Von
E. von Otto,
Bensheim.
Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
Goethe.
Mit 12 Abbildungen auf Tafeln
Berlin
Verlagsbuchhandlung Paul Perey
Verlag für Landwirdschaft, Gartenbau und Forstwesen
SW.11, Hedemannstraße 10 u. 11
1924.
Alle Rechte, auch das der Übersetzung, verbehalten.
Das Schicksal jedes Lebewesens, auch des Menschen und der Pflanze, wird durch das Zusammenwirken seiner erblichen Veranlagung mit den Einflüssen der Umwelt bestimmt. Welcher von den Ursachengruppen die größere Bedeutung zukommt, das ist von Fall zu Fall verschieden. Mehr als das Schicksal irgend eines anderen Tieres bestimmt der Mensch das ganze Sein und Werden des Haushundes, dessen Umwelt er schafft, dessen Wachsen und Ausbildung er leitet, dessen Uranlagen die Züchtungstechnik durch sorgfältige Auswahl von erblichen Anlagen beeinflußt. Der erste Schritt zur Einwirkung ist, daß sich der Hundebesitzer seiner Stellung, Aufgaben und Mittel gegenüber dem ihm überlieferten Hund bewußt ist. Mit viel Tierliebe und freundlichen Absichten, aber herzlich wenig oder ohne alles Verständnis wird meist der erste Hund angeschafft. Es existiert eine größere Anzahl von Lehr- und Dressurbüchern für die Ausbildung von Polizei-, Kriminal- und Jagdgebrauchshunden, aber bis jetzt kein einziges, das für Leien und Anfänger den ganzen Werde- und Lebensgang des Haushundes, den der Skandinavier bezeichnend Selskabshund (Gesellschaftshund) nennt und wir früher als Luxushund zu klassifizieren pflegten, von „Wiege bis zum Grabe” erläuterte. Alles, was wir vom Hund fordern und ihn lehren wollen, soll dessen Verstehen angepaßt sein, und wir müssen es verstehen, ihm das begreiflich zu machen. Im Sein, Bewußtsein und Selbstbewußtsein stuft sich die Dreiheit der Psychologie, d. h. der Lehre von den seelischen Vorgängen und Zuständen. Dreifach ist daher auch die Tätigkeit, die wir dem Hund von frühester Jugend an zuwenden. Dem Welpen, der nur von Daseinstrieben geleitet ist, wenden wir eine liebevolle Pflege zu. Blind und ohne Gehör kommt er zur Welt. Jeder an ihn herantretende Reiz, zuerst die Abkühlung der Außentemperatur in Abwesenheit der Mutter, Durst, die ersten Lichtstrahlen, wenn sich das Lid am neunten Tage öffnet, sogar lebhafte Geräusche werden mit Unbehagen oder Schmerz empfunden, mit Winseln quittiert. Ganz allmählich gewöhnen wir ihn an äußere Einflüsse, an die Reize der Umwelt, die später zu Lebensbedürfnissen werden. Der sorgenden Mutter entwöhnt, beginnt das Sein des Junghundes in das Bewußtsein überzugehen, er erlebt sich selbst und entdeckt die Umwelt. Jetzt hat die Erziehung einzusetzen, die das noch wenig Muskeltrieb und Widerstand entgegensetzende, werdende Wesen umsichtig zu dem leitet, was es einmal werden soll, was ihm schon von früher Jugend im eindrucksfähigsten Alter in Fleisch und Blut übergehen muß, z. B. bedingungsloser Gehorsam. Hat der Junghund mit vollendetem Zahnwechsel, der Rüde, der allein gegebene Liebhaberhund, mit beginnender Geschlechtsreife, das spielerische Wesen abgelegt, so erwacht im Jährling das Selbstbewusstsein; er schafft sich jetzt selbst eine Stellung zur Umwelt, zum Herrn, zu andren Tieren, zum Heim und allem, was um ihn lebt, im Guten oder Bösen, wenn und soweit wir es nicht schon vorher durch seine Erziehung und Gewöhnung verstanden haben, sein ganzes Empfindungsleben so einzustellen, wie es für seine zukünftige Stellung als Haushund nützlich und erforderlich ist.
Wir beschäftigen uns also beim Welpen vorwiegend mit dessen Körper, beim Junghund mit dessen Empfinden, beim Jährling mit dessen Willen. So arbeitet unsere liebevolle Sorge, für den unbewußten Willen des Welpen, die kluge Erziehung richtet es so ein, daß sie mit dem Willen des Junghundes parallel zu laufen scheint, die konsequente Dressur fordert vom Jährling, was mit dessen Neigungen und Wünschen weniger oder nicht im Einklang steht, richtet sich gegen seinen Willen. Die scharfe Dressur und Strafe beugen oder brechen den mißratenen Bruder des Selbstbewußtseins, den Eigensinn. Dieser dreifachen Altersstufe des Welpen, Junghund und Jährlings und unserer dreifachen Tätigkeit Pflege, Erziehung, Dressur trägt die Einteilung dieses Buches in drei Abschnitte Rechnung. Jedes Kapitel ist logisch dem vorhergehenden angefügt, die Reihenfolge und Fortschritte sind zu beachten. Nur ein rationell auf- und wohlerzogener Hund gewährt dem Besitzer Genugtuung und Freude, ist unsren Nachbarn keine anstößige Erscheinung, sondern ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft. Die Haltung eines Hundes legt uns Pflichten und auch Verantwortung gegenüber dem Tier, wie Rücksichten auf unsre Mitmenschen auf. In diesem Sinne möchten wir dieses Buch aufgefaßt und beachtet wissen; es ist dem Hunde zu Liebe geschrieben, um für ihn Verständnis und neue Freunde zu gewinnen.
Bensheim (Hessen), im Mai 1924.
E. v. Otto.
1885—1914 Herausgeber von
„Hundesport und Jagd”.
Der Züchter, der einen lebenskräftigen Wurf erzielen und sich eine gesunde, die Welpen gut und reichlich ernährende Mutter erhalten will, muß schon kurz nach dem Belegen mit rationeller Behandlung und Fütterung einsetzen, damit die tragende Hündin nicht gezwungen wird, ihr eigenes Blut-, Kalk- und Fleischreservoir im Körper anzugreifen und zu erschöpfen. Sie muß in der kurzen Zeit von 9 Wochen eine Körpermasse bilden, die bis 1⁄7 ihrer eigenen beträgt. Innerhalb der ersten 14 Tage der Tragzeit läßt man einen Futterwechsel noch nicht eintreten, nur den Bedarf an phosphorsaurem Kalk verabreicht man ganz allmählich steigernd zunächst auf natürlichstem Wege durch Knochengaben. Weiche, nicht ausgekochte Kalbsknochen verdienen vor allem den Vorzug. Nach 14 Tagen, ist es schon angezeigt, ein Futter von besserer Qualität zu verabreichen, ohne die Masse zu vermehren, weil Darm und Magen ohnehin durch die ausgedehnte Gebärmutter bedrängt werden. Je schneller die Mutter unter lebhaftem Fungieren aller Organe als Grundzug jeder Fruchtbarkeit das Futter umsetzt, desto bester; jeder von den 63 Tagen der Tragzeit ist wertvoll. Luft, Sonne, Bewegung, Hautpflege, Abwechslung im Futter, Spaziergänge und freundliche Ansprache, kurz alles, was das Wohlbehagen fördert, sind unsere Mittel. Von der vierten Woche wird der Auslauf verringert; Hetzen, Hochsprung, Massage der Hinterhand bei Bearbeitung mit dem Haarhandschuh, fallen weg. Sobald die Hündin sichtbar trägt, was man am besten über ihr stehend von oben feststellt, erhält sie ihr Futter in mehreren Rationen (3—4 täglich) und vermehrt in Menge. Je verdaulicher zubereitet und gehaltvoller, desto vollkommener wird sie Welpen aufzubauen vermögen; sie braucht dazu Eiweiß, Kalksalze, leimgebende Substanzen, und das alles muß erst von ihr auf dem Wege der Verdauung ihrem Blute zugeführt werden, um durch das Blut wiederum in die Gebärmutter zu gelangen und den Fötus (Leibesfrucht) zu ernähren. Statt einer Futtermenge von etwa 900—1000 g gemischter Kost (Fleisch, Knochen und Vegetabilien) im Verhältnis 1—3 für Bernhardiner, Dogge, 8—600 für Jagd- und Schäferhunde, 200 für Teckel, Foxterrier, je trocken gewogen, gibt man jetzt etwa 1250, 900, 300 g im Mischungsverhältnis 2:3 von Fleisch und Vegetabilien. Fett (z. B. in Fettgrieben), das auch junge Hunde schlecht vertragen, reicht man sparsam; von viel Milch ist jetzt abzuraten, da selbst die beste 87% Wasser enthält. Besteht Verdacht, daß eine Hündin mit Würmern behaftet ist, so soll eine Wurmkur (siehe Kap. 4) spätestens in der 5. Woche vorgenommen werden; eine spätere Gewaltkur gegen Bandwurm führt häufig zum Verwerfen. Ungeziefer (Flöhe) ist als Blutentzieher nicht zu dulden. Schon in den letzten Wochen, nicht erst Tagen oder Stunden, wenn die Hündin bereits unruhig geworden und vor dem Werfen steht, ist das Wurflager herzurichten. Für harte größte Rassen genügt eine gegen Zugluft abgeschlossene Hütte im Freien oder im Schuppen, im Haus die sogenannte Wohnkiste mit etwas erhöhtem Einschlupf und abdeckbaren Deckel, für kleinere Schläge eine flache Kiste, deren Seitenwände grade hoch genug sind, das Herausfallen der Welpen zu verhindern, für kleinste ein flacher Korb. Als Einstreu trockenes Heu, kurzes Stroh, nie Holzwolle, noch alte Decken, die durch Fruchtwasser durchnäßt werden würden. Außerdem scharrt jede Hündin die Streu beim Werfen beiseite und legt die Welpen auf den blanken Boden, der deshalb nicht kalter Stein sein soll. An dieses Lager, das ruhig, etwas dunkel und geschützt stehen soll, gewöhnt man die Hündin schon einige Zeit vor der Fälligkeit des Wurfes (62.—63. Tag). Der Wurfakt geht meist nachts völlig glatt vor sich; der Laie vermeide jede, noch so wohlgemeinte Hilfe. Die Hündin beißt die Nabelschnur selbst durch, frißt diese, sowie die Nachgeburt, leckt die Welpen sauber und trocken. Zwischen den Pausen kann man ihr, wenn sie ersichtlich erhitzt ist und lechzt, etwas Trinkwasser hinhalten. Ist sie ruhig, so unterbleibt alles für mehrere Stunden. Dann erst läßt man die Hündin zur nötigen Entleerung ins Freie führen; inzwischen hat man schon eine Waschlösung (Eimer) vorbereitet mit warmem Wasser, in das etwa 50 g Septoform geschüttet wird, um den Boden zu reinigen. Die Welpen liegen einstweilen warm zugedeckt in einem Korb. Die der Mutter zu belassenden, bei Erstlingswurf höchstens 3—4, bei späteren bis 5, legt man der Hündin sofort bei Rückkehr unter. Die zu tötenden sind inzwischen weit entfernt worden, so daß die Mutter ihr Winseln nicht hören kann. Man tötet sie durch kräftiges Aufwerfen auf den Steinboden; der Sturz hat sie schon betäubt, ehe sie den Boden erreichen. Die kräftigsten Rüden läßt man leben; Hündinnen nur, wenn sie von Züchtern bestellt sind, niemals, um sie an Laien zu verschenken, da sie nur in Hände von Fachleuten gehören.
Für die säugende Hündin ist ein allmählicher Futterwechsel nötig, plötzlicher führt zu Verdauungsbeschwerden, die auf die Milch übergreifen. In den ersten Tagen gibt man vorwiegend Milchsuppen mit Hafer-, Gerstenflocken oder Mehlsuppen. Wie während der Tragzeit darf Kalk nicht fehlen, man fügt am einfachsten zu jeder Mahlzeit einen Eßlöffel Kalziumlösung, die man sich durch Auflösen, von 100 g Chlorkalzium in 1⁄2 l Wasser bereitet hat. Auch Phosphor ist nötig; er vermehrt und verbessert die Milch, und wird in Form von Phosphorlebertran verabreicht. Innerhalb der ersten Tage werden Afterklauen mit desinfizierter Schere (Eintauchen in schwache Septoformlösung) abgeschnitten und die kleine Wundstelle mit blutstillender Watte kurze Zeit geschlossen. Bis spätestens zum 8. Tage läßt man die Ruten von Terriers, Dobermannpinscher, Schnauzer, Zwergpinscher, Toyspaniel, Pudel, Rottweiler, Griffons, deutschen Vorstehhunden usw. kürzen, die Ohren erst mit 8—12 Wochen. Die Wurfkiste oder Hütte wird fleißig gelüftet, der Boden öfter mit Septoformlösung (aromatisch riechendes Desinfektionsmittel) gewaschen, das Lager beständig erneuert, so daß Blutsauger, wie Flöhe und Läuse, die zudem Überträger von Bandwurm sind, nicht aufkommen. Die Reinigung der Welpen besorgt die Mutter, die auch durch Lecken des Unterleibs die Kleinen zur Entleerung veranlaßt. Hat sie die Nabelwunde durch Übereifer entzündet, so mildert man mit Borsalbe. Bis zum 9. bis 10. Tage hören und sehen die Welpen noch nicht; dann öffnen sich Ohr und Lid, und es ist Zeit sie allmählich an Licht zu gewöhnen. Auch an Temperaturunterschiede, indem die Mutter zeitweilig ausgeführt wird. Je weniger Welpen man ihr beläßt, je rationeller man sie mit milchgebenden Stoffen füttert: Mehlsuppen, gesalzener Milch mit altem, eingeweichtem Brot, dazu täglich Fleisch und Knochen nebst Phosphor-Lebertran, desto länger und besser ernährt sie die Welpen. Solange sie nur liegen oder herumkriechen, genügt die flüssige Ernährung; das Zeichen zur halbflüssigen ist ihr Herumwatscheln oder Gehversuche. Anfangs der dritten Woche bricht das Milchgebiß durch, ein Signal, daß sie etwas zu beißen brauchen. Da selbst Pflanzenfresser im Mutterleib und während des Säugens nur animalisch ernährt werden, braucht man von kleinen Fütterungsgaben von geschabtem rohem Fleisch nicht zurückzuscheuen. Dazu gibt man nach und nach als Beigabe zur Muttermilch pasteurisierte Kuh- oder noch besser Ziegenmilch mit etwas Kochsalz. Später setzt man der Milch Hafergrütze oder Hafermehl zu nebst kleingewiegtem Fleisch, füttert etwa 5 mal im Tag und läßt die Mutter nach 6 Wochen nur noch nachts zu den Welpen. Durch ein erhöhtes Brett oder Lager gibt man ihr Gelegenheit, sich vor den spitzen Krallen und scharfen Nägeln zu retten. Je früher und öfter es mildes und trocknes Wetter gestattet, die Kleinen an die Sonne, sei es auf Kiesplatz, Holzbelag (nur nicht feuchten Rasen) als Spielplatz zu bringen, desto besser. Doch nicht überfüttern, lieber öfter und immer gehaltvoller. Und sobald sie allein sich nähren, also mit etwa 8—9 Wochen, hinaus damit an die neuen Besitzer, die dem einzelnen mehr Sorgfalt und Futter zuwenden, können, als der Züchter einem ganzen Nest. Vorher läßt man die Namen nebst Züchteraffix bei zuständigem Stammbuch eintragen, da es Züchterrecht und -Pflicht ist, die Namen dauernd festzulegen, unter denen die zukünftigen Preisgewinner ihm dereinst Ehre machen sollen, und sie mit Stammbuchnummer legitimiert abzugeben. Zugleich mit dem abzugebenden Welpen und der Bestätigung über erfolgte Eintragung in das Zuchtbuch sollte jeder Züchter dem Laienkäufer ein Exemplar dieses Buches überreichen, damit der neue Hund dem Besitzer durch rationelle Aufzucht und Erziehung einst Freude bereite.
Ein unbeholfenes, noch weltfremdes, drolliges kleines Lebewesen kommt in eine völlig neue Umgebung und ist dementsprechend zu behandeln. Falls mit Bahn oder Post überschickt, sorgt man, daß es morgens durch Expreßboten eintrifft; der zukünftige Herr öffnet den Behälter selbst, damit ihn der Hund als Erlöser aus dem Gefängnis betrachtet. Er soll einen ganzen Tag Zeit haben, den ersten Trennungsschmerz zu überwinden, damit er nicht nachts durch Winseln und Heulen die Familie oder gar das ganze Haus in der Nachtruhe stört. Durch vorherige Erkundigung beim Züchter orientiert man sich, ob das Schlaflager in Korb, Schlafkiste (diese ist mit seitlichem Einschlupf und Schubtür zu versehen, als Aufenthalt willkommen und zur Erziehung praktisch), Matratze, dicker Kokosmatte (bequem wegen Reinigung) bestand, welches Futter und wie oft gegeben wurde. Das erste Lager wird vorteilhaft aus dem Heu der Transportkiste, das noch Heimatgeruch hat, gebildet. Bereitzustellen ist außer dem Lager: ein kleiner Eimer mit Sägespänen und eine Flasche Septoform zum Desodorieren des Aufwaschwassers. Man darf sich nicht begnügen, nasse Spuren aufzutrocknen, sondern muß die betreffende Stelle durch Eingießen von etwas Septoform verwittern (den Uringeruch überdecken!), weil Hunde sonst dieselbe Stelle immer wieder benützen würden. Etwas billiger und ausgiebiger ist Lysol oder Kreolin, aber wegen des scharfen Geruchs in der Wohnung lästig. Alsbald nach Ankunft trägt man den Welpen in einen geschlossenen Hof oder Garten, sobald er durch unruhiges Herumsuchen verrät, daß er sich lösen oder nässen will. Beobachtet man ihn darauf in den ersten Tagen beständig, so wird man sehr bald am Benehmen und tiefer Kopfhaltung des Suchens merken, daß es Zeit ist, hinauszuführen, was zur Zimmerreinheit hinleitet. Diese zu erzwingen, ist erst möglich, wenn er sich etwas eingewöhnt hat und begriffen, daß es Dinge gibt, die ihm verwehrt sind, also Verbote und Gebote, die er befolgen muß, um sich nicht üblen Folgen auszusetzen. Das erste Begreifen ist ihm mit dem „Platz!” beizubringen, das ist das ihm zugewiesene Lager, auf dem er zu verharren und das er aufzusuchen hat, wenn das scharf gesprochene Wort „Platz!” erfolgt. Zunächst ist ein solcher im Zimmer, wo die Familie und er sich gewöhnlich aufhalten, so zu wählen, daß er von dort aus selbst übersieht, gesehen wird, aber nicht getreten werden kann oder lästig fällt. Nachdem er sich einige Zeit frei bewegen durfte, wird er dorthin geführt, sanft zum Legen niedergedrückt unter Kommando „Platz”. Macht er Miene aufzustehen, so drückt man wieder nieder: „Platz”. Wiederholt es mehrmals mit viel Geduld. Hilft energisches Befehlen bei dem kleinen Quecksilber nicht, so unterstützt man das Kommando mit leichtem Schlag, doch nicht mit der Hand, die nie zum Schlagen dienen soll, sondern mit leichter Gerte (Zweig). Die Hand ist etwas, was der Hund nie fürchten soll; diese belohnt, streichelt, gibt, deutet. Ein gut behandelter und richtig erzogener Hund wird mit der Schnauze die Hand des Herren suchen, seinen Kopf in diese legen, nie nach der Hand von Menschen schnappen, auch wenn diese z. B. einmal genötigt ist, einen Knochen wegzunehmen oder energisch einzugreifen. Allzulange zwingt man anfangs zum Verharren auf dem „Platz” nicht, sondern gibt durch freundlichen Anruf des Namens, der kurz, höchstens zweisilbig sein soll, Erlaubnis zum Verlassen. Einsilbig und kurz, wie ein Ruck, suggestiv seien die ersten Kommandos und das Wehren: Pfui, Hier, Platz, Aus. Beim Anruf und überall, wo er beschleunigt folgen soll, klatscht man in die Hände; auch das wirkt aufstachelnd, suggestive. Niemals verzichte man darauf, daß der einmal gegebene Befehl „Platz” nicht ausgeführt oder auch nur nachlässig beachtet wird; folgt der Hund nicht, so führt oder trägt man ihn energisch zum Lager, wo er einige Zeit verharren muß, worauf man ihn belobt. Von den ersten Anfängen an muß es dem jungen Tier in Fleisch und Blut übergehen, daß jeder Befehl unweigerlich zu befolgen ist. Das ist für die ganze Erziehung und Dressur ausschlaggebend. Hat er nach mehrmaligen täglichen Übungen begriffen, was er soll und daß er muß, so wird der Ort des Lagers gewechselt, falls dieser z. B. nachts nicht im Wohnzimmer, sondern im Vorhaus sich befinden soll. Wer ein Landhaus allein bewohnt, wird immer das Treppenhaus dazu wählen, so daß der Hund nicht zu fern der Haustür liegt. In einem Mietshaus empfiehlt sich dies für untere Stockwerke weniger, damit der Hund nicht wegen später nachts heimkehrender Mitbewohner alles im Schlafe stört. Selbstverständlich muß der Hund, falls man beim Verlassen des Zimmers das Kommando „Platz” gibt, dort verweilen, auch wenn er allein gelassen wird. Man überzeugt sich, indem man rasch zurückkehrt, spricht ihn bei Ungehorsam scharf an und unterstützt den neuen Befehl durch Drohung mit Gerte oder leichtem Schlag. Wenn das alles auch überflüssig erscheint, so führe man doch alle diese Übungen konsequent durch; es ist die eindrucksvollste, leichteste Vorbereitung für alle spätere Dressur. Das nächste Wort, das der junge Hund sehr rasch begreifen wird, weil das Hinausgeleiten aus der Monotonie des Zimmers, in dem er sich gesittet benehmen muß, ihm Freude macht, ist „Hinaus”. So oft es hinausgeht, wird das Wort mehrmals lebhaft wiederholt, bis sich für ihn damit der Begriff von Bewegung und Verlassen des Zimmers verbindet. Die Worte „Platz” und „Hinaus” sind es aber nicht allein, sondern der Ton und Klang, und dafür haben alle Hunde ein sehr feines Verständnis, da sie nie ein Wort selbst und dessen Bedeutung erfassen, sondern nur den Begriff, der sich für sie damit innig verbindet. Kinder haben dem Junghund nie zu befehlen; sie dürfen sich höchstens mit ihm befassen und spielen. Aber sie sollten unbewußt viel von dessen Erziehung profitieren.
Die älteste Hundehaltung war auf einen Abfallfresser zugeschnitten; sie ist es auf dem Lande im allgemeinen heute noch, durch gelegentliche Zugaben etwas verbessert. Unsre anspruchsvoller gezüchteten Rassehunde wären damit nicht auf der Höhe zu erhalten, und doch sollte sich die Ernährung nicht allzuweit davon entfernen, nur eine gewisse Nachhilfe ist während der Entwicklungszeit unentbehrlich. Ebenso wichtig ist die Gleichmäßigkeit der Rationen, dem Alter angepaßt, die Regelmäßigkeiten der Mahlzeiten, endlich Vorhandensein der Aufbaustoffe. Konsequente Durchführung befördert ordnungsmäßiges Fungieren des ganzen Verdauungsapparats und der Auswertung. Einige Grundregeln für die Fütterung sind: Das Futter soll immer gut gewärmt werden, denn ehe die Verdauung beginnt, muß der Speisebrei auf Blutwärme im Magen gebracht werden. Hunde neigen alle zum raschen Verschlingen, deshalb gebe man das frische Gemüse klein gewiegt Fleisch klein geschnitten. Was sie nicht sofort auffressen, wird weggenommen; niemals soll die Futterschüssel stehen bleiben; weder im Winter, noch weniger im Sommer. Wird regelmäßig übrig gelassen, so war die Ration zu groß. Jeder Hund hat seine eigne Futterschüssel zu erhalten, womöglich in folgender Form des Querschnittes, damit sie nicht zu leicht umgeworfen wird: ┗━┛. Für junge Hunde oder kleine Rassen sind die sogenannten Kaninchenfuttergeschirre aus Ton sehr praktisch; sie dienen zugleich zum Abmessen der Tagesrationen. Selbstverständlich sind sie peinlich sauber zu halten. Niemals stelle man ihnen das Futter in Tellern oder Schüsseln hin, die in der Küche verwendet werden oder gedient hatten. Damit wäre, abgesehen von dem Unästhetischen, ja Gefährlichen wegen der Übertragung von Würmern, der erste Schritt getan, die Hunde zum Stehlen anzuleiten. Sie müssen wissen, daß es ihr Futter nur aus ihrem Geschirr gibt. Genau so ihr Wasser am gleichen Platz. Entgegen allen Lehren, daß den Hunden immer frisches Wasser zur Verfügung stehen soll, halten wir das für einen Mißgriff. Im breiigen Futter und in der Milch ist so reichlicher Wassergehalt, daß Hunde überhaupt nur 1—2 mal im Tag ein wenig Wasser brauchen. Das Futter belastet ohnehin den Leib, daß es nicht nötig ist, den Speisebrei noch mehr zu verdünnen. Viel Gelegenheit macht zu Gewohnheitstrinkern. Kommt der Hund im Sommer erhitzt heim, so genügt, um den Staub wegzuspülen und den Gaumen zu erfrischen, soviel Wasser als den Boden der Schüssel bedeckt. Stellt sich der kluge Hund an sein leeres Trinkgeschirr, so deutet er an, daß er Durst hat und mag etwas Wasser erhalten. Unerläßlich sind für Junghunde harte Hundekuchen, Hartbrot und vor allem weiche Kalbsknochen. Bis zu 5 Wochen wachsen den Welpen ihre Milchzähne, mit 2—4 Monaten wechseln sie die Zangen- und Milchzähne, mit 3—5 die Eck-, mit 4—6 die Hakenzähne; die Milchbackzähne werden mit 5—6 Monaten gewechselt, die Molaren brechen mit 4—7, die Lückzähne zwischen 3—5 Monaten durch. Diese Vorgänge bedingen eine starke mechanische Tätigkeit des Gebisses; geben wir dem Hund während des Wachstums und der Skelettbildung nicht reichlich Knochen, so wird er den erforderlichen mechanischen Reiz an Stiefeln, Teppichen, Möbelstücken ausüben, Kohlen oder Mauer anfressen. Was man in Form von Knochen gibt, die 6—7 % Kalk-Kohlensäure, 58—63 % Kalkphosphat, 1—2 % Magnesium-Phosphat, 2 % Fluorkalzium, den Rest Eiweiß und Leimstoffe enthalten, erspart man an Fleisch. Hunde von mehr als 5—6 Jahren sollen niemals Knochen bekommen. Die letzte Regel lautet endlich: niemals sofort nach einer Hauptmahlzeit mit Junghunden Spaziergänge; denn Verdauung ist eine Arbeit, und die noch weichen Bänder und Gelenke würden sich bei der Belastung des Leibes zu stark dehnen und lockern. Es gibt leicht krumme Gliedmaßen, weichen Rücken und schwache Muskulatur. Breitstehende, massige, starkknochige Rassen wie Bulldoggen, St. Bernhardshunde, Rottweiler, Boxer, Bordeauxdoggen dürfen eher etwas mastiger gefüttert werden. Leichtere hochstehende, wie Windhunde, Whippets, Dobermannpinscher, sollen konsistentes, trockenes Futter erhalten: viel Gehalt in wenig Menge. Ebenso dürfen Jagd- und sonstige Gebrauchshunde nicht zu weichlichen, überschwemmten Gestalten aufgezogen werden, sondern gehaltvoll, trocken, starkknochig. An der Form des Kotes (Exkremente) ersieht man schon, ob richtig gefüttert wurde; er soll nicht dünnflüssig, weich sein. Zu hart deutet auf zu reichliche Knochenmenge und Mangel an Wasser. Als Grundfutter kommt in Betracht Haferschrot, Gerstenflocken, Roggenschrot, Buchweizengrütze. Reis (arm an Eiweiß, aber sehr reich an Stärkemehl), weniger Kartoffel und nie in Stücken, da sie nur als Brei ausgenützt wird. Das Minimum an täglicher Fettzugabe, die das Futter schmackhaft macht, ist für größte Rassen 16—25 g in der Jugend, für ältere 20—30 g, im Winter etwas mehr. Vorteilhaft wird Fett bei Welpen durch Phosphorlebertran ersetzt. Auch Fettgrieben sind wegen des hohen Eiweißgehaltes sehr zu empfehlen. Hülsenfrüchte sind stark eiweißhaltig, werden aber wenig gern gefressen und müssen durch Fett- und Fleischzusatz schmackhaft gemacht werden. Am besten wechselt man häufig, auch bei den 4—6 Tagesrationen: morgens entrahmte Milch mit Brot, 1—2 mal Gemischtkost, abends trockne Hundekuchen oder Knochen. Letztere niemals in das Futter, immer separat nachher. Fehlen sie zeitweilig, so ersetzt man sie durch Chlorkalzium (150 g auf 1⁄2 l Wasser, davon 1 Eßlöffel in das Futter gerührt). Man rechnet 1⁄10 g auf 1 kg Körpergewicht. Futterkalk (Schlämmkreide) darf nie zum Futter gegeben werden, da er durch Salzsäurebindung die Hauptverdauung im Magen erheblich beeinträchtigt. Mit kleinen Beigaben von Rohzucker (höchstens 20 g für Welpen) kann man den Nährwert von Magermilch oder Grundfutter vorteilhaft erhöhen. Aber niemals sollen Zucker, Semmel oder sonstige Leckerbissen außerhalb der feststehenden Stunde gegeben werden; diese dienen höchstens als Belohnung bei der Dressur. Mit solchen Verwöhnungen erzielt man schlechte Fresser und Bettler. Während der Mahlzeiten der Familie darf sich der Hund wohl im Eßzimmer, aber nur in angemessener Entfernung vom Tisch auf seinem Lager („Platz”) aufhalten. Ein Herantreten des Hundes, dessen Fütterung mit zugesteckten Brocken, wäre ein nicht mehr gutzumachender Erziehungsfehler. Ihn auf sein Lager zu bannen, ist wertvolles Mittel, um Gehorsam vorzubilden. Auch Gehorsam muß gelehrt und geübt werden.
Die beste Fütterung und Pflege versagt, wenn Junghunde mit Würmern behaftet sind; ja es gehen mehr Welpen an Spulwürmern (Darmentzündung) zugrunde als an Staupe (Sucht). Äußerlich ist das Vorhandensein an Magerkeit, glanzlosem Fell, zeitweilig aufgetriebenem Leib, Aufstoßen nach den Mahlzeiten, viel Durst, sogar Erbrechen, aufgebogenem Rücken (Katzenbuckel) bemerkbar. Spulwürmer (3—8 cm lang, rötlich gelb, 1 mm stark, im Kot sehr leicht festzustellen) haben fast alle Junghunde, sind durch Masse gefährlich, durch Chenopodiumöl ohne üble Nebenerscheinungen leicht zu entfernen. Weit schlimmer sind die kürbiskernförmigen Bandwürmer, da sie durch Flöhe sehr leicht überall verbreitet werden, sich sehr rasch vermehren, und dann zu Darmverstopfungen führen. Wo Fleischabfälle nicht roh verfüttert werden, ist der aus etwa 1⁄3 cm langen Gliedern bestehende Bandwurm seltener; seine Jugendform, die durch Maul oder After des Hundes abgeht, ist für Menschen lebensgefährlich, weshalb man das Ablecken von Händen oder gar Gesicht nie dulden soll. Ist auch nur der leiseste Verdacht auf Würmer vorhanden, so verabfolge man morgens in der Milch 1 bis 2 Santonintabletten, die, mit Kakao gepreßt, in jeder Apotheke für Kinder vorrätig zu haben sind, oder das billigere Chenopodiumöl (2—3 Tropfen je nach Größe), noch besser das entgiftete Präparat Chenoposan und beobachte den nächsten Kotabgang. Fast alle Wurmmittel reizen durch ihre Schärfe den Darm, weshalb man durch leichten Kotabgang die Kur unterstützt und starke Mittel bei noch zarten Tieren sich vom Tierarzt oder einem hundeliebenden Apotheker dosieren läßt. Das beste neuere Mittel ist Megan (Bayer) gegen alle Arten Würmer. Man gibt 0,65 g pro Kilogramm Körpergewicht. Harmloser sind die sich im Mastdarm aufhaltenden, weißen fadenförmigen Würmer (5—8 cm lang), die nur ein lebhaftes Jucken im After Hervorrufen und den Hund quälen, so daß er sich reibt, scheuert oder zu beißen sucht. Durch ein Klistier (Knoblauch in Milch gekocht) kann man ihn davon rasch erlösen. Billiger als Santonin ist das Präparat Santoperonin (Orbiswerke) und relativ ungiftig. Gegen Flöhe gibt es nichts besseres als den engen Kamm und tägliches Nachsehen, wenn sich der Hund kratzt. Bei Überfülle vorheriges Einreiben mit Cuprex (Merck). Ebenso gegen Läuse. Ungeziefer soll man gar nicht aufkommen lassen, weshalb die Decke über Matratze, die Matte täglich ausgeschüttelt, das Heu oder kurze Stroh in der Kiste öfter erneuert wird. Ein gutes Vertilgungsmittel für Läuse ist Chloroform oder Benzin. Da letzteres feuergefährlich, nicht bei Licht einreiben. Radikal wirkt Cuprex (Merck), es vernichtet auch die zäh auf den Haaren klebenden Eier (Nisse). Harmlos ist ein Betupfen mit einer Lösung von 9 Teilen Olivenöl und 1 Teil Anisöl. Das oft empfohlene Petroleum verwende man nur bei robusten Rassen. Wohnt man in Nähe von Laubwald und kommen die Hunde nach Spaziergang mit Zecken (Holzböcken) behaftet heim, so reißt man sie nicht aus, sondern betupft sie mit Terpentinöl aus einem Kännchen mit spitzem Auslauf, wie sie für Nähmaschine und Fahrräder benützt werden. Bäder sind für Welpen nicht zu empfehlen, da sich die Tiere nach solchen, wenn nicht völlig trocken, leicht erkälten; auch müßte jede Lösung, um Parasiten oder Milben zu töten, so scharf sein (2 % Kreolin), daß die zarte Haut entzündet würde. Selbst wenn die Hundebesitzer aus Rücksicht auf das Wohlbefinden ihrer Tiere die Würmer und deren Überträger und Verbreiter (Flöhe) nicht vernichten wollten, so sollte das schon wegen der Übertragungsgefahr erfolgen. Um sich ein Bild von deren Umfang zu machen, sei darauf hingewiesen, daß ein einziger Spulwurm, deren der Hundedarm oft dicke Knäuel beherbergt, nach Prof. Dr. Günther (Der Darwinismus und die Probleme des Lebens; S. 10) in einem Jahr 64 Millionen winzigster Eier, ein Bandwurm bis 100 Millionen zu produzieren vermag, die meist durch den After abgehen. Irgend ein wirksames Wurmmittel muß in der Hausapotheke jederzeit vorrätig sein. Über das Eingeben von Medikamenten s. Kap. 25.
Die alten Dressurbücher kennen als Dressurmittel nur Korallenhalsband und Prügel, und sie erörtern höchstens, ob man mit der Hand, zusammengelegter doppelter Führungsleine, Ochsenziemer oder lederner Hundepeitsche und auf welche Körperteile man schlagen solle. Ehe man je zu einer Züchtigung schreitet, prüfe man genau die Ursachen des Nichtgehorsams, ob etwa ein Befehl oder Verbot, in gereiztem, unbekanntem Ton, also dem Hund ungewohnt und unverständlich war, oder ob er während Ablenkung der Aufmerksamkeit durch Nebenumstände erfolgte. Vor allem, hatte der Hund überhaupt verstanden, was man von ihm wollte und kann man schon eine aktive Betätigung (Ausführung) erwarten? Es ist gar nicht zu verlangen, daß er entgegen seinem Trieb, Vergnügen oder Behagen auf jede Aufforderung nachgiebig eingeht, daß er eine Marionette ist, die durch Befehle in Bewegung gesetzt, durch Verbote zur Ruhe genötigt wird. Die Antwort auf die an sich selbst gestellte Frage, wann man strafend schlagen sollte, müßte man sich dahin geben: schlage womöglich nie, so wenig wie dein Kind, suche immer mit andern Mitteln auszukommen; man kommandiere aber auch so wenig als möglich, sonst entwertet man dieses Hauptmittel der Autorität. Das Kommando sei kurz, straff, ruhig; eher leise, niemals schreiend; der Ton muß sich wesentlich von der sonstigen, freundlichen Ansprache unterscheiden. Mit Kindern und Hunden parlamentiert und überredet man nicht, sondern man befiehlt. Etwas anderes ist es, durch einen mechanischen Druck (zum Hinlegen oder Setzen), durch Winke einen Befehl verständlich zu machen und der Ausführung nachzuhelfen. Zum Abwehren schadet ein Schlag mit der dünnen Gerte nicht, da es ja bei dem Hunde steht, sich solche zu ersparen. Neben dem leichten Schlag kommt als Strafe bei Ungehorsam in Betracht: Anlegen an Kette, oder Leine (auf Spaziergang), Einsperren. Strafe und Schlagen ist nicht dasselbe! Noch größer ist der Unterschied zwischen Wehren und Befehlen. Je fester der Gehorsam gegenüber dem Wehren und Verbieten (Unreinlichkeit, Anbeißen von Verbotenem, Springen auf Möbel, Winseln oder Heulen bei Alleinsein, Betteln bei Tisch, Herumtollen trotz Verweisens auf den „Platz”) sitzt, desto leichter ist später das Befehlen. Bis es zu diesem kommt, muß der Welpe verstehen und beachten lernen, muß eine gewisse Triebkraft, Bewegungslust, Tatendrang, veranlaßt durch Muskulatur und Interesse an allen Vorgängen der Außenwelt, also Vertrautsein mit dieser, sowie der innere Zusammenhang mit dem Dressurlehrer vorhanden sein, der geistige Reife voraussetzt. Zum Wehren und Verbieten ist es nie zu früh, weil wir durch mechanische Nachhilfe das Verständnis unterstützen können. Das Befehlen darf erst einsetzen, wenn sich der Lehrer von der nötigen körperlichen Energie und Regsamkeit überzeugt hat. Also: den richtigen Moment erfassen und nur verlangen, was der Hund auch verstanden hat. Führt er das aus, so darf für die ersten Male mit einem Leckerbissen (Biskuit, Zuckerstücke) nicht gespart werden. Und später muß jede Erfüllung mit freundlichem Lob und lebhafter Anerkennung belohnt werden. Pflichtgefühl besitzt selbstverständlich kein Tier, wohl aber ist der Hund sehr empfänglich für Lob und Aufmunterung. Ungehorsam gegenüber Kommando kann zur Ursache haben: Furcht vor der schlagenden Hand, verspätetes oder mangelndes Auffassungsvermögen, motorische Langsamkeit, Eigenwillen; letzterer äußert sich durch Flucht, Kundgabe des Unmuts, Hinlegen, nervöse Empfindlichkeit, Erregungszustände. Ehe man also zur Strafe schreitet, prüfe man die Ursachen und versuche sie durch freundliche Ansprache, einen kurzen ruhigen Spaziergang an der Leine zu beseitigen. Dann wird man selbst zu der Überzeugung kommen, daß Zuhauen das ungeeignetste Mittel ist, den Hund zur Ausführung von Befehlen gefügig zu machen, dann wende man die systematischen Mittel an, die in Teil III aufgeführt sind, auch wenn sie etwas Geduld und Zeit erfordern. Unbedingte Züchtigung (auf die Keulen) verdient nur offensichtliche Widersetzlichkeit bei zweifellosem Verständnis für Befehl oder Verbot; diese erfolge jedoch ohne Zorn und Nervosität nach klarer Prüfung, damit der Hund fühle, wer seine Unfolgsamkeit straft, und daß es eine energische Kraft über ihm gibt.
Die zielbewußte Erziehung hat dem Lernen vorauszugehen. Grundregel ist: dulde bei dem jungen Hund nie etwas, was du später verbieten wirst! Mag es noch so harmlos sein, wenn das saubere Tierchen auf einen Stuhl oder Divan gehoben wird, oder sich an den Kleidern aufrichtet; es versteht nicht, warum das, wenn es von der Straße naß oder schmutzig ist, nicht geschehen soll. Verbotene Räume, wie die Küche, sollen das immer bleiben. Laß ihn nicht seine schwachen Zähnchen an einem alten Hausschuh probieren: er kennt nicht den Unterschied zwischen alt und neu. Amüsiere dich nicht, wenn er in kindlichem Heldenmut Pferde anbellt, Geflügel hetzt; kleine Fehler geben später schwer auszurottende Laster. Je früher der Welpe mit der Großstadt, dem Lärm der Wagen, Pferde, Autos vertraut gemacht wird, desto leichter geht es; ahnungslos trottelt er im Schutz des Herrn, während er reifer geworden, nervös davon läuft und sich schwer an Großstadtverkehr gewöhnt. Um ihn zimmerrein zu erziehen, muß er an der Leine gehen; ein weicher Lederriemen genügt als Halsband, eine solide längere Schnur, in deren eines Ende ein Karabiner, in das andre eine Handschleife geknotet ist, genügt als Leine zum Führen; die richtige Leinenführigkeit kommt später, wenn er nicht mehr unreif und spielerisch ist. Zunächst achtet man auf den Hund, wenn er vom Lager morgens aufsteht und sich nach einer Ecke des Zimmers begibt; man legt schnell den Zangenkarabiner an, ruft „Hinaus”! und führt oder lockt ihn auf die Straße. Nicht tragen, sondern führen. Liegt die Wohnung an belebter Straße, so läßt man ihn in den Hof oder zur nächsten ruhigen Seitenstraße bringen; denn über Beachtung von Menschen, Tieren, Wagen, Geräuschen kommt er nicht zu der Ruhe, die Entleerung auslöst. Der Hund verdaut sehr gut, aber langsam; der Magen eines Schäferhundes hat das Fassungsvermögen, das dem eines Pferdes gleichkommt. Die langsame Verdauung kommt von der oberflächlichen Zerkauung und Einspeichelung. Erhält er seine Hauptmahlzeit mittags, so sind die unverdauten Reste nach etwa 9 Stunden bis in den Mastdarm vorgerückt, so daß er etwa gegen 10—11 Uhr abends entleeren und ein ihn weniger belastendes Futter bis zum Morgen im Darm behalten kann. Wasser erhält er nach Spätnachmittag überhaupt nicht mehr. Je behaglicher sein Lager ist, womöglich in Korb oder flacher Kiste, mit etwas Mühe zum Verlassen verbunden, desto weniger wird er nachts aufstehen, herumlaufen und sich im Haus lösen. Hat er es trotzdem getan, so führt man ihn jedesmal morgens zur Stelle mit den Worten „Pfui, Hinaus”, beschleunigt seinen Gang zur Tür mit der Gerte. Sobald er (s. Kap. 8, Lautgeben und Melden) schon durch Ungeduld bei vorgehaltenem Futter, Knochen, Leckerbissen gelernt hat, auf Kommando Laut zu geben, wird man bei jedem Ausgang, Hinausführen, ihn an der Türe kurz bellen lassen, wodurch er anzudeuten hat, daß er hinaus will. Viele Dressurlehrer wollen das durch Kratzen an der Türe markieren lassen; das ist indessen für den Welpen schwieriger zu verstehen. Viele Hunde hingegen begreifen sehr rasch, daß sie eine nur angelehnte Türe mit der Nase aufstoßen können und markieren das auch bei den verschlossenen. Da man das aber nachts nicht hört, ist die Stimme des Hundes das natürlichste. Es wird oft im Leben vorkommen, daß der Hund auf diese Weise den Herrn alarmiert. Das natürliche Verbellen der Jagdhunde ist nichts andres als ein Rufen des Jägers. Ein kluger Jagdspaniel verbellt jedes Stück Wild, das ihm zum Apportieren zu groß ist. Ein lockerer Hals ist immer Zeichen von Intelligenz und des Triebs, sich durch seine Sprache verständlich zu machen. Das Kratzen an der Tür verleitet den Junghund, wenn er allein gelassen wird, die Tür zu beschädigen; größer, gelingt es ihm durch Zufall und Aufrichten selbst die Tür zu öffnen, was er nicht lernen soll. Den Hund mit der Nase in den Kot zu stoßen, ist sehr unappetitlich, auch überflüssig; schon in die Nähe der Missetat gebracht, weiß er ganz genau, daß er gesündigt hat; es genügt ihn zur Stelle zu bringen, ihn zu strafen und hinaus zu stecken. Ist ein Hund trotz Anweisung, Unterstützung durch Futter (Kartoffel, Schwarzbrot macht viel Kot, belastet stark), trotz späteren Hinausführens nachts fortgesetzt unreinlich, so bleibt nichts übrig, als ihn abends an eine in den Boden gedrehte Ringschraube mit kurzer Kette dicht am „Platz” anzuhängen, da Hunde fast nie ihr Lager oder dessen Nähe verunreinigen. Hilft das und auch fühlbare Strafen nichts, so muß man ihn nachts in eine Schlafkiste sperren, die so hoch ist, daß er nur mit gesenktem Kopf darin stehen kann. Abends erhält er dann höchstens einen Knochen als Futter, kein Wasser.
Wie es viele Kinder gibt, die man dadurch, daß man sie immer herumträgt und sich beständig mit ihnen beschäftigt, verzogen und verwöhnt hat, so widmet sich auch häufig das ganze Haus mit dem neuen reizvollen Spielzeug. Die Folge ist, daß man den Welpen unruhig, anspruchsvoll, unleidlich macht. Grade in den ersten Tagen muß er zeitweilig abgestellt werden, sein Lager auf Stunden im Vorhaus, Treppenhaus angewiesen erhalten, um auch sich zu bescheiden und Ruhe zu lernen. Durch beständige Beschäftigung mit ihm verlernt er ganz unter Tags zu ruhen und wird nervös. Nach Mahlzeiten heißt es „Platz”, beim Verlassen sofort: Hinaus! Diese Übungen dürfen nicht erst vorgenommen werden, wenn er schon verwöhnt und unrastig geworden, dann kostet es Mühe, und man muß sein Winseln und Herumlaufen wehrend bestrafen, das man selbst verschuldet hat. Windhunde, Airedaleterriers, Boxer, französische Bulldoggen fügen sich williger; Schäferhunde, Dobermannpinscher, Foxterriers nur ungern; wünscht man ruhigere Tiere, so mag man das schon bei Anschaffung berücksichtigen. Jung gewohnt, alt getan. Läßt man den Hund ohne solche Vorübungen allein im Haus, so wird er heulen oder seine Langeweile in Zerstörungen, Anbeißen von Portieren, Stiefeln, Polstern auslassen, die Türe zerkratzen, wenn sehr temperamentvoll, sogar annagen. Nachts, oder allein im Haus gelassen, wird ihm sein „Platz” im Treppenhaus angewiesen. Die Ruheübungen sind anfangs kurz, wenn älter, länger auszudehnen. Junge Hunde sollen nicht beständig an der Kette liegen, da sie dadurch in der Gebäudeentwicklung, namentlich an Vorderläufen und Brustpartie Schaden leiden, sie müssen es aber lernen, sich darein zu fügen, daß sie zeitweilig angekettet werden, um ihnen begreiflich zu machen, daß eine Gewalt über ihnen existiert, auch wenn der Herr nicht drohend vor ihnen steht. Wenn sie am Lager kurz angekettet, sich auch anfangs etwas aufgeregt benehmen, so ist es besser, sie gewähren und selbst zur Einsicht kommen zu lassen, als ihnen sofort zuzusprechen und zu drohen. Nur wenn sie es mit Heulen und Zerren allzu toll treiben, muß man kurz und energisch sie zur Ruhe verweisen, um sie bald zu erlösen, wenn sie sich eine Zeitlang gefügt haben. Zur weiteren Übung wird die Dauer verlängert. Haben sie so eingesehen, daß der Zwang stärker ist als sie, so wird man bei allen späteren Dressuren nicht erst den Kopf brechen müssen. Springen auf Stühle ist sofort energisch durch einen Schlag mit der Gerte zu verweisen, ebenso jeder Versuch auf Divan oder im Bett Platz zu suchen. Niemals darf der Junghund irgend welche Gegenstände, die zufällig auf dem Boden liegen (Schuhe, Besen, nicht einmal ein Scheit Holz) oder fallen, mit den Zähnen erfassen oder gar auf sein Lager schleppen, um damit zu spielen. Das würde zum Zerbeißen führen. Beim ersten Versuch muß das ein kräftiger Schlag über die Schnauze rügen oder ihm der Gegenstand sofort unter Rüge abgenommen werden. Um die Strafe eindringlicher zu machen, legt man den betreffenden Gegenstand noch eine Zeitlang vor ihm hin und zwingt ihn zum ruhigen Liegen davor. Sucht sich ein Junghund mit besonderer Hartnäckigkeit ihn anreizende Gegenstände aus, so bestreue man diese mit Tabakstaub oder Pfeffer. Ein sehr nützliches und billiges Hilfsmittel zur Erziehung ist eine kleine Schlagmausefalle, die man zum Fang gespannt (natürlich ohne Köder) auf einen Hausschuh stellt. Berührt der Hund trotz Verbots den Schuh, so klappt die Falle zu, und der Bügel gibt einen energischen Schlag auf die Nase. Mit derselben Falle gewöhnt man Junghunden und auch älteren das Naschen gründlich ab. Auf die Falle wird ein Stück Brot oder Zucker gelegt und diese kommt auf einen Stuhl oder Tisch. Beim Stehlen erfolgt dann der Schlag, der für den Hund um so heilsamer ist, da er niemand bemerkt, der die Lektion austeilte. Besucher und Freunde bittet man, den Hund nicht anzulocken oder anzusprechen, ja bei Annäherung ihn mit leichtem Klaps oder Pfui abzuweisen; wir wollen keinen Allerweltsfreund, sondern einen zuverlässigen und treuen Wächter erziehen, der auf der Straße später Fremde vollkommen ignorieren muß. Das alles sind zwar Selbstverständlichkeiten, doch soll sich der Erzieher eines Hundes schon vorher bestimmt im Klaren sein, nicht erst nach Mißgriffen und Unterlassungen zur Erkenntnis kommen. Vorbeugen ist leichter als korrigieren. Ehe man lange überlegt und dann beschließt, muß schon das Kommando der Abwehr erfolgen. Manches hängt auch von Rasse und Größe ab. Es gibt gewiß nichts schöneres, als wenn der freudig erregte Hund seinen Herrn stürmisch begrüßt, an ihm aufspringt und sich wie toll gebärdet, und doch muß das bei größeren Rassen gewehrt werden. Sollen wir da mit scharfem Verweis verbieten, was uns erfreuen müßte? Wir beugen bei unserem persönlichen Liebling vor, befehlen rasch: „Setz dich, gib Pfote” und drücken ihm diese. Ein Kompromiß. Wo geht es ohne solche im Leben?
Unerläßlich ist es für den nützlichen Haushund, daß er sowohl auf Kommando, sowie bei allen auffälligen Erscheinungen Laut gibt. d. h. kurz anschlägt und das wiederholt, bis sein Verhalten beachtet worden ist. Wie der Hund genau den Tonfall der Stimme seines Herrn kennt und sogar selbst verwirrt wird, wenn dieser in heftiger Erregung Befehle gibt, so wird der Herr mit der Zeit genau unterscheiden, ob der Hund aus Ungeduld kurz und halblaut wie fragend, ob scharf tief grollend oder zornig als Drohung beim Wachen anschlägt, ob er nur mechanisch beim Bellen anderer Hunde mitmacht, was in langes Geheul oft in stiller Nacht übergeht, oder ob er einen zwar gegebenen Anlaß aus Übermut zu einer willkommenen Emotion für sich selbst steigert. Bei manchen Rassen, Dobermannpinscher, Pinscher und besonders Spitz, muß man zurückhalten und dämpfen, um nicht durch Erschrecken von Kindern und alten Leuten in Konflikt zu kommen, so daß man sie sogar morgens nicht frei, sondern nur angeleint hinausführt oder sie einen Gegenstand im Maul tragen läßt. Bei anderen Rassen muß das Lautgeben erst geweckt werden, indem man den Junghund auf ein Stichwort z. B. das kurz herausgestoßene, suggestive „Gib Laut” gewöhnt. Fast alle Hunde schlagen an, wenn sie ungeduldig die Futterschüssel erwarten, bemerkt man nur den Ansatz dazu, so ruft man unter Vorhalten der Schüssel „Gib Laut”. Sobald das geschieht, wird das Futter gegeben und diese Übung so oft wiederholt, bis er sofort auf Kommando reagiert. Dann das Kommando ohne Schüssel, doch die Befolgung belohnt, später nur belobt. Andere Hunde, bei welchen der Trieb zur Bewegung lebhafter ist als der Hunger, bellen vor Ungeduld, wenn man an der Tür beim Hinauslaufen zögert; hier verfährt man ebenso. Andere lockt der abendliche Knochen mehr, den man beriechen läßt, ohne ihn zu geben. Wieder andere geben Laut aus Wachsamkeit, wenn sie fremde Stimmen hören, wenn es klingelt, was das Kommen von Menschen andeutet, oder wenn es an der Tür klopft. Auch hier bestärkt man durch Zuruf, verhindert aber den Übergang des Meldens in heftigen Zornesausbruch durch Kommando „Platz, leg dich”! Auf seinem Lager und in dieser Stellung hat absolute Ruhe zu herrschen, die man nötigenfalls durch so kurzes Anhängen mechanisch erzielt, so daß der Hund den Kopf nicht erheben kann. Jeder solche körperliche Zwang ist besser als ein strafendes Wehren, das vom Hund leicht als Strafe für Bellen, nicht aber als Befehl zum Aufhören aufgefaßt wird. Der Gelegenheiten und zufälligen Anlässe zum Lautwerden gibt es noch mehr; oft schon Anziehen von Paletot oder Ergreifen des Hutes, Poltern durch Hilfspersonen an der Tür, scharfes Fixieren, leichte Schläge auf die Vorderpfoten, wozu der Hund angelegt wird; je leichter der Hund aus sich heraus bellt, desto schneller lernt er auch auf bloßen Befehl und später bei den Anlässen, bei welchen der Befehl wiederholt gegeben wurde, auch ohne Befehl anzuschlagen. Solche sind: Eintritt oder Ankündigung fremder Personen, Warten vor geschlossener Tür auf Befehl „Hinaus”, nächtliches Stoßen auf verdächtige Geräusche und Dinge, auf Schuß. Ist es z. B. nachts nötig, daß er plötzlich verstummt und befolgt in Erregung den Befehl (st, st) nicht, so drückt man den Kopf nieder oder wickelt schnell die Leine um den Fang, ohne Schmerzen zu verursachen. Für alle Fälle ist auch nützlich, sobald der Hund willig auf Befehl Laut gibt, mehrmals eine Zeitung im Keller oder Speicher anzubrennen und ihn direkt vor dieser fortgesetzt bellen zu lassen; dann wird er sicher jedes Feuer im Haus melden, dessen Geruch er wahrnimmt, wenn er es selbst nicht sieht.
Durch Begleiten am Fuß und exakte Leinenführigkeit (s. Kap. 13) ergibt sich diese für den erwachsenen Hund von selbst; vom Junghund kann das noch nicht gefordert werden; er läuft dem Herrn nach oder wird an der längeren Leine mehr geleitet, also kurz gehalten. Ohne solche soll er anfangs in der Großstadt mit Autos und starkem Menschenstrom während der lebhaften Verkehrsstunden nicht auf die Straße kommen. Man gewöhne sich und ihn, bis er sich gelöst hat, auf der Straße (nicht Trottoir) zu gehen; das sind wir unseren Mitmenschen, ihren Augen, Nasen, Stiefelsohlen schuldig, genau so wie sie unser Hund nie durch Bellen erschrecken darf. Noch weniger sollen sich Hunde allein aufsichtslos, selbst nicht in einsamen Straßen herumtreiben. Vermeiden wir durch rücksichtsvolle Haltung alles, was Anstoß erregt, so wird die Hundeliebhaberei mit Steuererhöhung, Maulkorb- oder Leinenzwang verschont bleiben. Zunächst wird der Junghund aus Spielerei allem, was sich rasch bewegt, Wagen, Radfahrer, Auto, Kindern, nachlaufen und nachbellen wollen. Ein scharfer Ruck und plötzlicher Schlag über Schnauze mit Gerte muß das im Keim ersticken, wenn es noch so harmlos erscheint. Ebenso das Hineinlaufen in fremde Häuser und Vorgärten, das Hinziehen zu andren Hunden. Hat man ihn nicht schon mehrmals im Haus durch Verabredung üble Erfahrung beim Einschmeicheln bei Fremden machen lassen, so muß man das mit einer Vertrauensperson für die Straße verabreden, der man die Gerte in die Hand gibt. Sobald der Junghund sich vertrauensselig dieser nähert, erfolgen durch diesen einige energische plötzliche Schläge. Nach 2—3, Lektionen, besonders nützlich, wenn die Gehilfen selbst einen Hund mit sich führen, ist der Sünder für immer kuriert. Die kleine Mühe, wozu jeder gern die Hand bietet, lohnt sich für alle Zeit und reichlich, während man allein durch zehnmaliges Warnen weniger erzielt. Auch wir haben im Leben alle schlechte Erfahrungen selbst machen müssen, obschon es an „guten Lehren” von Jugend auf in Schrift und Wort nicht gefehlt hat. Genau so der Hund, der dabei zugleich lernt, daß es immer nützlich ist, sich nur an seinen Herrn zu halten. Tollt der Hund Wagen nach, so würde der temperamentvolle Terrier oder Schäferhund bei erbetnem Schlagen und Knallen des Kutschers erst recht in Erregung geraten, nur der von der Peitsche getroffene aufschreiend ablassen. Das beste Erziehungsmittel ist deshalb die Gummischleuder (Abb. 1), die zum Kurieren für Raufer, Geflügel- und Hasenhetzer unersetzlich wertvoll ist. Ein scharfer Pfiff und dazu einige Schrotkörner, deren Herkunft dem Hund unheimlich ist, wirken Wunder. Die Schleuder, spielend zu handhaben, bequem in der Tasche zu tragen, eine kleine Ausgabe, ist auch gegen fremde Raufer nie versagend und erspart bei lebhaften Hunden die hohen Unkosten für Dressur oder für manchen verhüteten Schaden. Haben wir in einsamer Straße unseren Rüden von der Leine gelöst und es nähert sich ein größerer Rüde, so sieht man schon an der aufgerichteten Kampfstellung, gesträubtem Rückenhaar, erhobner steiler Rute, ob Rauflust vorhanden ist. Anlage dazu haben fast alle geschlechtsreifen Terriers, Schäferhunde, Boxer, Doggenschläge, Dobermannpinscher; hält man einen solchen, so versäume man Anschaffung der Gummischleuder (Zwille) nicht und beobachte scharf, besonders im Alter beginnender Geschlechtsreife. Durch beständiges Führen, sofortiges Anlegen kann man wohl Vorbeugen, aber nicht heilen. Bei den ersten Anzeichen von Erregung, Stutzen beim Anblick des Gegners muß schon der Strafschuß erfolgen und dann sofort an die Leine, aber nicht vom anderen Hund in entgegengesetzter Richtung wegführend, sondern an diesem dicht vorbei unter scharfer Mahnung. Pudel, französische Bulldoggen, Schnauzer, Bernhardiner. Neufundländer, Rottweiler, Zwergrassen sind weniger kampflustig veranlagt; diese werden nur bisweilen durch bissige Angreifer verdorben. Jene soll man durch einen Schreckschuß seinem Schützling fernhalten. Auch bei nächtlicher Ruhestörung des im Hofe im Zwinger befindlichen Hundes ist diese „lange Peitsche” nützlich, sowie das wirksamste Mittel aufdringliche Rüden fern vom Hause zu halten, wenn man eine Hündin besitzt und diese läufig ist. Betritt man einen Laden, so hält man den Junghund sehr kurz, duldet nicht das Beriechen der am Eingang stehenden Körbe, Säcke, Kisten, da das häufig vom Aufheben des Beines begleitet ist. Da er aber leicht aus Spielerei fortlaufen oder überfahren werden könnte, läßt man erst vor dem Laden allein warten, wenn er fest im Appell ist.
Im Gegensatz zur Aufsicht und Beherrschung auf der Verkehrsstraße, soll beim Spaziergang hinaus möglichste Freiheit für den Hund angestrebt werden; hier soll er sich ausleben und körperlich entwickeln. Nur flotter Auslauf auf hartem Boden gibt gesunde Glieder, harmonische Bewegung, geschlossene Zehen, festen Rücken, widerstandsfähige Konstitution, kurz alles, was gegen Krankheiten stählt, zum Gebrauchs-, Zucht- und Arbeitshund stempelt, und zu jener schönen Erscheinung macht, die der Preisrichter auf Ausstellungen über alles stellt und hoch auszeichnet. Doch auch was uns selbst eine ästhetische Freude beim Anblick ist, zumal wir es sich entwickeln sehen und durch rationelles, immer dem Können und Alter angepaßtes Trainieren unterstützen. Auf langen Spaziergängen lernen sich Herr und Hund kennen und wachsen zu einer Einheit zusammen. Von der Erfrischung und Erholung für uns selbst noch gar nicht zu sprechen. Winselnd und ratlos bleibt der schwächlich aufgezogene, mangelhaft ernährte, energielose Hund vor einer steilen Böschung, die wir überklettern, stehen, während der temperamentvolle es drei- und sechsmal versucht, bis es ihm gelingt, uns nachzufolgen. Er wird gelobt, wie man überhaupt viel mit dem Hunde sprechen soll. Zeigt er Spuren von Ermüdung, z. B. nach lebhaftem Tollen etwas eingesenkten Rücken oder lockre Ellenbogen, so wird länger gerastet. Hat man statt eines Welpen einen halbfertigen oder älteren Hund erworben, so kann man ihn mit achttagelanger Haltung im Haus und an Leine nicht so fest an sich gewöhnen, als wenn man schon am zweiten Tage ihn über einige Stunden hinaus in die Einsamkeit von Feldwegen bringt, und dann springen läßt. Läuft er auch scheinbar davon, so rufe man nicht und gehe in entgegengesetzter Richtung. Kehrt er zurück in die Nähe, so spricht man freundlich mit ihm, ohne ihn anzulegen und läßt ihn weiter herumspringen. Bis er ermüdet selbst dicht herbei kommt und erst kurz vor der Wohnung oder Stadt wieder angelegt wird. Fremde zogen hinaus, zwei gute Freunde kehren zurück. Freiheit ist aber nicht gleichbedeutend mit Zügellosigkeit. Wenn es auch ein schönes Bild ist, einen Hund hinter einem Hasen über die Felder fliegen zu sehe, so muß man doch sofort anrufen, wenn der Hund mit tiefer Nase auf Wildspur sucht. Aus dem gelegentlichen Hetzer, den jeder Jäger zu erschießen berechtigt ist, wird ein Gewohnheitswilderer. Und außerdem soll jeder Natur- und Tierfreund das Recht des Jagdinhabers respektieren und dessen Wild nicht beunruhigen. Es ist wohl kein Unglück, wenn unser Hund Krähen hoch macht, aber zwischen schwarzen Haushühnern im Hof und Krähen ist für ihn kein Unterschied; er versteht nicht, warum ihm dort erlaubt wäre, was hier scharf gewehrt werden muß. Wenn auch Hundefreunde selten Katzenliebhaber sind, so müssen wir doch den Junghund sofort abrufen und anlegen, wenn er Miene macht, solche anzugreifen. Es könnte leicht ein Auge kosten. Fast alle Katzenwürger entstehen durch Anhetzen, wobei allerdings die sogenannte natürliche Feindschaft, die nichts ist als Kampflust des großen Hundes gegen das kleine fauchende, drohende Tier, unterstützt. Unterläßt man anfangs das Anhetzen, so ist es leicht abzurufen, ebenso von ruhigem Geflügel. Ein gutes Mittel zur Geflügelfrommheit ist es im Einvernehmen mit dem Geflügelhalter den Junghund an der Leine nahe an eine ihre Kücken führende Henne zu bringen. Diese geht in Mutterliebe so energisch auf den Hund los, daß dieser für immer belehrt ist. Allzuängstlich braucht man bei Begegnung mit fremden Hunden in der Einsamkeit nicht zu sein, es gibt höchstens Flöhe. Sonst aber meist: viel Lärm um nichts. Muß man aber eingreifen, so fasse man nie mit ungeschützter Hand nach dem Halsband, das hat schon manchem gefährliche Bisse eingebracht. Eher nach Hinterlauf oder noch besser an der Rute. Fremde drohende Bauernhunde lassen sich meist verscheuchen, wenn man sich nur bückt, um einen Stein aufzuheben. Sie haben darin Erfahrung. Mit Stock bei größten Hunden dreinschlagen, steigert die Wut der Kämpfer. Bei vielen Hunden hilft rasches Entfernen und Abpfeifen mehr als Dabeistehen und Schelten. Zur Abwehr von Gewohnheitsraufern, bei denen uns vielleicht ein liebgewordener Weg vorbeiführt, leistet ein Schrotschuß mit der Gummischleuder allerbeste Dienste. Nach 2—3 maliger Anwendung weicht der Köter schon aus Entfernung aus, wenn er die Vorbereitung bemerkt. Ferner tritt die Schleuder in Dienst, wenn der Hund Radfahrern oder Wagen nachprellt, was er selten tun wird, wenn man fleißig mit ihm ins Freie geht. Auf einsamen Wegen kann es passieren, daß der Hund auf Aas stößt (tote Mäuse oder dgl.) und sich darauf wälzt, so daß er mit entsetzlichem Gestank behaftet zurückkommt. Hunde, die dazu neigen, das Aas auf große Entfernung wittern und darauf zulaufen, muß man im Auge behalten, sofort anrufen, wenn sie erst mit der Nase prüfen. Gehorchen sie nicht, so erfolgt der Schrotschuß, darauf anleinen und sie unter Verweis der betreffenden Stelle führen. Manche Hunde, die zu einseitig ernährt werden (Mangel an Nährsalzen), neigen zum Kotfressen. Auch hier hilft nur Aufpassen, wenn man versteckte Stellen, Mauern, Gräben oder sonst für menschliche Kotablage geeignete Plätze passiert. Eine tägliche Gabe von Chlorkalzium in das Futter getropft (Dosierung s. 1. Kap.), sowie Fleisch oder Knochenbeigaben, unterdrücken diese üble Neigung. Sonst wird man möglichst wenig auf Ausgängen erziehen, anrufen, dirigieren. Der Hund soll sich nach dem Herrn umsehen; wer ihn an jeder Straßenecke ruft, erzieht einen Hund, der geht, wohin er will, statt daß er den Herrn beständig im Auge behält.
Zu dieser sehr wichtigen Übung raten wir, solange der Hund noch im unreifen, aber eindruckfähigen Alter steht. Der Gehorsam muß anerzogen in sein ganzes Wesen übergehen, nicht durch Dressurlektionen erzwungen werden. Der Nachhilfe, die dazu unerläßlich, setzt der Junghund noch weniger Muskelkraft entgegen, ist noch leicht einzufangen, auch soll er dabei durch kleine Belohnungen den Eindruck gewinnen, daß rasches Befolgen für ihn von Vorteil ist. Hat er begriffen, was er soll, so genügt später freundliches Lob. Das vertrauensvolle bedingungslose Herkommen soll auch deshalb der systematischen Dressur, bei welcher man ohne gelegentlichen Zwang und gewisse Härte nicht auskommt, voraus gehen, da der Junghund im Kommen nur das Laufen zum freundlichen Herrn erblickt, der ihn noch nicht mit Lernen und sonstigen Zumutungen bedrückt hat. Wie alle späteren Übungen erfolgt diese im Anfang nicht bei starkem Ruhebedürfnis (kurz nach der Hauptmahlzeit), auch nicht direkt während lebhafter Emotion (Spiel, Springen, Bellen), in deren Bann seine Aufmerksamkeit voll steht, noch in Anwesenheit ablenkender Personen (Kinder, belebter Hof). An die Führungsleine muß er schon so weit gewöhnt sein, daß er sich an dieser nicht ungebärdig benimmt, in diese beißt. Für diese Übung wird sie durch eine längere (3—5 m) ersetzt. Man gibt ihm an dieser voll nach, legt die Schleife um das Handgelenk und ruft den Namen, dazu lockend: „herein”, in die Hände klatschend. Dieses Klatschen war oben schon angedeutet, um seinen Gang zu beschleunigen, wenn ihm die Futterschüssel hingestellt wird. Kommt er nicht sofort, so zieht man ihn unter Anruf heran falls nötig mit leichtem Ruck. Dann beklopft und streichelt man ihn freundlich, als ob er von selbst gekommen wäre. Nach einigen Minuten und Gehen an der verkürzten Leine läßt man diese nach und wiederholt den Anruf, wie oben angegeben. Sobald er das erste Mal willig und von selbst kommt, erhält er eine Belohnung und lebhaftes Lob. Ohne Ablenkung durch die Umwelt wird jeder Hund nach 3 Tagen verstehen, was er soll. Immer noch erfolgen die Übungen an langer Leine, die man versuchsweise aus der Hand läßt. Kommt er willig, so löst man ihn nach Belohnung und springt selbst mit ihm ein Stück, was immer für jeden Hund ein wohl verstandenes Zeichen von Anerkennung ist. Plötzlich bleibt man stehen, entfernt sich rasch nach rückwärts und ruft unter Händeklatschen. Wer es vorzieht, kann sich auch einer Pfeife bedienen. Aber niemals geht man beim Hereinrufen, um den Weg zu kürzen, entgegen, weil das Zugehen eher etwas Drohendes hat, oder den Hund zu der Annahme veranlaßt, es gehe weiter, und bisher war er immer gewöhnt, gemäß der Richtung des Herrn zu laufen. Diese Übungen sind so lange an der langen Leine fortzusetzen, bis der Hund genau begreift, was er soll und daß er muß. Hierauf kommen Übungen in Freiheit, wozu man die Gummischleuder mitnimmt. Ignoriert der Hund den Anruf völlig, dreht sich nicht einmal um, so erfolgt plötzlich der Strafschuß ohne vorherige Drohung. Auf diesen der freundlichste Anruf. Hierauf wieder einige Übungen an der langen Leine. Hört der Hund auf Anruf, nähert sich aber nur zögernd und halt machend, so wäre ein Strafschuß falsch; dann entfernt man sich rasch und lockt; wiederholt die Übungen an der Leine. Überflüssiges Pfeifen und Anrufen (Kommando, etwas anderes als Unterhaltung) ist zu vermeiden; außer auf Gehör (Ruf, Klatschen) wird man vorteilhaft durch Anwinken mit dem Arm unterstützen und so zugleich auf das Auge einwirken. Später wird das Deuten mit dem Zeigefinger eine Hilfe sein, wo er einen Gegenstand zu suchen, also seine Aufmerksamkeit hinzulenken hat. Zunächst deute man mit dem Arm zum Herrn: „herein”; für den fertigen Hund muß später das Winken mit dem Arm allein genügen. Sitzt das Herkommen fest — geübt wird es seltener, nur praktisch angewandt —, so wird das entgegengesetzte geübt. Erst einige Male im Zimmer blitzschnell „Platz”, unter Lösen der Leine und Armbewegung, scharf gegeben. Sodann etwa 20 Schritte vom Hause: „Geh Platz!” unter Lösen von der Leine scharf gegeben unter Drohung mit Gerte. Zu Hause wird er erwartet und gelobt, aber nicht belohnt, weil er sonst leicht von selbst umkehren könnte, in der Erwartung, sich damit etwas zum Fressen zu verdienen. Nächsten Tages wird die Entfernung erhöht auf 30 m und der Hund nach 1⁄4 Stunde abgeholt und mitgenommen. Geht er nicht sofort freiwillig, so begleitet man anfangs einige Schritte und wiederholt das Kommando „Geh Platz”. Diese Übungen müssen zunächst nicht auf alle Entfernungen ausgedehnt werden; da es aber nützlich ist, wenn man seinen Hund mit einer Botschaft nach Hause senden kann, werden sie später nach vollendeter Reife wiederholt, wenn der Hund alt und selbständig genug ist, sich nicht abfangen zu lassen. Jetzt sollen einige solche Übungen zunächst nur den Junghund lehren sofort nach Hause zu finden, wenn er sich vom Herrn zufällig verirrt oder allein unbeaufsichtigt das Haus verlassen hätte. Ist er im Nachhausegehen nie geübt worden, so irrt er ratlos ab und kann leicht zu Verlust geraten. Nützlich ist es auch bei Heimkehr vom Spaziergang in Nähe des Hauses stehen zu bleiben und ihn mit Kommando „Geh Platz” vorauszuschicken. Man geht nach, wenn er gefolgt hat und ruft dem an der Haustür wartenden Hund aus etwas Entfernung zu: „Gib Laut”, worauf ihm das Tor oder die Tür dort geöffnet werden soll. Das nächste Mal wird er von selbst durch Bellen Einlaß verlangen.
Die spielende Dressur wird von Anhängern der scharfen Parforce-(Gewalt)-Dressur, die erst bei fertigen Hunden einsetzen dürfe, schroff verurteilt. Der Berufsdresseur, der in 6—8 Wochen einen Hund in allen Fächern firm machen soll, kann freilich damit nicht arbeiten. Wer sie aber anwendet, muß sich bewußt sein, daß er nicht mit dem Hund spielen, sondern den Trieb zum Spiel ausnützen, der nichts ist als Kräfteüberschuß, worin schon Schiller das Wesen des Spieles sah (s. dessen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen”, 27. Brief). Dem Kind ist sein Spiel tiefer Ernst; nur wer darauf eingeht, es nicht als gehaltlose Tändelei ansieht, wird das Kind verstehen und richtig leiten. Ebenso den zum Spiel aufgelegten Hund. Die besten Tricks der Dressur wilder Tiere, bewunderte Paraden von Freiheits- und Schulpferden sind nicht vom Dresseur erfunden und geschaffen, sondern vom Tier selbst; der Vorführende schleift höchstens ab und inszeniert. Ebenso bei den Hunden; kleine Wunder von Dressur erreicht auch bei Hunden nur, wer ihren Spieltrieb im Jugendalter beobachtet, ihn ausnützt durch Entgegenkommen, aus einer Pose und einem Versuch etwas macht, dazu das Kommando und Nebenumstände schafft. Was wir selbst nach Vorschriften für alle Hunde an Erfolgen erzielen, ist nur ein Wehren unter Drohung und Zwang, Erziehung genannt, und ein mechanisches Einpauken von Gehorsamsübungen unter Ausnützen von Sinnesanlagen (Gehör, Nase) und Urtrieben (Suchen, Revieren, Wachen, Haß gegen andre Tiere). Mehr oder minder scharf gedrillt und prompt ausgeführt, größere oder geringere Anlagen bei einzelnen Rassen und innerhalb dieser der Individuen, das allein unterscheidet die Resultate an den Hunden trotz aller Erziehung und Dressur. Den Jagd- und Gebrauchshund in Vollendung macht die Hochzucht. Anders beim Gesellschaftshund. Sobald ihm Bewegung nicht mehr eine Anstrengung ist, er auch geistig regsam wird, setzt der Spieltrieb ein, das Verlangen nach Beschäftigung, etwas Tätigkeit. Kommt der Besitzer dem nicht entgegen, bietet er nicht die äußeren Anreize, deren das in Gefangenschaft gehaltene Tier ebenso bedarf, wie der Mensch, so sucht der Hund selbst nach Betätigung. Je nach Kraft, Größe, Temperament ergibt das unliebsame Vorkommnisse; Zerstörungssucht nennt man es bei Kindern. Vorbeugend sperrt man tateneifrige Hunde in den Zwinger ein, hängt sie an die Kette, wo sie störrisch werden und verdummen, während gerade die beste Zeit zur Erziehung wäre. Beständig in menschlicher Gesellschaft werden sie intelligent, lenksam. Am leichtesten lernt der Hund im Spieltrieb apportieren; wenn er sich irgendwelche Gegenstände auf seinen Platz schleppt, ist der richtige Zeitpunkt. Man läßt vom Drechsler aus Buchenholz einen Apportierbock von folgendem Querschnitt ◻═◻, schlicht ohne Politur drehen, der leicht rollt, je nach Größe der Rasse 15—30 cm lang, bewegt ihn dicht vor den Augen des Hundes, wirft ihn leicht in die Höhe, fängt ihn auf, um so die Aufmerksamkeit zu erregen, rollt ihn dann an einen glatten Platz: Hausflur, Garten, nach Ruhe während des Spaziergangs an einsamer Stelle vor seinen Augen fort mit dem aufmunternden Ruf: „Apport”. Der Hund springt sofort nach, um ihn zu fangen. Ergreift er nicht sogleich, so kommt man zuvor, nimmt ihn weg, bewegt das Holz vor ihm und wirft aufs neue: „Apport”. Für Foxterriers, Airedales, die gerne springen, kann man auch eine Holzkugel oder Vollgummiball wählen, doch werden diese dann zuweit mit der leichten Beute davon eilen. Und es kommt darauf an, daß der Hund den Gegenstand alsbald abgenommen erhält, bis er selbst merkt, daß Ablieferung eine Fortsetzung des Spiels bedeutet. Das Apportierholz ist immerhin für das noch schwache Gebiß eine kleine Last. Sowie der Hund gefaßt hat erfolgt das Kommando: „herein”, auf das er in seinem Eifer meist nicht prompt folgt, nur mit Aufhorchen oder Zögern reagiert. Man eilt herzu, nimmt ihm mit sanfter Gewalt das Holz ab, reizt ihn ein wenig und wirft aufs neue: „Apport”. Dieses Spiel wird höchstens 3—4 mal wiederholt, so daß es Reiz des Neuen hat. Keinesfalls darf es ermüden oder langweilen, niemals dürfen wertlose Holzstücke oder gar Steine, an denen häufig Zähne abgebrochen werden, benützt werden. Läßt man auch nur einmal den fortgeworfenen Gegenstand zum Zerbeißen oder den Hund achtlos wegwerfen, so stiftet man für spätere Dressur zum korrekten Apportieren Schaden, verleitet man ihn sich Gegenstände des Haushalts zum Zerstören einzuholen. Hat der Junghund Freude am Nachspringen und Ergreifen, läßt sich aber nur widerwillig abnehmen oder jagt damit davon, so übt man einige Male an langer Leine. Für jedes Abnehmenlassen oder gar Bringen erfolgt lebhaftes Lob. Mit ein wenig Entgegenkommen muß man schon zufrieden sein, dann wirft man weiter. Gestraft wird hierbei nie, höchstens die Übung abgebrochen. Erst wenn man zufrieden ist, wird der Holzbock durch Holzkugel oder Vollball ersetzt. Wirft man letztere in Rasen, so umwickelt man sie mit hellem Stoffstück, um sie sie mit dem Auge zu finden. Kluge Hunde beobachten die Stelle des Einfallens und lernen bald, was sie nicht sehen, mit der Nase zu suchen, eine wertvolle Erleichterung für Verlorenapportieren. Wichtig für alle spielende Dressur ist der richtige Zeitpunkt; dieser ist, wenn der Hund selbst sein Lager verläßt und zum Herrn kommt, sich meldet; dann ist er aufgelegt, empfänglich. Spiellust läßt sich anregen, fördern, nicht befehlen. Setzt er sich fragend vor uns, so richten wir ihn an den Vorderpfoten auf, halten ihn einen Augenblick, lassen los, aber die Hände dicht vor ihm und sagen: „so schön”, ihn scharf ansehend. Macht er Miene sich herabzulassen, so mahnen wir mit „schön”, brechen ab, ehe er herabgeht, beloben und belohnen ihn. Das nächste Mal halten wir ihm unter dergleichen Mahnung einen Bissen dicht vor die Nase: „so schön”, werfen ihn nach kurzer Zeit im Bogen von oben zu mit dem Ruf „Nimm”! Werden diese und ähnliche Übungen gemacht, wenn der Hund von selbst zum Herrn kommt, so haften sie nach 3—6 mal. Holt man ihn und nötigt ihn dazu, so wird er nach 10 maliger Anweisung noch immer die mechanische Unterstützung und Anleitung brauchen. Richtet sich der Hund von selbst oder nach Anlocken unter Vorhaltung von Knochen oder Zucker auf den Hinterbeinen auf, so ist es Kleinigkeit, diese Stellung zu verlängern durch langsames Entfernen über ihm nach rückwärts, unter Zeigen und Vorhalten des Bissens ihn das Gehen auf den Hinterbeinen (Tanzen) zu lehren. Durch Aufheben aufgerichtet und Zuspruch lernt er es schwer, viele, gar nicht. Sie müssen selbst die dazu nötige Stellung ausbalancieren und einen Zweck vor Augen sehen. Sitzen wir ruhig im Zimmer, und der Hund kommt langsam heran, berührt uns mit der Pfote, so ergreift man diese lebhaft und drückt sie. Hält dann die offne Hand vor die Pfote. Erhebt er sie nicht, so stößt man leicht von rückwärts den Vorderlauf an: „Gib Pfote.” Handbewegung, Armhaltung und Wort müssen sich immer ergänzen. Stille im Zimmer, Abwesenheit anderer Menschen sind der richtige Moment. Das im Augenblick gegebene zu erfassen macht den Laien zum Dressurkünstler, nicht das Programm und Lehrbuch. In allem sonstigen mag man nachlesen und Rat hier einholen, was in diesem Kapitel 12 steht, muß in das Gefühl übergehen und in den Fingerspitzen sitzen.
Hat der Hund das spielende Wesen abgelegt, seine Glieder in der Gewalt, das endgültige Gebiß bekommen, so geht der Junghund in den Jährling über, je nach Rasse im 7., bei größten Schlägen im 9. Lebensmonat. Am schnellsten lernt jedes Tier, wenn es genau nach Methode wie die Vorfahren erzogen wurden, Rassen mit Tradition der Dressur wie Jagdspaniels begreifen fast von selbst. Statt des Lederriemens erhält der Jährling sein solides Zug-, der Polizeihund sein Dressurhalsband; an Stelle der Führungsschnur tritt die Lederleine, Zwang zu exakter Ausführung ersetzt bisherige Nachgiebigkeit. Wir erleichtern nur noch Begreifen und Ausführung, sind aber unerbittlich in exakter Befolgung. Leinenführig ist nur der Hund, der an linker Seite, dicht am Knie, den Kopf für Führer sichtbar, die Vorderläufe in gleicher Höhe wie der Herr geht, ohne die Leine je zu spannen. Bester Zeitpunkt der Übung: Rückkehr vom langen Spaziergang, nicht sofort bei Ausgang. Wir überdenken vorher, so daß uns der Rückweg längere Zeit an Mauern, grader Vorgärtenreihe, Häuserwänden ruhig vorbeiführt. Dort angekommen, deutlicher Anruf, kurze stille Rast, Anlegen. Leine kurz in linke Hand, in rechte Gerte, Kommando: „am Fuß” und im gleichen Augenblick energisch antreten. Nun gehen wir ganz langsam so dicht an der Mauer oder Häuserreihe, daß der Hund links durch diese, rechts durch das linke Bein eingeengt ist. Die Kopfstellung leitet die Länge der Leine. Prellt er mit dem Kopf vor, so erfolgt ein leichtes Zurückziehen und Zuruf „zurück”. Genügt das nicht, ein warnender Schlag mit der Gerte aus dem rechten Handgelenk über die vorgestreckte Nase. Leichtes Lob, lebhaftes würde zum Springen veranlassen, harte Strafe zum ängstlichen Nachschleichen. Das Marschtempo sei alsbald flotter, damit der Hund nicht teilnahmlos nebenher trottelt, sondern animiert geht, da prägt sich das „am Fuß” fester ein als bei dem bisherigen gewohnten Nebenherlaufen. Bleibt man mal stehen, so wird das Kommando „am Fuß!” mit Kurzhalten und lebhaftem Antritt neu gegeben, die Schritte sollen tunlichst hart hallen, wenigstens die ersten, damit die Bewegungsart die Führung unterstützt. Erster Tag ohne Hindernisse und Wendungen; am Endpunkt lösen, loben, Erlaubnis zum Vorspringen mit aufmunterndem „Voraus”. Nach voller Zufriedenheit am zweiten Tag zeitweilig unmerkliches Lösen der Leine, sonst erst bei dritter oder vierter Wiederholung. Wechsel des Weges vorteilhaft, später auf anderer Straßenseite ohne die bannende Wand oder Mauer links. Nächste Steigerung: belebtere Wege unter leichtem beruhigendem Zuspruch bei Annäherung von Hunden; Lob und Ermahnung sollen von Abirren abhalten. Jedes scharfe Abbiegen nach rechts erfolgt unter Kommando „am Fuß”! und leicht angezogener Leine. Wiederholung frei „am Fuß”. Zum Schluß jedesmal Lob und Entlassung: „Voraus”.
Drei reine Gehorsamsübungen, wozu der Hund begreifen muß, was er soll; das Verharren ist das Folgen aus Einsicht, daß er sich damit Strafe erspart. Anfangs übt man im leeren Raum unter Ausschaltung von Ablenkungen, zu denen auch der Trieb des ersten Auslaufens beim Ausgang gehört. Zunächst Namenanruf, Anhängen der Leine, Stehen dicht vor Herrn, die linke Hand faßt nach Halsband unter der Kehle und drückt leicht zurück, die rechte drückt die Keulen nieder, kurzes Kommando „Setz”! Die rechte Hand läßt nach, zeigt dem Hund die senkrecht vor die Nase gehaltene Handfläche (späteres Zeichen ohne Kommando), die linke bleibt noch. Bannender Blick und Zeigen der rechten Hand. Macht er keine Miene aufzustehen, so tritt man zurück, leises Lob. Alsbald beim Ausgang Erlaubnis zum Voranspringen, wenn angezeigt, Abmarsch mit „am Fuß”! Später Wiederholungen, kurzes Kommando und Hilfe zur Ausführung ergänzen sich rasch zusammenfallend. Nutzanwendung: so oft der Hund am Fuß geht und der Herr stehen bleibt, jedesmal „Setz dich”! Bald nur noch auf Vorhalten der Hand senkrecht vor die Nase, bis,sich der Hund von selbst setzt, sobald und wo immer der Herr still steht. Zweck: würde der Hund ungeleint neben dem Herrn, der irgendwie durch Unterhaltung, Blick in Schaufenster, auf Plakat usw. beschäftigt ist, stehen, so wird er leicht zu fremden Hunden laufen, sich langweilend weiter bummeln. Das konsequente Setzen ist ein Bannen am Ort, ohne daß er leicht getreten wird oder in Versuchung kommt. Je temperamentvoller die Rasse (Polizeihund), desto wichtiger ist dieses Bannen; Zwerghunde lernen es selten, da ungeduldig.
Ein weiterer Schritt, etwas schwieriger, für jede höhere
Dressur unerläßlich, ist das Legen auf gedehntes Kommando.
Gut erzogene Hunde wissen schon aus dem Befehl: „Platz,
leg dich”, was sie jetzt sollen. Führen sie es aus dem
Gehen beim Fuß angeleint, nicht auf gedehnten Befehl: „Leg
dich” aus, so drückt man mit linker Hand auf den Rücken,
während die rechte unter die Vorderläufe greift, sie nach vorne
schiebend. Die linke Hand bleibt, der rechte Arm erhebt sich
wagrecht wie hypnotisierend über den Augen. Allmählich
hebt sich die linke weg, der rechte Arm bleibt mit wagrechter
Hand erhoben; will der Hund aufstehen, so klappt die Hand
auf den Oberkopf unter „Leg dich”! Nach einer Reihe von
Übungen muß der Hund lediglich auf Erheben des rechten
Arms mit wagrechter Hand und allmählichem Senken auch
ohne Wortbefehl sich legen. Dieses erfolgt immer mit leiser
Stimme, die auf den Hund eindringlicher wirkt, als Schreien.
Vollen Erfolg hat nur, wer öfter wiederholt, aber unbedingte
Befolgung fordert, falls nötig mit Gerte nachhelfend. Jedes
Nachgeben und Verzicht auf Ausführung lockert auch die
Disziplin auf andren Gebieten. Ist das Legen (Down) für
Jagdhunde unerläßlich, für manche die halbe Dressur, wenn
damit das Niedersenken des Kopfes zwischen die Vorderfüße
verbunden ist, so ist es bei kleinen Rassen entbehrlich, wenn
man sie im Hause zum pünktlichen Gehorchen auf „Platz,
leg dich”! erzogen hat. Auf „Setz dich”, sollte niemand
verzichten. Alle Polizeihundrassen müssen das „Leg dich”
ausführen, sowohl auf Wort wie Wink. Nutzanwendung:
1. Wenn der Hund auf größere Entfernung unsre Stimme
gegen Wind nicht hört, können wir ihn durch Armaufheben
bannen, bis wir zu ihm herangehen und ihn anleinen.
2. Ablegen zum Bewachen eines Gegenstandes, falls fremder
Gegenstand fügt der Herr etwas hinzu, was seinen Geruch
trägt (Handschuh). Hierzu wählt man einen ruhigen Ort,
wenn möglich an Wandung, Böschung, Mauer, Baumstamm
im Schatten, anfangs angelegt oder mindestens mit
angehängter Leine. Nach Ermahnung entfernt sich der Herr,
verhält sich ruhig verborgen; schleicht der Hund nach, wird
er unter „Pfui” und Zeigen der Gerte zurückgebracht, aber
alsbald persönlich abgeholt, unter Mahnung: ruhig „Platzt”
damit er nicht entgegenspringt. Abrufen wäre falsch; was
zu bewachen ist, darf nie verlassen werden.
Zur korrekten Befolgung gehören viele Übungen und Geduld, aber
auch schon eine gewisse Reife des Hundes, sowie gutes Einvernehmen
zwischen Herr und Hund. Ist man überhaupt zur Anschaffung
des sogenannten Torquatushalsband (Stachelhalsband)
geschritten, das für Jagd und Polizeihund fast unerläßlich,
so wird man durch Anlegen an solches sicher Resultate
erzielen, ebenso den Hund rascher zum Gehen an Fuß bringen.
Aber ein solches Instrument sollte nur für dickfellige Hunde
benutzt werden, die auch durch ein paar kräftige Schläge nicht
verdorben (scheu) werden. Sehr nützliche Gehorsamsübungen
sind „Setz dich” und „Leg dich” dicht vor der gefüllten
Futterschüssel. Hunde, die so geübt sind, versagen nicht leicht
in Freiheit.
Alle mittelgroßen und größeren Rassen, ausgenommen die schweren Bernhardiner, müssen lernen, dem Fahrrad zu folgen, dessen Tempo für Junghunde zu mäßigen ist, da sie sonst leicht dauernd in Hinterhand ruiniert werden. Andererseits gibt es kein besseres und bequemeres Mittel, den Junghund zu einem gesunden, kräftigen, bruststarken, wohlgestalteten zu trainieren als das Laufen hinter dem Rad. Die ersten Male muß man sich allerdings die Mühe machen, das Rad zu schieben und zwar ganz scharf auf rechter Straßenseite; ausnahmsweise folgt der Hund nicht links, dicht am Fuß, sondern darf frei gehen. Vom Rad aus ihn an der längeren Leine zu führen, empfiehlt sich nicht, das könnte nur ein sehr geschickter Fahrer mit einem außerordentlich lenksamen, leinenfesten Hund riskieren und hätte höchstens den Erfolg, daß der Hund den Weg nur einmal macht. Hat der dem geschobenen Rad aufmerksam folgende Hund den ersten Lauftrieb hinter sich und seine Geschäfte verrichtet, so steigt man auf einsamer Landstraße, die noch wenig von Autos befahren ist auf, hält sich zur Erziehung dicht rechts, nimmt sofort flottes Tempo, das den Hund zu gestrecktem Trab veranlaßt und nicht viel Zeit läßt, nach links und rechts abzuschweifen. Die schrille Trillerpfeife hängt an Schnur am Handgelenk oder um den Hals; nützlich ist vorn an der Lenkstange an einer vernickelten Klemmvorrichtung die Peitsche zur Abwehr fremder Hunde. Führt man zu zweit, so sollen beide Räder mit etwas Abstand hintereinander folgen; vorn derjenige Teil an dem der Hund mehr gewöhnt ist, als der führende, der zweite gelegentlich korrigierend und überwachend, folgt. Eine Stunde zum Rad begleiten ist soviel Bewegung wie 4 Stunden Spaziergang. In der Stadt selbst und auf belebten Straßen fährt man erst, wenn der Hund nach einigen Wochen des Mitlaufens achtsam geworden ist. Um den etwas reiferen Hund zum Laufen neben dem Wagen zu erziehen, wäre es falsch, sogleich ein flott fahrendes Fuhrwerk zu besteigen; der Hund würde leicht aus Übermut oder Spielerei nach dem Pferd springen oder umkreisen. Auf dem Rückweg nach längerem Spaziergang ersuchen wir den Lenker eines langsam fahrenden Lastwagens uns zu Erziehungszwecken das Aufsitzen zu gestatten und nehmen rechts hinten Platz. Es kommt hierbei nur darauf an, daß der Hund den Herrn sieht und hört, sich an die für ihn verwunderliche Tatsache gewöhnt, daß er nicht dicht herangehen kann. Bellen und Anspringen, was bei langsamer Fahrt und vorausgegangener ausgiebiger Bewegung ohnehin selten, wird nicht geduldet, mit „Pfui” oder Drohung mit Gerte verwiesen. Hilft das nichts, so springt man ab, legt ihn an lange Leine und steigt rückwärts auf. Erst nach mehrmaligem Üben, nachdem rollende Räder und Pferd dem Hund nichts mehr unheimlich Fremdes, wird ein etwas flotterer Wagen bestiegen. Junge Hunde läßt man zum Ausritt nicht begleiten, außer man hat selbst Stall und Pferd, und der Hund ist durch öfteres Mitnehmen und vorherigen Aufenthalt im Stall mit dem Pferd vertraut, meidet die Nähe der Hufe, springt das sich bewegende Pferd nicht mehr an. Und auch dann ist es nützlich, vorher beim Ausführen des Pferdes den Hund einige Male mitgehen zu lassen. Der vorher an das Rad gewöhnte wird sich auch da sofort anpassen und dem Reiter folgen.
Selbst wenn der Junghund nach den Anweisungen des Kapitel 12 schon „spielend gelernt”, — das Wort ist sehr bezeichnend und hat tiefen Sinn — hat, muß man ihm doch noch eine vollständige systematische Dressuranleitung zum korrekten Apportieren geben. Manche Rassen sind auch weniger arbeitswillig und zum Spiel nicht aufgelegt. Solchen mit ausgeprägten Sonderanlagen (z. B. Teckel, Windhund) ist es überhaupt möglich das Apportieren vor vollendetem 8.-10. Monat beizubringen, später ist es nahezu ausgeschlossen oder doch sehr langwierig. Zum Üben wird jetzt nicht Ball und Kugel, nur das Apportierholz verwendet. Raum dazu: ein ruhiges Zimmer ohne Ablenkungen, keine Zuschauer. Damit das Greifstück lieber gefaßt wird und die Zähne nicht verletzt, umnagelt man es mit einem Lederstreifen. Das Apportieren setzt sich aus 5 Handlungen zusammen (setz dich, faß, apport, setz dich, aus). Man ruft „herein” hängt die längere Leine (nicht die kurze Führleine) an das Halsband ohne das Tier durch Lebhaftigkeit zu erregen. Fiebert es vor Erregung hinaus zu kommen, so macht man mit ihm „am Fuß” einige Gänge; Kommando: „Setz dich”! Der Hund soll in Erwartung sein, aber nicht in Erregung, wenn es etwa die Zeit zum gewohnten Spaziergang wäre oder Gebell andrer Hunde, Lärm, Geräusche ihn ablenken. Ist das der Fall, so verschiebt man die Lektion, begnügt sich mit der Übung „leg dich”! Eine erfolgreiche Übung zu richtigem Zeitpunkt ist mehr wert als ein Dutzend erfolgloser. Sitzt der Hund in ruhiger Erwartung, so holt man das Apportierholz herbei öffnet ihm den Fang (Schnauze) mit leichtem Zwang, legt das Holz hinein, hebt leicht, den Kopf durch Druck von unten und spricht deutlich „Faß”, ihn scharf im Auge behaltend. Hält der Hund, so zieht man die Hand langsam zurück unter Mahnung „Faß”! Nach wenigen Augenblicken nimmt man ihm das Holz mit der linken Hand ab, die rechte drückt leicht den Kopf nieder und hilft nach mit Kommando „Gib aus”! Man belobt, aber belohnt noch nicht. Nach einem kurzen Gang „am Fuß” erneutes Setzen und Wiederholung. Inzwischen Pause mit Ablegen. „Herein, setz dich”. Hält der Hund ohne Unterstützung, läßt sich das Holz willig in den Fang ohne Nachhilfe legen, so hält man es dicht vor die Schnauze: „Faß apport” ihm leicht entgegenkommend. Hat er das erstemal von selbst gefaßt, so wird er nach „aus” belohnt und die Lektion mit einem Rundgang „am Fuß” abgebrochen, aber nicht durch Spaziergang abgelöst, weil der Hund sonst während des Unterrichts nur an diesen denkt. Am besten erfolgen solche Stunden an langweiligen Regentagen, am stillen Sonntag Nachmittag. Es gehört dazu viel Nachsicht, Geduld und Zufriedenheit mit kleinem Fortschritt. Der Hund darf angesichts und während der Übung mit dem Apportierholz nie gestraft werden, damit er nicht ängstlich oder unlustig wird. Eher kann man das „Setz dich” vorher etwas scharf fordern, „leg dich” üben, aber dann das Holz noch nicht zeigen und erst bei erneutem Setzen ihm einlegen. Solange nicht das „Faß Apport” ohne Beihilfe klappt, schreitet man nicht weiter. Nimmt er das dicht vorgehaltene sogleich auf Befehl, so wird es das nächste Mal etwas weg und tiefer gehalten, nach alsbaldigem „gib aus” belohnt und abgebrochen. Eine kurze Lektion zur Zufriedenheit bringt mehr Erfolg als stundenlanges Wiederholen. Die nächste Übung ist Vergrößerung der Entfernung bis der Hund von selbst nimmt, sei es, daß wir das Holz bei kleineren Rassen auf den Boden, bei größten dicht vor seinen Augen auf bereitstehendem Holzschemel legen. Bei arbeitswilligen Hunden, die schon vorher spielend lernten, geht das alles in einer Lektion (mit einigen Pausen), bei andren kostet es 6—12 Tage. Ist ein Hund besonders hartnäckig und will sich das Holz absolut nicht einlegen lassen, so hilft oft ein Gewaltmittel. Man nimmt ein ähnlich dickes Stück Rundholz, legt es ihm weit rückwärts in den Fang und bindet es durch mehrfaches Umschlingen im Nacken fest, doch ohne zu scharf abzuschnüren. Mit dieser Befestigung macht man mit ihm einen mehrstündigen Spaziergang, wodurch oft der Widerstand für immer gebrochen ist. Dabei ist Kontrolle und viel Gehen am Fuß nötig. Die Schnur im Nacken wird zur Sicherheit noch an das Halsband befestigt. Mit derselben Verschnürung haben wir hartnäckige Raufer und Katzenwürger besser als mit Maulkorb kuriert. Nimmt der Schüler das Holz vom Boden auf, so darf es nunmehr fortgerollt oder geworfen werden, doch soll der Hund erst auf Befehl „Faß apport” zuspringen. Dieses abwarten zu lernen, ist die Ursache, weshalb auch Hunde, die schon Ball, Kugel usw. bringen, die systematische Übung mit Sitzen vor Kommando, und mit sofortigem Abliefern mit Hinsetzen durchmachen müssen. Erst nach ganz exakter Ausführung darf das Apportieren im freien Gelände mittels mitgenommenen Gegenstands, nie mit aufgehobenem Stein oder Ast geübt werden. Schütteln, Beißen, Spielen, Herumziehen ist streng zu rügen und durch kurze scharf betonte Übung im geschlossenen ruhigen Raum (Zimmer, Hof) zu korrigieren. Nur ganz allmählich wird in langsamer Steigerung der bisherige Gegenstand durch beliebige andre, die anfangs die Witterung des Herrn tragen sollen, ersetzt. Niemand als der Herr darf mit ihm üben. Schwierige Aufgaben, z. B. Bringen von Metall (Schlüssel), das Hunde ungern mit den Zähnen berühren, werden belohnt, um die Äpportierfreude zu stärken. Dem „Faß apport” (Ergreifen und Bringen des Sichtbaren) folgt das „Such apport”, womit der Hund die erste Anleitung zum Verstehen von „Suchen” erhält. Der verwitterte (riechende) Gegenstand wird vor seinen Augen ins Gras, Klee, Heidekraut oder dergleichen geworfen, so daß der Hund zwar das Werfen, also die Richtung, nicht aber den eingefallenen Gegenstand liegen sieht. Diesen muß er durch Absuchen mit Auge oder Nase finden. Ist die Kugel in ein grünes Tuchstück, das man mit einigen Tropfen Anisöl parfümiert hat, gewickelt und erhält er diese vor dem Werfen vorgehalten, so kommt der Hund rasch von selbst darauf, die Nase zu benützen. Meist genügt es und ist auch für spätere Nutzanwendung klüger, nur das Tuchstück einige Stunden in der Tasche oder auf bloßer Haut getragen zu haben. Beim Werfen im Winter im Schneefeld benützt man ein helles Leinenstück. Weiß der Hund genau, was „Such apport” bedeutet, so versteckt man im Zimmer die umwickelte Kugel, läßt den Hund erst setzen und animiert mit „Such verloren”. Der gefundene Gegenstand ist immer, auch im Zimmer unter Hinsetzen vor den Herrn abzuliefern. Mit der Hand gibt man die Richtung an, damit der Hund lernt, diese als Hilfsmittel zu betrachten. Erste Nutzanwendung: während Gehen „am Fuß” lassen wir die umwickelte Kugel fallen, nach zehn Schritten: Kehrt. „Setz dich”, der Hund weiß, daß es etwas zum Apportieren gibt. Wir deuten von ihm weg, dicht am Boden entlang nach mit der Hand rückwärts: „Such verloren”. Versteht er nicht, so gehen wir langsam mit ihm zurück und verkürzen das nächste Mal den Abstand auf 5 Schritte. Das Deuten am Boden lehrt ihn, daß er auf Rückspur suchen soll. Nach einer Reihe von Übungen begreift der Hund unter Benützung und Beobachtung der Winke mit Hand oder Arm ganz von selbst, ob er auf der Fährte oder frei suchen soll. Durch Lob und freundliche Behandlung wird das Apportieren und Suchen bei den meisten Hunden zur Leidenschaft; es darf sich nur niemals mit den Übungen der Begriff von schroffer Behandlung oder Strafen verbinden. Auch darf man den Hund nie durch allzuhäufige Wiederholung am gleichen Platz genau derselben Übung langweilen oder ermüden. Abschluß immer Lob und Zufriedenheit. Weitergehende Dressur der Spurenarbeit mit Gehilfen ist Sache der sogenannten Polizeihunddressur aus Sozialdressurbüchern.
Unter teilweiser Ausnützung des schon vorher Gelernten und der bei spielender Dressur (Kap. 12) festgestellten Anlage lassen sich viele sogenannte Kunststücke beibringen, die man aus der Lust des Hundes am Springen, Apportieren, Verbindung von beiden, ableitet. Wer mit seinem Hund verblüffen will, daß dieser scheinbar rechnen oder lesen kann, der muß ihn nur mit leisesten Winken, kaum merklicher Bewegung der Lippen, Zucken der Schulter dirigieren. Dazu sind nur Hunde brauchbar, die mit Spannung dem Herrn ins Gesicht sehen, die Kommandos dort mehr ablesen als hören. Wer seinen Schüler an laute Befehle, von lebhaften Körperbewegungen begleitet, gewöhnt hat, darf nicht erwarten, daß er auf ein leises, mit geschlossenen Lippen hervorgebrachtes „Ss” reagiert. Oder ein Zucken von Schulter, ein Bewegen der Zehen, die im Stiefel ein Knarren oder Biegung des Leders verursachen, beachtet. Auf solchen, von den Mitmenschen nicht bemerkten Zeichen beruht das Lesenkönnen der Hunde oder ihre Fähigkeit, schwierigste Rechenaufgaben zu lösen. Noch nie hat ein denkender Hund oder Pferd in Abwesenheit des Herrn eine Frage beantwortet. Doch es ist sicherlich schon ein Beweis außerordentlicher Arbeitsfreude, wenn ein Hund immer wieder Buchstaben oder Zahlen klopft, scharrt, Buchstabenblätter herbeibringt. Man möge sich also trösten, wenn der eigne Hund nur mechanisch Gelerntes von sich gibt; selbst die gelehrtesten Hunde arbeiten nicht anders. — Hunde, die lebhaft sind und bewegungsfreudig, lernen sehr leicht springen, wenn man z. B. an langen Regentagen sie nicht hinausführen kann. Zwischen eine Tür stellt man ein Brett (Kistendeckel) in Länge der Türöffnung und in 3/4 Höhe des Hundes), befiehlt „setz dich” etwa 1—2 m von dieser entfernt, übersteigt selber lebhaft das Brett mit dem Ruf „Komm hopp”. Und ebenso zurück. Wiederholt es mehrmals, später auch ohne vorher setzen zu lassen. Sodann wirft man den Ball oder Apportierholz und befiehlt: „Hopp, apport”, bis der Hund freudig auf Kommando das Brett überspringt. Das nächste Mal wird das Brett durch vier zusammengestellte Leisten in folgender Form zwischen der Türöffnung ▭ ersetzt, die nicht höher sein dürfen als er, weil sonst der Hund darunter durchschlüpft. Springt er freudig, so wird die Lattenumrahmung einerseits frei an eine Wand gedrückt, die andre Seite begrenzt man selbst und kommandiert „Hopp”. Endlich stellt man nur noch die obere Latte allein an verschiedenen Stellen gelegentlich auch allmählich erhöhend wieder zwischen die Türöffnung, bis der Hund freudig die wohlbekannte Sprungplatte übersetzt. Dann wird diese durch ausgestreckten Arm oder Spazierstock ersetzt. Über der eingeklemmten Latte zwischen der Tür wird ein Reifen, aus Spanischrohr gebogen und anfangs durch Umwicklung mit Packpapier vergrößert, gehalten, bis der Hund durch den dünnen, etwas verengten Reif über die Latte zugleich setzt und schließlich durch den Reifen allerorten. Dann wird er gradso durch einen Bogen springen, den man mit beiden Armen, anfangs noch über der Türlatte, bildet. Alle Steigerungen erst, wenn das Kommando „hopp” über das Brett sofort verstanden und willig ausgeführt wird. Mit Lob, freundlichem Abklopfen nicht zu sparen, als Abschluß eine kleine Belohnung. Alle kurzrückigen Rassen (Terrier, Pudel, Pinscher, französische Bulldoggen, Dobermann) sind sprungwillig, weniger die längeren, auf kürzeren Läufen, oder die Trabläufer (Schäferhund, Rottweiler), die es aber aus Galopplauf im Freien über eine Wandung zwischen Gartentür ebenso rasch begreifen. Auch hier kann man Apportierlust dazu benutzen, namentlich wenn der Sprung aus Garten oder Hof zum Spaziergang ins Freie führt. — Hat der kleine Hund durch öfteres Zuwerfen kleiner Brocken, anfangs aus der Nähe, das Auffangen unter „Nimm” begriffen, so muß er auch lernen, zu warten bis er die Erlaubnis erhält. Man hängt die Leine an das Halsband, was dem Hund immer das Bewußtsein gibt, doppelt an den Herrn zum Folgen gebunden zu sein, und läßt „setzen”, hält den Kopf unter Mahnung zur Ruhe, wagrecht, legt leise ein Stück Zucker auf die Nase und läßt langsam den Kopf los. Auch ohne Mahnung pflegt der ungewohnte Anblick die Augen zu bannen, unter „st” entfernt man sich und fixiert scharf. Tritt herzu, ein leichter Schlag von unten an den Unterkiefer wirft das Zuckerstück in die Luft „Nimm” gibt die Erlaubnis danach zu schnappen; fällt es zur Erde, so wirft man es nochmals in die Höhe mit „Nimm”. Am nächsten Tag wird die Übung wiederholt, später ohne Leine aber immer mit vorherigem Kommando: „Setz dich.” — Das vorgehaltene Stück Zucker dient auch als Lockmittel zum Durchschlüpfen zwischen die Füße im Gehen. Man stellt sich mit vorgestelltem Fuß vor den Hund, lockt mit der linken Hand den rechts sitzenden Hund. Ist er durchgeschlüpft, so wird das andre Bein vorgestellt und der Zucker in die rechte Hand genommen, bis man 3 oder 4 Schritte gemacht hat. Hierauf erhält er das verdiente Stück, das immer zum Schluß gegeben wird, auch wenn man nicht mehr nötig hat, es zum Locken vorzuhalten und der Hund auf Befehl „hier durch” in Erwartung der späteren Belohnung von selbst kommt und bei jedem Schritt zwischen den Beinen durchläuft. Manche Hunde niesen aus Verlegenheit, wenn man sie fixiert. Man fragt dazu: „Wie niest der Hund”? und belohnt. Andre Hunde reagieren auf Quietschball (Gummiball, der zusammengedrückt, fiebt) prompt durch kurzes Bellen. Man wiederholt dicht vor ihnen das Geräusch 3—4 mal, belohnt jedesmal, namentlich wenn der Hund öfter antwortet. Dann wird der Ball in der Hand verborgen, ganz leicht gedrückt, der sitzende Hund erwartungsvoll angesehen. Auf Antwort darf mit Belohnung nicht gespart werden. Ist man sicher, daß der Hund 5—6 mal unbedingt anschlägt, so kann man ihn als Rechenkünstler vorführen und fragen: „Setz dich”, wieviel ist 4 mal 8 weniger 29. Darauf dreimaliges Drücken auf den verborgenen Ball, wobei die Zuschauer, „um den Hund nicht zu verwirren” etwa 10 Schritt weit entfernt gehalten werden, so daß sie unmöglich das leise Geräusch des Balls in der Brusttasche durch den angepreßten Arm oder in der Hosentasche vernehmen können.
Alles das sind scheinbar überflüssige Spielereien ohne praktischen Wert. In Wahrheit ist alles nützlich, was der Hund lernt. Aus einem ergibt sich das andre. Noch bedeutungsvoller ist das Lehren für den Besitzer; er erlernt dabei den Hund behandeln und zu ermessen, wie weit ein Hund auf Erinnerung und Reize reagiert. Das Einvernehmen zwischen Mensch und Tier wächst; der Hund wird mit jedem neuen Begreifen leichter erfassen und fester behalten. Bis er Stimme, Ton, jede Regung versteht, worüber man oft irrig sagt: er versteht jedes Wort. Alle hohe Dressur ist Willigkeit zur Beachtung von Zeichen. Damit Belohnungen (ein Stückchen Kakes, Zucker) auch als solche empfunden werden, darf der Hund nicht überfüttert sein, auch außer den regelmäßigen Mahlzeiten in seiner Schüssel von niemand je Leckerbissen zugesteckt erhalten. Eher etwas knapp an einem Schultag (Regentag): ein voller Bauch studiert nicht gern.
Die meisten Hunde gehen gern von selbst bei Hitze ins Wasser, wenn sie nicht unvernünftig behandelt, d. h. hineingeworfen oder an einer plötzlich abschüssigen Stelle den Grund verlieren und erschrecken. Ehe man den mindestens 6—8 Monate alten Hund ans Wasser führen will, sucht man sich schon in Gedanken eine flache Uferstelle aus, an der man sich nach Spaziergang an heißen Sommertagen lagert. Dann läßt man ihn gewähren und selbst Bekanntschaft mit dem nassen Element suchen. Jeder Zwang ist von Übel, Beispiel älterer Hund nützlich, aber nicht unerläßlich. Hat er sich ins Wasser gestellt und macht darin Gehversuche, so wirft man ein rundes Holzstück das mit langer dünner Schnur zum Herausholen zur Sicherheit versehen ist, wenige Meter von ihm noch ins flache Wasser: „Apport”. Sobald er herauskommt, schnell das Kommando „Setz dich, gib aus”!, ehe er sich noch schütteln kann. Wasserabschütteln vor Ablieferung des Apportgegenstands ist ein Dressurfehler, weil dabei meist der Gegenstand fallen gelassen wird und liegen bleibt oder, falls Ente des Jägers, entweicht. Was auch der Schüler ausführt, muß exakt sein. Hat man das Holz abgenommen, so mag er erst etwas herumspringen, ehe man aufs neue wirft. Nicht ermüden, und mit Lob abschließen, sodann flotter Heimweg namentlich später bei kühlerem Wetter. Einige Tage später versucht man es in tiefem Wasser; scheut er es, so geht man ohne Tadel nach Hause, versucht es nochmals. Das Versagen ist kein Unglück an sich, aber es gibt ein nie versagendes Mittel jeden Hund zum Schwimmen zu bringen. Dazu brauchen wir einen lebenden Gehilfen oder einen kurzen Pfahl, 1 m lang, unten spitz zum Einschlagen; oben (etwas unter Rand) wird eine Ringschraube eingedreht. Ort ein Bach, der zum Durchwaten für den Hund zu tief aber nicht reißend ist, Nähe einer Brücke. Auf dem einen flachen Ufer schlagen wir mit kräftigem Stein den Pfahl in den Boden, so daß er etwa 1⁄2 m noch herausragt, ziehen durch die Ringschraube eine lange kräftige Leine, werfen die beiden Enden auf das andre Ufer, zum sicheren Wurf mit angebundenem starken Holzstück. Sodann begeben wir uns mit dem Schüler über die Brücke zu der dem Pfahl gegenüber liegenden flachen Stelle. Das eine Ende wird an das genügend eng gestellte, aber nicht würgende Halsband befestigt, das andre nehmen wir in die rechte Hand. Mit der linken führen wir dicht an das Wasser und ziehen nun mit der rechten Hand langsam aber fest die durch die jenseitige Ringschraube laufende Schnur. „Voraus, so ist's brav.” Der Hund fühlt sich geführt an der Hand des Herrn, wenn er auch im Wasser den Boden unter den Füßen verliert, zieht ihn die Leine, daß er nicht versinkt, noch unsicher wird oder Zeit hat zum Paddeln oder Wasser treten. Kurz vor dem Ufer, noch ehe er herausspringen kann, erfolgt das Kommando „herein, hierher”! und das andre Ende der Leine, das bisher nur nachgab, zieht zurück. Man kann denselben Effekt mit einem Gehilfen erreichen, der den Hund am Halsband hält, während man die lange Leine ans andre Ufer wirft, über die Brücke geht und nun selbst den Hund an dieser zu sich unter Anruf hinüberzieht. Dort wird er gelobt. Besser ist es aber, das ganz allein in aller Stille ohne Zuschauer und Teilnehmer abzumachen. Man wird erstaunt sein, wie rasch jeder Hund begreift, daß das Wasser gar nichts gefährliches ist, und daß er an der führenden Hand des Herrn immer in Sicherheit ist. Dieses Hilfsmittel muß in vollster Ruhe und Bedächtigkeit benützt werden, überzeugt, daß es hilft und daß der Hund ohne jede Aufregung sich leiten lassen wird, als ob man schon 10 Hunde auf diese Weise von der Harmlosigkeit des Wassers überzeugt hätte. Am besten setzt man sich einige Minuten vor dem Anlegen an die hinübergeworfene Leine ans Ufer und raucht eine Zigarette, was auch zum Vertreiben von Mücken nützlich ist. Jede Unruhe, Nervosität oder Unsicherheit des Herrn überträgt sich auf den Hund, den wir auch nie über Trauer oder Niedergeschlagenheit täuschen können, wie unsre Angehörigen, die wir aus Rücksicht leicht mit Worten zu beruhigen vermögen.
Zu Schwimmkünstlern und Tauchern kann man nur solche Rassen machen, die ererbte Wasserpassion infolge Lebensweise der Vorfahren (Neufundländer) oder Abstammung von Arbeitsschlägen (Pudel, Spaniel. Airedaleterriers, die Otterhundblut führen) besitzen. Öfter führt auch häufige Gelegenheit durch Nähe von Teichen, Flüssen, Meeres- oder Seeufer, harte Schläge, wie rauhhaarige Terriers und Pincher dazu. Vorbedingung zum Tauchen ist sehr klares, ruhiges Wasser und freudiges Apportieren, wozu man Holzstücke durch Beschweren zum Untersinken präpariert, aber nie Steine, benützt. Will man den schwarzen Schnürenpudel in voller Schönheit und Farbe erhalten, so darf er nach dem Baden wie Schwimmen nicht lebhaften Sonnenstrahlen ausgesetzt werden; man wählt dazu die warmen Sommerabende. Auch lasse man sich nicht verleiten, an kühlen windigen Abenden Hunde ins Wasser zu schicken, besonders nicht kurz behaarte. Zum mindesten nehme man ein altes Handtuch mit und frottiere kräftig dem Haarstrich entlang. Ältere Jagdhunde, die viel zur Entenjagd benützt werden, zeigen durch Nierenleiden und Rheumatismus, wohin solche Zumutungen führen. Hat der passionierte Hund gegen Willen des Herrn ein eisiges Bad genommen, so begibt man sich im Eilschritt zur nächsten Behausung und scheue sich nicht, dort Wärmeschutz vor Ofen oder, nach Trockenreibung mit Heu oder Stroh, im Stall zu erbitten. Es wird selten gemütlose Menschen geben, die einem Tier Mitgefühl versagen, was zudem nichts kostet. Lieber eine halbe Stunde Aufenthalt, als ein krankes Tier, für das der Herr verantwortlich ist.
Wenn manche Hunde auf Schuß ausreißen, und sogar schußscheue Jagdhunde vorkommen, so ist nervöse Veranlagung, der nicht rechtzeitig entgegengetreten wurde, sowie ein erstmals in nächster Nähe abgegebener Schuß schuld. Der Jäger schießt vom Hund weg auf ein Ziel, der Jagdhund muß auf Schuß sich legen und Befehl abwarten. Der Schuß gegen Herrn des Schutzhundes kommt in der Richtung auf diesen. Also ist hier die Gewöhnung eine andere. Der Abfeuernde soll nie der Herr sein, sondern immer ein Zweiter, ein Feind. — Der Gehilfe erhält einen Revolver, geladen mit Platzpatrone-(ohne Kugel, anfangs wenig Pulver); er hat sich im freien Gelände, etwa 100 m weit aufzustellen und zunächst nur durch lebhafte Bewegung und rüden Anruf auf sich aufmerksam zu machen. Der Hund steht angeleint links vom Herrn. Der erste Schuß fällt, Kommando: „Gib Laut!”. Man lobt, hält den Hund zurück. Der Gehilfe nähert sich auf Wink, gibt weiteren Schuß ab. Je lebhafter der Hund bellt, desto weniger hört er die Schüsse, deren letzter auf höchstens 6 m Nähe erfolgen darf. Jetzt rückt man mit dem Hund vor, worauf der Gehilfe sofort zurückweicht. Hier wie bei allen Mannübungen muß der Hund immer den Eindruck haben, daß er der Sieger sei, der mit drohendem Bellen den Feind in die Flucht schlägt. Aber nie darf Manndressur und Angriff mit einem Hund geübt werden, der nicht eine volle systematische Dressur hinter sich hat und fest im Appell ist. Bei scharf veranlagten, kräftigen Rassen könnten Mißverständnisse von Schuß, Bewegung, Verwechslung des Gehilfen oder dgl. zu verhängnisvollen Folgen führen. Man muß immer wissen, wo man nur anleiten und mehr den Zurückruf üben muß, und wo man den etwas schüchternen Hund zum Draufgänger steigern kann. Also Vorsicht bei Schäferhunden, Rottweiler, Dobermannpinscher, Doggen, Bulldoggen; bei diesen wird nicht scharf gehetzt, sondern nur die Richtung angegeben und Gehorsam geübt. Den regungslos stehenden Menschen (oder Gehilfen) hat der Hund nur zu verbellen, nie anzugreifen. Das Bewachen erfolgt in liegender Stellung, Kopf in Richtung des Feindes. Reagiert der Schutzhund auf den „Verbrecher” nicht, so wird er wie folgt immer scharf zu machen sein. Der Hund steht an kurzer Leine an linker Seite des Herrn; der Gehilfe in auffälliger Kleidung (umgedrehter Joppe) nähert sich mit einem größeren Ast, ärgert damit mit krächzenden Tönen den Hund. Entweicht sofort, wenn dieser auf Kommando bellt, begibt sich auf erhöhte Stelle (Mauer, auf Baum mittels angelegter kurzer Leiter), so daß ihn der Hund keinesfalls erreichen kann. Von obenher reizt er den Hund mit dem Ast; gibt dieser lebhaft Laut, so kommt der Herr hinzu, lobt ihn und führt ihn weg an der Leine, doch nur wenige Schritte, worauf der Hund frei „an Fuß” als Gehorsamsübung zu folgen hat. Systematische Dressur zum Fassen des Gehilfen („Verbrechers”) erfordern Hetzgewand, Schutzärmel, Dressurplatz und sollte von Laien nur unter Anleitung erfahrener Dressurleiter im Polizeihundverein, Schäferhundverein erfolgen. Vieles Üben und Beißenlassen wird besser vermieden; man erzieht damit bißwütige Hunde. Ist ein Hund nicht scheu, hat er nur einige Male den flüchtenden Gehilfen verfolgt, so weiß er im Ernstfall von selbst von seinen Zähnen Gebrauch zu machen. Allerdings soll der Schutzhund auch nicht ausreißen, wenn ihm jemand mit Ast oder Stock droht, und das ist nur damit zu erreichen, daß man einen Gehilfen gegen den angeleinten, dicht beim Herrn stehenden, bellenden Hund vorgehen läßt. Zieht er sich scheu zurück, so wächst dem Hund sofort der Mut, er geht vor und weicht auch nicht zurück, wenn absichtlich ungeschickte Schläge zunächst nur auf den Boden klatschen. Erst wenn der Hund wütend bellt, darf ihn ein Schlag mit Ast berühren, wird aber dann nicht schaden, sondern den Hund nur angriffsmutiger machen. Immer muß der Herr dabei stehen, animieren, aber doch den Hund so kurz halten, daß eine Verletzung des Gehilfen ausgeschlossen ist. Plötzlich steht dieser ganz still, dann wird auch der Hund mit kurzem Kommando „ab ! Leg dich”, zur Ruhe verwiesen. Den gegebenen Schutzhund liefert die Züchtung, erzieht die Liebe zum Herrn. Nicht die Hetzarbeit, die oft verdirbt und fast nur für Hundebesitzer in einer gefährdeten Berufsstellung angezeigt ist. Hunde an die Kette der Hütte anzulegen und necken zu lassen, veranlaßt sie zwar bei jedem geringfügigen Anlaß zu bellen, zu schnappen und sich wie toll zu gebärden, macht also einen drohenden Kettenhund, aber niemals einen zuverlässigen Schützer. Von der Kette und dem örtlichen Rückhalt wie Hütte gelöst, sind solche Hunde meist feige, schnappen höchstens aus Angst für sich selbst von rückwärts zu. Der richtiglernende Beschützer kann nur durch den fingierten Angriff gegen ihn, wenn er dicht beim Herrn steht, oder gegen den Herrn selbst im Dunkeln zum Begreifen des Schützens gebracht werden. Auch der tobende „Verbrecher” hinter einer Holzwand, der den Hund reizt, führt nicht auf das Ziel Schutz, sondern zur Rauflust, die dann erst wieder gebändigt und in gesunde Richtung gestellt werden muß.
Ein Erzieher und Dresseur, der selbst erst einen Hund verdorben hat, eignet sich auch nicht zur Berichtigung, die noch weit höhere Anforderungen an Konsequenz, Geduld, Ruhe, Eingehen auf den Charakter fordert. Unbedingt hoffnungslos ist kein jüngerer Hund, den man aus fremder Hand mit Fehlern mangelhafter Dressur, hand- oder schußscheu, zum Entweichen geneigt erhält. Die Hauptbedingung ist, daß der Hund und neue Herr sich innig aneinander anschließen, sehr viel beisammen sind, daß der auf Straße etwa unbändige, Wagen nachprellende, rauflustige, Geflügel hetzende Hund möglichst wenig Gelegenheit zu Übeltaten findet, solange er nicht eine vollständige neue systematische Dressur (Kapitel 13 bis 17) durchgemacht hat, als ob er noch nie etwas gelernt hätte. Und von allen Übungen reichliche Wiederholungen unter peinlichster Beachtung des vorgeschriebenen Anlegens und dazu „Setz dich”. Vor Beginn des Kursus muss man einige Tage der Woche weiten Spaziergängen oder Radtouren in allerlei Gegenden vor der Stadt opfern. In den Straßen aber an kurze Leine links „am Fuß”. Niemand füttert als der Herr, in dessen Schlafzimmer (oder nebenan bei offener Tür das Schlaflager („Platz”) sich befindet. Fremden Hunden, Wagen, Autos, allem, was der Hund scheut oder ihn reizt, weicht man nicht aus, sondern führt den Hund so dicht als möglich vorbei. Hier wie bei allen sonstigen Gelegenheiten wird viel mit ihm gesprochen. Je mehr der Hund lernt (Kapitel 17) und man übt, desto besser. Er muß seine ganze Vergangenheit vergessen, viel Bewegung haben und Abends müde sein. Der neue Besitzer soll womöglich den früheren Herrn (aber nicht in Gegenwart des Hundes) persönlich kennenlernen und dessen Wesen studieren, damit er in allen Kundgaben zum Hund sich auf das Gegenteil einstelle. Spricht jener laut, rasch, lebhaft, so übertreibe er im Verkehr mit dem Hund das Gegenteil. Dieser muß sich immer beobachtet wissen und mit dem Herrn verbunden fühlen. Ehe Befehle erfolgen, muß sich der Hund setzen, den Herrn anblicken lernen, das Kommando abwarten und ablesen. Hat man aber dazu nicht Zeit, so fange man besser den Versuch gar nicht an, verschiebe den Erwerb auf die Ferien. Man glaube nicht, daß man mit Strafen einen verstockten Jungen oder Hund korrigieren könne; damit mag man ihn höchstens zurückhalten, solange er dicht unter den Augen in der Hand ist. Er muß ganz neu sich selbst erleben lernen und im Verhältnis zum Herrn eingestellt werden. Gehorsamsübungen können nicht oft genug (aber ohne Strafen) gemacht werden; rasch und prompt hat „Setz dich, leg dich, apport, Platz, herein, am Fuß” zu erfolgen. Dazu viel Arbeit, Sprungübungen, Kunststücke, Verlorensuchen, Apportieren aus Wasser, Gewöhnen an Schuß ohne Hetzarbeit, das Leben im Hause streng regelmäßig, nie allein ohne Aufsicht auf die Straße. Eine große Summe von gütigen Mühen; ehe man sich dieser unterzieht, wäge man, ob diese der betreffende Hund nach Rassenschönheit und Anlagen, die das Auge und der Gesichtsausdruck verrät, wert ist. Nach Charakter ist der verdorbene Hund ursprünglich oft mehr wert als der, an dem nicht leicht etwas zu verderben ist.
Ein altes Wort sagt: „Einmal Hundefreund, immer Hundefreund.” Zu einem Dauerzustand für das Leben lohnt es auch ein Dauerheim zu schaffen, da aus dem Hundebesitzer, dem erfolgreichen Aussteller, sehr oft der Züchter wird, der die häufigen Bitten aus Freundeskreis nach einem Abkömmling seines Musterhundes erfüllen will. Bei einem Einfamilienhaus, sei es Stadtmiethaus oder Eigentum vor der Stadt, sollte der Zwinger nicht fehlen. Er erleichtert die Haltung, ermöglicht die Zucht, hilft Haus und Wohnung sauber halten, wenn der Hund nach Spaziergang bei Regen oder Schneeschlamm naß heimkommt und vor Einlaß in das Haus eine Stunde auf reichlichem Strohlager trocken und sauber geworden. Die läufige Hündin ist dort während der Zeit, in der jede zum Entweichen neigt, sicher bewahrt. Die Zuchthündin kann dort in Ruhe werfen und mit den Welpen bleiben, bis sie anfangen selbst zu fressen und weggegeben werden. Auch in einer Villa mit 2—3 Wohnungen erspart ein schlichter Zwinger viel Beschwerden wegen beschmutzter Treppenhäuser, und die im Verhältnis zu dem Luxus eines Hauses ganz geringfügigen Kosten für einen Hundezwinger werden reichlich ausgewogen. In manchen Großstädten verbieten die Besitzer die Haltung eines größeren Hundes; ein Zwinger würde diese Härte überflüssig machen. Die sehr hohe Zahl der Familienhunde in England, das Fehlen von Kreuzungen und wertlosen Straßenkötern geht sicher auf Konto der Zwinger beim englischen Familienhaus als bequeme Unterbringung und Bewahrungsmittel der Hündinnen vor Fehltritten. Der Zwinger lehnt sich am besten an eine geschützte Mauer in Nordost, er habe möglichst viel Sonne, der Boden muß unbedingt betoniert, undurchlässig, also waschbar sein, da er sonst nach kurzer Zeit verseucht und übel riecht. Auch würde auf durchlässigem, feuchtbleibendem Boden der Holzzwinger rasch unten verfaulen. Die Betonunterlage etwas höher als der Hof und leicht schräg geneigt von der Mauer weg, damit Regen schnell abläuft. Eine rechtwinklige Ecke des Hofes oder an Hausrückwand angefügt, macht nur zwei Gitterseiten nötig und gewährt mehr Wetterschutz, ist auch leichter stabil anzulegen. Das Gitter vorn mit Tür, aus Eisenstäben, die nur einmalige Ausgabe sind, die Enden nach Innen gebogen, was Überspringen oder Klettern verhindert. Drahtgeflecht rostet zu rasch und läßt sich dagegen nicht durch Anstreichen schützen. Für mittelkleine Rassen unter Stuhlsitzhöhe ist der Zwinger entbehrlich, höchstens für den Züchter solcher (z. B. Foxterriers) nötig. Also sei er gleich so groß angelegt, daß ein Mann mit gebücktem Kopf darin stehen kann. Eine geräumige Hütte aus Hartholz, mit heißem Leinöl getränkt und mit Ölfarbe gestrichen, genügt auch; das Holz innen und außen glatt behobelte, sogenannte Nut- und Federbretter, von außen mit Decklatten an den Fugen benagelt. Kein Satteldach, sondern ein glattes, schräges Dach mit Dachpappe benagelt zum Aufheben. Bei großer Kälte läßt sich leicht innen auf Leisten ein zweites Dach nur aus Brettstücken auflegen und damit die Höhe reduzieren. Ähnlich soll ein von unten wärmender Doppelboden nicht fehlen, der Zwischenraum mit Torfmull gefüllt. Dieser hält warm; saugt Feuchtigkeit geruchlos auf. Als Windschutz wird bei Kälte ein Sack vor den Einschlupf gehängt, den der Hund beim Einkriechen verschiebt. Der Zwinger sei eine vergrößerte Hütte mit Tür; in diese kommt das Einschlupfloch, durch ein herablaßbares Fallbrett verschließbar, wie an Hühnerhäusern üblich. Innen dient eine erhöhte Pritsche mit reichlich Stroh als behagliches Lager. Das Verbringen in Zwinger oder zur Hütte soll nie eine Strafe sein, wird auch nach Rückkehr von Spaziergang als solche nicht empfunden, zumal nach 1⁄2—1 Stunde die Erlösung zur Futterstunde schlägt. Gelegentlich wird auch das Futter in den Zwinger gebracht oder dient er als Nachtaufenthalt. Die tragende Hündin wird schon 14 Tage vor dem Wurftage an den Zwinger allmählich gewöhnt, indem sie dort ihre Mahlzeiten erhält. Die Gittertür ist nach Innen, die des Hauses nach Außen zum Öffnen. Gegen unbefugtes Füttern, Zustecken von Knochen schützt, wenn nötig, ein von außen an das Gitter mit Bindedraht befestigtes Geflecht. Da der Zwinger für den Familienhund niemals ständiger Aufenthaltsort sein soll, weil er dort verdummt und seinem Zweck als Gesellschafter und Wächter entzogen würde, ist kein kunstvoller Steinbau nötig. Dient der Zwinger als Wurfraum, so ist in diesem mit etwa 12 cm breiten, 20 mm starken Brettern ein Wurfplatz abzugrenzen, benutzt man dazu die Hütte, so wird mit ebensolchem Brettstück nach vorn zum Einschlupf abgegrenzt, damit die Welpen nicht herausfallen können und auch nicht zu nahe vorn am Eingang liegen.
Ein Lager in der Wohnung muß jeder Hund haben, besser noch ein solches im Zimmer und ein zweites im Vorhaus (Treppenhaus des Einfamilienhauses). Fehlt es, so suchen die Hunde, deren Bauchseite dürftig behaart, aus Wärmebedürfnis Polstermöbel auf. Alle Hunde, die auf blanker Erde oder Holzboden beständig liegen, bekommen häßliche, kahle Liegebeulen an den Ellenbogen. Für kleine Rassen genügt als Lager eine Kokosmatte. Für größere bewährt sich am besten eine Matratze, mit Seegras gefüllt, vom Tapezierer in Form solid durchgenäht, aus Gründen der Reinlichkeit mit abzuknöpfendem Überzug, die Ösen zum Knöpfen aus Leder unterhalb der Matratze zu befestigen, damit sie der Hund nicht aus Langeweile nachts annagt. Aus Verdoppelung (Zusammennähen) zweier Stücken eines ausgedienten Teppichs kann man auch für mittelgroße Rassen ein Lager stabil herstellen. In vielen Geschäften sind fertige Hundelager für kleinere Schläge erhältlich, die aus Eisenrahmen mit starkem Drellbezug bestehen; in diese gehört aber unbedingt eine genau dazu passende Kokosmatte. Körbe in flacher Form empfehlen sich nur für kleine Tiere; das darin liegende Kissen muß jeden Morgen sauber ausgeschüttelt werden. Für Hausflur oder Treppenhaus kann man mit 4 Eckpfosten, 4 Brettstücken von etwa 15 cm Breite und darunter Bodenbretter eine erhöhte Pritsche von etwa 30 cm Höhe, für mittlere Rassen (50x75 Bodenfläche) sehr leicht zusammennageln. Als Lager eine genau hineinpassende Matratze. Hütten im Haus oder Schlafkisten verhindern die Hautausdünstung und sperren den Hund ab, mit abschließbarer Tür mögen sie höchstens vorübergehend zur Erziehung dienen, wenn ein Junghund nachts nicht zimmerrein ist oder man gezwungen ist, ihn öfter allein im Hause zu lassen und fürchtet, daß er diese Zeit zum Anbeißen von Gegenständen mißbraucht. Für kleinste Nassen eignen sich dazu sehr gut die sogenannten Bruthäuschen für Hühner, die vorn mit aufklappbarem Drahtgeflecht versehen sind. Dauernd sollten sie aber nicht nötig und durch gute Erziehung überflüssig gemacht werden.
Im allgemeinen gehört die Hündin nicht in Laienhände, am wenigsten in der Mietwohnung und Großstadt. Man lasse sich also nicht zur Anschaffung eines weiblichen Welpen verleiten; nur wer schon mit Hundehaltung vertraut ist und genügend Platz mit Sonne und Auslauf zur Verfügung hat, darf an Erwerb einer Zuchthündin denken. Aus der Stadt, dem Miethaus sollten alle Hündinnen ganz verschwinden, so daß weder sie noch ihre Witterung anzutreffen ist, dann würden wir treuere, weniger rauflustige Rüden haben, keine häßlichen Bilder mehr sehen, die Hundefeinden — das sind jene, die den Hund nicht kennen — den Vorwand zur Agitation bieten. Obschon unsere Forschungen in dieser Richtung noch nicht geschlossen, möchten wir behaupten, daß mit Abschaffung der herumlaufenden Hündinnen die Tollwut verschwinden wird, die immer aus dem Osten nach Europa hereingebracht wird. Aus den Ländern der halbwildlebenden Straßenhunde. Für Hündinnen, die nicht im Besitz eines Züchters, ausgewiesen durch das stammbuchmäßige, anerkannte Züchteraffix, sollte die 3 fache Hundesteuer erhoben werden. Hündinnen sind weder treuer noch leichter zu dressieren, das Nachlaufen der Rüden hinter Hündinnen würde abnehmen, wenn es weniger und nur gut behütete Hündinnen in Züchterhänden gäbe. Hat man aber als Geschenk doch eine Hündin erhalten, so ist zu beachten, daß diese erstmals mit 7—9 Monaten hitzig (läufig) wird, sodann mit Pausen von etwa 5—6 Monaten zweimal im Jahr. Infolge Blutandranges nach den Genitalien schwellen diese an, während der ersten 9—12 Tage findet eine Blutabsonderung statt, die während der zweiten Hälfte der Hitze in einen helleren Ausfluß übergeht. Die Witterung des Zustandes wird vom Rüden schon einige Tage vorher wahrgenommen; doch pflegen Hündinnen den Rüden während der ersten Tage abzuweisen. Trotzdem ist es auf alle Fälle nötig, die Hündin vom ersten Tage an sorgfältigste zu behüten, sie nie allein hinauszulassen und auch beim Hinausführen an die Leine zu legen. Wo es räumliche Verhältnisse gestatten, läßt man sie während dieser Tage nur in Hof oder Garten oder trägt die kleine Hündin auf dem Arm in eine ruhige Seitenstraße morgens früh und spät abends, damit möglichst wenig Spuren zum und in das Haus führen, dessen Tür tunlichst geschlossen gehalten wird. Trotz aller Vorsicht läßt es sich schwer vermeiden, daß während dieser Tage das Haus von schlecht behüteten Rüden der Nachbarschaft belagert wird. Mit Gummischleuder (grobe Schrotkörner), Wasser, Peitsche muß man eben sehen die Zudringlichen zu vertreiben. Beim Ausgehen wird das Halsband gut gesichert und zur Abwehr von Rüden die Peitsche mitgenommen. Besser zu viel Vorsicht als zu wenig. Der Zustand ist ein pathologischer, und viele Hündinnen suchen zu entweichen, solche hängt man am Lager an die Kette, wenn man das Haus verläßt. Kommt es trotz Vorsicht zu ungewollter Verbindung, wobei der Rüde auf Dauer von 20 bis 30 Minuten fest mit der Hündin körperlich verbunden ist, so unterlasse man jeden Versuch gewaltsamer Trennung, stelle das Paar abseits vom Verkehr und warte geduldig das Ende ab. Soll aber die ausgewachsene Hündin (nicht vor 1 1⁄2 Jahr) belegt werden, so geschieht das etwa am 13. oder 15. Tag der Hitze. Der Gesundheit schadet es nicht, wenn eine Hündin nie zur Zucht verwendet wird; doch ist es gefährlich, sie erst mit 3—4 Jahren oder später decken zu lassen, da die Genitalorgane dann oft nicht mehr elastisch genug sind. Kastrieren entwertet, führt zu Fettsucht und Temperamentlosigkeit. Wird man als Besitzer eines , schönen Rüden gebeten, dessen Tätigkeit für eine vollwertige Rassenhündin zur Verfügung zu stellen, so mag, falls Bedenken wegen der Persönlichkeit des etwa unbekannten Besitzers nicht vorliegen, dem Gesuch stattgegeben, nur soll die Hündin zum richtigen Zeitpunkt ins Haus gebracht werden. Führt man den Rüden zur Hündin, so steht zu befürchten, daß der Rüde die nächste Gelegenheit zum Entweichen ergreift, und die Hündin sucht. Während des Deckakts soll der Besitzer seine Hündin an kurzer Leine halten; einmaliges Belegen genügt. Vor vollendeter systematischer Dressur, vor allem vor zweitem Lebensjahr sollte ein Rüde nicht, oder höchstens ausnahmsweise zur Zucht verwendet werden. Geschieht es überhaupt nie, so schadet es auch nichts, vorausgesetzt, daß man seinen Hund vernünftig hält, nicht überfüttert und für ausgiebigen Auslauf und Tätigkeit sorgt. Ein besonders kluges und zugleich schönheitlich hervorragendes Tier der Zucht ganz zu entziehen, wäre eine Schädigung für die Hochzucht und Rasse, da ohnehin die für Vermehrung tätigsten Zuchthunde leider vielfach Zwingerhunde sind, also zur Hebung von Intelligenz und guten Charaktereigenschaften selten beitragen. Wenn Rüden häufig Zeichen von Geschlechtserregung geben, auf andren Hunden reiten, so ist das ein Zeichen zu üppiger Fütterung, muß man reduzieren und für ausgiebige Bewegung sorgen.
Jedem Haushund muß man sofort auf erstem Blick am Gesamteindruck ansehen, daß er gepflegt ist; das unterscheidet ihn von Straßenköter und Zwingerhund in Verbindung mit einer gewissen Haltung, die nur der wohlerzogene Hund zeigt. Dadurch übertrifft er selbst Ausstellungstiere von höheren Rassenwerten. Ein einmaliges Waschen und Bürsten gibt diesen Eindruck noch nicht; Pflege sitzt wie ein gutgearbeiteter und selbstverständlich getragner neuer Anzug. Wer durch etwas Ausübung Verständnis erhalten hat, wird — um durch sorgfältige Pflege seinen Kameraden zu heben — sogar den Pudel, den rauh- oder langhaarigen Rassenhund dem stock- und kurzhaarigen vorziehen. Allerdings sind die erstgenannten ohne oder mit mangelhafter Haarpflege geradezu abstoßend, die letzteren (kurzhaarige) auch dann noch erträglich. Da sie sehr wenig Pflege brauchen, unterbleibt leider oft das Wenige, doppelt beschämend für den Besitzer, zumal der, der keine Zeit für solche Äußerlichkeiten hat, die alle Welt feststellen und kritisieren kann, noch weniger Lust und Sinn für Erziehung und Innenleben seines Hausgenossen hegen wird und besser täte, gar keinen Hund zu halten. Pünktlichkeit ist das Rückgrat der Pflichterfüllung, deshalb soll eine ganz bestimmte, alltäglich innegehaltene Viertelstunde gewählt und unerbittlich (gegen sich selbst) festgehalten werden, z. B. kurz vor dem Mittagessen, weil da die Hygiene ohnehin geistige und anstrengende körperliche Arbeit verbietet, also eine halbe Ruhepause als Übergang von Arbeit recht nützlich ist. Gibt es auch noch so wenig am Hund zu tun, er wird doch so täglich kontrolliert. Zunächst wird das Haar gebürstet; je länger oder seidiger dieses ist, desto weicher und länger muß die Bürste dazu sein. Ganz kurzhaarige Rassen auch Schäferhunde werden mit einer Borstenkartätsche, wie für Pferde üblich mit Lederschlaufe über Handrücken, behandelt. Vom Kopf nach rückwärts bis zum Rutenansatz, sodann Keulen und Läufe abwärts. Dieses Bürsten ist zugleich eine sehr wohltätige Hautmassage, es entfernt Staub und Schmutz, die für Ungeziefer und Räudeansteckung der Nährboden sind. Für zarte Rassen oder solche mit feiner Haut (Windhunde, Barzois, glatte Terriers, kurzhaarige Zwergpinscher) wird die Bürste am besten durch den sogenannten Haarhandschuh ersetzt. Nach Gebrauch wird letzterer, kräftig ausgeklopft, von Zeit zu Zeit mit Seife gewaschen. Die Bürste, mit Tuch sauber gerieben. Ein Kamm wird für langhaarige Rassen niemals benützt; einem Collie, Bernhardiner, Chin, Pekingesen, Malteser würde damit alle Schönheit (Haarreichtum mit dichter Unterwolle) hoffnungslos ruiniert. Filzt sich Haar je zusammen, so wird es nur mit den Fingerspitzen vorsichtig aufgezupft. Ein Kamm voll Haare nach dem Auskämmen wäre nicht Beweis von Pflege, sondern von unverstandener Mißhandlung. Der schöne Hund soll (ausgenommen Setter und Spaniel) nicht von dünner Haardecke leicht umgeben sein, sondern in einem vollen Haarschmuck prangen. Der harte Stahlkamm dient lediglich zur Korrektur für zu zottig und üppig behaarte Rauhhaarrassen, wie Airedales, Schnauzer, Brüssler Griffons, namentlich muß damit das überragende Haar am Hals, Oberkopf, Läufen, Backen entfernt werden, um eine elegante Erscheinung herzustellen, die nicht wie ein Wollpudel aussieht. Ferner wird mit weitem Kamm täglich beim Wollpudel das Haar auf Kopf und Körper offen gehalten, damit es sich nicht zu Schnüren schließt. Zur Kontrolle, ob Flöhe vorhanden, dient der enge Staubkamm bei kurzhaarigen Rassen. Solche dürfen beim sauber gehaltenen Haushund nie Vorkommen; sie quälen den Hund (abirrend den Menschen) und sind Zwischenträger von Würmern. Sich wegen Ungeziefer kratzende Hunde ruinieren sich damit ihr Haar und ziehen sich leicht Hautverletzungen (Ekzem) zu. Ein gepflegter und gesunder Hund muß immer ein glänzendes Fell haben und auch ohne Bäder sauber aussehen. Nach der Haarpflege wird mit besonderem Tuch das Auge täglich gereinigt, so daß sich in den Winkeln nie Sekret festsetzt. Ist es katarrhalisch entzündet, so wird es mit leichter Borsäurelösung gewaschen, darauf gut getrocknet, damit nicht bei kühlem Wetter eine Erkältung eintritt. Nach den Augen wird das Ohrinnere mit feuchtem Schwämmchen (der in sogenannter Seifenschale geschlossen aufbewahrt und nach Gebrauch ausgewaschen wird) täglich gereinigt. Zeigt sich Ausfluß, so bläst man mit kleinem Röhrchen etwas pulverisierte Borsäure in den Gehörgang. Die Zähne der Junghunde bedürfen noch keiner Pflege; nur bei ersten Anzeichen von Staupe muß täglich mehrmals das ganze Gebiß mit desinfizierender Flüssigkeit (verdünntem Spiritus, Lösung von hypermangansaurem Kali, essigsaurer Tonerde oder dgl.) gründlich gesäubert werden, um das sogenannte Staupegebiß (kariös, ohne Schmelz) zu verhindern. Mit etwa 5 Monaten ist nachzuprüfen, ob die ersten Hakenzähne, dicht hinter den zweiten stehen geblieben sind. Da sich zwischen diese Speisereste festsetzen, riechen solche Hunde faulig aus dem Maul. Bei Zwerghunden ist das häufig. Die ersten Zähnchen sind mit dafür konstruierten Zange leicht zu entfernen, oft schon mit der Hand; doch soll man sie herausziehen, nicht abbrechen. Erhalten Jährlinge harte Hundekuchen, Knochen für das kräftige Gebiß, das danach verlangt, so wird sich selten ein gelblicher Belag an den Eckzähnen bilden. Wo die Neigung dazu vorhanden ist, genügt ein tägliches energisches Darüberstreichen mit harter Zahnbürste, woran sich Hunde sehr rasch gewöhnen. Die erstmalige Entfernung des schon leicht verhärteten Belags kann mit Fingernagel oder Messer erfolgen. Laufen Hunde wenig auf harter Straße, so werden oft die Krallen zu lang; sie zersplittern sich auch bisweilen, so daß man von Zeit zu Zeit kontrolliert und mit Eisenfeile etwas kürzt. Abzwicken mit Zange erfordert scharfes Instrument (Nagelzangenschere), da sonst die Kralle splittert oder Blutung eintritt, wenn man zuviel wegnimmt. Allmähliches Abfeilen, wobei jemand den Hund beschäftigen und die Pfote halten mag, ist vorzuziehen. Namentlich ist bei Hunden mit Afterklauen (lose, fünfte Zehe am Hinterlauf) die Kralle zu kürzen, da sie sonst in das Fleisch hineinwächst. Vor Abzwicken mit warmem Wasser weich machen, schützt vor Splittern. Ausgenommen bei Hautkrankheiten zu intensiver Behandlung werden Hunde nie geschoren und so des natürlichen Schutzes auch gegen Sonnenbrand beraubt. Infolge des natürlichen Haarwechsels ist im Sommer ohnehin die sogenannte Unterwolle der dichtbehaarten Rassen dünner. Einen dicken Haarpelz, für bestimmte Rassen besonders erwünscht, z. B. für Collies, Chow-Chow, russische Windhunde, erzielt man nur, wenn man sie auch im Winter im Freien schlafen läßt. Die einzige Ausnahme macht der halbgeschorene Pudel, an dessen Keulen, Hüftknochen, Gelenken kleine Krausen stehen bleiben. Die Schnauze wird mit Ausnahme des Bartes bis etwa 2 cm über die Augen geschoren, das Kinn und die Kehle bis etwa unter Halsbandtiefe. Zum Füttern werden die langen Ohren mit einer Klammer (Schnurrbartklammer, bei Friseuren erhältlich) über dem Kopf befestigt. Sein Bart ist täglich mit Schwamm zu reinigen. Wird der Hund täglich mit der Bürste oder Haarhandschuh gereinigt, was die meisten als eine Wohltat empfinden, so daß sie dazu willig sich stellen, so sind Bäder sehr selten nötig. Junge Hunde, die noch Mutterwolle tragen, sollte man überhaupt nicht baden, man setzt sie selbst bei aller Vorsicht im überhitzten Raum der Gefahr von Erkältung aus. Wird der ältere Hund gebadet, so hebt man ihn in eine Wanne, in der das Wasser nicht ganz bis zur Bauchhöhe reicht. In einer Schüssel wird etwas milde Seife im warmen Wasser aufgelöst und damit mittels Bürste (bei kleinen Rassen mit Schwamm) von der Mitte des Rückens nach rechts und links abwärts abgewaschen. Sodann kräftig mit Wasser nachgespült, das Haar energisch nach der Richtung des Wuchses ausgedrückt. Wollte man kräftig den Hund selbst einseifen, so brauchte man eine Unmenge Wasser, um alle Seifenspuren zu entfernen und verfilzt das Langhaar derartig, daß man später beim Auskämmen zu viel ausreißt. Hat man das Wasser aus dem Haar gestrichen, so überdeckt man mit einem Frottiertuch und klopft mit flacher Hand trocken. Zarte Seidenrassen, wie Malteser, Yorkshireterriers werden nachher dicht am wärmenden Feuer mit der Bürste trocken gebürstet; würde man das Haar am Feuer ohne Bürste (immer vom Scheitel abwärts) trocknen, so wird, es wellig, was ein großer Schönheitsfehler ist. Derbe Rassen wie Schäferhunde, Boxer, französische Bulldoggen, Foxterriers kann man etwas kräftiger abreiben, doch benütze man immer milde (überfettete) Seifen und lasse bei Kälte oder Wind die Hunde erst einige Stunden nach dem warmen Bad ins Freie, da die geöffneten Poren leicht zu Erkältung führen. Sehr bequem ist die sogenannte Trockenwäsche für weiße Hunde; doch soll man damit nur das äußere Haar reinigen, nicht die Hautporen verschließen. Trockenwaschpulver (eine Mischung von Kartoffelmehl und Magnesia) ist in Spezialgeschäften für Hundeutensilien erhältlich. Zur Erhaltung der Gesundheit und Sauberkeit wird das lange Stirnhaar (der Fall) von Pudel, Malteser, Yorkshireterrier mit einem Seidenband zusammengebunden, man umfaßt es mit linker Hand, zieht es nach oben, umwickelt mehrmals mit farbigem Band fest zusammen, die Enden werden zu einer Schleife geknüpft. Ein sehr langer „Fall” wird zum Zopf geflochten.
Mangelhaftes, improvisiertes Werkzeug erschwert jede Hantierung, kostet mehr Mühe und Zeit, bringt geringen Erfolg und läßt schließlich von kleinen Manipulationen absehen, deren Unterlassung später Arbeit und Unkosten verursacht. Vor Ankunft des Hundes muß schon alles bereit liegen, die Anwendung ist zum Teil schon in vorherigen Kapiteln erklärt worden. Zunächst zur Haarpflege nur Borstenbürsten, niemals Marterinstrumente mit Stahlborsten, selbst nicht solche auf Gummiunterlage, man entzündet damit die Haut. Für stockhaarige und rauhhaarige Rassen kurze kräftige Borsten in Kartätschenform. Für Schoßhunde ganz Weiche lange Borsten, die den Kamm ersetzen. Nur in Spezialhäusern für Hundeartikel erhält man die Stahlkämme mit ganz kurzen Zähnen, die zugleich zum Abrupfen des überwuchernden Haares für Rauhhaarrassen dienen. Dieses soll nie so lang werden, daß es die Körperformen merklich überragt. Abgesehen von Bart und Augenbrauen erscheint Rauhhaar, speziell der Terrier, wie ein glatthaariger (nicht kurzh.) Hund; der deutsche Pinscher, Affenpinscher, wird ein wenig länger im Haar gehalten, doch schadet auch für ihn der sogenannte Rupfkamm nicht. Der Zweck der Eisenfeile (für Nagelpflege), harten Zahnbürste ist oben beschrieben. Zwei Porzellanschalen mit Deckel enthalten kleine, dichtgeschlossene Schwämme für Augen- und Ohrenpflege, die öfter in leichtem Desinfektionswasser (Wasser mit etwas Wasserstoffsuperoxydzusatz) ausgewaschen werden. Ebenso die Bürsten. Ein feineres Staubtuch dient zum Nachtrocknen der Ohren und Augen. Ein vorzügliches Putzmittel zum Nachpolieren nach dem Abbürsten ist der Samthandschuh, den man nach Benutzung mit trockenem Tuch abreibt und gleichfalls von Zeit zu Zeit waschen läßt. Wenn man sich vor regelmäßiger Haarpflege einbildete einen sauberen Hund zu besitzen, so wird man sich durch Anblick des Tuches nach Abreiben des Samthandschuhes überzeugen, daß das Gegenteil der Fall war. Kein Wunder, daß manche Hunde übelriechen, wenn sie nach Regen feucht in das Zimmer kommen. Erst durch peinlichste Sauberkeit wird der Haushund zum Hausgenossen, den man auch berühren darf, ohne sich sofort darauf mit Seife und heißem Wasser waschen zu müssen. Begreiflich, daß zu solcher Pflege das richtige praktische blanke Werkzeug gehört. Schutzdecken (Schabracken) werden nur für kurzhaarige Rassen wie Black and Tan Terriers, Zwergpinscher, Windhund, Whippet (letzteren nach Renntraining sofort umgelegt), besonders Windspiel angeschafft; um ihnen ein gefälliges sportliches Aussehen zu geben, sind sie aus dunklem Tuch, mit Hellen, blauen oder gelben Streifen eingefaßt. Ausnahmsweise legt man solche aus Segeltuch und hinten rings geschlossen Doggen an, um aufgeschlagene Rute zu heilen. Für zarte Schoßhunde schneidet man von abgelegten, gestrickten Handschuhen die Spitzen ab, läßt den Schnittrand von der Hausfrau nachgiebig einfassen und zieht sie vor Ausgang bei nassem Schneewetter über die Füße als Schutzsocken. Blendend schön behaarte Yorkshireterriers und Malteser, die für Ausstellungen vorbereitet werden, müssen solche Schuhe beständig tragen, damit sie sich nicht kratzen können. Wie die Kravatte des Herrn nebst Nadel das einzige Bekleidungsstück ist, das Geschmack und Eleganz verrät, so auch das Halsband des Hundes, das bei der Dogge, dünn und rund genäht, den eleganten Hals unterstreicht und diskret den Übergang zum Rücken nicht stört, bei dem schwarzroten Dobermann oder Terrier als glattes weißes Band das tief glänzende Fell hebt. Dem gedrungenen Bau mit kurzem Hals durch Wucht und Nägelbeschlag bei der Bulldogge sich anpaßt und den Schein hervorruft, als müßte dieses fürchterliche Tier an schwerstem Halsband gebändigt werden. Beim Barzoi und Pudel oder Collie besteht es nur aus einer vernickelten Kette, die im Haar verschwindet, ohne dieses zu verletzen. Sportrassen wie Foxterriers, Airedales tragen glattes, schmales hellgelbes Lederhalsband, z. B. Dreigliederhalsband, das zwar Zughalsband ist, aber sich nicht völlig zuziehen läßt, wie jedes solche sein sollte, dazu weit genug, um über den Kopf gestreift zu werden. Auffällig als solches durch Farbe oder Zierbeschläge darf nur das Halsband der Bulldogge, der japanische Originalkragen des Chins oder das mit Dachshaaren besetzte der französischen Bulldoggen sein. Das Eigenartige liegt sonst im Passen und Schlichtheit. Zum weißen Halsband gehört die Weiße Leine. Brustgeschirre erhalten nur solche Rassen, die bei fortgesetztem Ziehen am Riemen zu Kropf neigen (glatth. Zwergpinscher, Mops). Ein angehängtes Glöckchen ist eine Zumutung an Nerven des Hundes; geht man aber abends aus, so ist es nicht unpraktisch, ein solches an kleinem Karabiner zu besitzen, damit man die Anwesenheit des Hundes hört, wenn man den kleinen dunklen Kerl nicht sieht. Zum Ausgang in die Stadt gehört die kurze Führleine; je kürzer man den großen Hund hält, desto leichter und fester hat man ihn in der Gewalt. Zur Dressur kann man sich selbst die lange Leine aus fester gedrehter Hanfschnur herstellen. Für harte Hunde benutzt man zur Dressur das unwendbare Stachelgliederhalsband (Torquatus) oder den über das glatte Lederhalsband an zwei Schleifen überzustreifende Stachelriemen, Marke Horridoh, der nach außen gedreht zum Schutz gegen fremde bissige Hunde dient. Für Hunde, die zum Entweichen oder Wildern neigen, läßt man sich einen sogenannten Knüppel herstellen. Das ist ein rundes Hartholzstück von etwa 50 cm Länge und 8 cm Dicke (je nach Größe, diese für Dobermannpinscher angegeben), dreht in der Mitte eine Ringschraube ein und befestigt mit 2—3 Verbindungsgliedern einen Karabiner, so daß der an das Halsband eingehängte „Knüppel” bis auf die Vorderläufe 1⁄3 von oben) herabreicht. Mit diesem „Knüppel” kann der Hund mit gehobnem Kopf gehen, auch ganz langsam traben, sobald er aber springt oder hetzt, schlägt ihm der Knüppel beständig auf die Vorderbeine. Namentlich für den im Landhaus gehaltenen zum Ausbrechen geneigten Hund, den man tagsüber im Garten frei laufen läßt, ist der „Knüppel” zu empfehlen. Hat er sich einige Zeit bewährt, so kann man ihn durch Absägen auf beiden Seiten kürzen, er wirkt als Warnung trotz Kleinheit weiter. Wer öfter reist und den Hund von mittlerer Größe oder Zwerghund mitnimmt, wird sich vorteilhaft einen Reisetransportkorb mit Gittertür anschaffen, der schon einige Tage vor der Reise nachts als Lager (geschlossen) dienen soll, so daß sich der Hund gar nicht aufregt, wenn er in diesem als Reisegepäck aufgegeben oder im Hotel bei Ausgang eingesperrt wird. Verläßt man das Hotel bei Tage, so überdeckt man den in dunkle Ecke gestellten Korb, weil sich für das Hundegehirn Dunkelheit mit Nachtzeit verbindet und er sich dann ruhiger verhält. Der Pudelbesitzer benötigt die Haarschere, die für großen Schlag eine Schnittbreite von 42—44 mm, kleinen Schlag 32—35 mm, eine Schnittlänge von 1⁄4 mm (sogenannte Bartschere) haben soll. Solche mit 1⁄2 mm schneiden zuweit über der Haut und rupfen. Man ölt gut und setzt kräftig die an der Stellschraube energisch angezogene Maschine gegen den Haarstrich ein. Hat das erstemal ein geübter Pudelscherer den Hund frisiert, so ist es dann eine Kleinigkeit ihn so zu erhalten. Zehen und Gesicht werden alle 8—14 Tage, der Hinterkörper im Sommer alle 14, im Winter jede dritte Woche nachgeschoren. Überragende Haarspitzen entfernt man beim Wollpudel mit der Handschere. Nach dem Bad werden die Schnüren mit Tüchern partienweise trocken frottiert. Leider gehört in vielen Städten zu den aufgezwungenen Utensilien auch der Maulkorb für alle, oder doch größere Rassen, der natürlich gegen Verbreitung der Tollwut durch entweichende Hunde keinerlei Schutz bietet, aber für ängstliche Menschen, die meinen, daß alle Hunde „beißen”, eine Beruhigung ist. Er soll aus Lederriemen hergestellt und so lang sein, daß er vorn Nase und Schnauze nicht scheuert; gegen das Kahlreiben auf Nasenrücken schützt Umwicklung des aufliegenden Lederteils mit Tuchstreifen. Drahtkörbe sind wohl haltbarer, für kurzhaarige Rassen eine Marter, sollten höchstens für Zughunde benützt werden. Man nehme ihn lieber etwas größer als nötig und schütze ihn gegen Abstreifen durch eine Lederschleife hinten, die durch das Halsband gezogen wird. Es ist vorteilhaft, den Maulkorb aus schwarzem, weichem Leder Herstellen zu lassen; hellgelb irritiert das Hundeauge, wie ja auch die schwarze Hornbrille weniger stört als die mit glänzendem Goldrand. Das Angewöhnen erfolgt nicht in Haus oder Garten, sondern nach flottem Spaziergang, der die Aufmerksamkeit ablenkt und zwar in früher Jugend. Haben wir nur noch gut erzogne und wohlbehütete Hunde, keine beständig sich auf Straßen herumtreibenden Köter mehr, so wird der Maulkorbzwang von selbst wegfallen. Die Hundepeitsche braucht nur der Dresseur für den Berufshund (Jäger, Polizeihundführer), nicht der Erzieher; ihm genügt die Gerte oder ein leichtes spanisches Rohr.
Wie das Auge der Spiegel der Seele, so ist die Haut der der Gesundheit. Ein glattes glänzendes, gut anliegendes Haar verbürgt in Verbindung mit klarem Auge und kaltfeuchter Nase das Wohlbefinden. Munteres, lebhaftes Verhalten und guter Appetit sind die Folge. Die Exkremente, konsistent, wenn zu hart und steinig, so gebe man weniger Knochen und mehr Getränk. Zu viel Kot in breiiger Form verrät gehaltloses Beifutter, man füttere daher besser (mehr Eiweißgehalt). Die einfachste Kontrolle für richtige Ernährung und Verdauung ist also tägliche Beobachtung des Kots. Ist alles in Ordnung, so genügt ein Blick darauf. Jede Abweichung von dem eingangs beschriebenen Aussehen erfordert Beachtung. Krankheit kündet sich durch Mattigkeit, Ruhebedürfnis, Appetitlosigkeit an, wird bei täglicher Haarpflege sofort festgestellt. Bei katarrhalischem Aussehen von Nase und Auge wird sofort beim Junghund die Körpertemperatur (im After, Spitze des Fiebertermometers behufs leichten Einführens mit Vaseline oder Öl eingefettet) gemessen, beträgt sie über 39 ° C., etwa 39,5 und dünstet die Haut übel aus, so liegt Staupeverdacht (Sucht) vor, gibt man sofort etwas Hefe, hält den Hund warm im Zimmer und ruft einen Tierarzt, der selbst Züchter oder Spezialist von Hunden ist. Das übliche Futter bleibt sogleich weg, etwas geschabtes rohes Fleisch, falls roh nicht genommen, leicht angebraten und ganz klein geschnitten. Man versäume keine Zeit mit „unfehlbaren Staupemitteln”, die je nur eine bestimmte der zahlreichen Formen treffen, überlasse etwaige Injektion dem Tierarzt. Es ist weder nötig, daß alle Hunde die Staupe bekommen, noch schützt ein Anfall unbedingt gegen weitere; es ist nur wahrscheinlich, daß ein kräftiger Hund, der die Staupe überstanden, gegen nächste Infektion geschützt ist oder sie leicht überwindet. Bleibt nach schwerer Sucht ein Nervenleiden (Zucken, Schwäche in Hinterhand), so soll das unheilbare Tier lieber erlöst werden, es ist zeitlebens ein Schwächling ohne Zuchtwert. Abgang von dünnflüssigem Kot ohne Fieber und Mattigkeit wird sofort mit Diät bekämpft. Tagelang kein kaltes Wasser, gegen Durst höchstens Reiswasser, als Nahrung Schleimsuppe durch ganz geringen Fettzusatz schmackhaft gemacht. Dazu Ruhe, Wärme, keine Medikamente, noch Heilmittel nach Laienvorschlägen. Unschädlich, doch wirksam sind kleine Gaben von Bismut. salicyl. Einmaliges Erbrechen, namentlich von Gras oder ähnlichen Fremdkörpern gibt zur Beunruhigung noch nicht Anlaß, zumal junge Hunde leicht erbrechen. Liegt bei solchem Verdacht vor, daß der Hund auf Spaziergang Aas (Fleischgift) oder Giftbrocken aufgenommen hat, so ist innerlich mit Kalomel (Dosierung je nach Größe durch Apotheker) zu reinigen und gegen Herzschwäche etwas Kognak einzuflößen. Wird ein Hund richtig ernährt, erhält er in der Jugend genügend Knochen, Nährsalze, Lebertran gegen Rachitis, hat er reichlich Bewegung, so ist er widerstandsfähig und wird höchst selten erkranken, namentlich wenn ihn Reinlichkeit gegen Infektion und Hautkrankheiten schützt. Zeigt die Haut kleine, rundliche, kahle Stellen ohne Juckreiz, so liegt Flechte vor; die befallenen Stellen werden mit Jodtinktur, die immer in kleinen Fläschchen vorrätig sein sollte, bepinselt. Haarausfall, heftiger Juckreiz, häßliche Hautstellen verraten Räude. Selbst die früher für unheilbar gehaltene Acarusräude ist durch energische Einreibung mit Schwefeloxydul (Chem. Fabrik Marienfelde-Berlin) heilbar, die gegebnen Vorschriften sind genau zu befolgen, da sonst wirkungslos. Fast alle Mittel helfen, nur muß die Kur bei den meisten sehr gewissenhaft befolgt werden. Es kommt weniger auf das Mittel selbst als auf die Anwendung an. Bei obigem Mittel genügt einmalige Einreibung. Hervorragend gegen Sarkoptesräude, Ekzem, Herpes hat sich Odhlen (Bayer) bewährt.
Bei zufälligen Verletzungen wasche man nicht mit nächstem Wasser aus, damit bringt man nur Keime aus der Umgebung in die Wunde; man betupfe die Umgebung der Wunde mit Jodtinktur, sorge daß der Hund nicht kratzt und scharrt. Den Wundrand selbst bepinselt man mit Perubalsam, der in jede Hundehausapotheke gehört, um bei Räude, Flechte, empfindliche Stellen wie die Augenumgebung zu behandeln. Ebenso soll eine Schachtel mit Borsäure immer vorrätig sein, am besten in kleinen Dosierungen (von 3 oder 6 g), um z. B. mit 100 g Wasser sofort eine 3prozent. Lösung zum Waschen tränender Augen herstellen zu können. Eine weitere Schachtel stehe mit einem trocknenden Desinfektionsmittel bereit wie Tannoform (Merck), Euguform (Güstrow), letzteres ein Idealmittel gegen alle Hautentzündungen (Wespenstiche) und Brandwunden, um kleine Wunden damit zu bestreuen. Da diese Pulver nasse Wunden rasch abtrocknen, entziehen sie den Mikroben ihre Lebensbedingungen. Hautabschürfungen überzieht man mit Jodoform-Kollodium. Tiefere Bißwunden spült man mit 5prozent. Karbollösung mit Wundirrigator und taucht die Fingerspitzen in diese vor Berührung. Zerschneidet sich der Hund durch Tritt in Glasscherben einen Ballen, so stillt man die Blutung mit Eisenchloridwatte, desinfiziert die Wunde, überstreicht sie mit Jodoformkollodium. Hierüber quer Heftpflaster, Mullbinde und Beobachtung des Hundes gegen Abreißen des Verbandes (Anlegen an Lager an kurze Kette oder sogenannten Halskranz, in Spezialgeschäften vorrätig). Da man Tiere nicht überreden kann, muß man Medikamente „eingeben”. Lösliche Arznei und Emulsionen gießt man aus der Flasche am Lefzenwinkel bei erhobnem Kopf ein, hält einen Augenblick die Nase zu, so daß der Hund durch das Maul atmen muß, wobei er schluckt. Größere Pillen taucht man in Öl und steckt sie tief in den Schlund, hält das Maul einige Zeit zu, streichelt die Kehle entlang. Pulver oder Tropfen kann man in Gelatinekapsel füllen und ebenso in den Schlund schieben. Der Apparat „Pilleneingeber” erfordert sachkundige Handhabung. Bei kleinen jungen Hunden ist das schwierig; einige Tropfen (z. B. Chenoposanöl gegen Spulwürmer, das scharf riecht) bringt man durch List bei. Aus fetter Wurst, die sich streichen läßt, bereite man eine flache Oblate in Größe einer Kupfermünze, tropft darauf 1—3 Tropfen Medizin in kleine Höhlung. Das Ganze wird vorsichtig zusammengerollt, so daß kein Geruch nach außen dringt. Dann gibt man als Lockmittel von derselben Wurst einige Kugeln gleicher Größe, zuletzt die mit der Arznei, die gierig morgens nüchtern hinabgeschlungen und gar nicht erst mit der Nase geprüft wird. Am Abend vorher fällt das Futter, vor allem der Knochen, weg; der Magen muß möglichst leer sein, besonders bei Wurmmitteln, die rasch mit den toten Würmern abgehen sollen. Mancher scheinbare Mißerfolg (keine Würmer im Kot) grade prompter Wurmmittel (Allegan-Bayer) beruht darauf, daß die toten Würmer verdaut worden sind, was leicht zu Darmkatarrh führt. Hunden, die jedes Medikament sofort erbrechen, gibt man 1⁄2 Stunde vorher etwas dicke Schleimsuppe. Hilft auch das nicht, vorher ein Anästhesinpulver oder eine Lösung von Novocain. (1 %) mit Suprarenin in Bittermandelwasser. Ausgenommen bei Wurmkuren verschont man die Hunde möglichst mit Arzneimitteln, selbst wenn man gerne helfen möchte. Einige Tage kein Wasser, dafür Diät (Schleimsuppen) sind besser als Verstopfungs-, Abführ-, Brech-, Stärkungsmittel. Von letzteren ist Rotwein mit Ei (falls nicht freiwillig genommen, eingegossen), geschabtes oder kleingewiegtes Fleisch das beste. Der ruhende Hund braucht sehr wenig. Ein Kalbsschwanz genügt für einen Tag. Und auch sonst lieber etwas knapp gehalten, so daß man die Rippen ganz leicht angedeutet durchsieht, ist gesünder als gemästet. Natürlich darf der Junghund nie wie ein Gerippe mit Fell überzogen sich anfühlen, sondern eher prall. Der ältere Hund hingegen sei hart durch Muskulatur, so daß es die Hand schmerzt, wenn man fest auf ihn klopft. Ist das der Fall, so ist er nicht nur in vollster Gesundheit, sondern auch ein Muster rationeller Haltung, die dem Besitzer Ehre macht.
Das traurigste Kapitel dieses Buches, dem wir an Härte nehmen wenn wir die Naturnotwendigkeit uns klar machen. Von mehr als einem Hundebesitzer haben wir, von dessen ehemaligem Liebling sprechend, gehört, daß sein Tod der einzige Schmerz gewesen sei, den er je seinem Herrn zugefügt habe. Wird ein Hund vernünftig gehalten, erhält er, völlig ausgewachsen, nicht zuviel Eiweiß dessen Schlacken das Leben kürzen, auch nicht zu viel Salze, die durch Flüssigkeitsaufnahme die wichtigsten Säfte verdünnen, so wird er bei Kraft und Wohlgestalt, die zugleich Schönheit und Gesundheit sind, ein hohes Alter ohne frühe Altersschwächen erreichen. Wir wollen nicht durch Aufzählungen von einzelnen Hunden, wie Barzois, Spitze, Foxterriers, die 18 bis sogar etwas über 20 Jahre alt werden, falsche Erwartungen erwecken. Das sind Ausnahmen. Sicher ist nur, daß sogenannte trockne Rassen (von harter Struktur mit Stahlknochen) um 1⁄4—1⁄3 älter werden, als solche von Masse mit Falten, Halshaut, starken Knochen. Letztere gehen früher „aus dem Leim”, bekommen unförmigen Kopf, neigen zu Fettansatz, dem rechtzeitig durch trockne Ernährung Vorgebeugt werden muß. Was rastet, rostet. Um vor frühzeitigem Altern zu schützen, darf es auch dem älteren Hund nie an erfrischender, angemessener Bewegung fehlen. Knochen werden nach vollendetem 4. bis 5. Jahr keine mehr gegeben, die Zähne sorgfältig gepflegt und gegen Belag vorgegangen. Riesen und Zwerge altern früher, solche mittlerer Größe später. Hunde von brauner Farbe, schwarze mit gelben, statt rostroten Abzeichen, bekommen früher graue Schnauze als erstes, jedermann kenntliches Alterszeichen. Doch wer denkt bei Anschaffen des Welpen oder Junghundes schon an dessen Alter. Stellen sich merkliche Altersschwächen ein, Trübung des Auges, und verminderte Sehfähigkeit, abgenütztes Gebiß, Unfähigkeit und infolgedessen Unlust zur Bewegung, mürrisches Wesen als Abwehr gegen Störung des Ruhebedürfnisses, das sich bei Unbehagen bis zur Bissigkeit steigert (bösartig aus Laune wird kein Hund!), so wäre es falsches Mitgefühl, hier nicht erlösend einzugreifen. Dem Tier ist das Geistesleben, das dem Menschen das Greisenalter in liebevoller Umgebung noch erträglich macht, versagt; es vegetiert, sich selbst und anderen zur Last. Man verwechsle nicht die Wehleidigkeit, sich selbst einen kurzen Abschiedsschmerz zu ersparen, mit falschem Mitgefühl, das ein Tier langsam verkümmern läßt. Ohne Beratung und quälende Erörterungen mit den Angehörigen faßt man den Entschluß selbst, erzählt erst bei Rückkehr ohne Hund, was unvermeidlich war und hält schon den Ersatz in Gestalt des pflegebedürftigen Nachfolgers bereit. Das herzerfrischende Spiel des jungen Hundes, sein sprudelnder Übermut, lassen fast wider Willen den Schmerz vergessen, und die Entwicklungsmöglichkeiten des noch unreifen Charakters trösten besser als es der Ersatz durch einen schon fertig ausgewachsenen Hund je vermöchte. Niemals gebe man den gealterten Hund in fremde Hand ab. Ein Schuß aus kleinkalibrigem Gewehr, dicht hinter dem Ohr von rückwärts eingesetzt, tötete durch Eindringen in das Kleingehirn sofort. Am besten gibt eine geübte, sichre Hand den Schuß ab, man entfernt sich erst, wenn man den Schuß gehört und sich durch Anblick vom Tod überzeugt hat. Tötung mit starker Morphiumgabe ist nicht zu empfehlen; es wird meist erbrochen und müßte durch Einspritzung direkt in den Blutlauf gebracht werden. Gegen Vorhalten von Chloroform wehren sich Hunde heftig. Die wäßrige Lösung von Blausäure, zersetzt sich trotz besten Verschlusses rasch. Andre Gifte, wie Strichnin, sind zu langsam in der Wirkung. Mit Recht wünscht jeder Hundefreund daß sein Tier nicht leide und sofort tot sei. Tierarzt Hauck-Wien empfiehlt nach zahlreichen Anwendungen seinen Kollegen folgendes einfache und leicht ausführbare Verfahren bei Zuführung von Hunden zur Tötung: Man löst für Hund größter Rasse 5 g Kalium cyanatum in etwa 15 g Wasser, schüttet aus dem Fläschchen diese Lösung im Lefzenwinkel ein. Rechts vom Einschüttenden steht ein Gehilfe mit einem Fläschchen gewöhnlichen Haushaltessigs. Sofort nachdem der Hund den letzten Schluck der Cyankaliumlösung zu sich genommen, wird schnell etwas Essig hinterher eingeflößt und der Hund sich selbst überlassen. Der Tod tritt innerhalb weniger Sekunden durch die plötzliche Blausäureentwicklung ein, kaum daß man die Hand von ihm losgelassen hat. Ehe wir diesen Ratschlag hier weitergaben, haben wir selbst bei einigen solchen Vergiftungen assistiert und uns überzeugt, daß der Hund ohne Krampf, lautlos wie völlig gelähmt, zusammenfällt und niedersinkt, selbst die Gesichtszüge zeigten keine Spur von überstandenen Schmerzempfindungen. Selbstverständlich kann der Tierarzt auch eine eigens neu angefertigte Lösung einspritzen, doch muß er dann einige Tage vorher von dem Besuch zwecks Tötung unterrichtet werden.
Und einige Tage vorher wird auch schon der Nachfolger erworben; am besten ein noch hilfloses, pflegebedürftiges Hündchen, das unsre Zeit und Gedanken völlig in Anspruch nimmt und unsre Angehörigen über den schmerzlichen Verlust eines treuen Freundes hinwegbringt. Bei der zweiten Erziehung hat man viel gelernt, was nun praktisch verwertet wird. Allerdings handelt es sich ebenso wie in den Ausführungen dieses Buches nur um kleine Hilfsmittel und Handgriffe. Die Hauptsache muß der Erzieher selbst besitzen und mitbringen, und das ist genau dasselbe wie beim Einreiten des Pferdes: eine unendliche Geduld, ein feines Gerechtigkeitsgefühl und eine hochanständige Gesinnung.
1. Langh. St. Bernhardshündin, Champion „Fatime Cannstatt” 2274. Besitzer: Frau Hofkapellmeister Marg. Kahler, Schwerin. Züchter: H. Voppel, Cannstatt.
2. Deutsche Dogge, „Rolf v. d. Rheinschanze”. Züchter u. Besitzer: Jos. Rembold, Ludwigshafen a. Rh.
3. Brauner Dobermann, „Salto v. Rottal”. Besitzer: Boxler, München. Züchter: Jos. Schweiger, Pfarrkirchen i. Rottal, Nied.-Bay.
4. Importierter Airedaleterrier, „Zetland Recruit” 6032. Besitzer: F. Röhrl, München.
5. Engl. Windhund, Champion „Tasso v. Solten”. 381. Besitzer: Oblt. Gg. Boxler, Augsburg. Züchter: Tierarzt Dr. Erb, Gießen.
6. Münchener Boxerrüde, Sieger „Udo v. Adelegg”. Züchter u. Besitzer: Edmund Halter, Isny.
7. Importierte engl. Bulldogge, „Astor Astoria” 1193. Besitzer: M. Gruber, Hamburg.
8. Importierter engl, drahthaariger Foxterrier, Sieger „Handy Maesthead”. Besitzer: Rud. Piesbergen, Berlin W. 8.
9. Rauhh. Pinscher, Sieger „Strupp v. Schnauzerluft” 1936. Besitzer u. Züchter: Wilh. Stierle, Pforzheim.
10. Kleiner Pudel, „Nang-i-Lat v. Sadowa” 4324. Züchter: Wolf, Berlin. Besitzer: Pudelzwinger Sirius (Frl. Flora Kalender) Ebersteinburg bei Baden-Baden.
11. Französ. kleine Bulldogge, „Jubicka Patzig”. Züchter u. Besitzer: Frau Flora Kunstmann, Murnau-München.
12. Blenheimspaniel, „Darling v. Ravensburg”. Besitzer: Theo Krumm, Ravensburg.
Bilder sollen für sich selbst sprechen und keine Erklärung benötigen. Unsere kurzen Ausführungen gelten auch nicht ihnen, sondern den dargestellten Hunden, deren Züchtern oder Besitzern. Unter etwa 100 Aufnahmen von nahezu gleicher technischer Vollendung, die eine Spezialität des Münchener Tierphotographen A. Dauer,Briennerstr. 17 ist, wurde nur ein Dutzend ausgewählt teils weil sie hervorragende, verdienstvollste Zuchttiere waren oder noch sind (wie Nr. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9 u. 10), teils weil sie charakteristisch für die erfolgreichen Zwinger sind, aus denen sie hervorgingen oder in welchen sie heute noch stehen und wirken. Nicht mehr aktuell, da sie eine frühere Generation darstellen, sind nur zwei Bilder (1 u. 12). Im Bild der St. Bernhardshündin Champion Fatime ehren wir den vor einigen Jahren verstorbenen Altmeister Hch. Boppel, Cannstadt dem diese Rasse zu unauslöschlichem Dank verpflichtet ist. Gerade in dem Charakteristischen dieser Rasse dem seelenvollen Ausdruck, ist die Aufnahme kaum zu übertreffen. Dasselbe gilt von dem letzten Portrait, des kleinen weißroten Blenheimspaniel Darling, was die Darstellung eines nich mehr lebenden Siegers entschuldigen mag. Trotzdem bleiben diese zwei Abbildungen immer lebendig. Mit der Zusammenstellung und Auswahl der Rassen, unter etwas 40 solcher, sollte zugleich dem Anfänger ein Wink gegeben werden. Die Riesen der Hundewelt, den mächtigen St. Bernhardshund und die kraftvolle Dogge, verpflanze man nicht in die Großstadt und Mietwohnung, wo sie verkümmern. Im Garten, Park, Lagerplatz, Fabrikhof, auf auf dem Lande, wo sie wachen und zugleich schützen, sind sie am Platze. Die gelbe Dogge Rolf (Nr. 2) ist aus dem ersten Doggenzwinger des Südwestens hervorgegangen, dessen Zuchtideal Verbindung von Größe und Adel ist. Auch Polizeihundrassen, wie der so dressurwillige und wuchtige Airedale, dem Energie aus den Äugen leuchtet, oder der schneidige Dobermannpinscher benötigen Auslauf und Arbeit; sie sind keine Zimmerhunde. Zetland Recruit (Nr. 4) zeigt die Rassigkeit der Importation, mit der von Zeit zu Zeit unsere festländische Zucht kluger Haushunde aufgefrischt werden muß. Wem Rauhhaar etwas mühsam in Behandlung ist, der wählt den Dobermann im kurzen, glänzenden Gewand. Sieger Salto v. Rottal (Nr. 3) entstammt der Zucht des niederbayerischen Kenners edler Hunde, Jos. Schweiger in Pfarrkirchen. Leichter und flotter als der Dobermann ist der englische Windhund, auch zur Pflege von Rennsport geeignet, ein eleganter, sauberer Haushund, der in Dr. Erb, Gießen, einen sachverständigen Förderer gefunden hat. Unter den Bildern fehlt der Schäferhund, der mehr als Haushund ist. Eine einzige Aufnahme von ihm würde der Verbreitung und Vielseitigkeit nicht genügend Rechnung tragen. Das erfolgt dafür in einem stattlichen Sonderwerk im gleichen Verlag: „Der deutsche Schäferhund in Liebhaberhand” in weitestgehender Weise. Hingegen durfte unter den Haushunden im engeren Sinne der kleinere, stämmige Münchener Boxer nicht fehlen, der seine Anspruchslosigkeit an Raum der Mietwohnung anpaßt. Er quittiert nicht durch Nervosität wenn er einmal während einiger Regenwochen den geliebten Auslauf entbehrt, ist klug, gelehrig; doch wenn nötig, stellt er seinen Mann. Etwas phlegmatischer ist die breite, niedrige, englische Bulldogge (Nr. 7), Knochen, ein Stiernacken, dunkle Falten, vorstehender, breiter Unterkiefer lassen sie drohend erscheinen, während sie der gutmütigste Hausgenosse ist. Ihr Antipode, ganz Temperament, das ihn manchmal fortreißt, wenn er nicht beschäftigt wird oder er keine Hand über sich weiß, ist der drahthaarige Foxterrier. Richtig geleitet eine Perle und ebenso gefälliger, wie lebhafter Begleithund. Etwas beherrschter, klug und dressurwillig ist der deutsche Schnauzer. Sieger Strupp (Nr. 9) entstammt der Zucht, von Wilh. Stierle in Pforzheim. Der Vollendetste Familienhund für die Großstadt ist her kleine Pudel (fälschlich Zwerg genannt), Boxer nd Pinscher haben etwas über Stuhlsitzhöhe, der Pudel steht um eine Handbreite darunter. Er ist ganz Gemüt, von überraschender Intelligenz, dabei ein kluger Wächter, dem nichts entgeht, der aber auch nie aus Übereifer Lärm schlägt wie der cholerische Spitz. Zur Vollendung ist der kleine Pudel durch Zwinger Sirius (Frl. Flora Kalender, Neckarsteinburg) gebracht. Ihr Stamm basiert auf Champ. Nang-i-Lat (Nr. 10); mindestens ein Dutzend dieser Schwarzen tummelt sich beständig in dem auf waldigem Bergesgipfel gelegenen Zwinger. Der Clown unter den Hunden, grotesk in der Form, immer freudig erregt, ist die Moderasse der französischen Bulldogge, von der zwei Schläge, eine geströmte und weißbunte (Caille) existieren. Der Klub für franz. Bulldoggen mit Sitz in München, wo auch die abgebildete „Jubicka” (Nr. 11) gezüchtet ist, hat diese Auslandsrasse eingeführt und zu einer der französischen Zucht jetzt mindestens ebenbürtigen Höhe geführt. Unter den zahlreichen Zwerghundrassen, von denen die des glatthaarigen Zwergpinschers die verbreitetste, die des Affenpinschers die härteste ist, dürfte die Palme der Schönheit den langhaarigen Seidenhunden (Malteser, Toyspaniels) gebühren. Fremdartiger noch sind die Chins und Pekingesen. In bestechender Farbe, weiß mit orangeroten Platten, seidigschlichter Behaarung, klugem Gesichtseindruck steht der Blenheim (Nr. 12) an der Spitze der 4 Toyspanielarten. Doch äußere bestechende Schönheit macht nur einen kleinen Teil des Wertes unserer vierfüßiigen Lieblinge aus. Die Hauptsache sind ihre innersten Eigenschaften, ihre Charakter- und Gemütsanlagen, die wir durch Erziehung wecken und zur Entfaltung bringen, durch Dressur in nützliche Bahnen lenken.
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Dem zur Digitalisierung verwendete Exemplar fehlt Foto 8. Das es nicht möglich war die genaue Platzierung des Bildes zu ermitteln, ist es nicht in den Seitenzahlkommentaren erwähnt.