*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75841 ***





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[Illustration: Titelkupfer]




                         =Bilder=

                           der

            Wunderkunst und des Aberglaubens.


                           Mit
      Berücksichtigung der sogenannten Zauberbücher
                           von
           _Albertus M., Dr. Faust, Paracelsus,
               Trittheim, Agrippa u. a. m._


                     =Herausgegeben=
                           von
                  _Dr._ =Karl Gräbner=.


          _Somnia, terrores magicos, miracula, sagas,
          Nocturnos lemures, portentaque Thessala rides!_
                        ~_HORAT. lib. II. Epist. II._~



  Mit 20 bunten und schwarzen bildlichen Darstellungen.

                [Illustration: Verzierung]

                       Weimar 1834.
            Druck und Verlag von Karl Gräbner.




                           =Inhalt.=


                      =Erste Abtheilung.=
                         =Wunderkunst.=

                                                           Seite
  Einleitung                                                   1
  Von den Gespenstern                                         11
  Der Astral-Geist                                            12
  Die Necromantie                                             16
  Von der sogenannten Hexerei                                 18
  Der Hexen-Sabbath                                           21
  Von Elben, Holder und Hulderchen                            29
  Vom Wind- und Wettermachen                                  31
  Hexen-Salbe                                                 31
  Von Entzauberung und Amuletten                              32
  Von den Siegeln der Planeten                                35
    Das Siegel des Saturns                                    35
     "    "     "  Jupiters                                   37
     "    "     "  Mars                                       38
     "    "     "  Sonne                                      38
     "    "     "  Venus                                      39
     "    "     "  Merkur                                     40
     "    "     "  Mondes                                     41
  Der Heckethaler                                             42
  Vom Wehrwolf                                                43
  Vom Bannen und Festmachen                                   45
  Einen stehend zu machen                                     45
  Wider die Feuersbrunst                                      47
  Der Feuersegen                                              47
  Ein Segenspruch, womit man das Blut stillen kann            48
  Ein Segenspruch gegen den Wurm am Finger                    48
  Vom Bannen des Wildes                                       49
  Die Frei-Schützenkunst                                      50
  Das Noth-Hemd                                               51
  Von der Waffensalbe                                         51
  Von der Wünschelruthe                                       53
  Die Springwurzel                                            55
  Die Alraunwurzel                                            55
  Das Sieblaufen, (_Oscinomantia_)                            57
  _Speculum Salomonis_, oder der Spiegel Salomons             58
  Vom Unsichtbarmachen                                        61
  Von der Chiromantie                                         64
  Von der Geomantie                                           71
  Von der Onomantie oder Weissagung aus den Namen             71
  Von den Geistern                                            76
  Die Berggeister                                             77
  Der Kobold                                                  78
  Wassergeister                                               79
  Das wüthende Heer                                           80
  Vom Bannen der Geister                                      81
  Der Zauberkreis                                             83
  Beschwörungen                                               86
  Die Mantelfahrt                                             95
  Schatzgräberei                                              97


                      =Zweite Abtheilung.=
                       =Vom Aberglauben.=

                                                           Seite
  Acker, wer darauf säen will                                116
  Ahnung beim Scharfrichter                                  121
  Alpdrücken                                                 128
  Basilisk, der                                              122
  Bibel befragen                                             127
  Blei gießen in der Christnacht                             114
  Christnacht, helle und finstere                            114
  Dreifuß, keinen leeren auf dem Feuer stehen lassen         107
  Eisenkraut öffnet verschlossene Thüren                     120
  Exorcismus                                                 125
  Finger, mit diesem soll man nicht nach dem Himmel zeigen   106
  Fistel-Heilung                                             129
  Gevattern, wenn sie über ein Wasser kommen                 109
  Guckuk, im Frühjahre schreien hören                        105
  Haase, wenn er über den Weg läuft                          113
  Haselstock thut Wunder                                     128
  Jäger-Kunststückchen                                       112
  Jüdel, das                                                 119
  Johanniskraut, dessen Kraft                                113
  Kehrig, über dasselbe gehen                                106
  Kinder leicht reden zu lehren                              117
  Kinderspiele auf den Straßen                               110
  Kleeblatt, vierblätteriges                                 110
  Kopf, ohne, in der Christnacht                             112
  Köpfe, drei, an den Menschen zu machen                     111
  Korn, dessen jährlichen Preis zu erfahren                  117
  Kröpfe zu heilen                                           108
  Lichter, wenn sie auf dem Altar auslöschen                 112
  Mann, ob die Mädchen in diesem Jahre einen erhalten        110
  Mutisheer, das                                             126
  Nasenbluten zu stillen                                     128
  Osterwasser holen                                          120
  Schuhwerfen, das                                           108
  Spiegel, in diesen soll man des Nachts nicht sehen         111
  Stube, in derselben soll man sich niedersetzen             117
  Sympathie zwischen Todten und Lebendigen                   116
  Todte, welche schmatzen                                    124
  Todtenuhr, die                                             123
  Umkehren, das, ist nicht gut                               114
  Vampyr, der                                                125
  Vieh beschreien                                            126
  Weib, ein altes, wenn es einem begegnet                    114
  Worte, gefrorne und eingeschlossene                        121
  Zahl 13, die ominöse                                       125


                      =Dritte Abtheilung.=

           =Erzählungen von Geister- und Gespenster-
          Erscheinungen, mit hie und da eingestreuten
                   natürlichen Erklärungen.=

                                                           Seite
  Anzeigen des Todes                                         134
  Behexte, die                                               197
  Bezauberung des Viehes                                     200
  Doppelsehen, das                                           144
  Entdeckung der Geisterbeschwörer im 19. Jahrhundert        218
  Freischütz, der                                            206
  Frei-Schützenkunst                                         205
  Gespenster-Geschichten                                     172
  Gespenst, das, im Hause                                    133
  Glockengeläute, das                                        170
  Hexe, die                                                  190
  Hexenprozeß                                                193
  Hexenmeister, der                                          195
  Hexe, die gerettete                                        196
  Hexenwaage, die                                            197
  Hexenfahrt, die                                            203
  Kobold, der                                                214
  Necromantisten, die                                        183
  Prediger, der gläubige                                     204
  Poltergeist, der                                           147
  Schatzgräberei                                             215
  Sehen seiner selbst                                        141
  Schwedenborg’s Betrügerei                                  188
  Wahrsagerin, die                                           213
  Wind machen                                                201
  Wünschelruthe, die                                         211


                          =Fragmente=
        =über politisch-religiöse Sekten und Mystiker.=

                                                           Seite
  Ueber Sekten überhaupt                                     229
  Jesuiten                                                   231
  Illuminaten                                                232
  Rosenkreuzer                                               235
  Schröpfer                                                  236
  Cagliostro                                                 237
  Die Seherin von Prevorst                                   239
  Der Wunderdoktor                                           257
  Prinz von Hohenlohe                                        258




=Erste Abtheilung.=

  =Die Wunderkunst.=




=Einleitung.=


Die jetzt immer fortschreitende tiefe Kenntniß der Natur, wodurch
man die verborgenen Geheimnisse derselben untersucht, zu ergründen
strebt, um dadurch einen allgemeinen Nutzen zu schaffen, gehört
in die Naturlehre, und heißt die Wissenschaft der =natürlichen
Wunderkunst=, oder =Magie= – Eine sogenannte =Zauberkunst=, wobei
Geisterbeschwörungen, Charaktere und andere übernatürliche Dinge
vorkommen, giebt es nicht!

Die unzähligen wundervollen Erscheinungen von =Sympathie= und
=Antipathie=, deren Unerklärliches, auf einer gewissen Stufe der
Cultur, erzeugte den =Aberglauben=. So auch die Begierde, =in die
Zukunft zu schauen=, um sich solche nach Willkühr anzueignen, und
endlich das Bestreben, =höhere Wesen= (wenn der Mensch sie ahnet) in
seine Leidenschaften, Plane und Verhältnisse hineinzuziehen, um durch
diese zu erlangen, was man durch eigne Kraft nicht möglich machen kann
– Das sind wohl die ergiebigen Quellen des Aberglaubens und der nächste
Ursprung des =Zauber-Aberglaubens= alter und neuer Zeiten gewesen.

Bei allen Völkern gab es sogenannte _Magi_ oder Weise: die Griechen
und Römer nannten sie =Philosophen=, die Indier =Braminen=, die
Celten und Gallier =Druiden=, =Barden=; bei den Aegyptiern waren es
die =Priester=, bei den Juden die =Cabbalisten= und =Propheten=. Noch
finden wir Verehrer der Magie: den _Angekok_ in Grönland, den _Schaman_
in Sibirien, den tibetanischen Geisterbeschwörer, den _Wogulitze_, und
den _Abipone_ in Paraguay; in Canada, Mexiko, die Jongleurs, auf den
Caraiben die _Playen_, in Afrika bei den Kafern und Hottentoten die
_Gangas_ oder _Fetischirer_, die _Singhilis_ der _Gager_, die _Mirabus_
in Madagaskar u. s. w. Aber Allen liegt nur eine =Hauptidee= zum Grund,
welche Alle leitet und beherrscht. –

Der berühmte, auch marktschreiersche _Theoph. Paracelsus_ sagt von der
Magie überhaupt: »Sie ist eine behende, reine Kunst ohne Ceremonie,
Beschwörungen, Kreuzwege, Kreise, Schwerter, Kleider, Kerzen, Licht,
Wasser, Oel, Feuer, Räucherwerk, Charakter, Stiften, Bücher, ohne die
_Pentacula_, die _Sigilla Salomonis_, ohne Krone, Scepter, Gürtel,
Ring u. s. w. Nur die _Necromantie_ hat mit diesen Dingen zu thun. Die
Magie gebraucht allein den =Glauben=, der Berge versetzt. Aber wenn sie
gemißbraucht wird, mag auch Zauberei daraus geboren werden.« – Gleich
darauf theilt er aber seine Magie in 6 Species ein:

1) _Magica artis_, Auslegung übernatürlicher Dinge.

2) _M. Transfigurativa_, Transformirung von einem Leib in den andern,
wie es zu Mosis Zeiten geschehen ist.

3) _M. Characteralis_ lehrt Wörter machen, welche so viel wirken als
des Arztes Arzenei.

4) _Gamaheos_, welches thut, was natürliche Instrumente thun, z. B. ein
Schlüssel öffnet ein Schloß, ein Schwert schlägt Wunden u. s. w. Sie
macht also dasjenige unsichtbar, was die Natur sichtbar macht.

5) _Altera in Altera_, Bilder zu machen, welche andern Menschen
gleichen. Durch diese Bilder kann man demjenigen, den es vorstellt,
alles anthun, ohne ihn zu berühren.

6) _Ars Cabalistica._ Z. B. es kann Einer im Occident mit einem Andern
im Orient reden; denn was die Natur 100 Schritte zu hören vermag, das
kann diese Kunst 100 Meilen.

Ist unser _Paracelsus_ hier nicht über die Grenze der Natur
geschritten, wo ihm sein Glaube gewiß nichts helfen wird! – In seiner
_Necromantie_ lehrt er sogar die Menschen Geister unterthänig zu
machen, aber von Allem sagt er nicht, ob er eigne Versuche gemacht habe.

_Tharsander_, in seiner _Magia Naturalis_, sagt: die Magie soll eine
Wissenschaft geheimer Dinge und der verborgenen Kräfte in der Natur
sein, wodurch man viel Wunderbares und Seltsames ausrichten, und solche
Wirkungen hervorbringen kann, welche übernatürlich zu sein scheinen.
Sie wird eingetheilt in die =Teuflische= und =Natürliche=.

Die =Teuflische=, welche auch _ceremonialis_[1] genannt wird, ist eine
geheime Wissenschaft, sich mit den Geistern bekannt zu machen und durch
deren Beihilfe große und wunderbare Dinge zu verrichten. Sie führt
sonst den Namen =Zauberei=.

[1] Oder die =schwarze Magie=, davon =Schwarzkunst= und
=Schwarzkünstler=.                                          D. H.

Die =natürliche Magie=[2] ist eine Wissenschaft der natürlichen Dinge
und ihrer verborgenen, theils wider einander streitenden Kräfte und
Eigenschaften, welche nicht jedermann bekannt sind, derer man sich
also zu bedienen weiß, daß, indem man sie mit einander absondert,
daraus bewundrungswürdige und erstaunende Wirkungen entstehen. Durch
die übereinstimmenden und wider einander streitenden Kräfte und
Eigenschaften versteht man die sogenannte =Sympathie= und =Antipathie=.

[2] Auch die =weiße Magie= genannt.

Die =natürliche Magie= wird ferner eingetheilt in eine =schlechterdings
natürliche=, wo die Natur für sich selbst wirkt, z. B. wenn der
Magnet das Eisen an sich zieht – oder in eine =künstliche=, da man
durch Hilfe der mathematischen Wissenschaften wunderbare Wirkungen
hervorbringt, z. B. die Zauberlaterne – Diese natürliche Magie wird
auch noch eingetheilt in die =weissagende= und =würkende=. Die erste
geht mit Anzeigung verborgener und Vorhersagung zukünftiger Dinge um;
in der zweiten aber wird Geschicklichkeit und Kunst mit den geheimen
Wissenschaften verbunden, und dadurch etwas Wunderbares bewerkstelligt,
z. B. (wie der Abergläubische meint) wenn das Eisen, womit jemand
verwundet worden, mit einer gewissen Salbe gestrichen, auf solche Art
die Wunde heilt. –

Wir wollen endlich noch zu unserer Einleitung einige gelehrte und weise
Männer anführen, die theils durch ihre Gelehrsamkeit, theils durch
eigene und untergeschobene Schriften in den Ruf der Zauberei gerathen
sind.

Der weise _=Salomo=_ selbst konnte nicht dem Verdacht der Zauberei
entgehen. Die große Anzahl magischer Bücher aber, die ihm zugeschrieben
werden, beweisen schon ihre Unächtheit. Nur einige davon: 1) _Clavicula
Salomonis_; 2) das Buch _Lamene_; 3) das Buch _Pentaculorum_; 4) das
Buch _de officiis Spirituum_; 5) das Buch _Razziel_; 6) _Speculum
Salomonis_ u. s. w.

Der Bischof _=Albertus Magnus=_ von Regensburg, war ein großer
Gelehrter, Philosoph und Theolog, daher der Beiname des Großen. Er
fiel in den Verdacht der Zauberei, da er ein Automat, einen redenden
Kopf, verfertigt haben soll. Einige Bücher über Magie, die aber
untergeschoben worden sind, machten ihn noch verdächtiger.

_=Dr. Ioh. Faust=_, der allbekannte Zauberer, dessen Leben idealisch
aufgefaßt, aber geschichtlich unbekannt sein mag. Er soll ein fahrender
Schüler und nicht jener Faust, der die Buchdruckerkunst mit erfand,
gewesen sein. Eben so ist auch sein Buch: »_Dr. Faust_ Höllenzwang,«
wie sein Leben, erdichtet.

_=Theophrastus Bombastus Paracelsus=_ von Hohenheim (gest. 1541), den
wir schon oben kennen gelernt haben, hat sowohl in der Philosophie, als
auch in der Arzneikunst und Religion eine auffallende Rolle gespielt,
und wird noch jetzt von Alchymisten hochverehrt. Seine Schriften über
Magie hatten ihn verdächtig gemacht, allein die Neuheit seiner Ideen,
die Undeutlichkeit seiner Schreibart und die Dunkelheit einer Menge
Wörter machten es zweifelhaft, was er damit wollte, denn er selbst hat
sich niemals seiner großen Geheimnisse, die er sich rühmte, bedient.

_=Ioh. Trittheim=_, Abt im Kloster Sponheim, war ein geschickter
Mathematiker, Geschichtschreiber, Redner und Theolog, und wurde
besonders von seinen Mönchen, weil er strenge Disciplin übte, der
Zauberei beschuldigt. Er soll einen Geist um sich gehabt haben, der
ihm Alles eröffnete – Das war freilich sein Verstand! – Sein Werk: _de
Steganographia_, von verborgenen Schriften, welches aber untergeschoben
sein soll, machte ihn der Hexerei verdächtig.

_=Heinr. Cornelius Agrippa=_, ein Schüler des _Trittheim_, war ein sehr
gelehrter Mann. Seiner _Philosophia occulta_ wurde ein viertes Buch
voller magischen Ceremonien und abergläubischen Gebräuchen angehängt,
daher dieser vortreffliche Mann auch in den Verdacht der Zauberei kam,
obgleich er in seinem Buche _de vanitate scientiarum_ seine Verachtung
dagegen gezeigt hat.

So viel von den Berühmtesten, wenn diese als Zauberer nicht gelten,
so werden die kleinen, die Betrüger und Taschenspieler von selbst
wegfallen.

Die neuern, als _=Schwedenborg=_, _=Schrepfer=_, _=Saint Germain=_,
_=Gassner=_, _=Messmer=_, _=Cagliostro=_, die Wunderheilungen des
Fürsten _=Hohenlohe=_, des Bauers _=Martin Michel=_ u. a. m. wollen wir
jetzt mit Stillschweigen übergehen.

In den frühesten Zeiten machten schon die Menschen bei geringen
Entdeckungen natürlicher Dinge große Geheimnisse daraus, und setzten
das unwissende Volk in Verwunderung, und auf diese Weise erhielten
sie einen Wundernamen. In der Folge gaben sie vor, geheime Künste
zu besitzen, die aber nichts waren. Die natürliche Magie ist aber
nichts anders, als was die Naturlehre uns bietet, und alle sogenannten
Wunderkünste sind natürlich.

Die =Magie= wird also immer demjenigen eine geheime Wissenschaft
bleiben, welcher die Kräfte der Natur nicht kennt, dem Wissenden bleibt
sie ein Theil der Naturlehre. Es giebt zwar und wird immer noch viele
neue Entdeckungen in der Natur geben, aber deswegen ist es und bleibt
Alles nichts Uebernatürliches.

Wir werden nun unsern neugierigen und gelehrigen Lesern und Leserinnen
nach und nach die alte versteckte Zauberei, womit so Viele geprahlt,
aber selbst keine streng untersuchte Beweise gefunden haben, zu Tage
fördern, nicht um die Dinge nach zu machen, sondern von der Entdeckung
die Wahrheit zu erhalten: daß Unkenntniß der Natur, Leichtgläubigkeit
und Betrügerei der Zauberei und Hexerei Nahrung geben.

Denn eine gewisse Classe von Menschen in Städten und Dörfern legt jetzt
noch einen großen Werth auf =Zauberbücher=, und kauft sie sehr theuer,
wenn sie dieselben nicht als ein Erbstück erhalten hat. Handschriften
sind es gemeiniglich, die unter ihnen circuliren, und sie glauben, daß
solche Bücher nicht gedruckt oder doch in wenigen Händen zu finden
sind. –

Wir werden daher auch aus mehrern =Handschriften=, die sich in
Criminalprocessen von Geisterbannern und Schatzgräbern vorgefunden
haben, Auszüge (=durch freundliche Mittheilung=) mit wunderlichen
Figuren geben können – Das ganze Werkchen zerfällt in 3 Abtheilungen:
die erste handelt von der Zauberei, die zweite vom Aberglauben, die
dritte giebt Erzählungen, welche auf die erste Abtheilung Bezug haben.

Jedoch werden wir auch, nach unserm vorgesetzten Plane, viele
Abscheuligkeiten, wobei Gottes Name zu sehr von Vorwitz, Unverstand,
Leichtsinn und bösen Willen gemißbraucht wird, unterdrücken.

So möge nun die =Zauberei= oder =Hexerei= anfangen, und, nach unserm
Plane, recht viel Gutes stiften!




=Von den Gespenstern.=


Furcht und Einbildung erzeugten schon im grauen Alterthum den Glauben
an Gespenster, denn die Phantasie ist von so grenzenlosem Umfange,
sagt ein neuer Schriftsteller, daß sie sogar das bloße Beisammensein
mehrerer Dinge zu einem Subjecte umbildet, und eine Eigenschaft der
einen Sache zur Eigenschaft der andern macht. Es kann kommen, wenn man
eine Stimme aus der Ferne hört, daß der Eine sie für die des Freundes,
den er erwartet, der Andere für die des Feindes, den er fürchtet, und
der Diener die Stimme für die seines Herrn hält.

Kinder, welchen Gespensterhistörchen erzählt werden, behalten die
Furcht, und die Nacht, den Kopf mit Gespenstern angefüllt, erzeugt
Phantome, die nicht sind. Klosterwunder, Vapeurs und hypochondrische
Dünste brachten das =Spuken= und die =Gespenster= hervor. Die Bewohner
der Klöster fanden ihre Rechnung dabei, um ihr Fegfeuer als eine
Wahrheit zu vertheidigen, und dem gemeinen Haufen den Gespensterglauben
nicht nur zu lassen, sondern auch zu verstärken.

Was soll aber nun ein Gespenst sein? Es soll eine geistige Substanz
sein, die einen Körper angenommen, und darin sich sehen, hören und
fühlen läßt, kurz, der =Geist des Verstorbenen=.

Dieser Geist, welchen Einige den =Astral-Geist= oder =Sternen-Geist=
nennen, soll sich nebst der Seele im Menschen befinden. Der Mensch
bestände nämlich aus drei wesentlichen Stücken: dem irdischen Leib,
der unsterblichen Seele, und einem Mittelding zwischen diesen beiden,
dem Astralgeist. Diese Lehre der Trialisten hat schon Plato angeführt,
dann kam sie in die Alexandrinische Schule, und so unter die Christen.
Herr _Paracelsus_ ist vom Astralgeist eingenommen und sagt: »der Mensch
besteht aus drei großen Substanzen, die erste ist die =Seele=, von Gott
kommend und nach dem Tode wieder dahin zurückkehrend; die andere der
=Geist=, der aus dem Firmamente kommt, und aus Feuer und Luft besteht,
auch endlich in der Luft sein Grab oder seine Zerstörung findet; die
dritte Substanz ist der grobe =Leib=, welcher aus Erde und Wasser
besteht, und wieder zur Erde werden muß.«

Da die Seele und der Körper des Menschen von ganz verschiedener Natur
und verschiedenen Wesen sind, so kann man schwer begreifen, worin das
Band und die genaue Vereinigung derselben besteht, daher bei diesen
zwei Extremen, die gegen einander sind, nicht anders als durch ein
Mittelding, welches in seiner Natur dem einen sowohl, als dem andern
näher kommt, verbunden und vereinigt werden können. Dieses Mittelding
sei zwar kein Geist, oder ein ganz unkörperliches Wesen, sondern eine
sehr reine und subtile Materie, die wegen der Subtilität der Seele
näher komme, als der grobe Leib des materiellen Wesens wegen dem Körper
näher sei, als die ganz unmaterielle Seele. Um die Existenz eines
solchen Mitteldings zu beweisen, nimmt man den Streit zu Hilfe, der
sich oft bei den Menschen zwischen dem Verstand und den sinnlichen
Begierden findet. Die Phantasie und die sinnlichen Begierden sollen
Kräfte des Astralgeistes, aber Verstand und Wille, Kräfte der Seele
sein.

Dieser Astralgeist, sagt _Paracelsus_, erscheint nach dem Tode des
Menschen noch eine Zeitlang, da er das Vermögen, die Gedanken,
Einbildungen und Begierden, welche er beim Abschied vom Körper
empfängt, und die ihn stark eingedrückt werden, noch eine geraume Zeit
zu behalten u. s. w.

Doch genug von dieser wunderlichen Einbildung, die sich von selbst
und mit wenigen Worten widerlegt! Kann die Seele auf den Körper nicht
wirken, so kann sie es auch nicht auf den Astralgeist, weil er ja auch
materiell ist, er mag noch so subtil sein. Alle Dinge in der Natur sind
entweder einfach oder zusammengesetzt, ein Drittes giebt es nicht, also
woher ein Mittelding zwischen Seele und Leib!

Mit diesem sogenannten Astralgeiste wollen Viele, namentlich
_Paracelsus_, das =Spuken= der Verstorbenen und das =Erscheinen nach
dem Tode= erklären. Aber gewiß! weder sie noch wir haben den Geist
eines Verstorbenen gesehen.

Eben so wenig kann sich die Seele wie von einem Verstorbenen, auch von
einem Lebenden trennen und einem andern erscheinen – denn ist diese
einmal vom Körper, kehrt sie nie wieder zu ihm zurück[3] – Daher das
=Sehen seiner selbst=, die =vielfältige Gegenwart= einer Person an
verschiedenen und entfernten Orten, und das =Doppelsehen= gehört zu den
Täuschungen, Fabeln und Betrügereien[4].

[3] S. dritte Abtheilung. Das Gespenst im Hause. Anzeige des Todes.

[4] S. dritte Abtheilung. Sehen seiner selbst. Das Doppelsehen.

=Betrüger=[5], =Diebe=[6] und =Verliebte= haben stets die Rolle eines
Gespenstes gespielt. So sagt noch ein altes französisches Sprichtwort
von den Verliebten:

[5] S. dritte Abtheilung. Der Poltergeist. Glockengeläute.

[6] S. dritte Abtheilung. Gespenstergeschichte.

  _Où sont filettes et bon vin
  C’est là où hante le Lutin._

  (Bei Mädchen und bei gutem Wein
  Pflegt meistens ein Gespenst zu sein.)




=Die Necromantie.=


Durch diese Wunderkunst ruft man die Todten aus ihren Gräbern, wenn man
von ihnen geheime und künftige Dinge erfahren will. _C. Agrippa_ nennt
zwei Arten dieser Zauberei: _Necyomantie_, wodurch man die verstorbenen
Körper sogar wieder lebendig dargestellt, und _Sciomantie_, wenn blos
ein Schattenbild des Verstorbenen erscheint – Die Necromantie ist sehr
alt, denn die Betrügerin zu Endor ließ ja den Schatten (Können denn
Schatten auch sprechen?) Samuels erscheinen. Im allgemeinen ist diese
Kunst eine große Betrügerei[7]. Die Kunststücke mit dem sogenannten
=Zauberspiegel=, wodurch man erstaunungswürdige Dinge produciren, so
auch mit der =Zauberlaterne=, wodurch man Gestalten in freier Luft
präsentiren kann – finden wir in Wiglebs natürl. Magie, Berlin und
Stettin 1779, wohin ich die neugierigen Leser verweise.

[7] S. dritte Abtheilung. Die Necromantisten.

Alle Necromantisten sind feine Betrüger. Schwedenborg, Schrepfer und
Cagliostro waren solche Subjekte, und die größten Geisterbanner, die
sogar hohe Personen und angesehene Gelehrte täuschten (S. Abth. III.
Schwedenborg).

Den Schwachen geht es mit der Geisterseherei, wie jenen, als ein
gewisser Engländer, _Sawney_, ein berüchtigter Seher und Wahrsager,
große Gebäude, herrliche Tempel, mit kunstreichen Statüen u. s. w.
erblickte, welche aber alle von – =Eis= und =Schnee= waren, und als die
Sonne aufging, das Ganze zerschmolz, und die Neugierigen nichts sahen!




Von der sogenannten Hexerei.


In allen Jahrhunderten, bei allen Nationen, findet man den Glauben
an höhere, gute und böse Geister, und bei uns brachte man in
der unglücklichen Zeit der Hexenprozesse – vom 13ten bis 17ten
Jahrhundert – die Wunder des Teufels in ein System, behandelte sie
wie andere natürliche Erscheinungen, indem man das Natürliche mit dem
Uebernatürlichen durcheinander mischte. Von dieser Zeit an untersuchte
man die Hexerei oder Zauberei, wie einen Mord, einen Diebstahl u. s.
w., daher also die verwirrten Ideen in diesem Zeitalter bei allen
Gelehrten und allen Klassen von Menschen. (S. Abth. III. die Hexe, der
Hexenprozeß, der Hexenmeister.)

Ueberhaupt hat die =Inquisition=, da sie der Unglücklichen Güter
einzog, erst die Hexerei bekannt gemacht. Im 15ten Jahrhundert stieg
die Meinung der Zauberei aufs Höchste, namentlich durch die Bulle des
Papstes _Innocens_ VIII., den 4. December 1484. Diese Bulle brachte
die Hexenprozesse in Gang, weil sie darin erst recht begründet und
verbreitet wurden, und zwar durch Erklärungen über die Wirklichkeit von
Teufelskünsten und Schilderungen ihrer Wirkungen. Um der Sache noch
mehr Gewicht zu geben, erschien sogar zur =Erläuterung= das furchtbare
Buch, der =Hexenhammer=, 1489.

In Teutschland brennten die Flammen, welche Unschuldige hinrichteten,
und solche Tage, wo eine Hexe verbrannt wurde, waren Jubeltage des
gemeinen Mannes. (S. Abth. III. die gerettete Hexe.)

Aber Teutsche waren es auch, die besonders und mit Gründen den
allgemeinen Glauben an Zauberei und Hexerei zu bestreiten wagten. –
Cornelius Loos, noch besonders ein =Priester= zu Mainz, war einer der
ersten, welcher die Ungerechtigkeiten der Hexenprozesse zu zeigen
sich erkühnte. Er mußte aber zweimal widerrufen, wenn er nicht auch
verbrannt seyn wollte. Er starb 1593. – Auch die Jesuiten Adam Tanner
(gest. 1632) und Friedr. Spee schrieben gegen die Hexenprozesse. –
Endlich trat zu Anfang des 18ten Jahrhunderts ein kräftiger Mann auf:
Christ. Thomasius, Lehrer der Rechtswissenschaft zu Halle, und kann als
der eigentliche Zerstörer des Hexenprozesses betrachtet werden.

In der Folge wurde aller Zauberglauben durch die =Naturwissenschaft=
vernichtet, doch ohne ihn gänzlich auszurotten; denn in gegenwärtiger
Zeit publizirt man noch Berichte von =Wunderkuren= durch Zeitungen, wie
der Hang zum Aberglauben sich bildet, und jetzt wieder besteht. –

Im Allgemeinen wird die =Hexerei= oder =Zauberei= folgendermaßen
beschrieben:

Sie ist ein Verbrechen, wenn ein Mensch mit dem Teufel, welcher
in einer menschlichen, thierischen oder andern Gestalt erscheint,
einen Bund macht, darüber ein Instrument aufsetzet, und dasselbe mit
seinem Blute unterschreibt, vermöge aber dessen Gott und die Religion
verleugnet, und sich dem Teufel zu dienen verpflichtet, auch nach
Verfließung einer bestimmten Zeit sich demselben mit Leib und Seele
zu eigen übergiebt; wogegen der Teufel verspricht, einem solchen
Menschen wiederum zu Willen zu seyn, und mancherlei Ergötzlichkeiten
zu schaffen, ihm beizustehen, daß er große und wunderbare Dinge
ausrichten, und andern Menschen nach Belieben Schaden zufügen könne,
ihn auch zu gewisser Zeit abzuholen, und durch die Luft zu führen, wo
der Teufel mit seinen Getreuen und Bundsgenossen die Versammlung hält,
wo sie sich mit Singen, Tanzen, Fressen und Saufen u. s. w. recht
lustig machen.

Im weitläufigen Sinn versteht man aber von Hexerei, wenn ein Mensch
verschiedene ungewöhnliche und abergläubische Mittel und Ceremonien
vornimmt, um Hilfe zu schaffen oder Schaden zu thun, ob er gleich
nicht ausdrücklich mit dem Teufel einen Bund gemacht hat. Man muß aber
die =Magie= der Alten von der heutigen Zauberei unterscheiden, welche
letztere von der erstern entstanden ist.

Die Candidaten, besonders weiblichen Geschlechts, halten jährlich
dreimal den sogenannten =Hexensabbath=. Der Ort der Versammlung
heißt bei uns in Teutschland der =Blocksberg=, in Italien _Noce
di Benevento_, in Schweden _Blocula_; in andern Ländern wird man
vielleicht auch solche Versammlungsörter haben; sonst geschehen
sie auch auf Kreuzwegen, unterm Galgen, auf Kirchhöfen, oder lieber
bei einem See oder Sumpf, weil man das Wasser schlagen und dadurch
Ungewitter erregen kann. An dem Ort, wo der Sabbath gehalten wird, soll
nichts wachsen.

Ist nun die bestimmte Zeit da, so entkleiden sich die Zauberer und
bestreichen sich mit einem Fett, welches ihnen jedesmal bei dem großen
Sabbath ausgetheilt wird. Alsdann fahren sie zum Schornstein hinaus, an
dessen Ende sie einen großen schwarzen Mann mit zwei Hörnern antreffen,
der sie ergreift und nach dem Versammlungsort hin und zurück bringt.
Sie bedienen sich zu ihrer Fahrt auch anderer Werkzeuge, als schwarze
Böcke, Ziegen, Kälber, Wölfe, Katzen und Hunde, oder auch Ofengabeln,
Spinnrocken und Besen, worauf sie durch die Luft fahren.

In der Versammlung erscheint nun der Teufel, als Vorsteher in
mancherlei Gestalt, bisweilen wie ein Mensch, aber öfter als ein –
Bock. So sitzt er auf einer schwarzen Kanzel, mit einer Krone von
schwarzen Hörnern, zwei Hörner hinten und eins an der Stirn, mit
welchem er der Versammlung leuchtet, mit zu Berge stehenden Haaren,
mit blassem und verstörtem Gesicht, großen, runden, aufgesperrten,
feurigen und häßlichen Augen, mit einem Ziegenbart, mit einem
ungestalteten Hals, mit einem Leib, halb Mensch, halb Bock, mit Händen
und Füßen, fast wie ein Mensch, außer daß die Finger alle gerade und
spitz sind, und scharfe Nägel haben, seine Hände sind krumm, wie die
Krallen der Raubvögel, die Füße so breit wie Gänsefüße; der Schwanz ist
so lang, als an einem Esel. Er hat eine schreckliche Stimme, und ein
melancholisch verdrüßliches Gesicht.

Sobald er sich gesetzt hat, küssen die Zauberer ein unter seinem
Schwanze befindliches schwarzes Menschengesicht. Alsdann geht der Tanz
an, und die Hexen singen:

  _Alegremonos Alegremos
  Que gente nue va tenemos._

Bisweilen tanzen auch Kröten vor ihnen her, und machen tausenderlei
krumme Sprünge. Nach dem Tanze geht es zur Mahlzeit. Aber die
aufgetragenen Gerichte sind ekelhaft, doch – der neugierige Leser
muß alles wissen: – Sie bestehen aus Kröten, Aas, Leichnamen und
ungetauften Kindern. Salz giebt es nicht, aber Brod von schwarzer
Hirse.

Nach aufgehobener Tafel setzt sich der Teufel an einen Tisch und nimmt
die Huldigung der Hexen an, die sie ihm, eine nach der andern, ablegen,
indem sie alle angezündete schwarze Pechfackeln in Händen haben, die
sie nach geendigter Ceremonie dem Teufel, den sie ihren Prinz nennen,
wieder zustellen, der sie bis zur künftigen Versammlung aufhebt. Wenn
dieses zu Ende, fragt er, was ihr Begehren sey? Was für Gift, den
Menschen zu schaden, sie nöthig hätten? u. s. w. – und ertheilt ihnen
Rath und Hilfe.

Eine jede Hexe bringt etwas auf den Sabbath mit, als Farrenkraut,
Mistel, Wegerich, Kröten, Eidechsen, Schlangen und kleine Kinder,
welches der Teufel in Stücken hackt, alles kochen läßt und von dem
Fette die =Salbe= macht.

Genug sey es von dieser verwirrten Einbildungskraft, von der uns _de
Lancre Tableau de l’Inconstance des mauvais Anges et Demons_ erzählt
hat.

Da wir aber einmal bei dem Teufel sind, so müssen wir doch noch etwas
von seiner Person und seinen Umtrieben reden.

_Agrippa_ in seiner _occulta philosophia_ giebt von den =bösen Dämonen=
neun Ordnungen an:

  1) Diejenigen, welche man die =falschen Götter= nennt, die den Namen
     der Gottheit gleichsam usurpirt haben und als Götter verehrt seyn
     wollen. So wie jener, welcher Christus alle Schätze der Welt
     zeigte, und sie ihm verhieß, wenn er vor ihm niederfallen und ihn
     anbeten würde. Der Oberste dieser Dämonen wird _Beelzebub_ genannt.

  2) Die =Lügner=. Ein solcher war bei dem Propheten _Achab_, bei der
     Hexe von Endor und bei den Orakeln. Der Oberste dieser Teufel hieß
     _Python_.

  3) Die =Gefäße der Ungerechtigkeit= und des Zornes Gottes. Sie sind
     die Erfinder allerlei Uebel. Der Oberste wird _Belial_ genannt.

  4) Die =Rächer der Laster=. Der Oberste heißt _Asmodeus_.

  5) =Weissager=, =Betrüger=, =Verblender=, welche Mirakel nachahmen und
     Böses thun, wie die Schlange der Eva. Der Oberste heißt _Satan_.

  6) =Wettermacher.= Es sind ihrer vier, nach den vier Hauptwinden, und
     der Oberste heißt _Merizim_.

  7) =Furien=, Stifter der Zwietracht und des Kriegs. Der Oberste heißt
     _Abaddon_.

  8) =Verläumder=. Die Griechen nennen sie _Diabolos_, unsere =Teufel=.
     Der Oberste ist _Astaroth_.

  9) =Versucher=, böse Geister. Der Oberste heißt _Mammon_ (Begierde
     nach Reichtum).

Man hat sehr verschiedene Auslegungen des Namens Teufel. Einige sagen,
das Wort Teufel bedeute einen =Zerstörer=; andere – einen =Verführer=;
die Griechen nennen ihn =Verläumder=; daher kann auch das Wort nicht
allein eine =Person=, sondern mehr =Handlungen= und =Gewohnheiten=
bedeuten.

Wenn nun auch dieser Teufel in den Abgrund gestürzt und gebunden ist,
so bleibt er doch in dem Munde des Volkes, und hat sogar noch manchen
Gegenständen seinen Namen geliehen.

So giebt es unter vielen andern die =Teufels-Inseln= (die Bermuden),
von den Spaniern zuerst entdeckt, welche sie wegen ihrer fürchterlichen
Felsen _los Diabolos_ nannten.

Der =Blocksberg= auf dem Harz, berüchtigt durch die Hexenversammlung.

Die =Teufelshochzeit= ist ein Berg in Ungarn, unweit dem Bergstädtchen
Boza, und wird wegen der daselbst häufig aufsteigenden großen Gewitter
so genannt.

Der =Teufelsgrund= ist ein tiefes Thal im Riesengebirge unweit
Greifenberg.

Die =Teufelsgrube= wird eine Höhle in dem bei Goslar gelegenen
Rummelsberge genannt, wo der Teufel ein Bergwerk gehabt haben soll.

Das =Teufels-Mör= ist eine Gegend bei Bremen, unweit der Weser, wo
zwischen Moor eine Viehweide liegt.

Der =Teufelsweg= auf den Gebirgen, welche Savoyen von Piemont scheiden,
ist unter mehreren Pässen einer, welcher _le Pas de Diable_ heißt,
wegen der Gefahr der Reisenden, in Abgründe zu stürzen.

Die =Teufelskirche=. In dem fürchterlichen Thale bei Altdorf, zwischen
Weihofen und Grunsberg, ist eine große Tiefe oder Kluft am Fuße eines
waldbewachsenen Berges, welche so genannt wird.

Die =Teufelsleiter= ist ein steiler Berg bei dem Flecken Lorch, wo ein
steiler Weg hinauf geht.

Die =Teufelsmauer=. Sie ist ein Werk der Römer, welche einen Wall oder
Pfahlhecke zur Sicherheit gegen die Teutschen erbauten. Noch kann man
ihre Ruine sehen, welche bei Pföring an der Donau anfängt und bis an
den Neckar läuft.

Auch wird ein Berg einige Stunden von Quedlinburg die =Teufelsmauer=
genannt, weil er wie von über einander liegenden Steinen
zusammengetragen erscheint.

Die =Teufelsbrücke=, am St. Gotthardsberge in der Schweiz.

Die =Regensburger Brücke= soll auch durch Beihülfe des Teufels erbaut
worden seyn.

Der =Teufelsthurm=, ein auf einem Felsen stehender Thurm, unfern des
Strudels in der Donau.

So giebt es auch =Teufelsmühlen=, z. B. zwischen Corvey und Hameln, wo
ein starkes, aus einem Felsen strömendes Wasser ein Mühlrad treibt.

=Teufelssteine= nennt der gemeine Mann große Blöcke, weil er ihren
Ursprung nicht kennt.

Sogar ein Fisch muß den Namen Teufel tragen – der =Seeteufel=.

Auch unter Vegetabilien finden wir den Namen Teufel, z. B.:
Teufels-Abbiß (_Morsus Diaboli_), Teufels-Aepfel (Coloquinten),
Teufels-Dreck (_Assa foetida_), Teufels-Ingber (_Arum_), Teufels-Scheu
(_Daemonum fuga_, Johanniskraut) u. s. w.

Zuletzt müssen wir noch den Paracelsus hören, was er von der =Erkennung
einer Hexe= sagt: Sie liebt ihren Mann nicht, feiert besonders den
Samstag und den Freitag, hat besondere Zeichen an sich, als krumme
Glieder, besonders eine krumme Nase, ist leicht am Gewicht u. s. w.
Sie hängt auch Zaubereien an sich, kocht selten und wäscht sich nicht,
kehrt in der Kirche rücklings um und will gern allein und für sich
seyn. (S. Abth. III. die Hexenwage.)


=Elben, Holder und Hulderchen, die bösen und guten Dinger, die
reisenden und fahrenden Kinder.=

Durch diese Dinger stifteten die Hexen Krankheiten und vielerlei
Unfälle. Bei dem Teufelsbündniß erhielt jede Hexe ihren =Geist=,
oder einen besondern =Leibteufel=. Im funfzehnten Jahrhundert war es
nichts Ungewöhnliches, daß eine Hexe mit ihrem Geiste menschliche
Kinder zeugte. Mit diesen Geschöpfen, welches gewöhnlich Würmer waren,
stifteten sie das Unheil: z. B. das Anthun, Behexen (s. Abtheil. III.
die Behexte, Bezauberung des Viehes), Krankmachen, sogar Tödten. Diese
Geburten, Elben, Holder u. s. w., wurden pulverisirt, welches das
Hexenpulver wurde.

Die Hexen konnten auch Menschen und Vieh krank machen:

  1) durch =bloße Worte=, wenn sie z. B. die Kinder =beschrieen=. Man
     lobte die Kinder ohne Neid, setzte aber hinzu: Gott behüte es! –
     Die Hexen aber sagten: Ei, daß dich mein Gott behüte! Dadurch aber
     sollen sie nicht den wahren Gott, sondern den Satan verstehen.

  2) Durch bloßes =Anschauen=, z. B. mit Triefaugen.

  3) Durch =zauberische Salben= an die Hausthür und andere Orten
     geschmiert. Oder

  4) durch =Charaktere=.

  5) Durch etwas =Vergraben= unter die Thürschwelle.


=Vom Wind- und Wettermachen.=

Man eignet den Hexen zu, daß sie Blitz, Donner und Hagel machen
könnten. Sie nehmen nämlich große Kieselsteine und werfen sie gegen
Sonnenuntergang; Sand aus einem Bach stäuben sie gen Himmel, tauchen
einen Besen ins Wasser und spritzen damit gen Himmel, machen eine Grube
in die Erde, gießen Wasser hinein und rühren es mit dem Finger herum;
sie sieden Schweinsborsten in einem Topfe, legen Balken oder Hölzer
kreuzweise am Ufer eines Wassers u. s. w. (_Wierus de Lamiis_ erzählt
mehr davon.)

=Wind= haben die Hexen immer gemacht. (S. Abth. III. Windmachen.)


=Hexen-Salbe.=

Die Hexen machten auch ihre Salbe selbst, und nahmen dazu gewisses
Fleisch, kochten es in einem Kessel mit Wasser und nahmen das oben
schwimmende Fett ab, das andere ließen sie stark einsieden. Hernach
vermischten sie es mit Eppich, Wolfs-Wurzel, Pappelzweigen und
Weihrauch. Oder sie nahmen Wasser-Mark, Acker-Wurz, Fünffinger-Kraut,
Fledermausblut, Nachtschatten und Oel, und machten daraus eine Salbe.
Damit schmierten sie sich und rieben die Glieder ein, worauf sie
dieselben wieder mit Oel und Fett bestrichen.

Nun ist leicht zu erklären, da diese Salbe eine =betäubende= Kraft
hat, daß sie die Hexen nicht allein in einen tiefen Schlaf versetzte,
sondern davon auch mancherlei Gesichter im Traume hatten, von denen sie
vorher eingenommen waren, und Selbstbetrogene wurden. (S. Abth. III.
Hexenfahrt.)


=Von Entzauberung und Amuletten.=

In der Hexengeschichte, wo man den Menschen Qualen schuf, war man auch
in Mitteln erfinderisch, solche zu heilen.

Nimm: Gottes Gnad, Herrgotts-Aepfel, Christwurzel, Cardobenedikten,
Liebstöckelwurz, Mannstreu, Hilfswurz, bind dies mit Siebengezeit
zusammen in Herzkraut, und trag es immer im Busen.

Ein Anderes:

Abbiß, Drachenwurz, Teufelskirschen, Haidekorn, Säwbrod, Tollkraut,
Hundszung, Herzgesperr, Stolzheinrich, Bengelkraut, Kalbsaug, Bärenklau
und Wolfsmilch. Binde dies alles in Lappenblätter mit Bettlerseil
und Faulbaumrinden fein hart zusammen, und wirfs hinterwärts von dir
an einen Ort, dahin du nicht mehr kommst. So weichen zur Stund alle
Zauberer und Hexen von dir, und bist du wohl purgieret von ihrem Gifte.

Man hing auch Kräuter, Wurzeln, Steine und andere natürliche Dinge an
den Hals, vorzüglich erhielten =Amulette= die Kinder, sie vor Hexerei
zu bewahren. Man machte auch Kreuze über verschiedene Dinge. (S. Abth.
III. der gläubige Prediger.) Man blieb aber nicht bei den natürlichen
Dingen, sondern machte Buchstaben, Wörter, Zeichen oder Bilder auf
Pergament, Papier oder andere Dinge, oder man grub es in Steine,
Metalle. Diese Anhängsel wurden auch dem Vieh und leblosen Dingen
angehängt. – Unter die künstlichen Amulette gehört zuerst das bekannte
_Abracadabra_, welches zu den Zeiten des römischen Kaisers _Severus_
und _Caracalla_ von einem Arzt _Sammonicus_ gekommen sein soll. Man
schreibt es auf Papier, wie folgt:

    A b r a c a d a b r a
     a b r a c a d a b r
      a b r a c a d a b
       a b r a c a d a
        a b r a c a d
         a b r a c a
          a b r a c
           a b r a
            a b r
             a b
              a

Dieses wird in Leinwand gewickelt und einem, der eine Krankheit hat, an
den Hals gehängt.

Ein anderes Anhängsel beschreibt Agrippa im 4. Buche seiner
_Philosophia occulta_: Es gleicht einem erwürgten Lamme, welches
sieben Hörner und Augen, und unter den Füßen ein mit sieben Siegeln
verschlossenes Buch hat, aus Offenb. Joh. 5. Darum wird der Vers
geschrieben: Siehe, es hat überwunden der Löwe, der da ist vom
Geschlecht Juda, die Wurzel David, aufzuthun das Buch, und zu brechen
seine sieben Siegel. Alsdann der Vers: Ich sehe den Satan vom Himmel
fallen, wie einen Blitz. Und diese Worte: Siehe, ich habe euch die
Gewalt gegeben, zu treten auf Schlangen und Scorpionen, und über alle
Gewalt der Feinde, und euch soll nichts schaden. Zuletzt schreibt man
darauf die 10 Haupt-Namen Gottes: _El_, _Elohim_, _Elohe_, _Zebaoth_,
_Elion_, _Escerchie_, _Adonay_, _Jah_, _Tetragrammaton_, _Saday_.

Dieses soll eine große Kraft besitzen, und zur Beschwörung der Geister
höchst nützlich und nöthig sein.

       *       *       *       *       *

Paracelsus und Trittheim lehren uns auch die =Siegel der Planeten= zu
machen, welche große Kraft und Tugend haben sollen, wenn man sie nach
himmlischem Lauf und zu rechter Stunde und Zeit mache und bereite, und
– bei sich trage.

Dieses sind die Amulette oder Talismane, von denen die Alten und Neuen
so viel gehalten haben:


=Das Siegel des Saturns.=

Es wird vom feinem Blei gegossen, auf die eine Seite wird ein
Quadrat, worin neun kleine Quadrate, gegraben, in jeder horizontalen
und perpendikulären Linie, so wie über das Kreuz, muß die Zahl 15
addirt werden können. – Diese Zahlen, in allen folgenden Siegeln,
sind in jedem Siegel heimlich verborgene Zahlen der andern Sterne,
welche demselben Planeten unterworfen sind; denn ein Planet heißt ein
vornehmer Stern, darum muß er auch andere Sterne unter sich haben und
dieselben regieren. – Auf der andern Seite des Siegels soll das Bild
des Planeten, ein alter Mann mit einem Barte, und mit einer Schaufel
die Erde grabend, stehen; auf seinem Haupt soll er einen Stern und
den Namen Saturn haben, nebst dem Planeten-Zeichen oder Charakter[8].
Wenn der Mond an einem Sonnabend im Stier oder Steinbock eintritt, und
Saturn eines rechten Ganges und guten Wesens ist, so wird das Siegel in
Schnelligkeit gestochen, und dasselbe in einem schwarzseidenen Tuche
getragen. – Dieses Siegel ist gut für schwangere Weiber, dann mehrt
sich alles bei dem Träger; und wenn der Reiter es im linken Stiefel
trägt, wird sein Pferd keinen Schaden leiden.

[8] S. Fig. 1.

Wird aber dieses Siegel gemacht, wenn Saturn in seinem Rückgang ist, an
einem Samstag, und in seiner Stunde, so verhindert er alles Vornehmen,
und wer es trägt, dem gelingt nichts, und nimmt alles ab.


=Das Siegel des Jupiters.=

Es wird von feinem englischen Zinn gegossen; auf der einen Seite das
Quadrat mit 16 kleinen Quadraten gegraben, in den oben angeführten
Linien muß die Zahl 34 addirt werden können. Auf der andern Seite soll
ein Mann in ehrwürdiger Kleidung, in einem Buche lesend, stehen, auf
dem Haupte einen Stern mit dem Namen _Jupiter_, dabei sein Zeichen oder
Charakter[9]. Am Donnerstag, wenn der Mond in die Wage tritt, im ersten
Grad, wird das Zinn in Schnelligkeit geprägt, und dasselbe in einem
blauseidenen Tuche getragen. – Dieses Siegel giebt Liebe, Huld und
Gunst von allen Menschen, und wer es bei sich trägt, bei dem mehrt es
sich, und nimmt zu von Tag zu Tage, und macht seinen Träger glücklich
in allen Handlungen.

[9] S. Fig. 2.


=Siegel des Mars.=

Dieses Siegel muß vom besten Eisen geschmiedet werden. Die eine Seite
ist wieder quadrirt, und das Quadrat mit 5 multiplizirt, muß in den
Linien die Summe 65 stehen. Auf der andern Seite steht das Bild des
Planeten: ein gepanzerter Kriegsmann, in der Linken eine Tartsche, in
der Rechten ein blankes Schwert haltend; auf seinem Haupt ein Stern,
der Name des _Mars_ und das Zeichen[10]. Dieses Siegel giebt Stärke und
Sieg in jedem Kampf, überwindet die Feinde und giebt keinen Schaden.
Wenn man dies Siegel in eine Festung eingräbt, so müssen die Feinde
verlieren. Wenn man aber das Siegel, wie überhaupt alle andern, macht,
wenn Mars zurückkehrt, und in einem unglücklichen Aspekt steht, so wird
das Gegentheil: Krieg, Haß, Neid und alles Unglück.

[10] S. Fig. 3.


=Siegel der Sonne.=

Dieses wird vom feinsten Golde gemacht, das Quadrat wird mit 6
multiplizirt und in den Linien muß man die Zahl 111 addiren können.
Auf der andern Seite muß das Bild des Planeten stehen: ein gekrönter
König, auf einem Thron sitzend, ein Scepter in seiner Rechten, auf
dem Haupte eine Sonne, und den Namen _Sol_ und das Zeichen[11]; zu
den Füßen liegt ein Löwe. Wenn am Sonntag der Mond im Löwen tritt, im
ersten Grad etc., muß das Siegel gemacht werden, und dieses trägt man
in einem gelbseidenen Tuche bei sich. Es giebt Gunst und Gnade vor
allen Fürsten, und erhöht den Menschen täglich, daß er an Ehre und Gut
zunimmt.

[11] S. Fig. 4.


=Siegel der Venus.=

Dies wird von reinem Kupfer gemacht, auf der einen Seite quadrirt, das
Quadrat mit 7 multiplizirt, daß in den Linien 175 gezählt werden kann.
Auf der andern Seite steht das Bild des Planeten: ein Weib, in ihrer
Linken eine Lyra haltend, auf dem Haupte hat sie einen Stern mit dem
Namen _Venus_ und dann das Zeichen[12]. Neben ihr steht ein Kind mit
Bogen und Köcher. Dies Siegel wird an einem Freitag gemacht, wenn der
Mond im Stier oder in die Jungfrau tritt, im ersten Grad, bei guten
Aspekten, und trägt dasselbe in einem grünseidenen Tuche. – Es giebt
Gunst und Liebe zwischen Mann und Frau, vertreibt alle Feindschaft und
giebt Geschicklichkeit in der Musik.

[12] S. Fig. 5.


=Siegel des Merkur.=

Dieses muß von coagulirtem Quecksilber (oder auch vom Blei) gegossen
werden. Die Form muß aus zwei Stücken bestehen; in das eine kommt die
Zahl oder das Quadrat, in das Andere das Bild. Das Quadrat wird mit 8
multiplizirt, und muß in jeder Reihe 260 stehen. Das Bild des Planeten
ist ein Mann mit Flügel auf dem Rücken und an den Füßen, einen Stab in
der rechten Hand, woran zwei Schlangen sich winden, auf seinem Haupte
ein Stern, dann der Name _Mercurius_ und sein Zeichen[13]. Das Siegel
wird gegossen, wenn der Merkur in Aspekt ist, an einem Mittwoch, wenn
der Mond in den Zwilling oder Scorpion tritt. Man trägt es in einem
purpurfarbenseidenem Tuche. Es giebt Gunst, Verstand zur Philosophie
und allen natürlichen Künsten. Wer dieses Siegel beim Schlafengehen
unter das Haupt legt, wird alles erfahren, was man wünscht.

[13] S. Fig. 6.


=Siegel des Mondes.=

Es wird von feinem Silber gegossen, auf der einen Seite das Quadrat,
welches mit 9 multiplizirt wird und in jeder Linie 369 Zahlen stehen.
Auf der andern Seite ist das Bild des Planeten: ein Weib mit einem
umschwebenden Kleide, auf einem halben Mond stehend und einen halben
Mond in der Rechten haltend; auf ihrem Haupte ein Stern und der Name
_Luna_, mit dem Zeichen[14]. Wenn der Mond in gutem Aspekt an einem
Montag, wenn er in den Steinbock oder in die Jungfrau eintritt, im
ersten Grad, wird das Siegel gestempelt und dann in einem weißen Tuche
bei sich getragen. Dieser Talisman schützt vor vielen Krankheiten,
ist auch den Auswandernden gut, und denen, die viel Land bauen; es
beschützt sie vor Mörder und Räuber und macht alle Dinge beständig.

[14] S. Fig. 7.


=Der Heckethaler.=

Darunter versteht man ein Stück Geld, welches, wenn es ausgegeben
wird, jedesmal wieder in die Tasche zurückkehrt, oder sich immer
vermehrt. Dieses Hexengeld zu erlangen, haben wir zwei Anweisungen;
wenn also die eine nicht hilft, soll die andere helfen, woher schon
das ganze Hexenstückchen verdächtig wird. Derjenige also, welcher das
Heckegeld zu haben wünscht, soll sich in der Christnacht auf einen
Kreuzweg setzen und einen Kreis von dem Gelde, welches man haben will,
Groschen, Gulden, Thaler, Dukaten etc., um sich herum machen und sich
nicht umsehen. Hierauf muß er das Geld vor- und rückwärts zählen, so
oft es ihm beliebt, sich aber ja nicht irre machen lassen, denn unterm
Zählen würden Gespenster und Larven ihn stören wollen. Endlich werde
der Teufel erscheinen und auch ein Stück Geld von der Sorte, die man
zählte, dazu legen. Dies sei das gewünschte Heckegeld.

Die zweite Anweisung lautet also: Derjenige, welcher solches Heckegeld
wünschte, solle in der Christnacht eine schwarze Katze in einen
Sack stecken und damit drei Mal um eine Kirche laufen. Wenn solches
geschehen, müsse er die Katze dem Teufel, der sich in der Kirchthür
sehen ließ, übergeben, wofür er alsbald ein Stück Geld empfing. Der
Teufel riß sogleich die Katze in tausend Stücken, indeß müßte aber der
Mensch eilen, daß er wieder unter einem Dache käme, ehe der Teufel mit
der Katze fertig würde, sonst bräche er ihm den Hals.

Wie abgeschmackt, daß der Teufel sogar in die Kirchthür tritt, um eine
Katze zu kaufen!


=Vom Wehrwolf.=

Schon in den ältesten Zeiten glaubte man, daß man durch Zauberei sich
und andere in Thiere verwandeln und also in Wehrwölfe umschaffen könne.
– Ein Wehrwolf ist dem Wesen nach ein Mensch, der von dem Teufel
das Vermögen empfangen haben soll, thierische und andere Gestalten,
bald einer Katze, bald eines Hundes, Pferdes, besonders aber eines
Wolfes, nach Belieben anzunehmen oder andern zu geben. Zur Zeit der
Hexenprozesse wurden auch vermeinte Wehrwölfe verbrannt. _Bodinus_, der
Hexenrichter war, erzählt in seiner _Dæmonomanie des forciers_: daß ein
gewisser _Aegidius Garnier_, welcher am Michaelistage, in der Gestalt
eines Wehrwolfes, ein Mädchen von zwölf Jahren, ohnfern =Dole=, in
einem Weinberg zerrissen, gefressen, und seiner Frau davon mit nach
Hause gebracht, und noch mehrere solche Mordthaten verübt hatte, zu
=Dole= den 18. Januar 1583 lebendig verbrannt wurde.

Eine schwarze Katze oder einen schwarzen Hund hält noch Mancher aus
dem Pöbel für eine Hexe. Die Entstehung dieser Fabel aber ist daher
gekommen, daß die alten Weisen ihre Lehren bildlich vortrugen, und ihre
Lehren und Nachrichten in sinnliche Erzählungen einkleideten, die von
dem größern Haufen buchstäblich verstanden wurden. Sie sagten z. B. ein
Schwelger verwandle sich in ein Schwein; ein Unzüchtiger in einen Hund
u. s. w. Da dieses nun durch menschliche Kräfte nicht möglich zu machen
war, erdichtete man Zauberer, wie z. B. jene _Circe_, die die Menschen
in Thiere verwandeln sollte, wie die Gefährden des Ulysses in Schweine.




Vom Bannen und Festmachen.


Die Zauberkunst, welche Etwas festmacht, daß es sich nicht von der
Stelle bewegen kann, heißt =bannen=, z. B. Diebe, welche das Gestohlene
nicht fortbringen können – daß das Feuer nicht weiter brenne u. s. w.
Von diesen wollen wir einige Beispiele angeben.


=Einen stehend zu machen.=

Die christliche Magie hat dieses Kunststück erfunden. Folgendes ist die
=Formel=; wer sie aber versuchen will, muß den Gegenstand festhalten,
damit er nicht davon läuft.

  Ich thu’ dich anblicken, drei Blutstropfen sollen dich erschricken
  in deinem Leibe, der erste mit einer Leber, der zweite mit einer
  Zung’, der dritte mit einer Manneskraft, ihr reitet oder gehet zu Fuß,
  gebunden sollt ihr seyn, vest gebunden,

  So gewiß und vest,
  So vest, so vest, so vest,
  Als der Baum hält seine Aest,
  Und der Ast hält seine Aest,
  Und der Hirsch hält seine Zungen,
  Und der Herr Christus uns das Himmelreich errungen.
  So gewiß und wahr sollt ihr stehen,
  Als der heilige Johannes stand am Jordan,
  Da er den lieben Herrn Jesum getaufet,
  Und also so gewiß und wahrhaftig sollt ihr stehen,
  Bis die liebe göttliche Mutter
  Einen andern Sohn gebähret.
  So gewiß sollt ihr sein gebunden
  Zu dieser Tag und Stunden
  Im Namen Gottes † † † u. s. w.


=Lossprechung des Gebundenen.=

So mit und wahr ich euch hier im Namen der heil. Dreifaltigkeit
gebunden, so mit und wahr thu’ ich euch mit diesen Worten wieder
auflösen. Im Namen des Vaters † † † Amen.


=Wider die Feuersbrunst.=

Schon die Alten legten viel auf die =Kraft der Worte=, und die
christliche Magie hat sie beibehalten.

Wer also das Feuer bannen will, soll an die Häuser die Worte: _Arse
Vorse_ schreiben, dann brennt es nicht weiter. Andere schreiben auf
einen hölzernen Teller des Freitags bei abnehmendem Monde, zwischen
11 und 12 Uhr, mit frischer Tinte und einer neuen Feder die Figur 8.
Bei einer Feuersbrunst werfen sie diesen Teller in das Feuer. Dies
wird noch zwei Mal wiederholt, wenn es das erste Mal nicht hilft. Oder
man schreibt auf die Unterrinde eines Brodes _Aghela_, oder auf einen
Zettel, welchen man in das Brod bäckt und solches aufhebt, um es bei
einem entstehenden Feuer mit einem Segenspruch zum Löschen ins Feuer zu
werfen.


=Der Feuersegen.=

  Feuer stehe still, um Gottes Will,
  Um des Herrn Jesu Christi Willen,
  Feuer stehe still in deiner Gluth,
  Wie Christus der Herr ist gestanden in seinem rosinfarbnen Blut.
  Feuer und Gluth, ich gebeut dir bei Gottes Namen,
  Daß du nicht weiter kannst von dannen,
  Sondern behältst alle deine Funken und Flammen,
  Amen! Amen! Amen!


=Ein Segenspruch, womit man das Blut stillen kann.=

  _Sanguis mane in venis,
  Sicut Christus pro te in poenis:
  Sanguis mane fixus,
  Sicut Christus crucifixus._


=Ein Segenspruch gegen den Wurm am Finger.=

  Gott Vater fährt gen Acker,
  Er ackert fein wacker,
  Er ackert drei Würmer heraus,
  Einer war weiß, der andere schwarz, der dritte roth,
  Hier liegen alle Würmer todt.

So soll man auch das Feuergewehr versagen können, daß es nicht losgehe,
– Hunde besprechen, daß sie nicht bellen u. s. w.

Diese Kunststücke sind theils sehr alt. – Bei dem =Bannen des Wildes=
verfährt man also:

  Man mache aus Silber, Kupfer oder Zinn das Bild eines Mannes, der in
  der rechten Hand einen gespannten Bogen hält, worauf ein Pfeil liegt,
  – im Gießen und Stechen spricht man: durch dieses Bild binde ich
  alles Wild im Walde, Hirsche, Rehe, Hasen, Füchse u. s. w. – Wenn nun
  der dritte Grad des Löwen aufsteigt, so steche man auf ein gleiches
  Metall alle Arten Wild, und bei der Arbeit spreche man: durch dieses
  Bild binde ich alles Wild u. s. w. Hierauf werden beide Bilder so
  zusammengelegt, daß die Seiten, worauf gestochen, zusammenstoßen, und
  dann fest gebunden, und in ein grünseidenes Tuch gewickelt und bei
  sich getragen. Man darf aber zu keiner andern Zeit auf die Jagd gehen,
  als wenn der Mond im Widder, Löwen oder Schützen ist.

Ob wohl jemand, der nicht schießen kann, auch treffen wird!

Das eigentliche =Festmachen=, die =Frei-Schützenkunst=, ist eine
Kunst, daß der Mensch mit keinem Gewehr verletzt werden kann. (S.
Abth. III. Frei-Schützenkunst, der Freischütz.) Insgemein wird sie die
=Passauische Kunst= genannt, weil sie im Jahr 1611, als um Passau ein
Heer sich versammelte, bekannt wurde, indem der Scharfrichter zu Passau
den größten Theil der teutschen Soldaten diese Kunst mitgetheilt haben
soll, von wo sie weiter bekannt wurde. Er gab ihnen papierne Zettel mit
Charakteren und Wörtern: _Arios_, _Beji_, _Glaji_, _Alpke_, _nalat_,
_nasala_, _eri lupie_, bezeichnet, zu verschlucken.

Wenn damals diese Soldaten des Erzherzogs Matthias gut davon kamen, so
war die Ursache, daß die schlecht bezahlten und mißvergnügten Gruppen
Rudolphs II. gar keinen Widerstand leisteten. – Das beste Zettelchen
wird wohl heißen: Hundsvott, wehre Dich!

Andere Abergläubige tragen auch die =Länge Jesu= bei sich, um gegen
den Schuß sicher zu seyn. Es ist ein Riemen Papier, eine Hand breit
und fünf Fuß lang; denn so groß soll Jesus gewesen seyn. Dies steht
auf dem Riemen gedruckt. Man will diese Länge 1655 zu Jerusalem bei
dem heiligen Grabe gefunden haben, und Papst Clemens VIII. soll nicht
nur diese Nachricht, sondern auch die Gebete, die auf diesem Papier
gedruckt stehen, und die für deren Anbetung verliehenen Gnaden gut
geheißen und bestätigt haben.


=Das Noth-Hemd.=

Ein Mädchen von sieben Jahren muß das Garn spinnen, und aus demselben
Leinwand würken, daraus ein Hemd gemacht, welches mit Kreuznähten
zusammengesetzt wird, worauf heimlich drei Messer darüber gelegt und
gestrichen werden. Dieses Hemd wird über das gewöhnliche angezogen. –
Wenn es nun nicht gegen Schuß, Stich und Hieb hält, so ist die Ausrede,
daß es nicht von dem Kinde allein gemacht worden sei u. s. w.


=Von der Waffen-Salbe.=

Das Lächerlichste ist schon, daß man sehr =viele= und =verschiedene=
Rezepte von dieser wundervollen Salbe hat, um daran glauben zu können.
Wir wollen eine anführen, und zwar nach Paracelsus:

  _Rz._ Moos von einer Menschenhirnschale, 2 Unzen, dessen Mumie 1
  Unze, ½ Unze Leinöl, 2 Quart Rosenöl, armenisch _bolus ana_ 1 Unze,
  untereinander gemischt, und eine Salbe daraus gemacht, wozu Andere
  noch 1 Unze Terpentin nehmen.

Die Behandlung dieser Salbe ist noch lächerlicher. Wenn einer
gestochen, gehauen oder geschlagen worden, so nimm diese Salbe, und
salbe die Wehr oder Waffe, damit er verwundet, aufwärts, den Schaden
darfst du nicht damit binden. Nimm ein reines Tüchlein, binde den
Schaden damit zu, und halte ihn rein, hebe die Waffe auf, thue sie
nicht in Wind, sondern an einen heimlichen Ort, nicht zu warm, noch
zu kalt, so heilt der Schade von sich selbst. Willst du wissen, wie
sich der Patient hält, so schaue die Wehr an, hat sie rothe Flecklein,
so hält er sich nicht. Willst du ihm wehe thun, so thue die Wehr in
ein Kehrigt; willst du ihm wohl machen, so ziehe die Wehr durch ein
frisches Feuer, mache sie aber nicht zu heiß. Also heilt einer, wenn er
über 20 Meilen Weges über Land ist u. s. w.




Von der Wünschelruthe.


Diese Zauberruthe, bei Schatzgräber und Bergleuten bekannt, wird auch
nach ihrer mannichfaltigen Anwendung =Wendes-, Windes-, Wünschel-,
Schlag-, Spring-, Gold-, Glücks-= und =Erlenruthe= genannt, zuweilen
auch die =göttliche Ruthe= – mit welcher, in vorigen Zeiten besonders,
mancherlei Betrügereien wegen Aufsuchung edler Metalle getrieben worden
sind. Sie wird von einer Haselstaude, auf Anhöhen, nicht an sumpfigen
Orten, und zwar im Sommer, Mittags bei hellem Wetter, =unterwärts=
gebrochen; sie muß zwei Zweige haben, wie eine Gabel, welche mit beiden
fest zusammen gemachten Fäusten, daß die Finger in die Höhe zu stehen
kommen, gefaßt werden, damit der Kopf, wo die beiden Zweige zusammen
sitzen, oben kömmt. Hierauf muß der Sucher Schritt vor Schritt gehen
und sich bisweilen bücken, damit die magnetische Kraft desto eher die
Ruthe ergreife und bewege. Wenn nun der Fuß eine Metallader berührt,
so dreht sich der Kopf von oben hernieder, gleichsam, als wenn das
verborgene Metall die Ruthe an sich zöge, und – man findet das Silber –
wenn welches verborgen liegt!

Zum Beweis der Kräfte dieser Ruthen sagt der Jesuit _Athanasius
Kircher_ in seinem dritten Buche _de Art. Magnet._: Wenn eine Pflanze
eine natürliche Neigung zu metallischen Oertern habe, so nehme sie
die Natur und Eigenschaft desselben Metalls, über welchem sie wachse,
an sich, indem sie die Nahrung, so aus dem metallischen Dunst oder
Ausdämpfung der Atome per _inspirationem insensibilem_ kommt, durch die
Kraft eines natürlichen Appetits, als etwas, das mit ihr übereinkomme,
an sich ziehe. Diese Sympathie sei gleich wie beim Magnet und Eisen.

Viele nehmen auch, nach Paracelsus, zu einem jeden Metall eine
besondere Ruthe, da jedes Metall mit gewissen Bäumen in Verwandtschaft
stehe: die Haselstaude gebrauchen sie auf Silber, die von Eschenholz
auf Kupfer, die von Tannen auf Blei, auf Gold aber machen sie Ruthen
von Eisen oder Kupfer.

Die Erlenruthe soll allein die Kraft haben, =Quellen= aufzusuchen.

Die ganze Hexerei oder Zauberei der Ruthengänger aber läuft auf Betrug
oder Selbstbetrug hinaus. (S. Abth. III. Wünschelruthe.)


=Die Springwurzel.=

Sie soll die Kraft haben, nicht allein die Schlösser aufzusprengen,
sondern auch große Ketten zu zerreißen, um Schätze damit
aufzuschließen. Man soll sie auf folgende Weise finden. Wenn man das
Nest eines Grünspechts, einer Elster oder eines Wiedehopfs mit einem
Keil zumache, so holten sie ein gewisses Kraut oder eine Wurzel,
welches den Keil heraussprenge. Wer nun ein rothes oder weißes Tuch
unter dem Baum läge, darauf ließen die Vögel die Wurzel fallen.

Wer wohl die Probe gemacht haben mag?


=Die Alraunwurzel.=

Diese Pflanze (_Atropa Mandragora_) soll den Besitzer reich und
glücklich machen; auch war sie schon unter dem Namen _Circea_, von der
Zauberin Circe, bekannt, weil sie in der Zauberkunst von großem Nutzen
sein sollte.

Da man diese Pflanze im Umkreis des Galgens finden soll, so wird sie
auch =Galgenmännlein= genannt.

Sie wird auf folgende Weise gegraben. An einem Freitag vor
Sonnenaufgang (Andere sagen in der Nacht von 11 bis 12 Uhr) soll man
sich mit einem schwarzen Hunde an den Ort begeben, aber vorher seine
Ohren mit Baumwolle oder Wachs verstopfen, weil die Wurzel, wenn sie
aus der Erde gezogen wird, ein Geschrei macht, das dem Sucher Schaden
bringen würde. Darauf werden an dem Orte, wo die Pflanze steht, drei
Kreuze darüber gemacht, die Erde rings umher abgegraben, daß die
Wurzel nur noch an wenig Fasern hängt. Endlich umfaßt man sie mit
einem Stricke, bindet solchen den Hund an den Schwanz, hält demselben
ein Stück Brod oder Fleisch vor, und läuft davon. Wenn nun der Hund
nachfolgen will, reißt er die Wurzel aus der Erde und fällt todt
nieder; dem Menschen aber geschieht kein Schaden. Nachdem man nun die
Wurzel, welche eine menschenähnliche Gestalt haben soll, in seine
Gewalt bekommen, muß man sie rein waschen, sie auch bekleiden, auf ein
weiches Lager in ein Kästchen legen, zu gewissen Zeiten mit Wein baden,
neu anziehen und fleißig warten. So hat man denn einen Schatz, der
Glück bringt, das steinerne Herz bewegt, und legt man ein Stück Geld
dabei, so hat man am Morgen zwei Stücke dafür.

Das Ganze, wie man merkt, läuft ebenfalls auf Betrügerei hinaus. Die
Gefahr und Mühe des Grabens dieser Wurzel mußten sie als ein theures
Ding erkaufen. – Die ganze Pflanze, die gar nichts menschenähnliches
hat, wird zu den =betäubenden= gerechnet und in der Medizin nicht
gebraucht.


=Das Sieblaufen= (_Oscinomantia_).

Ein alter Aberglaube, wodurch man erforschen will, wer etwas gestohlen,
oder sonst eine böse That begangen hat. Man macht es also: Man nimmt
eine Zange oder Erbscheere, die so lang ist, daß man das Sieb zu beiden
Seiten des Randes fassen kann, und hält dasselbe in die Höhe, daß
es vertikal hängt. Darauf müssen zwei Personen die Zange mit ihrem
Mittelfinger von beiden Seiten zusammen halten, und der Hexenmeister
spricht folgende barbarische Worte:

  _Dies, mies, Jeschet, benedæfet,
  dowima, Enitemans._

Dann nennt er die Namen der verdächtigen Personen. So bald nun der
Schuldige genannt wird, soll sich das Sieb drehen und ihn dadurch
verrathen. – Wenn nun den Siebhaltern die Hände zittern, oder bei
Nennung eines Namens, den man =besonders= in Verdacht hat, eine
Bewegung geschieht – die natürlich geschehen wird – so wird und muß
sich das Sieb drehen!

Denselben Aberglauben treibt man auch mit einer Erb-Bibel und einem
Erb-Schlüssel.


_Speculum Salomonis_, oder =der Spiegel Salomons=.

In einem Manuscripte, welches obigen Titel führt, werden drei Spiegel
beschrieben und jeder zu einem besondern Gebrauche bestimmt. Diese
Spiegel sollen aus den sieben Metallen, das Quecksilber mit darunter
gerechnet, gefertigt werden. Diese Metalle werden nach Vorschrift
gereinigt; dann fängt man (in Gottes Namen) an, in der Stunde,
wenn der Mond neu wird, und thut Gold und Eisen in einen neuen
Tiegel, schmelzt es bei starkem Feuer; dann schreibt man die Worte
mit Taubenblut auf Papier: _Teonemanuel Iskiroh_, und den Taufnamen
desjenigen, für den der Spiegel bestimmt ist, wirft es hinein und läßt
es mit verbrennen. Der Tiegel wird hierauf an einen sichern Ort gethan.
Wenn der Mond voll wird, setzt man den Tiegel wieder aufs Feuer und
wirft zu den vorigen zwei Metallen Kupfer hinein mit demselben Papiere.
Auf gleiche Weise wartet man, bis der Mond wieder neu wird, setzt den
Tiegel aufs Feuer und wirft Blei mit dem Zettel hinein. So wird es
auch mit dem Silber und zuletzt mit dem Zinn und Quecksilber gemacht,
wobei aber das Zettelchen mit den Charakteren und den Taufnamen nicht
fehlen dürfen. Sind nun die sieben Metalle auf diese Weise zusammen
geschmolzen, läßt man sie im Tiegel drei Tage nach dem neuen Mond
stehen, dann in der Stunde, da vorher der Mond neu worden ist, schmelzt
man die Materie und gießt die Spiegel in die Form. Bei Gießung des
ersten Spiegels spricht man:

  Aus Gott kömmt        }
  In Gott ist           }  alle Weisheit.
  Bei Gott bestehet     }
  Gott der Vater liebet }

Bei Gießung des andern Spiegels spricht man:

  Gott der Sohn erhält  }
  Gott der Sohn erlöset } alle Welt.
  Gott der Sohn speiset }

Und bei Gießung des dritten Spiegels spricht man:

  Der heilige Geist erleuchtet }
  Der heilige Geist tröstet    } alle, die Wahrheit lieben.
  Der heilige Geist stärket    }

Sind die Spiegel fertig, so werden auf die Rückseite wunderliche
Figuren und barbarische Wörter eingegraben; dann wird der Spiegel
polirt.

Nachdem man die Spiegel, wenn der Mond neu wird, in einem Rahmen oder
Kasten, ebenfalls mit Figuren umschrieben, gelegt hat, schreibt man
eine Frage auf Papier, legt es unter dem Spiegel, und erfährt, was
man will. Aber nur derjenige darf in den Spiegel schauen, für den er
gemacht worden ist.

Im ersten Spiegel sieht man, was an allen Orten geredet und gehandelt
wird, als: was macht der Kaiser von China? Die Antwort wird im Spiegel
erscheinen. Auch erfährt man durch ihn, was in versiegelten Briefen
steht.

Im zweiten Spiegel sieht man, was einem im Körper fehlt und wie ihm zu
helfen sei. – Die Fragen werden aber mit des Fragers Urin geschrieben,
und die Schrift mit Pulver von Vitriol und Galläpfeln bestreut, damit
sie sichtbar werde. Man kann auch durch diesen Spiegel Andern die
Nativität stellen.

Im dritten Spiegel sieht man alle Heimlichkeiten: Verbrechen,
Diebstahl, Betrügerei etc.

Der geneigte Leser sieht nun, was er von dem berüchtigten =Spiegel
Salomons= zu halten habe, und daß Alles auf Aberglauben, Mißbrauch des
Namen Gottes und verwirrte Einbildungskraft ausgeht.


=Vom Unsichtbarmachen.=

Diese vermeinte Wunderkunst hat schon im grauen Alterthum Anhänger
gehabt, z. B. der Ring des Giges soll unsichtbar gemacht haben, und
Apollonius von Thyana machte sich schnell unsichtbar, um dem Zorn des
Kaiser Domitian zu entfliehen.

Viele suchen die Kraft in einem Steinchen, das sich in einem
Zeisig-Neste befände, und man es durch den Schatten im Wasser, oder
einen Spiegel entdecken solle. Andere suchen das Steinchen bei den
Raben, wenn man nämlich einen jungen Raben aus dem Neste nimmt, ihn
erwürgt, und bei dem Neste an einen Faden aufhängt; dann soll der alte
Rabe wegfliegen, und das Steinchen der Unsichtbarkeit bringen, welches,
wenn er es dem todten Raben in den Schnabel gesteckt hat, denselben
unsichtbar mache. Deswegen soll man an den todten Raben einen langen
rothen Faden binden, um ihn zu finden.

Dies ist eine unschuldige Zauberei; nicht so die folgende, auf andere
Weise durch Beschwörungsformeln. – Man spricht:

  Grüß euch Gott! Seyd ihr wohlgemuth?
  Habt ihr getrunken des Herrn Christi Blut?

  Gesegne mich Gott! Ich bin wohlgemuth,
  Ich habe getrunken des Herrn Christi Blut.

  Christus ist mein Mantel, Rock, Stock und Fuß. Seine heiligen fünf
  Wunden mich verbergen thun. Amen.

  Gesegne mich Gott! Ich bin wohlgemuth,
  Ich habe getrunken des Herrn Christi Blut.

  Christus, der Herr, der die Blinden sehend gemacht und die Sehenden
  blind machen kann, wolle euch eure Augen ganz verdunkeln und
  verblenden, daß ihr mich gar nicht sehet noch merket, sondern eure
  Augen stets von mir abwenden müßt. Amen.

  Gesegne mich Gott! Ich bin wohlgemuth!
  Ich habe getrunken des Herrn Christi Blut!
  Nun in Gottes Namen! ich bin in Christo reich,
  Und was ich bet’ und will und greif’,
  Dem bin ich in Christo gleich,
  Als der Heilige im Himmelreich.
  Im Namen Gottes † † †. Amen.

  Hierauf bete fünf Vater Unser und den Glauben, so wirst du unsichtbar
  erfunden werden.

Hier ist jedoch von keinem Bösen die Rede, sondern =christliche= Magie,
welche sich mit der kirchlichen Orthodoxie entwickelte, und zwar im 17.
Jahrhunderte neben der entsetzlichsten Teufelszauberei.




Von der Chiromantie.


Sie ist eine Wissenschaft aus den Linien und Bergen der flachen Hand,
ingleichen aus den Adern auf den Händen und den Nägeln an den Fingern,
von des Menschen Leibes- und Gemüthsbeschaffenheit, Gesundheit und
Krankheit zu urtheilen, und sein Glück oder Unglück, das ihm entweder
schon begegnet oder begegnen wird, zu errathen und anzuzeigen. Sie
wird eingetheilt in die =physische= und =astrologische=. Die erste hat
allein mit der Beschaffenheit des Körpers und den damit verknüpften
Gemüthsneigungen zu thun, die andere urtheilt von Glücks- und
Unglücksfällen, Heirathen, Kindern, Freunden, Feinden u. s. w. – In
der physischen Chiromantie betrachtet man die Linien in der Hand, ihre
Länge, Züge, Lage, Gestalt, Abschnitte und Vermischungen mit einander.
Auf gleiche Weise werden die Adern auf den Händen in Betrachtung
gezogen. Bei den Nägeln bemerkt man ihre Länge, Breite, Farbe, Flecken
u. s. w.

Der Wahrsager begründet seine Thorheit darauf, daß Gott und die
Natur nichts umsonst gemacht habe, folglich müßten die Zeichen auch
ihre gewisse Absicht und Bedeutung haben. – Da aber die Hände auf
verschiedene Weise gebraucht werden, so erhalten sie auch verschiedene
Linien. Aus der Lebenslinie urtheilt man unter andern, ob der Mensch
kurz oder lange leben werde. Nun sterben aber viele Kinder bald nach
der Geburt, in deren Händen sich dennoch die Lebenslinie befindet –
also wozu diese Linie, wenn sie nichts andeutet?

Die astrologische Chiromantie wird daher so genannt, weil sie entweder
verschiedene Dinge aus der Astrologie borgt, oder, wie diese, mit
Vorhersagung zukünftiger Dinge sich beschäftiget. So giebt es nun,
wie in der physischen, verschiedene Linien in der Hand, als: die
Lebenslinie, Hauptlinie, Glückslinie, Tischlinie, der Liebesgürtel, die
Ehrenlinie, Heirathslinie, Querlinie. – Dann giebt man Acht auf die
in der Hand befindlichen Berge, deren man, nach den sieben Planeten,
auch sieben zählt und einem jeden seinen eignen Planeten zueignet,
wovon er auch den Namen führt. Dann hat man auch noch einige Flächen,
die zwischen gewissen Linien eingeschlossen liegen und ihre besondern
Namen haben. In der physischen Chiromantie urtheilt man hierdurch nur
vom gegenwärtigen Zustande des Menschen; die astrologische allein von
zukünftigen Dingen.

Was sollen nun, noch Einmal wiederholt, alle diese Linien u. s. w.
gelten, wenn es Menschen giebt, welche die Heirathslinie besitzen und
doch nicht geheiratet haben, Kinder, welche den Liebesgürtel haben,
frühzeitig sterben, mit der Ehrenlinie der Verbrecher stirbt? – Des
Spaßes wegen lasse man sich von zwei Chiromantisten aus der Hand
wahrsagen, und man wird den Widerspruch und die Charlatanerie erfahren.
(S. Abth. III. die Wahrsagerin.)

Wer nun noch Lust hat, ein Chiromantist zu werden, der siehe Fig. 9.
und lese weiter.

Die Finger an der Hand haben ihre bestimmten Namen: der Daumen
(_Pulex_), der Zeigefinger (_Index seu demonstrativus_), der
Mittelfinger (_Medius_), der Goldfinger (_Annularis_) und der Ohrfinger
(_Auricularis_).

Den Hügel oder Berg am Daumen nennt man _Mons Veneris_ (♀), den Berg am
Zeigefinger _Mons Jovis_ (♃), den am Mittelfinger _Mons Saturni_ (♄),
am Goldfinger _Mons Solis_ (☉) und am Ohrfinger _Mons Mercurii_ (☿).

Die Linie, welche am Gelenke der Hand sich befindet, heißt _Restricta_;
man hat bisweilen 4 Restrikten.

Die =Lebenslinie= (_Linea Vitae_) fängt bei der Mittellinie an,
zwischen dem Daum und Zeigefinger, umgeht den Berg des Daumes, und
läuft bis an das Ende der flachen Hand.

Die =Hauptlinie= (_Linea Capitis, Media naturalis_) fängt bei der
Lebenslinie an und geht durch die Mitte der Hand bis an das Ende.

Die =Tischlinie= (_Linea Mensalis_) fängt am Berge des Ohrfingers an
und geht bis zum Zeigefinger; sie hat oft viele Aeste.

Die =Glückslinie= (_Linea Saturni_) geht von der _Restricta_ aus und
bildet durch die andern Linien, indem sie dieselben durchschneidet,
gewisse Flächen. Oft findet man diese Linie gar nicht, oder sie geht
bis zur Mittellinie, an den Berg Saturn, oder sie fügt sich an die
Mitte der Lebenslinie mit einigen Aesten.

Wenn diese fünf Linien in einer gewissen Proportion stehen, so
erzeugen sie gewisse Flächen zwischen denselben: den =Tisch der Hand=
(_Quadrangulus_ oder _Mensa manus_), welcher zum Ohrfinger gehört;
daneben sieht man den =Triangel=, und unter demselben den =Mondberg=
(_Mons Lunae_), links vom Triangel liegt der =Marsberg= (_Mons Martis_).

Es giebt eigentlich nur 3 Prinzipal-Linien: die Lebenslinie, welche mit
dem Herz, die Glückslinie mit der Leber und die Hauptlinie mit dem Hirn
in Verbindung steht.

Ist nun die =Lebenslinie= lang und ganz, nicht zerschnitten, so
bedeutet sie ein gesundes langes Leben.

Wenn die =Linie des Hauptes= krumm und zertheilt ist, bedeutet es
Mangel an körperlicher Kraft, der Mensch ist unstät, zu guten und bösen
Handlungen geneigt.

Wenn die =Glückslinie= lang und breit ist, bedeutet es ein glückliches
Leben; ist sie zertheilt, Krankheit.

Der =Triangel=, wenn er drei gleiche spitzige Winkel hat, bedeutet
einen frommen friedsamen Menschen.

Wenn der =Tisch= lang ist und viele kleine Linien hat, die gegen den
Berg Jovis steigen, so bedeutet es Gesundheit, gutes Gemüth. Wenn
aber diese Linie sich zwischen dem Zeige- und Mittelfinger endet,
so bedeutet es, daß der Mensch am Haupt beschädigt werde, überhaupt
Blutfluß.

Wenn die =Tischlinie= die rechte Hand durchgehet, bedeutet es einen
bösen Menschen; ist aber diese Linie der Hauptlinie zugefügt, so hat
der Mensch ein sehr unruhiges Gemüth.

Der =Tisch der Hand=, wenn er eng in der Mitte ist, bedeutet einen
geizigen Menschen; ist aber der Tisch in der Mitte breit, so ist er ein
Verschwender. Ein kleiner Tisch bedeutet einen gewöhnlichen Menschen.

Hiermit werden die neugierigen Leser und Leserinnen zufrieden sein, –
denn es giebt noch eine große Zahl von Nebenlinien, besondere kleine
Figuren, die alle ihre Bedeutungen haben, womit wir einen eigenen Band
füllen könnten.

Des Spaßes wegen wollen wir zuletzt noch die ganzen Hände mit ihren
Eigenschaften vornehmen:

Eine =lange Hand= mit =langen Fingern= bedeutet einen langsam trägen
Menschen, einen Phlegmatikus.

Wenn die =Mitte der Hand lang= und =hart= ist, dabei die =Finger lang=
sind, bedeutet es einen diebischen Menschen.

Ist die Mitte der Hand =hart=, doch =wohl proportionirt=, so bedeutet
es ein langes anmuthvolles Leben; ist die Hand aber =nicht gut=
proportionirt, ein kurzes Leben mit Kargheit.

Sind die Hände =dünn= und =lang=, doch nach dem Körper proportionirt,
so ist der Mensch gottesfürchtig und ehrbar.

Ist die Hand =kürzer=, als sie sein sollte, so ist der Mensch stark und
empfindlich.

Ist die Hand =kurz= und =stark=, so bedeutet es einen sündhaften
Menschen, und je mehr die =Finger hart= sind, desto boshafter.

Wenn eine Hand =lang= und =groß= ist, doch proportionirt, so bedeutet
es einen sehr vernünftigen Menschen – einen Gelehrten!

Wer =lange Hände= und =lange kleine Finger= hat, ist ein harter Mensch.
Die Natur gab auch den =Tyrannen= lange Hände!


=Von der Geomantie.=

Dies ist die sogenannte =Punktirkunst=. – Ehemals zeichnete man die
Punkte in Sand oder Erde, jetzt auf Papier. Man schreibt sich nämlich
die Frage oben auf das Blatt, damit man sie stets vor Augen hat, dann
fängt man an zu punktiren, und zwar 16 Reihen ungezählt, von der
rechten zur linken Hand, wie die Orientalen, und zwar so, daß zwischen
den vier Reihen ein Raum bleibt. Aus jeden vier Reihen wird eine
Figur gemacht. Doch solche =Punktirbücher=, die für sechs Pfennige
verkauft werden, kennt jedermann; sie sind aber nichts weiter als ein
Unterhaltungsspiel für – Spinnstuben.


=Von der Onomantie= oder =Weissagung aus dem Namen.=

Schon die Pythagoräer lehrten, daß die Buchstaben eine gewisse Zahl
bedeuteten, und derjenige, in wessen Namen mehr Buchstaben oder Zahlen
in der Summe wären, einen Vorzug hätte. Diese Art der Wahrsagerei hieß
_Sors Pythagorica_. In der Folge brachten es die Christen in eine
rechte Form. – Hier zur Unterhaltung etwas.

Man eignet den Buchstaben gewisse Zahlen zu, als:

  _A   B   C   D   E   F   G   H   I   K   L   M_
   1   2   3   4   5   6   7   8   9   10  20  2

  _N   O   P   Q   R   S   T   V   X   Z_
   12  22  4   10  24  7   16  4   20  1

Statt des _W_ nimmt man zwei Mal _V_, und statt des _Y_ das _I_.

Hierauf schreibt man die Taufnamen einer oder mehrerer Personen in
ihrer Muttersprache auf, und nimmt statt der Buchstaben die Zahlen,
welche man addirt. Die herausgekommene Summe wird mit 28 dividirt; was
übrig bleibt, muß man nach den folgenden zwölf himmlischen Zeichen
beurtheilen:

      =Rest:=
        1. 2. ist Beherrscher des Widders (♈).
        3. 4.        "        des Stiers (♉).
     5. 6. 7.        "        der Zwillinge (♊).
        8. 9.        "        des Krebses (♋).
  10. 11. 12.        "        des Löwen (♌).
      13. 14.        "        der Jungfrau (♍).
      15. 16.        "        der Wage (♎).
  17. 18. 19.        "        des Scorpions (♏).
      20. 21.        "        des Schützen (♐).
      22. 23.        "        des Steinbocks (♑).
  24. 25. 26.        "        des Wassermanns (♒).
      27. 28.        "        der Fische (♓).

Der Widder, Löwe und Schütze sind =feurig=;

Die Zwillinge, Wage und der Wassermann =luftig=;

Der Krebs, Skorpion und die Fische sind =wäßrig=;

Der Stier, die Jungfrau und der Steinbock =irdisch=.

Kommen nun nach geschehener Rechnung zwei Namen in Ein Zeichen, so ist
es gut und bedeutet =Zufriedenheit=, und sind es Eheleute, so überlebt
eins das andere nicht lange; sind sie uneinig, wird es bald Friede.

Fällt ein Name in ein feuriges, der andere in ein wäßriges Zeichen, so
bedeutet es =Zank= und =Unglück=. Der das feurige Zeichen hat, lebt
länger, als der andere.

Fällt ein Name in ein luftiges, der andere in ein wäßriges Zeichen, so
ist die Bedeutung =mittelmäßig=. Der im luftigen Zeichen behält die
Oberhand.

Steht einer im luftigen, der andere im irdischen Zeichen, so ist es
eine =ganz unglückliche= Vorbedeutung, und der luftige behält die
Oberhand.

Fällt ein Name in ein wäßriges, der andere in ein irdisches Zeichen, so
bedeutet es =Glück=, und der im wäßrigen spielt den Meister.

Ein feuriges und luftiges Zeichen =vertragen sich mit einander=, jedoch
überlebt das luftige das feurige.

Feuer und Erde =vertragen sich nicht=; das feurige überlebt das
irdische.

Die luftigen und irdischen Zeichen sind =böse=; das luftige hat die
Oberhand.

Wir wollen jetzt für die Liebhaber ein Beispiel angehen. Gesetzt, zwei
Personen wollten sich aus den Namen weissagen lassen. Die erste hieß
=Otto=; die Buchstaben ihres Namens geben 76, diese mit 28 dividirt,
bleibt 20 und fällt in das Zeichen des =Schützen=, der =feurig= ist.
Der zweite Name hieß =Amalia=, welcher 34 giebt und, durch 28 dividirt,
6 übrig läßt, welche Zahl in das Zeichen der =Zwillinge= fällt und
=luftig= ist. – Also werden =Beide sich mit einander vertragen; das
luftige aber überlebt das feurige=.

Kann man die addirte Summe durch 28 nicht dividiren, so behält man
dieselbe.

Man hat noch einige andere Arten dieser Wahrsagung, aber alle laufen
ebenfalls auf Spielerei hinaus.




=Von den Geistern.=


Man theilt sie allgemein in sechs Klassen:

1) =Feuergeister=, welche ihre Wohnungen in der obersten Luftgegend
haben sollen. Sie erregen Blitz und Donner.

2) =Luftgeister=, welche man auch =Poltergeister=, =Sylvane=,
=Windleute= genannt hat, sollen ihren Sitz in der Luft haben, auch
Ungewitter erregen, den Menschen oft erscheinen und Schaden thun.

3) =Erdgeister=, die auf der Erde herumschweben, und wiederum in Wald-,
Feld-, Berg- und Hausgeister eingeteilt werden.

4) =Unterirdische Geister=, welche in Höhlen und Bergen, besonders in
Bergwerken wohnen, die in der Erde verborgene Schätze bewahren, auch
Erdbeben und Winde erregen.

5) =Wassergeister.= Diese wohnen an wasserreichen Orten, in Brunnen,
Flüssen, Seen, erregen Ungewitter auf dem Meere, richten die Schiffe zu
Grunde, und bringen die Menschen im Wasser um.

6) =Lichtscheue Geister.= Sie lassen sich niemals bei Tage sehen,
sondern schwärmen des Nachts herum, machen allerhand Gepolter und
fallen auch die Menschen an.

Diese Geister hält man für Geschöpfe zwischen Geister und Menschen mit
einem subtilen Leib, der durch Mauern und Wände dringt, und eine lange,
lange Zeit leben. –

Ein Mehreres hiervon lese man: =Vom Bannen der Geister.=


=Die Berggeister.=

Sie werden oft für einerlei Geister mit den Kobolden gehalten. Sie
sollen in den Schachten und Gängen auf- und abfahren, und sich in
allen Arten der Bergwerks-Arbeiten zu üben scheinen, Gänge erschroten,
Kübel füllen, haspeln, ob sie gleich nichts thun. Selten sollen sie
den Arbeitern schaden, wofern sie nicht durch Lachen und Schimpfen
dazu gereizt werden. Sie sollen drei Fuß hoch sein, haben ein altes
ernsthaftes Gesicht mit einem Bart, ihr Kopf ist mit einem Schachthute
bedeckt, worüber oft ein Schleier hängt; auch sollen sie ein
Hinterleder tragen.

Die Ausdünstungen in Bergwerken schaffen den Bergleuten, wozu ihre
Einbildungskraft eine menschliche Bergmannsgestalt hervorbringt, diese
Phantome. Selbst ihr Licht kann durch Brechung der Lichtstrahlen in den
Dünsten verschiedene Abbildungen geben.

Wir übergehen die Erzählungen von diesen Geistern.


=Der Kobold.=

Einige leiten das Wort von dem griechischen Worte _Kobalos_, Betrüger,
Schmeichler – Andere von dem in dem Bergerz gefundenen Kobalt her; auch
von einer Bergart, woraus blaue Farbe bereitet wird. Unter der ersten
Bedeutung bezeichnet das Wort aber, was man auch ein =Bergmännchen=
nennt. Sonst wird unter =Kobold= ein Hausgeist verstanden, der
sich gern bei den Menschen aufhält, ihnen zur Hand geht, Arbeiten
verrichtet, Possen treibt und den Menschen, wenn sie nicht erzürnt
werden, nicht leicht Schaden zufügen.

Unter vielen Erzählungen ist der =Hildesheimische Kobold=, Hödekin oder
=Hütgen=, bekannt, einige Spannen lang, mit einem großen, runden Hute.

Dieser und andere sind von Knechten und Mägden gespielt worden, daß,
wenn etwas zerbrochen oder Schaden geschehen war, dieses der Kobold
gethan haben mußte. Der Aufenthalt eines solchen Hausgeistes ist
auch nicht von langer Dauer gewesen, wahrscheinlich aus Furcht der
Entdeckung. (S. Abth. III. der Kobold.)


=Wassergeister.=

Auch in den Gewässern gab es gewisse Geister, die sich als Gespenster
auf dem Wasser, bei den Seen und Flüssen geschäftig und sichtbar
bewiesen. Sie erscheinen mehrentheils in weiblicher Gestalt, und Viele
nennen sie =Wassernixen=, welche die Menschen zu sich in das Wasser
ziehen. Wahrscheinlich ist die Fabel daher entstanden, um Kinder zu
warnen, sich nicht in der Nähe des Wassers aufzuhalten. Der eigentliche
Ursprung ist aus dem Alterthume, wo man diese Geister Nymphen, Najaden
und Nereiden nannte.


=Das wüthende Heer.=

Es soll so viel heißen als Wodans Heer, und ist, der Sage nach, wohl
allen Lesern bekannt. Bei Eisenach, am Hörselberge, ist diese Sage
allgemein gewesen.

Heftige Sturmwinde, die sich besonders zur Winterszeit stark hören
lassen, machen vielerlei Getöse in Wäldern und auf Fluren; man hört
Pfeifen in der Tiefe und Höhe, ein Knickern und Prasseln der dürren
Baumäste u. s. w. Die Einbildungskraft, da man nichts sieht, wird nun
die betrügerische Leiterin; diese hört Jagdhörner, Rosse schnauben,
Rufen und Schreien (das Eulengeschrei kann mitwirken), und ohne genau
zu untersuchen, entflieht der Furchtsame.




Vom Bannen der Geister.


Es ist eine wahre Verwegenheit oder Thorheit der Menschen, daß sie
sich eine Gewalt über unsterbliche Geister, die, ihrer Natur nach,
weit höher stehen müssen, anmaßen und dieselben zu ihrem Dienste
zwingen wollen. Daß ein Sprung vom Menschen bis zum ewigen Wesen sein
sollte, läßt uns weder die weise Ordnung hier, noch unsere Vernunft
glauben. Allein die Meinung, daß höhere Wesen auf den Menschen wirken
und mit ihm in Verbindung treten können, streitet schon gegen die
Erfahrung, und dann gegen unsere vernunftmäßigen Vorstellungen von dem
Weltall und der Beschaffenheit des Zustandes, in dem sich höhere Wesen
wahrscheinlich befinden, so wie mit der menschlichen Bestimmung auf
Erden und der künftigen Erreichung derselben! –

Die Magier der Chaldäer und Perser, so wie die alten ägyptischen
Priester geben schon einen geheimen Umgang mit den Geistern vor.
Die Pythagorisch-Platonische Schule zu Alexandria erfand aber recht
ordentliche Mittel und Ceremonien, wodurch man zur Bekanntschaft der
Geister gelangen sollte. Die Cabbalisten insbesondere zeigten uns den
allgemeinen Weg, gute und böse Geister dienstbar zu machen. Sie nahmen
gewisse Wörter und Sprüche aus der heiligen Schrift, besonders die
darin befindlichen Namen Gottes, die sie in einer gewissen Ordnung
aussprechen, aufschreiben und anhängen, wodurch sie alle Geister
beschwören wollen.

Gewöhnlich werden die =Geister der Planeten= beschworen, welche gewisse
Namen erhalten haben, und ihnen die Regierung der Welt beigelegt
werden. So heißt der Geist der Sonne =Michael= – Der Geist des Mondes
=Gabriel= – Der Geist des Mars =Samael= – Der Geist des Merkur
=Raphael= – Der Geist des Jupiters =Sachiel= – Der Geist der Venus
=Anael= und der Geist des Saturn =Cassiel=.

Ein jeder Planetengeist hat sein gewisses Zeichen, welches man wohl
verstehen muß, weil viel darauf ankommen soll.

Will man nun einen Geist rufen, so wird von dem Beschwörer gefodert,
daß er keinen Fehler am Körper habe, z. B. bucklich, einäugig, lahm
u. s. w., oder ihm ein Glied mangele, kurz, er muß ohne Makel sein.
Ferner wird gefodert, daß er fromm, ehrbar, redlich, fest im Glauben,
vorsichtig, Wahrheit liebend und nicht geizig sei. Hat er sich einen
Geist zu seinem Vorhaben erwählt, so soll er sich baden, neue Kleider
anziehen, seine Sünden beichten, sich drei Tage allen Leidenschaften
enthalten, den Armen Almosen spenden, am Abend nichts als Brod und
Wasser genießen, und endlich an einem einsamen Ort, am Tage, welchem
der Geist vorstehet, in der ersten Stunde, wo die Sonne aufgehet, im
angehenden Monde, oder auch zu einer andern Stunde sein Werk beginnen.

Der =Zauberkreis=[15] wird nicht immer auf einerlei Art gemacht, wie
vielleicht die Neugierigen glauben, sondern nach den Geistern, die man
rufen will, nach dem Ort, der Zeit, dem Tage und der Stunde wird sich
gerichtet. So muß man auch wissen, welchem Stern der Geist vorstehet,
in welcher Himmelsgegend er ist, und was für Verrichtungen er hat.

[15] S. Fig. 10.

Es werden drei Kreise von neun Fuß breit, jeder eine Hand breit von
einander gemacht: 1) wird im mittelsten Kreise die =Stunde=, welche
alle ihre besondern Namen haben, in welcher das Werk beginnen soll,
geschrieben[16]; 2) der =Name= und 3) das =Siegel= oder =Zeichen= des
Geistes der Stunde[17]; 4) der Name des Geistes, welcher dem Tage,
wo man beginnt, vorsteht, nebst seinen Dienern[18]; 5) der Name der
gegenwärtigen Zeit[19]; 6) der Name der Geister, die in derselben Zeit
regieren[20]; 7) der Name des Hauptzeichens derselben Zeit, wo man
den Kreis macht[21]; 8) der Name der Erde nach dem Theile der Zeit,
wo man den Kreis macht[22]; 9) die Namen der Sonne und des Mondes,
nach der Zeit, wo man den Kreis macht[23]; 10) in dem obersten Kreis
werden in den vier Dreiecken der Name des Geistes, welcher zur selbigen
Zeit der Luft vorsteht, und drei seiner Diener geschrieben[24]; 11)
im untersten Kreis werden die vier göttlichen Namen mit dazwischen
gesetzten Kreuzen geschrieben[25]; 12) in der Mitte des Kreises nach
Osten kommt das _Alpha_, nach Abend das _Omega_ mit einem durch den
mittlern Kreis gezogenen Kreuz; 13) außerhalb des Kreises werden an den
vier Dreiecken vier _Pentagoni_ geschrieben. – So ist der Zauberkreis
für diesen Tag fertig. Ist dieses geschehen, so wird der Kreis mit
Weihwasser besprengt und eingesegnet, so wie auch das Rauchfaß und
das Kohlenfeuer[26]. Hierauf zieht man ein Priesterkleid oder ein
weißleinwandenes Oberkleid an, welches aber auch zuvor mit einigen
Worten eingesegnet werden muß, und nimmt das eingesegnete _Pentaculum
Salomonis_[27] in die Hand, welches an dem Tage und der Stunde des
Mars, bei zunehmendem Monde, auf Pergament geschrieben sein muß;
zuletzt ein Schwert oder einen Zauberstab, tritt in den Kreis mit noch
zwei Personen, und ruft nach den vier Weltgegenden die Geister, welche
den sieben Planeten, den sieben Tagen der Woche, den Farben und den
Metallen vorstehen. – Erscheint nichts, so kommt alsdann die wahre
Beschwörungsformel, welche wir der Curiosität wegen hersetzen wollen:

[16] z. B. die =erste Stunde= am Sonntag im =Frühjahr= heißt _Yayn_.

[17] Der =Name= des Geistes der Sonne ist =Michael=. Das =Zeichen= s.
Fig. 11, wo die Siegel der sieben Geister stehen:

  _a_) Siegel des Geistes =Michael=.
  _b_)   "     "     "    =Gabriel=.
  _c_)   "     "     "    =Samael=.
  _d_)   "     "     "    =Raphael=.
  _e_)   "     "     "    =Sachiel=.
  _f_)   "     "     "    =Anael=.
  _g_)   "     "     "    =Cassiel=.

[18] =Michael=, =Dardiel=, =Huratapel=.

[19] =Talui= (Frühling).

[20] Die Geister des Frühlings: =Caracassa=, =Core=, =Amatiel=,
=Commissoros=.

[21] Das Hauptzeichen des Frühlings ist: _Spugliguel_.

[22] _Amadai_.

[23] _Abraym_, _Agusita_.

[24] _Varcan rex_, _Tus_, _Andas_ und _Cynabal_.

[25] _Adonai_, _Eloy_, _Agla_, _Tetragrammaton_.

[26] Für jeden Geist muß man auch ein eignes Räucherpulver haben; für
=Michael= Sandelholz.

[27] S. Fig. 12.

  Wir nach Gottes Ebenbild geschaffen, begabt mit göttlicher Macht und
  Willen, durch den mächtigsten Namen Gottes, _El_, beschwören wir
  euch kraft- und wundervoll (hier werden die Namen der Geister, die
  man wünscht, genannt), und befehlen euch durch Ihn, welcher spricht
  und es geschieht, und durch alle Namen Gottes und durch den Namen
  _Adonay_, _El_, _Elohim_, _Elohe_, _Zebaoth_, _Elion_, _Escerchie_,
  _Jah_, _Tetragrammaton_, _Sadai_: Herr Gott, beschwören wir euch,
  und befehlen mit Macht euch, daß ihr sogleich erscheinet hier neben
  diesem Kreis in angenehmer Gestalt, in menschlicher vielleicht ohne
  Mißgestalt. Kommt alle als solche, weil wir euch befehlen durch den
  Namen _Y_ und _V_, was Adam gehört und gesprochen hat; und durch den
  Namen Gottes _Agla_, was Loth gehört hat und Glück mit seiner Familie
  gehabt hat; und durch den Namen Loth, welchen Jakob vom Engel, der
  mit ihm stritt, gehört hat, und befreit wurde von der Hand seines
  Bruders Esau; und durch den Namen _Anephexeton_, welchen Aaron
  gehört, und die Rednergabe erhielt und weise wurde; und durch den
  Namen _Zebaoth_, welchen Moses nannte und alle Flüsse und Sümpfe des
  Landes Aegypten in Blut verwandelte; und durch den Namen _Escerchie
  Oriston_, welchen er nannte, und alle Flüsse voll Frösche wimmelten,
  daß sie in die Häuser der Aegypter kamen und Alles vernichteten;
  und durch den Namen _Elion_, welchen Moses nannte und solchen Hagel
  hervorbrachte, wie vom Anfang der Welt nicht gewesen war; und durch
  den Namen _Adonay_, welchen Moses nannte und Finsterniß über das Land
  Aegypten kam; und durch den Namen _Alpha & Omega_, welchen Daniel
  nannte und Beel zerstörte und den Drachen tödtete; und im Namen
  _Emmanuel_, welchen drei Männer, _Sidrach_, _Misach_ und _Abdenago_
  im feurigen Ofen sangen und befreiet wurden; und durch _Hagios_ und
  den Sitz _Adonay_; und durch _ô Theos iscyros athanatos_; und durch
  die drei geheimnißvollen Namen, _Agla_, _on_, _Tetragrammaton_,
  beschwöre ich, und durch diese Namen und alle andere Namen unseres
  allmächtigen Gottes, des lebenden und wahren, welcher euch durch
  eure eigene Schuld aus dem Himmel gestoßen bis zu dem entferntesten
  Orte – wir beschwören euch und befehlen euch männiglich durch Ihn,
  welcher spricht und es geschieht, dem alle Kreaturen gehorchen, und
  durch jenes Urtheil Gottes und durch die vier göttlichen Thiere, vor
  dem Sitz der göttlichen Majestät, vorn und hinten Augen habend, und
  durch das Feuer, welches vor dem Throne flammt, und durch die heiligen
  Engel im Himmel, und durch sie, welche die Kirche Gottes genannt wird,
  und durch die höchste Weisheit des allmächtigen Gottes beschwören wir
  männiglich, daß ihr hier vor dem Kreis erscheint, um unsern Willen
  zu vollziehen in allem, was uns gefällt: durch den Sitz _Baldachiæ_,
  und durch den Namen _Primeumaton_, welchen Moses nannte, und die Erde
  verschlang _Datam_, _Corah_ und _Abiron_; und in der Kraft jenes
  Namens _Primeumaton_, und in dem ganzen himmlischen Heer, fluchen wir
  euch, berauben wir euch aller Pflicht, eueres Ortes, euerer Freude,
  bis ihr in den Abgrund gestürzt, und stellen euch bis zum letzten Tage
  des Gerichts und verstoßen euch ins ewige Feuer in den Höllenpfuhl,
  wenn ihr nicht sogleich bei uns erscheint, an dem Kreis, um unsern
  Willen zu vollziehen. Kurz, erscheinet durch die Namen _Adonay_,
  _Zebaoth_, _Adonay_, _Amioran_. Erscheinet, erscheinet! es befiehlt
  euch _Adonay_, _Saday_, der mächtige und schreckliche König, dessen
  Gewalt keine Kreatur entfliehen kann; ihr sollt künftig gebunden sein,
  wenn ihr nicht gehorcht und vor diesem Kreis sogleich erscheint;
  es öffnet sich die Unterwelt, wo Heulen und Elend und ein ewiges,
  nie vertilgbares Feuer euch bleibt. Erscheint im Namen _Adonay_,
  _Zebaoth_, _Adonay_, _Amioran_, erscheinet, erscheinet! Was zaudert
  ihr? Eilet! Es befiehlt euch _Adonay, Saday, Rex regum, El, Aly,
  Titeip, Azia, Hyn, Jen, Minosel, Achadan, Vay, Vaa, Ey, Haa, Eye, Exe,
  a El, El, El, a Hy, Hau, Hau, Hau, Va, Va, Va, Va_!

Wenn nun diese Beschwörungsformel richtig gesprochen worden, lassen
sich viele und mancherlei Erscheinungen sehen, um Schrecken zu erregen,
welche man aber wegbetet, bis die wahren Geister erscheinen.

Werden nun meine freundlichen Leser wohl glauben, daß durch obige Worte
Geister erscheinen werden, wenn der Beschwörer nicht eine versteckte
Zauberlaterne, oder einen Spiegel bei sich hat?

Die Geisterbeschwörer berufen sich auf eine Stelle in der Bibel, Marc.
11, 24., welche sie auf sich deuten: Alles, was ihr bittet in euerem
Gebet, gläubet nur, daß ihr es empfahen werdet, so wirds euch werden.
– Aber keine =Geister=, davon steht nichts in der Bibel!

Damit aber auch die Profanen diese und andere Zaubereien nicht lesen
können, hat man ein eigenes Alphabet erfunden, welches aus besondern
Figuren bestehet.

Verschiedene Manuscripte von =Teufels-Beschwörungen=, welche von
Criminal-Gerichten den Betrügern und den Betrogenen abgenommen worden
und uns zur Hand gekommen sind, beweisen die schrecklichste verwirrte
Einbildungskraft. Man könnte Bände mit Unsinn anfüllen, jedoch werden
wir nur einige kurze Auszüge geben, wovon man das Ganze beurtheilen
mag. Zuvor sollen die neugierigen Leser und Leserinnen einige
wunderbare Titel von Manuscripten lesen, woraus wir auch schon früher
Auszüge genommen haben:

  1) _Arbatel de magia veterum._

  2) Des schwarzen Cyprian _Miracul-_ oder Wunderbuch von 1500.

  3) _Raziel_, das alte Buch von der heiligen göttlichen =Magie= unserm
     Vater =Adam=, nachdem er aus dem Paradiese gestoßen; von den Engeln
     selbst offenbaret.

  4) Wahre Abschrift aus dem Original-Gebet des heiligen =Christophori=,
     approbirt von dem bekannten =Raphael Meyer= aus der Gesellschaft
     Jesu.

  5) _Citationes_ der sieben Großfürsten aus dem VI. und VII. Buche
     _Mosis Bibliae Magicae_.

  6) _Zoroaster_ des _Rabbi_ und Juden _Clavis Artis_. Das Original ist
     von dem Autore auf eine Drachenhaut geschrieben _Anno Mundi_ 1996.
     Hernach aber aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt worden.
     _Anno Christi_ 1236 durch _S. V. R. et A. G._

  7) Meines (_Dr. Faust_) _Miracul-_ und Kunst-Buches, genannt der
     =Dreifache Höllen-Zwang=. Womit ich die Geister bezwungen, daß mir
     gebracht, was ich begehrt, es sei ☉ oder Silber, große oder kleine
     Schätze, Springwurzel und dergleichen mehr, das habe ich alles mit
     diesem Buche zuwege gebracht, auch die Geister wieder lossprechen
     können. MCCCCLXXXIII. – Das Bild, welches voran gemalt stand, haben
     wir zum Titelkupfer gewählt.

  8) _Praxis Cabala Alba et Nigra Joh. Fausti Magi Celeberrimi Leon_
     1689.

Das VI. und VII. Buch Mosis nennt die sieben Großfürsten der Hölle also:

_Aziel_, der Schutzgeist der Erde und des Meeres.

_Ariel_ hat unter sich die Schätze zu Wasser und zu Land.

_Marbuel_ hat unter sich die versetzten Schätze und hilft zu allen
geheimen Wissenschaften.

_Mephistophilus_ dient in Allem schnell zu Wasser und zu Land, und
übergiebt die Pygmäen und _Spiritus familiares_.

_Barbuel_, der Fürst aller Weisheit und Schätze, Großmeister zu Wasser
und zu Land.

_Aziabel_, Fürst der Berg- und Wassergeister und deren Schätze.

_Aniquel_, Fürst der Welt.

Diese Höllenfürsten werden nun jeder mit einer andern Formel citirt.
Wir wollen, der Curiosität wegen, den Hauptfürsten _Mephistophilus_,
welchen auch _Dr._ Faust gerufen hatte, hier einen Platz gönnen.

Zu dieser Beschwörung gehört zuerst der =Gürtel Salomons=, welcher 4
Schuh lang und 4 Zoll breit, auf Jungfrau-Pergament mit ungefärbter
Seide genäht sein muß (Fig. 13.), dann ein =Zauberstab= von
Myrrhenholz, 4 Schuh lang (Fig. 14.), und =magische Kerzen= von wildem
Bienenwachs.

Mit diesen Attributen, in einem weißen Oberkleide ohne Knöpfe, tritt
man in den Kreis und spricht folgenden Unsinn:

  _O Jehova † scheft vort † Eloiam sabath † vodescha † o Geist
  Mephistophilus † camvasta † mihi alla Gaista † bodeschka milla † o
  esta sal Luna † o Geist Mephistophilus Deuschka † Voiberda † mera
  Saturnis † beca samo † beacca † ima † infoiecte † præstant † o Elohim
  † in Jehova † capes adasch † nichast † Adonai † iyii † inforna præca
  † Aglam † mihi jam aneschia † Fevora mihi † amo celo † Patriarch †
  & Propheta † & Evangelista † o Mephistophilus † mia hasti † paodi †
  Jesus † o Caste mihy † layamm chasta Fivastis casta aliamasta Jesus
  † Kischaco † Festa † Alamame † infarculem moaste fia pro amo infoas,
  mihi pro me fede † Jehova † Amia † Jeovis † Amia Adonai † Amia Agla
  † Amia Adonaischcolam † Amia agimy colam † o Elui † o Acilam † o
  Immanuel † o Kirie † o Kirias eleyson, Amen._

Auf diese Beschwörung erscheint der Höllenfürst zuerst in der Gestalt,
wie die Figur 15. angiebt. – Seine Abdankungsformel lautet:

  _O Mephistophilus † De gratias † Jesus † bene † benedictam † portam †
  o Mephistophilus † qua † suam † Diabolam † horas † sis Jesus † Amen._

Der Geisterfürst _Marbuel_ erscheint, wenn er gerufen wird, in der
Gestalt, wie die Figur 16. anzeigt.

Der Sage nach wird manchen Lesern _Dr._ Faust’s =Mantelfahrt= bekannt
sein; wer sich nun das Vergnügen machen will, eine solche Luftreise zu
versuchen, der lese, wie Faust es gemacht hat. Wir lassen ihn daher
selbst reden:

»Nimm einen rothen Mantel, lege ihn auf die Erde in die Runde, und auf
den Mantel lege das Zeichen (Fig. 17.). In die Hand wird ein anderes
Zeichen (Fig. 18.) genommen. Alsdann gehe rücklings auf den Mantel, daß
Du _NB._ ja gleich auf das Zeichen zu stehen kommst; stehe stille und
tritt _NB._ mit den Füßen ja nicht fort, sonst bist Du unglücklich.
Wenn Du nun recht stehest, so fange folgende Citation an, und melde
darin den Ort, wo Du hin willst. So Du aus der Stube fahren willst,
_NB._ so mache ja die Fenster auf, sonst bist Du verloren, denn der
Geist führt Dich nicht hinaus, sondern gehet durch die Mauer und wärest
unglücklich. Merke aber, daß Du das Siegel in der Hand behältst.


=Citation.=

  Ich rufe Dich Geist _Aziel Memomac_, und fahre mit mir nach _N_, und
  richte mit mir aus, was ich haben will.

_NB._ Das sage drei Mal. Alsdann sage ferner:

  O Du erhöre mich † _Jehova Ascher Kadosch pecol Kedoschim_, daß ich
  fahre, durch den Geist _Aziel_ an Ort und Stelle gebracht werde.

  Nun wird sich der Mantel erheben, und Du wirst gebracht werden, wohin
  Du willst.«

Der Höllenfürst, welcher den Mantelfahrer durch die Lüfte führt, hat
die Gestalt, wie die Fig. 19. zeigt.




=Von Schatzgräberei.=


Es ist wohl beinahe kein Ort zu finden, wo man nicht von vergrabenen
Schätzen zu reden weiß. Denn wo des Nachts ein Licht brennt oder
leuchtet (d. i. ein Irrlicht, ein leuchtender Wurm, oder ein faules
Holz, welches leuchtet), da muß, nach der Meinung der Schwachen, auch
ein Schatz liegen. – Die Schätze bestehen gemeiniglich in Gold, Silber
und Edelsteinen, und es mögen viele Menschen in Kriegszeiten ihr
Vermögen vergraben haben und sind, ohne Jemanden etwas davon zu sagen,
gestorben. Aber was von Braupfannen, Kesseln und eisernen Kasten voll
Geld gefabelt wird, wer wollte so viel vergraben haben, und zwar ohne
Beihülfe anderer Leute?

Das sogenannte =Schatzlicht= ist besonders am Johannistage zu sehen,
und so wie man es erblickt, soll man einen Erbschlüssel, oder einen
Kreuz-Dreier auf den Schatz werfen, damit er nicht verschwinde, oder
entweichen kann. Oder man sucht den Schatz durch die Wünschelruthe.
Andere haben wieder eine andere Procedur: Man nimmt eine große Kerze
von Menschenfett, und setzet sie in ein Stück Haselholz; wenn nun dies
Licht an einem Ort unter der Erde angezündet wird, daß es oftmals
kracht und einen hellen Schein von sich giebt, so ist es ein Zeichen,
daß ein Schatz dasteht. – Ist nun der Ort des Schatzes ungefähr
gefunden, so müssen die Geister citirt werden, welche den Schatz
anweisen und überliefern. Der Schatzsucher muß auch ein neues Hemd von
ungewaschener Leinwand, von einer reinen Jungfrau verfertigt, angezogen
haben; ein Todtenkopf muß auch dabei sein, der Daumen von einem
Gehenkten und – was des tollen Zeugs mehr ist.

Oft wird aber auch der ganze Schatz in Kohlen und Hobelspäne
verwandelt, und der Herr Schatzgräber hat dann eine gute
Entschuldigung, sich aus der Schlinge zu ziehen. (S. Abth. III.
Schatzgräberei.)

Die Schatzgräber haben aber auch dafür ein Mittel: Man nehme Weihrauch
und Myrrhen, beräuchere das Verwandelte damit, und spreche die Formel:

Jesus Christus, gestern und heut, vertreibe den Geist vom Geld, in
Ewigkeit, Amen.

Hierauf muß folgende Beschwörung drei Mal gesprochen werden:

_O Jehova Amasalm hischacolam Jesus Maaschii Christe Nazarenus Rex,
Elohim Judaeorum, Adas Kipis, Jesus hocordam, Schacor, Diabolam,
Christe benedictam._

Dann taufe man das Geld mit Taufwasser.

So Du einen Schatz heben willst, sagt _Dr._ Faust, und dazu kommst, so
schreibe diese Worte darauf, es sei nun ein Kessel, oder etwas anderes,
so kann es nicht verrücken:

  _Domini Seussa Kaatu._

Oder steht das Geschirr weit außen, daß Du besser dazu kommen kannst,
so schreibe diese Worte darauf:

  _Saat Saato da
  Knuss Tetragrammaton
  Agla Elyla Elylam
  Mazakat Hane._

Damit die Geister den besetzten Schatz verlassen müssen, muß man die
Figur 20 haben. Sie wird bereitet an einem ♃ in den ♃ X, auf ♄ welches
dünn geschlagen und lege es neun Tage lang an einen Ort, wo ein Schatz
verborgen liegt, so werden die Geister alsobald davon weichen müssen,
und Du kannst ihn ohne alle Gefahr herausnehmen.

So Du gewiß einen Platz weißt, wo ein Schatz liegt, so gehe dahin
im Vollmond, nimm drei Hände voll Erde im Namen der heiligen
Dreifaltigkeit, im Namen Gottes d. V. eine Hand voll, im Namen des
S. und eine im Namen des heil. G. Thue es in ein Kelchtuch, mit
welchem der Communion-Kelch getrocknet worden, verwahre es in einem
saubern Zimmer bis auf den Neumond; wenn nun der Neumond selben ☌ ist
eingetreten, mache den Kreis mit Deiner rechten Fußspitze und sprich:

Schatz vergraben nebst allem Gut, ich bitte Dich durch Christi Blut,
daß Du mußt stille stehen und nicht wieder gehen, weder in die Tiefe
noch auf eine Seiten, die Dreieinigkeit Gottes wird meinen Wunsch
begleiten † † †.

Hierauf werden mit dem Stabe noch neun Kreise um sich gezogen. In den
Kreis stelle man einen Tisch, auf denselben die Lichter und drei
Kessel im Dreieck, worunter drei Knöpfe kommen, um hohl zu liegen,
darunter kommen die drei Häuflein Erde, hernach das Evangelium St.
Johannes, welches auf ein Pergament geschrieben sein muß.

Es müssen aber nur drei Personen, im Namen der heil. Dreieinigkeit und
ein jeder mit dem Bildniß des heil. Erzengels Michael angethan sein,
in den Kreis treten; von Einem nur muß die Beschwörung geschehen. Die
übrigen zwei Personen beten den Psalm _de profundis_; übrigens sollen
auch diejenigen keine großen Sünden auf sich haben. Derjenige, welcher
den Geist beschwört, muß die Summa des Geldes, ob es ☾ oder ☉ sein
soll, auch den Schlag und Münze, ob es dem Wasser oder der Erde sein
soll, begehren. Es muß derselbe mit einer Reliquie gefaßten Kreuz
versehen sein, und so oft in einer Beschwörung ein † aufgezeichnet ist,
über ihn und seine Gesellen das † machen. Das allerbeste Particul ist
des heil. Ignatii der Societät Jesu, oder von Innocens XI. – so ist man
von allem Schrecken befreit.

Fängt man an zu graben, so muß an den Stiel der Schaufel folgendes mit
Blut von einer schwarzen Katze geschrieben werden:

  _† Seglane † Sextex Jahix leomanx._

Ist der Schatz gefunden, so muß man ihn vier Wochen ruhen lassen, ohne
ihn zu besehen. Dann nehme man drei Griffe Geld heraus, den einen giebt
man dem ersten Bettler, den zweiten der Kirche und den dritten dem
Armenhause, und theile alsdann den Schatz friedsam unter sich. –

Unsere Erklärung über die ganze Schatzgräberei s. Abth. III. Entdeckung
der Geisterbeschwörer zu Anfang des 19. Jahrhunderts.




Zweite Abtheilung.

             =Vom Aberglauben.=

  Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen!


Wir könnten Bände füllen, um alle die Albernheiten aufzuzählen, welche
die Abergläubischen in =allen Lebensverhältnissen= anwenden: bei
Hochzeiten, Kindtaufen, Begräbnissen, im Hauswesen, in der Oekonomie,
bei Naturerscheinungen u. s. w. Wir begnügen uns mit dem allgemein
Bekannten und werden schon daran genug haben.


=Wer im Frühling den Gukkuk zum Erstenmale schreien hört, der soll
diesen Vogel fragen: Gukkuk, Beckenknecht, sag’ mir recht, wie viel
Jahre ich leben soll?=

So viel Mal nun dieser Vogel schreit, so viel Jahre soll einer leben. –
Welche Narrheit! Wer nun alle Jahre jenes fragt, der wird den Gukkuk 5,
10 bis 15 Mal hören, jedes Jahr mehr oder weniger.

Der Name Beckenknecht oder Bäckerknecht soll aus folgendem Märchen
entstanden sein:

Ein Bäckergeselle hätte in theurer Zeit den armen Leuten von ihrem
Brodteig gestohlen, und wenn er vom Teig ein Stück abgezupft und ihn
wieder in den Backofen geschoben, gesagt: Gukkuk! Worauf ihn Gott
bestraft und in diesen Vogel verwandelt hätte.


=Es ist nicht gut, wenn man über das Kehrig geht.=

Das ist wahr, denn man tritt es mit den Füßen an und bringt es auf
reine Stellen; und überhaupt, wo Kehrig liegen bleibt, daß man darüber
gehen muß, zeigt keine gute Hausfrau an. Allein die abergläubischen
Weiber meinen: man habe kein Glück.


=Es ist nicht gut, wenn man mit Fingern nach dem Himmel weißt.=

Der Abergläubische meint, die Augen der Engel im Himmel würden mit den
Fingern verletzt. – Es ist schon unschicklich, auf Jemand mit Fingern
zu deuten, und deshalb wird es den Kindern verboten. – _Rungius_, im
ersten Stück seiner morgenländischen Fragmente für die Bibel 1783, S.
54, erzählt: Zwei Kaufleute in Persien hatten sich einst, um den König
Sefi zu sehen, an die Straße gestellt, wo er vorbei mußte. Als er sich
ihnen mit seiner Begleitung näherte, bat der eine seinen Freund, ihm
den König zu zeigen, weil er ihn noch nicht kannte. Dieser, der ihn
oft gesehen hatte, zeigte ihm denselben mit Fingern, damit er ihn von
andern Herren unterscheiden möchte. Kaum aber hatte er dieses gethan,
so kamen einige Reiter, von welchen einer ihm die Hand abhieb.


=Es ist nicht gut, wenn man einen leeren Rost oder einen Dreifuß auf
dem Feuer stehen läßt.=

Das ist wahr! Besser ist es, einen Kessel voll Karpfen darauf stehen zu
haben. Allein die Weiber sagen: wenn der Rost frei auf dem Feuer stehen
bliebe, würde diejenige, welche es gethan, runzlicht und alt. Es ist
also kein Wunder, daß diese guten Weiber den Dreifuß schnell umstürzen,
wenn sie die Speisen davon genommen haben. Ein alter Dichter aber sagt:

  Nicht der Dreifuß, noch der Rost,
  Sondern eine =magre Kost=,
  Vieles Schminken, Cordoisiren,
  Und mit Salben sich beschmieren,
  Diese und dergleichen Sachen
  Sind es, die die Runzeln machen.


=Kröpfe oder dicke Hälse in einen Baum zu pflanzen.=

Man erbitte sich von einem Freunde Morgens, am Fastnachtstage, ein
Stückchen rohes Fleisch, nehme dieses in den Mund, gehe zu einem jungen
Weidenbaume, bohre ein Loch in den Stamm, lege das Fleisch mit der
Zunge in das Loch, mache es wieder mit der Schale zu, und gehe davon.
Man darf aber nicht wieder dahin kommen. Das Fleisch verwächst und der
Kropf bleibt am Halse. _Probatum est!_


=Wenn ein Dienstmädchen wissen will, ob sie lange bei ihrer
Herrschaft in Dienst bleiben oder bald abziehen werde, soll sie am
Weihnachts-heiligen-Abend den Schuh werfen.=

Das Schuhwerfen geschieht also: Das Mädchen setzt sich in der
Christnacht in die Stube auf die Erde, den Rücken nach der Thür
zugekehrt, und schleudert nun den Schuh vom Fuße über den Kopf weg.
Hierauf giebt sie Acht, wie der Schuh liegt: ist die Spitze desselben
nach der Thür zugekehrt, so ist es ein Zeichen, daß sie bald von ihrer
Herrschaft abziehen werde; liegt aber der Schuh mit dem Absatze nach
der Thür zu, so bleibt sie. – Dieser Glaube nun verursacht, daß es
wahr wird. Glaubt sie bald abzuziehen, so wird sie auch ihre Arbeit
vernachlässigen und die Herrschaft sie fortschicken. Glaubt sie, daß
sie bleiben werde, so wird sie sich beliebt zu machen suchen, und die
Herrschaft, mit ihr zufrieden, miethet sie aufs Neue.


=Wenn die Gevattern mit dem Kinde zur Taufe gehen und über ein Wasser
kommen, sollen sie Brod ins Wasser werfen.=

Dadurch soll das Kind zeitlebens keinen Mangel am Brode haben. – Dieses
ist vermutlich ein Mißverstand der Worte des Predigers 11, 1.: »Laß
dein Brod über’s Wasser fahren, so wirst du es finden auf lange Zeit.«


=Wie ein Mädchen erfahren soll, ob sie in einem Jahre einen Mann
erhalten werde.=

Sie muß am heiligen Christabend, in der Mitternacht, an das Hühnerhaus
klopfen und sagen: »Gackert der Hahn, so krieg’ ich einen Mann; gackert
die Henn’, so krieg’ ich kenn’ (keinen).« – Wenn nun durch das Klopfen
Hahn und Hühner auf Einmal gackern, was doch wahrscheinlich sein kann:
was soll nun das arme Mädchen glauben? – Die Thoren!


=Wenn Kinder auf den Gassen mit Spießen und Fahnen spielen, ist es ein
Zeichen des kommenden Krieges.=

Kinder sind Affen; wo Militär ist, werden auch öfters die Kinder
kriegerische Spiele vornehmen.


=Wer ein vierblättriges Kleeblatt findet, hat beständig Glück.=

Der Klee (_Trifolium_) hat drei Blätter, und nur ein Spiel der Natur
(_Lusus naturæ_) giebt vier Blätter, so wie man so viele monströse
Gewächse hat. – Da aber dieses vierblättrige Blatt nicht oft gefunden
wird, so hat nur derjenige von Glück zu sagen, der es findet. Ein
Anderer muß lange darnach suchen.


=Des Nachts soll Niemand in den Spiegel sehen, denn der Teufel blickt
hinein.=

Das wär für die gern sich putzenden Damen, zum Ball, Theater u. s. w.
nicht gut, auch dürften sie in kein Spiegelzimmer treten. Doch keine
wird noch etwas Böses im Spiegel gesehen haben, als sich selbst – es
müßte denn der Hoffarths-Teufel sein.


=Daß die Leute aussehen, als hätten sie drei Köpfe, zu machen.=

Man nimmt von den Haaren eines todten Esels und macht daraus eine
Schnur; dann nimmt man das Mark aus dessen Hauptbein der rechten
Schulter, vermischt es mit Jungfernwachs, bestreicht damit die Schnur,
und legt sie dann über die Hausschwelle, so werden die Menschen, welche
in das Haus treten, aussehen, als hätten sie drei Köpfe. Diese aber
werden den Verfertiger der Schnur für – einen Esel halten. _Probatum
est! De mirabilibus Albertus M._


=Ein Jägerstückchen.=

Wenn man das Tuch, womit ein Jäger seine Büchse oder Flinte putzt, in
ein in einer Eiche gemachtes Loch, welches gegen Morgen gerichtet sein
muß, steckt, das Loch mit einem Pflock von Hagedorn verstopft, so kann
der Jäger, als bester Schütze, keinen gewissen Schuß thun. Daher sollen
die Jäger ihre Putzlappen ins fließende Wasser werfen.

Ist hier wohl eine natürliche Verbindung zu finden?


=Wessen Schatten in der Christnacht bei eingebrachtem Lichte keinen
Kopf hat, der stirbt das Jahr.=

Wer sollte sich auch gern ohne Kopf sehen! Dies kann man aber jeden
Tag, wenn man zwei Lichter in die Stube bringt. Auch hat der Schatten
dadurch oft zwei Köpfe.


=Wenn in einer Kirche ein Licht auf dem Altar von selbst auslöscht, so
stirbt bald ein Geistlicher von dieser Kirche.=

Zufällig kann es einige Mal eingetroffen haben; allein daß man
durch das Auslöschen eines Altarlichtes den Tod eines Geistlichen
prophezeihen will, ist unvernünftig und lächerlich. Wie leicht kann
ein Zugwind das Licht ausblasen, oder im Winter bei großer Kälte, wo
des Lichtes Flamme nicht genug Kraft hat, das Wachs zur Nahrung zu
schmelzen, sie erlöschen muß. Die Kirchner werden noch mehr natürliche
Ursachen angeben können.


=Sanct Johannis-Kraut ist von so großer Kraft, den T... und die Hexen
zu vertreiben, daher auch der T..., aus Bosheit, die Blätter dieses
Krautes mit Nadeln durchsticht.=

Das Johannis-Kraut (_Hypericum perforatum_) hat eiförmige und
durchlöcherte Blätter, welche der Aberglaube dem T... machen läßt, da
man nach den Zeiten des Paracelsus dieses Kraut für Milzsüchtige gut
fand, und es _Daemonum fuga_, =Teufels-Scheu=, nannte.


=Wenn einem ein Hase über den Weg läuft, ist es nicht gut.=

Freilich ist ein gebratener Hase in der Schüssel besser! – Was sollte
aber der arme Hase Schuld haben, wenn einem etwas Unangenehmes
begegnete!


=Wenn man aus dem Hause geht oder verreis’t, soll man nicht wieder
umkehren, sondern das Vergessene durch Andere bringen lassen.=

Wenn man umkehrt, sollen die Verrichtungen nicht gelingen. – Es ist
zwar besser, man vergißt gar nichts; aber wenn es geschehen und man
unterweges auf jemand warten soll, bis er das Vergessene nachbringe, so
verliert man Zeit und hat oft Schaden davon.


=Wenn einem am Morgen beim Ausgehen ein altes Weib begegnet, ist es
nicht gut.=

Dieser Aberglaube ist daher entstanden, daß man vielen alten Weibern
Hexerei Schuld gab. Es mag einem aber ein altes oder junges Weib
begegnen, die Geschäfte werden nie anders.


=Wenn ein Frauenzimmer in der Christnacht geschmolzenes Blei ins Wasser
gießt, erfährt es durch die Figuren, was der künftige Gatte für ein
Geschäft treibt.=

Diese Narrenpossen werden noch jetzt in vielen Ländern getrieben, und
manches gute Mädchen hat sich sehr betrogen gefunden, denn wer leicht
glaubt, wird leicht betrogen; sie sieht in den zerrissenen Stücken Blei
immer gern das, was sie wünscht. – Auch ziehen die abergläubischen
Mädchen in der Christnacht rückwärts ein Scheit aus einem Holzstoß, um
zu erfahren, ob ihr Zukünftiger lang oder kurz, krumm oder gerade sein
werde.


=Helle Christnacht, finstere Scheuern; finstere Christnacht, helle
Scheuern.=

Dies ist wohl eine alte Bauern-Regel; wenn der Mond in der Christnacht
hell scheinet, so soll das Jahr fruchtreich und die Scheuern voll
und finster sein; wenn aber Neumond und trübes Wetter ist, sollen
die Scheuern nicht voll werden. – Der alte Julianische und der neu
verbesserte Kalender weichen von einander ab, folglich, da diese
und andere Bauern-Regeln schon alt sind, kann es auch jetzt mit der
richtigen Zeit nicht eintreffen, welches also die Unrichtigkeit schon
darin beweiset, denn einige Erfahrungen machen noch keine bestimmte
Regel.


=Zwischen Todten und Lebendigen soll eine Sympathie herrschen.=

Wenn man dem Todten etwas von einem Lebendigen in das Grab legt,
soll Letzterer nicht lange leben. Dieser Aberglaube ist noch nicht
erloschen, und sonderbare Beispiele werden davon erzählt. Aber es geht
wohl natürlich zu. Derjenige, dem die Sache gehört, welche in das Grab
gelegt worden, und an die =Fabel= glaubt, wird durch seine Einbildung
sich selbst bald in das Grab bringen, ohne daß der faulende Todte daran
schuld ist.


=Wer auf dem Acker etwas säen will, der soll den Saamen nicht auf den
Tisch legen, er geht sonst nicht auf.=

Wenn man Korn oder Waizen, das man zum Saamen bestimmt hat, aus Noth
mahlen und backen läßt, so kommt er freilich auf den Tisch, und die
Aussaat ist gehindert. Dies mag ein Spaßvogel gedacht haben, und andere
nahmen es ernsthaft auf.


=Wenn die Kinder schwer reden lernen, soll man ihnen Bettelbrod zu
essen geben.=

Dies ist wahrscheinlich dadurch entstanden, daß die meisten
Bettelkinder große Fertigkeit im Sprechen haben, um ihr Brod zu
erbetteln, und dies Brod soll nun die Eigenschaft erhalten, andere
wieder bald reden zu machen!


=Ein Fremder soll, ohne sich gesetzt zu haben, nicht aus der Stube
gehn.=

Man glaubt, es nehme den Kindern die Ruhe. Der Ursprung dieses
Aberglaubens ist schwer zu suchen. Vielleicht mag es daher kommen:
Jemand, welcher im Zimmer steht, ist oft der Hausfrau hinderlich, und
macht mehr Geräusch, als der Sitzende, wodurch das schlafende Kind
gestört wird.


=Aus dem Korn der zuerst ausgedroschenen Garbe kann man sehen, wie das
Korn das folgende Jahr alle Quartale steigen und fallen werde.=

Die Landleute machen folgendes Experiment: Wenn sie anfangen zu
dreschen, nehmen sie die erste Garbe aus der Scheuer (Andere nehmen
auch die erste Garbe, die auf dem Felde gebunden worden ist), dreschen
das Korn aus, und nehmen dann ein Gefäß, machen solches voll Korn,
streichen es ab und schütten es auf den Tisch, welches das erste
Vierteljahr bedeutet. Dieses Gefäß messen sie vier Mal. Wenn dieses
geschehen, nehmen sie den ersten Haufen und schütten es wieder in das
Gefäß und streichen es abermals ab. Wenn nun etliche Körner abfallen,
so bedeutet es ein wohlfeiles Vierteljahr; streichen sie aber nichts
ab, so wird das Korn aufschlagen. Auf diese Weise machen sie es mit
den übrigen drei Haufen. – Kann sich aber bei Messung des Korns nicht
zutragen, daß man nicht immer =gleich= abstreicht? daß man an den Tisch
stößt, und bald etwas mehr oder weniger hat? Man mache nur den Versuch
zur Ueberzeugung und lasse noch Einige dies Experiment machen, – wie
verschieden wird die Weissagung ausfallen!


=Wenn das Jüdel die kleinen Kinder nicht ruhen läßt, soll man dem Jüdel
etwas zu spielen geben.=

Viele Weiber werden nicht einmal das =Jüdel= kennen, und doch treiben
sie damit Aberglauben. Kleine Kinder von wenig Wochen thun oft während
des Schlafes die Augen halb auf, und die Augenäpfel wenden sie in
die Höhe, fangen an zu lächeln und schlafen dann wieder fort, oder
schreien. Wenn dieses geschieht, sagen die Abergläubischen: »das
Jüdel spielt mit dem Kinde.« Um dem Kinde Ruhe zu geben, machen sie
Folgendes: Sie kaufen, ohne zu handeln, einen kleinen, neuen, irdenen
Topf mit einem Quirl, darein wird etwas von des Kindes Badewasser
gegossen und auf den warmen Ofen gesetzt, damit soll das Jüdel spielen
und das Wasser herausspritzen. Nach einigen Tagen finden sie kein
Wasser mehr im Töpfchen und glauben, das Jüdel habe es herausgespielt,
ohne zu untersuchen, daß es durch den warmen Ofen eingetrocknet ist.
Ferner blasen sie Eier in des Kindes Brei und in die Suppe der Mutter
aus, und hängen dann die hohlen Eierschalen mit einigen Kartenblättern
mit Zwirn an des Kindes Wiege, daß alles frei schwebet. Wenn nun die
Stubenthür aufgeht, oder es bewegt sich Jemand rasch in der Stube, daß
die leichten Sachen sich bewegen müssen, da rufen die alten Weiber:
Seht, wie das Jüdel mit den Sachen an der Wiege spielt! – Welche
Albernheiten! und doch geschehen sie! Das Kind aber wird fort die Augen
verdrehen und lachen und weinen, ohne das Spiel des Jüdels. Man gebe
dem Kinde, welches Krämpfe hat, eine dienliche Arznei, und das alberne
Jüdel verschwindet gewiß.


=Eisenkraut öffnet verschlossene Thüren.=

Man soll es, wenn der Sirius sich sehen lasse, so daß Mond und Sonne
einen nicht bescheinen, und zwar mit der linken Hand aus der Erde mit
einem eisernen Instrumente graben. Die Griechen nennen dies Kraut
_Peristecon_, die Römer _Verbena_, und wurde für ein heiliges Kraut bei
den Opfern gehalten; doch unser Eisenkraut ist es nicht, daher wir auch
das Experiment nicht machen können.


=Das Osterwasser=

wird geholt am heiligen Abend zwischen 11 und 12 Uhr, aber
stillschweigend. Es soll sich lange aufbewahren lassen und, damit
gewaschen, eine feine Haut machen. – =Jedes Wasser=, das im Frühlinge,
und wenn die Sonne nicht scheint, geschöpft wird, hält sich länger und
ist weicher, als das zur andern Zeit und im Sommer geschöpfte.


=Der Scharfrichter weiß vorher, ob ein Delinquent gerichtet werden
soll.=

Das Richtschwert, welches gewöhnlich in einem Schranke an einem Nagel
hängt, fängt an sich hin und her zu bewegen. – Der Scharfrichter
erfährt schon eine zeitlang vorher, wenn auch nicht direct durch
das Gericht, sondern durch Hörensagen, daß ein Gefangener zum Tode
verurtheilt werde, und er und die Seinigen, welche von den Urältern
her jene Sage glauben, werden auch, in ihrer Einbildung, das Schwert
sich bewegen sehen oder hören. – So soll auch der Todtengräber und der
Tischler, der Särge macht, zuvor wissen, wenn Jemand stirbt.


=Es soll gefrorne und eingeschlossene Worte geben.=

Welcher Unsinn! Kann man wohl glauben, daß Worte durch Kälte erhalten,
oder in ein gewisses Behältniß eingeschlossen und zu seiner Zeit
wieder gehört werden können! Was für eine Kälte müßte das sein, und
sollte der Mensch nicht =zuerst= erfrieren? Wie sollte aber auch die
Luft gefrieren können? – Man hat dieses Märchen vielleicht vom _Ovid.
Metamorph. L._ II, 4. genommen, wo der Schilf die Worte hören ließ:
Midas hat Eselsohren.


=Ein Hahnenei muß über das Dach geworfen werden, denn es bringt
Unglück.=

Aus einem Ei, welches ein zehnjähriger Hahn legen und von einer Kröte
im Miste ausgebrütet werden soll, soll ein monströses Geschöpf, der
=Basilisk=, entstehen, welcher sich in alten Höhlen, Brunnen und
Gemäuern aufhält. Es soll existiren, weil es die Bibel selbst sagt,
Esaiä 59, 5. und Jeremias 8, 17. – Viele Gelehrte haben in den ältern
Zeiten über dieses fabelhafte Thier geschrieben, nur Einige haben es
verworfen.

Dieser Basilisk soll mit seinen Augen die Menschen tödten und alles um
sich her mit seinem Hauche vernichten können; so bald er sich aber
selbst sieht, stirbt er. – Er wird auf verschiedene Weise beschrieben,
da ihn wohl Niemand lebendig oder todt gesehen haben wird, außer in
einem Bilde, von Betrügern gemalt. Er soll die Größe eines Huhns haben,
Kopf und Hals gleiche einem indianischen Hahne, Kamm und Hals sei
gelbblau, der Leib und die Flügel gelb, blau, roth und grün gesprengt,
habe lange gelbe Füße wie ein Hahn, und einen aufrecht stehenden,
gekrümmten, gespitzten und gesprenkelten Schwanz.

So zeichneten auch die Alten ihre fabelhaften Thiere.

Im Jahre 1671 zeigte ein Herumstreicher einen Basilisken, der in Afrika
mit Feuer getödtet worden sein sollte, und Gelehrte, wie Happelius
und _Dr._ Wedel in Jena, beschrieben das Thier; aber nachher erfuhr
Letzterer in Hamburg von dem Besitzer selbst, daß der Basilisk ein
=gekünstelter= gewesen sei.


=Von der Todtenuhr.=

Wenn dieses Insekt hinter alten Tapeten oder Getäfel, gleich einer Uhr
in abgemessenen Schlägen, pickt, dann denkt der Abergläubische an
Unglück und Tod. _Linnæus_ nennt diesen Wurm _Termitem fatalem_, und
ist die bekannte =Papierlaus= oder =Bücherstaublaus=.


=Von Vampyren und schmatzenden Todten.=

Unter den schmatzenden Todten versteht man gewisse todte Körper,
weiblichen Geschlechts, welche, wenn Seuchen grassiren, ihre
Grabtücher, Todtenhemde und andere Leichengeräthe belecken und dabei
schmatzen und, so weit sie mit dem Munde reichen können, alles
verzehren. Und dies soll geschehen, wenn man dem Verstorbenen den
Daumen nicht aus der Hand gethan, oder den Mund nicht unbedeckt
gelassen.

Das Schmatzen (vielleicht Pochen) im Grabe kann nur von einem lebendig
Begrabenen oder von andern natürlichen Dingen, wie nachstehende
Erzählung beweiset, herrühren.

In Angerburg ließ sich ein Schmatzen auf dem Gottesacker hören. Es
kamen viele Menschen, um ihre Neugierde zu befriedigen, dahin. Sie
hielten ihre Ohren nahe an ein Grab, aus dem das Schmatzen seinen
Ursprung haben sollte, bis sich endlich zeigte, daß es eine Wirkung
=junger Eulen= sei, die in einem Mauerloche der Kirche, welche nahe
dabei war, befindlich waren.


=Die Vampyren oder Blutsauger.=

Sie haben mit den obigen Verwandtschaft. Man versteht darunter todte
menschliche Körper, welche aus den Gräbern steigen, den Lebendigen
das Blut zur Nacht aussaugen und sie dadurch tödten sollen. Unter den
Raizen, Serviern ist dieser Aberglaube stark. Einem solchen Vampyr
durchstößt man das Herz mit einem spitzigen Pfahl und verbrennt den
Körper.


=Die ominöse Zahl =13.

Vernünftige Personen haben noch jetzt den Aberglauben, mit 13 Personen
nicht an Einem Tische zu essen, aus Furcht, einer unter ihnen möchte
in wenigen Monaten eine Beute des Todes werden. – Dies kann immer
geschehen, ohne daß die arme Zahl daran schuld ist.


=Exorcismus.=

Ist es wohl glaubhaft, daß die sogenannten Exorcisten, namentlich die
Jesuiten, Kapuziner u. a. m. ihre Worte, welche sie zu Beschwörungen
herplauderten, verstanden, und daß dieselben eine Kraft haben sollen?
– Man höre nur die barbarischen Worte: _Theos Patir Heminas per
Archangelos Tuos Eliphamasi Gelonucoa, Gebeche Banai Grabiai Elomnit_
u. s. w.


=Mittel, wenn das Vieh beschrieen worden ist.=

Um die Hexe, welche das Vieh beschrieen hat, kennen zu lernen, macht
der Abergläubische mit dem Pfahleisen ein Loch in den Kuhstall, melkt
die Kuh, indeß er das Eisen glühend macht, gießt dann die Milch in das
Loch, und buttert mit dem glühenden Eisen so lange, bis die Hexe kommt,
welche, wie er glaubt, während diesem Buttern so sehr gepeinigt wird,
daß sie nicht weiß, wohin. Dann soll sie in der Angst kommen, und etwas
verlangen, um dadurch das Buttern zu verhindern. Man macht daher den
Hof und die Thüren fest zu, damit sie nicht herein kann. Mancher ist
dadurch in den Hexenverdacht gekommen, daß er zufällig gerade zu der
Zeit an ein Haus kam, da dergleichen Alfanzerei getrieben wurde.


=Das Mutisheer.=

Es soll eine Menge Kinder sein, welche in den Wochen gestorben, ehe
sie zur heiligen Taufe gelangen konnten, und daher unwürdig seien, im
Himmel aufgenommen zu werden, und hielten sie sich bald da, bald dort
unter vielem Winseln und Seufzen in der Luft auf. Sehr oft will es
der Pöbel gehört haben. – Im Virgil _Aen._ VI. _v._ 435. steht etwas
ähnliches.


=Wenn man einer wichtigen Sache Ausgang erfahren will, muß man die
Bibel von ungefähr aufschlagen; was man zuerst erblickt, daraus
entdeckt man das Gesuchte.=

Diesen Aberglauben mag nachfolgende Erzählung widerlegen.

Einst wollte ein Edelmann wissen, ob er eine mit Dornen und Stechbeeren
bewachsene Haide urbar machen solle. Er ließ also die heilige Schrift
den Anspruch bestimmen und traf auf die Stelle Jeremiä 10, 19: =Ich
denke aber, es ist meine Plage, ich muß sie leiden.= So unterblieb das
nützliche Vorhaben.


=Das Nasenbluten zu stillen.=

Eine Kornblume mit der Wurzel ausgezogen und diese in der Hand
gehalten, bis sie erwarmt, stillt das Nasenbluten. – Dieses wird von
selbst geschehen, wenn man so lange Zeit wartet.


=Der Haselstock thut Wunder.=

Wenn man einen kleinen Vogel, den Zaunkönig, oder ein kleines Stück
Fleisch an einen Haselstock steckt und diesen als Bratspieß gebraucht,
dreht sich der Stock von selbst über den Kohlen. – Dabei ist aber weder
der Vogel, noch das Fleisch schuld, sondern das Holz zieht sich von der
Hitze natürlich zusammen und – dreht sich.


=Vom Alpdrücken.=

Der Alp soll eine Hexe, wohl gar der Teufel selbst, oder irgend ein
Gespenst sein. Er kommt durch das Schlüsselloch in das Schlafzimmer,
wirft sich auf die Bettdecke, zieht sie auch wohl gar herab und peinigt
den Schlafenden. – Lebhafte und schreckhafte Träume erzeugen im Körper
ein Zusammenziehen der äußern Theile, krampfhafte Zufälle, Erstarrung
u. s. w. Vollblütigkeit, das Liegen auf dem Rücken, das niedrige
Kopfliegen, Ueberladung des Magens erwecken jene ängstlichen Träume und
– das Alpdrücken. (S. Nicolai Pathologie, VI. Bd. S. 180 ff.)


=Heilung einer Fistel.=

_Dr. Joh. Dolæus_ erzählt in den
Medizinisch-chirurgisch-anatomisch-chymisch- und botanischen
Abhandlungen _Tom._ V. Wahrnehm. LXI.:

Da ich mich an dem Hofe der Durchlauchtigsten Fürstin von Nassau-Diez
aufhielt, so erzählte mir der berühmte _Dr._ Geilfuß, es seie ihm
jemand bekannt, der lange Zeit an dem Schenkel mit einer Fistel
beschwert gewesen, woraus verschiedene Dinge, als Leinwand, Stückchen
Papier, Haare u. s. w. hervorkamen. Man habe vielerlei Arzneien, aber
vergeblich, gebrauchet; endlich habe sich ein Mensch, den der Pöbel für
einen Zauberer hielt, angegeben, und das Geschwür in Kurzem zu heilen
versprochen. Als man ihm nun die Cur anzufangen erlaubt, so habe er
ein aschfarbiges Pulver in die Wunde gestreuet, und blos dadurch den
Kranken in wenig Tagen geheilet. _Dr._ Geilfuß versicherte mir, es sei
dieses Pulver nichts anderes, als =Asche von einer verbrannten Hexe=
gewesen.

Solche Dinge glaubten damals auch =gelehrte Männer=!




=Dritte Abtheilung.=

                 Erzählungen
                     von
  =Geister=- und =Gespenster-Erscheinungen=,
               mit hier und da
    eingestreuten natürlichen Erklärungen.

       _Verba movent, Exempla trahunt._




Das Gespenst im Hause.


_Plinius Secundus Epistol. lib. 7. p. 252._ erzählt seinem Freunde
=Sura= eine Geschichte von einem Hause in Athen, welches von einem
Geiste auf eine erschreckliche Art wäre bewohnt worden, und hätte leer
gestanden, bis endlich der Philosoph =Arthenodorus= hineingezogen,
den Poltergeist erwartet habe, und ihm bis in den Hof gefolgt, wo
er verschwunden sei. Den Ort habe er gemerkt, diesen der Obrigkeit
angezeigt und aufgraben lassen, wo man denn die Gebeine einer Person
gefunden hätte, welche in Ketten gelegen, und die er habe begraben
lassen; worauf das Haus nicht mehr beunruhigt worden wäre.

Mehrere Schriftsteller haben Plinius nachgeschrieben, obgleich er
selbst sagt, _ex ponam ut accepi_ (daß er das Erzählte =gehört= habe),
und folglich bleibt die Geschichte ein Märchen!




=Anzeigen des Todes.=


I.

Der Rektor Gottfried =Vockerodt= in Gotha, der 1727 starb, hinterließ
einen Sohn, welcher in Halle studirte. Dessen Mutter und Schwester
wohnten noch in Gotha. Einstmals, da beide in der Stube sitzen, hören
sie, daß jemand mit starken Schritten die Treppe herauf kömmt. Die
Mutter geht hinaus, und erblickt ihren Sohn, der sich vor sie stellt,
aber zu ihrem Schrecken eine große Wunde in der Brust hat, aus der das
Blut hervorströmt. Da sie ihn anreden will, sinkt er vor ihr nieder
und verschwindet. Am folgenden Tage erhält sie durch einen Boten die
Nachricht, daß ihr Sohn um dieselbe Stunde, da er ihr erschienen war,
auf der Saalbrücke in Halle erstochen worden sei.

Diese Erscheinung ist wegen der dabei eingetroffenen Umstände, als
wichtig für den Geisterglauben, anzusehen; jedoch ebenfalls, wie alle
andern, wo historischer Beweis der Thathandlung und die Glaubwürdigkeit
der Zeugen fehlen, widerlegbar. Auch sind vorhergegangene Umstände der
Mutter nicht berührt worden, welche fähig gewesen sein können, diese
Vision zur Wirklichkeit zu bringen. Konnte nicht ein Landsmann der
Mutter kurz vorher von ihres Sohnes bevorstehendem Duell Nachricht
gegeben haben, und sie sich mit gewissen Vorstellungen gequält, bis sie
jene Vision hatte, zu welcher Zeit ihr Sohn zufällig erstochen wurde.
– Warum erschien das Gespenst nicht sogleich in der Stube, und machte
erst Geräusch eines Kommenden, das die Mutter dann allein sahe?


II.

_Dr._ =Jung=, genannt Stilling, erzählt in seiner »Theorie der
Geisterkunde, Nürnberg 1808.« eine ihm merkwürdige Geschichte. Dieser
sonst würdige Verfasser hat indeß mit seiner Theorie gezeigt, daß
er ein Schwärmer und der =abergläubigste Kopf= sei; er hat alles
=frischweg= geglaubt und so leider! dem Publikum wieder gegeben. –
Seine Wahrheit sucht er besonders auf Glaubwürdigkeit der Personen zu
stützen, die es erzählt haben, oder denen es selbst geschehen ist. Von
vielen solchen abergläubigen und unsinnigen Erzählungen, die, wenn sie
ein Leichtgläubiger und Ungebildeter liest, den größten Schaden nur
bringen können, wollen wir die wichtigste herausheben, welche nach der
Erzählung des ehemaligen kaiserlichen geheimen Rathes von Seckendorf
hier notirt worden ist.

König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, Vater König Friedrichs II.,
stand mit dem König August II. von Polen in so freundschaftlichen
Verhältnissen, daß sie einander, wenn es möglich war, wenigstens
einmal des Jahres sahen. Dies geschah auch noch kurz vor dem Tode des
Letzteren. Derselbe schien sich damals ziemlich wohl zu befinden,
nur hatte er eine etwas bedenkliche Entzündung an einer Zehe. Die
Aerzte hatten ihn daher für jedes Uebermaas in starken Getränken sehr
gewarnt, und der König von Preußen, welcher dieses wußte, befahl seinem
Feldmarschall von Grumbkow (der den König bis an die Grenze begleitete
und ihn dort in einem königlichen Schlosse nach Standesgebühr bewirthen
sollte), daß er bei jenem Abschiedsschmauß alles sorgfältig vermeiden
möchte, wodurch die dem König von Polen aus erwähnter Ursache von den
Aerzten so sehr empfohlene Mäßigung im Genusse des Weines überschritten
werden könnte.

Als aber König August noch gleichsam zu guter Letzt einige Bouteillen
Champagner verlangte, so gab Grumbkow, der diesen Wein selbst liebte,
nach, und genoß dessen auch seiner Seits so viel, daß er sich, indem er
über den Hof des königlichen Schlosses in sein Quartier ging, an einer
Wagendeichsel eine Ribbe zerbrach und sich daher in einem Tragsessel
zum König August bringen lassen mußte, als dieser seine Reise des
andern Morgens sehr früh fortsetzen und ihm noch einige Aufträge an
König Friedrich Wilhelm geben wollte. Hierbei war der König von Polen,
außer einem vorn geöffneten Hemde, nur mit einem kurzen polnischen Pelz
bekleidet.

In eben diesem Aufzuge, nur mit geschlossenen Augen erschien er am
1. Februar 1733 früh, ungefähr um drei Uhr, dem Feldmarschall von
Grumbkow und sagte zu ihm:

_Mon cher Grumbkow! je viens de mourir ce moment a Varsovie._

Grumbkow, dem die Schmerzen des Ribbenbruches damals noch wenig
Schlaf gestatteten, hatte unmittelbar zuvor, bei dem Scheine seiner
=Nachtlampe= und durch seine dünnen Bettvorhänge, bemerkt, daß sich die
Thür seines Vorzimmers, worin sein Kammerdiener schlief, öffne, daß
eine lange menschliche Gestalt herein komme, in langsam feierlichem
Schritt um sein Bett herumgehe, und seine Bettvorhänge schnell öffne.
Nun stand die Gestalt König Augusts gerade so, wie Letzterer nur wenige
Tage vorher lebendig vor ihm gestanden hatte, vor dem erstaunten
Grumbkow, und ging dann, nachdem er obige Worte gesprochen hatte,
wieder zu eben der Thür hinaus. Grumbkow klingelte, fragte den zur
nämlichen Thür hereineilenden Kammerdiener: ob er den nicht auch
gesehen habe, der so eben gerade da herein und hinaus gegangen sei? –
Der Kammerdiener hatte nichts gesehen.

Grumbkow schrieb sogleich den ganzen Vorgang an seinen Freund, den
damals bei König Friedrich Wilhelms Hoflager befindlichen kaiserl.
königl. Gesandten und Feldmarschall Grafen von Seckendorf, und bat
letzteren, die Sache dem König mit guter Art bei der Parade zu
hinterbringen. Bei dem Gesandten von Seckendorf befand sich, als
ihm das Grumbkowsche Billet schon früh um fünf Uhr zukam, dessen
Schwestersohn und Gesandtschafts-Sekretär von Seckendorf, nachheriger
Brandenburg-Anspachscher Minister, und zuletzt kaiserl. Geheimer Rath.
Jener sagte zu diesem, indem er ihm das Billet zum Lesen darbot: sollte
man nicht denken, die Schmerzen hätten den alten Grumbkow zum Visionär
gemacht? Ich muß aber den Inhalt dieses Billets noch heute dem König
hinterbringen.

Nach vierzig Stunden (wenn ich nicht irre) langte durch die von
Warschau bis Berlin von drei zu drei Stunden unterlegten Polnischen
Uhlanen und Preußischen Husaren die Nachricht in Berlin an, daß der
König von Polen in der nämlichen Stunde, da Grumbkow jene Erscheinung
gehabt hatte, zu Warschau gestorben sei.

Die Wahrheit dieser Geschichte, fährt der Verf. fort, beruht auf der
Glaubwürdigkeit solcher Personen, an deren Kopf und Herz zu zweifeln
Verbrechen sein würde. =Sie ist also gewiß!= –

Können denn große Herren nicht auch Visionen, wie ein anderer gemeiner
Mann, haben und sich selbst täuschen? – Grumbkow konnte nicht schlafen,
seine Schmerzen rührten von dem übertretenen Befehl her, keinen Wein
dem König von Polen zu geben, welchen er selbst im Ueberfluß genossen
hatte. Er dachte natürlich an den schon kranken König, welches Uebel
ihn ergriffen haben würde. Diese Gedanken wurden zur fixen Idee bei
ihm, die Einbildung wirkte mit, und die Erscheinung läßt sich durch die
Sinnen-Täuschung, wie alle übrigen, natürlich erklären. Und des Königs
Tod zur selbigen Zeit giebt blos der Erzählung einen Anstrich von
Wahrheit, doch keine Ueberzeugung, da alle Nebenumstände des kranken
Grumbkow fehlen.




Das Sehen seiner selbst.


Als zu Ende des vorigen Jahrhunderts in Rostock der Professor
der Mathematik und Hauptpastor an der Jacobikirche, =Becker=, in
Gesellschaft verschiedener guter Freunde, die er bei sich bewirthete,
in einen theologischen Streit gerieth, indem er behauptete, daß ein
bestimmter Gottesgelehrter in seiner Schrift eine gewisse Meinung
hegte, welche ein Anderer leugnete, so entfernte er sich und ging in
seine Bibliothek, um das Buch zu holen. Daselbst sieht er sich selbst
auf dem Stuhle am Tische sitzen, auf dem er gewöhnlich zu sitzen
pflegte. Er ging näher und sah über die rechte Schulter des Sitzenden,
bemerkte auch, daß dieses sein anderes Selbst mit einem Finger der
rechten Hand auf eine Stelle der vor sich liegenden aufgeschlagenen
Bibel wieß, und fand, daß es die Stelle war: Bestelle dein Haus, du
mußt sterben. – Voll von Gedanken ging er zurück und kam mit einigem
Tiefsinn zur Gesellschaft, der er den Vorgang erzählte; und ob man ihm
schon die Sache auszureden, auch alle nachtheilige Bedeutung kraftlos
zu machen bemüht war, so blieb er doch standhaft bei der Meinung, es
würde diese Erscheinung seinen Tod bedeuten, daher er auch von seinen
Freunden Abschied nahm. Und siehe, den andern Tag Nachmittags gegen 6
Uhr endigte er sein Leben, obschon im hohen Alter. –

Gewisse Stellen des Gehirns giebt es, die, wenn sie auf diese oder jene
Art angegriffen werden, welches durch die Bewegung des Nervengeistes
geschieht, das Bild eines Gegenstandes, der außer uns nicht wesentlich
da ist, in uns erwecken, und machen, daß der Mensch, dessen Gehirn
also beschaffen ist, einige Schritte von sich ein Phantom zu erblicken
glaubt.

Becker hatte vielleicht kurz vorher die Bibel wegen einer
Leichenpredigt aufgeschlagen und sich jene Stelle lebhaft eingeprägt,
die er aber nachher wieder vergessen, weil er ein Mann von hohem Alter
war. Da er nun, wie Andere in ähnlichen Fällen, eine Vision seiner
selbst erhielt, so war es natürlich, daß ihm beim Nähertreten jene
Stelle wieder einfiel und auch diejenige Stellung wieder darstellte,
in der er sonst, wenn er studirte, zu sitzen pflegte. Er hatte kurz
vorher so gesessen und mit dem Finger, wie alle Leute von schwachem
Gesichte es häufig thun, die Schriftstelle gehalten. Die allzugroße
Lebhaftigkeit und Stärke seiner Aufmerksamkeit auf den wichtigen Inhalt
dieser biblischen Stelle mußte nothwendig eine sehr lebhafte Bewegung
des Nervengeistes, die der Stärke der Vorstellung entsprach und gemäß
war, zum Begleiter haben, so wie die vergesellschaftete Idee von seinem
ehemaligen Sitzen und Weisen des Fingers, durch Hilfe der lebhaften
Einbildung, sich seiner Seele in einem großen Lichte darstellte, womit
ebenfalls derjenige Grad, in der Bewegung des Nervengeistes, in den
Gesichtsnerven verbunden war, der sonst zu sein pflegt, wenn man außer
sich ein Weisen mit dem Finger, an einen Ort zu sehen, denket. Becker
war nun in banger Erwartung; Furcht und Angst ergriffen ihn, und sein
alter schwächlicher Körper wurde zerrüttet.




=Vom Doppelsehen.=


Diese Seher sollen Mordthaten, Ersäufungen, Heiraten, Begräbnisse,
Streitigkeiten, Schlachten u. s. w. sehen. Auch sollen sie Geister
sehen können. Diese Art Menschen müssen also nebst dem ordentlichen
Gesicht noch ein außerordentliches Nachgesicht haben, und solche
Doppelseher soll es besonders in Schottland gegeben haben.

Schon eine kurze Zeit vorher sehen sie, was geschehen wird: z. B. einen
Mann ohne Kopf, welcher bald enthauptet wird. – Erblicken sie einen
Menschen mit einem Tuch um den Kopf gewickelt, so bedeutet es dessen
unverhofften Tod. Soll jemand erstochen werden, so erblicken sie einen
Dolch in seiner Brust. – Man sieht diese Doppelseher, wenn die Sache
wichtig ist, schwitzen, zittern und schreien; andere Zeit lachen sie
wieder.

»Aber,« bemerkt der Autor, =Joh. Beaumont=, in seinem
historisch-psychologisch- und theologischen Traktat von Geistern,
Hexereien u. s. w. – »die Personen, welche diese Gabe besitzen, sind,
wie man angemerkt, mehrentheils =lasterhaft=.« – Ueberhaupt sind die
Doppelseher leichtgläubige, melancholische Menschen, oftmals Betrüger. –

Die =Pferde= und =Hunde= sollen auch die wandelnden Geister, Hexen und
Gespenster sehen und – riechen. –

=Beaumont= erzählt folgende zwei Geschichten von Doppelsehern:

Eine Person von großer Gelehrsamkeit und vornehmen Stande reis’te einst
mit vielen Dienern auf den Highlands oder Gebirgen. Einer von ihnen
ging etwas voraus, und indem er in ein Haus treten wollte, prallte er
mit einem Schrei und Lärmen plötzlich wieder zurück, daß er über einen
Stein fiel. Sein Herr fragte ihn, was es gäbe? Da entgegnete er mit
ernstem Gesicht: Man solle nicht in das Haus gehen, weil in kurzem
ein Todter herausgetragen werden würde, denn verschiedene Personen,
die solchen trugen, wären ihm in der Thür begegnet. – Der Herr lachte
über diese Geisterseherei und ging in das Haus, erkundigte sich aber
doch, ob eine kranke Person vielleicht im Hause wäre. Aber es war
keine da. Der Wirth war ein starker, gesunder Highländer. Aber nichts
destoweniger starb er am andern Tage am Schlagfluß, ehe der Reisende
das Haus verlassen hatte.

Die zweite Geschichte ist folgende:

Verschiedene Personen, die sich in einer gewissen Familie befanden,
erzählten dem Autor, daß sie bei ihres Herrn Tochter oft zwei
Mannspersonen zur linken Hand stehen gesehen hätten. Sie nannten die
Herren und zweifelten nicht, da diese gleichen Standes wären, die
Tochter werde einen davon zum Manne erhalten, und vielleicht den andern
nach des Ersten Tode. Endlich erschien noch ein Dritter, der der
Tochter am nächsten stand, aber die Seher kannten ihn nicht, ob sie
ihn schon genau beschreiben konnten. Nach einigen Monaten erschien der
Dritte in wirklicher Gestalt, wie er mit der Beschreibung der Seher
übereinstimmte. Er heirathete auch kurz darauf die Tochter, und beide
leben auf der Insel Skye (nämlich im 16. Jahrhundert).




=Der Poltergeist.=


Manches Gespenster-Blendwerk würde sich in der wahren Gestalt zeigen,
wenn ein unerschrockener Muth, dasselbe genau zu untersuchen, sich
demselben näherte.

In Ardivilliers in der Picardie, nicht weit von Breteuil, bemerkte man
ein oft wiederholtes Lärmen. Die Nacht hindurch schien es, als ob das
ganze Schloß in Feuer stünde, wobei sich ein schreckenvolles Geheul
hören ließ. Doch ereignete sich dieser ungewöhnliche Vorfall nur zu
bestimmten Zeiten im Jahre, nämlich gegen den Tag Aller-Heiligen.
Diese Beunruhigung erregte eine solche zaghafte Furcht, welche
verursachte, daß Niemand den Muth hatte, diesen Ort zu bewohnen, bis
auf den Pachter, der so glücklich war, von diesem Geiste nicht im
Geringsten beleidigt zu werden, dahingegen Fremde, die dreist genug
waren, daselbst zu schlafen, mit Schlägen so empfangen wurden, daß
man die Wirkungen davon lange Zeit auf der Haut sehen konnte. Dieses
Geisterspiel dauerte verschiedene Jahre, und that dem Besitzer, einem
Präsidenten, beträchtlichen Schaden, weil er dem Pachter sein Landgut
um einen sehr geringen Pacht überlassen mußte. Endlich bot er alle
seine Kräfte auf, mit Standhaftigkeit dieser Betrügerei, wofür er die
Sache mit vollem Rechte hielt, ein Ende zu machen. Daher reiste er um
diejenige Zeit auf sein Gut, wo sich der unruhige Geist geschäftig
zu beweisen pflegte. Er legte sich in seinem Schlosse zu Bette, und
gesellte neben sich noch zwei Edelleute von seinen Verwandten, die den
ernstlichen Vorsatz gefaßt hatten, beim ersten Lärm mit Pistolen auf
den Geist Feuer zu geben. Allein nur in einer Kammer, die über des
Präsidenten seiner befindlich war, erfolgte ein Getöse und Lärmen, das
dem Herumschleppen mit Ketten ähnlich war. Zu gleicher Zeit liefen die
Frau und die Kinder des Pachters zu dem Präsidenten und beunruhigten
ihn mit eifrigen Bitten, er möchte ja nicht in die obere Kammer gehen,
weil menschliche Stärke gegen Geister nichts vermöge. Ihre Erzählungen
und ihre Bitten bewog die Freunde des Präsidenten, ihn abzurathen, sich
nicht in Gefahr zu begeben, sondern die fernere Untersuchung ihnen
zu überlassen. Sie gingen auch Beide hinauf, mit der Pistole in der
einen und dem Lichte in der andern Hand. Anfangs sahen sie nichts, als
einen dicken Rauch, nebst einem hier und da aufblitzendem Feuer, bis
nach einiger Vertheilung des Rauchs der Geist in der Mitte sich in ganz
schwarzer Gestalt darstellte und allerhand Sprünge machte, doch aber,
wegen eines aufs Neue entstehenden Feuers und Dampfes, sich gar bald
den Augen der Zuschauer wieder entzog. Dies Ungeheuer, um den Schauer
der Anwesenden zu vergrößern, hatte Hörner auf dem Kopfe und einen
Abscheu erregenden Schweif, so daß auch der eine Edelmann zur Retirade
anrieth, weil hier nichts Natürliches vorhanden sei; der andere war
jedoch beherzter und erwiederte, der Rauch sei von Stückpulver, und
die große Unwissenheit und Ungeschicklichkeit des Geistes erhelle
schon daraus, daß er nicht einmal die Kühnheit und Macht habe, die
Lichter auszublasen. Zugleich rückte er auf das Gespenst zu, drückte
auch die Pistole, ohne zu fehlen, auf selbiges los, mußte aber dennoch
mit einiger Verwunderung wahrnehmen, daß der Schuß ohne Wirkung blieb
und das Gespenst vielmehr sich gegen ihn setzte, wodurch der Edelmann
beinahe aus seiner Fassung gekommen wäre. Doch ermannte er sich
und ging dem Gespenste näher auf den Leib, um durch den Sinn des
Gefühls mehreren Aufschluß in seiner Kenntniß zu erhalten, zumal, da
er bemerkte, daß der Geist seinem Annähern und Berühren auszuweichen
suchte. Da er nun zu nahe anrückte, sprang das Gespenst – hinaus und
eilte eine Wendeltreppe hinunter. Man kann leicht denken, daß diese
Flucht des Edelmannes Muth stärkte und ihm von dem zu hoffenden Siege
Gewißheit gab, daher er muthvoll seinem Feinde nachsetzte, und der
mannichfaltigen krummen Wege im Garten ungeachtet, die das Gespenst
durchlief, ihn nicht aus den Augen verlor, bis der Geist an einen
Maierhof kam, den er offen fand und darin seine Zuflucht suchte. Doch
stürzte er erst gegen die Mauer, wo der Edelmann selbigen zu erhaschen
glaubte, obschon vergebens; vielmehr sank das Gespenst verschwindend
nieder. Hierauf rufte der Edelmann Leute herbei, die an dem Orte, wo
das Gespenst verschwunden zu sein schien, nachgraben mußten, wo er dann
bald eine Thür zu einem verborgenen Gange gewahrte. Er stieg hinunter
und fand seinen Feind nebst guten Matratzen, die verursachten, daß man
nicht hart fallen konnte, wenn man übereilt hineinsprang. Nun jagte er
das Gespenst heraus und nöthigte es, mit der Wahrheit heraus zu gehen.
Und siehe, es war der Pachter, der durch eine derbe Ochsenhaut, die
gehörig auf seinen Leib paßte, Pistolenschüsse wirkungs- und kraftlos
machte. Er wurde hierauf mit der Bedingung entlassen, daß er seinem
Herrn allen verursachten Schaden ersetzen mußte.

       *       *       *       *       *

Herr _Dr._ Jung tischt uns noch eine andere Geschichte eines
=Poltergeistes= auf, wobei er, wie in seinem ganzen Werke, als
=eifriger Vertheidiger= der Geister-Erscheinungen, Erklärungen giebt,
welche dem gesunden Menschenverstand das Grab bauen müssen.

Ich komme nun zu den Geister-Erscheinungen, sagt er, die das ernste
göttliche Gericht auf lange Zeit verurtheilt hat, den lebenden Menschen
zum warnenden Beispiel, auf der Grenze zwischen dieser und jener Welt
zu verweilen, bis ihr ewiges Schicksal entschieden ist (_sic!_).

Ein gewisser frommer und gebildeter Bürger und Handwerksmeister
in einer Stadt schrieb mir vor ein Paar Jahren eine merkwürdige
Geister-Erscheinung, die einem seiner Freunde begegnet, aber mit der
es noch nicht ganz im Klaren ist, weswegen ich sie auch hier nicht ganz
erzählen mag. –

Bei dieser Gelegenheit erwähnte er in seinem Brief einer Geschichte,
die er selbst erlebt hat; ich bat ihn, mir diese ausführlich
mitzutheilen; hier folgt sie mit seinen eigenen Worten:

Ich kam den 24. Februar 1800 zu meinem lieben unvergeßlichen Meister
*** in *** in Arbeit, allwo ich zwei Jahre und sechs Wochen zubrachte,
ehe ich mich in die Schweiz, und zwar nach Basel in Arbeit begab. Da
ich nun von Jugend auf nichts von Gespenstern (außer einigen schwachen
Spuren) gesehen hatte, so war ich Tag und Nacht nicht furchtsam,
sondern jederzeit und auch da (in jenem ersten Ort) unerschrocken. Da
geschah es nun öfters spät in der Nacht, daß ich in meiner Schlafkammer
etwas zu thun oder zu holen hatte, welches ich auch jedesmal im
Finstern, für mich und meine Nebengesellen, gern verrichtete, und ich
kann wohl sagen, daß ich damals nie etwas gesehen, doch aber schon
gehört hatte; das schrieb ich denn, weil ich von nichts wußte und
von nichts wissen wollte, und wenn mir’s noch so verdächtig schien,
den Katzen, Ratten oder Mäusen zu; und so mögen ungefähr fünf Wochen
verflossen gewesen sein, als ich des Nachts ebenfalls einmal, ohne ein
Licht mitgenommen zu haben, von meiner Schlafkammer wieder herunter in
die Stube kam, daß unsere damalige Magd D.... von St.... zu lächeln
anfing, und dabei sagte: der L.... fürchtet sich doch nicht; geht doch
einmal kecklich auf die Bühne hinauf; aber ich steh’ dafür, es wird ihm
anders kommen, wenn ihm einmal unser Sackträger begegnet, oder sich
recht hören läßt. Ich stutzte über diese Rede, doch sagte ich weiter
nichts; übrigens ging mir doch ein großes Licht über die Furcht auf,
die man für den Hinaufgehen auf den Boden hatte: weil dies nämlich
niemand einzeln, geschweige ohne Licht, außer mir, wagte. Daher merkte
ich bald, daß man da ein Gespenst ahnen müsse.

Nun war aber meine Spannung, =so etwas= auch zu sehen, oder von der
Art, gründlich zu hören, so angefeuert, daß ich des Nachts immer
lauerte, bis ich gewissen Grund in der Sache erfahren hatte. Nun waren
die Osterfeiertage vor der Thür, und ich schloß schon im Voraus,
daß sich in denselben etwas zeigen könnte, und wirklich geschah es
auch; denn als ich einmal mit meinen Nebengesellen des Nachts in die
Schlafkammer ging, so fing es über derselben, also auf dem vierten
Boden (denn unsere Kammer war drei, und dieser Boden vier Treppen
hoch), also an dem Ort, wo gewöhnlich von jeher die meisten Unruhen
gespürt worden waren, ganz subtil, von hinten her, an zu schlürfen,
gerade so, als wenn einer ganz matt und mühsam in alten Pantoffeln
einherschleicht, und in der Finsterniß gewisse Tritte sucht. Während
diesem waren alle drei Gesellen im Bett, und mein Schlafkammerad
schlüpfte indessen so unter die Decke hinunter, daß nichts von ihm
bemerkt werden konnte, ich aber behorchte die Sache genau und athmete
kaum hörbar. Da sich nun das Geschlürfe von hinten her bis über
unsere Bettstellen gezogen hatte, so that es auf einmal einen so
fürchterlichen Fall, daß die Fenster und unsere Bettstellen zitterten.
Es war just ein Fall, als wenn einer, von der Last gedrückt, einen
schweren Sack auf diesen freien Boden hätte fallen lassen. Ich muß
gestehen, daß ich noch nie einen solchen schauerlich dumpfen Fall
gehört habe; unterdessen dauerte das Schlürfen noch eine Zeit lang
fort, ehe es ganz ruhig wurde; jetzt stieß mich mein Nebengeselle, der
unter der Decke steckte, an, und sagte ganz leise: Du wirst verstehen,
warum wir Dir von einem Sackträger sagten. Ja, antwortete ich laut, den
will ich aber auch sehen, ehe ich nur so glaube. – Er versetzte: Pscht!
sei doch still, Du machst uns alle noch unglücklich! Ich lachte, und
war gerade im Begriff, aus dem Bette und hinauf zu steigen, aber er
hielt mich und bat um alles willen, doch stille zu sein und bei ihm zu
bleiben. Dies that ich ungern, doch nahm ich mir vor, es zu thun, wenn
alle schlafen würden, und er sich wieder hören ließ. Endlich schliefen
wir ein.

Des andern Morgens erzählten wir unserm Meister, was sich die Nacht
zugetragen und was ich mir vorgenommen gehabt hätte. Dieser hörte es
ohne Verwunderung an, und sagte mit einem besondern Nachdruck, der
ihm ganz eigen war: Die Unruhen, die Ihr diese Nacht hörtet, sind
in unserm Hause nichts Neues, und waren einst die Ursache, daß es
mein Großvater kaufen konnte. Er war aus M... in H... und auf der
Wanderschaft hieher gekommen, wo er dann einige Jahre zubrachte, ehe
er sich entschloß, hier zu heirathen. Dieses Haus stand leer, und der
damalige Eigenthümer, ein wohlhabender Mann, war deswegen ausgezogen,
und gesonnen, es dem nächsten Besten zu verkaufen. Mein Großvater,
ein religiöser und unerschrockener Mann, benutzte diesen Umstand und
ging hin, es zu kaufen. Jener gab ihm sogleich die Schlüssel, daß
er es selbst besehen konnte; aber er selbst ging nicht mit, sondern
überließ es ihm sogleich käuflich um einen sehr geringen Preis und
erzählte ihm, warum das Haus so ins Unglück gekommen und was ihm von
den Vorfahren her gesagt worden sei, nämlich: es sei vor dreihundert
Jahren ein Kapuzinerkloster gewesen, von denen einer noch diese Stunde
im Hause umherschwebe und des Nachts, besonders auf jenem Boden, die
Menschen beunruhige. Die Ursache, warum? habe bisher Niemand erfahren
können; aber die Kennzeichen eines ehemaligen Klosters könne er in dem
Hause selbst, so wie auch an den daran gebauten, wahrnehmen, z. B.
Klostergemälde, Altäre, Kreuzgänge, ehemalige Zellthüren; und wenn er
hinter dem Ofen in der mittlern Wohnstube nachsehe, so würde er die
Jahrzahl 1550 sehen. Da muß aus einer Zelle erst diese Stube gemacht
worden sein. (Dies alles ist auch noch so, sagte mein Meister, wie Ihr
selbst seht.) Aber alle diese Kennzeichen hinderten meinen Großvater
nicht; er zog ein und wohnte darin. Nun hörten wir zwar von ihm, daß
sich von Zeit zu Zeit ein Gepolter und ein solcher Fall im Hause habe
hören lassen, aber so öfters und so heftig sei es damals nicht gewesen,
auch habe er und die Seinigen nie etwas zu Gesicht bekommen, und schon
damals war dem Unruhmacher der Name =Sackträger= gegeben worden. Unter
diesen Umständen starb mein guter Großvater, und mein seliger Vater
bekam das Haus. Jetzt wurde die Unruhe etwas lauter.

Um diese Zeit bekam ein Bäcker, Namens ***, das untere Stock zur
Wohnung. Da dieser nun einstmals des Morgens vor Tage an seinem Ofen
stand und gerade sein Brod eingesetzt hatte, hörte er endlich das
schmale Gänglein herauf, das von der großen steinernen Kellertreppe in
den Hausgang, wo der Backofen ist, führt, ein leises Schlürfen, das ihm
die nahe Ankunft eines lebenden Wesens verkündete und auch wirklich
nach einer langen Pause einen langbärtigen, ältlichen, mit einer Kutte
und einer ziemlich schwarzen Schlafmütze gekleideten Kapuziner gegen
ihn herauf kommen sah. Er aber, statt stehen zu bleiben und etwa sein
Begehren anzuhören, erschrak so sehr, daß er in seine Stube hineinfloh,
alles verschloß und verriegelte, sein Brod im Ofen stecken und, weil
er vor hellem Tage nicht heraus ging, alles darinnen verbrennen ließ.
Dies war das erste Gesicht von ihm im Hause. Hernach hat ihn in eben
dieser Gestalt auch unser, auf diesem Boden wohnender Hausherr, der
Weber gesehen, gerade als er die Steige des dritten Bodens auf den
vierten hinaufschlich. Auch liegen des Webers Gesellen, die neben Eurer
Schlafkammer lagen, um der öftern nächtlichen Beunruhigungen willen,
nicht mehr droben, sondern sie schlafen lieber in ihrer auch noch so
ungesunden Werkstätte. Und jene Kammer steht auch leer bis diesen Tag.
Dieses ist es, sagte mein guter Meister, was ich von diesem Umstand
zu reden weiß. Das war mir aber einstweilen schon genug, ich kannte
ihn, daß er mit der Stange im Nebel zu fahren nicht gewohnt war,
sondern wenn die Sache nicht bestätigt gewesen wäre, lieber nichts
daraus gemacht hätte. Ich sagte daher: diesen Kapuziner möchte ich nun
auch sehen. – Ja, sagten Alle, sei Er nur nicht frech, wir wollen Ihm
gewarnt haben. Indessen konnte ich doch fast nicht erwarten, bis ich
wieder Gelegenheit hatte, die Sache mit anzuhören, allein es geschah
nicht alle Nacht, sondern sehr unbestimmt.

Endlich aber wurde gegen Johanni hin meines lieben Meisters seliger
Bruder, ein Zeugmacher, der unter unserer Schlafstelle wohnte, krank,
und je mehr seine Krankheit stieg, desto heftiger ließ sich der
Geist oben auf der Bühne hören, so daß ich über dem Anhören dieser
übernatürlichen Bewegungen, Tönen und Fallen manche Stunde schlaflos
zubrachte[28]. Dies sagten wir dann unserm Meister, dem ging es diesmal
mehr zu Herzen, weil er die Ursache nicht reimen konnte, besonders
aber, als vollends mein Nebengesell, der Schaden an seiner Gesundheit
angab, gehen wollte. Ich flößte diesem Muth ein, so viel ich konnte,
und er blieb dann auch wirklich bis folgende Weihnachten. Aber die
Krankheit des lieben seligen *** stieg, und er nahete sich, im Glauben
an Jesum dem Gekreuzigten, seinem seligen Ende und ging ein zu seines
Herrn Freude. Ich war bei seinem Heimgang, und die Eindrücke sind und
bleiben mir unvergeßlich; ich half seine Hülle tragen in die dritte
Kammer von der Stube abwärts, wo sie lag bis an den dritten Tag, ehe
dieses Saamenkörnlein auf Hoffnung unsern Augen entzogen wurde. Des
Abends, da ich vorher manche Nacht gewacht hatte, ging ich mit meinem
Nebengesellen zu Bette; aber was geschah? Jetzt ließ sich der Geist
auf eine solche Art hören, daß es mich noch schaudert, wenn ich daran
denke; denn kaum hatten wir uns niedergelegt, so fing es wieder an,
von hinten schwer und langsam vorwärts zu schleichen. Meine zwei
Nebengesellen verkrochen sich abermals unter die Decke, allein diesmal
nützte es nichts, denn diesen Vorgang hörten alle, weil es gleich
darauf einen solchen schrecklich schauerlichen Fall that, daß wieder
alles zusammen zitterte. Ich behorchte es genau, und hörte, daß es nun
eine Pause todtstill war, aber nun schauderte mich’s, als sich nach
derselben ein Mark und Bein durchdringender hohler Seufzer hören ließ;
diesen zu beschreiben, wäre vergeblich: denn ich darf behaupten, daß
kein Mensch und keine Kreatur einen solchen kläglichen, trauer- und
schauerlichen Ton von sich geben kann; und als dieses geschehen, war
es, wie wenn ein schwer Gefallener sich wieder allmälig aufzuraffen
suchte und doch nie zum Gehen kommen kann, sondern im Begriff des
Aufstehens wieder unter der Last zusammenbricht und eine Pause wieder
ohnmächtig da liegt. Denn nun fing es an sich aufzusteupern und dann
wieder auszuglitschen, und darunter hinein die fürchterlichsten Seufzer
hören zu lassen. Kurz, diese Scene war fast nicht anzuhören, und das
Nämliche ließ sich auch in der zweiten Nacht hören.

[28] Der Erzähler vergißt, daß er bei der nächsten Gelegenheit auf dem
Boden gehen wollte.                                         d. H.

Glauben Sie ja nicht, daß dieses von boshaften Menschen hätte geschehen
können, denn, wie gesagt, Keiner wär’ es im Stande gewesen, und aus dem
Hause wäre um alles in der Welt Niemand auf den Boden gegangen, und
von außen konnte Keiner herein. Nach der Beerdigung des seligen Mannes
sagten wir unserm Meister nun, was sich in den verflossenen Nächten
ereignet habe. Diesem ging der Schmerz bis an die Seele; er erzählte
die Geschichte dem seligen Herrn Consistorialrath *** und dann auch
dem Herrn Hofkaplan ***, besonders aber bezog er sich auf die letzten
Unruhen. Allein diese ließen sich auf die Sache nur in so weit ein,
daß sie den Schluß machten: es scheine, daß, da sein seliger Bruder so
selig in jene Wohnungen übergegangen, es diesem noch unseligen Geiste
sehr schmerzen müsse, daß er auf diese Weise noch hier schweben solle,
das scheine sein Seufzen und Stöhnen und die außerordentliche Unruhe
über den Heimgang seines seligen Bruders zu beweisen. Allein, daß er
sich nicht sowohl sehen als hören lasse, daraus sei zu schließen, daß
seine Erlösung noch ferne sein müsse. Diese Aeußerungen waren meinem
lieben Meister theils erfreulich, theils betrübend, weil er auf diese
Art so bald keinen Ausgang hoffen durfte.

Nach selbiger Zeit war ich aber sehr beschäftigt, ihn zu bereden,
des Nachts in der Stille auf diesem Boden zu wachen, ob sich der
Geist nicht etwa sehen lasse. Dies wurde endlich bewerkstelligt. Er,
gedachter Weber, und ich saßen da bis Mitternacht, Keiner athmete
laut; aber so stille wir saßen, so war es doch noch stiller auf dem
Boden, und ich glaube, wenn wir noch säßen, so würde es auch noch so
sein. Auch wurde beschlossen, gemeinschaftlich, nämlich, mein lieber
Meister, mein furchtsamer, aber gottesfürchtiger Nebengesell, und ich,
daselbst des Abends zu beten, um auch in dieser Sache die Hilfe Gottes
zu erflehen. Das hatte nun den Erfolg, daß, obschon wir nie etwas
sahen, doch nachher die Unruhen etwas schwächer wurden. Uebrigens einen
Umstand muß ich über obiges Wachen noch bemerken: nämlich, damals hatte
meine Spannung und Erwartung, besonders gegen Mitternacht, den höchsten
Grad erreicht, und ich war ordentlich unwillig, daß sie vergebens war;
aber noch stutziger wurde ich, als ich nach Ein Uhr wieder herunter
kam, und das alte Gepolter wieder hörte. Nun muß ich aber sagen, so
sehr ich nun von allen Seiten überzeugt war, daß ein abgeschiedener
Geist die Ursache dieser Bewegung sei, so sehr wurde ich auch durch
öfteres Wachen und Hinaufgehen unerschrockener; und nun faßte ich immer
mehr den Vorsatz, ihn ein Mal ganz einsam zu sehen und zu belauschen.
Ein Mal in der Nacht, als wir gerade am Auskleiden waren, sagte und
seufze einer die Worte. Ach, wenn nur die Nacht wieder vorüber wäre.
– Ich sagte kaltblütig: Ha, wenn ich da bin, so muckt er sich nicht;
und kaum hatte ich ausgeredet, als es wieder drei fürchterliche Fälle
that und noch lange die übrigen Unruhen fortsetzte. Mein Nebengesell
sagte: Hör’ L... Du bringst uns alle noch ins größte Unglück, ich
bitte Dich, sei doch still; dies that ich auch, denn ich fühlte, daß
ich zu jung gehandelt hatte. Ein ander Mal, als ich nach Mitternacht
von dem Gepolter erwachte, hörte ich den Unruhen, dem Seufzen u. s. w.
aufmerksam zu, und endlich wurde es stiller; aber jetzt schien es, als
ob sich das Geschlärpel allmälig meiner Kammerthür näherte, und ich
hörte auch wirklich, daß das Schloß an derselben beunruhigt wurde; ich
stieg daher, ganz in der Hoffnung, ihn zu Gesicht zu bekommen, leise
aus dem Bett, und lief der Thür zu, machte schnell auf, und schaute
mit großer Geschwindigkeit hinaus und den Gang hinum, aber ich sahe
und hörte nichts, und als ich wieder in der Kammer war, so ging der
Lärm auf dem obern Boden wieder an. Nun merkte ich, daß alles um mich
her schlief, und es deuchte mir geschickte Zeit, mein langes Vorhaben
auszuführen; es war 2½ Uhr. Indessen dauerten die übernatürlichen
dumpfen Fälle und Bewegungen immer fort; ich zog mich nun ein wenig in
der größten Stille an, und überlegte während dem Anhören der Unruhen,
was ich, im Fall er mir zu Gesicht käme, ihn fragen und mit ihm reden
wollte. So studirt ging ich wieder der Thür zu und den finstern Gang,
der an die obere Stiege führt, hindurch, und diese schlüpfte ich so
still hinauf, daß mich auch kein Mäuslein hätte hören sollen; aber
während ich so bestieg, hörte ich vom Boden her noch immer die dumpfen
Fälle und das Gepolter. Ich hoffte also ganz sicher, diesmal werde
mir’s nicht fehlen. Als ich nun die drei letzten Staffeln vor mir
fühlte, setzte ich, indem ich mich bückte, meinen einen Fuß über alle
drei, damit war ich nun mit einem Sprung auf dem Boden, mein Gesicht
gegen den Ort, wo die Unruhen vorgingen, gewendet. – Da stand ich nun;
– aber, Gott! wie schauerlich! – wie stille! – nie war es stiller um
mich her. Ich schaute schnell umher, und bemerkte in der linken Ecke
des Bodens, daß sich hinter das Kamin ein grauer Schatten von ungefähr
4½ Schuh lang in Reben-Büschel verlor. Ich lief sogleich hin und riß
alle übereinander, aber vergebens, ich sah und hörte nichts; nun stand
ich noch ein wenig da, aber ich muß sagen, jetzt war mir schauerlich;
ich fühlte, daß es hier geistig herging; mein Studium war vergebens;
auch hatte ich mich zur Vorsorge bewaffnet, aber auch dieses hätte ich
können in der Schlafkammer lassen. – Und so könnte ich Ihnen mehrere,
aber auf einen Zweck hinauslaufende, Erfahrungen in diesem Hause
mittheilen. – Ich habe mich seit der Zeit nach dem Fortgang der Sache
erkundigt, höre auch, daß sie noch in ihrem _Esse_ ist, doch sich
nicht so heftig hören lasse, als im Anfang dieses _Seculi_, und bei dem
Heimgange gedachten seligen Mannes u. s. w.

So weit dieser liebe, verständige und gottesfürchtige Freund. –

Zu dieser Spukgeschichte müssen wir nun auch noch einige Erklärungen
des Herrn _Dr._ Jung hinzufügen.

»Als ein frommer, begnadigter Mensch hatte er, da auch seine Absicht
recht und gut war, nichts zu fürchten, ausgenommen da, als er die
=Rebenbüschel= auseinander riß und also wahrscheinlich =die Dunsthülle
des Geistes= mit seinen Händen durchwühlte; dies hätte =bösartige= und
=gefährliche Geschwüre verursachen können=, die ihm das Leben gekostet
hätten. Indessen scheint mir dieser Kapuzinergeist kein bösartiges,
sondern vielmehr ein bedaurungswürdiges, schwer leidendes Wesen zu
sein, das noch Hoffnung zur Seligkeit haben kann; =folglich= ist auch
seine =Dunsthülle= nicht =entzündet= und =giftig=. Es kann aber auch
sein, daß er in dem Augenblicke, als er wie ein grauer Schatten in
den Reißern sich verlor, seine =Hülle verließ und in sein Element
zurückkehrte=.«

Aus dieser Erklärung ergiebt sich, daß Herr _Dr._ =Jung= frischweg die
obige Erzählung und Geistererscheinungen glaubt; allein eine =solche=
Erklärung hätte man in unserem Jahrhunderte nicht erwartet.

Der Verfasser bemerkt ferner: »Es ist merkwürdig, daß sich der Geist
zwei Mal in seiner Kapuzinergestalt hat sehen lassen; vielleicht
hoffe er mit dem Bäcker oder Weber reden zu können, =nahm daher sein
gewöhnliches Kostüm= an und machte sich sichtbar. Aber warum zeigte
er sich dem Handwerksgesellen nicht, der ihn doch so gern gesehen
und mit ihm gesprochen hätte? – Antwort: Weil er sich für diesen
muthigen frommen Menschen =fürchtete=; – vielleicht hatte dieser auch
die =Eigenschaft= nicht, daß er ohne Gefahr auf ihn wirken und sein
Ahnungsorgan entwickeln konnte.«

Und so schwärmt der Verfasser fort und Gotterbarmt über den jetzigen
Unglauben an Geistererscheinungen. Heißt dies nicht die vorige
Dunkelheit wieder hervorrufen?

Die ganze obige lange Erzählung ist ein Märchen, wie so viele andere,
wo Geister in gewissen Häusern spuken sollen und die Betrogenen die
Absicht des Betrügers selten finden. Ein furchtsamer Mensch bleibt in
keinem Hause, wo es spuken soll, und verkauft es lieber unterm Preis.
Alle sogenannten Spukereien entstanden, wenn man =genau= untersuchte,
entweder aus natürlichen Ursachen, oder waren =Betrug=. – _Dr._ Jung
sagt ja selbst, der Geist habe sich vor dem Gesellen, weil er so
muthig gewesen, =gefürchtet=. Dieser, als er noch nichts von dem Geiste
erfahren hatte, dachte sich beim Gepolter Katzen, Ratten und Mäuse;
aber wie er von dem Sackträger hörte, gab ihm seine Einbildungskraft
eine andere Richtung und er hörte mehr.

Es wäre hier unnütz, das ganze Märchen zu zergliedern, das jeder
Vernünftige erkennt und in die Spinnstuben und Herbergen gehört.




=Das Glockengeläute.=


_Baxter_ in seinem historischen _Discours_ von Erscheinungen und Hexen
erzählt unter andern Albernheiten auch folgende:

Bei Herrn =Harlakenden= in Essex, in der Priorie, welches Haus vormals
dem Grafen von Oxford gehörte, stand neben dem Hause ein gewölbtes
Begräbniß, über welchem eine Kammer war. In dieser schliefen zwei
seiner Diener, der Schenk Robert Crow, und William sein Kutscher.
Bei diesen ließ sich alle Morgen um zwei Uhr der Klang eines
=Glockengeläutes= hören. Da sie nun dieses bekräftigten, legte sich
am Abend der Herr zwischen seine Diener schlafen, um seine Neugierde
zu befriedigen. Als es zwei Uhr schlug, ließ sich =der gewöhnliche
Klang einer großen Glocke=, die geläutet wurde, vernehmen, welches ihn
so in Furcht und Schweiß setzte, daß er seine Diener stieß, welche
erwachend sagten: Hört, der Henker hat einmal sein Spiel! – Dieses
brachte ihn wieder zu sich selbst, da er sie reden hörte. – Bei einer
besondern Gelegenheit brachte Herr Thomas Shepherd nebst einigen
andern Kirchendienern und frommen Leuten eine Nacht im Gebet daselbst
zu, indem er einige Absicht auf den Ort hatte, und Gott diente, um den
Teufel zu vertreiben. Und von dieser Zeit an wurde niemals wiederum
dergleichen Getöse in der Kammer gehört. – Der Herr Urian muß großen
Respekt vor Herrn Shepherd gehabt haben, sogleich abzuziehen. Seltsam
ist es, daß nur die Diener, und zwar nur in ihrer Kammer das Geläute
hörten.

Eine ganz gewöhnliche Gespenster-Geschichte!




Zwei Gespenster-Geschichten.


I.

Die Stuttgarter Zeitung vom 26. August 1783 erzählt folgendes. Kaiser
Joseph soll auf seiner letzten Reise in Siebenbürgen einen Ort
angetroffen haben, wo man sehr vieles von fürchterlichen Gespenstern,
die unweit davon eine große Strecke Gebirges unzugangbar machten, mit
viel Glaubwürdigkeit erzählte. In Begleitung des Ortsrichters reisten
Se. Majestät dahin, und der General Graf Kolloredo erbat sich die
Ehre, voraus zu steigen und den Augenschein vom Gespenste einnehmen
zu dürfen, um Sr. Majestät nicht etwa der Gefahr der Hinterlist
auszusetzen. Wirklich kam dieser mit der Nachricht zurück, daß er auf
dem vom Richter angezeigten Plätzchen einen altfränkischen Ritter
gesehen habe, der ihm sehr ernsthaft und bedeutend mit der Hand das
Zeichen gab, sich zurückzuziehen. – So was muß ich doch selbst sehen,
rief der Monarch, und ging hastig mit seiner geringen Begleitung dahin.
Der Ritter winkte freilich wieder zum Abzuge; allein der Monarch
war festen Schrittes so lange vorgerückt, bis man einander verstehen
konnte, und nun sagte er: »Ich bin Kaiser Joseph! Wer seid Ihr?« Auf
den Knieen und mit herabgenommenem Visir antwortete der Ritter: Ich
bin ein Räuber, Ew. Majestät! – »Was macht Ihr hier?« – Mich trifft
heute die Vorwache. – »Wie viel sind Euer?« – Beinahe gegen 300 Mann.
– »Und warum arbeitet und dienet Ihr nicht lieber, als daß Ihr so ein
Schandleben führet?« – Wir sind lauter Unglückliche, Ew. Majestät! die
größtenteils gut erzogen wurden, und nachher so ins Elend sanken, daß
uns nichts mehr übrig war, als Hungers zu sterben oder zu stehlen.
Wir morden Niemanden, und rauben bloß so viel, als wir zum Unterhalte
nöthig haben, freuten uns auch schon lange Zeit, Ew. Majestät im
Türkenkrieg zu dienen. – »Ich will Euch ohne Krieg Brod geben!«
versetzte der Kaiser, und hiermit verließ er getrost den Kerl.


II.

Der oben erwähnte _Dr._ =Jung= erzählt folgende
Erscheinungs-Geschichte, die ihm von einem sehr frommen Prediger
zugeschickt worden. Der Verfasser spricht folgendermaßen:

Hier erfolgt die getreue Abschrift seines mir anvertrauten Aufsatzes:

  =Copia eines mir auf meine oft wiederholte Bitte überreichten
  Aufsatzes, den ich nach dieser genommenen Abschrift für den Herrn
  Hofrath Jung bestimmt, vernichten werde, damit er nicht nach meinem
  Tode gemißbraucht werde.=

Ich hatte (so schreibt die Frau Pastorin _N. N._) nach meiner
Verheirathung 1799 eine mir unerklärbare Erscheinung; eine angenehme,
und eine unangenehme; die Erste bestand darinnen: Es erschien mir am
2ten Dezember desselben Jahres, als ich mich bei meinem Nacht-Tischchen
mit weiblicher Arbeit beschäftigte, eine kleine menschliche Figur,
gleich einem freundlichen Kinde, mit einem weißen Talar bekleidet; ich
wollte es anfassen, aber es verschwand. Nach einiger Zeit erschien mir
diese nämliche Gestalt wieder, und ich wagte es zu fragen, wer sie sei?
Die Antwort war: Ich bin als ein Kind gestorben.

=Ich=: Wie heißest Du? =Antwort=: Nenne mich Immanuel! – Von nun an
erschien mir dieses Wesen öfters, fast täglich, des Morgens um 7,
Mittags um 12 und Abends um 6 Uhr. Bald steht es neben mir, bald
schwebt es im Zimmer in der Höhe, macht Schritte und körperliche
Bewegungen.

Einmal erschien es mir auf einer Reise, mehrere Meilen weit von meinem
Wohnort, und da eben der Wagen in Gefahr war, umzufallen, hielt es
denselben mit Kraft. Ein andermal, da ich eben einen Besuch bei einer
herrschaftlichen Kammerjungfer machte, ließ sich dies Wesen auch
daselbst sehen. Es kommt, wenn auch andere Menschen um und bei mir
sind, und redet mit mir vor gewöhnlich in seiner eignen Sprache, die
ich, zu meiner eigenen Verwunderung, bald verstehen und nachsprechen
lernte. Es entdeckte mir zuweilen zukünftige Dinge, z. E.: der Freund
von Dir wird bald sterben – Deine Mutter ist krank; heute kommt der ***
zum Besuch zu Dir; deiner guten Herrschaft ist nicht wohl u. dergl.
Es läßt seine Gegenwart in der Nacht auch im Finstern merken, daß ich
geweckt oder am Einschlafen gehindert werde. Ich bat diesen Immanuel
dringend, sich doch auch von meinem Manne sehen zu lassen; aber er
weigerte sich dessen und antwortete: das wäre nicht gut und er – mein
Mann – würde darüber die Welt verlassen. Ich fragte: warum =ich= ihn
nur sehen könnte und dürfte? Die Antwort war: wenig Menschen sind dazu
bestimmt, so etwas zu sehen.

Mehr als Einmal sah ich unsern Kirchhof voller menschlichen Figuren,
die ein Freudenfest feierten, als das Fest der Geburt unsers Heilandes,
den Charfreitag, und im Herbst eine Stunde, wo mich Immanuel hieß
auf die Knie fallen und auf mein Angesicht legen. Die Sprache des
Immanuels, so wie auch der lobpreisenden Figuren, war so sanft, daß
ich nicht im Stande bin, es zu schildern. Auf Erlaubniß des kleinen
Immanuels rufte ich in einer dieser feierlichen Stunden meinen Mann;
allein dieser sah weiter nichts, als einen grünen Platz und den
Kirchhof =illuminirt=.

So weit von dieser Erscheinung die Verfasserin. Ich füge noch hinzu:

1) Die Besuche dieses Wesens, das sich Immanuel nennen läßt, dauern
Jahr aus Jahr ein fort. Fast täglich ist’s auf ein Mal da, und nach
einem kurzen Aufenthalt wieder verschwunden. Einst kam’s, da ich
Mittags zugegen war. Die Frau Pastorin gab mir von dessen Gegenwart
einen Wink, allein ich sahe nichts, bemerkte aber am Tisch, an dem wir
aßen, ein Wackeln, das ich keiner sichtbaren Kraft zuschreiben konnte.
Auf meine Frage, woher diese Bewegung rühre? antwortete die Frau
Pastorin mit abgebrochenen leisen Worten: Vom ***, er ist unter ***.

2) Zwei Kinder dieser Hausmutter sehen und bemerken auch diese
Figur; der sechsjährige Sohn sieht sie an der Wand und =Stubendecke=
hinaufsteigen und hin und her wandeln, und das kleine Kind auf seiner
Mutter Armen lacht über diese kindliche Figur und greift nach ihr.

3) Von der Sprache, in welcher Immanuel mit dieser Frau und umgekehrt
spricht, habe ich mir einige Redensarten sagen, und mit lateinischen
Buchstaben niederschreiben lassen, aber ich vermisse den Zettel. Wie
weit es damit geht, und wie viel beide Theile in der Sprache sich
ausdrücken können, weiß ich nicht.

Nun erzählt die Frau Pastorin weiter:

Die andere Erscheinung hatte ich 1800 am 15ten Juni, Samstags
Vormittags unter der Kirche, indem ich mich wusch: Es klopfte Jemand an
meine Stubenthür, und sogleich öffnete sich die Thür, und es trat eine
schwarze Figur, eine Manns-Person, herein, wie ein Pfarrer gekleidet,
einen Hut unter dem Arm, sein eigenes Haar tragend, einen Kragen um den
Hals, nach alter Art, mit vielen Falten, ging auf mein schlafendes Kind
zu, und betrachtete dieses. Ich lief erschrocken zur Stube heraus, und
jener ging zu einer andern Thür zurück, und warf diese dermaßen zu, daß
die Klinke weit wegflog.

Nach fünf Jahren, nämlich 1805, auch im Juni, Sonnabends Nachmittags
in der dritten Stunde, spielte Jemand mit der Stubenthür, und machte
sie immer auf und zu. Ich denke, es ist mein Mann, da ich etwas vom
schwarzen Kleide bemerkte, und rufe, komme doch herein! und siehe, der
schwarze Pfarrer trat herein, ich sprang erschrocken davon; jener warf
einen Stuhl mir nach, daß meine Ferse verwundet wurde. Ich rief meinen
Mann, ging mit ihm in die Stube, fand den Stuhl noch liegen, aber sonst
Niemand. So weit die Frau Pastorin.

Mir erzählte die Frau Pastorin noch einige Anekdoten, die ich der Kürze
wegen übergehe u. s. w.

                                                        *******
                                                    Pfarrer zu *****
                                                 den 21ten August 1807.

Herr _Dr._ =Jung= glaubt dieses Märchen, denn er sagt unter andern:
Diese Erzählung enthält verschiedenes, das uns merkwürdige Aufschlüsse
über das Geisterreich giebt; daß es keine leere =Vision= sei, was
die Frau Pfarrerin sieht, =sondern daß sie wirklich Wesen aus dem
Geister-Reiche sahe, ist daher gewiß, weil auch die Kinder den kleinen
Engel bemerkten. Bei diesen, und besonders bei dem, das sie noch auf
den Armen trägt, findet keine Täuschung Statt=. Auch das Wegspringen
der Klinke, die Verwundung der Ferse, und der noch daliegende Stuhl,
sind =Beweise= für das =wirkliche Dasein= des unglücklichen Geistes
eines ehemaligen Pfarrers. Bei der äußerst merkwürdigen Feier auf dem
Kirchhofe sahe der Herr Pastor nichts, als den Kirchhof illuminirt.
Ich bedaure, daß ich nicht weiß, ob Menschen den Kirchhof erleuchtet
hatten, oder ob das Licht wirklich von Geistern herrührte? Auf diesen
Punkt kommt vieles an: =denn wenn der Pfarrer auch das Licht sahe,
so ist auch dieses keine leere Vision, sondern die Feier hat ihre
Richtigkeit=. Also feiern auch die abgeschiedenen Seelen die Feste
ihres Erlösers und Seligmachers im =Hades=. –

Kann wohl ein vernünftiger Mann in unserm aufgeklärten neunzehnten
Jahrhundert etwas Tolleres schreiben!

Wenn kein =Betrug= dabei Statt gefunden haben mag, da so viele
Nebenumstände mangeln, so ist die nervenschwache Frau Pastorin mit
ihrer Vision blos zu bedauern. Man beleuchte nur Folgendes:

Warum verschwand der Geist, wenn sie ihn anfassen wollte? – Weil ihre
Imagination aufhörte, als sie körperliche Bewegung machte.

Ihr Mann sah ihn nicht, aber die Kinder sahen ihn an den Wänden und der
Decke herumspazieren. – Was sehen die Kinder nicht alles! denen man
alles weiß machen kann. Wie oft lachen und weinen die kleinen Kinder
plötzlich, und man weiß nicht warum?

Aber die eigene Sprache des Geistes! – Wenn der Zettel verloren
gegangen war, warum wurde nicht von der Frau Pastorin ein zweiter
geschrieben, denn dieses gab doch einen gewissen Aufschluß. Aber das
Wackeln des Tisches? – Frau Pastorin wird aus Begeisterung an den Tisch
gestoßen haben.

Was war denn der Zweck des Geistes? – Wir wissen es nicht!

In das Irrenhaus mit solchen Geistersehern!

So ist es auch mit dem schwarzen Geiste; die Frau Pastorin hatte
an einem nicht genug, und im Schreck fällt sie über den Stuhl, der
freilich liegen bleibt.

Aber daß die Verstorbenen auf ihren Gräbern =heilige Feste feiern=,
und =Illumination anstellen=, welches Herr _Dr._ Jung glaubt, weil
die abgeschiedenen Seelen zuweilen sich mit ihrem =Auferstehungskeim=
überkleideten, und so mehr der Sinnenwelt sich näherten. – Dies geht
über alle menschlichen Begriffe!

So ist das ganze Buch voll, und Herr _Dr._ =Jung= sagt noch: Es ist
fester Grundsatz bei mir, hier keine Geschichte aufzunehmen, von deren
Gewißheit ich keine Beweise habe; sonst könnte ich Beispiele anführen,
daß beherzte Leute sich schwarzen gefährlichen Geistern genähert haben,
sogar durch sie hingegangen sind, welches ihnen aber sehr schädlich
gewesen, indem Geschwüre auf der Haut ausgefahren, und sie sehr krank
geworden sind.

=Geistige Geschwüre= erhält auch der Leser, wenn er durch den
=schwarzen Geist seines Buches= geht!!!




=Die Necromantisten.=


Herr L. =Fischer= erzählt in seinem Buche »Vom Aberglauben,« Leipzig
1791, Bd. I., S. 319.) nachfolgende Geschichte:

Wir gingen des Abends nach der Wohnung der Necromantisten, weil sie
ihre Kunst nirgends anders, als in ihrem Hause spielen wollten. – Sie
versprachen unser Begehren zu erfüllen, wenn wir bis Mitternacht warten
wollten. Unterdeß suchten sie uns den Kopf mit Gespensterhistorien und
dergleichen anzufüllen, und fragten endlich: ob wir furchtsam wären?
Es schlug eilf Uhr, und man machte Anstalten, den Geist herauf zu
fordern; uns wurden Stühle zum Sitzen gegeben. Der Eine ging in die
gerade über stehende Kammer, worin es ganz finster war, und warf die
Thür gleich hinter sich zu. Dann fragte mich der Andere ganz leise:
wen er jetzt herauf fordern sollte? – es müßte aber ein Todter sein.
Den Aristoteles, antwortete ich. – Dann forderte er von meinem Freunde
den Degen, holte das Zaubergeräth, breitete ein Todtentuch auf die
Erde und setzte darauf einen mit schwarzem Tuch überzogenen Tisch, auf
welchen er einen gräßlichen Todtenkopf legte. Neben ihm standen zwei
Lichter, von denen er nachher behauptete, daß sie aus Menschenfett
gezogen worden. Zu seiner Rechten lagen zauberische, mit wunderlichen
Charakteren bezeichnete Bücher, darin er aufschlug, und uns winkte,
daß Keiner ein Wort reden sollte. Darauf ergriff er den entblößten
Degen, haute drei Mal um sich und machte einen Kreis, der bis an die
Thür der Kammer ging. Endlich bildete er theils in der Luft, theils
auf der Erde allerlei seltsame Figuren, verdrehte die Augen, schäumte
mit dem Munde, wieß die Zähne u. s. w. Dann wurde er ruhiger und stieß
im brüllenden Tone die Worte aus: Satan, ich beschwöre dich im Namen
Beelzebubs und der ganzen Hölle, daß du dich jetzo in einer lebendigen
und sichtbaren Gestalt zeigst! – Dann verdrehte er wieder die Augen,
ward blaß und schlug sich drei Mal stark an die Brust. Hier sprang
eine schreckliche, aber abgerichtete Schlange aus dem Busen, wand
sich um den Todtenkopf, und wollte schon auf uns los, als sie der
Zauberer ergriff, und bald war sie weg. Der Zauberer fluchte auf den
Todtenkopf, als ob er die Schlange verschlungen hätte, und wir sahen
Blutstropfen aus seinen Augenhöhlen fließen. Nun wendete der Zauberer
sich nach der Thür der Kammer, in welcher ein fürchterliches Geräusch
entstand, schlug mit der Spitze des Degens Einmal an, trat wieder
zurück und hieb mit dem Degen um sich, trat abermals an die Thür,
schlug stillschweigend 17 Mal an, sprang aber wieder in den Kreis und
fing an zu zittern, hieb etliche Mal wie rasend um sich, ging wieder
ganz leise an die Thür der Kammer, wo er 9 Mal anklopfte. Er nahm
hierauf sein Zauberbuch, machte allerhand wunderliche Charaktere auf
den Tisch, schlug 18 Mal, dann 19 und 14 Mal an und rief: Satan, ich
beschwöre dich, daß du mir den Todten herauf bringst. Dann sprang er
eilends auf und rief den Geist durch 19, 5, 11, 5, und endlich durch
18 Schläge. Nach Endigung dessen rief er mit fürchterlicher Stimme:
Satan, ich beschwöre dich zum dritten und letzten Mal, daß du mir den
Todten heraufbringst. Darauf entstand ein heftiges Gepolter in der
Kammer, aus welcher der andere Necromantist hervorsprang, der Länge
nach auf die Erde fiel und ausrief, daß er den Geist des Aristoteles
gesehen. Ich wollte selbst in die Kammer gehen; sie aber verweigerten
es, weil ich mich zu sehr erschrecken möchte. Endlich ließen sie es
geschehen. Himmel, was sah ich! Einen alten, abgelebten Mann mit einem
grauen Barte, eingefallenem Gesichte und einem langen Todtenhemde
umkleidet, der die Augen zu bewegen schien, bald still stehen blieb,
bald sich bewegte, als ob es auf mich zuwollte. Ich entsetzte mich,
wich zurück, gab den Todten-Beschwörern, und wir gingen nach Hause.
– Es machte mich die ganze Nacht hindurch unruhig; ich überdachte
alles, und endlich fiel mir ein, daß ich an dem Gespenst eine Perücke
gesehen hatte, die Aristoteles doch nicht kann getragen haben, weil
die Erfindung noch nicht gar alt ist, und glaubte nun noch weniger,
daß es der Geist des Aristoteles gewesen sein könne. Um in meiner
Ueberzeugung gewisser zu werden, ließ ich mir des andern Tages den
Cicero fordern. Alle Ceremonien waren so wie am vorigen Tage, aber die
Verschiedenheit der Schläge entdeckte mir das Räthsel. Erst schlug er
3, dann 9 Mal u. s. w. an die Thür, weil C der dritte, I der neunte
Buchstab des Alphabets ist. So hatte der Beschwörer auch vorher dem
in der Kammer Steckenden den Namen des Aristoteles gesagt: erst 1 Mal,
dann 17 Mal u. s. f. angeschlagen, weil A der erste, R der siebenzehnte
Buchstab des Alphabets ist. Ich lief nach der Kammer; aber wie sehr
mußte ich erschrecken, als ich ein Gespenst vor mir stehen sah, das den
Kopf unterm Arm hatte. Zum Glück entdeckte ich die magische Laterne,
die hinter einem Schirm versteckt war. Nun griff ich auch nach dem
Todtenkopf und sah eine Schweinsblase mit Blut darin, welche es langsam
aus den Augenhöhlen herausträufeln ließ. Die Necromantisten baten
mich sehr, sie nicht zu verrathen, und ich erfuhr nachher, daß sie
verlaufene Barbiergesellen wären.




Schwedenborg’s Betrügerei.


Dieser zu seiner Zeit (geboren 1688, gestorben zu London 1772)
seltsame, bewunderte und nicht zu enträthselnde Mann erhielt einst
von der Königin von Schweden, Luise Ulrike, den Auftrag, ihren schon
damals verstorbenen Bruder, den Prinz von Preußen, zu fragen: warum er
ihr auf einen gewissen Brief nicht geantwortet habe? Nach 24 Stunden
hinterbrachte Schwedenborg der Königin die Antwort des Prinzen, daß
sie, die völlig überzeugt war, Niemand kenne den Inhalt des Briefes,
als sie und ihr verstorbener Bruder, in die größte Bestürzung gerieth
und Schwedenborg’s Wunderkraft anerkannte. – Allein nachher erklärte
Graf F... die Sache.

Von der im Jahre 1756 beabsichtigten Revolution in Schweden war die
Königin als eine der Haupturheberin angesehen. In dieser bedenklichen
Lage schreibt sie an ihren Bruder, den Prinz von Preußen, um sich Rath
und Hilfe bei ihm zu erbitten. Die Königin erhielt keine Antwort, und
da der Prinz bald nachher starb, so erfuhr sie nie, warum er nicht
geantwortet hatte; daher trug sie Schwedenborg auf, seinen Geist zu
fragen. Eben als er diesen Auftrag empfing, waren die Reichsräthe, die
Grafen F... und H... zugegen. Letzterer, der den Brief unterschlagen
hatte, wußte so gut als der Erste, warum keine Antwort erfolgt war;
denn Beide hatten beschlossen, Schwedenborg zu gebrauchen, der Königin
ihre Meinung über Etwas zu sagen, was sie ihr fühlbar zu machen
wünschten. Sie gingen daher des Nachts zu dem Geisterbanner und legten
ihm die Worte in den Mund, die er sagen sollte. Schwedenborg froh, in
Ermangelung übernatürlicher Einflüsterungen, diese zu erhalten, eilte
des andern Tages zur Königin und sagte ihr: der Geist des Prinzen
sei ihm erschienen und habe ihm aufgetragen, ihr zu sagen, er hätte
darum nicht geantwortet, weil er das Betragen seiner Schwester zu sehr
gemißbilliget, da sie vor Gott schuld an dem, ihrer unvorsichtigen
Staatsklugheit und ihres Ehrgeizes wegen vergossenen Blute wäre und
dafür büßen müsse. Er bäte sie daher, sich nie wieder in Staatshändel
zu mischen, der Regierung sich nicht anzumaßen und keine Unruhe zu
stiften, wovon sie über kurz oder lang das Opfer sein würde.

Solche Auflösungen haben alle Wundergeschichten, die aber der Herr
_Dr._ Jung unumstößlich für wahr annimmt und Alles von Schwedenborg
glaubt. Die Auflösung hat er entweder weggelassen, oder nicht gehabt.




=Die Hexe.=


=Remigius=[29] in seiner =Dämonolatrie= erzählt folgendes Faktum aus
Inquisitions-Akten:

[29] Er war Hexenrichter in Lothringen, und bekannte, daß er in
sechszehn Jahren achthundert Hexen zum Tode verdammt habe.

Im Jahr 1526 bemerkte ein Bauer unweit Rom, daß seine Frau heimlich aus
dem Bette stieg, sich mit einer Salbe anstrich, und darauf vor seinen
Augen verschwand. Tags darauf setzte er ihr mit Drohungen und guten
Worten so lange zu, bis sie alles gestand. Der Mann verzieh ihr unter
der Bedingung, daß sie ihn das nächste Mal mit zum Hexentanz nehmen
sollte. Dieß geschah. Als sie an Ort und Stelle angekommen waren, bat
die Frau den Mann, ein wenig bei Seite zu gehen, bis die Versammlung
dem Fürsten des Festes ihre Aufwartung würde gemacht haben. Der Teufel
war, wie der Bauer sah, im prächtigen Anzug. Jetzt begann der Tanz.
Der Bauer bemerkte, daß sich die Gesellschaft mit angefaßten Händen
in runden Kreisen herum drehte, und dabei immer das Gesicht auswärts
gekehrt. Dem erstaunten Bauer ward von seiner Frau beim Fürsten Lucifer
ein gutes Wort verliehen; er machte ihm sein Kompliment, und hatte
die Ehre, mit zur Tafel gezogen zu werden. Da die Speisen =ohne Salz=
aufgetragen wurden, foderte er ungestüm Salz, welches ihm auch endlich
gereicht wurde.

Gott sei Dank, daß einmal Salz da ist! sprach er, – und weg sind
Teufel, Zauberer, Hexen und seine Ehehälfte und Alles. Er sieht sich
ganz allein im Finstern, an einem ihm unbekannten Orte, in bloßem
Hemde, vor Frost und Kälte zitternd. Es wird endlich Tag. Er sieht
einen Hirten im Felde und fragt: wo er in aller Welt hier sei? In der
Grafschaft Benevent, ist die Antwort. Er muß sich Kleider und Brod
betteln, um wieder heim zu kommen. Sein erster Gang ist aber sogleich
zum Richter. Die Frau wird auf der Stelle eingezogen, gefoltert, zum
Bekenntniß gebracht und lebendig verbrannt.

Noch ein Beispiel, welches Remigius erzählt.

Eine vornehme Dame zu Lion war zuerst lange Zeit ihrem Manne ungetreu,
und zuletzt auch ihrem Liebhaber. Dieser beschloß zugleich für sich und
den hintergangenen Mann eine schreckliche Rache zu nehmen. Er fuhr ihr,
da er wußte, wo ihre Hexensalbe stand, einmal zum Tanze nach, sah hier
Alles, machte die Anzeige davon, und die vornehme Dame ward eingezogen,
gefoltert, zum Bekenntniß gebracht und – lebendig verbrannt.

Diese beiden Beispiele sind doch wohl natürlich zu erklären, und daß
weder der Bauer, noch dieser Liebhaber zum Hexentanze gewesen waren,
sondern blos ihre =Rache= ausübten.

In Italien wurden in 150 Jahren über 30,000 Hexen verbrannt, wie ein
Inquisitor in Sicilien, _Ludovico a Parama_, bezeuget.




=Hexen-Prozeß.=


=Frommann= in seinem dritten Buche von der Bezauberung erzählt:

Ein teutscher Fürst lud zwei Geistliche zur Mittagsmahlzeit. Da sagte
dieser über Tafel zu dem Einen: Mein Pater! was meint Ihr, thun wir
auch recht, daß wir diejenigen Personen hängen lassen, die von zehn
oder zwölf Hexen angeklagt werden, daß diese bei ihren Zusammenkünften,
oder beim Sabbath erschienen wären? Ich glaube, wir werden vom Teufel
betrogen, und daß es kein sicherer Weg zur Wahrheit sei, dessen wir uns
bei dergleichen Anklagen bedienen, besonders da viele ansehnliche und
gelehrte Leute hier und da anfangen, dawider zu eifern. Saget mir daher
doch Eure Meinung.

Der Pater, voll Eifers für die Sache, gab zur Antwort: Was sollte uns
in dieser Sache zweifelhaft machen? Oder was sollte unsere Gewissen
rühren, da wir durch so viele Zeugnisse überwiesen sind? Kann man sich
einen Skrupel machen, als ob Gott zulassen werde, daß unschuldige
Personen also überführt würden? Ein Richter hat nicht Ursache, sich
über einer solchen Anzahl der Beschuldigungen zu bedenken, sondern mag
mit Sicherheit zufahren. –

Als nun der Fürst noch eine Zeit lang mit dem Pater _pro_ und _contra_
gestritten hatte, der Pater aber die Sache gänzlich zu vertheidigen
schien, beschloß der Fürst endlich den Streit mit diesen Worten: Es ist
mir leid, mein Pater, daß Ihr in einer Sache, die das Leben betrifft,
Euch selbst verurtheilt habt, und Ihr könnt Euch nicht beschweren, wenn
ich Euch in Verhaft nehmen lasse, denn mehr als funfzehn Hexen haben
ausgesagt, daß sie Euch auf ihren Zusammenkünften gesehen. Um Euch zu
zeigen, daß ich nicht scherze, will ich sogleich die betreffenden Akten
herbei bringen lassen, damit Ihr solche lesen möget.

Der Pater gerieth in Erstaunen, und konnte mit niedergeschlagenem
Gesichte, alle seiner Beredtsamkeit ungeachtet, nichts als Bestürzung
und Stillschweigen entgegen setzen.




=Der Hexenmeister.=


_Dr._ =Hauber= in seiner _Biblioth. magic._ XV. St. S. 215 erzählt:

Ein Mathematikus zu =Aix= in der Provence stellte im Jahr 1664 ein
Skelet in der Mitte des Zimmers zwischen dem Fenster und der Thür hin,
und gab ihm eine Zither in die Hände. Der Künstler setzte sich gegen
das Fenster, und fing an, wenn die Luft hell und rein war, auf seiner
Zither zu spielen, deren Saiten eben so gestimmt waren, wie jene,
die er dem Skelet angehängt hatte. Dieses wiederholte die Töne sehr
deutlich, und brachte die Anwesenden zum Staunen. Der Künstler aber
wurde von der Kammer _de la Tournelle_ als ein Zauberer angesehen, und
mit dem Skelete verbrannt!




=Die gerettete Hexe.=


Bei einem Hexen-Prozeß zu London im funfzehnten Jahrhundert trug sich
folgende Anekdote zu:

Die Hexen mußten gewöhnlich beschwören, daß sie =weinen= wollten, wenn
sie unschuldig wären. Eine solche aber stand, von der Folter zerrissen,
den Scheiterhaufen vor Augen, thränenlos und versteinert da. Sogleich
wandte sich der Priester gegen den Richter und rief: Ich versichere
Euch auf meine priesterliche Ehre, daß dieses Weib eine Hexe ist. –
Und ich versichere Euch auf meine richterliche Ehre, daß Ihr kein –
Hexenmeister seid, erwiederte der menschenfreundliche Richter, und
rettete die Unglückliche, von deren Unschuld er überzeugt war.




=Die Hexenwage.=


Bis in die Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts war zu =Oudewater= in
Holland der Gebrauch, Leute, welchen man Hexerei Schuld gab, auf der
großen Stadtwage wiegen zu lassen. In Gegenwart des Stadtschreibers
und der Gerichtsschöppen wurden sie bis aufs Hemde entkleidet; waren
es Weiber, so mußte die Hebamme dabei sein. Man zahlte dafür sechs
Gulden und zehn Sols, und erhielt ein gerichtliches Certifikat, worin
bescheinigt wurde: »Daß ihr Gewicht ihrem Wuchse gemäß, und nichts
Teuflisches an ihrem Körper befindlich sei.«




=Die Behexte.=


In der Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts wurde ein Mädchen in Sachsen
inquirirt, welche vorgab, daß sie nicht nur behext, sondern auch von
dem Teufel zu gewissen Zeiten geplagt würde. Der Chirurgus nahm ihr
wirklich, im Beisein der Gerichtspersonen, aus den Armen, Beinen,
und aus den Brüsten, Nadeln von verschiedener Art, Nägel, Haare,
Pelzflecke, Werg und alte Lumpen heraus. Sie selbst ward öfter im Bette
hoch in die Höhe geworfen, sie schäumte mit dem Munde, gab vor, daß sie
in dieser Zeit in fremden Landen gewesen sei und Wunderdinge gesehen
habe. Endlich gingen von ihr durch den Urin sogar eiserne Nägel und
andere seltsame Sachen. – Allein, als hernach eine strenge Commission
ernannt worden war, entdeckte sich der Betrug. Denn als eines Tages
der Chirurgus aus der schon gemachten Incision der Brüste wiederum
eine Menge krummer Nadeln =ohne Köpfe= heraus zu nehmen beschäftigt
war, sah ein Bedienter der Königlichen Commission mit zu. Dieser sagte
öffentlich, daß dieses nichts Wundersames sei, indem er eben dasselbe
an seinem Körper ohne den geringsten Schaden nachthun wolle. Man
brachte ihm darauf einige Nadeln, von welchen er die Köpfe abbiß, und
diese nach und nach an einen muskulösen Theil des Armes mit wenigem
Schmerz steckte. Die Patientin sah dies nicht ohne Entfärbung an,
und erschrak so, daß sie eine Zeit lang nicht sprechen konnte. Nach
einiger Zeit endlich sagte sie, daß sie alles entdecken wolle, wenn
man ihr eine leidliche Strafe zugestände. Als dieses die Commission
bewilligte, gestand sie aufrichtig, daß sie auf diese Weise die Nadeln
an sich gebracht habe, und nachdem die Incision geschehen, es ihr gar
leicht gewesen wäre, das aufgelegte Pflaster wegzunehmen, und in die
Wunden Nägel, Haare und Lumpen zu stecken. Das in die Höhe werfen im
Bette hätte sie durch Uebung auf einem Boden erlernt, und damit der
Betrug noch furchtbarer scheinen möge, habe sie jederzeit Kalk von den
Wänden abgekratzt und diesen in den Mund genommen, wodurch eine Art
Schaum entstanden wäre. Kurz, sie entdeckte alle ihre Betrügereien.
Als man sie aber nach der Ursache dieses Betruges fragte, entgegnete
sie: =daß sie durch solche ungewöhnliche Dinge hätte Mitleiden erregen,
Geschenke erhalten, und sich einen Namen – in den Zeitungen machen
wollen=!

Haben wir solche Beispiele nicht auch im neunzehnten Jahrhundert?




Bezauberung des Viehes.


Die Ursachen, warum Kühe oft keine Milch geben, und was man gewöhnlich
dem Bezaubern zuschreibt, ist mannigfaltig. Man weiß, daß die Kühe sich
selbst ausgesogen haben.

Bei Shrewsbury in England bemerkte eine Bauersfrau im Sommer des Jahres
1786, daß ihrer Kuh auf einmal die Milch ausblieb, ohne daß sie krank
zu sein schien. Sie gab nun auf die Kuh Acht, und wurde gewahr, daß
sie, wenn sie auf der Weide war, alle Tage um eine gewisse Zeit sich
in einem Winkel der Wiese begab. Die Frau schlich der Kuh nach und sah
mit großer Bestürzung, daß eine ziemlich große – Schlange der Kuh am
Euter hing und sie aussog. Die Frau rief ihren Mann dazu, welcher die
Schlange, als sie ausgesogen hatte, verfolgte und tödtete. Die Kuh ging
noch den übrigen Theil des Sommers hindurch alle Tage an den Ort und
brüllte, als ob sie sich nach der Schlange sehnte.

Da dieses nicht unwahrscheinlich ist, so läßt sich daraus schließen,
daß es den Kühen angenehmer ist, wenn ihre Euter ausgesogen werden,
als wenn man sie, oft plump genug, durch Streichen mit den Händen
auspreßt.




=Wind machen.=


I.

_=Olaeus Magnus=_ sagt, daß die alten Finnen und Isländer den Schiffern
Wind machen könnten – für’s Geld! Sie gäben ihnen nämlich drei Knoten,
mit dem Unterrichte, wenn sie den ersten auflösten, würden sie einen
gelinden Wind, lösten sie den zweiten Knoten, einen heftigeren, und
wenn sie den dritten löseten, würden sie Sturm haben.

Da die ganze Nordsee voller Klippen ist, so verändert sich der Wind
sehr, daß also die Lootsen schon darauf abgerichtet sind, daß wenn sie
ein Schiff landeinwärts bringen, alles genau kennen und lustig rufen:
Seid ruhig, wir haben den Wind ins Schnupftuch geknüpft!


II.

_=Dietmarus Blefkenius=_ in der Beschreibung Islands versichert, als er
aus Island mit einem portugiesische Schiffe abgereist sei, hätte ihm
ein Isländer ein Schnupftuch, worin er drei Knoten gebunden, gegeben,
mit der Erinnerung, wenn sie keinen Wind hätten, oder sonst stürmisches
Wetter, solle er einen Knoten nach dem andern öffnen. Als sie nun
ungefähr bis zum 20. September gefahren und schon Spanien im Gesichte
hatten, wurde plötzlich Windstille, welche drei Tage anhielt. Da dachte
er an sein Schnupftuch und löste einen Knoten auf, und bald darauf
bekamen sie guten Wind. Da er aber noch etwas schwach ging, löste er
den zweiten und dann den dritten, so daß sie in zwei Tagen in Lissabon
waren.

Sehr natürlich! denn nach einer Windstille erfolgt jedesmal Wind und
Sturm, und ohne die Zauberknoten würde alles auch so erfolgt sein.




=Hexenfahrt.=


Ein gewisser Amtmann zu Rockenhausen hatte schon viele Hexen verbrennen
lassen, und fing endlich an zu zweifeln, ob sie wirklich etwas
ausrichten könnten. Er ließ daher einige in eine Stube sperren und
blieb selbst bei ihnen. Sie legten sich auf das Lager und schliefen
ein. Als man sie endlich aufweckte, fuhren sie auf und sagten: Ei, Herr
Amtmann, wie waren wir doch so fröhlich! Nicht wahr, nun glaubt ihr’s,
daß etwas daran sei? Und als er sie daran erinnerte, wie sie nicht aus
der Stube gekommen wären, entgegneten sie: Nein! wie dürft Ihr das
sagen? War’t Ihr doch selbst bei uns auf der Wiese u. s. w. (Siehe
_Paulus Frisius_ im kurzen Bericht, den ganzen Handel von der Zauberei
belangend, _Cap._ 3)

Also =Träume= wurden für Wahrheiten ausgegeben. – Diese Tollheit gehört
ins Narrenhaus! Aber die Hexen hüteten sich wohl, es zu sagen, wenn sie
Schaden gethan haben sollten.




=Der gläubige Prediger.=


Die Magd eines Predigers in Thüringen machte jedesmal, wenn sie Brod
säuerte, einige Kreuze über den Teig. Der Prediger, der dieses sah,
verbot ihr solche abergläubische Dinge. Als die Magd aber, um ihr
Recht zu behaupten, das künftige Mal mit Fleiß den Sauerteig vergessen
hatte, wodurch das Brod unschmackhaft wurde, fragte der Herr sie um die
Ursache, da doch sonst das Brod immer gut gewesen sei.

Ich habe das Kreuz über den Teig nicht gemacht, antwortete die Magd. –
Sie hatten es mir ja verboten, weil es Aberglaube sei.

Ei! rief der Prediger ungeduldig, – mach’ künftig so viel Kreuze, als
Du willst, nur gieb mir schmackhaftes Brod.

Der =Betrug= ließ also den aufgeklärten Geistlichen, wenn auch nicht
daran glauben, doch den Aberglauben geschehen.




=Frei-Schützenkunst.=


Diejenigen, welche damit prahlen, daß sie Kugeln auf sich ohne
Verletzung schießen lassen, täuschen mit einem Kunststückchen.
Sie verfertigen nämlich Kugeln von dünnem Glas und füllen sie mit
Quecksilber, wodurch sie das Ansehen und die Schwere einer Bleikugel
erhalten. Wenn nun eine solche Kugel in ein Feuergewehr geladen wird,
zerstößt man sie mit dem Ladestocke, wodurch sie ihre Wirkung verliert.
Andere haben noch einen dünnen metallenen Lauf, welchen sie schnell in
die Pistole stecken und, wenn sie geladen, wieder herausziehen und den
geladenen Lauf in die Tasche praktiziren.

=J. L. Hartmann= in seinem neuen Teufels-Stücklein (Frankfurt 1678.)
erzählt unter Andern:

Einst erschien ein Jude bei dem Herzoge Albrecht zu Sachsen und
überreichte ihm einen Knopf mit seltsamen Charakteren und Zeichen,
welcher gegen Schuß, Stich und Hieb festmachen sollte.

Da will ich es zuerst mit Dir Juden versuchen, entgegnete der Herzog,
ließ ihn vor das Thor in das Feld führen, den magischen Knopf an den
Hals hängen, zog sein Schwert und – durchstach den armen Juden.




=Der Freischütz.=


In den »Unterredungen von dem Reiche der Geister, fünfte Unterredung,
Leipzig 1731.« wird Folgendes, aus gerichtlichen Acten gezogen, erzählt.

Im Jahre 1710 befand sich ein gewisser Schreiber, Namens Georg Schmidt,
18 Jahre alt, in einer gewissen Stadt Böhmens. Dieser hatte eine
vertrauliche Bekanntschaft mit einem Bergjäger derselben Herrschaft,
welcher nicht allein vielerlei Weidestückchen vortrefflich verstand,
sondern auch aus der Zaubertasche gut zu spielen wußte. Der Schreiber
war ein guter Schütze im Scheibenschießen, suchte aber dabei immer
seinen Vortheil und Gewinn. Deshalb ging er einst zu dem Jäger, um
sich bei demselben Raths zu erholen, welcher ihm auch behülflich zu
sein gelobte. Nur verlangte er von ihm, daß er den 30sten Juli, am
Abdous-Tage, in der Nacht mit ihm gehen möchte, um Kugeln zu gießen;
alsdann sollte er 63 Kugeln erhalten, von welchen 60 treffen würden,
wohin er zielen würde, drei Kugeln, welche aber nicht kennbar wären,
müßten nothwendig fehlen.

Der Schreiber, vom blinden Eifer, Geld zu gewinnen, eingenommen,
konnte kaum die Zeit erwarten. Man nahm Kohlen, Gieß-Kelle, Form und
was zu der Arbeit gehört, mit, und begab sich mit einbrechender Nacht
auf einen Kreuzweg, welcher eine Stunde weit gelegen war. So bald man
daselbst angekommen, machte der Jäger einen weiten Kreis mit seinem
Waidmesser, und setzte gewisse Charaktere rings umher, welche der
Schreiber aber nicht lesen konnte. Nachdem hieß der Jäger Letzteren
in den Kreis treten, sich nackend auszuziehen und Gott zu verleugnen.
Darauf befahl er ihm, daß er seine Kohlen und das Gießgeräthe vor sich
hinlegen, und wohl Acht geben sollte, daß er zwischen 11 und 12 Uhr
mit seinem Gusse fertig sei; denn wenn nach verflossener Zeit nur Eine
Kugel daran fehlte, so müßte er dem Satan eigen sein. Ferner ermahnte
er ihn, sich durch nichts stören zu lassen, was ihm auch zu Gesichte
käme, damit er sich nicht an der Arbeit hindern lasse.

Nachdem er ihm nun alles eingeschärft und befohlen, keinen Laut von
sich zu geben, so stellten sie sich Rücken an Rücken und erwarteten
die eilfte Stunde. – Kaum hatte die Glocke angefangen zu schlagen,
als die Kohlen von selbst zu glühen anfingen. Nun machten sie sich
ans Werk; doch kaum hatten sie einige Kugeln gegossen, da kam ein
altes Weib auf sie zu, welches mit hölzernen Kochlöffeln umhangen
war, einen großen Lärm damit machte, und sie fragte, ob sie nichts
von ihrer Waare gebrauchen könnten? – Sie aber fuhren stillschweigend
fort zu gießen, worauf das Weib verschwand; aber sogleich hörten
sie das Rollen einiger Wagen, welche auch gerade auf sie zufuhren,
und dann am Kreise über ihnen in der Luft zerstoben. Nachdem dieses
Phantom vorüber, erschien ein Trupp Reiter, welcher ebenfalls über
ihnen seinen Weg durch die Luft nahm. Jetzt erschien das wilde Heer,
mit Hörner-Klang, großem Geschrei und gehetztem Wilde, nebst Jägern
und Hunden, welches abermals den Weg über ihnen wegnahm. Zuletzt kam
einer auf einem schwarzen Pferde langsam vor den Kreis geritten, und
fragte sie, was ihr Begehren sei, daß sie diese Arbeit in seiner Gegend
vorgenommen hätten? – Da sie nun gleich mit dem Gießen fertig waren,
so gab der Jäger zur Antwort: Wir haben in Deinem Namen 63 Kugeln
gegossen, von welchen drei Deine sind, die übrigen aber sollst Du uns
geben! – Hierauf begehrte jener, sie sollten ihm die Gieß-Kelle nebst
den gegossenen Kugeln geben; allein der Jäger sagte zu ihm: Wir haben
sie in Deinem Namen gegossen, und weil die Zeit noch nicht um ist,
so bleiben sie unser. – Sogleich warf jener mit Zähneknirschen etwas
darauf, welches einen solchen penetranten Geruch von sich gab, daß
Beide ohnmächtig zu Boden sanken, und die Kugeln im Kreise herumfielen.
Bis zum Anbruch des Tages blieben sie liegen, wo sich der Jäger, der
solches schon gewohnt war, zuerst ermunterte, der Schreiber aber nicht
von der Stelle konnte. Der Jäger raffte hierauf die Kugeln zusammen,
und eilte in das nahe gelegene Dorf, wo er den Einwohnern meldete, daß
ein kranker Mensch am Wege liege; er selbst aber nahm die Flucht durch
das Salzburgsche Gebirge. –

Als der halbtodte Schreiber in die Stadt gebracht worden war, kam er
in gerichtliche Haft, wo er alles erzählte. Nach seiner gänzlichen
Wiedergenesung wurde gegen ihn der Criminal-Prozeß eingeleitet. Das
Urtheil brachte ihm das Schwert; allein wegen seiner Jugend und seiner
Bitten kam er mit sechsjähriger Zuchthausstrafe davon.

Zuerst haben wir hier den Stoff der schönen Oper von Weber: »Der
Freischütz;« – dann finden wir an der ganzen Sache eine Betrügerei, die
mit einem jungen, unerfahrenen Menschen leicht vorgenommen werden kann.
Da die =Nebenumstände= der Geschichte fehlen, so können wir auch den
=Betrug= nicht näher beleuchten.




=Die Wünschelruthe.=


Ein listiger Bergmann, der eine Wünschelruthe hatte, wurde mit einem
wohlhabenden Bauernburschen bekannt, und versicherte ihm, daß er durch
sie schon verschiedene Schätze entdeckt hätte. Sie gingen hierauf
an einen gewissen Ort, wo der Bergmann dem Bauernburschen die Ruthe
schlagen ließ, und darnach vorgab, daß schon in der nächsten Nacht um
12 Uhr der Schatz gehoben werden könnte, wenn sie nur so viel Geld
hätten, als zur Hebung des Schatzes nöthig sei. – Ich bin arm, sagte
der Bergmann, und diese meine Armuth ist eben die Ursache, warum ich
durch meine Wünschelruthe bis jetzt noch nicht reich geworden bin. Die
unterirdischen Geister werden den Schatz ohne Schwierigkeiten heben
lassen, so bald sie erkennen, daß ich funfzig Thaler in der Tasche
habe. Merken sie aber, daß ich weniger oder wohl gar nichts bei mir
führe, so werden sie ihn stets fortrücken, wenn man gleich glaubt, ihn
schon in Händen zu haben.

Nun empfing er das verlangte Geld, welches der Bauer sich erspart
hatte, es aber jetzt gern hergab, weil er dadurch mit einem Male reich
zu werden hoffte. Sie gingen hierauf wieder an den bestimmten Ort und
fingen um zwölf Uhr an zu graben. Die Erde war gefroren. Als sie etwas
hineingearbeitet hatten, fragte der Bergmann seine Ruthe, die ihm, wie
er vorgab, sagte, daß der Schatz nur noch einen Fuß tief stehe. Mit
aller Arglist eines geübten Betrügers gab er dem Bauer zu erkennen,
daß kein Ungeweihter zugegen sein dürfte, wenn der Schatz gehoben
würde. Dieser gehorchte zitternd dem Schatzgräber. – Allein der listige
Bergmann schlich sich mit den 50 Thalern davon und kam nicht wieder;
während der Bauer in ein hitziges Fieber fiel und starb.




=Die Wahrsagerin.=


Eine Rotte Zigeuner kam in die Nähe eines Städtchens, und die Weiber
weissagten den Leuten daselbst aus der Hand. Nach einigen Tagen zogen
sie jedoch wieder ab, aber ein weissagendes Weib verspätete sich. Sie
fragte daher auf dem Felde eine arbeitende Magd, die sich zuvor von ihr
hatte wahrsagen lassen, ob sie nicht wisse, welchen Weg die Zigeuner
genommen hätten.

Wenn Du mir die sechs Kreuzer wieder giebst, die ich Dir gestern
gegeben habe, so will ich Dir’s sagen, entgegnete die Magd. Du weißt
das nicht einmal, wo die Zigeuner so eben hingegangen sind, und Du
unterstandest Dich doch, meine entfernten Schicksale mir sagen zu
wollen!




=Der Kobold.=


In dem Hause eines Predigers spielte eine Magd den Kobold eine Zeit
lang. Es kam ihr zu Statten, daß die Frau im Hause leichtgläubig war
und der Prediger nicht weit sehen konnte. Einst besuchte ein anderer
Prediger diesen. Die Magd, die sich auf ihre Geschwindigkeit verließ,
wollte auch ihre Rolle spielen, und warf, wie Kobolde zu thun pflegen,
mit Steinen. Der fremde Prediger merkte sich die Gegend in der Stube,
woher die Steinchen kamen, und gab Acht auf die Magd, doch so, daß sie
es nicht merkte. Bald sah er, daß sie einen Stein aus der Tasche holte
und damit warf. Er bemerkte die geschwinde Handbewegung und den Wurf
des Steinchens. Er ging sogleich auf sie zu und redete sie hart an. Sie
kam bald außer Fassung, gestand ihren Betrug und der Kobold verschwand
ohne Gespensterbanner.




=Schatzgräberei.=


In der »Monatlichen Unterredung von dem Reiche der Geister« im VI.
Stück, S. 733 ff., wird Folgendes erzählt:

Zu Prag befand sich neben der alten St. Michaeliskirche in der Altstadt
ein altes Kloster, welches vorher das Hussiten-Rathhaus genannt wurde.
Einst kam zwischen zehn und eilf Uhr des Abends ein alter Bauer an die
Klosterpforte und läutete stark an der gewöhnlichen Glocke. Als man ihm
geöffnet und um sein Begehr gefragt, verlangte er den Vorsteher des
Klosters zu sprechen. Man that es, ob es gleich außer der Zeit war,
und brachte ihn zu dem Vorsteher. Diesem machte er bekannt, daß er mit
ihm in den Klosterkeller gehen sollte; jedoch müsse er vier vertraute
Personen mit sich nehmen und, nebst andern nöthigen Werkzeugen zum
Graben, auch einen starken Hammer herbeischaffen. Der Vorsteher, auf
einen Schatz gierig, nahm vier Vertraute und ging mit dem Bauer in den
Keller. Daselbst ging Letzterer an einen Ort, an welchen der Vorsteher
nicht gedacht hatte, und klopfte an die Mauer, daß ein Stück nach dem
andern nach und nach herabfiel, bis sich eine von Ziegelsteinen gebaute
Thür zeigte. Sogleich legten Alle Hand an und eröffneten die Thür ohne
große Mühe, worauf sie in ein rundes Gewölbe gelangten, in welchem sie
aber nichts fanden. Der Bauer beredete sie, in der Erde nachzugraben,
wo sie gewiß Etwas finden würden, und darauf verlor er sich aus dem
Gesichte.

Der Vorsteher mit seinen Vertrauten fingen nun an zu graben, stießen
auf etwas Hartes, das ihnen zu widerstehen schien, und nun glaubten sie
der Wahrheit des verschwundenen Bauers oder Geistes. Da sie aber den
harten Körper nicht allein aus der Erde bringen konnten, so wurden noch
einige Gehilfen herbeigeholt. Ehe diese ankamen, sah man eine =große
Schlange= aus der Erde hervorkriechen, welche sich zwischen ihnen in
der äußersten Oeffnung fortwälzte, ohne jemand Schaden zuzufügen. Da
die Gehilfen ankamen und wieder zu graben anfingen, brachten sie einen
=großen zinnernen Kasten=, in Gestalt eines =Sarges=, aus der Erde,
welchen sie sogleich hinauf ins Kloster schafften. Darauf gingen sie
wieder hinab, um weiter nachzusuchen, und fanden eine =eiserne Truhe=
mit drei großen Vorlegeschlössern verwahrt, welche sie zu dem Sarge
brachten und sich vergnügt zur Ruhe legten.

Am andern Morgen wurden nun durch einen Schlosser die beiden Kasten
geöffnet. In der Truhe fanden sie =schwarze Kohlen=, im Sarge ein
Todtengerippe, und in der Asche eine güldene Kette und einen güldenen
Ring mit einem Saphir. Das Gerippe nebst den Kohlen wurde in die Moldau
geworfen.

Die Kohlen waren von den unterirdischen Geistern verwandelt worden,
hieß es.

Ist das nicht eine natürliche Schatzgräberei?




Entdeckung der Geisterbeschwörer.


Noch zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, und besonders in den
Jahren 1819 bis 1822, fielen im Voigtlande, in dem Neustädter Kreise,
im Kreisamte Kahla etc. häufige Geisterbeschwörungen vor, wodurch die
Betrogenen an den Bettelstab geriethen, bis endlich die Obrigkeit
aufmerksam wurde und Untersuchungen hierüber anstellte. Unter
funfzehn Beispielen, von welchen die Criminalakten des Großherzoglich
Weimarischen Criminal-Gerichts zu Weida sprechen und deren
Betrugs-Entdeckung der Criminalgerichts-Assessor _Dr._ =Bischoff= 1824
in einem Werkchen »Die Geisterbeschwörer im neunzehnten Jahrhundert u.
s. w.« mitgetheilt hat, wollen wir nur einige, und zwar die kürzesten,
zur Warnung ebenfalls mittheilen.

Die Handelsfrau =Juliana Sophia= D..., geb. B..mann, in Schleiz war in
ihrer frühern Jugend auf dem sogenannten Schweinsberge bei S... geäfft
worden. Man hatte nämlich drei Mal nach ihr geworfen; aufgebracht
hierüber, schimpfte sie, und ein unsichtbares Wesen hatte ihr sodann
zugerufen: sie werde noch in ihrem 64sten Jahre hier glücklich sein.
– Dieser Vorfall war ihr in spätern Jahren oft ein Gegenstand des
Nachdenkens.

Sie hörte einst sagen: daß in dem Hause ihres Nachbars W... ein Schatz
liege, und daß auch auf dem Schweinsberge im dreißigjährigen Kriege
viel Geld vergraben worden sei. Durch diese Sage fühlte sie sich in die
Ueberzeugung versetzt, daß dieses Geld für sie bestimmt sei.

Der Nachbar W... hatte in der Person des sogenannten Steudel-Müllers
einen Mann gefunden, der Bekanntschaft mit Geisterbeschwörern hatte;
sie sprach mit ihm über den Vorfall auf dem Schweinsberge, und erhielt
das Versprechen, daß ihr zwei Männer zugeführt werden sollten, die
schon große Thaten verrichtet hätten.

Der Steudel-Müller hielt auch Wort. Er brachte =zwei katholische
Geistliche= in die Wohnung der D... Man beschloß, den =Stammgeist= zu
fragen: ob wirklich ein Schatz auf dem Schweinsberge läge, und ob er
der D... bestimmt sei? und ging Nachts 11 Uhr auf dieselbe Stelle, wo
man nach der D... geworfen hatte.

Einer der Geistlichen zog ein Licht aus der Tasche, zündete es an
und steckte es in die Erde. Dann ging er einige Mal um dieses Licht
herum und sprach unverständliche Worte. Kaum hatte er geendet, als
eine =glänzende Gestalt= sich zeigte und dem Beschwörer in einer sehr
vernehmlichen Sprache erzählte: es liege hier an mehreren Orten Geld,
es könne gehoben werden, man müsse aber bis zu dem nächsten Freitage
das siebente Buch Mosis herbei schaffen, welches 200 Rthlr. koste. Sei
der Schatz glücklich gehoben, so müßten 100 Rthlr. davon in die dortige
katholische Kapelle bezahlt werden.

Darauf betete der Geist einen Psalm und verschwand. Dann vernahm man im
Holze ein solches Heulen und Wehklagen, daß die D... nicht wußte, was
sie in der Angst ihres Herzens beginnen sollte.

Man trat den Rückweg an, und da erfuhr dann die D... von den
Geistlichen, daß die Wehklagen ein Werk der bösen Geister seien, welche
sich grämten und ärgerten, daß die Schätze verrathen worden wären.

Die D... zahlte hierauf 100 Rthlr. zur Beischaffung des siebenten Buch
Mosis, und der Steudel-Müller versprach, die noch fehlenden 100 Rthlr.
dazu zu legen. – Leider haben aber die Geistlichen das Buch nicht
gebracht, und die D... ist, getäuscht in ihren Erwartungen, verstorben!

Die Theilnehmer an dieser Betrügerei waren sechs Personen, nämlich:

  1) der Steudel-Müller,
  2) ein Sattler,   }
  3) ein Schlosser, } aus Auma,
  4) ein Scribent,  }
  5) ein Weib,      }
  6) ein Landstreicher, Namens Klopfer.

Zwei von ihnen stellten die katholischen Geistlichen vor. Bei der
Beschwörung richteten indeß die im Gebüsch versteckten, der Sattler und
der Scribent, die Geistermaschine[30] vor, welche das Weib regierte und
die Fragen beantwortete, alsdann mit den Beiden das Wehklagen erhob
und sie sich endlich entfernten. – Die 100 Thaler theilten natürlich
die Betrüger unter sich, und unterließen weitere Versuche, weil die
D... wenig Vermögen hatte.

[30] Sie ist eine Art Sack aus grober Leinwand, welche schwarz gefärbt
ist. Vorn darauf ist eine magische Figur gemalt; der Sack hat oben und
unten Reife, und inwendig brennen einige Lichter, welche die Figur
erleuchten, und ein magisches Licht über den Kreis verbreiten. Werden
die Lichter ausgelöscht, so ist die Figur verschwunden.




=Ein zweites Beispiel.=


Der Bauer Joh. Georg H... in Gr...schen arbeitete gegen Johannis 1802
auf seinen Feldern, als ein ältlicher Mann aus ihn zukam und ihm
einen Brief überreichte. H... erbrach das Siegel, las und staunte. Es
wurde ihm von den Obern eines genannten Klosters gemeldet: »Daß in
einem seiner Holzgrundstücke ein großer Schatz liege; daß ein Mönch
abgesendet worden sei, ihn zu heben, und daß die eine Hälfte dem H...,
die andere Hälfte aber dem Kloster gehöre.«

Nachdem H... den Brief gelesen hatte, so erklärte der Ueberbringer: Der
Mönch sei schon unterweges, H... möge ihm doch entgegen gehen und ihm
sein Holzgrundstück zeigen.

Die nahe Aussicht auf ein unerwartetes Glück machte einen so tiefen
Eindruck auf H..., daß er sogleich den Spaten wegwarf, seinen Acker
verließ und schnellen Schrittes auf dem Wege forteilte, den, nach der
Angabe des Alten, der Mönch eingeschlagen hatte.

Er traf den Wundermann, führte ihn in das bezeichnete Holzgrundstück,
wo auch der keuchende Alte eintrat.

Der Jesuit fand den Platz sehr bald, wo der Schatz vergraben lag,
und forderte den H... auf, ein =Nösel Schnaps= zu holen, womit die
Erde erweicht werden müßte. H... eilte in seine Wohnung, brachte das
geistige Erweichungsmittel und mußte sich nun abermals entfernen.

Der Alte begleitete ihn in seine Wohnung, und es dauerte nicht lange,
als auch der Mönch dort eintraf. Die Nacht darauf sollte der Schatz
gehoben werden! Als es eilf geschlagen hatte, betraten der Mönch, der
alte Mann und H... den Weg nach dem Holzgrundstücke.

Dort angelangt, zog der Mönch den magischen Kreis und sprach
unverständliche Worte. Es entstand ein =Geräusch=, veranlaßt durch
böse Geister. Der Mönch wieß diese zurück, und nun erschien eine =weiße
Gestalt= am Kreise, die es nicht unter ihrer Würde hielt, mit dem
Beschwörer zu sprechen.

»Der Schatz, so versicherte der Geist, bestehe aus 80,000 Rthlr., aus
einer großen silbernen Monstranz und aus den zwölf Aposteln, massiv von
Silber und in Lebensgröße. Er könne sehr leicht gehoben werden, wenn
der Beschwörer den Zwang der Erde herbeigeschafft haben werde.«

Der Mönch fragte, wo dieser Erdenzwang zu bekommen sei? und erhielt die
Antwort: »Morgen Mittag kommt eine Person in das Rathhaus zu O...feld,
welche das Buch besitzt.«

Der Geist wurde nun wieder abgedankt und der Rückweg in H...s Wohnung
angetreten. Schon unterweges klagte der Mönch, daß ihn das Kloster
nicht mit Geld versehen habe, obgleich es hätte wissen können, daß ohne
Instrument kein Schatz zu heben sei.

H... meinte jedoch, das habe gar nichts zu bedeuten, er sei schon im
Stande, Geld zu schaffen und habe gerade jetzt 200 Laubthaler liegen,
welche er dem Mönche zu beliebiger Disposition überlassen wolle. Der
Mönch dankte für das gefällige Anerbieten und forderte den H... auf,
morgen selbst mit nach O...feld zu gehen und auf jeden Fall die 200
Laubthaler mitzunehmen.

Das geschah. Man traf im Rathhause zu O...feld den beschriebenen Mann.
Der Mönch ließ sich in Unterhandlungen mit ihm ein, konnte ihn aber zur
Herausgabe des Buches nicht bewegen.

Der Fremde hatte Eile, bezahlte die Zeche und ging; worüber H... ganz
trostlos war, und den Mönch recht dringend bat, ihm nachzugehen.

Vor der Stadt wurde der Fremde eingeholt, nochmals bearbeitet und
endlich auch, nachdem H... die 200 Laubthaler aufgezählt hatte, zu
Herausgabe des Buches vermocht, welches H... in Empfang nahm.

Der Fremde entfernte sich mit dem Gelde, der ältliche Mann wurde
durch Kopfweh genöthigt, nach O...feld zurück zu gehen, um sich in
dortiger Apotheke Medizin reichen zu lassen, und nur der Mönch allein
begleitete den H... nach Gr...schen zurück. Unterwegs ging der Mönch
in ein Gebüsch, um ein gewisses Bedürfniß zu verrichten, aber H... hat
weder ihn, noch seinen Kameraden jemals wieder gesehen. –

An dieser Betrügerei hatten vier Personen Theil genommen. Sie hatten
nämlich erfahren, daß H... ein abergläubischer Mann sei, und beredeten
sich daher, ihm einen Betrug zu spielen. Der Eine brachte den Brief,
der Andere gab sich für einen Jesuiten aus, und =trank= den Branntwein,
den er zur Erweichung der Erde bestimmte; ein Dritter spielte den
Geist, und der Vierte verkaufte ein werthloses Buch, das er in einer
Auktion für einen Groschen erhalten hatte, für 200 Laubthaler, welche
die Betrüger unter sich verteilten.




=Fragmente=

                    über
  politisch-religiöse Sekten und Mystiker.




Ueber Sekten überhaupt.


Das Wort =Sekten= bezeichnet den Inbegriff von Personen, welche
einer und derselben Lehre und gleichen Grundsätzen zugethan sind.
Es giebt politische, philosophische und religiöse Sekten, aber auch
politisch-religiöse.

Die religiösen Sekten sind meistens auf Visionen und Ecstasen
gegründet, und beschäftigen sich mit Uebungen, denen oft die
Ueberspannung der Phantasie, oder die Täuschung der Sinne eine bald
mehr, bald weniger merkliche Richtung zu der Ungebundenheit giebt.
Mehrere dieser Sekten wurden sogar von =Weibern= gestiftet.

Heidnische und christliche Priester haben die Völker durch geheime
Ordenskünste in den Banden des Aberglaubens zu halten gesucht und
durch Vorspiegelung verborgener Kenntnisse, z. B. Geisterseherei,
Goldmacherkunst etc., verführt. Die geheime Schrift und Wissenschaft
der indischen und ägyptischen Priester – die Mysterien der Griechen
– der große Bund der Pythagoräer, der aber schon in dem Sinne früher
bestanden hatte – Alle diese hatten wahrscheinlich eine Aristokratie
für die Eingeweihten gegen die willkührliche Alleinherrschaft und die
Herrschaft des Volkes entgegen zu setzen gesucht.

Auch in unsern Zeiten gab es der geheimen Orden und Wissenschaften
mehrere; die Namen der Rosenkreuzer, Jesuiten und Illuminaten etc. sind
bekannt, und Magie, Theurgie und Magnetismus spukt noch allenthalben.




=Jesuiten.=


Aberglaube, Mönchstand und Fanatismus, Aufklärung, Philosophie und
Irreligion, Wissenschaften und böotische Dummheit finden wir in der
Hand des =Jesuitismus=, der durch alle Länder und Völker hindurch
läuft, im Finstern schleicht, alle Gestalten annimmt und mit einer
Uebermacht von Verstand und Bosheit ein Unterjochungssystem ausführt,
das nur der menschliche Geist erfinden kann.

Und dieser Orden existirt?

Ja! Er wurde 1773 aufgehoben und 1814 wieder restaurirt.

Ist er nicht auszurotten?

Nein! Denn die ungeheuern Zweige seines Stammbaumes sind nicht zu
finden. Nur ein Palliativ könnte ihn schwächen, und das wäre ein
immerwährender Kampf gegen ihn!




=Illuminaten.=


Als die Jesuiten im Jahre 1773 vom Papste durch eine Bulle aufgehoben
worden waren, und derjenige, welcher sie wieder herstellen würde,
darin =verflucht= wurde, trat plötzlich eine Sekte auf, welcher man
schreckliche Grundsätze schuld gab und die sich gegen die verborgenen
Jesuiten verbunden haben sollte. Diese Verbündeten nannten sich
=Illuminaten=, oder =Erleuchtete=. Unter andern sollen sie gelehrt
haben: der Selbstmord sei eine himmlische Wollust; des Ordens Wachsthum
sei aus Gott, Vaterland und Gewissen; der Zweck heilige die Mittel;
das Beste des Ordens billige Verleumdung, Giftmischung, Todtschlag,
Eidbrüche, Verrätherei, Rebellion, kurz alles, was die Jesuiten gelehrt
haben sollten. Man spürte diesen Orden schon in mehreren Landen, wußte
aber seinen Hauptsitz nicht. In Baiern schien man mehr Spuren von ihm
zu haben; doch alles war umsonst, ein Mitglied zu entdecken und zu
erkennen, bis die Jesuiten ihn verriethen und der Baierschen Regierung
im Jahr 1785 anzeigten.

Professor Weiß zu Ingolstadt war ein Feind der Jesuiten und hegte
neotorische Grundsätze, daher er 1775 eine Gegenparthei benutzte. Er
nannte seine Zuhörer zuerst =Erleuchtete=, =Illuminaten=. Bald darauf
sandte er einen Anhänger Namens =Zwakh= nach Augsburg, um das Geheimniß
der Freimaurer zu erhalten, welches auch geschah; allein er erfuhr
auch, daß die Jesuiten sich schon der Loge bemächtigt hatten. Hierauf
ließ er durch den Marquis =de Constarza= den Freiherrn =von Knigge= zum
Beistand einladen, der auch erschien und die Illuminaten zu Freimaurer
rektifizirte. Er ging aber bald wieder ab.

Der =erste= Grad dieses Ordens waren die =Minervaten=; sie bildeten das
Noviziat, kannten Niemand und studirten fort.

Im =zweiten= Grade hießen die Mitglieder =Freimaurer=, wo man auch
nicht viel erfuhr, als daß man zur Wohlthätigkeit angefeuert wurde. Die
=Unbrauchbaren= blieben hier stehen!

Im =dritten= Grade erschienen die =kleinen Illuminaten=; hierzu wurden
die Tauglichen genommen. Sie kannten die Glieder ihres Grades und einen
einzigen Obern.

Im =vierten= Grade waren die =großen Illuminaten=. Sie hatten einige
des ersten, zweiten und dritten Grades unter der Aufsicht.

Im =fünften= Grade waren die =dirigirenden Illuminaten= oder =Regenten=.

Alle Mitglieder kannten die Obern nicht; letztere hießen daher auch
die =Verschwundenen=. Auf die Briefe an die Obern, die der Uebergeber
nicht kannte, schrieb man: _quibus licet_, wenn man wollte, daß die
Provinzenräthe ihn erhalten sollten; an die Provinzialen schrieb man:
_Soli_, an den General _Primo_. Den Brief übergab jedes Ordensglied,
er mochte _quibus licet_, _Soli_ oder _Primo_ gehören, seinem
ihm bekannten Mitgliede, dieser dem nächsten, und so gingen alle
Nachrichten, Briefe oder andere Sachen stufenweise hinauf, und die
Antworten und Befehle wieder stufenweise herunter, ohne daß man wußte,
aus welcher Hand dieses alles kam.




=Die Rosenkreuzer=


wurden zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts bekannt. Ihr
angeblicher Stifter hieß =Christian Rosenkreuz=; er hatte lange
Zeit in den Pyramiden von Aegypten und im Orient gelebt, und dort
göttliche Weisheit und Kunst erlernt, und dies sei schon im vierzehnten
Jahrhundert geschehen. Der Zweck dieses geheimen Bundes war angeblich
eine allgemeine Verbesserung der Kirche, so wie Gründung einer
dauernden Wohlfahrt der Staaten und der Einzelnen. Allein man wollte
den =Stein der Weisen= suchen, und ihre =Charlatane= und =Adepten=
spukten lange in der Welt herum, bis sie in der letzten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts mit Cagliostro und Schröpfer verloschen.




=Schröpfer,=


welcher in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Leipzig lebte und
großes Aufsehen durch seine Charlatanerie machte, war nichts als ein
Betrüger. Er wollte den soliden Freimaurer-Orden reformiren, wurde aber
dafür auf die Finger geklopft. Allein als =Geister-Beschwörer= errang
er ein Ansehen bei Hohen und Niedern, und erwarb sich durch seine
=optischen Zauberspiegel= und =Zauberlaternen=, durch narkotisches
Räucherwerk und berauschende Getränke den Glauben seiner Jünger und
Gönner und ihren – Schutz. Er erschoß sich in Leipzig im Jahr 1774 aus
Verzweiflung, da wahrscheinlich ein Plan einer geheimen Parthei nicht
ausgeführt werden konnte.




=Cagliostro=


oder eigentlich _Giuseppe Balsamo_, in Palermo 1743 geboren, war
anfangs in dem Orden der barmherzigen Brüder und widmete sich der
Arzneiwissenschaft, wurde aber wegen Ausschweifungen aus dem Orden
wieder gestoßen. Um sich zu erhalten, fing er an, Leichtgläubige mit
=Zauberkünsten= und =Schatzgräberei= zu täuschen. Bald darauf fand er
in Calabrien ein schönes Mädchen, die zu seinen Betrügereien die Hand
bieten mußte, und er trat nun öffentlich als =Graf Cagliostro= auf. So
durchflog er Spanien, Portugal, Frankreich, England, und erwarb sich
durch seine Betrügereien und durch seine verschmitzte Frau ansehnliche
Summen. Er verkaufte =Schönheitswasser= für alte und häßliche Frauen,
und =Lebenstinkturen=, und seine Frau ihre – Tugend. Als aber
dieser Handel zu stocken anfing, wollte er der Stifter einer neuen
Sekte werden, wurde deshalb in London Freimaurer, und erschien als
=Wunderthäter=, =Magier=, und =kurirte Kranke unentgeltlich=. Auf diese
Weise durchzog er wieder verschiedene Länder, war in Curland, dann in
Frankreich, wo er aber 1785 wegen der famösen Halsbandgeschichte in
die Bastille kam. Daraus wieder entlassen, floh er nach London, von
da in die Schweiz, endlich nach Rom, wo er 1789 wegen Freimaurerei
und Ketzerei in die Engelsburg gesetzt und zuletzt zu einer
lebenslänglichen Haft verurtheilt und 1795 zu St. Leo im Gefängnisse
starb.




Die Seherin von Prevorst,


eigentlich =Friederike Hauffe= [geboren 1801 im Dorfe Prevorst bei
Löwenstein im Würtembergischen], hat großes Aufsehen erregt und
bedeutende Männer getäuscht. Schon in ihrer Kindheit soll sich bei
ihr das Ahnungsvermögen entwickelt und durch Träume kund gethan
haben; die =Haselruthe= schlug ihr auf Wasser und Metalle an. [Hier
muß der vernünftige Mann schon stutzen und die kommende Erzählung
mitleidig-lächelnd erwarten!] Auf Spaziergängen ergriff sie oft ein
Wehegefühl und Frieren, und dieses überfiel sie auch in Kirchen, wo
Gräber waren, oder auf Gottesäckern. Dazu gesellte sich an gewissen
Stellen ein Sinn für Geistererscheinungen! Den ersten Geist sah sie in
der Mitternacht im eignen großväterlichen Hause. [Da haben wir also die
Geisterseherin schon als Kind; mit ihm werden wohl auch die Geister
in dem zerrütteten Gehirn wachsen.] Im neunzehnten Jahre verheiratete
sie sich, versank aber bald in eine unerklärliche Schwermuth, weinte
Tage lang unter dem Dache des älterlichen Hauses und schlief, fünf
Wochen lang, nie mehr. [_sic!_] Am Tage ihrer Verheiratung war das
Leichenbegängnis des von ihr verehrten Stiftspredigers zu Oberstenfeld.
Auf seinem Grabe wurde es ihr auf Einmal ganz leicht und hell, und in
ihrem Innern ging ein höheres Leben auf. Am 13. Februar 1822 träumte
ihr in der Nacht, als sollte sie sich zu Bette legen; aber da lag schon
in demselben die Leiche des Verstorbenen. Sie sprach laut, weshalb ihr
Mann sie weckte. Am andern Morgen befiel sie ein Fieber, das vierzehn
Tage lang mit der größten Heftigkeit anhielt, und bald darauf brachen
heftige Brustkrämpfe aus, welche später abwechselnd mit Blutflüssen
und Kindbettfieber sie lange plagten. Ihr Gefühlsleben war nun so
gesteigert, daß sie nach den größten Entfernungen hin Alles fühlte und
hörte. [Das passirt Allen, welche das Nervenfieber haben!] Um diese
Zeit fühlte sie, daß sie =sieben= Tage lang jeden Abend um =sieben=
Uhr ein =nur von ihr= gesehener Geist magnetisirte, in welchem sie
ihre Großmutter erkannte. [Lachet nicht, meine vernünftigen Leser!]
Durch dieses geistige Magnetisiren in noch tieferen Schlaf gefallen,
gab sie an, daß sie nur durch Magnetisiren zu erhalten sei. So wurde
sie im Juni 1824 einer geregelten magnetischen Behandlung unterworfen.
Ahnungsvolle Träume, Divinationen, Voraussehen in Glas- und
Krystallspiegeln sprachen von ihrem aufgeregten Leben, so daß sie z.
B. in einem Glase mit Wasser, das auf dem Tische stand, Personen, die
erst nach einer halben Stunde das Zimmer betraten, schon im Voraus sah.
[Also auch Krystall-Guckerin!] Doch wirkte die fortgesetzte Behandlung
so wohlthätig auf sie, daß sie ihre weiblichen Geschäfte wieder
verrichten konnte und zuletzt blos alle =sieben= Wochen magnetisirt
wurde. Bei der zweiten Niederkunft, wo sie künstlich entbunden werden
mußte, verfiel sie wieder in Fieber, mit Phantasieen und Krämpfen
aller Art, und es stellte sich ein verstärkter magnetischer Zustand
aufs Neue ein. Der Schlaf blieb aus, sie weinte die Nächte durch,
hatte Durchfälle und Nachtschweiße, und wurde immer abgezehrter und
elender. Wenn in dieser Periode ein Freund, der oft um sie war, sie
mit dem Finger auf der Stirne zwischen den Augenbraunen berührte, sagte
sie dem _Dr._ =Kerner= jedesmal einen Spruch, der auf ihn und seinen
Seelenzustand Bezug hatte. Man kam auf den Gedanken, diese Krankheit
sei durch =dämonische Einflüsse= erzeugt, und nahm Zuflucht zu einem
als =Teufelsbanner= in Ruf stehenden Manne. [Dies ist also wirklich in
unserm neunzehnten Jahrhunderte geschehen?!] Dieser sandte zuerst ein
grünes Pulver, worauf sie wie im Veitstanze herumgedreht wurde, dann in
Schlaf verfiel, in welchem ihre Stimme schreiend wurde und auf Einmal
eine, Allen fremde Sprache redete, die sie ihre innere nannte. [Warum
hat man nicht eine =Grammatik=, oder wenigstens einen =Wegweiser=
herausgegeben; wir wollten auch die Geistersprache erlernen!] Ein
Amulet, das jener Mann ihr gegeben, wollte nicht bei ihr bleiben,
sondern lief einige Mal ganz von freien Stücken vor mehreren Anwesenden
über ihre Brust und Bettdecke, wie ein lebendes Wesen weiter, so daß
man es auf dem Boden fangen mußte. [Wir glauben, daß über das laufende
Amulet die Kinder lachen, wenn sie es lesen, und vernünftige Männer
den Schreiber bedauern, der solchen Unsinn wieder giebt.] Endlich zog
man den _Dr._ =Kerner= zu Rathe, welcher seine Behandlung, so wie das
Leben der Kranken unter dem Titel beschrieben hat: »Die Seherin von
Prevorst. Eröffnungen über das innere Leben des Menschen und über das
Hereintragen einer Geisterwelt in die unsere.« 2 Thle. Stuttgart 1832.

Diese Frau aber verschlimmerte, sie wurde ein wahres Marterbild, für
welches der Tod eine Wohlthat gewesen wäre. Ihre Verwandten brachten
sie endlich, fast gegen den Willen des Arztes, nach Weinsberg, wo sie
den 25. Novbr. 1826 todtenbleich und völlig abgezehrt ankam. Der Arzt
erklärte ihr nun, daß er jetzt nicht mehr auf das, was sie im Schlafe
spreche, Rücksicht nehme, und setzte ein rein ärztliches Verfahren
homöopathischer Art fort; allein es war zu spät, und er mußte wieder
zum Magnetismus seine Zuflucht nehmen. –

Wir wollen nur einige Erscheinungen dieser kranken Frau anführen; wer
noch mehr davon wissen will, lese das oben angeführte Werk.

Sie hatte beinahe keine organische Kraft mehr und lebte, wie sie
selbst sagte, nur von dem Luft- und Nervengeiste Anderer. Eben so war
der Geist der Metalle, der Pflanzen, der Menschen und der Thiere ihr
fühlbar und wirkte auf sie ein. Das Sonnenlicht verursachte ihr stets
Kopfschmerz. Bei einem Gewitter =fühlte sie die Blitze immer früher,
als Andere sie sahen, und zwar im Unterleibe=. [Sollte das nicht
vielleicht statt =Blitze= – =Gewitter= heißen?] Aus der Luft, sagte
sie, komme ihr ein eigenes belebendes Prinzip; daher mußte ein Fenster
bei Tage und bei Nacht, selbst in der strengsten Winterkälte, geöffnet
bleiben; auch behauptete sie, es sei in der Luft ein Stoff, dessen
sich die Geister bedienen, um sich hörbar und sichtbar zu machen [Nun
wissen also die Leser, daß man Geister =sehen= kann]; sie hüllen sich
in einen =Stoff=, der sich in der Luft befindet, ein. [Dieses ist sehr
fein gegeben, aber der Leser wird zu künftigen Geister-Erscheinungen
vorbereitet.] Je höher man sie brachte, desto magnetischer wurde sie.
So oft sie in das =rechte= Auge eines Menschen sah, bemerkte sie in
demselben hinter ihrem sich darin abspiegelnden Bilde immer noch ein
Bild, das aber weder dem Andern, noch ihrem eignen Bilde vollkommen
glich; sie hielt es für das Bild des innern Menschen dessen, den
sie ansah; bei Manchem erschien es ihr ernster, oder auch schöner,
verklärter, als das äußere. In dem rechten Auge der Thiere sah sie ein
blaues Flämmchen. Sie sah durch die Herzgrube, erkannte die innern
Theile, besonders die leidenden Organe ihres Körpers, und sprach von
einem ihr sichtbaren Schutzgeiste. Sie behauptete auch, die Bewohner
der linken Seite des Mondes seien mit Bauen beschäftigt. [Großen Dank,
Frau Seherin! nun wissen wir doch gewiß, daß der Mond Bewohner und auch
Zimmerleute, Maurer u. s. w., wie auf unserer Erde, habe. Aber wie
sahen sie denn aus? Warum haben Sie keine Zeichnung oder wenigstens
eine genaue Beschreibung geliefert?] Für die Krankheiten Anderer
hatte sie ein so außerordentliches Gefühl, daß sie bei Annäherung
eines Kranken, besonders nach dessen Berührung, alsbald die gleichen
Empfindungen in denselben Teilen des Körpers erhielt, und zum größten
Erstaunen des Kranken ihm alle seine Leiden aufs Genaueste sagen
konnte. [Wir kannten einen sogenannten Wunderdoktor, der den Patienten
=gar nicht anrührte=, und doch sogleich die Leiden desselben wußte,
denn seine Frau hatte den Patienten vorher ausgefragt, und der Herr
Doktor steckten hinter einer Spanischen Wand.] So heilte diese kranke
Frau auch eine Gräfin von M.

Nun wollen wir auch Etwas von ihrer =Mystik= erzählen.

Ich fühle, sagte sie, die Zeit, wo ich eingeschlafen bin, bis dahin,
wo ich erwache, wie einen Ring, der von der Herzgrube ausgeht, sich
über die Brust verbreitet und gegen die linke Seite hin wie befestigt
ist. Dieser Ring, welcher schwer und schmerzend ist, hat unter sich
noch fünf solche Ringe und über sich einen leeren. Er hat zwölf Theile,
und in diesen sehe ich die Haupteindrücke von dem, was mir in dieser
Zeit begegnete. Der Ring mit den Sternen bedeutet wirkliche Sterne.
Diese sind Wohnungen seliger Geister niedern Grades. [Wir verstehen
die Madame nicht; liegt es an uns? In den =Gedärmen= des Leibes können
wir uns solche Bilder nicht denken.] Der Mond ist die Wohnung solcher,
die selig werden. [Aber, Madam, Sie haben ja die Bewohner des Mondes
auf der linken Seite bauen gehört? Oder bauen die Geister auch?] Der
dritte Ring ist sonnenhell; aber sein Mittelpunkt ist noch heller,
als die Sonne. In ihm sah ich eine nicht zu durchschauende Tiefe,
die, je tiefer, desto heller war; ich möchte sie die =Gnadensonne=
nennen. [_Sic!_] Es kam mir vor, als schauten in diese Tiefe noch viele
andere Geister mit mir, und als bestehe Alles, was da lebt und webt,
aus Fünkchen aus dieser Tiefe, und als kämen alle Verordnungen aus
ihr. Alle sieben Jahre fallen bei mir diese sieben Sonnenkreise ab,
und Ihr ganzer Inhalt wird mit Einer Ziffer auf einen Punkt gesetzt,
in welcher dann der Inhalt aller Stunden, Minuten und Sekunden von
den sieben Jahren enthalten ist. So kann man =nach dem Tode= in Einer
Zahl das ganze Leben überschauen. [Nach dem Tode in seinem eignen
Körper? Ei! ei!] Der =Lebenskreis= ist kleiner, liegt unter ihm und
hat 13¼ =Abtheilungen=. Er ist leicht, wie Luft und Geist. Im
Mittelpunkte desselben liegt Etwas, das Zahlen und Worte setzt, und
das ist der Geist. Wie im Sonnenzirkel diese Welt liegt, so liegt in
diesem Lebenszirkel eine ganz andere, höhere; daher die Ahnungen, die
in jedem Menschen von einer höhern Welt liegen. Auf diesem innern Ringe
sehe ich meine =Gefühle= als Zahl und Zeichen stehen; es sind die
Zahlen 10 und 17, von denen auch meine Rechnung geht. Die eine Zahl,
der Zehner, ist eine beständige bei jedem Menschen und zugleich die
irdische Zahl, mittelst welcher der Geist in die Außenwelt gehen kann.
Die zweite Zahl, der Siebenzehner, ist keine beständige und kann bei
jedem Menschen verschieden sein, ist aber zugleich die innere Zahl und
die himmlische. Beide Zahlen sind zugleich auch Grundworte. In der
Zahl 10 liegt das Grundwort für den Menschen als Mensch und für sein
Verhältniß zur Außenwelt; in der andern das Wort für jeden Einzelnen
und dessen inneres Leben, das er nach dem Tode mitnimmt. Allein dies
ist nicht etwa eine notwendige Bestimmung zum Bösen, sondern es bleibt
ihm die Wahl zwischen dem Guten und Bösen; ergreift er aber das Böse
durch eigene Wahl und überwiegt es in seinem Leben: so verliert er die
Grundzahl, und ist alsdann dem Bösen und seinen Folgen völlig anheim
gestellt. Kommen von der Außenwelt so arge Dinge, daß sie die Grundzahl
des Menschen übersteigen, so ist es des Menschen Tod. Wem diese Zahl
durch gar nichts gestört wird, der erreicht das höchste Lebensalter.
Für jede Sünde, jeden bösen Gedanken und Willen wird eine Zahl im
Innern gesetzt; der Geist, der nichts Böses duldet, notirt dies, und
nach dem Erwachen [dem Tode] im Mittelreiche, wo man ganz isolirt da
steht, liegt dann Alles klar vor Einem, und es ist dann der eigene
Geist des Menschen der Richter. Solche Ringe gehen durch die ganze
Natur, durch Alles, was lebt und webt. – Beim Tode wird der Geist von
der Seele, so wie von der Herzgrube und dem Gehirn losgemacht. Dann
lößt sich auch die Seele; dies ist der Moment des Todeskampfes, wo aber
selige Geister der Seele beistehen. [Da haben wir den =Astralgeist=,
wie er lebt und webt! Wie kommt denn diese =kranke Person= dazu?] Der
Nervengeist steht höher, als der Nerv [ganz richtig!], er verbindet
die Seele mit dem Leibe, [also wieder ein Medium zwischen Seele und
Körper?] und den Leib mit der Welt. Er geht mit der Seele nach dem
Tode über und ist unzerstörbar. [Paracelsus sagt doch, daß sein
=Astralgeist= zerstörbar sei; aber die =kranke Frau= will noch mehr
haben! Was kann denn auch eine nervenschwache (zuweilen närrisch
genannte) Frau kluges sprechen; dies wäre ja eine _contradictio in
subjecto_.] Durch ihn bildet die Seele eine ätherische Hülle um den
Geist [ob die Kranke schon die ätherische Hülle den Umstehenden genau
beschrieben haben mag? denn Aether ist Luft, und Luft im eigentlichen
Sinne nicht sichtbar, folglich Nichts in Nichts gesehen], und die
Geister des Zwischenreichs [wahrscheinlich des Fegfeuers] können mit
seiner Hilfe und mittelst eines in der Luft enthaltenen besondern
Stoffes =Töne= hervorbringen, die =Schwerkraft= in den Körpern aufheben
und sich den Menschen fühlbar machen. [Ach, liebe Madam! das haben
Sie vielleicht von =Hörensagen=; denn da Sie keine =Geographie=
und =Geschichte= der Länder kennen sollen u. s. w., werden Sie
wahrscheinlich auch die Geographie und Geschichte der Seele und des
Körpers nicht kennen.] In reinen Menschen bleibt dieser Nervengeist
in dem Körper zurück, sie können sich daher nicht =hörbar= machen und
=spuken= nicht. – [Welcher Unsinn! oder wie es meine =denkenden Leser=
nennen wollen!]

Ich male mir, sagt diese =kranke Person= ferner, diese Gestalten
nicht selbst aus. Ich habe nicht die mindeste Freude an ihnen, ich
bin geplagt durch sie; auch denke ich nicht an sie, außer ich sehe
sie [_Sic!_], =oder man fragt mich über sie=. Leider ist mein Leben
so beschaffen, daß mein Geist in eine =Geisterwelt= schaut [nämlich
in die =Intestinen= ihres Körpers!], die gleichsam auf unserer Erde
ist, und so sehe ich die Geister nicht nur einzeln, sondern oft in
großer Menge und von verschiedener Art. [Vielleicht von Baskiren- und
Kalmucken-Art?] Mit vielen komme ich in gar keine Berührung [dieses mag
die einzige Wahrheit sein!], andere wenden sich zu mir, ich rede mit
ihnen [natürlich, in der Geistersprache!], und sie bleiben oft Monat
lang in meinem Umgange. Ich sehe sie oft zu den verschiedensten Zeiten,
bei Tage und bei Nacht, ob Menschen da sind oder nicht, und in allen
Zuständen; ich kann ihnen nicht ausweichen. Oft treten sie vor mein
Bett und wecken mich, wo dann andere Personen, die bei mir schlafen,
von ihnen träumen, ohne daß ich ihnen etwas über ihre Erscheinung
gesagt hätte. [_Sic!_] Ihr Aussehen ist gleich einer dünnen Wolke; im
Sommer aber und im Mondenscheine sehe ich sie heller, als im Dunkeln.
[Dies mag Wahrheit sein, denn das Mondenlicht giebt oft groteske
Gestalten, aber doch keine Geister!] Mit geschlossenen Augen sehe ich
sie nicht [wir auch nicht!], aber ich =fühle= ihre =Gegenwart=. [Wie
ist denn dieses Gefühl?] Ihre Gestalt ist immer so, wie sie =wohl= im
Leben war, aber wie aus einer Wolke [wir können Ihre Gestalt aus der
Wolke nicht schauen, liebe kranke Madam!], nur farblos, grau; so auch
ihre =Kleidung, wie sie wohl im Leben war= [welche Widersprüche!],
aber wie aus einer Wolke; nur die =Bessern sind gleich gekleidet=,
sie tragen ein langes, helles Faltengewand, wie mit einem Gürtel um
die Mitte des Leibes. Ihre =Gesichtsfarbe= ist auch ähnlich der der
Lebenden, nur auch grau, meistens traurig und düster; die Augen sind
hell, oft wie Feuer; Haupthaare sah ich nie. Die Bessern erscheinen
heller, die Bösen dunkler. [Nun wissen Sie, meine geneigten Leser,
wie ein Geist aussieht; ohne diese kranke Frau hätten wir es nie
gewußt!] Alle weibliche Wesen haben dieselbe Kopftracht, eine über die
Stirn herlaufende, alle Haare bedeckende Verschleierung. Der Gang der
=Bessern= ist schwebend, die =Bösen treten schwerer auf=, so daß man
sie zuweilen hört! Durch Töne, wie durch Klopfen, Rauschen, wie mit
Papier, durch Schlürfen, wie in Socken oder Pantoffeln, durch Seufzen,
als ob man mit Sand würfe, suchen sie die Aufmerksamkeit derer auf sich
zu richten, die sie nicht sehen können. [Die armen Geister! Hingen sie
eine Trommel um, schlügen einen Marsch u. s. w., so würde man doch
weit besser ihre Gegenwart erfahren.] Sie können aber auch schwere
Dinge bewegen und werfen, Thüren auf- und zumachen, und je dunkler ein
Geist ist, desto mehr spukhafte Dinge vermag er zu treiben. [Gewiß
hat die kranke Madame auch Ratten und Mäuse zu dieser Gesellschaft
gezählt.] Oft saugen Geister, besonders dunklere, die religiösen
Worte, welche ich sprach, wie in sich ein, und ich sah sie dadurch wie
heller und leichter werden!! Diejenigen Geister, die meistens zu mir
kommen, sind in den untern Stufen eines Geisterreiches, das in unserm
Luftraume ist, in dem sogenannten Zwischenreiche. Das sind =Geister,
deren Geist= in diesem Leben theils durch Hinziehen nach der Außenwelt
niederblieb [meint sie den Astralgeist?], theils solche, die nicht im
Glauben an die Erlösung durch Christum starben [haben diese türkische
oder chinesische Kleidung?], oder solche, denen noch irgend ein
irdischer Gedanke an die Seele im Sterben anklebte, und der sie nun
auch an diese Erdennähe bindet. Hier geht die Besserung einzig aus
sich selbst. Sie wollen, ich solle ihnen ein Wort des Trostes sagen
und durch Gebet aufhelfen. [Madame werden gewiß die Bittenden nicht
haben warten lassen.] Auch glauben sie [nämlich die Geister], das
Aufdecken einer Unthat, die =auf ihrem Geiste= lastet, könnte ihnen
Ruhe bringen. [Man bemerkt, daß die Madame die Theorie der Geisterkunde
studirt hat.] Sie könnten sich auch an bessere, selige Geister wenden,
aber ihre =Schwere= zieht sie mehr zu den Menschen hin. – =Solche
Hilfe= suchte bei ihr einer aus der Familie =Weiler= vom Lichtenberg,
in Gestalt eines Ritters [ob er auch ein Schwert an der Seite gehabt
hatte? Ei, liebe Madame! Sie hätten mehr genauer beschreiben müssen,
denn Geister sind keine Kleinigkeiten, man sieht sie nicht alle Tage!],
ein Brudermörder, ferner ein Mönch =in einer Kutte=, [war dieser ein
Karthäuser oder ein Kapuziner? Vielleicht gar ein Jesuit!], auch ein
Mörder, nachher ein gewisser K. in Weinsberg, welcher die Geschäfte
des Kaufmanns F. zu dessen großem Nachtheile geführt hatte und wegen
eines =Geheimbuches= [?] beunruhigt wurde, hierauf ein weiblicher
Geist, aber nur kurze Zeit, nachher ein Bauer mit einer Bäuerin, Mörder
eines Kindes, das sie im Stalle begraben hatten, und mit ihnen ein
schwarzer Mann, der ihnen das Gift für das Kind gegeben hatte, dann
ein großer Mann in einem =weißen Rocke=, der zwei Waisen um ihre Habe
betrogen hatte; er brachte einen schwarzen, =feindlich gesinnten= Mann
mit, einen höhern Beamten, der ihn immer wieder vom Guten abzulenken
suchte. Der Schwarze erschien einmal in Gestalt eines Hundes, mit
großer Schnauze und rollenden Augen [wahrhaftig! wie _Dr._ =Fausts=
Mephistophilus], und bald nachher wie ein ungeheurer Skorpion. Nach
diesen ein alter Mann mit einem langen Barte, einem Hute, ähnlich dem
der Tyroler, kurzem Rocke, Halbstiefeln und langen Hosen. [Großen Dank!
dies ist doch eine ächte Beschreibung, nur hätten Sie, Madame, auch
sagen sollen, was für Tuch zu dem Rocke, und ob die Hose von Linnen
oder vielleicht von Nankin war.] Er war 1529 gestorben. Bald nach
diesem eine noch dunklere Gestalt, der Jäger des Andern und ein Feind
desselben, der selbst noch nicht selig werden wollte. Auf diese folgte
eine Lichtgestalt mit einer Glorie, der verstorbene Stiftsprediger T.
zu Oberstenfeld, ein im Leben äußerst rechtschaffener, religiöser Mann;
dann zum Beschluß mehrere unbedeutende Geister. [Kann wohl des Unsinns
mehr erdacht und geschrieben werden? Aber lachen Sie nicht mehr,
geehrte Leser, sondern bedauern Sie das gehirn- und nervenkranke Weib
und diejenigen, die solche Dinge glauben!]

Diese kranke Frau starb endlich den 5. August 1829; aber noch in der
Todesstunde sah die Schwester ein einfaches, unbefangenes Mädchen, =die
auch Geister wahrnahm=, eine hohe, lichte Gestalt ins Zimmer treten,
und in demselben Momente that die Sterbende einen heftigen Schrei der
Freude. [Ob wir wohl die Schwester als zweite Auflage erhalten werden?]




=Der Wunderdoktor.=


Da wir einmal dem Lande Würtemberg so nahe sind, so kann zugleich,
neben der Seherin von Prevorst, auch unser neuer Wunderdoktor hier ein
Plätzchen finden.

Die Dorfzeitung Nro. 71, 1834, erzählt:

Die Würtemberger Blätter berichten von einem neuen =Wunderdoktor=. Bei
Ravensburg habe kürzlich ein Schweizerknecht einen schrecklichen Fall
gethan, das Gehirn aufs Heftigste erschüttert und das Schlüsselbein
zersprengt. Alles habe rath- und trostlos um den Unglücklichen
gestanden, da habe ein Hufschmied sich erboten, er wolle die Kur
übernehmen, und ohne Einrichtung, ohne Verband, und ganz wohlfeil habe
er den Armen kurirt, der nun auch richtig ein jammervoller Krüppel sei,
lahm, einhüftig, mit verwirrtem Gehirn, jeder Kraft und Stärke beraubt.
Das Geld für den Arzt sei aber glücklich erspart!




Prinz von Hohenlohe,

der Wunderbeter des neunzehnten Jahrhunderts.


Sein Titel ist: =Alexander Leopold=, Prinz von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst. Er ward geboren den 17. August
1793 zu Kupferzell bei Waldenburg. Sein Urgroßvater, Graf Ludwig
Gustav von Hohenlohe-Schillingsfürst, war der Erste, welcher aus
dieser Familie 1667 zur römischen Kirche übertrat, nachdem er =vorher
von mancherlei Geisterbeschwörungen und Goldmacherkünsten umgeben
gewesen war=. Seine Mutter war sehr andächtig und hatte ihn, als den
Lieblingssohn, der Kirche geweiht; sie besiegte daher dessen Neigung
zum Militairstande und übergab ihn einem =Ex-Jesuiten=, Riel, Lehrer
in dem Convicte zu Schillingsfürst. Eilfjährig und bereits ganz dem
geistlichen Stande ergeben, kam er 1804, um Humaniora zu studiren,
in das Theresianum nach Wien; 1808 ging er nach Bern und 1810 nach
Wien zurück. Als sechzehnjähriger Jüngling trat er daselbst in das
erzbischöfliche Seminar für junge Priester, nachher in eine ähnliche
Pflanzschule zu Tyrnau in Ungarn, dessen hohem Klerus er 1819 sein
Gebetbuch »_Sacerdos catholicum in oratione et contemplatione etc._«
widmete. Doch waren seine theologischen Studien durch Reisen und
=Welterfahrungen= öfters unterbrochen, bis er 1814 nach Ellwangen
zurückgerufen wurde, um unter den Augen seines Oheims, des Weihbischofs
Franz Karl von Hohenlohe-Schillingsfürst, auf der neuen Universität,
besonders unter Leitung des General-Vicariathsraths und Professor der
Moraltheologie Bestlin, zu absolviren. In diesem Jahre wurde er vom
Metropolitanstift von Olmütz zum Canonicus gewählt. – Jetzt fing er
schon an, =Bettler= und =wundersüchtige Frauen= aufzusuchen.

Im Januar 1815 erhielt er die Weihe des Subdiaconats, und fing an,
durch eine Predigt über die Bedeutung der heiligen Taufe und der
Sterbekerze sein Talent zum Kanzelredner zu zeigen. Die Priesterweihe
ertheilte ihm der Oheim den 16. September 1815. Das folgende Jahr
reiste er nach Rom, wo er von den Jesuiten in ihrem Hauptsitze, auf
dem _Monte Cavallo_, aufgenommen wurde, vom Cardinal Somaglia die
Erlaubniß, in jeder Kirche Roms Messe zu lesen, erhielt, und sich im
_Collegio Romano_ den englischen Jüngling, den heiligen Aloysius Gonga,
zum Fürsprecher zu Erhaltung eines reinen Herzens erbat. Dann bekam
er Wohnung und Kost im Jesuiter-Collegium. Hierauf begann er seine
geistlichen Uebungen, wo er sich die Fragen »Hinterging dich die Welt,
das Fleisch, der Satan? Ach schreckliche Zurückerinnerungen!!« ans Herz
legte, sich besonders den heiligen Xaverius als den =Seeleneiferer=
zum Patron wählte, und an dem alten Pater, Beichtiger Panisoni,
bewunderte, =wie die heilige Pflanze der Keuschheit den Verstand gegen
Stumpfheit kräftig schütze=, während er selbst glaubte, daß =heute
alle die Sünden, die sein Herz beschweren, in das Meer der göttlichen
Erbarmung geworfen waren=. Nachdem er Mitglied der Herz-Jesu-Sodalität
zum heiligen Paul geworden war, und die päpstliche Bevollmächtigung,
Rosenkreuze, Crucifixe etc. jedesmal bis auf 3000 Stücke zu
benediciren, erhalten hatte, verließ er 1817 Rom.

Er kam unter andern auch nach München, wo man ihn aber bald der
=Scheinheiligkeit= beschuldigte, und weil man in seinen Predigten einen
untergelegten römischen Text zu bemerken glaubte. Selbst in Bamberg,
wo ihn der König 1817 zum geistlichen Rath bei dem Generalvicariat
ernannt hatte, verschrie man ihn schon als =Römling und als einen dem
Jesuitismus und Obscurantismus Verschwornen=. Unter andern machte sich
unser Mystiker durch eine Rede bekannt – »Was ist der Zeitgeist?« –
die an die Kaiser Franz und Alexander, und an den König von Preußen
gerichtet war. Er sagt darin: »nur der ächte Christ ist auch getreu
gehorsamer Unterthan. Ein solcher aber ist ihm nur der =ächt-römische=!«

_Dr._ Bergold, Pfarrer zu Hasfurt, brachte den Fürsten Hohenlohe in
Bekanntschaft mit einem noch aus =Gaßners= Zeiten her, durch eine
Jesuiten-Tradition enthusiasmirten, schon lange an ein begeisterndes
Erbeten von Wunderkuren gewöhnten Bauer, =Martin Michel=, zu
Unterwittighausen, einem badischen Orte an der baierisch-fränkischen
Grenze. Von diesem faßte der Prinz den vielversprechenden Zuruf auf:
daß doch er, der Priester, noch mehr Wunder zu erbeten vermögen
müßte, als der Bauer. Der Versuch wurde gewagt, daß der Bauer im
Beisein des Prinzen und Priesters einer Prinzessin, Mathilde von
Schwarzenberg, welche der Mechanist Heine zu Würzburg wegen einer
Rückgrats-Verschiebung seit acht Monaten durch Maschinen allmälig
schon zum Sitzen und Stehen gebracht hatte und jetzt das Gehen selbst
versuchen lassen wollte, im Vertrauen auf den =Namen Jesu und die
heilige Dreifaltigkeit=, ohne Wissen des Arztes, zum Gehen aufforderte.
Sie faßte auf Michels Zuspruch Glauben und Muth, und der Versuch
entsprach. [_Sic!_] Seit dem Gelingen aber trat nun, weiterhin ohne
dem Bauer, der Prinz-Domherr als der =Wunderthäter= hervor, wirkte
zugleich durch =persönliche Haltung=, durch das Imposante eines
priesterlichen Prinzen, durch seine Art von Predigten, durch =geist-=
und =weltliche Verbindungen, Umgänge= u. s. w., und erregte schnell
ein Zusammenströmen der Hilfsbedürftigen, von denen er gewöhnlich
festen Glauben, auch die heilige Beichte forderte, alsdann über sie mit
Anstrengung betete und sie – bald erschüttert, bald wirklich gebessert,
bald mit guten Hoffnungen, oft aber auch mit der Verzweiflung, =daß ihr
Glaube nicht stark genug sei= – entließ. Indeß gelang im Würzburger
und Bamberger Hospital keine der vielen, von dem Prinzen versuchten
Heilungen, und die Sanitäts-Polizei wurde befehligt, die Wunder nur in
ihrer Gegenwart versuchen zu lassen und genau zu beobachten.

Unmuthig (sagt der Schriftsteller, von dem wir diese Notizen nehmen)
eilte der =Wundermann= ins Bad Brückenau. Man hörte aber nicht,
daß dieses von Kranken leer geworden sei. Eine traurige Erklärung
vielmehr, wie sehr sich die Augenkrankheit des Prinzen Friedrich von
Hildburghausen (jetzt von Altenburg), da er aus Vertrauen auf das
priesterliche Gebet keine Arzneimittel mehr gebrauchte, verschlimmert
hatte, erschien unterm 1. September 1821 von Hildburghausen aus in den
Zeitungen.

Als nun die Aussichten der Wunderkuren des Prinzen =bedenklicher=
wurden, legte er die Sache, als ein bloßes Phänomen von Folgen auf
seine Gebete, den 16. Juli 1821 dem Papste selbst vor. Allein die
Antwort des Papstes blieb in den Händen des Bischofs von Würzburg und
ist uns nicht bekannt worden. Man war aber auch zu Rom behutsam genug,
auf die Tridenter Synode, daß neue Wunder ohne Prüfung und Billigung
des Bischofs nicht zugelassen werden sollten, und auf die Mirakel-Bulle
von Benedict XIV. zu verweisen. Der Prinz war dort persönlich im
Andenken, und meinen gleich Manche, die Person des Wundertäters thue
gar nichts zur Sache, so zweifeln doch Andere, ob die Gottheit, um
gegen die =Pest der Neuerer= seine Kirche durch Wunder siegend zu
machen, den seiner Priesterthumskraft allzuviel zuschreibenden acht und
zwanzigjährigen Bisthums-Canditaten gewählt habe. Andere gingen bis auf
P. Gaßner, dessen Einfluß auf die Hohenlohische Nachbarschaft und den
unabgerissenen Faden zurück, welcher die Sache an starken Verkehr mit
den Jesuiten festknüpfte.

Nach erhaltenen Winken von Rom wurde jetzt die ganze Sache nicht mehr
Mirakel zum Beweis für die Kirche genannt, sondern blos priesterliches
Gebet um Heilungen. Der von Brückenau zurück gekommene =Wunderbeter=
erklärte aber auch sich selbst für erschöpft und verweigerte durchaus
unter Aufsicht der Sanitäts-Polizei zu wirken. Reisen nach Wien und
Ungarn entrückten ihn der allzusehr aufgeregten Beobachtung. Dafür
ertheilte er aber jetzt =Scheine=, daß er für Kranke, die sich z. B. in
Marseille und in Schottland an ihn gewendet haben, zu einer bestimmten
Stunde Messe lesen und beten wolle, und daß sie in der =nämlichen
Stunde= sich mit ihm in Gebet zu Gott vereinigen sollen.

Ob nun das Andrängen an Gott, wenn es zu gleicher Zeit geschieht, auf
die Gottheit oder auf das Vertrauen der armen Kranken um so wirksamer
sei, darf man kaum fragen, weil in diesen Dingen alles Fragestellen
an den Verstand dem Pestübel der Aufklärung ähnlich sein soll. Der
Gedanke aber, auf die nämliche Stunde in weiter Entfernung ein Gebet zu
bestellen, ist lächerlich, da, wenn von Bamberg aus zu Marseille ein
Gebets-Verein Punkt acht Uhr bestellt ist, der zu Bamberg Betende lange
geendiget haben wird, ehe der zu Marseille, der Stunde nach, beginnen
kann.




Bei dem Verleger dieses Werkes sind zu haben:


  =Domänen=, die, nebst Bemerkungen zu der Schrift: Der Weimarische
  Landtag von 1832. 8. geh.                                        4 gr.

               =Inhalt.=
  1) Die Domänen und adeligen Güter.
  2) Die Vereinigung der Ober-Administrations-Behörden.
  3) Die souveräne Advokatenzunft.
  4) Die demagogische Kaserne.
  5) Die Weimarische Preßfreiheit.
  6) Die politische Kirche.

  =Entwurf einer Advokaten-Ordnung= für das Großherzogthum S.
  Weimar-Eisenach. 1832. 8. geh.                                   8 gr.

  _=Gräbner, Dr. K.=, Frictions-Theorie. Ueber die Ursache der
  Entstehung der Weltkörper-Atmosphären, deren Verschiedenheit in
  Ausbrechung ihrer Lichtentwickelung u. s. w. Aphorismen zu einer
  Hypothese der höhern Physik._ 1832. gr. 8. broschirt.            6 gr.

  =Henß, Adam=, das politische Glaubensbekenntniß und die
  staatsbürgerlichen Ansichten eines teutschen Bürgers und Handwerkers.
  1832. 8. geh.                                                    6 gr.

               =Inhalt.=
   1) Staat.
   2) Regierungsform.
   3) Volk.
   4) Vaterland.
   5) Volksvertretung.
   6) Rechtspflege.
   7) Gemeinde-Verwaltung.
   8) Polizei.
   9) Preßfreiheit.
  10) Reaction.
  11) Pfaffenthum.
  12) Juden.
  13) Staatsbürger.

  =Heß, _Dr._ Mendel=, Großherzoglicher Landrabbiner, Predigt, gehalten
  in Weimar, am 21. Jun. 1832. 8. geheftet.                        2 gr.

  =Heß, _Dr._ Mendel=, Confirmationsrede. 8. geh.                  1 gr.

  =Lentin=, _Dr._ Land-Thierarzt, Hausmittel für kranke Thiere, als
  freundlicher Rath für Viehbesitzer. 1833. 8. geh.               18 gr.

  =Romantik=, die, des neunzehnten Jahrhunderts. Mit einer Nomenklatur
  der Romanschreiber von 1800 bis 1831, und einer Zahlangabe der
  jährlich herausgekommenen Romane von 1700 bis 1831. Herausgegeben von
  dem Verfasser der »Aphorismen über Schriftstellerei unserer Zeit.«
  1833. 8. geheftet.                                            1 Rthlr.


=Romane.=

  =Artemisio=, die Schauer-Ruine der alten Riesensteinburg, oder
  Ritter-, Räuber- und Geistergeschichten der Vorzeit. 1833. 8. geh.
                                                                  20 gr.

  =August=, Merlins Liebe und Zauberei. Phantasiestück. 1832. 8. geh.
                                                                  14 gr.

  =Bartels=, Friedrich, das Bombardement von Antwerpen im Jahre 1830.
  Historisch-romantisches Gemälde aus Belgiens neuester Geschichte.
  1833. 8. geh.                                                 1 Rthlr.

  =Bilder= aus dem Leben. Vom Verfasser der Novantiken. 1833. 8. geh.
                                                                  20 gr.

  =Ditmar von Cromsdorf=, oder das =Moosweibchen=.
  Historisch-romantische Erzählung des dreizehnten Jahrhunderts, von
  dem Verfasser der Novantiken. 1834. 8. geh.                     12 gr.

  =Gräbner=, Karl, Novantiken. Bilder der Vergangenheit und Gegenwart.
  Mit einer lithographirten Abbildung. 1833. 8. geh.            1 Rthlr.

  =Jeremias=, Joseph, sonderbare Schicksale des Sängers Joseph Gradweg.
  Ein curioser Roman. 1832. 8. geheftet.                  1 Rthlr. 8 gr.

  =Desselben= Hugo Raynald, oder das späte Glück. Historisch-romantische
  Erzählung aus den Zeiten der lombardischen Kriege in den Jahren 1162
  bis 1176. 1832. 8. geh.                                         20 gr.

  =Insel=, die, historisch-romantische Erzählung aus Rußlands und Polens
  Vorzeit. Vom Verfasser des Czar von Casimow. 1832. 8. geh.      20 gr.

  =Märchen.= Vom Verfasser der Novantiken. 1832. 8. geheftet.     20 gr.

  =Opitz=, Wilhelm, Paul Arner und seine Gesellen, oder die
  Räuberhochzeit im Höllenthale. Roman für die Lesewelt jetziger Zeit,
  nach biographischen Skizzen und Sagen aus dem letzten Jahrzehend des
  vorigen Jahrhunderts. 1832. 8. geh.                           1 Rthlr.

  =Desselben= Uso von Drachenburg, oder die Entweihung der Todtengruft.
  Ein Roman nach Sagen der Vorzeit des zwölften Jahrhunderts. 1833. 2
  Bde. 8.                                                1 Rthlr. 16 gr.

  =Querner=, Godofred, Volksmährchen. 1833. 3 Bände. 8. geh.    2 Rthlr.

  =Renegat=, der, und die =Jesuiten= in den Jahren 1809 bis 1828. Eine
  Geschichte voller Abentheuer. Vom Verfasser der Novantiken. 1832. 8.
  geh.                                                            20 gr.

  =Schloß=, das geheimnißvolle, am See, oder die Verschwundenen. Ein
  Roman aus neuerer Zeit. Von dem Verfasser der Novantiken. 1832. 8. geh.
                                                                  22 gr.

  =Schumann=, F. W., Curiositäten. Eine Sammlung von komischen Aufsätzen
  und Druckfehlern, lächerlichen Bekanntmachungen, drolligen Briefen,
  schnurrigen Einfällen und merkwürdigen Predigten u. s. w. Freunden des
  Frohsinns und der guten Laune als ein Präservativ gegen die =Cholera=
  gewidmet. 1832. 8. geheftet.                                    12 gr.

  =Sneh, Mada=, die reisenden Handwerker. Ein romantisches Gemälde aus
  der wirklichen und idealen Welt. 1832. 8. geheftet.           1 Rthlr.

  =Spadolino Stefano=, der räthselhafte Räuber-Hauptmann in den
  Umgegenden Roms. 1832. 8. geh.                                  22 gr.




Taf. 1.


Fig. 1.

  4   9   2
  3   5   7
  8   1   6

[Illustration: Siegel des Saturns]


Fig. 2.

  16  3   2   13
  5   10  11  8
  9   6   7   12
  4   15  14  1

[Illustration: Siegel des Jupiters]


Fig. 3.

  11  24  7   20  3
  4   12  25  8   16
  17  5   13  21  9
  10  18  1   14  22
  23  6   19  2   15

[Illustration: Siegel des Mars]


Fig. 4.

  6   32  3   34  35  1
  7   11  27  28  8   30
  19  14  16  15  23  24
  18  20  22  21  17  13
  25  29  10  9   26  12
  36  5   33  4   2   31

[Illustration: Siegel der Sonne]




Taf. 2.


Fig. 5.

  22  47  16  41  10  35  4
  5   23  48  17  42  11  29
  30  6   24  49  18  36  12
  13  31  7   25  43  19  37
  38  14  32  1   26  44  20
  21  39  8   33  2   27  45
  46  15  40  9   34  3   28

[Illustration: Siegel der Venus]


Fig. 6.

  8   58  59  5   4   62  63  1
  49  15  14  52  53  11  10  56
  41  23  22  44  45  19  18  48
  32  34  35  29  28  38  39  25
  40  26  27  37  36  30  31  33
  17  47  46  20  21  43  42  24
  9   55  54  12  13  51  50  16
  64  2   3   61  60  6   7   57

[Illustration: Siegel des Merkur]




Taf. 3.


Fig. 7.

  37  78  29  70  21  62  13  54  5
  6   38  79  30  71  22  63  14  46
  47  7   39  80  31  72  23  55  15
  16  48  8   40  81  32  64  24  56
  57  17  49  9   41  73  33  65  25
  26  58  18  50  1   42  74  34  66
  67  27  59  10  51  2   43  75  35
  36  68  19  60  11  52  3   44  76
  77  28  69  20  61  12  53  4   45

[Illustration: Siegel des Mondes]


Fig. 8.

[Illustration: Wider die Feuersbrunst]




Taf. 4.


Fig. 9.

[Illustration: Chiromantie]




Taf. 5.


Fig. 10.

[Illustration: Zauberkreis]




Taf. 6


Fig. 11.

[Illustration: Siegel der sieben Geister]


Fig. 12.

[Illustration: Pentaculum Salomonis]




Taf. 7


Fig. 13.

[Illustration: Gürtel Salomons]


Fig. 14.

[Illustration: Zauberstab]




Taf. 8


Fig. 15.

[Illustration: Gestalt des Höllenfürsten]


Fig. 16.

[Illustration: Geisterfürst Marbuel]




Taf. 9


Fig. 17.

[Illustration: Zeichen auf dem Mantel]


Fig. 18.

[Illustration: Zeichen auf der Hand]




Taf. 10


Fig. 19.

[Illustration: Gestalt des Höllenfürsten]


Fig. 20.

[Illustration: Geister von einem Schatz vertreiben]




Liste korrigierter Druckfehler


Im Inhaltsverzeichnis ab Seite iii waren mehrere Seitenzahlen falsch
angegeben. Sie wurden folgendermaßen geändert:

  „Vom Bannen und Festmachen“: Seite 44 korrigiert zu 45.
  „Schatzgräberei“: Seite 96 korrigiert zu 97.
  „Das Mutisheer“: Seite 126 korrigiert zu 127.
  „Christnacht, helle und finstere“: Seite 114 korrigiert zu 115.
  „Gespenst, das, im Hause“: Seite 134 korrigiert zu 133.

Seite 2: „ine“ durch „eine“ ersetzt (Sie ist eine behende, reine Kunst
ohne Ceremonie, ...)

Seite 25 „_acculta_“ durch „_occulta_“ ersetzt (_Agrippa_ in seiner
_occulta philosophia_ ...)

Seite 32 „Hilfswurzbind,“ durch „Hilfswurz, bind“ ersetzt (... Mannstreu,
Hilfswurz, bind dies mit Siebengezeit zusammen in Herzkraut, und ...)

Seite 64: „un“ durch „und“ ersetzt (... ihre Länge, Züge, Lage,
Gestalt, Abschnitte und Vermischungen mit einander.)

Seite 66: „Spases“ durch „Spaßes“ ersetzt (Des Spaßes wegen lasse man
sich ...)

Seite 170: „=gewönliche=“ durch „=gewöhnliche=“ ersetzt (Als es zwei
Uhr schlug, ließ sich =der gewöhnliche Klang einer großen Glocke=, die
geläutet wurde, vernehmen, ...)

Seite 177: „daß“ durch „das“ ersetzt (Die Besuche dieses Wesens, das
sich Immanuel nennen läßt, ...)

Seite 210: „Urthel“ durch „Urtheil“ ersetzt (Das Urtheil brachte ihm
das Schwert; ...)

Seite 230: „Aristrokratie“ durch „Aristokratie“ ersetzt (Alle diese
hatten wahrscheinlich eine Aristokratie für die Eingeweihten ...)

Seite 258: „=Exsuiten=“ durch „=Ex-Jesuiten=“ ersetzt (... und
übergab ihn einem =Ex-Jesuiten=, Riel, Lehrer in dem Convicte zu
Schillingsfürst.)

Seite 265: „Brückenan“ durch „Brückenau“ ersetzt (Der von Brückenau
zurück gekommene =Wunderbeter= ...)

Taf. 1, Fig. 4: Im magischen Quadrat kam die Zahl 23 doppelt vor, sie
wurde in der 1. Zeile, 2. Spalte durch 32 ersetzt, so dass die Summe
aller Zeilen und Spalten 111 beträgt.

Taf. 2, Fig. 5: Im magischen Quadrat kam die Zahl 28 doppelt vor, sie
wurde in der 5. Zeile, 1. Spalte durch 38 ersetzt, so dass die Summe
aller Zeilen und Spalten 175 beträgt.

Taf. 3, Fig. 7: Im magischen Quadrat kam die Zahl 25 doppelt vor, sie
wurde in der 8. Zeile, 6. Spalte durch 52 ersetzt, so dass die Summe
aller Zeilen und Spalten 369 beträgt.



*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75841 ***