Anmerkungen zur Transkription
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Ein Auszug
aus den Schriften
der bewährtesten Naturforscher.
Frankfurt und Leipzig,
in Kommission bey H. L. Brönner.
1780.
[S. 3]
Der Name des Fasans kündigt schon sein Vaterland an. Denn der Vogel vom Fasis war, wie man sagt, vor der Reise der Argonauten nur in Kolchis. Da aber diese Griechen auf ihrer Reise nach Kolchis den Fasis beschifften, sahen sie diese Vögel in Menge an den Ufern des Flusses und beschenkten damit ihr Vaterland.
Noch heut zu Tag kennt man keine schönere Fasanen, als die von Kolchis oder Mingrelien und einigen andern benachbarten Gegenden. Von da aus haben sie sich auf der einen Seite durch Griechenland nach dem Occident, vom baltischen Meer an bis an das Vorgebirg der guten Hoffnung und Madagaskar, und auf der andern durch[S. 4] Medien in den Orient bis an das Ende von China und Japan, und selbst in die Tartarey, ausgebreitet. Es scheinet, daß Medien, welches den Vögeln so günstig ist und wo man die schönsten Pfauen, Hühner ⁊c. findet, ein neues Vaterland für die Fasanen gewesen seye, welche sich daselbst so sehr vermehret haben, daß dieses Land allein viele andere Länder damit versehen konnte, wie man aus dem Zeugnisse des Athenäus ersehen kann. Sie sind in sehr groser Menge in Afrika, besonders auf der Sklaven-, Gold- und Elfenbeinküste, und in den Königreichen Kongo und Angola, wo die Negern sie Galignoles nennen. Man findet sie ziemlich häufig in verschiedenen Gegenden von Europa, in Spanien, in Italien, zumal um Rom, im Mayländischen und einigen Inseln des Golfo von Neapel, in Deutschland, Frankreich und England. In diesen letztern Gegenden aber sind sie nicht allgemein ausgebreitet. Die Verfasser der brittischen Zoologie versichern ausdrücklich, daß man in ganz Grosbritannien keinen einzigen wilden[S. 5] Fasan finde. Sibbald stimmt mit ihnen überein und sagt, in Schottland zögen einige Edelleute diese Vögel in ihren Häusern. Boter sagt, in ganz Irland gebe es keine Fasanen. Linne erwähnt ihrer in seiner Fauna Suecica nicht. Zu Schwenkfelds Zeiten waren sie in Schlesien noch sehr selten; und, nach Klein, ist es nicht viel über 20 Jahre, daß man sie in Preussen hat, ob sie gleich in Böhmen in groser Menge sind. Sachsen hat die Vermehrung derselben dem Herzog Friedrich zu verdanken, welcher, nach Aldrovands Bericht, 200 fliegen ließ, mit dem scharfen Verbott, keinen zu töden oder zu fangen. Gesner, welcher die Schweizergebirge durchreiset hatte, versichert, er habe niemals einen gesehen. Stumpf sagt zwar im Gegentheil, man finde sie in diesen Gebirgen; es kann aber seyn, daß man sie in einem gewissen Kanton antrift, dahin Gesner nicht gekommen war, z. E. in dem Theil, der an das Mayländische gränzet, wo, wie Olina sagt, die Fasanen sehr gemein sind.[S. 6] In Frankreich haben sie sich bey weitem nicht überall ausgebreitet. In den mitternächtigen Provinzen siehet man sie sehr selten, und man würde sie vielleicht daselbst gar nicht sehen, wenn man nicht alle erdenkliche Sorgfalt auf sie wendete. Dieses macht, daß Büffon sehr an den zween Fasanen zweifelt, die Regnard in Bothnien will getödet haben, eben sowohl als an denen, die, nach dem Olaus Magnus, sich in Skandinavien aufhalten, daselbst den Winter zubringen und unter dem Schnee ohne Nahrung leben sollen. Diese Art, den Winter zuzubringen, hat mehr Aehnlichkeit mit den Gewohnheiten der Auerhühner und Schneehühner, als der Fasanen, so wie sich auch der Name Waldhühner, den ihnen Olaus gibt, besser für Auerhühner schickt. Wir finden schon bey Scheffern in seiner Beschreibung von Lappland, daß er diesen Irrthum eingesehen: denn er sagt ausdrücklich: „Etliche nennen diese Art, Fasanen: allein es sehen die Fasanen ganz anders aus, wie jeder weiß;“ daher er sie für[S. 7] Birkhühner erklärt. Die Vermuthung des Herrn von Büffon gewinnet auch dadurch mehr Stärke, daß weder Linne, noch irgend ein anderer guter Beobachter, gesagt hat, er habe in den mitternächtigen Ländern wahre Fasanen gesehen; und Pontoppidan, der alle Vögel, von denen er in Norwegen Nachricht bekommen konnte, sorgfältig aufzeichnete, spricht kein Wort von diesem.
Dieses vorausgesetzt, darf man nur bemerken, daß der Fasan kurze Flügel und folglich einen schweren und nicht sehr hohen Flug hat, um daraus den Schluß zu machen, daß er nicht über die Meere, die zwischen den heisen oder nur gemäsigten Gegenden der alten Welt und Amerika sind, kommen konnte. Und dieser Schluß ist durch die Erfahrung bestätigt: denn in der ganzen neuen Welt hat man keinen wahren Fasan gefunden, sondern blos Vögel, die aufs höchste so konnten angesehen werden, als ob sie Fasanen vorstellen sollten, indem die wahren Fasanen, die nun in St. Domingo häufig[S. 8] sind, sowie die Pfauen und Perlhühner, durch Europäer dahin gebracht wurden.
Der Fasan ist von der Gröse des gemeinen Hahns und kann es einigermassen, in Absicht auf die Schönheit, mit dem Pfauen aufnehmen. Er trägt sich eben so edel, sein Gang ist eben so stolz und sein Gefieder fast eben so schön. Der chinesische hat sogar glänzendere Farben; es fehlt ihm aber das Vermögen, sein schönes Gefieder auszubreiten und ein Rad zu machen. Ueberdiß fehlt ihm der Busch des Pfauen und sein gedoppelter Schwanz, wovon der kürzere aus wahren Ruderfedern, der längere aber aus Deckfedern bestehet. Ueberhaupt scheint der Fasan nach einem nicht so leichten und niedlichen Modell gebildet zu seyn, indem er einen untersetztern Körper, einen kürzern Hals, dickern Kopf ⁊c. hat.
Was bey dem Fasan am merkwürdigsten ist, sind zween scharlachfarbige Flecken, in deren Mitte die Augen angebracht sind, und[S. 9] zween Büsche grün vergoldeter Federn, die sich zur Zeit der Liebe auf beyden Seiten über den Ohren erheben. Diese Büsche sind, allem Ansehen nach, das, was Plinius bald Ohren, bald Hörner nennet. Man fühlet an ihrer Grundlage eine Erhöhung, die durch den Hebemuskel entstehet. Ueberdiß hat der Fasan an jedem Ort Federn, deren er sich bedient, die Ohrenöffnung, die sehr gros ist, zu schliessen oder aufzumachen.
Der Fasan, wie ihn Aldrovand befunden hat, wiegt 3 bolognesische Pfund, das Pfund nur zu 12 Unzen gerechnet. Die Länge beträgt vom Schnabel zum Schwanz 36 Zoll. Der Schnabel ist weißblau; der Regenbogen gelb; die Federn über dem Schnabel sind schwarz und rothglänzend; der Scheitel und der Hals von oben blaugrün, wie eine schillernde Seite. Die Seiten des Halses und die Kehle sind purpurroth. Um den Schnabel befinden sich schwarze Borsten mit grünen Rändern. Die Brust, die Schultern, der Rücken sind[S. 10] schwarzgrünlich, besonders die Brust ist goldfarben und blau mit rothbraun gemischt. Der Schwanz hat stuffenweis längere Federn, bis zur mittlern, die am längsten und, wie die übrigen, ohne Sonnen, schlechtbraun und mit schwarzen Querstrichen durchschnitten ist. Die Zähen verbindet eine ziemlich grose Membran. Der Schenkel ist weißlich mit kurzen Sporen bewaffnet. Der Hals wird von der Brust durch einen schwarzen, gelben, grünen Strich abgesondert. An der Fasanenhenne ist der Kopf und Hals braun, die Brust aschfarben und roth, die Flügel braun, der Schwanz kleiner, und der Hals weiß, da er sich hingegen am Hahne spiegelt. Wir haben bey dieser Beschreibung der Farben, die wir meistens Hallen abgeborgt haben, die Merkmale geflissentlich ausgelassen, die schon oben aus Büffon angeführt worden sind.
Die Federn des Halses und Steißes sind am Ende herzförmig ausgeschnitten, wie gewisse Federn im Schwanze des Pfauen.[S. 11] Die Haut, welche die Zähen, wie bereits gesagt worden ist, verbindet, ist breiter, als man sie gewöhnlich bey den Vögeln, die sich stäuben, antrift, und scheinet die erste Schattirung zu machen, mittelst welcher sich die Vögel von diesem Geschlechte den Flußvögeln nähern. Aldrovand merkt auch wirklich an, daß sich der Fasan gerne in sumpfigen Oertern aufhält, und setzt hinzu, das man manchmal in den Morästen, die um Bologna sind, welche fange. Olina und Le Roi, Jagdlieutenant von Versailles, haben eben diese Beobachtung gemacht. Der letztere versichert, daß die aus den benachbarten Fasanengärten entwischte Fasanen sich immer an den feuchtesten Oertern und längst der Teiche, die man in den grosen Gehölzen von Brie findet, aufhalten.
Wenn diese Vögel gleich an die Gesellschaft des Menschen gewöhnt und von ihm mit Wohlthaten überhäuft worden sind, so entfernen sie sich doch so weit, als möglich, von aller menschlichen Wohnung: denn sie[S. 12] sind sehr wild und es ist schwer, sie zahm zu machen. Indessen behauptet man doch, daß sie sich gewöhnen, auf ein Pfeifen zu kommen, welches aber nicht mehr heißt, als ihre Nahrung zu holen, wozu sie durch dasselbe herbey gelockt werden: denn sobald sie gesättiget sind, so kennen sie die Hand nicht mehr, die sie gefüttert hat, und suchen beständig, ihre Freyheit wieder zu erlangen. Die wilden, welche gefangen worden, sind rasend, fallen mit heftigen Schnabelhieben über ihre Mitgefangene her und verschonen nicht einmal den Pfauen.
Die Fasanen lieben die Gehölze, die in Ebenen liegen. Die Nacht über sitzen sie oben auf die Bäume, wo sie mit dem Kopf unter dem Flügel schlafen. Das Geschrey des Männchens (denn das Weibchen hat fast keines,) stehet zwischen dem Pfau- und Perlhühner-Geschrey mitten inne, doch kommt es dem letztern etwas näher, und ist folglich gar nicht angenehm.
Sie sind von Natur so wild, daß sie nicht[S. 13] nur den Menschen, sondern auch sich selbst untereinander vermeiden, es wäre denn im März oder April, welches die Zeit ist, da das Männchen sein Weibchen aufsucht; und man kann sie alsdann leicht in den Wäldern finden, weil sie sich durch ein Schlagen mit den Flügeln, welches man sehr weit höret, verrathen. Die Fasanhähne sind nicht so hitzig, als die gemeinen, und Frisch behauptet, daß in dem Stande der Wildheit jeder nur Ein Weibchen habe; der Mensch aber hat sie an sieben gewöhnt, obgleich einige Oekonomen Einem nur zwey geben, und es ist sicher, daß auf die letztere Art die Zucht am besten gelingt. Inzwischen kommt vieles dabey auf das Klima, die Witterung und die Sorgfalt des Fasanenmeisters an.
Die Fasanenhenne macht ihr Nest allein und erwählt sich zu diesem Zwecke den dunkelsten Winkel ihrer Wohnung. Sie wendet Stroh, Blätter und andere Dinge dazu an; und ob sie es gleich, dem Ansehen nach,[S. 14] nur obenhin gemacht hat, so zieht sie es doch einem jedem andern vor, das nicht von ihr selbst verfertigt worden ist: denn wenn man ihr eins macht, das noch so gut ist, so reißt sie es auseinander und baut es nach ihrer Weise um. Sie legt nur einmal des Jahrs, wenigstens in unsern Gegenden, und zwar, nach Einigen, 40 bis 50 Eyer, wenn man sie der Sorge zu brüten überhebt; nach Andern aber 15 bis 20. Büffon hat niemals mehr, als 12 bekommen, ob man gleich gemeine Hennen brüten ließ. Gemeiniglich legt sie alle zwey bis drey Tage eines. Die Eyer sind lange nicht so gros, als Hühnereyer, und die Schale ist weit feiner, als die von Taubeneyern. Ihre Farbe ist grünlichgrau mit kleinen braunen Flecken, die als zirkelförmige Gürtel um das Ey herumlaufen. Jede Fasanenhenne kann auf 18 brüten.
Wenn man im Grosen Fasanen erziehen will, muß man einen Fasanengarten von verhältnißmäßiger Gröse dazu bestimmen,[S. 15] der zum Theil mit Rasen besetzt, zum Theil mit Strauchwerk angeflogen ist, wo diese Vögel vor dem Regen und der allzugrosen Hitze, wie auch vor dem Raubvogel Sicherheit finden können. Ein Theil dieser Fasanerie muß in mehrere kleinere, die 4 bis 5 Toisen ins Gevierte haben, abgetheilt seyn, welche dazu gemacht sind, daß ein Hahn mit seinem Weibchen darinn seyn kann. Man erhält sie in diesen Gärtgen entweder dadurch, daß man sie lähmet und den jungen Fasanen, wenn sie 5 oder 6 Wochen alt sind und die Federn an den Hälsen zu kommen anfangen, mit einem dünnen und scharfen Messer das vorderste Gelenke von einem Flügel ablöset und die Wunde mit Wundholz oder brauner Butter bestreichet; oder man bedecket diese Parkets mit einem Garne. Man muß sich aber sorgfältig hüten, nicht mehrere Männchen zusammen einzusperren, weil sie sich gewiß balgen und einander vielleicht gar töden würden. Man muß es sogar so machen, daß sie einander weder hören noch sehen können,[S. 16] weil sonst die Bewegungen der Unruhe oder Eifersucht, die sie einander einflößten, bey diesen Männchen, die so wenig hitzig auf ihre Weibchen, aber doch sehr mißtrauisch gegen ihre Nebenbuhler sind, die sanftern Regungen, ohne welche keine Zeugung geschehen kann, ersticken oder doch schwächen würden.
Palladius verlangt, der Hahn solle jährig seyn, und alle Naturalisten stimmen überein, daß die Hennen nicht älter, als dreyjährig, seyn sollen. Manchmal setzt man an Orten, wo es viel Fasanen gibt, nur Weibchen in jedes Parket und läßt den wilden Hahnen die Sorge, sie zu befruchten.
Diese Vögel leben von allen Arten von Körnern und Kräuterwerk, und man räth sogar an, einen Theil des Fasanengartens mit Bohnen, Möhren, Erdäpfeln, Zwiebeln, Lattich und Pastinak anzubauen, besonders aber mit den beyden letztern Pflanzen, die sie sehr gerne fressen. Man sagt auch, sie lieben die Eicheln, die Beeren vom[S. 17] Weisdorn und den Wermuthsaamen sehr; der Waizen aber, mit Ameiseneyern vermengt, ist die beste Nahrung, die man ihnen geben kann. Einige wollen, man solle Sorgfalt anwenden, daß keine Ameisen mit darunter kommen, damit sie den Fasanen die Eyer nicht verleiden; Edmund King aber verlangt, man solle ihnen geflissentlich Ameisen geben und behauptet, diese Nahrung sey ihnen sehr vorträglich und allein fähig, sie wieder herzustellen, wenn sie schwach und elend sind. Wenn sie fehlt, so kann man ihnen mit gutem Erfolg Heuschrecken, Ohrwürmer und Tausendfüße geben. Eben dieser Verfasser versichert, daß er viele Fasanen verlohren habe, ehe er den Gebrauch der Insekten kannte, daß ihm aber hernach nicht ein einziger mehr gestorben seye. Man mag sie aber füttern, womit man will, so muß man ihnen ihre Nahrung klüglich zumessen und sie nicht zu sehr mästen: denn die allzufetten Hähne sind nicht sehr hitzig, und die allzufetten Hennen sind nicht so fruchtbar und legen Eyer mit weichen Schalen, die[S. 18] leichtlich zerdrückt werden. Sie brüten gemeiniglich 20 bis 25 Tage.
Man muß der Brüterinn einen Platz geben, der vom Geräusche entfernt und ein wenig in die Erde eingegraben ist, damit sie die Ungleichheit der Witterung nicht fühle und nicht vom Donner beunruhiget werde.
Sobald die Jungen ausgeschlüpft sind, fangen sie an, wie alle Hühnerarten, zu laufen. Man läßt sie gewöhnlich 24 Stunden, ohne ihnen etwas zu geben. Hernach setzt man die Mutter mit den Kleinen in ein Ställgen, welches man alle Tage auf das Feld an einen Ort trägt, wo Getraide, Gerste, Rasen und besonders Ameiseneyer anzutreffen sind. Dieser Kasten oder Stall muß eine Art von Dach haben, welches man, je nachdem es die Umstände erfodern, abnehmen und wieder aufsetzen kann. Er muß auch einen Unterschied haben, worinn die Mutter durch ein Gegitter verschlossen ist, durch welches die Jungen kommen können.[S. 19] Uebrigens läßt man diesen die Freyheit, nach Gutfinden aus oder einzugehen. Das Gluchzen der gefangenen Mutter und die Nothwendigkeit, sich von Zeit zu Zeit unter ihren Flügeln zu erwärmen, ruft sie schon von selbst immer wieder zurück und verhindert sie, sich weit zu verlaufen. Man nimmt gemeiniglich zwey oder drey Bruten von ungefähr gleichem Alter zusammen, um nur Eine Mutter beschäftigen zu dürfen. Denn, nach der Abhandlung von dem Instinkt der Thiere in dem Dictionnaire encyklopedique, stellt sich zwar das Fasanhuhn zur Vertheidigung seiner Jungen nicht vielen Gefahren blos, hingegen besitzt es eine allgemeine Neigung zu allen Jungen von seiner Art, und alle mutterlose Fasanen haben die Erlaubniß, dieser gutwilligen Mutter zu folgen.
Man ernährt anfänglich die jungen Fasanen, wie alle Küchelgen, mit einem Gemenge von hartgesottenen Eyern, Brodbrosamen, Lattichblättern, alles zusammen[S. 20] gehackt, und mit Eyern von Wiesenameisen. Man muß aber in dieser ersten Zeit eine gedoppelte Vorsicht gebrauchen. Die erstere besteht darinn, daß man sie gar nicht trinken, und nicht eher auf das Feld läßt, als bis der Thau verschwunden ist, weil sie in diesem Alter die Feuchtigkeit gar nicht vertragen können; die andere aber, daß man ihnen wenig und oft und zwar gleich Morgens zu fressen gibt und immer Ameiseneyer unter die andern Nahrungsmittel menget.
Im zweyten Monat kann man ihnen schon stärkeres Futter geben: Eyer von Waldameisen, türkisch Korn, Waizen, Gerste, Hirsen, gemahlene Bohnen, auch nach und nach mehr Zwischenzeit zwischen jeder Fütterung verfließen lassen. Um diese Zeit fangen sie an, vom Ungeziefer zu leiden. Die meisten Neuern empfehlen, um sie davon zu befreyen, ihren Kasten zu reinigen, oder alles davon, sein kleines Dach ausgenommen, welches ihnen Schutz gibt, hinwegzunehmen. Allein Olina gibt einen[S. 21] Rath, den schon Aristoteles ertheilt hatte und der der Natur dieser Thiere angemessener scheint, da sie von den Vögeln sind, die sich im Staube wälzen und umkommen, wenn sie sich nicht stäuben können. Er will nemlich, man solle ihnen in die Nähe kleine Haufen von trockner Erde oder sehr feinem Sand setzen, worinn sie sich baden und von den Stichen des Ungeziefers befreyen können.
Man räth auch wider die Läuse, welche Anfangs an den Köpfen und unter den Flügeln sitzen, sie an diesen Orten mit frischem Baumöl zu bestreichen, oder Quecksilber in Rheinbergschmeer zu tödten und sie damit zu schmieren, doch ja nicht zu viel, und sie alsdann recht warm zu halten, damit sie abtrocknen können. Vielleicht würde Thran noch bessere Wirkung thun, als Baumöl, wenigstens hat man ihn in diesem Falle bey zahmem Geflügel vortreflich gefunden und manches gerettet, welches schon so gut, als verlohren, schien.
[S. 22]
Man muß ihnen auch reines Wasser geben und das alte oft wegnehmen, weil sie sonst leicht den Pips bekommen, wider welchen, nach den Neuern, wenig Rath ist, obgleich Palladius sagt, man solle ihnen denselben, wie den Hühnern, nehmen und den Schnabel mit Knoblauch reiben, den man in flüssigem Pech gestoßen hat.
Sie sind auch der Dürre und dem Durchfall unterworfen. Im erstern Fall schabt man ihnen den Schnabel ein wenig ab, gibt ihnen frischen Quarkkäß ein, ropft eine Schwingfeder aus den Flügeln, zieht sie durch die Nase und läßt sie stecken, bis sie selbst heraus fällt, und wenn über dem Schwanz ein weißes Blütgen wird, so öfnet man solches und drückt es aus. Im zweyten Fall aber legt man ihnen Eisenkraut, Feldkümmel und Gundermann in das Saufen. Man nimmt auch, wenn sie kränklich thun und man nicht errathen kann, was ihnen fehlt, Senfkörner, die man klein stößt, mit Butter vermischt und Kugeln daraus macht, die man ihnen eingibt.
[S. 23]
Im dritten Monat bedrohen die jungen Fasanen neue Gefahren. Die Schwanzfedern fallen ihnen alsdann aus und es kommen neue. Auch hier sind die Ameiseneyer ein gutes Mittel: denn sie beschleunigen den kritischen Zeitpunkt und vermindern die Gefahr; nur muß man ihnen nicht zu viel geben.
So wie die Jungen größer werden, nähert sich ihre Diät auch immer mehr der Alten ihrer, und nach drey Monaten kann man sie an den Ort bringen, den man mit ihnen bevölkern will. Allein man muß sie nach und nach aus ihrer Hausthierschaft zu dieser Art von Freyheit gewöhnen und anfänglich den Kasten, in dem die Brut ist, an den Ort bringen, wo man sie loslassen will; man muß ihnen ferner das Futter geben, so sie am meisten lieben, aber nie auf dem alten Platz, und immer davon abziehen, damit sie genöthiget werden, das selbst zu suchen, was ihnen bekommt und sich mit dem Felde bekannt zu machen. Wenn sie im Stande sind, ihren Unterhalt selbst zu finden,[S. 24] so kann man ihnen die Freyheit geben und sie der Natur überlassen; sie werden alsdann bald eben so wild werden, als die, so in Wäldern geheckt sind, nur mit dem Unterschied, daß sie eine Art von Liebe zu den Oertern behalten, wo sie in ihrem ersten Alter gut behandelt wurden.
Man hat es versucht, Fasanen mit fremden Gattungen zu paaren, und der Versuch ist nicht ohne allen Erfolg gewesen, man hat aber viele Sorgfalt und Vorsichtigkeit anwenden müssen. Man hat einen jungen Fasanhahn genommen, der sich noch mit keiner Fasanhenne gepaart hatte, solchen in einen engen Ort eingesperrt, der nur von oben ein schwaches Licht empfieng und junge Hühner für ihn gewählt, deren Gefieder der Fasanhenne am ähnlichsten sahe; man hat diese Hennen in ein Häuschen gesperrt, das an des Fasans seines stieß und nur durch eine Art von Gegitter davon unterschieden war, welches Oeffnung genug hatte, daß Kopf und Hals, nicht aber die ganzen Vögel,[S. 25] durchkonnten. Solchergestalt hat man den Fasan gewöhnt, die Hühner zu sehen und sogar mit ihnen zu leben, indem man ihnen das Futter blos an das Gegitter gab. Wenn die Bekanntschaft gemacht war und man die Zeit der Liebe herankommen sahe, hat man den Fasanhahn und seine Hennen mit lauter Futter genährt, welches die Neigung zum Paaren erhitzte, und wenn diese sich zu erkennen gab, hat man die Scheidewand aufgehaben. Inzwischen ist es doch geschehen, daß der Fasan zuweilen die ersten Hennen, die man ihm gab, gemißhandelt und sogar getödet hat. Wollte er sich nicht geben, so hat man seinen Schnabel auf beyden Seiten mit glühendem Eisen berührt und ihn auf eine schickliche Weise zur Liebe erhitzt. Endlich hat der Fasan sichs gefallen lassen, sich aus dringender Noth mit gemeinen Hennen zu paaren, und man hat Eyer bekommen, die, wie der Fasanhenne ihre, schwarz punktirt, aber weit gröser waren, und aus ihnen sind Bastarte hervorgekommen, die von beyden Gattungen etwas an sich hatten und,[S. 26] nach Einigen, weit besser, als die ächten, schmeckten, aber unfähig waren, ihre Raçe fortzupflanzen. Doch versichert Longolius, daß solche Blendlingsweibchen, mit ihrem Vater gepaart, ächte Fasanen zeugten. Man hat sichs auch zum Gesetze gemacht, dem Fasanhahn Hennen zu geben, die noch nie getreten worden und ihm zu jeder Brut neue Gattinnen beyzulegen. Le Roi hat bemerkt, das freye Fasanen niemals Hühner, die sie antreffen, treten, und versichert, daß wenn sie sich ja zuweilen an die Henne machten, diese es nicht zugäbe.
Der Fasan soll ein dummer Vogel seyn, der sich schon sicher glaubt, wenn er nur den Kopf versteckt hat und den man in allen Schlingen fangen kann. Wenn man ihn mit dem Hund jagt und er gestellt worden ist, so sieht er den Hund steif an, so lang er vor ihm steht und läßt dem Jäger alle Zeit, ihn sicher zu schießen. Man darf ihm nur sein eigen Bild oder einen rothen Fleck auf einem weißen Tuche vorhalten, um ihn in die[S. 27] Schlinge zu locken. Man legt auch Schleifen oder Garne auf den Weg, den er Morgens geht, um zu saufen. Endlich baizt man ihn auch mit dem Raubvogel, und gibt vor, daß die, so auf diese Weise gefangen werden, die zärtesten und schmackhaftesten seyen. Im Herbst sind sie am fettesten. Vor den Hunden drückt er sich, wie die Rebhühner, auf die Erde nieder.
Nach Olina lebt dieser Vogel ungefähr sechs bis sieben Jahre; daß sich aber sein Alter aus den Querstreifen des Schwanzes bestimmen lasse, ist ungegründet. Alleon sagt, wenn unter mehreren eingesperrten Fasanen einer krank werde, hieben ihn die andern mit ihren Schnäbeln todt und fräßen ihn hernach auf. So viel von dem gemeinen Fasan!
Es gibt auch
weiße Fasanen,
man weiß aber zu wenig von ihrer Geschichte,[S. 28] als daß man die Ursache von dieser Farbe des Gefieders angeben könnte. Von andern Thieren und Vögeln zu schließen, sollte sie eine Wirkung der Kälte seyn. Die Fasanen sind freylich nicht so tief in Norden eingedrungen, als z. B. der Pfau: allein sie sind auch nicht vollkommen weiß und haben, nach Brisson, dunkelviolette Flecken auf dem Halse und röthlichbraune auf dem Rücken; und, nach Olina, sieht man zuweilen an den Männchen die Farben der gemeinen Fasanen an dem Kopf und Hals. Dieser letztere Schriftsteller sagt, die weißen Fasanen kämen aus Flandern; vermuthlich aber kommen sie noch weiter aus Norden: Er setzt hinzu, daß die Weibchen weit weißer seyen, als die Männchen; man sieht aber auch bey der gemeinen Fasanhenne mehr Weißes an ihrem, als an des Männchens, Gefieder.
So wie der weiße Pfau mit dem gemeinen den bunten oder gestreiften hervorgebracht hat, so kann man auch vermuthen,[S. 29] daß der weiße Fasan, mit dem gemeinen gepaart, den
gespreckelten Fasan
hervorgebracht habe, zumal da er genau die Bildung und Größe der gemeinen Gattung hat und sein Gefieder, wovon der Grund weiß ist, mit Flecken übersäet ist, an denen man alle Farben unsers Fasans vereinigt findet. Frisch merkt an, daß er nicht zur Fortpflanzung tauge.
Dem
Fasanenbastart,
welchen Büffon Cocquar nennet, hat Frisch den Namen Hühnerfasan gegeben, welches schon seinen Ursprung andeutet. Er wird nicht nur von dem Fasanhahn und der Hofhenne, sondern auch von Fasanhühnern und dem Hofhahn gezogen. Die Vorsicht, die man beobachten muß, ist bereits angezeigt worden. In Deutschland ist diese Zucht zwar nicht ungewöhnlich, aber man[S. 30] will ihr keinen grosen Nutzen zugestehen, weil man unter den Bastarteyern viele bekommt, die nichts taugen und die Bastarte weder brüten noch hecken. Nur bildet man sich ein, das ihr Fleisch niedlicher, als ächter Fasanen ihres, schmecke. Der Fasanenbastart stellt gemeiniglich die Gattung des Fasans durch seinen rothen Zirkel um die Augen und seinen langen Schwanz vor, er nähert sich aber dem gemeinen Hahn durch die gemeinen und dunkeln Farben seines Gefieders, welches viel mehr oder weniger Dunkelgraues hat. Er ist auch kleiner, als der ächte Fasan.
Genug von dem in Europa einheimisch gewordenen Fasan!
[S. 31]
Wir kommen jetzt auf die
fremden Vögel,
welche zu den Fasanen gehören können.
Unter diesen verdient
der Goldfasan,
oder
der chinesische gehaubte dreyfärbige Fasan,
mit allem Recht die erste Stelle. Albin, Klein und Halle nennen diesen Vogel den rothen Fasan: allein man hätte ihn fast eben so gut den blauen nennen können; aber diese beyde Benennungen wären eben so unvollkommen gewesen, als der Name Goldfasan, weil alle drey nur eine von den drey prächtigen Farben, die auf seinem Gefieder glänzen, anzeigen und die übrigen auszuschließen scheinen. Büffon hat ihn deswegen den chinesischen gehaubten dreyfärbigen[S. 32] Fasan genannt. Bey Linne heißt er der gemalte und bey Müllern der bunte Fasan.
Man kann diesen Fasan als eine Spielart von dem gemeinen annehmen, die sich unter einem bessern Himmel verschönert hat. Es sind zween Zweige Einer Familie, die sich seit langer Zeit getrennet und sogar zwey verschiedene Raçen gemacht haben, die aber einander doch noch erkennen: denn sie thun sich zusammen, paaren sich und zeugen mit einander; doch muß man bekennen, daß die Frucht, die aus ihrer Vermischung entsteht, etwas von der Unfruchtbarkeit der Maulthiere hat.
Die Schönheit dieses Vogels hat gemacht, daß man ihn in unsern Fasanerien gezogen und vermehrt hat, wo man ihn nun oft antrifft. Er hat keine rothe Haut um die Augen, wie unser Fasan. Der Augenring, der Schnabel, die Füße und Krallen sind gelb, so, wie der Busch von langen und[S. 33] schönen Federn, die er erheben kann, wann er will. Halle beschreibt ihn anders, als ihn die Büffonschen gemalten Figuren angeben. Er sagt, er sey scharlachroth mit schwarzen parallelen Schuppen quer durchschnitten, der Federbusch entstehe von den Ohren her, lagere sich auf der Seite des Halses, liege wie Fischohren an und lasse sich erheben. Bey dem unsrigen hingegen entstehen diese hellgelbe Federfasern schon bey dem Ursprunge des Schnabels, bedecken die ganze Scheitel und die längsten fallen den Nacken hinab. Um die Augen ist auch noch alles bis an die Backen lichtgelb; gegen die Kehle zu bekommt diese Farbe eine röthliche Schattirung; der ganze untere Theil des Körpers ist scharlachroth, und von eben dieser Farbe gehen über den Schwanzfedern andere lange und schmale Federn heraus, deren Kiel gelb ist. Der obere Theil des Halses fällt aus dem Orangefarbigen ins Rothbraune und hat schwarze Schuppen; oben an dem Rücken ist ein breiter grüner Streif; der übrige ganze Rücken und Deckfedern des[S. 34] Steißes sind schön gelb. Die längsten zugespitzten Schwanzfedern haben auf einem dunkeln Grund eine Menge bräunlichgelber rundlicher kleiner Flecken, andere aber dunklere Streifen. Der obere Theil des Flügels und die grösten Federn desselben sind braun, die äussersten davon etwas schwarz und haben einige weiße Flecken, das übrige ist schön blau; die Schenkel sind hellbraun. Dieser Fasan ist etwas kleiner, als der unsrige.
Das Weibchen des Goldfasans ist ein wenig kleiner, als das Männchen, und sein Schwanz ist kürzer. Man sieht an ihm die langen Federn des Busches nicht, sondern blos hinten am Kopf einige kleine Federn etwas hervorragen. Es hat von allen den schönen Farben des Männchens nichts, sondern die Farben seines Gefieders sind sehr gemein und noch schlechter, als an der gewöhnlichen Fasanhenne; mit der Zeit aber wird es manchmal so schön, als das Männchen. Man hat in England bey der Milady Essex eines gesehen, welches innerhalb[S. 35] sechs Jahren aus seiner unedeln Schnepfenfarbe in die schöne Farbe des Männchens stuffenweise übergegangen war, von dem man es blos an den Augen und dem kürzern Schwanze unterscheiden konnte. Leute, welche Gelegenheit gehabt haben, auf diese Vögel genau zu merken, haben den Herrn von Büffon versichert, daß diese Veränderung der Farbe bey den meisten Weibchen Statt fände und anfienge, wenn sie 4 Jahre alt wären; daß um diese Zeit die Männchen einen Widerwillen gegen sie bekämen und sie mißhandelten; daß ihnen alsdann die langen schmalen Federn wüchsen, die bey dem Männchen die Schwanzfedern begleiten; mit einem Worte, daß sie dem Männchen immer ähnlicher würden, jemehr sie an Alter zunähmen.
Edwards versichert, man habe bey dem Herzog von Leeds eine gemeine Fasanhenne gesehen, die das Gefieder des Hahns angenommen, und setzt hinzu, daß eine solche Veränderung nur bey Vögeln, die in[S. 36] der Hausthierschaft leben, Statt finde.
Die Eyer der Goldfasanhenne gleichen denen vom Perlhuhne viel und sind verhältnißmäßig kleiner, als die von der Haußhenne, und röthlicher, als unsere Fasaneyer.
Hans Sloane hat ein Männchen gegen fünfzehn Jahr erhalten. Es scheinet, daß dieser Vogel dauerhaft seyn muß, weil er so lang ausser seinem Vaterlande lebt. Er gewöhnt sich gut an das unsrige und vermehrt sich leicht, sogar mit unserer europäischen Fasanhenne. Le Roi hat eine solche chinesische Henne mit einem französischen Fasanhahn zusammen geworfen, und die zween Jungen, die davon entstunden, glichen den unsrigen sehr, doch war das Gefieder schlecht gefärbt und auf dem Kopf hatten sie nur einige gelbe Federn, wie der chinesische Fasan. Als man diesen beeden jungen Blendlingshahnen europäische Fasanhennen gab, so befruchtete einer davon die seinige im zweyten Jahr und es kam eine Fasanhenne heraus,[S. 37] die nie wieder konnte befruchtet werden. Die zwey Blendlingshahnen haben bis ins vierte Jahr weiter nichts gezeugt, in welchem Jahre sie Gelegenheit fanden, zu entwischen.
Vermuthlich ist dieses der schöne Fasan, von dem man sagt, das die Federn in China mehr gälten, als der Vogel, und einerley mit dem, den Markus Paolo in seinen chinesischen Reisen bewunderte, und dessen Schwanz drey Schuh lang war.
scheint nach dem Muster des vorhergehenden gebauet zu seyn, nur ist er größer: denn er übertrifft selbst den europäischen an Größe. Mit dem letztern hat er einen sehr merklichen Zug von Aehnlichkeit, nemlich die rothe Einfassung der Augen, die aber noch breiter, als bey jenem, ist: denn sie fällt ihm an[S. 38] beyden Seiten unter den Unterschnabel, in Gestalt der Backenlappen, herab, und auf der andern Seite erhebt sie sich, wie ein dopelter Kamm, über den Oberschnabel.
Das Weibchen ist ein wenig kleiner, als das Männchen, von dem es aber in Absicht auf die Farbe sehr abgeht. Es ist weder, wie das Männchen, am Obertheile des Körpers weiß, noch am Untertheile schwarz mit einem purpurfarbigen Widerschein. Man siehet nur etwas weniges Weißes unter der rothen Einfassung der Augen, die bey weitem nicht so groß, als am Männchen, ist. Das übrige alles ist rothbraun, bald dunkler, bald heller, ausser unter dem Bauche und an den Seitenfedern des Schwanzes, wo man schwarze Querstreifen auf einem grauen Grunde erblickt. Sonst aber geht das Weibchen in dieser Raçe weniger von dem Männchen ab, als in den übrigen Fasanraçen, und hat auch, wie dieses, eine Haube, doch nicht von so langen Federn, wie das Männchen; sie hat auch die braune[S. 39] Farbe des Kopfs, da sie hingegen bey dem Männchen schwarz ist und sich auf dem weißen Nacken vortreflich ausnimmt. Die Füße sind an beyden roth und bey dem Männchen mit weit stärkern Sporen, als des Goldfasans seine sind, bewaffnet. In dem Linne-Müllerischen System heißt dieser Vogel lateinisch Nycthemerus, deutsch aber, wie bey Hallen, der weiße Fasan.
Im nördlichen Theile von China findet man eine Art von Fasanen, deren Flügel und Schwanz mit einer großen Anzahl runder Flecken, welche Augen ähnlich sehen, besäet sind, daher man diese Vögel
Argus,
sonst aber
Luen
nennet. Sie sind gelb mit schwarzen Flecken oder Punkten. Das Gesicht ist roth[S. 40] und am Kopf eine gedoppelte blaue Federhaube, die rückwärts fällt; um die Augen herum und an der Wurzel des Schnabels ist er schwarz; der Hinterkopf, die Kehle und der Hals sind roth, nur ist der Nacken blau. Der Schwanz ist keilförmig und hat mit den Flügeln einerley Farbe; die zwo mittlern Federn sind sehr lang und ragen sehr viel über die andern hervor. Der Größe nach gleicht dieser Vogel einem indianischen Hahn.
Den Napaul
oder
gehörnten Fasan
setzt Edwards unter die Truthühner, weil er um den Kopf fleischige Auswüchse hat, nennt ihn aber den gehörnten Fasan. Er scheint in der That dem Fasan näher, als dem Truthahn, anzugehören: denn diese fleischige Auswüchse sind nichts weniger, als diesem letztern, eigen, indeme sie der Hahn,[S. 41] das Perlhuhn, der Kasuar und andre mehr ebenfalls haben. Man findet sie sogar auch an Fasanen: denn die Haut um die Augen des weißen Fasans bildet in der That einen gedoppelten Kamm über dem Schnabel und Backenlappen unter demselben. Ueberdiß ist der Napaul aus dem Klima der Fasanen, indem ihn Mead aus Bengalen bekommen hat; er hat auch den Schnabel, die Füße, die Sporen, die Flügel und die gänzliche Gestalt des Fasans.
Der Napaul wird ein gehörnter Fasan genannt, weil er in der That zwey Hörner auf dem Kopfe hat. Diese Hörner sind blau, cylindrisch, am Ende stumpf, liegen rückwärts und kommen in Absicht auf ihre Substanz mit schwieligem Fleisch überein. Er hat keinen Zirkel von rother und zuweilen schwarz punktirter Haut, wie die Fasanen, um die Augen, sondern dieser ganze Raum ist mit schwarzen Haaren in Gestalt der Federn besetzt; unter diesem Raum und dem Ursprung des Unterschnabels nim̄t[S. 42] eine Art von Kragen, der aus einer schlappen Haut bestehet, seinen Anfang, welcher hinab fällt und frey auf der Kehle und dem Obertheil des Halses hängt. Dieser Kragen ist in der Mitte schwarz, mit Haaren von eben dieser Farbe besäet und mit mehr oder weniger tiefen Runzeln gefurcht; und es ist wahrscheinlich, daß ihn der Vogel aufblasen und zusammen ziehen kann. Die Seitentheile daran sind blau mit einigen orangefärbigen Flecken und auswärts ohne Haare; die innere Oberfläche aber, die auf dem Hals anliegt, ist mit kleinen schwarzen Federn, wie der Theil des Halses, den sie bedecket, besetzt; der Wirbel des Kopfs ist roth; der Vordertheil des Körpers röthlich; der Hintertheil mehr schwarzbraun. Ueber den ganzen Körper, Schwanz und Flügel mitgerechnet, sieht man schwarze weiß eingefaßte Flecken, die ganz nahe beysammen ziemlich regelmäßig ausgesäet sind. Diese Flecken sind am Vordertheile rund, am Hintertheil haben sie die Gestalt der Thränen, und zwar so, daß sich die Spitze[S. 43] gegen den Kopf kehret. Die Flügel reichen nicht über den Ursprung des Schwanzes.
Man hat zwar in Amerika keine wahre Fasanen gefunden; unter der Menge verschiedener Vögel aber, die diese weite Gegenden bevölkern, siehet man einige, die mehr oder weniger Aehnlichkeit mit dem Fasan haben. Von diesen nähert sich jedoch
Der Katraka,
oder, wie er sonst genannt wird,
der Fasan von Guiana
demselben am meisten. Er kommt mit ihm, in Absicht auf die Gestalt überhaupt, auf den ein wenig gebogenen Schnabel, die roth eingefaßten Augen und den langen Schwanz, überein. Schnabel und Füße sind roth und der ganze Vogel ist dunkelrothbraun, die Seiten des Kopfes, welche röthlich sind, und den Bauch, welcher aschfarben oder schmutzig weiß ist, ausgenommen.
[S. 44]
Man weiß von seiner Naturgeschichte zur Zeit noch nichts, und der Name Katraka wird ihm in Mexiko gegeben.
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Viele Reise- und Naturbeschreiber haben noch andern Vögeln den Namen der Fasanen gegeben, die aber Büffon nicht dafür erkennen will, ob sie gleich auf seinen gemalten Platten unter Fasanennamen vorkommen.
Diese Vögel sind folgende:
1.) Der Fasan von den Antillen
des Brisson, oder der Fasan von der Insel Kayriouacou des du Tertre, welcher viel längere Beine und einen kürzern Schwanz, als der Fasan, hat.
2.) Der gekrönte indianische Fasan
des Brisson, welcher sich von dem Fasan durch seine ganze Gestalt, durch die besondere Bildung des Schnabels, durch seine Sitten und Gewohnheiten, durch seine längern Flügel und durch seinen kürzern Schwanz unterscheidet, und, seine Größe[S. 46] ausgenommen, mehr Aehnlichkeit mit dem Geschlechte der Tauben zu haben scheint.
3.) Der gehaubte kayennische Fasan,
ein amerikanischer Vogel, den Büffon unter diesem Namen bekommen hat, der aber von dem Fasan, in Absicht auf die Größe, die Stellung des Körpers, den langen und dünnen Hals, den kleinen Kopf, die langen Flügel ⁊c. abzugehen scheinet.
4.) Der Hokkofasan von Guiana,
welcher nichts weniger, als ein Fasan, ist;
und 5.) alle andere Hokkos von Amerika,
die Brisson, Barrere und andere zu den Fasanen gerechnet haben, von denen wir aber, so, wie von den vorigen, hier nicht weiter reden wollen.