscheint, so liegt der Grund darin, daſs uns Dürer als eine zu späte Quelle erschien, um daraus eine byzantinische Figur des 12.-13. Jahrh. erklären zu können.

Wir haben jedoch seit dem in der Sammlung von Miniaturen des Freiherrn v. Bibra dahier eine Initiale gefunden, die dem Schlusse des 13. oder der ersten Hälfte des 14. Jahrh. angehört. In derselben ist gleichfalls die Erlösung der Gerechten des alten Bundes aus der Gewalt der Hölle dargestellt. Da erscheint in erster Linie Adam mit dem Kreuze genau in derselben Weise wie auf den beiden byzantinischen Darstellungen. Wir glauben somit vollständig berechtigt zu sein, in den Figuren nur ausschlieſslich Adam zu erkennen und die Annahme, als könne der reuige Schächer damit gemeint sein, zurückzuweisen.

Nürnberg.

A. Essenwein.

Fußnote:

[A] Vgl. unser Schriftchen: Die innere Ausstattung der Kirche Groſs-St. Martin in Köln (Köln, 1866. Verlag des Kirchenvorstandes), Seite 29.


Herzog Wilhelm von Bayern sucht Reliquien für die St. Michaelskirche zu München.

Als Herzog Wilhelm der Fromme seine groſsartigen Bauten zu München und Schleiſsheim ausführen lieſs, suchte er nach Reliquien von Heiligen, um sie in den von ihm erbauten Kirchen und Kapellen aufzubewahren. Der gelehrte und geschichtskundige Stiftsdekan von Spalt, Wolfgang Agricola (Bäuerlein) schickte ihm deren mehrere. Er hatte sie in den säcularisierten brandenburgischen und nürnbergischen Klöstern und Kirchen aufgefunden. Auch zeigte er dem Herzog an, daſs im deutschen Haus zu Nürnberg noch sehr kostbare Reliquien verwahrt werden, die im J. 1552 vor dem Markgrafen Albrecht von[S. 276] Brandenburg und seinen mordbrennerischen Schaaren aus dem von Kaiser Ludwig dem Bayern gestifteten Frauenkloster Pillenreuth[A] dorthin geflüchtet worden. Auf diese Nachricht wendete sich der Herzog an seinen Vetter, den erwählten König von Polen und Administrator des Deutschordens, Erzherzog Maximilian, den er ersuchte, ihm jene Pillenreuther Reliquien für die Michaelskirche zu München zu überlassen. Er schrieb demselben folgenden Brief:

„Freundtlicher lieber Herr vnd Vetter! Eur Königlich Wirde khan Ich aus sonnderm zu derselben hohen Vertrauen zuberichten nit vnderlassen, das Ich vor ettlich Jaren ein Kirchen zu Lob vnd Ehr des Allerhöchsten, auch dem heiligen Ertzenngl Michaeli als Patrono, daneben auch ein Capellen, so zu diser Kirchen gehörig, angefanngen zepawen, welche mit der Hilff Gottes sollen bald zu guetem Ennd khomen. So hab Ich auch vergannges Jar in mein Haus, so Ich mir zu meiner intention zunegst bey St. Michels Kirchen gepawt, auch zwo Capellen gericht, vnd bin Willens, noch diß Jar, wills Gott, ein annders cleins Kirchlein auf einem schlechten Guetl vnd Mayrhoff[B] aufzerichten. Der Allmechtig welle sein Segen darzue geben. Dieweil aber dergleichen geistliche Gepew, wie Eür Königlich Wirde wol wissen, vor allem auch mit dem Schatz der lieben Heyligen reliquien sollen versehen vnd geziert werden, vnd zu obbemelter Anzal der Kirchen vnd Capelln nit weniger gehörn vnd vonnöten. Ich aber mit dergleichen zu Geniegen nit versehen, vnd aber daneben in glaubwürdige Erfahrung khomen, wie das zu Nürmberg in Eür Königlichen Wirde vnd des löblichen ordens Teutschen Haus ettliche reliquien, so vil Jar daselbs verlegen vnd in einem Gewelb vnd Zimer verspert sein, vnd also niemanndt zu Nutzen khomen, vnd das auch Eur Königlichen Wirde Lanndcomenthur der Palley Frannckhen vnd Comenthur zu Ellingen darumb wissen, wie auch die Schlissl darzue haben solle, also ist an Eur Königlich Wirde mein ganntz diennstlichs vnd hochvleissigs Bitten, Sy wellen den lieben Heyligen zu Ehrn, fürnemblich aber Gott selbs zu Lob, vnd mir alls derselben getreuen vnd diennstwilligen Vettern zu sonndern grossen Gonnsten, mir solliche reliquien, plos on alle zier, neben gebürlichen Testimonien guetwülig zuesteen vnd volgen lassen, vnd die gemelte Gottesheuser damit Königlich begaben vnd haussteurn. Die will Ich alsdann nit allein[S. 277] Eur Königlichen Würde zu Ehrn vnd Rhuemb nach meinem Vermuegen vnd zu meinem vorhabenden intent ziern, sonnder solches nach meinem bessten Vermügen verdienen, innsonnderheit aber die Sachen dahin richten, damit Eur Königlichen Würde vnd der Irigen yeder Zeit bey disen Gottsheusern mit schuldigem Gebett vnd Fürbitt zu Derselben Wolfahrt vnd Aufnemen kheins Wegs vergessen, sonnder Derselben tanquam benefactores zum treulichisten gedacht werde. Bitte derhalben Eur Königlich Würde nochmals, Sy wellen gemelten Iren Commenthur deshalben eheist gnedigisten Bevelch zuekhomen lassen, vnd thue mich Derselben zu angenemen wol gefelligen gegendiennste ganntz diennstlich vnd vleissig beuelhen. Datum Dachaw den xiij (13.) February Anno &c. 1595.

Eur Königlichen Würde
ganntz getreuer vnd dienstwilligister Vetter
Wilhelm.“

Maximilian gab Befehl, dem Herzog Wilhelm die gewünschten Reliquien auszuliefern. Agricola besorgte ihre Ablieferung nach München. Die deutschorden’schen Beamten wurden von dem Herzog mit seinem Bildniſs und andern Verehrungen bedacht, und Agricola zur Kirchweihe und andern Festlichkeiten wiederholt nach München eingeladen[C].

Nürnberg.

J. Baader.

Fußnoten:

[A] Dieses Kloster wurde damals vom Markgrafen eingeäschert und zerstört. Die Klosterfrauen fanden im Klarakloster zu Nürnberg Aufnahme und Verpflegung. Hier blieben sie bis zu ihrem Tode. Die letzte Pillenreuther Conventualin, Elisabetha Netzenhöferin, starb am 29. September 1596. Ein Jahr vor ihrem Tode schickte sie dem Herzog eine werthvolle Reliquie vom heil. Andreas. Uebrigens hatte derselbe auch schon im Jahre 1585 mehrere Reliquien, und darunter ein Stück von der Säule, an der Christus gegeiselt worden, die Kaiser Ludwig dem von ihm gegründeten Kloster Pillenreuth geschenkt, aus den Händen der Pillenreuther Conventualinnen erhalten.

[B] Schleiſsheim.

[C] Einmal erhielt Agricola für übersendete Reliquien 200 Goldgulden. Schon der Groſsmutter des Herzogs, der Wittwe Wilhelms des Standhaften, hatte Agricola im Jahre 1572 mehrere Reliquien übersendet. Dieselbe dankte ihm unterm 24. October. Indem sie ihrem Briefe 4 Ducaten „nit zu ainer verglaichung (Bezahlung), sondern allein zu ainem angedencken“ beilegte, versprach sie „berürt heylthumb (Reliquien) die zeit vnnsers lebens in billichen Eeren zuhalten vnd zubehalten.“


Alte Dramen.

So viel auch Gottsched und Gödeke zur literarischen Sammlung des Theaters bis Ende des siebzehnten Jahrhunderts gethan, so war doch noch genug übrig, um mir zu gestatten, allein bis zum Jahre 1600 dem durch jene Männer gesammelten Vorrath noch 37 fernere Stücke hinzuzufügen (s. Annalen, II, S. 246–51, 289–91) und weitere Kunde von mancher Piece der folgenden Zeit zu geben. Indeſs ist die Kenntniſs von der Literatur jener Epoche noch nicht erschöpft: während eines einzigen Jahres wurden mir 20, den Literatoren völlig unbekannte Dramen aus wenig benutzten Bibliotheken bekannt, wovon drei aus dem 16. Jahrh. Sie mögen in chronologischer Reihe hier folgen:

1. Ein newe Comedia, auß dem achtzehenden Cap. Matthei, vom König, der von seynen knechten rechenschafft haben wolt. Gemachet durch Adam Prellen von der Weysenstad.

o. O. u. J. (c. 1550). 8. — Bibl. der Maatschappij van Nederlandsche Letterkunde te Leiden, II, p. 329.

[S. 278]

2. Ein Teutsch spil von dem edlen Ritter Ponto, wie er mit dem Haydnischen Ritter vmb Gottes wort gekempfft vnd den sieg erhalten hat, schon, lustig vnnd lieblich zu lesen. Zugericht durch Heinrich Hoffott Rechenmayster und burger zu Nürnberg. Gedruck (so!) zu Nürnberg durch Valentin Neuber. Am Ende: Gedrückt zu Nürnberg durch Valentin Neuber.

o. J. (1551). 6⅜ Bog. 8. mit 2 Holzschn. Widmung an Joh. Derrer, Rechenmeister zu Nürnberg, dat. 26. Febr. 1551. Zehn Akte und 20 redende Personen. — In Nürnberg (Stadtbibl.)

3. Ein Dialogus oder Gespreche von dem absterben Friderici Staphyli, Spielweiſs gemacht, zu ehren Herren D. Rudolff Clencken, darin̄ sein gedruckter bericht von Staphyli abschied nach notturfft widerleget wirdt, Durch Sophoniam Peregrinatorem de Quiete, Schulmeistern zu Haslach. Lustig und kurtzweillig zu lesen. M.D.LXIIII. Am Ende: Gedruckt zu Rotstock, bey Gabriel Danner von Znaim in der praiten Gassen.

5⅞ Bog. 8. m. Titelholzschn. Der Herold der Titelrückseite auf letztem Blatte wiederholt. Redende Personen: Frid. Staphilus. Die Clerisey zu Ingolstad. D. Rudolff Clenck. Eines Lutherischen Christliche Seel. Der gute Engel. Ein böser Geyst. Lucifer. Der falsche Engel. 8 Akte. Prosa. Verfasser und Drucker natürlich fingiert. — In Nürnberg (Stadtbibl.), wo 2 Exempl.

4. Ein kurzweilig Spiel von dem zu Nürnberg im Prediger Closter gefangenen Crocodill. 1604.

o. O. Nürnberg. 8. — Nürnberger Auktionskatalog (v. Hagens) vom 14. Juni 1786. Nr. 3638.

Abschrift in Nürnberg (Stadtbibl.).

5. Saurius, Abraham, Ein erschröckliche Tragödie von erbärmlichem Vndergang vnnd Verderben Sodomae und übriger vmbliegender Stätt. Vlm 1612.

8. — Stargardt, Cat. 68, S. 27.

6. Lutherus Augustus, drama. Der Hocherleuchtende Augspurgische Luther, und sein Augspurgischer Reichs Tag,.. in Reinteutsche Alexandrinische Reim Art vnd ernstes Schaw Spiel gesetzet, vnd auff instehendes Evangelisches Jubel Jahr gerichtet, vnd zugerichtet von M. Mart. Rinckart, in Patr. Ileb. Archidiacono. Leipzig, 1630. 4.[A].

7. Bethulia oder veste Burg der vnüberwindlichen Kirchen Gottes, bedrenget vnd betrübet von Holoferne, Endtlich aber durch Gottes sonderbare Gnade befreyet von der großmächtigen Heldin vnd Frawen Judith, in ein Drama Comico-tragicum nach jetzt gewöhnlicher vngebundener Teutscher Art verfasset, vnd im Gräfflichen Mansfeldischen Gymnasio zu Eißleben agiret. Leipzig, Gottfried Groſs. 1633. 8.

8. Eine sehr lustige vnd anmuhtige Hirten Comoedia, so Myrtilla genant, von der gelehrten Italianischen Comoediantin,[S. 279] Frawen Isabella Andreini in jhrer Sprache beschrieben, an jetzo verteutscht. 1634. 8.

9. Friede Erlangtes Teutschland In einem Schauspiel auffgeführet vnd beschrieben Von Johan Henrich Hadewig. Hannover, Gedruckt durch Georg Friederich Grimm, In Verlegung Johan Jansons von Br. M DC Lj.

9 Bogen. 8. Widmung des Verfassers, Pastors in Lübekke, an Königin Christine von Schweden, dat. Lübekke am 13. Sept. anno 1650. Elf Aufzüge mit 39 Personen. Das Stück beginnt erst auf 30. Seite, vorher Jamben, Sonnette, Alexandriner u. s. w. — In Nürnberg (Kirchenbibl.)

10. Hoch-Fürstliche Sommer-Lust, Von dem.. Herrn FRANTZ ERDTMANN, Hertzoge zu Sachsen, Engern und Westphalen, etc. In gegenwart etlicher Hoch-Fürstlichen Persohnen, Vermittelst eines Ballets und Feurwercks, zu Grünaw den 24. Augusti dieses 1664sten Jahres, Erfreulich vollenzogen. In der Fürstl. Niedersachschen Druckerey zu Grünaw, Druckts Paul Hunholtz.

o. J. (1664). 5 Bog. 4. — In Nürnberg (Stadtbibl.).

11. Schau-Platz der Eitelkeit, worauff der geehrt-, gelährt-, bethört-, beschwert- und bekehrte Salomo auß Heiliger Schrifft, der heutigen Welt Hoch nützlich vorgestellt wird. 1667.

o. O. 8. — Krauſser’s in Nürnberg 103. Antiquariats-Verzeichniſs, Nr. 689.

12. Kurtzer Entwurff, Eines anmuthigen Kinder-Ballets, Welches Durch LX. Junge Knaben Theils mit Multer-Pferden, ihres Alters von IV. biß in X. auch XII. Jahren. In Der Freyen Käyserl. Reichs-Stadt Nürnberg, repraesentirt und vorgestellet wird. Sampt Einem kurtzen Schäfer-Gespräch Und andern lustigen Musicalischen Kurtzweiln angeordnet, Von Einem Des Durchleuchtigst. Ertzhauses Oesterreich Weyl. zehenjährigen Bedienten. J. M. L. Anno MC.LXIIX. (so!) Am Ende: Nürnberg, zu finden bey Jacob Lang, Musico.

Titelblatt, Querfoliokupferblatt, 22 gez. S. 4. Prosa und Gedicht. — In Nürnberg (Stadtbibl.).

13. Liebes-Triumph Ballet, Bey höchst-erfreulicher Heimführung, Der Durchlauchtigsten Fürstin Frauen AVGVSTA MARIA, Margräfin zu Baden. In der Hochfürstlichen Residentz Carolsburg durch Anwesende Hochfürstlich. Gräffl. und Adeliche Personen vorgestellt. Durlach, Gedruckt bey Johann Salomon Haken, An. 1670.

10 Bl. 4. — In Stuttgart.

14. Der Ehr- und Tugendliebende Philaret.. in einem Mischspiele auff öffentlicher Schaubühn zu Jena vorgestellet, Jena, Joh. Ludwig Neuenhahn. 1673. 8.

15. Weißenbach, Joh. Casp., Der Vnsterbliche GOTT[S. 280] in dem sterblichen Leib eines schwachen Menschen und dann die sterbliche Menschheit mit der unsterbligkeit Gottes vereinet und clarificiert. Beyde auff offentlicher Trawr- und Frewdiger Schaw-Püny vorgestellt in Zug Anno 1678. Gedruckt bei C. Rooſs.

o. J. (Zug, 1678). 4. — In Aarau.

16. Weißenbach, Joh. Casp., Newe Lieder auß der Tragödie intitulirt: Der vnsterbliche GOTT in dem sterblichen Leib eines schwachen Menschen.. Baden im Ergew, Baldinger 1678.

4. — In Aarau.

17. Tragico-Comoedia oder: das beneidete, doch unverhinderte Ehren-Glück Des frommen und lieben Jacobs-Sohns JOSEPHS.. von Georg Scheurern, Inspectore der Agenten. und Joachim Müllner, Inventore & Autore Materiae. wie auch Johann Fischer, Hochfürstl. Brandenb. Onolzbachischen Hof-Musico, als Componisten der Musicalischen Sing-Arien. Nürnberg, gedruckt bey Christian Sigm. Froberg. 1685.

24 gez. S. 8. Drei Handlungen mit 50 redenden Personen. — In Nürnberg (Stadtbibl.).

18. Musicalisches Lustspiel, am 45. Geburtstage Fridericae Amaliae, Herzoginn zu Holstein-Gottorf, oder dem 11. April 1693 vorgestellet. Schleswig, 1693.

4. Verfaſst und componirt von Joh. Philipp Förtsch. — Schröder, Lexikon d. hamburg. Schriftsteller, II, S. 332.

19. Neu-angestellte Herbst-Freude, wegen der glücklichen Wiederkunfft der Hertzogin Marien Elisabeth in Römhild. 1696.

4. — Bibl. Bachov. 1. Goth. 1737. p. 316.

20. Die Unglückliche Liebe Des Tapfern JASONS, In einem Sing-Spiel, Auf dem Hoch-Fürstl. Würtembergischen Schau-Platz vorgestellet. 1698.

o. O. 8 Bl. u. 85 gez. S. 8. — In Stuttgart.

Nürnberg.

E. Weller.

Fußnote:

[A] Die ohne Quellenangabe genannten Schriften sind den alten Meſskatalogen entnommen.


Altdeutscher Spruch.

Ain junger Ritter aun muͦt — ain alter jud aun guͦt
ain pfaff aun kunst — ain acker aun dunst
ain jung wîb aun lieb — ain jarmarkt aun dieb
ain schûr aun mûs — ain alter böltz aun lûs
ain bock aun ain bart — das ist wider naturlich art.

(Aus einem Bamberger Codex als Schluſs einer Ars memorandi.)

München.

Birlinger.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 281]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 8.

August.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, 15. August 1866.

Die politischen Ereignisse der jüngst verflossenen Zeiten, deren wir schon in voriger Chronik gedachten, haben zur Besetzung Nürnbergs durch eine preuſsische Armee unter Oberbefehl Sr. königl. Hoheit des Groſsherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin geführt. Die nationale Bedeutung unserer Anstalt und die allgemeine Theilnahme aller deutschen Bruderstämme hat sich auch bei diesem Anlasse auf’s glänzendste bewährt. Se. königl. Hoheit, schon seit Jahren wohlwollender Förderer der Anstalt, geruhten, dieselbe aufs eingehendste zu besichtigen und verweilten nebst Gefolge 2½ Stunden in den Räumen der Karthause, um sich von dem Fortgang und der weitern Entwicklung der Anstalt zu überzeugen; und wir können es mit Stolz herausheben, daſs Se. königl. Hoheit in Folge dieses Besuches die erfreuliche Mittheilung dem I. Vorstande zu machen geruhten, daſs Höchstihr Jahresbeitrag, der bisher stets nur auf eine Reihe von Jahren zugesichert war, nunmehr als ständiger, immerwährender zu betrachten sei. Nicht leicht hätte irgend eine Zusage dem Museum erfreulicher sein können, da gerade die Befestigung der Anstalt von der Befestigung der gröſseren, sicher eingehenden Beiträge direkt abhängig ist.

Die hohe Freude, welche das Museum über diese werthvolle und wichtige Zusage empfindet, wird noch gesteigert durch das weitere Versprechen Sr. königl. Hoheit, die Kupferstichsammlung des Museums durch die Doubletten der groſsh. Kupferstichsammlung bereichern zu wollen. Wie das hohe Beispiel des Höchstkommandierenden der Occupationsarmee anregend auf die Offiziere und die Mannschaft gewirkt hat, so hatte sich das Museum auch eines sehr bedeutenden Besuches von Offizieren und Soldaten zu erfreuen, so daſs die lebhafte Bewegung in unsern Hallen einen angenehmen Contrast bildete zu dem in der Zeit vorher fast auf Null gesunkenen Fremdenbesuche. Mancher langjährige auswärtige Freund und Förderer des Museums wurde so durch den Gang des Krieges in’s Museum geführt, mancher neue Freund gewonnen.

Die in Folge des Waffenstillstandes wiederhergestellte Verbindung mit allen Theilen Deutschlands hat auch die eine kurze Zeit in Stocken gerathene Correspondenz wieder belebt.

Auch die leider in der Expedition des Anzeigers eingetretenen Störungen können nun ausgeglichen werden; ebenso wird unser 12. Jahresbericht für 1865 demnächst zur Versendung gelangen.

An neuen Beiträgen wurden im Laufe des Monates folgende gezeichnet:

Aus Vereinskassen: Vom Landkapitel Haigerloch 4 fl.

Von Privaten: Berlin: Univ.-Professor Dr. Ferd. Piper 7 fl. (einm.); Darmstadt: Ferdinand Bender, stud. phil. 1 fl.; Sigmaringen: Religionslehrer Bantle, z. Z. Kaplan in Langensenlingen, 1 fl., Adlerwirth Götz in Langensenlingen 1 fl.; Stuttgart: Finanzrath Blessing 1 fl.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

[S. 282]

I. Für das Archiv.

Prof. A. Flegler, Archivvorstand des german. Museums:
3349. Kaufbrief des Lienhardt Purckholtzer, Metzgers und Bürgers zu München, für Michael Stertz ebendas. über ein halb Pfund Pfennige Ewiggelds. 1496. Pgm.

Dr. Herzog in Zwickau:
3350. Stiftung von 4 rhein. Guld. Zinsen von fl. 100 Kapital an das Karthäuserkloster zu Nürnberg durch den Zwickauer Meſspriester Heinrich von Grumbach. 1513. Pgm.

II. Für die Bibliothek.

Société des bibliothèques communales du Haut-Rhin in Colmar:
19,764. Dies., III. année, 3. séance; 1866. 8.

Stiller’sche Hofbuchhandlung in Schwerin:
19,765. Lübker, d. Fall des Heidenthums. 1856. 8.
19,766. Kliefoth, über das Verhältniſs der Landesherren als Inhaber der Kirchgenwalt zu ihren Kirchenbehörden. 1861. 8.
19,767. Neander’s deutsche Sprichwörter, hsg. v. Latendorf. 1864. 8.
19,768. Hobein, Buch der Hymnen. 1864. 8.

P. Liehner’sche Buchhandlung in Sigmaringen:
19,769. Staiger, d. schwäb. Donauthal mit d. Molkenkuranstalt Beuron. 2. Ausg. 1866. 8.

Carl Heymann’s Verlag (A. E. Wagner) in Berlin:
19,770. Förster, statist.-topogr.-histor. Uebersicht d. preuſs. Staats. 8.
19,771. Dürer, einiger Unterricht v. d. Befestigung d. Städte, Schlösser und Flecken. 8.
19,772. Wagener, Jahr- und Tagebuch der wichtigsten Entdeckungen, Erfindungen und Stiftungen u. d. denkwürdigsten Weltbegebenheiten seit Christus; Th. I. u. II, 1. 2. 1824–28. 8.
19,773. Fischer u. Streit, histor. u. geogr. Atlas von Europa; 2. Aufl., Bd. I u. II, 1. 2. mit 82 Karten. 1836 u. 37. 8.
19,774. Kugler, Beschreibung der Kunst-Schätze von Berlin und Potsdam; 1. u. 2. Thl. 1838. 8.
19,775. Bielitz, Darstellung der Rechte des preuſs. Fiskus. 1839. 8.
19,776. Ders., Darstellung der Rechtsverhältnisse des Adels in Preuſsen. 1840. 8.
19,777. Schröter, Lehrbuch d. allgemeinen Landrechts; 3 Bde. 1840–43. 8.
19,778. Genealog.-diplomat. Jahrbuch für den preuſs. Staat; I. II, 1841 u. 43. 8.
19,779. Riesel, Ausflüge und Ferienreisen in d. märkische Heimath; I-V. 1865. 8.

Fr. Vieweg & Sohn, Verlagsbuchh., in Braunschweig:
19,780. Sell, d. Recuperatio der Römer. 1837. 8.
19,781. Jahrbücher für histor. und dogmatische Bearbeitung des röm. Rechts, hsg. v. K. u. W. Sell. 3 Bde. 1841–44. 8.
19,782. Hermes, d. Entdeckung von America durch die Isländer im 10. u. 11. Jhdt. 1844. 8.
19,783. v. d. Pfordten, Votum über die Erbfolge in Schleswig-Holstein; 2. Aufl. 1865. 8.

G. B. Leopold, Universitätsbuchh., in Rostock:
19,784. Türk, geschichtl. Studien; I, 1. u. 2. 1841–43. 8.
19,785. Hanmann, Warnemünde, dessen Seebad etc. 1843. 8.
19,786. v. Both, urkundl. Nachrichten über die in Mecklenburg vorhandenen Stipendien. 1842. 4.

Anton Emmert in Riva:
19,787. Legge del 5 Marzo 1862 sull’ ordinamento degli affari comunali etc. 1866. 8.
[S. 283] 19,788. Legge comunale pel Tirolo etc. 8.

K. b. Akademie der Wissenschaften in München:
19,789. Dies., Sitzungsberichte etc. 1866, I, H. 3. 1866. 8.

G. Braun’sche Hofbuchhandlung in Karlsruhe:
19,790. Zeitschrift f. d. Geschichte des Oberrheins, hg. v. Mone; Bd. 19, 3. H. 1866. 8.

Job. Jak. Dietzel, Pfarrer, in Nürnberg:
19,791. Das Wolffgesang. 4.
19,792. Klieber, ein schön rayen lied der 118. Psalm, etc. kl. 8.
19,793. Der lxiij. Psalm etc. Der. x. Psalm etc. kl. 8.
19,794. Heyden, der Lxxx. Psalm zu singen und zu betten etc. 8.
19,795. Ders., die einsetzung vnd brauch des heyligen Abentmals etc. 1544. 8.
19,796. Ders., ein Lobgesang von der Aufferstehung Christi. 8.
19,797. Ders., der XCI. Psalm gesangs weis. 8.
19,798. Frisch, ein Schnee-Predigt. 1661. 8.
19,799. Schwartz, christl. Betraurung... Herrn Jobst Ludw. von Steinberg auf Boden etc. 1678. 4.
19,800. Schwarz, Casp. Neumanni delectus precum etc. 1746. 8.
19,801. Abschrifft eines Briefes, den Gott selbst geschrieben etc. 1720. 1 Bl. 2.
19,802. Strauſs, ein new wūderbarlich Beychtpuchlin etc. 1523. 4.
19,803. Heshusius, von Eheuerlöbnissen, und verbotenen Gradibus. 1583. 4.
19,804. (Stör), der Ehelich standt von Got mit gebenedeyung auffgesetzt. 4. (Defect.)

Herder’sche Verlagshandlung in Freiburg:
19,805. Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz; Bd. II, 1. 1866. 8.

August Demmin in Paris:
19,806. Ders., catalogue de la collection céramique de M. Aug. Demmin. 1866. 8.

A. Bube, Archivrath, in Gotha:
19,807. Ders., Romanzen und Balladen. 3. Aufl. 1866. 8.

J. G. Cotta’sche Verlagshandlung in Stuttgart:
19,808. Deutsche Vierteljahrs-Schrift; 29. Jhrg., Juli-Sept. 1866. Nr. 115. 8.

Groſsherzogl. herzogl. sächs. Universität in Jena:
19,809. Dies., index scholarum hib. 1866–67. 4.
19,810. Dies., Vorlesungen, 1866–67. 8.
19,811. Kay, über den Antagonismus zwischen Opium und Belladonna. 1866. 8.
19,812. Lothholz, über Aetiologie des Heotyphus. 1866. 8.
19,813. Sikora, Beobachtungen über Stimmbandlähmung. 1866. 8.
19,814. Vidal, de abscessibus per congestum. 1866. 8.

P. Liehner’sche Buchhandlung in Sigmaringen:
19,815. Sammlung der Gesetze und Verordnungen f. d. Hohenzollern’schen Lande; n. F., Bd. I, 2. 1866. 8.

Eugen Schnell, Archivar, in Sigmaringen:
19,816. Ders., geschichtliche Bilder und Erzälungen. 1866. 8.

v. Olfers, k. pr. geh. Rath und Generaldirektor der k. Museen, Exc., zu Berlin:
19,817. Das Model eines athenischen Fünfreihenschiffs, Pentere, aus der Zeit Alexanders d. Gr. im k. Museum zu Berlin. 1866. 2.

Dr. Ferdin. Piper, Universitätsprofessor, in Berlin:
19,818. Ders., vergleichender Kalender f. d. J. 1862, 1863, 1864. 11.-13. Jahrg. 8.

Königl. Akademie in Münster:
19,819. Atorf, de Marco Aurel. Probo Romanor. imp. 1866. 8.
19,820. Becker, imperator L. Domitius Aurelianus restitutor orbis. 1866. 8.
19,821. Deuſsen, de Polycrate Samiorum tyranno. 1866. 8.
19,822. Krichel, de Ulrici Hutteni studiis politicis. 1866. 8.
19,823. Scharfe, de Evagorae Salaminorum reguli vita ac rebus gestis. 1866. 8.
19,824. Schluenkes, de Tacito Tiberii rerum auctore. 1866. 8.
19,825. Schoenborn, de causa et lite decumana inter Thuringos et archiepiscopos Moguntinos. 1866. 8.

A. Klindworth’s Verlagsbuchhandlung in Hannover:
19,826. Klopp, Leibniz’ Vorschlag einer französ. Expedition nach Aegypten. 1864. 8.

[S. 284]

Königl. Universität in Greifswald:
19,827. Dies., index scholarum, 1866–67. 4.
19,828. Dies., Verzeichniſs der Vorlesungen, 1866–67. 4.

G. Schönfeld’s Buchhandlung (C. A. Werner) in Dresden:
19,829. Neuer Anzeiger f. Bibliographie etc.; Jhrg. 1866, 1–6. H. 8.

J. N. Enders, Buchhandlung, in Neutitschein:
19,830. Die Biene; 16. Jhrg., 1866, Nr. 1–18. 4.

Redaktion der kathol. Blätter aus Tirol in Innsbruck:
19,831. Katholische Blätter aus Tirol; 1866, Nr. 1–18. 8.

Comité Flamand de France in Dünkirchen:
19,832. Dass., bulletin; tom. IV. nr. 1 et 2., Janv.-Juin. 1866. 8.

Société Française d’archéologie in Paris:
19,833. Dies., bulletin monumental; 32. vol., nr. 1–4. 1866. 8.

Alwin Rudel in Dresden:
19,834. Central-Blatt für deutsche Papier-Fabrikation; 1866, Nr. 1–12. 4.

Stahel’sche Buch- und Kunsthandlung in Würzburg:
19,835. Chilianeum; 8. Bd., 1–12. Heft. 1866. 8.

Dr. Hermann Stolp in Berlin:
19,836. Deutsche Gemeinde-Zeitung, hg. v. Stolp; 1866, Nr. 1–25. 4.

J. Engelhorn, Verlagshandlung, in Stuttgart:
19,837. Gewerbehalle etc.; Jhg. 1866, Lief. 1–6. 4.

Redaktion des literar. Handweisers in Münster:
19,838. Literarischer Handweiser etc.; Jhg. 1866, Nr. 41–46. 8.

Wallishauser’sche Buchhandlung (Jos. Klemm) in Wien:
19,839. Jagd-Zeitung; 9. Jhg,, Nr. 1–12. 1866. 8.

Redaktion der Heidelberger Jahrbücher in Heidelberg:
19,840. Heidelberger Jahrbücher der Literatur; Jhg. 1866, Januar-April. 8.

Verlag der Frauenzeitung in Stuttgart:
19,841. Kirchenschmuck etc.; XIX. Bd., 2. Hlfte. 1866. 8.

Institut historique in Paris:
19,842. Dass., l’investigateur; 33 année, Janv.-Juin. 1866. 8.

Redaktion der allgemein. Literatur-Zeitung in Wien:
19,843. Allgem. Literatur-Zeitung; Jahrg. 1866, Nr. 1–20. 4.

K. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale in Wien:
19,844. Dies., Mittheilungen; 11. Jahrg., Jan.-April. 1866. 4.

Redaktion der altpreuſs. Monatsschrift in Königsberg:
19,845. Altpreuſsische Monatsschrift; 3 Jhg., 1. u. 2. Heft. 1866. 8.

Du Mont-Schauberg’sche Buchhandlung in Köln:
19,846. Organ für christl. Kunst; 16. Jhg., 1866, Nr. 1–12. 4.

Th. Oelsner in Breslau:
19,847. Schlesische Provinzialblätter, hg. v. Oelsner, neue Folge, 5. Jhrg., Jan.-April. 1866. 8.

H. Laupp’sche Buchhandlung in Tübingen:
19,848. Theologische Quartalschrift, hg. von v. Kühn etc.; 48. Jhg., 1. u. 2. Quartalheft. 1866. 8.

Müller von der Werra in Leipzig:
19,849. Die neue Sängerhalle, hg. v. Müller v. d. Werra; 5. Jhg., 1866, Nr. 1–26. 4.

Dr. L. Lang in München:
19,850. Münchener Sonntagsblatt; Jhg. 1866, Nr. 1–15. 4.

Verein zur Ausbildung der Gewerke in München:
19,851. Ders., Zeitschrift; 16. Jhrg., 1. bis 3. Heft. 1866. 2.

Redaktion des Volksblattes für Stadt und Land in Quedlinburg:
19,852. Volksblatt etc., Jhg. 1866, Nr. 1–52. 4.

Redaktion des Wochenblattes der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg in Berlin:
19,853. Wochenblatt etc., Jhg. 1866, Nr. 1–32. 4.

Polytechnischer Verein in Würzburg:
19,854. Ders., Wochenschrift; Jhg. 1866, Nr. 1–18. 8.

Redaktion der Zeitschrift f. preuſs. Geschichte u. Landeskunde in Berlin:
19,855. Zeitschrift f. preuſs. Geschichte u. Landeskunde; 3. Jhg., 1.-5. Heft. 1866. 8.

Allgem. deutsche Verlags-Anstalt (Sigism. Wolff) in Berlin:
19,856. Romberg’s Zeitschrift für prakt. Baukunst; Jhg. 1866, Heft 1–3. 2.

[S. 285]

Ign. Franz Keiblinger, Stiftskapitular, in Melk:
19,857. Heller, hat Karl V. wortbrüchig an dem Landgrafen Philipp v. Hessen gehandelt, als er ihn zu Halle gefangen nahm? 1866. 4. Progr.

K. Studienrektorat in Erlangen:
19,858. Soergel, de Tiberio et Gaio Gracchis commentationis particula III. 1856 (corrig. 1866.) 4. Progr.

Dr. Petersen, Realitätenbesitzer, in Berum:
19,859. Wenckebach, jus Theelachticum redivivum. 1759. 4.

G. P. Aderholz’ Buchhandl. (G. Porsch) in Breslau:
19,860. Krawutzky, Zählung und Ordnung der heil. Sacramente der kathol. Kirche. 1865. 8.
19,861. Marks, Geschichte des kathol. Schullehrer-Seminars zu Breslau. 1865. 8.

Gebr. Carl u. Nikolaus Benziger, Buchh., zu Einsiedeln:
19,862. Register oder Verzeichnisse zu Bd. I bis und mit XX des Geschichtsfreundes. 1865. 8.

Buchhandlung des Waisenhauses in Halle:
19,863. Lambert, die Entwicklung der deutschen Städte-Verfassungen im Mittelalter; 2 Bde. 1865. 8.
19,864. Lucä, über Schiller’s Wilhelm Tell. 1865. 8.
19,865. Opel, Wallenstein im Stift Halberstadt, 1625–26. 1866. 8.
19,866. Schade, altdeutsches Wörterbuch. 1866. 8.
19,867. Tschischwitz, Nachklänge germanischer Mythe in den Werken Shakspeare’s. 1865. 8.

Kgl. Geh. Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) in Berlin:
19,868. Bäſsler, Auswahl altchristl. Lieder v. 2. bis 15. Jahrh. 1858. 8.
19,869. Carlyle, Geschichte Friedrich’s von Preuſsen, deutsch von Neuburg; 4 Bde. 1858–66. 8.
19,870. Cassel, der Grâl und sein Name. 1865. 8.
19,871. Fürstenthal, d. allgemeine Gerichtsordnung für die preuſs. Staaten. 1857. 8.
19,872. Hahn, Hans Joachim von Zieten; 3. Aufl. 1858. 8.
19,873. v. Strampff, Dr. Martin Luther: Ueber die Ehe. 1857. 8.
19,874. Preuſsens altes Recht an Schleswig-Holstein. 1865. 8.
19,875. Witzleben, Prinz Friedrich Josias von Coburg-Saalfeld etc. 3 Theile. 1859. 8. Mit Karten und Plänen, gr. 2.

N. G. Elwert’sche Universitäts-Buchhandlung in Marburg:
19,876. Dietrich, Frau und Dame. Ein sprachgeschichtl. Vortrag. 1864. 8.
19,877. Dietrich, de cruce Ruthwellensi. 1865. 4.
19,878. Wagner, Geschichte der Stadt Allendorf an der Werra und der Saline Sooden. 1865. 8.

Verlag von Ernst & Korn (Gropius’sche Buch- und Kunsthandlung) in Berlin:
19,879. Ahlburg, die Klosterkirche zu Riddagshausen. 1857. 2.
19,880. v. Quast, Denkmale der Baukunst in Preuſsen; 3. u. 4. Heft, gr. 2.
19,881. Biographieen berühmter Baumeister und Bildhauer; I. Bd. 2. Ausg. 1862. 8.

Ferdin. Förstemann’s Verlagshandl. in Nordhausen:
19,882. Förstemann, d. gräfl. Stolbergische Bibliothek zu Wernigerode. 1866. 8.
19,883. Rüstow, Geschichte der Infanterie; 2 Bde., 2. Ausg. 1864. 8.
19,884. Walther, d. Literatur des gemeinen, ordentlichen Civil-Processes und seine Bearbeiter. 1865. 8.

Theobald Grieben, Verlagsbuchh., in Berlin:
19,885. Löffler, das Pferd. Zucht, Pflege, Veredelung u. Geschichte. 4 Bde. 1866. 8.

Hahn’sche Hofbuchhandlung in Hannover:
19,886. Kohlrausch, d. deutsche Geschichte; 15. Aufl. 1866. 8.
19,887. Leunis, Nomenclator zoologicus. 1866. 8.
19,888. Meiſsner u. Shepard, Untersuchungen über das Entstehen der Hippursäure im thierischen Organismus. 1866. 8.

J. G. Heuser’sche Buchhandlung in Neuwied:
19,889. Harder, die Entstehung und Ausbreitung des Christenthums in den ersten drei Jahrhunderten; 2 Thle. 1865–66. 8.
19,890. Kühn, Entwicklungsgeschichte der Freimaurerei. 1864. 8.
19,891. Ullersperger, d. Herz-Bräune; historisch, pathologisch und therapeutisch. 1865. 8.
[S. 286] 19,892. Ders., der Hirnnervenschlag. 1864. 8.

C. Hingst, Verlagsbuchhandl., in Stralsund:
19,893. Brix, Skizzen aus dem nördl. Eismeere. 1866. 8.

G. W. Körner, Verlagshandl., in Erfurt:
19,894. Zwingli’s Lehrbüchlein, wie man die Knaben christlich unterweisen und erziehen soll; hg. v. Fulda. 1844. 8.
19,895. Körner, die Stadt Erfurt. 1848. 8.
19,896. Davin, die Sprache der Deutschen nach ihrer Geschichte etc. 1864. 8.

W. Langewiesche’s Verlagshandl. in Barmen:
19,897. Sauer, die Wupper in Liedern und Sagen. 1866. 8. 19,898. Müller, das Duell im Lichte christlich-germanischer Bildung. 1858. 8.

Heinr. Müller, Verlagshandl., in Berlin:
19,899. Brunnemann, Michel Servetus. 1865. 4.

Constantin Niese, Buchhandl., in Saalfeld:
19,900. Wagner’s Chronik der Stadt Saalfeld, fortges. von Grobe; 10. Heft. 1866. 8.

C. W. Offenhauer, Verlagshandl., in Eilenburg:
19,901. Vörckel, Martin Rinkart, ein evangel. Lebensbild. 1857. 8.

G. Rahn, Verlagshandl., in Berlin:
19,902. Rahn, die Berliner Königsstadt u. deren vier Kirchen. 2. Aufl. 1857. 8.

Fr. Regensberg, Verlagshandl., in Münster:
19,903. Hüppe, Lieder u. Sprüche der Minnesinger. 1844. 8.
19,904. Winiewski, systemat. Verzeichniſs der in den Programmen der preuſs. Gymnasien und Progymnasien 1825–41 enthaltenen Abhandlungen etc. 1844. 4.
19,905. Perger, annalium Iburgensium fragmenta. 1857. 8.
19,906. Deycks, carminum epicorum germanicorum Nederlandicorum saec. XIII et XIV fragmenta. 1859. 4.

J. Riecker’sche Buchhandl. in Gieſsen:
19,907. Follen, Tristans Eltern. 1857. 8. 19,908. Sandhaas, fränkisches eheliches Güterrecht. 1866. 8.

Carl Rümpler, Verlagshandlung, in Hannover:
19,909. Scheler, Aufzeichnungen eines Amsterdamer Bürgers über Swedenborg. 1858. 8.
19,910. Delius, Boto, Graf von Stolberg, Ahnherr der Fürsten Europas. 1860. 8.
19,911. Merkel, die ostfriesische Insel Borhum. 1860. 8.
19,912. Crestien von Troies, li romans dou chevalier au lyon; hg. v. Holland. 1862. 8.
19,913. Baudissin, Philippine Welser, histor. Roman; 3 Bde. 1864. 8.
19,914. Gödeke, Every-man, Homulus und Hekastus. 1865. 8.
19,915. Polko, alte Herren, die Vorläufer Bach’s. 1865. 8.
19,916. Möller, Geschichte Schleswig-Holsteins; 2 Bde. 1865. 8.

Joh. Jac. Scheel, Verlagshandl., in Kassel:
19,917. Klemme, das Leben Johann Calvin’s. 1864. 8.

Gustav Schlawitz, Verlagsbuchhandl., in Berlin:
19,918. Hengstenberg, das Duell und die christl. Kirche. 1856. 8.
19,919. Büchsel, Erinnerungen an den Markgrafen Johann von Küstrin. 1856. 8.
19,920. Rocholl, Beiträge zu einer Geschichte deutscher Theosophie. 1856. 8.
19,921. Lämmer, die vortridentinisch-katholische Theologie des Reformations-Zeitalters. 1858. 8.
19,922. Dreher, Leben, Lieder und Liederpflege der Augusta Maria, Markgräfin von Baden-Durlach. 1858. 8.
19,923. Rocholl, das Leben Philipp Nicolai’s. 1860. 8.
19,924. Becker, das edle sächsische Fürsten-Kleeblatt. 1860. 8.
19,925. Becker, Dr. Martin Luther, der deutsche Mann. 1861. 8.
19,926. Preuſs, das Concil von Trident. 1862. 8.

Schulze’sche Buchhandlung in Oldenburg:
19927. Strackerjan, Geschichte der Buchdruckerei im Herzogthum Oldenburg und der Herrschaft Jever. 1840. 8.
19,928. Runde, deutsches eheliches Güterrecht. 1841. 8.
19,929. Archiv für die Praxis des gesammten im Groſsherzogthum Oldenburg geltenden Rechts, hg. v. Groſskopff, Ruhstrat und v. Steun: 5 Bde. 1843–55. 8.
19,930. Kohli, Handbuch einer histor.-geogr.-statist. Beschreibung dea Herzogth. Oldenburg etc. Th. I u. II, 1. 2. 1844. 8.

[S. 287]

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Weiſs, Archivar, in Klagenfurt:
5134. 73 Lackabdrücke von älteren und neueren Siegelstöcken.

Adolf Bube, Archivrath, in Gotha:
5135. Porträt des Herrn Geschenkgebers, Stahlstich von Weger.

A. Demmin in Paris:
5136. 2 Photographieen von Majoliken nach v. d. Meer.

A. Neuhauser, Besitzer der Glasmalerei zu Innsbruck:
5137. 26 Blätter Photographieen zu dem Werke: Les vitreaux Bourges etc.

Ein Ungenannter in Nürnberg:
5138. Groschen der Herzoge Friedrich, Albert und Johann von Sachsen.

Dr. E. Freiherr von Bibra in Nürnberg:
5139. Bruchstück eines römischen Glases mit eingesprengten Batzen und zwei Brandpfeile aus dem 15. Jahrh.

Chr. Flinzberg, Seifensieder, in Coburg:
5140. Karte des Rückzugs der fränk. Rhein- und Mosel-Armee unter Moreau; nebst Text.

Ferd. Bender, stud. philol., in Darmstadt:
5141. 15 Lack- und Papierabdrücke von älteren u. neueren Siegeln.


Chronik der historischen Vereine.

Bulletin monumental ou collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monuments nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 2. 32. Vol. de la Collection. Nr. 5. Paris et Caen, 1866. 8.

Mémoire sur des découvertes d’antiquités romaines faites à Valentine (Haute-Garonne); par M. Morel. — Notice sur le camp de Cinais (Indre-et-Loire); par M. de Cougny. — Essai sur les origines et le développements du Christianisme dans les Gaules, par M. Tailliar.

Bulletin du Comité Flamand de France. Tome IV. Nr. 2. Avril, Mai et Juin 1866. Lille et Dunkerque, 1866. 8.

Extrait des procès-verbaux. — Transmission de la châtellerie de Bourbourg, par le marquis de Godefroy Ménilglaise. — Note sur la communication précédente, par E. de Coussemaker. — Etablissement des jésuites anglais à St-Omer et à Watten, par le R. P. Possez.


[S. 288]

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

16) Die Prämonstratenser des zwölften Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland. Ein Beitrag zur Geschichte der Christianisirung und Germanisirung des Wendenlandes. Von Franz Winter, Prediger zu Schönebeck a. d. E. Berlin, 1865. E. Schweigger’sche Hofbuchhandlung. 8. 386 Stn.

Der scheinbar weitabliegende Gegenstand, den vorliegendes Werk behandelt, gewinnt ein näheres Interesse dadurch, daſs die erzählte Geschichte um eine hervorragende Persönlichkeit wie um einen Mittelpunkt sich bewegt und darin zwei der bedeutendsten Factoren im Bildungsprozesse des Mittelalters, niedersächsische Nüchternheit und fränkische Erregtheit, in der Nähe zu einer dauernden Schöpfung zusammentreten, wie sie die letztere allein in der Ferne vergeblich zu verwirklichen suchte. Statt mit den übrigen Heeren des westlichen Europas jenseits des Meeres nach dem Morgenlande zu ziehen, hielten die sächsischen Fürsten es für gleich verdienstlich, einen Kreuzzug gegen die östlich von der Elbe wohnenden Slaven zu unternehmen, ihr Land mit dem Reiche zu vereinigen und so einen neuen Boden für Verbreitung des Christenthums herzustellen. Diese Aufgabe war der materiellen Seite nach gerade hinreichend gefördert, als ein günstiges Geschick im heil. Norbert, dem Erzbischofe von Magdeburg und Stifter des Prämonstratenserordens, einem wahren Charakterkopfe des zwölften Jahrhunderts, den Mann auf den Platz stellte, der vollkommen im Stande war, den geistigen Theil der Arbeit zu übernehmen. Der Orden, dem er in jenen Ländern eine eigentliche Heimat bereitet hat, und in welchem sein Sinn wie in ungeschwächter Verkörperung ein Jahrhundert lang fortlebte, führte das Werk zu Ende. In anziehendem, einheitlichem Bilde bringt der Verfasser uns diese inhaltreiche Geschichte vor Augen, indem er nach historischem Rückblicke den Ordensstifter, die Ordensschüler und deren Gönner, die dreizehn Klöster, sowie endlich die Organisation und den Verfall des Ordens bespricht. Umfangreiche angehängte Excurse erläutern die Thatsachen näher; eine dritte Abtheilung behandelt die Quellen.

E.

17) Aus der musikalischen Vergangenheit bayrischer Städte. Musikgeschichte der Stadt Regensburg. Aus Archivalien und sonstigen Quellen bearbeitet von Dr. Dom. Mettenleiter. Regensburg, Verlag von J. Georg Bössenecker. 1866. 8. 287 Stn.

Der Verfasser des vorliegenden Buches wurde, wie das Vorwort bemerkt, vor mehreren Jahren von hoher Seite beauftragt, die Bearbeitung einer Musikgeschichte Bayerns zu unternehmen. Die groſse Zersplitterung des historischen Stoffes stellte die Nothwendigkeit heraus, die Zusammenstellung des Ganzen durch eine möglichst ausführliche Spezialgeschichte der einzelnen gröſseren Städte einzuleiten. Die Musikgeschichte der Stadt Regensburg liegt als erster Erfolg der bezüglichen Arbeiten vor und bietet sogleich so reiche Ergebnisse der Forschung, daſs, wir möchten sagen, damit für die Musikgeschichte Deutschlands noch mehr gethan ist, als für die Bayerns. Denn während die letztere örtliche Zufälligkeiten, die in jedem Orte von neuem aufzusuchen sind, nie ganz wird übergehen können, müſste es für die erstere vorzugsweise von Werth[S. 289] sein, das Gemeinsame in den endlos sich wiederholenden ähnlichen Erscheinungen an das Licht zu stellen. Dieses wird aber in der reichen Musikgeschichte der Stadt Regensburg grade für die älteste Zeit und für die spätere wenigstens von einer Seite gleichsam typisch vorgebildet. Mit Besprechung der musikalischen Schriften des Priors Wilhelm zu St. Emmeram, des Regensburger Mönches Otker, des Bischofs Albertus Magnus u. a. kann der Verfasser bis in das elfte, zwölfte und dreizehnte Jahrhundert zurückgehen. Was Aventin und Keppler für die Theorie der Musik geleistet, knüpft sich ebenfalls an Regensburg. Manche andere bedeutende Namen auf diesem oder praktischem Gebiete werden uns im Zusammenhange vorgeführt: was in der Kirche, Schule und im bürgerlichen Leben zur Pflege der genannten Kunst geschehen, erfahren wir mit ausführlichen Belegen. Die Schrift zeugt überall von vollständiger Sachkenntniſs und gewissenhaftestem Fleiſse. Nicht unbemerkt können wir lassen, daſs an einer Stelle uns die befremdende Klage begegnet, daſs dem Forscher das betreffende urkundliche Material vorenthalten worden. — Eine Musikgeschichte der Stadt Amberg und der oberpfälzischen Klöster ist in nächste Aussicht gestellt.

18) Das graue Alterthum. Eine Einleitung in das Studium der Vorzeit von A. Morlot. Aus dem Französischen übersetzt von Dr. F. Bärensprung. Schwerin, 1865. Druck und Verlag der Bärensprung’schen Hofbuchdruckerei. 8. 52 Stn.

Die erste Ausgabe der vorliegenden Abhandlung erschien in französischer Sprache bereits 1861, die zweite im folgenden Jahre. Eine italienische Uebersetzung trat 1863 an’s Licht und gleich darauf zwei englische zu Washington und London. Die gegenwärtige deutsche ist nach der dritten Bearbeitung des Originals unternommen und vom Verfasser selbst durchgesehen. Mit Recht bezeichnet der Uebersetzer die Schrift als so reichhaltig und anziehend, daſs sie verdient, auch bei uns weiteren Kreisen zugeführt zu werden. Sie enthält nicht, was man aus der Fassung des Titels zu schlieſsen versucht sein könnte, eine Uebersicht der bisherigen Ergebnisse dieses weitschichtigen Vorspieles unserer Alterthumskunde, sondern stellt, an der Hand der Entwicklung des Studiums selbst, die groſsen Fragen des letzteren fest und umschreibt mit weiten Zügen das zu behandelnde Gebiet, um sogleich zur genaueren Betrachtung eines bestimmten Punktes überzugehen, die vom Verfasser selbst durchgeführte, für die Bestimmung der Perioden der Vorzeit so auſserordentlich wichtige Untersuchung über den Durchstich des Schuttkegels der Tiniere, eines bei Villeneuve in den Genfersee sich ergieſsenden Wildbaches. Die aus dieser Untersuchung gewonnenen, mit eben so groſsem Scharfsinn wie musterhafter Unparteilichkeit entwickelten Anschauungen müssen wir dem wiſsbegierigen Leser aus dem kleinen Werke selbst zu entnehmen überlassen. Wir bemerken nur noch, daſs der Uebersetzer dasselbe mit mancher schätzbaren Anmerkung bereichert hat.

19) Geschichte des ehemaligen Klosters Lorsch an der Bergstraſse. Von Val. Al. Franz Falk. Mainz, Verlag von J. A. Giani. 1866. 8. VIII u. 218 Stn.

Die Geschichte des berühmten Klosters Lorsch ist trotz des reichhaltig angehäuften Materials bis jetzt nur sehr unvollständig behandelt worden. Georg Helwich’s schon im Jahre 1631 erschienene Antiquitates Laurishaimenses und Vogel’s Brevis et compendiosa relatio de fundatione, consecratione, incremento et decremento coenobii[S. 290] Laurissensis, welche in die Sammlung von Freher-Struve im Jahre 1717 aufgenommen wurde, konnten dem wissenschaftlichen Standpunkte der Gegenwart nicht mehr genügen, und Konrad Dahls historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch u. s. w., 1812, ein übrigens sehr dankenswerthes Werk, behält mehr nur die Erläuterung der Gebietsverhältnisse und der kirchlichen Einrichtungen des Oberrheingaus im Auge. Es war daher ein verdienstliches Unternehmen des Herrn Falk, die Geschichte des Klosters Lorsch, seine äuſseren Schicksale, wie seine innere Entwickelung, in gegenseitigem und fortlaufendem Zusammenhang darzustellen.

Der Ort, an welchem das spätere Lorsch gegründet wurde, war ohne Zweifel schon den Römern bekannt, und selbst Förstemann wagt nicht den Namen Laurissa mit Bestimmtheit auf eine deutsche Wurzel zurückzuführen. Auch haben gottesdienstliche Einrichtungen, wie aus der Stiftungsurkunde selbst hervorzugehen scheint, ohne Zweifel schon vor der Gründung des eigentlichen Klosters daselbst bestanden. Diese setzt der Verfasser in das Jahr 764 und bleibt damit der seit Jahrhunderten herkömmlichen Annahme getreu. Gleichwohl scheint diese unrichtig zu sein, insofern der in der Stiftungsurkunde angenommene 12. Juli (sub die IIII Id. Julii) des zwölften Jahres der Regierung Pipin’s als Tag der Gründung festgehalten werden soll. Da sich nämlich aus Heinr. Hahn’s gediegenen Forschungen in seinen Jahrbüchern des fränkischen Reichs herausstellt, daſs die Thronbesteigung Pipin’s zwischen den 23. September 751 und 23. Sept. 752 zu setzen ist und allem Vermuthen nach im Jänner des letzteren Jahres stattgefunden hat, so muſs das zwölfte Regierungsjahr Pipin’s von 763–764, und kann nicht von 764 auf 765 laufen. Nur wenn Pipin erst nach dem 12. Juli 752 die königliche Weihe erhalten haben sollte, was die geringere Wahrscheinlichkeit für sich hat, könnte der 12. Juli des zwölften Jahres in das Jahr 764 fallen. Wir würden daher immerhin die Feststellung Tolner’s vorziehen, welcher den 12. Juli 763 annimmt, obschon die Berechnung, auf welche er sich stützt, nicht genau ist. Wie bei den Chronisten des Mittelalters aus der einfachen Zusammenfügung der Zahlen 752 und 12 das Jahr 764 hervorgehen konnte, würde sich leicht klar machen lassen, wenn der Raum es gestattete.

Der Verfasser erzählt die Versetzung der Gebeine des heiligen Nazarius nach Lorsch, die Wirksamkeit der ersten Aebte, und den hohen Aufschwung, welchen das Kloster unter den Karolingern nahm. Er erörtert die wissenschaftliche Thätigkeit der Lorscher Mönche, die, wenn sie auch derjenigen von Fulda und St. Gallen nicht gleichkam, doch immerhin sehr Bedeutendes geleistet hat. Die Wichtigkeit, welche Lorsch auf diese Weise erlangt hatte, dauerte auch unter den Ottonen fort; mehrere Glieder der sächsischen Kaiserfamilie nahmen dort vorübergehend ihren Aufenthalt; Bruno, Bruder Otto’s des Groſsen und später Erzbischof von Köln, war eine Zeit lang Abt des Klosters. Die Vermehrung des Vermögens durch liegende Gründe und ansehnliche Gebiete mit ihren Höfen und Dorfschaften gab den Aebten von Lorsch zugleich die Stellung weltlicher Fürsten; sie hatten eine verhältniſsmäſsige Kriegsmacht auszurüsten, die namentlich in den Zeiten der salischen Kaiser mehrfach genannt wird. In diese Periode fällt offenbar auch die höchste Blüthe des Klosters, die sich bis in die Zeit der Kreuzzüge erhielt. Diese beförderten zwar das klösterliche Leben, indem sie viele neue Bildungen von thatkräftigerem und heftigerem Charakter in das Leben riefen, erschütterten aber gerade dadurch die alten Congregationen, wo diese nicht im Stande waren, durch strenge Zucht und geordnete[S. 291] Verwaltung dem einreiſsenden Verderben Widerstand zu leisten. Dieses letztere Loos traf auch das Kloster Lorsch. Unter Konrad, dem letzten Abte aus dem Orden der Benediktiner (von 1214–1226), nahmen die Unordnungen dermaſsen überhand, daſs derselbe abgesetzt, das Kloster selber aber dem Erzbischof von Mainz zuerst zur Reform, später aber zu vollem Eigenthum übergeben wurde. Anfänglich suchten die Cistercienser sich in Lorsch anzusiedeln, konnten sich aber eben so wenig als die alten Benediktiner daselbst behaupten. Nach langem inneren Hader räumte der Erzbischof Siegfried III. unter vorausgegangener Gutheiſsung des Papstes Innocenz IV. das Kloster im Jahre 1248 dem Orden der Prämonstratenser ein, wogegen dieser auf den Besitz des weltlichen Fürstenthums und aller damit verbundenen Rechte verzichten muſste. Als späterhin der Erzbischof Dietrich II. von Mainz ein Bündniſs mit dem Kurfürsten Friedrich dem Siegreichen eingieng und demselben zur Deckung der Kriegskosten mehrere Gebiete als Pfandschaft übergab, kam Lorsch sammt dem gröſseren Theile der Bergstraſse unter pfälzische Herrschaft. Es befand sich noch immer unausgelöst in dieser Lage, als Friedrich III. nach dem Religionsgespräche von 1560 die Reformation, und zwar in calvinistischer Form, in allen seinen Landen ernstlich und folgerichtig durchzuführen begann. Das Kloster Lorsch, schon vorher in Ausübung seiner Befugnisse übermäſsig beschränkt, wurde aufgehoben. Die Städte der Bergstraſse blieben in dem Besitze der Pfalz und zugleich in der calvinistischen Lehre, bis im Anfange des dreiſsigjährigen Krieges und nach den ersten Siegen Tilly’s im südlichen Deutschland das Erzbisthum Mainz an die Wiedererwerbung der schon halb verlorenen Landschaften dachte. Im Jahre 1623 wurde Lorsch sammt den verpfändeten Orten der Bergstraſse mit Hülfe spanischer Truppen von Mainz in Besitz genommen und zugleich die römisch-katholische Lehre unter den dortigen Einwohnern von neuem eingeführt. Erst durch den Reichsreceſs von 1803 kam Lorsch an den Landgrafen oder späteren Groſsherzog von Hessen.

Dies ist der Inhalt der vorliegenden Schrift. An die Erzählung schlieſsen sich mehrere aus einem Würzburger und Frankfurter Codex herausgegebene Anecdota, die Aufzählung der Lorscher Aebte und Pröbste, das Verzeichniſs der von dem Verfasser benutzten Literatur, und endlich eine lange Reihe von 162 Anmerkungen, welche die vorausgeschickte Darstellung der Thatsachen vielfach erläutern und beglaubigen.

A. F.

20) Das weströmische Reich, besonders unter den Kaisern Gratian, Valentinian II. und Maximus (375–388), von Dr. Heinrich Richter. Berlin, Ferd. Dümmler’s Verlagsbuchhandlung. 1865. 8. VIII, 697 Stn.

Alle Diejenigen, welche sich mit dem Studium der imperatorischen Zeit beschäftigt haben oder beschäftigen, wissen zur Genüge, daſs der in dem Titel bezeichnete Zeitabschnitt zu den wichtigsten und folgereichsten der römischen und beziehungsweise europäischen Geschichte gehört. Das Heidenthum ist äuſserlich besiegt, aber innerlich noch keineswegs überwunden; die christliche Kirche ist zum Glaubensbekenntnisse des Staates geworden, befindet sich aber mit der arianischen Partei und anderen religiösen Sekten noch im heftigsten Kampfe; die Kaiser selbst werden vielfach in diese Streitigkeiten verwickelt. Alle Kräfte des Reiches sind übermäſsig angespannt; die gesammte Staatsmaschine, das Militärsystem, das Beamtenthum haben keine nationalen Wurzeln mehr und werden den Gefühlen der Masse zusehends entfremdet. Auf diesem, von Partei[S. 292]leidenschaften, amtlichen Willkürstreichen, gesetzlichen und ungesetzlichen Plackereien erschütterten Boden erscheinen plötzlich die Germanen in geschlossener Volkskraft, werfen die römischen Heere siegreich vor sich nieder und beginnen nun auf römischem Boden selbst den Kampf mit dem Kaiserthum, bis dieses ihren nachhaltigen Angriffen erliegt. Wir stehen an der Schwelle der Völkerwanderung, welche die Elemente neuer Staatsordnungen ausstreut und in langer Gährung die Bildungen des Mittelalters vorbereitet.

Lange Zeit begnügte man sich, die Thatsachen, welche sich in den Jahren 375 bis 388 zusammendrängen, aus den nächsten Ursachen und den unmittelbarsten Beweggründen zu erklären. Selbst Tillemonts groſses Werk, das durch die Reichhaltigkeit des gesammelten Stoffes und die Gewissenhaftigkeit der Forschung ganz unentbehrlich geblieben ist, reichte nicht sehr weit über diesen Gesichtspunkt hinaus, und erst Montesquieu und Gibbon haben durch tieferes Eindringen auf die von Langem her angebahnten Wirkungen und auf den Zusammenhang der verborgenen Fäden in der Entwickelung aufmerksam gemacht. Gleichwohl blieb noch Vieles zu thun übrig. Man fieng allmählich an einzusehen, daſs das römische Reich nicht sowohl an der physischen Abschwächung und grundverdorbenen Jämmerlichkeit der Menschen zu Grunde gieng, wie man gewöhnlich anzunehmen pflegte, als vielmehr an einer sittlichen Erhebung der Volksmassen, die von innen heraus erfolgte, und an welcher das unhaltbar gewordene bureaukratische System des Cäsarismus vollständig scheiterte. In den früheren kirchengeschichtlichen Werken war die Geschichte der Dogmen und religiösen Gemeinschaften, losgerissen aus aller staatlichen Entwickelung, behandelt und zusammengestellt: und so bewegte man sich durch ein verworrenes Feld scheinbar öder und unwirthbarer Begriffe. Die fortschreitende Erweiterung unserer geschichtlichen Anschauungen hat uns indessen zur Einsicht gelangen lassen, daſs das Verständniſs vieler kirchlichen Dogmen die Kenntniſs der Kämpfe zwischen den kirchlichen Parteien und religiösen Sekten voraussetzt, und daſs diese selbst wieder mit allen Zuständen der Gesellschaft auf das engste zusammenhangen. Endlich wurde die Zernichtung des römischen Reiches durch die Germanen meist als ein lediglich durch äuſseren Anstoſs und mit äuſserlichen Mitteln herbeigeführtes Ereigniſs dargestellt, während ein gründliches Eindringen in die Organisation desselben uns die verschiedenen Stufen nachweist, auf welchen der Geist der germanischen Volksstämme sich heranbildete, um zuerst zu entscheidendem Einflusse und endlich zur wirklichen Herrschaft zu gelangen.

Aus der sorgsamen Erwägung aller dieser Momente ist die Eintheilung und Gestaltung des vorliegenden Buches hervorgegangen. Der Verfasser hat seinen Stoff in drei Bücher zerlegt, von denen das erste von der christlichen Kirche und den Germanen im römischen Reiche, das zweite von Kaiser Gratian insbesondere, das dritte von den Kaisern Valentinian II. und Maximus handelt. Er führt uns in dem ersten Buche zunächst in die Zeiten Diokletians, erläutert in anziehender Weise aus der Persönlichkeit und militärischen Bildung dieses Kaisers dessen Stellung zu Staat und Kirche und bahnt sich so den Weg zu den groſsen politischen und geistigen Kämpfen der constantinischen Periode. Hieran schlieſst sich eine Schilderung des kirchlichen Lebens, das Eingreifen der donatistischen und arianischen Streitigkeiten. Aus den persönlichen und kirchlich-reaktionären Cabalen, die sich an den Höfen der drei Söhne Constantin’s des Groſsen entspannen, entwickelten sich Julian’s vergebliche Re[S. 293]formversuche. Ehe der Verfasser von diesen zu den Thaten des kräftigen Kaisers Valentinianus übergeht, behandelt er noch in einzelnen vortrefflichen Abschnitten die Entwickelung des Mönchthums, die wachsenden Feindseligkeiten der Germanen, den römischen Kolonat, die Colonisation der Germanen auf römischen Boden und die damit zusammenhängenden Militärdienste. Mit psychologischer Feinheit hat er in dem zweiten Buch, welches den eigentlichen Kern seines Vorwurfes bildet, das Auftreten Gratian’s aus dem Zusammentreffen seiner Anlagen und ihrer Ausbildung mit den allgemeinen Verhältnissen der Zeit erläutert. Die übermäſsige Strenge der kirchlichen Gesetze führte zu dem heftigen Aufruhre der afrikanischen Donatisten und Circumcellionen, welche zwar gebändigt, aber nicht zernichtet werden konnten, während sich in Italien selber still und geräuschlos die ersten Ansätze des römischen Primates bildeten. Bei dieser Gelegenheit erweist der Verfasser in geschickter Weise aus den Verwickelungen und staatlichen Zuständen der Zeit die leichte und natürliche Verbindung weltlicher Gerichtsbarkeit und Verwaltung mit der Immunität der Bischöfe. Mit Ausführlichkeit werden sodann die Schicksale des älteren Theodosius, die Stellung des Kaisers Valens in Constantinopel, die Aufnahme der Westgothen auf römischem Gebiete, Gratian’s Kämpfe mit den Alamanen, die Schlacht von Hadrianopel und das Auftreten des neuen Mitkaisers Theodosius bis zum gewaltsamen Tode Gratian’s geschildert. Das dritte Buch führt die in dem bisherigen Verlaufe der Begebenheiten angeknüpften Fäden bis zu dem Tode des Maximus fort und rundet den Gesammtinhalt zu einem harmonischen Ganzen ab.

Die Verflechtung der kirchlichen Ereignisse und gesellschaftlichen Zustände in den Gang der allgemeinen Geschichte und die richtige Würdigung des germanischen Einflusses im Innern des römischen Staates bilden den eigenthümlichen Vorzug des Buches. Denkweise, Sitten und innere Triebfedern werden uns nahe gelegt; wir fühlen uns mitten in das Getreibe einer sonst fremdartigen Zeit versetzt. Bei gründlicher Behandlung ist die Darstellung flieſsend, anregend und belebt. Die erläuternden Anmerkungen sind, nach Büchern abgetheilt, dem Schlusse des Werkes beigefügt.

A. F.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 29. Ein Spaziergang nach den Pfahlbauten bei Robenhausen.

Das illustr. Buch d. Welt: Nr. 8, S. 225. Schloſs Rheinsberg. Histor. Skizze. (Thaddäus Lau.)

Der Katholik: Juni. Nachrichten über die berühmteren Theologen von 1620–30. — Ob und inwieweit es in der mittelalterlichen Scholastik ideales, begriffliches und causales Erkennen gibt.

Allgemeine Kirchenzeitung: Nr. 45 ff. Zur Geschichte und Charakteristik der evangel. Kirche in Rheinland und Westfalen. (Schluſs.)

Evang. Kirchen-Zeitung: Juni. Die Liturgien der alten Kirche.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 396. Ueber die Faustsage. (Dr. Gräſse im Dr. J., nach Dr. Kühne in Zerbst.) — Nr. 409. Das burggräfliche Schloſs zu Nürnberg.

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 22, S. 387. Unsere Urväter. (M. J. Schleiden.) — S. 443. Dietrich von Bern an der Basilika San Zeno zu Verona. (W. v. Metzerich.)

[S. 294]

Deutsche Vierteljahrs-Schrift: Nr. 115. Glauben und Wissen in der Geschichte. (Dr. Faber.) — Die Geschichtschreibung der Civilisation. (Dr. Dühring.)

Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg: Nr. 31. Schloſs Gitschin in Böhmen. (Geisheim.)

Allgem. Zeitung: Beil. 216. 217. Ein deutscher Reformator im zwölften Jahrhundert. (Dr. Jos. Bach.)

Bayer. Zeitung: Mgbl. Nr. 194. Kleine Beiträge zur Wittelsbachischen Hausgeschichte. Pfalzgraf Otto VI. von Wittelsbach bei der Veroneser Klause 1155. (C. Th. Heigel.) — Nr. 197 f. Zur Lebensgeschichte des Bildschnitzers Veit Stoſs. — Nr. 203 f. Christian von Schweden in Paris, 1656. — Nr. 207 ff. Das Friedensmahl und andere Festlichkeiten bei dem Friedens-Executions-Congreſs in Nürnberg im Jahre 1649 und 1650. — Nr. 211. Aus alten Chroniken (ein Kirchendieb; über das Vortanzen). — Nr. 217 ff. Ueber Schmuck und Kleiderluxus der Deutschen. Kulturgeschichtliche Skizze. (Venanz Müller.) — Nr. 218 f. Der letzte Hafner zu Marbach.


Vermischte Nachrichten.

76) Unter dem in nächster Zeit in Nürnberg zur Versteigerung kommenden Nachlasse des bekannten Architekten C. A. von Heideloff befindet sich ein merkwürdiges Stammbuch, auf das Liebhaber und Autographensammler gewiſs mit Recht schon im Voraus aufmerksam gemacht werden dürfen. Dasselbe ist vom Jahr 1605 an bis über die Mitte des Jahrhunderts hinaus geführt, besteht aus einem Queroctavbande von 339 Blättern und ward von einem Andreas Setzinger angelegt, der, wie aus dem Buche selbst hervorgeht, in Regensburg seine Studien begann und in Straſsburg vollendete, dann, wahrscheinlich einer Gesandtschaft beigefügt, sich längere Zeit in den Niederlanden aufhielt, Frankreich und England bereiste, und überall eifrig bemüht war, aus seiner vornehmen Umgebung Namen in sein Buch eintragen zu lassen. Deutsche Fürsten jener Zeit finden sich nicht selten eingeschrieben, so Ludwig Friedrich Herzog zu Württemberg, Adolf Friedrich und Johann Albrecht, Herzoge zu Mecklenburg, Johann Christian Herzog zu Schlesien, die Markgrafen Christian und Albrecht von Brandenburg, Friedrich Ulrich Herzog zu Braunschweig, u. a. Die interessanteste Handschrift ohne Zweifel rührt vom Befreier der Niederlande, Prinzen Moriz von Oranien, der im Jahre 1608 mit dem Zusatze: „Je maintiendray“ sich eingezeichnet hat. Auch sein nicht minder berühmter Bruder und Nachfolger Heinrich und Louise von Colligny, verwittwete Fürstin von Oranien, haben ihre Namen und Denkverse eingeschrieben. Vom Jahre 1608 auch ist der Eintrag Roberts, des letzten Grafen von Essex, der nicht weniger bezeichnend seinem Namen den Spruch: „Virtutis comes invidia“ beigefügt hat. Diesem schlieſsen sich die Lords Spencer, Winwood u. a. an. Sehr zahlreich ist der deutsche hohe, zum Theil reichsständische Adel vertreten. Die bedeutendsten Namen aus der österreichischen Gegenreformation, wie die Khevenhüller, Räcknitz, Herberstein, Dietrichstein, Stubenberg, Gäller, Praunfalk u. s. w., kehren fast sämmtlich mehrmals wieder. Von andern sind hervorzuheben die Grafen von Stollberg-Werningerode, Isenburg-[S. 295]Büdingen, Löwenstein-Wertheim und manche mehr. Der gewöhnliche Zierrath solcher Stammbücher: gemalte Wappen, Costüme, Darstellungen aus dem Studentenleben, Allegorieen u. dgl. ist auch hier in reichem Maſse vorhanden.

77) Die Versteigerung der Drugulin’schen Sammlung von Kupferstichen und Radierungen in London, welche vom 11. bis 22. Juni dauerte, war in Folge der eingetretenen Kriegsereignisse fast ohne alle Betheiligung von festländischer Seite geblieben, was besonders bei den Werken der niederländischen Radierer einen bedeutenden Ausfall verursachte. Trotzdem wurden u. a. folgende Preise erzielt: St. Georg, von einem unbekannten Meister um 1450, 50 Pfd. St. 10 Sh.; St. Christoph, von einem andern Stecher aus gleicher Zeit, 18 Pfd. 18 Sh.; von den Dürer’schen Stichen: Adam und Eva 15 Pfd. 10 Sh., die Passionsfolge 17 Pfd., Maria mit dem Affen 9 Pfd., Eustachius 33 Pfd., die Melancholie 9 Pfd., der Spaziergang 8 Pfd., Ritter, Tod und Teufel 30 Pfd., das Wappen mit dem Todtenkopfe 10 Pfd. 2 Sh. 6 P. Die Stiche nach A. v. Dyk blieben trotz ihrer Schönheit weit hinter den gewohnten Preisen zurück. Die Blätter von dem Meister E. S. von 1466 brachten: die Madonna unter dem Baldachin 41 Pfd., St. Michael 10 Pfd., St. Marcus 5 Pfd. 17 Sh. 6 P., der Buchstabe r 15 Pfd. 5 Sh.; das reiche Hollarwerk erzielte circa 320 Pfd.; die Preise der neuen Blätter des Israel von Mecken variierten zwischen 5 Pfd. 5 Sh. und 9 Pfd. Den ganzen achten Tag nahm das treffliche Rembrandtwerk in Anspruch und erreichte ungeachtet der niedrigen Preise 607 Pfd. Der Gesammterlös betrug 3652 Pfd.

(Ill. Z.)

78) In Unter-Lunkhofen, einem aargauischen Dorfe am rechten Ufer der Reuſs, ist durch die historische Gesellschaft des Kantons Aargau der gröſste von 46 gezählten Grabhügeln, die im dortigen Bergwalde Bärhau liegen, im Laufe des Monats Juli abgedeckt worden. Derselbe miſst in seinem mittlern Durchmesser 60 Fuſs, in seinem untersten 90 Fuſs, ist von zweierlei Umfangs- und Strebemauern, übereinander liegend und jede gegen 6 Fuſs breit, eingewandet und in seinem Centrum auf 15 Fuſs Tiefe mit einer Grundlage von ähnlichen wilden Steinklötzen und Geschiebmassen ausgerüstet. Unter diesen erst beginnt der natürliche Waldboden, alles Uebrige ist künstlich aufgetragen. Auf 10 Fuſs Tiefe wurden[S. 296] zehnerlei verschiedene Flächen sowohl der Leichenverbrennung als auch der Leichenbeerdigung durchstochen oder abgedeckt. Daraus ergibt sich unwiderleglich, daſs hier die Beerdigung und die Verbrennung gleichzeitig und nebeneinander im Brauche gewesen sind. Das hier bestattete Volk ist ein vorrömisches, zu welchem trotz seiner mannigfachen, durch den Handel bezogenen Luxusartikel noch nicht eine einzige römische Münze gekommen war. Die metallenen Schmuckgegenstände sind, auſser wenigem Eisen, Bronze von theilweise auſserordentlich feiner Guſshaut und sehr edler Form. Ein feines, roth und grün gewürfeltes Gewandstück einer vornehmen Frauenleiche hat sich durch die Oxydation des dabei gelegenen Erzes ganz unversehrt erhalten. An zierlichem Haarschmuck, an Arm- oder Gelenkringen aus Erz, Ohrgehängen, Bronzeperlen und Gewandnadeln wurden werthvolle Fundstücke erhoben. Fingerringe von Bernstein, rothes, sechsfach facettiertes Glas setzen nicht minder in Verwunderung, als die Früchte von wilden und veredelten Birnen, Kirschen u. s. w., die durch die luftdicht schlieſsende Schutterde des Hügels sich noch in verhältniſsmäſsiger Frische vorfanden, obschon sie zum Theil in einer Tiefe von acht und mehr Schuh lagen. Die osteologische Beschaffenheit der Schädel und Gerippe, sowie ihre verschiedenartige Bestattungsweise deutet auf eine zweifache Rasse von Unterjochten und Herrschenden. Die noch dieses Jahr erscheinende „Argovia“, das Jahrbuch der historischen Gesellschaft, wird umfassenden Bericht hierüber erstatten und die Situationspläne mittheilen.

(Dies.)

79) Der fürstlich fürstenbergische Hofbibliothekar Dr. Barack in Donaueschingen hat ein Bruchstück der verloren gegangenen deutschen Originalchronik des Chronisten Wigand von Marburg in der dortigen Bibliothek aufgefunden. Diese Chronik war bisher nur in einer lateinischen Uebersetzung bekannt, welche auch in den „Scriptores rerum Prussicarum“, herausgegeben von Theodor Hirsch, Max Töppen und Ernst Strehlke, eine gediegene Bearbeitung gefunden hat. Das Bruchstück umfaſst zwei Pergamentblätter in Quart, die zum Einband eines älteren Buches verwendet waren, im Ganzen 134 Verse, deren Inhalt in den Kapiteln 34, 35, 36 (Anfang) und 38 der in den Scriptores abgedruckten lateinischen Uebersetzung der Chronik wiedergegeben ist. Dr. Barack wird seinen Fund veröffentlichen.

(Ill. Ztg.)

Inserate und Bekanntmachungen.

Jahresconferenz des germanischen Museums.

Die diesjährige Conferenz des Gelehrten- und des Verwaltungsausschusses, wie auch der Pfleger des germanischen Museums wird dahier

am 1. October d. J.

und an den nächstfolgenden Tagen abgehalten werden.

Nürnberg, 15. August 1866.

Der Vorstand des germanischen Museums.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 297]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 9.

September.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Ordnung des Dompropsts Kilian von Bibra, des Dechants Mertein von der Kere und des Domkapitels zu Würzburg für die Stadt Karlstadt.

Mitgetheilt von Dr. C. Will.

Wir Kilian von Bibra in geistlichen rechten Doctor, Thumprobst Mertein von der kere Techant vnd das Capitel des Thumestiffts zu Wirtzpurg. Als in kurtz vergangener Zeit, etweuil Irsals geprechen vnd Zwittrecht In vnser Stat karelstat zwischen vnsern lieben, getrewen, dem Rathe vnd gemeyns mannen doselbst erwachssen vnd auferstanden sind derhalben vnnsere vorfarn vnd auch wir vmb guter dinge, frids eynigkeit vnd gemeyns nutzs, willen vermelter vnser Stat zum offtern male gehandelt ordenunge vnd satzung des Regiments zwischen Rate vnd gemeynde gemacht vnd letzst bey dem Erwirdigen Herrn Ludwigen vom Weyers seiligen vnnserm Thumtechant, vmb gemeynes nutze vnd eynigkeit willen gemeiner vnser Stat zwen Rethe einen Innern vnd einen eussern Rathe mitsampt einer ordenunge wie sie regiren vnd sich gein einander halten solten nach laut vnd Inhalt zweier besigilter brif die wir denselben zweyen Rethen vnter vnnserm des Capitels anhangenden Insigele gleichs lauts geben gehabt die in Irem besluſs vnter anderm In sich gehalten haben, das vns vnd vnsern nachkomen am Capitel als Iren rechten herren darInn vorbehalten gewesen dieselben ordenunge vnd satzung zu meren zu myndern zu bessern gantz ab zuthun vnd newe zu machen etc. Wan aber solich vnser vnd vnser vorfarn ordenunge vnd satzung auch schrifftlich, vnd müntlich gutlich vnterrichtung zwischen den[S. 298] vnnsern obgemelt, noch biſshere nicht vast fruchtbar gewesen oder zu gemeynem nutze vermelter vnser Stat fride vnd enigkeit gedynet hat, Sunder dieselben zwen Rethe sind ye mere, vnd mere zu widderwillen komen Also das Ir clage zu mermalen fur vns In ein Capitel erschollen ist vnnd gelanget hat, die vns dermassen zu hertzen gangen bewegt vnd vrsache gegeben handt, das wir derhalben die Erwirdigen vnd wirdigen Herrn Mertein Thumtechant, vnd Balthasar von der kere geuettern Heinrichen vom Lichtenstein vnd Jorgen von Seckendorff Rinhofen genant vnnsere mittumherrn zu Ine gein karelstat gefertiget vnd geschickt haben, dieselben zwen Rethe In Iren geprechen vnd hendeln geineinander nach aller notturft zuuerhoren. vnd die stucke aufzuzeichen vnd wie sie dieselben durch gute mittel nicht vertragen möchten an ein Capitel zubringen vnd gelangen zu lassen. vnd nachdem aber die obgemelten gesanten vnserer herrn vnd frunde beyde Rethe in bey wesen vnser Amptleuthe zu karelstat gnugksamlich geineinander verhört auch Ire geprechen, clage vnd antwort schrifftlichen verzeichent, vnd der mittel dodurch sie In Irem Regiment nach laut vorgemelter verschreibung vnd annder vntterrichtung Ine von vns vnd den vnnsern gescheen In fride vnd eynigkeit zu pleiben nicht finden möchten wan sie von beyden Rethen denselben geschickten vnseren herrn vnd frunden souil zuerkennen geben haben, das Ir Regiment bey einander nicht besteen Auch für die Herschafft vnd gemeyner Stat, die lenge nicht nutze oder fruchtpar sey vnd daruff bitlichen begert das wir sie beiderseit Irer pflicht von Rats wegen getan ledig sagen vnd ein newerung des Rats ordnen vnd machen wollen das aber die vergemelten vnser herre der Techandt vnd andere vnnsere mit[S. 299]tumherrn nit haben annemen wollen, Sonder solich Ire geprechen vnd zwittrecht mitsampt Irer bethe das mañ sie vrlauben vnd des Rats pflicht ledig sagen solle an ein Capitel zubringen Als sie vns dañ in einem mechtigen Capitel gnugsamliche relacion dauon getan haben. Wan wir aber in semlichen gebrechen zwittrechten vnd fürbringen beider Rethe nicht brufen oder befinden, das einicher teyle noch zur zeit sich vergriffen oder in eyniche weis gehandelt habe das Ime zu verweisen stee oder in vneren nachredlichen sey Sonder allein das ein argkwenigkeit haſs vnd widerwille zwischen dem Innern vnd ewssern Rathe swebe vnd entsprungen sey der sich wo der nicht verkomen würde, von tage zu tage eüffen meren vnd in einen mercklichen schaden vnd vnrathe der Herschafft vnd gemelter Stat komen vnd wachssen mochte. Nu wir aber auſs gantzem vnnserm gemute vnd willen So ferre wir konnen vnd mogen geneigt vnd geflissen sind fride Süne vnd einigkeit zu machen vnd wes den vnnsern zu nutze vnd fromen komen vnd an Irem zunemen eren vnd guts erspriſslichen sein solte zu furderen wider willen vnfride vnd argkwenigkeit zustillen vnd abzuschneiden. Vnd demnach domit die vnsern zu karelstat derselben Irer zwittrecht vnd vneynigkeit icht zu grosserm vnrathe oder verdurplickeit Irer narunge fallen Sunder gemeinen nütze vnser vnd der Stat auch Ir selbst dester statlicher gesuchen vnd gefurdern mogen. vnd zu gutem gedeihen pracht werden, vnd das wir vnd vnnser nachkomen vns hinfure gegetrewer dinsthilff vnd beistands so es die notturfft erfordert dester vollkomener zu Ine versehen vnd vertrosten Auch wir sie wider vmb dester fruchtbarlicher mit gnaden versehen schutzen schirmen vnd verteydigen mogen das alles vnd mere dapffer sachen die vns darzu bewegen angesehen Bekennen wir mit diser schrifft fur vns vnd alle vnnsere nachkomen am Cappitel vnd thun kunt allermeniglich das wir mit guter vorbetrachtung vnd zeitlichem vorrathe den wir hirInn gehabt Im aller besten vf das die gemelt vnnser Stat zu besser ordenung vnd regirunge auch gemeiner Stat vnd Inwoner Ere lobe vnd nutze dester groſslicher geprufet vnd gesucht werden moge. Vnd sunderlich merern vnwillen schaden vnd vnrathe So vns vnseren nachkomen vnd der gemelten vnser Stat auſs obgedachtem Irem wider willen erwachssen sein mochte zu verkomen vns vnd den mergedachten vnsern Bürgern vnd vnterthanen zu karlstat Rathe vnd Gemeinde zu nutze vnd zugute haben wir die vorgemelten ordenunge vnd satzunge bey dem vom Weyers gemacht, vnd gegeben getodt, vnd abe gethan Totten vnd thun die wissentlichen abe In crafft dits brifs vnd vnnser oberkeit die wir do haben vnd geben Ine diese hienachgeschriebene newe ordenunge satzung vnd regirunge die wir auch also vestiglich gestrengklichen vnd vnuerprochenlichen von einem igklichen vnnsern burgern vnd Inwonern zu karelstat er sey Im Rathe oder in der gemeinde gehalten haben wollen vnd der bey seinen pflichten vns verwant getrewlichen volge zuthun.

Item vnd nemlichen zum ersten also Setzen ordenen vnd wollen wir das Nu hinfuro doselbst zu karelstat nicht merer[S. 300] dann ein einiger Rathe von zwölf personen sein soll, die wir auch itzunt vff Ir bethlichs vnd gesynnen als sie wie vorgemelt ist vrlaub gefordert han yedoch nit vmb miſshandelung Auch nymant zu smehe oder zu vneren von newem darein gewelet gesetzt, vnd genomen Nemlichen Wolff Plessen Cuntz durren Endres Grünnigk, Contzen Altman Gilgen hoffstetter Clausen Greiffen Peter Schonhart, Hansen Hiltprant, Peter krugk Clausen Ecken Hannsen Scheffer vnd Peter Schrautenbach die alle vnd Ir igklicher besunder einen Rathe von newen globt vnd geswörn haben.

Item vnd ob es sich hinfuro begebe das einer oder merer auſs den genanten zwolffern von tods wegen oder sunst vmb mercklicher vrsache willen auſs dem Rathe abgingen wie das geschicht das got beuolhen sey So sollen vns vnd vnnsern nachkomen am Capitel die andern Im Rathe vier oder sechs tugliche persone auſs der gemeynde verzeichent schicken als von alter herkomen ist auſs den selben, oder andern wir vns vorbehalten die abgegangen personen Im Rathe wider zuerfollen die dann auch globen vnd sweren sollen In massen die andern Im Rathe gethan haben.

Item dieselben zwolff Im Rathe sollen also Jerlich vnd ein ydes Jare besunder allewegen vf des heiligen Creutzs tage Exaltacionis genant, In beywesen vnnsers Schultheissen den wir ye zu zeitten do haben werden, Zwen auſs Ine zu Burgermeistern welen vnd machen vnd dieselben die also Jerlich zu Burgermeistern gesetzt gewelet vnd gemacht werden Auch ein igklicher der In den Rath genomen Wirdet Sollen vnnserm Schultheissen den wir do haben an vnser Stat vnd von gemeiner Stat wegen nach Inhalt des eyds daruber begriffen globen vnd sweren der herschafft vnd Statsachen Ingemein vnd besunder nach Irem besten vermogen vnd verstentniſs zu Rathen zu handeln vnd auſszurichten.

Item auch die Burgermeistere vmb alles vnd igklichs Ir einnemen vnd auſsgeben gros vnd klein nicht auſsgenomen getrewlichen rechnunge thun vnd so Ir Jarzeit vergeet, vf obgemelten des heiligen Creutzstag mit derselben Irer rechnung geschickt sein yedoch das sie vns das zeitlichen vor verkünden mit Irem brife oder kuntlichen boten ob wir vf vermelten Tage die vnsern auch zu Irer rechnung schicken wolten, Wo wir aber ander vnser anligenden sachenhalb vf genanten tage zu solcher rechnunge nicht geschicken mochten, das sie dann Irre rechnunge verzihen auch Irs Ampts nicht ledig sein sollen, biſs vf einen andern tage den wir Ine ernennen vnd die vnsern dobej gehaben mogen von Irem einnemen vnd auſsgeben rechnunge zu horen zu der sie also geschickt sein das sie derselben Irer rechnunge drew Register gleichs lauts machen lassen sollen vns der eins dem Rathe von gemeiner Stat wegen das annder vberantwurtten vnd das drit fur sich behalten.

Item wir setzen ordnen vnd wollen auch das nü hinfure In gemelter vnnser Stat karelstat auſs der gemeynde vier virteillmaister gesetzt, gemacht, vnd sein sollen Als wir die dann auch itzunt gesetzt gemacht, vnd furgenomen haben mit namen[S. 301] Betzen Mergentheim Im Höenecker virteil Hannsen Eisengart Im Rotensteiger virteil Wilhelmen Schmidt Im Multhurner virteil vnd Clausen Renckner Im Rotenhurner virteil, die Itzgemelten vnd andere Ire nachkommen sollen hinfure mitsampt vnnserm Schultheissen den wir itzunt oder hinfure do habenn werden zu allen vnd igklichen rechnungen aller Amptleuthe der Burgermeistere Bethsetzer Gotshauſsmeister Pruderschafft Maister Spitalvberseher etc. Auch zu andern grossen vnd dapffern sachen die Herschafft vnd gemeiner Stat betreffendt als einen Hernzugk einen kostlichen Bawe der Stat, Oder so einer mit gedinge In die bethe doselbst komen oder eindingen oder so der herschafft vnd gemeiner Stat vehde zustunde ein ordenunge der were zu machen, oder die letze zu bestellen Oder so man ein Summ gelts fur die Stat aufbringen solte, das doch anders nit dann wie hernachgeschrieben steet sein soll Oder der gleichen sachen Ratslagen solle allewegen von einem Rate darzu gefordert werden vnd dabey sein vnd wes solcher hendel, notturfft ist an ein gemeinde zu pringen oder gelangen zu lassen das sollen die virteil Maister vf beuelhe vnnsers Schultheissen vnd eins Rats mit einer gemeinde ein yder nach seinem beuelhe an sein virteil darInn er gesessen ist getreulichen anpringen werben vnd Ir meynunge empfahen vnd dann wider In einem Rathe In bey wesen vnnsers Schultheissen eroffnen vnd dann dieselben Sache mitsampt Schultheiſsen vnd einem Rathe nach dem besten helffen Ratstagen nach nütze vnd notturfft der herschafft vnd gemeiner Stat helffen handeln. Aber sunst on beuelhe vnnsers Schultheissen vnd eins Rats kein Gemeinde zu Sammen verpotten in keineweiſs ongeuerde.

Item wir setzen ordenen vnd wollen auch das hinfure weder Rathe oder virteilmeister In gemein oder besunder kein ewige gelt leipgedinge, oder auch sünsten kein Summ gelts weder vil oder wenig bei Iren eyden vnd pflichten vns verwant, fur die gemelten vnser Stat, verkauffen entlehen, oder auſspringen sollen on sunderlichen vnnsern des Capitels küntlichen willen wissen vnd erleubung Sunder ob Ine einiche Summ gelts oder leipgeding die Sie itzunt von Gemeiner Stat wegen Jars zugeben schuldig sind abstürbe vns das bey denselben Iren pflichten zuuerkunden vnd nit zu verhalten.

Item Es sollen auch weder vnser Schultheis oder die Im Rathe In die bethe nymant lassen eindingen oder auch kein Summ gelts von nymandt entlehen darumb sie ymandt dester gleicher der beth halb wolten sitzen lassen on sunderliches wissen vnd willen der virteilmeistere in keinerweise ongeuerde.

Item Wir setzen ordenen vnd wollen auch das hinfure weder die Burgermeistere oder ein Rathe on besonder laube wissen vnd willen vnnsers Schultheissen keinen Rathe halten oder machen sollen Es wer dann das er nicht verhanden oder nit anheim vnd die sache so dapffer were die herschafft oder die Stat betreffe, das es die notturfft eruordert So sollen sie vnnsern Amptman zu karelburg, oder vnnsern kellner zu karelstat wu der einer verbanden were dorzu vordem.

Item Sie sollen auch nymant der vnsren weder in Stat[S. 302] noch auſs vnserm Ampte karelburg oder auch sunst nymant allein auſsgenomen der Stat dienere als thorwartten thurn leuthe wechter Schroter etc. weder zustraffe oder zu gefengknus annemen weder heymlich noch offenlich on willen vnd wissen vnnsers Schultheissen oder ander vnnser Amptleüth Sunder wie vnd welcher maſsen sich ymandt verhandelt der zu Straffe gefengknus oder verhefftigung angenomen werden soll Es sey zugestrengem oder fruntlichem Rechten oder sunst vmb straffe willen das sol alles mit laübe vnd wissen vnnsers Schultheiſsen, oder ander vnnser Amptleuthe doselbst gescheen, die dann an vnnser Stat aller vnd igklicher gefengknus oder beheltnus In der Stat vnd vff dem Slos karelburg mechtig sein sollen rechts vnd gerichts zu verhelffen, darzu Ine auch die gesworn Statbuttel, So sie darumb angesücht wurden bey Iren eyden vnd pflichten beholffen sein sollen Es were dann das der vermelten vnnser Schultheis oder der andern vnnser Amptleuth keiner verhanden vnd der Handel also gestalt were das es die notturfft eruordert. So haben die Burgermeistere vnd ein Rathe gut macht einen igklichen Inüerhefftüng vnd gefengknus an zunemen biſs an vnnser Amptleuth ongeuerde.

Item Wir setzen ordnen vnd wollen auch das ein Rathe hinfure in beywesen vnnsers Schultheissen die andern Ampt als bethsetzer Gotshauſsmaister Bruderschaftmeister Spitalvberseher also ordnen vnd bestellen sollen, das allewegen vnd ein ydes Jare besonder einer auſs dem Rathe, vnd darzu einer auſs der Gemeinde, oder von den virteilmeistern zu der Ampt einem genomen werden sollen, vnd welche also auſs dem Rathe des ersten zu den Ampten gewelet werden, der sol yder zwey Jare vf das male daran pleiben vnd die die auſs der Gemeynde oder von den virteilmeistern darzu gegeben werden sollen yder das erstmale Ein Jare daran sein, Aber hernach welche zu gemelten Ampten gewelet werden Es sey Im Rathe oder auſs der gemeinde der sol yder ye zwey Jare an der Ampte einem sein vnd pleiben, vnd darnach einander an sein Stat genomen, Auſsgenomen die bethsetzer sollen Jerlich veranndert werden Vnd dieselben Amptleuthe alle sollen mit Irer rechenschafft vf obgemelten tag, gleich wie die Burgermeistere geschickt sein dieselben Ire rechnung vor den die wir von Capitels wegen darzuschicken ob sie dobey sein wollen vor dem Schultheissen Rathe vnd virteil Maistern zu thun Vnd so dann solche rechenschafft der Burger Maistere Bethsetzer Gotshauſsmaister alle vnd igkliche wie vorgemelt ist gethan vnd gescheen vnd die gegen Register vberantwort sind, Alsdann wollen wir verfügen, das zwen von Rats wegen vnd zwen virteilmeistere daruber gegeben werden solich rechenschafft In einem monat dem nesten nach yder rechnunge getrewlichen mit allem vleis zu vbersehen deſsgleichen wir vns zuthun auch vorbehalten werden dann die Rechnung alle vnd yde besundere recht vnd aufrichtig funden So soll mann einer yden rechnunge des also Ireñ Receſss mit verzaichnus der namen die die rechnung besehen haben schreiben wurden aber etliche Artikel es were Im einnemen oder auſsgeben dor Inn gemerckt daran die besichtiger zweifel hetten[S. 303] vnd nit gnügig weren, die sollen aufgezeichent werden, von denselben besichtigern, vnd dieselben Amptleuthe die es betrifft vor den die wir daruber schicken vnd ordenen Auch vor dem Schultheissen Rathe vnd virteill Maistern, zurede setzen mogen sie dann dieselben Artikel genugksamlich verantwortten wol vnd gut So sol man In Iren Recesſs schreiben wie vorgeschrieben steet. Mogen sie aber der nicht verantwurten, oder gnügklich vnterrichtung thun, So wollen wir vns furter darInn auch vorbehalten haben gegen denselben die es betrifft nach einem billichen zu handeln.

Item wir setzen ordnen vnd wollen auch nachdem hievor das vngelt zu karelstat, einzubringen den Burgermeistern beuolhen ist etc. dasselbig vngelt sol nü hinfure abermals Jerlich den Burgermeistern dermassen wie vor beuolhen vnd deſshalben sunderlich In Iren eydt gepünden werden dasselbig vngelt mitsampt einem igklichen vnserm kellner getreulich, einzuuordern ein zunemen vnd damit getrewlichen vnd ongeuerlich vmb zugeen Auch vnnsern halben teyle dauon an allen abbruche vnd abgangk vnnserm kellner zu karelstat zubehendigen vnd vberantwurtten an alles geuerde.

Item wir setzen ordnen vnd wollen auch das hinfure also gehalten haben welche persone Sie sind auſs dem Rate oder auſs der Gemeinde In der Stat sachen vnd hendeln zu botschafft geschickt werden Sind sie zu pferde So sollen die Bürgermeistere Ir ydem zu tag vnd zur nacht vf ein pferdt ein ort eins guldin Sind sie aber zu fuſs ye einen tag vnd nacht dreissigk pfenning vnd auch nit mere zu zerung geben.

Item Es sol auch Ein Rathe mitsampt vnnserm Schultheissen hinfure alle cleyne Ampte der Stat als visirer thorwarttern Thurenleuthe wachter kornmesser Schrotter vnterkauffer Statputel etc. vnd dergleichen nach Irem besten gut bedüncken der Herschafft vnd der gemeinen Statnütze vnd fromen darInn brufen vnd ansehen bestellen Setzen vnd entsetzen vnuerhindert der virteilmeister vnd gemeinde doch also das dieselben Amptleuth alle vnd Ir yder besunder vnnserm Schultheissen an vnnser Stat als offt es notturfft ist globen vnd sweren sollen vnnsern vnd der Stat schaden zu warnen Fromen vnd bestes zu werben Auch vns oder vnsern Amptleuthen an vnnser Stat, vnd dem Rathe gehorsam zu sein vnnser Herschafft vnd oberkeit noch Irem besten vermögen hellfen zu hanthaben ongeuerde.

Item Wir setzen ordenen vnd wollen auch Als die vnnsern zu karelstat durch vnterrichtigunge der wirdigen vnnser lieben herrn vnd mittumherrn herrn Johannsen Grewssings vnd herrn Jorgen von Gichs mit den Bethsetzern einen anfangk furgenomen haben das man Jerlich die bethsetzer einen auſs dem Rathe vnd einen auſs der Gemeinde welen vnd machen sol alsdann hieuor auch dauon gemelt ist vnd die bethe vf vier zile Im Jare einzupringen vnd zu bezalen derselbig anfangk als wir von den vnnsern selbs bericht werden für gemeyne Statnutze vnd gut sey dobey sol es auch hinfure vnuerruckt pleiben. Aber mit der bethe vnd die bethe einzupringen vf das nu hinfure alle lessigkeit vnd versewmnus die hinterstelligen bethe[S. 304] auch die zukunfftigen bethe eins yden Jars einzupringen der Stat schaden verkomen vnd durch die Bethemeistere die bethe ein zuuordern auch durch einen yden die zu geben dester meher vnd besser vleis angekert werde sol es also gehalten werden. Das hinfure die gesworn vnterkauffere vber den wein gesatzt bey gesworn eyden den bethemeistern zu versteen vnd verzeichnet geben sollen wieuil weins ein igklicher verkaufft vnd wie er den verkaufft hab, So sollen die Schroter auch bey Iren gesworn eyden nymant kein verkaufften wein auſschroten, er habe Ine dann zu uoran ein zeichen von den Bethmeistern bracht So sollen die Bethmeistere keinem kein zeichen geben Er hab Ine dann zuuor anglobt sich mit Ine vmb die beth zuuertragen vnd von dem geloſsten gelt auszurichten. Deſsgleichen sol auch keiner keinen wein zu zapffen auſs schencken er hab den das ein zeichen vnd dem Bethmeistere globt, wie obgemelt ist vnd also ein yder er sei Reiche oder Arme verpflicht vnd geschickt sein Sein Stewre vnd bethe vf die vier zile die als obsteet furgenomen sind, an alles verzihen auſszurichten vnd zubezalen. So sollen die Bethmeister die Ihenen die also sewmigk sein wurden mit vleis vmb bezalung der bethe ersuchen lassen vnd auch alsdann an vnser Stat vnd von vnnsern wegen macht haben den oder dieselben die dorüber aber sewmigk wurden die Stat zu verbieten vnd sie auſs zutreiben die auch also von stundan auſsgeen vnd nicht wider einkomen sollen. Sie haben dann zuuoran Ir stewr vnd bethe bezaltt vnd welcher oder welche aber den also die Stat verpoten were wider zu Karelstat ein geen würden Ehr vnd sie die Bethe vnd Stewr bezalt hetten den oder dieselben Sol vnser Schultheis vnd die Burgermeistere zu hefften vnd gefengknus nemen vnd also gefengklichen halten biſs vf vnser vnd vnser nachkommen ferner gescheffte vnd die Burgermeistere sollen sich auch den Bethmeistern In Ir Ampt nicht slahen, Ine darein nicht tragen noch ymands frist geben.

Item vnd domit auch die Bethmeistere dester mere fleis furwenden die bethe einzupringen Setzen vnd wollen wir wue sich vff ein oder mere zile erfunde das einer oder mere Ir Stewr nicht bezalt hetten, vnd die Bethmeister bey brechten das sie gein dem oder denselben den obgedachten vleis die Stewr von denselben einzufordern vnd einzubringen nit angekeret vnd dieselben auſsgetrieben, das die Bethmeister dieselben Beth selbst bezalen sollen.

Item Wir behalten auch hirInnen vns vnd allen vnnsern Nachkomen am Capitel vor dise vnsere satzung vnd ordenunge zu meren zu myndern gantz auffzuheben vnd ein newe zu machen als offt vnd dicke das die notturfft eruordert, vnd vns gut sein bedüncken wirdet. Geben vnd versigilt vnter vnnserm des Cappitels anhangendem Insiegel Am dinstage nach der heiligen dreier konige tag Nach cristi vnnsers lieben herren gepurt Tausent vierhundert vnd In dem zweyvndachtzigisten Jaren.


Die vorstehende Ordnung habe ich einer gleichzeitigen wohlerhaltenen Copie entnommen. Dieselbe ist auf Pergament[S. 305] geschrieben und füllt 8½ Seiten in folio. Auf der ersten Seite, welche als Umschlag dient, steht von offenbar neuerer, die ältren Schriftzüge nachahmender Hand: XXVII Kilian von Bibra 1482. Das letzte Blatt ist unbeschrieben; das Ganze mit rothseidner Cordel geheftet.

Die Handschrift befindet sich gegenwärtig im Besitze des Freiherrn Ernst von Bibra in Nürnberg.


Vorläufer der Lokomotive im 17. Jahrhunderte.

Wenn wir unsere neuesten groſsen Erfindungen in’s Auge fassen, so finden wir für viele derselben die Vorstufen lange vorbereitet. So auch für das Eisenbahnwesen. Eines der wesentlichsten Elemente desselben, der Wagen, der die Triebkraft in sich selbst führt, ist eine Erfindung des 17. Jahrh., wenn auch damals nichts anderes als eine mechanische Spielerei damit bezweckt war. Der groſsartigste derartige Wagen war der von Johann Kautsch (geb. 1595) anno 1649 zu Nürnberg gebaute[A] der auf 4 Rädern fuhr. Auf den rückwärtigen ruhte ein groſser Kasten, in dem sich ein Räderwerk befand, das durch einige, gleichfalls in diesem Kasten befindliche und somit den Blicken verborgene Menschen getrieben wurde. Oben saſs der Erfinder und leitete den Wagen, dessen vorderes Ende in einen Drachen auslief, der die Augen verdrehte, und, wenn das Volk den Weg versperrte, Wasser ausspie. Ein Paar am Wagen angebrachter Engel hatten bewegliche Arme und bliesen die Posaune. 1650 kaufte Karl Gustav von Schweden diesen Wagen um 500 Thlr. und sendete ihn nach Stockholm. Später verfertigte derselbe Künstler einen ähnlichen Wagen als Triumphwagen für den König von Dänemark, nachdem er schon vorher Stühle für Podagristen in gröſserer Zahl gefertigt hatte, worin sitzend sich dieselben durch Kraft der Arme im Zimmer hin- und herbewegen konnten.

Aehnlich diesen Stühlen fertigte der gelähmte Uhrmacher Stephan Farfler[B] zu Nürnberg (geb. 1633, † 1689) Kunstwägen mit 3 und 4 Rädern, die durch Kurbeln getrieben wurden, welche ein in einem Kasten vor dem Fahrenden befindliches Räderwerk bewegten, das das eine oder die beiden Vorderräder trieb. Es ist fast genau dasselbe Fuhrwerk, wie die Draisine, die bei Eisenbahnen gebraucht wird. Nur ist, da es sich hier darum handelte, auf gewöhnlichem Boden zu fahren, der ganze Apparat nichts anderes, als eine Verlegung der eigent-Thätigkeit der Beine in die Arme. Die Arme müssen den Körper fortbewegen, müssen aber nicht blos die beim Gehen aufwendete Kraft zur Fortbewegung des Körpers allein, sondern[S. 306] auch noch zur Fortbewegung des Wagens liefern, müssen auſserdem noch all die Kraft aufwenden, die durch Reibung und Widerstand des Räderwerks in der Maschine erfordert wird. Uebrigens bleibt der Bau solcher Wägen stets eine interessante mechanische Spielerei, ähnlich andern, die in der ihrer Erfindungsgabe und Kunstfertigkeit wegen berühmten Stadt Nürnberg damals gefertigt wurden[C].

Fertigte man in der Stadt des Witzes mechanische Spielelereien, so wird es natürlich erscheinen, daſs man in Holland, dem Lande der Windmühlen und der Segelschiffe, darauf ausgieng, den Wind als bewegende Kraft zu benützen, also die thierische Triebkraft durch eine Naturkraft zu ersetzen. Man baute daselbst die Windwägen, von denen der alte Merian[D] bei Betrachtung von Scheveningen schreibt: Scheveringen, ein Dorff nahend dem Haag gelegen, allda die Wind-Wägen gewisen werden, deren sich Printz Moritz von Oranien biſsweilen gebraucht hat, wann er neben deſs Meers Gestade spatzieren fahren wolte. Und haben in einem solcher Wägen 28 Männer sitzen, und innerhalb zwo Stunden vierzehen Holländische Meilen, nemlich von Scheveringen, bis nach Pettem, mit solcher Geschwindigkeit fahren können, daſs die vorüber raisende sie nicht haben kennen, oder ein Pferd ihnen lang gleich lauffen können. Der Erfinder dieser Wägen ist der vornehme und berühmte Mathematicus Simon Steevinus gewesen.

Wagen mit Segeln

Ob ein derartiger Wagen sich erhalten hat, konnten wir nicht in Erfahrung bringen, auch waren uns bis jetzt keine Abbildungen zu Gesicht gekommen. Im Nachlasse des bekannten Heideloff fand sich jedoch ein interessantes Stammbuch eines Andreas Setzinger, in das eine groſse Zahl hervorragender Personen, darunter auch Moriz von Oranien, ihre Namen eingezeichnet haben, und das mit dem Besitzer groſse Reisen machte und so mit ihm auch Holland sah[E]. Wie alle diese Stammbücher durch Malereien ausgestattet sind, so finden sich auch in diesem viele für die Kulturgeschichte, speciell für die Kostümgeschichte jener Zeit wichtige Malereien. Darunter kommt auch auf einem Blatte die Abbildung eines solchen, wie ein Schiff mit Segeln versehenen Windwagens vor, den wir seines Interesses wegen nachstehend in Gröſse des Originals abgebildet haben. Zwar sind auf denselben nicht 28, sondern (mit dem Steuermann) nur 6 Figuren gezeichnet. Ein offner Kasten[S. 307] mit hoher Rückwand, um die dem Windanfalle ausgesetzte Oberfläche zu mehren, ruht auf vier Rädern mit sehr breiten Felgen (um nicht in den Dünensand einzuschneiden). In der Mitte erhebt sich ein Mastbaum, an dem eine Raa angebracht ist, die ein groſses geschwelltes Segel trägt. Vorn ist ein Bugspriet, das gleichfalls mit einem Segel versehen ist. Eine Vorrichtung zum Lenken des Wagens muſste am vorderen Ende angebracht sein. Die Zeichnung zeigt nur eine der Handhaben, ähnlich der des Steuerruders, in der Hand des Lenkers. Wohl um die Schnelligkeit anzuzeigen, ist ein Windspiel in vollem Lauf hinter dem Wagen angebracht.

Nürnberg.

A. Essenwein.

Fußnoten:

[A] Doppelmayr’s Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern etc. Nürnberg, 1730, S. 300, mit Abbildung.

[B] Daselbst, S. 302, mit Abbildung zweier solcher Wägen, von denen der vierrädrige noch im Original in der Stadtbibliothek zu Nürnberg erhalten ist.

[C] Hautsch, dessen Sohn und Andere fertigten mancherlei groſse Schaustücke mit vielen beweglichen Figuren, ähnlich den an den groſsen Uhren des späteren Mittelalters vorkommenden beweglichen Figuren, s. Doppelmayr an verschiedenen Orten.

[D] M. Zeiller’s Topographia Germaniae Inferioris daſs ist Beschreibung und Abbildung der Vornehmsten Stätten Vöstungen und Öhrter so wohl in grund als in Prospect, in den XVII Niederländischen Provintien liegend etc. Frankfurt bei Caspar Merian. Ausgabe von 1659, S. 150.

[E] Vgl. die Beilage zur vorigen Nummer des Anzeigers, vermischte Nachrichten, Nr. 76.


[S. 308]

Zur Literatur des Seelentrostes.

Eine eingehende Kenntniſs dieses anziehenden Erbauungsbuches des ausgehenden Mittelalters verdankt die vaterländische Wissenschaft zunächst Franz Pfeiffer, der in den 3 ersten Bänden der Frommann’schen Mundarten reichhaltige Auszüge aus demselben veröffentlicht und durch ein nachfolgendes Wörterverzeichniſs erläutert hat. Diese Publication ist Eduard Bodemann unbekannt oder unzugänglich gewesen, der neuerdings in dem Prachtwerk „Xylographische und Typographische Incunabeln der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Hannover. Hannover, 1866,“ Nr. 88, S. 68, 69 über den Seelentrost gehandelt hat.

Ich gestatte mir demnach seine Darstellung aus Pfeiffer’s Worten a. a. O. und anderem mir zugänglich gewordenen Materiale theils zu ergänzen, theils zu berichtigen, unter der ausdrücklichen Voraussetzung, daſs Kenner und Freunde der einschlagenden Literatur gegen die Mängel und Lücken meiner Darstellung dieselbe kritische Pflicht erfüllen werden.

I. An Handschriften des Seelentrostes verzeichnet Bodemann, zum Theil nach Geffcken’s Bilderkatechismus:

a) hochdeutsche: 1. die Gieſsener vom Jahre 1460. Cod. Nr. 850.

Hinzuzufügen ist 2. die Hamburger, welche Geffcken S. 45 für die älteste der ihm bekannt gewordenen Hss. ansieht.

b) niederdeutsche:

1. die Oldenburger vom Jahre 1407,

2. eine Hamburger niederdeutsche (da Geffcken eine solche Hs. nicht erwähnt, so vermuthe ich bis zum näheren Nachweis eine Verwechslung mit der unter a. verzeichneten hd. Hamburger Hsch.),

3. und 4. zwei Wolfenbüttler Hsch., deren eine cod. Helmstad. 418 die 10 Gebote, die andere cod. Helmstad. 255 die 7 Sacramente behandelt (unsre Zweifel gegen die letzte Angabe s. unter III),

5. eine Hs. vom Jahre 1473 auf der Königl. Bibliothek zu Hannover.

Als 6. füge man das Bruchstück einer Wolfenb. Hs. hinzu, nach der Bruns zum Schluſs seiner rom. Gedd. 1798 die Erzählung von Alexander dem Groſsen ab[S. 309]gedruckt hat. Der Abschnitt bildet das Ende des groſsen Seelentrostes.

c) Die von Pfeiffer in d. Mundarten I, 174 erwähnten 3 cölnischen oder niederrheinischen Hsch. sind auch bei Geffcken S. 111 verzeichnet, dessen Nachträge Bodemann wird übersehen haben. Wenn aber Geffcken für die ehemalige Tuchersche Hs. die Vermuthung äuſsert „jetzt wohl in Neuburg“, so diene zur Widerlegung derselben die Notiz im Anzeiger 1833, S. 107 „nun Eigenthum der Gesellschaft zur Erhaltung deutscher Denkmäler zu Nürnberg.“ Die jetzige Redaction des Anzeigers hat vielleicht die Güte, die frühere Angabe auch für die Gegenwart zu bestätigen.

II. Ueber die Drucke äuſsert Bodemann: „Das Buch ist in verschiedenen Dialekten, in denselben Jahren, an verschiedenen Orten: Augsburg, Utrecht, Haarlem, Zwoll, Cöln etc. 1478–1489 gedruckt.“

Diese Zeitbestimmung ist nach beiden Seiten zu eng. Vor 1478 erschien eine Ausg. Colon. I. Coilhoff 1474. 4. Das einzige bekannte Exemplar derselben befindet sich im britt. Museum und ist aus dem Antiquariat von Asher in Berlin erworben, s. Asher catal. de livres rares et curieux LVIII, S. 211, Nr. 3306. Die Ausgabe umfaſst den groſsen und kleinen Seelentrost. Der Katalog nennt weiter mit besonderer Auszeichnung „das gulden ave Maria“. Damit vgl. man die Beschreibung des 2., nun als Coilhoff’sche Ausgabe bekannten Hannover’schen Exemplars von 1489 bei Bodemann.

Nach 1489 kann ich noch 2 Drucke nennen:

Zwoll. P. van Os. 1491 Fol. (ein Exemplar in Oldenburg laut briefl. Mittheilung des Herrn Dr. Merzdorf, s. Ebert, bibliogr. Lexic. Nr. 23133).

Cöln. S. Kruffter 1523 oder 1529. Die erste Zahl bei Geffcken, S. 48, die zweite ib. S. 110.

III. Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage, welche von den Hss., welche von den Drucken den groſsen Seelentrost, d. h. die Erläuterung der 10 Gebote allein, welche den kleinen Seelentrost zugleich mitumfaſst.

Schwerin.

Latendorf.


Beiträge zur schweizerischen Kunstgeschichte.

Mitgetheilt von Ed. His-Heusler, Mitglied der Direction der Kunstsammlung zu Basel.

II.

In der Morizkapelle zu Nürnberg befinden sich unter Nr. 121 und 138 zwei Gemälde: Mariä Tempelgang und Vermählung, welche im Kataloge irrthümlicher Weise dem Hans Burgkmair zugeschrieben sind, während sich dieselben sogleich als zu einer Folge aus dem Leben der Maria gehörend zu erkennen[S. 310] geben, wovon sechs Darstellungen in der Gallerie zu Basel aufbewahrt werden, welche, wie jetzt mit Sicherheit festgestellt ist, von dem Maler Hans Fries aus Freiburg in der Schweiz herrühren. Nicht nur stimmen Gröſse, Format, Styl, Colorit und andere untrügliche Merkmale auf das Unzweifelhafteste überein, sondern auch die architektonische Einfassung der Darstellungen ist genau dieselbe. Auf dem Bilde der Geburt Mariä in der Baseler Folge findet sich das vollständige Monogramm des Künstlers, und ein dabei liegender Bernerbatzen weist auf das schweizerische Vaterland desselben. Auf den beiden Gemälden in Nürnberg fand ich dagegen H B und die Jahreszahl 1512, entdeckte aber mit geringer Mühe, daſs das B aus einem früheren F umgestaltet war, und zwar auf eine Weise, die nichts weniger als täuschend ist. — Es ist um so unbegreiflicher, wie man Bilder, welche mit den deutlichen Buchstaben H F bezeichnet waren, so ohne Umstände als Burgkmair taufen konnte, als doch auch die Malerei mit derjenigen dieses Künstlers gar keine Verwandschaft zeigt[A]. — Daſs man ihnen den rechten Namen nicht geben konnte, hat freilich darin seinen Grund, daſs derselbe Jahrhunderte lang verschollen war; mir ist es gelungen, den Namen Hans Fries vor vier Jahren wieder für die Nachwelt zu retten. Was ich über diesen Maler damals in Erfahrung bringen konnte, findet sich im IV. Bande von Nagler’s Monogrammisten unter Nr. 148. Seither entdeckte ich in Freiburg noch vier andere Gemälde von ihm, welche theilweise mit seinem ausgeschriebenen Namen bezeichnet sind, wie auch das im Aufsatz erwähnte Gemälde im Franziskanerkloster daselbst. Die willkürliche Bemerkung Nagler’s, daſs Fries zu den Malern gehöre, die aus Bescheidenheit ihre Bilder nicht mit Namenszeichen versahen, ist also ganz unrichtig, so wie sich dieser fleiſsige Kunstlexikograph auch sonst noch manche Verstümmlungen meiner ihm anvertrauten Notizen zu Schulden kommen lieſs. Auch in Colmar fanden sich Spuren von der Thätigkeit des Freiburger Malers, indem der frühere Archivar Hugot im Archiv des Capitels von St. Martin die Bestellung einer Altartafel aufgefunden hatte, welche dasselbe dem Maler Hans Fries zu malen auftrug. Als ich mir das betreffende Dokument wollte mittheilen lassen, war Hugot bereits krank und starb bald darauf. Sein Nachfolger, dem ich die Mittheilung verdankte, konnte es seither nicht wieder auffinden.

Fußnoten:

[A] Wer den Gang der Nürnberger Kunstkennerschaft vom Beginn dieses Jahrhunderts genauer in Erfahrung gebracht, wird sich über solches Unternehmen nicht wundern. Der Katalog der Morizkapelle stammt aus einer Zeit, in welcher das Selbstbewuſstsein die Stirn sehr hoch trug, das Urtheil aber noch in den Windeln lag. Trotz aller Berichtigungen, die von Waagen’s Schriften bis zu diesem Aufsatze dafür gegeben worden, behält er die alte Form bei — etwa weil der Prunk berühmter Namen vortheilhafter erscheint, als innere Wahrheit und wissenschaftlicher Gehalt?

Anm. d. Red.


[S. 311]

Zur Legende und Sage.

Von Dr. A. Birlinger in München.

1) Das Verdorren oder Grünen und Aufleben menschlicher Glieder am lebenden, wie am todten Körper betonen die Legenden gern. Ich erinnere an die frische Zunge des hl. Johannes Nepomucenus. Sogar Kleidungsstücke der betreffenden, Gutes vollbracht habenden Hand, des Fuſses bleiben unversehrt, wenn das Glied längst vermodert. Als die Schweden das Grab des Marchthalischen wohlthätigen Abtes Jacob Heſs der Plünderung wegen aufdeckten, war der Handschuh der rechten Hand vollkommen frisch und unversehrt, als ob er erst von gestern, während alles Andere verwest schien. Ein Zeichen, daſs die rechte Hand die war, welche den Armen so viel gab. Siehe mein Volksth. I, S. 432.

In der schwäbischen kurzen Oswaldlegende, Münchener cgm. 257 f. 77a, Sp. 2, steht: „dô kuſst der biscof sîn rechte hand und sprach: gesegnet sei die hand; die sol nimêr erfûlen. — Dâ dieselb recht hand belaib alsô frysch und noch huͤut des tages ist behalten.“

Daſs Hände und Füſse des Frevlers an „Hailtümern“ u. s. w. festgebannt werden, ist ein alle deutschen Lande durchziehender Sagenzug. Schon im alten Testament: „dô begund Oza sein hand zu kleben und verdarp py der archen, als Got das über jn gepot“ cgm. 206 f. 152b.

2) Der Zauberer Simon büſste für seinen Frevel: er fiel von der Luft herab und wurde augenblicklich zu Asche, „dâ wurden zehant vier stain hingesezt zuͦ wortzaichen, daz die apostel hetten gesigen.“ cgm. 257 f. 61a, Sp. 2.

3) Lügen in heiligen Sachen straft die heil. Sage streng. In der St. Barbaralegende, cgm. 257 f. 5a, heiſst es: „Der vatter zôch ûſs zorn ain Schwert und wolt sy ertoͤten, dô ruͦft sie zuͦ got: zuͦ hande taet sich uff ain staine und emphieng sy. dô sie kam an ainen berg; der vatter ylt jr nâch und verschet ainen hirten. dô sprach er, er wiste ir nit. ein ander hirt der zaiget sy mit ainem vinger; desselben hirten schauffe wurden ze hant hoͤwschrecken, die noch huͤt dis tags fliegent by dem grab Sant Barbaren.“ In heute noch umlaufenden Volksüberlieferungen werden böse Hirten, so andern die Früchte abhüteten, damit gestraft, daſs ihre Schafe Raben, Bienen etc. werden, die immer am Orte des Frevels schwirren. „Eine halbe meil von Racheln grab ist ain veld, und dâ Christus daselb ging, da säet ein paur zisern. dâ sprach Christus zuͦ ihm: son, was säest du dâ? sprach der paur lugenhäftiglîch: hêrr, ich säe stain. dâ sprach Christus: sô sein auch stain. zuͦ stund was[S. 312] der sam verchert in stainein zisern: der vint man noch heut zu tage vil in demselben acker.“ cgm. 335 f. 56a. Sagen und Märchen von diesem Inhalte gibt es ebenfalls unzählige, wo freilich anstatt Christus, des alten Gottes-Stellvertreters, gewöhnliche Persönlichkeiten auftreten.

4) Das Entspringen von Brunnen auf des Heiligen Wort oder Stoſs mit dem Stabe u. s. w. ist ein beliebter Zug der Legende. Doch habe ich von keinem heiligen Manne oder Weibe mehr Ueberlieferungen gefunden, als von St. Ulrich. Der St. Uorlisbrunnen ist im alten Augsburger Bisthum kein Ende. Vgl. mein schwäb. Augsb. Wb., S. 468. Im Volksthüml. I, S. 408 habe ich eine groſse Zahl Beispiele beigebracht. Am östlichen Stadtwalde von Mindelheim ist das Ulrichswasser. Vgl. A. Runge, Quellcult, S. 7. Der cgm. 257 f. 10b hat zwei Beispiele: „dô kam im zuͦ herzôg Haymo; dô litten sie groſsen durst. dô stieſs St. Joſs sînen stecken in die erden und batt got; dâ floſs ûſs ain groſser brunn. dâ hûwet och sant Joſs zway bethûser und fuͦr gen Rome.“ Ferner f. 13b, Sp. 2, steht von St. Thomas: „dô hieſs der küng ysiniu blecher glüwen und in doruff gân mit blôſsen füeſsen. zuͦ hand ersprang ein brunn under sînen füeſsen und verlaſst die ysniu blecher.“

(Schluſs folgt.)


Die Wachstafeln von Schwäbisch-Hall.

Meine Mittheilung über diesen Gegenstand im Anzeiger 1866, Nr. 3, Sp. 95 f. hat mir eine freundliche Zuschrift des Herrn Prof. J. Zahn, Archivars am Joanneum zu Graz, eingetragen, wonach von den zwei noch vor zwei Jahren in Schwäbisch-Hall befindlichen Exemplaren das eine in seinen Besitz gekommen ist. Es scheint das von Hanſselmann beschriebene zu sein, da es auf der vordern leeren Seite die Jahreszahl 1744 trägt; auſserdem ist noch die Jahreszahl 1799 leichthin eingeritzt. Auch hier werden die Blätter durch Eisenbuckeln auseinander gehalten. Drei Seiten sind ausgeschabt, zwei theilweise ausgebrochen, fünf vollkommen mit den Namen u. s. w. erhalten. Beigegeben ist, was diesem Exemplar einen besonderen Werth verleiht, das Markenbuch der Eigenthümer.

Heidelberg.

W. Wattenbach.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 313]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 9.

September.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, 15. September 1866.

In der Chronik des vorigen Monats hatten wir Gelegenheit, der thätigen Förderung Sr. königl. Hoheit des Groſsherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin Erwähnung zu thun, und unsere heutige Chronik haben wir abermals mit der Nachricht zu eröffnen, daſs Se. kgl. Hoheit, um Höchstsein Interesse an unserer Anstalt zu bezeugen, bei seiner Rückkunft von einem Ausfluge in die Heimat dem Museum werthvolle Geschenke persönlich mitgebracht hat, die unten, bei den neuen Zugängen der Bibliothek und Kunstsammlung sich verzeichnet finden.

Der Krieg hat nun allenthalben ein Ende gefunden, und wir dürfen uns wol der frohen Hoffnung hingeben, daſs der Friede ein dauernder sei. Nachdem die politischen Bande gesprengt sind, welche die Glieder des alten deutschen Reiches bisher noch zusammenhielten, hat das germanische Museum eine erhöhte nationale Bedeutung erhalten: nach Vertheilung des Bundeseigenthums ist es das einzige Eigenthum des gesammten deutschen Volkes.

Es ist aber auch ein geistiges Einheitsband, das Alle freiwillig und selbsthätig um sich geknüpft haben; es ist ein Institut deutscher Wissenschaft, ein Band, das durch keine äuſsere Gewalt gesprengt werden kann.

Mögen darum Alle sich fest und enge an dasselbe anschlieſsen. Mögen insbesondere die jetzt politisch ganz von Deutschland getrennten Stämme daran festhalten. Der I. Vorstand kann es sich in dieser Rücksicht nicht versagen, eine Stelle eines aus Oesterreich an ihn gelangten Briefes hervorzuheben, worin ein alter Freund des Museums sein treues Festhalten an demselben versichert, indem er sagt: „Die Kultur Oesterreichs ist wesentlich eine deutsche Kultur. Diese gilt es weiter zu entwickeln; und wenn wir auch politisch aus Deutschland geschieden sind, so müssen wir jedes Band um so fester halten, das uns geistig in Wissenschaft und Kunst an Deutschland fesselt. Eine Isolierung auf dem Gebiete der Wissenschaft bedeutete das Ende der deutschen Kultur und damit das Ende der Kultur in Oesterreich überhaupt.“

Wir freuen uns solcher Gesinnung, die recht bald für das Museum ihre Früchte bringen muſs, und wünschen, daſs jetzt allenthalben der Sinn für dies nationale Band sich recht lebhaft entwickeln möge; denn jetzt gilt es, manche Wunde zu heilen, die der Krieg dem Institute geschlagen. Man sorgt allenthalben für Kriegsbeschädigte und Verwundete; mögen Patrioten auch für das kriegsbeschädigte Nationalinstitut eintreten!

Möge der Patriotismus, der nun kein anderes greifbares Objekt mehr hat, desto eifriger sich unserer Sache annehmen! Das Museum pflegt die Geschichte des deutschen Volkes und der deutschen Kultur. Nur der Blick in die Geschichte, der Blick in die Vergangenheit kann Vieles erklären, was scheinbar befremdend in der Gegenwart sich kundgibt; nur er kann uns lehren, wirksam an der Gestaltung der Zukunft mitzuarbeiten.

Möge die deutsche Tagespresse insbesondere jetzt nach Kräften[S. 314] dahin wirken, daſs Zweck und Bedeutung des germanischen Museums dem Volke stets mehr und mehr nahe gelegt werden.

Unser Gelehrtenauschuſs hat durch den Tod des geh. Hofrathes und Professors Dr. L. A. Warnkönig zu Stuttgart, sowie des kais. russ. Staatsrathes und Professors Dr. F. K. H. Kruse in Leipzig zwei langjährige Mitglieder verloren.

Unter den Förderungen, die das Museum in jüngster Zeit erfahren, steht die Deponierung eines prachtvollen geschnitzten Altarschreines obenan, der künftig die Stelle des Hochaltars in der zur Kunsthalle eingerichteten Karthäuserkirche einnehmen soll. Derselbe, Eigenthum der protestantischen Kirche zu Hersbruck, gehört zu den schönsten und kostbarsten Schnitzwerken des Mittelalters und wird daher in diesen Blättern noch eine eingehendere Besprechung erfahren.

Soeben, bei Schluſs des Blattes, geht uns noch die erfreuliche Nachricht zu, daſs die Oberamtscorporation des Saulgaues (Württemberg) ihren seither geleisteten Jahresbeitrag von 25 fl. auf weitere drei Jahre zugesichert hat.

Den Buchhandlungen, die unsere Bibliothek durch Ueberlassung von Freiexemplaren ihrer einschlägigen Verlagsartikel unterstützen, ist neuerdings beigetreten:

597. Goltermann u. Pincus, Kunst-, Musik- und Papierhandlung, in Schwerin.

An neuen Beiträgen wurden während der letzten vier Wochen folgende gezeichnet:

Aus Vereinskassen: Vom Gesangverein in Weiſskirchen (Mähren) 1 fl. 10 kr. (einm.).

Von Privaten: Büdingen: Leopold von Deines, Domänenpächter, in Salinenhof 1 fl., Ulrich, fürstlicher Forstmeister, 1 fl.; Buxtehude (Hannover): Pastor Rakenius 1 fl. 45 kr.; Darkemen (Preuſsen): Auguste Käswurm, geb. Ammon, 52½ kr. (einm.); Cöln: Appell.-Ger.-Rath von Hagens 1 fl. 45 kr. (einm.); Frankfurt a. M.: Dr. Gustav Schneider 5 fl. 30 kr. (einm.); Grevesmühlen (Mecklenburg-Schwerin): Dr. med. Dreyer 1 fl. 45 kr.; Höchstadt a. A.: Bezirksamts-Assessor Hauer 1 fl., kgl. Rentbeamter Heſs 1 fl., Jakob Keſsler, k. Gerichtsschreiber, 1 fl. (einm.), Dechant u. Stadtpfarrer Schneyer 1 fl., Franz Paul Tettenhammer, k. Bezirksamtmann, 1 fl., Apotheker F. Voigt 1 fl., Otto Ziegler, k. Notar, 2 fl.; Lausanne: Pastor Häuser in Vevey 4 fl. 40 kr. (einm.), Roller 2 fl. 20 kr. (einm.), Dr. Schickedantz in Vevey 4 fl. 40 kr. (einm.), Direktor Sillig in Vevey 9 fl. 20 kr. (einm.), Graf Vitzthum in Vevey 4 fl. 40 kr. (einm.); Ludwigsburg: Freiherr von Hornstein, Major, 3 fl. 30 kr.; München: Studienlehrer Dr. Lang 2 fl. 30 kr. (einm.); Nürnberg: Ludwig Adalbert von Hornthal, k. Stadtgerichtsassessor, 4 fl., Kaufmann Louis Pröbster 1 fl.; Pommelsbrunn (Bayern): Johann Bernhard Ulherr, Hopfenhändler, Oekonom u. Landrath, in Altensittenbach 1 fl., Veit Wild, Hopfenhändler u. Oekonom, in Altensittenbach 1 fl.; Schwerin: Generalarzt Dr. Störzel 1 fl. 45 kr.; Staffelstein (Bayern): Friedrich Freiherr von Dungern in Oberau 5 fl., Ernst Albert Eisfeld, Rittergutsbesitzer in Obbach und Vierzehnheiligen 2 fl., Forst- u. Domänenverwalter Hofmann in Banz 1 fl. (einm.); Weiſskirchen (Mähren): Johann Prohal, k. k. Notar, 1 fl. 10 kr. (einm.), Max Wolf, Fabrikgesellschafter, 1 fl. 10 kr. (einm.); Zeitz: Zimmermeister G. Schulze 1 fl. 45 kr.

[S. 315]

Auſserdem giengen unsern Sammlungen während des letzten Monats, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Biel, Partikulier, in Norden:
3351. Consens der fürstl. ostfries. Oberrent-Cammer zur Veräuſserung von Gütern. 1734. Pap. Orig.

Back, Geh. Regier.-Rath, in Altenburg:
3352. Receſs der herzl. Sächs. Regierung zwischen den alten und neuen Müllern an der Rauda im Amt Eisenberg wegen Veränderung der Mühlgänge. 1613. Pap. Abschr.
3353. Zeugniſs der Gerichtsschöffen Caspar Harding zu Wettin für Georg Gehricke. 1712. Perg.

II. Für die Bibliothek.

Schulze’sche Buchhandlung in Celle:
19,931. Heimbürger, Ernst der Bekenner, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. 1839. 8.
19,932. v. Hammerstein, Aristipp in Hamburg u. Altona. 1840. 8.
19,933. Hof- und Staatshandbuch für d. Königr. Hannover auf d. J. 1853. 8.
19,934. Heimbürger, Wilhelm d. Jüngere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg. 1857. 8.
19,935. Schulze, Sammlung der Wasserbaugesetze f. d. Königr. Hannover. 1859. 8.
19,936. Armbrust u. Oetting, Adreſs- u. Handbuch der Stadt Celle. 1861. 8.
19,937. Diestelmann, d. Katechismus-Angelegenheit in d. evang.-luther. Landeskirche Hannovers. 3. Aufl. 1862. 8.
19,938. Diestelmann, offenes Sendschreiben an Herrn Pastor Dr. Münkel etc. 1862. 8.
19,939. Augustanus, d. Synodal-Verfassung der Hannover’schen Landeskirche. 1863. 8.
19,940. Actenstücke, betreffend die Wahl des Candidaten Habenicht etc. 1863. 8.
19,941. Hannoverscher Biercomment. 1864. 8.
19,942. Ueber den ersten Theil des Göthe’schen Faust. 1864. 8.
19,943. Mensching, d. deutsche Handelsrecht; 2. Aufl. 1864. 8.
19,944. Marcard, Beiträge zur Gefängniſskunde. 1864. 8.
19,945. Martin, d. Umfang des landesrichterl. Prüfungsrechts hinsichtlich d. Entstehens gültiger Gesetze etc. 1865. 8.
19,946. Schwarz, d. Criminalproceſs Franz Müller. 1865. 8.
19,947. Leipziger Biercomment. 1865. 8.
19,948. Firmen-Buch f. d. Königr. Hannover. 1865. 8.
19,949. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Freih. Friedr. v. d. Trenck. 1866. 8.
19,950. Lebensbeschreibung des Pandurenoberst Freih. Franz v. d. Trenck. 1866. 8.
19,951. Meyersburg, Gutachten über den Entwurf erster Lesung einer allgemein. deutschen Civilproceſsordnung. 1866. 8.
19,952. Allgem. Geschäfts-Anzeiger zum Adreſs- u. Handbuch der Stadt Celle. 1866. 8.

Stahel’sche Buch- u. Kunsthandlung in Würzburg:
19,953. Himmelstein, Reihenfolge der Bischöfe von Würzburg. 1843. 8.
19,954. Stöckl, d. speculative Lehre vom Menschen u. ihre Geschichte; 2 Bde. 1858 u. 1859. 8.
19,955. Kehrein, älterneuhochdeutsches Wörterbuch. 1865. 8.

Carl Schünemann’s Verlag in Bremen:
19,956. Schäfer, histor. Bericht v. d. Buchdruckerkunst. 1840. 8.
19,957. Handels- und Schifffahrts-Verträge der freien Hansestädte. 1842. 4.
19,958. Schäfer, Handbuch der Geschichte der deutschen Literatur; 2 Theile. 1842–44. 8.
19,959. Gildemeister, Beiträge zu dem Bremischen Magazin. 1842. 8.
19,960. Kottmeier, die Darstellung des Heiligen durch die Kunst. 1857. 8.

Stiller’sche Hofbuchhandlung (Herm. Schmidt) in Rostock:
19,961. Babst, allerhand schnaksche Saken tum Tiedverdriew. 1843. 8.
[S. 316] 19,962. Buchka, de pignore nominis. 1843. 8.
19,963. Buchka, d. Lehre vom Einfluſs des Processes auf das materielle Rechtsverhältniſs; 2 Thle. 1846 u. 47. 8.
19,964. Wilbrandt, Hildibraht u. Hadhubraht. 1846. 8.
19,965. Roth, mecklenburgisches Lehenrecht. 1858. 8.
19,966. Weinholtz, Entwurf d. Bibliothekswirthschaftslehre. 1862. 8.

C. Tappen, Verlagshandlung, in Sigmaringen:
19,967. Egler, d. Curort Imnau u. d. Stadt Haigerloch. 8.

Friedrich Tempsky, Verlagshandlung, in Prag:
19,968. Šafařík, über den Ursprung u. die Heimath des Glagolitismus. 1858. 4.
19,969. Max Büdinger und die Königinhofer Geschwister. 1859. 8.
19,970. v. Helfert, die österreichische Volksschule; I. und III. Bd. 1860 u. 61. 8.
19,971. Tomek, Geschichte des Österreich. Kaiserstaates, übers. von Kraus; 2. Aufl. 1860. 8.
19,972. Frind, d. Kirchengeschichte Böhmens; 2 Bde. 1864–66. 8.
19,973. Thurnwald, Lehrbuch der mittelhochd. Sprache. 1864. 8.
19,974. Šafařík’s Geschichte des serbischen Schriftthums, hg. v. Jireček. 1865. 8.

C. Troschel, Verlagshandlung, in Trier:
19,975. Bärsch, einige Nachrichten über den Steinring bei Otzenhausen etc. 1839. 8.
19,976. Neumann, Stimmen der alten Dichter Ausonius u. Venantius Fortunatus v. d. Mosel. 1846. 8.

Friedr. Wagner, Verlagshandlung, in Braunschweig:
19,977. Berkhan, Beiträge zur Geschichte der Psychiatrie; 1. Heft. 1863. 8.

Christian Winter, Verlagsbuchhandlung, in Frankfurt a/M.:
19,978. Simrock, d. deutsche Räthsel-Buch; 2. Aufl. 8.
19,979. Simon, d. Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg u. Büdingen; 2. u. 3. Bd. 1865. 8.

Friedrich Franz Groſsherzog von Mecklenburg-Schwerin, Königliche Hoheit:
19,980. Stüler, Prosch und Willebrand, das Schloſs zu Schwerin; I. Abth. 1866. Imp. 2. 19,981. Die Schloſs-Kirche zu Schwerin u. ihre Einweihung. 1855. 2.
19,982. Lisch, Peter Vischer’s Epitaphium auf die Herzogin Helena von Meklenburg im Dome zu Schwerin. 1862. 8.

J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung in Leipzig:
19,983. Hinrichs’ fünfjähriger Bücher-Catalog; III. Bd., 3. Lieferung. 1866. 8.

Meyer’sche Hofbuchhandlung in Lemgo:
19,984. Lutheri colloquia, meditationes, consolationes etc; ed. Bindseil, tom. III. 1866. 8.

F. W. Neumann-Hartmann’sche Buchhandlung in Elbing:
19,985. Die Ereignisse in Schleswig-Holstein; 2. Aufl. 8.
19,986. Härtel, Gespräch in der Familie Schwerduth über die Entstehung des Schaltjahrs. 1863. 8.
19,987. Wernik, Elbinger Wanderbuch. 8.
19,988. Kreyſsig, über d. sittliche u. volksthüml. Berechtigung des Shakespeare-Cultus. 1864. 8.
19,989. Beiträge zum Verständniſs der Mennoniten-Frage. 1864. 8.

L. Schwann’sche Verlagsbuchhandlung in Neuſs:
19,990. Geschichte der Familie Schenk von Nydeggen. 1860. 8.
19,991. Becker, Geschichte der Stadt Rade vorm Wald. 1864. 8.

J. Wiesike, Verlagshandlung, in Brandenburg a/H.:
19,992. Täglichsbeck, Beiträge zur Geschichte des Turnwesens. 1845. 4.
19,993. Jansen, d. Idee des Fortschrittes in der Universalgeschichte. 1863. 8.
19,994. Krummacher, Calvin’s Beziehungen zu Deutschland. 1864. 8.
19,995. Lieder des deutschen Adels. 1865. 8.

Friedrich Karl Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg, Durchlaucht, in Kupferzell:
19,996. Ders., sphragistisches Album; II. Heft. qu. 2.

Dr. E. A. Th. Laspeyres, Ober-Appellations-Rath, in Halle:
19,997. Ders., chronicon Slavicum, quod vulgo dicitur parochi Suselensis. 1866. 8.

[S. 317]

Dr. A. Namur, Professor u. Bibliothekar, in Luxemburg:
19,998. Ders., catalogue descriptif et explicatif des éditions incunables de la bibliothèque de l’athénée grandducal de Luxembourg. 1863. 8.

Zoologische Gesellschaft in Frankfurt a/M.:
19,999. Dies., d. zoologische Garten; VII. Jhg., 1866, Nr. 1–6. 8.

Universität zu Kiel:
20,000. Dies., Schriften a. d. J. 1865. Bd. XII. 1866. 4.

Königl. Studienrektorat zu Münnerstadt:
20,001. Dass., Jahresbericht etc. 1865–66. 4.

Schleswig-Holstein-Lauenburgische Gesellschaft f. vaterländ. Geschichte in Kiel:
20,002. Dies., Jahrbucher etc.: Bd. IX, Heft 1. 1866. 8.

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien:
20,003. Dies., Sitzungsberichte; philos.-histor. Cl., Bd. 49, 3. 50, 1–4. 51, 1 u. Reg. zu Bd. 41–50. 1865–66. 8.
20,004. Denkschriften; philos.-histor. Cl., 14. Bd. 1865. 4.
20,005. Archiv für Österreich. Geschichte; Bd. 34, 1 und 2. 35, 1. 1865. 8.
20,006. Fontes rerum Austriacarum; II. Abth. 24. Bd. 1865. 8.
20,007. Almanach; 15. Jahrgang. 1865. 8.

K. sächs. Verein für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts- u. Kunst-Denkmale in Dresden:
20,008. Ders., Mittheilungen; 15. u. 16. Heft. 1866. 8.

Histor. Verein für das Groſsherzogthum Hessen in Darmstadt:
20,009. Ders., Archiv etc.; Bd. XI, 2. Heft. 1866. 8. 2 Ex.
20,010. Wagner, die Wüstungen im Groſsherz. Hessen; Prov. Rheinhessen. 1865. 8. 2 Ex.

Goltermann & Pincus, Kunst- u. Musikhandl., in Schwerin:
20,011–23. 13 neuere musikal. Verlagswerke. 2.

J. Franck, Subrektor, in Annweiler:
20,024. Jahresbericht über die k. latein. Schule etc. zu Annweiler. 1865–66. 4.

Dr. Otto Franklin, Univers.-Professor, in Greifswald:
20,025. Ders., Albrecht Achilles und die Nürnberger, 1449–1453. 1866. 8.

[S. 318]

Karl Umlauff, k. k. Kreisgerichtsrath, in Weiſskirchen:
20,026. Ders., Dichtungen. 1865. 8.
20,027. Mittheilungen des Neutitscheiner landwirthschaftl. Vereines; 1865. 8.
20,028. Füger von Rechtborn, Beiträge zur Reform des gerichtl. Verfahrens in dem österreich. Kaiserstaate. 1859. 8.

Dr. K. Back, geh. Regierungsrath, in Altenburg:
20,029. Ders., fliegende Blätter; XV. 8.

G. W. Niemeyer, Verlagshandl. in Hamburg:
20,030. Neuester Führer durch Hamburg, Altona etc. 2. Aufl. 8.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Dr. Herzog in Zwickau:
5142. Original-Wachssiegel der Stadt Zwickau von 1300.

Magistrat der Stadt Nürnberg:
5143. Leidender Christus, von Heiligen und Stiftern verehrt, Steinsculplur von 1476.

Fr. Grobe, Kaufmann, in Schonungen:
5144. 2 Cassenbillets des Kurfürstenthums Sachsen von 1772.

F. Bender, stud. phil., in Darmstadt:
5145. 18 Lack- und Papierabdrücke von älteren und neueren Siegeln.

Büttner, Direktor, in Halle:
5146. Groſse schwedische Kupfermünze von K. Gustav Adolf.
5147. Ahnenprobe der Frau Juliane Florine von Veitheim, † 1724. Kupferst. Neuer Abdruck.

Friedrich Franz Groſsherzog von Mecklenburg-Schwerin, Königliche Hoheit:
5148. Photograph. Abbildung der ehernen Denktafel auf die Herzogin Helena, Gemahlin Heinrich’s d. Friedf. von Mecklenburg, von Peter Vischer; im Dome zu Schwerin.
5149. „Stammtafel des groſsherzogl. Hauses Mecklenburg-Schwerin, mit Angabe der Begrabniſsstätten und der Bilder der hochf. Personen.“ Verfaſst von Dr. G. C. F. Lisch. Druck.

Goltermann & Pincus, Kunst- und Musikalien-Handlung, in Schwerin:
5150. Porträt des Componisten Fr. von Flotow, Steindruck.


Chronik der historischen Vereine.

Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. XLIX. Band, Heft III — L. Band, Heft IV. Wien, 1865. 8.

Die höchste Gerichtsbarkeit des deutschen Königs und Reiches im XV. Jahrhundert. (Tomaschek.) — Die groſse Synode von Tribur, dargestellt mit Benützung von Wiener, Münchener und Salzburger Handschriften. (Phillips.) — Bericht über die Thätigkeit der Commission für Herausgabe der lat. Kirchenväter. (Vahlen.) — Darlegung mehrerer bisherigen Systeme für Anordnung von Sammlungen mittelalterlicher und moderner Münzen und Medaillen und Begründung eines wissenschaftlichen Systems von Kaiser Karl dem Groſsen bis auf unsere Tage. (Bergmann.) — Bericht der Weisthümer-Commission. (Siegel.) — Verzeichniſs der älteren Handschriften lateinischer Kirchenväter in den Bibliotheken der Schweiz. (Halm.) — Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes. (Bischoff.) — Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert. (Zingerle.) — Zu Pleier’s Garel. (Ders.) — Angelegenheiten der Akademie.

Register zu den Bänden 41 bis 50 der Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. V. Wien, 1866, 8.

Sitzungsberichte. LI. Band, Heft I. Jahrgang 1865. — October: Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang. (Siegel.)

Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Vierunddreiſsigster Band. Erste und zweite Hälfte. Wien, 1865. 8.

Die Stellung der Erzbischöfe und des Erzstiftes von Salzburg zu Kirche und Reich unter Kaiser Friedrich I. bis zum Frieden von Venedig (1177). Nach den Quellen dargestellt von Wilh. Schmidt. — Die Finanzlage in den deutschen österreichischen Erbländern im Jahre 1761. Nach handschriftlichen Quellen von Karl Oberleitner. — Deutsche Geschichts- und Rechtsquellen aus Oberungarn, von Dr. Franz Xaver Krones. — Römerdenkmale zu Töplitz bei Warasdin in Croatien, von Dr. Karlmann Tangl. — Lehenverzeichnisse des Benedictinerstiftes St. Paul in Kärnten aus dem XV. Jahrhunderte. Mitgetheilt von Beda Schroll. — Die Correspondenz der Stadt Breslau mit Karl IV. in den Jahren 1347–1355. Mitgetheilt von Dr. C. Grünhagen. — Berichtigungen und Ergänzungen zu dem in den Fontes Rerum Austriacarum: Diplomata et Acta, Vol. XXI abgedruck[S. 319]ten Necrologium des ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stiftes St. Pölten, von Dr. Franz Stark.

Fünfunddreiſsigster Band. Erste Hälfte: Geschichte der Wiener Marktordnungen. Vom sechzehnten Jahrhundert an bis zu Ende des achtzehnten. Aus Urkunden entwickelt von Alexander Gigl.

Fontes rerum Austriacarum. Oesterreichische Geschichts-Quellen. Herausgegeben von der historischen Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Zweite Abtheilung. Diplomataria et acta. XXIV. Band. Diplomatarium Portusnaonense. Series documentorum ad historiam Portusnaonis spectantium quo tempore (1276–1514) domus Austriacae imperio paruit hinc inde lectorum cura et opera Josephi Valentinelli. Quaedam praemittuntur annorum 1029–1274. Wien, 1865. 8. VIII u. 482 Stn.

Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. Vierzehnter Band. Wien, 1865. 4.

Die Bildung der Ortsnamen aus Personennamen im Slavischen. (Miklosich.) — Ueber Raoul de Houdenc und insbesondere seinen Roman Meraugis de Portlesguez. (Ferd. Wolf.) — Die Verba impersonalia im Slavischen. (Miklosich.) — Darlegung mehrerer bisheriger Systeme für Anordnung von Sammlungen mittelalterlicher und moderner Münzen und Medaillen und Begründung eines wissenschaftlichen Systems von Kaiser Karl dem Groſsen bis auf unsere Tage. (Bergmann.)

Almanach der k. k. Akademie der Wissenschaften. Fünfzehnter Jahrgang. Wien, 1865. 8. 296 Stn.

Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, herausgegeben von dem historischen Vereine von und für Oberbayern. Sechsundzwanzigster Band. Zweites und drittes Heft. München, 1865–1866. 8.

Einige Beiträge zur Geschichte des Pfarrdorfes Bogenhausen bei München, gesammelt von dem dermaligen Pfarrer M. Lampart. — Geschichte des königlich bayerischen Landgerichtes Traunstein und seiner weltlichen wie kirchlichen Bestandteile. Gesammelt von J. Jos. Wagner. — Rechnungsbuch des oberen Vicedomamtes Herzog Ludwig’s des Strengen, 1291–1294. Mitgetheilt von Freiherrn Edmund Oefele. — Medaillen auf ausgezeichnete und berühmte Bayern, mit biographisch-historischen Notizen von J. Beierlein. Fünfte Lieferung. Mit einer Tafel Abbildungen. — Zur Lebensgeschichte des Grafen Rasso von Andechs. Von Dr. Friedr. Kunstmann.

Siebenundzwanzigster Jahresbericht desselben Vereines. Für das Jahr 1864. Erstattet in der Plenarversammlung am 1. Juli 1865 durch den ersten Vorstand Friedrich Hektor Grafen Hundt. München, 1865. 8.

Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Gewerke in München. Sechzehnter Jahrgang. — Drittes Heft. 1866. 2.

Was heiſst Styl? Aus den Entretiens sur l’architecture von Viollet-Le-Duc. Uebersetzt von A. Mecklenburg. — Aus dem germanischen Museum zu Nürnberg.

Archiv für Hessische Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben aus den Schriften des historischen Vereins für das Groſsherzogthum Hessen von Dr. Walther. Eilfter Band. Zweites Heft. (Mit 9 Tafeln.) Darmstadt, 1866. 8.

Die Gränzen der Grafschaft Malstatt. (Assenheim.) Von Assessor a. D. Emmerich. — Miscellen zur Geschichte von Rodheim v. d. H. Von dems. — Beiträge zur Wappenkunde des rheinhessischen[S. 320] Land- und Stadtadels im 13., 14. und 15. Jahrhundert. Von Hofgerichtsadv. W. Franck. (Mit 155 Abbildungen auf 9 Tafeln.) — Die kirchlichen Reunionsversuche des Bischofs Christoph Rojas von Spinola an den protestantischen Höfen Deutschlands und die Landgräfin Elisabethe Dorothea von Hessen. Von Garnisonsmitprediger Dr. Krätzinger. — Landgraf Philipp von Hessen genannt „der Dritte“, oder auch von „Butzbach“. Von Dr. Walther. — Fürstliche Besuche in Friedberg. Von Archivdir. Dr. Baur. — Eine eigentümliche Stiftung. Von Rentamtmann Fabricius. — Ein Vertrag wegen der Herstellung der Brücken, Heegen, Landwehren und Schlägen, auf den Verkehrswegen in der oberen Wetterau, vom Jahr 1476. Von dems. — Eroberung des Schlosses Otzberg, 1647. Von Dr. Baur. — Der „todte Mann“ bei Auerbach. Von dems. — Bibliothek eines Geistlichen im 16. Jahrhundert. Von dems. — Culturgeschichtliche Notizen über Osthofen. Von W. Franck. — Beschreibung verschiedener, in der Gemarkung von Nierstein kürzlich ausgegrabener alterthümlicher Gegenstände. Von Districtseinn. Heſs. — Das Recht der Gemeinde Altkelsterbach im Walde der freien Stadt Frankfurt und die hiermit zusammenhängenden Gebräuche. Von Gerichtsacc. Eberh. Schödler. — Ausgrabungen in der Nähe von Gieſsen. Von Dr. Walther. — Zur Geschichte der Stadtgeistlichen in Darmstadt. Von dems.

Mittheilungen des Königlich Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts- und Kunst-Denkmale. Dresden, 1866. 8.

Fünfzehntes Heft: Geschichte der Bergstadt Geyer. Nach archivalischen Quellen dargestellt von Dr. Johannes Falke.

Sechzehntes Heft: Vereinsangelegenheiten. — Bericht über die Versammlung des Gesammtvereins zu Halberstadt vom 17. bis 22. Sept. 1865, von Dr. Johannes Falke. — Das älteste uns bekannte Schloſs in Dresden. Von Hofmarschall H. Freiherrn von Friesen. — Christoph Bernhard, kurfürstl. sächs. Kapellmeister und Präceptor der Prinzen Johann Georg (IV.) und Friedrich August (I.) von Sachsen. Von M. Fürstenau. — Ueber die Bilder Albrecht Dürer’s auf der königl. Gemäldegalerie zu Dresden. Von Prof. Dr. I. Hübner. — Beitrag zur sächsischen Münzgeschichte. 1444–1461. Von Dr. Johannes Falke. — Geschichtliche Mittheilungen aus Gersdorf’s Codex diplomaticus Saxoniae Regiae. Von Gymnasialrector a. D. Dr. Karl August Rüdiger. — Beschreibung der beigegebenen Abbildungen (Flügelaltar aus der Kirche zu Groſsschirma, 15. Jahrh., und die Hälfte eines Antipendiums, 13. Jahrh.), deren Originale sich im Museum des Vereins befinden. Von Inspector G. Büttner.

Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, herausgegeben von der S. H. L. Gesellschaft für vaterländiche Geschichte. Band IX.; Heft 1. Kiel, 1866. 8.

Kiel im dreizehnten Jahrhundert. Von Prof. Wilh. Junghans. — Beitrag zur Kunde von Kiel im XV. und XVI. Jahrhundert. Von Prof. Dr. K. Weinhold. — Die Personennamen des Kieler Stadtbuchs von 1264–1288. Von dems. — Beitrag zu den Ditmarscher Volksliedern auf die Schlacht bei Hemmingstedt, von Dr. L. Weiland. — Kleine Mitteilungen (Volksthümliches) von Dr. Handelmann. — Kleine Notizen aus diplomatischen Aktenstücken, von dems. — Miscellen: 1. Sigmunds von Herberstein Reise durch Holstein und Schleswig. 2. J. M. Lappenberg. 3. Ein alter Trinkkrug. — Literatur.

Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft XXXVII. Mit 8 lithographirten Tafeln und[S. 321] mehreren in den Text eingedruckten Holzschnitten. Bonn, A. Marcus. 1864. 8.

Die römischen Flotten bei Bonn und Boulogne, die Pfahlbrücken des Julius Cäsar bei Bonn und Neuwied, von Prof. Ritter. — Ueber den Wohnsitz der Veleda, von Prof. Fiedler. — Heisterbach, von Dr. Harleſs. — Burg Rosenau, von dems. — Schallgefäſse. Mittheilung der Hrn. Prof. Wieseler, Major v. Cohausen und Baumeister Peters. — Zur Topographie der Stadt Cöln in der Römerzeit, von Geh. Archivrath Lacomblet und Stadtbaumeister Raschdorff. — Die römische Niederlassung bei Neuwied und ihre Denkmäler. Von den Proff. Ritschl, Wieseler und Overbeck. — Minervenstatuette von Wels, von Prof. Overbeck. — Die Aemter auf der Ara Fulviana, von Prof. Henzen. — Inschriften aus Trier und Umgebung, von Prof. Hübner. — Eine noch unbekannte Silbermünze aus der Zeit der Bürgerkriege Roms, von Ed. Rapp. — Krone und Kronbehälter — wahrscheinlich der beiden ersten lateinischen Kaiser flandrischen Hauses — im Dome zu Namur, von Prof aus’m Weerth. — Litteratur. — Miscellen.

Heft XXXVIII. Mit 2 lithographirten Tafeln und mehreren in den Text eingedruckten Holzschnitten. 1865. Der Tuffstein, als Baumaterial der Römer am Rhein. Von Geh. Rath Dr. v. Dechen. — Die älteren Bischofskataloge von Trier, Von Dr. F. X. Kraus in Trier. — Der Fund von Pyrmont. Von Director Rud. Ludwig in Darmstadt. — Die römische Niederlassung bei Neuwied und ihre Denkmäler: Reste eines Cohortenzeichens. Von den Proff. C. S. Grotefend und K. B. Stark. — Neue Altarinschrift des Jupiter und des Hercules Saxanus aus dem Brohlthal nebst Nachträgen zu dem Bonner Winckelmannsprogramm von 1862. Von Prof. Freudenberg. — Abkürzungen auf rheinischen Inschriften. Von Prof. J. Becker. — Die Reliquien Albert’s des Grossen in der St. Andreaskirche in Köln. Von J. J. Merlo. — Die Legende „Dein eyn“ an dem Karlshorne zu Aachen. Von P. St. Käntzeler. — Litteratur. — Miscellen. — Chronik des Vereins.

Doppelheft XXXIX und XL. Mit 8 Tafeln und mehreren in den[S. 322] Text eingedruckten Holzschnitten. 1866. Zu den römischen Alterthümern von Trier. Von Prof. E. Hübner. — Die römische Niederlassung bei Neuwied und ihre Denkmäler: Zur Geschichte der Römerstätte bei Niederbiber. Von Prof. J. Becker. — Das Römerlager auf der linken und rechten Rheinseite im Thale von Neuwied. Von Prof. Ritter. — Decimus Brutus und die Camilli von Aventicum. Von Prof. J. Zündel. — Oppidum Batavorum? Von Prof. Herm. Müller. — Das Capitol, die Marienkirche und der alte Dom zu Köln. Von Prof. Düntzer. — Das Labarum und der Sonnencultus. Von Dr. E. Rapp. — Mithrasbild im K. Museum vaterländischer Alterthümer zu Bonn. Von Dr. W. Brambach. — Neue antiquarische Mittheilungen aus dem Regierungsbezirke Düsseldorf. Von Prof. J. Schneider. — Neue epigraphische Analekten. Von Prof. Dr. Freudenberg. — Neue Inschriften aus dem Jülicher Lande. Von Dr. Jos. Kamp. — Noch einmal das Cohortenzeichen von Neuwied. Von Archivrath Dr. Grotefend. — Ausgrabung der Ueberreste eines römischen Gebäudes bei Zatzenhausen, in der Nähe von Canstatt in Württemberg, im Herbst 1862. Von Architekt Eduard Paulus. — Die Grafschaft Hülchrath in ihren Beziehungen zur Vogtei der Domkirche und des Domstifts in Cöln, von v. Haeften. — Römische Villa bei Manderscheid in der Eifel. Von Prof. E. aus’m Weerth. — Carl des Grossen ehemals und jetzt in Aachen befindliche Reliquien und Reliquiare. Von dems. — Litteratur. — Miscellen. — Chronik des Vereins.

Register oder Verzeichnisse zu Band I. bis und mit XX. des Geschichtsfreundes. Bearbeitet von Joseph Leopold Brandstetter, Arzt in Beromünster. (Herausgegeben vom historischen Vereine der fünf Orte.) Einsiedeln, New-York und Cincinnati, 1865. Druck und Verlag von Gebr. Karl und Nicolaus Benziger 8.

L’Investigateur. Journal de l’Institut historique de France. Trente-troisième Année. Tome VI. IV. Série. 378. Livraison. — Mai 1866. 379. Livraison. — Juin 1866. Paris, 1866. 8.

Cours et arrêts d’amours, mémoire de M. J. Barbier.


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

21) Deutsches Heldenbuch. Zweiter Theil. Alpharts Tod, Dietrichs Flucht, Rabenschlacht, herausgegeben von Ernst Martin. Berlin, Weidmann’sche Buchhandlung. 1866. 8. LX u. 338 Stn.

Das Bedürfniſs einer kritischen Ausgabe des Heldenbuchs werden wol auch die treuesten Anhänger v. d. Hagens gefühlt haben, und wir glauben, der Anfang dazu hätte kaum besser gemacht werden können, als mit den von E. Martin in dem vorliegenden zweiten Theile (der erste soll später erscheinen und „Biterolf und Dietleib“ von Jänicke, „Laurin und Waleram“ aus den Vorarbeiten des Dr. Fr. Roth enthalten) herausgegebenen Stücken, bei denen die Kritik noch so viel, ja fast alles zu thun hatte. Wenn auch einzelnes bei fortgesetzter Forschung sich anders gestalten wird: im Groſsen und Ganzen aber werden die Resultate sich behaupten, zu denen Herr Martin durch seine in der Einleitung geführten umfassenden Untersuchungen gelangt ist.

Was nun „Alpharts Tod“ betrifft, so weisen die Spracheigenthümlichkeiten der einzigen, nun auch nicht mehr zugänglichen Handschrift auf die Gegend des Mittelrheins, etwa zwischen Straſsburg und Mainz (S. X); doch kann das Gedicht nicht dort, sondern wahrscheinlich in Franken (XXVII) um’s Jahr 1200 (XXV) entstanden sein, und zwar auf dieselbe Weise wie der Nibelunge Noth und die Kudrun (XXII). Von den erhaltenen ersten 305 Strophen werden vom Herausgeber nicht weniger als 152 als spätere Interpolationen bezeichnet und die Gründe für die Ausscheidung jeder dieser Strophen in der Einleitung angegeben. Der Cäsurreim bildet unter den Kriterien der Unechtheit eine groſse Rolle, und auf’s neue wird bestätigt, daſs er nur einer späteren, schlechtern Periode der Volkspoesie angehört, da die Interpolationen ihrem Inhalte nach zu den Gedichten der späteren Zeit, ganz besonders zum Rosengarten, stimmen (XXIX). Das gleiche ist der Fall mit der Fortsetzung von Alpharts Tod (Str. 306–467), nur daſs diese von einem andern Verfasser herzurühren scheint, als die Zusätze (XXII).

Zu andern Resultaten führte die Untersuchung über die zwei in vier Handschriften immer zusammen überlieferten Gedichten Dietrichs[S. 323] Flucht und Rabenschlacht. Beide rühren wol von demselben Dichter her, der sich D. Fl. 8000 selbst als Heinrich der Vogelaere nennt. Für einen Theil der Rabenschlacht muſs er schon eine Grundlage, wol ein im gleichen Metrum gedichtetes Lied, vorgefunden haben, das er aber nicht nur gröſstentheils umarbeitete, sondern auch durch eigene, an Zahl gewiſs weit überwiegende Strophen vermehrte (XLIV). Nicht so verhält es sich aber mit dem Haupttheile von Dietrichs Flucht: da läſst sich keineswegs ein älteres Gedicht als Grundlage nachweisen, vielmehr schöpfte der Dichter wol nur aus der Volkssage, die gerade über die Flucht Dietrich’s ziemlich ausführlich gewesen zu sein scheint (XLIX). Auch die Zeit, in welcher die Flucht gedichtet wurde, ist nun genauer, als bisher geschehen war, bestimmt worden, nämlich 1285–90 (LII ff.). — Die beigegebenen Anmerkungen hätten vielleicht etwas reichhaltiger ausfallen dürfen; doch darüber wollen wir nicht rechten. Lieber keine Anmerkungen, als solche (wie wir ihnen heutzutage gar oft begegnen), die das Selbstverständliche erklären und das Dunkle ruhig bei Seite liegen lassen. Mit einem ausführlichen Namensverzeichnisse schlieſst das Buch, dem die Weidmann’sche Buchhandlung eine recht schöne Ausstattung gegeben hat. L.

22) Lebensbeschreibung Bischof Benno’s II. zu Osnabrück vom Abt Norbert zu Iburg und eine von Domprobst Wiho, nachherigem Bischofe zu Osnabrück, im Interesse der kaiserlichen Partei gegen den Papst Gregor VII. gerichtete Flugschrift, aus dem Lateinischen übersetzt und mit einer Vorrede und Anmerkungen versehen von Hermann Hartmann, Dr. med. zu Lintorf. Osnabrück, Druck und Verlag von J. G. Kisling. 1866. 8. 119 Stn.

Gewiſs hätte ländliche Muſse nicht besser verwendet werden können, als in Zurückführung eines Lebensbildes, dessen fast gleichzeitige Beschreibung als wichtiges historisches Zeugniſs längst anerkannt ist, das zugleich durch die hervorragende Stellung und den ausgezeichneten Charakter seines Trägers Anspruch auf das Interesse weitester Kreise besitzt. — Bischof Benno II. stand bekanntlich in dem groſsen Streite zwischen Papst und Kaiser am Ausgange des 11. Jahrhunderts auf Seite des letzteren. Man könnte sagen, daſs er, weniger klug oder ehrlicher als die meisten seiner Zeit- und Standesgenossen, die nächsten Erfordernisse jener Epoche nicht verstanden habe. Aber der Grund, auf den er seine Ueberzeugung pflanzt, und die von auſsen wie von innen genommenen Hebel, durch welche er jener Vorschub leistet, geben über den geistig-sittlichen Gehalt der Zeit, auch wo er dieser selbst nicht zum Bewuſstsein gekommen, so bedeutungsvolle Aufschlüsse, daſs die Geschichte des einen Mannes zum Spiegelbilde des ganzen Geschichtsabschnittes wird. Einen besondern Reiz erhält die Erzählung unter der Hand des genannten Biographen, der, ein Schüler und Freund des Bischofs, sodann zweiter Abt des von Benno zu Iburg gestifteten Benedictinerklosters, obwohl Parteigenosse und hoher Verehrer seines Patrons, doch keineswegs blind für dessen Schwächen ist, aber in den Gesichtspunkten, aus welchen er sie zu entschuldigen sucht, wieder höchst charakteristische Merkmale für seine Zeit bietet. Der Uebersetzer leitet durch einen geschichtlichen Ueberblick das Verständniſs auch des Laien ein und unterstützt dasselbe durch fortgesetzte Anmerkungen. — Die angehängte Streitschrift des gelehrten Propstes Wiho hängt mit dem Leben Benno’s aufs engste zusammen,[S. 324] ist sogar durch diesen und den Erzbischof Liemar von Bremen veranlaſst. Ihre historische Bedeutung als die einer Quellenschrift ist ebenfalls schon früher gewürdigt. Die mit vollem Recht hier angefügte Uebersetzung darf ein Interesse auch auſserhalb des Bereiches der Wissenschaft beanspruchen, indem sie zeigt, nach welchem Maſsstabe man in jener frühen Zeit Polemik trieb.

23) Ueber Arbalo und das Winterlager des Tiberius am Flusse Julia. Vom Freiherrn H. v. Z. Paderborn, Ferdinand Schöningh, 1865. 8. 48 Stn.

Die Oertlichkeiten, auf welche die Versuche der Römer, vom Nordwesten her in die deutschen Gaue einzudringen, und mehr noch die dabei erlittenen Niederlagen spielten, sind so häufig zum Gegenstande monographischer Untersuchung gemacht, daſs eine ziemlich umfangreiche Literatur daraus erwachsen ist. Interessanter fast, als die topographischen und historischen Ergebnisse, ist die Art und Weise, wie diese Untersuchungen von den Monumentis Paderborn. aus dem Ende des 17. Jahrh. bis zu Essellen, von Ledebur, Giefers und anderen Forschern unserer Zeit sich von einem phantastischen Localpatriotismus bis zur wirklichen wissenschaftlichen Kritik erheben. Auf dem Standpunkt der letzteren hält auch die oben genannte kleine Schrift sich und zwar mehr vermöge der Einfachheit, als der Künstlichkeit ihrer Schluſsfolgerungen, die in den meisten früheren Werken eher unseren Verdacht, als unsere Bewunderung erregt. Der Verfasser versetzt den Ort Arbalo an den Einfluſs der Erpe in die Diemel, das Winterlager des Tiberius an die Stelle der alten Eresburg. Die Gründe, worauf er diese Ansichten stützt, sowie die Folgerungen, die er daraus ableitet, überlassen wir dem Leser im Buche selber nachzusehen. Eine willkommene Zugabe würde eine übersichtliche Karte gewesen sein.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 31. Die Taubstummeninstitute und ihre Geschichte. — Sammlerwuth in alter und neuer Zeit. (Louis Lungershausen.) — Die Artillerie bis zum siebenjährigen Kriege (Franz Maurer. Mit Benutzung einer Arbeit des Generals von Tempelhof vom Jahre 1797.) — Zur Geschichte der farbigen Edelsteine. (Aus den Times.) — Nr. 32 f. Sir John Lubbock über den gegenwärtigen Stand der Archäologie. — Nr. 35. Heer (in Zürich) über die Pflanzenwelt der Pfahlbauten.

Das illustr. Buch d. Welt: Nr. 10, S. 311. Die Alraunwurzel. (Hugo Schramm.)

Chilianeum: 11. Heft, S. 422. Die Deutschhauskirche in Würzburg.

Illustr. Familien-Journal: Nr. 34 (664) f. Die Kleidertrachten. (Wilhelm Andreä.) — Marburg. — Nr. 36 (666). Deutsche Inschriften an Haus und Geräth. — Nr. 37 (667) ff. Die Marienburg.

Hausblätter: 16. Heft. Volkssagen. 10–13. (Fr. Schultheis.)

Allgemeine Kirchenzeitung: Nr. 58. Die Prädestinationslehre Husens und der Husiten. (L. Krummel.)

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 457 ff. Die Weiſse Frau. — Nr. 466 u. 468. Fürstliche Geselligkeit in älterer Zeit.

Magazin für die Liter. d. Ausl.: Nr. 33. Johann Agricola. Ein literarisches Säculargedächtniſs. (Friedr. Hasenow.) — Nr. 34.

[S. 325]

Historische Volkslieder der Deutschen. — Nr. 35. Die statistische Bedeutung der Volkssprache, als Kennzeichen der Nationalität. (Richard Böckh.)

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 24 (120). Das Wappen der niederländischen Schuhflicker. (Hans Weininger.) — Spottpoesie und Caricatur im Mittelalter. (Wilh. Krühne.)

Deutsches Museum: Nr. 33. Ein deutsches Schlummerlied aus dem 10. Jahrhundert. (Alb. Richter.) — Nr. 34 f. Die historischen Volkslieder der Deutschen. (Hans Prutz.)

Schles. Provinzialblätter: Juni, S. 358. Hünengräber bei Groſs-Strehlitz. (Th. Oelsner.) — Juli, S. 409. Zwei schlesische Christkindelspiele. (Dr. Rud. Drescher.) — S. 427. Das Grabmal des letzten Herzogs von Oppeln. (F. R. Hoffmann.) — S. 428. Schlesische Sprüchwörter, Redensarten und Ausdrücke. (H. Strusche.)

Hallisches Tageblatt: Nr. 169. Ein altes Hallorenlied. (Opel.)

Volksblatt f. Stadt und Land: Nr. 59 f. Beiträge zum Conservativismus in der deutschen Sprache.

Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg: Nr. 35 f. Georg von Behr (geb. 1591).

Zeitschrift für bild. Kunst: Nr. 18, S. 198. Holbein und Quentin Messys in Longford Castle. (Alfr. Weltmann.)

Zeitschrift f. prakt. Baukunst: Hft. 4–6, Sp. 99. Worin besteht das Eigenthümliche im Bau des Ordenshauses Marienburg in Preuſsen? (Max Rosenheyn.) — Sp. 139. Die Basiliken am Harz. — Sp. 151. Der Dom von Marienwerder. — Sp. 157. Bauliche Erinnerungen an Münster, Paderhorn und Soest.

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 241 ff. Die Ausstellung historischer Porträte in London. Sommer 1866. (Gottfr. Kinkel.)

Bayer. Zeitung: Morgbl. Nr. 229. Eine historische Ohrfeige. — Nr. 231 ff. Das Lauinger Passionsspiel. (A. Birlinger.) — Schreiberwitze und Schreibervolk (nach alten Handschriften.) — Nr. 236. Historische Miscellen (ein Duell im 15. Jahrh.; Herzog Wilhelm’s V. Projekt, in München den Sitz eines Bisthums zu errichten; Friedrich III. als Kinderfreund zu Nürnberg). — Nr. 238. Die Verbindung des Rheins und der Donau, beabsichtigt im J. 1656. (J. Baader.) — Nr. 241. Das Kloster Lorch und das Erbbegräbniſs der Hohenstaufen.

Leipz. Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 65. Zur Geschichte der Glasmalerei.


Vermischte Nachrichten.

80) Ueber die am Dome zu Köln stattgefundenen Nachgrabungen nach römischen Ueberresten ertheilt ein eingehender Artikel von H. Düntzer Auskunft. Das älteste römische Gebäude, von welchem sich Spuren finden, ist jedenfalls durch Feuer zerstört worden. Mehrere noch im Boden stehende Pfeilerstücke sind nahe an demselben abgebrochen und zeugen von der Wirkung des Feuers. Man hat in diesen Räumen auch ein tiefgehendes, rundes Loch entdeckt, das einer Cisterne angehört zu haben scheint; daselbst wurden manche Reste des römischen Alterthums, z. B. ein Theil einer Marmorbekleidung, gefunden. Nach der Zerstörung dieser ältern Anlage hat man über den Schutt derselben einen ganz neuen Boden gelegt, worauf dann das zu Tag liegende Bassin, das nur ein frigidarium gewesen sein kann, gesetzt wird. Diese zweite Anlage zeigt gleichfalls römisches Material und römische Bauart; es kann jedoch[S. 326] nicht entschieden behauptet werden, daſs sie nicht schon in die älteste fränkische Zeit hineinreiche. Die im Schutte gefundenen römischen Münzen gehen bis auf Kaiser Valens herab. Auch sonst wurden mancherlei Antiquitäten, als: Nadeln, Ringe, Sonden, Griffel u. s. w., ausgegraben. Das Allerwichtigste ist jedoch ein in der Nähe des Bassins gefundener Stein mit einer Inschrift, die nach den unzweifelhaft sich ergebenden Ergänzungen also lautet: „(Mer)curio August(ales) imperatoris Titi Caesari(s Augusti) templum a fundament(is et mace)riem in circumitu et aedificiis.“ Der Schluſs, der den Bau des Tempels aus eigenen Mitteln bezeichnet haben mag, fehlt. Die Inschrift scheint auf Pfeilern, wol über dem Eingang des Tempels, gestanden zu haben. Ganz in der Nähe fand man das Reliefbild eines Gottes, vielleicht des Merkur, das gleichfalls am Eingang angebracht gewesen sein mag. Mit fast unzweifelhafter Gewiſsheit hat sich hieraus die Thatsache ergeben, daſs unter Kaiser Titus in dieser Gegend ein von den Augustales, einer halb priesterlichen Behörde, geweihter Tempel des Merkur mit Nebengebäuden und einer anschlieſsenden Mauer gestanden. Die weitere Verfolgung der Grundmauern des mittelalterlichen Gebäudes hat das merkwürdige Ergebniſs geliefert, daſs dieselben sich bis unter den Domchor hinziehen. Auch der in diesem Frühjahre entdeckte römische Thurm, in welchen im Jahre 1247 eine Thür gebrochen ward, ist nun untersucht und bis zum Boden ausgeleert worden, der sich etwa 6 Fuſs unter der Sohle der Trankgasse fand, wogegen der kürzlich aufgefundene nächstgelegene Römerthurm der Sohle ziemlich gleich liegt. Jener Thurm ergibt sich als Halbthurm. In dem ganz mit Bauschutt ausgefüllten untern Theile fanden sich auch mehrere Thierreste, eine Menge römischer Thonscherben, einige kleinere Krüge und eine Münze Hadrians.

(Ill. Ztg.)

81) Bei einer Restauration der Dominikaner-Klosterkirche zu Aarhuus stieſs man kürzlich unter dem Fuſsboden auf einen Grundstein von 3½ Ellen Länge, welcher, nachdem er herausgenommen worden war, eine Runeninschrift zeigte. Die Alterthumskundigen sind mit der Deutung der Schrift beschäftigt.

(Korr.)

82) Der Rathhausumbau in Danzig hat dieser alten Seestadt ein prächtiges Denkmal bester gothischer Baukunst zurückgegeben, das in seiner jetzigen Vollendung dem Kunst- und Bauverständigen einen angenehmen An- und Einblick gewahrt. Diese Verschönerung hat die Stadt dem Eifer des Oberbürgermeisters v. Winter zu danken, der bei seinem Amtsantritt das Bauwerk in einem verwahrlosten Zustande, durch planlose Bedürfniſsbauten vielfach entstellt, vorfand. Nun treten überall die ursprünglichen Verhältnisse und Formen rein und schön hervor; eine nicht geringe Anzahl trefflicher Kunstwerke, namentlich Holzschnitzereien, seither in der Stadt zerstreut, haben in den Räumen des Rathhauses zweckmäſsige Verwendung in würdiger Umgebung gefunden, und Decken und Wandgemälde strahlen wieder in neuer Frische.

(Ill. Ztg.)

83) Die beiden Thürme des Regensburger Domes wurden diesen Sommer, unaufgehalten vom Kriege, bis zu den Helmen vollendet. Am Ludwigstage fanden die üblichen Hammerschläge auf die ersten Steine des südlichen Thurmhelmes statt, und das ganze Werk dürfte im Jahre 1868 bis zu den Kreuzblumen gediehen sein.

(Morgenbl. z. bayr. Z.)

84) Zwanzig der schönsten Rembrandt’schen Radierungen aus dem Kupferstichkabinet des britischen Museums in London werden von Bell und Daldy daselbst photographisch aufgenommen und vervielfältigt und sind hierauf von Cundall und Fle[S. 327]ming, gleichfalls in London, zu beziehen. Es befinden sich sehr berühmte Blätter darunter, als: die drei Bäume, Ephraim Bonus, ein St. Hieronymus, die Auferweckung des Lazarus, die Kreuzesabnahme, die Erscheinung der Engel vor Schafhirten, das Hundertguldenstück u. s. w. Ein beschreibender und erläuternder Text wird beigegeben.

(Ill. Ztg.)

85) Unter einer vom Buchhändler Stargardt in Berlin vor Kurzem erworbenen Autographensammlung befinden sich einzelne, die im Handel höchst selten vorkommen; z. B. ein eigenhändiger Brief von Georg Rüxner, gen. Hierosalem Ewalde, Reichsherold im 16. Jahrh., dem berühmten Herausgeber des Turnierbuches, „von wegen meines svagers Hannsen Cyseus von Schönaich“; ein eigenhändiges, sehr wichtiges Schreiben von Joachim Friedrich, Markgrafen zu Brandenburg, an den Fürsten zu Anhalt, betreffend den theologischen Streit über die Concordienfrage; eigenhändige Briefe der Theologen Grynaeus, Zwingli (Bruchstück), Heshusius (von Samland), Melanchthon, Ochsenfort, der Kriegshelden Aldringer, Leslie, Dietr. v. Werder, Kosciuszko etc.

86) Nach einer gütigen Miltheilung des Herrn Dr. E. Schlüter, Obergerichtsrathes a. D., zu Stade befinden sich unter den actis archivalibus der kgl. Landdrostei daselbst folgende Manuscripte deutschgeschichtlichen Inhalts:

  1. Vita et obitus beati Willehadi, Archiepiscopi Bremensis; item vita Sct. Gregorii, Episcopi Trajectensis.
  2. J. Ottonis catalogus omnium Episcoporum et Archiepiscoporum Bremensium 1580, contin. a Kelpio usque ad A. 1648.
  3. Die s. g. bremische Anscharius-Chronik, T. I. (enthält die Chronik von Herbert Schene und Gerd Rynersberch de A. 782–1547).

    Tom. II: eine Chronik von 1547–1563 die Hardenberg’schen Streitigkeiten enthaltend (incerti auctoris). Pratje, die Herzogthümer Bremen und Verden, Bd. VI, S. 23 ff., meint, daſs Simon Bock der Verfasser sei, während der Autor des 1779 zu Bremen erschienenen Buchs: „Dr. Hardenberg’s im Dom zu Bremen geführten Lehramts“ dies bestreitet und den Bürgermeister Kenkel als Verfasser bezeichnet.

  4. J. Renner, Bremische Chronik, Th. I, von 782–1547; desgl. Th. II, von 1511–1583.
  5. Protocollbuch des Provincialcapitels des Benedictiner-Ordens (Bursfelder Union) für die Diöcesen Magdeburg, Bremen und Kamin, 1467–1526. [S. 328]
  6. Das s. g. rothe Buch der bremischen Unterstifter St. Anscharii et Wilhadi.
  7. Jo. Rhodii registrum jurium ecclesiae Bremensis und ejusdem registrum bonorum castri Vorde, citra et ultra Ostam.
  8. J. Renner, Leben des Erzbischofs Johann Rhode etc.
  9. Des Rectors Roth Sammlungen zur Geschichte der Markgrafschaft Stade und zur Geschichte der Herzogthümer Bremen und Verden, Th. 1 u. 2; item fernere Collectaneen desselben.
  10. (Kelp) Varia historiam Bremensem et Verdensem illustrantia.
  11. Breviarium rerum Bremae, Hamburgi et Rostochii gestarum (ad T. II. operum Krantzii).
  12. Chronica ecclesiae Rosenfeldensis seu Hasselfeldensis et Catalogus Abbatum et Archiabbatum Hasselfeldensium.
  13. Dieselbe Chronica mit späteren Zusätzen.
  14. Ein altes Manuscript über die älteren Bischöfe zu Verden (776–1558).
  15. Chronicon Verdense (776–1551).
  16. Verden’sche Chronik (776–1623).
  17. Excerptum Chronici Verdensis (a Pastore Rabe).
  18. Elardi v. d. Hude Chronicon Episcoporum Verdensium contin. a Kelpio usque ad A. 1648.
  19. Heinonis a Mandelsloh und Andreas de Mandelsloh, Memoriale ecclesiae Verdensis.
  20. Eine geschriebene alte Chronik von Hamburg (800–1552). (Nebst einem Gedichte vom Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, 1568.)
  21. Tratziger’s Hamburgische Chronik.
  22. Bericht, wie weit das Land Wursten vor der Eroberung dem Erzstifte und wie weit es hernach demselben incorporirt worden; (geht bis A. 1663).
  23. De Castro Delmenhorst ao. 1220 ab Archiepiscopo Bremensi aedificato.
  24. Kelp, Collectanea von der Grafschaft Hoya.
  25. Auszug einiger Nachrichten von der Grafschaft Hoya, Auctore J. K(elp).
  26. Hadelographia, Beschreibung der Landschaft Hadeln von H. Sittmann, 1680; angebunden Wittmunder und Esensche Chronika sive Genealogia Frisica Hyeronimi Grestii.
  27. Nachrichten und Urkunden über das ehemals zur bischöflich Verdenschen Kirche gehörige Kloster Scharmbeck (zuerst Steinbeck, dann Marienbeck genannt).

Inserate und Bekanntmachungen.

Die Herren Pränumeranten und Gratisempfänger des Anzeigers werden hiemit ergebenst benachrichtigt, daſs von nun an nur die direkt bei der Post bestellten Exemplare per Post, alle übrigen aber auf Buchhändlerweg expediert werden.

Nürnberg, 1. September 1866.

Das germanische Museum.


15) Zu kaufen oder auf kurze Zeit zu leihen gesucht wird von dem Werke: Lepage, les communes de la Meurthe der 2. Theil des ersten Bandes, S. 352 ff. Gefällige Offerten an die Redaktion des Anzeigers.

16) Ich würde mich auſserordentlich verpflichtet fühlen, wollte mir Jemand etwas Authentisches über das Lützelburg’sche Freiherren-Diplom zukommen lassen, — wie ich überhaupt alle auf meine Familie bezüglichen Urkunden etc., welche mir, wenn auch lediglich zur Einsichtnahme, dargeboten werden, stets in hohem Grade willkommen heiſse.

Eichstätt, im September 1866.

Wilhelm Freiherr v. Lützelburg.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 329]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 10.

October.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Kaiser Albrecht I. und Herzog Friedrich der Schöne von Oesterreich belagern die Veste Fürstenberg in der Baar.

Vergleich zwischen dem Grafen Heinrich von Fürstenberg, seinen Brüdern und Vettern einerseits und K. Albrecht I. und seinen Söhnen anderseits, die Städte Bräunlingen und Löffingen und die Burg Kürnberg betreffend.

1305, Mai 30, vor Fürstenberg.

Allen den, die disen gegenwirtigen brief ansehent oder hoͤrent, kvͤnde ich graue Hainrich von Fürstenberg, daz dvͤ mishelli, dvͤ entzwischent | minem herren Albrehte von gotez gnaden dem Roͤmschen künge, ainem mêrer dez riches, vnd herzogen Fridrice sinem svne ainhalb vnd mir andert | halben gewesen ist, verslihtet vnd gerihtet ist, als hie nach geschriben stât. Von erst han ich graue Hainrich, für mich vnd mine bruͦdere, minem herren | herzogen Fridriche, an siner vnd siner bruͦder stat, gegeben allez daz reht, daz wir haben in der stat ze Brülingen, ez si an luͤten oder an guͦte ald an gerihten, vnd sont svͤ mir vnd minen bruͦdern darvmbe geben drithalbhvndert march loͤtiges silbers Schafhuser gewihtez, die svͤ mir vergwisset habent ze gebenne ze vsgender naͤsten phingstwͦchen. Ich hab ovch, für mich vnd mine bruͦdere, minem herren dem Roͤmschen kvͤnge vnd herzogen Fridrich sinem svne ze besserunge vfgeben, vnser grâschaft vnd die burg ze Kvͤrenburg vnd die stat ze Loͤffingen, vnd han daz ze lehen enphangen von dem vorgenanden herzogen Fridriche vnd sinen bruͦdern. Ich verzihe mich ovch, für mich vnd mine bruͦdere, allez dez schaden, So mir vnd minen bruͦdern geschehen ist, von minem herren[S. 330] dem kvͤnge vnd von herzogen Fridriche sinem svne, oder von iren dienern. Sich verzihet ovch graue Cuͦnrat von Fürstenberg min veter, korherre ze Kostenze, allez dez schaden, so ime geschehen ist, an der stat ze Loͤffingen ald anderswa, von denen von Stofeln oder von anderen dez kvͤngez oder dez herzogen dienern. Dar nach, vmbe mine vnd miner veteren lüte, grauen Cuͦnratz vnd grauen Gebhartz sinez bruͦders, die ze Brülingen burger worden sint, die wir herbraht haben, svͤ sin aigen- oder lehen- oder vogtlüte, ist also gered, went svͤ ze Brülingen bliben vnd da sitzen, dez enson wir vnd vͤnsere veterren, die vorgenanden, in niht enweren vnd sont svͤ dar vmbe niht beswêren, wer aber, daz svͤ da niht beliben vnd sitzen woltin, so son wir vnd vͤnsere vetern, die vorgeschribene, die selben lvͤte haben vnd besitzen, als ovch vor. Wer och daz ieman miner oder miner veterren, der vorgenanden grafen, lüte oder vͤnserre dienere lüte ze Brülingen bliben vnt sitzen woltin, svͤ sin fri oder vogtlüte, so ensol mich vnd mine bruͦdere vnd mine veterren, die vorgenanden, der vorgeschriben herzog Fridrich vnd sine bruͦdere niht enirren an dien guͤtern so dieselben lüte hant; wir mugen svͤ niessen reht vnd redelich in allem dem rehte, avn alle geuerde, als ovch vͤnsere vordem dvͤ selben guͤter hant genossen. Ez ist ovch also gered, daz der vorgenande vͤnser herre der kvͤnig vnd herzog Fridrich vnd sine bruͦdere hinnanhin enhainen man, der der min vnd miner bruͦdere, oder miner vetern, aigen ist, enphahen son ze burger ze Brülingen; wer aber, daz dehaine vͤnser vogtman oder fri ist burger wrde ze Brülingen, die mugent der vorgenande herzog Fridrich vnd sine bruͦder wol enphahen, also ob svͤ da sezhaft went sin vnd da beliben. Vnd dieselben gnade, die mir vnd minen bruͦdern vnd[S. 331] minen vetern hat getan vͤnser herre der kvͤnig vnd der herzog Fridrich und sine bruͦdere, vmbe die aigen lüte oder die frien all die vogtlvͤte, die haut svͤ ovch getan dien von Bluͦmenberg, dien von Blvͦmenegge, dien von Kvͤrnegge, dien von Almshouen, Huge von Riffenberg, hern Fresselin, dien von Aitlingen, Hainriche dem Schulthaissen von Vilingen, Cuͦnrat von Hvͤfingen, Johanse von Gepzenstayn, vnd dien die vf dem berge sitzent ze Fürstenberg. Aber vmbe die edeln lvͤte ist also gered, went svͤ oder ir dehainer burger werden ze Brülingen, dez ensol ich vnd mine bruͦdere oder mine vetern in niht enweren, ovch ensol in der kvͤng oder der herzog Fridrich niht enweren, ob svͤ dannan varn woltin. Vnd daz diz, allez daz da vorgeschriben stât, war si und staͤte blibe, so hab ich, für mich vnd mine bruͦdere, disen brief besigelt mit minem vnd minez vetern grauen Cuͦnratz yngesigeln. Ich graue Cuͦnrat von Fürstenberg, korherre ze Kostenze, vergihe an dem gegenwͥrtigen briefe, daz allez daz da vorgeschriben stât geschenhen ist mit miner vnd minez bruͦders grauen Gebhartz, des vorgenanden, wissende, gunst vnd willen, vnd verzih mich allez dez schaden, so mir geschehen ist an der stat ze Loͤffingen ald anderswa, als da vorgeschriben stat. Vnd ze ainem vrkünde derselben dinge, so henk ich min yngesigel an disen brief zvᵒ minez vetern ynsigel, dez vorgenanden grauen Hainrichs. Diz beschach vnd dirre brief wart gegeben in dem gesesse vor Fürstenberg, do man zalte von gotez gebvͤrte drüzehenhvndert jar vnd darnach in dem fvͤnften jare an dem svnnentage nach der hailigen vffart vͤnsers herren.

Das Siegel des Grafen Heinrich nur als Fragment erhalten. Doch ist deutlich ersichtlich, daſs es das gleiche Siegel, welches in des Fürsten Friedrich Karl zu Hohenlohe Sphrag. Album des deutsch. hohen Adels, Beil. C zu Fürstenberg Nr. 4, abgebildet ist, ein s. g. Reitersiegel (nach dem Hohenlohe’schen Systeme III, B, 3). Von der Umschrift ist noch lesbar.. DE .. STENB’G . Das Wappen auf dem Schilde und der Pferdedecke ist deutlich zu erkennen. Das Siegel des Grafen Conrad ist ziemlich gut erhalten. In einem dreieckigen Schilde das bekannte Wappen (nach dem Hohenlohe’schen Systeme, IV, A, 2). Umschrift: ✠ S’. A . CON . DE . FIVRSTENB’G . CAN. CONSTANT.

Die vorstehende Urkunde scheint mir in mehr als nur in einer Hinsicht der Veröffentlichung würdig zu sein. Daſs Herzog Friedrich der Schöne die Stadt Bräunlingen am 30. Mai 1305 vom Grafen Heinrich von Fürstenberg um 250 M. S. käuflich erwarb, wissen wir aus (Kreutter) Geschichte der k. k. vorderösterr. Staaten, 2, 43 und, hieraus, aus Stälin, Wirt. Gesch., 3, 109. Dagegen war es, meines Wissens, bisher noch nicht bekannt, daſs die Veräuſserung Bräunlingens die Folge einer Fehde und eines, von K. Albrecht und seinem genannten Sohne Friedrich persönlich unternommenen Kriegszugs gewesen ist. Die Urkunde gewährt aber auch ein rechtsgeschichtliches Interesse als Beitrag zur Kenntniſsnahme einer die Landherren des 13. und 14. Jahrh. gar sehr berührenden Frage, nämlich[S. 332] des Anschlusses ihrer Unterthanen in die Städte, und des hiermit engverbundenen Ausbürger- und Pfahlbürgerthums (cives non residentes). Das Original der Urkunde befindet sich im Generallandesarchive zu Carlsruhe und wurde mir von dort, zum Behufe meiner Studien zur fürstenbergischen Hausgeschichte, in freundlicher Bereitwilligkeit mitgetheilt. Der hier gegebene Abdruck ist ganz genau. Schwankungen in der Schreibart wurden beibehalten. Die wenigen, niemals zweifelhaften Abkürzungen sind aufgelöst[A].

Ich hege keinen Zweifel darüber, daſs diese „in dem gesesse vor Fürstenberg“, also bei der Belagerung (vergl. Ziemann s. v. Gesesze) ausgestellte Urkunde in Gegenwart K. Albrecht’s und wol auch seines Sohnes Friedrich ausgefertigt worden ist, und glaube sogar jene kleine, zierliche Schrift, welche den Sekretär K. Albrecht’s auszeichnet, und das in Albrecht’s Kanzlei übliche, feine Pergament zu erkennen. Bei Mone, Zeitschrift 14, 174 ist ein ähnliches Beispiel vom 9. Aug. 1303 gegeben, daſs nämlich eine Urkunde, welche die Herren Conrad und Engelhart von Weinsberg dem Könige ausstellten, von dessen Sekretär geschrieben wurde. Fernerhin paſst die Urkunde in K. Albrecht’s Itinerar, soweit wir dasselbe kennen. Derselbe war am 17. und 19. Mai in Eſslingen, am 22. Mai in Rotweil und am 31. Mai in der Nahe von (apud), oder in Schaffhausen. Die Nachweisungen in Böhmer’s Regg. Imp. Nr 505, 507 u. 633. Veste Fürstenberg ist höchstens 6 Stunden von Schaffhausen entfernt. Was den Herzog Friedrich betrifft, so war derselbe am 29. Juni 1305 in Ulm (Böhmer, Add., II, S. 501). Weitere Urkunden Friedrich’s aus dem Jahre 1305 sind nicht bekannt. Graf Heinrich (II.) von Fürstenberg ist ein Sohn des Grafen Friedrich und der Adelheid von Wolfach. Seine in der Urkunde erwähnten, aber nicht namentlich angeführten Brüder sind: Conrad, in der Folge Domdekan zu Straſsburg, † 1346, und Friedrich, Johanniter in Villingen. Der Chorherr zu Constanz, Graf Conrad zu Fürstenberg, und dessen Bruder Graf Gebhart sind Oheime des Grafen Heinrich II., Brüder seines Vaters Friedrich. Beide gehörten dem geistlichen Stande an. Conrad war zugleich auch Pfarrherr (Rector ecclesiae) in Villingen und urkundet als solcher schon im J. 1303 (Origg. mit Siegeln im F. Fürstenb. Arch.); Gebhart war Chorherr zu Constanz und, nach dem Tode Conrads († 1314), ebenfalls Pfarrherr zu Villingen. Welche Gerechtsame diesen beiden Grafen in Löffingen zustanden, ist nicht näher ermittelt. Die Burg Kürnburg oder Kürnberg — jetzt der Kürnberger Hof — lag nahe bei Löffingen, unweit der Straſse von Donaueschingen nach Freiburg i. Br. Die Linie Fürstenberg-Haslach, welche bis zum[S. 333] J. 1326 die Stadt Villingen besaſs, war bei diesem Streite mit K. Albrecht nicht betheiligt. Die Gerechtsame des Hauses Fürstenberg in Bräunlingen dürften auf Zäringen’schen Ursprung zurückführbar sein. Bräunlingen blieb, einige Verpfändungen abgerechnet, bis zur Auflösung des deutschen Reiches eine vorderösterreichische Stadt und führte als solche auch den habsburgischen Löwen im Wappen.

Wahrscheinlich wollte Graf Heinrich von Fürstenberg eine ernstliche Fehde mit dem Reichsoberhaupte vermeiden. Doch scheint auſser Zweifel zu sein, daſs K. Albrecht und Herzog Friedrich sich vor Fürstenberg gelagert hatten, und daſs hier, im Lager, ein Vergleich zu Stande kam. Fürstenberg war indessen zu jener Zeit nicht nur eine Burg, sondern auch ein befestigtes Städtchen, dessen bereits in der bekannten Urkunde K. Rudolf’s, aus dem Lager zu Marchegg, 1278 Aug. 19, Böhmer, Reg. Rud. 458, Erwähnung geschieht.

Donaueschingen, im August 1866.

Dr. Freih. Roth v. Schreckenstein,
F. F. Archivar.

Fußnote:

[A] In Ermangelung entsprechender Typen haben wir bei diesem, sonst getreu an das vorliegende Manuscript sich anschlieſsenden Abdrucke die Buchstaben v und u mit übergeschriebenen nen i (vͥ, uͥ) durch vͤ und ü, ebenso a und o mit darüberstehendem v durch av, ov wiedergeben müssen.

Die Redaktion.


Die Sprichwörtersammlung des Friedrich Peters.

Von Subrektor J. Franck zu Annweiler.

Eine der werthvollsten und zugleich wenigst bekannten Sprichwörtersammlungen, deren Niederschrift noch in das 16. Jahrh. fällt, ist diejenige des Friedrich Peters. Ich gebe in Nachstehendem eine eingehende Beschreibung derselben nach einem vollständigen Exemplare, das sich in der Bibliothek des Zweibrückener Gymnasiums[A] befindet.

Der Teutschen | (Schmale Zierleiste) | WEiſsheit/ | Das [S. 334]ist: | Auſserlesene kurtze/ sinnreiche/ | lehrhaffte vnd sittige Spruͤche vnd Sprich- | woͤrter in schoͤnen Reimen oder schlecht ohne Reim/ | von allerley Geistlichem vnd Weltlichem Wesen | vnd Handel des gantzen Menschlichen Lebens/ wie | man sie im gemeinen Brauch hat/ oder in | gelehrter Leut Buͤchern | findet. | Lustig und nuͤtzlich zu lesen. Allen Weisen vnd Teutschen | zu Ehren in Druck gegeben. | Durch | M. Fridericum Petri Seniorem vnd Pastorem zu Braunschweich. | Hamburg/ | Gedruckt bey Philipp von Ohr/ | Im Jahr Christi. | M.D.C.V.

8. — Drei Theile mit Haupttitel für ersten und zweiten Theil, aber alle Theile durchlaufender Signatur. Rückseite des ersten Titels leer, letzte Seite bedruckt. 16 Bl. Vorstücke, Titelbl. mitgezählt, 509 Bl. Text, dazu 3 weiſse Bl. Alle Blätter unbeziffert. Signatur: (?)ij — (?)v,):(—):(v, A-Zv, Aa-Zzv, Aaa-Sss 5. Die volle Seite, Ueberschriften und Custoden ungerechnet, zählt 37, seltener 36 Zeilen (z. B. Bl. Dda und Gggviija). Gesperrte Zeilen, auch das Druckjahr roth. Der erste Buchstabe der zweiten Zeile in schwarzer, der zweite in rother Zeichnung. Titel, mit Ausnahme des Namens des Verfassers und seines Amtes, durchaus in deutschen Lettern. Ohne Randglossen. Bl. (?)ija-(?)viijb: Vorrede (Dedication) „Den Gestren- | gen/... Junckhern/ Cord vnd Hildbrand | Gebruͤdern von Salder/ Gluͤck | vnnd Heil“, unterzeichnet „M. Friderich Peters“. (Vign.) Bl.):(a —):(b: „Vorrede“ (Citate aus Luther’s Schriften, dem Sylvula sententiarum und Matthesius vita Luth.), am Schluſs: Vignette. Bl.):(ija-):(viijb: „Vorrede“ (Dedication) DEn Edlen/ |... Fraw- | en/ Frawen Ilsen/ Fritzen von der Schulen- | burg... gebornen von Salder etc. meinen ... Gefat- | terinnen“, datiert: „Dreſsden den 3. Sept. | Anno 1604. || Polycarpus Leiser D.“ (Druckerzeichen). Bl. Aa-Hiijb: „Der Teutschen Weiſsheit | Das Erste Theil/ | Von | Gott/ Christo/ | Glauben/ Gebet/ Ketzerei/ | Trost vnd Hoffnung im Creutz/ | Suͤnd/ Todt/ Leben und Selig- | keit/ etc.“ Schluſs: „Ende deſs Ersten Theils. | Dem Vater der Barmherzigkeit/ | Sey Lob vnd Preiſs in Ewigkeit. || Das“ (als [S. 335]Custos). Bl. Hiiija: Das ander Theil/ | Von Guten Wer- | cken/ Laster vnd Vn- | tugend/ Lohn vnd Straffe/ auch | von allerley handeln und faͤllen deſs | gantzen Menschlichen Le- | bens. | (Vignette). Gedruckt zu Hamburg/ durch | Philip von Ohr/ Im Jahr | 1604.

Bl. Hiiijb-Pppviijb: Text. Bl. Qqqa-Qqqiijb: „Bericht/ wo man in einem je- | den Mond seiner Gesundtheit | pflegen sol“. Bl. Qqqiiija|_{b}: „Ein Teutscher Calender/ oder Cisio janus/ | da eine jede Silbe einen Tag be- | deutet“. Bl. Qqqva-Rrr2b: „Folgt der rechte gantze stetswerende | Calender/ Auch die Guͤlden Zahl den | newen Mon zu finden“. Bl. Rrr3a-Rrriiija: „Ein ander Teutscher Calender/ da ein | jedes Wort einen Tag be- | deutet“. Schluſs des zweiten Theils: „Steffen/ Johan haben Thomam Bischoff gemacht. || Das“ (als Custos). Bl. Rrriiijb: Das dritte Theil. | Ist des alten Adams Sprach/ nemlich der | Tyrannen/ Hurer/ Diebe/ Tellerlecker/ Seuffer/ | Geitziger/ Spoͤtter/ Spieler/ Epicureer/ Trieger/ Kar- | ger/ Filtze/ Faulentzer vnd dergleichen vnebene Rede/ | damit Christlicher Stende vnd Personen gespottet/ | Suͤnd vnd Schand bementelt/ auch Tu- | gend vnd Erbarkeit ver- | lacht wird“. Bl. Rrriiijb-Sss4a: Text. Bl. Sssb (unter einer Zierleiste) — bis Sss5a: „APPENDIX“. (Vign. des Bl. (?)viijb). Bl. Sss5b-Sss6a: „Errata“. (Vign.). Schluſsschrift (Bl. Sss6b): (Zierleiste) | Hãmburg/ | Gedruckt durch Philipp von | Ohr/ Im Jahr/ | 1605. | (Druckerzeichen.)

Als Columnen-Ueberschriften stehen: Bl. (?)ijb-):(viijb beiderseits: „Vorrede“ (mit Ausnahme von Bl. (?)ija und Bl.):(ija, wo sie fehlen); Bl. Ab bis Hiija: „Der Teutschen Weiſsheit... Das Erste Theil“ (mit Ausnahme von Bl. Aa, wo sie fehlt und Bl. Hiijb, wo blos steht: Der Teutschen Weiſsheit); Bl. Hiiijb-Rrriiija: „Der Teutschen Weiſsheit... Das Ander Theil“; Bl. Rrriiijb-Sſſ4a: „Der Teutschen Weiſsheit ... Das dritte Theil“; Bl. Sſſ4b-Sss5a: „APPENDIX“. und Bl. Sss5b-Sss6a: „ERRATA“. Irrthümlich ist im zweiten Theile gesetzt (Bl. Jiija) „Das Erste Theil“. Die drei Signaturen Rrr, Rrr2 und Rrr3 sind römische und Rrriiij ungewöhnlich groſs gedruckt. Auf Bl. Siiija steht im Texte unrichtig als Ueberschrift „D“.

In der Vorrede erklärt sich Peters u. A. sehr verständig über den Unterschied zwischen Sprüchen und Sprichwörtern, indem er sagt (Bl. (?)ijb-(?)iija): „Es ist aber vnter Spruͤchen und Sprichwoͤrtern ein solcher vnterschied/ das die Spruͤche nur also zu verstehen sind/ wie der klare deutliche Buchstab lautet/ vnnd kein ferner nachdencken geben: Als wenn man sagt:

Alte Freunde sind die besten.
Auff hoͤren sagen gar nicht baw/
Auff blosse wort mit nichten traw.

Die Sprichwoͤrter aber/ die man eigentlich also nennet/ haben eine solche art/ das sie erstlich nach dem buchstab recht vnd war sind/ vnd darnach verbluͤmbter weise weiter auſssehen/ Vrsach und Anleitung geben schaͤrffer nachzusinnen auff etwas[S. 336] mehr/ das darunter verstanden vnd damit gemeinet wird: Als wenn man spricht:

Alte Hunde sind boͤſs bendig zumachen/
Wenn fleucht die Taub zu weit ins Feld/
Zuletzt der Habicht sie behelt.

Denn das ist war/ wie die Wort lauten/ vnd deutet aber vber dz verdeckter weise auff ein anders/ welchs damit wird zuverstehen gegeben/ nemlich/ daſs man alte Schelcke nicht wol koͤnne from machen/ Item/ das eine Jungfraw/ die sich viel auſsgehens befleisset/ oder sich zu weit verthut/ koͤnne leicht vmb jhr Ehre gebracht werden/ oder sonst in Schaden gerahten“.

Wiederholungen von Sprichwörtern rechtfertigt der Verfasser in folgender Ausführung (Bl. (?)iiija|_{b}): „Vnd ob wol aller muͤglicheit nach ein jedes nur ein mal gesetzt/ vnd nicht anderswo widerholet wird/ so find sichs doch/ das zuweilen ein Spruch oder Sprichwort in vngleichen Worten jetzt so/ denn anders lautet/ vnd daher offt einen andern Verstand gewinnet/ oder das eine mal ohne Reim/ das ander mal artig in Reims weiſs auſsgesprochen wird/ welches auch macht/ das wol zu zeiten etwas hernach gesetzt ist/ da jemand meinen moͤcht/ es were solchs bereit zuvor gesagt: Wer aber acht darauff gibt/ vnd eins gegen das ander helt/ der sihet leichtlich/ das es entweder mehrerley vngleiche Spruͤche sind/ oder Beides die schlechte Rede vnd der Reim lustig zu lesen vnd lehrhafftig ist/ vnd demnach nicht vnbillich ein jedes an seinem Ort gesetzt ist: Als wenn man spricht:

Trinck Wein/ beschert dir Gott Wein.
Item
Trinck Wein/ so beschert dir Gott Wein.

Da lest sichs wol ansehen/ als wens nur einerley Rede sey/ weil es fast einerley Wort vnd Buchstaben sind/ vnd gleichwol wenn mans recht erwiegt/ so findt sichs/ das es zweyerley vnterschaiden Spruͤche seyen/ vnd zweyerley Meinung geben...“

Was endlich die Eintheilung seiner Sammlung anbelangt, so spricht er sich hierüber folgendermaſsen aus (Bl. (?)vb-(?)vjb): „Es sind aber die Spruͤche in drey hauffen vnterscheiden vnd abgetheilet. Im ersten Theil sind die verzeichnet/ welche von rechter warer Gottseligkeit/ von Gott vnd seinem Wort/ von Christo/ vom Glauben/ Gebet/ Ketzerey/ Creutz/ Trost vnd Hoffnung in Truͤbsal/ Suͤnd/ Todt/ leben vnd ewiger Seligkeit berichten vnd lehren.

Im andern Theil sind auffgeschrieben aller Stende Lection/ Tugend vnd gute Wercke/ Laster vnd Vntugend/ Sold vnd Lohn/ einem jeden zur Lehr/ Bericht/ Erinnerung/ Vermanung vnd Besserung/ auch allen from̄en auffrichtigen Biderleuten Mans vnd Frawspersonen zu lob vnd ehren... Auch find man daselbst vielfeltige Erinnerung von allerley Weltlichem Wesen/ Handeln vnd Fellen des gantzen Menschlichen Lebens/ auch zu weilen gemeine Naturkuͤndige Spruͤche/ oder sonst schlechte einfeltige Rede/ darin man doch auch sihet/ eine feine Weiſsheit vnser[S. 337] lieben Teutschen/ vnd sittige Lehr/ oder je gemeinen Bericht von der Welt Lauff vnd Wandel...

Das dritte Theil ist des alten Adams sprach/ nemlich solche Rede/ da man Christlicher ehrlicher Stende vnd Personen spottet/ oder sie lestert/ Suͤnd vnd Boſsheit bementelt/ oder schertz damit treibt/ vnd dagegen Tugend vnd Erbarkeit verlachet: von welchen nur etliche wenige sind hieher gesetzt/ auff das man der Jugend das Gottlose wesen der argen boͤsen Welt etwas fuͤrbilde vnd verhasset mache/ vnd sie dafuͤr verwarne/ vnd dagegen zur Tugend vnd Gottseligkeit anhalte: wie gleichfalls die Propheten/ Item Salomon in seinen Spruͤchen vnd S. Paulus in seinen Episteln auch zuweilen vnebene Spruͤche vnd Spottwort der Weltkinder einfuͤhren“. —

Die vorliegende Sammlung gehört zu den werthvollsten und reichhaltigsten der ganzen Literatur. Sie enthält nicht nur die meisten in jener Zeit umlaufenden prosaischen und gereimten Sprichwörter, sondern auch eine überraschend groſse Zahl seltener, sonst nicht gelesener Mittheilungen aus älteren, zum Theil unbekannten Quellen. Darunter finden sich alte und uralte echte Sprichwörter in hoch- und niederdeutscher Mundart, sprichwörtliche Reime, ungewöhnliche Bauern- und Wetterregeln, Vergleichungen, Spottreime, Scherz- und Schimpfworte, Weid- und Wahlsprüche etc. und ganz besonders eine hübsche Anzahl Priameln, die bekanntlich jeder Sammlung zur Zierde, einer älteren aber, wie diese, zu doppeltem Lobe gereichen. Das Werk ist aber auch unter allen, welche bis zum J. 1863, wo Wander seine umfassende Sammlung zu edieren begann, gedruckt worden sind, das reichhaltigste Sprichwörterbuch. Während die zwei Collectionen Agricola’s[B] (1529–1592) nur 1249,[S. 338] die Klugreden (1548 ff.) 1320, die Sammlung Franck’s (1541) c. 7000, die Zincgref-Weidner’sche (1624–1655) 7721, die von Körte (2. Ausg.) 9020, von Eiselein (1840) 12,000, von Simrock (1846) 12,396 Sprichwörter verzeichnen und endlich die Lehman’sche (1640–62) — unter allen diesen die, jedoch nur vermittelst einer überwuchernden Zahl lateinischer Moralsätze, geschichtlicher Anekdoten und gedehnter Aussprüche über Gegenstände der Religion und des Staates, copioseste: 22,922 Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten zählt[C] — umfaſst die unserige ohne diese letzteren, welche Peters verschmähte, auf Grund einer sorgfältigen Zählung (welche mich — sit venia dicto — eine Woche in Anspruch nahm) in Summa 21,643 Sprichwörter (Gödeke im Gr. I, 113 schätzte ihre Zahl ziemlich richtig auf 20,000). Von diesen fallen auf den ersten Theil 2,216, auf den zweiten 19,120 und auf den dritten 307. Die Sammlung würde aber noch weit reicher geworden sein und wol um die Hälfte sich vermehrt haben, hätte sich der Verfasser entschlieſsen können, auch die sprichwörtlichen Redensarten, die „Metaphoricae Phrases oder verbluͤmte Wort“ in die eigentlichen Sprüche und Sprichwörter aufzunehmen. Er spricht sich hierüber (Vorrede, Bl. (?)iija|_{b}) in folgenden Worten aus:

„Weil denn hie volstendige gemeine Lehrspruͤche vnnd Sprichwoͤrter verzeichnet/ als sind auſs derselbigen Vrsach nicht mit hinan gehengt solche Rede/ die keinen volkommen Sinn oder Verstand geben/ oder die nur auff ein eintzeln Person gehen/ vnd nicht in gemein hin auff alle oder auf viele geredt werden: als wenn man sagt: Aus der Lungen reden: das muſs versaltzen: Den Baum auff beiden Achseln tragen: hinter dem Berge halten: Mit halber Ehr darvon kommen: Vnter einer vngekehrten Bank finden: Vnd dergleichen vnzehlig viel mehr. Auch nit folgender Art reden/ da man spricht; Das Fewr gehet jhm aus: das Liecht brent jhm auff die Finger: Er ersoffe nicht/ das Wasser gienge jhm denn vber den Galgen: Er hat einen Hasen im Busem... Er ist kleinlaut/ die Pferde sind jhm genommen: Er muſs braten/ solt er auch den ledigen Spieſs braten: Er schleifft/ aber nicht ohne Wasser: Er wil sehen/ was da fleucht/ nicht was da kreucht: Man muſs jhn beym Rocke[S. 339] halten/ nicht bey den Worten... Item: Er bestehet/ wie Butter an der Sonnen: Er gehet drumb her/ wie die Katze vmb einen heissen Brei: Er helt/ wie ein zubrochen Armbrust: Er stehet auff seinen Worten/ wie der Peltz auff seinen Ermeln: Er stehet/ wie der Hahn bey den Paucken... etc. Denn diese vnd dergleichen alle sind nur Metaphoricae Phrases oder verbluͤmte Wort/ nicht gemeine volstendige morales oder proverbiales sententiae/ oder lehrhaffte Spruͤche/ sind auch derwegen hie gar ausgelassen/ wie sie denn auch vnter die Spruͤche oder Sprichwoͤrter nicht moͤgen gezehlet werden“.

(Schluſs folgt.)

Fußnoten:

[A] Die Bibliothek zu Zweibrücken zeichnet sich eben so sehr durch den Reichthum an seltenen Druckwerken aus, als durch ihre musterhafte Ordnung und die Liberalität ihrer Verwaltung (z. Z. Gymnasial-Professor Fr. Butters), welche es ermöglicht, von ihren Schätzen den ausgedehntesten und dankenswerthesten Gebrauch zu machen. Der Werth und Nutzen dieser von Herzog Johann I. († 1604) gegründeten, von seinen Nachfolgern mit Liebe gepflegten und von Karl I. durch die birkenfeldische (1762) vermehrten Büchersammlung beruht nicht sowohl in einer übergroſsen Bändezahl (c. 8000), als in den zahlreichen und wichtigen Quellenschriften älterer Zeit und ganz besonders in denen aus allen Theilen der Literatur des Reformations-Zeitalters, welche, trotz der vielfachen Verluste in Kriegszeiten, in dieser Anzahl nur in wenigen, gröſseren Bibliotheken sich vereinigt finden möchten. Es finden sich hier Luther’s sämmtliche Werke in drei verschiedenen Ausgaben: Jena, Wittenberg und Altenburg (dabei ein Pracht-Exemplar und wahrscheinlich churfürstlich-sächsisches Geschenk der zweibändigen Bibel von 1543 mit 128 Bildern in Gold und Farben von L. Cranach, aus dem Besitze des „Carolus Comes Pal. Rheni 1584“), die meisten Dichter (H. Sachs), die Satiriker (Fischart) und Pasquillisten (Hutten) des 16. und 17. Jahrh., die Exegesen und Postillen (Mathesius) der damaligen Zeit, ebenso die bedeutendsten Geschichtswerke (Seb. Franck) u. s. w. Ein groſser Theil dieser Werke, in gleichzeitigen, noch jetzt prächtigen Einbänden, war meist Privateigenthum der zweibrückischen Herzoge, gieng allmählich durch Donation an die Gymnasial-Bibliothek über, und in nicht wenigen findet sich deren Namen eigenhändig eingezeichnet. Nach einer gefälligen Mittheilung des dermaligen Bibliothekars wurde der gröſste und werthvollste Theil der Bücherschätze zweimal durch die Nachbarn, welche sich rühmen „de marcher à la tête de la civilisation“ ruiniert oder geraubt: zuerst 1677, wo sie fast die ganze Sammlung nach Rheims schafften (der dortige Erzbischof war Louvois’ Bruder) und zum zweiten Mal in den Revolutionskriegen 1795–96.

[B] Ich benutze diese Gelegenheit, um dem verehrten Verfasser des Aufsatzes: „Die Ausgabe der Sprichwörter Agricola’s vom J. 1548“ (Nr. 6, Sp. 207–210 des laufenden Jahrg. d. Anz.) Herrn Fr. Latendorf zu Schwerin, dem rüstigen Vorarbeiter auf dem Felde des deutschen Sprichworts und scharfsinnigen Commentator Agricola’s, zwei Worte zu senden. Meine Annahme einer doppelten und verschiedenen Ausgabe der 500 Sprichwörter Agricola’s (vergl. Anzeiger, 1865, Sp. 388 ff.) war eine irrige, wie mich seitdem, zugleich veranlaſst durch eine briefliche Nachricht Ottow’s zu Landeshut, nochmalige Untersuchung und Prüfung des fraglichen Druckes überzeugend gelehrt haben. Indem ich mich zu dem Irrthum gern bekenne (Cic. Phil. XII, 2), bringe ich dieses Ergebniſs, das in allen Theilen mit Latendorf’s kritischer Schluſsfolge übereinstimmt, hiermit (nach Wunsch) zu seiner wie aller derer offenen Kenntniſs, denen gleich ihm die Sprichwörterkunde, dieser eben so wichtige wie interessante Zweig der deutschen Philologie, nicht gleichgültig ist. — Eine anderweitige, schon früher von Latendorf (Anzeiger 1856, Sp. 322) zweifelnd aufgeworfene — und bei diesem Anlaſs zu erledigende Frage — betreffs eines schon vor 1541 erschienenen Druckes der Sprichwörter des Seb. Franck, beantwortet sich verneinend durch den Nachweis, daſs das von Tappius in seinen Centuriae septem 1539 (Bl. 136a) citierte Sprichwort Franck’s: „Demütiger Mönch | Hoffertiger Abt“ schon in des letzteren „Paradoxa“, Ulm, 1533. 4. (Bl. 86a) und genau in derselben Fassung gedruckt ist. Dagegen kann ich der bis jetzt bekannten schweizerischen Ausgabe von 1545 noch drei weitere Züricher hinzufügen: 1550, 1559 und 1575. 8.

[C] Es ist allerdings noch ein anderes Werk vorhanden, das sogar die Lehman’sche Sammlung an Reichhaltigkeit übertrifft: Der Thesaurus des Georg Henisch von 1616. Allein es gibt sich nicht als Sammlung und erwirbt seinen Vorrang lediglich, gleich dem Lehman’schen, durch die groſse Zahl von Redensarten und anderem sprichwörtlichen Beiwerk. Ueber Henisch in einer der nächsten Nummern.


Funde in Hügelgräbern in Böhmen.

In dem gräflich Czernin’schen Waldrevier Rudolfi nächst dem Dorfe Chotieschau in Böhmen wurden im Laufe des Sommers sechs Grabhügel aufgefunden und aufgedeckt. Selbe lagen am Fuſse der langgestreckten Wolfsbergkuppe, auf einer gegen Westen abfallenden Abdachung, hatten 30 Wiener Klafter Umfang bei einer Klafter Höhe. Sämmtliche Hügel waren aus mächtigen Granit- und Hornsteinblöcken aufgeschichtet und mit noch mächtigeren Blöcken umstellt. Drei davon erwiesen sich als Hügel mit Leichenbrand; sie enthielten gröſsere Mengen Asche, Kohle, Gefäſsfragmente, der eine auch in einer noch ziemlich wohl erhaltenen Urne ein Stück bearbeiteten Feuersteins, jedoch keine Metallgegenstände. In den übrigen Grabhügeln waren die Leichen unverbrannt beigesetzt worden; sie lagen immer in einer aus flachen Steinblöcken zusammengestellten Kiste, die freilich meist eingedrückt, jedoch in einem später zu erwähnenden Falle noch unversehrt gefunden wurde. In zweien dieser letzteren Grabhügel fand sich je ein Bronzemeiſsel (von der Form der Paalstäbe) und je eine Dolchklinge von Bronze, auſserdem Knochenstücke und Urnentrümmer. Den interessantesten Fund jedoch ergab der sechste, durch seine Dimensionen schon ausgezeichnete Hügel. In der Mitte desselben fanden sich in einer eingestürzten Steinkiste 4 kleine Muscheln von Bronze, durchbohrt, um an einen Faden gereiht werden zu können, 36 Bernsteinkugeln von verschiedener Gröſse, ebenfalls durchbohrt, 2 kleine ovale durchbohrte Bronzekügelchen (all diese Gegenstände Theile eines Halsbandes), eine in drei Stücke zerbrochene Bronzenadel und zwei spiralförmige, aus je 10 Windungen bestehende bronzene Armbänder. In einem der letzteren fanden sich noch Ueberreste des Armknochens. Die merkwürdigsten Objekte des Funds jedoch waren 2 Gewinde von reinstem Golde, je ungefähr zwei Dukaten schwer, aus je 10 Windungen Golddrahtes bestehend. Der Durchmesser dieser Ringe ist so gering, daſs nicht einmal ein siebenjähriges Mädchen selbe am Finger tragen konnte; sie wurden wahrscheinlich als Haarschmuck verwendet. Wenige Tage später[S. 340] entdeckte ein Förster, eine Stunde entfernt von dem eben beschriebenen Fundplatze, in der zu Rudolfi gehörigen Waldflur Kněžchaj (deutsch Fürstenhag) ein Hügelgrab von ähnlichen Dimensionen und ähnlicher Bauart. Schon nach zweistündigem Vordringen in das Innere des Hügels kamen, nachdem die äuſsere Steinumsetzung entfernt war, ein Bronzeröhrchen und Spuren einer Steinwölbung zum Vorschein. Das Gewölbe wurde beseitigt, darunter lagen auf einem, aus Sandsteinplatten zusammengelegten Pflaster, Knochen eines menschlichen Skelettes. In der Nähe des Vorderarmknochens fanden sich sieben Bronzeröhrchen, die, an einen Faden gereiht, als Armband getragen wurden; in der Nähe der Hüfte lag eine Bronzenadel, 2½ Zoll lang, vom Roste sehr stark zerfressen. In der Gegend der Oberschenkel stand ein kleiner Topf, angefüllt mit Erde und Knochenstückchen, darüber ein zugeschliffener, dreieckiger Stein. In der Nähe des rechten Armes fanden sich Theile eines Skelettes eines kleinen Nagethieres und in der Nähe des Schädels, zum Theil unter demselben liegend, zwei kleine gewundene Bronzeringe, der Form und Gröſse nach ganz übereinstimmend mit den Rudolfer Goldringen, sowie mehrere Stücke Bernstein. Noch keiner der vielen Hügel der Bronzeperiode, die ich in meiner Heimat aufdeckte, gab mir einen so deutlichen Einblick in die Art und Weise der Bestattung, wie dieser im „Fürstenhag“; jedenfalls verdankt das Skelett seine Erhaltung nur dem trockenen Materiale, aus dem dieser Grabhügel bestand, und der besonderen Sorgfalt, mit der die Steinkiste aufgeführt war.

Petersburg in Böhmen, September 1866.

Dr. Jul. Ernst Födisch.


Die Landrichter zu Sulzbach im 14. und 15. Jahrhundert.

Mitgetheilt von Leonh. Platzer, k. Landrichter, zu Sulzbach.

In dem städtischen Archive zu Sulzbach befindet sich eine 732 Seiten starke Papierhandschrift in 4. aus dem 17. Jahrhundert, mit dem Titel „Nortgauisches Chronicum, darin insonderheit der fürstl. Pfalzgrävischen Residenz Stat Sulzbach und des fürnehmen Closters Castel Beschreibung von ihrer Uralten erbauung und Stifftungen, auch von den alten graven von Sulzbach, Wie auch den Herzogen in Bayern, König in Böhmen und Pfalzgraven bey Rhein ihrer Regierung Handlungen zu Kriegs und Friedenszeiten, neben andern verlauffen geschichten, von änderung der Religion und darauf erfolgter persecution zu finden, Biſs auf unsere Zeit continuirt, über die 600 Jahr und mit besonderer müh zusamb getragen durch Johannem Braun[A], pastorem und superintendenten zu Bayreuth, sei[S. 341]nen lieben Vatterland und der lieben posterität zu ehren Anno 1648“[B].

Wir theilen hier als Probe dieser noch ungedruckten ausführlichen Chronik (S. 320 ff.) nachstehenden Abschnitt mit[C].

Von den Landrichtern zu Sulzbach.

Eſs ist droben Weitleuffig erzehlet worden, Wie Sulzbach ie andere und andere Oberherren gehabt, anfänglich die Graffen von Sulzhach, darnach die Herzogen von Beyern, drittens die Künig in Böhmen, zum 4. die Pfalzgrafen, hat also mancherley Verenderungen mit grosser gefahr unterworffen sein müſsen. Es ist aber zu wissen, das Sulzbach von der beyerischen Regierung an biſs auf Herzog Ottheinrichen Pfalzgraffen mehreren Theil durch Vizdom oder Landrichter ist gubernirt worden, derer Catalogum, wie ichs von Hr. Juglero[1] empfangen, also will ich ihn der lieben posterität zum besten hieher sezen, und ist hierbey zu wissen, daſs de anno 1322 bis ufs Jahr 1504 die Landrichter zu Sulzbach auch Lauf und Herspruck zu guberniren gehabt, (so damalen zur pfalz gehörig, und die Nürnberger erst im beyerischen Krig an sich gebracht haben) und haben daselbst aljährlich Ihr Landtricht gehalten, laut etlicher Brieff, so zu Sulzbach auf den Rathhaus verwahrt werden, und ist solches alle quatember wechselweis zu Sulzbach, Lauf, und Herspruck geschehen, unter offenen himmel und haben die Landrichter in vollen Küris das gericht besitzen müssen.

1. Der erste beyerische Haubtman oder Landtrichter zu Sulzbach, so in den Archivis zu finden, ist gewesen Heinrich Trucses von Holenstein circa annum 1322.

Der 2. Conrad Kemmather vicedom und Landrichter, dieses geschlechts sind noch etliche übrig, wie denn die Kemmather auch ein theil an Rosenberg gehabt haben, er hat regiert ums Jahr 1339.

[S. 342]

3. Ulrich v. Henfenfeld, beyerischer vicedom 1361.

4. Volkholt[2] von Tann Caroli 4 Königs in Böhmen vicedom zu Sulzbach 1364.

5. Otto Senft, 1374[3].

6. Hermann Rude 1377.

7. Dietrich Stauffer hat zum Richter am Hoffgericht gehabt Dietrich von Steinling. Diese Stauffer sind ein uralt geschlecht, so im ersten thurnier zu Magdeburg nach erhaltener victori wider die Hunnen gehalten, namhaft gemacht worden anno 938. So finde ich, daſs dieser Dietrich Stauffer von Ehrenfels und Beroltshausen vicedom zu Sulzbach eques auratus dem Turnier zu Regenspurg beigewohnt anno 1396. Er hat einen Sohn gehabt, auch Dietrich genannt. Seine nepotes haben hernach von den von Laber den markflecken Pererzhausen[4] keuflich an sich gebracht 1432 laut des Kaufbrifs zu Sünching. Hernach zur zeit Keyser Friderici 3 ist Hans von Stauffen und Ehrenfels zu einen Freiherren gemacht worden, 1480[5]. Herr Bernhardin der Jünger so ein gräffin Schlickin zum gemahl gehabt, Freyherr zum Ehrenfels stirbt 1542 ligt zu Bererzhausen begraben. Hernach aõ 1567 verkauft Herr Hans Bernhard von Stauffen die Herrschaft Ehrenfels den Stendten des Herzogthums Neuburg mit vorbehalt der Lehenherrschaft. Diese Reichsherrschaft Ehrenfels hat hernach aõ 1574 ein löbl. Landtschafft des Fürstenthums Neuburg Ihren Jungen Landesfürsten Pfalzgraff Phillipps Ludwigen auf sein fürstl. Beylager unterthänig geschenkt und verehret. Auf diesen Herrn Bernharden[6] ist der ganze Stamm der von Stauffen gestanden[7].

8. Johann Herr von Abensperg Haubtmann und Landrichter zu Sulzbach 1384[8], Dieses Geschlecht Kombt her von dem berümten beyerischen Graffen Babo von Abensperg, welcher S. Kunigundis Keyser Henrici 2. gemahl Hofmeister gewesen ist, wie Aventinus lib. 5 hist. bezeuget. Er hat mit 2 gemahlinen 40 Kinder gezeuget; 32 Söhne und 8 Töchter, die Söhne hat Er alle adelich herausgebuzt mit ein pferdt und reisigen Knecht, ein jeden innsonderheit, und hernach dieselben Keyser henrico auf einen Reichstag zu Regenspurg präsentirt und verehret mit höchster Lust und Wohlgefallen des Keysers, der sie all an seinen Hoff genomen und sie hernach mit Reichslehen gnädigst bedacht. Dieser Babo ist, wie Aventin schreibt, gestorben 1020 den 3. Martii, ligt zu Regenspurg bei Sct. Emmeram begraben[9]. Dieses Babonis Söhn einer ist ein Vatter der graffen von Pogen nehmlich Hartwich von Abensperg. Erkambrecht ist ein Vater des Stams der Graffen von Biburg und Stein, so her[S. 343]nach Hilpoltstein ist genannt worden, von Hilpolt, den Letzten dises Stams von Stein, welcher † 1385[10].

(Schluſs folgt.)

Fußnoten:

[A] Johannes Braun war (nach Jöcher’s Gelehrten-Lexicon) am 29. April 1581 zu Sulzbach geboren, wo er 1612 Diaconus und 1617 bei Errichtung des Gymnasiums Professor der griechischen Sprache wurde, zuletzt aber, nach mancherlei trüben Schicksalen (1637) Superintendent zu Baireuth, wo er im J. 1652 starb.

D. Red.

[B] Auch die Bibliothek des german. Museums besitzt ein Exemplar dieser handschriftlichen Chronik (Pap. -Hs. Nr. 7172, 507 Seiten in Folio, 18. Jahrh.), welches genau obigen Titel, doch nur bis zu den Worten „und darauf erfolgter persecution zu finden“ (also ohne des Autors Namen) an der Spitze trägt und mit der hier gegebenen Probe des Sulzbacher Exemplars, welches Braun’s Originalmanuscript zu sein scheint, im Wesentlichen übereinstimmt, doch manche Erweiterungen erfahren hat. Wir geben die Zusätze desselben mit „G. M.“ in den Anmerkungen.

D. Red.

[C] Dr. Georg Christoph Gack, derzeit noch protestantischer Dekan zu Sulzbach, hat im J. 1847 bei T. O. Weigel in Leipzig eine „Geschichte des Herzogthums Sulzbach nach seinen Staats- und Religionsverhältnissen, als wesentlicher Beitrag zur bayer. Geschichte“ (XVI u. 408 Stn. gr. 8) im Druck erscheinen lassen und darin häufig Braun’s Chronik als Quelle angeführt.

[1] Joh. Jugler, geb. zu Sulzbach 1539, wurde 1567 Diaconus, 1580 Superintendent daselbst, in welchem Amte er am 18. Februar 1613 starb. Vgl. Jöcher, a. a. O.

D. Red.

[2] Volckhart. G. M.

[3] circa annum 1374. G. M.

[4] Beretshausen. G. M. unten: Berezhausen.

[5] circa annum 1480. G. M.

[6] Hannſs Bernharden. G. M.

[7] Er hat sich nach Regensburg begeben. Zusatz bei G. M.

[8] circa annum 1384. G. M.

[9] Seine Söhn haben sich weit ausgebreitet, und sind von ihnen viel adeliche Geschlechter herkommen. Zusatz bei G. M.

[10] Wie aber Stein an die Graven von Abensberg kommen sey, davon finde ich diese Nachricht, daſs A. 1238 Vlrich von Stein der letzte dieses Grävlichen Geschlechts sey in Italia umkommen, daher die Herrschafft Stein auf seinen Schwager Altmann von Abensberg, so seine leibliche Schwester zur Ehe gehabt, erblich gefallen, welcher auch A. 1242, oder, wie Aventinus schreibt, 1260, ohne Erben verstorben und also Stein auf seinen Vettern Mainhard Graven von Roteneck so mit ihm Geschwistrigt Kind war, geerbet. Dieses Mainhart’s einiger Sohn war ein Bischof zu Regensburg, starb A. 1296, Henricus genannt. — G. M. (vielleicht auch im Sulzb. Msc. enthalten?)


Zur Legende und Sage.

Von Dr. A. Birlinger in München.

(Schluſs.)

5) Eng anschlieſsend an das zuletzt Gesagte ist das Grünen des dürren Holzes u. s. w. in Legenden, wie in den eschatologischen Sagen vom Walserfelder Birnbaum. Am weitverbreitetsten ist der Zug in der St. Christophorus-Legende und in der Tannhäuser-Sage. „Und des zu ainem verkünd: so stôſs die Stangen in die erden, bis morgens gît sie frucht!“ Christoph in cgm. 257, f. 74b. In einem Pilgerbuche (nach Jerusalem) von Petrus, Pfarrer zu Suchen, geschrieben 1350, Druck von 1477 (Aulendorf), steht: „Bei Baldach (Bagdad) auf 4 Tagreisen ist eine andere Stadt, die vor zeiten Susis geheiſsen hat, in der Assuerus der Künig geregieret hat, die heiſset jezt Taurus. In dieser stat ist ein dirrer baum, von dem sagt man, daſs der römisch Keiser seinen Schilt daran henken soll.“

6) Die vielverbreitete Legende von der Gestalt der Seele als weiſse Taube gibt auch cgm. 257, f. 32a.: „Darnâch nit lang, dô Sant Benedict in dem closter was nach mettin zît und er kam in sîne zelle, dô huͦb er uff sein ougen gen den hymmel und sahe seiner Schwester sêle ûfgân in ainer tûben wîse mit clarheit.“

7) Von der vielseitigen Schutzpatronschaft der hl. Dorothea sind die 3 Momente auch volksthümlich, welche cgm. 257 f. 36 aufzählt:

a) Alsô mit dem schamlîchen uffhenken, hât sie erworben iren dienern, in welchem hûse sie gebildet ist und man sie täglîch êret, welcher diep in dem hûse stilt, der muſs gehenkt werden, oder das guͦt widergeben.“

b) „Und och umb daz ir libe zerzert ward und ungestalt,[S. 344] damit hât sie verdienet, in welchem hûse sie gebildet ist und welche frow sie anruͦft in ir geburt, der komet sie ze hilfe; dâ wird kein bresthaft kind geborn, weder lam noch blind“..

c) „Und umb daz sie gebrannt wart an irem verserten libe; daz hûse, dâ sie inngebildet ist oder ir nam ist, daz mag nit verbrennen weder von wetterfûre oder von anderm fûre, ist es aber, daz es enbrinnet, so verlischet es doch.“

8) Die alte Volksüberlieferung, daſs der Drache die Luft verpeste und einen allgemeinen „Sterbet“ verursache, führt cgm. 257, f. 36a ebenfalls an. „Und daſs daſs waſser Tyfer oder Tyber in latîn als groſs ward, daſs es uber die mûren înflôſs und uſswarf einen greulichen vergifften draken mit vil schlangen, davon der luft vergifft ward und verunrayniget, daſs davon den lüten kam ein gebresten, der hieſs ungwinaria, da die menschen des gæhen todes von sturben, daſs die luͤte alsô niederfielen in der stat.“

(Legende von St. Gregor.) In einem cgm des 14. Jhdts. heiſst es: „derselb track, der ertöt auch zwên richter und darzuͦ, sô macht er mit seinem atem vil und vil leut siech, alsô daſs sie nâhend tôd wâren.“


Magister Johannes Klenkok.

Zu den von Homeyer gesammelten Nachrichten über diesen fanatischen Gegner des Sachsenspiegels hat O. Stobbe, Gesch. der deutschen Rechtsquellen 1, 372 einen kleinen Nachtrag gegeben. Nicht bemerkt wurde aber bis jetzt, so viel mir bekannt, daſs derselbe auch der Verfolger des Prager Reformators Militsch von Kremsier war, wie Palacky berichtet; denn Jan Klonkot ist doch offenbar nur eine Entstellung seines Namens. Die Quelle ist Vita Milicii in Balbins Miscell. lib. IV, p. 2, pag. 44–64, welche mir hier nicht zugänglich ist.

Heidelberg, 6. Aug. 1866.

W. Wattenbach


Räthsel.

Es ist ain ding das nit vast strebt
und ist in allem dem, daz da lebt,
es ist darzuͦ in dem gestain
und was die sonn ye überschain
da ist es inn zuͦ aller stund,
es ist och in des meres grund
und in dem daz darinn ist
och in vnserm herrn Jesu Christ,
in dem himel und in der hell
kainerlai sach ich davon stell
es ist darinn zuͦ aller Zeit
der tüfel ist sin och nit queitt

München.

Anton Birlinger.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 345]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 10.

October.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, 15. October 1866.

Am 1. und 2. October hat der Verwaltungsausschuss des germanischen Museums seine regelmäſsige Jahresconferenz abgehalten. An derselben nahmen auſser dem I. und II. Vorstande und den Herren Rechtsconsulenten und Fondsadministrator folgende Herren Theil: Dr. Adam aus Ulm, Freiherr v. Aufseſs, Dr. Baierlacher, Dr. Beckh, Hofrath Dr. Dietz aus Nürnberg, Prof. Dr. Fickler aus Mannheim, Professor Dr. Gengler aus Erlangen, Archivrath Dr. Grotefend aus Hannover, Oberstudienrath Dr. Haſsler aus Ulm, Dr. Hauck aus Nürnberg, Direktor Dr. Lindenschmit aus Mainz, Freih. v. Löffelholz aus Wallerstein, Professor Dr. Maſsmann aus Berlin, Prof. Dr. v. Raumer aus Erlangen, Direktor Rehm, Dr. Zehler und Fabrikbesitzer Zeltner aus Nürnberg.

Nachdem sich gezeigt hatte, daſs die Hoffnung aufgegeben werden müsse, in nahe bevorstehender Zeit die durch Ankauf der freih. v. Aufseſs’schen Sammlungen, sowie die durch die nothwendigen Ausgaben der ersten Jahre entstandenen Schulden gänzlich durch eigens dazu gespendete freiwillige Beiträge zu decken, muſste vor Allem daran gedacht werden, einen Plan zu entwerfen, sie aus den laufenden Einnahmen nach und nach abzutragen. Zugleich hatte der Mangel eines Reservefonds sich schon so häufig fühlbar gemacht, daſs auch auf die Bildung eines solchen hinzuwirken für nothwendig erachtet ward. Es wurde daher beschlossen, in sämmtlichen Ausgaben eine Reduction auf’s Aeuſserste zu erstreben, den Etat so niedrig als möglich zu stellen und sodann zu bestimmen, daſs die Einnahmsüberschüsse über diese etatsmäſsigen Ausgaben in drei Theile getheilt werden; davon soll ein Drittel zur Tilgung der erwähnten Schulden, ein Drittel zur Bildung eines Reservefonds und ein Drittel zur weitern Ausbildung des Museums verwendet werden. Diese Bestimmung gab Veranlassung, das Beamtenpersonal zu vermindern; es werden deshalb in nächster Zeit einige Beamte aus dem Kreise des Museums ausscheiden.

Da das Verwaltungsjahr des Museums bisher mit dem Kalenderjahr zusammentraf, das Rechnungsjahr aber vom 1. Juli bis 31. Juni jedes Jahres lief, so konnte dadurch eine genaue Uebersicht der Kosten und der ihnen entsprechenden Leistungen des Museums nicht erzielt werden; auch kamen deshalb in der Leistung der Beiträge verschiedene Differenzen vor. Daher wurde beschlossen, das Rechnungsjahr mit dem Verwaltungsjahr übereinstimmen zu lassen und beide am 1. Januar zu beginnen. Zum Ausgleiche soll zunächst eine 18 monatliche Rechnungsperiode eingefügt werden, die vom 1. Juli 1866 bis 31. December 1867 geht. Die vorgeschlagenen Finanzmaſsregeln machen eine eingehendere Controle nöthig; es wurde daher auf Antrag des I. Vorstandes beschlossen, die Stelle des Fondsadministrators in die eines Kassa-Controleurs umzugestalten und denselben vollkommen selbständig und vom I. Vorstande unabhängig zu bestellen, auch die Anstellung desselben künftig nicht durch den Vorstand, sondern durch den Ausschuſs selbst vorzuneh[S. 346]men. Der Auſschuss wählte einstimmig den seitherigen Fondsadministrator A. Herzer für diese Controlstelle.

Die Versendung des „Anzeigers“ in der bisherigen Weise hatte zu grosse Kosten verursacht und das Personal zu sehr in Anspruch genommen. Es wurde daher bestimmt, daſs vom 1. Januar 1867 an den Pflegern keine Zusendungen durch das Museum mehr gemacht, sondern daſs diese fortan ermächtigt werden sollen, aus Pflegschaftsmitteln bei der Post oder einer Buchhandlung auf den Anzeiger zu abonnieren. Die Herren Mitglieder des Gelehrtenausschusses sollen ersucht werden, eine Buchhandlung zu bezeichnen, an welche der Anzeiger auf ihre Kosten im Wege des Buchhandels abgesendet werden kann.

Eine Veränderung in Bezug auf die Abdruckung der eingegangenen Geschenke wird den Lesern vom neuen Jahre an selbst bemerklich werden. Auch soll in der Anzeigerbeilage nach und nach, systematisch geordnet, das Material bekannt gegeben werden, welches das Museum über einzelne Zweige der von ihm zu pflegenden Wissenschaften besitzt, um so dasselbe zur Kenntniſs des Publikums zu bringen.

Der Gelehrtenausschuss wurde um einige Mitglieder verstärkt, deren Namen bekannt zu geben sind, sobald die Herren die Annahme der Wahl erklärt haben werden.

Die gemachten Fortschritte des Museums, sowie der befriedigende Zustand im Allgemeinen, worüber die, dem Organismus gemäſs dazu besonders niedergesetzten Commissionen berichteten, wurden vom Ausschusse freudig anerkannt. Die Vertreter des Museums nahmen die befriedigende Ueberzeugung mit, daſs unsere Anstalt den Stürmen der Zeit schon jetzt trotzen könne und daſs sie sich der Theilnahme des Publikums in stets höherem Maſse erfreue.

Neue Beiträge wurden während der letzten vier Wochen folgende gezeichnet:

Von Privaten: Baden (Oesterr.): Privatier Karl Dittrich 1 fl. 10 kr., Michael Hallmayer, akademischer Maler, 1 fl. 10 kr., Privatier Ludwig Müller 2 fl. 20 kr., Michael Nagler 1 fl. 16 kr. (einm.), Forstkassier Franz Zwerina 1 fl. 10 kr.; Cadolzburg: Bihler, kgl. Assessor, 1 fl. 12 kr.; Cilli: Johann Castelliz, k. k. Gerichtsadjunkt, 1 fl. 10 kr; Eichstätt: Wilhelm Freiherr von Lützelburg, Staatsanwalts-Vertreter, 1 fl., Dr. Ludwig Schmied, kgl. Stadt- u. Landrichter, 1 fl.; Frankenberg: Bürgermeister Karl Meltzer 1 fl. 10 kr. (einm.); Furth a. W.: Eduard Bogner, k. Obercontroleur, 1 fl., Gasthofbesitzer Michael Datzl 1 fl., Karl Eberhard, k. Oberzollinpektor, 1 fl., Friedrich Kirchmeier, Bahnhofrestaurateur, 1 fl., Ed. Krafft, k. Hauptzollamtsassistent, 1 fl., Ludwig Schmid, k. Hauptzollamtscontroleur, 1 fl., Julius Freiherr von Thüngen-Burgsinn 2 fl.; Hannover: Schulinspektor Dr. Nöldecke 1 fl. 45 kr. (statt früher 1 fl. 10 kr.), Weinhändler Karl Schultz 1 fl. 45 kr.; Marktscheinfeld: Bezirksamtmann von Schütz 1 fl.; Nürnberg: Kaufmann Gustav Birkner 3 fl., Rechtsconcipient Harth 1 fl. 10 kr., Georg von Imhof, k. k. Hauptmann, 2 fl., Leonhard Martin, Lehrer an der Handelsschule, 1 fl. 45 kr., J. Pillhofer 1 fl., Dr. Zehler, prakt. Arzt, 3 fl. 30 kr. (einm.); Obersteinbach: Pfarrer Albrecht 1 fl., Verwalter Mayer 1 fl.; Pleinfeld: Kaplan Ferdinand Knödel 1 fl.; Sonneberg: Cand. theol. Schöppach 1 fl. 12 kr., Physikus Dr. Wehner 1 fl.[S. 347] 12 kr.; Waldenburg: Carl Georg Eckardt, Pfarrer in Schlagwitz, 1 fl. 10 kr.; Windsheim: Subrektor A. Hopf 1 fl.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Gieſsing, Lampenfabrikant, in Nürnberg:
3354. Sprüche, Gewohnheiten und Gebräuche der Drechsler zu Nürnberg und Ellwangen. 1589 u. 18. Jahrh. Papier. 2 Stück.

Rudolph Freih. von Reitzenstein in Bayreuth:
3355. Lehenbrief des Kön. Rudolf für den Burggrafen Friedrich von Nürnberg über Burg und Berg Kulm. 1282. Pgm. Copie.
3356. Lehenbrief desselben für den Burggrafen Friedrich v. Nürnberg über die Dörfer Lenkersheim, Erlbach u. Brück. 1282. Pgm. Cop.
3357. Schreiben des Kais. Friedrich an das Domkapitel zu Bamberg in Betreff der St. Jakobs-Kirche in Villach. 1475. Pap. Orig.

II. Für die Bibliothek.

Rudolf Temple in Pest:
20,031. Ders., die Huculen, ein Gebirgsvolk im Osten der österreichischen Monarchie. 1866. 8. Sonderabdruck.
20,032. Ders., Untersuchungen über die ältesten Bewohner und Ansiedlungen auf der nördl. Karpathen-Terrasse. 1866. 8. Sonderabdruck.

A. Pockwitz, Buchhandl., in Stade:
20,033. Wiedemann, Geschichte des Herzogthums Bremen; II. Bd. 1866. 8.

Karl Prochaska, Verlagshandl., in Teschen:
20,034. Album aus Anlaſs der 1050 jährigen Feier der Gründung der Stadt Teschen. 1860. 8.

C. F. Schmidt, Verlagshandl., in Straſsburg:
20,035. Strobel, der Münster in Straſsburg; 7. Aufl. 1866. 8.

A. Stuber’s Verlagsbuchhandl. in Würzburg:
20,036. Braunschweiger, Geschichte der Juden und ihrer Literatur in den roman. Staaten zur Zeit des Mittelalters. 1865. 8.
20,037. Dahn, die Könige der Germanen; 3. u. 4. Abth. 1866. 8.

Historische Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften in München:
20,038. v. Liliencron, die historischen Volkslieder der Deutschen; II. Bd. 1866. 8.

Promperger’sche Buchhandl. in Bozen:
20,039. Album mittelalterlicher Kunstwerke aus Tirol; 1. Heft. 2.

Gewerbe-Verein, naturforschende Gesellschaft etc. in Altenburg:
20,040. Dies., Mittheilungen aus dem Osterlande; XVII. Bd., 3. u. 4. Heft. 1866. 8.

Kunst-Verein in Halberstadt:
20,041. Ders., Nachrichten etc.; 11.-14. Heft; 1856–63. 8.

Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande zu Bonn:
20,042. Ders., Jahrbücher etc., Heft 37–40. 1864–66. 8.

Architecten- und Ingenieur-Verein für das Königreich Hannover in Hannover:
20,043. Ders., Zeitschrift etc.; Bd. XII, H. 1–3. 1866. 4.
20,044. Ders., d. mittelalterl. Baudenkmäler Niedersachsens; 9. u. 10. Heft. 1865. 4.
20,045. Ders., Beiträge zur Förderung der Kunst in den Gewerken; Bd. I., H. 7. 1866. 4.

Histor. Verein des Kantons Thurgau in Frauenfeld:
20,046. Ders., thurgauische Beiträge etc.; 7. Heft. 1866. 8.

Kgl. böhmisches Museum (archäol. Section) in Prag:
20,047. Dass., Památky archaeologické a místopisné; d. V, 8. u. d. VI, 1–4. 1863–64. 4.

G. W. Niemeyer, Verlagshandl. in Hamburg:
20,048. Neuester Führer durch Hamburg, Altona etc. 3. Aufl. 8.

Friesch Genootschap etc. in Leeuwarden:
20,049. De lex Frisionum, uitgeg. door K. v. Richthofen. 1866. 8.
20,050. Herinneringen uit 1815. 1866. 8.

[S. 348]

Dr. L. Lang in München:
20,051. Münchener Sonntagsblatt; Jhg. 1860–63. 4.

Badischer Frauen-Verein in Karlsruhe:
20,052. Ders., Berichte an den badischen Frauenverein etc. 1866. 8.
20,053. Ders., 6. Rechenschafts-Bericht f. 1864–65. 4. mit 3 Beil.

Freiherr Edmund Öfele, Rechtscandidat, in München:
20,054. Ders., Rechnungsbuch des oberen Vicedomamtes Herzog Ludwigs des Strengen, 1291–1294. 1865. 8. Sonderabdr.

J. N. Enders, Verlagshandl., in Neutitschein:
20,055. Millian, der Molkencurort Rožnau in der mähr. Wallachei. 1853. 8.
20,056. Bowitsch, Marien-Sagen. 1858. 8.
20,057. Tyll Eulenspiegel. 1865. 8.
20,058–20,083. 26 weitere kleinere Schriften vermischten Inhalts. 1854–66. 4. u. 8.

E. D. M. Kirchner, Superintendent etc., in Walchow:
20,084. Ders., die Churfürstinnen und Königinnen auf dem Throne der Hohenzollern; I. Th. 1866. 8.

J. Höfler, evangel. Pfarrvikar, in Eschenfelden:
20,085. Luther, eynn Sermon von dreyerley guttem leben das gewissen zu vndterrichten. 1521. 4.

E. A. Traitteur in München:
20,086. Ders., erstes lärbuch der verkürzten und ganz gleichheitlichen, allgemeinen deutschen Sprachschreibung. 1864. 8.

Académie royale de Belgique in Brüssel:
20,087. Dies., bulletins; 34. et 35. année, 2. sér., t. XX et XXI. 1865–66. 8.
20,088. Dies., annuaire; 32. année, 1866. 8.
20,089. Dies., compte rendu des séances de la commission royale d’histoire; 3. sér., t. VII, 3 et VIII, 1–3. 1865–66. 8.
20,090. van Bruyssel, table générale du recueil de bulletins de la commission royale d’histoire (2. sér., t. I-XII). 1865. 8.

Histor. Verein von und für Oberbayern in München:
20,091. Ders., Archiv; 26. Bd., 2. u. 3. Heft. 1865–66. 8.
20,092. Ders., 27. Jahresbericht f. d. J. 1864. 1865. 8.

Dr. M. B. Kittel, k. Lycealprofessor, in Aschaffenburg:
20,093. Ders., die Ornamente aller Jahrhunderte an Gebäuden der k. b. Stadt Aschaffenburg; 16. Liefer. 1866. 4. Progr.

B. Röſsler, Magister der Pharmacie, in Garding (Schleswig):
20,094. Notwendiger Unterricht vom Goldmachen. 1684. 8.

Universität Rostock:
20,095–20,102. 69 akadem. Schriften (Dissertationen, Diplome etc.). 1865–66. 4. u. 8.

Direktion des evangel. Gymnasiums in Schäſsburg:
20,103. Haltrich, negative Idiotismen der siebenb.-sächs. Volkssprache. 1866. 8. Progr.

Aug. Recknagel, Verlagsbuchhandl., in Nürnberg:
20,104. Wagenseilii de civitate Norimbergensi commentatio etc. 1697. 4.
20,105. Hübnerus, Nic. Marescalci Thurii Mons stellarum etc. 1730. 4.
20,106. Nigrinus, Verzeichnus der Republic Nürnberg Regenten, Beamten und Bedienten: 2. Aufl. 1732. 8.
20,107. Falkenstein, codex diplomaticus antiquitatum Nordgaviensium. 1733. 2.
20,108. Pregitzer, wirttembergischer Cedern-Baum; 6 Theile. 2. Aufl. 1734. 2.
20,109. Preuenhueber, annales Styrenses. 1740. 2.
20,110. Merckwürdiges Leben und trauriger Fall des russ. Staats-Ministers Andreä Grafen v. Ostermann. 1743. 8.
20,111. Erlabeck, de juribus aedificiorum. 1760. 4.
20,112. Strobel, Nachricht von dem Leben und den Schriften Veit Dietrichs. 1772. 8.
20,113. Ders., Nachricht von Ph. Melanchthon’s Verdiensten um die heilige Schrift. 1773. 8.
20,114. Zapf, Muthmaſsungen über den Ursprung und das Alterthum des Heil. Röm. Reichs Stadt Aalen. 1773. 8.
20,115. Spieſs, von Reuter-Siegeln. 1784. 4.
20,116. Stobel, Nachricht von dem Leben Joh. Sebast. Pfausers. 1785. 8.
20,117. Steinbrück, vom Gözzendienst in Pommern u. Rügen. 1792. 4.
[S. 349] 20,118. Will, erneuertes Gedächtniſs des Nürnbergischen Wildbades. 1792. 8.
20,119. Strobel, Versuch einer Nachricht v. d. evang. Gemeine und ihren bisherigen Predigern in Venedig. 1793. 8.
20,120. Ders., von Melanchthons Ruf nach Frankreich etc. 1794. 8.
20,121. Wahrer Ueberblick der Geschichte d. bayer. Nation. 1800. 8.
20,122. Rothenburgische Religions- und Kirchengeschichte. 1817. 8.

G. Braun’sche Hofbuchhandlung in Karlsruhe:
20,123. Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins; Bd. XIX, 4. 1866. 8.

F. A. Voſsberg, Kanzleirath, in Berlin:
20,124. Ders., Wappenbuch der Städte des Groſsherzogthums Posen. 1866. 4.

Bernhard Mayer, Stadtschreiber, in Lauingen:
20,125. Ders., Geschichte der Stadt Lauingen. 1866. 8.

Verein für Heimathskunde Münchebergs und seiner Umgegend in Müncheberg:
20,126. Ders., Chronik; 1. Jahrg. 1866. 8. 3 Expl.

Dr. C. L. Grotefend, Archivrath, in Hannover:
20,127. Das Staatsbudget und das Bedürfniſs für Kunst und Wissenschaft im Königr. Hannover. 1866. 4.

Dr. Heinrich Heppe in Marburg:
20,128. Ders., Denkschrift über den Untergang des kurhessischen Staates. 1866. 8.

Dr. Ludwig Rockinger in München:
20,129. Ders., zur äuſseren Geschichte der älteren bayerischen Landfrieden. 1866. 4. Sonderabdr.

J. Rudolf Rahn in Dresden:
20,130. Ders., über den Ursprung und die Entwicklung des christl. Central- und Kuppelbaus. 1866. 8.

Société pour la conservation des monuments historiques d’Alsace in Straſsburg:
20,131. Dies., Bulletin; II. sér., t. IV, I. livr. 1866. 8.

Karl Meyer in Basel:
20,132. Ders., Untersuchungen über das Leben Reinmars von Zweter und Bruder Wernhers. 1866. 8

Rudolph u. Hermann Freiherren von Reitzenstein in Bayreuth:
20,133. Dies., Geschichte der Veste Reuth. 1865. 8.

Dr. H. Schläger, Senator, in Hannover:
20,134. Das neue Ministerium und die hannoversche Verfassung. 3. Abdr. 1863. 8.
20,135. Offener Brief an den hannover’schen Bauernstand. 8.
20,136. Domänen-Ausscheidung u. Steuererhöhung. 8.
20,137. Welfisch oder deutsch? 1866. 8.
20,138. Preuſsen und Hannover. 1866. 8.
20,139. Hannover unter eignen Königen. 1866. 8.

A. Jugler, Stadtsekretär, in Hannover:
20,140. Schnell, Verhandlungen des ersten Hannover’schen Städtetages zu Hannover, 12. u. 13. Mai 1866. 4.
20,141. Haushaltsplan der k. Residenzstadt Hannover f. d. J. 1866. 4.
20,142. Vollständige Listen der Todten und Verwundeten der hannov. Armee in der Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866. 8.

Historischer Verein für Niedersachsen in Hannover:
20,143. Ders., Zeitschrift; Jahrg. 1865. 1866. 8.

Dr. Hans Freiherr von u. zu Aufseſs in Kreisbrunn:
20,144. Ders., merkw. Schicksale des Felsenschlosses Freienfels an der Wiesent. 1866. 8. Sonderabdr.

Dr. Friedr. Latendorf, Gymnasiallehrer, in Schwerin:
20,145. Büchner, annotationum critic. ad M. T. Ciceronis orationem pro L. Corn. Balbo habitam part. II. 1866. 4. Progr.

Tob. Löffler’s Buchhandlung (R. Segnitz) in Mannheim:
20,146. Crollius, de illustri olim bibliotheca ducali Bipontina commentatio. 1764. 4.
20,147. de Caus, hortus Palatinus, a Friderico, rege Boemiae, electore Palat., Heidelbergae exstructus. 1795. 8. (Defect.)
20,148. Republikanischer Katechismus. 16.
20,149. Positiones de vocatione ministrorum ecclesiae. 1729. 8.
20,150. Brevis deductio juris, quod seren. domui Palatino-Neoburgicae contra seren. domum electoralem Brandenburgicum in ditionibus Juliacensibus, Clivensibus etc. competit. 1732. 4.
[S. 350] 20,151. Joannis, de singulari Ritterorum familiae felicitate epistola. 1734. 4.
20,152. Crollius, histor.-rechtl. Gedanken v. dem Ursprung des Pfältzischen Münzregals. 1760. 4.
20,153. Crollius, verbesserte Probe einer vollständigern und richtigern Pfälzischen Geschichte etc. 1762. 4.
20,154. Patrick, clef chronologique et diplomatique etc. 1778. 4.
20,155. Colini, précis de l’histoire du Palatinat du Rhin. 1763. 8.
20,156. Atlas historicus novus. 1763. 2.
20,157. Colini, éloge de Charles-Théodore, électeur Palatin. 1764. 4.
20,158. Erörterung des Entscheidungsrechtes in zweispaltigen Walen geistlicher Reichsfürsten. 1766. 4.
20,159. Mueller, oratio de Anvilla etc. 1767, 4.
20,160. Bachmann, zwölf Urkunden zur Erläuterung der Geschichte der Gefangennehmung Philipp des Groſsmüthigen. 1768. 8.
20,161. Mainburg, Geschichte von dem Verfalle des röm. Reiches nach Karl dem Gr.; 2 Thle. 1768. 4.
20,162. Elsasser, nützl. u. angenehmes Calender-Gespräch. 1774. 8.
20,163. de Caux, ode sur la convalescence de Charles-Theodore. 1775. 4.
20,164. Vorlegung der fideicommissarischen Rechte des Kur- und Fürstl. Hauses Pfalz etc. 1778. 4.
20,165. Sartori, auserlesene Beyträge zu reichsstädtischen Sachen. 1777. 4.
20,166. Mezger, tabulae aberrationis et nutationis in ascensionem rectam et declinationem insigniorum CCCLII stellarum. 1778. 8.
20,167. Mayer, gründliche Verteidigung neuer Beobachtungen von Fixsterntrabanten. 1778. 8.
20,168. Pfeiffer, Versuch eines ausführlichen Staats-Rechts der ohnmittelbaren freien Reichsritterschaft; 2 Thle. 1778–80. 8.
20,169. Bericht von dem, was in der geh. Rathsversammlung abgehandelt worden, die Papst Pius VI. 1778 in d. vatikanischen Hauptkirche zu Rom halten lies. 1779. 4.
20,170. Hochheimer, Joh. Jos. Schmidlin’s, k. preuſs. Hofraths etc., Lebensgeschichte. 1780. 8.
20,171. Voltaire’s Leben etc. 1. Bdchn. 1780. 8.
20,172. v. Lamezan, Skizze über d. Gesetzgebung. 1781. 8.
20,173. Pfeiffer, d. Ruhm der Deutschen in d. 18. Jahrhunderte: Joseph und Friedrich. 1781. 8.
20,174. Etwas zur Spekulation für den Staatsmann etc. 1781. 8.
20,175. v. Günter, Etwas von dem Verhältnisse des Adels im Kraichgau gegen die Kurpfalz. 1782. 8.
20,176. Wernher, Abhandlung über die Vertheilung gemeinschaftlicher Aemter oder Herrschaften. 1782. 2.
20,177. Wund, von Otto V. d. Gr., Pfalzgrafen von Wittelsbach. Jung, Rede etc. 1779. 4.
20,178. Mayer, princeps philosophus; oratio etc. 1780. 4.
20,179. Weis, quaestio, an gabellae emigrationis, vulgo die Nachsteuer, ratione dotis aut donationis propter nuptias fisco solutae aut solvendae a liberis extra territorium elocatis ad massam baereditatis parentum sint conferendae. 1781. 4.
20,180. Weis, dissertatio de pactis successoriis ac dotalibus. 1783. 4.
20,181. Schuler, neuausgerechnetes und sehr nuzliches Frucht-Büchlein. 1785. 8.
20,182. Peter, Entwurf fon Gedanken auf di Nótwendigkeit einer sistématischen Ferbesserung des Handlungs-Stands. 1785. 8.
20,183. Jung, Jubelrede über den Geist der Staatswirthschaft. 1787. 8.
20,184. Heerkens, aves Frisicae. 1788. 8.
20,185. Pfeiffer, d. teutsche Freiheit. 1787. 8.
20,186. Pfeiffer, d. teutsche Reichsverwirrung. 1787. 8.
20,187. Pfeiffer, d. teutsche Gleichgewicht. 1788. 8.
20,188. Gegenbeleuchtung der vorläufigen Beleuchtung des an Se. Kurf. Gnaden zu Mainz in Betreff der Embser Punkte von Sr. Fürstl. Gnaden zu Speier erlassenen Antwortschreibens. 1788. 8.
20,189. Die Zeremonien der Kirchweihe. 1788. 8.
20,190. Topogr. pfälzische Bibliothek; 2. Stück. 1789. 8.
20,191. Traiteur, über d. Gröſse u. Bevölkerung der rhein. Pfalz. 1789. 8.
20,192. Kuhlmann, Geschichte der Zerstörung der Reichsstadt Speyer. 1789. 8.
[S. 351] 20,193. Schlichting, Briefe aus d. Wiener Generalseminarium. 1789. 8.
20,194. Anleitung zur Kenntniſs der Rechte. 1789. 8.
20,195. Suckow, Geschichte der öffentlichen Sammlungen der chur-pfälzischen Staatswirthschafts Hohen Schule in Heidelberg. 1789. 8.
20,196. v. Böcklin, Beyträge zur Geschichte der Musik. 1790. 8.
20,197. Andreä, können die öffentl. Fruchtmärkte auch einem Staate schädlich seyn? 1790. 4.
20,198. Lettres sur les Allemands. 1790. 8.
20,199. v. Blum, crit. Untersuchung der mitternächtlichen Elsasser-Gränze; I. Th. 1791. 8.
20,200. List, Jubelpredigt, als der Durchl. Fürst und Herr, Herr Karl Theodor Kurfürst zu Pfalz etc. das 50. Jahr Seiner v. Gott gesegneten Regierung in der Kurpfalz zurücklegte. 1792. 8.
20,201. Gatterer, Abhandlung von dem Handelsrange der osmanischen Türken; 1.-3. Abth. 1792. 8.
20,202. Kurzer Auszug der pfälzischen Geschichte; 9. Aufl. 1793. 8.
20,203. Wiebeking, Beiträge zur churpfälz. Staatengeschichte vom J. 1742–92. 1793. 4.
20,204. Gatterer, Abhandlung vom Pelzhandel. 1794. 8.
20,205. Description de ce qu’il y a d’intéressant et de curieux dans la résidence de Mannheim etc. 1794. 8.
20,206. Semer, Beitrag zur näheren Bestimmung des Begrifes der eigentl. Staatswirthschaft. 1794. 8.
20,207. Wundt, Carl Theodor’s Verdienste um die Berichtigung und Erweiterung der rheinpfälz. Landesgeschichte. 1794. 8.
20,208. Der Staar-Stecher. 1798. 8.
20,209. v. Klein, Leben und Bildnisse der groſsen Deutschen; 4. Bd. 1798. 8.
20,210. La neutralité du Palatinat du Rhin. 1798. 8.
20,211. Ueber die Ansprüche der deutschen weltl. Fürsten auf Entschädigungen; I. 1798. 8.
20,212. Riem, Finanz-Gegenstände; Nr. I u. II. 1799. 8.
20,213. Riem, Tagebuch der merkwürdigsten Weltbegebenheiten; 2 Bde. 1799. 8.
20,214. Sörgel, das Haus Oestreich; 1. Th. 1802. 8.
20,215. v. Drais, warum Kaiser Napoleon der Justiz so hohen Rang unter den Departements der Staats-Verwaltung angewiesen haben mag? 1806. 8.
20,216. Semer, über d. Bürgeraufnahme in Städten und Flecken. 1809. 8.
20,217. Semer, über die Polizeiverwallung in Städten. 1809. 8.
20,218. Kritik des natürlichen Kirchenrechts etc. 1812. 8.
20,219. Franz Anton May der Arzt als Priesterfreund. 1814. 8.
20,220. Ueber die künftige Grenze zwischen Frankreich u. Deutschland. 1815. 4.
20,221. Heller, Albrecht v. Wallensteins Leben u. Thaten. 1816. 8.
20,222. Seltzam, momenta quaedam de vero jurisscientiae cum philosophia nexu. 1819. 8.
20,223. Courtin, Carl Ludw. Sand’s letzte Lebenstage und Hinrichtung. 1821. 8.
20,224. Rieger, histor.-topogr.-statist. Beschreibung von Mannheim. 1824. 8.
20,225. van der Wyck, der Mittel-Rhein u. Mannheim in hydrotechnischer Hinsicht. 1825. 8.
20,226. Gehres, kleine Chronik von Durlach; 2. Th. 1827. 8.
20,227. Pauli, medicinische Statistik der Stadt und Bundesfestung Landau. 1831. 8.
20,228. Geib, Theorie der Dichtungsarten. 1846. 8.
[S. 352] 20,229. Mühling, vier Reden über den gegenwärtigen Kirchenconflict in den oberrhein. Kirchenprovinzen. 1857. 8.
20,230. Schellenberg, Johann Calvin. 1864. 8.

IIII. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Magistrat der Stadt Brieg:
5151. 12 Lackabdrücke älterer und neuerer Brieger Amtssiegel.

Ritter von Franck in Graz:
5152. 4 Porträte in Schwarzkunst von M. Fennitzer und Kupferstich von G. C. Eimmart, P. Decker u. a.

Solger, Baurath, in Nürnberg:
5153. 7 Aufnahmen von Nürnberger Stadt- und Mauerthürmen, in Aquarellmalerei.

H. Förster, Pfarrer, in Auenheim:
5154. 5 Kupfermünzen des Kaisers Probus u. a.

K. Meltzer, Bürgermeister, zu Frankenberg in Sachsen:
5155. 9 Brakteaten aus dem Seifersbacher Funde nebst einem Bruchstück des denselben umschlieſsenden Gefäſses.
5156. 9 Münzen verschiedenen Gepräges vom 17. u. 18. Jhdt.

J. Höfler, Pfarrvikar, in Eschenfelden:
5157. Silbermünze des Herzogs Christian von Schlesien, 1670.

Nic. Stark, Magistratsrath, in Abensberg:
5158. Silberne Gedächtniſsmünze der Stadt Ulm auf das Jahr 1617.

A. Recknagel’s Buchhandlung in Nürnberg:
5159. 10 Exemplare der Karte des Nordgaues aus Falkensteins Nordg. Alterthümern, nebst 3 allegor. Titelblättern.

Fr. W. Riefenstahl, Kaufmann, in Nürnberg:
5160. Photogr. Aufnahme eines alten Holzhauses mit geschnitzten Balken und Wandflächen zu Werningerode.

Max Feurer, Hilfslehrer, in Nürnberg:
5161. 43 Porträts in Holzschnitt, Kupferstich und Schwarzkunst.
5162. 18 Landkarten und Prospekte vom 17. u. 18. Jhdt.
5163. Originalsiegel des Hans Oelhafen, 16. Jhdt.

Protest. Kirchengemeinde der Stadt Hersbruck:
5164. Palmesel mit der Figur Christi, Holzschnitzwerk, 15. Jhdt.

Dr. K. Haſsler, Oberstudienrath, in Ulm:
5165. Bruchstücke von Renthiergeweihen, Feuersteinsplitter und Gestein aus dem Funde von Schuſsenried (vgl. unten: Vermischte Nachrichten, Nr. 87).

J. Zeltner, Fabrikbesitzer, in Nürnberg:
5166. Zusammenstellung des Reichs- und der beiden Nürnberger Wappen, Thonrelief von G. Leigebe, 1621.

Dr. C. B. A. Fickler, Professor, in Mannheim:
5167. Viertelthaler Friedrichs von der Pfalz als Königs von Böhmen.
5168. Zwölfkreuzerstück des Grafen Johann Ludwig von Leiningen.

Jugler, Oberbergrath a. D., in Hannover:
5169. 6 Harzer Spielmarken von Silber.
5170. Ein bei Anwesenheit des Königs Ernst August im Harz 1839 geprägter Pfennig.

A. Jugler, Stadtssekretär, in Hannover:
5171. 6 Achtzehn-, Zwölf- und Sechs-Mariengroschenstücke verschiedenen Gepräges, 17. und 18. Jhdt.
5172. 3 Kupfermünzen, desgl.

K. Eckardt, Pfarrer, in Schlagwitz bei Waldenburg:
5173. 2 Bruchstücke aus A. Dürer’s Ehrenpforte in altem Abdruck, nebst 14 Holzschnitten aus einem Druckwerke des 16. Jhdts.
5174. 491 Porträte in Holzschnitt, Kupferstich und Steindruck.


Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen aus dem Osterlande. Gemeinschaftlich herausgegeben vom Gewerbe-Vereine, von der Naturforschenden Gesellschaft und dem Bienenwirthschaftlichen Vereine zu Altenburg. Siebenzehnter Band. Drittes und viertes Heft, ausgegeben im Juni 1866. Auf Kosten der drei Gesellschaften. Altenburg, 1866. 8.

[S. 353]

Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen. Herausgegeben unter Leitung des Vereins-Ausschusses Jahrgang 1865. Mit 2 Stammtafeln. Hannover, 1866. 8.

Die Pflanzenwelt Niedersachsens in ihren Beziehungen zur Götterlehre und dem Aberglauben der Vorfahren. Vom Pastor Rudolf Brockhausen. — Zur Genealogie und Geschichte des Billungischen Herzogshauses. Vom Prof. Dr. O. v. Heinemann. — Schloſs Thedinghausen und sein Gebiet. Vom Geh. Regierungsrath von Ompteda. — Historische Nachrichten über die Glocken im Dome zu Hildesheim. Von Dr. J. M. Kratz. — Inhaltsangabe der dem historischen Vereine für Niedersachsen überlieferten Beschreibungen vaterländischer Kirchen nebst Zubehör. XI-XIII. Lutherische, reformirte und mennonitische Kirchen im Fürstenthum Ostfriesland. Zusammengestellt von weil. Oberlandbaumeister Vogell. — Miscellen: Vorchristliche Alterthümer. Von J. H. Müller. — Kleine Anmerkungen zu einigen neueren Urkundenbüchern etc. Vom Reichsfreiherrn Julius Grote-Schauen. — Agnes von Lusignan, Aebtissin von Wunstorf. Von v. Reitzenstein. — Zur Genealogie der Herren von Holte. Von J. Graf v. Oeynhausen. — Das älteste Archiv der Herzöge von Braunschweig in der Kirche zu St. Blasius. Vom Archivrath G. C. F. Lisch. — Der Verfertiger des Obentrautschen Denkmals bei Seelze. Mitgetheilt vom Baurath Mithoff. — Epigramm auf die Vermählung Josephs I. mit Wilhelmine Amalie von Braunschweig. — Vaterländische Literatur des Jahres 1865. Gesammelt von H. Guthe, Dr. — Historische Preisaufgabe der königl. dänischen Gesellschaft der Wissenschaften.

Neunundzwanzigste Nachricht über den historischen Verein für Niedersachsen. Hannover. 1866. 8.

Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover. Redigirt von dem Vorstande des Vereins. Band XII. Heft 1, 2 und 3. (Jahrgang 1866.) Hannover. Schmorl u. von Seefeld. 1866. 2.

Beiträge zur Förderung der Kunst in den Gewerken. Herausgegeben von dem Architecten- und Ingenieur-Verein für das Königreich Hannover. Band I. Heft 7. Hannover. Schmorl und von Seefeld. 1866. 2.

Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben vom historischen Vereine des Kantons Thurgau. Siebentes Heft. Thurgauische Kriegsgeschichte oder Geschichte des thurgauischen Wehrwesens und der im Thurgau vorgefallenen Kriegsereignisse. Frauenfeld. 1866. 8.

Bulletin monumental ou collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monuments nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 2., 32. Vol. de la Collection. Nr. 6. Paris et Caen, 1866. 8.

Deux excursions archéologiques dans le canton de Mézidon; par M. de Caumont. — Épigraphie albigeoise ou recueil des inscriptions de l’arrondissement d’Albi (Tarn); par M. le baron de Rivières. — Rapport sur une fouille faite à Jublains en 1865; par M. le baron de Sarcus. — Le choeur de St.-Serge, à Angers; par M. Godard-Faultrier. — Mémoire sur les sépultures gallo-romaines découvertes à Lisieux; par M. Pannier.

Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments historiques d’Alsace. II. Série. T. IV. 1. livraison. Paris et Strasbourg. 1866. gr. 8.

[S. 354]

Procès-verbaux des séances. — Mémoires: Objets d’antiquité provenant de l’abbaye de Moutier-Grand-Val, par M. A. Quiquerez. — Notice sur une idole sans nom, scellée dans les murs de l’ancienne église de Gebolsheim, par M. Jér. Ans. Siffer. — Une ligue contre l’évêque Guillaume de Diest, par W. Spach. — Chapelle de Saint-Jacques, à l’église de Saint-George de Haguenau, par M. V. Guerber. — Murbach et Guebwiller, histoire d’une abbaye et d’une commune rurale d’Alsace, par M. X. Mossmann. — Moriment (Haut-Rhin, près d’Oberlarg), par M. A. Quiquerez.

Bulletins de l’Académie Royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. Trente-quatrième Année. — 2me Série, T. XX. Bruxelles, 1865. 8.

Rapports de MM. Thonissen, Defacqz et Ch. Faider sur un mémoire de M. Edm. Poullet, relatif aux juridictions et à la propriété foncière au XVe siècle dans le quartier de Louvain. — Notice sur des rédactions inédites des chroniques de Froissart, par M. le baron Kervyn de Lettenhove. — Les artistes belges à l’étranger: Berthollet Flémalle, par M. Éd. Fétis; Adrien de Weert. par le même; note sur Jacques Obrecht, le plus grand musicien du XVe siècle, par M. F.-Z. Fétis; un malcontent: Guillaume de Hornes, seigneur de Hèze, par M. Th. Juste. — Le psautier de saint Louis, conservé dans la bibliothèque de l’université de Leyde, par M. le baron Kervyn de Lettenhove. — Des alliances de la commune de Gand avec Richard II., roi d’Angleterre, par le même. — Les relations d’Édouard III. avec la Belgique, d’après les documents anglais, par le même. — De la constitution des Académies Belges depuis leur origine jusqu’à nos jours, par M. L. Alvin. — Notes sur quelques manuscrits des bibliothèques d’Angleterre (1re partie), par M. le baron Kervyn de Lettenhove. — Rapports de MM. de Busscher, van Hasselt et le Chevalier de Burbure, sur les manuscrits relatifs à l’histoire des tapisserie d’Audenarde légués à l’Académie par M. D.-J. Van der Meersch.

T. XXI. 1866. Notes sur quelques manuscrits de bibliothèques d’Angleterre, par M. le baron Kervyn de Lettenhove, 2me et 3e partie. — Lecture par M. Éd. Fétis d’une notice sur le triptique de Quentin Metsys, conservé à l’église de Saint-Pierre, à Louvain. — Rapports de MM. Kervyn de Lettenhove, de Smet et Snellaert sur les mémoires en réponse à la première question du programme de concours de la classe des lettres de 1866, relative aux colonies saxonnes. — Rapports de MM. Gachard et Thonissen sur le mémoire en réponse à la deuxième question de ce concours relative aux relations politiques de la Belgique avec le comté de Bourgogne. — Les trois frères Wierix, par M. L. Alvin. — Annonce de la découverte de sculptures anciennes, à Anvers, par M. le Chevalier de Burbure.

Annuaire de l’Académie Royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. 1866. Trente-deuxième Année. Bruxelles, MDCCCLXVI. 8.

(Académie Royale de Belgique.) Comte rendu des séances de la commission royale d’histoire, ou recueil de ses bulletins. Troisième Série. Tome septième. — IIIme Bulletin. Bruxelles, 1865. 8.

Note sur les descendants de la mère de la duchesse Marguerite de Parme. Par M. de Ram. — Notice sur un cartulaire de Guillaume I., comte de Hainaut, de Hollande, de Zélande et seigneur de Frise. Par M. Léopold Devillers. — Recherches sur les noms des mois et les grandes fêtes chrétiennes. Par feu M. Émile Gachet.

[S. 355]

Tome huitième. — Ier et IIme Bulletin. 1865. Table de documents relatifs à l’histoire des villes, communes, abbayes, etc., de Belgique, qui existent à la Bibliothèque royale, section des manuscrits: ancien Fonds Van Hulthem, nr. 568–766. Par M. Ernest van Bruyssel. — Requête présentée à Jean sans Peur, duc de Bourgogne, par les abbés, barons et autres seigneurs du pays d’Alosi, contre les empiétements du bailli et des échevins de cette ville. Communiqué par M. de Smet.

IIIme Bulletin. 1866. Table de documents relatifs à l’histoire des villes etc., nr. 805–971. Par M. E. Van Bruyssel. — Liste des documents manuscrits relatifs à l’histoire de Belgique qui sont conservés au British Museum. (Par le même.)


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

24) Ueber den Zug der Kelten nach Italien und zum hercynischen Walde. Von J. E. Wocel. Prag, Druck von Dr. Ed. Grégr. Selbstverlag des Verfassers. 1865. 8. 24 Stn.

Bekanntlich hat Niebuhr in seiner römischen Geschichte die Erzählung des Livius von einer doppelten, um mehrere Jahrhunderte auseinander liegenden Einwanderung der Kelten nach Italien als unstichhaltig verworfen und die Erstürmung Roms durch Brennus als Fortsetzung und Ergebniſs einer einzigen und unmittelbar zusammenhängenden Völkerbewegung betrachtet. Gegen diese Ansicht ist das Schriftchen des durch seine archäologischen und kunstgeschichtlichen Werke bekannten Verfassers gerichtet. Er durchgeht und prüft die von Niebuhr für seine Behauptung angerufenen Stellen aus Herodot, Appian, Plutarch, Dionysius von Halicarnassus, Diodor, Trogus Pompejus und Polybius und zeigt den gewaltsamen Zwang, den der berühmte Geschichtschreiber bei Auslegung derselben angewendet habe. Am besten ist ihm dieses bei Polybius gelungen, der doch offenbar von einer doppelten Einwanderung der Kelten spricht, so daſs selbst Mommsen, sonst ein skeptischer Beurtheiler aller Nachrichten des Livius, sich zu dem Zugeständnisse veranlaſst sieht, daſs einzelne Einfälle und Einwanderungen sehr frühe stattgefunden haben möchten. Aus allen diesen Gründen glaubt sich Wocel berechtigt, eine sehr frühe, mit dem ersten Einbruche der Kelten in Italien zusammentreffende Auswanderung der Bojer nach dem hercynischen Walde und Böhmen annehmen zu dürfen, und diese Meinung wird durch die Ergebnisse archäologischer Untersuchungen bestätigt, indem die Fundstätten der Bronzeobjekte älterer Legierung so weit als die geschichtlich nachgewiesenen Sitze der Kelten in Mitteleuropa reichen. Dazu kommen noch die in Böhmen und Bayern so häufig gefundenen Regenbogenschüsselchen. Diese miteinander verbundenen Thatsachen führen den Verfasser zu dem Resultate, daſs die Bojer ohngefähr um das Jahr 600 in Böhmen einwanderten und dieses Land mehr als fünfhundert Jahre innegehabt hatten, als sie es bald nach dem kimbrischen Einfalle wieder verlieſsen, daſs dasselbe aber zur Zeit Julius Cäsars beinahe vollständig von ihnen aufgegeben war.

A. F.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 39. Thiernamen. 1. Der Esel.

Die Biene: Nr. 21. Drachengeschichten und Lindwurmsagen. (Rud. Temple.) — Beil. Nr. 21 ff. Mährens hervorragende Persönlichkeiten des geistlichen Standes aus der Vergangenheit und Ge[S. 356]genwart. — Nr. 25. Zwei Lieder in der Mundart des Kuhländchens. — Beil. Nr. 27 ff. Thurmknopf-Dokumente (aus Neutitschein).

Das illustr. Buch d. Welt: Nr. 11, S. 324. Bilder aus Tirol: H. Hainzenberg und die Gerlaswand.

Hausblätter: 19. Heft, S. 65. Holzland-Sagen. XVI-XIX. (Kurt Greſs.)

Jagdzeitung: Nr. 14 u. 15. Zur Jagdgeschichte des deutschen Kaisers Maximilian I.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 481. Die vormalige kurpfälzische Gemäldesammlung in Düsseldorf. — Nr. 485. Die älteste menschliche Niederlassung in Württemberg.

Deutsche Kunstzeitung: Nr. 33. Die Restauration der Burg Karlstein in Böhmen. (Aus d. Wiener Ztg.)

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 25 (121), S. 26. Johannes Augusta, der Brüderbischof. (Siegfried Kapper.)

Deutsches Museum: Nr. 38. Der deutsche Meistergesang. (Rud. Rost.)

Die Natur: Nr. 37 ff. Geschichte der Töpferkunst. (Otto Ule.)

Nordsee-Zeitung: Nr. 159 ff. Erntesitten und Ernteaberglauben in Niedersachsen. (Dr. H. Pfannenschmid.)

Novellen-Zeitung: Nr. 39 f. Historische Bilder: I. Fanatische Blutzüge des Mittelalters.

Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg: Nr. 40 f. Die Gründung der Mark Brandenburg. (W. Schwartz.) — Christensitte und Väterweisheit. Auszüge aus ältern Testamenten. (Hesekiel.)

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 260. Zur Geschichte der Postverträge. — Nr. 263. Zur deutschen Kunstgeschichte. (E. Förster.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1211. Das Volksfest des Stralauer Fischzugs. — Die Burg Hohenzollern. — Nr. 1214. Beil. Deutschlands Wappensagen.


Vermischte Nachrichten.

87) Eine halbe Stunde von der ehemaligen Reichsabtei Schussenried (Oberschwaben) sind vor kurzem Oberstudienrath Haſsler und Professor Fraas damit beschäftigt gewesen, eine interessante Entdeckung weiter zu verfolgen, auf welche man bei Tieferlegung des Schussenursprungs zu Kulturzwecken gekommen ist. Zwanzig Fuſs unter dem Boden des jetzt dort trocken gelegten Weihers, unter einer vier Fuſs mächtigen Torflage und einer durch den Kalksinter der Kieselwand während unmeſsbarer Zeit gebildeten Tuflage im Letten, der zu unterst mit Humus vermischt, hier noch mit Rennthiermoos überzogen, eine wahre Kulturschichte bildet, findet sich eine Menge von Geweihen, Knochen, Zähnen, Feuersteinen,[S. 357] zu Instrumenten geformt und als solche gebraucht, andere bearbeitete Steine und hie und da auch Stücke aus Eichenholz. Die Geweihe sind alle vom Renthier, meist bearbeitet, die Sprossen und Zinken an- und abgesägt und zu mancherlei Instrumenten des Stechens u. s. f., zum Theil mit runden Oeffnungen geformt, freilich das alles im primitivsten Kulturstadium, was sich besonders auch an den Quarzen und Gneisen beurkundet, die, durch den Feuerstein zu Schlägeln oder Keulen von der Form der Hackmesser der Metzger in den verschiedensten Dimensionen bearbeitet, noch ungleich roher erscheinen, als die rohesten Producte der ältesten Pfahlbauten. Neben dem Renthier erscheint sein steter feindseliger Begleiter, der fiälfras (gulo borealis), ein riesiger Bär, ein Wolf, Pferd und Ochs, diese kleiner als die unsrigen, dazu noch mancherlei Vierfüſser, Fische und Vögel, aber wol meist einer andern Fauna als unserer jetzigen, einem rauhern Klima als dem unsrigen angehörig. Doch neben jener und in diesem lebte auch schon der Mensch; und ist zwar noch kein Schädel zu Tage gekommen, der die Race kennzeichnete, so ist doch an der Thatsache durchaus nicht zu zweifeln. Dies beweist unwidersprechlich (bei vollständiger Abwesenheit alles Metalls) die Bearbeitung des Feuersteins und durch und mit ihm der übrigen Steine, der Geweihe, Knochen, Hölzer. Ja, trotz aller Urzuständlichkeit scheint dieser Mensch schon Luxusbedürfnisse gehabt zu haben. Denn was sind diese pastenartigen, braun und hellroth färbenden, gleich einer butterhaltigen Salbe anzufühlenden Kügelchen inmitten einiger Lehmklumpen? Sind es blos zufällig hier sich findende Drusen von Bohnerz, oder haben gleich andern rohen Naturvölkern die menschlichen Zeitgenossen dieser untergegangenen Renthierwelt mit diesen Eisenoxyden den Leib bemalt?

(Allg. Ztg.)

Einige Proben vorgenannter Ausgrabungs-Gegenstände sind durch die Güte des Herrn Oberstudienraths Haſsler den Sammlungen des german. Museums überlassen worden und noch weitere in Aussicht gestellt. (S. oben: Geschenke, Nr. 5165.)

D. Redact.

88) Das kostbare Mosaik zu Nennig bei Saarburg wurde jüngst durch die Hand des Bildhauers Heinrich Schäffer, früher zu Stuttgart, bleibend renoviert, besonders das groſse Bild „der Wasserorgelspieler“ ganz hergestellt, so daſs es jetzt wieder prangt in der alten Zeichnung und der antiken Pracht. Die Regierung hat dem Genannten die Leitung der Ausgrabungen des interessanten Palastes übertragen. Jüngst wurde daselbst ein merkwürdiges Büchschen von Silber gefunden, welches etwas Asche, ein Knöchelchen und eine kleine Münze von Theodora II., Gemahlin Constantius I, enthielt.

(D. Kunstztg.)

89) Von Dr. A. Lübben in Oldenburg, Verfasser eines „Wörterbuchs zu der Nibelunge nôt“, befindet sich (bei Stalling daselbst) eine neue Ausgabe des Reineke Vos unter der Presse, welche einen kritisch berichtigten Text liefern soll, der auf einer genauen und sorgfältigen Vergleichung des ältesten Druckes (1485, Lübeck) beruht. Zugleich wird die neue Ausgabe die prosaische Auslegung, die s. g. katholische Glosse, enthalten, die seit 1711 in den Ausgaben fehlt. Der Text wird in Anmerkungen sachlich und sprachlich erläutert; daran schlieſst sich ein Wörterbuch, das den gesammten Sprachschatz des Reineke wiedergibt und erklärt. In der Einleitung sollen die bei der neuen Ausgabe zur Anwendung gebrachten kritischen Grundsätze dargelegt werden.

90) Herr Prof. Wattenbach in Heidelberg benutzte im Frühlinge d. Js. einen Aufenthalt in London, um das Verzeichniſs der seit Juli 1861 neu erworbenen Handschriften des britischen Museums[S. 358] durchzusehen und die für Deutschland und mittelalterliche Geschichte bemerkenswerthen zu verzeichnen. Diese finden sich in der nachfolgenden Liste, welche wir der Güte des genannten Herrn verdanken, angegeben.

1861.

24,273. Relation of the Massacre of the Protestants in Valtellina 1620 (at Puttick’s).

24,279. Joh. Chr. Stollii Ravenspurgensis Album Amicorum 1612–1621. 12. (ib.)

24,280. Hwg von Trimberg, Der Renner, saec. XV. ch. fol. (ib.)

24,315. Albertani sive Andreae Cappellani Tractatus de Amore, germ. vers. per Doctorem Joh. Hartlieb. Valerii Maximi de Dictis et Factis mem. libri germ. saec. XV. ch. fol. (Purch. of Messrs. Boone).

1862.

24,345. Ordinance of John Bugenhagen for the management of the Schools at Hamburg 1529. Other Ordinances 1606 and 1582. germ. saec. XVIII. qu. (Received from the Dep. of Printed Books).

24,637. Liber censuum ecclesiae S. Severi Erford. 1351–1358. membr. fol. (von H. Troſs gekauft).

24,639. Die Reformacion zu Arnsberg ussgangen der haimlichen beschlossen Ächt der kais. Freigericht etc. saec. XV. qu. (ebendaher).

24,643–46. Regensburger Chronik bis 1683, saec. XVIII. fol. (gekauft von Edw. Peacock).

24,653–56. Bayrisch Stammenbuch etc. durch Wiguleum Hund. Ingolst., 1586. 1598. 2 Vols. (printed) with a third volume in 2 parts, MS. (Purcbased of B. Quaritch.)

24,922. Rotulus mortuarius Abbatiae S. Vitalis Savigniacensis, copié par Léchaudé d’Anisy, saec. XIX (of Messrs. Boone).

24,923. Visitationes Odonis archiep. Rotomagensis, 1248–1269 (von demselben copiert).

24,929. Letters to Jac. Gu. Imhoff of Norimberg, from E. Ashmole, St. George Ashe etc. 1687–1710 (ebenso).

24,946. Alte Deutsche Gedichte, ch. saec. XV. fol. (Libri).

24,975. Johannis Nider Formicarius. Eiusdem Tractatus de reformatione Status coenobitici, saec. XV. ch. qu. (of H. Dashwood).

1863.

25,043. Necrologue de l’Abbaye de N. D. de Port Royal des Champs, s. XVIII. qu. (von Boone).

25,052. Historia coenobii S. Jacobi de Coudenberga, Brux. saec. XIX. oct. (desgl.).

25,053. Liber chronicorum Villariensium, qu. saec. XVII. (desgl.).

25,054. Chartularium Abbatiae S. Trudonis, saec. XIV. XV. mb. qu. (desgl.).

25,055. Catalogus Abbatum et Canonicorum Monasterii B. Mariae Floreff. saec. XVII. vell. roll (desgl.).

25,056. Chartularium Monasterii Carthusiensis apud Herinnes dioc. Camerac. saec. XV. vell. fol. (desgl.).

25,057. Chartularium Abbatiae B. M. V. Munsteriensis in civitate Luxenb. saec. XVII. qu. (desgl.).

25,059. Annales Ducum Brabantiae 615–1467. saec. XVIII. und noch Einiges der Art aus neuerer Zeit. (desgl.).

25,105. Martini Poloni Chron. bis 1266, fortgesetzt bis 1311. saec. XV. mb. fol. (von Boone).

[S. 359]

25,113. Eckhersches Stammbuch, saec. XVIII. fol. (gekauft von F. Moleni).

25,434. Les Prophéties de Merlin, saec. XIV. mb. fol. (von N. Henry Troſs of Paris).

25,435. Loosbuch, germ. saec. XIII (sic). mb. qu. (desgl.)

25,436. Bundbuch or Register of Acts relating to the Swabian League 1486–1495. mb. fol. (desgl.)

25,437. Official copies of Papers relating to Friburg and Berne 1403–1468. ch. fol. (desgl.)

25,438. Vita b. Gregorii papae per Johannem levitam, mb. saec. XIII. (von Boone).

25,439. Magistri Petri de Vineis Summa de gestis Frederici imperatoris, saec. XIV. mb. fol. (Boone). Ist die bekannte Briefsammlung in 6 Büchern. Auf dem letzten Blatt ist ein Brief von K. Adolf. Comiti de Salmis: Grata est in conspectu etc. Der Graf soll gegen den König Philipp von Frankreich seine civitates, castra und sein Land rüsten, und keine Unterstützung durch seine Unterthanen zulassen, keine Pferde verkaufen. D. Nuremberg vij Id. Sept. regni a. 3. (7. Sept. 1294.)

25,440. Alberti Aquensis Historia Expeditionis Hierosol. saec. XIV. ch. qu. (Boone).

25,441. Vincentii Bellovac. Spec. hist. Pars 3. saec. XIV. fol. (Boone).

1864.

25,492. Charters etc. relating to Wesel and the Dukes of Cleves 1277–1489 in Flemish (unvollst.) c. 1500. fol. (von H. Troſs).

25,600. Vitae et Passiones Sanctorum scr. a. 919. mb. fol. (Boone).

25,694. Regiments- u. Geschlechterbuch der Stadt Zürich, saec. XVII (von Mrs. Maxwell).

26,765. Annals of Halle in Saxony 981–1615 (unvollst.) germ. qu. (gekauft von S. Palmer).

26,788. Vita et Miracula S. Heriberti, mb. saec. XI. qu. (Troſs).

26,802. Steph. Infessurae Diaria Rerum Rom. 1378–1494. Cop. von Vat. 6839. (Presented by John Payne Esq.).

26,803–7. Joannis Burcardi Diaria 1483–1506. saec. XVII. fol. (von dems. wie auch die folgenden).

26,808. 9. Blassii Martinelli Diaria 1518–1538.

26,810. Cornelii Firmani Diaria 1565–1573.

26,811. 12. Francisci Mucantii Diaria 1572–1585.

Das Verzeichniſs reichte bis 27,235.


Inserate und Bekanntmachungen.

17) Bei Wiegandt & Grieben in Berlin ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Die Churfürstinnen und Königinnen auf dem Throne der Hohenzollern, im Zusammenhange mit ihren Familien und Zeitverhältnissen; aus den Quellen bearbeitet von Kirchner, Superintendent etc. 1. Mit sechs Porträts. Preis 1 Thlr. 25 Sgr.

18)

Nachträge und Berichtigungen.

Das Sp. 22 f. des diesjährigen Anzeigers erwähnte Werk des Wilhelm von Boldensele ist schon von Canisius herausgegeben, neuerdings aber von C. L. Grotefend in der Zeitschrift des hist. Vereins für Niedersachsen, 1852, S. 209–286.

Ueber den ebendas. Sp. 80 von Prof. Haase gesuchten Ludolf von Hildesheim ist Rockinger in den Quellen zur bayer. und deutschen Geschichte, IX, 1, 349–358 zu vergleichen.

Sp. 89 f. ist von einer Abgabe geredet, welche die Juden zu Naumburg unter dem Titel „de stola“ zu zahlen gehabt hätten. Um den ohnehin schon schwer genug belasteten Juden des Mittelalters nicht eine neue Last bleibend aufladen zu lassen, bemerke ich, daſs ohne Zweifel „de scola“ zu lesen und ein Zins von der Judenschule gemeint ist.

Heidelberg.

Wattenbach.

19) Nachricht auf die Anfrage in Nr. 4 des Anzeigers, Sp. 159.

In der königl. öffentl. Bibliothek zu Hannover befindet sich: Froissart, Chronique de France etc. Part. III et IV. Pergamenthandschrift des 15. Jahrhunderts, 2 Bände in Folio von 222[S. 360] und 204 Bll., mit fein gemalten und mit Gold ausgelegten Initialen, die Titelblätter mit vortrefflicher Arabesken-Malerei; in P. IV, Bl. 1a ein gröſseres Bild.

P. III. incipit: „Cy commence la tierce partie des croniques Sire Jehan Froissart qui contient les nouvelles guerres de France, Dangleterre, despagne et dytalie. Et parle premierement comment Sire Jehan Froissart se partit de France pour aller pardentue le conte de Foix et la maniere de son voyage“ etc.

Explicit Bl. 217a mit dem Capitel: „Comment certains deputes et sages hommes pout parlerent et prendrent vues treues a durer trois ans entre les françois et les anglois“ etc.

Bl. 219a-222b: „La table des rubriques“.

P. IV. incipit: „Cy commence le quart livre de maistre Jehan Froissart qui parle des guerres et nobles fais d’armes et advenues de france dangleterre et Des pays dentour les comm.’s et adherens Depuis lan de nostre seigneur mil ccc. iiiixx et neuf. Et premierement de la noble feste qui fut faite a paris a lentre et venue de la reyne Ysabel de france femme au Roy Charles le bien ayme“ etc.

Explicit Bl. 200a mit dem Capitel: „De la mort du Roy Richard d’Angleterre. Et comment les treues furent ralonguees entre france et angleterre. Et aussi de la deposicion du pape benedic“.

Bl. 201b-202: „Sensuit une addicion et correccion faictes sur le dernier chapitre du volume, touchant la morte du tres noble et puissant prince le Roy Richard“ etc.

Bl. 202b-204b: „Table“.

Hannover.

Bodemann.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 361]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

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ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 11.

November.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Historia Neminis.

Von Professor Dr. W. Wattenbach in Heidelberg.

Auf Sp. 179 des diesjährigen Anzeigers ist die Behauptung aufgestellt, daſs der Niemand oft in Reim und Versen, aber nie in Prosa verherrlicht sei. Es gibt jedoch lateinische Legenden vom h. Nemo, der freilich eine etwas andere Figur ist, wie jener Niemand. Da die Kirche diesen Heiligen niemals anerkannt hat, auch kein bestimmter Tag ihm gewidmet ist, dürfen wir seine Legende nicht in den Actis Sanctorum suchen; handschriftlich findet sie sich aber an verschiedenen Orten. Die Vita sanctissimi et gloriosissimi Neminis im Cod. Vat. 2040 beginnt: „Beatus igitur Nemo iste contemporaneus dei patris“, also wie die unten folgende nach dem Eingang (Pertz, Archiv V, 67). Ueber zwei Exemplare in Wien und Raygern (ib. X, 483. 691) fehlen mir genauere Angaben. Ein viertes in der Heidelberger Handschrift Pal. germ. 314, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, auf fol. 100 von wenig späterer Hand eingetragen, beginnt gleich mit der Notiz, daſs dieselbe Geschichte sich „in flavo codice tenui Cyrilli in appolog. K. 138“ in anderer Fassung befinde. Dann folgt die Legende, welche ich hier als Probe mittelalterlichen Witzes mittheile, obwohl sie etwas gedehnt und nicht eben allzu geistreich ist. Die Citate sind meistens zu späterer Ausfüllung leer gelassen; die profanen aus Cicero’s Verrinen zweimal erst am Rande nachgetragen und vermuthlich alle erst neuerer Zusatz. Durchweg ist die Predigt eines Klosterbruders zur Verherrlichung des Schutzheiligen parodiert:

[S. 362]

„Multifarie multisque modis, karissimi, loquebatur olim deus per prophetas, qui velud in enigmate et quasi sub nebulosa voce unigenitum dei filium pro redimendis laborantibus in tenebris et in umbra mortis sedentibus preconisarunt venturum. Novissimis autem diebus per suam sacram scripturam palam loquitur, et gloriosum beatissimumque Neminem ut sibi conparem ante secula genitum penes illud prophete: Dies formabuntur et Nemo in eis, scil. prius erat, ps. 138 ipsius David prophete; humano tamen generi hactenus peccatis exigentibus incognitum fore predicat, enucleat et testatur. Sed et ipsemet salvator noster et dominus, cui semper proprium est misereri et qui suos nunquam deserit inadiutos, suo saguine proprio redempti populi misertus est, et ab oculis nostris remota penitus vetusta caligine thesaurum huius gloriosissimi Neminis tam celebrem dignatus est nobis apperire, ut ipsum usque nunc damnifere nobis absconditum intueri deinceps oculata fide salubrius valeamus.

Beatus igitur Nemo iste contemporaneus dei patris et in essentia precipue consimilis filio, velud nec creatus nec procedens, sed genitus in sacra pagina reperitur.... et ubi supra ps. 138. Cui postea merito tanta crevit autoritas, ut ac si terrena respuens ad celorum culmina volatu mirabili pervolavit, sicut legitur in evangelio: Nemo ascendit in celum..... Unde Johannes sexto in persona dei dicit: Nemo venit ad me, unde dum celum ascenderat, deitatem puram et integram et insimul sanctam et individuam trinitatem vidit ibidem, ut inquit Damascenus, et Johannis primo dicitur: Deum Nemo vidit unquam, id est aliquo tempore. Et quod filium viderit, testatur[S. 363] evangelium Math. 11. Mar. 10: Nemo novit filium. Et alibi.. ... Nemo loquens in spiritu sancto; quia enim viderat ipsum cum patre et filio, securius loquebatur, nam qui vidit testimonium perhibuit. Deinde rediens iste virtuosus et potentissimus Nemo tanta audacia et securitate claruit et illuxit, ita quod dum Judei maledicti Jhesum capere venientes non essent ausi invadere, solus iste Nemo audacissimus, qui cum eis aderat, cepit eum ut dicitur Johannis septimo et octavo: Nemo misit in eum manus. Similiter flagiciosissimus Verres, qui predonibus captis vita reservatis cives Romanos securi percussit, quemquam neque timebat adversarium nullumque habuit excepto Nemine, ut Tullius in oratione contra Verrem testatur, dicens ad Verrem: Inimicum habebas Neminem. Princeps etiam Judeorum Nicodemus nomine potentiam istius gloriosissimi Neminis reserans ait ad Jhesum: Nemo facit hec signa que tu facis. Probatur et potentior aliis per scripturam, quod solus Nemo deo contrariari polest, unde..... Deus claudit et Nemo aperit, deus aperit et Nemo claudit. Hoc attestatur Job deum alloquens Job 30: Cum sit Nemo qui de potestate tua possit eruere. Et quod nulli concessum est, videlicet servire duobus dominis, huic Nemini concessum fuit, ut in evangelio.... dicitur: Nemo potest duobus dominis servire. Et poeta....: Utiliter servit Nemo duobus heris. Et ipsemet Christus de potentia illius Neminis alloquens discipulos suos inquit.....: Gaudium vestrum Nemo tollet a vobis. Neque mirentur discipuli de hoc, cum et Christus de se ipso dicat Jo. decimo: Nemo tollit animam meam a me. Sed quid? si tanta virtute consistat iste sanctissimus Nemo, non est mirum cum ipse incarnari et nasci voluit in hoc mundo velud Christus, et ex illustri prosapia generari, sicut legitur ecclesiastici quinto: Nemo enim ex regibus aliud habet nativitatis inicium. Est eciam de genere Jhesu Christi et Marie, que fuit de stirpe regia, nam cum de nomine Johannis baptiste quereretur, responsum est Luce primo: Nemo est de congregacione tua qui vocetur hoc nomine. Fuit eciam valens miles et strenuus, unde apostolus .....: Nemo militat propriis stipendiis. Securus eciam fuit propier eius probitatem, ut dicitur....: Nemo securus. Merito quidem securus dicitur, cum naturam superet in virtute, ut hic....: Quod natura negat, Nemo feliciter audet. Et iterum de eodem poeta....: Quod natura dedit, tollere Nemo potest. Sua vero milicia ut moderni milites non est usus, qui ad modum allecium recentium, pro quibus habendis a venditoribus prius solvitur precium, sunt venales et non pro honore, ymo verius, quod verecundor dicere, precio plerunque letiferis pestibus se exponunt. Sed isti Nemini gloriose militi placuit penitus et nunc placet ob ipsius grandes divicias et reditus, quibus precellit viventes ceteros, militare officium sumptibus propriis exercere, sicut legitur ad Cor. nono: Nemo tenetur propriis stipendiis militare. Verum quia potentes dudum strenui et sublimes in litterali dogmate erudiri pre ceteris anhelabant: iccirco beatus iste Nemo miles, a genere quo processit nolens modis aliquibus deviare aut declinare, litteras didicit et[S. 364] sapientissimus proinde factus est; propheta namque extitit in patria sua, ut dicitur Luce quarto: Nemo est acceptus propheta in patria. Propheciam autem suam et suum dogma generale, quod multis vigiliis acquisivit, ut moderni clerici non consumpsit, qui ob aliud non curant discere, nisi solum ut cumulent peccuniam et peccunia et piguibus ditentur prebendis, et ob hoc omissis liberalibus scienciis facultates solummodo petunt lucrativas, sed prorsus quibuslibet spretis contagiis solus iste Nemo celestia contemplatus est et vitam innocentem a crimine duxit, sicut legitur......: Nemo sine crimine vivit. Et alibi....: Nemo ex omni parte beatus. Unde tanta patientia ab adversariis mala sustinendo fuit, usque se ipsos emendarent, unde Cor. 7: Capite nos. Neminem lesimus, Neminem corrumpimus, Neminem circumvenimus. (Et Tullius in Verrem: A principio ita sim versatus, ut defenderem multos, leserim Neminem, subito hunc mutata voluntate descenderim.) Et iterum dicitur....: Maiorem caritatem Nemo habet. Et quod maiorem caritatem Nemo habeat, clamat sancta mater ecclesia ubi dicit ....: Ecce quomodo moritur iustus etc. et Nemo percipit corde. Et iterum....: Viri iusti tolluntur, et Nemo considerat. Nunc autem videre potestis, karissimi, conpassionem istius gloriosissimi Neminis, qualiter conpassus est Christo morienti, ubi supra dicitur: Ecce quomodo moritur iustus etc. Et sanctis eius beatis, ubi dicitur: Viri iusti tolluntur etc. ubi supra. Qui etiam misertus est pauperis illius, ad cuius preces aliquis obsessa et (sic!) potente Nemine extitit liberata, sicut scriptum est....: Et Nemo recordatus est pauperis illius. Insuper habetis quod iste sanctissimus Nemo solus absque vera confessione et iniuncta sine sibi penitencia salutari in tremendo dei iudicio salvus erit, prout in sacra pagina clarius declaratur, dicendo....: Nemo absque vera confessione et sine penitencia salvabitur. Summus etiam inter omnes possessores possessor fuit iste ditissimus Nemo et est, nam ipsum deum aliquando possidet, et amittit hunc eundem, quandocunque sibi placet, ut in quadam auctoritate dicit beatus Augustinus.....: Nemo amittit te deus, nisi qui te dimittit. Item iste stabilissimus Nemo solus est qui ista terrena potest diligere et ipsemet firmus esse, ut in quadam auctoritate dicit beatus Gregorius.....: Nemo valet ista mobilia diligere et ipse immobilis stare. Item iste doctissimus Nemo tanta sciencia preclaret, ita quod per sui discretionem scit illud quod homo vivens nequit scire, ut in ecclesiastico legitur quinto: Nemo scit utrum amore dei vel odio dignus sit. Et quod iste peritissimus. Nemo liberalibus scientiis sit edoctus, claret. Nam adeo sciebat arismeticam, ita quod turbam magnam quam Johannes viderat in apocalipsi..... solus iste Nemo potuit numerare, ut legitur: Et vidi turbam magnam quam dinumerare Nemo poterat. Et iterum ibidem apoc.... de eius dignitate dicitur: Et Nemo fuit dignus aperire librum et solvere signacula eius. De eo eciam lucide testatur Priscianus, quod ei fuit consimilis in grammatica et socius, cum dicit in maiori volumine: Neminem inveni michi socium. Fuit eciam astronomus, sicut legitur....: Nemo ob[S. 365]servat lunam. Quomodo eciam fuerit conpositor legum et magnus in musica, vide in alio Nemine in appollogis Cyrilli. (Et ideo Tullius ipsum Neminem maiorem se fatetur, cum in principio oracionis in Verrem inquit: Et in hac causa profecto Neminem preponendum michi esse actorem putabit.)

Nunc modo videre potestis, karissimi, quantis fulget meritis Nemo iste sanctissimus, quanta sit eius scientia, et inde quanto prosequi debeat ab omnibus laude et gloria, puris affectibus et honore. Cum ipse cui omnia vivunt et quem laudant archangeli, istum sanctum Neminem benedictum per secula adeo puro dilexit amore, ita quod dum suos per mundum misisset apostolos, precepit eis ut cum Nemini beatissimo obviarent, ipsum salutarent, sicut dicitur in evangelio....: Neminem per viam salutaveritis. Et insuper precepit dominus, ut eidem visiones et secreta eius tanquam suo secretario fiducialiter aperirent, sicut scriptum est Luce quarto: Nemini dixeritis visionem hanc. A Christo curato de lepra, inquit ad eum Christus.....: Vade, Nemini dixeris. Quid plura? Non solum per suos discipulos dominus istum sanctum Neminem venerari voluit, sed ipsemet personaliter eum venerari dignatus est. Nam dum Judei in verbis dominum capere cuperent, et mulierem in adulterio deprehensam coram eo adducerent, Jo. octavo, ipse Christus cui nichil absconditum est, discretionem, scientiam et valorem dilecti sui Neminis agnoscens plenarie, in beati Neminis reverentia et honore dictam mulierem accusatam per eum rennuit iudicare, dicens: Mulier, ubi sunt qui te accusant? Nemo te condemnavit? Que respondit: Nemo, domine. Audiens hoc dominus, nolens falcem mittere in messem alienam, dictam mulierem remisit ad S. Neminem, dicens: Nec ego te condemnabo. Considerabat enim dominus eius statui et persone esse deferendum, et voluit tunc suo deferre maystro. Nam alibi dicitur de eius maysterio: Nemo propheta et doctor...... Cum autem Christus loqueretur ad Samaritanam cum fonte, Jo. 8, et alii discipuli non essent ausi ei dicere verbum, Nemo velud mayster bonus Jhesum reprehendit dicens ibidem: Nemo tamen dixit: Quid queris aut quid loqueris cum ea? Item nolens Nemo quod Johannes per viam erraret, interrogabat eum quo esset iturus, sicut legitur......: Nemo tamen dixit: Quo vadis? Item cum dominus manifestaret se discipulis suis Joh. 21, Nemo audebat eum interrogare quis esset, cum alii discipuli non essent ausi; Nemo tamen dixit: Tu quis es? De maysterio vero istius Neminis planius habetur in parte evangelii Joh. septimo, ubi de lege contendebat cum Judeis, dicens: Nonne Moyses dedit vobis legem, et Nemo ex vobis facit legem? Insuper tanta fulsit patientia et humilitate, quod iuxta verbum apostolicum.....: Qui non laborat, non manducet, et alibi in ps.....: Labores manuum tuarum quia manducabis etc. voluit propriis manibus laborare, et non solum in secularibus satagebat ut Martha, sed etiam in divinis habuit curam ut Magdalena. Unde de primo dicitur de Martha:....: Nemo mittens manum ad aratrum etc. Et tanquam contemplarius et orthodoxus surgebat quantum ad secundum scilicet de Magdalena, ad matu[S. 366]tinas, et nocte dieque sacriste ac cantoris officium humiliter faciebat. Sacriste officium ut hic: Nemo accendit lucernam,...... Cantoris officium ut hic: Nemo poterat dicere canticum,......

(Magnus orator et reorum defensor erat, unde Tullius oracione tercia de Verre inquit: Ne quem Nemo actione defendere ausus esset, eum ego bis accusare non possem.) Tanti vero cordis et animi fuit iste fortissimus Nemo, quod non solum toto conamine laborabat, sed etiam ociosos una secum conducere et laborare volebat, ut in evangelio.... dicitur ociosis: Cur hic statis tola die ociosi? Responsum est ab eisdem: Quia Nemo nos conduxit. Verbum autem domini dicentis.....: Frange esurienti panem tuum, non oblitus, elemosinas faciebat. Unde cum pauper Lazarus elemosinam peteret et saturari cupieus de micis que cadebant de mensa divitis, solus iste Nemo sanctissimus conpassionis intuitu erogabat eidem, ut ibidem.... habetur: Et Nemo illi dabat.

Per predicta igitur, karissimi, in parte plane videre potestis formationem, essentiam, potentiam, audaciam, incarnationem, nobilitatem, milicie probitatem, securitatem, doctrinam, scientiam, dignitatem, conpassionem, firmitatem, immobilitatem, patientiam, obedientiam, honorem, reverentiam, dilectionem, sanctitatem, felicitatem, gloriam, verecundiam, immutabilitatem, constantiam, fidem, spem et caritatem istius gloriosissimi Neminis, iuxta quod in sacra pagina scriptum est de eodem. Que omnia summi pontifices amore dei nostri, cuius vicarii sunt in terris, modernis temporibus ponderantes, istum sanctum Neminem cum deo perpetualiter regnaturum et domino potentissimo coeternum, sicut scriptum est.....: Nemo semper regnaturus, et alibi:....: Nemo est qui semper vivat, eundem Neminem quem omnipotens deus in celis beari voluit, in terris dotari cum magnis favoribus decreverunt, unde in utroque iure decretum est, quod ei conceditur quod absque bigamie nota possit matrimonium contrahere libere, sicut legitur.....: Nemini permittitur binas habere uxores. Potest etiam sanctus iste corpora sanctorum alienare et vendere, sicut legitur.....: Nemo martires distrahat, et alibi.....: Nemo mercetur. Potest etiam iura ecclesiastica dirimere, sicut legitur....: Nemo contemnat ecclesiastica iudicia. Preterea vos habetis, quod inter diversos religiosos tam intra quam extra claustra solus iste Nemo potentissimus post completorium loquendi liberam habeat potestatem, prout in b. Benedicti et aliorum diversorum regula continetur, dicendo sic.....: Post conpletorium Nemo loquatur. Et ultra manifeste habetis, quod in omnibus privilegiis et concessionibus summorum pontificum voluntas gloriosissimi et beatissimi Neminis semper excipitur, prout in fine litterarum suarum planius annotatur, ubi dicitur: Presentis autem nostre concessionis paginam Nemini liceat infringere. Reges autem et principes quoscunque in suis consiliis recipiunt, iurare et promittere faciunt sub hac forma supradicta; inter alia vero que ad iuramentum fidelitatis pertinent, additur sic: Tu iurabis secreta et consilia domini mei firmiter tenere et Nemini revelare. Absit ergo ab humanis creaturis, potenciam,[S. 367] laudem et gloriam patroni nostri beatissimi et gloriosissimi Neminis in aliquo per biligues denigrari. Qui superne dei ire resistere potest et factus est similis creatori, sicut legitur Job 9: Deus cuius ire resistere Nemo potest. Et ilerum Job 12: Si destruxerit deus, Nemo est qui edificat, et Sapiencie 15: Nemo poterit se similem deo fingere. Et ecclesiastici... dicitur: Nemo vincit deum. Et iterum Job 18: Ipse solus factus est deus, et Nemo eum corrigere potest. Et Mathei 13: Nemo enim potestatem habet facere et agere omne, quidem et movere castra[A]. Nonne etiam Marcus qui ore dominico loquebatur, ait ....: Occurit e monumento homo in spiritu inmundo, neque cathenis iam quisquam potuit eum ligare, et Nemo poterat eum domare. Quid plura? certe nec penna nec calamus cum ambabus manibus illius scribe velociter scribentis, de quo loquitur citharista, ad laudem et gloriam patroni nostri gloriosissimi Neminis non conpeteret lucidandam. Cum de eius inmutabilitate et constancia dicat Job 15: Nemo inmutabilis, nee celi sunt mundi in conspectu eius. Fugiat ergo omnis hostis iniquus beatissimi et gloriosissimi Neminis patroni nostri constanciam, et deleatur eciam de libro vivencium et cum iustis non scribatur, nec sit ulterius eius memoria super terram, qui gloriose operi nostro recalcitrare nititur, et corda fidelium nostrorum suis falsis suggestionibus autumat subornare. Quod autem fugere debeant infideles beatissimi Neminis patroni nostri potenciam et audaciam, sic probatur, Levitici sexto: Fugietis Nemine sequente. Et iterum in eodem capitulo: Inimicis audebat Nemo resistere. De hoc etiam scriptum est clarius in proverbiis 28: Fugit impius Nemine persequente.

Estote igitur viri fortes in agone velud doctor noster Nemo, et robusti. Et certamen illius qui nullis falsis probacionibus nec scripturis subsistit, non recusetis subire. Reservemus etiam in nostri pectoris scrinio ad laudem et gloriam patroni nostri beatissimi Neminis et suorum tot et tantas autoritates, tam divinas canonicasve quam civiles, cum infinitis sanctorum sanctionibus patrum, philosophicis insuper et naturalibus argumentis. Infinitis autem virtutibus posset et laudibus sanctissimus Nemo iste preconizari, quas ne vos tedeat audire, et quod absit, alicuius vestrum prolixitatis materia animum torqueat, et que pia mente de isto sanctissimo Nemine patrono nostro in nostro presenti sermone cepistis, inutili volatu non transeant, sed ut in muro lapis vestris in domino cordibus perpetuo maneant commendata, ad presens sub silencio decrevimus pertransire. Ad cuius beatitudinem et gloriam qui sine fine bibit et restat, nos vosque pervenire concedat per omnia pocula poculorum.“

(Schluſs folgt.)

Fußnote:

[A] Matth. 13 steht nichts der Art; gemeint scheint I. Machab. 10, 35, aber der Wortlaut stimmt auch nicht.


[S. 368]

Zwei Mitglieder der Zopfgesellschaft.

(Mit einer Abbildung.)

Auf Spalte 177 ff. in Nr. 5 des diesjährigen Anzeigers haben wir ein Glasgemälde zu St. Erhard in der Breitenau in Steiermark besprochen, das den Herzog Albrecht III. von Oesterreich in der Ordenstracht der Zopfritter darstellt. Wir haben daselbst versprochen, noch ein weiteres Glasgemälde aus Steiermark nebst einer noch vorhandenen Zopfkapsel zu veröffentlichen. Letzteres ist vorläufig nicht möglich. Dagegen bilden wir auf der beiliegenden Tafel eine von den zwei ritterlichen Figuren ab, die sich auf einem Fenster in der Kirche St. Maria am Wasen bei Leoben befinden. Das Fenster ist dreitheilig, durch Eisensprossen, wie gewöhnlich, in eine Anzahl Felder getheilt, von denen jedes eine eigene, abgeschlossene Darstellung enthält, so daſs im dreitheiligen Fenster 27 solcher Darstellungen vorhanden sind. Wir haben über diese Eigenthümlichkeit der steiermärkischen Fenster a. a. O. gesprochen, gehen also hier nicht näher darauf ein, daſs das Fenster aus diesem Grunde auf den ersten Blick den Charakter des 13. Jahrh. zeigt, während es in der That dem Beginn des 15. Jahrh. angehören dürfte. Die Technik ist ganz der des Fensters zu St. Erhard und anderer steiermärkischen Fenster, so der zu Straſsengel, ähnlich, hier jedoch mehr als handwerksmäſsig roh.

Auf den 27 Feldern befinden sich vorzugsweise einzelne Figuren unter einfachen architektonischen Rahmen, darunter zwei männliche und zwei weibliche Donatoren, die einer Familie angehören. Im zweiten Felde von unten (heraldisch) links kniet der eine Ritter, „Herr Pernger[A] tumerstarffer“; ihm gegenüber (heraldisch rechts) seine Frau „Margaretha wolfsawerin“. Der Ritter kniet hinter seinem Wappenschilde, der eine gezinnte Theilung von Blau und Gelb zeigt. Auf dem Wappenschilde stehen zwei Helme, von denen der zur Rechten ein Paar Büffelhörner im Hermelin mit gelben Pinnen (Kämmen), der zweite einen Flug mit der Tinktur des Schildes als Helmzier trägt. Die Tracht des Ritters zeigt die Beine bereits total in Eisenschalen, ohne die Kettenpanzer irgendwo erscheinen zu lassen. Ebenso die Arme; der Lendner ist, nach der heraldischen Tinktur des Schildes Blau in Gelb zinnenförmig getheilt, aus Leder, so daſs seine Nähte sichtbar sind. Eine Halsberge könnte etwa durch die Zeichnung des Musters ein Kettengeflecht andeuten sollen; jedenfalls ist sie von Eisen; der Helm zeigt ein aufgeschlagenes Visier, das sich um einen durch eine Rosette gezierten Stift an der Stirne dreht und so ganz am oberen Ende befestigt ist. Hinter dem Rücken erscheint ein gelber, verzierter Streifen, vollkommen der Kapsel des Albertus ähnlich. Er zeigt horizontale Linien als Verzierung und läuft unten in ein Ornament aus. Die Gesichtszüge sind so hart, die Darstellung so roh, daſs wir das Gesicht nicht als Porträt betrachten möchten, obwohl der eine Zahn, welcher sichtbar[S. 369] ist, das andeuten dürfte. Der Grund des Glasgemäldes ist roth. In den gefalteten Händen trägt der Ritter ein Spruchband mit der Inschrift: miserere mey deus secundum. Seine ihm gegenüber knieende Hausfrau hat einen von Blau und Weiſs getheilten Schild in umgekehrten Farben gerändert, als Helmzier einen weiſsen Schwan, der in eine weiſse Helmdecke mit blauem Futter übergeht. Der Grund der Darstellung ist grün, und in dem grünen Grund sind Flügel des Schwans durch schwarze Zeichnung angedeutet. Im 7. Felde von unten rechts ist ein zweiter Ritter Herr „Jorg tumerstarfer“. Er kniet hinter demselben Wappen, das auch Bernhard hat, so daſs er als dessen Bruder zu betrachten sein dürfte. Sein Kostüm ist jedoch reicher, als das des vorigen. Die Halsberge hat die Gestalt eines groſsen Kragens und dürfte als ledern zu betrachten sein; sie ist mit Fransen eingesäumt und trägt zwei Wappen, von denen das rechts ein Kreuz, das links eine Wiederholung des Hauptwappenschildes enthält. Der Zopfbehälter trägt hier eine Einfassung von Perlen und ist mit Schuppen geziert, die groſse Geflechte andeuten. Als Wehrgehänge hat er um den Leib einen zweiten Zopf gelegt, der einen verschlungenen Knoten zeigt und in langer Schleife herabfällt; der letztere Umstand läſst uns allerdings sehen, daſs unsere frühere Meinung, die Zöpfe wären durchgehends in Metallkapseln gefaſst gewesen, unrichtig ist, und daſs die sichtbaren Hüllen der Zöpfe vielmehr aus Stoff, etwa Goldstoffen bestanden, die einen metallenen Endbeschlag hatten[B].

Ein Mitglied der Zopfgesellschaft.
Z. A. f. K. d. d. V. 1866 Nº 11
Autogr. Druck v. A. Kolb in Nbg.

Für diese Anschauung sprechen auch die Wandgemälde in der Kirche zu Königsfelden in der Schweiz, von denen wir in einer der nächsten Nummern Abbildungen geben zu können hoffen. Diese zeigen die Zopfhüllen in denselben Farben, wie die Lendner und mit Metallspitze versehen. Ein Spruchband in den Händen des Ritters besagt: ora pro me sancta dey genitrix. Unmittelbar unter ihm kniet seine Frau, die „frow anna, Eberhart Paierhofer tochter“. In ähnlicher Weise, wie bei einer der Gemahlinnen Herzog Albrechts, ist auch bei ihr ein langer, geflochtener Zopf sichtbar. Ihr Wappenschild ist durch eine linke weiſse Spitze in Roth und Blau getheilt; die Helmdecke blau mit weiſsem Futter; die Helmzier ein Flug in den Tinkturen des Schildes.

Die Stellung der beiden Tafeln im Fenster zeigt deutlich, daſs dieselben nicht mehr am ursprünglichen Platze sich befinden. Wahrscheinlich nahmen ehemals die beiden Männer die untersten zwei Tafeln rechts, die beiden Frauen die untersten Tafeln links ein. Da sie jetzt versetzt sind, so möchten wir keineswegs definitiv die Frage abgeschnitten haben, ob die Ehepaare so zusammengehörten, wie wir sie zusammengestellt haben, überlassen diese Frage vielmehr den Genealogen. Unter den Heiligenfiguren des Fensters befinden sich Bernhard, Georg, Margaretha; eine heilige Anna befand sich wol in den jetzt durch sehr schlecht gemalte Scheiben erneuerten Theilen.

A. Essenwein.

Fußnoten:

[A] Wahrscheinlich Berinher oder Bernhard, da unter den Figuren des Fensters auch der heil. Bernhard vorkommt. Vgl. Förstemann’s altd. Namenbuch, I, 231 f.

[B] Wie die frühere Tafel zeigt, ist die Kapsel des Albertus nicht anders als metallen zu betrachten.


[S. 370]

Die Sprichwörtersammlung des Friedrich Peters.

Von Subrektor J. Franck zu Annweiler.

(Fortsetzung.)

Als Quellen seines Buches dienten Peters theils früher erschienene Sammlungen, unter welchen er namentlich diejenige Neander’s [1586] anführt, den er (Bl. (?) vjb) „seinen lieben alten Praecptor, Rector der loͤblichen Schul zu Ilfeld“ nennt, theils die Schriften seiner Zeit- und theologischen Amtsgenossen des 16. Jahrh., bekanntlich die goldene Periode und fast unerschöpfliche Fundgrube deutscher Sprichwörter[A], und unter diesen besonders diejenigen Luthers, sowie endlich der Volksmund selbst, „die gemeine tegliche vnterredung in Collationen vnnd sonsten.“ Seine eigenen Worte in jeder dieser Beziehungen sind (Vorrede, Bl. (?) vjb-(?)vijb) folgende: „Das aber solche Spruͤche beyleufftig vnd nach langheit der zeit ohn muͤhe mit guter weile sind zusam̃en gelesen vnnd auffgezeichnet/ hat anfenglich der Achtbare/ wolgelehrter vnd weitruͤmbter mein lieber alter Praeceptor M. Michael Neander S. Rector der loͤblichen Schul zu Ilfeld verursacht damit das er in seinem Buͤchlein/ genant Ethice vetus/ gleiche Arbeit angewendet/ vnd etliche Teutsche Spruͤche vn̄ Sprichwoͤrter zu hauff gebracht hat mit einem solchen Titel/ Veterum sapientum Germanorum sapientia, das ist der alten weisen Teutschen Weiſs[S. 371]heit: Welcher auch vmb des willen bey diesem Buͤchlein behalten ist.

Darnach hat dieses noch viel mehr vrsach dazu gegeben/ das vnser lieber Vater der tewre hocherleuchte Man Gottes D. Martin Luther bey seiner grossen beschwerlichen Muͤhe vnd Arbeit/ auch gleichsfals der alt Herr M. Johannes Matthesius ein auſsbuͤndig trefflicher Prediger/ vnd ander mehr gelehrte Christen Leut jhnen solche Weltarbeit nicht haben lassen miſsfallen/ sondern... in jren Schrifften vielmals allerley runde sinnreiche Spruͤche vnd gemeine lehrhaffte Sprichwoͤrter gefuͤhret/ auch feine heilsame Erinnerung von guten Sitten vnd gemeinem Lauff der Welt in lustige schoͤne Reim gefasset/ wie solche Spruͤche/ so viel muͤglich gewesen/ aus jhren Buͤchern/ so wol als auch aus ander rechtlehrender Theologen vnd Weltweiser Leut Schrifften/ auch auſs der H. Bibel selbst auffgezeichnet/ vnd hieher in diſs Buͤchlein gebracht sind/ also/ das hie kein Spruch zufinden/ der nicht entweder in gemeiner sittiger Rede gebrauchet werde/ oder in guten Buͤchern bereit auffgeschrieben oder gedruckt gewesen. — Da es nun vnsern fuͤrtrefflichen Theologis als auch weltweisen Leuten wol angestanden/ das sie in jhren Buͤchern nicht allein sinnreiche kurtze Lehrspruͤche/ sondern auch gemeine Sprichwoͤrter in schlechter Rede oder schoͤnen Reimen gefuͤhret vnnd zierlich gebraucht haben/ so wird auch diese geringschetzige Arbeit niemand billich koͤnnen miſsfallen/ das es ist im lesen auſs jhren Buͤchern auffgeschrieben/ oder aus gemeyner teglicher vnterredung in Collationen vnnd sonsten auffgefasset/ vnd in ein Ordnung gebracht ... ut non dubitemus, quin libellus iste, quanquam nec doctus est nec elaboratus, tamen utilis futurus sit & lectu jucundus.“

Die Abfassung der Sammlung fällt noch in das 16. Jahrh., und zwar in die siebenziger und achtziger Jahre desselben; denn Pol. Leiser[B] in seiner Dedication erwähnt (Bl.):(5a), daſs er „mehr denn vor zehen Jahren... gesehen/ das... Petri sein vielgeliebter Gefatter... diese Alte Teutsche Sprichwoͤrter vnd artige kurtze sinnreiche Spruͤche zusammen geschrieben/ vnd zu dem Drucke verfertiget hatte.“

Die Sammlung zerfällt, wie schon Eingangs erwähnt, in drei Theile, von welchen der erste (59 Bll.) von minderem Werthe ist, weil er etwa zur Hälfte nur versificierte oder umschriebene biblische Sentenzen liefert, der dritte (8⅔ Bll:) quantitativ die wenigsten Sprüche enthält und der zweite (428½ Bll.) das Hauptwerk bildet. Der Inhalt eines jeden Theiles folgt zwar dem Anscheine nach in alphabetischer Ordnung, diese ist aber in Wirklichkeit eine höchst oberflächliche und illusorische und verringert für den Forscher den Werth des Buches. Der Verfasser hat sich nämlich begnügt, sämmtliche Sprüche nur nach ihren Anfangsworten zusammenzustellen, wodurch die meisten Artikel zu einer unübersehbaren Voluminosi[S. 372]tät angeschwollen sind. So umfassen die Anfangsworte „Der“ (I. Th.) 167 und (II. Th.) 824 Sprichwörter; „Die“ (I. Th.) 79 und (II. Th.) 709; „Das“ (I. Th.) 77 und (II. Th.) 378; „Es“ (I. Th.) 97, (II. Th.) 1368 und (III. Th.) 17; „Geld“ (II. Th.) 129; „Gott“ (I. Th.) 217, (II. Th.) 169 und (III. Th.) 6; „Im“ (In, Ins) (I. Th.) 46, (II. Th.) 173 und (III. Th.) 4; „Man“ (I. Th.) 18, (II. Th.) 93 und (III. Th.) 15; „Narren“ (II. Th.) 129; „Was“ (I. Th.) 74 und (II. Th.) 599; „Wenn“ (Wenns) (II. Th.) 796; „Wer“ (Wers) (I. Th.) 219, (II. Th.) 2102 und (III. Th.) 32 u. s. w. Aber auch diese Ordnung wird nicht consequent durchgeführt, da sie nicht selten durch ungehörige Einschiebsel unterbrochen ist; so müssen z. B. mitten in „Auff“ (II. Th. 79 Spr.) Auffgeschoben, Auffrecht, Auffrichtigkeit, in „Es“ Esel, Essig, Esse ich etc., in „Den“ Dencken aufgesucht werden. Der Schluſs des zweiten Theiles bringt auſserdem nach dem Worte „Zwo“ (Bl. Oooiija-Pppviijb) noch eine neue von AZ reichende ähnlich geordnete Zusammenstellung. Durch diese höchst primitive Anordnung wird das Aufsuchen eines Spruches und dessen Vergleichung in anderen Sammlungen sehr erschwert und ist schlieſslich oft eine ganz vergebliche.

Der erste Theil beginnt (Bl. Aa) mit dem Spruche: „Abgoͤtterey ist Gottes gespey/ | Vnd bringet Jamer mancherley“, der letzte (Bl. Hiijb) lautet: „Zwey ding weiſs ich. Ein armer Suͤnder bin ich. | Gott ist Barmhertzig/ Das eine bekenne ich/ | Das ander glaub ich/ | Gott ist mir Suͤnder gnedig“. Die Sprüche des zweiten Theiles beginnen sogleich auf der Titel-Rückseite (Bl. Hiiijb) mit dem ersten: „Abbruch der Muͤntze thut vns lehren/ | Wie sich die Welt hendel verkehren“ und schlieſsen (Bl. Pppviijb) mit: „Zween thun mehr denn einer/ wenn sie auch das Brot | bettlen solten“, denen sich noch (vergl. oben) die sanitätlichen und calendarischen Mittheilungen anschlieſsen, welche nichts Sprichwörtliches enthalten. Der erste Spruch des dritten Theiles lautet (Bl. Rrriiijb): „Ade Tugend/ hab ich Geld/ so bin ich lieb“ und der letzte (Bl. Sss4a): „Zween Finger auffheben ist leichter/ denn ein Spaden voll Erde“. Der „APPENDIX“ beginnt (Bl. Sss4b): „Alte Leut gehen alle Tage auff Grabes Bort“ und schlieſst, und zugleich die ganze Sammlung, mit:

Hettstu geschwiegen vnd gedacht/
So hett man dich fuͤr witzig geacht.

Eine Erklärung der Sprichwörter findet nur selten (im Ganzen 85mal) und dann nur in wenigen Worten statt; z. B. (Bl. Qija): „Die Deutschen trincken des Abends den Wein/ am Morgen die Hefen/ Das ist der Brantewein“, oder (Bl. Qiija): „Die faulen ruͤche/ geben die gute schluͤche/ Sprechen die Ferber“, oder (Bl. Sva): „Eilff und sieben/ | Wo ist mein Gut geblieben? so klagen die Spieler“ — weil, wie der Verfasser glaubt (Bl. (?)iiija) „die Spruͤche vnd die Lehr aus denselbigen ohn Erklerung auch dem gemeinen Man bekant sind.“ Es mochte allerdings diese Regel und in den meisten Fällen für jene Zeiten ihre Gültigkeit haben; uns Epi[S. 373]gonen aber ist, wie so manches Sprichwort der Altvordern, so auch das Verständniſs vieler, besonders sprichwörtlicher Redensarten[C] abhanden gekommen und wir vermissen auch hier nicht selten und ungerne eine Erläuterung; vgl. „Anken hilfft dem Krancken nicht“ (Bl. Iiiija); „Ein alter Man mauset gemainiglich einem andern einen Sperber fuͤr“ (Bl. Svja); „Sie muͤgen zuͤrnen/ biſs die grawen Roͤcke vorgehen/ die ohn vrsach zuͤrnen“ (Bl. Ssa); „Von Seelen/ Engeln vnnd Fischen ist nicht gut predigen“ (Bl. Sssija); „Gegen den Abend gehen die Fische“ (Bl. Eevjb); „Leufft Heintz so kompt Cuntz wider: Wen aber Heintz Cuntzen sagt/ wie es jhm gangen sey/ so bleibt Cuntz mit Heintzen aus“ (Bl. Mmvja) „Sanct Linhart gibt sein Eisen niemand/ es steles jhm den ein Dieb“ (Bl. Rriiijb — Bauernregel?); „Lieffland/ Blieffland“ (Bl. Mmvijb) u. a. m. Den Spruch (Bl. Sssija): „Wachse Ertz/ wachse/ ob man schon nicht nasse Fluͤsse zusetzt“ erklärt Peters: „Ist boͤser Bergleut Sprichwort/ vnd boͤser Brauch“. Ein uralter Volksspruch steht auf Bl. Bbiijb: „Wenn der weisse Reuter helt fuͤrm Holtz/ so ist gewiss der Sommer fuͤrhanden/[S. 374] Ist der Dornbusch in seiner weissen Bluͤet“. Lateinischer Sprüche bedient sich Peters äuſserst sparsam, und dann stehen sie in Verbindung mit einem deutschen zu dessen Illustrierung, wie: „Der kiefel ist der alten Schutz/ Viro seni maxillae baculus“ (Bl. Oiiija). Apologische Sprüche fehlen gänzlich, und es bleibt, ungeachtet seiner in der Vorrede ausgesprochenen Ansichten über Spruch und Sprichwort, zu verwundern, daſs Peters nicht einen einzigen dieser hübschen Sprüche, welche bekanntlich Neander’s, seines Lehrers, Sammlung so werthvoll und anziehend machen, in die seinige aufgenommen hat. Die Zahl der niederdeutschen Sprichwörter beläuft sich auf 24; sie sind stets durch gröſseren Druck ausgezeichnet und gehören meistens zu den seltneren. Als Probe und Charakteristik mögen dieselben nebst der doppelten Anzahl hochdeutscher in nächster Nummer folgen.

(Schluſs folgt.)

Fußnoten:

[A] Von theologischen Schriften des 16. Jahrh. und den ersten Jahren des 17. enthalten beispielsweise: Geiler von Kaisersberg’s Werke gegen 2000 Sprichwörter, sprichw. Redensarten und Vergleiche (Predigten über d. Narrensch. 231); Luther’s deutsche Werke (Jena, 1575. XI Voll. Fol.): Kirchenpost. 397, Hauspost. 234, Colloquia 831... in Summa 4158; Matthesius, Sarepta 468, Postilla 603, Syrach 1396; Casp. Huberinus, Erkler. des Jes. Syrach (1569) 739; die Postillen des Pauli (1572) 238, M. Chemnitius 85, Val. Herberger (Hertz Post.) 1487; das Theatrum Diabolorum (1575) 676; Dieterich, Buch d. Weiſsheyt 706; H. Leuchter, Prediger Salomo (1603) 69; M. Vischer, Auſsleg, d. Catechismi (1573) 491; Christoff. Fischer, Ausleg, d. Psalters (1590) 684. — Ich beschränke mich auf diese wenigen und lasse anderweitige Schriften jener Zeit und des 17. Jahrh. (Satiren, Facetien, Wörterbücher, Chroniken, Stammbücher, Praktiken und Kalender etc.), welche leider und zum gröſsten Theile den Sammlern deutscher Sprichwörter bislang eine völlige terra incognita geblieben, oder doch nur in sehr getrübten Quellen bekannt geworden sind, ungenannt. Aber es mag dies wol genügen, um anzudeuten, welche Schätze hier noch vergraben liegen, und um jeden Freund unserer Sprache, dem Beruf, Neigung oder Muſse gegeben ist, zu ermuntern, das Seinige zur Hebung dieser Schätze beizutragen und so den Aufbau eines erschöpfenden, auf chronologischer Grundlage ruhenden nationalen Sprichwörter-Lexicons, eines Corpus Proverbiorum Germanicorum ermöglichen zu helfen.

[B] Policarpus Leiser war 1588 Superintendent zu Braunschweig; geb. 1552, † 1610 als Oberhofprediger zu Dresden.

[C] Z. B.: Den Abt reiten lassen. — Das sind böhmische Dörfer; (keineswegs aus oder nach den Religionskriegen; schon bei G. Rollenhagen, Froschmevseler. Magdeb., 1621. 8. Bl. Na. Erster Druck: 1595. 8.) — Das geht über das Bohnenlied! (schon im 15. Jahrhundert. Vergl. Adalb. v. Keller, Fastnachtspiele. Stuttg., 1853. 8. II, 845). — Auf einem fahlen Pferde ertappt werden. — Der ie genante der ie genas. Boner (Benecke) XVI, 28. G. Amur, 1985[?]. — Das hat geschellt bei Durlach! (Pfälz. Redensart.) — Da liegt der Hund begraben! („Da ligt der Hund“ — „vnd klopfft auff seine daschen.“ Hans Sachs. Nürnberg, 1579. V, CCCXCIX1. „Da ligt der Hund begraben.“ G. Rollenhagen, a. a. O. Bl. Aaiija; „Hie liegt der Poet begraben. Hic situs est vates.“ Gürtleri, Lexicon. Basil., 1731. 8. situs). — Am Hungertuche nagen („neen am hungertuch Vnd müssen halben Sack zuͦbinden“). H. Sachs, Nürnb., 1558. I. Bl. 5752; „das Hungertuch aufhengen“. Val. Herberger, Magn. Dei. Leipzig, 1605. I. 257. 267; „ins Hungerland ziehen“, id. Hertz Post., 1612, I, 305; „das Hungertuch, welches am Aschermittwoche gebraucht wurde, am Charfreitag zu Abend herablassen.“ W. Linck, Sermones. Altenb., 1523. 4. bei Vulpius, Curiosit. Weimar, 1811. 8. II, 477. „Velum jejunii“ schon im 13. Jahrh. cf. Haltans, gloss. (Leipzig, 1758) 981. — Einen Korb erhalten (= „durch den Korb fallen“. Tschudi, chron. lib. IV, p. 188 ad ann. 1282.

„Doch wenn er meint am vesten steh/
Nemt sie ein andern zu der Eh/
Als denn so ist er vor jn allen
Gantz spotweiſs durch den Korb gefallen/
Vnd thut jedermann von jm sagen/
Der buler hat die Weiſs geschlagen.“

H. Sachs, 1579. V. CCCXCVII1. „Und ich durch den Korb gefallen bin“. Jak. Ayrer, Spieg. weibl. Zucht, um 1600, bei Tieck, deutsch. Theater I, 275. 290. Die Redensart bei H. Sachs stets vom männlichen Geschlechte; vom weiblichen dagegen: „Durch das Sieb fallen“, a. a. O. CCCXCVII2.)


Die Landrichter zu Sulzbach im 14. und 15. Jahrhundert.

Mitgetheilt von Leonh. Platzer, k. Landrichter, zu Sulzbach.

(Fortsetzung.)

Damit ich aber wider auf Hannsen von Abensperg Landrichtern zu Sulzbach komme, ist derselbe Hrn. Ulrichen 3. von Abensperg Sohn gewesen, hat 5 Brüder gehabt, unter welchen Dietrich Bischoff zu Regenspurg worden und Anno 1383 gestorben[11]; seine Mutter[12] ist eine von Gundelfingen gewesen. Anno 1369 war obgemelter Hr. Hanns von Abensperg Herzog Fridrichs in Niderbeyern Hoffmeister, in grossen ansehen, anno 1371 Ist Er pfleger von Vohburg worden, das folgende Jahr Haubtmann über den Landfriden in ober Beyern, aõ 1376 war er Vizedom in ober Beyern, und anno 1384 Landrichter und Statthalter zu Sulzbach, hats aber nur ein Jahr verwaltet. Anno 1392 hat er den Turnir...[13]. 1397 ligt zu Rohr in der Capellen, so Er gestifftet, begraben unter einen erhabenen Stein, darauf stehet, das Er 1400 gestorben sey. Seine Frau war Agnes von Lichtenstein aus Österreich, welches Geschlecht zu unseren Zeiten zum fürstlichen Stand erhoben worden. Die hat ihm geboren 5 Söhn, Jobst, Bernhard, Ulrich, Wilhelm, Gorgen und 4 Töchter. Jobst Zeuget Hannsen v. Abensperg[14]). Hanns zeuget Nicolaum den letzten dieses Geschlechts, welcher Anno 1485 von Herzog Christoph aus Beyern Jemmerlich ist erstochen worden. Nach seinem Tod ist die Herrschafft abensperg an Herzog Albertum in Beyern gefallen, der die nechsten freund mit einen Stück gelts von Abensperg hat genzlich abgewiesen.

[S. 375]

9. Johanni von Abensperg succedirt in die Pfleg Sulzbach Conrad Truchses von Holnstein[15].

10. Heinrich Kemmather Pfleger zu Sulzbach 1390[16].

11. Jacob Rammelsteiner, 1394[17]. Die Ramelsteiner sind auch ein uralt adelich geschlecht, den im Tradition Buch zu Regenspurg bey St. Emmeram wird eines Rammelsteiners Rudiger gedacht, so gelebt ums Jahr 1070[18]. Es wird ihr auch im beyerschen Turnirbuch gedacht,

Es kamen auch mit guten Fug
Die Rammelsteiner von den Lug[19].

Lug ist ein schlos, ligt ienhalt[20] der Laber in der Pfalz oder Nortgau[21].

12. Anno 1395 Eberhart Schweppermann Landrichter zu Sulzbach, vielleicht ein nepos Seyfried Schweppermans so anno 1337 mit Dot abgangen[22].

13. Hans von Wolfsstein eques auratus ums Jahr 1399[23]; dieſs Geschlecht sind hernach zur freiherrlichen dignität erhoben Worden, so noch heut unweit Neumark ihr residenz haben, schreiben sich Freiherrn von Birbaum u. Wolfstein.

14. Anno 1405 Altmann Kemnather.

15. Wilhelm von Wolfstein, 1417[24].

16. Herman von Wolfstein Ritter 1432[25].

[S. 376]

17. Martin von Wiltenstein[26] starb zu Nürnberg in der Charwochen 1466.

18. Hartung Eggloffsteiner hat sich von Bernfels geschrieben ist Landtrichter zu Sulzbach worden, 1437[27].

19. Anno 1453 Herr Hans von Stauffen[28], sein Hausfrau ist gewesen Margaretha ein Schenkin von Geyern. Sie verkauffen sammt Wilhelm Schenken das oberschlos Truchtling sammt den halben Mark denen von Pappenheim[29]. Dieser Hans von Stauffen ist[30] 1469 Vicedom in Niderbeyern worden.

20. Wilhelm Paulsdorffer ward Landrichter zu Sulzbach 1458. Dieses adelich geschlecht hat sich von Kührn und Tenasberg[31] geschriben. Kührn ist ein hochschlos nicht weit von Regenspurg welches die Paulsdorffer kauflich an sich gebracht circa 1394, und hat dieses Schloſs Kührn zu Regenspurg vil freyheiten gehabt, unter anderen das man ein iede edle Frau von Kührn alle 14 teg wen sie es begehret, in einem Kobel Wagen mit 4 pferdten zu Kirchen nach Regenspurg hat müssen holen. Das Messerschmidhandwerk zu Regenspurg empfahet durch den eltesten meister des Handwerkes das Lehen vom Inhaber des Schloses Kührn, und ist schuldig, das Er einen grossen Wezstein in seinen Laden muſs aufhengen und einen ieden in Paulsdorffers namen so es begert, sein Messer wezen umsonst[32]. Der Paulsdorfer Begräbniſs ist zu Regenspurg bei den baarfüssern in Capitelhaus, dessen gottes Haus sie Vogtherrn gewesen[33].

(Schluſs folgt.)

Fußnoten:

[11] Hat wol gehauset und zu dem Stifft Stauf, Auting, Eglofsheim wieder gelöset. G. M.

[12] Elisabeth. G. M.

[13] mangelhaft! — „den Tournier, zu Schaffhausen gehalten, besucht, ist verstorben A. 1397“ — so bei G. M.

[14] Die folgenden 7 Worte von „Hans“ bis zu „Geschlechtes“ fehlen bei G. M.

[15] Ist vielleicht aus den Posteris Heinrich Truchseſs des ersten Bayerischen Pflegers zu Sulzbach gewesen, ich finde sonst von diesem Geschlechte nichts. Zusatz bei G. M.

[16] Ums Jahr Christi 1390. G. M.

[17] Ums Jahr Christi 1394. G. M.

[18] 1270. G. M.

[19] von der Lug. G. M.

[20] wol „jenhalb“ zu lesen; — jenseit. G. M.

[21] Dieser Jacob von Rammelstein schrieb sich von Loch, einen Hofmeister, der ohn einen der Letzte dieses Geschlechts. Vid. Hund. — Sebastian Rammelsteiner von Loch und Eichhofen A. 1566 von einem Burger von Regenspurg, Steyerer genannt, vor der Stadt erschossen, verlieſs einen Sohn Wolf Heinrich genannt. G. M.

[22] Ein erfahrner alter Kriegsmann, der seinen Herrn Ludovico Bavaro einen herrlich Sieg erhalten. Davon oben im ersten Theil. G. M.

[23] Ein Sohn Alberti so verstorben A. 1356, hat einen Bruder gehabt Ehrenfried von Wolfstein, welcher Engeltraut, Wolfgangi von Lichau Tochter gehabt. G. M.

[24] Ritter und Landrichter zu Sulzbach, ist Gottfried’s Sohn gewesen, hat den Tournier zu Schafhausen besuchet A. 1392, hatte zur Gemahlin eine Grävin von Weisenhorn gehabt, Ehrntraudt, hat einen Sohn gezeuget, Friderichen. Gubernirt ums Jahr 1417. G. M.

[25] circa annum 1420. G. M. — Auf diesen Hermann von Wolfstein folgt bei G. M. unter Nr. 17: „Eberhard Mistelbeck, circa annum 1426“ und erst auf diesen als Nr. 18: Martin von Wildenstein, so daſs alle folgenden Nummern bei G. M. um eins höher stehen.

[26] Dieser Wildenstein hat im Closter Gnadenstrich eine schöne Stifftung gethan, welche seine Söhne gebessert, deren 2 daselbst begraben liegen. G. M.

[27] Ist sonst ein uralt adelich Geschlecht, so noch zu unsern Zeiten in gutem Esse. G. M.

[28] Hanns (vel Hartung) von Stauffen. G. M.

[29] welches Schloſs und Herrschafft sie noch in Possession haben. G. M.

[30] bey den Herzogen in Bayern in gruſsem Ansehen gewesen und... G. M.

[31] Tennersberg. G. M.

[32] sein Messer umsonst wezzen lassen muſs. G. M.

[33] Hr. Friedrich von Paulsdorff, Wittwe (so! — wol „Ritter“ zu lesen), ist auf dem ersten Turnier zu Magdeburg A. 936. Muſs demnach ein sehr alt Geschlecht gewesen seyn. A. 1334 starb Heinrich Paulsdorffer’s Gemahl, Beatrix genannt, Landgrav Vlrichen von Leuchtenberg Tochter. Dieses Wilhelmi Landrichters zu Sulzbach Vatter ist gewesen auch Wilhelm, Pfleger zu Floſs, A. 1423. Wilhelm der Sohn hat zum Weib gehabt Margaretham von Eck, welche gestorben 1495, liegt zu Regensburg begraben; er ist gestorben a. 1467. G. M.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 377]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 11.

November.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, 15. November 1866.

Wie wir im vorigen Monat in unserer Chronik ausschlieſslich der Conferenz des Gesammtverwaltungsausschusses gedacht, so haben wir diesmal fast nur von den Geschenken zu berichten, die theils eingelaufen, theils in Aussicht gestellt worden sind.

Als das wesentlichste und prinzipiell wichtigste bezeichnen wir eine in Folge Anordnung Sr. königl. Hoheit des Groſsherzogs von Mecklenburg-Schwerin, Höchstdessen unsere Chroniken wiederholt zu gedenken hatten, uns zugekommene Sendung von Doubletten mittelalterlicher Münzen aus dem groſsh. Münzkabinete in Schwerin. Wir geben uns der Hoffnung hin, daſs die Ablassung von Doubletten aus Staatssammlungen, auf die das Museum bei seiner Gründung gerechnet, und deren es schon manchmal erhalten hat, bald in gröſserem Umfange geschehen werde. Wir sehen darin eine eben so bedeutende Unterstützung, als uns damit auch eine Anerkennung unserer Strebungen und ein Sporn zum Fortschreiten gegeben ist.

Nicht minder freudig und dankbar haben wir ein kostbares Geschenk empfangen, das Se. kaiserl. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Wilhelm von Österreich, Hoch- und Deutschmeister, dem Museum Namens des deutschen Ritterordens übergeben hat, nämlich ein Exemplar des im Auftrage Sr. kaiserl. Hoheit von B. Dudik herausgegebenen Prachtwerkes: „Die Kleinodien des deutschen Ritterordens“, welches in höchst gelungenen Photographieen die kostbaren Werke der Schatzkammer des Ordens zu Wien dem kunstsinnigen und gelehrten Publikum vorführt und in eingehender Weise erläutert.

Eine groſsartige Bereicherung der Sammlung und zugleich eine Verschönerung der Karthause ist uns durch den Wasserbaudirektor Herrn Hennoch, Ehrenbürger der Stadt Plauen, versprochen worden: — ein Bleiabguſs des schönen Brunnens auf dem Marktplatze zu Braunschweig, welcher in dem vom kleinen Kreuzgange eingeschlossenen Höfchen aufgestellt werden soll. — Herrn Banquier P. Kahle in Berlin sind wir für Überlassung einer groſsen Anzahl kleiner Münzen aus neuerer Zeit Dank schuldig.

Durch die schon früher erwähnten Geldgeschenke des Herrn Landgerichtsassessors v. Cuny in Cöln war das Museum in der Lage, auf der Auction des Heideloff’schen Nachlasses ein interessantes geschnitztes hölzernes Kästchen aus dem 15. Jhdt. zu erwerben; ebenso für die Kupferstichsammlung ein Blatt von Martin Schön — das Rauchfaſs —, ferner einige interessante Kleinigkeiten. Jede derartige Erwerbung, zu welcher die schmalen Mittel des german. Museums so selten ausreichen, ist nicht blos ein einfacher Gewinn für Deutschland, dessen gemeinsames Eigenthum die Sache wird, — es ist ein doppelter, da gerade Nürnberg in neuerer Zeit der Mittelpunkt des deutschen Alterthumshandels geworden ist, von wo aus noch immer alle kostbaren Stücke, die in der Regel ihres hohen Preises wegen nicht für Deutschland erhalten werden können, nach Frankreich, England oder Ruſsland wandern.

So gelang es erst jetzt wieder nur den vereinten Anstrengungen[S. 378] einiger Kunstfreunde, zwei werthvolle Kunstschätze für Deutschland zu erhalten, von denen wol in nächster Chronik ausführliche Meldung geschehen kann.

Wir muſsten in voriger Chronik erwähnen, daſs in Folge des Beschlusses des Verwaltungsausschusses aus finanziellen Rücksichten einige Beamte aus dem Museum ausscheiden würden. Wir haben nun den Rücktritt des I. Sekretärs, Herrn Dr. J. R. Erbstein, des Kassiers, Herrn Keiner, des Conservators der Kunstsammlung, Herrn Dr. A. Erbstein, des Kunstsammlungsgehülfen, Herrn A. Rück, des Archivgehülfen, Herrn Chrn. Handschuch, und des Bibliothekgehülfen, Herrn J. Priem, zu melden.

Noch immer machen sich auf finanziellem Gebiete die Nachwirkungen der Ereignisse des verflossenen Sommers in bedauerlicher Weise geltend, und wir stellen hiemit an unsere sämmtlichen verehrten Pfleger das Ersuchen, doch gefälligst bald an Einsendung der rückständigen Beiträge denken zu wollen, nachdem wir jetzt schon nur durch freundliches Eintreten des Mitgliedes unseres Verwaltungsausschusses, Herrn Zeltner, in der Lage waren, unsern Verpflichtungen nachzukommen.

Einer finanziellen Beihülfe, die wir sehr hoch anschlagen, haben wir noch mit besonderem Danke zu erwähnen. Herr Professor Dr. Wattenbach in Heidelberg hat dem Museum 100 Exemplare seines Schriftchens „Beiträge zur lateinischen Paläographie“ (Heidelberg, 1866. 4.) mit der Bestimmung überlassen, das Exemplar zu 10 Sgr. zu Gunsten des Museums zu verkaufen. Wir verweisen hinsichtlich dieses gediegenen Schriftchens auf das Inserat am Schlusse des Blattes und eine demnächst folgende Besprechung desselben.

Neue Beiträge wurden während der letzten vier Wochen folgende gezeichnet:

Von Privaten: Arnsberg: Pastor Bertelsmann 1 fl. (einm.); Hersbruck: Dr. Ernst Degen, prakt. Arzt, 1 fl., Adalbert Steinlein, kgl. Notar, 1 fl.; Michelstadt: Landesgerichtsassessor Faustmann 1 fl., Gebrüder d’Orville jun. 1 fl., Realschule (Direktor Berber) 1 fl.; Nordhausen: Banquier Fränkel 1 fl. 45 kr.; Nürnberg: Kaufmann Th. Lammers 1 fl. 30 kr., Kaufmann Gottlieb Port 1 fl.; Sulzkirchen: Pfarrer Reichold 1 fl.; Wien: Joh. Klein, k. k. Prof. und Historienmaler, 5 fl., Professor Friedr. Schmidt, k. k. Oberbaurath und Dombaumeister, 10 fl.

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

v. Cuny, Landgerichtsassessor, in Cöln:
3358. Bestätigungsbrief des K. Ferdinand II. über die Steinmetzenordnung zu Straſsburg, Frankfurt etc. 1621. Pgm.-Abschr.
3359. Abgangszeugniſs des Lucas Beekmann, Rektors der Universität Heidelberg, für Gg. Öberlin v. Spitz in Oesterreich. 1609. Pap.

Frau Hütter in Nürnberg:
3360. Dekret des Herzogs Karl August von Sachsen an die fürstl. Kammer zu Weimar. 1795. Pap.

Pini, Stadtrichter, in Braunschweig:
3361. Schreiben des Bisch. Heinrich v. Halberstadt an die Aebtissin zu Gandersheim. 1610. Pap.
[S. 379] 3362. Mahnbrief des Herzogs Friedrich Ulrich v. Braunschweig an das Capitel zu Gandersheim. 1628. Pap.
3363. Schreiben der Aebtissin Auguste v. Gandersheim an den reg. Herzog v. Braunschweig. 1792. Pap.
3364. 55 Stück Autographen von braunschweigischen Herzogen und von Aebtissinnen zu Gandersheim. 17. u. 18. Jhdt. Pap.

Dr. Hugo Lörsch, Privatdocent der Rechte, in Bonn:
3365. Kaufbrief des Ulrich Gotz von Heymerſsheim und Consorten über eine Wiese zu Mauchenheim. 1417. Pgm.
3366. Ablaſsbrief des Papsts Martin V. bei Gelegenheit der Fronleichnamsfeier. 1429. Pgm.
3367. Tagfahrt des Hans von Sorgenloch, gen. Genſsefleyſs, Richters zu Mainz, für Andreas Undenheim wegen eines Hauses. 1503. Pgm.
3368. Eheberedung zwischen Ulrich Isenkremer und der Wittwe Kunigunde Kuch. 1505. Pgm.
3369. Kaufbrief des Convents des Klosters Dalheim für den Bierbrauer Christian Oehlig zu Mainz. 1660. Pgm.

Dr. Ludw. Chrn. Matthias, Direktor der Taubstummenanstalt in Friedberg:
3370. 22 Stück Autographen, gröſstentheils von Professoren der Universität Heidelberg, aus dem Anfang des 19. Jhdt. Pap.

II. Für die Bibliothek.

Anton Emmert in Riva:
20,231. Pinamonti, Trento, sue vicinanze, industria, commercio e costumi de’ Trentini. 1836. 8.

Konrad Pasch, Gymnasiallehrer, in Cilli:
20,232. Zolgar, de M. Tullio Cicerone proconsule in Cilicia. 1866. 4. Progr.

Dr. Ludw. Chrn. Matthias, Direktor der Taubstummenanstalt in Friedberg:
20,233. Augustinus, de civitate Dei. 1486. 4.

Dr. Chr. Fr. Walther, k. russ. Staatsrath u. Oberbibliothekar, in Petersburg:
20,234–20,245. Ders., 10 latein. u. 1 deutsches Gelegenheitsgedicht. 1851–65. 4. u. 8.

Universität zu Leipzig:
20,246. Wuttke, accessiones ad codicem diplomaticum qui continetur libro „Städtebuch des Landes Posen.“ 1866. 4. Progr.
20,247. Schmidt, symbolae ad vitam Gregorii Haloandri. 1866. 4. Progr.

Julius Niedner, Verlagshandl., in Wiesbaden:
20,248. Heppe, Entstehung, Kämpfe und Untergang evangel. Gemeinden in Deutschland; I. 1862. 8.
20,249. Althaus, achtzehn Vorlesungen über Reformationsgeschichte. 1863. 8.
20,250. Hundeshagen, Beiträge zur Kirchenverfassungsgeschichte u. Kirchenpolitik, insbesond. d. Protestantismus; I. Bd. 1864. 8.

Dr. H. F. Maſsmann, Univers.-Professor, in Berlin:
20,251. Kirchen-Gebeth in Böhmen. Pap.-Hs. v. 1756. 1 Bl. 4.

F. Winckler, Sanitäts-Chemiker, in Berlin:
20,252. Ders., dringliche Petition an den h. Landtag der preuſs. Monarchie etc. 1866. 8.

Direktion der k. Hof- u. Staatsbibliothek in München:
20,253. Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae Monacensis; tom. V et VI (codicum germanicor. p. I et II). 1866. 8.

Direktion des groſsherzogl. Gymnasiums in Donaueschingen:
20,254. Programm etc. vom Jahre 1865–66. 8.
20,255. Kappes, zur Erklärung von Virgil’s Aeneide. 1866. 8.

J. F. Rietsch, Verlagshandlung, in Landshut:
20,256. Künſsberg-Thurnau, Kriegsgeschichten, Reisen u. Dichtungen aus den hinterlassenen Papieren des Freih. v. Hallberg-Broich. 1862. 8.

Historischer Verein für Niederbayern in Landshut:
20,257. Ders., Verhandlungen; XII. Bd. 1. H. 1866. 8.

Universität Freiburg i. Br.:
20,258–20,267. Zehn akadem. Schriften vermischten Inhalts a. d. J. 1865–66. 4. u. 8.

[S. 380]

Dr. F. Regelsberger, Professor, in Zürich:
20,268. Neujahrsblätter der Stadtbibliothek in Zürich, Jhg. 1647–49, 1654, 1674–77, 1683, 1686–1711, 1716, 1719–27 u. 1759–1866. qu. 2. u. 4.
20,269. Neujahrsgeschenk ab dem Musiksaal an die Zürcher’sche Jugend; Jhg. 1778–1812. qu. 2. u. 4.
20,270. Neujahrsblätter d. Musikgesellschaft auf der deutschen Schule; 1713–1812. 4. u. qu. 4.
20,271. Neujahrsblätter der Gesellschaft der Gelehrten auf der Chorherrenstube; 1779–1812, 1814–18, 1820–36. 4.
20,272. Neujahrsblätter zum Besten des Waisenhauses in Zürich; 1837–65. 4.
20,273. Neujahrsblätter der Gesellschaft zum Schwarzen Garten in Zürich; 1786–98, 1804–8, 1810, 1812, 1813, 1815–32. 4.
20,274. Neujahrsblätter der naturforschenden Gesellschaft in Zürich; 1799–1866. 4.
20,275. Neujahrsblätter der zürcher. Hülfsgesellschaft; 1801–65. 4.
20,276. Neujahrsstücke der Künstlergesellschaft in Zürich; 1805–40, 1842, 1854, 1861. 4.
20,277. Neujabrsblätter der Feuerwerker-Gesellschaft in Zürich; 1806–49, 1852, 1858, 1860–65. 4.
20,278. Neujahrsgeschenke der allgem. Musik-Gesellschaft in Zürich; 1813–65. 4.
20,279. Thurgauische Neujahrblätter; 1828–36. 4.
20,280. Mittheilungen der zürcherischen Gesellschaft f. vaterländ. Alterthümer; I, II und XXIV. 1837, 38 und 65. 4.
20,281. Siegfried, die beiden Scheuchzer. 8. Sonderabdr.
20,282. Siegfried, die wichtigsten Momente aus der Geschichte der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 1846. 4.
20,283. Siegfried, Geschichte der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 1865. 4.
20,284. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 1864. 8.

Verlag der Frauenzeitung in Stuttgart:
20,285. Kirchenschmuck etc. Bd. XX, 1. 1866. 8.

Anton Kutschera in Weitz (Steiermark):
20,286. Ders., Geschichte der Vorzeit aus Denkmalen; V. 16.

Dr. Jos. Bender, Oberlehrer am Lyceum in Braunsberg:
20,287. Ders., de Henrico episcopo Warmiensi, qui fuit ante Anselmum, commentatio. 1866. 4.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Dr. C. L. Grotefend, Archivrath, in Hannover:
5175. Denar des Bisthums Osnabrück vom 13. Jhdt.

A. Radefeld, Diakonus, in Hildburghausen:
5176. Silbermünze von König Philipp II. von Spanien.
5177. Desgl. von Graf Philipp Ernst von Mansfeld, 1623.

Dr. E. Freih. v. Bibra in Nürnberg:
5178. Amulet aus einem in Silber gefaſsten Seeigel.

Martin, Landrath, in Obersteinbach:
5179. Altes Hufeisen und Sporn, gefunden bei Neustadt a. d. A. im Virnsberger Haag.
5180. Turnose von König Philipp II. von Frankreich und Prager Groschen vom 14. Jhdt.

B. Röſsler in Garding:
5181. 6 Lackabdrücke von Siegeln der Stadt Garding.
5182. 12 ältere Silber- und 8 Kupfermünzen verschied. Gepräges.

Magistrat der Stadt Cilli in Steiermark:
5183. 6 Lack- u. Papierabdrücke v. Siegeln d. k. k. Kreisstadt Cilli.

J. Zeltner, Fabrikbesitzer, in Nürnberg:
5184. Stammbaum der Freiherren von Künſsberg, Druck.

von Cuny, Landgerichtsassessor, in Cöln:
5185. 3 Miniaturen auf Pergament, 12.-13. Jhdt.
5186. Das Rauchfaſs, Kupferstich von Martin Schön.
5187. Geschnitztes Holzkästchen, mit reichem gothischen Maſswerk verziert.
5188. Pergamentstreifen mit Gegeneinanderstellung von mehr als 70 in Europa gebrauchten Längenmaſsen, 16. Jhdt.
5189. Die Gewinnung des Alrauns, color. Federzeichnung, 16. Jhdt.
[S. 381] 5190. 2 Pergamentblätter mit Costümfiguren in feiner Gouachemalerei, 17. Jhdt.
5191. Christus, im Sturme schlafend, und der Tritonsbrunnen, Radirungen von J. Ossenbeck.

Dr. H. F. Maſsmann, Universitätsprofessor, in Berlin:
5192. Nachbildung einer mit Reliefs verzierten Zinnschüssel vom 16. Jhdt., Eisen.

Kahle, Banquier, in Berlin:
5193. Sammlung von 170 Silber- und 1464 Kupfermünzen, 2 Bleimedaillen, 14 Jetons und 2 Wallfahrtszeichen.

A. Herzer, Kassecontroleur des german. Museums:
5194. Silbermünze der Julia Mesa.

Groſsherzogl. Münzkabinet in Schwerin:
5195. 22 Silberpfennige der Stadt Rostock und 11 dergl. der Stadt Gnoien aus dem Münzfunde von Schwisow.
5196. 8 mecklenburg. Silberbrakteaten vom 13. Jhdt.
5197. 3 Wismarer, 1 Lübecker u. 1 Hamburger Wittenpfennig v. 1379.
5198. 2 Rostocker Hohlmünzen von Kupfer, 1566.

A. Hahn, Kaufmann, in Halberstadt:
5199. Photographie nach 34 zusammengestellten Ofenkacheln vom 15.-17. Jhdt.

Frhr. v. Bruck in Graz:
5200. 18 Photographieen nach Holzschnitten von A. Dürer, Radirungen von Rembrandt, Ostade, Waterloo u. a.

Pini, Stadtrichter, in Braunschweig:
201. 455 gröſstentheils braunschweigische und hannover’sche Fürsten-, Amts- u. a. Siegel vom 17. bis 19. Jhdt.
[S. 382] 5202. 5 mit Holzschnitten verzierte Umschläge für Spielkarten. 18. Jhdt.

Platzer, kgl. Landrichter, in Sulzbach:
5203. 10 Silbermünzen verschiedenen Gepräges und 2 Pathenpfennige vom 17. Jhdt.

Angerer, k. Revierförster, in Sulzbach:
5204. Gehänge von 5 groſsen, eiförmigen und 1 kleinerem, runden Bronzeringe; Brustspange von Bronze in Gestalt eines Schwanes; profilierte und gravierte Thonurne und Bruchstücke von anderen solchen, — sämmtlich im Peutenthal bei Sulzbach ausgegraben.

H. Würth in Leipheim:
5205. Papierabdruck eines alten Stadtsiegels.

A. Essenwein, I. Vorstand des german. Museums:
5206. 2 Küchenmodel von glasiertem Thon, 16. Jhdt.

C. H. Beck, Buchhandlung, in Nördlingen:
5207. Lithogr. Nachbildung des die Geschichte der Judith darstellenden Wandgemäldes von H. Schäufelein im Rathhause zu Nördlingen.

L. Dorn, Bäckermeister, in Hersbruck:
5208. Bruchstück eines Zimmerdurchzugs mit rabbinischer (?) Inschrift, 1495.

Dr. H. Becker in Dortmund:
5209. 10 ältere Kupfermünzen, 2 messingene Spielmarken und 1 Elberfelder Brodzeichen von 1817.


Chronik der historischen Vereine.

Table générale du recueil des bulletins de la commission royale d’histoire de Belgique; rédigée par M. Ernest van Bruyssel, chef du bureau paléographique. (2me Série, Tome I à XII.) Bruxelles, 1865. 8.

De lex Frisionum, uitgegeven en toegelicht door Dr. Karl Freiherr von Richthofen, naar Pertz’ Monumenta Germaniae, bezorgd door het Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en Taalkunde, gevolgd door eene verhandeling over de zamenstelling van de lex Frisionum van Dr. B. J. Lintelo de Geer, Hoogleeraar te Utrecht. Te Leeuwarden, bij G. T. N. Suringar. 1866. 8.

(Zweiter Titel:) Lex Frisionum, edente Karolo libero barone de Richthofen, J. U. et Ph. Dr., repetita curis Societatis Frisiacae. Accedit recensio V. Cl. Baronis B. J. Lintelo de Geer. Leovardiae, G. T. N. Suringar. 1866.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Herausgegeben unter der Leitung Seiner Excellenz des Präsidenten der k. k. Central-Commission Joseph Alexander Freiherrn von Helfert. Redakteur: Anton Ritter v. Perger. XI. Jahrgang. Mai-Juni. Wien, 1866. 4.

Maler und Malereien des Mittelalters im Salzburger Lande. Von Dr. J. Sighart. (Mit 3 Holzschnitten.) — Die Krypta der St. Marcuskirche in Venedig. Aufgenommen und beschrieben von Karl König und Rudolph Schwengberger. (Mit einer Tafel und zwölf Holzschnitten.) — Die Pfarrkirche St. Jacob in Niederöls, Arnauer Bezirks in Böhmen. (Mit zwei Holzschnitten und einer Tafel.) — Mittelalterliche Eisenarbeiten in der Steiermark. (Mit 5 Holzschnitten.) — Tyroler Malereien in Freising. — Die heidnischen Gräber von Kojetitz in Böhmen. — Ein alter Grabstein zu Katharein von Troppau. (Mit 1 Holzschnitt.) — Besprechungen. — Correspondenz: Ueber die Restauration der altgothischen Decanalkirche in Eger. — Notizen.

Mittheilungen der kaiserlich-königlichen geographischen Gesellschaft. VIII. Jahrgang, 1864. Heft II. Redigiert von Franz Fötterle. Wien, 1864. gr. 8.

Skizzen aus der Zillerthaler Gebirgsgruppe. Von Dr. Anton von Ruthner. — Zur Topographie der Herzogthümer Auschwitz und Zator.

Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen. Herausgegeben vom historischen Vereine für Steiermark. 3. Jahrgang. Gratz, 1866. Verlag des historischen Vereines. 8.

Ueber die beiden ältesten Todtenbücher des Benediktinerstiftes St. Lambrecht. Von Pangerl. — Reisebericht über steiermärkische Geschichtsmaterialien in kärtnerischen Archiven. Von Zahn. — Studien zur Geschichte des Klosters St. Lambrecht. II. Ueber die Zeit der Gründung und die Ausstattung des Klosters St. Lambrecht. Von Pangerl. — Steierische Excerpte aus bair. Nekrologien. Von Zahn. — Nachträge und Ergänzungen zu den „Vorarbeiten zur Quellenkunde und Geschichte des mittelalterlichen Landtagswesens der Steiermark.“ Von Krones. — Styriaca aus dem Pestarchive zu Innsbruck. Von Bidermann. — Literatur. — Register.

Album mittelalterlicher Kunstwerke aus Tirol. Den deutschen Kunstvereinen gewidmet vom christlichen Kunstvereine in Bozen. (Promperger’sche Buch- und Antiquar-Handlung in Bozen. 1865.) gr. 2.

Inhalt des ersten Heftes: Blatt I und II. Die gothische Monstranze der Pfarrkirche von Bozen. — Blatt III. Ein Rauchfaſs aus der Kirche von Montan. — Blatt IV. Ein Meſsgewand und eine Stola aus dem Kloster Mariaberg. — Blatt V. Kruzifix mit den Statuen Maria und Johannes in der Kapelle des Schlosses Tirol.

Verhandlungen des historischen Vereines für Niederbayern. XII. Band. 1. Heft. Landshut, 1866. 8.

Vierzehnter Jahresbericht. — Regesten aus dem magistratischen Archive zu Passau. Bearbeitet und mitgetheilt von Dr. Alexander Erhard. — Beiträge zur bayerischen Rechtsgeschichte nach dem Stift und Saalbuch über die Hofmarch Ponbruck (Bezirksamts Vilsbiburg) von Peter von Deuring zu Mittelweyerburg, auf Ponbrugg, Comes Palatinus Caesareus, churfrtl. Drtl. in Bayern etc. Rath, Canzler und Lehenprobst zu Landshuet, auch Pfleger zu Mospurg.

Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Herausgegeben von dem k. statistisch-topographischen Bureau. Jahrgang 1864. Stuttgart. H. Lindemann. 1866. 8.

Chronik des Jahres 1864. — Württembergische Literatur des Jahres 1864. Von v. Stälin. — Zu den Annales Stuttgartienses. Von dems. — Altwürttemberg im Spiegel fremder Beobachtung. Von Rümelin. — Stephan Bowart und seine Schwester Maria Bowart, Sohn und Tochter des Claude Bowart, Seigneur de Gomignies, und der Johanna Gräfin von der Mark als Erben des Freiherrn Schweikhart von Gundelfingen. Von Dr. K. H. Freiherrn Roth von Schreckenstein. — Zur Erklärung württembergischer Ortsnamen. Von Hugo Bazing. — Die Topographie des württembergischen Weinlandes. Von Dornfeld. Forts. 2. Das mittlere Neckargebiet.

Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschöpfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rottenburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Dekan Dr. Schwarz. XX. Band, erste Hälfte. Zehnter Jahrgang, 1866. Drittes Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8.

Die Wandgemälde in der Kapelle des Schlosses Bruck, nächst Lienz in Tyrol. — Ein Gang durch 80 Kirchen. III. — Die gemusterten Flieſse aus dem Kloster Bebenhausen. — Archäologische Notizen. 1. Tabernakel. 2. Katafalk. 3. Haarkämme. 4. Primicerius. — Zur Sprache und Sitte der Kirche. 1. Der Hellegrâfe an Kirchen. 2. Erde als letzte Wegzehrung. 3. Das Glücksrad an Kirchen. — Miscellen: Inschriften in einer Sakristei, u. A.


[S. 383]

Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

25) Johann David Passavant. Ein Lebensbild von Dr. Adolph Cornill. Erste und zweite Abtheilung. Mit dem Porträt Passavants und einer Abbildung der Burg Passavant. Frankfurt a. M. Im Selbst-Verlag des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde. 1864, 65. 4. 78 u. 112 Stn.

Die vorliegende umfängliche Biographie ist zunächst als Neujahrsblatt des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. den Mitgliedern desselben bestimmt. Doch die Zahl derer, welchen die Verdienste des verewigten Kunsthistorikers fortgesetzt zu Genusse kommen, die sie um ihrer selbst willen ehren, oder denen die angemessene Darstellung eines gehaltvollen Lebenslaufes überhaupt etwas gilt, geht über den Bereich jenes Vereins weit hinaus; und so dürfte eine Anzeige des Buches in gröſserem Kreise ohne Zweifel passend sein.

Nach Mittheilungen aus dem Nachlasse Passavants erhalten wir zunächst interessante Nachweise über die Herkunft seiner Familie, die, bis in das 13. Jahrhundert zu verfolgen, von der ihren Namen tragenden Burg in der Franchecomté nach der Schweiz und Deutschland eingewandert ist. Auf den eigentlichen Gegenstand der Schrift dürfen wir hier nicht näher eingehen. Passavant’s Leben war wechselvoll, wie die Zeit, in welche seine Jugend fiel, und tiefbewegt, wie bei Allen, welche mit weitergehenden Interessen in die Jahrzehnde der folgenden Ernüchterung traten. Die Darstellung zeugt überall für genaue Sachkenntniſs, der unmittelbare Quellen zugänglich waren, und warmes Gefühl für die besprochene Person, dem es gelingt, die thatsächlichen Verdienste auf die inneren Eigenschaften zurückzuführen. Daſs aus einer Lebensbeschreibung, wie die in Rede stehende, wichtige Streiflichter auf die ganze darin be[S. 384]griffene Zeit fallen müssen, darf kaum hervorgehoben werden. Das Porträt, den späteren Jahren des Dargestellten entnommen, ist von groſser Aehnlichkeit; die Abbildung der Burg nach einer Aufnahme von Passavant selbst gefertigt.

26) Die Städte der Provinz Pommern. Abriſs ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Bearbeitet von Dr. Gustav Kratz, weiland zweitem Archivar am königl. Provinzial-Archive zu Stettin. Einleitung und Vorwort von Dr. Robert Klempin, königl. Provinzial-Archivar von Pommern. Berlin. In Commission bei A. Bath. 1865. 8. 564 Stn.

27) Geschichte der Stadt Allendorf an der Werra und der Saline Sooden. Von Dr. G. Wagner, vormals Landrichter bei den ehemaligen Landgerichten zu Schmalkalden und Marburg u. s. w. Marburg. Akademische Buchdruckerei. 1865. 8. 197 Stn. Mit lithogr. Ansicht.

28) Geschichte der Stadt Lauingen. Von Bernhard Mayer, Stadtschreiber in Lauingen. Im Selbstverlage des Verfassers. 1866. 8. 467 Stn. Mit lith. Ansicht und Abdruck zweier Kupferplatten vom 17. Jhdt.

Schon öfter nahmen wir Anlaſs, über das immer häufiger werdende Erscheinen deutscher Ortsgeschichten unsere Freude auszudrücken. Denn bei der eigenthümlichen Entfaltung unserer früheren Zustände, in welcher stets auf den besonderen Fall hingearbeitet und neben der Theorie der Empirie der weiteste Boden gestattet wurde, bildet die Geschichte der einzelnen Städte und selbst bäuerlicher Gemeinden den eigentlichen Aufbewahrungsort für das Material einer allgemeinen Kulturgeschichte. Befriedigung muſs es weiter gewähren, wenn wir bemerken, daſs die Arbeiten dieser Art an Gehalt und Form ein immer besseres Aussehen gewinnen. Die[S. 385] end- und athemlosen Untersuchungen über unerklärliche Ortsnamen, in welchen sonst am Eingange dieser monographischen Versuche der Dilettantismus sich genugzuthun pflegte, treten zurück, Urkunden kommen neben der mündlichen Überlieferung zu ihrem Rechte, alte Aufzeichnungen werden mit Kritik verwendet, die aufgestellten Gesichtspunkte mehren und erweitern sich. Müssen wir in den meisten Fällen auch eine Masse Materials in den Kauf nehmen, das über die Grenzen des beschriebenen Ortes hinaus keine Bedeutung hat, wie lange Raths- und Pfarrregister, so ist in Anschlag zu bringen, daſs diese grade die Anknüpfungspunkte sind, von welchen von entgegengesetzter Seite her das Publikum angezogen und historischer Sinn verbreitet wird. — Die drei obengenannten Schriften liefern zu dem Gesagten, wenn auch in verschiedener Weise, anerkennenswerthe Belege. Das erste, in allen Stücken die Hand des geübten Fachmannes zeigend, gibt in der Einleitung eine sehr anschaulich und anziehend durchgeführte Übersicht der Entstehung und Entwickelung der pommer’schen Städte überhaupt und im Folgenden das gesichtete urkundliche Material für 73 Städte im Einzelnen. Jeder Abhandlung sind die geschichtliche Veränderung des Ortsnamens und die heraldische Beschreibung des Wappens vorausgesetzt, die Vermehrung der Einwohnerzahl seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, eine Uebersicht der vorhandenen Kunstdenkmäler und ein Verzeichniſs der Bürgermeister angehängt. — Die zweite Schrift wird vorzüglich interessant durch die ziemlich eingehende Geschichte des Salzwerkes Sooden, die, als Parallele auch für andere betrachtet, zum wichtigen Beitrag der deutschen Gewerbsgeschichte wird. — Im dritten Buche ist eine groſse Menge Stoffes mit Fleiſs zusammengetragen, der vielfach in die allgemeine deutsche Geschichte hinüberspielt; reichere Ausbeute aber noch für Localgeschichte gewährt.

Aufsätze in Zeitschriften.

Das Ausland: Nr. 42. Ursprung der Thiernamen. 2. Das Pferd.

Die Biene: Nr. 30. Die goldenen Schwämme. Böhm. Volkssage.

Blätter f. literar. Unterhaltung: Nr. 34 f. Zur Geschichte des Abfalls der Niederlande und des dreiſsigjähr. Kriegs. (Adolf Stern.)

Europa: Nr. 44. Das deutsche Element in Ungarn.

Illustr. Familien-Journal: Nr. 44 (674.) Die Hohenzollern-Burg. — Nr. 46. (676). Die Entstehung der Familiennamen. (Bernh. Becker.)

Die Gartenlaube: Nr. 44. Das Hexen-Maal. Ein naturwissenschaftlicher Beitrag zur Kulturgeschichte. (H. E. Richter.) — Nr. 45. Die Vogelsprache. (Wilh. Hamm.)

Deutsche Gemeinde-Zeitung: Nr. 40. Die altdeutschen Gehöferschaften oder der frühere „Communismus“ im Grundbesitze.

Grenzboten: Nr. 41, S. 49. Die deutschen Mundarten und die moderne Sprachwissenschaft.

Hausblätter: 21. Heft, S. 227 ff. Zur Geschichte der Reclame. Eine kulturhistorische Skizze von Hugo Schramm.

Evang. Kirchenzeitung: Sept. Zur Entwickelungsgeschichte der deutschen Mystik.

Korrespondent v. u. f. D.: Nr. 533. Das Kirchweihfest zu Kloster Heilsbronn.

Altpreuſs. Monatsschrift: 5. Heft, S. 385. Aberglaube aus Masuren.[S. 386] (Einleitung. — 1. Die dämonischen Mächte.) (Dr. M. Töppen.)

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 26 (122), S. 209. Heraldisches: Die Prager Messerschmiede; das Künstlerwappen. (Hans Weininger.) — S. 210. Geschichte des Zinkmetalls. (Jak. Nöggerath.)

Deutsches Museum: Nr. 42. Über das ältere deutsche Kirchenlied. Aus dem Nachlaſs Wilhelm Arthur Passow’s. I. — Die Zwerge und Riesen in den Sagen des Alterthums. (Karl Silberschlag.) — Nr. 43. Der Frauenkultus des Mitlelalters. (Herm. Bischof.) — Über das ältere deutsche Kirchenlied. II.

Novellen-Zeitung: Nr. 43. Zur Geschichte der Uhren.

Schles. Provinzialblätter: Sept., S. 513. Das schlesische Weinland. I. Allgemeine geschichtliche Vorbemerkungen. II. Geschichte des Grünberger Weinbaues insbesondere.

Theolog. Quartalschrift: 3. Quartalh., S. 315. Jakobus von Jüterbogk, ein deutscher Theologe des fünfzehnten Jahrhunderts. (Dr. Heinr. Keller.) — S. 349. Praxeas und Callistus. (Reg. Reiser.) — S. 405. Die Restitution der Colonna’s i. J. 1304. Zur Berichtigung und Erklärung eines stark corrumpirten Dekretes im corpus juris canonici. (Dr. Hefele.)

Volksblatt f. Stadt und Land: Nr. 78. Häuserinschriften.

Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg: Nr. 42. Christensitte und Väterweisheit. — Auszüge aus älteren Testamenten. H. (Hesekiel.) — Nr. 45 ff. Das Kloster Port-Royal. Bilder aus der Kirchengeschichte Frankreichs im Zeitalter Ludwigs XIV.

Zeitschrift f. bild. Kunst: 11. Heft, S. 257 ff. Ein Hauptwerk deutscher Kunst (der Issenheimer Altar) auf französischem Boden (in Kolmar).

Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 284. Die Villa zu Nennig bei Trier. (Prof. Brambach.) Nr. 292. Die Münsterkirche zu Kloster-Heilsbronn. — Nr. 312. Wolframs von Eschenbach Heimat.

Bayer. Zeitung: Mgbl. Nr. 291. Die Schlacht auf dem Lechfelde im Jahre 955. (v. Moor.) — Nr. 292 u. 293. Die Hausthüre im Rechtsfrieden. — Chronik von Giesing. — Nr. 311 ff. Der Raubritter Hanns Thomas von Absberg und seine Thaten. (Nach archivalischen Quellen geschildert.)

Illustr. Zeitung: Nr. 1216. 1218. Deutschlands Wappensage. Ritter und Edle.

Leipziger Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 81–84. Eine Hungersnoth im J. 1719 und 1720. Zur Geschichte der Theuerungspolitik.


Vermischte Nachrichten.

91) Am 14. October fand die Wiedereinweihung der ehemaligen Klosterkirche zu Heilsbronn statt, nachdem die auf Anregung des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preuſsen von der k. bayer. Staatsregierung angeordneten Restaurationsarbeiten waren vollendet worden. Von dem etwas über 100 Schritte langen Kirchengebäude ist das Langhaus (dessen Haupt- und nördliches Seitenschiff mit ihrem von je 5 kräftigen Säulen getragenen Rundbogenbau, gleich dem Querschiff flachgedeckt, dem romanischen Baustil angehört, während das südliche, von zierlicheren Pfeilern getragene Doppelseitenschiff gothisch gewölbt ist) durch ein Gitter abgeschlossen[S. 387] und enthält die Grabmäler der hohenzollern’schen Ahnen u. s. w. Das Querschiff und der sich an dasselbe anschlieſsende Chor ist für den Gottesdienst der Gemeinde bestimmt. Nach dem Einweihungsakt verlas der k. preuſs. Abgeordnete, Graf v. Stillfried, die Urkunde, kraft welcher König Friedrich Wilhelm IV. von Preuſsen der Kirche eine Stiftung im Betrage von 12,000 Thlrn. zuwendet.

(Fr. Ztg.)

92) In der Bayengasse zu Cöln ist im Hofe des Kaaf’schen Hauses beim Graben einer Latrinengrube in einer Tiefe von 9 Fuſs ein römischer Sarg mit einem Skelet gefunden worden. Der Sarg war aus 6 Platten von grobkörnigem Sandstein zusammengesetzt; die Leiche lag mit dem Kopfe gegen Westen. Am Kopfe standen ein dickbauchiges Fläschchen und eine Schale von Glas, an den Füſsen zwei Fläschchen und eine zierliche gläserne Urne mit 3 Henkeln. Der Boden, worein der Sarg gesenkt worden, ist reiner Lehm, und es ist anzunehmen, daſs er sich aus Ablagerungen von früheren Rheininundationen gebildet hat. Nach unzweifelhaften Anzeichen hat zur Zeit der Römer ein Rheinarm westlich von der Fundstelle seinen Lauf gehabt, und es entsteht dadurch die Hypothese, daſs zu der Zeit, als der in Rede stehende Sarg eingesenkt wurde, sich an dieser Stelle eine Rheininsel befunden haben mag. Der Fund ist also für die Aufhellung der topographischen Verhältnisse der alten Colonia von Bedeutung.

(Ill. Ztg.)

93) Am 7. November wurde in Salzburg ein römischer Mosaikboden ausgegraben, der blos 1½ Schuh unter dem Erdboden lag. Der Fundort ist der Hofraum des im Caiviertel (Civitas Caji) befindlichen Residenzgebäudes der ehemaligen Fürstbischöfe vom Chiemsee. Die bis jetzt bloſsgelegten Fragmente bilden zum Theil concav eingedrückte Flächen mit einer aus geometrischen Figuren gebildeten, kleingewürfelten, mehrfarbigen Ornamentik. Bei vorgenommener Waschung einer dieser Flächen trat ein von einer Ornamentenzeichnung, in welcher namentlich ein schwarz ausgeführtes Herz auffällt, eingerahmtes schönes Mosaikbild hervor, welches die Entführung der Europa darstellt. Das ganze Bild dürfte 1½[S. 388] Schuh in der Länge und 1 Schuh in der Höhe messen. Die Mosaiksteinchen scheinen in eine Art Mörtelsubstanz eingelegt, die unmittelbar auf dem Erdboden aufliegt.

(Allg. Ztg.)

94) Einen Topf mit Silbermünzen aus dem 16. Jahrhundert fand eine Frau zu Czarnikau, Regierungsbezirk Bromberg, beim Anlegen einer Kartoffelgrube. Viele dieser Münzen haben die Gröſse eines Thalers, die meisten die von Viergroschenstücken; der ganze Fund wiegt 25 Pfund.

(Ill. Ztg.)

95) In Lübeck stieſs man unlängst bei Grabung eines Brunnens auf eine alte Kloake, welche, wie urkundlich nachgewiesen ist, um 1340 für eine Kirchenschule angelegt wurde. In dem Moder fand sich, unter mancherlei andern Sachen, eine Reihe kleiner Tafelbücher, welche mit schwarzem Wachs ausgelegt waren und allerlei Schülerschriften enthielten, die in der Schreibweise des 15. Jahrh. mit einem spitzen Griffel in das Wachs eingerissen waren.

C. J. Milde.

96) In den überaus reichen Sammlungen S. K. H. des Fürsten von Hohenzollern zu Sigmaringen befinden sich die Originalstempel der Siegel von König Otaker und Rudolf von Habsburg, in Italien angekauft.

W.

97) Der Verein für die Geschichte Berlins veröffentlicht einen Aufruf, in welchem er zur Stiftung einer Centralstelle für die Urkunden, historischen Schriften und Gegenstände zur Geschichte Berlin’s diejenigen, welche sich im Besitze bezüglichen Materials befinden, auffordert, dem Verein unter Angabe ihrer Namen und Wohnung, sowie kurzer Beschreibung des Schriftwerks oder Gegenstandes Anzeige zu machen. Zur Entgegennahme solcher Anzeigen sind u. A. folgende in Berlin wohnhafte Vereinsmitglieder bereit: Der Vorsitzende Oberbürgermeister Seydel, der Stellvertreter Professor Adler, der Generalsekretär Assessor Levin, der Bibliothekar Archivar Fidicin, der Direktor der kgl. Kunstkammer Freiherr von Ledebur, der Direktor des kgl. Kupferstichkabinets Prof. Hotho, der Maler Prof. Ad. Menzel, der Redakteur der Dioskuren Dr. Schasler, der Redakteur der Voſs’schen Zeitung Dr. Kletke.


Inserate und Bekanntmachungen.

20) Jahresbericht der historischen Commission bei der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften.

München, im November 1866. Da die Einberufung der auswärtigen Mitglieder der Commission unter den Verhältnissen des verflossenen Sommers Schwierigkeiten bot, hatte Se. Maj. der König von einer Plenarversammlung in diesem Jahre Umgang zu nehmen befohlen, und an Stelle derselben den hiesigen Localausschuss die nothwendigen und durch frühere Beschlüsse bereits bedingten Geschäfte zu erledigen beauftragt. Diesen allerhöchsten Auftrag hat der Localausschuss in seinen Sitzungen am 12. und 27. Oktober in Ausführung gebracht. Professor Cornelius, Stiftspropst v. Döllinger, Bibliothekar Föringer, Staatsrath v. Maurer, Reichsarchivrath Muffat, General v. Spruner und der Secretär der Commission Professor v. Giesebrecht waren bei den Sitzungen anwesend, Reichsarchivsdirector v. Löher durch dienstliche Geschäfte an der Theilnahme verhindert.

Ehe der Ausschuſs in die Berathung der vorliegenden Geschäfte eintrat, beschloſs er, seiner Theilnahme an dem 50jährigen Doctor-Jubiläum des Geheimen Rath Pertz in Berlin, welcher seit Begründung der Commission eines ihrer thätigsten Mitglieder ist und sich auſserordentliche Verdienste um dieselbe erworben hat, in einer Adresse Ausdruck zu geben.

Ueber den Geschäftsgang des abgelaufenen Jahres erstattete der Secretär den statutenmäſsigen Bericht. Aus demselben ergab sich, daſs trotz der Ungunst der Verhältnisse die Arbeiten fast unbehindert ihren Fortgang gehabt haben. Von den durch die Commission herausgegebenen Schriften sind seit der vorjährigen Plenarsitzung in den Buchhandel gekommen:

  1. 1) K. Hegel, Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert. Bd. IV.
  2. 2) Jahrbücher der deutschen Geschichte:
    1. Anfänge des karolingischen Hauses von Ed. Bonnell; [S. 389]
    2. Jahrbücher des fränkischen Reiches unter Karl dem Groſsen. Bd. I von Dr. Sig. Abel.
  3. 3) Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. VI.
  4. 4) Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Zweite Lieferung, enthaltend.
    1. Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft von C. Fraas, und
    2. Geschichte der Erdkunde von O. Peschel.
  5. 5) R. v. Liliencron, Historische Volkslieder der Deutschen. Bd. I und II.

Andere Werke sind im Drucke theils vollendet, theils weit vorgeschritten, so daſs auch sie in nächster Zeit dem Publikum zu übergeben sein werden.

Die Berichte, welche im Laufe der Verhandlungen über die einzelnen Unternehmungen vorgelegt wurden, zeigten, wie sie fast sämmtlich im raschen Fortschritt begriffen sind, und auch in diesem Jahre von den hiesigen und auswärtigen Behörden, wie von den Verwaltungen der Archive und Bibliotheken mit ausgezeichneter Liberalität und dankenswerthester Zuvorkommenheit unterstützt wurden.

Von der Geschichte der Wissenschaften sind zwei Bände im Druck vollendet, welche als die dritte Lieferung dieses groſsen Werkes jetzt in die Öffentlichkeit treten werden. Es sind die Geschichte der evangelischen Theologie von J. A. Dorner und die Geschichte der katholischen Theologie von C. Werner. Da mehrere andere Abtheilungen der Vollendung nahe sind, läſst sich der regelmäſsige Fortgang dieses groſsen Unternehmens erwarten.

Von den deutschen Städte-Chroniken ist der fünfte Band unter der Presse. Er liefert die Fortsetzung der Augsburger Chroniken, namentlich das vollständige Werk des Burkard Zink, von den Professoren Frensdorff und Lexer bearbeitet. Mit einem neuen Bande der Nürnberger Chroniken ist Professor v. Kern, mit der Sammlung der Bamberger Geschichtsquellen Dr. Knochenhauer beschäftigt gewesen; doch haben Beide ihre Arbeiten noch nicht zum Abschluſs bringen können. Von Dr. K. Schröder ist die Bearbeitung des chronikalischen Stoffes für München, welche er auf längere Zeit zurücklegen muſste, neuerdings wieder in Angriff genommen. Professor Hegel, der Leiter des ganzen Unternehmens, hat inzwischen vorbereitende Schritte gethan, um auch die Chroniken der oberrheinischen Städte bald dem Werke einverleiben zu können. Die Edition der niederdeutschen Städte-Chroniken, welcher der verstorbene Lappenberg sein Interesse zuwandte, ist gleichfalls im Auge behalten. Professor Mantels setzt seine Arbeiten für die Lübecker Chroniken fort, und es haben sich Aussichten eröffnet, daſs man mit einer Ausgabe der wichtigen chronikalischen Aufzeichnungen für Braunschweig vielleicht schon in nächster Zeit wird hervortreten können, wegen welcher noch Lappenberg mit dem dortigen Archivar Dr. Hänselmann in Verbindung getreten war.

Von dem ersten Bande der deutschen Reichstagsacten, deren Herausgabe unter Oberleitung des Professors v. Sybel durch Professor Weizsäcker erfolgt, lag die bei weitem gröſsere Hälfte im Drucke vor; die Ausstattung entspricht durch Sorgsamkeit und Schönheit ganz dem monumentalen Charakter des Werks und gereicht der Cotta’schen Buchhandlung zu nicht geringer Ehre. Der erste Band wird nicht nach dem früheren Plane die ganze Regierungszeit K. Wenzels, sondern nur die Periode von 1376–1387 umfassen, während der zweite Band die Acten bis 1400 liefern, der[S. 390] dritte sich auf die Regierungsperiode K. Ruprechts erstrecken wird, und dann zwei Bände der Zeit K. Sigmunds gewidmet werden sollen. Alle Vorbereitungen sind soweit getroffen, daſs einem ununterbrochenen Fortschritt der Edition keine groſsen Schwierigkeiten mehr im Wege stehen. Sehr erfreuliche Ergebnisse haben die Nachforschungen des Bibliothekars Dr. Kerler auf seinen Reisen durch Schwaben und Franken geliefert. Im hiesigen Reichsarchiv hat Dr. A. Schäffler die Untersuchungen mit bestem Erfolge fortgesetzt, aus dem Stadtarchiv zu Köln der dortige Archivar Dr. Ennen höchst schätzbare Beiträge geliefert.

Die Jahrbücher des deutschen Reichs sind um eine werthvolle Arbeit bereichert worden, die Geschichte Kaiser Heinrichs VI. von Dr. Th. Töche, welche im Druck bereits vollendet ist. Mit dem gröſsten Danke ist anzuerkennen, daſs die Buchhandlung von C. Geibel in Leipzig, in deren Eigenthum kürzlich der Verlag der Jahrbücher übergegangen ist, sich nicht nur zum Ansatz eines mäſsigen Preises für die bevorstehenden Publicationen entschlossen hat, sondern auch für fast alle bereits erschienenen Abtheilungen eine bedeutende Preisherabsetzung hat eintreten lassen, um so die Anschaffung der ausgezeichneten Monographien, welche in den Jahrbüchern vereinigt sind, zu erleichtern.

Der Druck der historischen Volkslieder der Deutschen wird regelmäſsig fortgesetzt und läſst sich im Laufe des nächsten Jahres mit Sicherheit der dritte Band erwarten. Der Herausgeber Cabinetsrath Dr. v. Liliencron hat sich durch seine Arbeit die allgemeinste Anerkennung erworben. Ob man mit dem vierten Bande abschlieſsen, oder noch einen fünften hinzufügen solle, blieb weiterer Beschluſsnahme vorbehalten.

Von der Sammlung der Weisthümer, welche unter Oberleitung des Staatsraths v. Maurer Professor R. Schröder nach J. Grimms Tode fortführt, ist der fünfte Band im Druck vollendet. Der sechste Band, der auſser Zusätzen das unentbehrliche Sachregister enthalten wird, kann sogleich in Angriff genommen werden.

Ein besonderes Miſsgeschick hat bisher über der Herausgabe der Hansischen Recesse gewaltet. Das Unternehmen, welches Lappenberg mit groſser Liebe durch eine Reihe von Jahren gepflegt und geleitet hatte, wurde in dem Zeitpunkte, wo der Druck bereits beginnen sollte, durch den Tod des Professors Junghans, des umsichtigen und fleiſsigen Gehülfen Lappenbergs, gehemmt; der Verlust dieser frischen Kraft war um so schmerzlicher, als Lappenberg bald darauf selbst so schwer erkrankte, daſs er die Arbeit kaum fortzusetzen vermochte. Im Laufe des verflossenen Jahres schied leider auch Lappenberg ab, und es wurde fraglich, ob man das groſse angesammelte Material überhaupt noch in der von ihm beabsichtigten Weise werde publiciren können. Zum Glück hat sich in Professor Frensdorff in Göttingen ein Gelehrter gefunden, der geeignet und erbötig ist, das von Lappenberg begonnene Unternehmen in seinem Sinne durchzuführen. Auf den Vorschlag des Professors Waitz übertrug deshalb der Ausschuss die Herausgabe der Hansischen Recesse von 1354–1436 an Prof. Frensdorff. Man hofft, daſs der Druck des ersten Bandes sich noch im Laufe des nächsten Jahres wird beginnen lassen.

Die unter Redaction von Professor Waitz, Geh. Rath Häusser und Oberstudienrath v. Stälin erscheinende Zeitschrift: Forschungen zur deutschen Geschichte, wird ihren regelmäſsigen Fortgang in der bisherigen Weise behalten, da sie in mehrfacher Beziehung als ein Bedürfniſs erscheint. Für den siebenten Band liegt[S. 391] das Material theils druckfertig vor, theils ist es in nahe Aussicht gestellt.

Die Arbeiten für die Wittelsbach’sche Correspondenz im 16. und 17. Jahrhundert haben verhältniſsmäſsig die gröſsten Störungen erfahren, theils durch Krankheiten und militärische Verpflichtungen der Hilfsarbeiter, theils durch Hemmnisse des Druckes. So ist der erste Band der älteren pfälzischen Abtheilung, welchen Professor Kluckhohn unter Oberleitung des Professors v. Sybel bearbeitet, nicht im abgelaufenen Jahre vollendet, sondern nur etwa bis zur Hälfte gedruckt worden. Dieser Band wird die Correspondenz Churfürst Friedrichs III. von 1559–1567 umfassen und ihm sogleich der zweite Band folgen, mit welchem die Correspondenz Friedrichs III. abschlieſst. Das Material ist noch mehrfach, theils aus den jetzt erst verwendbaren Kasseler Archivalien, theils aus den Stuttgarter, Nürnberger und hiesigen Acten vervollständigt worden; mit einer nochmaligen sorgsamen Durchforschung des Dresdener Archives ist Prof. Kluckhohn augenblicklich beschäftigt. Für die ältere bayerische Abtheilung, deren Herausgabe Reichsarchivsdirector v. Löher übernommen hat, sind die Arbeiten von dem Hilfsarbeiter Dr. v. Druffel fortgesetzt worden. Hauptsächlich aus den hiesigen Archiven und der Hof- und Staatsbibliothek wurde das Material vermehrt, aber auch durch werthvolle Beiträge aus dem Innsbrucker Statthaltereiarchiv und dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien ergänzt. Leider wurde Dr. v. Druffel durch seine Militärverhältnisse die Arbeiten auf längere Zeit zu unterbrechen genöthigt. Für die jüngere pfälzische Abtheilung hat wenig geschehen können, da der Hilfsarbeiter Dr. Ritter, welchen der Herausgeber Professor Cornelius für diese Abtheilung verwendet, fast während des ganzen Jahres durch Krankheit an der Fortsetzung seiner Arbeiten behindert war. Für die jüngere bayerische Abtheilung hat Professor Cornelius selbst die Arbeiten theils hier, theils in Wien fortgesetzt; die Sammlung des Stoffs für den ersten Band, welcher die Jahre 1598 bis 1610 umfassen soll, ist jetzt im Wesentlichen vollendet, so daſs die baldige Publication desselben in Aussicht genommen werden kann.

Zur Veröffentlichung der Geschichte des Herzogthums Zweibrücken, welche auf Anregung des hochseligen Königs Maximilian II. entstanden und von der historischen Commission mehrfach unterstützt war, hatte die Plenarversammlung dem Pfarrer Lehmann eine Subvention bewilligt. Da dieselbe zur Drucklegung des Werkes nicht ausreichte, beschloſs der Ausschuſs, eine neue Geldbewilligung zu beantragen.

In Betreff der Herausgabe der Schmeller’schen Nachträge zum Bayerischen Wörterbuch lagen eingehende Berichte des Professors W. Wackernagel vor. Aus denselben ergab sich die erfreuliche Gewiſsheit, daſs sich die geeigneteste Persönlichkeit gefunden habe, um dieses Unternehmen, welches bisher alle Bemühungen der Commission wenig zu fördern vermochten, endlich in Ausführung zu bringen. Da inzwischen bekannt wurde, daſs die erste Auflage des Bayerischen Wörterbuchs fast vergriffen sei, traten Bedenken ein, ob eine besondere Veröffentlichung der Supplemente rathsam sein[S. 392] würde; denn die Verwendung derselben zu einer neuen Auflage würde nicht nur die Benutzung des Werks erleichtern, sondern auch der ursprünglichen Absicht Schmeller’s mehr entsprechen. J. Grimm, als er den besonderen Abdruck der Supplemente bei der Commission in Anregung brachte, that dies nur in der Voraussetzung, daſs eine zweite Auflage des Wörterbuchs nicht so bald zu ermöglichen sein dürfte. Die Vorzüge einer neuen Ausgabe, bei welcher die Nachträge gleich an Ort und Stelle eingefügt würden, erscheinen in der That so groſs, daſs der Ausschuſs auch einen gröſsern Kostenaufwand nicht scheuen zu dürfen glaubte, zumal es von Anfang an in der Absicht J. Grimm’s und der Commission gelegen hatte, dem groſsen bayerischen Sprachforscher durch die Publication seiner hinterlassenen Arbeiten ein würdiges Denkmal zu setzen. Da es noch mehrfacher Verhandlungen bedarf, um einen sicheren Plan für das Unternehmen in dieser veränderten Gestalt herzustellen, war eine endgültige Beschluſsnahme nicht möglich; der Ausschuſs beauftragte aber den Secretär, alle Einleitungen zu treffen, daſs in kürzester Frist bestimmte Vorlagen dem Ausschusse zur Entscheidung vorgelegt und dann sogleich das Werk in Angriff genommen werden könne.

Vielfach machte sich die Abwesenheit der auswärtigen Mitglieder im Laufe der Verhandlungen dem Ausschusse fühlbar. Die Arbeiten der Commission gelten dem gesammten deutschen Vaterlande und bedürfen der Mitwirkung aus allen Theilen desselben. Gerade in den politisch gelockerten Verhältnissen der Nation hat die Stiftung König Maximilians II., welcher die historische Wissenschaft so viel verdankt, für das deutsche Geistesleben noch eine erhöhte Bedeutung gewonnen. Möchte der nächste Herbst wieder alle Mitglieder der Commission in München vereinen, um das gemeinsam begonnene Werk gemeinsam fortzusetzen!

21) Im Verlage von Friedr. Andr. Perthes in Gotha erschien soeben:

Hopf, Dr. Karl, historisch-genealogischer Atlas seit Christi Geburt bis auf unsere Zeit. Abtheilung I. Deutschland. 2. Band. 3. 4. Lieferung. Fol. geh. 4 Thlr.

Mücke, J. F. Alphons, Albrecht I. von Habsburg, Herzog von Oesterreich und römischer König. Ein Beitrag zur deutschen Staaten- und Reichsgeschichte. Nach den Quellen. gr. 8. geh. 1 Thlr.

22) In Gräter’s Bragur 2, 450 ist nebst anderen seltenen Büchern zum Verkauf ausgeboten: Sermo de Sancto Nemine per Pauperem Henricum ex sacris literis collectus, sine l. et a. Um Nachweisung dieser Schrift wird höflichst gebeten.

Heidelberg.

Wattenbach.

23) Im Selbstverlage des Verfassers ist soeben erschienen und auch in der literar.-artist. Anstalt des german. Museums (s. oben Chronik des Museums) zu haben:

Beiträge zur lateinischen Paläographie. Von W. Wattenbach. Heidelberg, 1866. 4. 41 lithographierte Stn. ⅔ Thlr.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 393]

Nürnberg. Das Abonnement des Blattes, welches alle Monate erscheint, wird ganzjährig angenommen und beträgt nach der neuesten Postconvention bei allen Postämtern und Buchhandlungen Deutschlands incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuſs oder 2 Thlr. preuſs.

Für Frankreich abonniert man in Straſsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11. rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Williams & Norgate, 14 Henrietta-Street Covent-Garden in London; für Nordamerika bei den Postämtern Bremen und Hamburg.

Alle für das german. Museum bestimmten Sendungen auf dem Wege des Buchhandels werden durch den Commissionär der literar.-artist. Anstalt des Museums, F. A. Brockhaus in Leipzig, befördert.

Inserate, welche mit den Zwecken des Anzeigers und dessen wissenschaftlichem Gebiete in Verbindung stehen, werden aufgenommen und der Raum einer Columnenzeile mit 7 kr. oder 2 Sgr. berechnet.

ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

Neue Folge.   Dreizehnter Jahrgang.

Adler aus dem Wappen des Germanischen Museums

ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.

1866.

Nº 12.

December.


Wissenschaftliche Mittheilungen.

Historia Neminis.

Von Professor Dr. W. Wattenbach in Heidelberg.

(Schluſs.)

In derselben Miscellanhandschrift, deren Inhalt Wilken in seiner Geschichte der Heidelbergischen Büchersammlungen, S. 405, angibt, findet sich auch auf Fol. 96 u. 97 nach einem 1443 in Augsburg geschriebenen Freidank eine Predigt gegen das Fasten eingetragen, welche ich des verwandten Inhalts wegen gleich folgen lasse; auch hier sind Zusätze von gleichzeitiger Hand, die ich eingeklammert habe.

Sermo sew Dictamen contra abstinentiam sew ieiunium.

(vide dictamen seu fabulam de nemone et Marcolfo in libro flavio apologorum Cyrilli a k. 138 et postea hic a k. 108[A] et in codice Summe Reimundi a k. 133.)

Si dimisero eos ieiunos, deficient in via. Morem laudabilem observando in huius sermonis exordio divinam gratiam impetrando, sine qua nec predicator fructificat nec auditores edificantur, devotis mentibus aspiremus in hac gracia consequenda, christiferam virginem et matrem domini archangelica salutatione devote salutemus, dicentes mente pia Ave Maria. Egregii domini mei multum graciosi! Thema vestris reverentiis propositum habetur Marci octavo capitulo, ex quo quidam ydiote et stulti homines, naturas rerum et commoda ignoran[S. 394]tes, utilitatem ieiunii commendare presumunt. Idcirco ne dictorum error aliquos christifidelium seducat in heresim, philosophorum sententiis, qui de naturis rerum subtiliter perscrutantur, ipsius ieiunii ostendemus proprietates. Jeiunium enim tribus modis consideratur: primo secundum se, et sic nichil est formaliter, sed est quedam privatio cibi. Modo privatio nichil est, ut patet primo phisicorum, et sic ieiunium non est ens, et per consequens non est bonum, quia ens et bonum convertuntur, secundo metaphisice. Item illud non est bonum, in cuius contrario consistit summa felicitas hominis; sed in voluptate, que est contraria ieiunio, consistit summa felicitas hominis etc. Minor probatur, quia felicitas hominis consistit in illo quod est primum motivum appetitus. Modo voluptas est huiusmodi, quia in tantum movet voluptas appetitum, quod vix alia fiunt quam voluptuosa. Et in signum istius tam a sapientibus quam insipientibus appetitur ipsa voluptas. Pater per Aristotelem primo ethicorum: omnia voluptuose bonum appetunt. Item id quod inclinat se ad simpliciter malum, non est bonum nec laudabile, quod probatur; nam ieiunium inclinat se ad abstinentiam, sed illud quandoque est causa mortis, sed mors est simpliciter malum, quia omnium terribilium mors est terribilissimum, ut patet per Aristotelem 3o ethicorum, quia in naturalibus desideriis pauci peccant.

Secundo ieiunium consideratur quantum ad ipsum ieiunantem, et ut sic quandoque communicat cum dampnatis et demonibus, qui perpetuo tempore ieiunant, et per consequens est vilis conditio. Item facit ipsum ieiunantem iracundum, ociosum, invidum et tristem. Nam ira generatur ex embolitione sagwinis circa cor, cum cor sit principalissimum membrum ani[S. 395]malis. Item ex alio facit hominem ociosum, nam ex nimia aviditate, per quam implet ventrem suum, quod debite digerere non potest, et sic sequitur debilitatio membrorum et per consequens ociositas. Item facit hominem invidum, nam invidia fit ex prosperitate maioris boni proximi quam sibi. Sed non ieiunans maius bonum consequitur in comedendo sepe delectabilia et delicata quam ieiunans, et sic ieiunans erit invidus. Talem invidiam videntur habere Rustici erga presbiteros et nobiles, ut patet ex natura in tractatu Rusticorum capitulo Gracia plena, unde Boecius de consolatione philosophie: Natura dat unicuique quod suum est et quod appetit. Item ieiunium facit ieiunantem tristem, et illud est notorium quasi de omnibus, quia omnes ieiunantes ut frequenter dolent capita, quia tristicia causatur ex constrictione sagwinis circa cor, modo talis constrictio fit ieiunantibus, igitur etc. Item facit hominem avarum, nam ille qui consuevit parum expendere pro expensis, acquirit sibi habitum ad difficulter dandum, et sic erit illiberalis et avarus, cum consuetudo sit altera natura, secundo phisicorum etc. Item facit hominem infirmum, quia deficiente nutrimento naturali non habet calor aliquid in quo agat, unde possit fieri restauratio deperditi, et sic sequitur debilitatio membrorum et per consequens infirmitas. Etiam patet illud auctoritate philosophi de regimine sanitatis loquendo ad Allexandrum: O Allexander, cum appetis comedere, viriliter comede; alioquin stomachus tuus implebitur malis vaporibus, ratione quorum sequitur turbatio cerebri, igitur etc.

Tercio consideratur ieiunium quantum ad ipsum finem (scilicet virtutum adipiscendarum habitum acquirendum) cuius contrarium est verum, quia secundum philosophum secundo de animalibus, animalia sunt magis apta ad coitum ieiuna quam cibata, cuius ratio est, quia quando animalia sunt ieiuna, tunc meatus per quos transit humidum, sunt aperti et sic magis et aptius potest fluere humidum radicale in ieiunis quam cibatis, cum ibi sint meatus clausi, et in istius signum frequentius fiunt pollutiones quam alias, et illud non ordinatur in bonum finem, quod directe contrariatur nature: modo ieiunium directe contrariatur nature. Maior probatur, quia deus et natura nichil agunt frustra, ut patet tercio de anima. Sed minor probatur quia naturalis appetitus hominis inclinatur ad susceptionem cibi et potus propter deperditi restaurationem: modo ad oppositum eius inclinat ieiunium, et sic ieiunium probatur per auctoritates philosophorum esse vile et inutile.

Item probatur per auctoritates sacre scripture ieiunium esse vanum et inutile, primo Johannis sexto: Cum multa turba esset cum Jhesu, dixit ad Philippum: Unde ememus panes ut hii comedant? Non dixit: ut hii ieiunium servarent. Item ut sufficienter comederent et biberent attestante psalmista: Omnia subiecisti sub pedibus eius, oves et boves etc. Item Jacob dedit patri suo escas quibus libenter vescebatur, et ab hoc consecutus est beuedictionem patris. Item legitur in Daniele: Precepit angelus Abacuck ut faceret Danieli prandium in lacum leonum, ut comederet, non ut ieiunaret. (Et ecclesiastes ter[S. 396]cio: Omnis enim homo qui comedit et bibit et videt bonum de labore suo, hoc donum dei est. Et ibidem quinto: Hoc itaque visum est michi, ut comedat quis et bibat et fruatur leticia ex labore suo. Et omni homini cui dedit deus divicias atque substantiam, potestatemque ei tribuit ut comedat ex eis et fruatur parte sua et letetur de labore suo, hoc est donum dei. Et infra sexto capitulo in principio: Est et aliud malum quod vidi sub sole et quidem frequens apud homines, vir cui dedit deus divicias et substantiam et honorem, et nichil deest anime sue ex omnibus que desiderat, nec tribuit ei potestatem deus ut comedat ex eo, sed homo extraneus vorabit illud; hoc vanitas et magna miseria est. Et ibidem octavo capitulo: Laudavi igitur leticiam quod non esset homini bonum sub sole, nisi quod comederet et biberet atque gauderet, et hoc solum secum aufferret de labore suo omnibus diebus vite sue, quos dedit ei deus sub sole. Et capitulo nono: Vade ergo et comede in leticia panem tuum, et bibe cum gaudio vinum tuum, quia deo placent opera tua.)

Si per aliquos inveniatur in sacra scriptura videlicet quod sanctus Petrus ceterique apostoli habeant vigilias in quibus est ieiunandum, respondetur: bene est, secundum antiquos et eius veram interpretationem vigilia dicitur a vigilando et non a ieiunando, et ergo in vigiliis vigilemus et comedamus, et si dicunt quod patres nostri ieiunarunt in deserto, dicitur: verum est, quia cibum habere non potuerunt, et sic omnes auctoritates sacre pagine intelliguntur, quando cibum habere non possumus nec appetitum comedendi habemus, quia tunc est vicium nature. Item ewangelium Mathei 15: Omne quod intrat os, non coinquinat hominem. Item si dicitur, an liceret nobis bibere, respondetur quod sic, ymmo fortissime, ut temperetur cibus ad fluendum ad singula membra, ut fiat digestio bona, unde Johannis secundo, cum dominus aquam convertit in vinum, dixit: Afferte architriclino ut gustaret etc. et loquebatur desuper habundantius, ne forte parcitas videatur his esse. Unde Salomon canticorum quinto: Comedite et bibite et inebriamini, karissimi, quia vinum letificat cor hominis. (Et ecclesiastes secundo: Nonne melius est comedere et bibere et ostendere anime sue bona de laboribus suis? et hoc de manu dei est. Quis ita devorabit et deliciis affluet ut ego? Jeremie 25. Hec dicit dominus: Bibite et inebriamini et vomite et cadite, et infra ibidem: Cumque noluerint accipere calicem de manu tua, ut bibant, dices ad eos: Hec dicit dominus exercituum: Bibentes bibetis.)

De quibus magister Jo. Egg ceterique causarum curie procuratores solenniter et expresse protestantur magnis haustis una cum Georgio Lederlin optimo potatore per diocesem Augustensem una cum aliis quam pluribus eorum sociis, quorum nomina iam latent sub vino ytalico. Cum igitur ieiunium nichil sit formaliter quantum ad primum, quia multa incommoda proveniunt ex eo, quantum ad secundum, et privat hominem suo fine naturali, quantum ad tercium, patet per se, quia manifestum et notorium, unde ecclesiastes: Nichil video sub sole observare nisi comedere et bibere et bonum tempus sibi ha[S. 397]bere, quod sanctus Marcus fideliter conservavit loco preallegato dicens: Si dimisero eos ieiunos etc. Ista sum vestris reverenciis propositurus fideliterque suadeo, ut nun ieiunetis, sed fortiter cum bono appetitu comedalis et bibatis“.

Es ist kaum zu bezweifeln, daſs diese Ermahnung viel sorgfältiger befolgt wurde, wie manche andere Predigt.

Fußnote:

[A] Obgleich deutlich k. geschrieben ist, scheint doch fol. 108 gemeint, wo nach alter Zählung die historia Neminis steht.


Ausgrabung im Peuthenthale bei Sulzbach.

Während wir vor einiger Zeit über eine Untersuchung heidnischer Todtenhügel in der Oberpfalz Nachricht gaben, die in Bezug auf die allgemeinen dabei zu Tage tretenden Verhältnisse zwar interessant, doch arm an faſsbaren Ergebnissen war, haben wir gegenwärtig von einer solchen zu berichten, die rücksichtlich des letzten Punktes besondere Beachtung verdient. — In nordwestlicher Richtung von der Stadt Sulzbach, eine Stunde entfernt, liegt die Staatswald-Abtheilung „Peuthenthal“. Zur Herstellung der Holzabfuhrwege wurde daselbst im Laufe dieses Herbstes ein Hügel abgetragen, der das nöthige Steinmaterial zu bieten schien. Dieser Hügel hatte eine kreisrunde Form. Seine Basis hatte bis zu 4 Fuſs Höhe einen Bestand von groſsen, unbehauenen, eisenhaltigen Kalksteinen, welche, ohne Mörtelverband, einfach eingelegt waren. Oberhalb des Steinlagers stieg der Hügel gewölbartig auf, während seine Spitze sich muldenförmig eingesunken zeigte. Gleichwohl stieg der Rücken des Hügels bis auf 9 Fuſs Höhe; sein Umfang betrug etwa ein Zwölftel eines Tagewerks.

Ausgegrabenes irdenes Gefäß

Nachdem die Steine rings umher entfernt waren, wurde bis in die Mitte des Hügels vorgedrungen, wobei nur weiſser Flugsand, wie solcher die ganze, mit Föhren besetzte Waldfläche bedeckt, aber kein weiterer Stein zum Vorschein kam. In senkrechter Richtung unter der muldenartigen Einsenkung, in der tiefsten Lage des Hügels fanden sich indeſs Trümmer von verschiedenen irdenen Gefäſsen, sowie zwei Urnen, welche jedoch beim Ausgraben ebenfalls zerbrachen. Auſserdem kamen eine bronzene Brustnadel zu Tage, in deren Form man die Gestalt eines Schwans erblicken könnte, sowie ein äuſserst merkwürdiges Gehänge von fünf groſsen Bronzeringen, die bis auf einen auf der vorderen Seite mit eingravierten Strichverzierun[S. 398]gen ausgestattet, eiförmig, am spitzen Ende geöffnet, in einander passen und von einem runden, geschlossenen und mit wiederkehrenden Profilierungen versehenen Ringe gehalten werden. Ein Häuflein Asche, das, mit Kohlen untermischt, dabei gefunden wurde, zeigte sich, wie gewöhnlich, anfangs als schwarze, fett anzufühlende Erde, offenbarte aber in getrocknetem Zustande bald den organischen Ursprung.

Bronzenes Gehänge

So weit der Bericht der Augenzeugen. Ueber die vorliegenden Gegenstände selbst, die wir hier in Abbildung geben, noch Einiges zu sagen, dürfte insofern gerechtfertigt erscheinen, als einerseits gerade bei Gegenständen aus diesem Bereiche des Alterthums oft die unmittelbare Handhabung derselben nöthig ist, um sich eine Vorstellung über ihre ursprüngliche Bedeutung zu machen, andrerseits ja nicht selten eine dargelegte Vermuthung durch erregten Widerspruch zur Einsicht führt. Was hier gesagt, gilt zwar nicht in Bezug auf die angeführte Urne und die Brustnadel. Formen, die, wie bei der letzteren, entfernt eine Thiergestalt nachahmen, kommen sehr häufig vor, und in Bezug auf die erstere lassen die scharfe, schöne Profi[S. 399]lierung, sowie das einfache, doch charakteristische Ornament über ihre Verwandtschaft oder ihr Herkommen kaum in Zweifel. Wir bemerken hier nur noch, daſs die Urne aus blaſsroth gebranntem Thon besteht.

Schwieriger dürfte es sein, das aus den sechs Ringen zusammengesetzte Gehänge zu erklären. Dieselben wurden ohne Zweifel für die Ineinanderfügung, in welcher sie gefunden sind, gefertigt. Denn jeder einzelne Ring — der gröſste derselben miſst im Längendurchmesser 8″ Par. Mſs. der kleinste 5″ Par. Mſs. — konnte bei seiner ovalen, oben zugespitzten Form nicht die Bedeutung haben, die man sonst diesen Ringen und Reifen beilegt, den Kopf, Arm oder Bein zu schmücken und zu schützen. Wie aber wurden sie in ihrer Zusammenstellung getragen? — Etwa platt auf der Brust, um so ein Stück eines Panzers zu bilden? — Unglücklicher Weise liegen sie eben nicht platt; denn nicht nur hat der kleinere, die gröſseren zusammenfassende Ring fortwährend das Bemühen, die von den letzteren gebildete Ebene senkrecht zu durchschneiden, sondern auch diese sinken mit ihren oberen Enden neben einander und spreizen sich hängend entweder oben oder unten. In Verfolg einer Absicht, wie die oben berührte, würde man zweckmäſsiger zu Werke gegangen sein. — Versucht man die Ringe auf den Kopf zu legen, um sie etwa hier als Schutz dienen zu lassen, so fügen sich zwar drei in passenden Abständen an; drei hängen und starren aber als unauflösliche Räthsel umher. Jede andere Auskunft, den Zweck dieser Ringe zu erklaren, stöſst auf Schwierigkeiten, die in ihrer Eigenthümlichkeit begründet liegen, so daſs man endlich auf den Gedanken geführt wird, ihnen jeden weiteren Zweck abzusprechen, den sie nicht auch in sich, d. h. in der Kostbarkeit, welche man ihnen für ihre Zeit zuerkennen muſs, beschlossen. Unseres Wissens ist das in den alten Dichtungen so auffallend hervortretende Moment, der Werth, der den Schätzen als solchen beigelegt wird, um deren bloſsen Besitz so manche Gefahr bestanden, so manche Mühe aufgewendet wurde, dahin der Führer und Hortbewahrer höchstens einen Griff that, um ausgezeichnete Verdienste zu belohnen, auf die Ausgrabungen und wirklich vorhandenen Schätze noch nicht angewendet worden. Wäre eine solche Erklärung nicht so auſserordentlich leicht, so dürfte sie bei manchen noch nicht enträthselten Stücken, wie bei dem Münchener goldenen Hute u. a., ebenso willkommen sein.

Unser Gehänge ist so eingerichtet, daſs jeder einzelne Ring vermöge seiner oben befindlichen Oeffnung durch leichten Ruck aus dem geschloſsenen und dem ganzen Verbände gelöst werden kann. Sollte nicht auch die Absicht dagewesen sein, sie für bestimmte Fälle daraus lösen zu lassen? — Der besprochene Fund fällt zwar ohne Zweifel in eine Zeit, welche der des Nibelungenhortes vorangieng, doch sicher auch in eine spätere Epoche und in so entwickelte Verkehrsverhältnisse, worauf auch das abgebildete Gefäſs hinweiset, daſs die Sitte, theilbare Werthstücke mit sich zu führen, gewiſs mit einiger Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden kann.

v. E.


[S. 400]

Die Sprichwörtersammlung des Friedrich Peters.

Von Subrektor J. Franck zu Annweiler.

(Schluſs.)

Morgenrodt/ Den auend an dem thune floth. (Bl. Hiiijb.)

Olde Fleesch wil Woes hebben/ Das ist/ alte Leut woͤllen gern im nassen seyn vnd drincken. (Bl. Iija.)

Buwen vnd Kyff/ Koͤste vnd schoͤn Wyff/
Nemen Penning vnde Lyff. (Bl. Kiij^a.)

Beer vnde Brot/ Maket mannigen Schalck groth. (Bl. Lija).

Darup ick my vorleht/
De was de jene/ de my vorreth. (Bl. Lvij^a.)

Darna einer deyth/ Darna ydt em geyth. (Bl. Lvija.)

De lidet Pin vnd schmerte groth/
De gerne bleef/ vnd doch scheden moth. (Bl. Ov^a).

De Schlieter auerwint den Bieter. (Bl. Oviijb.)

De Dodt vnd ein Brut/
Voͤhren tho allen dohren uth. (Bl. Pij^b.)
Ein Kock vnd ein Bock.
Ein Hoer vnd ein Buͤckinck/
Stincken nicht ein luͤtting. (Bl. Xiiij^a.)

Ein othmoͤdig fahren ys bether/ als ein hochmoͤdig gahn. (Bl. Xviij^b.)

Ein Perd/ dat vp den Beinen ys styff/
Dartho ein wol bewandert Wyff.
Ein Knecht/ de helft veel Heren gehat/
Darup heng nemand synen schadt. (Bl. Y^a.)

Idt ys kein ampt so gut/ dar lopt ein Deef uth. (Bl. Aaviija.)

Gedruncken Wyn mit mathe/
Deyth den Minschen grothen bathe. (Bl. Ffiij^b.)

Hoff wil schlete hebben/ Das ist/ hauſshalten gehet ohn vurath vnnd vnkosten nicht ab. (Bl. Iiija.)

Coͤllen vnd Aken/ lethen sick vp einen Dach nicht maken. (Bl. Llviij^a.)

Laduͤncklin manchem schaden doth/
Dat he mit Reuling baden moth. (Bl. Mmij^b.)

Lecker kelen kosten vele. (Bl. Mmvb.)

Luͤtke Bate gute bate: Kleine huͤlffe gute huͤlffe. (Bl. Mmviijb.)

Luͤtke gaue gute gaue. ibid.

Luͤtke Muͤse hebben ock sterte. ibid.

Luͤtke Perde dichte Perde. ibid.

Luͤtk vnde vaken/ Bekleidet den nakeden. (Bl. Nna.)

Luͤtk vnde wreed/
Maket manchem syn Huſs leed. ibid.
Scholde men de schelden alle vor bouen/
De Geldts vnde gudes wol behouen.
So most man mannigen guden Gesellen/
Vnder de losen Bouen tellen. (Bl. Ssv^a.) —

Die Heiligen fallen auch. (I. Bl. Bva).

Es ist kein Haͤuſslin/ es hat sein Creutzlin. (I. Bl. Cija.)

[S. 401]

Je mehr Wort/ je arger Gebet. (I. Bl. Dvb.)

Ein alter Furman ist ein guter wegweiser. (II. Bl. Svb.)

Ein alter Kornboden ohn Meuse/
Ein grindig Heubt ohn Leuse.
Ein grosser Jahrmarckt ohn Diebe/
Ein junger Held ohn Liebe.
Ein alter Wucherer ohn Geld/
Sind seltzam ding in der Welt. ibid.

Ein alter Pelse ist selten ohn Leuse. (Bl. Svja.)

Es sind nicht alle Huren/ die einem Mann zu willen sind. (Bl. Ccvj^b.)

Es sind nicht alle Koͤche/ die gern Gruͤtz essen. ibid.

Luͤbeck ein Kauffhauſs/
Hamburg ein Brawhauſs.
Braunschweig ein Ruͤsthauſs/
Luͤneburg ein Saltzhauſs.
Halberstat ein Pfaffenhauſs. (Bl. Mmviij^a.)

Mit Nesteln fahet man an zu spielen. (Bl. Ppiija.)

Nord Ost/ Ist der Luͤbschen Frawen trost. (Bl. Qqvb.)

Sanct Vlrich vnd seinen Cumpan/
Ruffen die volle Bawren an. (Bl. Rrv^b.)

Sawr vnd solt/ macht oldt/ Das ist/ wer sawr vnd saltzig essen vertragen kan/ der lebt lange. (Bl. Rrvja.)

Scham in der Noth/ ist boͤser Hauſsrat. (Bl. Ssijb.)

Sorg felt nicht vmb. (Bl. Ssviija.)

Taffelrecht vnd Saltzinnigung sol man nit brechen. (Bl. Ttiijb.)

Vmbkehren ist das best am Tantz. (Bl. Vva.)

Von einer Wurst kompt ein Hauſs voll rauchs. (Bl. Xxvb.)

Was du wilt/ das verschwiegen bleib/
Das soltu sagen einem Weib.
Es bleibt in jhrem Mund verschlossen/
Als hettstu Wasser in ein Sieb gegossen. (Bl. Yyiij^a.)
Was man nicht gibt dem HErren Christ/
Das frist doch die gemeine Kist. (Bl. Zz^b.)

Weiber machen Menner. (Bl. Zzvija.)

Wenn das Korn gedyet auff dem Sande/ So ist Hunger im Lande. (Bl. Aaavija.)

Wenn die Muͤnch reisen/ so pfleg es gern zu regnen. (Bl. Bbbvja.)

Wenn ein Westpheling auſs seinem Land reiset/ so scharret er den weg hinder jhm zu/ daſs er jhn nicht koͤnne wider finden. (Bl. Cccijb.)

Wenn man einen Fleming im Sack durch Welschland oder Franckreich truͤge/ so lernet er die Sprache. (Bl. Cccviija.)

Wer auff der Gassen deſs nachtes gehet/
Vnd auff der Lauten vnd Zitter schlegt.
Vnd nur da fleiſs an wenden deit.
Der ist ein Aff von Ripenscheit. (Bl. Eeej^b.)

Wer einem Bawren den Hindern kratzt/ dem hofiert er zu lohn in die Hand. (Bl. Fffa.)

Wer hat ein frech Pferd jung und wacker/
Vnd einen harten steinichten Acker.
Ein boͤsen Zaum vnd stumpffen Pflug/
Dem wird zuschaffen vbrig gnug. (Bl. Gggij^a.)

[S. 402]

Wer sahe den Wolff fuͤr dem Artzten ligen? (Bl. Iiiijb.)

Wer thut/ so viel er kan/ der thut so viel als der Bapst zu Rom. (Bl. Kkkiiija.)

Wer wil mit geniessen/
Der muſs mit schiessen. (Bl. Lllj^b.)
Wo ein Westfehling verderbt/ vnd ein Weide versort/
Da must sein gar ein schrager orth. (Bl. Mmmv^a.)
Zehen Jahr Kindisch vnd klein/
Zwentzig Jahr ein Jungfrewlin,
Dreissig Jahr ein Fraw Simon/
Virtzig ein herrin Matron.
Fuͤnfftzig Jahr voller Religion.
Sechtzig Jahr wol auſswarten kan.
Siebentzig Jahr alt/ Vnd vngestalt/
Achttzig Jahr/ Vil heſslicher den vor.
Neuntzig Jahr der Welt schabab.
Hundert Jahr fuͤllet das Grab. (Bl. Nnnv^b).

[Vgl. Anzeiger, 1832, 300; Gödeke, P. Gengenbach, 581 ff.]

Je naͤher dem Nappe/ je besser Kaͤſs/ Das ist/ Je frischer Kaͤſs/ je besser. (Bl. Pppb.)

Wenn der Fisch ins dritte Wasser kompt/ so verursacht er den Todt/ das ist/ Wenn man nit Wein/ sondern Bier auſs Wasser gekocht drauff trinckt. (Bl. Pppvb).

Zum Muͤssiggang gehoͤren grosse Zinse oder hohe Galgen. (Bl. Pppviij^b.)

Das best gehoͤrt in Pfaffen. (III. Bl. Rrrva.)

Die Morgenroͤte leugt nicht/
Ein dicker Bauch treugt nicht:
Ists nicht Regen/ so ists Wind/
Ists kein Fett/ so ists ein Kind. (Bl. Rrrvj^a.)

Es ist boͤſs zu heilen/ was der Wolff oder Pfaff beiſst. (Bl. Rrrvij^a.)

Im Sommer haben die Hanen rote Kemme. (Bl. Rrrviija.)

Keuff ein Vhr/ Nim ein Hur/
Schlag ein Pfaffen/
So kriegstu zu schaffen. (Bl. Rrrviij^b.)

Maler sind Swaler. (Bl. Rrrviijb).

Narr vnd Doctor sind beide gleich bald genent. (Bl. Sssa.)

Studenten sind ohne Renten. (Bl. Sssb).

Wer viel geit/ Der wird viel queit. (Bl. Ssiijb.)

Wil mir Gott keinen Apostel geben/ so behalt er seine Maͤrterer auch. (Bl. Sssiijb.)

Zugabe.

Man kan nichts Fetters essen/ denn Speck in Butter gebraten. (III. Bl. Rrrviij^b.)

Man zeucht viel Lantzknecht auff mit einer Tonnen voll Buttermilch. (Bl. Sssa.)

Sol/ mir/ sind der Pfaffen noten; Ich/ sol/ gehort den Bawren an. (Bl. Sssb).

Trincks gar aus/ So wird ein voller Moͤnch daraus. (Bl. Ssija.)

Welcher Arzt kan seinen Hund von den Floͤhen erretten? (Bl. [S. 403] Sssijb.)

Wer todt ist/ den begrebt man mit der Haut/ wie einen Bischoff. (Bl. Sssiijb.)

Ungeachtet ihrer Reichhaltigkeit und ihres unleugbar inneren Werthes, war die Kenntniſs dieser Sammlung von jeher[A] und, wie es scheint, schon in älterer Zeit (schon bei Cleſsius fehlt sie) eine sehr beschränkte, auch erlebte sie nur diese einzige Auflage, und Exemplare sind nur mit Mühe zu beschaffen. Welche Ursachen es waren, die dem Buche dieses dunkle und unverdiente Loos bereitet haben, ist schwer, wo nicht unmöglich, zu sagen — „habent sua fata libelli“. Bei alten Sammlern habe ich ihren Namen nicht gefunden, wenn es gleich nicht unwahrscheinlich ist, daſs diese, z. B. Weidner und Lehman, einen Theil ihres Inhalts ganz nach Belieben und ohne kriegerischen Lärm „annectiert“ haben. Zincgref, welcher (Apophthegmen, Straſsburg, 1626. Bl. b2 a/b) Bebel, Agricola, Franck, Olorinus Variscus, Gruterus u. a. kennt und gebraucht, ist sie unbekannt; auch Schottel, in der Literatur der Sprichwörter nicht unbewandert, thut, obgleich er (Teutsche Haubt Sprache, 1663, S. 1111) die wichtigsten Sammler von Bebel bis Weidner aufführt, ihrer weder hier, noch in dem Tractate „Von Teutschlands und Teutschen Scribenten“ (ebend. S. 1150–1214) Erwähnung. Erst neuere Sammler, wie Eiselein und vor Allen Wander, haben angefangen, dem Buche die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken, und namentlich ist der letztere bestrebt, den reichen Schatz, welchen diese Sammlung birgt, planmäſsig und mit Angabe der Quelle zu heben und ihn seinem groſsen und verdienstlichen Werke einzufügen.

Friderich Peters (so und nicht „Petri“ unterschreibt er sich selbst in deutschen Buchstaben am Schlusse der Vorrede), geb. 10. März 1549, besuchte die Schule zu Ilfeld, dann die Universität Wittenberg, wurde daselbst Magister und erhielt später das Conrektorat der Martinsschule zu Braunschweig. Im J. 1578 Prediger an der Andreaskirche daselbst, sowie 1594 Senior des Ministerii geworden, starb er zu Braunschweig 1617. Seine lateinischen und anderen deutschen Schriften sind bei Jöcher a. a. O. verzeichnet.

Fußnote:

[A] Die meisten Literarhistoriker kennen sie nicht, oder halten sie der Nennung unwerth, so Bouterweck, Menzel, Laube, Pischon, Wolff, Koberstein, Kurtz u. a. m.; selbst Gervinus erwähnt sie nur vorübergehend (III, 67) mit dem Beisatze „1565“, ein Beweis, daſs sie auch ihm autoptisch fremd geblieben ist; der erste, der, so viel mir bekannt, ihren Werth richtig erkannte, war (auſser Nopitsch) Gödeke in seinem Grundriſs I, 112–113, sowie Hoffmann von Fallersleben, der einzige, der, ohne aber in die Sammlung einzugehen, schon vorher in seinen „Spenden zur deutschen Literaturgesch.“ I, 11–20 einige Proben, jedoch nur Reimsprüche und in erneuerter Schreibweise, aus ihr mitgetheilt hatte. — Jöcher im Gelehrten-Lexikon (III, 1441) betitelt sie, mit Bezug auf Rehtemeyer’s Braunschw. Kirchen-Historie „dicta selecta et proverbia“ und führt sie unter Peters’ lateinischen Schriften auf.


[S. 404]

Die Landrichter zu Sulzbach im 14. und 15. Jahrhundert.

Mitgetheilt von Leonh. Platzer, k. Landrichter, zu Sulzbach.

(Schluſs.)

Dieses Wilhelm Paulsdorfers Gemahl war Margaretha von Eck, gestorben 1495. Anno 1579 hat Stephan Paulsdorfer, der einzige Erb dieses uralten adelichen Stammes die pfründ zu Regenspurg verlassen, und ist zur Fortpflanzung des geschlechtes in Ehestand getreten mit Anna Maria, Bernhard Stingelhammers[34], pflegers zu Sulzbach, Tochter.

21. Hartung von Eggloffstein[35] 1473.

22. Hans von Parsperg, 1473[36]. Dises ist auch der alten edlen geschlecht eins in unsern Nortgau gewesen, hat den Namen vom Schloſs Parsperg am Wasser die Laber genand gelegen. Moriz von Parsperg hat den allereltesten Turnir zu Magdeburg aõ 936 beigewohnt. Aõ 1246 starb Fridrich von Parsperg Bischoff zu Aichstett. Dietrich von Parsperg verkaufft König Ludwigen den Beyern den 4. theil des Schlosses Neidstein in Nortgau gelegen aõ 1326. Herr Hans von Parsberg Ritter pfleger zu Hemau 1394 verlies 12 Kinder, 7 Söhn und 5 Töchter; diesem Hans von Parsperg verpfändet Pfalzgraff Johannes die Graffschaft Lupurg[37] 1395; sein eltester Sohn[38] ist Bischoff zu Regenspurg worden, 1437.

23. Martin von Wildenstein, 1478[39], eques auratus, † 1484[40].

24. Im ist in der Pfleg von Sulzbach gefolgt von Herzog Alberto aus Beyern dahin gesetzt Landtgraff Fridrich von Leuchtenberg, hat aber die pfleg nicht persöhnlich bezogen, sondern mit Bewilligung Alberti einen vicarium hingesetzt nehmlich Hannsen von Ramming[41]. Der Leuchtenberger Stamm[S. 405]haus ist Leuchtenberg nicht weit von der Nab, auf einen sehr hohen Berg, in alten briflichen Urkunden wirds Luickam berg genennt.

25. Friderico zum Leuchtenberg folget 1487 in dem Landrichteramt zu Sulzbach Heinrich Nothaft von Werenberg Ritter, das ist auch ein uralt geschlecht[42]. Ein Heinrich Nothaft war 1408 Bürgermeister zu Regenspurg hernach[43] vicedom in Niderbeyern[44]. Herr Albrecht Nothaft war Stathalter[S. 406] zu Cham, dessen Sohn Heinrich Nothaft Pfleger zu Sulzbach ist gestorben 1508[45].

26. Im Jahr 1499[46] ward Landrichter in Sulzbach Hans von Lichau, so aber das folgend Jahr ist mit Dot abgangen[47]. Es finden sich auch im Marggraffthum Barreuth Lichauer haben ihren Rittersitz zu Dandorff[48].

27. Anno 1499 ward Landrichter zu Sulzbach Albrecht von Murach zu Guteneck[49], ist gestorben zu Sulzbach aõ 1501. Seine Mutter ist eine Egelofsteinerin gewesen.

28. Im folget Albrecht Stiber[50] ein fränkischer von Adel[51], er hat sich im Schlos zu Rosenberg aufgehalten[52].

29. Sigmund von Paulsdorf zu Kührn aõ 1503[53]. aõ 1498 war er Oberlichter zu Mönchen, ist 1519 gestorben[54].

30. Aõ 1504 ist Sebald Stiber, Landrichter zu Sulzbach[S. 407] und nach ihn aõ 1505 sein Bruder Sebastian, der letzte unter den beyerischen Landrichtern, denn nach dem beyerischen Krieg ist Sulzbach auf Pfalzgraffen Ruperti hinterlassene junge Erben, Ottheinrichen und Phillippen durch Mildigkeit Keysers Maximiliani gefallen[55].

Fußnoten:

[34] Stingelhaimers. G. M.

[35] circa annum 1473; ist vielleicht der Egloffsteiner gewesen Nro. 19 und hat das andere mal die Pfleg zu Sulzbach angetretten. G. M.

[36] circa a. Ch. 1477. G. M.

[37] Pipburg. G. M.

[38] Friderich. G. M.

[39] cc. A. C. 1478. G. M.

[40] Ist vielleicht des vorigen Wildensteiner’s Vatter oder Sohn gewesen. G. M.

[41] Bei G. M. ist an dieser Stelle folgender ausführlicher Excurs eingeschaltet: „Die Landgraven von Leuchtenberg haben einen Theil vom Nordgau inn gehabt. Ihr Stamm-Hauſs ist Leuchtenberg, nicht weit von der Naab, auf einen sehr hohen Berg, daſs man solch Schloſs auf viel Meilwegs sehen kan. In alten Brieflichen Urkunden wirds Luickenberg genannt; sind vorzeiten mächtige Fürsten gewesen, die aber hernach sehr abgenohmen vnd eine Herrschafft nach der andern verkaufft. A. 1281 verkaufft Landgrav Vlrich den Burggraven zu Nürnberg das Schloſs Rauhen Culm, welches auf einen hohen Berg im Nordgau gelegen, welcher Berg wegen seiner Höhe auf 5 oder 6 Meilen kan gesehen werden. Ist noch heutiges Tages, samt dem beyliegenden zerstörten Städlein, das Neustadt am Culm genannt, Marggrävisch, so sich Burggraven zu Nürnberg schreiben. Das Schloſs aber Rauhen Culm ist im Marggrävischen Krieg durch die Nürnberger zerstöret worden, und nichts mehr zu sehen, dann etliche rudera und Stein-Hauffen. Kayser Ludovicus Bavarus kauffte vom Landgraven Vlrichen, mag vielleicht des vorigen Sohn gewesen seyn, die Herrschafft Floſs und Parckstein um 1450 Mark Silbers geschehen A. 1316 wie solcher Kauff Brief zu Pfreimbd vorhanden. Dieser Landgrav Vlrich verkaufft auch Herzogen Heinrich, dem jüngern, in Bayern die Veste Falckenstein: an der Bezahlung gab ihm der Herzog Pfreimbd, A. 1332, welches Amt zuvor durch einen Bayerischen Pfleger ist verwaltet worden. A. 1366 theilten die 2 Brüder Vlrich und Johann, Söhne Vlrici, mit einander Pfreimbd, Leichtenberg, zum Stein, Stierberg, Pezenstein, Dürschenreuth, Pleystein, Reichenstein, Schönsee, Gravenwörth, Schwarzenburg, Rätz, Waldmünchen; A. 1405 verkaufft Landgrav Johann Creilſsheim den Burggraven zu Nürnberg. A. 1418 verkaufft Landgrav Johann, vorigen Johannis Sohn, Pleystein mit aller Zugehör im Nordgau Pfalzgrav Johanni um 12000 fl. A. 1449 ward Landgrav Luitpold Vicedom zu Amberg, starb im Jahr 1463. Luitpoldi Sohn war Landgrav Fridrich Sulzbachischer Vicedom; Seine Gemahlin war Dorothea, Grav Philipps von Scheineck Tochter. Von diesem Graven Philipp kommt Gravenfeld an die Landgraven. Dieser Landgrav Fridrich hat unter andern Kindern einen Sohn gehabt, Johann genannt, Vicedom zu Amberg, der Sulzbacher abgesagter Feind, so ihnen im Bayrischen Krieg viele Feindseligkeiten bewiesen, dann er diente Pfalzgraven Ruperto, darum ward er auch mit ihm vom Kayser Maximiliano in die Acht erkläret: ist gestorben 1531. Verlieſs 3 Söhne..... so nicht wohl bey Sinnen, Christoph einen wackern Kriegsmann zu Caroli V. Zeit, und Georgen, dessen Gemahlin eine Marggravin zu Brandenburg und ist im Marggrävischen Krieg sehr zu schaden kommen, er starb 1555, verlieſs einen Sohn Georg Ludwig, welcher offt zu Ott-Heinrichen nach Sulzbach kommen, Principum Mercurius, so seine meiste Zeit mit hin und wieder Reisen hat zugbracht, und ist endlich zu Wien gestorben. Hat einen unehlichen Sohn verlassen, in welchem nichts Fürstliches zu sehen war. Ist endlich von seinem Schwager Maximiliano, Herzogen in Bayern in ein Closter verschlossen worden. Factus ex desperatione Monachus, in dem doch nichts geistliches jemahls gewesen. Sein Sohn war Maximilianus Adam, der letzte seines Namens und Stammes, starb A. 1646.“. —

[42] in vielen Historien berühmt. G. M.

[43] Cämmerer und Vicedom. G. M.

[44] in grosen Ansehen. Herr Haimerann Nothafft, Ritter, ward A. 1416 Pfleger zum Parckstein bei der Weiden. G. M.

[45] Dieses Geschlecht ist noch heut in gutem Esse. G. M.

[46] Bei G. M. wol richtiger: 1490.

[47] Dieſs edle Geschlecht ist auch der alten Tournier-Geschlecht eines, so sich lange Zeit im Nordgau aufgehalten, wie dann zu meiner Zeit ein Lichauer zum Albershof gewohnet, so aber gar ins Abnehmen gerathen. G. M.

[48] Auf Hans von Lichau folgen bei G. M. unter Nr. 28 u. 29 nachstehende zwei Landpfleger:

28. Wolf von Parsberg, Eques auratus, A. C. 1492, Hannsen des Aeltern Sohn, und des jüngern Hannsen Vatter, ist lang Pfleger gewesen zu Neuburg an der Donau. Nach seines Vattern Todt hat er eine lange Zeit mit seiner Mutter gehaust, der hinterlassenen Güter halben. Sein Weib ist eine von Wildenstein gewesen, mit welcher er 2 Sohne gezeuget, Herrn Hannſs, davon hernach soll gesagt werden, und Gilgen.

29. Georg Marchalck (so!) von Ostheim hat ihm succedirt, A. C. 1494. Die von Ostheim sind vornehme Fränckische vom Adel, haben ihren Ritter-Siz in der Gravschafft Henneberg.

[49] Ist ein altes berühmtes Geschlecht, derer im Tournier-Buch offt Meldung geschicht. Albrecht Murach zu Guteneck, vielleicht dieses Anherr, ist Vicedom oder Statthalter zu Amberg gewesen cc. A. C. 1447. Dieser Albrecht, Landrichter zu Sulzbach, ist getorben A. 1501. Sein Weib ist eine Egloffsteinerin gewesen. G. M.

[50] A. 1502. G. M.

[51] Eines sehr alten fürtrefflichen Geschlechts. G. M.

[52] Er hat sich in der Belagerung der Stadt Sulzbach wieder die Böhmen ritterlich gehalten mit seinen beeden Söhnen Sebald Stieber und Sebastian, und groſses Lob davon getragen, wie droben in der Belagerung der Stadt Sulzbach mit mehrerem zu lesen ist. Der letzte Pancratius Stiber, vielleicht des Alberti Nepos, hat auch auf dem Schloſs zu Rosenberg gewohnet, ist erst A. 1542 gestorben. G. M.

[53] Vom Herzogen Albrechten in Bayern dahin verordnet a. C. 1503. Kann aber nicht lang dagewesen seyn, dann seiner in der Belagerung Sultzbach nicht gedacht wird. G. M.

[54] Liegt zu Regensburg begraben. Sein Sohn Sebastian von Paulsdorf ist zu hohem Alter kommen, dann er erst A. 1570 verstorben; liegt zu Regensburg bey S. Lazarus begraben. G. M.

[55] Die haben hernach die Pfleg Sulzbach nach ihrem Belieben bestellet. Diese Verzeichnüſs der Bayrischen Landrichter habe aus einem Manuscripto Herrn Jugleri genohmen. G. M.

Es folgt nun ein besonderes Kapitel: „Von den Pfalzgrävischen Landrichtern zu Sulzbach“, deren 24 aufgezählt werden; nämlich:

  1. Sebastian Wild von Wildenreuth, 1506.
  2. Hans Pflug zu Perschen u. Königswart, 1509.
  3. Hans Nothaft zu Weissenstein, 1512.
  4. Hans Pappenberger, 1525.
  5. Hans Sinzenhofer von Deiblitz (G. M. Dieblitz), 1526.
  6. Haug von Parsperg, 1530.
  7. Görg Ludwig von Sensheim zu Hohen-Kettenheim, 1543.
  8. Hans Adam Wispeck v. Velburg (zu Wincklern, G. M.), 1546.
  9. Erasmus von Truppach u. Thierstein, 1549.
  10. Konrad Pillenhöfer, 1552.
  11. Hans Christoph von Freudenberg, 1557.
  12. David Fuchs von Arnschwang und Schneeberg, 1560; starb am 2. Juni eodem anno.
  13. Ulricus Sitzinger, berühmter juris consultus, + 1574 (1. August 1560; G. M.)
  14. Wilhelm Freyherr zu Heydeck, Hornstein u. Neustadt (an der Wald-Nab, G. M.), 1565.
  15. Hans Adam von Moroldingen auf Wolfseck und Hornbach, 1573.
  16. Hans von Freudenberg zu Rupprechtstein und Neukirchen, 1582.
  17. Hans Jakob von Pertachingen (Berlachingen, G. M.), 1584.
  18. Achatius von Guttenberg, 1592.
  19. Georg Friedrich von Eyb, 1594.
  20. Hans Fridrich Pelkover von Moſswang, 1595.
  21. Friedrich von Schalley, ein Heſs v. Malsfeld u. Mönchshofen, 1606.
  22. Adam Freyherr von u. zu Hebersdorf, Brauneck u. Lybach, aus der Steyermark bürtig, 1612.
  23. Wolf Phillipp von Brand auf Kürmreuth, 1615.
  24. Otto Pflug, ê nobillissima Pflugiorum familia, 1627.

Fast all diesen Namen sind biographische Bemerkungen beigefügt, und zwar in der Handschrift des german. Museums meist in weit ausgedehnterem Maſse, als in der des Sulzbacher Archivs. Dies gilt besonders von den Nummern 6, 8, 14, 21 und 22.

D. Red.


Das Schreier-Landauerische Grabmal zu Nürnberg.

So viel uns bewuſst, ist nachstehender Vertrag über das bekannte und nicht leicht von einem Besucher Nürnbergs unbeachtet gelassene Schreier-Landauerische Grabmal noch unbekannt; die Veröffentlichung desselben wird daher keiner Entschuldigung bedürfen. Er befindet sich in dem zum städtischen Archive von Nürnberg gehörenden Gerichtsbuch, Conservatorium genannt, Tom. O (8) fol. 186a.

Adam krafft confitetur, das Jm Sebolt Schreyer vnd Mathias Landawer angedingt haben, die figur des gemels, bey Iren[S. 408] Begrebnussen zu Sandt Sebolt, hindten am kor In stainwerck zubringen Nemlich das er erstlich auff das furderlichst guten gantzen und vnwettereſsigen stain zu Fach oder an andern enden, darzu bestellen vnd brechen lassen soll, Doch was derselb zu brechen cost, Das Schreyer und Landawer dasselb betzaln, vnd Im den mit furn herein bestellen sollen, an das ende da er den Arbeiten will, Er soll und wol auch darnach solich arbait auff das fürderlichst anfahen, Auch darob beleyben vnd die auff Ir angeben auſsmachen nach dem besten, Vnd die sosy auſsberait sey alsdann auff seins selbs wagknuſs und costen an dem gemelten ende auffmachen Vnd so die also an die statt gantz auſsberait. vnd auffgesatzt sey Soll und woll er sein vorderung für soliche arbeit tun, Doch das die vber hundert vnd lx fl.. So er yeczo geuordert hab nit treffe. Dagegen sollen Im Schreyer und Landawer auch ain Erber zimlich gebott tun, Vnd wo sy sich darauff der belonung nicht verainen möchten. Das dann er der krafft ainen oder zwen darzu solte nemen. Deſsgleichen Schreyer und Landawer auch tun sollen. Vnd was dieselben zwischen Inen würden auſssprechen Dabey solt es beleyben, Wo sy sich aber nit verainen und gespalten sein würden, So solten die zwen den dritten, oder die vier den fünfften zu Inen nemen, Vnd was also durch die Drey oder die fünff gesprochen würd des solten sy sich zu allen tailen benügen laſsen, Wer auch sach das er der krafft In mittler zeitdieweyl er an solicher arbait machet, gelts zu zerung In seinem hawse nottürfftig sein würd. Solten Im Schreyer und landawer die zimlicher weyse vnd bey aintzing geben Darvmb das er dester baſs ob solicher arbait beleyben möcht, Doch das die selb gab des zergelts vber l oder lx fl. Rh. nit träfe. Die vorgenanten Schreyer und Landawer haben auch alsbald bekant Das sy allem dem. So Ine, wie vorlawt zugepüre, Auch volg vnd volziehung tun wollen, Alles getrewlich und vngeuerlich. Testes Rogati, Martin haller vnd Endres von watt, Actum Sabato post Natiuitatis Marie. 90 (11. Sept. 1490).

Darunter in anderer Schrift:

Adam krafft hett Sebolden schreyer und Mathias Landawer. vnd hinwiderum haben sie bede In auch quitt ledig vnd lose gesagt. In lawt diſs vertrags Auch vmb die besserung vnd alle annder sache das werck antreffende nichtzit auſsgenomen noch hindangesetzt vt in forma meliori Testes Rogati Enndres Harsdorffer vnd Hans Haller Jorgen hallers seligen Sune actum 2a post Johannis ante portam latinam lxxxxii (7. Mai 1492).

Daſs die beiden Namen Matthäus und Matthias von den Schreibern oft verwechselt worden sind, sieht man auch hier. Landauer hieſs Matthäus.

Nürnberg.

Lochner.


(Mit einer Beilage.)


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.


[S. 409]

BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.

1866.

Nº 12.

December.


Chronik des germanischen Museums.

Nürnberg, den 15. Dec. 1866.

Wir haben an die Spitze der letzten Chronik dieses Jahres die höchst erfreuliche Mittheilung zu stellen, daſs Se. Majestät der König Ludwig II. von Bayern während seines mehrtägigen Besuches in Nürnberg dem Museum, in Begleitung des Prinzen Otto, die Ehre eines längeren Besuches schenkte und nicht blos die Sammlungen besichtigte, sondern auch den Repertorienarbeiten seine Aufmerksamkeit zuwendete. Das eingehende Interesse, welches der König für das Museum und dessen Gedeihen an den Tag gelegt, läſst uns die frohe Hoffnung hegen, daſs Se. Majestät demselben ein wohlwollender Gönner sein werde. Unsere Nationalanstalt hat in Bayern eine Heimat, hat daselbst Grund und Boden gewonnen; wohlwollende Förderung von Seite der erlauchten Fürsten und der Regierung dieses Landes haben es möglich gemacht, daſs das Institut sich frei und unabhängig bewegen konnte, und daſs es demgemäſs die Resultate erreichte, die jetzt die Hoffnung auf eine schöne Zukunft gestatten. Es ist daher auch Pflicht unserer Anstalt, keine Gelegenheit vorübergehen zu lassen, um den Dank für den gütigen Schutz auszusprechen und um dessen Fortdauer zu bitten.

Aber auch der übrigen Fürsten Deutschlands und ihrer hohen Regierungen, die uns so reichliche materielle und geistige Förderung unserer Zwecke zu Theil werden lieſsen, haben wir in Dankbarkeit zu gedenken. Auch an sie richten wir die Bitte, in Zukunft eben so wohlwollende Gönner und Förderer der Nationalanstalt zu sein. Endlich haben wir am Schlusse des Jahres Dank zu sagen den Tausenden aus allen Klassen des deutschen Volkes, die das wissenschaftliche Nationalinstitut durch ihre Thätigkeit, durch Geschenke für die Sammlungen, wie durch Geldbeiträge förderten. Mögen auch sie stets eingedenk sein, daſs dieses Institut, auf dem Boden der Wissenschaft begründet, ein mächtiges geistiges Einheitsband ist!

Speciellen Dank haben wir abzustatten Sr. Majestät dem Könige von Sachsen, der seinen seitherigen Jahresbeitrag von 200 Thlr. auf drei weitere Jahre zugesagt hat. Aus mittelfränkischen Kreisfonds wurde dem Museum ein Beitrag von 375 fl., aus oberbayerischen von 250 fl., aus oberpfälzischen von 50 fl. übermacht. Herr Banquier Federer in Stuttgart, welcher eine 4% bayerische Obligation als Depositum für die Aktiengesellschaft gegeben hatte, hat auf diese verzichtet; sie wurde zur Minderung der v. Aufseſs’schen Schuld dem Herrn H. v. u. z. Aufseſs übergeben.

Das herzogl. braunschweigische Staatsministerium hat einen Gipsabguſs des berühmten bronzenen Löwen auf dem Burgplatze zu Braunschweig, der heuer sein 700jähriges Jubiläum feierte, für die Kunsthalle des Museums durch Bildhauer Howaldt anfertigen lassen. Se. Durchlaucht Fürst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg, der unsern Anzeiger häufig durch seine gediegenen Aufsätze erfreute, hat dem Museum 150 Exemplare seines Schriftchens: „Die deutschen Farben: Schwarz-Gold-Roth, und die historische Berechtigung der rothen Farbe im deutschen Banner“ zum Verkaufe überlassen (vgl. die Anzeige am Schlusse). Wir machen hier mit[S. 410] Genehmigung Sr. Durchlaucht die Bemerkung, daſs die fragliche Schrift schon im verflossenen Frühjahre gedruckt wurde, also schon ehe der letzte Krieg in Aussicht stand, und daſs sie keinerlei Bezug auf irgend welche politische Frage hat, sondern rein historischer Natur ist.

Der erste Vorstand des Museums hat im verflossenen Monat zwei kostbare Codices, ein Missale vom Schlusse des 13. Jahrh. mit sehr vielen Initialen und 23 groſsen Miniaturbildern, die zu den schönsten ihrer Zeit gehören und, wie ein Vergleich mit österreichischen Kunstwerken jener Zeit zeigt, österreichischen Ursprungs sind, sowie ein Gebetbuch vom Schlusse des 15. Jahrhunderts, das niederländischen Ursprungs ist und eine groſse Zahl äuſserst zarter und schöner Miniaturen aufweist, bei einem hiesigen Antiquar getroffen, der dieselben nach Frankreich gehen lassen wollte. Der Preis von 900 fl., welcher für beide Codices gefordert wurde, war für das Museum, das noch unter dem Eindrucke der Calamität dieses Jahres zu leiden hat, unerschwinglich. Um jedoch diese Schätze für Deutschland zu erhalten, hat sie der I. Vorstand auf eigene Rechnung mit der Absicht gekauft, durch eine Sammlung den Betrag dafür aufzubringen, und sodann die zwei Codices als gemeinsames Geschenk aller Beitragenden dem Museum zu übergeben. Mit Genehmigung des Hrn. Landgerichts-Assessors v. Cuny in Cöln wurde ein von ihm stammendes Depositum von 157 fl. 20 kr. (als Rest seines früheren Geschenkes) dazu verwendet, und der genannte Herr spendete auſserdem noch 175 fl. dazu. Ferner trugen dazu bei: Hr. App.-Gerichtsrath A. Reichensperger in Cöln 8 fl. 45 kr., Hr. k. Baurath Statz in Cöln 5 fl. 15 kr., Hr. k. k. Oberbaurath und Dombaumeister Fried. Schmidt in Wien 11 fl 40 kr.; Herr Prof. Ferstel, Architekt der Votivkirche in Wien 11 fl. 40 kr, Herr Architekt L. Heinrich, Lehrer an der polytechnischen Schule zu Karlsruhe 3 fl. 30 kr., der Minoritenordenspriester P. Alexander Lener zu Padua 100 fl., der fürstl. hohenzollern’sche Hofrath und Bibliothekar Dr. Lehner in Sigmaringen 5 fl., der I. Vorstand 40 fl. 30 kr. Nachdem zwar der Kaufpreis in Anbetracht des Zweckes von 900 fl. auf 800 fl. ermäſsigt worden, bleibt doch noch immer ein bedeutender Rest zu tilgen, und der I. Vorstand erlaubt sich daher Freunde der Kunst und des Museums zu Beiträgen für diesen werthvollen Erwerb einzuladen.

Neue Beitrage wurden während der letzten vier Wochen folgende gezeichnet:

Von öffentlichen Kassen: Stadtgemeinde Guſsnitz 3 fl. 30 kr.

Von Privaten: Aha: Pfarrer Wucherer 10 fl. (einm.); Alzei: Dr. Kolbeck, prakt. Arzt, 1 fl; Berlin: Kapellmeister Ludwig Erk 7 fl. (einm.); Donauwörth: Magistratsrath J. N. Kremer 2 fl. (einm.); Eichstätt: Officiant Christian Burckhardt 1 fl., Buchhändler Heinrich Hugendubel 1 fl., Kaufmann Mayer Dachauer 1 fl., Franz Xaver Obel, k. Stiftungsadministrator, 1 fl., Georg Otto Wappenschmitt, k. Postassistent, 1 fl.; Eisenach: Fabrikant Sälzer 3 fl. 30 kr.; Hanau: Metropolit und Schulvorsteher Calaminus 1 fl. 12 kr. jährlich u. 15 kr. (einm.); Nördlingen: Pfarrvikar Wilhelm Rüdel 1 fl. 45 kr.; Nürnberg: Kunstschüler F. Kolbe 1 fl. 45 kr.; Reutlin[S. 411]gen: Assessor Kolb 1 fl. 10 kr.; Schwerin: Revisor Fr. Faul 1 fl. 45 kr., Gymnasiallehrer Dr. Regel 1 fl. 45 kr.; Staffelstein: Peter Batz, Gemeindevorsteher in Ebensfeld, 30 kr. (einm.), Kaufmann Karl Dinkel in Ebensfeld 30 kr. (einm.), Oskar Fritsche, Gutsbesitzer in Kutzenberg, 1 fl. (einm.), Dr. Balthasar Fuchs, prakt. Arzt, in Ebensfeld 1 fl., Pfarrer und Distriktsschulinspektor Raab in Rattelsdorf 1 fl. (einm.)

Während des letzten Monats giengen unsern Sammlungen auſserdem, wie wir hiemit dankend bestätigen, folgende Geschenke zu:

I. Für das Archiv.

Dr. Freih. von Löffelholz, fürstl. Oetting. Wallerstein. Domanial-Kanzleirath, in Wallerstein:
3371. 3 Stück Inventare und Theilzettel über den Nachlaſs des Wilh. Barthol. Peller in Nürnberg. 1645 bis 1670. Pap.
3372. Abschiede von Unterthanen und Dienstleuten etc. 17. u. 18. Jahrh. Pap.
3373. Reise- und Transportpässe aus dem 17 u. 18. Jahrh. Pap.
3374. Kaufbriefe, Schuldscheine u. dergl. aus dem 17. u. 18 Jahrh. Pap.
3375. Etliches aus Criminalakten. 17. u. 18. Jahrh. Pap.

Dr. Barack, fürstl. Hofbibliothekar, in Donaueschingen:
3376. Tauschvertrag König Karls des Dicken mit Bischof Liutward (v. Vercelli). 880. Nebst einem Confirmationsbrief des Königs Arnulf über genannten Tauschvertrag dd. 888. Perg. Cop.
3377. Schenkungsbrief des Königs Rudolf für den Bischof Remboto v. Eichstätt über den Wildbann im Stainberger Forst. 1286. Perg.
3378. Dispensation des päpstl. Legaten Petrus für Waller von Aw. 1414. Perg.

Freiherr v. Lützelburg, k. Staatsanwalts-Vertreter in Eichstätt:
3379. Legitimationsbrief für Catharina Beckin. 1716. Perg.

II. Für die Bibliothek.

Vorarlberger Museums-Verein in Bregenz:
20,288. Ders., 5., 7. und 8. Rechenschaftsbericht. 1862, 64, 65. 4.

Naturhistor. Landesmuseum v. Kärnten in Klagenfurt:
20,289. Dass., Jahrbuch; 7. Heft, 1864, 1865. 8.

H. Laupp’sche Buchh. in Tübingen:
20,290. Theol. Quartalschrift; Jahrg. 48, 3. H. 1866. 8.

Pini, Stadtrichter, in Braunschweig:
20,291. Zwei braunschw. Mandate v. 1605 u. 1744. 2. 4.

Dr. Johann Ritter von Hoffinger, k. k. Ministerial-Sekretär, in Wien:
20,292. Ders., österreichische Ehrenhalle; III, 1865. 1866. 8.

Dr. Ferd. Walter, k. pr. geh. Rath und Universitäts-Professor, in Bonn:
20,293. Ders., d. alte Erzstift und die Reichsstadt Cöln; 1. Buch. 1866. 8.

Dr. Tr. Märcker, geh. Archivrath und k. Hausarchivar, in Berlin:
20,294. Schneider, das Buch vom rothen Adler-Orden. 1863. 4.
20,295. Stillfried, Register zu Band II-VII der Monumenta Zollerana. 1866. 4.

Gustav Schlawitz, Verlagsbuchhandlung, in Berlin:
20,296. Büchsel, Erinnerung an den Markgrafen Johann v. Küstrin. 1856. 8.
20,297. Hengstenberg, d. Duell u. d. christl. Kirche. 1856. 8.
20,298. Rocholl, Beiträge zu einer Geschichte deutscher Theosophie. 1856. 8.
20,299. Dreher, Leben, Lieder und Liederpflege der Augusta Maria, Markgräfin von Baden-Durlach. 1858. 8.
20,300. Becker, Dr. M. Luther, der deutsche Mann. 1861. 8.
20,301. Preuſs, d. Concil v. Trident. 1862. 8.

Ph. v. Nathusius in Neinstedt bei Quedlinburg:
20,302. Volksblatt für Stadt und Land; Jhrg. 1860–62. 4. (zum Theil incompl.)

Robert Lampel, Buchhandl., in Pest:
20,303. v. Adelburg, Entgegnung auf die von Dr. Franz Liszt aufgestellte[S. 412] Behauptung: daſs es keine ungarische Nationalmusik, sondern bloſs eine Musik der Zigeuner gibt. 1859. 8.

Meyer’sche Hofbuchhandlung in Detmold:
20,304. Preuſs und Falkmann, lippische Regesten; 3. Bd. 1866. 8.

Gustav Ed. Nolte, Verlagshandl., in Hamburg:
20,305. Saintes, histoire critique du rationalisme en Allemagne. 2me éd. 1843. 8.
20,306. Mönckeberg, die Gründung d. Erzbisthums Hamburg. 1865. 8.
20,307. Mönckeberg, Ansgar der Apostel des Nordens. 1865. 8.
20,308. Mönckeberg, Joachim Westphal u. Johannes Calvin. 1865. 8.

Dr. W. Wattenbach, Universitäts-Professor, in Heidelberg:
20,309. Ders., Beiträge zur latein. Paläographie. 1866. 4.

Dr. J. G. Flügel, Consul der vereinigten Staaten von Nordamerika, in Leipzig:
20,310. Flügel, practical dictionary of the English and German languages; 2 Bde. 1861. 8.

Smithsonian Institution in Washington:
20,311. Dass., annual report etc. for the year 1864. 1865. 8.
20,312. Wittlesey, ancient mining on the shores of Lake superior. 1863. 4.

Surgeon general’s office in Washington:
20,313. Dass., circular no. 6: reports on the extent and nature of the materials available for the preparation of a medical and surgical history of the rebellion. 1865. 4.

U. S. Sanitary commission in New-York:
20,314. Dies., bulletin, 1863–65; 3 voll. 1866. 8.
20,315. Dies., documents; 2. voll. 1866. 8.

Wilh. Mantels, Professor u. Stadtbibliothekar, in Lübeck:
20,316. Ders., aus dem Memorial oder Geheim-Buche des Lübecker Krämers Hinrich Dunkelgud von 1479 bis 1517. 1866. 4.

Verein für Lübeckische Geschichte in Lübeck:
20,317. Ders., Zeitschrift etc., Bd. II, Heft 2. 1865. 8.
20,318. Ders., Beiträge zur nordischen Alterthumskunde; I. Heft. 1844. 4.
20,319. Classen, über Chrn. Ludw. Liscow’s Leben und Schriften. 1846. 4.
20,320. Deecke, Marienwold. 1848. 4. Progr.
20,321. Mantels, über die beiden ältesten Lübeckischen Bürgermatrikeln. 1854. 4.

Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau:
20,322. Dies., 43. Jahres-Bericht. 1866. 8.
20,323. Dies., Abhandlungen; Abth. f. Naturwissensch. und Medicin, 1865–66. 1866. 8.
20,324. Dies., Abhandlungen; philos.-histor. Abtheil., 1866. 1866. 8.

Historisch Genootschap in Utrecht:
20,325. Dies., Kronijk; 21. Jaarg., 1865, 5. Ser., 1 D. 1866. 8.

K. k. geographische Gesellschaft in Wien:
20,326. Dies., Mittheilungen; VIII. Jhg., 1864, II. Heft. 1864. 8.

Verein für hessische Geschichte und Landeskunde in Kassel:
20,327. Ders., Mittheilungen, Nr. 1–4 und 8–10. 1861–63. 8.

J. G. Cotta’sche Verlagsbhandlung in Stuttgart:
20,328. Deutsche Vierteljahrs-Schrift. 29. Jhg. Oct.-Dec. 1866. Nr. 116. 1. Abth. 8.

Emil Weller in Nürnberg:
20,329. Uriel Acosta’s Selbstbiographie. 2. Aufl. 1849. 8.

Historischer Verein für Steiermark in Graz:
20,330. Ders., Beiträge etc.; 3. Jhrg. 1866. 8.

Commission impériale archéologique in St. Petersburg:
20,331. Dies., Compte rendu etc. pour l’année 1864. 1865. 4. Nebst Atlas, gr. 2.
20,332. Dies., recueil d’antiquités de la Scythie; livr. I. 1866. 4. Nebst Atlas, gr. 2.

Naturforschende Gesellschaft in Emden:
20,333. Dies., 47. und 51. Jahresbericht; 1861. 1865. 8.
20,334. Dies., Festschrift etc. 1864. 4.
20,335. Prestel, die Regenverhältnisse des Königr. Hannover. 1864. 4.

J. C. Hofrichter, k. k. Notar, in Windischgraz:
[S. 413] 20,336. Ansichten aus der Steiermark; 44. Heft. qu. 4.
20,337. Arabesken. Reise-, Zeit- und Lebensbilder aus Steiermark; II. Heft. 1866. 8.

Dr. Ludw. Chrn. Matthias, Direktor des Taubstummeninstituts in Friedberg:
20,338. Ders., zwei Briefe Luthers etc. 1847. 8.
20,339. Ders., die Feier der Einweihung des neuen Gebäudes der Taubstummen-Anstalt zu Friedberg. 1863. 8.
20,340. Opera sanctissimi martyris Cypriani Episcopi, cura Erasmi Roterodami. 1525. 2.
20,341. Divinae scripturae veteris ac novi testamenti omnia. 1545. 2.
20,342. Divinae scripturae ueteris noueque omnia; 3 Thle. 1526. 8.
20,343. Evsebii Rvffini, Socratis, Theodoriti etc. ecclesiastica historia, ed. Grynaeus. 1587. 2.

J. N. V. Heckel in Allersberg:
20,344. Baurenfeind, vollkommene Wieder-Herstellung der Schreib-Kunst. 1716. qu. 2.

K. statistisch-topographisches Bureau in Stuttgart:
20,345. Dass., württemberg. Jahrbücher; Jhg. 1864. 1866. 8.
20,346. Dass., Beschreibung d. Oberamts Marbach. 1866. 8.

Grisebach, Obergerichtsrath, in Hameln:
20,347. Statuten des histor. Lesevereins in Hameln. 8.

Dr. H. Becker in Dortmund:
20,348. Der Christlichsten Königin Recht auff Brabant etc. 1668. 8.
20,349. Schild des Staates und der Gerechtigkeit etc. 1668. 8.

K. Akademie der Wissenschaften in Wien:
20,350. Dies., Sitzungsberichte, philos.-histor. Classe, Bd. 51, H. 2 u. 3 u. Bd. 52, H. 1–4. 1865–66. 8.
20,351. Dies., Archiv etc., Bd. 35, 2. H. u. Bd. 36, 1. H. nebst Register zu Bd. 1–33. 1866. 8.
20,352. Dies., Fontes rer. Austr., I. Abth., Bd. 7, Th. 3. 1866. 8.
20,353. Dies., Register zu den Bänden I-XIV. der Denkschriften der philos.-histor. Cl. I. 1866. 4.
20,354. Dies., Almanach, 16. Jahrg. 1866. 8.

III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.

Dr. E. Frhr. von Bibra in Nürnberg:
5210. Liebespaar mit Glas und Blume, Handzeichnung von NB, 1568.

G. Simon, Dekan und Hofprediger, in Michelstadt:
5211. Römische Kupfermünze und bayerische Silbermünze von 1625.

Julius Müller in Stettin:
5212. 23 Lackabdrücke frstl. Wied’scher Siegel.

von Gemmingen, groſsherzoglich baden’scher Hofmarschall, in Karlsruhe:
5213. 6 Photographieen nach einem geschnitzten Holzkästchen vom 14. Jahrh.

von Scharff-Scharffenstein in Würzburg:
5214. Photographie nach einem Gemälde des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg.

[S. 414]

H. Wirth, Dekan und I. Pfarrer, in Leipheim:
5215. 4 Gypsabgüsse mittelalterl. Siegel.

Dr. W. Frhr. von Löffelholz, frstl. Oetting.-Wallerst. Archivar u. Domanialkanzleirath, in Wallerstein:
5216. Bildniſs einer ungenannten Frau, Oelmalerei auf Blech, 1636.
5217. Photographie nach einer Wasser-Malerei in einem stift-eichstätt. Lehenbuche vom Ende des 15. Jahrh., gegenwärtig zu Augsburg.
5218. 102 Stück Papier-, Schrift- und Druckproben vom 15. und 16. Jahrh.
5219. 81 ältere Buchdrucker- und Buchhändlerzeichen.

Heinr. Gerlach, Buchdruckereibesitzer, in Freiberg:
5220. 3 photogr. Aufnahmen von geschnittenen Messinggrabplatten.

Platzer, kgl. Landrichter, in Sulzbach:
5221. Wolfsklinge vom Ende des 17. Jahrh.
5222. 17 ältere Silber- und 2 Kupfermünzen.

Magistrat der Stadt Apolda:
5223. 6 Lackabdrücke von älteren und neueren Amtssiegeln der Stadt Apolda.

Heinzelmann, Schultheiſs, in Alpirsbach:
5224. Federzeichnung nach dem roman. Thürklopfer und Beschlägen zu Kloster Alpirsbach.

Lic. Meurer, Pastor, in Callenberg:
5225. 25 Abdrücke von älteren und neueren Stadtsiegeln.

Magistrat der Stadt Forchheim:
5226. Hölzerne Feuerspritze von primitiver Form.

Friedr. Fischbach, Maler, in Wien:
5227. 12 Bl. in Farbendruck nachgebildete ältere Stoffmuster und 1 desgl. in Wassermalerei.

A. Gibsone, Privatier, in Nürnberg:
5228. Oesterr. Silbermünze von 1615 und Augsburg. Silbermünze von 1640.

Dr. C. B. A. Fickler, Professor, in Mannheim:
5229. Gipsabguſs des roman. Thürklopfers zu Kloster Alpirsbach.

von Wickede, groſshzgl. mecklenb.-schwerin. Oberforstmeister, in Dobberan:
5230. 43 Zinnabschläge niederländischer Jetons.
5231. 124 Abdrücke in Hausenblase von Münzen und Medaillen.

Dr. C. L. Grotefend, Archivrath, in Hannover:
5232. 43 mittelalt. und neuere Silbermünzen, Silbermedaille auf König Gustav Adolf und Messingmarke.

Wagner, Kaufmann, in Nürnberg:
5233. 3 Ansichten der Bastille in Paris in Kupferstich von J. F. Volckart.

Dr. Zahn, Archivar, in Graz:
5234. Ansicht von Graz a. d. J. 1565 nach einer Malerei zu Florenz. Steindr.

Frhr. von Lützelburg, Staatsanwalts-Vertreter, in Eichstätt:
5235. 7 Silbermünzen vom 14. Jahrh. und vergoldete Münze der Stadt Nördlingen, 1531.


Chronik der historischen Vereine.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. IV. Jahrgang. Nr. IV — VII. Redigirt von Dr. Jos. Virgil Grohmann. Prag. 1866. gr. 8.

Böhmen und die älteste Buchdruckerkunst. II. III. — Böhmen vor der Einwanderung der Čechen bis zur Unterwerfung durch Karl den Groſsen. Von Dr. L. Schlesinger. — Zur Geschichte des böhmischen Glashandels. Von J. A. Hegenbart. — Historische Reflexionen. Von Dr. C. Höfler. — Die Jungherren von Prag. Von B. Grueber. — Skizzen aus dem Böhmerwalde. IV. Das Wolinkathal. — Die Ferdinandeische Landesordnung. Von Dr. Joseph Winter. — Böhmische Zigeuner. Von Dr. Julius Ernst Födisch. Miscellen: Zur Geschichte der Bergwerke in Böhmen. Sagen aus Petersburg und Umgegend. Volkspoesie in Prachatitz. Das Schildwachbüchlein. Wiedertäufer in Böhmen und Mähren. Aus den Sitten und Sagen des Egerlandes. Graslitz im J. 1821. Die Hochzeitsgebräuche der deutschen Bauern in der Iglauer Gegend. Der Streit um einen Kirchenstuhl, von Dr. Franz Kürschner.

V. Jahrgang. Nr. I. Die Deutschböhmen und die Regierung. Von Dr. Ludwig Schlesinger. - Die Herren von Rosenberg als Förderer der Künste. Von Bernh. Grueber. — Das Stadtrecht von Luditz. Von Dr. Franz Kürschner. — Alte Schlösser und Weinkeller. Von Dr. Jul. Ernst Födisch. — Geschäftliche Mittheilungen.

[S. 415]

Beiträge zur Geschichte Böhmen’s. Herausgegeben von demselben Verein. Abtheilung III. Band I. Geschichte von Trautenau. (Schluſs.) Prag, 1866. 8.

Vierter Jahresbericht desselben Vereins. Vom 16. Mai 1865 bis 15. Mai 1866. Prag, 1866. 8.

Sitzungberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. LI. Band. II. u. III. Heft. Jahrg. 1865. — November u. December. Wien, 1866. 8.

Reisebericht über die in Salzburg und Tirol angestellten Weisthümer-Forschungen. Von Prof. Dr. Pfeiffer. — Zeugen- und Inquisitionsbeweis im deutschen Gerichtsverfahren karolingischer Zeit. Von Dr. Heinr. Brunner. — Ueber eine italienische metrische Darstellung der Crescentiasage. Von Adolf Mussafia.

LII. Band. I-IV. Heft. Jahrg. 1866. Forschung und Kritik auf dem Gebiete des deutschen Alterthums. II. Von Dr. Franz Pfeiffer. I. Lorscher Bienensegen. (Mit einem Facsimile.) II. Regensburger Beichte und Gebet. III. Fuldaer Beichte. IV. Ueber das Wiener Schlummerlied. Eine Rettung. — Beiträge zur ältern deutschen Sprache und Literatur. Von Joseph Diemer. Nr. XXII. Ezzo’s Lied von dem Anegenge aus dem J. 1065. Nr. XXIII. Anmerkungen zu diesem Liede. — Die Kosenamen der Germanen. Von Dr. Franz Stark.

Archiv für österreichische Geschichte. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Fünfunddreiſsigster Band. Zweite Hälfte. Wien. 1866. 8.

Eine wiederaufgefundene Urkunde Herzog Friedrich II. des Streitbaren von Oesterreich. Von Anton Rechenmacher. — Johann von Böhmen in Italien 1330–1333. Ein Beitrag zur Geschichte des XIV. Jahrhunderts. Von Dr. Ludwig Pöppelmann. — Berichtigung der „Berichtigungen“ des Herrn Dr. Fr. Stark in Band XXXIV. S. 371 des Archives. Von Dr. Theodor Wiedemann.

Sechsunddreiſsigster Band. Erste Hälfte. Die Grafen von Ortenburg in Kärnten. Zweite Abtheilung von 1256 bis 1343. Von Dr. Karlmann Tangl. — Waldstein’s Correspondenz. Eine Nachlese aus dem k. k. Kriegsarchive in Wien zu dem Werke: Waldstein von seiner Enthebung bis zur abermaligen Uebernahme des Armee-Obercommando’s. Mitgelheilt von Dr. B. Dudik O. S. B. (Forts.)

Register zu den Bänden I-XXXIII des Archivs und zu den Bänden I-IX (Jahrgang 1851–1859) des, eine Beilage des Archivs bildenden Notizenblattes. Von Fr. Ser. Scharler. Wien. 1866. 8.

Fontes Rerum Austriacarum. Oesterreichische Geschichts-Quellen. Herausgegeben von der historischen Commission der kais. Akademie. Erste Abtheilung. Scriptores. VII. Band. Geschichtschreiber der husitischen Bewegung in Böhmen. Herausgegeben von Dr. K. Höfler. Theil III. Wien. 1866. 8.

Register zu den Bänden I-XIV der Denkschriften der philosophisch-historischen Classe der kais. Akademie. I. Wien. 1866. 4.

Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sechzehnter Jahrgang. 1866. Wien. 8.

Vortrag: Beziehungen Oesterreichs zu Ruſsland in den Jahren 1584–1598. Von Joseph Fiedler.

Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Herausgegeben unter der Leitung Seiner Excellenz des Präsidenten der k. k. Central-Commission Joseph Alexander Freiherrn von Helfert. Re[S. 416]dakteur: Anton Ritter v. Perger. XI. Jahrgang. — Juli-August. Wien, 1866. 4.

Die Kirche des ehemaligen Nonnenstiftes Göſs in der Steiermark. Von Dr. Karl Lind. (Mit 11 Holzschnitten.) — Die Kirche des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts am Karlshofe in Prag. Von Joh. Erasmus Wocel. — Die doppelspindelige Wendeltreppe in der kaiserl. Burg zu Grätz. (Mit 2 Holzschnitten.) — Reiseaufnahmen in Voitsberg, Vorau und Markt Tüffer. (Mit 7 Holzschnitten.) — Archäologische Funde im Lande ob der Ens. — Eine Denksäule bei Leoben. (Mit 1 Holzschnitt.) — Die Kirche zu Hellefeld in Westphalen. (Mit 3 Holzschnitten.) — Romanischer Leuchter im Museum des historischen Vereines für Krain zu Klagenfurt. (Mit 1 Holzschnitt.) — Besprechungen.

Mittheilungen der kaiserlich-königlichen geographischen Gesellschaft. IX. Jahrg. 1865. Redigiert von Franz Fötterle, Wien, 1865. gr. 8.

Berichte über die Versammlungen der k. k. geogr. Gesellschaft. — Pola und seine nächste Umgebung. Von A. Gareis. — Darstellung der geographisch-statistischen Verhältnisse und Culturzustände Bosniens und der Herzegowina. Von Joh. Róskiewicz. — Untersuchungen über die ältesten Bewohner und Ansiedlungen auf der nördlichen Karpathen-Terrasse. Von Rud. Temple. — Die Lombardie. Von Karl Freih. v. Czörnig. — Die Bevölkerung des Königreiches Böhmen. Von Dr. Ad. Ficker.

Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien. Jahrgang 1864. Band VIII. Abtheilung II. Wien, in Commission der Buchhandlung Prandel u. Ewald. MDCCCLXVI. 4.

Auszüge aus den Kammeramts-Rechnungen der Stadt Wien vom Jahre 1683 (Forts. des Anhanges zu dem Aufsatz: Wien und seine Bewohner während der zweiten Türkenbelagerung, von Alb. Camesina).

Jahrgang 1865. Band IX. Schluſs.[A] Vereinsangelegenheiten. — Die St. Georgskirche in der ehemaligen Burg zu Wiener-Neustadt, von Dr. Karl Lind (3 Tafeln, 10 Holzschnitte). — Die Klosterneuburger Bruderschaften, ein Beitrag zur Sittengeschichte Oesterreichs, von Dr. Adalbert Horawitz. — Erläuterungen zur Karte der mittelalterlichen Kunstdenkmale im Kreise Unter Wiener-Wald, von Dr. Eduard Freiherrn von Sacken (1 Karte, 16 Holzschnitte). — Ein Harnisch Ferdinand des II. im k. k. Arsenale zu Wien, beschrieben von Anton Widter (3 Taf.) — Zur Baugeschichte der Minoritenkirche in Wien, mitgetheilt von Dr. Lind. — Die Pfarrkirche zu Steyer, beschrieben und aufgenommen von Herm. Riewel (4 Taf., 13 Holzschn.). — Die Gottesleichnamscapelle in der ehemaligen Burg zu Wiener-Neustadt, von Wendelin Böheim (1 Tafel, 10 Holzschnitte). — Feierlicher Einzug des Königs Mathias in Wien (1608), mitgetheilt von Albert Camesina (2 Tafeln). — Ueber gothische Monstranzen in Nieder-Oesterreich, von Dr. Lind (8 Holzschnitte). — Vindobona, eine archäologische Untersuchung über den Zustand Wiens während der Herrschaft der Römer, von Dr. Friedrich Kenner (1 Plan, 2 Holzschnitte) — Ein mittelalterliches Rauchgefäſs im Stifte Seitenstetten, beschrieben von Dr. Lind (1 Tafel, 1 Holzschnitt). — Orts-, Personen- und Sachregister.

Verhandlungen und Mittheilungen der juristischen[S. 417] Gesellschaft in Laibach. Redigirt vom ersten Secretär, Bürgermeister Dr. E. H. Cosla. III. Band. 1. Heft. Ausgegeben am 16. November 1866. Verlag der juristischen Gesellschaft. 8.

Abhandlungen der historischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zehnten Bandes zweite Abtheilung. In der Reihe der Denkschriften der XXXVIII. Band. München, 1866. Verlag der k. Akademie. 4.

Beiträge zur Geschichte der Jakobäa von Bayern — zweite Abtheilung 1426–1436 — von Franz Löher. — Beiträge zur Geschichte des Würmthales und seiner Umgebung, von Dr. Friedrich Kunstmann. — Zur äuſseren Geschichte der älteren baierischen Landfrieden von Dr. Ludwig Rockinger.

Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1866. I. Heft. IV. II. Heft I. München. 1866. 8.

Beschreibung des Oberamts Marbach. Herausgegeben von dem Königlichen statistisch-topographischen Bureau. Mit drei Tabellen, einer Karte und zwei Ansichten. Stuttgart. H. Lindemann. 1866. VI u. 316 Stn.

Mittheilungen des Freiberger Alterthumsvereins auf das 5. Vereinsjahr, 1865. Herausgegeben im Auftrage des Vereins von Buchdr. Heinrich Gerlach. 4. Heft. Mit Abbildungen. Freiberg. Gerlach’sche Buchdruckerei. 1866. 8.

Ein Beitrag zum 100jährigen Jubiläum der K. Sachs. Bergakademie zu Freiberg. Von H. Gerlach. Mit einem Kunstblatt. — Ueber Aufgabe und Einrichtung localer Geschichts- und Alterthums-Vereine. Von Adv. Gautsch. — Das Freiberger Raths-Archiv. Von H. Gerlach. — Die Bevölkerung Freibergs in den letzten drei Jahrhunderten. Von Dr. Jul. Michaelis. — Die Glocken- und Stückgieſserfamilie Hilliger. Von Jul. Schmidt. — Georg Agricola. Ein culturgeschichtliches Lebensbild. Von Dr. E. Herzog. — Die Altväter-Wasserleitung bei Freiberg. Von Moriz Brause. — Die Oberberghauptleute und Bergmeister zu Freiberg. Von H. Gerlach — Die mittelalterlichen gravirten messingenen Grabplatten, insbesondere in den Domen zu Meiſsen und Freiberg, und die Gewinnung von Original-Abdrucken. Von dems. — Die Hersfeld’schen Lehne an der (östlichen) Mulde und Zschopau, im Meiſsnischen. Von Cantor Hingst. — Vier Schreiben der Stadt Freiberg an Octavio Piccolomini aus dem Jahre 1643 und der Bescheid des Kaisers Ferdinand.

Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Philosophisch-historische Abtheilung. 1866. (Abgeschlossen am 11. Juni 1866.) Breslau, 1866. Bei Josef Max und Komp. 8.

Der Böhmerwald in seiner geographischen Eigentümlichkeit und geschichtlichen Bedeutung, verglichen mit den Sudeten, besonders mit dem Riesengebirge. Von Dr. J. Kutzen. — Ueber einen berühmten Brief Friedrich’s des Grossen am Tage der Schlacht von Kolin d. 18. Juni 1757. Von dems. — Die Güterverschleuderungen in Südpreuſsen und das schwarze Register. Von Dir. C. E. Schück. — Der Fall von Groſs-Nowgorod. Von A. Mosbach. — Beiträge zur ältesten Topographie Breslau’s. Von Dr. C. Grünhagen.

Dreiundvierzigster Jahres-Bericht der Schles. Gesellschaft. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im Jahre 1865. Breslau, 1866. Bei Josef Max und Komp. 8.

Baltische Studien. Herausgegeben von der Gesellschaft[S. 418] für Pommer’sche Geschichte und Alterthumskunde. Einundzwanzigster Jahrgang. Erstes Heft. Stettin, 1866. 8.

Die Handschriften und Urkunden in der Bibliothek der Nicolaikirche zu Greifswald. Von Th. Pyl. (Schluſs.) — Stralsunder Kleider- und Hochzeits-Ordnung vom Jahre 1570. Mitgetheilt von E. Zober. — Schivelbeiner Alterthümer. Vom Prof. Rud. Virchow in Berlin. — Ein Ausflug nach dem Saziger Kreise. Vom Oberl. Th. Schmidt. — Vermischtes. — Anhang: Der Fensterschmuck der Wallfahrtskirche zu Kentz. Von Karl v. Rosen.

Zweites Heft: Die Pfahlbauten. Von Hering. — Abriſs der Geschichte der Stralsunder Stadtverfassung. Von O. Francke. — Die ehemaligen Altäre der S. Marienkirche zu Stralsund. Von Franz Wessel. — Briefe zur Geschichte des Paulus vom Rode. — Herzog Barnims Bauerordnung. Von A. Höfer. — Beiträge zur Geschichte des Stettiner Handels. III. Von Th. Schmidt. — Vermischtes: I. Ein Münzfund auf der Insel Usedom. II. Aus der Umgegend von Dramburg.

Die Gründung des Erzbisthums Hamburg. Ein Vortrag, im Verein für Hamburgische Geschichte am 27. Januar 1865 gehalten von C. Mönckeberg, Prediger zu St. Nicolai. Hamburg, 1865. Gustav Eduard Nolte. 8. 32 Stn.

Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde. Band 2. Heft 2. Lübeck. Friedr. Asschenfeldt. 1865. 8.

Lübeck’s älteste Silbermünze, von H. C. Dittmer. — Das Armen-Diakonat an den Kirchen der Stadt Lübeck, 1531–1861, von Dr. jur. Funk. — Aus dem Tagebuche des Lübeckischen Bürgermeisters Henrich Brokes (Forts.), von Dr. Pauli. — Briefe an Matthias Mulich, geschrieben im Jahre 1523, vom Staatsarch. Wehrmann. — Paul Knufflock, Buchhändler zu Lübeck, von Dr. Wiechmann-Kadow. — Ausgrabungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, vom Pastor K. Klug. — Die ältesten Lübecker Pfennige, vom Pastor Masch. — Kleine Mittheilungen, von Wehrmann. 1. Instruction für die Makler in Nowgorod. 2. Urkunde über die Anstellung eines Thurmbläsers auf dem Thurm der Marien-Kirche. — 3. Wirthshaus-Scenen. — 4. Anwesenheit der Herzoge von Mecklenburg in Lübeck.

Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiöcese Köln. Herausgegeben von dem wissenschaftlichen Ausschusse des Vereins: Dr. J. Mooren. Dr. Eckertz. Dr. Ennen. Fischbach. Prof. Dr. Hüffer. Siebenzehntes Heft. Köln, 1866. M. Du Mont-Schauberg’sche Buchhandlung. 8.

Aachener Chronik, mitgetheilt von Dr. Lörsch. — Die Niederlassung der Jesuiten in Aachen, von P. St. Käntzeler. — Die Absolutionskreuze in Gräbern des Mittelalters, von Prof. Dr. Fiedler. — Was hat der Ausdruck: vinum hunicum, „Hundswein“, zu bedeuten? von Pfarrer Giersberg. — Zur Geschichte der Wahl und Krönung Kaisers Karl VII., von Dr. Ennen. — Die stadtkölnische Bauordnung, von dems. — Joannes Wals Rechenschaff van Basel und Ulme, mitgeth. von Dr. G. Eckertz. — Urkunden zur Geschichte Kaiser Friedrich’s III., mitg. von Dr. C. Will. — Verschiedene Urkunden. — Die Eschweiler Burg, von Richard Pick. — Recensionen und Miscellen.

Neunter Bericht desselben Vereins, für 1863, 1864 und 1865. Herausgegeben von dem Vorstande des Vereins. 8. 70 Stn.

Antike Schleudergeschosse beschrieben und erklärt von[S. 419] Wilhelm Vischer. Einladungsschrift zu der Feier von Winkelmanns Geburtstag, welche die antiquarische Gesellschaft zu Basel den 9. December 1865 zu begehen gedenkt. Mit einer lithographischen Tafel. Basel, Balmer u. Riehm. 1866. gr. 4. 16 Stn.

Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft (der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer) in Zürich. XXIX. Ueber alte Oefen in der Schweiz, namentlich im Kanton Zürich. Zürich, 1865. 4. 44 Stn. u. 2 Taf.

Zwanzigster Jahresbericht über die Verrichtungen der Antiquarischen Gesellschaft. Vom November 1863 bis December 1864. (Zürich, 1864.) 4. 8 Stn.

Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben vom historischen Verein in St. Gallen. III. St. Gallen, Verlag von Scheitlin u. Zollikofer. 1866. 8.

Die Urkunden Ludwig des Frommen für Cur. Von Dr. Th. Sickel. — Beiträge zur toggenburgischen evangelischen Kirchengeschichte. Von Pfr. H. G. Sulzberger. — Die Pest im Kloster St. Gallen Anno 1629. Uebersetzt von Professor J. Hardegger. — Zwei Ordnungen aus den Zeiten Abt Ulrichs VIII. Aus dem Stiftsarchiv mitgetheilt von W. E. von Gonzenbach. Bericht über die Ausgrabungen im Gute Malerva bei Sargans. — Fünf Briefe Huldreich Zwingli’s an Joachim v. Watt. Aus dem Stadtarchive St. Gallen.

L’Investigateur, Journal de l’Institut Historique de France. Trente-troisième Année. Tome VI. — IV. Série. 380. Livraison. — Juillet 1866. 381. Livraison. — Août 1866. Paris, 1866. 8.

Un Gascon du IV. siècle, par M. Cénac-Moncaut. — Invasion du roi d’Angleterre en 1346, mémoire de M. Pongerville. — Revue d’ouvrages etc.

Bulletin monumental ou Collection de mémoires sur les monuments historiques de France, publié sous les auspices de la Société française d’archéologie pour la conservation et la description des monuments nationaux, et dirigé par M. de Caumont. 4. Série, Tome 2., 32. Vol. de la Collection. Nr. 7. Paris, Derache, Didron. Caen, F. le Blanc-Hardel. 1866. 8.

Lettre à M. de Caumont sur quelques châteaux du XI. siècle des environs des Paris, par M. A. de Dion. — Une excursion archéologique dans le Bigorre, par M. Anthyme Saint-Paul. — Quelle idée symbolique doit-on reconnaître dans la représentation du sagittaire? par M. de Caumont. — Que signifie l’ascia gravée sur les tombeaux paiëns? par le même. — Démolition de l’église de Fonlabour (Tarn), par M. le baron de Rivières. — Notes prises à Aix-la-Chapelle, entre deux trains du chemin de fer, par M. de Caumont. —[S. 420] Découverte d’une construction gallo-romaine au hameau de la Cunaille, commune de Thoré (Loir-et-Cher), par M. le comte Achille de Rocheambeau. — Chronique.

Bulletin du Comité Flamand de France. Tome IV. Nr. 3. Juillet, Août et Septembre 1866. Lille et Dunkerque, 1866. 8.

Extrait des procès-verbaux. — Un combat judiciaire à Cassel en 1396, par E. de Coussemaker. — Franche vérité rétablie dans la châtellenie de Bailleul en 1434, par le même. — Octroi de 1532 en faveur de la ville d’Hazebrouck, communication de C. David. — Hôpital Saint Jean à Bergues, par A. Bonvarlet. — Destruction de la ville de Bergues en 1558, communication du même. — Etat des juridictions ayant haute, moyenne et basse justice, dans la châtellenie de Bergues, communication de C. David.

Kronijk van het Historisch Genootschap, gevestigd te Utrecht. Een en twintigste Jaargang, 1865. Vijfde Serie. Eerste Deel. Utrecht, Kemink en Zoon. 1866. 8.

Gesellschaftsangelegenheiten. — Abdruck der Handschrift: Waerachtich verhael van ’t gene voorgevallen en gepasseert is voor ende in de belegeringe der Stadt Zütphen, alsmede het overgaan van deselve aan Sijne Majt. van Vrankrijck. Opgestelt door orde van de Magistraet van glte stadt, tot wederlegginge van eenige valsche positien tegen dezelve uytgestroyt. (1672.) — Stukken voor de geschiedenis van het jaar 1595. I-CLVIII. — Het geslacht en huis Schuilenburg. — Villa Eliste in loco Marithaime. — Over de Hollandsche Maagd en den Bijbel op onze oude munt. — Opmerkingen over historiographie. — Thysius Leere en Order der Nederlandsche Gereformeerde Kerken. — Drie brieven van Rombout Hoogerbeets, op Loevestein geschreven (1624). — Brieven van Bruininck (1617, 1619, 1621). — Testament van Floris Thin (1590). — Rapport van Marnix van St. Aldegonde (1581). — Bijdrage tot de geschiedenis der gewevene en andere behangseltapijten, vooral in Denemarken. — Kronijk van Utrecht 1576–1591. Vervat in een op het stedelijk Archief van Utrecht berustend gelijktijdig handschrift.

Compte-Rendu de la Commission Impériale Archéologique pour l’année 1864. Avec un Atlas (6 Bll. imp.-fol.). St. Pétersbourg, 1865. 2.

Rapport sur l’activité de la commission Impériale Archéologique en 1864. — Supplément: Erklärung einiger im Jahre 1863 im südlichen Ruſsland gefundenen Gegenstände, von Ludolf Stephani. — Register.

Recueil d’Antiquités de la Scythie. Avec un Atlas (23 Bll. imp.-fol.). Publié par la Commission Impériale Archéologique. Livraison I. St. Pétersbourg. 2.

Fußnote:

[A] Die vorhergehende Abtheilung ist bis jetzt nicht eingetroffen; doch wird der Inhalt des IX. Bandes aus dem der Schluſslieferung beigegebenen Verzeichniſs hier vollständig mitgetheilt.

D. Red.


Nachrichten.

Literatur.

Neu erschienene Werke.

29) Untersuchungen über das Leben Reinmars von Zweter und Bruder Wernhers von Karl Meyer. Basel, H. Georg’s Verlags-Buchhandlung. 1866. 8. 120 Stn.

Die vorliegende Arbeit schlieſst sich den während der letzten Jahrzehnte gemachten Versuchen an, aus dem Material, welches die erhalten gebliebenen Lieder und Sprüche Walthers von der Vogelweide darbieten, eine Biographie des Dichters herzustellen. Versuche dieser Art geben Aussicht auf dreifachen Gewinn, indem sie nicht allein das Leben, sondern mehr noch die Erzeugnisse des Dich[S. 421]ters und zugleich die Ereignisse seiner Zeit in helleres Licht zu setzen dienen können. Allein die thatsächliche Ausbeute ist gewöhnlich der Art, daſs man mehr den Scharfsinn des Forschers, als die Masse der gewonnenen Resultate zu bewundern Gelegenheit findet. Eine nackte Zusammenstellung der positiven Ergebnisse, welche seit dem glänzenden Vorgange Uhlands die Untersuchungen über das Leben des Vogelweiders zu Tage gefördert haben, würde erst ein sehr dürftiges Material liefern zu einer Lebensgeschichte des Dichters. Zumeist aus Muthmaſsungen, Combinationen, Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten baut sich etwas auf, was zwar zu interessieren geeignet, aber noch ziemlich weit entfernt ist, auf den Namen einer Lebensgeschichte Anspruch machen zu dürfen. So, und mehr noch als bei Walther, ist es bei Reinmar und Wernher der Fall, obwohl der unterrichtete Verfasser an Fleiſs und Scharfsinn es nicht hat ermangeln lassen. Am dürftigsten sind die Resultate bei Reinmar von Zweter ausgefallen, während die Sprüche des Bruders Wernher etwas mehr Anhaltspunkte boten. — Der Verf. betrachtet gesondert Reinmars Minnepoesien, welche er in die Periode vor 1227 fallen läſst, und dessen politische Dichtungen, welche etwa die Zeit von 1227–57 umfassen. Voran gehen Bemerkungen über Heimat und Jugend des Zweters, und in einem dritten Abschnitt werden seine Verhältnisse zu andern Dichtern seiner Zeit in’s Auge gefaſst. In ähnlicher Weise wird das etwa von 1200 bis 1270 sich erstreckende Leben des Bruders Wernher aus seinen Sprüchen zu erschlieſsen und eine Charakteristik desselben aus einer Vergleichung mit Reinmar von Zweter zu veranschaulichen gesucht. Am Schlusse geht der Verfasser noch auf die in neuerer Zeit angeregte Frage ein, in wie weit der Dichter des Helmbrecht, Wernher der Gartenaere, mit dem Bruder Wernher ein und derselbe sein könnte, wobei er, ohne eine Entscheidung zu fällen, seine Hinneigung für die Annahme der Identität nicht verhehlt.

30) Beiträge zur lateinischen Paläographie. Von W. Wattenbach. Heidelberg, 1866. 4. 41 lithographierte Stn.

Mit Recht hat man in neuerer Zeit genaue archivalische Studien, und unter diesen insbesondere die Kenntniſs der Schriftarten zu einer der Grundlagen der Geschichtsforschung gemacht, da nur auf diesem Wege die richtige Würdigung der Urkunden verschiedener Jahrhunderte möglich ist. Das vorliegende Schriftchen bereichert daher einen der wichtigsten Gegenstände der historischen Vorschule, und der wohlbegründete Ruf des Verfassers bürgt uns zugleich dafür, daſs wir es hier mit einer auf eingehenden Studien und langer Erfahrung beruhenden Arbeit zu thun haben.

Die Behandlung ist eine äuſserst lichtvolle und zweckmäſsige. Nachdem der Verfasser in der Einleitung auf gedrängte Weise einen geschichtlichen Ueberblick der allgemeinen Schriftarten von der römischen Capitalschrift bis auf die merovingische und die sogenannte gothische Schrift des Mittelalters gegeben hat, geht er zur Behandlung der einzelnen Buchstaben nach der gewöhnlichen Reihenfolge des Alphabets von A bis Z über. Bei jedem derselben wird in sorgfältigen Nachbildungen sowohl die ursprüngliche Grundform, soweit dieselbe erkennbar ist, vorgeführt, als auch der allmähliche Uebergang derselben in neue Formen und Spielarten nachgewiesen. Zuweilen ist auch das Irische und Angelsächsische zur Vergleichung herangezogen, woraus wir ersehen, wie die diesen Idiomen eigentümlichen Schriftzeichen bald als Mittelglieder erscheinen, wie in K, bald sich selbständig entwickeln, wie in W. Wir[S. 422] erkennen bei den Vocalen, vorzüglich bei A, E und O die vorherrschende Neigung zu Veränderungen, die ihrer organischen Beschaffenheit entspricht und sich auch in den äuſseren Lautverhältnissen kundgibt. Der Buchstabe D erweist sich als ziemlich stabil; C und T aber zeigen eine besondere Anlage zu Verschlingungen, und für das auch mundartlich schwer bestimmbare G hat sich eine groſse Zahl von Formen ausgebildet. Daſs der Verfasser nicht alle Varianten angeben mochte, noch konnte, liegt in der Natur der Sache; allein er hat mit groſser Sachkenntniſs die durchschnittlichen Grundzüge gegeben, denen sich anderweitige Abweichungen auf passende Weise anfügen lassen.

In einem zweiten Theile des Werkchens behandelt Herr Wattenbach die Abkürzungen. Schon in den allgemeinen Bemerkungen über diesen Abschnitt macht derselbe die sicherlich auch mit der Erfahrung Anderer übereinstimmende Bemerkung, daſs es schwer halte, dieselben in ein System zu bringen, und daſs nur von dem neunten bis zum dreizehnten Jahrhunderte einigermaſsen feste Regeln darüber nachzuweisen seien. Daſs solche Gesetze vorhanden waren, ist unleugbar; doch gestatteten sie schon an sich ein gewiſses Maſs von Freiheit, in der man sich zurecht finden muſs, ohne dabei an zügellose Willkür denken zu dürfen. Nach diesen Voraussetzungen behandelt der Verfasser zuerst die allgemeinen Abkürzungszeichen, sodann die conventionellen Zeichen für einzelne Wörter, vorzüglich solche, welche von den tironischen Noten herzuleiten sind, die einzelnen Buchstaben, mit denen Abkürzungen angedeutet werden, und Abkürzungen durch Anfangsbuchstaben. Daran reihen sich übergeschriebene Buchstaben (literae columnatae), Auslassungen in der Mitte, Weglassung der Endung. Nach den Abkürzungen werden auch noch Worttrennung, Interpunktion, Zahlen und Ziffern in kurzen Umrissen besprochen. Der Raum gestattet nicht, hier in die Mittheilung von Einzelnheiten einzugehen; wir bemerken blos, daſs der Verfasser bei jedem Abschnitte das Allgemeine und Uebereinstimmende aufgesucht und bestimmt, aber auch die Abweichungen und Variationen durch treffende Beispiele erläutert hat.

A. Fl.

31) W. Drugulins Bilderatlas. Verzeichniſs einer Sammlung von Einzelblättern zur Cultur- und Staatengeschichte vom fünfzehnten bis in das neunzehnte Jahrhundert. Zweiter Theil. Chronik in Flugblättern. 1867. Leipziger Kunst-Comptoir. 500 und 24 Stn. 8.

Das Studium der Einzel-Bilder und Blätter älterer Zeit verschafft uns nicht allein Kenntniss von den Sitten, Gewohnheiten, Trachten, kurz von dem Wesen und Denken unserer weniger kultivirten Vorfahren, sondern lehrt uns auch zur Genüge die politische Kindlichkeit, welche noch heute in den ehemaligen Reichsländern ihre schwankenden Nachspröſslinge treibt, begreifen und erklären. Dieses Studium läſst uns ferner auch die Richtung der Gewerbsthätigkeit, den Betrieb specieller Branchen durch die alten Buchdrucker mit Sicherheit beurtheilen. Wir können in Folge dessen die Dauer ihrer gewerblichen Existenz ermessen, die Intelligenz der betreffenden Städte und Gegenden statistisch berechnen. Unter Anderm wird uns deutlich, wie die Bilderliebhaberei Nürnbergs die anderer Städte weit übertraf, da es den süddeutschen Markt mit solchen Erzeugnissen der Volks-Dichtung und Prosa überfluthete, um dem aus Bildern sprechenden Begriffsvermögen ihrer näheren und weiteren Umgebung Nahrung zuzutragen.

Die Ueberreste der Einzelblätter sind mit den Jahrhunderten[S. 423] immer seltener geworden, und Sammler haben heutzutage mit den gröſsten Schwierigkeiten zu ringen. Ein eigener Spürsinn gehört dazu, um so mächtige Schichten zu bilden, wie der uns vorliegende Band mit über 6200 Nummern des Herrn Drugulin. Der erste Theil verstattete uns Blicke in das allgemeine Kulturleben; im zweiten haben wir den Faden der Geschichtsentwicklung vor uns, und wir können Stück für Stück herausgreifen aus dem Leben der Vergangenheit. Herr Drugulin möchte am liebsten die Sammlung unzertrennt — ein gewiſs schon durch das Interesse der Wissenschaft gerechtfertigter Wunsch — verkaufen und wird erst, wenn sich Niemand dazu findet, nach dem 1. Januar 1867 Bestellungen effektuieren.

Aus der groſsen Masse Einzelnes anzuzeigen unterlassen wir Raumes halber; möge Jedermann selbst sich von dem Reichthum des „Bilderatlas“ überzeugen.

E. W.

32) Die Pfahlbauten des Ueberlinger Sees in der Staatssammlung vaterländischer Alterthümer zu Stuttgart, beschrieben und erläutert von Oberstudienrath Dr. K. D. Haſsler. Mit 6 Steindrucktafeln. Ulm, 1866. 4.

Die Sammlung des Stiftungsverwalters Ullersberger in Ueberlingen, entnommen den Pfahlbauten bei Maurach und Nuſsdorf, Unteruhldingen und Sipplingen, ist auf Anregung des Verfassers für die Staatssammlung vaterländischer Alterthümer zu Stuttgart angekauft worden. Diese, über 2000 Nummern umfassende Sammlung ist es, welche in der vorliegenden Schrift besprochen wird, und zwar auf die Weise, daſs die Hauptstücke der Sammlung nach ihren Fundstätten und ihrem Material aufgeführt und aus deren Beschreibung Resultate gezogen werden. Diese sind in Kürze: daſs die Pfahlbau-Stationen Maurach und Nuſsdorf der Steinperiode angehören, da in ihnen nicht die geringste Spur von Bronze oder gar von Eisen gefunden ist; daſs dieselben also schon vor dem Entstehen der reichlich Bronze- und Eisen-Geräthe liefernden Pfahlbau-Stationen Unteruhldingen und Sipplingen zu Grunde gegangen sein müssen.

Es würde zu weit führen, wollte ich mich hier auf Anführung von Einzelheiten aus der Beschreibung der wichtigen Sammlung einlassen; aber eine Bemerkung, die mir bei dem Durchlesen der interessanten Schrift aufgestoſsen ist, kann ich nicht unbesprochen lassen. Der Verfasser macht S. 7 auf die zahlreichen Stücke von Aexten, Beilen, Meiſseln und Keilen aus Nephrit aufmerksam, die sich in der Sammlung finden, und fügt hinzu: „Wenn es wahr ist, wie die Mineralogen mit aller Bestimmtheit behaupten, daſs dieser Stein in den Alpen, der Schweiz, ja überhaupt in Europa nicht vorkomme, so kann er nur aus seiner Heimat, aus Asien, eingeführt sein; und wenn schon das isolirte Vorkommen einiger weniger Exemplare, wie dies auch bei andern Pfahlbau-Stationen Statt hat, die verschiedensten Combinationen über uralten Völkerverkehr veranlassen muſs, wie viel mehr muſs dies hier der Fall sein, wo sich eine solche Menge von Exemplaren an einem und demselben Orte beisammen findet“ etc. Der Verfasser drückt sich, meiner Ansicht nach, in den obigen Worten nicht deutlich genug über die Art des Völkerverkehrs aus, der den Nephrit aus seiner Heimat, aus Asien, nach dem Bodensee hinübergebracht haben könnte. Ich erlaube mir, indem ich diesen Punkt hier gelegentlich zur Sprache bringe, einen Fingerzeig zu geben, der bei gehöriger Benutzung vielleicht von weitergehenden Folgen sein dürfte.

In einer eben erschienenen Schrift Pallmann’s: „Die Pfahlbauten und ihre Bewohner“ (Greifswald, 1866. 8.) finde ich S. 105[S. 424] die ganz richtige Bemerkung: „Es ist unleugbar, daſs ein rohes Volk der Steinzeit kostbare Sachen auch durch den Handel zugeführt erhalten konnte. — Es ist aber ebenso unleugbar, daſs ein rohes Volk dasjenige, was es für seinen Bedarf braucht und bearbeitet, aus seiner Umgebung, aus seiner nächsten Nähe nimmt, und es ist ganz unwahrscheinlich, daſs ein Steinvolk sich Material aus fremden Ländern viele Meilen weit kommen läſst, um es zu verarbeiten“. So richtig diese Bemerkung an sich ist, so fehlsam ist das von Pallmann daraus Geschlossene. Um die Auffindung solches Materials aus fremden Ländern in den Pfahlbauten der Schweizer Seen zu erklären, nimmt nämlich Pallmann dieselben für Wohnungen von Handelsleuten aus Südfrankreich, welche dasselbe mit sich brachten und es dort verarbeiteten. Mir scheint sich die erwähnte Erscheinung viel natürlicher erklären zu lassen. Abgesehen von den einzeln in den Pfahlbauten gefundenen Bernstein- und Gagat-Zierathen und ähnlichen Dingen, die ganz wohl durch Handel von Hand zu Hand erworben sein können, und von den häufig vorkommenden Feuersteinen, welche den Pfahlbauten-Bewohnern aus dem benachbarten Frankreich durch Handelsleute sehr wohl zugeführt sein können, sind es namentlich die mitunter in unverhältniſsmäſsig groſser Zahl vorgefundenen Steinwaffen aus Nephrit, welche ihres unbestritten asiatischen Ursprunges wegen Bedenken bei den Archäologen hervorgerufen zu haben scheinen. Daſs gerade diese durch den Handel aus dem fernen Asien zum Bodensee gebracht, daſs nicht auch andere Producte aus Asien mit diesen Steinwaffen importiert sein sollen, ist allerdings nicht zu erklären, ist kaum zu glauben. Wer zwingt uns denn aber dazu, einen solchen Handelsverkehr zwischen Asien und der Schweiz anzunehmen? Daſs die Bewohner Europas, auch die der Pfahlbauten in den Schweizer Seen, aus Asien eingewandert sind, steht fest; daſs die Pfahlbauten, wenigstens die älteren derselben, die aus der Steinperiode, zu den frühesten Wohnungen der Bewohner Deutschlands gehören, steht gleichfalls fest. Wer verbietet uns denn anzunehmen, daſs die Steinwaffen aus Nephrit, ja, daſs selbst in einzelnen Fällen der in den Pfahlbauten zu Waffen und Geräthen verarbeitete Nephrit von den Pfahlbauten-Bewohnern bei ihrer Wanderung nach Europa aus der alten Heimat in Asien mitgebracht worden? Eine gute Waffe von dauerhaftem Material erbte vom Vater auf den Sohn, vom Sohn auf den Enkel und fand schlieſslich in dem See ihr Lager, wo sie verborgen ruhte, bis die Forscher der neuesten Tage sie daraus hervorholten, und sie nun dazu dienen muſs, die alte Heimat der Pfahlbauten-Bewohner wissenschaftlich wieder zu gewinnen. Ist diese unsere Ansicht die richtige, so bedarf es nur einer genaueren Bestimmung der Heimat des in den Pfahlbauten gefundenen Nephrits, und wir kennen damit auch die ursprüngliche Heimat der Pfahlbauten-Bewohner in Asien. Das ist aber nicht der einzige Gewinn, der sich daraus ziehen läſst. Es scheint der Natur der Sache angemessen zu sein, daſs diejenigen Pfahlbau-Stationen, welche die meisten Nephrit-Waffen liefern, als die ältesten betrachtet werden, da bei ihren Bewohnern sich die meisten bei der Einwanderung mitgebrachten Waffen noch erhalten haben.

Hannover.

C. L. Grotefend.

33) Die Sage von der Befreiung der Waldstädte nach ihrer allmäligen Ausbildung untersucht von Dr. Wilhelm Fischer. Nebst einer Beilage: Das älteste Tellenschauspiel. Leipzig, F. C. W. Vogel. 1867. 8. 201 Stn.

[S. 425]

Nachdem die Untersuchung über die Frage, ob die durch mehrere Jahrhunderte sich fortziehende Tradition, die Befreiung der Waldstädte in Verbindung mit der Erzählung von Tell betreffend, mehr der Geschichte oder der Sage angehöre, als geschlossen betrachtet werden darf, ist dem Gegenstande ein lebhafteres Interesse kaum noch abzugewinnen, auſser etwa nach der mythologischen und der sagengeschichtlichen Seite hin. In der Deutung der mythischen Bestandtheile der Sage, soweit dergleichen überhaupt anzunehmen sein mögen, ist indeſs auch bereits so viel geschehen, daſs auf diesem unsichern Boden schwerlich noch Weiteres von Belang sich ergeben dürfte. Nur die Entstehung und Fortbildung der Sage hatte eine ausschlieſsliche und eingehendere Behandlung bisher noch nicht erfahren. Die Fragen jedoch: Wie und wann ist die Tellsage nach der Schweiz gewandert? War sie, als gemeinsames Eigenthum des germanischen Stammes, auch bei den Schweizern schon uralte Tradition? Wann und wie begann sie sich enger zu localisieren, politische Bedeutung zu gewinnen und zu der Sage von der Befreiung der Waldstädte in Beziehung zu treten? — diese Fragen werden auf eine befriedigende Lösung wol vergebens harren müssen. Dagegen läſst eine sorgfältige Vergleichung der sämmtlichen, auf den Ursprung der Eidgenossenschaft bezüglichen Berichte und Erzählungen, von Johann von Victring, Justinger u. s. w. bis herab auf Johannes Müller, wenigstens noch das Ergebniſs hoffen, die ursprünglichen Bestandteile der Sage reiner, als bis jetzt der Fall war, aus der oft willkürlichen Einkleidung, aus den vielfachen Aenderungen, Erweiterungen und Zusätzen der Chronisten herausgeschält zu bekommen. Dieser Aufgabe ist die obige Schrift gewidmet. Des Verfassers Absicht geht nämlich dahin, die verschiedenen sagenhaften Berichte „in ihrem Verhältnisse zu einander zu prüfen, alle kunstmäſsigen Zuthaten auszuscheiden, und zu untersuchen, wie das, was als ächte Sage übrig bleibt, sich nach und nach hat ausbilden können, bis sich uns der Kern derselben in seiner möglichst ursprünglichen Gestalt darstellt.“ Den räthselhaften Sprung von den Vorgängern des weiſsen Buches zu diesem, worin die bisher kaum in allgemeinen Umrissen nur angedeutete Sage uns plötzlich in voller, funkelnder Rüstung entgegentritt, hat natürlich auch der Verfasser nicht aufzuklären vermocht; doch entscheidet er sich für die Ansicht, das die Erzählung des weiſsen Buches unmittelbar aus der lebendigen mündlichen Ueberlieferung geschöpft sei. Vom ersten Theil des Liedes „vom ursprung der eidgnoschaft“ (Strophe 1–9 der Handschrift von 1501) glaubt er annehmen zu dürfen, daſs derselbe aus der Zeit von 1474 datiere, und er zweifelt nicht, daſs eben dieses Lied es war, welches dem Chronisten Ruſs vorgelegen. Auch dieser soll übrigens, was er weiter von Tell erzählt, unmittelbar aus der Volkstradition geschöpft und nicht etwa aus dem weiſsen Buche entlehnt haben. Schlieſslich findet der Verfasser in der Erzählung des letzteren die Ineinanderfügung zweier unterschiedener Sagen, der vom Schützen Tell und einer andern vom Rütlibund. Hat jene mythischen Gehalt, so klingt diese mehr an die Geschichte an, wobei der Verfasser an das Breve Innocenz des IV. erinnert, der die Leute von Schwyz und von Sarnen des Aufruhrs gegen den Grafen von Habsburg zeiht. Ein historisches Element der Sage findet er auch noch in der Erzählung vom Stauffacher. — Was aus der vergleichenden Untersuchung des Verfassers als sicheres Ergebniſs im Ganzen gewonnen wird, dürfte hiernach allerdings demjenigen, der dem bisherigen Gange der Tellforschung schon aufmerksam gefolgt ist, nicht eben[S. 426] als bedeutend erscheinen, obwohl der fleiſsigen Zusammenstellung und Gegeneinanderwägung der vielen von einander abweichenden Berichte ihr wissenschaftliches Verdienst gewiſs nicht abzusprechen ist. — Dem beigegebenen Schauspiel ist ein Straſsburger Druck zu Grunde gelegt, und nur da, wo der Text entschieden verderbt erschien, wurden drei sonstige Ausgaben zu Hülfe gezogen. Die Beschreibung der benutzten vier Drucke geht dem Spiel als Einleitung voran, nebst Bemerkungen über die angewendete Orthographie und Interpunction. Den Text begleiten kurze Erläuterungen.

34) Geschichte der liturgischen Gewänder, von Dr. Fr. Bock. V. u. VI. Lieferung. (Schluſs.) Bonn, 1866. 8.

35) Panoplia Altaris et Chori, von Dr. Fr. Bock. Aachen. 1867. 8.

36) Album mittelalterlicher Ornamentstickereien, zur Zierde für Kirche und Haus. Von Dr. Fr. Bock. 1. Heft. Leipzig, T. O. Weigel. 8.

37) Karls des Groſsen Pfalzkapelle und ihre Kunstschätze. Von Dr. Fr. Bock. I. Band. 1. Theil. Aachen, Selbstverlag des Verfassers. 8.

Wer nur einen Blick auf die Serie der oben genannten Büchertitel wirft, würde es gewiſs nicht für eine bloſse Phrase halten, wenn wir die Besprechung mit den Worten einleiteten: der fleiſsige, unermüdliche Forscher, Dr. Fr. Bock etc. In der That wäre die Production dieses Schriftstellers auf archäologischem Gebiete unbegreiflich, wenn ihm nicht reiche Erfahrung, gründliche Studien und vor allem vieles Sehen auf „gröſseren Reisen“, wie sie der Verfasser zu benennen pflegt, eine solche Grundlage des Wissens böten, daſs diese Werke, so zu sagen, ohne Anstrengung entstehen.

Im erstgenannten Buche gibt der Verfasser den Schluſs der ersten gröſseren Arbeit, mit der er vor die Oeffentlichkeit getreten ist. Vor mehr als zehn Jahren, als der Verfasser den Anfang bearbeitete, war es ein, wenigstens in der deutschen Literatur, vollkommen neues Feld, das er betrat; und wenn dasselbe jetzt auch von manchem Andern bebaut wird, so lassen sich doch auf ihn fast alle Anregungen in Deutschland zurückführen, um so mehr, als er auch lebhaft bemüht war und eifrig dafür agierte, auch die gewonnenen Resultate der Wissenschaft in’s Leben wieder einzuführen.

Nachdem der Verfasser im ersten Bande den geschichtlichen Entwickelungsgang der Seide- und Sammtfabrikation, hierauf den der kirchlichen Stickkunst gegeben und die Gewänder des alten Bundes, sowie die liturgischen Gewänder in den ersten Jahrhunderten des Christenthums betrachtet hat, wendet er sich im zweiten Bande den eigentlich mittelalterlichen zu und behandelt zunächst die Form und den Entwicklungsgang der bischöflichen Pontificalornate.

Er betrachtet die einzelnen Stücke der Reihe nach, wie sie angelegt werden, sonach zuerst die Pontificalstrümpfe, die Sandalen, sodann Schultertuch und Albe, Gürtel, Stola und Manipel, die Diakonatsgewänder (wobei die Frage zuerst erörtert wird, warum und seit wann der Bischof auch diese Gewänder in pontificalibus trägt); hierauf folgen das eigentliche Meſsgewand — die Casula — die Pontificalhandschuhe, die Insula (Mitra), das Rationale und die metallischen Insignien der Würde: der Ring, das Brustkreuz und der Stab.

Im folgenden Kapitel werden die priesterlichen Meſsornate und die Diakonengewänder besprochen, wobei nicht nur stets auf den[S. 427] Unterschied zwischen den bischöflichen gleichen Stücken, sowie zwischen den alten und modernen aufmerksam gemacht, sondern auch stets dem Gavantus und seinen Vorschriften besondere Abtheilungen gewidmet sind. Es werden hier das Schultergewand, Albe und Gürtel, Stola und Manipel, das Meſsgewand, die Bekleidung des Kelches, die Diakonengewänder, der Chor- oder Vespermantel abgehandelt.

In einem letzten Kapitel wird die geistliche Haustracht, sowie die Chorkleidung des Pfarr- und Stiftsklerus betrachtet. In allen diesen Abschnitten führt der Verfasser nicht nur fast alle noch vorhandenen einzelnen Stücke an und erläutert sie durch Abbildungen; er schöpft auch reiches Material aus den Wand- und Tafelgemälden, den Miniaturen, Glasgemälden, Skulpturen des Mittelalters, sowie aus den interessanten Schatzverzeichnissen älterer Kirchen, von denen ihm eine ungeheure Zahl bekannt ist.

Das zweite genannte Werk ist noch nicht erschienen. Es liegt blos der Prospect vor, der es als Nachtrag zu dem ersten bezeichnet und, ebenso wie für dieses, eine groſse Zahl von Abbildungen verspricht; es sollen darin die stofflichen, d. h. gewebten und gestickten Gebrauchstücke zur Austattung des Altars und Chores in eben solcher Weise behandelt werden, wie im ersten Buche die Gewandstücke.

Im ersten Werke ist der Verfasser jedoch nicht bei der Betrachtung des Mitteltalters allein stehen geblieben, er hat auch die Zeit des Verfalles nach demselben eingeschlossen und der Regeneration in neuester Zeit einige Worte gewidmet. Man mag im Allgemeinen über die Stilfrage für unsere Zeit denken wie man will, auf diesem Gebiete wird kaum Jemand bestreiten können, daſs die Renaissance, welche nur in der Frühzeit ihrer Blüthe einiges Bemerkenswerthe geleistet, eine Zeit des Verfalles ist, der sich noch bis in die neueste Zeit fortschreitend zeigte, bis endlich die priesterlichen Gewänder sowohl hinsichtlich der Form, als des Stoffes auf eine Stufe herabgesunken waren, daſs ein tieferer Verfall geradezu undenkbar war. Auf diesem Gebiete ist also jedes Zurückgreifen auf die Vorzeit als ein Fortschritt von Allen zu begrüſsen, und es wird sicher sehr dankbar anerkannt werden, daſs der gelehrte Verfasser auch den Neuschöpfungen seine Aufmerksamkeit zuwendet. Gerade in solchen Neuschöpfungen im Geiste des Alten ist der Maſsstab für die richtige Erkenntniſs des Alten gegeben; und da möchten wir behaupten, daſs überall da, wo nicht direkte Copieen gemacht worden sind, der Geist noch nicht vollständig erfaſst ist. Wir behaupten dies nicht blos von den Bock’schen Vorlagen im genannten dritten Werke, wir behaupten es auch von allen ähnlichen Versuchen, des Berichterstatters eigene mit inbegriffen, daſs sie eine vollständige Befriedigung nicht gewähren, und daſs sie zeigen, noch tieferes Eingehen in den Geist des Alten sei unsern Gelehrten und Künstlern anzurathen.

Im letzten der in der Ueberschrift genannten Werke behandelt der Verfasser den Dom zu Aachen und seine reichen Schätze. Der vorliegende erste Theil des ersten Bandes, mit 64 groſsen Holzschnitten geschmückt, gibt die Abbildung und Beschreibung der antiken, altchristlichen, byzantinischen urtd romanischen metallischen Kunstwerke bis zur Mitte des 13. Jhdts. Der zweite Theil soll die metallischen Kunstwerke von der Mitte des 13. Jahrh. bis zum 16. Jahrh. behandeln. Der zweite Band wird der Architektur gewidmet sein und im ersten Theile das karolingische Octogon, im zweiten die romanischen und gothischen Anbauten betrachten. Mit gewohnter Sachkenntniſs behandelt der Verfasser im vorliegenden[S. 428] ersten Theile die interessanten Objekte, für die er nicht blos eine Würdigung der Form gibt, sondern auch deren kunstgeschichtliche Bedeutung betrachtet. Wir finden nur unser Gefühl etwas verletzt, daſs nicht der Architektur der erste Band gewidmet ist, da einmal bei einer Betrachtung der Pfalzkapelle doch diese selbst, und nicht die zufällig darin befindlichen beweglichen Stücke in erste Linie hätten gestellt werden sollen. Hätte der Verfasser nur die Bezeichnung der Bände verwechselt, so würden wir uns nichts daraus gemacht haben, daſs der zweite Band zuerst an’s Licht tritt.

Essenwein.

Aufsätze in Zeitschriften.

Art-Journal: Nr. 59 (Nov.) Mediaeval illuminations.

Das Ausland: Nr. 45. Gesellschaftliche Zustände im Mittelalter. — Rennthierreste am Bodensee.

Daheim: Nr. 8. Ostfriesische Lebensbilder. I. Das Wettspinnen. II. Das Klootschieſsen. (Herrn. Meier.)

Illustr. Familien-Journal: Nr. 50 (680). Ein deutscher Malermeister (Hans Holbein). — Nr. 51 (681). Die Marienburg in Preuſsen.

Grenzboten: Nr. 46, S. 248. Ein (provenzalischer) Sittenroman des dreizehnten Jahrhunderts (Flamenca). (Adolf Tobler.)

Deutsche Kunstzeitung: Nr. 43 f. Die Domsakristei zu Köln.

Mag. f. d. Literatur des Auslandes: Nr. 47. Die hochdeutsche Sprache in Luxemburg. — Der Sprachenstreit der Deutschen, Polen und Ruthenen.

Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 27 (123). Die ältesten deutschen Trinkgefäſse. (W. v. Waldbrühl.)

Balt. Monatsschrift: Sept. Das Ritterhaus in Riga. (Groſs.)

Altpreuſs. Monatsschrift: 6. Heft, S. 481. Aberglaube aus Masuren. 2. Die Zauberei und die Versegnungen. (Dr. M. Töppen.)

Schles. Provinzialblätter: October. Volksthümliche Ausdrucksweise. — Volkstümliches, Sprichwörtliches, Sagenhaftes aus der Ottmachauer Gegend.

Volksblatt f. Stadt und Land: Nr. 88. Inschriften an und in der zweiten Dompfarre zu Halberstadt.

Bayer. Zeitung: Mgbl. Nr. 323. Der Maler Klaus Strigl aus Memmingen. (Dr. J. Sighart.) — Nr. 326. Zum Begräbniſs Tilly’s in Altötting.

Illustr. Zeitung: Nr. 1219. Weilburg an der Lahn.

Leipziger Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 89 u. 90. Zur Geschichte des deutschen Romans im 17. Jahrhundert.


Vermischte Nachrichten.

98) Wiederholt sind wir in diesen Blättern zurückgekommen auf das verdienstvolle Unternehmen des Vorstandes des Freiberger Alterthumsvereins, Herrn Buchdruckereibesitzers H. Gerlach, welcher die im Freiberger Dom vorhandenen, in Messing gestochenen Grabplatten sächsischer Fürsten, 28 an der Zahl, sowie die schönsten der im Dome zu Meiſsen befindlichen ähnlichen Platten in genauen Abdrücken für die Oeffentlichkeit gewonnen hat. Wie wir mit Genugthuung erfahren, haben die bedeutendsten Museen des In- und Auslandes diese nicht nur für die Geschichte, sondern[S. 429] auch für die Kunst auſserordentlich wichtigen Plattenabdrücke als wesentliche Ergänzung ihrer Sammlungen sich zu eigen gemacht. Daſs dieselben bisher sich nicht weiter im Publikum verbreitet haben, rührt ohne Zweifel von dem auſserordentlichen Umfange des gröſsten Theiles, sowie von dem Uebelstande her, daſs vermöge des einzig mit Erfolg anzuwendenden Druckverfahrens die ganze Zeichnung in umgekehrter Lage hervortritt, was namentlich die Inschriften schwer leserlich macht, und, was auf den Totaleindruck noch störender wirkt, die Zeichnung selbst und die schraffierten Schattenpartieen weiſs, alle Lichtflächen dagegen schwarz erscheinen läſst. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat gegenwärtig der Verleger sein Unternehmen dahin erweitert, daſs er die Originalplatten nunmehr auch in verkleinerten Pholographieen, und zwar in zwei verschiedenen Ausgaben, veröffentlicht, von welchen die eine genau die Wirkung der Originalplatten, die andere die der genommenen Papierabdrücke wiedergibt. Die Photographieen sind, nach den vorliegenden Mustern zu schlieſsen, vortrefflich ausgeführt, zum Theil wahre Musterblätter. Der Preis des einzelnen Blattes beträgt ⅔ Thlr.; bei Abnahme einer gröſseren Anzahl wird besonderer Vortheil gewährt.

Eine Zugabe, für welche Kunst- und Alterthumsfreunde dem Herausgeber insbesondere dankbar sein werden, ist die photographische Nachbildung der berühmten Emdner Grabplatte des 1507 verstorbenen Pfarrers Hermann Wessel, welche, wie im Original, so auch in der Nachbildung ein wahres Meisterstück genannt zu werden verdient. — In einer mit Abbildung der Grabplatte Herzog Heinrichs des Frommen ausgestatteten kleinen Schrift hat der Herausgeber über die kunsthistorische Seite dieser interessanten Denkmäler, sowie über deren Nachbildung sich weitläufiger ausgelassen.

99) Ein sehr bemerkenswerthes und alterthümliches Baudenkmal ist die Kapelle bei dem Kirchdorfe Wallenhorst in der Nähe von Osnabrück. Diese Kapelle, eines der ältesten christlichen Gotteshäuser Norddeutschlands, wird gegenwärtig auf Anregung des Wallenhorster Kaplans restauriert. Der Baumeister Hansen zu Osnabrück, welcher die Wiederherstellung des dortigen Doms leitet, übernimmt auch diese Arbeit. Sämmtliche Fenster der Kapelle sollen in Glasmalerei ausgeführt werden, die der in diesem Fache bekannte Künstler v. d. Forst zu Münster liefert.

(Ill. Ztg.)

100) Beim Flecken Schleitheim, welcher an der Schaffhausener Heerstrasse liegt, die durch den Schwarzwald nach Freiburg führt, hatte man schon vor 6 Jahren das Mauerwerk römischer, mit Cement- und Mosaikboden hübsch ausgestatteter Privatwohnungen aufgefunden. Als nun im December vorigen Jahres der Gottesacker der Gemeinde erweitert und das zunächst angrenzende Landstück, Im Hebsack genannt, dazu fundamentiert wurde, geriethen die Arbeiter auf ein zusammenhängendes altes Leichenfeld, dessen sorgfältige Ausgrabung vom historischen Verein zu Schaffhausen alsbald übernommen und im heurigen Sommer beendigt worden ist. Man hat im Ganzen 180 einzelne Gräber aufgedeckt, welche zweierlei Bau zeigen, obschon sie insgesammt dem Ostpunkte zu liegen und dem gleichen Volke angehören. Die eine Art besteht aus Furchengräbern. Diese liegen in geordneter Reihe, nahe und in geringer Tiefe aneinander, sind enge und haben durch den Pfluggang stark gelitten. Es ist, als ob man, wie auf unsern heutigen Kirchhöfen, mit dem Raum habe sparen müssen; es finden sich in einem Einzelgrabe einmal sogar vier Leichen beisammen, zwei nach Osten, zwei nach Westen blickend. Solider gebaut sind die im[S. 430] Osten der Feldstrecke liegenden Plattengräber, welche leider nicht alle abgedeckt oder vollständig untersucht werden konnten, da die Grundeigenthümer Schwierigkeiten machten. Sie bestehen in Decke und Wand aus behauenen und aus rohen Steintafeln, die durch Mörtel verbunden sind; ihre einzelne Mauer enthält Backsteine, Trümmer von Leistenziegeln und Rothgeschirr; dies und ein mit eingefügter Cementguſsboden zeigt deutlich, daſs man das Material zur Deckung und Einlassung aus den Ruinen der nächstgelegenen römischen Gebäude hieher geschafft hat. Der Anhaltspunkt, der damit für das Zeitalter, dem diese Gräber angehören, gegeben ist, wird besonders durch zwei in ihnen aufgefundene Münzen Konstantin’s unterstützt, der als Augustus von 305 bis 337 regierte; die Graber können also nicht älter sein als die ihnen beigegebenen Münzen. Zur Zeit Konstantin’s lebte in diesen Gegenden des Oberrheins kein anderes Volk als das alemannische und ein schwacher Rest der gallisch-römischen Bevölkerung. Die Gräberanlage weist auf eine friedliche Zeit hin, da Frauen und Kinder neben den Männern beerdigt liegen, und auf eine feste Niederlassung, wie bei jedem gröſsern und sorgfältig geordneten Leichenfeld vorausgesetzt werden muſs. Mithin werden die hier Bestatteten Alemannen sein, und zwar vorchristlicher Zeit, wie daraus zu schlieſsen ist, daſs ihnen nach römischer Sitte, die Mitgabe einer Todtenmünze (Obolus) nicht mangelt. Diese Beweisführung wird nun durch eine zahlreiche Reihe aller Art von Fundstücken und Grabmitgaben unterstützt. Auſser den groſsen Eisenmessern, die neben jeder Mannsleiche sich finden, erhob man ein paar Kurzschwerter mit einschneidiger Klinge und das groſse zweischneidige Schwert von 2½ Fuſs Länge und 2 Zoll Breite; das erstere ist die unter dem Namen Scramasax, die andere die als Spata bekannte, den Germanenstämmen eigenthümliche Waffe gewesen. Drei Eisensporen mit einem wenig aus dem Bügel vortretenden Stachel weisen auf das rossezüchtende Reitervolk. Um die Halswirbel liegen Bernsteinperlen und Korallen-Schnüre, letztere von farbigen Thonperlen und im einzelnen bis auf 50 Stück. Neben den Ohrringen aus Bronzedraht begegnet vergoldetes, eichelförmiges Ohrgehänge. Es gibt glatte und feingravierte Armringe, Fingerringe mit den Fassungsstellen des ausgefallenen Ringsteins, verzierte Hornkämme, Bronzescheiben mit Einlage von farbigem Glas und von Lapis Lazuli, silberplattierte Gürtelschnallen mit eingeschmolzenen Goldlinien und Email, eine Menge Erzeugnisse früher römischer Kunstübung, die durch Handel, Erbschaft oder Beute in die Hände dieses Volkes kamen. Auf dem Thorax einer Kinderleiche fand sich ein in der Mitte durchschnittenes, verschiebbares Bronzeglöckchen, an welchem ein Bronzekreuzchen herunterhängt. Sehr zahlreich sind die Schnallen und Besätze von Bändern und Riemenzeugen aus Bronze oder Eisen, zu jenen Strumpf- und Hosenbändern gehörend, mit denen der Reiter sein Beinkleid vom Knöchel bis zum Knie herauf festriemte. Die antiquarisch-historische Beschreibung dieses Fundes hat Dr. Wanner, Staatsschreiber von Schaffhausen, übernommen und wird sie mit mehreren beigegebenen Bildtafeln demnächst veröffentlichen; Dr. v. Mandach daselbst wird sie mit einer Abhandlung begleiten, in welcher er die physische Beschaffenheit der Gerippe und besonders deren Schädelbau, auf Einzelmessungen basiert, zur Untersuchung bringt.

(Ill. Ztg.)

101) Bei Gelegenheit einer baulichen Aenderung in dem Hause Jesuitengasse Lit. F. N. 404 zu Augsburg gelangte man in einen niedrigen, abwärts führenden, engen und überwölbten Gang, an[S. 431] dessen Ende der mit gebrannten Platten gepflasterte Fuſsboden auffallend hohl klang. Nach Oeffnung des Bodens fand sich ein bedeutend groſser, 5′ breiter und 9½′ langer, hohler Raum, dessen Bedeckung aus zwei Quadratfuſs groſsen, 2 Zoll starken Backsteinplatten besteht, welche derart konstruiert sind, daſs unter jeder der 4 Ecken eine 3′ hohe und 8″ starke Säule ebenfalls aus gebrannten Steinen und in der Entfernung von je 1 Fuſs angebracht ist; an den Seiten dieses hohlen, unterirdischen Raumes lagern schief ansteigende Schuttmassen herein, in welchen sich bemalte Ueberreste eines römischen Wandverputzes vorfanden. In Folge einer Untersuchung durch Ausschussmitglieder des historischen Vereins für Schwaben und Neuburg stellte sich der Fund als ein ziemlich gut erhaltenes Hypocaustum heraus. Eine vorgenommene Nachgrabung führte auf römische Grundmauern, wobei man fand, daſs das Hypocaustum theilweise sogar unter der Grundmauer des jetzigen Wohnhauses sich forterstreckt, und bei Einlegung oder Zerstörung der Umfassungsmauern des ehemaligen römischen Bades die mit Fruchtbehängen und Linien auf rothem Grunde bemalten Verputzfragmente in den Schutt des Hypocaustums gerathen sein werden. Die untersuchte westliche und nördliche Seite desselben zeigt eine in römischer Weise aufgeführte Mauer, welche aus schief neben einander gestellten abgeplatteten Tuffstücken mit Mörtelverbindung bestand, die in zwei Reihen in spitzem Winkel gegen einander gestellt sind und opus spicatum — Aehren-, Häringsbau — hieſsen.

(Augsb. Abdztg.)

102) Die von Professor Virchow angestellten Untersuchungen der pommerschen Pfahlbauten haben für die alte Kulturgegeschichte dieser Gegenden nicht unerhebliche Resultate ergeben. Im Klappsee bei Woldenberg wurden Anlagen von geringem Umfange entdeckt, die wahrscheinlich in eine relativ späte Zeit reichen. Es fanden sich hier nicht nur zahlreiche Eisensachen, namentlich Theile von Waffen und Pferdegeräth, sondern auch die Thonscherben zeigten in der Zusammensetzung des Thons, der Form und Zeichnung weit ausgebildetere Kunstgegenstände als bei Daber und Persanzig. Manches erinnert an die in den obern Schichten des Bodens zu Lübtow am Plönesee ausgegrabenen Gegenstände. Bei Daber hat die bisherige Ablassung des Wassers nicht mehr Pfahlreihen bloſsgelegt, als bereits im April bei der ersten Untersuchung sichtbar waren. Bei den Nachgrabungen auf dem östlichen Ufer der Halbinsel fand sich ein gröſseres bloſsgelegtes Quartier von Pfählen in einer Tiefe von 3–4 Fuſs, eine Menge von eichenen und wenigen birkenen Rundhölzern in horizontaler Lage, die bunt durch- und übereinander lagen. Die Pfahlbauten im Persanzig-See, welche früher schon Major Krasiski besichtigt hat, sind von Virchow eingehender untersucht worden. Bei einer Vergleichung der Bauten im Daber- und im Persanzig-See ist gleichmäſsig hervorzuheben, daſs beide ausgedehnt und mit entschiedener Planmäſsigkeit angelegt sind. Sie stehen in einem bestimmten Verhältniſs zu den Eigenthümlichkeiten des Landes, welche im Persanzig-See als natürliche Inseln und Werder, im Daber-See wenigstens zum Theil als bedeutende Wall- und Hügelaufschüttungen künstlicher Art sich darstellen, so daſs man annehmen muſs, es habe sich hier neben der Anlage von Seewohnungen zugleich um die von Vertheidigungs- und Befestigungswerken gehandelt. Auf der südlichen und östlichen Seite des Persanzig-Sees finden sich zwischen den senkrechten Pfählen Massen von Scherben, Thongeräth und von zerschlagenen Knochen, sowie Haselnuſsschalen. Waffen aus Stein oder Metall sind bisher[S. 432] weder im Daber- noch im Persanzig-See entdeckt worden. Ueber die Zeit, welcher diese Bauten angehören, läſst sich noch nichts bestimmen. Steingeräth ist an keiner der Stellen gefunden, und ein vereinzeltes Bronzestück aus dem Persanzig-See, wie ein unbedeutendes Eisengeräth aus dem See von Daber gewähren keine sichere Anknüpfung.

(Ill. Ztg.)

103) Ein Topf mit einer Menge kleiner Silbermünzen aus dem Ende des 12. Jahrhunderts ist bei Wielun in Polen auf einem Kartoffelfelde gefunden worden. Die Geldstücke rühren aus der Zeit Boleslaw’s des Schiefmäuligen, Waldislaw’s II. und Boleslaw’s IV., ein kleiner Theil aus noch älterer Zeit her. Ausländische Münzen befanden sich nicht darunter, woraus zu schlieſsen ist, daſs zu jener Zeit nur polnisches Geld in Polen gangbar war, während bei anderm gefundenen Gelde, das noch um 150 Jahre älter war, fast nur ausländische Münze vorkam. Die Münzen sind so klein daſs 97 auf ein Loth gehen; es sind deren im Ganzen 8–9000 Stück.

(Ill. Ztg.)

104) In den Archiven des Leipziger Rathhauses ist kürzlich ein Bruchstück des sogenannten „Jüngeren Titurel,“ eines altdeutschen Heldengedichtes von Albrecht von Scharffenberg (um 1270), aufgefunden worden. Die zwölf vortrefflich erhaltenen Pergamentblätter in Folio, die jetzt noch die Umschläge von 6 Aktenfaszikeln bilden, dürften ungefähr sechshundert siebenzeilige Strophen enthalten.

(Ill. Ztg.)

105)

Ueber die Haltung des Bischofsstabes bei Darstellungen von Bischöfen in mittelalterlichen Kunstwerken.

Gelegentlich eines in England geführten gelehrten Streites über die Frage, in welche Hand der Künstler einem Bischof den Stab zu geben habe, wurde das germanische Museum um eine Erklärung darüber ersucht, wie sich diese Frage durch Betrachtung der Denkmäler der Vorzeit entscheide.

Die Durchsicht des Materials, welches die Kunstsammlung des germanischen Museums in Originalen, Gipsabgüssen und Abbildungen besitzt, ergab folgendes Resultat:

A. Grabmäler.

Gottfried de Pisenburg, Bischof zu Würzburg, im Dome zu Würzburg († 1190), hält den Stab in der Rechten.

Eckbert v. Andechs, Bischof zu Bamberg, im Dome zu Bamberg († 1237), hält den Stab in der Linken.

Unbekannter Bischof des 13. Jahrh. hält den Stab in der Rechten.

Burkhard v. Serken † 1307 } Bischöfe zu Lübeck, auf der gemeinschaftlichen Grabplatte im Dome zu Lübeck, halten beide d. Stäbe in der Linken.
Johann von Muͦl, † 1350

Auf dieser Platte kommen in einer kleinen Reihe von Darstellungen fünf Bischöfe vor, die den Stab in der Linken halten, zwei die ihn in der Rechten halten.

St. Wolfgang auf seinem Grabmale aus dem 14. Jahrh. in Regensburg hält den Stab in der Linken.

St. Emmeran auf seinem Grabmale aus dem 14. Jahrh. in Regensburg hält den Stab in der Linken.

Peter von Aspelt, Erzbischof von Mainz, † 1320, auf seinem Grabmale im Dome zu Mainz hält den Stab in der Linken.

Gerlach von Nassau, Erzbischof von Mainz, † 1371, hält auf seinem Grabmale in der Kirche zu Eberbach den Stab in der Rechten.

Georg Ueberacker, Bischof von Seccau, † 1477, hält den Stab in der Rechten.

[S. 433]

Johann IV. von Freising, 15. Jahrh., in der Frauenkirche zu München, hält den Stab in der Rechten.

Ein nicht näher bezeichneter Bischof von Brixen (15. Jahrh.) hält den Stab in der Linken.

Friedrich von Polen im Dome zu Krakau, †† 1503 (Grabmal von 1510), hält den Stab in der Rechten.

Auf dem Grabmal kommt zweimal St. Stanislaus vor mit dem Stab in der Rechten, einmal St. Adalbert mit dem Stab in der Rechten.

B. Sonstige Denkmale.

Auf dem alten Mosaikgemälde im Aeuſsern der Vorhalle von St. Marcus in Venedig halten die zwei Träger der Reliquien die Stäbe in der Linken.

Auf der Kapuze des Pluviale aus St. Blasien, jetzt in St. Paul in Kärnthen, hält der heil. Blasius den Stab in der Linken.

In den Wandmalereien des Nonnenchors zu Gurk, 13. Jhdt., ist unter den Hauptdarstellungen ein Streifen von Medaillons angebracht, welche Heiligenbrustbilder enthalten. Der Streifen unter dem Einzug Christi zeigt zwei Bischöfe, die den Stab in der Linken haben, einen, der ihn in der Rechten hat.

Im Kreuzgange der Dominikanerkirche zu Krakau sind in Glasgemälden des 13. Jhdt. St. Augustinus und St. Stanislaus dargestellt, die beide den Stab in der Linken haben.

Im Brunnenhaus zum heil. Kreuz sind aus dem Schlusse des 13. Jahrh. die Bildnisse der Babenberger in Glasmalerei zu sehen; darunter Otto von Freising und Conrad, Erzbischof von Salzburg, die beide den Stab in der Linken halten.

Auf Glasgemälden im Besitze des Herrn v. Pichler in Graz, die dem Schlusse des 13. oder dem Anfange des 14. Jahrh. angehören, sind St. Benedict und St. Bernhard dargestellt; beide tragen die Stäbe in der Linken.

Leupold von Babenberg, Bischof zu Bamberg, † 1353, auf einem gleichzeitigen Wandgemälde im Dome zu Bamberg, trägt den Stab in der Linken.

St. Erhard auf einem Glasgemälde des Fensters zu St. Erhard in der Breitenau zu Steiermark trägt den Stab in der linken Hand. (Schluſs des 14. Jhdts.)

Eine Figur des heil. Nikolaus, ehemals im Besitze des Verfassers, jetzt im k. k. Museum für Kunst und Industrie in Wien (aus Trient stammend, 15. Jhdt.), trug den Stab in der Rechten. Eine ganz ähnliche Figur im german. Museum trägt den Stab gleichfalls in der Rechten.

Auf dem schönen Altar aus Hersbruck im german. Museum, welcher die heil. Jungfrau und die vier Kirchenväter darstellt, hat der eine Bischof den Stab in der Rechten, der andere in der Linken.

Auf einem Altar zu Bartfeld in Ungarn sind zwei Bischöfe (darunter ein St. Nicolaus) vom Schluſs des 15. Jhdts., die beide die Stäbe in der Linken halten.

Auf einem Teppiche des 15. Jhdts. im german. Museum halten zwei Bischöfe die Stäbe in der Rechten.

Auf einem Glasbilde, ehemals im Schlosse zu Mittersil, jetzt im Museum zu Salzburg, vom 16. Jahrh., hält St. Rupertus den Stab in der Rechten.

In Burgkmair’s österreichischen Heiligen findet sich ein Bischof mit dem Stab in der Linken, ein anderer mit dem Stab in der Rechten.

Im Dresdener Todtentanze halten zwei Bischöfe die Stäbe rechts.

[S. 434]

Ein Vergleich der Tafelgemälde und ihrer Abbildungen, sowie vieler Bibliothekswerke, hatte dasselbe Resultat, d. h., wo die Bischöfe und Aebte segnend vorkommen, halten sie den Stab in der Linken, da die Rechte segnet; halten sie Bücher oder sonstige Attribute, so ist der Stab bald rechts, bald links, im 15. Jahrh. öfter in der rechten Hand als in der linken; doch dürfte sich kaum ein Prinzip daraus herleiten lassen.

A. Essenwein.

106) Einer freundlichen Mittheilung des Herrn Geh. Raths H. C. v. d. Gabelentz auf Poschwitz zufolge ist derselbe im Besitze nachfolgender Handschriften deutschgeschichtlichen Inhalts:

  1. Normbergische Cronicka, Darinnen Ist zu finden der Erste Anfang vnd Uhrsprung der Statt etc.

    Papierhandschrift von 475 Bl. 2. Die Chronik geht bis zum J. 1623; die letzten 31 Bl. sind von einer späteren Hand nachgetragen.

  2. Cronica der Stadt Nürmberg etc.

    Papierhandschrift von 326 Bl. 2. Die Vorrede ist vom 16. Oct. 1593 datiert, am Schluſs steht der 6. Nov. 1621.

  3. Geschichte der Bischöfe von Regensburg in lateinischer Sprache.

    Papierhandschrift von 95 Bl. 2. Die Geschichte reicht bis zum J. 1539, die Handschrift selbst scheint aber dem 17. Jahrh. anzugehören.

  4. Ein starkes Aktenfascikel, Auszüge aus Kämmereirechnungen, Statuten u. dgl. von Naumburg und Zeiz betr.

    Von verschiedenen Händen im Laufe des 17. Jahrhunderts zusammengetragen.

  5. Nortgauisches Chronicum. Darin insonderheit der fürstl. Pfalzgrävischen Residenz-Stadt Sulzbach und des fürnehmen Closters Castel Beschreibung etc. Biſs auf unsere Zeit continuirt über die 600 Jahr, und mit besonderer müh zusamgetragen durch Johannem Braun... Anno 1648.

    Papierhandschrift von 264 Bl. in 2.

    1. Cronica Vber daſs hochlöbliche Stüfft vnd Churfürstenthum Halberstat etc. von den Anno 708... Biſs 1680.
    2. Chronica des hochlöblichsten Kayserlich. Ertz- vnd Primat Stift Magdeburg etc. von Anno 616 Bis Anno 1683.
    3. Chronicon Quedlinburgense. „Ist genommen Erstlichen aus den Sächsischen, Halberstädtischen, Magdeburg- vnd Ballenstäd. Geschichten.“

      Papierhandschrift von 93, 115 und 216 S. 2. durchgängig von einer Hand geschrieben.

    1. Vnderthenigst bedencken Melchiorn von Ossa der Rechten Doctorn, Churfürſsten Augusto Hertzogens zu Sachsen etc. Hoffrichtern, Welcher gestallt ein Christliche Obrigkeit ... ein Gottselig... Justitien erhallten kan. Item von dem Regiment Gerichtbarkeit vnd Policey der löblichen Chur- vnd Fürſstenthumb Sachsen Düringen Meichsen etc. Hochermelltem Churfürſst. Zustendig, Auff begeren Sr. Churfl. G. geschrieben Mense Decembris Anno etc. 1555.
    2. Bedenckhen An die Römische Kay. Maytt. Herrn Lazarus von Schwendi 1574.

      Papierhandschrift von 147 und 54 Bl. in 2.

    1. Isidorus de quatuor novissimis in deutscher Uebersetzung (niederrheinischer Dialekt), in fine: Expliciunt Quatuor nouissima Anno domini Millesisimo Quadringentesimo Sexagesimo Secundo die decima mensis Aprilis — darauf: Hyr volget Isydorus nae vā veele inde manniche worde up eynen syn dragende ind sleissende. Isidorus van der werckyge des mynschen syns selfs Et cethera.
    2. Eine am Anfang und Ende defecte Handschrift des Freidank, über welche vgl. die zweite Ausgabe des Freidank von Grimm, Vorr. S. 5.
    3. Eyne historia von der lantgynne elizabet, am Ende defect. [S. 435]
    4. Hey begynt eyn Bouch die Juden zo verwynnen In yrme vngelouuen Den Sy hant van Messyas ind van Anderen vngelouuen ind Irryngen etc. in fine: Anno domini Millesimo Quadringentesimo Sexagesimo Secundo Mensis maij die duodecima. Per me Johēm de bullishem Cāpanā liblair.

      Papierhandschrift von 59, 36, 33 und 57 Bl. in 2.

  6. Ein altes Wappenbuch aus dem Ende des 15. Jahrh. Die Umrisse der Wappen sind gröſstentheils Holzschnitt, die Zeichnung der Wappen mit der Feder ausgeführt und coloriert, am Schluſs Vieles nur mit Bleistift angedeutet, eine Anzahl Blätter auch mit den bloſsen Umrissen in Holzschnitt.

    Papierhandschrift von 244 Bl. in gr. Fol.

  7. Eine Wachstafel, Fragment des Heberegisters einer norddeutschen Stadt (Danzig?) aus dem 15. Jahrh.

  8. Eine aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh. stammende Papierhandschrift in 4., welche neben mehreren theologischen Schriften in lateinischer Sprache, wie Speculum Mariae, Concordantiae, quatuor Evangeliorum super passionem, aureum confessorium memoriale sacerdotum etc. auch Statuta provincialis sedis Moguntinae und in deutscher Sprache Origo conversionis Thuringiorum enthält.

    Vgl. Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Alterthumskunde, Bd. VI, S. 237 ff.

  9. Halberstädtsche Cronica Johannis Winnigstedt, Anno 1637 Nachgeschrieben und Abermahls 1769.

    Papierhandschrift von 90 Bl. in 4.

  10. [S. 436]Epitome Annalium Bambergensium etc. von... Joanne Cygnao... verfertigt. Anno Domini 1604.

    Papierhandschrift von 150 Bl. in 4.

  11. Ordenliche Beschreibung der Uralten Bürger und Geschlechter In dieser Löblichen Reichs-Stadt Augspurg, seither Anno 1368.

    Papierhandschrift von 63 Bl. in Querquart von verschiedenen Händen im 16. (und 17.?) Jahrhundert geschrieben.

  12. Genealogische Geschichte der Steierischen Familie von Teuffenbach, geschrieben 1647–49. 4.

  13. Kolerisch Stammenbuch, zusammengetragen und beschrib. durch mich Christof Gabriel Kolern... im 1607 Jahr. Pap.-Hs. v. 22 Bl. in 4.

  14. Gründtliche Abschrifft der Newgeschribnen Kunst, So dem Edlen Herrn Marxen Welser, Stattpfleger zu Augspurg zu vndertheingen Ehren auch hertzlicher glückhwinschung zu dem hohen furtrefflichen Stattpfleger Ampt,... Ist verehrt und dedicirt worden. Am Schluſs steht die Jahrzahl 1601; als Verfasser nennt sich Thomas Trumer.

    Zierliche Papierhandschrift von 16 Bl. in 4. mit gemalten Arabesken auf der ersten und letzten Seite.

  15. Ein Convolut Altenburgica von verschiedenen Händen im 17. Jahrhundert geschrieben.

  16. Georgen von Heringen Seeligen Reisebüchlein als er mit dem wolgebornnen vnndt edlen graffen vnnd herrn, herrn Johanns Ludwig zu Gleichen Ihr gnaden in die Türkey getzogen. Anno Exuborantis Christi 1588.

    Papierhandschrift von 166 Bl. 4.


Inserate und Bekanntmachungen.

24)

Des Wilhelm von Boldensele Pilgerfahrt in das gelobte Land.[A]

In der ersten Nummer dieses Jahrganges gibt Sp. 22 f. der Archivar P. Pius Schmieder Kunde von einer Handschrift des Klosters Lambach, in der eine ihm bisher unbekannt gebliebene Beschreibung einer Pilgerfahrt in das heilige Land aus dem 14. Jahrhundert enthalten ist. Er sagt am Schlusse mit Recht: „Sollte diese Schrift noch ganz unbekannt sein, so verdient selbe jedenfalls eine nähere Untersuchung.“ — Diese Beschreibung ist jedoch schon mehrfach vollständig gedruckt worden, zuerst durch Canisius in Antiquae lectionis T. V, 2. p. 95 ff., dann durch Basnage in der zweiten Bearbeitung dieses Werkes Thes. Mon. eccles. et hist. T. IV, p. 331 ff. und neuerdings durch den Unterzeichneten, zumeist nach einer Wolfenbütteler, von Canisius und Basnage mehrfach abweichenden Handschrift, in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 1852, S. 226 ff. Dort ist zugleich weitläufig über den Verfasser derselben, den Edeln Wilhelm von Boldensele, der eigentlich Otto von Nienhus hieſs, und über die verschiedenen Handschriften, welche von der Reisebeschreibung noch erhalten sind, gehandelt worden. Die Handschrift zu Lambach war mir damals eben so wenig bekannt, als eine Handschrift zu Breslau, über die Wattenbach in dem Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde XI, S. 698 f. berichtet. — Für denjenigen, der sich für die Person des Verfassers dieser Reisebeschreibung besonders interessiert, mag hier noch bemerkt werden, daſs Hr. Hauptmann von Ledebur in Nr. 34 des Wochenblatts der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg 1861 die Ansicht aufgestellt hat, Otto von Nienhus, genannt Wilhelm von Boldensele, sei der letzte Sproſs des ums Jahr 1300 ausgestorbenen Geschlechtes der Grafen von Wölpe gewesen, wogegen Hr. Geh. Legationsrath von Alten in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, 1861, S. 219 ff. wichtige Bedenken geltend macht. Daſs Potthast’s Wegweiser das wichtige Schriftchen nicht erwähnt, ist um so mehr zu tadeln, da dasselbe als vielgebrauchte Quelle der späteren Beschreibungen, namentlich des Ludolf von Suchem, anzusehen ist, wie ich in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft Bd. XVI, S. 710 f. gezeigt habe.

Hannover, den 1. December 1866.

C. L. Grotefend.

25) In der literar.-artist. Anstalt des german. Museums (vgl. oben die Chronik des Museums) ist zu haben:

Die deutschen Farben: Schwarz, Gold, Roth, und die historische Berechtigung der rothen Farbe im deutschen Banner, von F.-K. Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg. 1866. Stuttgart, Druck der k. Hof- und Canzlei-Buchdruckerei von Gebrüder Mäntler. 1 Bogen Text in 4. mit 3 Abbildungen. Preis 6 Sgr. oder 21 kr. rhein.

26) Berichtigung. Oben, Sp. 394, Z. 14 v. u. lies: Patet.

Fußnote:

[A] Vgl. Anzeiger, 1866, Nr. 10, Sp. 359, 18. Die Redaction.


Da mit dieser Nummer der Jahrgang 1866 des Anzeigers geschlossen ist, so wird die gütige Bestellung der Fortsetzung desselben hiedurch in Erinnerung gebracht. Halbjähriges Abonnement wird nicht angenommen.


Verantwortliche Redaction: Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.

Verlag der literarisch-artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.


U. E. Sebald’sche Buchdruckerei.

[S. 437]


Alphabetisches Register
zum
dreizehnten Bande
des
Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit.


Vorbemerkung: Mit B sind die Bekanntmachungen und Inserate bezeichnet.

I. Aufsätze und Notizen.

II. Literatur-Anzeigen.


Anmerkungen zur Transkription:

Der vorliegende Text wurde anhand des Jahrganges 1866 des ‚Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit‘ so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Einzelne Satzzeichen wurden bei offensichtlichen Druckfehlern stillschweigend korrigiert, ausgenommen in Zitaten, welche stets unverändert übernommen wurden. Inkonsistente Schreibweisen und Sperrungen, sowie alle Namen und fremdsprachigen Zitate wurden so belassen, wie im Text angegeben.

Die Kombination aus langem und kurzem s (ſs) ersetzt im Originaltext meist das gebräuchlichere Schriftzeichen ‚ß‘, seltener auch ‚ss‘. Diese uneinheitliche Schreibweise wurde so beibehalten. Man beachte die damals übliche Endung ‚-niſs‘ bei Begriffen wie ‚Verzeichnis‘, ‚Kenntnis‘ usw.

Auf den Seiten 21 und 22 werden Apostrophensymbole verwendet, welche einem hochgestellten, langestreckten Buchstaben ‚s‘ ähneln, um die Endung ‚er‘ oder ‚ern‘ (z.B. in ‚sondern‘) abzukürzen. Diese Symbole wurden hier mit einfachen Apostrophen wiedergegeben.

Einzelne Buchstabenverwechslungen (z.B. u/n, e/o, usw.) wurden ohne ausdrückliche Angabe verbessert. Aufgrund des verwendeten Schriftsatzes sind im Original einige Stellen nur undeutlich erkennbar (vornehmlich Umlautpunkte und Bindestriche); diese wurden sinngemäß ergänzt. Darüber hinaus wurden die folgenden Stellen korrigiert:

Gelegentlich verwendete andere Schriftarten, wie Fraktur oder serifenlose Schrift, werden stets in serifenlosem Schriftschnitt wiedergegeben; eine weitere Unterscheidung erscheint für das Verständnis des Textes nicht von Belang.

Einige der verwendeten Sonderzeichen sind möglicherweise nicht in allen Schriftarten lesbar.

*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 50299 ***