Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1888 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Wortwahl, Rechtschreibung und Zeichensetzung in den Bilderläuterungen stammen von der von Goethe korrigierten Fassung des Texts, daher bestehen einige Unterschiede zu heutigen Sprachgepflogenheiten.
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1810.
Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft
herausgegeben
von
Carl Ruland.
Weimar
Verlag der Goethe-Gesellschaft
1888.
Weimar. — Hof-Buchdruckerei.
In dem väterlichen Hause war Goethe früh mit Kunst und Künstlern in Berührung gekommen: „halb natürlich, halb erworben“ besaß der noch nicht Fünfzehnjährige „die Gabe, die Gegenstände auf die Kunst anzusehen“. Auf den einsamen Spaziergängen im Frankfurter Stadtwalde nach dem trüben Ausgange der Gretchen-Episode entstanden 1764 „auf die ungeschickteste Weise“ die ersten Zeichnungen nach der Natur, die der Vater aber doch sorgsam bewahrte, und welche dem trefflichen Seekatz ein Bedauern entlockten, daß der Jüngling nicht zum Maler bestimmt sei. Die künstlerischen Regungen erstarkten in Leipzig im Verkehr mit Oeser; dem Vater und Freund Hermann wurden die ersten Radirungen gewidmet. 1768 nach der Rückkehr verkürzt das Zeichnen dem körperlich Erkrankten die langen Stunden der Zimmerhaft; 1772 wird während eines Ausfluges an den Rhein fleißig gezeichnet, es wird radirt. Goethe ist „ganz Zeichner“ und erwirbt sich durch seine Leistungen das Lob der Freunde Merck und Schönborn. Jetzt wird auch das Portraitiren versucht, und unter Nothnagels Leitung in Öl gemalt. Während der ersten Jahre des Weimarer Lebens geht dies so fort: landschaftliche Skizzen werden in vielen Briefen erwähnt, Wieland, Frau von Stein, Corona u. a. werden portraitirt; das uns erhaltene Bild des ersten galt für sehr ähnlich, die anderen scheinen leider unwiederbringlich verloren. Welche Bedeutung die Italiänische Reise und der Verkehr mit den römischen Künstlern für die ausreifende Entwicklung von Goethes Kunstanschauung und Ausübung hatte, ist auf jeder Seite des Tagebuches wie der Briefe ersichtlich. Nicht nur sein „kleines Zeichnentalentchen“ hatte er ausgebildet, sondern er durfte von sich sagen, daß er „als Künstler“ zurückkehre. „Unzählige kleine Skizzen“ hatte er mitgebracht: ihre Zusammenstellung in einen noch heute in Goethes Studirzimmer bewahrten Sammelband erheiterte ihm die einsamen Stunden des Herbstes 1788. Wenn sich aus den folgenden Jahren weniger Zeugnisse eigner künstlerischer Thätigkeit mit chronologischer Zuverlässigkeit nachweisen lassen, so wissen wir doch, daß sie nie ganz erlosch, zumal während der Sommeraufenthalte in Jena und Böhmen, da der Verkehr mit anregenden Persönlichkeiten, wie mit dem Landschafter Kaaz 1808 und 1809, die alte Lust wieder in’s Leben rief.
Die hier kurz zusammengestellten Daten zeigen, daß das Verlangen nach eignem künstlerischen Schaffen und die Freude an demselben wie ein rother Faden Goethes Leben während mehr als 45 Jahre durchzieht: im Jahre 1810 sollte dieser Trieb seinen Abschluß finden.
Der Anfang dieses Jahres war „mühsam genug“, galt es doch die endliche Fertigstellung der Farbenlehre. Am 12. März ging Goethe behufs ungestörten Abschlusses der Drucklegung nach Jena und verweilte dort bis zum 16. Mai. Während dieser Zeit, auf Spaziergängen wie im Gespräche mit Freunden oder dem Sohne, erwachte die Anwandlung, die Eindrücke zu Papier zu bringen. Auch während des Aufenthaltes in Böhmen vom 16. Mai bis 16. September erhielt sich „dieser wundersame Trieb, um später nicht wieder hervorzutreten“. Elf Jahre später scheinen äußere Anlässe Goethe bestimmt zu haben, diese „mehr als gewohnt reinlichen Blätter“ des Jahres 1810 zusammenzusuchen und in einem Bande zu vereinigen, ziemlich zu derselben Zeit, da Schwerdgeburth, Lieber und Holdermann es unternahmen, Goethische Handzeichnungen durch Radirung zu vervielfältigen und mit erläuternden Versen in einem Heft herauszugeben.*)
Als der Unterzeichnete der Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft berichtete, daß sich jenes 1821 zusammengestellte Album nicht allein in den Sammlungen des Goethe-National-Museums vorgefunden, sondern daß demselben auch ein von Goethe verfaßter, erläuternder Text beiliege, welcher die Sammlung gleichsam als des Dichters Vermächtniß bezeichnet, aus dem sein künstlerisches Wollen und Können zu beurtheilen sei, da wurde von verschiedenen Seiten der Wunsch rege, dasselbe möge in getreuer Wiedergabe nebst den Erläuterungen den Mitgliedern[S. 4] zugänglich gemacht werden. Da die Erlaubniß zur Veröffentlichung mit dankeswerther Bereitwilligkeit höchsten Ortes ertheilt wurde, beschloß der Vorstand, das Album im Jahre 1888 als außerordentliche Gabe den Mitgliedern zu überreichen, indem er zugleich den Unterzeichneten mit der Herausgabe betraute. Einer Rechtfertigung bedarf dieser Beschluß gewiß nicht. Nichts dürfte geeigneter sein, den Goethefreunden einen richtigen Begriff von des Dichters künstlerischen Fähigkeiten zu geben, als die Betrachtung dieser mit besonderer Sorgfalt unter Abwesenheit jeglicher fremden Beihülfe ausgeführten Blätter. Es finden sich ja im Verkehr hie und da Goethische Zeichnungen, meist von ihm oder von der Familie an Freunde und Sammler verschenkt, manchmal mit einigen Worten von seiner Hand geziert, aber es steht fest, daß sehr viele derselben erst durch befreundete Künstlerhand ihre letzte Vollendung erhielten. In den Sammlungen des Goethe-Museums selbst befinden sich hunderte Goethischer Zeichnungen, aber entweder sind dieselben nur flüchtige Skizzen oder sie sind nachweislich von Lieber, Kaaz u. a. ausgeführt und sauber mit Linien und farbigen Rändern umzogen. Von diesen allen hebt sich unser Album durch liebevolle, von keiner fremden Hand berührte Ausarbeitung aufs vortheilhafteste ab. Interessant ist es, dasselbe neben den in der Goethischen Sammlung so zahlreich vertretenen Federzeichnungen der Kobell, Tischbein, Hackert u. a. zu durchblättern: auf den ersten Blick erkennen wir, daß Goethes Auge und Auffassung der Natur mit denen seiner Zeitgenossen übereinstimmt, daß seine Formensprache auch die ihre ist.
Goethe selbst hat seinen Zeichnungen am 22. und 23. Juni 1821 Erläuterungen beigegeben: denselben etwas hinzufügen zu wollen, wäre Überhebung. Nur einige einschlagende Vermerke der Tagebücher mögen hier mitgetheilt sein. Am 26. März 1810 geht Goethe „morgens spaziren an der Leutra hin; Gegend von Schiller’s Garten, durch’s Paradies zurück. Nach Tische gezeichnet.“ Ebenso am 27.: wir dürfen annehmen, daß damals die schönen Blätter Nr. 2 und 13 entstanden. Ein kurzer Ausflug nach Drackendorf am 29. mag die Skizze Nr. 3 veranlaßt haben. Am 6. April geht Goethe mit seinem August spaziren, „den Philosophenweg, dann in’s Thal herunter, durch’s Zwätzener Thor zurück;“ den Nachmittag des 8. April bringt er bei Major v. Knebel zu und zeichnet „während die übrige Gesellschaft tanzte“. Am 11. April geht er „einen Augenblick spaziren, das Detail des Pulverthurmes anzusehen“ und zeichnet und tuscht dann den übrigen Theil des Tages, sicher an Nr. 10. Am 2. und 3. Mai liest Goethe in Bruce’s Reisen nach Abyssinien und vermerkt „die Cataracten des Nils“ — unzweifelhaft die Anregung zu Nr. 6. Vom 16. Mai bis 5. Juni wird das Zeichnen fast an jedem Tage erwähnt; in Hof entsteht das Blatt Nr. 13. Vom 21.–26. Mai begiebt sich Goethe täglich um elf in den Weißen Hirsch in Carlsbad, um von einem Fenster desselben aus zu zeichnen; nach Tische werden die Contoure sorgfältig umrissen und die Blätter getuscht. Am 11. Juni beendigt er die „Orlamündische Zeichnung“ Nr. 14, am 11., 13. und 14. werden die bisher fertig gewordenen Blätter „ajustirt und aufgezogen“. Am 4. August wird Carlsbad verlassen; auf den 17. fällt der Ausflug von Teplitz nach Schloß Graupen in Begleitung Riemer’s und Zelter’s, der die Sammlung um die schönen Nrn. 17 und 18 vermehrte; am 24. August wird das Stadtthor von Bilin (Nr. 22) gezeichnet und am 27. ausgeführt. Bis zum 5. September ist kein Tag, an dem nicht der Morgen oder der Abend oder beide mit künstlerischer Thätigkeit ausgefüllt sind. Bedenken wir dabei den gerade in jenem Sommer 1810 sehr lebhaften gesellschaftlichen Verkehr — wir erinnern an die Anwesenheit des Königs von Holland und der Kaiserin von Österreich mit glänzendem Gefolge, die für dieselbe anzufertigenden Gedichte, die dem Herzog Carl August in Teplitz gewidmeten Stunden — so scheint es nicht mehr übertrieben, wenn Goethe selbst diesen zum letzten Mal erwachenden Trieb zu künstlerischem Schaffen geradezu einen wundersamen nennt.
Über die Zeichnungen selbst ist kaum etwas hinzuzufügen, deren Ausführungsweise in den Lichtdrucken der Herren M. Rommel & Co. mit ebensogroßer Sorgfalt als gutem Erfolg wiedergegeben ist. Nr. 1 und 2 sind in Größe den Originalen fast gleich, die übrigen Blätter wurden um etwa ⅓ verkleinert.
Möge denn diese Veröffentlichung dazu beitragen, die künstlerische Seite in Goethe unseren Mitgliedern näher zu bringen. Wenn einst die gesammten schriftlichen Belege über den Verkehr Goethes mit Künstlern gesichtet und erläutert vorliegen, dann erst werden die sämmtlichen Beziehungen Goethe’s zur Kunst, und was Kunst und Künstler ihm verdanken, klargelegt werden können. Hat unsere diesjährige Veröffentlichung den Weg zu diesem letzten Ziele nur einigermaßen geebnet, so hat sie ihren Zweck erfüllt.
C. Ruland.
*) Vergl. Tag- und Jahreshefte, Lempel’sche Ausgabe §§ 748, 764, 1089, 1047.
[S. 5]
Als ich im April 1810 nach Jena ging, um meine zwey Bände zur Farbenlehre abzuschließen und den Druck zu beendigen, sah ich der Erledigung von einer Last, die so viele Jahre auf mich gedruckt, mit Wohlbehagen entgegen; ich hatte mich so lange Zeit mit der Farbe, aber ohne Bezug auf Gestalt und lebendige Natur beschäftigt, daß dieser abstrakte ja abstruse Zustand mir höchst widerwärtig erschien, und mich ein wunderliches Verlangen überfiel, das was in mir läge von Zeichnungsfähigkeit der Landschaft noch einmal zu versuchen. Dies geschah nun auf diese Weise, daß ich bey einsamen Spatziergängen mir gewisse Gegenstände so fest als möglich einprägte und nachher zu Hause mit der Feder aufs Papier fixirte, auch wohl an der Natur selbst Umriß versuchte, oder nach Erzählungen mir Gegenden vorbildete und theils die Umrisse stehen lies, theils durch Licht und Schatten die Gegenstände zu sondern suchte. Dieses setzt’ ich fort bis in den August, auf meiner Reise nach Carlsbad und Töplitz, da denn auch die Ausflüge nach Graupen und Bilin gleicherweise benutzt wurden. Und so entstanden denn nachstehende, zweyundzwanzig Blätter, die ich mit eben so wunderbarer Aufmerksamkeit aufzog, umrahmte und mehr oder weniger ausführte. Da mit dem August sich diese gewissermaßen angestrengte Neigung völlig verlor, auch nachher wenig der Art von mir hervorgebracht wurde, und selbst wenn ich es versuchen wollte, nicht sonderlich gelang, so habe diese Zeichnungen sämmtlich zusammen gehalten, keine fremde Hand, wie ich sonst bey Skizzen gerne that, darin walten lassen und so dieser eigenen Lebens- und Kunstepoche ein Denkmal zu erhalten gesucht; wie ich sie denn auch gegenwärtig in einen Band gesammelt, um sie für ein Ganzes zu erklären, woraus Fähigkeit sowohl als Unfähigkeit beurtheilt werden könnte. Um den einzelnen Blättern mehr Interesse zu geben, bezeichne folgendes.
Die Nordseite des Grabens zu Jena, in der Einbildungskraft zusammengezogen, um ein engeres Bild zu gewinnen. Göttlings Thurm und Akazien, der halbausgefüllte Graben, die Wucherey, das Accouschir-Haus, der Pulverthurm, alles auf sehr subjective Weise nachgebildet.
Das Engelgatter und Brücke, an Ort und Stelle, obgleich wild, doch mehr an der Wirklichkeit, gezeichnet vom[S. 6] Fußpfad auf der Höhe des linken Ufers der Leutra; Substructionen und Häuschen auf der rechten Seite gehören zu Schillers Garten.
Erinnerung an Drackendorf bey flüchtigster Durchfahrt.
Gartenthüre auf der Höhe gegen Lichtenhayn, die Gegend und der Hausberg bey Sonnenuntergang.
den 2. Mai.
Aus Major von Knebels Fenster hinab in den Klippsteinischen Garten, das Häuschen links Besitzung von Schnaubert.
den 2. Mai.
Hier muß weiter ausgeholt werden. Mein Sohn, damals in Jena studirend, hatte mit großer Leidenschaft die Reisen von Bruce aufgefaßt und erzählte eines Abends bey Knebel von den Nilquellen, besonders aber von dem zwischen Gebirgen eingeschlossenen See, zu welchem die von allen Seiten periodisch zuströmenden Wasser eigentlich die Überschwemmung des Nils verursachen; ich dachte mir meine alten geologischen Erfahrungen zusammen und schrieb sie schnell auf, wie vorliegt.
Nach einem langen Spatzierwege mit meinem Sohn, thalaufwärts, glaubte ich wieder einen so productiven Abend zu erleben, allein der Knabe schlief ein und es blieb mir nichts übrig als ihn ruhen zu lassen, unter einem Eichbaum, der sich mir in die Einbildungskraft tüchtig eingedruckt hatte, und fügte sodann, mit blässeren Tinten, Mittelgrund und Ferne hinzu, wovon die weiteste durch die Zeit schon ausgelöscht ist.
Ein anderer Abend war schon gewinnreicher; er konnte nicht genugsam umständlich erzählen von Bergen und Thälern, Strömen und Schlössern, die er mit fröhlicher Gesellschaft durchwandert hatte, so daß ich verleitet ward ein Analogon zu Papier zu bringen, welches wo nicht seiner Erinnerung doch wenigstens seinem Gefühl genug that.
Der alte Thurm des Löberthors zu Jena. Da das Communicationsbrückchen längst verfallen, der Thurm selbst abgetragen, der Graben ausgefüllt ist, so hat dieses Blatt, außer dem malerischen Gegenstand, noch für die Stadt eine Art alt-topographisches Interesse.
[S. 7]
Ist der Gegenstand der ersten Nummer, noch willkührlicher, oder wenn man will künstlerisch verwegener behandelt. Der Göttlingische Thurm, das Accouschir-Haus und der Pulverthurm in ihren Eigenheiten mehr zusammengerückt.
Links der Anatomie-Thurm, grade vor das Ulrichische Haus, die Rathsteiche rechts. Eine wunderliche Beleuchtung kommt daher, daß ein Mittagslicht von hinten angenommen ist, bey welchem die frischaufgrünenden Sträucher und Bäume, durchscheinend glänzen.
Das Neuthor, von außen gesehen; zunächst das Hellfeldische Haus und Garten, dahinter fernerhin die Stadt, Stadtkirche und Thurm und das Thal hinabwärts.
Schillers Garten, angesehen von der Höhe über dem rechten Ufer der Leutra; der Brückenbogen führt zum Engelgatter. (S. No. 2.) Das Häuschen daran eine Gartenlaube, welche Schiller zur Küche verwandeln lies; das gerade entgegenstehende Eckgebäude errichtete Schiller als ein einsames Arbeitszimmer und hat darin die köstlichsten Werke zu Stande gebracht. Als das Grundstück nach seinem Ableben in andere Hände kam, verfiel das Gebäude nach und nach und ward im Jahr [1817?] abgetragen. An dem höher stehenden Wohnhaus sind die zwey oberen Fenster des Giebels merkwürdig. Hier hatte man die schönste Aussicht das Thal hinabwärts und Schiller bewohnte diese Dachzimmer.
Jetzt ist auf flacher Erde das Observatorium angebaut und das Ganze hat überhaupt ein völlig anderes Ansehen.
den 16. Mai.
Ansicht von Naschhausen, Orlamünde oben drüber; der Kirchweg hinauf mit uralten Linden bepflanzt, links herum geht es nach der Brücke über die Saale.
den 17. Mai.
Ehemalige Ansicht des Marmorbruches vor Hof; diese Felsparthie ist nunmehr auch ganz abgetragen und man sucht vergebens nach diesem ehemals interessanten Gegenstande.
Capelle in Carlsbad, auf der Mittelhöhe der alten Prager Straße, rechter Hand steht das Wirthshaus. Hinter dem Teiche und der bezeichneten Scheune geht jetzt die neue Prager Straße gegen die Eger zu.
[S. 8]
den 17. August.
Ruinen des Schlosses über Graupen.
Dasselbe von der andern Seite. Hier sind die heruntergeschobenen Mauermassen merkwürdig; sie kamen dadurch aus ihrem horizontalen Stand, daß man sie von unten hinauf als Steinbruch traktirte und die Quadern des Grunds so lang es gehen wollte wegnahm, so daß zuletzt die Mauer herabrutschte.
den 24. August.
Die Stadt Bilin, von dem oberen zu ihr führenden Kunstwege anzusehen; links das untere Thor, Capelle, sodann das untere Schloß, die Stadt, sodann über ihr der berühmte Fels; er besteht aus Klingstein, der sich erst flach legt, dann säulenförmig aufsteigt. Er ruht unmittelbar auf Gneis, von dem er hie und da Stücke in sich aufgenommen hat.
Derselbe Fels von den Brunnengebäuden her gezeichnet.
Derselbe Fels mehr von hinten und also in einiger Verkürzung.
Das Biliner Schloß mit der Umgebung des Platzes vor dem Stadtthor.
Weimar, den 23ten Juni 1821.
Vorher stehender Text liegt in der ersten, dem Schreiber John dictirten, von Goethe durchcorrigirten Niederschrift und in einer ebenfalls von John hergestellten Reinschrift vor, welche letztere keine Spuren einer nochmaligen Durchsicht Goethes trägt. Für den Druck ist jene im Goethe-Archiv aufgefundene Niederschrift maßgebend gewesen, in der Orthographie sowohl wie besonders in der meist von Goethe eigenhändig eingetragenen Interpunction. Für die Erlaubniß zur Benutzung derselben sowie der Tagebücher gebührt der hohen Besitzerin des Archivs ehrerbietigster Dank; Herr Director Suphan hat den Herausgeber in allem auf’s wirksamste unterstützt und gefördert.
Weimar, den 18. October 1888.
C. R.